1841 / 299 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

bevorstehenden Sitzung der Kammern in eben so dringender und

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als Aequivalent des von ihnen geforderten Zugestaͤndnisses die

seits wuͤrden mit Freuden allen Anspruͤchen auf die Beschuͤtzung ihrer siechenden Industrie entsagen, wenn man sie fuͤr die darin angelegten und verlorenen Kapitalien entschaͤdigen wollte; aber es

entscheidenden Augenblick noch bestehenden Etablissements zu gut

½ Paris, 22. Okt. Die ewige Zuckerfrage wird in der eben so schwieriger Gestalt als je, wieder zur Sprache kommen. Nach allen Versuchen, die man gemacht hat, ein Gleichgewicht zwischen dem Rohr⸗ und dem Ruͤben⸗Zucker herzustellen, dauert von beiden Seiten das klaͤglichste Geschrei uͤber Unterdruͤckung und unvermeidlichen Untergang noch immer in der alten Weise fort. Vielleicht liegt in dieser Gleichmaͤßigkeit der Unzufrieden⸗ heit eine Art Beweis dafuͤr, daß das herrschende Steuergesetz für den Kolonial⸗ wie fuͤr den einheimischen Zucker ein billiges ist; allein, wie dem auch sey, die Nothwendigkeit seiner Modisica⸗ tion wird so allgemein behauptet und zugestanden, daß die Le⸗ gislatur dieselbe nicht fuͤglich umgehen kann. Die Kolonieen ver⸗ jangen gleichmaͤßige Besteuerung alles Zuckers, bei der natmuͤrlich die einheimische Fabrication nicht einen Augenblick laͤnger wuͤrde bestehen koͤnnen; die Ruͤbenzucker⸗Industrie dagegen erklaͤrt, daß sie ohne eine bedeutende Steigerung der jetzt zu ihren Gunsten bestehenden Steuer⸗Verschiedenheit verloren seyv. Wie diese An⸗ spruͤche mit einander versoöhnen? Die Kolonieen wuͤrden sich zwar

Freigebung ihrer Ausfuhr sehr gern gefallen lassen; allein es ist nimmermehr daran zu denken, daß Frankreich sein Monopol des Handels mit seinen Kolonieen aufgeben werde, denn von diesem Monopole ist, der allgemeinen Ueberzeugung zufolge, die Existenz der Franzoͤsischen Handels⸗Marine, und also auch die Französische Seemacht abhaͤngig. Die einheimischen Zucker⸗Fabrikanten ihrer⸗

ist leicht begreiflich, daß der Staat Anstand nimmt, eine Maßre⸗ gel zu ergreifen, durch die er sich nicht allein einer fuͤr gewisse Eventualitaͤ⸗ ten unentbehrlichen Industrie berauben, sondern auch die Zahlung einer auf vierzig bis funfzig Millionen geschaͤtzten Schadloshal⸗ tung fuͤr jenes Werk der Zerstoͤrung uͤbernehmen wuͤrde. Gleich⸗ wohl wird es doch wahrscheinlich endlich dahin kommen, daß der einheimische dem Kolonial⸗Zucker Platz machen muß, und der Staat wird sich alsdann der Entschaͤdigungspflicht wenigstens nicht ganz entziehen koͤnnen. Die meisten der noch bestehenden inlaͤndischen Zucker⸗Fabriken werden schon jetzt von ihren Eigen⸗ thuͤmern nur wegen der Aussicht auf einen vom Staate zu lei⸗ stenden Ersatz, fortbetrieben, da dieser vermuthlich nur den im

kommen wird.

Das Geruͤcht, daß der Marschall Gérard das Kommando der Pariser National⸗Garde niedergelegt habe, war ein falsches. Der Marschall hat nur seine Wohnung im Hauptquartier der National⸗Garde verlassen, um nicht bestaͤndig durch seine Umge⸗ bungen an den Tod seines Sohnes erinnert zu werden.

Die Freunde und Anhaͤnger der Koͤnigin Christine hoffen nichts mehr von dem O'Donnellschen Aufstande fuͤr die ehemalige

Regentin von Spanien. Wenn es wahr ist, daß, wie die Ma⸗ drider ministeriellen Blaͤtter versichern, die Spanische Regierung die zur Bestreitung der Kosten des Kriegs noͤthigen Huͤlfsquellen gefunden hat, so laͤßt sich nicht bezweifeln, daß die Truppen Espar⸗ tero's die letzten Funken des Aufruhrs bald ersticken werden, um so mehr, als die Koͤnigin Christine ihrerseits mit den fuͤr ihre In⸗ teressen disponibeln Fonds etwas karg gewesen zu seyn scheint. Man sieht hier mit großer Spannung dem ferneren Verlaufe der Differenz entgegen, welche zwischen der Koͤnigin Christine und dem Spanischen Gesandten entstanden ist, und die ohne Zweifel vor dem Tribunale des Publikums weiter verhandelt werden wird.

Die Belgische Regierung hat die Auslieferung eines der Theil⸗ nahme an dem Angriffe auf die Soͤhne des Koͤnigs verdaͤchtigen Individuums, Namens Grandrieu, bewilligt, und der Verhaftete ist bereits auf Franzoͤsischem Boden angekommen.

Großbritanien und Irland.

London, 22. Okt. Das Parlament, welches vorlaͤusig nur bis zum 21sten d. M. prorogirt war, ist nun gestern wiederum einstweilen bis zum 21. Dezember prorogirt worden.

Dem Standard wird von einem Korrespondenten berich⸗ tet, daß die Koͤnigin sich sehr wohl befinde, obgleich man ihre Niederkunft taͤglich erwarte. Gestern hat der Minister des In⸗ nern Befehl gegeben, daß sich in seinem Ministerium Tag und Nacht Koͤnigliche Kabinets⸗Couriere bereit halten sollen, damit eine etwaige Erkrankung der Koͤnigin sogleich allen Kabinets⸗Mini⸗ stern, moͤgen sie in der Stadt seyn oder nicht, angezeigt werden koͤnne.

Die Admiralitaͤt laͤßt jetzt in allen Kriegshaͤsen Matrosen werben, und es sollen in Folge der bedrohlichen Verhaͤltnisse zu den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika nicht weniger als 26 bis 30 Schiffe in der Ausruͤstung begriffen seyn.

Am Dienstag, den 19ten, stieg das Wasser in der Themse wieder bedeutend, jedoch nicht zu derselben Hoͤhe, wie am Tage zuvor. Man berechnet, daß mehr als 10,000 Haͤuser vom Wasser gelitten haben. Der Schaden, den die Ueberschwemmung waͤh— rend der beiden Tage verursacht hat, ist bedeutend und trifft b— sonders die Eigenthuͤmer der an der Themse liegenden Speicher und anderer aͤhnlichen Etablissements.

Mit dem Paketschiffe „Monon Gahela“ sind Nachrichten aus New⸗York vom Aten d. M. eingetroffen, die indessen weder in kommerzieller noch in politischer Hinsicht den Nachrichten vom 2ten etwas hinzufuͤgen, mit denen das Post⸗Dampfschiff „Cale⸗ donia“ und das Paketschiff „South⸗Amerika“ am 19ten in Liver⸗ pool angekommen sind. Das Interesse dieser Nachrichten konzen⸗ trirt sich darin, daß, wie bereits gemeldet, der Prozeß Mac Leod's wieder aufgeschoben worden war, jedoch vorlaͤufig nur bis zum 4. Oktober. Die Sache wurde am 27. September in der zu Utika wegen Erkrankung des Ober⸗Richters Nelson unter dem Vorsitze des Richter Gridley eroͤffneten Gerichts⸗Session aufgeru⸗ fen, und zwar folgendermaßen: „Das Volk des Staats New⸗York gegen Alexander Mac Leod, der des absichtlichen Mordes von Amos Durfee in Fort Schlosser in der Grafschaft Niagara im Dezember 1837 angeklagt ist.“ Der oͤf⸗ fentliche Anklaͤger des Staates New⸗-York, General⸗Prokurator Hall, erklaͤrte, daß er 25 Zeugen vorzufuͤhren habe, und bat, daß ein kurzer Termin zur Vornahme der Sache angesetzt werden moͤge; auf Anfrage des Vorsitzers fuͤgte er hinzu, er sey hetee die Sache gleich vorzunehmen. Der Vertheidiger des Angeklag⸗ ten, Herr Spencer, erklaͤrte darauf seinerseits, daß er nicht eher als in der folgenden Woche bereit seyn koͤnne, auf die Verhand⸗ lung einzugehen, und entschuldigte die Verzögerung durch die weite Ent⸗ fernung, aus der die in Kanada ansaͤssigen Zeugen des Angeklagten her⸗ beigeschafft werden muͤßten. Nach laͤngerem Hin⸗ und Herreden ließ sich darauf der General⸗Prokurator bereden, die Sache vorlaͤusig bis zum 4. Oktober auszusetzen, und der Vorsitzer erklaͤrte, daß, wenn der

Anklaͤger sich mit den alsbald etwa vorzubringenden Entschuldi⸗

gungen des Angeklagten wegen noch laͤngerer Aussetzung nicht zu⸗ frieden geben wolle, der Angeklagte von Seiten des Gerichts werde herpflicheet merden, seine Rechtfertigungs⸗Gruͤnde fuͤr die Aus⸗ ““ 86 WEEI

setzung eidlich zu erhaͤrten. Der Vorsitzer schloß dann die Sitzung mit einer Ermahnung an die Mitglieder der Jury, sich aller Ge⸗ spraͤche und Eroͤrterungen uͤber die Sache zu enthalten, damit sie nicht zu vorgefaßten Meinungen veranlaßt wuͤrden. Wenn nun auch der Prozeß gleich am 4ten vorgenommen worden seyn sollte, so glaubt man doch, er werde sich wahrscheinlich sehr in die Lange ziehen, theils, weil die Vertheidigung sich, wie wenigstens New⸗Yorker Blaͤtter behaupten, auf drei verschiedene Grundlagen stuͤtzen duͤrfte, naͤmlich auf den direkten Beweis des alibi, zwei⸗ tens auf den indirekten Beweis des alibi, durch die Aussagen der Personen, welche der Expedition gegen die „Caroline“ einge⸗ staͤndlich beigewohnt, und drittens auf das voͤlkerrechtliche Prin⸗ zip, daß der Angeklagte nicht fuͤr eine auf Befehl seiner Regie⸗ rung unternommene Handlung verantwortlich gemacht werden koͤnne, welche drei Punkte an sich schon zu weitlaͤuftigen Deduc⸗ tionen und Erwiederungen fuͤhren muͤßten; theils, weil die Nebenfrage entschieden werden muͤsse, ob die Aussagen derer, durch welche der indi⸗ rekte Beweis des alibi gefuͤhrt werden soll, als selbst bei dem angeblichen Verbrechen des Angeklagten betheiligter Personen, zugelassen wer⸗ den koͤnnten. Unter den Zeugen, welche der General⸗Prokurator fuͤr die Anklage stellen will, wird besonders der Insurrections⸗ Chef Mac Kenzie namhaft gemacht, der fruͤher aus Ober⸗Kanada entflohen ist und mit mehreren seiner Genossen bereit seyn soll, zu beschwoͤren, daß sie Mac Leod nicht nur unter den Theilneh⸗ mern der gegen die „Caroline“ ausgesandten Expedition bemerkt, sondern auch gesehen haͤtten, wie er den Amerikanischen Buͤrger Durfee ermordet habe. Andere wollen dieses Zeugniß dadurch bekraͤftigen, daß sie Mac Leod mit der Expedition haͤtten abgehen und auch mit derselben zuruͤckkehren sehen. Bis jetzt, heißt es in den Amerikanischen Blaͤttern, ist, wenn man etwa die Anwesen⸗ heit der Zeugen und der Geschworenen ausnimmt, nichts in Utika zu bemerken, was einen Fremden zu der Annahme berechtigen koͤnnte, daß etwas Anderes als das gewoͤhnliche taͤgliche Treiben dort im Gange sey. Es herrscht weder Laͤrm noch Aufregung dort. Mac Kenzie, der Kanadische Rebell, ist dort mit einigen seiner Freunde anwesend, auch sind ein paar Offiziere der Briti⸗ schen Armee angekommen, die ver vierzehn Tagen in Washing⸗ ton waren. Man glaubt daß der Mac Leodsche Prozeß 12 bis 14 Tage dauern werde. Es wurden Vorbereitungen getroffen, um dem Publikum die Vorgaͤnge beim Prozeß vermittelst der Presse mitzutheilen, und die ausgezeichnetsten Berichterstatter wa⸗ ren in Utica eingetrossen. Herr Wells, der Eigenthuͤmer der „Caroline“, der sich auch zu Utica eingefunden hat und der ein sehr verstaͤndiger Mann seyn soll, befand sich gerade auf jenem Dampfboote, als es geentert wurde. Nach seiner Erzaͤhlung stand er auf dem Deck und glaubte anfaͤnglich, daß die Kanadier das Dampfboot blos nehmen wollten. Er dachte an keine weitere Gewaltthaͤtigkeiten, als daß man die Mannschaft ans Land setzen wuͤrde, bis er den Ausruf „kein Pardon“ vernahm und das Ge⸗ metzel seinen Anfang nahm. Er sah, wie man Durfee aus dem Heizraum holte, und glaubte, als der Mann, der dies veruͤbte, naͤher kam, daß er ihn selbst abholen wolle. Die Dunkelheit hatte ihn aber verborgen, und Durfee ward statt seiner genommen. Es entstand ein Kampf, der einige Augenblicke anhielt, und Wells sah Durfee nichr eher wieder, als bis dieser todt auf dem Decke lag. Herr Wells glaubt, daß jener Mann den Durfee mit einer Pi⸗ stole getödtet habe. Von Seiten des Anklaͤgers wird, wie verlau⸗ tet, vollstaͤndig bewiesen werden, daß die „Caroline“ unbewaffnet und unbefrachtet war. Nimand dagegen wird, wie es heißt, eid— lich erhaͤrten, daß er wirklich gesehen habe, wie Mac Leod den Durfee erschossen habe. Ein Einziger, der sich dazu erboten hatte, erwies sich als ein elender Mensch, der nicht das Jahr angeben konnte, in welchem die „Caroline“ zerstoͤrt worden, und der vom Staats⸗Prokurator wieder nach Hause geschickt wurde. Von der anderen Seite glaubt man aber auch nicht, daß der Beweis fuͤr das Alibi von einiger Wirkung seyn werde, da er theils nur auf negativen Zeugnissen beruht, theils auch Mehrere sich geweigert haben, Zeugnisse abzulegen. Ein Handelsbrief aus New-York vom 30, September spricht indeß immer noch die Hoffnung aus, daß Mac Leod werde freigesprochen werden.

Die Nachrichten von der Ansammlung beute- und mordlusti— ger Abenteurer an der Kanadischen Graͤnze, gegen welche Praͤsident Tyler bekanntlich eine Proclamation gerichtet hat, schei⸗

2 e . 8 . 92 87 e. nen ziemlich uͤbertrieben gewesen zu seyn; indeß sind die Behoͤrden in Kanada auf ihrer Hut. Was die Hinwegfuͤhrung Grogan's betrifft, so geben Amerikanische Blaͤtter selbst zu, daß regulaire Britische Truppen nicht dabei betheiligt gewesen, sondern daß die⸗ selbe ein von einem Trupp Miliz vollfuͤhrter Streich gewesen sey, welche selbst von ihren Ofsizieren keinen Auftrag dazu erhalten habe.

Aus Kanada wird die Ankunft des Vice⸗Admirals Sir Charles Adam gemeldet, welcher das Kommando uͤber die an der Nord⸗Amerikanischen Kuͤste stationirte Britische Flotten⸗Abtheilung uͤbernommen hat.

Nach Berichten aus La Guayra vom 4. September hatte Obando den Insurgenten⸗General Mosquera total geschlagen, so daß der Aufstand in Venezuela als gedaͤmpft angesehen werden kann, wenngleich im Innern noch einige Insurgenten⸗Banden streiften. In Neu⸗Granada dagegen dauerte der Aufstand noch fort, und Carmona belagerte Cartagena zur See und zu Lande.

Auf demselben Wege hat man die Nachricht erhalten, duß es zwischen den Britischen Behoͤrden von Guiana und der Repu⸗ blik Venezuela zu Graͤnzstreitigkeiten gekommen ist, und daß ver⸗ muthlich ein Bevollmaͤchtigter Venezuela's nach London werde ge⸗ schickt werden, um uͤber die Sache zu unterhandeln.

Herr Stevenson, der bisherige Gesandte der Vereinigten Staa⸗ ten, an dessen Stelle bekanntlich Herr Everett tritt, ist gestern Abend von hier abgegangen, um sich auf dem „Great Western“ nach seiner Heimath einzuschiffen. Man glaubt, der „Great We⸗ stern“ werde Depeschen von der Englischen Regierung mitneh⸗ men, welche die Vereinigten Staaten und die Kanadischen Behoͤr⸗ den veranlassen duͤrften, ihre aͤußersten Bemuͤhungen zur Erhal⸗ tung des Friedens anzuwenden.

Die Nord⸗Amerikanischen Zeitungen bringen Nachrichten aus Buenos⸗Ayres und Montevideo vom 6. August und darunter den vom 4. August datirten Bericht des Commodore Cor uͤber das Treffen, welches derselbe am Tage zuvor mit der Flotte von Buenos⸗Ayres unter Admiral Brown gehabt hatte. Das Gefecht dauerte von 1 Uhr Nachmittags bis Sonnenunter⸗ gang. Commodore Cor giebt seinem Gegner das Zeugniß, daß er die groͤßte Tapferkeit dewiesen habe, und fuͤgt hinzu, derselbe sey von den uͤbrigen Schissen seines Geschwaders schlecht unter⸗ stuͤtzt worden. Die Flotte von Montevideo verfolgte den Feind

. e. bis Point Indio und kehrte am 4ten nach Montevideo zuruͤck; eins der Schiffe versank alsbald. Corrientes hielt sich noch fort⸗ waͤhrend gegen Rosas; Echague, der General des Letzteren, war in Entre Rios, welches er zu bekriegen beabsichtigte.

Die letzten Nachrichten aus den Vereinigten Stgaten werden an der hiesigen Boͤrse fuͤr weit guͤnstiger als die fruͤheren gehal⸗ ten, was einen guten Einfluß auf die Stimmung des Fondsmark⸗

tes gehabt hat.

Der Einfuhrzoll auf fremden Weizen ist nun 22 Sh. 8 Pee., welches fuͤrs erste einem Einfuhr⸗Verbote gleich wirken wird; doch versprechen sich die Spekulanten, ihn zum Fruͤhjahr wieder auf 1 Sh. zuruͤckzutreiben. Am gestrigen Markte ging wenig um, doch behaupteten sich die Monatspreise vollkommen.

Niederlande.

. Aus dem Haag, 22. Okt. Die Finanz⸗Krisis in Holland ist voruͤber; daß Budget, welches seit seinem Erscheinen so heftigen Angriffen von Seiten einer Menge Journale ausge⸗ setzt war, ist bis auf den Paragraphen, der die auswaͤrtigen An⸗ gelegenheiten betrifft und Gegenstand einer besonderen Diskussion seyn wird, angenommen worden. Die Summe der Ausgaben ist allerdings sehr hoch; aber diejenigen, welche uͤber Unwissenheit und boͤsen Willen der Minister ein Geschrei erheben, wollen nicht be⸗ greifen, daß dieses Uebel eine unvermeidliche Folge der Vergangen⸗ heit ist, und daß sie selbst, wenn sie am Ruder waͤren, nicht an— ders haͤtten handeln koͤnnen. Verabschiedet die Armee, sagen Ei⸗ nige; beurlaubt die Beamten, wiederholen Andere; d. h. man ver⸗ gesse die dem Staate geleisteten Dienste, man bewillige weder Ruhegehalte, noch Pensionen, man stuͤrze Tausende von Familien ins Elend, und der Betrag des Budgets wird vermindert werden, mit der Bedingung jedoch, daß wir nachher an die Reihe kommen, um alle jene Stellen einzunehmen, die wir vorlaͤufig als laͤstig fuͤr das Vaterland bezeichnet haben.

Es ist betruͤbend, zu sehen, wie in unserem Koͤnigreiche einige Journale die Zuͤgel der Regierung in Haͤnden zu haben glauben; sie machen Gesetze, arbeiten Plaͤne aus, tadeln die Handlungen der Regierung, erheben ein gewaltiges Geschrei gegen Alles, was nicht aus ihren Pressen hervorgeht, denunziren die Koterieen, indem sie sich selbst proklamiren und ihre Kokarde aufstecken, vergiften eine ganze Nation mit dem Oppositionsgeiste quand meme; sie vergessen, daß die moralischen Beduͤrfnisse in inniger Wechselwir⸗ kung mit ihren materiellen Beduͤrfnissen stehen; sie verbreiten Luͤ⸗ gen zum Besten ihrer Sache; legen den Staatsmaͤnnern Reden in den Mund, welche diese nicht gehalten haben, deren Sinn aber die Gegenpartei beguͤnstigt; sie widerrufen niemals oder, wenn sie es thun, so geschieht es mit einer unerschuͤtterlichen Keckheit, als ob es sich nur um eine falsche Angabe, um einen von ihren Setzern herruͤhrenden Druckfehler handle. 1

Und ungeachtet aller dieser bitteren Kritiken, worin man so selten gute und weise Rathschlaͤge, uneigennuͤtzige Raisonnements findet, ungeachtet aller der großen wechselseitigen und gleichzeitigen Zuruͤstungen der Opposition haben die Bevollmaͤchtigten der Na⸗ tion doch nach den Eingebungen ihres Gewissens und den Beduͤrf⸗ nissen des Vaterlandes ruhig ihre Arbeiten fortgesetzt. Nur ein Mitglied der gesetzgebenden Versammlung hat gegen eines der Ka⸗ pitel des Budgets gestimmt, und nun erhebt das Heer der Oppo⸗ sition seinen Heros und stoͤßt in die große Posaune! Diese Stimme, die einzige gegen alle Bevollmaͤchtigte des Volkes, ist nun auf einmal die einzig vernuͤnftige, die einzig nationale, die einzig unabhaͤngige Stimme! Jeden Tag laͤßt man uns solche Apotheosen bewundern; und die Coterieen applaudiren und die vernuͤnftigen Leute zucken die Schultern und seufzen! Wahrlich, wenn die Opposition den Egoismus und die Unerfahrenheit un⸗ serer Staatsmaͤnner denunzirt, so ist sie es doch keinesweges, bei der man Uneigennuͤtzigkeit und Einsicht zu suchen hat: die mei⸗ sten ihrer Koryphaͤen sind Leute, die in ihren Erwartungen ge— taͤuscht wurden, oder die auf die oͤffentliche Bosheit spekuliren, wie an der Boͤrse auf das politische Thermometer.

Doch wieder auf das Budget zuruͤckzukommen. Große Er⸗ sparnisse lassen sich nicht in so kurzer Zeit bewirken; man geht nicht ploͤtzlich von der Krankheit zur vollkommenen Gesundheit uͤber. Man muß die Menschen allerdings nach ihren Werken beurtheilen, aber man muß sie nicht verdammen, wenn sie eben erst ihr Werk beginnen; man muß namentlich in ihre Operationen nicht jenen streitfuͤchtigen und ungerechten Geist, jene uͤberspannte, bittere, vorbereitete, mit persoͤnlichem Hasse reichlich ausgestattete Kritik hineintragen, die, als letztes Resultat, keine andere Mission hat, als mehr Boͤses, wie Gutes zu sagen, um Geld zu gewinnen, um den Parteien auf Kosten der Anderen und namentlich auf Kosten der oͤffentlichen Ruhe und des sozialen Lebens den Triumph zu bereiten.

Die so laut angekuͤndigte ministerielle Krisis hat sich auf die momentane Vakanz des Ministeriums der auswaͤrtigen Angele⸗ genheiten beschraͤnkt, und man glaubt nicht ernstlich, daß dem Ruͤcktritt des Herrn Verstolk van Zoelen die Nichtratifizirung des Traktats zur Anschließung Luxemburgs an den Deutschen Zoll⸗ Verein zum Grunde liege. Man glauͤbt vielmehr, daß Angelegen⸗ heiten, die der Politik fremd sind, jenen Entschluß von Seiten eines Ministers herbeigefuͤhrt haben, der seines Alters wegen sich in das Privatleben zuruͤckzuziehen wuͤnscht.

Einige Journale verlangen eine zweite Revidirung des Fun⸗ damental⸗Gesetzes, indem sie die Umaͤnderung des Wahlgesetzes aufstellen. Dergleichen Wuͤnsche verrathen den entworfenen Plan: bis in den Schooß der legislativen Kammern Holland's will die Opposition herrschen, und um diesen Zweck zu erreichen, muß man Maͤnner in die zweite Kammer bringen, die der Sache guͤnstig sind. Der Wahl⸗Census ist zu hoch; die Massen sind von den Wahlen ausgeschlossen und die Massen sind den Kabalen und den Intriguen so guͤnstig! Es giebt keinen etwas unruhigen Mann, keinen, der in diesem oder jenem Lande etwas en vogue ist, der nicht leicht eine Armee von Stimmenden enrolliren koͤnnte, die Alle von derselben Meinung, Alle von derselben Farbe, Alle mit den Ursachen und den Wirkungen ihres Schrittes voͤllig unbe kannt sind. Und das ist es, was man will. G

Deutsche Bundesstaaten.

München, 21. Okt. (A. Z.) Die Bundes⸗Bevollmaͤch⸗ tigten haben nunmehr die Inspizirung der gesammten hiesigen Militair⸗Etablissements vollendet, werden jedoch noch einige Zeit hier verweilen, um unsere Stadt und ihre Kunstschaͤtze naͤher kennen zu lernen. Alle, die in amtliche Beruͤhrung mit diesen wuͤrdigen Maͤnnern kamen, ruͤhmen deren militairischen Scharf⸗ blick und die umfassenden Kenntnisse und Einsichten, die sie bei jedem Anlaß kund gaben, wie sie sich auch in sozialer Hinsicht durch ihr liebenswuͤrdiges Benehmen allgemeine Achtung erwar⸗ ben; dasselbe gilt von den Offizieren ihrer Begleitung.

Se. Majestaͤt der Koͤnig hat das Allodialgut Ammerland am Starnberger-See angekauft, um dasselbe als Mannslehen dem Königl. General⸗Lieutenant, Grafen von Pocci, Oberst⸗Hofmeister Ihrer Majestaͤt der regierenden Koͤnigin, zu verleihen. Der Mo⸗ narch lohnt auf diese Weise die langjaͤhrigen treuen Dienste des hochbejahrten Greises.

Karlsruhe, 22. Okt. In der Nacht vom 20sten zum 2lsten d. M. in Baden ist der bekannte Schriftsteller und Badische Historiograph, Hofrath, Dr. Schreiber,

Tode abgegangen.

80 Jahr alt, mit 11“ 888 ö““ 1“ hat, wie schon fruͤher in Patras, so auch hier wuͤrdige Nachahmer gefunden; zur Errichtung eines dem Patriotismus des

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Spanien. er Messager enthaͤlt nachstehende telegraphische peschen:

Perpignan, 19. Okt. Der Constitucional (von Bar⸗ celona) vom 17ten richtet einen Aufruf an die Franzoͤsischen Re⸗ publikaner, um die Ordnung in unserem Lande zu stoͤren und den Einmarsch der Spanier in unser Gebiet zu erleichtern. Die Pro⸗ vinzial⸗Deputation hat der Regierung eine Adresse zugeschickt, worin sie auf die Absetzung der im Auslande befindlichen Civil⸗ und Mi⸗ litair⸗Beamten dringt.

„Perpignan, 21. Okt. Die Ueberwachungsjunta von Bar⸗ celona hat alle Erlaubnißscheine fuͤr Tragen von Waffen wider⸗ rufen; es sollen nur denen, die dessen wuͤrdig seyen, neue Erlaub⸗ nißscheine ausgefertigt werden. Sie hat den Eingangszoll auf Schweine in Barcelona aufgehoben.“

„Bayonne, 21. Okt. Der politische Chef von Guipuzcoa meldet, das ein Bataillon des Regiments von Bourbon und ein Bataillon der Miliz von Vitoria sich gegen die Insurrection er⸗ hoben haben, daß mehrere Chefs der Insurrection verhaftet wor⸗ den sind und die andern die Graͤnze gewinnen. Alcala marschirt auf Tolosa.“

„Bayonne, 21. Okt. Die Truppen in Alava und Guipuzcoa, Offiziere und Soldaten, haben sich ploͤtz⸗ lich in der Nacht vom 19ten auf den 20sten dem Re⸗ genten unterworfen. Die von Zurbano und Rodil bedroh⸗ ten Bevoͤlkerungen haben ebenfalls die Regierug aufs neue anerkannt. Die Haͤupter der Bewegung sind auf der Flucht. Mehrere sind bereits nach Frankreich gekommen, unter Anderen der Marquis von Alameda. Montes de Oca ist zu Bergara fest⸗ genommen worden. Man hat noch keine Nachricht aus Navarra und Biscaya.“

De⸗

De⸗

Der Constitutionnel giebt folgende Details uͤber die Hin⸗ richtung des Generals Diego Leon: „Am 15ten, um 1 Uhr Nach⸗ mittags, ward Diego Leon aus seinem Gefaͤngnisse nach dem Hinrichtungsplatze abgefuͤhrt. Er saß auf einem offenen Wagen, war aber von einer so starken Eskorte umgeben, daß er den Blicken des Volkes, welches in großen Massen herbeigeeilt war, voͤllig entzogen wurde. Der Zug bewegte sich durch die Toledo⸗ Straße aus dem Toledo-Thore hinaus, vor welchem die Com⸗ pagnie aufgestellt war, welche die Hinrichtung vollziehen sollte. Der General Leon stieg sogleich von dem Wagen herun⸗ ter. Er trug die glaͤnzende Uniform des Husaren-Obersten und seine Brust war mit Orden bedeckt. Nachdem er den Ge— neral Roncali, seinen Vertheidiger, und den Fiskal, der der Hin⸗ richtung vorstand, umarmt hatte, begab er sich festen Schrittes vor die Fronte der Soldaten. „Kameraden!“ sagte er ihnen mit klarer und fester Stimme, „man hat versucht, mich fuͤr einen Fei— gen und Verraͤther auszugeben; ich bin keines von Beiden. Ich bin ein Soldat, der redlich fuͤr sein Vaterland gekaͤmpft hat, und ich bereue es nicht. Es lebe Isabella! Es lebe die Freiheit!“ Hierauf kommandirte er selbst Feuer. Einen Augenblick darauf sank er, von vielen Kugeln durchbohrt, entseelt zur Erde.“

Der Huracan, das Organ der republikanischen Partei in Madrid, dessen Einfluß durch den letzten Empoͤrungs-Versuch be— deutend gewachsen ist, enthaͤlt einen Artikel uͤber die juͤngsten Er⸗ eignisse, der sowohl durch die darin ausgesprochenen Grundsaͤtze, als durch die unverhohlene Abneigung gegen Espartero, die sich darin kundgiebt, merkwuͤrdig ist. Es heißt in dem Artikel unter Anderem: „Waͤhrend die Hellebardiere sich im Palaste schlugen, blieb unser stolzer Regent ruhig in seinem Hause, von dichten Sol⸗ datenhaufen umringt und von 1 Kanonen beschuͤtzt. Die National⸗Garde blieb sich selbst uͤberlassen und handelte isolirt, ohne daß die Truppen, uͤber die die Regierung verfuͤgt, ihr beistanden. Auch die Zugaͤnge zu dem Palaste waren nicht von den Truppen besetzt, sondern man ließ den Verschwoͤrern volle Freiheit, die Prinzessinnen zu entfuͤhren, wenn es ihnen gelungen waͤre, sich derselben zu bemaͤch⸗ tigen; man sicherte ihre Ungestraftheit und ihre Flucht, wenn sie, wie das Manifest Espartero's luͤgenhafter Weise behauptet, die junge Koͤnigin und ihre Schwester haͤtten toͤdten wollen. Wenn die Regierung das Leben jenerbeiden kleinen Maͤdchen wirklich bedroht glaubte, ein Leben, deren Wichtigkeit sie uͤbrigens uüͤbertreibt —, warum ließ sie nicht den Palast sofort angrei— fen, selbst auf die Gefahr 4 oder 500 Mann zu verlieren? Espar⸗ tero hat sich wahrhaftig nicht gescheut, fuͤr Dinge, die in seinen Augen weniger wichtig sind, eben so viele Tapfere aufzuopfern, wenn es auf Foͤrderung seiner Plaͤne ankam. So lange unser Journal erscheint, werden wir nicht erlauben, daß man das Pu— blikum auf solche Weise zu taͤuschen sucht. Nein, es ist nicht wahr, daß die Verschwornen den Prinzessinnen nach dem Leben trach- teten. Niemals ist ihnen ein solcher Gedanke in den Sinn gekommen. Sie drangen in den Palast ein, um die Prin— zessinnen auf Befehl ihrer Mutter zu entfuͤhren. Indem sie so handelten, folgten sie dem Willen der Mutter und ihrer Toͤchter weit mehr, als es die Hellebardiere thaten, die die Letzteren mit heldenmuͤthiger Aufopferung vertheidigten. Was uns betrifft, so wuͤrde es uns sehr gleichguͤltig gewesen seyn, ob man jene jun⸗ gen Maͤdchen entfuͤhrt haͤtte, oder nicht. Und der Mann, der jetzt ein so großes Geschrei wegen jenes Entfuͤhrungs⸗Versuches erhebt, haͤtte es vielleicht eben so gern gesehen, wenn man ihn von den beiden Koͤniglichen Kindern befreit haͤtte. Wir glauben nicht, daß Isabella oder ihre Schwester herrschen werden, wenn sie groß— jaͤhrig sind. Aber, wenn dem nicht so waͤre, so kennen wir die Prinzipien, die in Monarchieen gelten, und den Geist aller Koͤnige zu gut, um nicht uͤberzeugt zu seyn, daß, sobald der persoͤnliche Einfluß der jungen Koͤnigin sich geltend machen kann, die Rollen sich durchaus veraͤndern werden. Dem Andenken Leons, Concha's und ihrer Mitschuldigen wird der Stempel der heldenmuͤthigen Treue aufgedruͤckt werden; man wird ihre Wittwen mit Ehren und Belohnungen uͤberhaͤufen, waͤhrend die Madrider National⸗ Garde und die Hellebardiere selbst der Verachtung und der Rache

werden preisgegeben werden.“

5 Grieche0... Athen, 12 Okt. (L. A. S.) Dem am 30. September zum Namenstage des Koͤnigs in der St.⸗Irenen⸗Kirche abgehal⸗ tenen Tedeum wohnte derselbe nicht bei; die uͤblichen Kirchen⸗Ce⸗ F Militair⸗Paraden und Geschuͤtzsalven fanden wie immer Eoc. es M. Uhr war bei Hofe großer Empfang der hoͤheren Staats⸗Rath slitkair⸗Beamten. An demselben Tage wurden im K. D Se G. Kondouriotis zum Praͤsidenten, Dienst; N Si und Kampanis zu Staatsraͤthen im ordentlichen Staatsraͤthen im ö1 Kalogeropoulos, G. Argyropoulos zu

8 No 8 „. oBolo General⸗Secte Bzerordentlichen Dienste; K. Provologios zum Das von der Griechischen Handelswelt in London gegebene

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hochherzigen Alexander Maurokordatos gewidmeten Denkmals, welches die Aufschrift fuͤhren soll: „Dem Alexandros Maurokor⸗ datos von seinen dankbaren Mitbuͤrgern“, ist eine Subscription eroͤffnet worden, bei welcher am Schlusse des September schon 22,700 Drachmen gezeichnet waren. Dem Kassirer⸗Geschaͤfte ha⸗ ben sich die Herren Negris und Agelastos unterzogen.

Der Franzoͤsische Gesandte, Herr de Lagréné, begab sich am 28. September mit großer Gesellschaft an Bord des Franzöͤsischen Dampfbootes „Acheron“, um eine Lustfahrt nach Salamis zu machen; in der Naͤhe dieser Insel erlitt das Dampfboot Havarie und fuhr auf einer verborgenen Klippe auf. Die Passagiere retteten sich in Schaluppen an das nahe Ufer; die Schiffs⸗Offiziere und Equipa⸗ gen bemuͤhten sich, das Dampfboot wieder flott zu machen, wel⸗ ches ihnen auch endlich mit Huͤlfe eines anderen herbeigeeilten Dampfbootes gelang.

Türkei.

Konstantinopel, 6. Okt. (A. Z.) Der Großbritanische Sotschafter, Lord Ponsonby, hat zwar seine Abschieds⸗Audienz ei dem Großherrn bereits gehabt; derselbe hat jedoch bis zu die⸗ em Augenblick Konstantinopel noch nicht verlassen. Die eigent⸗ iche Ursache dieses langen Aufschubs seiner Abreise, die man seit Wochen erwartet, ist der Wunsch des Lords, die Unterhandlungen um Schlusse zu bringen, welche er mit der Pforte wegen Er— auung einer protestantischen Kirche zu Jerusalem vor einiger eit begonnen haͤtte, doch scheine diese jetzt gluͤcklich beendigt zu seyn.

Der in dem letzten Syrischen Feldzug gegen Mehmed Ali abgesetzte Emir Beschir, der unmittelbare Vorgaͤnger des gegen⸗ weaͤrtig im Libanon herrschenden Emirs (el Kassim) ist (wie bereits erwaͤhnt) hier angekommen, und ward von der Pforte, trotz sei⸗ nes fruͤheren hartnaͤckigen Festhaltens an der Sache Mehmed

Ali’'s, mit freundlicher Zuvorkommenheit, ja mit Auszeichnung empfangen. Aus den Bemuͤhungen der Pforte, den Emir nach Konstantinopel zu ziehen, laͤßt sich wohl schließen, daß sie an ihm einen Mann in Reserve zu halten hofft, der vielleicht faͤhig waͤre, guͤnstigere Chancen fuͤr die Pforte in dem unruhigen Gebirge zu schaffen, falls daselbst das Ansehen der letzteren zu sehr mißkannt wuͤrde. Dem Emir ist ein Palast am Bospor zur Bewohnung angewiesen worden.

Es scheint sich hier in diesem Augenblicke eine wichtige Expe⸗ dition vorzubereiten. Die Zusammenziehung so vieler Truppen in der Umgegend der Hauptstadt hatte schon unlaͤngst die Aufmerk⸗

samkeit des Grafen Pontois auf sich gezogen und ihn zu einer Unterredung mit dem Reis Efendi uͤber den Zweck dieser auffal— lenden Konzentrirung so zahlreicher Streitkraͤfte veranlaßt. Rifaat Pascha gab damals als solchen die Erweckung des militairischen Geistes, Organisirung des Heeres und Einfuͤhrung einer besseren Disziplin. Ich weiß nicht, ob Herr von Pontois durch diese Er⸗ klaͤrung sich befriedigt gefuͤhlt; gewiß ist es indessen, daß man jetzt im Franzoͤsischen Botschafts⸗Hotel eine Expedition nach Tunis als nahe bevorstehend ansieht.

Dem Tuͤrkischen Papiergelde steht eine Reform bevor. Die Pforte beabsichtigt, die alten Sehims, deren Cours in der letzten Zeit auf die Hauptstadt allein beschraͤnkt war, einzuloͤsen und die Emittirung eines neuen Papiergeldes vorzunehmen. Das alte Papier coursirte vor kurzem mit einem Eskompt von 7, in diesem Augenblicke betraͤgt das Diskonto 5 pCt.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. Philadelphia, 29. Sept. (Morn. Chron.) Es kann

aufrichtig versichert werden, daß sowohl das Volk als die Regie⸗ rung der Vereinigten Staaten den Handlungen einiger uͤbelgesinn⸗ ter Personen abgeneigt sind, welche es versuchen, die Kriegsflamme zwischen England und diesem Lande anzufachen. Aber jeder Tag macht es mehr und mehr augenscheinlich, daß die Jaͤger- oder Patrioten-Logen an der Graͤnze zahlreich sind, und Jemand, der so eben aus jener Gegend zuruͤckgekehrt ist, behauptet, daß sich ohne Zweifel unter ihnen auch Personen aus Kanada besin⸗ den. Der Herausgeber des Troy Whig meldet, daß man Grund habe, zu glauben, daß 50 60,000 Menschen in dieser unheiligen Verschwoͤrung verbuͤndet und daß sie bereit sind, auf einen Wink die Graͤnze zu uͤberschreiten und Feuer und Schwerdt in das Herz von Kanada zu tragen; er fordert die besseren Ge— fuͤhle der Einwohner auf, Alles, was in ihren Kraͤften steht, zu thun, um die schaͤndlichen Plaͤne zu vereiteln, und die Regierung, die Boͤsgesinnten in Schranken zu halten und durch die Aufstel— lung einer groͤßeren Streitmacht laͤngs der Graͤnze. Er schreibt in einem sehr menschenfreundlichen und angemessenen Tone und spricht die Gesinnungen der großen Masse des Volkes aus; allein in Betreff der Ausdehnung jener Verschwoͤrung ist er wohl falsch unterrichtet, und die Anzahl ist sicher bei weitem nicht so groß. Dennoch sind diese geheimen Associationen bedeu⸗ tend genug, um die Aufmerksamkeit der Behoͤrden von Kanada, New⸗York und den Vereinigten Staaten zu erregen. Daher kam es, daß in Kanada die aͤußerste Wachsamkeit an der Graͤnze stattfindet, daß der Gouverneur von New⸗York thaͤtig die Raͤu⸗ ber verfolgt, welche die Staats-Arsenale erbrachen und Kanonen und Pulver stahlen, und daß Herr Tyler, Praͤsident der Vereinigten Staaten, eine Proclamation erlassen hat, worin er diese ungesetzlichen Associationen verdammt, alle Buͤrger auf⸗ fordert, sie von sich zu weisen, und erklaͤrt, daß alle Amerikani⸗ schen Buͤrger, welche den Britischen Behoͤrden auf einer gesetzlosen Invasion in Kanada in die Haͤnde fielen, nicht als Amerikanische Buͤrger reklamirt werden sollten, und daß die Regierung sich nicht fuͤr sie verwenden wuͤrde. Dies letzte Dokument ist das beun⸗ ruhigendste Zeichen in der ganzen Sache, denn waͤhrend es zeigt, daß die Regierung der Vereinigten Staaten und Herr Tyler mit Ehrenhaftigkeit handeln und Alles aufbieten, was in ihren Kraͤf⸗ ten steht, um die Neutralitaͤt aufrecht zu erhalten, beweist es zu— gleich, woran die große Masse des Volks bisher zweifelte, naͤmlich daß die „Jaͤger⸗Logen“ einen furchtbaren Umfang gewonnen haben.“

Ffland

gen Mittag hatte ein hochverdienter hiesiger Gelehrter, der 11 Professor der Mathematik an der hiesigen Universitaͤt und Direk⸗ tor der Sternwarte, Herr Dr. Ernst Julius Scholtz das Un⸗ gluͤck, auf einer bei Mirkau unweit Hundsfeld abgehaltenen Jagd, der er beiwohnte, durch einen Schuß seines zufaͤllig losgehenden

Breslau, 21. Okt. (Schles. Z.) Am 2asten d. ge

Gewehrs in den Kopf augenblicklich sein Leben zu verlieren. Die gelehrte Welt ehrte in dem der Erde so fruͤh Entrissenen (er war 1799 geboren) einen wuͤrdigen Pfleger der Wissenschaft. Seit dem Jahre 1827 war er als Dozent an der hiesigen Universitaͤt, seit 1831 als ordentlicher Professor an derselben mit segensreichem

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8 u. Statistische Uebersicht der Verwaltung der Eivi und Handels⸗Justiz in Frankreich während der Jahre 1832, 1838 und 1839.

Der ohnlaͤngst von der Franzoͤsischen Regierung bekannt ge machte Bericht uͤber die Verwaltung der Civil⸗Justi zerfaͤllt in sieben verschiedene Theile; diese enthalten: 1) Die Geschaͤfte des Cassations⸗Hofes. 2) Die der Koͤniglichen Gerichts⸗ hoͤfe und der Tribunale erster Instanz. 3) Die Aufzaͤhlung der Handels⸗Prozesse. 4) Die vor die Koͤniglichen Gerichtshoͤfe, di Tribunale erster Instanz, die Civil⸗ oder Handelsgerichte gebrach⸗ ten Appellationen. 5) Die Scheidungen von Tisch und Bett, die Adoptirungen und die Anträaͤge auf Interdiction. 6) Die vor die die Friedensgerichte und 7) die vor die Schiedsgerichte (Conseils des Prud'hommes) gebrachten Sachen. Ein Anhang enthaͤlt die Dispensationen wegen Heirathen und Verbindungen in verbotenen Graden, die Muͤndigkeits⸗Erklaͤrungen und die Ernennungen in der Klasse der Richter. Jeder dieser verschiedenen Theile umfaßt die drei Jahre 1837, 1838 und 1839.

Wir wollen in der nachstehenden Uebersicht die Ordnung beob⸗ achten, in der die verschiedenen Phasen der meisten Prozesse auf einander folgen, und beginnen daher mit den Friedensgerichten. In Civilsachen haben die Friedensrichter dreierlei Functionen: Als 1 Richter entscheiden sie in oͤffentlicher Sitzung die Streitigkeiten, uͤber welche ihnen gesetzlich die Gerichtsbarkeit zusteht; als Ver⸗ soͤhner (Conciliateurs) suchen sie die Prozesse, welche vor die Ci⸗ vilgerichte gehoͤren, im Keime zu ersticken; und zu ihren außergerichtli⸗ chen Functionen muß man ferner noch rechnen, daß sie den Fa⸗ milien⸗Rath einberufen und ihm praͤsidiren, oͤffentliche Urkunden empfangen und die Versiegelung und Entsiegelung vornehmen.

Bei den 2846 Friedensgerichten des Koͤnigreichs sind iim Jahre 1837 603,898 Sachen, im Jahre 1838 655,046 Sa⸗ chen und im Jahre 1839 702,423 Sachen, im Ganzen also in den drei Jahren 1,961,367 Sachen anhaͤngig gemacht worden. Dies giebt fuͤr jedes Jahr im Mittel 653,789; in den drei vor⸗ hergehenden Jahren betrug dies Mittel nur 526,527, folglich in der Periode von 1837 bis 1839 im Mittel 127,262 mehr, als in der Periode von 1834 bis 1837.

Von den bei Friedensgerichten anhaͤngig gemachten Sachen kommt, in Bezug auf die Bevoͤlkerung des Landes, 1 auf 52 Ein⸗ wohner; in Bezug auf den Flaͤchen⸗Inhalt des Landes, 1 auf 81 Hektaren); in Bezug auf die Grundsteuer 1 auf 239. Franken.

In den drei Jahren 1837, 1838 und 1839 ist uͤber 1,938,306 Sachen entschieden worden, naͤmlich uͤber 496,927 Sachen (0,26) durch kontradiktorisches Verfahren; uͤber 289,150 (0,15) durch Kon⸗ tumaz⸗Urtheil; 842,534 (0,432) Sachen sind durch Vergleich oder Uebereinkunft in der Gerichts⸗Sitzung beendigt worden; 309,695 Sachen wurden von den Parteien aufgegeben, ehe das Urtheil gesprochen war. Die Friedensgerichte haben in den Jahren 1837 bis 1839, außer 786,077 definitiven Urtheilen, noch 245,962 vor⸗ laͤufige Urtheile gesprochen.

Als Versoͤhner haben die Friedensrichter sich im Jahre 1837 mit 94,909 Sachen, im Jahre 1838 mit 78,284 Sachen und im Jahre 1839 mit 63,056, im Ganzen waͤhrend der drei Jahre also mit 236,309 Sachen beschaͤftigt. Von dieser Total⸗Summe sind 107,761 beigelegt und 128,548 nicht beigelegt worden. Diese letz⸗ teren mußten den Tribunalen erster I

Instanz vorgelegt werden und

bilden etwas mehr als ein Drittel (0,35) aller in das Verzeichniß dieser Tribunale eingetragenen Sachen.

Die Conseils des Prud'hommes nehmen im Verhaͤltniß zu den Handelsgerichten fast dieselbe Stellung ein, wie die Friedens⸗ gerichte im Verhaͤltniß zu den Civilgerichten. Sie haben auch die Functionen des Richters und des Versoͤhners; aber ihre Gerichts⸗ barkeit erstreckt sich nur auf Handels⸗Angelegenheiten mit demsel⸗ ben Charakter der Allgemeinheit, wie die Friedensgerichte in Be⸗ zug auf Civilsachen. Sie erkennen nur in Streitigkeiten zwischen Kaufleuten, Fabrikanten, Vorstehern von Werkstaͤtten, Aufsehern, Arbeitern, Gehuͤlfen und Lehrlingen. Sie sind uͤbrigens wenig zahlreich und im Jahre 1839 gab es deren nur 60 in Frankreich.

Im Jahre 1837 wurden bei denselben 12,961 Sachen, im Jahre 1838 15,421 und im Jahre 1839 16,149, im Ganzen also in den drei Jahren 44,531 Sachen anhaͤngig gemacht; es kommen folglich im Durchschnitt auf jedes Jahr 14,844 Sachen.

Es sind 40,208 Sachen durch das besondere Buͤreau beige⸗ legt, die uͤbrigen, naͤmlich 4323, vor das General⸗Buͤreau verwie⸗ sen worden; von diesen wurden 3102 aufgegeben, so daß das Ge⸗ neral⸗Buͤreau zuletzt nur uͤber 1221 Sachen zu entscheiden hatte. Hiervon sind 765 in der letzten Instanz entschieden, bei 456 ist die Appellation als zulaͤssig erkannt worden, und nur 62 sind in dieser Beziehung angegriffen worden.

Bei den 361 Civil⸗Tribunalen erster Instanz sind 126,694 neue Sachen im Jahre 1837; 126,086 im Jahre 1838 und 119,373 im Jahre 1839 anhaͤngig gemacht worden. Dies giebt fuͤr die drei Jahre eine Total⸗Summe von 372,153 neuen Sachen und im Mittel 124,051 fuͤr jedes Jahr; in den drei vorhergehenden Jahren hatte dies Mittel 120,983 betragen. Fuͤgt man zu jenen 372,153 neuen Sachen noch die 60,379 Sachen hinzu, welche am 31. Dezember 1836 noch unentschieden blieben, so erhaͤlt man 432,532 Sachen.

27,548 Sachen wurden im Jahre 1837 beendigt, 132,111 im Jahre 1838 und 124,454 im Jahre 1839; im Ganzen 384,113.

Erfolge thaͤtig gewesen.

Das Verhaͤltniß der vor die Tribunale erster Instanz ge⸗ brachten Sachen zu der Oberflaͤche des Landes, zur Bevoͤlkerung und zu dem Betrage der Grundsteuer aͤndert sich sehr wenig von einem Jahre zum anderen. 3 Im Jahre 1836 zaͤhlte man 1 Prozeß auf 438 Hektaren.

. 2 3 1“ 2 270 Einwohner. 2 3 2 2 1284 Fr. Grundsteuer. Das Mittel aus den Jahren 1837, 1838 und 1839 giebt: .4 Prozeß auf 426 Hektaren. v . 2 bbX““ b 1256 Franken Grundsteuer.

Aber diese Zahlen, welche die Zahl der den Tribunalen vor⸗ gelegten Streitsachen, die Gebiets⸗Ausdehnung, die Bevoͤlkerung, den beweglichen oder industriellen Grund⸗Reichthum anzeigen, bieten unter sich in den verschiedenen Gerichts⸗Bezirken verschiedene Verhaͤltnisse dar. Das Departement der Seine ist das kleinste von allen und zaͤhlt doch die meisten Prozesse. Es nimmt aller⸗ dings durch seine Bevoͤlkerung und durch seine Abgaben jeder rt den ersten Rang ein. Das Departement der Gironde, welches das groͤßte ist, nimmt nach der Zahl der Prozesse erst die siebente Stelle ein, obwohl es hinsichtlich seiner Bevoͤlkerung und der von dieser entrichteten Abgaben zu den Departements ersten Ranges gehoͤrt. Das Departement du Nord, das zweite in Bezug auf Bevoͤlkerung und Thuͤr⸗ und Fenster⸗Steuer, Bezug auf Grund- und Vermoͤgen⸗Steuer, das vierte in Bezug auf

2 2

2 . 2 2

2. 2 2

are = 3 2 Preußische