fung des Eigenthums und der Familie und den Macerkaltatbe in seiner ganzen Reinheit. Man muß uͤbrigens nicht 1 — daß diese Doktrinen nur das Erbtheil derjenigen Gesel sind, die der Bericht aufzaͤhlt. Vor etwa zwei Jahren wo⸗ gewisser Thoré, der sich gegenwaͤrtig mit 28 1.. nais im Gefaͤngnisse befindet, ein Journal unter dem Titeh De⸗ b sches der Ausdruck derselben Prinzi⸗ mocratie herausgeben, welches der A derselben zur pien seyn sollte, ohne uͤbrigens fuͤr die EEE1 Gewalt seine Zuflucht zu nehmen. Der 85 vhüitren ein Gla 8 und enthielt außer der Darlegung der materiellen 2 1 c8 79n bens⸗Bekenntniß der kuͤnftigen Redacteure. 1“ c b V sen Prospekt hatte zu einem sonderbaren Vorfall 8 aß gege en. Man war nicht einig uͤber die Annahme 18 Materialismus U und uͤber die Ableugnung des Daseyns Gottes. Um diese Schwierigkeit zu beseitigen, schritt man zur⸗ Abstimmung und das Daseyn Gottes wurde, jedoch nur mit einer Majoritaͤt von zwei Stimmen, zugestanden. Diese Anerkennung wurde jedoch dem projektirten Journal verderblich; dersenige, welcher die Haupt⸗ Fonds, näͤmlich 70,000 Fr., hergeben sollte, Sohn eines reichen Porzellan⸗Haͤndlers, zog sich zuruͤck, weil er das Daseyn Gottes nicht anerkennen wollte. Er ist jetzt einer der heftigsten Redacteure des National. Diese Geschichte wuͤrde in jedem anderen Lande als in Frankreich fabelhaft erscheinen; bei uns hat sie nur ein maͤßiges Aufsehen erregt, obgleich die Akteurs dieser republikani⸗ schen Episode Gelehrte oder Leute waren, die in dieser Beziehung Unterricht, wenn nicht Erziehung, genossen haben mußten. Einer derselben, Herr Thoré, war fruͤher Substitut des Koͤniglichen Prokurators in Angers.
In Bezug auf QAuenisset wollen wir noch bemerken, daß die⸗ ser Mensch, den man als einen Einfaͤltigen, der nicht einmal das Bewußtseyn seiner That habe, dargestellt hat, im Gegentheil sehr fein und verschlagen und sein Vertheidigungs⸗System hoͤchst ge⸗ schickt ist. Nicht auf den Herzog von Aumale, sondern auf das ganze Regiment war es abgesehen, und indem er den Generalstab desselben angriff, glaubte er, seine Mitschuldigen wuͤrden seinem Beispiele folgen. Dies wuͤrde einen Meuchelmord in eine Empoͤ⸗ rung und die Rolle des Alibaud und Meunier in die Rolle des Blanqui oder des Barbès umwandeln.
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8e Großbritanien und Irland.
Lgondon, 19. Nov. Da die Koͤnigin Victoria nun von ih⸗ rem Wochenbett vollkommen genesen ist, und auch der junge Prinz sich ganz wohl befindet, so ist gestern das letzte Bulletin aus dem Buckingham⸗Palast ausgegeben worden. Die Bulletins aus Sud⸗ bury⸗Hall bleiben sich so ziemlich gleich; bald lauten sie etwas guͤn⸗ stiger, bald wieder beunruhigender. Im gestrigen heißt es: „Die Koͤnigin Wittwe schlief waͤhrend der Nacht mehrere Stunden, aber der Husten Ihrer Majestaͤt und andere Symptome bleiben dieselben.’“ Das heutige lautet: „Die Koͤnigin Wittwe war in den letzten 24 Stunden im Stande, mehr Nahrung einzunehmen, und heute fruͤh fuͤhlt sich Ihre Majestaͤt etwas staͤrker.“ Der Herzog von Sachsen⸗Meiningen und die Herzogin Ida von Sach. sen⸗Weimar, Geschwister der verwittweten Koͤnigin, kamen vorge⸗ stern vom Kontinent in London an und begaben sich gestern nach Sudbury⸗Hall, wo sie Nachmittags eintrafen.
Gestern ist der Bau des Themse-Tunnel vollendet worden,
indem man mit dem Schild bis an das Ufer von Wapping vor⸗
Verkehr einzurichten.
Einem auf Befehl des Parlaments gedruckten Dokument zu⸗ folge betrug die Gesammt⸗Summe der zur Unterstuͤtzung der Ar⸗ men bezahlten Abgaben in dem am 25. Maͤrz 1840 abgelaufenen Jahre 3,850,010 Pfd. Sterl., waͤhrend die Armensteuer im Jahre 1834, dem letzten Jahre vor dem neuen Armen⸗Gesetze, 5,520,924 Pfd. Sterl. betragen hatte. Die Verminderung belief sich also auf mehr als 1,600,000 Pfd. Sterl.
In Manchester fand am 4. November eine Versammlung des Damen⸗Comité's der Association gegen die Korngesetze statt, um auf Mittel zu denken, wie einem Bazar, dessen Einnahmen fuͤr die Aufhebung der Korngesetze verwendet werden sollen, der groͤßte Erfolg zu verschaffen sey. Die Versammlung war sehr zahlreich und auch eine Deputation des Haupt⸗Vereins gegen die Korngesetze nahm Theil daran. Zur Uebernahme des Patronats hatten sich nach einer desfalls gemachten Anzeige bereit erklaͤrt: Graf Radnor, Graf und Graͤfin Ducie, Graf Cloncourry, Lord Kinnaird und Andere. Herr Wilson trug den Plan vor, den Bazar auf eine glaͤnzende und ausgedehnte Weise einzurichten. „Schon sind thaͤtige Vorbereitungen getroffen“, sagte er; „es ist an unsere Freunde in Deutschland und Amerika geschrieben wor⸗ den. Alle vier Welttheile werden zur Ausstattung der Buden in Contribution gesetzt werden. Man hat vorgeschlagen, daß außer den gewoͤhnlichen Artikeln fuͤr Kleidung, Zlerath und Schmuck, aus denen in der Regel die Waaren der Bazars bestehen, auch Eng— lische und auswaͤrtige Manufaktur⸗Arbeiten, mechanische Mo⸗ delle, architektonische Entwuͤrfe, Proben von Medaillen, Mineralien, Voͤgeln, Insekten, Manuskripte ausgezeichneter Schriftsteller, von Autoren oder deren Freunden eingesandte Werke und im letzteren Falle mit Autographen, eigenhaͤndige Briefe von beruͤhmten Maͤn⸗ nern und Frauen der Vorzeit und der Gegenwart, physikalische Instrumente, Zeichnungen und Gemaͤlde zusammengebracht werden moͤchten. Ferner ist vorgeschlagen worden, ausgezeichnete Dichter um eine Abschrift von Versen oder eines kurzen Gedichtes mit ihrer Handschrift zu ersuchen. Auf diese Weise werden viele Ar⸗ tikel einen ihren inneren Werth weit uͤbersteigenden Preis erhal⸗ ten, und der bis jetzt schon erreichte Erfolg giebt große Hoffnungen fuͤr die Zukunft.’“ Nach einer Diskussion, an der mehrere Damen Theil nahmen, ward der Beschluß gefaßt, daß dieser Bazar zu Anfang Februars eröffnet werden solle. In diesem Monate wird noch eine allgemeine Versammlung der verschiedenen Vereine fuͤr Aufhebung der Korngesetze in Manchester stattfinden. Einzelne Versammlungen zu diesem Zwecke werden in allen bedeutenden
Staͤdten fortwaͤhrend abgehalten.
Materialismus
ruͤckte; es sind nun blos noch die Eingaͤnge fuͤr den allgemeinen
Der Wahnsinnige, Charles Mann, der am Sonnabend einen Versuch machte, in den Buckingham⸗Palast einzudringen, ist am Dienstag Nachmittag nach Bedlam gebracht worden, wo er seinen Platz dicht neben Oxford's Zelle erhalten hat, der bekanntlich ein Pistol auf Ihre Majestaͤt abgefeuert hatte. Charles Mann bleibt
noch immer dabei, sich fuͤr den rechtmaͤßigen Erben des Britischen Thrones zu halten, aber im Uebrigen ist er ruhiger in seinem
Benehmen geworden. Er soll sehr achtbare Verwandte haben, und man glaubt, daß er diesen uͤberliefert werden wird, wenn sie Buͤrgschaft dafuͤr stellen, daß sie ihn in gehoͤrige Obhut neh⸗ men und ihn an jeder neuen Ruhestoͤrung verhindern wollen. Der Globe sagt in seinem Boͤrsen⸗Artikel: „Es freut uns, zu hoͤren, daß das Geld wieder von freien Stuͤcken anfaͤngt, aus den Provinzen, deren Banken bei den letzten unguͤnstigen Verhaͤlt⸗ nissen sich mit baarem Gelde hatten versehen muͤssen, hierher nach London, zuruͤckzustroͤmen. Die Londoner Banquiers erheben jedoch große Klagen, daß unter diesem zuruͤckstromenden Gelde sich viele
zu leichte Sovereigns befaͤnden, welche von der Bank in L ndon
nicht angenomm
verguͤtungen angeboten haben, wenn man ihnen bedeutende Sum⸗ men von zu leichtem Gelde aus ihren Haͤnden nehme. Dieses Uebel wird von Tage zu Tage zunehmen, bis die Regierung dem⸗ 1— durch Einziehung und Umpraͤgung der leichten Sovereigns abhilft.” 3
* London, 19. Nov. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin, so wie der junge Prinz, befinden sich vortrefflich, und auch die verwitt⸗ nabe Koͤnigin soll fuͤr den Augenblick die Gefahr uͤberstanden
aben.
Der Vice⸗Koͤnig von Irland hat Herrn West und mit ihm die ganze Oranien⸗Bruderschaft zu versoͤhnen gewußt, so daß der Dubliner Konservativ⸗Verein sich nicht aufgeloͤst hat und die dor⸗ tige Grand-Jury nicht auseinandergegangen ist, ohne den neuen Lord⸗Lieutenant zu bekomplimentiren, wie von den Oranien⸗Jour⸗ nalen gedroht worden war.
„O'’Connell macht mit seiner Lord-Mayorschaft ein großes Ge⸗ praͤnge, die ganze katholische Welt soll sich es zur Ehre rechnen, daß die Hauptstadt Irlands wieder einmal einen Buͤrgermeister dieses Glaubens hat und soll ihm fuͤr diese Ehre danken, und zwar — durch baares Geld. Denn es wird in kurzem wieder die jaͤhr⸗ liche Rente fuͤr ihn gesammelt werden; und man behauptet, es sey so schlecht mit seinen Finanzen bestellt, daß, wenn jene bei die⸗ ser Gelegenheit nicht sehr ergiebig ausfiele, seine Verlegenheit auf die unangenehmste Weise ans Licht kommen wuͤrde. Die Thatsache ist, daß, obgleich das Irlaͤndische Volk ihm seit Jahren ungeheure Sum⸗ men gesteuert hat, seine Ausgaben, erstlich um die Erwaͤhlung seiner Soͤhne und anderen Anhaͤnger zu sichern, und dann die anstaͤndige Er⸗ haltung der meisten dieser Repraͤsentanten waͤhrend der Parlaments⸗ Sitzungen in dem theuren London zu bestreiten, jene Einnahmen bei weitem uͤberschritten haben; besonders da er von Hause aus nicht reich, seine Familie zahlreich, und er, um sich gaͤnzlich dem politischen Treiben zu widmen, jeder Beschaͤftigung in seinem Beruf als Advokat, laͤngst entsagt hat. Indessen versichert man, daß die Zahl der Priester, welche sich weigert, ferner fuͤr ihn zu sammeln, mehr und mehr zunimmt; dieses aber eben nicht aus einer neu— erwachten Vorliebe fuͤr die bevorrechtete protestantische Kirche, sondern weil das jaͤhrliche Sammeln unter ihren armen Gemein— den das priesterliche Einkommen schmaͤlern. Am Ende sind die meisten Leute sich immer selbst die Naͤchsten; und da wenig Hoff— nung vorhanden ist, daß der Zehnte auf ihre eigene Kirche uͤber⸗ tragen werde, und durch die Entrichtung desselben an den pro— testantischen Pfarrer ihnen im Grunde nichts entzogen wird, so moͤgen sie auf dem ganz natuͤrlichen Wege der Selbstsucht zu einem Entschlusse gekommen seyn, den die konservativen Journale als Patriotismus loben.
Die immer zunehmende Stockung in den Eisen-⸗Fabriken, wo⸗ durch eine ungeheure Masse Schmelzer und Vergknappen außer Brod kommen, erhebt die Hoffnung der Oppositions⸗Journale, daß der Zuwachs, welcher der Anti⸗corn⸗law⸗league daraus erwachsen muͤsse, deren Staͤrke ungemein vermehren wuͤrde. Die Entdeckun⸗ gen jedoch, die der eben angefangene Prozeß der Prinzen-Moͤrder in Paris ans Licht bringt, und welche leider nur zu sehr mit dem uͤbereinstimmen, was von den Ansichten, Wuͤnschen und Plaͤnen unserer Chartisten- und Handwerker-Vereine ans Licht gekom— men, machen unsere Mittel-Klassen wieder bedenklich und noch mehr geneigt, der Peelschen Verwaltung die verlangte Probezeit zu gestatten. Man lese nur, was so eben wieder die Chartisten, diese Schreier nach allgemeiner Freiheit, zu Norwich sich erlaubt ha⸗ ben. Man erinnert sich, daß dieselben vor einigen Wochen sich in eine Versammlung gedraͤngt, welche zu Gunsten auswaͤrtiger Missionen in jener Stadt berufen worden war, und dieselbe durch ihren Laͤrm noͤthigten, unverrichteter Sache auseinanderzugehen. Haͤtten sie sich damals darauf beschraͤnkt, ihren reicheren Mit— buͤrgern die Billigkeit zu Gemuͤthe zu fuͤhren, daß zuerst die Nackten im Vaterlande gekleidet und die Hungrigen ge⸗ speist wuͤrden, ehe man große Summen an die Bekehrung weit entlegener Heiden verwendete; so waͤre dieses noch zu ver— zeihen gewesen. Der Hohn aber, womit sie die anwesen— den Herren, besonders die Geistlichen, behandelten, das brutale Gebruͤll, womit sie jeden Redner niederschrieen, laͤßt sich durch nichts entschuldigen. Bei der Gelegenheit aber, wovon jetzt die Rede ist, war ihr Benehmen noch weit aͤrger, und ließ einen Sinn erblicken, welcher jeden, welchem die buͤrgerliche Ordnung, Religion und Erzie⸗ hung am Herzen liegen, ernstlich fuͤr die Zukunst bang machen kann.
Es sollte naͤmlich in einem Dorfe bei Norwich eine neue Kirche eingeweiht werden, welche, nicht auf Kosten des Staates, sondern durch freiwillige Beitraͤge, nicht fuͤr ferne Auslaͤnder, sondern fuͤr die christliche Erbauung und die religiose und sittliche Belehrung der eigenen Mitbuͤrger errichtet worden war. Dennoch beschlossen die Elenden, die Feierlichkeit zn verhindern. Sie kamen mit Fahnen mit beleidigenden Inschriften und klingendem Spiele herbeigezogen, suchten sich, mit Ausschließung Aller, welche mit frommen Sinne dem Gottesdienste beizuwohnen gedachten, in die Kirche zu draͤngen, und als dieses durch die Polizei verhindert wurde, warfen sie den Hineingehenden alle moͤgliche Hindernisse in
den Weg, beschimpften die Geistlichkeit und besonders den Bischof
(der noch dazu ein Mann ist, welcher sich durch seinen liberalen Sinn bei den Tories verdaͤchtig, wo nicht verhaßt gemacht hat) und stoͤrten durch Musik und anderen Laͤrm den Gottesdienst, so daß sie zuletzt gewaltsam aus einander getrieben und mehrere ver⸗ haftet werden mußten.
Aber es ist nicht allein hier, wo sich dieser wilde unehrerbie— tige Geist blicken laͤßt. Selbst in Schottland, in laͤndlichen Ge— genden, unter Leuten, welche einen bedeutenden Grad von Bildung empfangen, und bei einer Sache, wo es sich von den hoͤchsten Inkeressen der Religion handelt, laͤßt er sich blicken. so eben in einer Schottischen Zeitung, und zwar einer, welche die Sache der Gegner des Kirchen⸗Patronats mit großem Eifer ver⸗ theidigt, Folgendes: „Vorige Woche sollte vom Presbyterium von Garioch zu Culsamond auf gesetzliche Weise ein Geistlicher eingesetzt werden, den aber die Majoöritaͤt der Kirchkinder maͤnnlichen Ge⸗ schlechts, welche das Abendmahl in derselben zu nehmen pflegen, auf das bekannte Gesetz der Kirchen-Versammlung gestuͤtzt, ver⸗ worfen hatte. Die Bewohner sollen vorzuͤglich aus wohlhabenden Paͤchtern bestehen, welche auf der Universitaͤt zu Aberdeen wenig⸗ stens Physik und Chemie zu hoͤren pflegen. Diese Leute nun, oder andere, die in ihrem Sinne handelten, nahmen von der Kirche
Besitz, stießen und draͤngten die in die Kirche kommenden Geistlichen
und Beamten so gewaltsam, daß einem der Letzteren mehrere Rippen zerbrochen wurden. Hierauf nun machten sie einen sol⸗ chen Laͤrm, daß an keinen Gottesdienst zu denken war,
Muͤhe ins Pfarrhaus begeben und dort den Gottesdienst und die Einsetzung begehen mußte. — in der Nacht in der Kirche, schrie, tobte, laͤsterte, las spottend Stellen aus der Bibel, sang Volkslieder im Psalmentone, und
trieb es so arg, daß der Berichterstatter es nicht wagt, Alles mit
en wuͤrden. Wir hoͤren sogar, daß Einige Geld⸗
Ich lese V
und das Presbyterium, unter dem Schutze der Polizei, sich mit
Inzwischen blieb das Volk bis spaͤt
““ 1
zutheilen. Einige schlugen sogar ein Spielmit Karten vor; und da
der Bericht nicht bis zur Zeit reicht, wo die Kirche wirklich ver⸗ lassen wurde, so waͤre es moͤglich, daß auch diese Entweihung stattfand.“ 5 — 1
Belgien.
Brüssel, 20. Nov. Madame van der Smissen, die Gat⸗ tin des Generals, die in dem Hochverraths⸗Prozeß verwickelt ist, ist von Neuem in engeren Gewahrsam gebracht worden. Die Verhoͤre der Angeklagten dauern fort.
Die katholische Universitaͤt zu Lowen ist in diesem Semester un⸗ gemein stark besucht. Der philosophische Kursus (erstes Studien⸗ jahr) zaͤhlt allein 147 inskribirte Studirende, eine Anzahl, die er bisher noch niemals erreicht hatte.
Die Wahl des Herrn Coͤgels in Antwerpen, deren Guͤltigkeit in der Repraͤsentanten⸗Kammer sehr angefochten wurde, ist jetzt von der Letzteren anerkannt worden.
Dänemark.
Kopenhagen, 19. Nov. Heute tritt Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz auf dem Koͤniglichen Dampfschiffe „Aegir“ auf ein paar Tage eine Reise nach Stralsund an. Am Bord des Dampf⸗ schiffs befinden sich auch Ihre Durchlaucht die Prinzessin Marie Louise Charlotte von Anhalt⸗Deßau, so wie der Koͤniglich Preu⸗ ßische General⸗Lieutenant und Kommandant in Magdeburg, Prinz Georg von Hessen, auf der Ruͤckreise nach Deutschland.
8 Deutsche Bundesstaaten.
München, 19. Nov. (A. Z.) Die Feier der Beisetzung der irdischen Ueberreste Ihrer Majestaͤt der hoͤchstseligen Koͤnigin⸗ Wittwe in der Gruft der Kajetaner⸗Stiftskirche, hatte gestern, wie bereits erwaͤhnt, nach den Bestimmungen des Programms auf wuͤrdige Weise statt. Dem Leichenwagen folgten, sichtbar er⸗ griffen, Ihre Majestaͤten die Koͤnige Ludwig und Friedrich Wil⸗ helm, so wie ihre Koͤnigl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Karl ꝛc. Ihre Majestaͤten die Koͤniginnen Therese und Elisabeth ließen sich durch den Rath der Aerzte bewegen, dem Zuge, der eine volle Stunde dauerte, nicht beizuwohnen. Unmittelbar nach der Beisetzung wurde in der protestantischen Kirche der Trauer⸗ Gottesdienst im Beiseyn der Allerhoͤchsten und hoͤchsten Herrschaften gehalten. Die gediegene Rede des Ober-Konsistorial⸗Raths Faber, so wie die ruͤhrenden und erhebenden Worte, die fruͤher (bei der Aussegnung des Leichnams) der Kabinets⸗Prediger der hochseli⸗ gen Koͤnigin, Ministerial⸗-Rath Dr. von Schmidt, sprach, und die viele Anwesenden zu Thraͤnen bewegten, werden im Druck er— wartet. Diesen Morgen hatte um 10 Uhr ein nochmaliger Trauer⸗Gottesdienst in der protestantischen, und um 11 Uhr eine Leichenfeier in der Kirche zu St. Kajetan statt, welchem der Allerhoͤchste Hof beiwohnte, und wobei der allgemein geachtete Stiftsprobst ic. Hauber einen das Gemuͤth tief ergreifenden Vor⸗
trag hielt. Der Preußische Monarch, der sich etwas unwohl be—
findet und darum heute Tegernsee nicht besucht hat, wird mit sei— ner durchlauchtigsten Gemahlin, welche, wie vor wenigen Tagen ihr Geburtsfest, heute ihr Namensfest in der schmerzlichsten Gemuͤths— stimmung feiert, wie es heißt, Montag die Ruͤckreise antreten.
Würzburg, 20. Nov. (Bayer. Bl.) Sicherem Ver nehmen nach, sind auf Allerhoͤchsten Befehl Sr. Majestaͤt des Koͤnigs saͤmmtliche Bischoͤfe des Reichs in Folge des Ablebens Ih⸗ rer Majestaͤt der verwittweten Koͤnigin Karoline aufgefordert wor⸗ den, diesen schmerzlichen Trauerfall „in saͤmmtlichen Pfarrkirchen ihrer Dioͤzesen von den Kanzeln in angemessener Weise feierlich verkuͤnden zu lassen und dabei zugleich eine mit den Gesetzen und Lehren der katholischen Kirche vereinbare, der hohen Wuͤrde der Allerdurchlauchtigsten Verstorbenen entsprechende religibse Trauer⸗ Feierlichkeit durch Abhaltung einer Trauer-Rede in jeder Pfaͤrr— kirche alsbald anzuordnen.“
Karlsruhe, 18. Nov. (Bad. Bl.) Wir erhalten die erfreuliche Nachricht, daß Ihre Koͤnigl. Hoheit die Großherzogin und Ihre Hoheit die Prinzessin Marie den 10ten d. M. in Nizza in erwuͤnschtem Wohlseyn angekommen sind. Dieselben haben ein Landhaus in der Vorstadt de la croix de marbre bezogen. Wir hoffen, recht bald weitere erfreuliche Nachrichten von der wohlthaͤ— tigen Einwirkung des milden Klimas auf den Gesundheits⸗Zustand Ihrer Koͤnigl. Hoheit mittheilen zu koͤnnen. Herr Geheime Rath r. Chelius, dessen Begleitung auf der weiten Reise den zahlrei⸗ chen Verehrern der Frau Großherzogin eine so beruhigende Ge⸗ waͤhr dargeboten, wird nur noch einige Tage in Nizza verweilen, und dann seine Ruͤckreise antreten.
Auf der Mannheim⸗Heidelberger Eisenbahn sind in der ersten Haͤlfte des November 9140 Personen befoͤrdert worden, und zwar: von Heidelberg nach Mannheim 4403, von Mannheim nach Hei⸗ delberg 4734. Davon fuhren nur 100 in der 8198 “ Klasse und 720 in der zweiten. Die Gesammt⸗Einnahme betrug 2778 Fl. 54 Kr. “
Schweiz.
Bern, 14. Nov. (A. Z.) Seit ungefaͤhr acht Tagen wen⸗ det sich die oöͤffentliche Aufmerksamkeit beinahe ausschließlich nach Genf, wo das nicht ohne Muͤhe und Gewandtheit durch alle seit 1830 drohenden Stuͤrme erhaltene Gebaͤude der Staatsverfassung von 1814 auf einmal zusammenzustuͤrzen droht. Seit jener gro⸗ ßen Volksversammlung, welche die Genfer Machthaber anfangs fuͤr bedeutungslos hielten, verbreitete sich eine bedeutende Gaͤhrung unter den verschiedenen Klassen. Als der Syndic Rigaud von der Tagsatzung zuruͤckkehrte, erhielt er eine Zuschrift von beinahe 90 Mikgliedern des Repraͤsentanten⸗Rathes, welche den Wunsch aͤäußerte, daß sogleich eine zahlreiche Kommission aus beiden Raͤthen niedergesetzt werden moͤchte, in Ewe her die verschiedenen bekannten politischen Meinungen des Landes vertreten waͤren,
X“ zuͤnsc er Buͤrger zu sammeln um die Bemerkungen und Wuͤnsche der Bi ger z 1 und sie nebst ihren eigenen Ansichten dem Staats⸗Rath vorzutra⸗ gen. Der Staats⸗Rath gab ausweichende Antwort, der vorge⸗ schlagene Schritt sey unförmlich; in wenigen Tagen trete der Repraͤsentanten⸗Rath zusammen, und dann koͤnne ja auf den An⸗ trag jedes einzelnen Mitgliedes die Sache mit der Sorgfalt un— tersucht werden, die ihrer Wichtigkeit angemessen sey. Der Verein vom 3. Maͤrz hatte in der letzten Zeit eine große Thaͤtig⸗ keit entwickelt, die Flugschriften, welche die oͤffentliche Meinung fuͤr eine Abaͤnderung der bisherigen Verfassung vorbereiten soll ten, folgten sich rasch, und die Maͤngel des bisherigen politischen Zustandes wurden scharf genug eroͤrtert. Nach erhaltener Antwort des StaatsR⸗aths versammelte sich Montags den 8ten der Ver⸗ ein vom 3. Maͤrz und erließ eine neue Zuschrift an den Staats Rath, in der man sich vorzuͤglich gegen eine theilweise Umge⸗ staltung verwahrte, und die Nothwendigkeit umfassender und durchgreifender Umgestaltung darzustellen suchte. Schließlich ver⸗ langte man 1) eine Reform des Wahlsystems, durch Ausdehnung
3 No. rhte 1 0 9 . aoro Mortro 7 des Wahlrechts solle eine richtigere Vertretung des gan
1 “
zen Gebiets erzweckt werden, 2) eine Herabsetzung der Zahl der Glieder der beiden Raͤthe, 3) eine bessere Organisation der gesetz⸗ gebenden Behoͤrde und die Trennung derselben von der vollzie⸗ henden, 4) bedeutende Beschraͤnkung der Amtsdauer der Mitglie⸗ der des gesetzgebenden Rathes und die Erneuerung dieser Be⸗ hoͤrde in groͤßeren Abtheilungen, 5) eine bessere Vertheilung der Initiative zwischen beiden Raͤthen, 6) die Anerkennung des Peti⸗ tions⸗Rechts in der Wirklichkeit und 7) ein gutes Munizipal⸗ Gesetz fuͤr den ganzen Kanton nebst einem gewaͤhlten Gemeinde⸗ Rath fuͤr die Stadt. Am folgenden Tag wurde diese Zuschrift uͤberreicht. Der allgemein beliebte Syndic Rigaud hatte unter— dessen die angesehensten Vorsteher großer Fabriken und Manu⸗ fakturen zu sich kommen lassen und sie ersucht, ihre Arbeiter von Bewegungen abzumahnen. Ihre Aeußerungen sollen beruhigend gewesen seyn. Der Adresse des Vereins vom 3. Maͤrz gegenuͤber wird jetzt eine andere zu Gunsten der Raͤthe versucht, welche in⸗ dessen sich keinesweges gegen Abaͤnderungen auf gesetzlichem Wege ausspricht. Nach den letzten Berichten war die Gaͤhrung sehr bedeutend. Ein Ausbruch wurde mehr durch den Einfluß der Haͤupter der Mißvergnuͤgten, als durch die Kraft der Regierung zuruͤckgehalten. Der Staats⸗Rath soll bereits mit einem Abaͤn⸗ derungs⸗Vorschlag beschaͤftigt seyn. Gewaltthaͤtigkeiten und Graͤuel wie in den neunziger Jahren sind wehl gegenwaͤrtig nicht mehr zu fuͤrchten, und im uͤbrigen uͤbt Genf eben keinen großen Einfluß auf die anderen Kantone. Es ist daher zu hoffen, daß die Umge⸗ staltung, welche sie immer auch sey, ohne bedauerliche Ereignisse voruͤber gehen und am Ende dasjenige vorstellen werde, was in anderen Laͤndern ein Ministerwechsel heißt. Verlaͤngerte Unruhen und heftige Zwietracht wuͤrde sonst nachtheilig auf den Wohlstand der Bevoͤlkerung einwirken, und der Genfer weiß zu gut zu rechnen.
Spanien.
Im Messager liest man: „Van Halen ist am 15ten in Barcelona eingeruͤckt. Seine Truppen haben saͤmmtliche Posten besetzt, ohne Widerstand zu finden. Die Stadt und die Provinz sind in Belagerungs-Zustand erklaͤrt worden. — Der Regent war am 14ten noch in Saragossa. — Die Mitglieder der radikalen
Junta von Barcelonag haben sich in der Nacht vom 13ten auf
den 14ten nach London eingeschifft; sie begeben sich durch Frank— reich dahin. Die Demolirung der Citadelle ist unterbrochen wor— den. Der Regent hat eine gegen die Exaltados gerichtete Procla⸗ mation veroͤffentlicht.
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Konstantinopel, 3. Nov. (A. Z.) Auf dem auswaͤrti⸗ gen Departement herrscht eine ungewoͤhnliche Thaͤtigkeit; vergan⸗ gene Woche fand daselbst eine Konferenz statt, zu der die Repraͤ⸗ sentanten der Europaͤischen Maͤchte eingeladen worden waren. (S. unten.) Im Publikum glaubt man, daß der Gegenstand der Be⸗ rathung von dringender Wichtigkeit seyn muͤsse, da man sie trotz des noch fortdauernden Ramadans halten zu muͤssen glaubte.
Die Organisation der hier konzentrirten Truppen wird mit vieler Energie betrieben. Die Arsenale wimmeln von Arbeitern und der Sultan schritt vor einigen Tagen zur Ernennung eines Generalissimus fuͤr die gesammte Ottomanische Armee. Seine Wahl fiel auf Jacub Pascha, der so schnell wie möglich die Functio⸗ nen seines Postens anzutreten angewiesen ward.
Die Pforte hat die kriegerischen Ruͤstungen, die sie mit auf— fallender Raschheit bewerkstelligt, dadurch motivirt, daß man ge— faͤhrlichen Verbindungen der christlichen Unterthanen Sr. Hoheit auf die Spur gekommen sey, und daß man aus der Haltung und dem seitherigen Benehmen Griechenlands gegruͤndete Be⸗ sorgnisse fuͤr die dauernde Erhaltung des Friedens im Orient ge⸗ schoͤpft habe. In Folge dieser Erklaͤrung erließ der Reis⸗Effendi, Rifaat Pascha, an die Repraͤsentanten der Maͤchte, welche den Londoner Traktat vom 6. Juli 1827 in Betreff Griechenlands unterzeichnet hatten, die Einladung zu einer Konferenz, welche auch am 29. Oktober zwischen den Tuͤrkischen Ministern und den Ge— sandten von Frankreich, Großbritanien und Rußland stattfand. Hier soll Rifaat Pascha der Konferenz eine Beschwerde der Pforte gegen Griechenland vorgelegt haben, die, in einem ziemlich gereiz— ten Tone verfaßt, aus sieben Punkten bestehen soll. Die vorzuͤg— lichsten der erhobenen Anklagen sollen sich auf das Benehmen der Griechischen Autoritaͤten gegen Tuͤrkische Unterthanen beziehen, dann auf die unmotivirte Verweigerung der Unterzeichnung des vor kurzem geschlossenen Handels⸗Traktats, auf das angebliche Bestreben des Griechischen Staats, die Bevoͤlkerung des kaum entstandenen Koͤnigreichs zu großem Abbruch der Tuͤrkei und mit Verletzung der internationalen Rechte zu vermehren, auf das feind— selige Benehmen Griechenlands waͤhrend der letzten Kandiotischen Insurrection, endlich auf das Bestreben des genannten Landes, die ihm durch Vertraͤge, welche die Sanction Europa's erhalten, gesetzten Territorial⸗-Graͤnzen weiter auszudehnen. Begreiflicher⸗ weise ist der letzte Punkt der wichtigste, und die Pforte will im Besitze von unwiderleglichen Beweisen fuͤr die Wahrheit ihrer Behauptungen sich befinden.
Ueber Gymnasial⸗Erziehung.
A. Kapp, die Gymnasial⸗Paͤdagogik im Grundrisse. berg 1841.
M. Seebeck, uͤber Sinn und Zweck unseres Gymnasial⸗Un⸗ terrichts. Jena 1841.
C. F. Ingerslev, Bemerkungen uͤber den Zustand der gelehr⸗ ten Schulen in Deutschland und Frankreich. Berlin 1841.
Zwe ter Artikel. (Vergleiche Staats⸗Zeitung Nr. 305.)
Indem wir unsere Bemerkungen vorzuͤglich an die beiden ersten der obengenannten Schriften im ersten Artikel (Nr. 305) anschlossen, suchten wir darzuthun, daß fuͤr den Zweck der Gymnastal Erziehung die Gesammtheit der bestehenden Unterrichtsgegenstände unter vor zugsweiser Beruͤcksichtigung der Alterthumsstudien durch die Anfor⸗ derungen der Zeit bedingt sey, und daß demnach weder die unaufhoͤr lich erneuerten Angriffe auf die humanistischen Studien zu bil⸗ igen seyen „noch die Vorschlaͤge derer Beifall verdienen, die einseitig nur diese Studien betriehen wuͤnschen. Auch bemerkten wir bereits, daß die Stellung der einzelnen Unterrichts⸗Gegenstaͤnde gegen einander uns im Ganzen die richtige und angemessene schiene; wobei wir jedoch die Folge und Verbindung derselben, so wie ihre Vertheilung auf die einzelnen Lectionen noch gaͤnzlich außer Acht lie⸗ ßen. Je wichtiger nun aber diese Anordnung im Einzelnen fuͤr die Erreichung des Gesammt⸗Zwecks ist, je groͤßere Aufmerksamkeit ver⸗ dient der Lectionsplan der Gymnasien, in dem jene sich darstellt
Wir koͤnnen nicht umhin, hier beilaͤufig die viel eroͤrterte Frage zu beruͤhren, ob nicht die Zeit der Lectionen uͤberhaupt zu ausge⸗ dehnt und deshalb der Gesundheit und koͤrperlichen Entwickelung der Schuͤler nachtheilig sey; um so weniger, da sie durch eine Ver⸗ sammlung von Aerzten kuͤrzlich abermals in Anregung gebracht ist, obwohl sie durch das Ministerial⸗Reskript vom 24. Oktober 1837 be⸗
Arns⸗
reits erledigt schien. Mag immerhin den Aerzten in dieser Sache die
4 ]] letzte entscheidende Stimme gebuͤhren, die Erfahrungen derer, die viel⸗ fach mit der Jugend selbst in Beruͤhrung kommen, verdienen doch auch einige Beruͤcksichtigung, und so nehmen wir keinen Anstand, hier zuerst Herrn Ingerslev redend einzufuͤhren, und dann selbst ein⸗ zelne Bemerkungen anzuknuͤpfen. „Ich habe“, sagt Herr Ingers⸗ lev, „nirgends die Symptome der Kraͤnklichkeit bemerkt, don denen so viel die Rede ist, nirgends sind mir jene Klagen uͤber Ueberlastung der Schuͤler vorgekommen. Ich sprach oft mit den Schuͤlern, hoͤrte sie aber sich nie uͤber zu große Anstrengung beklagen.“ — Dies muͤssen wir aus eigener Erfahrung vollkommen bestaͤtigen, andererseits aber offen bekennen, daß die Schuͤler der Gymnasien oft schon sehr fruͤh die koͤrperliche Regsamkeit und die damit verbundene Munterkeit des Geistes verlieren, daß sie sich im Allgemeinen zu wenig Bewegung in freier Luft machen und ihre Vergnuͤgungen meist so waͤhlen, daß sie, abgesehen von anderen bedenklichen Folgen, der Gesundheit leicht nachtheilig werden koͤnnen. Diesen Uebeln wird aber eine Vermin⸗ derung der Schulstunden schwerlich abhelfen, es ist sogar leicht moͤg⸗ lich, daß eine solche nur die Vermehrung nachtheiliger Vergnuͤgungen und ein Vergraben in schaͤdliche oder mindestens gleichguͤltige Lektuͤre zur Folge hat. Mehr laͤßt sich zur Abwehr solcher Uebelstaͤnde von der Wiederbelebung des Turnwesens hoffen, die dem Vernehmen nach in Aussicht steht, zu der aber eine bedeutende, kraͤftig einwirkende Persoͤnlichkeit erforderlich scheint, da die Erfahrung hinreichend ge⸗ lehrt hat, daß ohne ein geistiges — wenn man so ohne Mißdeutung sagen darf: gesellschaftliches — Interesse die koͤrperlichen Uebungen allein die Schuͤler, namentlich die der oberen Klassen, nicht lange fesseln. Ferner glauben wir, daß durch eine lebendigere Anregung des empirischen Interesses in den naturwissenschaftlichen Stunden auch in
dieser Beziehung Manches gewonnen werden koͤnnte. Sobald die Lust
an den unbefangenen Spielen voruͤber ist, beduͤrfen die jungen Leute einer bestimmten Anregung der Art, um in das Freie gelockt zu wer⸗ den; ein muͤßiges Spazierengehen ohne bestimmte Zwecke, allein zur Erholung, liegt nicht in ihrer Natur.
Wir wenden uns, alles Weitere der Zukunft anheim stellend, zu der Anordnung der Lehrgegenstaͤnde in dem Lectionsplan. angemessen ist es, daß diese nicht saͤmmtlich mit einemmal, sondern nach und nach eintreten, und daß man einzelne spaͤter ganz wegfallen laͤßt, wenn das erforderliche Maß von Kenntnissen und eine gewisse Leich⸗ tigkeit in Anwendung derselben erlangt ist: so tritt der Griechische Unterricht nach dem Lateinischen, der Franzoͤsische nach dem Deutschen ein, der mathematische erst da, wo im Rechnen bereits die noͤthige Fertigkeit erlangt ist, der physikalische Unterricht nimmt den in der Naturbeschreibung auf, und ein aͤhnliches Verhaͤltniß findet zwischen dem historischen und geographischen statt. Auch betrachten wir es im Ganzen als das richtige Verhaͤltniß, daß den alten Sprachen durch alle Klassen die groͤßte Stundenzahl unter den einzelnen Obiekten zu⸗ gewiesen ist, daß dann in den mittleren und oberen Klassen zunaͤchst der Mathematik eine groͤßere Zeit gewidmet wird, und daß endlich die anderen Gegenstaͤnde mit ziemlich gleicher Beruͤcksichtigung in dieser Hinsicht nebeneinander stehen. Dennoch draͤngen sich uns bei der Be trachtung des gewoͤhnlichen Lectionsplans Bedenken auf, die uns sehr erheblich scheinen. Einmal ist naͤmlich — abgesehen von dem spaͤte⸗ ren Hinzutreten einzelner Objekte und dem fruͤheren Aufhoͤren anderer, so wie von wenigen minder bedeutenden Abweichungen — doch vor⸗ herrschend das Schema des Plans, namentlich in den mittleren und oberen Klassen, fuͤr die verschiedenen Stufen des Unterrichts dasselbe, und es scheint wenig Ruͤcksicht darauf genommen, daß ein jeder Ge⸗ genstand, um gleichsam erst festen Fuß zu fassen und sich des Schuͤ⸗ lers zu bemaͤchtigen, mehr Zeit und Kraftaufwand verlangt, wann er zuerst eintritt, als spaͤter, wo er nur fortgesetzt werden soll; daß ferner die Neigung und Entwickelung derSchuͤlermanchem Gegenstand auf einer ge⸗ wissen Stufe des Alters vorzugsweise guͤnstig ist und sich gerade auf dieser auch die meiste Frucht von einer vorzugsweisen Beruͤcksichtigung ei nes solchen Unterrichtsgegenstandes hoffen laͤßt. Mit diesem Beden ken haͤngt ein anderes wesentlich zusammen; es sind naͤmlich durch die Gleichartigkeit des Schemas mehrere Objekte in eine solche Stel lung gerathen, daß sie zwar lange Zeit hindurch gelehrt werden, aber
stets nur in zwei woͤchentlichen Stunden, von denen jede durch drei
oder vier Tage von der anderen getrennt ist. So wird in manchem Gegenstand fuͤnf bis sieben Jahre unterrichtet, und der Ertrag ist dennoch nur ein sehr geringer, weil der Unterricht selbst keinen Zu⸗ sammenhang gewinnen, die Kraft des Schuͤlers nie ganz in Anspruch nehmen und deshalb auch kein Interesse erzeugen kann. Dieser Nach⸗ theil trifft weniger den Religions⸗Unterricht und die Deutschen Stun⸗ den, da mit diesen der gesammte Unterricht vielfach dieselben Zwecke verfolgt; dagegen wird er sehr empfindlich in den Franzoͤsischen und den naturwissenschaftlichen Stunden, die uͤberdies schon ziemlich iso⸗ lirt gegen den uͤbrigen Unterricht stehen; auch ist die Geschichte in der ersten Klasse, wo sie erst recht ihre bildende Kraft gewinnen koͤnnte, auf aͤhnliche Weise eingeengt. Man wird freilich diese und verwandte Maͤngel nur beseitigen koͤnnen, indem man manche Gegenstaͤnde nicht ununterbrochen lehrt, sondern abwechselnd, aber dann mit groͤßerer Stundenzahl eintreten laͤßt. Daß auch dies große Uebelstaͤnde haben kann, wenn es nicht auf sehr behutsame Weise geschieht, ist uns nicht verborgen. Mancher Erfahrungen wird es beduͤrfen, ehe man alle Schwierigkeiten gluͤcklich umgeht; aber durch mannigfache Versuche in dieser Beziehung koͤnnten kuͤchtige Direktoren gewiß der Gymna⸗ sial⸗Paͤdagogik die wichtigsten Dienste leisten. Um der Zerstreuung und Zerstuͤckelung des Unterrichts vorzubeugen, sind in dem erwaͤhn⸗ ten Ministerial⸗Reskript (vom 24. Oktober 1837) mehrere sehr wich⸗ tige Andeutungen gegeben worden, doch scheinen sie bis jetzt noch we⸗ nig verstanden und beachtet zu seyn. Auch koͤnnte die daselbst gege⸗ bene Anordnung, daß verwandte Unterrichts⸗Gegenstaͤnde in derselben Klasse, so weit es thunlich ist, demselben Lehrer zu uͤbergeben seyen, noch eine viel ausgedehntere Ausfuͤhrung zum Besten des Ganzen finden, als sie bisher gefunden hat, obwohl der Unterricht im Latei— nischen und Deutschen oder in der Geschichte und Geographie, oder in der Mathematik und den Naturwissenschaften meist auf eine zweck maͤßige Weise durch die Uebertragung an einen Lehrer in derselben Klasse verbunden ist.
Die einem Lehr⸗Gegenstande eingeraͤumte Zeit und seine Verbin⸗ dung mit den anderen Objekten haben aber den bedeutendsten Einfluß auf die Behandlung desselben. Es ist die Methode des Gymnasial
Unterrichts oft genuͤg und selbst von einsichtsvollen Maͤnnern geta-⸗
delt worden, um in einiger Mißachtung beim Publikum zu stehen, und es scheint deshalb nicht unangemessen, naͤher jenen Tadel zu be⸗ leuchten. Ueber die Guͤte oder die Maͤngel der Methode im Allge meinen wird man wohl am zuverlaͤssigsten nach dem Erfolg des gan⸗ zen Unterrichts entscheiden, der sich am klarsten in dem Resultat der Abiturienten⸗Pruͤfungen herausstellt. Hieruͤber spricht sich aber Herr Ingerslev, gewiß ein unparteiischer Gewaͤhrsmaun, in folgender Weise aus: „Das bei diesen Pruͤfungen in Preußen Geleistete ist, wenn man auf die Total⸗Ausbildung und die wahre, geistige Reife⸗ der Abiturienten sieht, so bedeutend und so lobenswerth, daß wenige Schulen in Deutschland dasselbe zu leisten vermoͤgen und keine mehr.“ Wenn dem so ist, so kann die Methode unmdoͤglich im All⸗ gemeinen so unzweckmaͤßig seyn, wie man anzunehmen scheint; Herr Ingerslev fuͤgt in dieser Beziehung auch selbst hinzu: „Das Preu
ßische Gymnasialwesen koͤnnte in der That keine bessere Waffe fin
den gegen die zum Theil sehr ungerechten Ktrist⸗ deren Gegen⸗ stand es gewesen ist, als eine Veroͤffentlichung der Leistungen bei den Abiturienten⸗Pruͤfungen.“ Man hat jedoch solche Angriffe vor⸗ zugsweise durch eine Vergleichung der Gymnasien mit Buͤrger⸗ und Realschulen begruͤndet, und darzuthun gesucht, daß in diesen die Methodik viel bedeutendere Fortschritte gemacht habe, und daß es durch Ausbildung derselben gelungen sey, dem Unterricht dort mehr Frische und Lebendigkeit zu geben und auf die Belebung einer gro
ßeren Zahl von Schuͤlern einzuwirken, als auf den Gymnasien. Wir glauben, es handelt sich hier nicht um die Methode einzelner Lehrer an diesen und jenen Anstalten — denn hieruͤber moͤchte sich schwer
lich Allgemeineres ausfagen lassen — sondern vielmehr um die all-⸗ gemeine Methode, wie sie eine laͤngere Erfahrung, abgesehen von einzelnen Modiftcationen, die fast jeder Lehrer fuͤr noͤthig haͤlt, fest⸗ gestellt hat. Dann aber moͤchte sich leicht herausstellen, daß der Un⸗
terricht in den Sprachen bisher auf den Gymhasien mit bei weitem groͤßerem Erfolge betrieben worden ist, als in den Buͤrger⸗ und Realschu⸗ len, waͤhrend diese die Gymnasten im naturwissenschaftlichen, geo⸗ graphischen und oft wohl auch im historischen Untericht durch zweck⸗ Iür. Methode und lebendigere Einwirkung auf die Schuͤler uͤber⸗ fluͤgelt haben. Will man jenen allgemeinen Tadel in der Weise be⸗ schraͤnken, daß der Unterricht in den Realien oft auf den Gymna⸗ sien nicht die Behandlung finde, wo er eine wahrhrhaft bildende Kraft und bleibende Erfolge gewinne, so stimmen wir durchaus in densel⸗ ben ein, duͤrfen aber dabei nicht unbemerkt lassen, daß die Maͤngel in der Behandlung wesentlich in der zersplitterten Zeit fuͤr diese Unterrichts⸗Gegenstaͤnde und in der geringen Verbindung, in die sie
mit anderen gesetzt werden, zu suchen sind. Wer gegen die Methode
des Gymnastal⸗Unterrichts nicht ungerecht seyn will, darf sie da nicht unbeachtet lassen, wo sie sich am freiesten entfalten kann, und muß zwischen der Behandlung der verschiedenen Lehr⸗Gegenstaͤnde wohl unterscheiden.
Am bestimmtesten und besten ausgebildet ist auf unseren Gym⸗ nasien ohne Zweifel die Methode fuͤr den Unterricht in den alten Sprachen und ihrer Literatur. Als eigenthuͤmlich und sehr empfeh⸗ lenswerth bezeichnet Herr Ingerslev besonders die Behandlung des grammatischen Unterrichts, der mit der Erlernung der Formen und Regeln stets die mannigfachsten schriftlichen und muͤndlichen Uebun⸗
Durchaus
gen Hand in Hand gehen laͤßt, und hierdurch die Leichtigkeit in An⸗ wendung jener in jedem Augenblick steigert. So anregend dieser Unter⸗ richt auch auf die Jugend wirkt — es ist beilaͤufig mehr Anstrengung und Kraft erforderlich, um im Anfange die Theilnahme der Schuͤler fuͤr diesen Unterricht, als fuͤr die Realien zu gewinnen — so ist nach unserer Meinung doch die Art und Weise, wie die klassischen Autoren in un⸗ seren gelehrten Schulen gelesen werden, noch bei weitem geeigneter, die Denkkraft der Schuͤler zu uͤben und ihre Thaͤtigkeit zu beleben. Durch die eigene Vorbereitung derselben auf das Pensum, durch das eigene Interpretiren und Kommentiren, wobei der Lehrer nur exami⸗ nirend nachhilft, und durch die darauf erfolgende Wiederholung ist es moͤglich, die Selbstthaͤtigkeit unaufhoͤrlich in Anspruch zu nehmen und zu kontrolliren. Schaͤrfe und Schnelligkeit in der Auffassung fremder Gedanken, Bestimmtheit und Gewandtheit im Ausdrucke der Feigenen, uͤbt diese Methode auf eine unvergleichliche Weise, und wir halten alle Bedenken, welche Herr Ingerslev zu Gunsten der in Daͤ⸗ nemark herrschenden Lehrweise zu erregen sucht, fuͤr ganz unerheblich. — Aber eine andere Frage ist, ob nicht haͤufig uͤber der Form de Inhalt der zu erklaͤrenden Schriften vernachlaͤssigt wird, ob nicht oft mehr auf Sprachkenntniß als auf Bekanntschaft mit dem Gehalt der alten Literatur hingearbeitet und so den humanistischen Studien ge⸗ rade die Wirkung entzogen wird, die sie vornehmlich auf den Gym⸗ nasien haben sollten. Sobald die grammatische Kenntniß der alten Sprachen in den mittleren Klassen hinreichend gefordert ist, sollte sich nach unserer Ansicht die Exegese bei weitem mehr, als gemeinhin ge schieht, auf den realen Inhalt der alten Autoren richten; so wuͤrden die Alterthums⸗Studien erst in Wahrheit eine vielseitige Bildung ge⸗ ben und zugleich auch anderen Unterrichts⸗Gegenstaͤnden vielfach foͤr⸗ derlich seyn, deren Wirksamkeit sie jetzt oft nicht wenig behindern. Welcher Gewinn wuͤrde dann nicht zunaͤchst dem Geschichts⸗Un⸗ terricht erwachsen! Wir erwaͤhnten bereits, daß man in ihm nicht gerade die starke Seite unserer Gymnasien sehen kann; auch Herr Ingerslev urtheilt uͤber denselben sehr unguͤnstig. „In den oberen und zum Theil in den mittleren Klassen,“ sagt er, „Fand ich uͤberall die Schhuͤler in diesem Objekt im Ganzen schwach. Von den Abiturien⸗ ten konnte man im Allgemeinen sagen, daß sie von der alten Ge⸗ schichte, der Deutschen und Preußischen einige Kenntniß besaßen, waͤhrend sie von der (allgemeinen) Geschichte des Mittelalters wenig, von der neueren, aus welcher freilich nur selten Fragen gegeben wur⸗ den, so gut wie Nichts wußten; mehr leistete die groͤßere Zahl nicht.“ „Viele Maͤnner,“ heißt es dann in einer Anmerkung, „welche die Sache genau kannten, besonders Lehrer vom Fache, stimmten mit mir voͤl⸗ lig uͤberein, ig sagten es mir zum Theil selbst im voraus.“ Man sieht, die Lehrer der Preußischen Gymnasten sind nicht blind gegen wirklich vorhandene Maͤngel, und sie werden zuerst die Hand bieten, wenn es gilt, ihnen abzuhelfen. Sie tragen gewiß am wenigsten die Schuld einer mangelhaften Behandlung dieses Gegenstandes, sondern sie sind dazu durch die ganze Stellung desselben genoͤthigt. Es ist nicht genug, daß der Vortrag eine Masse von Fakten aneinander rei het, daß von Stunde zu Stunde derselbe in gleicher Weise von den
Schuͤlern wiederholt wird und nur zuweilen eine allgemeine Wieder⸗
holung des eben behandelten Abschnittes eintritt; nicht genug, daß man so fortwaͤhrend bei Einzelnheiten stehen bleibt, wobei es im mer noch sehr zweifelhaft ist, wie Viele oder wie Wenige sie auf fassen und festhalten; sondern der historische Unterricht soll die allgemeinen Begriffe, welche sich auf staatliche Institu tionen beziehen, zur Deutlichkeit erheben, er soll jene reiche Fuͤlle von Fakten, in denen sich das Leben der Menschheit bethaͤtigt und entwickelt hat, Jedem mittheilen und gelaͤufig machen, er soll sie pragmatisch verbinden und Vergangenheit und Gegenwart aufs engste verknuͤpfen; er soll ferner die alte Geschichte mit Ruͤcksicht auf die den Schuͤlern wenigstens zum Theil bekannte Literatur lehren, und endlich, was mit Recht von ihm zu fordern ist, einen sittlich bildenden Einfluß auf die Gemuͤther uͤben, wozu doch vor allen Dingen noͤthig ist, daß ihm Raum gegeben wird, das Interesse der Schuͤler vollstaͤndig zu gewinnen. Aber wie waͤre dies Alles moͤglich bei der bezeichneten Stellung, die er jetzt meist auf den Gymnasien hat, wie moͤglich, wenn ihm nicht einmal die Alterthums⸗Studien auf alle Weise foͤrderlich zu seyn suchen? Irren
wir nicht, so laͤßt sich bereits auf den Gymnasien die sehr traurige Wahrnehmung machen, daß die Theilnahme, welche die Schuͤler von Hause aus immer fuͤr den historischen Unterricht mitbringen, durch die Behandlung desselben mit den Jahren stets mehr und mehr ver⸗ ringert wird.
Ueber die Art und Weise des geographischen Unterrichts und seine Erfolge spricht sich Herr Ingerslev gleich unguͤnstig aus. Ein aͤhnliches Ürtheil wuͤrde er auch uͤber den naturhistorischen Unter richt wahrscheinlich gefaͤllt haben, wenn er demselben seine Aufmerk⸗ samkeit geschenkt haͤtte; wir wissen es wenigstens mit eigener Erfah⸗ rung nicht zu vereinbaren, was Herr Seebeck behauptet, daß dieser Unterricht in seiner jetzigen Gestalt durchaus genuͤgend sey, um den Schuͤlern in den Haupttheilen der Naturkunde die wichtigsten Ge⸗ setze und Erscheinungen bekannt zu machen und uͤber die technische Anwendung derselben im Allgemeinen zu belehren. Die Gruͤnde der nach unserer Meinung allerdings mangelhaften Behandlung auch dieser Unterrichtszweige sind denen, die wir beim Geschichts⸗ Unterricht beruͤhrten, zu nahe verwandt, als daß hier eine weitere Eroͤrterung noͤthig waͤre.
Sehr zu bedauern ist, daß Herr Ingerslev die Methode des mathematischen Unterrichts auf unseren Gymnasien nicht naͤher ken nen geleent hat, denn gerade diese hat vielleicht in neuester Zeit die bedeutendsten Fortschritte Fiech Allgemeine Theilnahme der Schuͤler zu gewinnen und Gleichmaäͤßigkeit der Leistungen zu erzeu⸗ gen, was fruͤher fast unmoͤglich schien, wird jetzt ohne bedeutende Schwierigkeiten in den meisten Faͤllen erreicht. Es scheint, als habe eine Nachbildung der Methode des philologischen Unterrichts hier sehr wichtige Dienste geleistet, die auch, freilich in anderer Weise, vielfach auf den Franzoͤsischen Unterricht uͤbertragen ist, wo sie aber wohl mehr geschadet, als genuͤtzt hat. Eine lebende Sprache wird durch schnelles Lesen leichterer Schriftsteller und fortwaͤhrende Uebung im Sprechen mit groͤßerem Erfolge gelehrt werden, als durch aͤngstliches Anschließen an grammatikalische Regeln und muͤh⸗ sames Kommentiren der Literatur. 8
Beim Deutschen Unterricht hat man sich auf den Gymnasten schon laͤngst von allem Regelzwange losgerissen, und durch die stets lebendige Uebung der Sprache im muͤndlichen und schriftlichen Aus⸗ druck im hohen Grade befriedigende Resultate Fantt, ppfe. 8167 auch Herr Ingerslev anerkennt. Es ist uͤber die Methode hlescs Objektes vielfach hin⸗ und hergesprochen worden, wohl ohne rechte Noth, denn wie dasselbe in den oberen und unteren Klassen zu behandeln sey, moͤchte den Lehrern selbst kaum zweifelhaft seyn, Schwierigkeiten zei⸗