fort aus Syrien zu entfernen, habe mittheilen lassen, halte ich mich verpflichtet, Ihnen zu erklaͤren, daß das Betragen ffi⸗ ziere und Mannschaft, aus denen jene Detaschemene ““ waͤhrend ihrer Verwendung in Syrien nach der 8 auswaͤrtigen Departements, der Art gewesen . 8 ee Mirt kommene Billigung der Regierung Ibrs eaesn Hif % Iemn vielem Vergnuͤgen habe ich den kommandiren d. eö 28 instruirt, eine Mittheilung vorstehender Art an 5 L ffizziere 5
Mannschaft unter seinem Befehle 8 bei- assen, 8 8 8 Nachricht gegeben, daß ich —8 “ m88. Hees d⸗
18 elange en werde. (Unterz.) * zeug Amt selangen esgan vorgestern eine Versammlung von etwa 120 Deputirten aus verschiedenen Theilen des Reichs stattgefun—- den, in welcher mehrere Beschluͤsse, die Abschaffung der jetzigen Korngesetze betreffend, gefaßt wurden. Unter den Petitionen, die u diesem Behufe empfohlen wurden, waren auch solche, welche die Frauen des Koͤnigreichs uͤberreichen sollten.
Die Untersuchung uͤber den Ursprung des Feuers im Tower ist noch nicht beendigt und die eigentliche Ursache desselben bis jetzt noch nicht ermittelt.
Am Mittwoch wurde eine Versammlung von Whigs in Ply⸗ mouth gehalten, um dem Ex⸗Minister Lord John Russell, der sich in der Naͤhe befindet, eine Adresse zu uͤberreichen. Die Versamm⸗ lung, obschon von den Chartisten und Tories gestoͤrt, votirte die Adresse beinahe einstimmig.
An die Stelle des zum Bischof von Jerusalem ernannten Dr. Alexander, ist der Dr. Mac Caul zum Professor der hebraͤi⸗ schen und rabbinischen Literatur am King's College zu London ernannt.
IHI. London, 19. Nov. In den diplomatischen Kreisen herrscht noch immer große Unbehaglichkeit wegen des Benehmens von Frankreich in Bezug auf die Spanischen Angelegenheiten, und ungeachtet des sehr aufrichtigen Wunsches von Seiten des gegen⸗ waͤrtigen Ministeriums, die Einigkeit und das gute Vernehmen zwischen beiden Laͤndern wiederherzustellen, haben doch die geheime Politik der Tuilerieen, die auffallende Beguͤnstigung der Umtriebe der Koͤnigin Christine und der tiefe Haß gegen Espartero von Seiten des Koͤnigs neue Veranlassung zur Entfremdung gegeben. Die Englische Regierung ist, wie man Grund hat, anzunehmen, im Besitz genuͤgender Beweise von der Theilnahme Frankreichs an den neueren Ereignissen, welche die Ruhe der Halbinsel ge⸗ stoͤrt haben. Diese Beweise werden wahrscheinlich niemals ans Licht kommen, wenn nicht ein offener Bruch zwischen Frankreich und der gegenwaͤrtigen Regierung in Spanien unvermeidlich wird. Es ist jedoch einleuchtend, daß das Kabinet der Tuilericen nicht geneigt ist, die Bemuͤhungen des Kabinets von St. James zur⸗ Wiederherstellung der Ruhe in Spanien zu unterstuͤtzen, und daß diese Wunde am aͤußersten Ende Europa's so lange offen erhalten werden wird, als es den Zwecken Frankreichs entspricht, die mo⸗ dernen Leidenschaften des Volks im Dienste der alten Vorurtheile der Nation und der alten Anspruͤche des Hauses Bourbon an⸗ zuwerben.
Belgien.
Brüssel, 19. Nov. Man vernimmt, daß die letzten sinan⸗ ziellen Differenzen, die durch den Friedens⸗Traktat noch unerledigt geblieben, nunmehr ihrer voͤlligen Erledigung entgegengehen. Von beiden Seiten wird jetzt ein definitives Uebereinkommen vorbereitet.
In einer Kohlen⸗Mine im Hennegau hat sich am 16. d. M. ein furchtbares Ungluͤck zugetragen, indem in einer Tiefe von 1450 Fuß eine Gas⸗Erplosion stattfand, durch welche 29 Arbeiter verschuͤttet wurden. Beim Abgange der letzten Nachrichten war man noch mit Arbeiten beschaͤftigt.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 16. Nov. Wie man jetzt vernimmt, ist die Freisprechung der ofterwaͤhnten, die Straußischen Saͤtze betreffen- den Schrift in der Jury mit 4 gegen 5 Stimmen, also durch eine Minoritaͤt erfolgt, welche nach dem bei uns in solcher Beziehung geltenden Gesetze zu einem solchen Resultate hinreicht. “ Seit dem 12ten d. haben wir scharfen Frost und Schlitten⸗ bahn. 1 Von der halbamtlichen Nachricht aus Christiania, daß Se. Majestaͤt gegen Ende dieses Monates dort eintreffen wuͤrden, hat man hier bis jetzt nichts vernommen. vX“
Dänemark. 8
Kopenhagen, 30. Nov. (Alt. M.) Die Daͤnische Kanz⸗ lei hat auf geschehene Anfrage unterm Hten d. M. erwiedert, es sey nach der Verordnung vom 13. August d. J. nichts dagegen zu erinnern, daß die Bekenner des mosaischen Glaubens zu Mit⸗ gliedern sowohl der Kirchspiel⸗Vorsteherschaften als der Amtsraths⸗ Behoͤrden gewaͤhlt wuͤrden, daß dieselben jedoch an den Verhand⸗ lungen uͤber Schul⸗Angelegenheiten, wie das schon in der Verord⸗ nung vom 29. Juli 1814 §. 37 begruͤndet sey, nicht theilnehmen koͤnnten.
Am 11. Maͤrz v. J. setzte die Land⸗Haushaltungs⸗Gesellschaft
fuͤr Ausarbeitung einer populairen Schrift, die „Friedrich 68 als Freund des. Bauern“ in kerniger und wuͤrdiger Sprache schilderte, wie fruͤher erwaͤhnt, einen Preis aus. In Folge davon erhielt die Gesellschaft 8 Schriften, wovon indessen nach dem Ur⸗ theil der Kommission derselben nur drei in Betracht kommen konnten, keine aber die von der Gesellschaft gewuͤnschten Eigen⸗ schaften besaß. Der Verfasser einer dieser Schriften, Etatsrath. Thaarup, hat nun seine Arbeit, nachdem er sie mit Ruͤcksicht auf die Bemerkungen und Erinnerungen, die von Seiten der Gesell⸗ schaft gemacht waren, revidirt, theils in der „Zeitschrift fuͤr Land⸗ Oekonomie“, theils in besonderen Abdruͤcken unter dem Titel: „Koͤnig Friedrich VI., als Gesetzgeber und Regent, der Freund der Bauern“, herausgegeben.
W 1 8
8 Deutsche Bundesstaaten. Mlünchen, 20. Nov. (A. Z.) Se. Majestaͤt der Koͤnig von Preußen, der sich wieder in erfreulichem Wohlseyn befindet, ist diesen Morgen 7 Uhr nach Tegernsee abgereist, von wo er heute
Abend wieder hier erwartet wird. Die Abreise der Preußischen Herrschaften soll, wenn nicht anders beschlossen wird, naͤchsten Montag stattfinden, die Reise wird, wie es heißt, uͤber Dresden gehen, woselbst Ihre Majestaͤt die Koͤnigin einige Zeit verweilen urfte. 1“]
di seas Testament der Hochseligen Koͤnigin ist zur Stunde noch nicht eroͤffnet, da noch einige Vollmachten hoher Interessenten feh⸗ len sollen, die zur Vornahme dieses Aktes nothwendig sind.
Wie man vernimmt, haben Se. Majestaͤt der Koͤnig von Preußen geruht, dem Kabinets⸗Prediger der Hochseligen Koͤnigin, Ministerialrath Dr. von Schmidt, die Decoration des Rothen Adler⸗Ordens zweiter Klasse, mit einem uͤberaus huldreichen Hand⸗ schreiben, zu ertheilen. Dieser wuͤrdige Greis, einer der ersten
1464
Kanzelredner seiner Zeit, genoß einige 40 Jahre hindurch, und bis zu ihrem Ableben, das besondere Vertrauen der Verewigten.
Nachstehendes ist die (kuͤrzlich erwaͤhnte) vom Ministerium des Innnern unterm 10. November an die Senate der drei Lan⸗ des⸗Universitaͤten ergangene Entschließung:
„Auf Allerhoͤchsten Befehl Sr. Maiestaͤt des Koͤnigs ward bereits durch Ministerial⸗Entschließung vom 2. Maͤrz 1839 auf das große Mißverhaͤltniß aufmerksam gemacht, welches zwischen der Zahl der gepruͤften Staatsdienst⸗Adspiranten und jener der Anstellungs⸗Gelegen⸗ heiten dort schon sich offenbarte. Ungeachtet dieser allgemein veroͤffent⸗ lichten Erinnerung vergroͤßert sich dieses Mißverhaͤltniß fortschreitend bei jenen Juͤnglingen, welche sich dem Studium der Medizin widmen. Waͤhrend in dem Koͤnigreich, außer den acht Kreis Medizinal⸗Raths⸗ stellen und den Lehrstellen an den verschiedenen aͤrztlichen Unterrichts⸗ Anstalten, nur 285 Physikate und beilaͤufig 150 aͤrztliche Stellen im Militairdienste bestehen, waͤhrend bei vorhandener Uebersetzung der zur Ausuͤbung der Praxis gebildeten aͤrztlichen Disteikte ein nicht ge⸗ ringer Theil der praktischen Aerzte mit Mangel und Noth zu kaͤmpfen hat und die Zahl der gevpruͤften, groͤßtentheils auf Anstel⸗ lung harrenden Aerzte dermalen schon uͤber 700 betraͤgt, hat sich der Andrang zu dem Studium der Medizin noch immer nicht vermindert. Je groͤßer aber die Anforderungen sind, welche an Jeden, der diesem Studium sich ergiebt, in Beziehung auf Talent, Fleiß und Mittel gestellt werden muͤssen, und je mehr auch bei dem bereits in die Praxis uͤbergetretenen Arzte durch Mangel und Noth die in ununterbrochener wissenschaftlicher Fortbildung ruhenden Bedingungen gedeihlichen Wirkens gaͤnzlich aufgehoben werden, um so nothwendiger erscheint es, alle jene Inlaͤnder, welche an die Hochschulen bereits uͤbergetreten sind oder an dieselben uͤberzutreten in Begriff stehen, auf die oben erwaͤhnten Verhaͤltnisse warnend und belehrend aufmerksam zu machen, damit sie noch rechtzeitig einem anderen, guͤnstigere Aussichten gewaͤh⸗ renden Beruf sich zuwenden koͤnnen. Der Koͤnigliche Universitaͤts⸗ Senat hat desfalls in angemessener Weise das Weitere zu verfuͤgen.“
Braunschweig, 21. Nov. (L. A. Z.) Ueber den Stand unserer Verhandlungen wegen des Beitritts zum Zoll⸗Vereine bringen die Zeitungen seit einigen Wochen zum Theil sehr ver⸗ schiedene Nachrichten. Sollte ich auch nicht im Stande seyn, die Zahl der kursirenden Neuigkeiten zu vermehren, so halte ich doch fuͤr meine Pflicht, Ihnen aus sicherer Quelle zu melden, daß fast alle jene Berichte, besonders so weit dieselben die bishe— rige Theilnahme der Staͤnde-Versammlung an der Sache betref⸗ fen, mindestens ungenau sind, und daß selbst diejenigen, welche
einzelnes Wahre enthalten, doch groͤßtentheils daneben auch positiv irrige Angaben oder falsche Voraussetzungen bringen. Augenblicke hat die staͤndische Kommission ihren Bericht noch nicht
In diesem
abgestattet, man erwartet denselben aber in den naͤchsten Tagen. Daß das Herzogthum uͤberhaupt dem Deutschen Zoll-Verein an— geschlossen werden wird, steht außer allem Zweifel, und zwar nicht nur nach dem von der Regierung gefaßten festen Entschlusse, son⸗ dern auch der im Allgemeinen fast einstimmigen Ansicht der Mit⸗ glieder der Staͤnde⸗Versammlung, und was das Geruͤcht in dieser Hinsicht von Meinungs⸗Verschiedenheiten erzaͤhlt hat, betrifft kei— nesweges die Sache selbst, sondern nur die Modalitaͤten der Ausfuͤhrung. 4 ¶. 8 ’
Sondershausen, 18. Nov. Durch eine Fuͤrstliche Ver⸗ ordnung vom 24. September wird eine Trennung der Rechts⸗ pflege von den uͤbrigen Geschaͤften der Staats⸗Verwaltung vor⸗ bereitet. Mit dem 1. April 1842 sollen die beiden Regierungen zu Sondershausen und Arnstadt ihre Rechtsgeschaͤfte an ein zu Arnstadt zu errichtendes Landes⸗Justiz⸗Kollegium abgeben, welchem die Justiz⸗Aemter untergeordnet werden. Das Justiz⸗Kollegium soll als Spruch⸗Kollegium in allen buͤrgerlichen Rechtssachen nur in der Appellations⸗Instanz erkennen, in Kriminalsachen aber in allen den Faͤllen die erste Entscheidung ertheilen, in welchen die Unter⸗Behoͤrden zeither die Akten an die Regierungen einzusen⸗ den hatten. 8
Hamburg, 23. Nov. Der Hamburger Korrespondent enthaͤlt folgende Beschreibung des eben vollendeten neuen, pracht⸗ vollen Boͤrsen⸗Gebaͤudes: „Es nimmt einen Flaͤchenraum von 249 Fuß Laͤnge und 178 Fuß Breite ein, in einem der aͤltesten Stadttheile, auf der Stelle, wo ehemals das Magdalenen⸗Kloster stand. Das große, ein laͤngliches Viereck bildende Gebaͤude ge⸗ waͤhrt an sich von außen einen imposanten Anblick, der sich aber fuͤr jetzt noch nicht geltend machen kann, weil die um⸗ liegenden Baulichkeiten, als einem der aͤltesten Stadtviertel und einer fernen Vergangenheit angehoͤrend, denselben beein—⸗ traͤchtigen; doch nicht gar lange wird es waͤhren, und Hamburgs stattliche Boͤrse wird eine ihrer wuͤrdige Umgebung erhalten: dies bezeugen die schon rings um dieselbe begonnenen zahlreichen Bauten, aus denen Haͤuser im edelsten Geschmack er⸗ stehen. Die Fronte der Boͤrse ist dem Adolphs⸗Platze zugekehrt; hier ist der Haupt-Eingang, zu dem eine breite, bequeme Treppen⸗ stiege von fuͤnf Stufen fuͤhrt. Ein. offener Korridor fuͤhrt zu den in Fronte liegenden fuͤnf Hauptthuͤren, die mit Glasscheiben versehen sind; an den beiden Seiten befinden sich zwei Neben⸗ thuͤren zur Verhuͤtung der Zugluft. Auch an den drei anderen Seiten befinden sich aͤhnliche geraͤumige Eingaͤnge zu dem Gebaͤude, dessen Fußboden sich nur 2 Fuß 6 Zoll uͤber das Niveau der Gasse erhebt. Die eigentliche Halle liegt in der Mitte des Gebaͤudes und ist 127 Fuß 5 Zoll lang, 69 Fuß 9 Zoll breit und 76 Fuß hoch; ringsum befinden sich drei Reihen 25 Fuß hoher Bogengaͤnge, die von viereckigen, sehr massiven Saͤulen getragen werden. Dieser zur Aufnahme des Boͤrsen⸗Publikums bestimmte Raum ist im Ganzen 28,000 Quadratfuß groß. Ringsum, und mit den Arkaden in unmittel⸗ barer Verbindung stehend, zaͤhlt man 21 Makler⸗Comtoire und Geschaͤfts-Zimmer, jedes fuͤr sich abgeschlossen, naͤmlich 12 von 102, 5 von 200 und 4 von 500 Quadratfuß Groͤße. Die große Halle mit den umliegenden Saͤulengaͤngen er⸗ haͤlt das volle Tageslicht von oben durch 28 große, auf⸗ recht stehende Bogenfenster. Der Fußboden dieses großen Rau— mes ist mit Oel⸗Cement uͤberzogen und von Saͤule zu Saͤule in Quadrate getheilt, in deren Mitte sich ein großes Auge von dickem gegossenem Glase befindet, durch welches das Licht in die verschie- denen Abtheilungen des großen uͤberaus massiven Souterrains faͤllt. Mit Ausnahme der Nebenzimmer und Comtoire wird Alles durch eine dem Boden entstroͤmende Luftheizung erwaͤrmt. Gleich beim Eintritt in den Haupt⸗Eingang, unter den vorderen Ar⸗ kaden, befinden sich zwei aus Eisenstaͤben gebildete Paniers, aus deren Boden die warme Luft emporsteigt; aus Scheinoͤfen, mit L el⸗Cement uͤberzogen und an verschiedenen Stellen des Gebaͤudes angebracht, entstroͤmt dieselbe ebenfalls. Damit aber eine gehorige Circulation der Luft stattfinde, befinden sich zu Fuͤßen der Saͤulen der Haupt⸗ halle vergitterte Oeffnungen, die mit der aͤußeren Luft korrespondi⸗ ren und somit eine angenehme, weiche Waͤrme vermitteln. Zu beiden Seiten der auf der Frontseite des Gebaͤudes befindlichen Arkaden fuͤhren zwei sehr bequeme, mit gußeisernen Ge⸗
laͤndern versehene Treppen, deren Stufen ebenfalls mit Oel⸗Cement uͤberzogen sind, zu der oberen Etage, die aus vielen Saͤlen und Zimmern und einem rings um die
Haupthalle laufenden, nach dieser Richtung offenen und 14 Fuß breiten Korridor oder Gallerie besteht. Eine Zeituhr ist zwi⸗ schen den Saͤulen der vorderen Seite, eine Winduhr, deren Na— del die Bewegung der auf dem hohen Dache des Gebaͤudes be⸗ findlichen Windfahne andeutet, zwischen denen der hinteren Seite angebracht. Ueber dem Haupt-Eingange erblickt man erst den großen schoönen Versammlungs⸗Saal mit fuͤnf hohen Fen⸗ stern nach der Frontseite, der 70 Fuß lang und 41 Fuß breit ist. Von hier gehen wir den Korridor zur Linken entlang und bemerken den Boͤrsensaal, mit daran stoßendem Salon und Konferenz-Zimmer, drei Zimmer fuͤr den Cafetier kom⸗ men sodann. Die ganze Ruͤckseite des Gebaͤudes in der oberen Etage wird von der Bibliothek des Kommerziums, dem Biblio⸗ thekar-Zimmer und dem Bibliothek⸗Lesezimmer eingenommen und hier fuͤhren zwei Nebentreppen zu dem großen Versamm⸗ lungssaal hinab. An den Korridor zur Rechten stoßen das Kom⸗ merz⸗Comtoir, das Makler⸗Zimmer, das Sekretariat der Kom⸗ merz⸗Deputation, das Sitzungs⸗Zimmer derselben, zwei sehr große Zeitungs⸗Lesezimmer mit einem Nebenzimmer. Der Fußboden des Korridors ist ebenfalls mit Oel⸗Cement uͤberzogen, und dessen Oeffnungen zwischen den Saͤulen der Haupthalle sind mit geschmack— vollem guͤßeisernen Gelaͤnder versehen. Das ganze Gebaͤude wird spaͤterhin mit Gas erleuchtet werden, zu welchem Behufe bereits uͤberall die Roͤhren gelegt sind. Einen sehr imposanten Anblick gewaͤhrt es, wenn der Beschauer zwischen einer der Saͤu⸗ len-Oeffnungen des oberen Korridors Posto faßt und hinab in den großen Versammlungsraum sieht; aber wie viel imposanter wird es seyn, wenn erst die Tausende in der Eile des wichtigen Ge— schaͤftsbetriebes dort versammelt sind! Am 2. D ezember wird das neue Boͤrsengebaͤude durch eine wuͤrdige Feierlichkeit eingeweiht werden und am 6. Dezember das Boͤrsen⸗Publikum sich zum er⸗ stenmale in demselben versammeln.“
-1““ 1
Saragossa, 9. Nov. Der Regent hat nachstehendes (gestern bereits erwaͤhntes) Manifest an die Spanier erlassen:
„Spanier! Am 18ten vorigen Monats habe ich mich mit dem ganzen Herzen eines Soldaten und als erster Beamter, dem das Gluͤck, die Wohlfahrt und die Freiheiten Spaniens anvertraut sind, an Euch gewendet. Ich zeigte Euch an, daß ich die Hauptstadt verlassen haͤtte, um eine verraͤtherische und betruͤgerische Empoͤrung, die uns zu ver⸗ nichten drohte, im Keime zu ersticken. Der Patriotismus der Armee, der National⸗Garde und aller Spanier, die sich dieses Namens wuͤr⸗ dig zeigen, haben meine Expedition in einen Triumphzug verwandelt. Die Komplotte der Feinde des Vaterlandes werden an Eurem Muthe und an Eurer Loyalitaͤt scheitern. Es lag kaum ein Augenblick zwi schen der Empoͤrung und dem Siege. Diejenigen, welche sich auf dem Ruin der Nation zu erheben dachten, sehen sich unter ihren ei genen Ruinen begraben. Spanien begruͤßte mit Enthusiasmus jenen Tag des Triumphs, es gab sich der erfreulichen Aussicht auf die Be festigung eines stets ersehnten Friedens hin, die ich auch erlangt haä⸗ ben wuͤrde, als von neuem die Toͤne der Zwietracht unser Ohr er⸗ reichten, als ein Angriff gegen die Gesetze und die Wuͤrde der Regie⸗ rung seine Bitterkeit in die suͤßen Taͤuschungen mischte.
Eine Handvoll unruhiger, der oͤffentlichen Ordnung feindseliger Personen hat in Barcelona eine gewaltthaͤtige, durch die begleitenden Umstaͤnde verabscheuungswuͤrdige That veruͤbt. Man hat, mit Ver achtung der Gesetze, ein oͤffentliches Werk, ein Eigenthum der Nation zerstoͤrt: man hat das Vertrauen gemißbraucht, womit man der Na tional⸗Garde die Bewachung der Mauern anvertraute, die sie nun mehr zerstoͤrt haben. Man hat die Stimme der Militair⸗Behoͤrd verachtet, die verlangte, daß man sie respektire. Man hat das schaͤnd liche Beispiel gegeben, durch die rohe Gewalt uͤber Dinge zu ent scheiden, die nur durch die Berathung der Cortes und der Regierun entschieden werden koͤnnen.
Die Citadelle von Barcelong bedrohte weder die Freiheiten, noch das Eigenthum dieser so gewerbfleißigen Stadt. Mußte man der ge genwaͤrtigen Regierung mißtrauen, deren einziger Zweck die Befol
gung der Gesetze ist? War jene Festung nicht dem Patriotismus der
National⸗Garde anvertraut? War es edel, auf solche Weise die Abwe senheit der tapferen Truppen zu benutzen, die ausgezogen waren, um ih Blut gegen die Feinde des Vaterlandes zu vergießen? Spanier Diese Haͤndlung ist mit anderen Gewaltthaͤtigkeiten verbunden gewe sen, wodurch eine sogenannte Sicherheits sich des Eigenthums bemaͤchtigte, sich eigenmaͤchtig zur Herrin des Schicksals einer ganzen Provinz machte und sich die Functionen de Staatsgewalten anmaßte, waͤhrend die Regierung mehr als jemals uͤber der Erhaltung der Gesetze wachte.
Diese Vorfaͤlle sind in ganz Spanien mit der entschiedensten Miß billigung aufgenommen worden. Der Regent wuͤrde seine Pflicht gegen die Nation, gegen die Gerechtigkeit verletzen, wenn so eine gewalt same Verachtung der Gesetze, wenn die Haupt⸗Urheber derselben un gestraft blieben und die Letzteren dadurch ermuthigt wuͤrden, neu Unordnungen zu begehen. Habet Vertrauen, Spanier, zu der Ge rechtigkeit einer Regierung, die sich auf die Gesetze stuͤtzt. Die Hand welche stets bereit ist, die Constitution und die offentlichen Freiheiten zu vertheidigen, wird alle Erzesse, die der Mißbrauch der Freihei⸗ herbeifuͤhren koͤnnte, zu unterdruͤcken wissen.
Saragossa, den 9. November 1841.
Der Herzog von Vitoria Evariste San Miguel.“
Madrid, 12. Nov. Gestern Abend begaben sich die De putirten und Senatoren zum Conseils-Praͤsidenten, der sie mi großer Freundlichkeit empfing. Sie uͤberreichten ihm eine an der Regenten des Koͤnigreichs gerichtete Petition, um denselben in Bezug auf die letzten Ereignisse in Barcelona zur Milde zu be⸗ wegen. Es wurde sofort ein Courier mit diesem Aktenstuͤcke in das Hauptquartier des Regenten abgesandt. Auch die Kommis— sarien des constitutionellen Ayuntamiento von Valencia verfuͤgten sich heut zu dem Conseils-Praͤsidenten, um die dort stattgehabten Exzesse in milderem Lichte darzustellen und zugleich die Versicherung zu geben, daß die Munizipal⸗ und Provinzial⸗Behoͤrden der Re⸗ gierung alle Unterstuͤtzung und den ihr gebuͤhrenden Gehorsam zu leisten entschlossen seyen.
Madrid, 13. Nov. Die Berichte aus den Provinzen lau⸗ ten ganz beruhigend. Man zweifelt. nicht daran, daß die Ord⸗ nung und die Herrschaft der Gesetze in Valencia und Barcelona baldigst wiederhergestellt seyn werden.
Die Zusammenberufung der Cortes auf den 20. Dezember ist noch nicht offiziell beschlossen. Man besorgt, das Ministerium werde mit einer starken Opposition zu kaͤmpfen haben.
Man bemerkt seit einigen Tagen, daß die Communicationen zwischen dem Conseils⸗Praͤsidenten und dem Franzoͤsischen Ge⸗ schaͤftstraͤger wieder haͤufiger und freundlicher sind. Nachschrift, 40 Uhr Abends. Die Sturmglocke wird gezogen; im noͤrdlichen Theil der Stadt soll ein heftiger Brand ausgebrochen seyn.
O. Madrid, 12. Nov. Gestern erhielt der Franzͤsische Geschaͤftstraͤger, Herr Pageot, einen außerordentlichen Courier aus
Paris, nach dessen Ankunft er eine Konferenz mit dem Minister⸗
Praͤsidenten, Herrn Gonzalez, hatte. Personen, die im Ministe⸗ rium Verbindungen haben, versichern, daß der Geschaͤftstraͤger Letzterem eine Depesche des Herrn Guizot vorlas, in welcher
und Ueberwachungs Junta
ser seine vollkommene Billigung daruͤber ausdruͤckte, daß Herr Pageot die von Seiten des Spanischen Minister⸗Praͤsidenten in Betreff der telegraphischen Depesche vom 8ten v. M. erhobenen Reclamationen mit Nachdruck zuruͤckgewiesen hatte. Herr Gon⸗ zalez soll darauf aufs neue Beschwerden erhoben, Herr Pageot aber sich darauf bezogen haben, daß es ihm in derselben Depesche des Herrn Guizot untersagt worden sey, sich mit dem Spanischen Ministerium in Contestationen uͤber eine Frage einzulassen, in Betreff deren er nur seiner eigenen Regierung Rechenschaft abzulegen verpflichtet sey. Die uͤble Laune des Minister⸗Praͤsidenten soll sich noch vermehrt haben, als er erfuhr, derselbe Courier hahe dem Herrn Pageot den Befehl uͤberbracht, auf seinem Posten fuͤr jetzt hier zu verbleiben, indem dieser durchaus durch einen Mann von Geschicklichkeit und festem Charakter besetzt seyn muͤsse und die Abreise des Herrn von Salvandy auf unbestimmte Zeit verschoben
sey. In dieser Verfuͤgung will das Spanische Kabinet, das auf
die Abberufung des Herrn Pageot mit Zuversicht gerechnet zu ha— ben scheint, die Absicht der Franzoͤsischen Regierung, eine un— freundliche Haltung anzunehmen, erblicken. Uebrigens traͤgt die Spanische Regierung kein Bedenken, auch ihrerseits ihre Verstimmung gegen die Franzoͤsische Botschaft an den Tag zu legen. Das Hotel derselben, der Palast des Grafen von Chinchon, bildet die Ecke eines Platzes und der Straße del Barquillo, in welcher fast nur Diplomaten wohnen. Seit einigen Abenden ist auf dem Platze ein Piguet Soldaten aufge— stellt, das seine Schildwachen bis vor die Thuͤre des Botschafts⸗ Hotels vorruͤckt und alle Personen, die in die Straße del Bar— quillo gehen wollen, anhaͤlt, in ein benachbartes Haus fuͤhrt und nach ihrem Namen, wohin sie gehen, und dem Zweck ihrer An—⸗ wesenheit befraͤgt. Als der Franzoͤsische Geschaͤftstraͤger sich Auf— klaͤrung uͤber diese laͤstige Maßregel erbat, erwiederte ihm der Minister⸗Praͤsident, man habe in Erfahrung gebracht, daß einige Uebelwollende das an das Botschafts⸗Hoôtel stoßende Gebaͤude in Brand stecken wollten, und deshalb diese Vorsichts-Maßregel getroffen. Sie werden demnach sehen, daß das, was ich Ihnen in Betreff dieses Planes schrieb, begruͤndet war. Die Regierung erreicht auf diese Weise drei Zwecke zugleich: sie verhindert die Ausfuͤhrung der Mordbrennerei, sie belaͤstigt den Franzoͤsischen Geschaͤftstraͤger und nimmt endlich Kenntniß von den Personen, die sich zu diesem begeben. Fruͤherhin bewilligte der General— Capitain von Madrid eine Eskorte fuͤr die Couriere der fremden Gesandtschaften, so oft jene verlangt wurde. Man sagt, der Fran⸗ zoͤsische Geschaͤftstraͤger haͤtte in Erfahrung gebracht, daß man einen von ihm vor acht Tagen abzufertigenden Courier uͤberfallen wolle, um ihn seiner Depeschen zu berauben. Er wandte sich deshalb an den General⸗Capitain mit der Bitte um eine Eskorte; dieser aber ließ ihm sagen, er koͤnne ihm ohne ausdruͤcklichen Be⸗ fehl der Regierung keine verabfolgen lassen. Herr Pageot wandte sich darauf an den Minister⸗Praͤsidenten und erhielt zur Antwort, man muͤsse sich sehr wundern, daß er eine Eskorte verlange, jetzt, da die Wege sicherer waͤren, als jemals. Herr Pageot erklaͤrte demnach, daß, falls sein Courier beraubt wuͤrde, die Verantwortlichkeit auf die Spa⸗ nische Regierung fiele, weil sie die Eskorte verweigere. — Der Marschall Saldanha verweilt noch immer hier, und man will behaupten, er habe der hiesigen Regierung die Vermitte— lung Portugals angeboten, um ihr die Anerkennung von Seiten der Nordischen Maͤchte zu verschaffen. — Gestern wurde hier der Oberst⸗Lieutenant Don Damaso Fulgosio erschossen; er bewies nicht ganz dieselbe Fassung, mit der die uͤbrigen Schlachtopfer ge⸗ storben waren. Naͤchste Woche wird Kriegsgericht uͤber zwoͤlf Garde-Offiziere gehalten, die am 7ten v. M. die Wache im Koͤniglichen Schlosse hatten. Sieben derselben sind jedoch entflohen. Daneben laufen von allen Seiten Adressen ein, welche einen kaum glaubhaften Blutdurst athmen. So heißt es in einer Adresse des Ayuntamiento von Gerona: „Kein Mitleiden mehr, erlauchtester Regent: moͤgen die Haͤupter der Schuldigen auf dem Schaffot fallen; das Volk ver⸗ langt, daß das Gesetz vollzogen werde. Bis der letzte meineidige niedertraͤchtige Absolutist gefallen seyn wird, moͤge Ew. Hoheit den Feldzug gegen die Tyrannei fortsetzen u. s. w.“
Den 43. November. Seltsam! Espartero's erbittertste Feinde, die Freunde der Koͤnigin Marie Christine, haben ihm den wichtigsten Dienst erwiesen, indem sie die Sache jener Fuͤrstin durch eine Art von Studentenstreich auf das Aeußerste kom⸗ promittirten und dagegen dem am Rande des Abgrundes stehenden Re⸗ genten Gelegenheit verschafften, als unbesiegbarer Held mit neuem Ge⸗ praͤnge aufzutreten. Und nicht weniger leisten die aͤltesten und aufrichtigsten Freunde Espartero's, die Patrioten Barcelona's, auf deren Schultern er vor anderthalb Jahren zur Regentschaft em— porstieg, diesem die uͤbelsten Dienste. Denn was er nun auch thun mag, immer erscheint er als ihr alter Verbuͤndeter, auf den sie sich selbst berufen. Laͤßt er das Juntenwesen bestehen, so er— scheint er in den Augen der Nation und Europa's als ein schwa— cher Parteimann, der nach der einen Seite hin, blind ge— gen alle Gebote der Menschlichkeit und gegen den Geist des Zeitalters, sein Schwert in dem Blute seiner persoͤnlichen Geg— ner traͤnkt und dagegen den von dem verworfensten Gesindel be— gangenen Graͤueln mit wohlwollendem Auge zusieht, weil der Name der (entweihten) Freiheit sie rechtfertigen soll. Macht er den Junten im Namen, und mit der Kraft des Gesetzes ein Ende, so beraubt er sich fuͤr kuͤnftige Faͤlle der einzigen Stuͤtze, auf die er bisher rechnen konnte. Zwischen Moderirten und Exaltirten wird er in der Luft schweben, denn eine wahrhaft constitutionelle Partei giebt es in Spanien nur auf dem Papier. Indessen haben die himmelschreienden Exzesse der Junta von Barcelona und selbst die Besorgniß, von dem Auslande nicht mehr neben Napoleon gestellt zu werden, den Regenten genoͤthigt, gegen jene Leute eine zornige Miene anzunehmen. Das Armee⸗Corps von Navarra unter Ayerbe und die in Tudela zusammengezogene Re— serve haben Befehl erhalten, auf Catalonien zu marschiren, und seit dem 8ten befindet sich Espartero selbst in Saͤragossa, um von dort aus das Weitere gegen Barcelona zu verfuͤgen. In Sara⸗ gossa sang man im Theater ein Lied vor ihm, in welchem fol⸗ gende Strophe vorkoͤmmt, die er wiederholen lies:—
Si algun dia la faccion
De los tiranos se goza
Por desgracia en la nacion,
* Venid Duque 4 Zaragoza
sereis Rey de Aragon. (Wenn einst die Bande der Tyrannen zum Ungluͤck in der Na⸗ tion aufkommen sollte, so kommt, Herzog, nach Saragossa, und ihr werdet Koͤnig von Aragonien seyn.)
Die oberste Sicherheits⸗Junta von Barcelona hatte sich frei⸗ lich, dem Anscheine nach, aufgeloͤst, aber nur um am 6ten als De— molitions⸗Kommission wieder aufzutreten und durch neue Geld⸗ Erpressungen und Gewaltthaten den Befehlen des Regenten Hohn zu sprechen. Man fuhr mit Schleifung der Citadelle fort, so daß,
wie der halb⸗offizielle Espectador von heute bemerkt, der Schutt dem General van Halen, der mit einer Armee in der Naͤhe stand,
in die Augen siel. Indessen scheint den Helden von Barcelona
1465
der Muth gesunken zu seyn, denn sie fertigten zwei Deputirte nach Saragossa an Espartero ab, um ihm die Schuldlosigkeit der Junta vorzustellen und um Nachsicht fuͤr das Uebermaß ihres Eifers zu bitten. Allein der Regent erkannte daraus, daß Furcht und Schwaͤche eingetreten waren, und entließ die Deputirten mit harten Worten. Am gten erklaͤrte er sogar in einer an die Spanier gerichteten Proclamation, daß er seine Pflichten ge⸗ gen die Nation und gegen die Gerechtigkeit verletzen wuͤrde, wenn er die in Barcelona begangenen Verletzungen der Gesetze unbe⸗ straft ließe und die vornehmsten Urheber und Vollstrecker derselben aufgemuntert wuͤrden, neue Zuͤgellosigkeiten zu begehen. Diese Proclamation hat das Mißfallen der Republikaner und der exal⸗ tirten Partei gleich sehr erregt, wenngleich jene es lauter als diese zu erkennen geben. Ehe diese Proclamation hier bekannt wurde, hatte der Correo Nacional nur leise anzudeuten ge⸗ wagt, daß die Regierung den Graͤueln von Barcelona Einhalt thun muüͤsse, und sogleich beschuldigte die progressistische Presse jenes Blatt des Hochverrathes. Noch heute sucht das Eco del Comercio die Junta von Barcelona durchaus zu rechtfertigen und spricht die Hoffnung aus, daß die Drohungen des Regenten nicht vollzogen werden wuͤrden. Die hier anwesenden Deputirten Cataloniens richteten vorgestern Abend eine Bittschrift zu Gunsten der Junta an den Minister⸗Praͤsidenten, die dieser sogleich durch einen Courier an den Regenten befoͤrderte. Freilich befindet sich die Regierung in einer seltsamen Lage. So lange ihr Triumph uͤber die Oktober-⸗Bewegung nicht entschieden war, ermaͤchtigte sie selbst die Errichtung von Junten und belobte sie wegen ihres Eifers. Nun spricht sie die Ansicht aus, daß alle Behoͤrden, die nicht ver— mittelst der Constitution eingesetzt waͤren, verfassungswidrig und hochverraͤtherisch seyen. Der Regent sagt als Rechtfertigung seines Entschlusses, Barcelona zu bestrafen: „Eine sogenannte Sicherheits⸗ Junta machte sich zur Herrin des Eigenthums, richtete sich als Verfuͤgerin uͤber die Beamtenstellen einer Provinz auf und maßte sich die Befugnisse der Staatsgewalten an.“
Der Infant Don Francisco verweilt noch in Burgos und scheint die Ankunft seiner Gemaͤhlin abzuwarten, ehe er weitere Entschluͤsse faßt.
Es ist eine Deputation von Valencia hier eingetroffen, um der Regierung darzuthun, daß ohne Errichtung der dortigen Junta der Staat zu Grunde gegangen seyn wuͤrde.
Noch am 11ten verweilte Espartero in Saragossa.
. Aegypten.
1 randrien, 26. Okt. (L. A. Z.) Der Englische Kon⸗ sul hat dem Pascha eine Note uͤbergeben, worin auͤf bestimmte Erklaͤrung gedrungen wurde, ob Mehmed Ali die Monopole auf⸗ heben und sich dem mit der Pforte abgeschlossenen Handelsver⸗ trage fuͤgen wolle oder nicht. Nach vielen Zoͤgerungen erklaͤrte Mehmed Ali, sobald er von seiner Reise in Ober⸗Aegypten, was in zwei Monaten geschehen werde, zuruͤckkehre, hoͤffe er allen Wuͤnschen entsprechen zu koͤnnen.
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— — Marienwerder, 18. Nov. Die Zahl der baͤuerli⸗ chen Muster-⸗Wirthschaften, welche durch die Vermittelung des hiesigen landwirthschaftlichen Vereins errichtet worden sind, hat im Laufe des vorigen Monats durch die Einrichtung der Wirth⸗ schaft des Einsassen Schichting zu Jellen, hiesigen Kreises, einen neuen Zuwachs erhalten. Die schon vorhandenen Muster⸗Wirth⸗ schaften haben einen guten Fortgang genommen; sie versprechen, ihren Zweck zu erfuͤllen und der Neigung fuͤr verbesserte Wirth⸗ schafts⸗Methoden auch unter dem Bauernstande mehr und mehr Eingang zu bahnen.
Um auch zur Verbesserung der Pferdezucht aufzu⸗ muntern, haben die Landraͤthe der Kreise Deutschkrone, Flatow, Schlochau und Konitz in diesem Jahre ein Pferderennen fuͤr Bauern veranstaltet, welches bei zaͤhlreicher Theilnahme am 10. Ok⸗ tober in Jastrow stattgefunden hat, und wobei an die Sieger 130 Rthlr. an Praͤmien vertheilt worden sind.
Die am 13ten v. M. stattgefundene oͤffentliche Pruͤfung in der Provinzial⸗Gewerbeschule zu Graudenz hat aufs neue den wohlthaͤtigen Einfluß bekundet, welchen diese Anstalt durch die Verbreitung der zur Anwendung in den Gewerben geeigneten wis— senschaftlichen Kenntnisse und Fertigkeiten auf die Hebung der Gewerbsamkeit im hiesigen Departement zu aͤußern verspricht.
Die Brüsseler Industrie⸗Ausstellung vom Jahre 1818.
Die im Monat August d. J. in Bruͤssel eroͤffnete Industrie—
Ausstellung hat in mehrfacher Hinsicht die Aufmerksamkeit auf
sich gezogen. Sie war gewissermaßen das Vorspiel zu den Unter⸗ handlungen, die bald darauf in Paris begannen, und die, wenn auch nicht eine Verschmelzung, doch mindestens eine bedeutende Annaͤherung der gewerblichen Interessen beider Laͤnder, Frank⸗ reichs und Belgiens, zur Folge haben sollten. In der That wa— ren auch Abgeordnete des Franzoͤsischen Gouvernements nach Bruͤssel gekommen, um sich mit den Leistungen der Industrie des Belgischen Nachbarlandes bekannt zu machen und nach den hier gewonnenen Resultaten einen Bericht uͤber das Verhaͤltniß dieser Industrie zur Franzoͤsischen zu erstatten. Etwas Aehnliches hatte fruͤher die Belgische Regierung veranlaßt, indem sie einen scharfsinnigen Beobachter, Herrn Jobard, nach Paris sandte, der uͤber die große Franzoͤsische Gewerbe-Ausstellung eine Reihe— folge reichhaltiger Berichte erstattete, die zuerst im Moniteur Belge abgedruckt wurden und alsdann gesammelt als besondere Schrift erschienen, welche selbst in dem gewerblich vielgewandten England als eine Quelle vielfacher Belehrung bezeichnet wurde. Jedenfalls ist es auch wohl in einer Zeit des Friedens, wie die unsrige, eben so interessant und wichtig, die gewerblichen Verhaͤlt⸗ nisse der Europaͤischen Nachbarlaͤnder zu studiren, wie es zur Zeit des Krieges von der hoͤchsten Wichtigkeit war, die Kraͤfte zu ken⸗ nen, auf denen diese Laͤnder ihre Vertheidigungs⸗ und Angriffs⸗ mittel basiren. Darum wollen wir es hier versuchen, nach den zahlreichen Berichten, welche die Bruͤsseler Blaͤtter uͤber die Aus⸗ stellung der Belgischen Gewerbs⸗Erzeugnisse lieferten, eine Ueber⸗ sicht zu geben, die unsere Leser mit dem Zustande derselben, so viel man ihn aus einer nicht immer unparteiischen und noch viel weniger die Sache erschoͤpfenden Zeitungs-Kritik kennen zu lernen vermag, bekannt machen sollen.
Die Ausstellung von 1841 war, nach einstimmigem Urtheil, die reichhaltigste, die in Bruͤssel seit 1830 gesehen wurde, in wel⸗ chem letzteren Jahre die damals noch vereinigte Hollaͤndisch⸗Bel⸗ gische Industrie die groͤßten Anstrengungen gemacht hatte, um ihre
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Kraͤfte zu zeigen. Allerdings hat Belgien seitdem durch den Ver lust der Niederlaͤndischen Kolohieen seine besten Absatzwege verlo⸗ ren, und es sah sich eine Zeit lang genoͤthigt, einen Theil seiner gewerblichen Kraft unbenutzt zu lassen. Nach und nach haben sich jedoch die spekulativen Kaufleute und Fabrikanten des kleinen Landes neue Abzugs⸗Kanaͤle zu verschaffen gewußt, und wenn, wie aus den nachstehenden Bemerkungen zu ersehen ist, auch in ein⸗ zelnen großen Gewerbzweigen immer noch die Nachwirkung der Ereignisse von 1830 in sehr empfindlicher Weise sich wahrnehmen laͤßt, so hat doch die Industrie im Ganzen eine noch viel groͤßere Ausdehnung erlangt, als sie fruͤher jemals gehabt. Wir lassen nun die Urtheile Belgischer Berichterstatter uͤber einzelne Artikel hinter einander folgen: 8
Fruͤher bildeten die Gerbereien in Belgien, und vorzuͤglich in Flan⸗
dern, einen hoͤchst bedeutenden Erwerbszweig. Die anerkannte Guͤte des in Belgien gegerbten Leders sicherte ihnen einen ansehnlichen Absatz, und die Kunst selbst, dadurch angetrieben, erhob sich mit jedem Tage zu Frcsee⸗ Vollkommenheit. Heut ist es anders geworden; die Bel-⸗ gischen Gerbereien treiben nur noch im Innern des Landes Handel, einige beschraͤnken sich auf ihre naͤchste Umgebung; die hohe Besteue⸗ rung des Auslandes noͤthigt uns hierzu; man gerbt nicht mehr, als der Bedarf des Landes erfordert, und hierbei noch thut uns das ein⸗ geschmuggelte Franzoͤsische Leder Abbruch. Doch wie sehr dieses Ge⸗ werbe auch gegenwaͤrtig eingeschraͤnkt ist, wenn es gelaͤnge, neue Maͤrkte fuͤr unsere Produkte zu gewinnen, so wuͤrden sich die Bel⸗ güchen Gerbereien ohne Zweifel rasch wieder zu dem alten Ansehen erheben. ‚Bei Erwaͤgung der Hemmnisse, welche diesen wichtigen Indu⸗ striezweig in seiner Fortentwickelung aufgehalten haben, wuͤrde man es natuͤrlich finden, wenn derselbe auch im Innern Ruͤckschritte ge⸗ macht und die Erzeugnisse an Schoͤnheit und Guͤte verloren häͤt⸗ ten; dies ist jedoch nicht der Fall, das Leder auf der diesjaͤhrigen Ausstellung beweist das Gegentheil. Wir haben Stuͤcke von fefte⸗ ner Schoͤnheit gesehen, welche allen Anforderungen in Bezug auf Stäarke und Haltbarkeit entsprechen. Fruͤher gerbte man fast aus⸗ schließlich Haͤute von Buenos⸗Ayres; heut hat das rein inlaͤndische Fabrikat dieselben fast ganz verdraͤngt; dieser Fortschritt ist nicht zu uͤbersehen, da er beweist, daß es gelungen ist, das inlaͤndische Leder zu derselben Stufe der Schoͤnheit und Guͤte zu erheben, welche das fremde zeigt, das man fruͤher mit großen Kosten einfuͤ rte.
üh II. Stoffe aus Roßhaaren. 3 Die Bereitung der aus Roßhaaren gewirkten Stoffe hat seit einigen Jahren bei uns große Fortschritte gemacht. Die bedeutendste Fabrik ist die des Herrn Hanssens⸗-Hap zu Vilvorde, der mehrere an Glanz und Weichheit wahrhaft ausgezeichnete Arbeiten aus⸗ gestellt hat. Auch dieser Erwerbszweig einge bedeutend werden, wenn ihm nicht, wie allen anderen, die Gelegenheit des Absatzes fehlte; der Franzoͤsische Zoll macht die Einfuhr unserer roßhaarenen Stoffe unmoͤglich, und dies ist um so mehr zu beklagen, als, bei der Mangelhaftigkeit der Franzoͤsischen Stoffe dieser Art, die unseren, ihrer Schoͤnheit, Feinheit und Geschmeidigkeit wegen, sicher den Vorzug erhalten wuͤrden; die Gewebe, welche Hanssens Hap aus⸗ gestellt hat, zeugen von der Vervollkommnung dieser Kunst und stehen hinter dem Besten, was darin bisher geleistet worden, nicht zuruͤck. Die aus weißem Roßhaar gefertigten Sopha⸗Besaͤtze mit blauem, gelbem und scharlachrothem Muster sind fein gearbeitet und voll Geschmack. Auch sind die schwarzen Damast⸗Zeuge nicht zu vergessen, die brillant und fein gewirkt sind und die mannigfaltig⸗ sten Muster zeigen.
III. Parfuͤmerieen und Seifen.
Die Seifensiederei ist dieses Jahr wuͤrdig vertreten; Herr Stoefs von Bruͤssel hat eine Menge Seifen von bester Qualitaͤt und dem feinsten Wohlgeruch gesandt. Wir haben nicht mehr noͤthig, zu den Parfuͤmerie⸗Haͤndlern aus Paris zu gehen, um die durchsichtigen, wohlriechenden, ambraduftenden Seifen zu bekommen, welche fuͤr die Toilette so unentbehrlich sind. Herr Stoefs kann, um der Vor⸗ zuͤglichkeit seiner Erzengnisse willen, mit den beruͤhmtesten Pariser Fabriken wetteifern, deren Namen wir an den Glaͤsern aller Coëffeure und Modewgaren⸗Haͤndler sehen. Weshalb sollten wir aus Paris beziehen, was wir fuͤr denselben Preis, wenn nicht besser, doch eben so gut bei uns haben koͤnnen?
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Bewundernswerth sind die herrlichen Arbeiten, welche die Koͤ⸗ nigliche Teppich-Manufaktur von Tournay zur Ausstellung geliefert hat. Seit vielen Jahren genießt diese Manufaktur eines Europaͤi⸗ schen Rufes, und, wir duͤrfen es sagen, sie verdient ihn. In die⸗ sem Jahre uͤbertreffen ihre Erzeugnisse Alles, was sie bisher geleistet hat, an Schoͤnheit, Reichthum und Pracht; wir glauben nicht, daß sich uͤberhaupt Groͤßeres leisten laͤßt. Ungeachtet der Schwierigkei⸗ ten, mit welchen dieser Industriezweig zu kaͤmpfen hat, hat er doch ungemeine Fortschritte bei uns gemacht. Vor 1828 wurden die Tep⸗ piche und vorzuͤglich die Mokaden (moquettes) von Tournay nach Frankreich ausgefuͤhrt, wo sie ihrer Guͤte und Billigkeit wegen sehr in Schwung kamen. Doch in dem genannten Jahr wurde der Fran⸗ zoͤsische Einfuhr⸗Zoll von 18 oder 20 pCt. auf 44 erhoͤht und dieser Handelsweg dadurch abgeschnitten. Mit Huͤlfe dieses Tarifs und des Ruͤckzolls, welcher vorzuͤglich fuͤr den Handel mit gewoͤhnlichen Wollenwaaren von großem Vortheil ist, haben sich zu Raubair Ma⸗ nufakturen gebildet, welche gegenwaͤrtig mit Wollenwaaren Handel nach Belgien treiben, die man sonst nach Frankreich ausfuͤhrte. Die Belgische Steuer beschraͤnkt sich auf 6, hoͤchstens 8 vCt., und man fuͤhrt nicht blos Franzoͤsische, sondern auch Englische Teppiche ein, welche den Belgischen Fabriken sehr schaden. Daher geschieht es nur durch fortgesetzte Thaͤtigkeit, durch großen Kosten-Aufwand in Betreff der Besoldung der Zeichner und durch stete Opfer, wenn die Ksonigliche Manufaktur zu Tournay den hohen Ruf noch behauptet,
den sie sich fruͤher erworben hat. Dieser Betriebszweig verdient somit die hoͤchste Beachtung der Regierung und der Kammern, damit ihm wenigstens der Handel im Innern des Landes nicht geschmaͤlert werde; es gilt, hohe Steuern auf die fremden Teppiche zu legen, vornehmlich auf die sammetar⸗ tigen Englischen, welche zu Antwerpen oft unter dem Preise, zu welchem sie im Inlande hergestellt werden koͤnnen, verkauft werden.
V. Porzells—
Die Porzellan⸗Manufaktur gewinnt in Belgien taͤglich an um⸗ fang; es ist zu bedauern, daß diese Erzeugnisse von Frankreich so un gemein hoch besteuert werden; diese Steuer ist einem Verbote gleich zu achten. Fruͤher fand das Porzellan von Tournay reichlichen Ab⸗ satz. Gegenwaͤrtig hat das Belgische Porzellan noch mit dem Eng⸗ lischen Fayence zu kaͤmpfen, welches man zwar nachzuahmen gesucht hat, doch der Schutz von Seiten der Zoll⸗Verwaltung ist zu unbe⸗ deutend, als daß die Einfuͤhrung des fremden unmoͤglich gemacht wuͤrde; der ganze Centner Englisches Fayence zahlt beim Eintritt in Belgien nur 15 Fr.
Nur durch Anstrengung und Ausdauer erhalten sich unsere Fa⸗ briken. Das feine Porzellan von Tournay ist seiner Haltbarkeit we⸗ gen mit Recht beruͤhmt, doch es ist etwas schwerfaͤllig, weil die Stuͤcke zu dick sind, und es hat stets einen blaͤulichen Schimmer, den zu vermeiden bisher noch nicht gelungen ist. Das grobe Porzellan hat man erst 1725 in Europa zu bereiten angefangen und ist seit je⸗ ner Zeit in der Kunst seiner Bereitung stets fortgeschritten. „Die Koöͤ⸗ nigliche Manufaktur zu Seires, die in ganz Europa so beruͤhmt ist, hat die Bereitung des feinen Porzellans ganz aufgegeben, sie fertigt nur noch starkes, sogenanntes Chinestsches⸗ welches in der ganzen Welt gesucht ist. Unsere Belgischen Fabriken ttt den hoͤchsten