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1““ 1 1 114“ 8 1““ ““ ““ den Laͤden gesehen, augenblicklich sie begriffen und einander zuge⸗ rufen haben: „das Bild bedeutet die Vereinigung aller Religio⸗ nen“; die Orientalen aber sind in dieser Hinsicht ja auch noch 1 nabenalter!
Großbritanien und Irland. 6
London, 4. Dez. Der Globe behauptet, daß hinsichtlich der Taufe des Kronprinzen noch kein bestimmter Zeitpunkt fest⸗ gesetzt sey; wahrscheinlich aber werde dieselbe nicht in den naͤchsten Wochen, sondern kurz nach dem Zusammentritte des Parlaments im Februar, und nicht in Windsor, sondern im Buckingham⸗Palast stattfinden, wo der Hof um diese Zeit mehrere Tage zu verweilen
gedenke. Als Taufpathin des jungen Prinzen werde die Koͤnigin⸗
gegebene Festmahl.
Wittwe genannt, deren volle Genesung hoffentlich bis dahin erfolgt seyn wuͤrde. Das Blatt setzt hi 1““ ey Das genannte Blatt 8s hinzu, daß die Tauffeier⸗ ichkeit selbst zwar moͤglichst im Stillen und ohne Gepraͤnge vor sich gehen, das Bankett aber bei diesem Anlasse noch weit glaͤn⸗ zender seyn werde, als das nach der Taufe der jungen Prinzessin Irrig sey in einigen Blaͤttern gemeldet wor⸗ den, daß die St. Georgs⸗Halle zu Windsor bereits fuͤr die Taufe
des Prinzen von Wales ausgeschmuͤckt werde. In Schloß Wind⸗
sor ist der Befehl eingetroffen, die Arbeiten zur Vergroͤßerung der Ammenstuben im Victoria⸗Thurme, wo der junge Prinz mit seinen Umgebungen eine ganze Reihe von Gemaͤchern innehaben wird, o beschleunigt werden sollen, daß der Hof bis zum 9ten oder 10ten eine Residenz in Windsor nehmen koͤnne. Man hat daher 50 neue Arbeiter angenommen, welche Tag und Nacht beschaͤftigt sind. Der Morning Herald zeigt an, daß die Ratification des Traktats vom 13. Juli von Seiten der Pforte in Paris ange⸗ angt sey. M b O'Connell ist bereits mit dem Gemeinde⸗-Rath von Dublin n Zwist gerathen, weil einige Mitglieder desselben die bisher ge⸗ braͤuchliche geheime Abstimmung beizubehalten wuͤnschen, da, wie se sagen, der Lord⸗Mayor sonst Alle so einschuͤchtern wuͤrde, daß jede Entscheidung von ihm abhinge. O'Connell forderte dagegen offene Stimmgebung, erklaͤrte aber, er wolle sein Amt niederlegen, sobald der neue Gemeinde⸗Rath voͤllig in Thaͤtigkeit sey, auf kei⸗
nen Fall aber werde er sich nach Ablauf des ersten Amtsjahres
wieder erwaͤhlen lassen. 8
Die Bemerkungen der Morning Chronicle uͤber O'Con⸗ nell's Angriff gegen Espartero, haben Ersteren jetzt dahin gebracht, daß er offen erklaͤrt, er greife den Regenten um des Katholizismus willen an. Zu gleicher Zeit verband O' Connell damit eine Lob⸗
rede auf Ludwig Philipp, weil dieser der katholischen Kirche in
jeder Art foͤrderlich sey. 8 b
Am 29. November wurde die ganze Linie der großen westli⸗ chen Eisenbahn von London nach Gosport eroͤffnet. Der erste Zug brachte 200 Mann des 49sten und 44 Mann des 18ten Re⸗ giments von Winchester nach Gosport, wo sie sich unmittelbar nach ihrer Ankunft auf dem Truppenschiff „Sapphire“ nach China einschifften.
Die Ausfuhr an Silber aus dem Londoner Hafen nach Ham⸗
burg, Amsterdam und Ealais betrug waͤhrend der, am letzten Donnerstage abgelaufenen Woche mehr als 300,000 Unzen.
An der Boͤrse ist starker Begehr nach Wechseln zu Rimessen nach dem noͤrdlichen Europa, was hauptsaͤchlich in den Zahlungen fuͤr auslaͤndisches Getraide seinen Grund hat, die noch fortwaͤhrend theils fuͤr das fruͤher eingefuͤhrte, Getraide, theils fuͤr neue Ein⸗ kaͤufe geschehen, welche erst im Fruͤhjahre eingefuͤhrt werden sollen. Die Spekulanten rechnen so zuversichtlich auf wieder eintretenden
Getraidemangel, daß sie in den Ostseehaͤfen den Weizen zu Prei—
sen kaufen, die eben so hoch als die jetzigen hiesigen sind, wobei fuͤr Fracht, Zoll und sonstige Kosten gar nichts gerechnet ist. Die Koͤnigin hat der numismatischen Gesellschaft eine um⸗
fassende Suite der seltenen Angelsaͤchsischen und Kontinental⸗Muͤn⸗
zen aus Alfred's des Großen Zeit uͤberschickt, welche voriges Jahr an den Ufern zweier Fluͤsse in Lancashire aufgefunden wurden.
Waͤhrend des Sturmes, der am 28. November tobte, waͤre das Koͤnigliche Dampfschiff „Avon“ auf ein Haar an den Kuͤsten⸗ felsen gescheitert, auf welche es geschleudert wurde. Blos die Huͤlfe zweier anderen Dampfboote verhinderte den Untergang des „Avon“, der jedoch seine Kanonen und die meisten Vorraͤthe uͤber Bord werfen mußte, und stark beschaͤdigt wurde.
8 O London, 21. Nov. (Verspaͤtet.) Vor einiger Zeit be⸗ richtete Ihre Staats⸗Zeitung (Nr. 319. Beilage) uͤber ein unsinniges Pamphlet unter dem Namen TPuba concordiac, das allerdings der Beachtung werth war, nicht als ein Zeichen, wie es in der Englischen Kirche, sondern wie es mit dem Verstande einiger, nicht einmal zu einer festen und einigen Partei verbunde⸗ nen Mitglieder derselben aussieht. Wenn jener Bericht aber mit der Bemerkung schließt: „Was soll man dazu sagen, daß ein Geist— licher ungestraft solche Dinge in die Welt schicken darf?“ — so erwiedern wir auf diese Frage, daß dem Verfasser jener Schrift vom Bisch of von London jede geistliche Func⸗ tion augenblicklich untersagt und bald darauf die besonders nachgesuchte Erlaubniß zu einer Taufe verweigert worden ist. Es ist doch billig, solche Thatsachen auch zu erwaͤhnen, um die Stellung der Englischen Kirche ins rechte Licht zu setzen. Aber dergleichen Akte kirchlicher Autoritaͤt geschehen ruhig und in der Stille, waͤhrend der Laͤrm der Parteien bis ins Ausland hinuͤber⸗ hallt, das dann wunder wie viel Arges von der Englischen Kirche denken muß. Dasselbe gilt auch von ihrem Verhaͤltniß zu den Dissenters. Letztere erheben uͤber das Geringste, was sie thun, ein Geschrei, daß man glauben moͤchte, sie setzten Himmel und Erde in Bewegung; und leider geben sich die Korrespondenten Deut— scher Zeitungen nur zu oft dazu her, dies Geschrei fortzupflanzen. Von ihrem Einflusse, von ihren Versammlungen, ihrem Eifer ist uͤberall die Rede; dagegen, daß in mehreren Kirchspielen Londons (und gerade in denen, die meist von der gewerbtreibenden Klasse bewohnt sind, wie z. B. in Southwark) ihre Versammlungshaͤu⸗ ser wegen mangelnden Besuchs versteigert sind und von Geistli⸗ chen der Kirche gekauft, um zu Schulen benutzt zu werden; — daß auf dem Lande, wo irgend ein thaͤtiger Pfarrer auftritt, die Dissenters sich zuruͤckziehen — das erfaͤhrt Niemand. Eben so wenig erfaͤhrt man auf dem Kontinent, daß z. B, der Bischof von
London in zwoͤlfjaͤhriger Amtsfuͤhrung in seiner Dibzese 107 neue
Kirchen eingeweiht hat — der Bischof von Winchester in dreizehn⸗ jaͤhriger 85, der Bischof von Chester in zwoͤlfjäͤhriger gar 175, laut seines eben erschienenen Hirtenbriefs, welcher ein Verzeichniß der⸗ selben enthaͤlt. Die Didzese des letzteren begreift gerade einen großen Theil der Manufaktur⸗Distrikte — in welchem die Bevbl⸗ kerung in eben diesen zwoͤlf Jahren um 330,000 Seelen gewach⸗ sen. Letzteres zeigt, wie groß das Beduͤrfniß ist; aber man wird wenigstens zugeben muͤssen, daß die Kirche etwas thue, um die⸗ sem Beduͤrfniß entgegenzukommen. Der Staat freilich thut in England nichts; aber das erwartet und begehrt die Kirche auch nicht. Dagegen erwartet und begehrt sie freilich von ihrer Laien⸗ schaft, daß sie etwas thue; und alle jene Kirchen, nebst unzaͤhli⸗
stehen gegeben.
V heit bleibe.
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gen anderen in den uͤbrigen Didzesen, sind Beitraͤge und Stiftungen von Laien und Geistlichen erbaut und zum Theil fundirt worden. Die Thaͤtigkeit der Kirche ist in die⸗ ser Beziehung sehr groß, und es waͤre in der That wohl der Muͤhe werth, daß sie etwas bekannter wuͤrde. Deutsche Blaͤtter haben uns in der letzten Zeit allerlei dunkle Geruͤchte von einer beabsichtigten Sendung Preußischer Geistlichen nach England ge⸗ bracht; gewiß, eine solche Sendung, wenn es Maͤnner mit offe⸗ nem Auge und unbefangenem Urtheil waͤren, koͤnnte viel dazu bei⸗ tragen, irrige Meinungen zu berichtigen und uns uͤber Mißverstaͤnd⸗ nisse aufzuklaͤren. Es ist nur zu wuͤnschen, daß solche Maͤnner sich mit gleicher Unparteilichkeit an die Kirche, wie an die Dissenters wen⸗ den und nicht, wie es Deutsche zu oft gethan, von vorn herein sich als zu den Letzteren gehoͤrig betrachten. — Erlauben Sie mir noch eine gelegentliche Bemerkuͤng uͤber einen in Deutschland viel mißbrauchten Ausdruck, den Namen der Hochkirche. Eine Hochkirche giebt es in England nicht, fondern nur eine hoch— kirchliche Partei, oder Maͤnner mit hohen Ansichten von der Kirche — high Churchmen — nicht: High church-men. Hoch⸗ kirche ist die bischoͤfliche Kirche in England nie genannt worden; und selbst ihre Gegner nennen sie dort nicht so.
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Belgien.
Brüssel, 3. Dez. In der heutigen Sitzung der Repraͤsen⸗ tanten⸗Kammer setzte Herr Verhaegen seine Bemerkungen ge⸗ gen das Ministerium fort. Er sprach uͤber den Zehnten und behauptete, daß Alles, was in den Bruͤsseler Journalen hieruͤber gesagt worden, wahr sey; er fuͤhrte mehrere Stellen aus Predig— ten, aus den Berathungen der Kommunal-Conseils ꝛc. an. Am Schlusse sagte er: „Es bleibt mir nur noch ein einziges Wort in Betreff einer der letzten Behauptungen des Herrn Brabant zu sagen: Herr Brabant erklaͤrt, er werde nie seine Zustimmung zu der Wiedereinfuͤhrung des Zehnten geben; es sey, ich nehme diese Erklaͤrung zu Protokoll, obgleich ich nicht glaube, daß diese Pri⸗ vat⸗Meinung stets der Partei, die wir bekaͤmpfen, zur Richtschnur dient. Allein, weil Herr Brabant vor uns in Betreff der Zehn⸗ ten ein Glaubens-Bekenntniß hat ablegen wollen, so erlaube ich mir, ihn zu fragen, ob es nicht raͤthlich seyn wuͤrde, das Land zu beruhigen und uns ein fuͤr allemal zu sagen, ob es, wie ge— wisse Journale gemeldet haben, wahr sey, ob sein die todte Hand (main morte) zum Gegenstande habender Vorschlag zuruͤckgenom⸗ men worden oder nicht?“ — Herr Brabant: Er ist nicht zu⸗ ruͤckgenoemmen. — Herr Dubus der Aeltere: Er hat nicht die „todte Hand“ zum Gegenstande, sondern die Civil-Personification der Universitaͤt Loͤwen. — Herr Verhaegen: „Sie sagen, der
Vorschlag habe die Cioil⸗Personisication zum Gegenstande: ich be⸗ zeichne ihn als einen Vorschlag, welcher die Wiederherstellung der
„todten Hand“ bezweckt; aber kuͤrz, die Urheber des Vorschlags er⸗ klaͤren, daß er nicht zuruͤckgenommen worden. Die letzte Hoff—⸗ nung des Ministeriums ist also verschwunden und der Vorschlag der Herren Dubus und Brabant wird wie das Schwert des Damo— cles uͤber seinem Haupte schweben bleiben, wie eine Ruthe, die bereit ist, es zu geißeln, wenn es nicht sfolgsam fuͤr die Befehle der Meinung ist, welche die Herren Dubus und Brabant in die⸗
ser Versammlung repraͤsentiren.“
Der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten sagte:
„Die Rede des Herrn Verhaegen, die ich beantworten werde, setzt mich in eine sonderbare Verlegenheit; eine fixe Idee wird nicht durch Beweisgruͤnde geheilt; verfolgt durch das Gespenst des Zehn⸗ ten, wie durch einen drohenden Alp, handelt die ganze Rede nur von diesem Punkt und kann sich in vier Worte zusammenfassen lassen: Der Zehnte hat bestanden; er wird daher ferner bestehen; er ist vor 265 bis 30 Jahren gefordert worden, also muß man ihn auch heute geltend zu machen suchen. Aber wenn man Ihnen sagte (erlauben Sie, Herr Verhaegen diese Frage), man habe mich, als einen mo⸗ dernen Jonas, mit zerrissenen Kleidern die Buße in den Straßen der Hauptstadt predigen gesehen, wuͤrden Sie dann nicht sagen, daß das, was vor 4000 Jahren thunlich war, jetzt nicht mehr thunlich sey, und daß man Ihre Leichtglaͤubigkeit mißbrauche? — Ich komme jetzt zu einem ernsten Gegenstande. Was hat man bis jetzt dem Mi⸗ nisterium vorgeworfen? Vor Allem die Ereignisse, die ihm sein Ent⸗
Aber, m. H., kann man vernuͤnftiger Weise ihm daraus ein Verbrechen machen, und kann und muß die Wirkung fuͤr die Ursache verantwortlich seyn? Ehe ich weiter gehe, muß ich sa⸗ gen, daß ich darum keinesweges unseren Ursprung verlengnen will; wir verdanken ihn unseren Gesinnungen der Eintracht und der Ge⸗ setzlichkeit, der Abneigung gegen Alles, was ausschließlich ist, endlich der Sympathie fuͤr unsere constitutionellen Freiheiten, zu welchen ich
mich stets bekennen werde. Aber die Vertheidigung dieser Dinge wuͤrde
jetzt unzeitig seyn; sie sind fast geschichtlich geworden, bald wer⸗
den sie mit jener Unparteilichkeit beurtheilt werden, welche die Hitze
des Kampfes noch schwierig macht, und diesen Tag fuͤrchten weder ich, noch meine Freunde. Sophismen werden uͤber die Reinheit unserer Gesinnungen und Absichten nicht den Sieg davon tragen. Man hat uns vorgeworfen, wir haͤtten keine Farbe und keinen
Muth, wir wuͤßten nicht einmal, was wir wollen, und wir ließen
uns von einer Partei am Schlepptau ziehen. Aber, m. H., giebt es im Gegentheil wohl eine muthigere und freisinnigere Ausgabe als jene, die wir uͤbernommen haben;?⸗ Wir haben zu den Leiden⸗ schaften der Linken gesagt: Ihr fuͤrchtet, daß die geistliche Gewalt, ihre edle Mission vergessend, bald ihren Einfluß auf materielle Sachen üͤbertrage, daß sie die Regierung uͤberfluͤgele und die Constitution verfaͤlsche. Wohlan! wir halten dies Mißtrauen fuͤr uͤbertrieben. Wir haben die Gewalt uͤbernommen, um diese eingreifenden Ten⸗ denzen, wenn sie sich zeigen sollten, zu bekaͤmpfen; um, mit Ihrer Mitwirkung, dahin zu arbeiten, daß die Constitution stets eine Wahr⸗ Zur Rechten haben wir gesagt: Unser Unternehmen ist schon, wir laden Euch zum Werke ein. Bei der Unordnung der Ideen, welche die Welt bearbeitet, inmitten all der Versuche einer gesellschaftlichen Organisation, welche persucht wurden oder in den Koͤpfen keimen, bedarf die Gesellschaft, um nicht zu unterliegen, einer Fahne, welche die Ueberzeugungen vereinigt, eines unveraͤnderlichen und wahren Grundsatzes, welcher sie gegen die Anarchie vertheidigt. Dieser Grundsatz ist der unsrige; er ist es, der uns zu dem gemacht hat, was wir sind, den 18 Jahrhunderte nicht haben erschuͤttern koͤn⸗ nen; er kann Belgien noch retten. Er muß unsere festeste Garantie dem Auslande gegenuͤber seyn, welches uns nur unter der Bedingung anerkannt hat, daß wir uns keinen revolutiongiren Tendenzen hinge⸗ ben, daß wir wir bleiben. Er wird unser staͤrkster Damm, der einzige, den Verlockungen zu neuen und oft gefaͤhrlichen Systemen widerste hende Damm seyn, welchen uns unsere Sprache, unsere Regierungs form, die gbsolute Freiheit unserer Institutionen, unsere allen Men⸗ schen, allen Ideen ossenen Graͤnzen und vielleicht selbst die Beschaͤf tigung mit unseren materiellen Interessen aussetzen. Der wohlbegrif⸗ fene katholische Grundsatz muß unsere Schutzwache seyn; aber um seine Anwendung in der Regierung zu finden, muß er nichts mehr und nichts weniger seyn; mgn muß uͤberall das Evangelium, nir⸗ gends den Menschen finden. Unter diesen durch das Beispiel und die V deberlieferungen unserer Vaͤter leichter gemachten Bedingungen koͤn⸗ nen und muͤssen wir gedeihen; und unsere junge Nation, welche die Huͤlfsquellen ihrer Industrie, die Schoͤpfung ihrer Eisenbahnen, ihre Erfolge in den schoͤnen Kuͤnsten in der Meinung der Voͤlker schon groß gemacht haben, kann ihnen eines Tags beweisen, daß das katho⸗ lische Element in seiner ganzen Reinheit zu allen Fortschritten welche
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durch freiwillige
sie auch seyn moͤgen, zu allen noch so hohen Kenntnissen, zu allen
geistigen, materiellen und politischen Beduͤrfnissen hinreicht.”
Nach dem Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten spra⸗ chen noch Herr Verhaegen, der Minister des Innern, die Her⸗ ren Devaur, Rogier, der Justiz⸗Minister und Herr de Theux, worauf die allgemeine Diskussion geschlossen wurde. 8
r Brüssel, 5. Dez. Der lang verhaltene Unmuth der li⸗ beralen Haͤupter hat sich endlich in der Deputirten⸗Kammer beim
Beginn der Diskussion des Budgets auf eine ziemlich heftige 1
Weise Luft gemacht. Die Vorfaͤlle, welche die Bildung des jetzi⸗ gen Ministeriums veranlaßten, deren moralischer und politischer Charakter, die Juni⸗Wahlen, die dabei angewandten Mittel und Intriguen, die Prinzipien oder der vorgeworfene Prinzipien⸗Man⸗ gel des gegenwaͤrtigen Kabinets haben seit 5 Tagen das obligate Thema der liberalen Redner gebildet. Die Reden sind nun frei⸗ lich mehr fuͤr das lesende Publikum als fuͤr die Kammer bestimmt, denn ließe man sich in der letzteren durch glaͤnzende Vortraͤge um⸗ stimmen, so haͤtte das Ministerium schon unter dem Andrange der gewandten Redner, die sich jetzt auf der Oppositionsseite befinden, unterliegen muͤssen. Allein das Kabinet, obwohl die Last der par⸗ lamentarischen Diskussion fast nur von einem einzigen Mitgliede, dem Minister des Innern getragen wird, ist doch einer großen Majoritaͤt versichert, eben weil die Mehrheit der lieberalen Depu⸗ tirten nicht dasselbe System geltend machen will, welches gegen das fruͤhere auf eine so ungerechte Weise angewandt wurde. Die fruͤheren Minister versicherten auch selbst, daß sie keine systematische Opposition zu machen gedaͤchten, wiewohl sie dem Kabinette harte Vorwuͤrfe wegen der Art seiner Entstehung und seines behaupteten Mangels an Prinzipien machten. Der Minister des Innern, Herr Nothomb, erklaͤrte seinerseits der Hauptsache nach, daß er selbst das fruͤhere Kabinet unterstuͤtzt habe, den Vorfaͤllen fremd gewesen sey, aber dem Koͤnige nicht die Aufloͤsung einer oder der beiden Kam— mern habe anrathen koͤnnen, da die bei der bestehenden Aufregung vorgenommenen Wahlen unvermeidlich die alte Majoritaͤt, welche seit 10 Jahren an allen wichtigen politischen Akten Theil genommen, aufgeloͤst und das Uebergewicht entschieden der libera len Meinung gegeben haben wuͤrde; die Politik des jetzigen, kei— ner Partei angehoͤrenden Ministeriums sey dieselbe, wie die des fruͤheren, dahin gehend, moͤglichst eine Versohnung zu Stande zu bringen und durch Befriedigung der allgemeinen Interessen des Landes die der Parteien zum Schweigen zu bringen.
Auf das dringende Anfragen eines der Redner, welches die Prinzipien des Kabinets hinsichtlich des Unterrichts, so wie des bekannten Antrages der Loͤwener Universitaͤt seyen, erwiederte der Minister, daß zur Zeit, wenn diese Gegenstaͤnde zur Berathung kaͤmen, das Ministerium zeigen werde, welches seine Grundsaͤtze seyen, da alle jetzigen Erklaͤrungen seiner Gegner es doch nicht zum Abstehen von seiner Opposition bestimmen wuͤrden. Und es ist diese Stimmung des Ministers wohl begreiflich. Wenn derselbe verlangte, nur nach seinen kuͤnftigen Handlungen beurtheilt zu werden, so kann man das nur Bescheidenheit nennen, da unwi— dersprechliche Thatsachen, namentlich im Unterrichte vorliegen, daß er nach Prinzipien zu handeln und der katholischen Meinung kei⸗ nen Vorzug zu geben gedenkt; wir zweifeln sogar, daß das fruͤ⸗ here Ministerium eine Maßregel, wie die letzte uͤber die gleiche Vertretung der vier Universitaͤten bei den Preisbewerbungen der Studirenden, zu nehmen gewagt haben wuͤrde. Moͤgen die fruͤ⸗ heren Minister nicht vergessen, wie lange sie bei dem Antrage der katholischen Universitaͤt geschwankt haben, und sie werden dann bil—
liger gegen den jetzigen Chef des Kabinets seyn.
Im Interesse der vielen wichtigen zu diskutirenden Gesetzent⸗ wuͤrfe ist die Aufrechthaltung des gegenwaͤrtigen Ministeriums nur zu wuͤnschen; es koͤnnten einigen Departements vielleicht tuͤchtigere Mit⸗ glieder vorstehen, allein aͤußere Umstaͤnde haben mehr wie gewoͤhnlich die Waohl der Mitglieder beschraͤnkt; daß zwischen Maͤnnern wie No⸗ thomb, jund Lebeau, Davaux, Rogier, die fruͤher immer zusammenstan⸗ den, ein Zwiespalt eingetreten, ist wohl zu bedauern. Die letzteren haben geglaubt, sich der im Lande an Kraft gewinnenden liberalen Partei mehr anschließen und sich gewissen Praͤtensionen der katholischen Meinung entschiedener entgegenstellen zu muͤssen. Sie haben auf diese Weise das Verdienst, in der inneren Politik mehr Leben her⸗ vorgerufen zu haben, Als die ersten haben sie aber natuͤrlich den heftigsten Sturm der Partei zu bestehen gehabt, welche sich in ihrer Richtung gehemmt sah, und mußten einem Kabinette weichen, welches im Grunde dieselbe Ansicht hegt, aber durch seine persoͤnliche Stellung unter den jetzigen Umstaͤnden mehr als das fruͤhere Ministerium die Macht hat, eine alle ausschließlichen Rich⸗ tungen vermeidende und alle Praͤtensionen niederhaltende Polltik zu handhaben. Die katholische Partei macht sich auch keine Illu⸗ sion daruͤber; die Juni-Wahlen haben ihr bewiesen, daß es jetzt in der Macht eines Kabinets steht, bei Aufloͤsung der Kammern der liberalen Meinung durch einige Unterstuͤtzung bei den Wahlen die Majoritaͤt zu verschaffen. Es muͤssen daher die Praͤtensionen schweigen, und das Ministerium ist im Stande, mehrere wichtige Gesetze mit mehr Gluͤck durchzusetzen, als es fuͤr das vorhergehende moͤglich gewesen waͤre. Die fruͤheren Minister werden auch als Staatsmaͤnner diese Lage der Dinge nicht verkennen und eine Position nicht forciren wollen, die weder mehmbar, noch fuͤr sie haltbar waͤre. Gleichwohl werden Maͤnner, die seit 10 Jahren mit all⸗ gemein anerkanntem Talente den hoͤchsten Zweigen der Staats⸗ Verwaltung vorgestanden, welche bei den wichtigsten Beschluͤssen ihre politische Erfahrung bewaͤhrt haben, nicht fuͤr immer von den oͤffentlichen Functionen ausgeschlossen bleiben. Moͤglich ist daher, nur nicht waͤhrend dieser Session, eine kuͤnftige Modi⸗ fication des Kabinets, wo die in den Kammern befindlichen Re⸗ gierungs-Elemente auf eine neue Combination eingehen und die wirklichen, von den einzelnen Fractionen repraͤsentipten Interessen des Landes sich freiwilliger ausgleichen werden, und sodann auch eine auf entschiedener ausgesprochenen Grundsaͤtzen fußende Po⸗ litik zur Anwendung gebracht werden kann.
In Bruͤssel wird morgen fuͤr die Ernennung eines Deputir⸗ ten eine neue Wahl vorgenommen, da der in zwei Wahl⸗Kolle⸗ gien ernannte Herr Devaux sich fuͤr seine Vaterstadt, Bruͤgge, entschieden hat. Das Resultat ist nicht ohne einiges Interesse, um nach den vorgefallenen Kammer-Debatten die jetzige Stim— mung zu konstatiren. Es braucht indessen keines neuen Beweises, daß die Hauptstadt entschieden der liberalen Meinung huldigt. Wenn die Liberalen keine Lauheit zeigen, was wohl nicht zu ver⸗ muthen ist, und sich zur Abstimmung einfinden, so ist die Majo⸗ ritaͤt gewiß; und sollten die Waͤhler der Land⸗Kantone, worin die katholische Meinung eine groͤßere Stuͤtze findet, in geringerer Anzahl erscheinen, so ist sicherlich die liberale Majoritaͤt bedeutend. Die beiden Kandidaten, die sich gegenuͤber stehen, sind, auf der liberalen Seite, Herr Orts, und Herr de la Coste, welcher indes⸗ sen bestimmt durch ein oͤffentliches Schreiben erklaͤrt hat, nicht der katholischen Partei anzugehoͤren. Die letztere indessen, wohl⸗ wissend, daß sie keinen ihrem Systeme zugethanen Kandidaten
hier durchbringen wuͤrde, hat indessen Herrn de la Coste adoptirt.
fuͤr welchen auch die Banken stimmen werden. Wir glauben, daß sich das Ministerium neutral verhalten wird.
Montag, 2 Uhr. Das Resultat der Wahl wird so eben proklamirt. Der liberale Kandidat, Herr Orts, ist mit einer gro⸗ ßen Majoritaͤt von 1500 gegen 800 dem Herrn de la Coste gege⸗ benen Stimmen ernannt worden. — Herr Orts war fruͤher Ap⸗ pellationsrath unter der Hollaͤndischen Regierung gewesen, und hatte in dem bekannten De Potterschen Proözesse das Urtheil mit⸗ gesprochen. Bei der Revolution war er abgesetzt worden. Ver⸗ mittelst der Freimauerlogen, worin er einer der Wuͤrdentraͤger ist, und da die liberale Partei auch sonst fruͤher Orangisten, die aber seitdem sich der Constitution und der neuen Regierung angeschlos⸗ sen haben, gern aufnimmt, ist Herr Orts vor einem Jahre zum Mitglied des Gemeinde⸗Rathes von Bruͤssel und jetzt zum De⸗ putirten ernannt worden. Herr de la Coste hat unter der fruͤhe— ren Regierung noch hoͤhere Functionen bekleidet; er war im letz— ten Jahre, 1830, zum Minister ernannt worden. Die liberale Partei hatte ihn ebenfalls vor einem Jahre wieder auf den po— litischen Schauplatz eingefuͤhrt, und ihn gleichfalls zum Mitglied des Gemeinde⸗Rathes ernannt. Die Wahl wurde aber fuͤr nichtig erklaͤrt, da Herr de la Coste es unterlassen hatte, sich zur gehoͤrigen Zeit auf die Buͤrger⸗Rollen der Stadt einschreiben zu lassen. Bei den Juni⸗Wahlen hatte derselbe sich auf die antilibe⸗ rale Liste setzen lassen, wahrscheinlich, weil er geglaubt, daß die allein stehenden Liberalen unterliegen wuͤrden. Von der Zeit an hatte ihn diese Partei verworfen, und die heutige Wahl hat vol— lends gegen ihn entschieden.
Dänemark.
Kopenhagen, 4. Dez. (Alt. M.) Es ist, wie bekannt,h
lange behauptet worden, daß die noͤrdlichen Kuͤstenstrecken an der
Ostsee sich in diesem Jahrhundert fortwaͤhrend, obgleich in unglei⸗s
—
chem Verhaͤltnisse, uͤber die Wasserflaͤche erhoben haben, und meh⸗
rere vergleichende Aufmessungen haben ergeben, daß dies nicht blos eine Behauptung, sondern eine Thatsache ist. weis davon giebt ein in einem Finnlaͤndischen Blatt kuͤrzlich mit⸗ getheilter Bericht uͤber die von einem Russischen Marine-Offizier,
Capitain Reinecke, vorgenommenen Messungen in dem Finnischen †
Meerbusen. Herr Reinecke, welcher die aͤlteren Wasserzeichen im Finnischen und Botnischen Meerbusen im Allgemeinen fuͤr unzuver⸗ laͤssig ansieht, erklaͤrt, daß die Mittelhoͤhe des Wassers bei Peters— burg jetzt 2, bei Kronstadt 7, bei Reval 2 ½ und bei Sveaburg 8“ Zoll seichter als vor 15 Jahren sey und, nach den um das Jahr 1800 in den Klippen angebrachten Zeichen, am letztgenann⸗ ten Orte ungefaͤhr 10 Zolli niedriger als vor 40 Jahren. Ein bei Hangoͤudd 1754 eingehauenes Zeichen ergiebt, daß dort die Erhoͤhung in diesen 86 Jahren nur 9 Zoll betragen hat. Der gedachte Offizier hat jetzt dafuͤr gesorgt, daß die Beobachtungen in Zukunft genauer werden; denn er hat an 15 verschiedenen Orten der Kuͤsten des Finnischen Meerbusens, von Aland bis Peters- burg, die Mittelhoͤhe des Wassers in den Sommer⸗Monaten nach den genauesten Beobachtungen bezeichnet und diese Orte auf einer Karte bemerkt. Auch die Ufer an den groͤßeren Binnenseen Finn⸗ lands haben sich in der letzten Zeit bedeutend erhoͤhet.
Deutsche Bundesstaaten.
X Dresden, 8. Dez. Gestern Nachmittag fand hier das feierliche Leichenbegaͤngniß Sr. Excellenz des Königl. Preußischen Wirklichen Geheimen Raths, Grafen von Harrach, Vater Ihrer Durchlaucht der Frau Fuͤrstin von Liegnitz, statt.
Nürnberg, 4. Dez. Der Direktor der polytechnischen Schule hierselbst, Herr Professor Dr. G. S. Ohm, hat von der Koͤnigl. Societaͤt in London, als Anerkennung seiner Werke uͤber den Galvanismus, die „Copley⸗Medaille“ erhalten, welche als eine der groͤßten Auszeichnungen betrachtet wird, die von jener Socie⸗ taͤt, zur Belohnung physikalischer Arbeiten, ausgehen.
Kassel, 6. Dez. Die Sammlung von Gesetzen fuͤr Kur— hessen enthaͤlt nachstehendes Gesetz:
„Von Gottes Gnaden Wir Friedrich Wilhelm, Kurprinz und Mitregent von Hessen ꝛc. ꝛc., erlassen, nach Anhoͤꝛung des Gesammt⸗ Staats-Ministeriums und mit Zustimmung der getreuen Landstaͤnde, folgendes Gesetz: §. 1. Mit dem Zeitpunkte der Vollziehung des An schlusses des Kreises Schaumburg an den großen Deutschen Zoll⸗ Verein sollen nicht allein die in Unseren uͤbrigen Gebietstheilen be⸗ stehende Zoll⸗Gesetzgebung, sondern auch hinsichtlich der Besteuerung des im Lanbe erzeugten Weines und Tabacks das Gesetz vom 4. April⸗ 1832, und in Ansehung der Versorgung mit Kochsalz vom 24. Juli 1834, allda in Kraft treten. Eben so sollen in Beziehung auf die Steuler vom Branntwein die durch das Ministerial⸗Ausschreiben vom 21. Dezember 1833 fuͤr den Kreis Schmalkalden publizirten Bestimmun gen daselbst zur Anwendung kommen. Der Anfangs⸗Termin fuͤr die hiernach eintretende Besteuerung des Branntweins soll zeitig vorher bekannt gemacht werden. Von diesem Termine an wird fuͤr den Kreis Schaumburg der §. 72, Nr. 1 des Gesetzes vom 26. Februar 1841 aufgehoben. — §. 2. Unser Finanz⸗Ministerium ist ermaͤch⸗ tigt, in dem gedachten Kreise hiernaͤchst diejenigen Maßregeln an⸗ zuordnen, welche erforderlich seyn werden, damit nicht die Zoll⸗Ein⸗ kuͤnfte des Gesammt⸗Vereins durch die Einfuͤhrung oder Anhaͤufung unverzollter oder gegen geringere Steuersaͤtze, als der Vereins⸗Tarif enthaͤlt, verzollter Waaren⸗Vorraͤthe beeintraͤchtigt werden. — §. 3. Die Vertrags-Bestimmungen, welche wegen des Anschlusses der Fuͤr⸗ stenthuͤmer Lippe und Schaumburg Lippe, sowie des Herzogthums Braunschweig an den Zoll⸗Verein mit den betreffenden Regierungen vor dem 1. Rovember 1842 werden vereinbart werden, sollen durch die Verkuͤndigung in dem Gesetzblatte gesetzliche Guͤltigkeit erhalten. Urkundlich ꝛc. ꝛc. gegeben zu Kassel am 2. Dezember 1841.
(gez.) Friedrich Wilhelm.“
Darmstadt, 1. Dez. (Hess. Z.) Se. Köͤnigl. Hoheit der Großherzog haben den Prinzen Emil von Hessen zum Praͤsidenten der ersten Kammer der Staͤnde ernannt. Zu Kandidaten fuͤr die Stelle des 2ten Praͤsidenten erwaͤhlte die erste Kammer: den Geheimen Rath Freiherrn von Breidenstein zu Breidenbach, den Grafen von Solms⸗Laubach, den Freiherrn Riedesel zu Eisenbach. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog haben den Geheimen Rath Freiherrn von Breidenstein zu Breidenbach zum 2ten Praͤsidenten der ersten Kammer ernannt. Die erste Kammer hat den Ober⸗Ceremonien⸗ meister, Freiherrn von Tuͤrckheim, und den Praͤlaten, Dr. Koͤhler, zu ihren Secretairen erwaͤhlt.
Spanien.
Madrid, 28. Nov. Seit einigen Tagen suchen Uebel⸗ wollende nachtheilige Geruͤchte uͤber den Franzoͤsischen Geschaͤfts⸗ traͤger, Herrn Pageot, zu verbreiten, den einzigen der in Madrid anwesenden fremden Diplomaten, welcher dem Regenten seit dessen Ruͤckkehr weder Besuche gemacht noch Gluͤckwuͤnsche abgestattet
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Schhaffotte Blut vergossen worden waͤre.
Buͤrgschaft fuͤr Aufrechthaltung der Ruhe, Einen neuen Be⸗ des Gesetzes leisten koͤnnten? Ursprung nur in der Subordination, mit welcher die Armee im September 1840 seinen Befehlen gehorchte, und in den Volks—
hat. Wenn Herr Pageot in den Gemaͤchern des Regenten nicht erschienen ist, so geschah dies, weil er sich vorher nicht in direkten Beziehungen zu demselben befunden hatte. Haͤtte sich das diplo— matische Corps offiziell zu dem Regenten begeben, so wuͤrde Herr Pageot nicht verfehlt haben, sich diesem Schritte anzuschließen. Allein man moͤchte hier eine bloße Etiquette⸗Frage jetzt gern zu einer politischen Angelegenheit stempeln.
Es geht das Geruͤcht, das Ministerium wuͤrde noch vor Er⸗ oͤffnung der Cortes modifizirt werden. Niemand will jedoch die⸗ ser Behauptung Glauben schenken und in der That wird dieselbe durch nichts bestaͤtigt. Zwar befindet sich unter den Deputirten eine gewisse Opposition; allein die Majoritaͤt ist dem Kabinet gewiß.
Wie man versichert, sind dem General van Halen Depeschen zugeschickt worden, die ihm befehlen, den Belagerungsstand von Barcelona aufzuheben. Einige Personen behaupten, jene Depe— schen enthielten die Absetzung van Halen's.
Gestern verlas die Bruͤderschaft des Kreuzes, mit Alguazilen voran, auf den Straßen, unter Trompetenschall, die Paͤpstliche Bulle fuͤr die Fastenzeit. Die Einwohnerschaft zeigte bei diesem Akt, der zudem einen seltsamen Eindruck macht, nichts weniger, als andaͤchtige Aufmerksamkeit.
Die Geruͤchte von der Abschließung eines Handels-Traktats mit England erweisen sich als voͤllig ungegruͤndet.
Das Namensfest der Koͤnigin Isabella ist am 19ten zu Gi⸗ braltar auf das feierlichste begangen worden. Die Standarten Großbritaniens und Spaniens wehten nebeneinander.
O Madrid, 27. Nov. Der Aufstand gegen den Regenten wurde unterdruͤckt, ohne daß anderswo als auf dem Die siegende Partei selbst muß gestehen, daß der Regent sich als williges Werkzeug
zur Befriedigung ihrer Rachsucht gebrauchen ließ, und deshalb
empfaͤngt sie ihn bei seiner Ruͤckkehr in die Hauptstaädt mit Triumphboͤgen, und nennt ihn den Friedensstifter Spaniens. Wo aber ist dieser Friede, wo sind die Elemente, welche die geringste fuͤr die Herrschaft Espartero's Regentschaft hatte ihren
Junten aus derselben Zeit. Nunmehr ist die Armee zerfallen, in— dem derjenige Theil des Offizier-Corps, welcher die eigentliche Seele des Heeres bildete, in Masse ausgeschieden oder davonge— jagt worden ist, und die Junten, wenn gleich dem Namen nach aufge— löst, dauern in ihren Bestandtheilen fort, und ruͤsten sich zum er— bittertsten Kampfe gegen die Central-Regierung.
So nimmt der Lauf der Revolution ungehemmt seinen Fort— gang, indem jede Partei eine neue gebaͤhrt und stets die aͤltere von der juͤngeren verschlungen wird, bis endlich die tabula rasa uͤbrig bleibt. Den sogenannten aufgeklaͤrten Despotismus des Herrn Cea Bermudez verdraͤngte das tiefsinnige Estatuto Real des Poeten Martinez de la Rosa, das den Kaͤfig der Revolution aufschloß, in dem eitelen Wahne, das entfesselte Ungeheuer durch wohlklingende Phrasen wieder an seine Kette locken zu koͤnnen. Das Estatuto verschwand wie ein Schatten vor dem in der Con⸗ stitution von 1837 aufgefrischten Machwerke der Gesetzgeber von Cadix, aber auch dieses konnte nicht den Schlußstein der Revolu⸗ tion bilden. Das monarchische Prinzip, welches noch immer durch die Regentschaft der Wittwe Ferdinand's vertreten zu wer— den schien, mußte verdraͤngt und die hoͤchste Gewalt durch Wahl des Volkes einem aus dessen Mitte emporgestiegenen Manne uͤbertragen werden. Daher die Junten vom September 1840 und die Vertreibung der Koͤnigin Regentin. erreichten ihre Zwecke nicht voͤllig und nahmen daher mit der groͤßten Freude die letzte gegen die Regentschaft Espartero's gerich— tete Bewegung zum Vorwand, um das im vorigen Jahre Ver— saͤumte eiligst und im vollen Maße nachzuholen. Wahrscheinlich wuͤrde die Regierung diesem Treiben, zu dem sie in der ersten Noth selbst die Ermaͤchtigung ertheilte, gleichguͤltig zugesehen ha⸗ ben, wenn sie nicht endlich gewahr geworden waͤre, daß in den letzten Junten eine neue, die Bundes-Republik, als endliches Re⸗ sultat der achtjaͤhrigen Revolution vorbereitende Partei auftrat.
Diese Entdeckung fuͤhrte zu einem offenen Bruche zwischen der durch den Aufstand vom September 1840 zur Gewalt ge⸗ langten, und durch die Regentschaft Espartero's vertretenen Par— tei, und der eben angedeuteten, welche im Oktober vorzuͤglich in Barcelona das Schild erhob, und von Maͤdrid aus durch ihre geheimen Verbuͤndeten geleitet und unterstuͤtzt wird. Der Regent befahl die Aufloͤsung der Junta, schickte Truppen gegen Barce— lona, und verhaͤngte, nach deren Einmarsch, den Belagerungszu— stand. Damit diese Maßregel in populairem Licht erscheine, er— hielten die Chefs der National⸗-Miliz von Madrid, saͤmmtlich von der Regierung abhaͤngige Beamte, die Anweisung, an den Regen⸗ ten die Aufforderung zu richten, gegen die Juntisten von Barce— lona mit Strenge zu verfahren. Die hiesigen Anhaͤnger der Letz⸗ teren klagten dagegen die Regierung wegen der Verhaͤngung des Belagerungs⸗Zustandes des Hochverrathes an, und ertheilten vermit— telst der geheimen Gesellschaften den Ayuntamientos der Provin— zen die Anweisung, gegen die uͤber Barcelona verhaͤngten Maß⸗ regeln laut und aus allen Kraͤften zu protestiren. Das Ayun— tamiento von Tarragona hat dieses bereits und zwar in den staͤrk— sten Ausdruͤcken gethan, und aͤhnliche Adressen sind von anderen Seiten eingegangen, wenn gleich nicht von der Regierung bekannt gemacht worden. Auch haben die Rebellen von Barcelona voll— kommen begriffen, auf welchen Schutz sie rechnen koͤnnen und daß sie den Maßregeln der Regierung Hohn sprechen duͤrfen.
Ein Blick auf die dortige periodische Presse liefert den besten Beweis zu dieser Behauptung. Der dort erscheinende Con⸗ stitucional sagt in Bezug auf die oben erwaͤhnte Adresse der National⸗Miliz von Madrid: „Wenn die Madrider Junta vom September 1840 Lobspruͤche verdient, so verdient deren die Sicherheits-Junta nicht weniger; beide erkennen denselben Ur⸗ sprung an, beide bildeten sich zu demselben Zwecke... Wem ver⸗ dankt Espartero die Regentschaft? wem verdankt Madrid selbst die Erhebung vom September? ist es denn so lange her, daß Barcelona's Einwohner das Ministerium Castro umstuͤrzten, daß Niemand mehr daran denken sollte? was wuͤrde aus uns gewor⸗ den seyn ohne die Erhebung und den Muth der Bevoͤlkerung Bar— celona's in jener denkwuͤrdigen Nacht, in welcher die Koͤnigin Christine an der Spitze der retrograden Partei den Progressisten
den Gnadenstoß ertheilen wollte? und was wuͤrde wohl aus der gegenwaͤrtigen Regierung geworden seyn, wenn die Wachsamkeit und Hingebung der Progressisten nicht die freiheitsmoͤrderischen Umtriebe vereitelt haͤtte, welche in Barcelona geschmiedet wurden, und die zu gleicher Zeit mit dem Aufstand O⸗Donnell's und Leon's ausgebrochen seyn wuͤrden ²* 8 Die Regierung, die sich wohl bewußt ist, daß sie, falls je eine neue gegen die Regentschaft Espartero's gerichtete Bewegung
ausbrechen sollte, um sich zu retten gezwungen seyn wird, die Junten selbst wieder hervorzurufen, fuͤhlt, daß sie es mit diesen
V
Diese Junten aber
nicht verderben darf, und soll deshalb bereits nach Barcelona den Befehl geschickt haben, den Belagerungszustand wieder aufzuheben. Demnach hat nicht die Regierung, sondern die Junten haben ge⸗ siegt, und werden bei erster Gelegenheit uͤber jene das Todesurtheil verhaͤngen. Ein Blatt, welches die bestehende Ordnung und die Regentschaft Espartero's vertheidigt, der Cor⸗ responsal vom 26sten sagt: „Nach dem, was wir sehen, wird der Kampf fortdauern, furchtbar seyn und die Streiche werden auf diejenigen fallen, welche nicht mitkaͤmpfen.“
Der in die Verschwoͤrung vom 7. Oktober verwickelte Bri⸗ gadier Pezuela ist zum Tode verurtheilt worden, befindet sich aber in Portugal in Sicherheit. — Das Infanterie⸗Regiment Luchana, Espartero's Leibgarde, ist gestern wieder hier eingeruͤckt. —
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗York, 15. Nov. Der Prinz von Joinville war auf seiner Reise in den Staaten der Union am 20. Sktober zu Green⸗ Bay; er verweilte zwei Tage an den Faͤllen des Niagara, fuhr uͤber den Clai- und Huronen⸗See und besuchte die Stadt De⸗ troit. Von dort begab er sich, die Hunde-Steppe durchkreuzend, nach Galena in Staate Illinois und wollte von dort aus nach St. Louis im Missouri gehen, wo die zahlreichen Franzöͤsischen Einwohner ihn sehr festlich empfangen werden. In diesen Tagen wird Se. Koͤnigl. Hoheit schon zu New⸗York zuͤruͤckerwartet. Die Biene von New⸗Orleans berichtet Folgendes uͤber einen Versuch, die Mannschaft eines Britischen Schiffes zu ver⸗ giften: „Das am 4ten d. von Liverpool hier eingetroffene Schiff „Swanton,“ Capitain Heat, brachte seinen Proviantmeister, einen Farbigen, in Ketten hierher, weil er die aus 9 Personen beste⸗ hende Mannschaft durch aͤtzendes Sublimat, welches er am 1. Ok⸗ tober in die S peisen mischte, und welches man nachher bei ihm vorfand, zu vergiften suchte. Die Mannschaft war saͤmmtlich ei⸗ nige Zeit bedenklich krank, und ein Matrose ist noch nicht außer Gefahr. Der Verbrecher erwartet seine Strafe.
“ Berlin, 9. Dez. Wir erhalten so eben die zuverlaͤssige
Mittheilung, daß die Staͤnde⸗Versammlung zu Braunschweig die verfassungsmaͤßige Zustimmung zur Ausfuͤhrung des am 19. Ok⸗ tober d. J. abgeschlossenen Vertrages, in dessen Folge das Her⸗ zogthum Braunschweig mit dem 1. Januar 1842 sich dem Deut⸗ schen Zoll- und Handels⸗Vereine anschließt, mit einer Majoritaͤt
von 33 gegen 13 Stimmen ertheilt hat.
Die Eisenbahnen Deutschlands und der Nachbar staaten. ““
Zweiter Artikel. (Vergl. St.⸗Ztg. Nr. 337.)
Frankreichs Eisenbahnen.))
Wie im ersten Artikel bei Deutschland geschehen ist, moͤgen auch hier die bereits vollendeten oder im Bau begriffenen Franzoͤ⸗ sischen Eisenbahnen vorangestellt werden. 8
1) t. Ge 4 mj ain, 4933 Preußische Ruthen (2000 eine ig, mit einem Kosten⸗Aufwande von 3,664,000 Rthlr. eingerichtet. Diese Bahn hat 1400 Ruthen gemein⸗ schaftlich mit der Paris⸗Versailles⸗Bahn (rive droite) und fernere 600 Ruthen mit der noch nicht eroͤffneten Paris⸗ Rouen⸗Bahn. Sie ist am 26. August 1837 eroͤffnet 1 Paris-Versailles, uͤber St. Cloud (rive droite). Mit 1““ Strecke 6100 Ruthen lang, at sie 3,680,000 Rthlr. gekoste ird seit A ith gekostet und wird seit August Pa ris⸗V er sailles (rive gauche) bei 4500 Ruthen Laͤnge. 4,100,000 Rthlr. kostend, ist im September 1840 eröoͤffnet. 8 Paris⸗Rouen soll 34,100 Ruthen lang werden und eine Ausgabe von 13,067,000 Rthlr. verursachen, wovon der— Staat als Actionair und resp. Darleiher uͤbernimmt. Paris⸗Corbeil 8300 Ruthen lang, eigentlich eine Zweig bahn des großen Schienenweges, welcher nach Orleans pro⸗ jektirt ist, und wovon 5060 Ruthen in diese Zweigbahn fal len. Sie hat 3,481,000 Rthlr. gekostet und ist im Sep⸗ tember 1840 eroöͤffnet. b 6) Bordeaux à la Teste eroͤffnet im Juni 1841, dient zur Verbindung dieses beruͤhmten Handelsplatzes mit dem am Bassin d'Arcachon des Atlantischen Oceans belegenen Hafen. Diese 15,600 Ruthen lange Bahn hat 1,257,000 Rthkr. ge⸗ kostet. 1 6“ 7) Cette⸗Montpellier, 7333 Ruthen lang und mit einem Kosten-Aufwande von 820,000 Rthlr. gebaut, wird theil⸗ weise seit April 1838, ganz seit Juni 1839 befahren. Eine im Bau begriffene Fortsetzung dieser Bahn ist die Bahn
8) Montpellier⸗Nismes, welche, bei 9000 Ruthen Laͤnge 3,827,000 Rthlr. kosten soll.
9) Beaucaire Nismes⸗-Alais, in welche Bahn die vo⸗ rige muͤndet, ist 18,650 Ruthen lang, hat 2,296,000 Rthlr. gekostet und ist im August 1840 eroͤffnet. 8
10) Alais⸗Grand⸗Combe, eine Fortsetzung des vorigen
Schienenweges nach den Kohlengruben des Departements Gard, ist 44160 Ruthen lang und hat einen Kosten⸗Auf⸗ wand von 547,000 Rthlr. verursacht. Eroͤffnet im Au⸗ gust 1840.
11) Lyon⸗St. Etienne, theilweise befahren seit Juni 1830,
in ganzer Laͤnge seit April 1832, hat bei 15,200 Ruthen Laͤnge 4,196,000 Rthlr. gekostet. S t. Etienne⸗Andrézieux, an die vorige sich reihend, ist 4870 Ruthen lang und hat eine Ausgabe von 574,000 Rthlr. verursacht. Seit Juni 1828 befahren; der Trans⸗ port geschieht durch Pferde.
*) Die bei diesem Aufsatze vorzugsweise benutzten Schriften sind: Blan qui, Cours d'Economie politique, Paris 1837; Chevalier, Des Intérèts matériels en Francçe, Paris 1838; The British and Foreign Review, Nr. XIV.; Teisserenc, les Travaux publies en Belgique et les Chemins de Fer en France, Paris 1839; Pecqueur, de la Légis- lation et du mode d'Execution des Chemins de Fer, Paris 1810; Husson, Praité de la Législation des TPravaux Publics en Frange, Paris 1841; Livret des Chemins de Fer, Paris, Juillet 1841; Alma- nach des Postes, Chemins de Fer ete. pour 1841, Paris; Annuaire des Sociétés par Actions, Paris 1841; Moniteur industriel; France industrielle; Archives du Commerecece.