Vöö vorigen Woche wurden hier zwischen dem Mexikani⸗
—
schen Geschaͤftstraͤger, Herrn Murphy, und dem hiesigen Residen⸗
ten fuͤr die Hansestaͤdte, Herrn Colquhoun, die Ratificationen eines
voon den Hansestaͤdten mit Mexiko durch Herrn Colquhoun nnd
Herrn Goristiza abgeschlossenen Handels⸗ und Schifffahrts⸗Trak⸗ tats ausgewechselt worden.
8 Times und Courier sprechen von Spanischen Umtrieben in Portugal, die den Zweck haben sollen, eine foͤderalistische Be⸗ wegung und eine gezwungene Abdication der Koͤnigin Donna Ma⸗ ria zu Gunsten ihres 8 Dom Pedro herbeizufuͤhren. Der Spoanische Gesandte in Lissabon, Herr Aguilar, soll sich sehr da— fuͤr interessiren und der Gouverneur von Badajoz, angeblich ein eifriger Iberischer Foͤderalist, erst kuͤrzlich nach Elvas sich begeben und dort einer geheimen Versammlung des revolutionairen Ver⸗ eins beigewohnt haben. Auf desfallsige Mittheilung des Lord Ho⸗ ward de Walden soll Graf Aberdeen dem Britischen Gesandten iu Madrid die Instruction ertheilt haben, gegen jede Einmischung der Spanischen Regentschaft in die bestehende Regierung in Por⸗ tugal auf das entschiedenste zu protestiren. Man glaube, fuͤgen jene Blaͤtter hinzu, daß der Regent die Intriguen des Herrn Aguilar desavouiren und ihn abberufen werde, zumal da seine ei⸗ gene Existenz offenbar von dem freundschaftlichen Verhaͤltnisse mit England abhaͤnge. (Vergl. uuter Schreiben aus Madrid.) Der Morning Post wird aus Paris geschrieben, man koͤnne als positiv versichern, daß das Französische Kabinet fast saͤmmt⸗ iche Schwierigkeiten, welche sich in Betreff der definitiven Aus⸗ gleichung der Tuͤrkisch⸗Aegyptischen Frage erhoben hatten, uͤber— wunden habe.
Von der RNiger⸗Expedition hat man Berichte bis zum 10. August. Die Eingeborenen an den Ufern des Flusses zeigten sich keinesweges freundlich gesinnt, und man glaubte, daß die Brigg „Buzzard“ einen Angriff gegen sie werde unternehmen muͤssen. —
Die hiesigen Blaͤtter enthalten ein aus dem Französischen uͤber⸗ tragenes Dokument, welches neulich bei einer Versammlung der peninsularischen und orientalischen Dampfschifffahrts⸗Gesellschaft verlesen wurde und dessen Inhalt zufolge der Pascha von Aegyp⸗ ten den Durchgang durch jenes Land fuͤr Waaren von und nach Ostindien gegen eine Abgabe gestattet. Die Ostindische Compag⸗ nie hat jener Gesellschaft 100,000 Pfd. fuͤr die monatliche Be⸗ foͤrderung der Posten bewilligt; man glaubt aber, daß naͤchstens eine noch haͤufigere Communication mit Ostindien eintreten duͤrfte.
Nach Abzug aller Kosten wurde eine Dividende von 3 ½ pCt. fuͤr das Semester erklaͤrt, und uͤber 15,000 Pfd. sind zum Reserve⸗ Fond gewiesen worden.
Der Courier macht darauf aufmerksam, daß gegenwaͤrtig im Hafen von Halifax acht Linienschiffe liegen, eine groͤßere Zahl als dort seit vielen Jahren geankert haben. Auch sollen noch mehrere dort erwartet werden.
— Der beruͤhmte Nordpol⸗Reisende, Sir E. Parry, war dieser
Tage im Auftrage der Regierung in Newcastle, um mit den dor⸗
tigen Kaufleuten und Schiffs⸗Eigenthuͤmern sich uͤber den Nutzen des Kaledonischen Kanals fuͤr den allgemeinen Verkehr des Lan⸗ des zu besprechen und zu ermitteln, ob es rathsam sey, die zur Ausbesserung desselben nothwendige sehr bedeutende Summe auf⸗ zuwenden.
Am 26. September sist wieder ein Schiff mit Irlaͤndischen Auswanderer im St. Lorenzo⸗Flusse untergegangen, wobei 12 Ma⸗ trosen und 29 Passagiere ihren Tod fanden.
Prinz Albrecht erhielt dieser Tage von dem Artillerie⸗Capi⸗ kain Murray ein ausgezeichnet schoͤn gearbeitetes Modell des al— ten, in der Irlaͤndischen Geschichte hochberuͤhmten Kastells von Limerick zum Geschenk.
Der Londoner Gemeinde⸗Rath hat dem Herzog von Cam⸗
bridge das Buͤrgerrecht der City in einer goldenen Kapsel, zum Werthe von 100 Guineen, uͤberreicht.
In Wales wird jetzt ein eisernes Dampfboot gebaut, welches den Namen „Prinz von Wales“ erhalten soll. 8 Neulich wurde ein Postbote, weil er einen Penny aus einem Briefe gestohlen, zu lebenslaͤnglicher Deportation verurtheilt Der Ober-Richter sagte, der Angeklagte habe zwar sonst gute Zeugnisse, aber dergleichen Leute koͤnnten am leichtesten solche Vergehen veruͤben, weil man ihnen nicht mißtraue, und darum muͤßten sie auch streng bestraft werden.
O London, 3. Dez. daß dem Verfasser der fruͤher von Ihnen erwaͤhnten Schrift Tuba Concordiae alle geistliche Functionen vom Bischof vo London untersagt worden. Wir hoͤren jetzt, daß Her Wackerbarth zum Katholizismus uͤbergetreten sey — ein Nachricht, die wir nur darum nicht verbuͤrgen moͤchten, wei sie gar zu wahrscheinlich ist. Es ist zu erwarten (und zu wuͤn schen), daß diesem Beispiele und dem des Herrn Sibthorp, vo dem viel geredet worden, manch Andere nachfolgen werden; ob gleich die Geruͤchte uͤber den schon geschehenen Uebertritt von zeh Oxforder Geistlichen durchaus ungegruͤndet sind. aber sehr unrecht thun, wenn man, wie in Deutschland zu ge⸗ schehen scheint, mit diesen Fanatikern die ganze hochkirchliche Par—⸗ tei indentifiziren wollte — oder auch nur diejenige Partei, welche unter dem Namen der Opforder Schule oder Richtung in der neueren Zeit so viel Aufsehen gemacht hat. Newman, Pusey, Kable, Percival, Ward und Andere haben nur dadurch so großen Einfluß gewonnen, weil sie sich, ohne Scheu vor extremen Kon⸗ sequenzen, an die Spitze einer geistigen Bewegung gestellt haben, die als natuͤrliche Reaction gegen die schroffe, starre Aeußerlichkeit und Weltlichkeit des alten Hochkirchenthums einerseits und gegen die individualisirende, zersplitternde, aͤngstliche Innerlichkeit der me⸗ thodistischen (innerhalb der Kirche evangelical genannten) Richtung sich erhob und eine geistigere, vom Staat und den Banden der Weltlichkeit freiere, aber auch umfassende und wahrhaft allgemeine, uͤber die Einzelnen und ihre Willkuͤr erhabene Stellung der Kirche verlangte. Diesem Beduͤrfniß begegnete die Anregung eines tie⸗ feren philosophischen Sinnes, und das Streben nach einem geisti⸗
eren Auffassen und Durchdenken des Inhalts der christlichen Lehre — ausgegangen hauptsaͤchlich von Coleridge, dessen Wir⸗ kung eigentlich erst nach seinem Tode recht begonnen hat und nun in immer weiteren Kreisen gefuͤhlt wird. Dies sind die Elemente und Grundlagen der jetzigen hochkirchlichen Richtung, zu welchen viele der edelsten Geister und Gemuͤther, nicht nur un⸗ ter Geistlichen, sondern unter Laien, ja hochgestellten Staatsmaͤn⸗ nern zu zaͤhlen sind; sie haben die lange verkannte Idee der all⸗ emeinen (catholic, wie sie im Englischen Glaubensbekenntniß heißt) Kirche, als einer goͤttlichen Anstalt, ja eines Reiches Got⸗ tes, mit großer Waͤrme und Lebendigkeit aufgefaßt und moͤchten ern ihre eigene Landeskirche aus den Banden der beschraͤnkten Nationalitaͤt losmachen; — welches ihnen freilich nur durch eine noch viel tiefere Durchbildung jener Idee und — sey einem Deut⸗ schen dies Wort vergoͤnnt — durch eine Durchdringung mit Deut⸗ schem Geiste gelingen wird. Wenn sich diese Richtung mit der ernsten, frommen, nur uͤber dem Individuum zu oft die Gemein⸗
Ich habe Ihnen neulich gemeldet,“
Man wuͤrde
1540
schaft vergessenden Innigkeit der sogenannten evangelical verbin⸗ det (von denen bis jetzt alle eigentliche Thaͤtigkeit der Kirche in Missionen u. s. w. ausgegangen ist), so laͤßt sich wohl ein frisches und schoͤnes Leben fuͤr die Kirche Englands hoffen, vor welchem sich jene Parteihaͤupter mit ihren extremen papistischen Ansichten fruͤher oder spaͤter in die ihnen eigentlich zukommenden Regionen zuruͤckziehen werden. Sie werden sich von selbst ausscheiden, ohne daß die Englische Kirche sie auszustoßen brauche, und am Ende nur dazu beitragen, daß dieselbe sich den von ihnen haͤ— retisch genannten Kirchen des Kontinents um so enger anschließe und sich ihres protestantischen, evangelischen Geistes um so frischer und lebendiger bewußt werde. Dazu allein kann ihr Kokettiren und Buhlen mit Rom die Kirche fuͤhren; wohin es sie selber fuͤhre, ist ziemlich gleichguͤltig. Aber die kirchliche und religioͤse Entwickelung einer Nation kann wohl Niemanden gleichguͤltig seyn, der die geistigen Bewegungen nicht isolirt, sondern in leben⸗ digem Zusammenhange auffaßt und an eine Wechselwirkung der Voͤlker auch auf der idealen Seite glaubt. Es ist doch wahrlich fuͤr die Weltgeschichte, und darum auch wohl fuͤr Deutschland, nicht gleichguͤltig, welche Stellung England zu den großen religib⸗ sen Gegensaͤtzen, die unsere Zeit bewegen, einnimmt; und die dor⸗ tige geistige Bewegung in der Kirche selbst waͤre darum wohl einer genqueren und ernsteren Beachtung wuͤrdig, als sie in Deutschland zu finden scheint. 8 1 Belgien.
Brüssel, 5. Dez. Die Redaction des hier erscheinenden Deutschen Journals, die Graͤnzboten, zeigt an, daß die Nach— richt, als habe der Koͤnig Leopold die Bruͤsseler Nachdrucker auf⸗ gemuntert, Englische und Deutsche Buͤcher nachzudrucken, durch⸗ aus unwahr und verfaͤlscht sey. Der Koͤnig, der bei verschiede⸗ nen Gelegenheiten, wo es um einen ihm noch unbekannten Zweig der Landes⸗Industrie sich handelt, uͤber alle Details desselben Nach⸗ fragen stellt, hatte sich bei dieser Gelegenheit erkundigt, ob denn auch Englische und Deutsche Buͤcher in Belgien nachgedruckt wer⸗ den, und ob die Werke in diesen Sprachen im Lande viele Freunde zaͤhlen. Auf diese einfache und natuͤrliche Frage beschraͤnkt sich Alles, was der Koͤnig in dieser Beziehung gesprochen. Die Re⸗ daction giebt diese Erklaͤrung auf die Versicherung eines Mannes, dessen Charakter und Stellung die vollstaͤndigste Garantie ihrer Wahrheit bieten.
Deutsche Bundesstaaten.
München, 7. Dez. In der Muͤnch. pol. Ztg. liest man: „Die Ursache des mehrtaͤgigen Nichterscheinens des Fraͤnkischen Couriers in Wuͤrzburg ist bis jetzt in ein vieldeutiges Dunkel gehuͤllt, und es erscheint daher zur Vermeidung von Mißverstaͤnd⸗ nissen nothwendig, dieses Dunkel aufzuhellen. Von der Censur⸗ Behoͤrde war die Aufnahme eines von der Redaction in Vorlage gebrachten Artikels zuruͤckgewiesen worden, gleichwohl beharrte die Redaction auf die Aufnahme desselben und unterfing sich sogar, nach erfolgter Zuruͤckweisung der erhobenen Reclamation zu erklaͤren, es werde der Fraͤnkische Courier so lange nicht erscheinen, bis der fragliche Artikel veroͤffentlicht sey. Da nun durch dieses von der Redaction angenommene Verhalten die beabsichtigte Auf⸗ nahme jenes Artikels begreiflicher Weise nicht herbeigefuͤhrt wer⸗ den konnte, so erlaubte sich der zu Wuͤrzburg zeitlich sich aufhal— tende Dr. E. Zander, denselben in einem besonderen Abdruck mit Umgehung der Censur öffentlich zu verbreiten. Se. Majestaͤt der Koͤnig, von diesem Vorgange in Kenntniß gesetzt, haben sofort allerhoͤchst zu befehlen geruht, daß Dr. Zander innerhalb drei Ta⸗ gen die Stadt Wuͤrzburg zu verlassen und sich in seine Heimath nach Kleinheubach zu begeben habe. Diese einfache Erzaͤhlung des Hergangs wird eines Theils der Verbreitung irriger Meinungen am besten begegnen, anderen Theils aber auch fuͤr jeden, der aͤhn— lichen Frevel zu unternehmen sich versucht fuͤhlen koͤnnte, zur heil— samen Warnung dienen.“
Se. Majestaäͤt der Koͤnig haben den Direktor des Ober⸗Ap⸗ pellationsgerichts, Freiherrn von Freyberg, seinem Ansuchen ge⸗ maͤß und mit Bezeugung der allerhoͤchsten Zufriedenheit mit des⸗ sen 40jaͤhrigen Diensten, in den Ruhestand versetzt.
Weimar, 41. Dez. (Oeff. Mitth.) Die Regierung von Sachsen⸗Weimar hat dem Weimarschen Landtage mitgetheilt, daß sie zur Foͤrderung der Eisenbahnen im Lande einen Vertrag mit Koburg⸗Gotha und Meiningen geschlossen habe; dieser Verein habe bei Kurhessen, Bayern und Preußen die geeigneten Schritte ge⸗ than; von Preußen seyen an Kurhessen, Koburg-Gotha und Wei⸗ mar Einladungen erlassen worden wegen Herstellung einer Eisen— bahn von Halle uͤber Merseburg, Weimar, Erfurt und Eisenach nach Kassel, und deren weiterer Fortfuͤhrung zum Anschluß an die pro⸗
jektirte Rhein⸗Weserbahn. „Wir geben“, heißt es in der Regierungs⸗
Schrift, „dieser Einladung gern Folge, glaubten aber, daß die Verhand⸗ lungen zugleich auf die Erreichung einer Eisenbahn⸗Verbindung von Ei⸗ senach nach Frankfurt a. M., und von Eisenach uͤber Meiningen, Hild⸗ burghausen und Koburg nach der Bayrischen Graͤnze in der Richtung nach Bamberg zu erstrecken seyen, um durch eine solche Verbindung den auch anderwaͤrts gehegten Wuͤnschen entgegenzukommen, und der Bahn durch Thuͤringen uͤber Weimar und Eisenach durch die verschiedenen, von Osten und Westen hier einmuͤndenden Bah— nen den namhaftesten Verkehr und einen moͤglichst hohen Ertrag zu sichern. Schon jetzt ist nicht mehr daran zu zweifeln, daß die in diesem Sinne gefuͤhrten Verhandlungen den gewuͤnschten Er⸗ folg haben werden, was ganz besonders der Geneigtheit zu ver— danken ist, mit welcher die Koͤniglich Preußische Staats⸗Regie⸗ rung den Wuͤnschen der Thuͤringenschen Regierung entgegen⸗ kommt. Wir hoffen in den Stand gesetzt zu werden, dem ge⸗ treuen Landtage noch waͤhrend seiner jetzigen Versammlung wei⸗ tere Mittheilungen zugehen zu lassen.“ Die Regierung beantragt das zur Verfolgung dieser Plane noͤthige Expropriationsgesetz.
Am 1. d. M., an dem Tage, wo vor vier Jahren unser al⸗ tes Rathhaus abbrannte, ist unser neues, ein edles im gothischen Styl und von Grund bis zum Giebel aus Stein aufgefuͤhrtes Gebaͤude eingeweiht worden. Der hiesige Bernhards⸗Verein laͤßt fuͤr dasselbe von dem Kuͤnstler Martersteig eine Scene aus Bern⸗ hards Leben, die Einnahme von Breisach, malen.
Hamburg, 28. Nov. (A. Z.) Unsere Dampsschifffahrt mit Hull scheint festen Fuß zu gewinnen. Da die Hamburger Schiffe neu und gut gebaut sind, auch bessere Maschinen besitzen, so legen sie die Reise sechs, acht bis zwoͤlf Stunden schneller zuruͤck als die Englischen und haben dadurch schon einen großen Vorsprung gewonnen. Im Ganzen sind jetzt uͤber 750,000 Mark Banco auf dieses Unternehmen gezeichnet, und das ganze Kapital soll auf 1,000,000 gebracht werden. Ein drittes Dampfschiff ist im Bau begriffen; und wenn die ganze Summe aufgebracht wird, so wer⸗ den vier in Gang gesetzt werden. Anfaͤnglich hatten unsere Schiffe auf der Ruͤckfahrt keine volle Ladung; allein dieser Uebel⸗ stand ist nun gehoben, und es fehlt ihnen nicht an Guͤtern. Der Englische Brodneid hat sich etwas gelegt, seitdem jen⸗
die Frage nur darum
seits sowohl als diesseits eine Anzahl Haͤuser dagegen aufge⸗ treten ist. Auch sind hoͤhererseits ernsthafte Vorstellungen deshalb gemacht worden, in welchen das Verfahren als unter den gegen⸗ waͤrtigen Verhaͤltnissen sehr unklug geschildert wurde. In der vorgestrigen Einfuhrliste bemerkt man mit Vergnuͤgen, daß das Englische Dampfschiff „Severn“ unter anderen Artikeln nur 19, das Hamburger Schiff „Manchester“ dagegen 210 Ballen Twist geladen hatte. In der Fracht hat indessen noch keine Verbesse⸗ rung stattgefunden. Von England heruͤber werden Manufaktur⸗ Waaren und Garn fuͤr 1 D. nebst 25 pCt. Zuschuß pro Ku⸗ bikfuß geladen, waͤhrend man fruͤher 7 D. nebst 25 pCt. be⸗ zahlte. Damit waͤre es nicht möoͤglich, auszukommen, wenn nicht die Hinfracht einen Ersatz boͤte. Auf den Deutschen Dampfboͤten zahlt Wolle 2 Sh. St. vom Centner nebst 10 pCt.; auf den Eng⸗ lischen nur 1 Sh. nebst 10 pCt. Mehrere hiesige Haͤuser fahren fort, nur auf unsere Schiffe zu laden, und es ist erfreulich, daß von Berlin sowohl, als auch ganz besonders von Oesterreichischen Wollhaͤndlern der Auftrag gegeben worden, keiner anderen als der Hamburger Schiffe zur Verladung ihrer Guͤter sich zu bedienen.
Hamburg, 9. Dez. Der heute versammelt gewesenen Erb⸗ gesessenen Buͤrgerschaft sind vom Rathe fuͤnf Gegenstaͤnde zur Mitgenehmigung vorgelegt worden, welche auch erfolgt ist. Drei dieser Gegenstaͤnde haben ein blos lokales Interesse. Die beiden anderen lauten:
JI. Die vom Senate zu vollziehende Ratification zweier Ver⸗ traͤge, welche, fuͤr den Fall des Zustandekommens einer Eisenbahn zwischen Berlin und Hamburg am rechten Elb-Ufer uͤber die, bei dieser Anlage in Betracht kommenden oͤffentlichen Interessen zwischen den Bevollmaͤchtigten der betheiligten Regierungen, zu Berlin verhandelt und am 8. November d. J. unterzeichnet wor⸗ den sind, naͤmlich: 8
eines Vertrages in Bezug auf eine von Berlin bis Bergedorf zu erbauende Bahn, nebst dazu gehoͤrigem Schluß⸗Protokolle, und
eines, die Verhaͤltnisse der Hamburg-Bergedorfer Bahn zur Bahn von Berlin bis Bergedorf feststellenden, Vertrages.
II. Ein, Behufs genauerer Bestimmung der Zoöͤlle und de Zolltarifs, am 7. September d. J. zu Konstantinopel unterzeich neter Additional-Traktat zu dem Handels-Vertrage der Hanse staͤdte mit der Ottomanischen Pforte d. 18. Mai 1839, in Be ziehung auf die vom Senate zu vollziehende Ratification.
Schweiz. 8
Genf, 1. Dez. (A. Z.) Es ist unverkennbar, daß in Genf die oͤffentliche Stimmung in acht Tagen bedeutende Schritt gemacht hat. In der Nacht des 21. November, wo drohend Massen die Pforten des Stadthauses — darin ist die Staats kasse — belagerten und zu sprengen versuchten; von den haͤßlicher Scenen am 22sten waͤhrend der Sitzung des revpraͤsentativer Raths; von dem Geschrei nach versprochenem Geld, als die Kon stituäante schon vom Rathe votirt und ausgesprochen war und man glaubte, es wuͤrden die Haufen nun alle auseinander gehen von der Bande, die am 22. November Abends mit brennen den Fackeln nach dem Pulver-Magazin auf St. Antoine (eines der vornehmsten und reichsten Quartiere Genfs) zog, um es in
die Luft zu sprengen und bei dem allgemeinen Schrecken in die Haͤuser zu dringen; von einer andern Bande, die in St. Pierre die Sturmglocke laͤuten, das Arsenal nehmen und mit den darin vorgefundenen Waffen ihre wilden Haufen versehen wollte; von al⸗ len diesen faͤst unbegreiflichen aber thatsaͤchlichen Versuchen bis aquf
heute sind kaum acht Tage, und schon zeigt sich in Ordnung, Besonnen⸗
heit und Rechtlichkeit fast das alte Genf wieder. Zwar besteht in der Stadt noch immer eine Partei, die bei Unruhe und gaͤnzlicher Umwaͤl⸗ zung nur zu gewinnen hat, die daher alle Annaͤherung und Einigung, alles Verstaͤndniß mit der Regierung, alles Zutrauen zu ihr zu verhindern sucht. Diese Partei hat auch noch eifrig am Ende voriger Woche in diesem Sinn gearbeitet, bis eine treffliche Proclamation des Staatsraths vom L28sten erschien, durch die allen das große Vertrauen eingefloͤßt wurde. Ganz in gleichem Sinn war eine Bekanntmachung der „Association vom 3. Maͤrz“ vom 29sten, worin sie unter Anderem ihre nahe Aufloͤsung ankuͤndigt, die nach ihrem eigenen Beschluß mit der Annahme der neuen Con- stitution aufhoͤren soll. Heute fruͤh um 10 Uhr wird dem Con-— seil représentatik vom Staats-Rath das Projekt zur Bildung der assemblée constituante zur Diskussion und Annahme vorge⸗ legt. Es besteht aus drei Kapiteln und spricht sich nicht fuͤr all— gemeine Wahlen, sondern fuͤr Wahlen in zehn Wahl-Kollegien nach Distrikten der Stadt und des Landes aus, die 115 Depu⸗ tirte zur Konstituante schicken sollen. Geht dieser Wahl-Grund— satz durch, so ist den demagogischen Umtrieben einiger Damm ent⸗ gegengesetzt. Manche fuͤrchten neue Umtriebe, um die Ruhe und Unabhaͤngigkeit der Raths⸗Sitzung zu storen.
In Lausanne starb am 26sten der Staatsrath de la Harpe eines der thaͤtigsten Mitglieder der neuen Regierung, Deputirter an der Tagsatzung, der fruͤher der Bewegung schroff entgegen— stand, sich aber spaͤter hineinwarf und neben Druey stellte.
Spanien. 6 O Madrid, 28. Nov. Nunmehr ergiebt sich, daß selbst die letzte Junta von Barcelona die Anforderungen der aͤchten Republikaner noch nicht befriedigt hat. Letzteren zufolge haͤtte die Republik geradezu errichtet werden muͤssen, und da dieses, wenn gleich nur dem Namen nach, unterblieb, so wird die Junta in den zu Barcelona erscheinenden republikanischen Blaͤttern als „treulos, feig, freiheitsmoͤrderisch, nach der hoͤchsten Gewalt und nach dem Vermoͤgen der ruhigen Buͤrger trachtend“ bezeichnet. Auffallend ist, daß die Regierung, welche die konservatorischen Blaͤtter mit der groͤßten Strenge verfolgt, der republikanischen Presse gestat tet, ihre Doktrinen ungestört zu predigen. Man kann daraus wohl schließen, daß sie auf den eventuellen Beistand und die Sympathie der Republikaner rechnet, waͤhrend sie uͤberzeugt ist, daß die Personen, welche sich zu monarchischen nnd konservatori- schen Grundsaͤtzen bekennen, ihr nie die Hand reichen werden. Der Huracan vom 243sten enthaͤlt unter Anderem Folgendes: „Die große Krisis naͤhert sich, die zwei Jahre, welche noch fehlen, damit Isabella ihre Mutter und deren Freunde an ihre Seite rufen koͤnne, verstreichen wie ein Meteor. Was wird an jenem furchtbaren Tag aus der Freiheit werden? was aus deren Anhaͤngern? Liberale! die Tochter Christinens kann nicht unterlassen, sobald sie regiert, ihre Mutter zu sich zu berufen, wenn sie nicht eine unnatuͤrliche Tochter seyn will. Sie wird sie, uns zum Hohne, zu sich rufen und mit ihr werden die Leute kommen, von denen euch ein See voll Blut und ein Aechtungs⸗Dekret trennt. Glaubt ihr, fie alsdann bekaͤmpfen zu koͤnnen, ohne euch jetzt vorzubereiten? Es ist nicht mehr die Frage, ob ihr mehr oder weniger Freiheit haben sollt; seit dem September⸗FEreignissen und noch mehr seit den Erschießungen Leon’'s, Borso’'s und Monte’'s de Oca und der Einziehung des Witthums Christinen's, dreht nsich ob uns die absolute Isabella regieren, oder
ob wir ein fuͤr allemal unter der himmlischen Bundes⸗Re⸗ ublik frei seyn sollen.“ 8 b 8 Der Ftreabns (Organ der Regierung) enthaͤlt heute ei⸗ nen bemerkenswerthen Artikel, betitelt „Europaͤischer Kongreß.“ Aus ihm geht hervor, daß die Spanische Regierung allerdings Besorgnisse vor den Gesinnungen mehrerer großen Maͤchte hegt. Freilich kann selbst dem verblendetsten Spanischen Progressisten nicht entgehen, daß das Englische Kabinet das einzige ist, welches an dem jetzigen Zustande der Dinge ein Interesse haben kann. Die Nachrichten aus der Havana sind in dieser Hinsicht nicht ohne Bedeu⸗ tung. Schon im vorigen Jahre uͤberreichte der hiesige Großbritanische Gefandte eine Note, in welcher er im Namen seiner Regierung verlangte, daß alle seit 1820 in die Insel Cuba eingefuͤhrten Ne⸗ ger⸗Sklaven, deren Anzahl sich auf 100,000 beläauft, freigelassen werden sollen. Die Spanische Regierung hat bei den Behoͤrden Cuba's ruͤcksichtlich der Ausfuͤhrbarkeit dieser Maßregel angefragt, uud zur Antwort erhalten, daß die Freilassung jener Neger die unmittelbare Ausrottung der weißen Bevoͤlkerung zur Folge ha⸗ ben wuͤrde. Es ist bekannt, daß in Cuba den Neger⸗Sklaven unter Spanischer Herrschaft ein bei weitem ertraͤglicheres Loos zu Theil wird, als den freien Arbeitern im Englischen Westindien, und eben so bekannt, daß England danach strebt, den Schluͤssel des Mexicanischen Meerbusens, gleich viel um welchen Preis, zu erhalten. b S866 scheint sich hier in der That mit der Hoffnung zu schmeicheln, daß in Portugal ein aͤhnlicher Zustand, wie hier, moͤg⸗ lich sey, und am Ende gar eine Regentschaft auf gleichem Fuße, ein⸗ gesetzt werden koͤnne. Der hiesige Portugiesische Gesandte, Herr Lima, welcher den Septembristen seines Landes zugethan seyn soll, steht in vertrautem Verkehr mit den Spanischen Ministern, waͤhrend der noch immer hier anwesende Marschall Saldanha sich kein Gehoͤr verschaffen kann. In Bezug auf ihn sagt das Eco del Comercio: „Nur der hochherzige Charakter einer so großen Nation, wie die Spanische ist, kann zugeben, daß unter solchen Umstaͤnden ein durchreisender Diplomat, der eine bleibende Stellung bei einem der Hoͤfe des Nordens einzunehmen hat, sich in Madrid aufhalte, um dem Regenten die aufrichtigen und loyalen Gesinnungen darzulegen, mit denen er gegen die Fort— schritte der Halbinsel verschworen war.“ “ 1— 8 “ —““
Beirut, 6. Nov. Der Emir⸗Beschir, endlich der harten Belagerung und Blokade muͤde, worin er sich befand, und die un⸗ geheure Gefahr einsehend, der er ausgesetzt war, entschloß sich gestern, von 500 Reitern und ihrem Gefolge, die ihm Selim⸗ Pascha geschickt hatte, begleitet, aus seinem Palaste zu entfliehen. Selim⸗Bey, Oberst⸗Lieutenant, befehligte diese Bedeckung, doch sie vermochte nicht, den Emir gegen die Drusen sicher zu stellen. Kaum hatte er seinen Palast verlassen, als ihn die Drusen, in eine furchtbare Schaar vereint, angriffen. Seine Eskorte wagte nicht sich dem Andrange der Drusen entgegenzustellen. Alles wurde auseinandergesprengt, und nur durch ein Wunder kam der Emir gluͤcklich hier an. Er stuͤrzte unterwegs verschiedene Male mit dem Pferde, was ihm einige Kontusionen verursachte. Ich sah ihn gestern Abend halb zehn Uhr, vom Kopf bis zu den Fuͤßen mit Staub bedeckt, und er beschwerte sich bitter daruͤber, „daß ihm die Franken nicht zu Huͤlfe gekommen“. Babda ist in Brand gesteckt worden, alle Einwohner, die ungluͤcklicher⸗ weise dort verweilen wollten, um nicht ihre Schaͤtze ꝛc. zu verlie⸗ ren, fielen als Opfer des Fanatismus der Drusen. Weder Kin⸗ der, noch Greise, noch Frauen wurden verschont. Auf der Straße, die ins Gebirge fuͤhrt, sah man Frauen, die truppweise sowohl von Babda flohen, als von anderen benachbarten Doͤrfern, die dasselbe Schicksal erlitten. Man sah auch Haufen von, Maͤnnern, die ihr Bieh und mit ihrer Habe belastete Kameele fuͤhrten. In diesen drei letzten Tagen kamen nicht weniger als 4000 jener Ungluͤck⸗ lichen an. Zum Aufenthalt hat man ihnen ein unbebautes Stuͤck Land ohne Zelte angewiesen und sie ohne alle Erquickung ge⸗ lassen. Der Hunger, der seit jenen drei Tagen unaufhoͤr⸗ lich dauernde Regen hat sie aufs Außerste gebracht. Sie leiden unglaublich; Alle sind von dem hier zu Lande herrschenden Fieber ergriffen; und doch wird von der Tuͤrkischen Regierung keine energische Maßregel auch nur in Erwaͤgung gezogen. Es scheint, es sey Tuͤrkische Politik, diese armen Leute niederzudruͤcken und aufzureiben, um sie in der Folge besser regieren zu koͤnnen. Heute nahmen sich die General⸗Konsuln von England, Frankreich, Ruß⸗ land und Oesterreich vor, sich ins Gebirge zu begeben, weil ein so panischer Schrecken die Gemuͤther der Christen ergriffen hatte, daß sie ihre Doͤrfer und Haͤuser den Drusen preisgaben, die sich ihrerseits ergoͤtzten, dieselben in Flammen zu setzen. Von Beirut aus, sehen wir nichts als Rauch und Flammen im Gebirge.
— Das Journal de Smyrne berichtet unterm 14. No⸗ vember aus Beirut: „Selim Pascha, General⸗Gouverneur von Syrien, war an der Spitze von 2000 Mann gegen das Gebirge gezogen, und es gelang ihm, dort wirklich einzudringen, in der Ab⸗ sicht, durch alle zu seiner Verfuͤgung stehenden Mittel die Ord— nung wiederherzustellen. Dieser Zug war schon von einigem Er— folge begleitet, und die Maroniten, die ganz dem Schutze der Re— gierung des Sultans vertrauen, hatten sich bereit gezeigt, nicht nur die Waffen niederzulegen, sondern selbst sich entwaffnen zu lassen, ein Beweis ihrer gaͤnzlichen Unterwerfung und ihrer Ehrfurcht fuͤr die Befehle der hohen Pforte. Was die Drusen betrifft, so fuh— ren sie immer fort, ihren Gehorsam zu betheuern, hatten aber noch nicht ihre Waffen ausliefern wollen. Emir Pascha gab jedoch die Hoffnung nicht auf, sie von der Nothwendigkeit dieser Maßregel zu. uͤberzeugen, ohne zu gewaltsamen Mitteln der Unterwerfung seine Zuflucht zu nehmen. Es herrschte fortdauernd in den ver⸗ schiedenen Theilen des Gebirges eine ziemlich große Aufregung, indeß war dieselbe doch im Abnehmen.“
v“ 8
Die Eisenbahnen Deutschlands und der Nachbar⸗ staaten. Zweiten Artikel.
Frankreichs Eisenbahnen. 8 8 (Schluß.) 8
“ W1 ö“
Das erste umfassende Franzoͤsische Expropriations⸗Ge⸗ setz ist vom 7. Juli 1833. Ohne dessen mannigfache im Laufe der Zeit oft fuͤhlbar gewordenen Maͤngel durchgehends zu beleuch⸗ ten, beschraͤnke ich mich hier darauf, einige im hoͤchsten Grade sei⸗ ner tuͤchtigen Anwendung (also seinem Zwecke) hinderliche Be⸗ stimmungen hervorzuheben.
1541
1) Die sehr große Verzögerung bei der Besitz⸗Einraͤumung. Das
Eigenthumsrecht im hoͤchsten Grade geachtet werden, allein wie hoch und wie vielfach auch die Anspruͤche der Ei⸗ genthuͤmer seyn moͤgen, steht doch kein Bedenken der vor⸗ laͤufigen Besitz⸗Einraͤumung entgegen. Nachdem eine amt⸗ liche Feststellung des Zustandes der zu expropriirenden Ge⸗ genstaͤnde geschehen ist, nachdem die Anspruͤche und Einre⸗ den der Interessenten gehoͤrt, nachdem die Beweismittel ge⸗ sichert sind, nachdem fuͤr die Zahlnng der hoͤchstmoͤglichen Entschaͤdigungssumme genuͤgende Sicherheit „geleistet ist; muͤßte die vorlaͤufige Ueberweisung geschehen duͤrfen. Die Zusammensetzung der Expropriations⸗Jury, welche Rich⸗ ter und auch indirekt Partei, ist, weil ihre Mitglieder aus der Klasse der Grundeigenthuͤmer des betreffenden Bezirks gewaͤhlt werden.
11) Der Canal du Berry, welcher eine Laͤnge von (320,000 Metre) 85,300 Ruthen hat, zwischen der Loire und dem Canal Latéral, beruͤhrt Vierzon, Bourges ꝛc.
12) Der Canal des Ardennes dient zur Verbindung der Sambre mit der Maas und ist (103,315 Metre) 27,500 Ruthen lang. ¹ 88
Die 212 Fluͤsse Frankreichs, welche als schiffbar betrachtet werden koͤnnen, haben eine Gesammtlaͤnge von (8,225,269 Metre)
1096,7 Meilen; wozu (3,599,931 Metre) 493 Meilen, zum Theil
jedoch unvollendeter, Kanaͤle kommen. Der bisherige Kosten⸗Auf⸗
wand fuͤr beide belaͤuft sich auf mehr als (750,000,000 Fr.)
204,890,000 Thaler. Hierher gehoͤren ferner etwa (36,000,000
Metre) 4800 Meilen Koͤniglicher Straßen und (28,000,000 Metre)
3733 Meilen Departemental⸗Straßen. Alle diese zur Befoͤrde⸗
rung des Verkehrs bereits vorhandenen Communicäationsmittel,
Diese und aͤhnliche Maͤngel veranlaßten im Anfange des Jah⸗ bilden ungeachtet ihrer Maͤngel eine wesentliche Unterstuͤtzung des
res 1841 die Abaͤnderung und Ergaͤnzung einiger Bestimmungen
projektirten Eisenhahn⸗Retzes, indem sie zu demselben im Ver—
des aͤlteren Gesetzes, und zu den dadurch bewirkten Verbesserun⸗ haͤltnisse der kleinen zu den großen Adern stehen Vermittler des
gen gehoͤren:
Verkehrs seyn werden, zwischen den Schienenwegen und jeder
1) daß der Expropriirende in den Besitz des betreffenden Eigen- Ortschaft des ganzen Reiches.
ꝙ
thums treten kann, bevor noch die Jury hinsichtlich der ge⸗ schehenen Abschaͤtzung des Werths einen definitiven Beschluß gefaßt hat.
2) daß der Grundeigenthuͤmer, wenn das Verfahren wegen des
Wenden wir uns nunmehr zur Construction des Eisenbahn⸗ Netzes, wie solches nach den bis jetzt bekannt gewordenen Projekten
sich gestalten duͤrfte.
Drei große Eisenbahnlinien werden, von Paris ausgehend,
expropriirten Grundstuͤckes im Laufe des Jahres seit dem Frankreich in nordsuͤdlicher Richtung durchschneiden:
ersten Antrage nicht beendigt wird; bei Gericht auf defini⸗ tive Entscheidung binnen 3 Tagen dringen kann. V
Verschiedene Vorschlaͤge in Beziehung auf ein Eisen⸗ I bahnnetz fuͤr Frankreich.
Frankreich hat bekanntlich fuͤr den Verkehr schon eine sehr guͤnstige natuͤrliche Lage. Mit geringen Ausnahmen von Meeren und Fluͤssen eingeschlossen, fast allenthalben von schiffbaren oder leicht schiffbar zu machenden Gewaͤssern durchzogen, moͤchte es scheinen, als ob nur eine verhaͤltnißmaͤßig geringe kuͤnstliche Nachhuͤlfe er⸗ forderlich gewesen waͤre, um den Anspruͤchen des Verkehrs auf eine selten erreichbare Weise zu genuͤgen. Bedeutende Arbeiten sind auch wirklich zu verschiedenen Zeiten ausgefuͤhrt, allein demunge⸗ achtet wird fast nirgends so sehr uͤber mangelhafte Communicatio- nen geklagt, in fast keinem Lande werden noch so viele Anspruͤche erhoben, als eben in Frankreich.
Die Ursachen davon sind: daß bei den Arbeiten uͤbertriebener Luxus geherrscht hat; daß die vielen dafuͤr bewilligten Millionen ohne vorherigen allgemeinen Plan ausgegeben sind; daß das Ganze durch die uͤbertriebene Sorge fuͤr das Einzelne gelitten hat; daß bei Bestimmung der Arbeiten nicht das wahre Beduͤrfniß, sondern die Politik, zu Rathe gezogen ist, indem Kanaͤle und Straßen vergeben sind um Deputirten-Stimmen dadurch zu er— kaufen; daß das Budget der oͤffentlichen Arbeiten sehr haͤufig den geheimen Fonds zu Huͤlfe gekommen ist u. s. w. G
Eine mindestens oberflaͤchliche Kenntniß der Wasser⸗Verbin⸗ dungen*) scheint zur richtigen Beurtheilung der dortigen Eisen⸗ bahn⸗Fragen erforderlich, weshalb hieruͤber einige Bemerkungen vorangestellt werden. b
Der Boden Frankreichs gehoͤrt im Wesentlichen folgenden Flußgebieten an: 1.“
1) Zum Gebiete der Rhone, welche, dem Mittellaͤndischen Meere zufließt, ist das gesammte suͤdoͤstliche Frankreich zu zaͤhlen, weil ihre Einfluͤsse, Saõne und Doubs, aus den
Vogesen und dem Jura kommen.
2) Das Gebiet der Garonne dacht nach Westen hinab, seine ostliche Graͤnze ist das Rhone⸗Bassin, seine noͤrdliche das Bassin der Loire, suͤdlich die Pyrenaͤen (denn der Adour ist nur als Anhang zu betrachten). Die Loire fließt gleichfalls dem Atlantischen Ocean zu, und sowohl die Thaͤler der Charente als die Bretagne koͤnnen zu ihrem Gebiete gezaͤhlt werden, obgleich sie streng ge⸗ nommen besondere Bassins bilden. Die Loire dringt tie⸗ fer in das innere Frankreich ein als die Garonne, weil ihre Zufluͤsse die Gebirge von Forez und der Auvergne umgehen; sie naͤhert sich dort der Rhone. Die Seine und ihre Einfluͤsse durchziehen den Norden und Nordosten Frankreichs, indem sie suͤdlich das Loire- und Rhone⸗Gebiet beruͤhren. Die Schelde⸗, Maas⸗ und Rhein⸗Gebiete gehoͤren nur zum kleineren Theile Frankreich an, allein sie sind wegen der Verbindungen nach außen hin doch von sehr großer Wichtigkeit.
Diese natuͤrlichen Wasserstraßen sind durch Schiff barmachung der Nebenfluͤsse und durch Kanaͤle wesentlich verbessert und unter einander in Verbindung gesetzt. Einige der wichtigsten dieser kuͤnst⸗ lichen Wasserstraßen, deren manche der bedeutendsten schon einer aͤlteren Zeit angehoͤren, sind:
1) Der Kanal du Midi, welcher den Atlantischen Ocean mit dem Mittellaͤndischen Meere durch die Garonne verbindet.
Er ist (244,092 Metre) 65,100 Ruthen lang und beruͤhrt Toulouse, Castelnaudary, Beziers und mittelst des Sees Thau auch Cette.
Der Kanal du Centre (116,812 Metre) 31,100 Ruthen lang, die Loire mit der Saône (Rhone) verbindend; Digoin, Chaͤlons.
Der Canal du Rhone (Saoône) au Rhin, (349,363 Metre) 93,400 Ruthen lang; Dole, Besangon, Muͤlhausen, Straß⸗ burg.
Der Canal de Bourgogne verbindet die Yonne (Seine) und Saodne (Rhone), ist (241,409 Metre) 64,400 Ruthen lang und beruͤhrt z. B. Dijon und Tonnère.
bindend, (94,381 Metre) 25,200 Ruthen lang.
6) Der Canal de la Somme (156,894 Metre) 41,800 Ruthen lang, beginnt am suͤdlichen Theile des Kanals von St. Auentin und endet am Pas de Calais.
7) Die Kanaͤle de Briare, de Loing und d'Orleans bilden eine zusammenhaͤngende Wasserstraße zwischen der Loire und Seine. Sie haben eine Gesammtlaͤnge von (181,539 Metre) 48,400 Ruthen. 8 8
8) Der Canal de Nantes à Brest oder de la Brétagne (374,000 Metre) 99,700 Ruthen lang. 8
9) Der Canal du RNivernais, die Loire mit der Yonne (Seine) verbindend, hat (176,166 Metre) 46,950 Ruthen Laͤnge.
10) Der Canal Latéral à la Loire, von Digoin nach Briare durch den Canal de Briare und den Canal du Centre, die Seine, Loire und Rhoöne verbindend, ist (198,000 Metre) 52,800 Ruthen lang. 8
*) Ein sehr empfehlenswerthes Huͤlfsmittel dabei ist die Carte commerciale de la Navigation de la Frange et de la Belgique par ang Paris 1840.
V V
Paris (Chartres oder Orleans, Tours, Poitiers, Angouleème, Libourne) Bordeaux;
Paris (Orleans, Chateauroux, Tulle, Cahors, Montauban) Toulouse;
Paris (Corbeil, Auxerre, Chalons s. S., oder Chalons s. M., Dijon, Chalons s. S., Macôn, Lyon, Valence, Avignon, Tarascon, Arles) Marseille.
Als Fortsetzungen dieser Bahnen in noͤrdlicher und nordwest⸗ licher Richtung von Paris sind die Eisenbahnen:
Paris (St. Denis, Pontoise, Beauvais, Amiens, Arras, Douay) Lille und Valenciennes mit Seitenbahnen nach Boulogne, Calais und Dunkerque und
Paris (Rouen) Haͤvre mit Fluͤgelbahn von Pwetot nach Dieppe,
zu betrachten. 1
In (suͤd) westlicher Richtung ist die Bahn: 1
Paris (Orleans, Tours), Nantes, mit Zweigbahn nach An⸗ gers,
projektirt; nach Osten zu ein Schienenweg:
Paris (Meaux, Chalons s. M., oder Sezanne, Bar⸗le⸗Duc, Nancy) Straßburg.
Außerdem ist eine Verbindung des zwischen Straßburg und St. Louis (Basel) gleichfalls in nordsuͤdlicher Richtung bereits bestehenden Schienenweges, von Müuͤlhausen ab mit der Paris⸗ Marseille⸗Bahn, nach Dijon zu, beabsichtigt.
Will man Frankreichs zahlreiche Wasserstraßen als Mittel glieder zwischen diesen Eisenbahnen fuͤr genuͤgend erklaͤren, so waͤre damit im Wesentlichsten eine ziemlich vollstaͤndige Verbindung aller Theile des Landes hergestellt. Eine Wasserstraße hat nun zwar ihre eigenthuͤmlichen Vorzuͤge, ist auch als Zweig, dem Schienenwege als Ast, von großem Nutzen; taͤuschen wuͤrde man sich jedoch, wenn man das Netz der Eisenbahnen Frankreichs als durch obige Projekte genuͤgend dargestellt betrachten wollte. Die großen Linien moͤgen dann allerdings vorhanden seyn, und an deren Baue haben Regierung und Private Jahre lang hinreichend zu schaffen; allein es fehlt noch Manches, was im Verlaufe der
Zeit als Nothwendigkeit sich darstellen duͤrfte. Dahin gehoͤren namentlich Seiten⸗Verbindungen der großen Linien unter einander, wovon in den bis jetzt bekannt gewordenen Plaͤnen nichts zu fin⸗ den ist. Als solche moͤchten beispielsweise zu nennen seyn:
1) Eine Zweigbahn etwa von Chalons s. M. aus in nöͤrdlicher Richtung nach Méäzières, zum Anschluß an die von Namur und Charleroi kommende Belgische Bahn.
2) Eine Fluͤgelbahn von Chalons s. S. uͤber Lons⸗le⸗Founier, oder von Macon uͤber Bourg, oder von Lyon aus nach dem Genfer See; im letzteren Falle mit einem Aste nach Chambery.
3) Ob von Avignon aus eine Eisenbahn in oͤstlicher oder nord⸗ ostlicher Richtung zur Piemonteser Graͤnze fuͤhren kann und eine Fortsetzung zu erwarten hat, steht dahin; jedenfalls aber moͤchte wuͤnschenswerth erscheinen,
1) Toulon mit Marseille mittelst eines Schienenweges zu ver⸗ binden.
Seiten-Verbindungen zwischen den großen Nord-Suͤd⸗Linien mangeln gaͤnzlich, und ich moͤchte deshalb (begreiflich stets unter Vorbehalt technischer Ausfuͤhrbarkeit) noch folgende Seitenbahnen in Vorschlag bringen.
(Zwischen den Linien Paris-Marseille und Paris⸗ Toulouse.)
5) Von Cette nach Toulouse;
6) Von St. Etienne nach Tulle;
7) Von Dijon nach Orleans;
(Zwischen den Linien Paris⸗Toulouse und Paris⸗Bordeaup)
8) Von Touloͤuse uͤber Tarbes und Pau nach Bayonne.
9) Von Bayonne eine Verbindungs⸗Bahn zum Bordeaux⸗-Teste Schienenwege.
10) Von Limoges uͤber Confolens nach Civray, fortzusetzen uͤber Niort nach La Rochelle.
11) Da der Schienenweg von Tours nach Nantes bereits pro⸗ jektirt ist, so wuͤrde nur noch eine Verlaͤngerung der Zweig⸗
Der Canal de St.⸗Quentin, Schelde und Oise (Seine) ver⸗
bahn von Angers nach Brest oder St. Malo vorzuschlagen seyn, um die Departements der Halbinsel mit dem Innern Frankreichs in Verbindung zu setzen.
Herr Teisserenc in seinem sehr guten Werke (Les travaux pu- blies en Belgique et les Chemins de Fer en France, Paris 1839. pag. 328 sqq.) empfiehlt, zur Erreichung gleichfalls des Zweckes der Verbindung der Hauptstaͤdte Frankreichs durch Eisen⸗ bahnen, jedoch im Interesse der Ersparung, eine Vereinfachung des Netzes und eine Verkuͤrzung der Linien; unter Benutzung der Wasserstraßen. Er will namentlich eine Verlaͤngerung des Paris⸗ Orleans Schienenweges bis zum Kanal von Berry bei Vierzon, und von diesem Punkte aus wuͤrde derselbe
a) uͤber Bourges, Nevers, Moulins, Roanne, Lyon nach Mar seille, b) üᷓber Chaͤteauroux, Angoulome, Bordeaux, Montmarsan nach Bayonne; mit Fluͤgelbahn nach Toulouse, gefuͤhrt werden.
Herr Teisserence will ferner die Eisenbahn
c) zwischen Paris und Straßburg von Corbeil abgehen lassen und ferner uͤber Melun, Vitry⸗le⸗Frangais, Bar⸗le⸗ Duc, Toul, Nancy, Luneville; mit Seitenbahnen nach Metz von Nancy aus. 8
4) Die Bahn zwischen Paris, Rouen, Havre und 1
e) von Paris zur Belgischen Graͤnze, welche mit der vorigen
is Pontoise gemeinschaftlich gehen soll, bei Lille aber in
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