* Stettin, 15. Juni. Se. Majestät der König trafen gestern Nachmittag gegen 3 Uhr, von Stargard kommend, hier wieder ein, nachdem Allerhöchstdieselben bei der Prinzeneiche, unweit Finkenwalde, ein Allerhöchstihnen Seitens der Stadt offerirtes dejeuner dinatoire unter einem geschmackvoll dekorirten Zelte anzunehmen geruht hatten. Bald nach der Ankunft nahmen Se. Majestät die hier für Rechnung des Staats im Bau begriffene Korvette von 10 Kanonen in Augen
schein und beglückten demnächst unseren Herrn Chef⸗Präsidenten in dessen Wohnung, dem vormaligen Landsitze der verewigten Frau Prin zessin Elisabeth, mit einem Besuche. Gegen Abend wohnten Se. Majestät einem brillanten Balle bei, welchen der kommandirende Ge⸗
neral, Graf zu Dohna, in seiner Dienstwohnung arrangirt hatte. Gegen 10 Uhr fand großer Zapfenstreich statt.
Heute früh verließen Se. Majestät, begleitet von den Segens⸗
wünschen der Einwohner und unter dem Jubelruf der versammelten
Menge unsere Stadt, um Allerhöchstihre Reise durch die Provinz über Pasewalk und Anklam nach Greifswald, Rügen u. s. w. fortzusetzen.
* Greifswald, 14. Juni. Seit einigen Tagen herrscht hier unter der Bevölkerung die freudigste Aufregung, indem Se. Majestät der König unsere Stadt mit Allerhöchstihrem Besuche be ehren werden ein Glück, das uns seit der Thronbesteigung Sr. Majestät, noch nicht zu Theil wurde. Heute schon langte Se. Excellenz der Freiherr von Humboldt an. Die Universität veran⸗ staltete zur Feier des Hochverehrten Gastes, den wir zum erstenmale in unserer Mitte sehen, im Logensaal ein solennes Diner und Abends
aben die Studirenden ihre Verehrung für die großen Verdienste Sr. Excellenz um Kunst und Wissenschaft durch ein Ständchen zu erkennen. Inmitten einer großen Volksmenge ward von dem Gesang Verein der Studirenden das Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland“ mit Musikbegleitung gesungen und hierauf Sr. Excellenz dem Frei herrn von Humboldt, dem großen Gönner und Beförderer der Künste und Wissenschaften, ein donnerndes Lebehoch gebracht, worin die zahlreich versammelte Volksmenge freudig einstimmte. Herr von Humboldt drückte mit herzlichen Worten seinen Dank für die Aufmerk⸗ samkeit der Studirenden aus und bemerkte, wie sehr es ihn freue, noch am Abend seines Lebens von der studirenden Jugend der hiesi⸗ gen Universität einen solchen Beweis der Achtung zu empfangen und wie nur zufällige Lebens⸗Verhältnisse ihn bisher verhindert hätten, die alte berühmte Universität Greifswald zu besuchen. Der Redner äußerte ferner, daß er selbst die ersten Studien auf einer minder be⸗ suchten Universität gemacht und daher erfahren hätte, wie gerade an einem solchen Orte die Verbindung unter den Studirenden selbst, wie mit den Lehrern, inniger und enger sey und wie gerade die Deutschen Universitäten sich vor denen der anderen Länder durch innigere, ge⸗ sellige Verbindung der Studirenden auszeichneten. Ein begeistertes Lebehoch drückte die Gefühle der Studirenden nach den Worten des hochverehrten Gastes aus.
Stralsund, 14. Juni. Zu dem am Zten und 9ten d. hier
—— ““ Regierungs⸗Assessor von Ro
Buürgermeister Kersten, Superintendent Bäumler, Buürgermeister Seffner, Stadtrath Tänzer, Land⸗ und Stadtgerichts⸗Assessor Türpen, Inter. Verwalter des Landrath⸗Amts, von Werithern, Polizei⸗Rath Günther, Superintendent Hauptmann, Superintendent Hepdenreich, Landrath von Jagow, Landrath von Ponikau, Landrath von Münchhausen, 8
Herzberg, Hettstedt, Eisleben, Merseburg, Naumburg, Querfurt, Sommerhausen, Stolberg, Torgau, Weißenfels, Wittenberg, Zeitz,
Cölleda,
— ee“
hrscheid ad interim,
III. Für den Regierungs-Bezirk Erfurt. Bezirks⸗Censor: Regierungs⸗ und Schulrath Graffunder Lokal⸗Censoren. Lehrer Dr. Koch. Rektor an der Realschule F scher. Landrath von Hanstein. Landrath von Goldacker. Landrath Freiherr von Wintzingerode Knorr. Landrath von Uslar. Bürgermeister Weiße. Weißensee, Landrath von Münchhausen. Worbis, Bürgermeister Rogge. Bodelwitz (im Ziegenrücker Kreise), Landrath von Flotow.
Sämmtliche bisher für die Censur der wissenschaftlichen ꝛc. Werke, nach deren Fächern bestellte oder mit der Censur der Zeitungen, Nachrichtsblät ter und sonstigen Zeitschriften speziell beauftragt gewesene Beamten und Behörden, so weit sie nicht nach Vorstehendem als Bezirks⸗ oder als Lokal⸗ Censoren haben beibehalten werden können, treten daher mit dem Schlusse dieses Monats außer Function, und die Herren Verfasser, Redacteure, Ver leger und Drucker censurpflichtiger Schriften werden hierdurch aufgefordert, vom 1sten künftigen Monats ab die zur Censur bestimmten Mannustripte oder Druck⸗Exemplare anu die neu ernannten betreffenden Censoren, deren Namen vorstehend bekannt gemacht sind, einzureichen.
Wo in einzelnen Fällen die Censur periodischer Schriften an Stelle des betreffenden Lokal Censors ausnahmsweise dem Bezirks⸗Censor übertra gen ist, ergeht an die Redactionen besondere Nachricht darüber.
Magdeburg, den 9. Juni 1843.
Der Wirkliche Geheime RNath und Ober⸗Präsident der Provinz Sachsen. Flottwell.“
Erfurt, Nordhausen, Heiligenstadt, Langensalza, Mühlhausen, Schleusingen,
Suhl, 1““
Königsberg, 12. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, neue Statuten für die hiesige Albertus-Univer sität unterm Aten Mai d. J. Allerhöchstselbst zu vollziehen. Die Aus fertigung derselben auf Pergament, in Purpursammet mit dem Preu⸗ ßischen Adler verziert, mit angehängtem großen Siegel in einer silber nen Kapsel, wurde heute dem Prorektor und akademischen Senat durch den stellvertretenden Regierungs Bevollmächtigten, Ober⸗ und Gehei mer Regierungsrath Dr. Reusch in dazu erhaltenem Auftrage des Königl. Ministeriums der geistlichen, Unterrichts d Medizinal⸗Ange⸗ legenheiten feierlich übergeben. .“
abgehaltenen Wollmarkte wurden circa 4000 Ctr. Wolle angebracht welche sämmtlich bis auf circa 400 Ctr. prompten Absatz fanden. Bei der mangelhaften Wäsche mußten sich die Produzenten einen Ab⸗ schlag von 2 ½ Rthlr. à 5 Rthlr. pro Centner gegen voriges Jahr gefallen lassen.
Magdeburg, 15. Juni. Die Magdeburger Zeitung enthält nachstehende Bekanntmachung, betreffend das Censurwesen der Provinz Sachsen.
„Nach der mit dem 1. Juli d. J. in Kraft tretenden Allerhöchsten Ver ordnung über die Organisation der Censur-Behörden vom 23. Februar c. G. S. S. 31 und folg.) liegt die Censur solcher geringfügigen Druck sachen, welche wie z. B. Ankündigungen, Cirkulare, Formulare u. s. w. nicht für den Buchhandel oder nicht zur Aufnahme in periodische Blätter bestimmt sind, der Polizei⸗Behörde des Orts ob, wo der Druck dieser Sachen erfol
gen soll. Zur Censur aller übrigen censurpflichtigen — also der weniger als 20 % Druckbogen starken — Schriften sind dagegen besondere Censoren angestellt, und zwar für die Tagesblätter und periodischen Schriften an den Orten, wo sie gedruckt werden, oder falls sie im Auslande gedruckt, aber im In- lande herausgegeben werden sollen, an den Orten der Herausgabe, Lokalah Censoren, ohne deren Imprimatur derartige Blätter nicht erscheinen dürst fen, und für die nicht periodischen Schriften ohne Unterschied ihres Gegen standes unter gleichen Maßgaben in jedem Regierungs⸗Bezirke ein Bess zirks⸗Censor. — Mit Beziehung hierauf bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß des Herrn Minister des Innern Excellenz für die Provinz Sachsen solgende Censoren ernannt hat.
I. Für den Regierungs⸗Bezirk Magdeburg. Bezirks⸗Censor: Regierungs⸗Assessor Hegel in Magdeburg. Lokal⸗Censoren:
Regierungs⸗Assessor Klohß
Landrath Weihe,
Ober⸗-Bürgermeister von Brünken, Bürgermeister Douglas, Landrath von Steinäcker, Bürgermeister Nitschke, Bürgermeister Sachse, Landrath v. d. Schulenburg, Landrath Graf von Itzenplitz, Bürgermeister Dieck, Regierungs⸗Rath Stiehler.
In Magdeburg, Quedlinburg, Halberstadt, Aschersleben, Calbe, Schönebeck, Neuhaldensleben, Salzwedel, Stendal, Burg, Wernigerode,
N. Für den Regierungs⸗Bezirk Merseburg. Bezirks⸗Censor: Geheime Justizrath Dr. Pernice in Halle. Lokal⸗Censoren: Ober⸗Bürgermeister Bertram, Landrath von Pfannenberg, Bürgermeister Brunner,
“
In Halle
8
Bekanntmachungen. Aufkuͤndigung Schlesischer Pfandbriefe.
Den Inhabern Schlesischer Pfandbriefe machen wir bekannt, daß das Verzeichniß der im Weihnachts⸗Ter mine dieses Jahres einzulösenden Schlesischen Pfand briefe bei allen Schlesischen Landschaftskassen und bei den Börsen zu Breslau, Berlin und Leipzig ausge⸗ ängt, auch mit den Anzeigern der drei Schlesischen
Einziehungs welche demnächst
9 90 77 2₰ 8 A 8 5 Allgemeiner Anzeiger für den Zinszahlungs⸗Termine entweder bei der General⸗ Landschaft oder bei einer der Fürstenthums⸗Landschaf ten einzuliefern und dagegen die dafür auszureichenden Recognitionen in Empfang zu nehmen,
Jahres durch Baarzahlung und bezüglich durch Aus⸗ reichung von Pfandbriefen werden eingelöst werden.
Breslau, am 9.
Schlesische General⸗Landschafts⸗Direction.
Marienburg, 8. Juni. Das Musikfest, welches am 5ten d. M. hier gefeiert und durch die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs geehrt wurde, wird noch lange in der Erinnerung aller Theil⸗ nehmer desselben fortleben. Besonders diejenigen Dilettanten und Dilettantinnen, welche die Solopartieen ausgeführt, hatten sich der ehrenden Auszeichnung Sr. Majestät durch einige überaus gnädige Aeußerungen zu erfreuen. Eine in dieser Beziehung in den Elbin ger Anzeigen enthaltene Notiz (Staats⸗Ztg. Nr. 159) war je doch nicht ganz richtig.
Landsberg a. d. W., 11. Juni. Wenn gleich der hiesige Wollmarkt mit dem heutigen Tage erst seinen Anfang nehmen sollte, so hat er schon seine Endschaft erreicht. Die Zufuhr der Wolle be⸗ gann am 7ten d. und dauerte noch bis gestern fort. Die Käufer hatten sich wie gewöhnlich frühzeitig eingefunden, und am 8ten wur den schon Käufe geschlossen. Der Kauf ging am 9ten d. rasch und lebhaft von Statten, da Käufer und Verkäufer sehr bald über die Preise einig wurden. Mittelwolle im Preise von 50 bis 55 Rthlr. der Centner war am meisten begehrt. Im Ganzen blieben die Preise den vorjährigen gleich und nur bei wenigen einzelnen Dominien kam eine Preiserniedrigung von 3 bis 5 Rthlr. pro Centner vor. Ueber Wäsche hat man keine Klage vernommen, und das zu Markte gekom mene Quantum Wolle beläuft sich auf 10,000 Ctr., von welchen wenig unverkauft geblieben ist. Der ungünstigen Witterung ist es zuzuschrei ben, daß die Zufuhr an Wolle bei weitem weniger beträchtlich war als im vorigen Jahre, da viele Produzenten wegen verspäteter Schur den Markt nicht besuchen konnten.
Berlin-Anhaltische Eisenbahn. Im Monat Mai c. Anhaltischen ördert worden: 29,633 55
81,955
sind auf der Berlin Eisenbahn
11,678 2¹1,425 Summa. .... 63,103 30. April c. 165,546 Summa- . 228,649 Im Wai V. I waoören befördert worden: 33,665 Personen 21,146 Centn. Frachtgut —2. .. 1“ 8 8LE“
Mehr-Einnahme im Mai c.
1 fün. ... Üthlr.
Personen Centn. Frachtgut ....
Kihlr.
Einnahme seit 1. Januar bis
URthlr.
39,416 6,303 — v2577 Rüasr.
HRthlr.
Aus wärtige Börsen. 12. Juni. Niederl. wirkl. Sch. 53 10.
V“
5 % do. 100 ℳ98l. Ausg. —. Zinsl. —. 4 % Russ. Hope 88 ½.
Amsterdam, Kanz-Bill. —. 5 % Span. 18 18. 3 % 40. 29.
Preuss. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. —.
hank-Aectien 1663. Eugl. Russ. 110 ⅓. Cons. 3 % 92 ½. Belg. —. Neue Anl. 20 ½. 2
5 % Port. —. 3 % — Mex. 21 ¼. Peru 16.
IIamb. 3⁴ ½. 200 Fl. —. Aul. de 1839 III.
Hamburg, 14. Juni. London, 10. Juni. sive 4 ½. Ausg. Sch. 10 ½. 2 ½ % Holl. 54 ¼. 5 % 99 ⅛. Rngl. Russ. —. Bras. 71. Chili —. Columb —. Petersbu rg, 9. Juni. Lond. 3 Met. 37 ½. Polu. à Paris 300 Fl. 8I1 ½. 40. 500 Fl. —. Wien, II. Juani. Bauk-Actien 1648.
do.
Dertine B 8 v Den 16. Juni 1843.
S e.
Paris 403.
—q
Pr. Cour. Hrief. Geld
Pr. Cour.
Actien. 8 Brief. Geld
Fonds. V 8 V
[Gem.
Brl. Pots. Eisenb. do. do. Prior. Ohbl.⸗
140½ — 103
St. Schuld-Sch. 3 ½⅔ Preuss. Ruglische
0bhgat. 30. Sch. de
Secchandlung.
103 ¼ 103 ¼ 170 ½ 104 139 103
Mgd. Lpz. Eisenb. do. do. Prior. Obl.* Brl. Anh. Eisenb. do. do. Prior. O bl. Düss. Elb. Eisenb. 5 so. do. Prior. Obl. * Rbein. Biseub.
do. do. Prior. 0bI. * Berl. Fraukf. Bis. 5 do. do. Prior. 0 bl. . 0 b. Schles. Eisb. 4 rl.-Stet. E. Lt. A. do. do. Lt. B. —
do. do. abgest.
103 138 103 ¼
76
Präüm. 93 Kur- u. Neumärk. Schuldverschr.] 102 Stadt Obligationen. 34 103 ½¼ Dauz. do. in Th. — 48 — Westpr. Pfandbr. 3 ½ 102 ¼ 101 Pos. do. 106 ‧, 40. 102 ¼ 103 102 ½1 102 ¼ 101
78
Becliner
102
rossh.
do. Ostpr. Pfandbr.
d.
do. 927 Pomm. 102 ½
Kur- u. Neum. do. 3; 102 ½
Schlesische
Friedrich-JPor. And. GCIdm. à 5 Th. ’ Disconto.
do.
etcorologische Beobachtungen.
——
Abends 10 L'hr.
1843. Nachmwittags
15. Juni.
Moergens 6 Uhr.
Nach einmaliger
Reobachtung.
ar. 336,04 n-e uecllwärme 92 .
1 + 9,80 R. Flusswürme 13,4
+ 8,0⁰ R. Bodenwüörme 12,00 R.
„ V 89 pCt. Ausdünstung 0,011 Rb.
J.uftdruck...
Luaftwärme. 9,22 K.
Tbaupunkt. .. 8, R.
88 pCt.
bezogen. No0.
Dunstsäüttigung
Wetter bezogen heiter Niederschlag 0. Wäärmewechsel! +†+ 1 7, 2⁰ Wolkenzug.. NO0. — , 2 R.
Pnagesmilttel: 336,39 Par . 12,0 n 8,2 H. s .
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 17. Juni. Im Schauspielhause: Der Roman. Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Erziehungs Resultate, oder: Guter und schlechter Ton. Lustspiel in 2 Akten, von C. Blum. (Dlle Löwe: Magarethe Western, als Gastrolle.)
Sonntag, 18. Juni. Im Opernhause: Fernand Cortez.
In Charlottenburg: Doktor Wespe.
Montag, 19. Juni. Im Opernhause: Don Carlos. (Dlle. Lilla Löwe: Cboli, als vorletzte Gastrolle.)
Im Schauspielhause: 1) Le bon moyen. lendre. 3) Dieu vous bénisse!
Königsstädtisches Theater.
Sonnabend, 17. Juni. Letzte Gast⸗Vorstellung der Ungarischen National⸗Tänzer aus Pesth, in 2 Abtheilungen. Erste Abtheilung (nach dem zweiten Akt des Stücks): Magyar HÄrom à Tancz lunga⸗ risches pas de trois), ausgeführt von den Herren Veßter Saͤndor, Fitos und Kilanyi (im National⸗Kostüm). Zweite Abtheilung (nach dem vierten Akt des Stücks): Magyar Négyes-Tanez (Ungarisches pas de quatre), ausgeführt von Mad. Ruzsa Ilka und den Herren Veßter Saͤndor, Fitos und Kilanyi (in Ungarischer Magnaten⸗Tracht. Hierzu: Einen Jurx will er sich machen. Posse mit Gesang in 4 Ak ten, von J. Nestroy. Musik von A. Müller.
Sonntag, 18. Juni. Der Alpenkönig und der Menschenfeind. (Herr Wallner: den Rappelkopf, als Gast.)
Montag, 19. Juni. Auf Begehren: Eulenspiegel, oder: Scha⸗ bernack über Schabernack.
0. 0.
76 pCt. 00.
2) Fante de ven
Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 15. Juni 1843. Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 6 Sgr. 11 Pf., auch 2 Rthlr. 5 Sgr.; Roggen 2 Rthlr. 6 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf.; große Gerste 1 Rthlr. 13 Sgr. 9 Pf.; Hafer 1 Rthlr. 9 Sgr., auch 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf. Eingegangen sind: 46 Wispel.
In Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr. 10 Sgr., auch 2 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf. und 2 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf.; Roggen 2 Rthlr. 5 Sgr., auch 2 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf.; große Gerste 1 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 10 Sgr.; kleine Gerste 1 Rthlr. 10 Sgr.; Hafer 1 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf.; Erbsen 1 Rihlr. 22 Sgr. 6 Pf. (schlechte Sorte). Eingegangen sind: 2842 Wispel 13 Scheffel.
Mittwoch, den 14. Juni 1843.
Das Schock Stroh 12 Rthlr., auch 10 Rthlr. Der Centner Heu 1 Rthlr. 16 Sgr. 3 Pf., auch 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf. 1“
LEEEITETTELLb G
Der Scheffel 1 Rthlr., auch 22 Sgr. 6 Pf.
Branntwein⸗Preise.
Die Preise von Kartoffel⸗Spiritus waren am 10ten 21 ¼4 — 212 Rthlr., am 13ten 21 — 21 ½ Rthlr. und am 15. Juni d. J. 21 Rthlr. frei ins Haus geliefert pro 200 Quart à 54 pCt. oder 10,800 pCt. nach Tralles Korn⸗Spiritus: ohne Geschäft.
Berlin, den 15. Juni 1843.
Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hosbuchdruckerei.
8 2
vrsve;
vorgelegt werden:
in dei Weihnachts⸗Termine diefes
Juni 1843.
Töhlr. aufgebracht werden soll,
Regierungs⸗Amtsblätter und mit den beiden hiesigen Zeitungen ausgereicht worden ist.
Indem wir die erforderliche Aufkündigung dieser Pfandbriefe ergehen lassen, fordern wir die Inhaber derselben, unter Hinweisung auf die Allerhöchste Kabi⸗ nets⸗Ordre vom 6. August 1840 (G. S. 1840. XVII. 2116.), zugleich auf, gedachte Pfandbriefe mit den zu gehörigen Zins⸗Recognitionen, sonst aber in coursfreiem
Zustande, bei Vermeidung eines auf ihre Kosten zu veranlassenden öffentlichen Aufgebots, schon in dem nächsten an Johannis dieses Jahres eintreten⸗
Lokale
Gesellschafts⸗
Ober⸗Schlesische Eisenbahn⸗Gesellschaft. Die Herren Actionaire der Ober⸗Schlesischen Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft laden wir hierdurch zu einer auf den 3. Juli, Nachmittag 3 Uhr, im hiesigen Börsen
anberaumten General⸗Versammlung ergebenst ein. .
Außer den Gegenständen, welche laut §. 21. des fts-Statuts den ordentlichen jährlichen Ge⸗ neral-Versammlungen überwiesen sind, wird zur Bera
günstigungen,
schafts⸗Statutes,
thung und Beschlußnahme der General⸗Versammlung
der zweite Nachtrag zum Gesellschafts⸗Sta tute, welcher betrifft:
2) die Festsetzungen, unter denen nach den Beschlüs⸗ sen der General⸗Versammlungen vom 4. Oktober 1842 und 26. April d. J. das zum Weiterbau der Bahn von Oppeln bis zur Oesterreichischen Landesgränze erforderliche Kapital von 2,400,000
b) die dem Staate zuzusichernden Befugnisse für die seinerseits dem Unternehmen zu gewährenden
2) die hierdurch bedingten Abänderungen des Gesell-
d) eine Abänderung des §. 48. des Gesellschafts⸗ Ssttatutes rücksichtlich der Art und Weise, Kecegitimation des Directorii der Gesellschaft gegen dritte Personen und Behörden zu führen ist.
Diejenigen der Herren Actionaire, welche dieser Ge
die Preußischen Staaten.
neral⸗Versammlung beiwohnen wollen, haben in Ge⸗ mäßheit des §. 29. des Gesellschafts⸗Statutes spätestens am 2. Juli im Büreau der Gesellschaft (auf dem Bahn hofe) ihre Actien zu produziren, oder deren am drit ten Orte erfolgte Niederlegung glaubhaft nachzuweisen und zugleich ein doppeltes Verzeichniß der Num mern derselben zu übergeben, von denen das eine zu⸗ rückbleibt, das andere, mit dem Siegel der Gesellschaft und dem Vermerke der Stimmenzahl versehen, als Ein⸗ laßkarte dient. Breslau, den 10. Juni 1843.
Der Verwaltungs-⸗Rath der Ober⸗Schlesischen Eisen⸗
bahn⸗Gesellschaft.
Literarische Anzeigen. Montag, den 19. Juni, Vorm. 9 — 1 und Nachm 3 Uhr, soll in der Zimmerstrasse No. 65 eine 01 gemälde-Sammlung, wovon der gedruckte Ka talog bei Unterzeichnetem zu haben ist, versteigert
Be⸗
wie die
werden. Rauch, Königl. gerichtl. Auct Kommissar
gesucht. Es steht ihm frei, zu glauben, und es steht seinen Freunden
I1“ Sop 100 (. 2 Rthir. für 4 Rthlr. † Jahr. 8 Rthlr. 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie
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Geeine
nats⸗
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,ssüaheh 191 bek 536 Atlannaah ee
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Alle Post-Anstalten des In⸗
und Auslandes nehmen Bestel-
lung an, für Berlin die Expedition der Staals-Zeitung:
Friedrichsstrasse Hr. 72.
4
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Amtliche Nachrichten.
Frankreich. Paris. Das Journal des Deébats über Lamartine. — Brief aus Paris. (Die Besetzung der Marquesas⸗Inseln; Ideen eines Französischen Publizisten über einen Europäischen Central⸗Bund.)
Großbritanien und Irland. London. O'Connell's letzte Rede in Dublin. — Repeal⸗Adresse an das Irländische Volk. — Vermischtes.
Belgien. Brüssel. Die bevorstehenden Wahlen.
Dänemark. Kopenhagen. Verein zur Förderung der Dänischen Sprache in Schleswig. — Die aus Schweden zurückgekehrten Studirenden.
Deutsche Bundesstaaten. München. Grundsteinlegung zur Pom⸗ pejanischen Villa bei Aschaffenburg. — Stuttgart. Hölderlin . — Karlsruhe. Besuch Sr. Majestät des Königs von Bavern. — Schrei⸗ ben aus Weimar. (Steigerung der Getraidepreise und Aussichten auf die Aerndte. — Wollmarkt. — Staats⸗Handbuch.) — Schwerin. Ab⸗ reise des Großherzogs nach St. Petersburg. — Landtags⸗Ahbschied. — Hamburg. Der König von Dänemark begiebt sich nach Rügen. — Ertlärung der Mexikanischen Regierung in Bezug auf Texas.
Schweiz. Zürich. Gerichtliche Maßregeln wegen politischer Vergehen.
Spanien. Madrid und Barcelona. Die Opposition und die Wah⸗ len; Stand der Dinge in den Provinzen. — Briefe aus Madrid. (Die letzten Nachrichten aus den Provinzen.) und Paris. (Zurbano in Barcelona; Oberst Prim.)
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York. Web⸗ ster's Rede über die Handels⸗-Politik. — Schreiben aus New⸗NYork. (Getäuschte Erwartungen hinsichtlich der Rede Webster's; bevorstehende Rundreise des Präsidenten; Unsicherheit des Handelsverkehrs mit Santa Fe; Auswanderer.)
Central⸗Amerika. Schreiben aus Paris. zwischen Neu⸗Granada und Ecuador.)
Julaud. Erfurt. Reise Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Karl. — Srettin. Wollmarkt.
(Bevorstehender Bruch
Beilage. Großbritanien und Irland. London. Aufklärung über das Anerbieten zu einem Attentat gegen O'Connell. — Repeal⸗ Tumult in Liverpool. — Vermischtes. — Deutsche Bundesstaaten. Weimar. Eisenbahn. Mexiko und Texas. Schreiben aus Paris. (Campeche nicht erobert; Niederlage der Merikaner in Puka⸗ tan; Intervention in dem Streit, zwischen Texas und Meriko.) — Wissenschaft, Kunst und Literatur. Humoristische Vorlesung von M. G. Saphir.
22
Amtliche Machrichten. „
Kronik des Tages. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
Dem Grafen Eberhard zu Erbach⸗Erbach und von Wartenberg⸗Roth zu Erbach im Odenwalde den St. Johan⸗ niter-Orden zu verleihen;
Den Appellationsgerichts⸗Rath, Dr. von Daniels zu Köln, zum Geheimen Ober⸗Revisions⸗Rath bei dem Revisions⸗ und Cassa⸗ tionshofe, und 1
Den Ober-Landesgerichts⸗Assessor Stellter zum Stadtgerichts⸗ Rath bei dem Stadtgerichte in Königsberg in Pr. zu ernennen.
Hoheit die Prinzessin von Preußen, so wie
Ihre Königl. in von . W essin Louise Königl. Hoheit, sind
Höchstderen Tochter, die Prinz nach Weimar abgereist..
Angekommen: Der Kaiserl. Russische General⸗Major, Fürst
Ilga Dolgoruckow, von St. Petersburg. ““
Der Kaiserl. Russische Kollegien⸗Rath und Geschäftsträger am Königl. Sicilianischen Hofe, Graf von Chreptowitsch, von St. Petersburg. 1 1 8
Durchgereist: Der General⸗Major, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Kurfürstl. Hessischen Hofe, von Thun, von Halle kommend, nach Pommern.
Uachrichten. Ausland.
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2. Juni. Nachdem das Journal des Débats in seinem gestrigen Blatte die Rede des Herrn von Lamartine ausführ⸗ lich mitgetheilt hatte, spricht es heute seine Ansicht über dieselbe in nachstehender Weise aus: „Herr von Lamartine, durch den schlechten Erfolg seiner Opposition in der Deputirten⸗Kammer etwas entmuthigt, hat sich nach Maͤcon begeben, um dort sein Glück zu versuchen. Wir beklagen uns nicht darüber. Wir sind ein freies Land, und diese Frei⸗ heit muß aller Welt zu Gute kommen, der Regierung sowohl, wie den Parteien, den großen politischen Geistern, wie den mittelmäßigen, denen, die in der Ovation eines Banketts sich an der Rednerbühne zu rächen suchen, eben sowohl als denen, die sich mit den regelmäßi⸗ gen Erfolgen des parlamentarischen Kampfes begnügen. Herr von Lamartine, in der Kammer besiegt, hat seine Triumphe in Maäcon
Paris, 12
frei, zu proklamiren, daß er siegreich aus einer Prüfung hervorge⸗ gangen sey, bei der ihm Niemand widersprochen hat. Das Bankett von Maͤcon gleicht allen politischen Versammlungen dieser Art. Man ver⸗ sammelt eine gewisse Anzahl seiner Freunde und Anhänger in einem Saale, den die Berichterstatter immer für zu klein erklären, um die Andrängenden fassen zu können. Man giebt ihnen auf ihre Kosten ein Diner und beim Nachtisch trägt man ihnen eine Reihe sehr lang⸗ weiliger und sehr abgestandener Gemeinplätze vor, die man indeß mit pikanten revolutionairen Tiraden würzt. Dann jubeln die Freunde und die Brüder vor Freude oder weinen aus Rührung. Der Redner
2
wird im Triumph nach seiner Wohnung zurückgeführt, und das Kunst⸗
stück ist gemacht. Am anderen Morgen erheben die Blätter des Orts die Rede in den Himmel. Die Par le wiederholen dieselbe,
und einige von ihnen schicken ihr stets die herkömmliche Formel voran: „Die Rede, welche Herr so und so bei dem Bankette gehalten hat, ist keine gewöhnliche politische Thatsache; sie ist ein Ereigniß.“ — Ein Ereigniß! Wie! Herr von Lamartine, der seit 20 Jahren in bewundernswürdigen Versen zu der ganzen Welt spricht, der, wenn es ihm belieht, in der Deputirten⸗Kammer zu Frankreich sprechen kann, Herr von Lamartine hat vor 1000 Einwohnern von Maͤcon gesprochen! Und das ist das große Ereigniß des Tages! Spanien, Irland, Serbien, die Erör⸗ terung der Kammern, die Debatten der Presse, die Bewegung des Handels und der Industrie, das Alles ist nichts. Wichtig und der Aufmerksamkeit würdig ist nur die Rede des Herrn von Lamartine, Herr von Lamartine hat auf die friedliche und regelmäßige Ent⸗ wickelung der Geschicke der Demokratie getrunken. In der That, etwas sehr Neues in diesem Lande, und Frankreich muß es dem Depu⸗ tirten von Maͤcon unendlich Dank wissen, daß er, wie man mit etwas mehr Recht von Montesquieu sagte, seine Rechte, die es verloren hatte, wieder gefunden habe. Herr von Lamartine spricht von der Demokratie, als ob er sie erfunden hätte. Bevor der Verfasser des Falls eines Engels in die Opposition eingetreten war, bildete sich Frankreich ein, daß die Demokratie in allen seinen Gesetzen existire, daß die Charte von 1830 sie in alle Institutionen und gleichsam in alle Sitten des Landes eingeführt habe: In die Pairs⸗Kammer durch die Kate- gorieen; in die Deputirten⸗Hammer, in die Departemental⸗- und Munizipal⸗Conseils durch die direkte Wahl; in die National⸗Garde durch die freie Wahl der Offiziere; in den geistlichen Stand durch die Duldsamkeit; in den Militairstand durch die Zulassung zu allen Graden; in das Volk durch den umsonst ertheilten Elementar⸗Unter⸗ richt; kurz überall und selbst auf dem Thron, durch die Einsetzung eines neuen, frei erwählten, alles feudulistischen Zaubers berauoten Königthums. Darin bestand, ohne von der Preßfreiheit zu sprechen, der große Sieg der Französischen Demokratie; das war es, was Frankreich durch 40 Jahre der Revolution gewonnen zu haben glaubte. Irrthum! Herr von Lamartine beweist in einer zweistüncigen Rede, daß die wohlthuende Regierung, deren sich Frankreich zu erfreuen glaubte, eine Regierung der Täuschung, der Privilegien des versteck⸗ ten Despotismus, der heuchlerischen Verachtung aller edien Fähig⸗ keiten des Menschen ist. Er nennt Frankreich ein Land von 30 Mitlionen Bürgern, welche sich außerhalb des Wahlgesetzes befänden. Also unter der organisirten Demokratie versteht Herr von Lamartine das allgemeine Stimmrecht für Män⸗ ner, Frauen und Kinder. Wir hatten mithin Unrecht, zu sagen, daß der berühmte Dichter in der Politik nichts erfunden habe. Sein System der Demokratie, durch eine solche Allgemeinheit des Wahlrechts organisirt, ist im Gegentheil eine bewundernswürdige Er⸗ findung, und wir sind überzeugt, daß die unternehmendsten Demago⸗ gen weder das Verdienst noch die Neuheit derselben bestreiten werden.
Billlault.
Allerdings proklamirt der Redner gleich darauf, durch einen jener Widersprüche, um die sich die große patriotische Beredsamkeit wenig kümmert, die gouvernementale Unfähigkeit der Klassen, die dem Bo⸗ den am nächsten stehen und im allgemeinen Denken am wenigsten geübt sind.“ Er fügt hinzu: „Der Kopf wird immer der Kopf bleiben!“ Das ist eine große politische und natur⸗historische Wahrheit. Aber wenn Herr von Lamartine will, daß der Kopf, d. h. die Fähi⸗ gen, zum Vortheil der großen Menge regieren, worüber beklagt er sich alsdann? Sollte er zufällig in der Gesellschaft, wie unsere Revolu⸗ tionen sie konstituirt haben, eine Spur von jenen ausschließlichen, egoistischen, verblendeten, unduldsamen Kasten gefunden haben, die früher die Regierung, den Staat und den Hof ausbeuteten und deren dummstolze Unfähigkeit den Sturz des ancien regime beschleunigten? Herr von Lamartine ist vom Gegentheil überzeugt. Er weiß sehr
wohl, daß der Geburtsadel kein Recht mehr auf die Regierung in Frankreich giebt. Er weiß sehr wohl, daß die Regierung sich aus der Mittelklasse rekrutirt, und daß der Eintritt in dieselbe IJedermann zu⸗ gänglich ist. Dies ist die wahrhafte Demokratie eines zahlreichen Volkes, eines reichen Landes, einer intelligenten und civilisirten Gesell⸗ schaft. „Die Zeit der Massen rückt heran!“ ruft Herr von Lamartine mit prophetischem Tone aus. Und was sollen die Massen thun, was nicht schon gethan wäre, wenn nicht etwa alles Bestehende ver⸗ nichten und alle Grundlagen, auf die sich die Gesellschaft stützt, über den Haufen werfen? Und selbst das wäre nichts Neues. Herr von Lamartine protestirt gegen die Ausschweifungen von 1793; aber auch damals sagte man, wie er jetzt, daß nur die Massen stark genug wären, um die Parteien zu erdrücken, und mit den Massen erdrückte man Frankreich. Unter dem Vorwande, es zu befreien, legte man ihm ein schreckliches Joch auf; um seine Wiedergeburt zu bewerkstel⸗ ligen, tränkte man es mit Blut! Jene Zeiten liegen weit hinter uns, und deshalb ist, Gott sey Dank, die Sprache des Herrn von Lamartine nicht gefährlich. Die Ersüllung der Geschicke der Demo⸗ kratie! Wenn damit kein revolutionairer Wunsch ausgedrückt werden soll, so ist es ein sehr altes System, oder wenigstens eine jener Wahr⸗ heiten, die nicht bewiesen zu werden brauchen, und zu deren Verkündung man nicht so viel Meuschen zu versammeln, nicht so viel Worte zu ver⸗ schwenden und nicht so viel Lärmen zu machen braucht. Wer wollte bestrei⸗ ten, daß es nicht nützlich und wünschenswerth sey, daß die Geschicke der Französischen Demokratie sich auf eine friedliche, regelmäßige und ehren⸗ volle Weise erfüllten, wozu sie gegenwärtig, trotz der Opposition des Herrn von Lamartine und seiner Freunde, auf dem besten Wege sind. Wir haben gestern die Rede des Herrn von Lamartine, ihrem ganzen In⸗ halte nach, mitgetheilt. Unsere Leser mögen ermessen, ob wir zu nachsichtig oder zu streng gewesen sind. Wir hätten über das Ban⸗ ket von Maͤcon ganz schweigen können, da es ein Ereigniß ohne Bedeutung, eine Demonstration ohne Werth ist; aber wir waren dem berühmten Manne, der eine Rolle dabei gespielt hat, die Wahrheit schuldig. Der gerechte Ruf des großen Dichters, wenn er auch seinem
politischen Worte kein Ansehen verleiht, giebt doch selbst seinen Fehlern eine Art von Glanz. Es hängt nicht mehr von Herrn von Lamartine ab, sich in die unbekannte Menge zu verlieren, die seinen radikalen Reden Bei⸗ fall zuklatscht, und seine Verse vielleicht niemals gelesen hat. Sein Ruhm erhebt ihn über die Menge, und eine solche Stellung führt Verpflichtungen mit sich. Seine Vergangenheit ist groß, und er hat nicht das Recht, sich klein zu machen. Nein! Wenn man Frankreich und Europa mit dem reinen Glanze seines Namens erfüllt hak, so hat man nicht das Recht, um den Preis der Ueberzeugungen eines
ganzen Leber f
nach dem Beifall der unwissenden Menge zu streben.
gemein zu ma
Wenn man Ströme von Pvoesie über die ganze Welt ergossen hat, so hat man nicht das Recht, aus derselben Quelle und aus derselben Intelligenz jene banalen Declamationen, jene ewigen und ermüdenden Wiederholungen des Radikalismus zu schöpfen, der seinem Crlöschen nahe ist, und den Herr von Lamartine weder der Form noch dem Wesen nach zu verjüngen gewußt hat.“
In der Deputirten⸗Kammer wurde heute die Debatte des Gesetz⸗ Entwurfes in Bezug auf die Französischen Niederlassungen in Ocea⸗ nien fortgesetzt. Herr Billault beautragte eine Reduction von 213,500 Fr. Der Marine⸗Minister bekämpfte das Amendement des Herrn Um 4 Uhr war noch keine Abstimmung erfolgt. 8
Börse vom 12. Juni. An der Börse herrschte heute große Stille. Die Notirungen der Französischen Renten waren etwas im Beichen. Die Spanische aktive Rente behauptete sich, trotz der Nach⸗ richten aus Spanien, anf ihrem Standpunkte. — Es wurden auch wieder Gerüchte von theilweisen Modificationen des Ministeriums Soult⸗Guizot verbreitet. Ohne Zweifel waren sie ohne Grund, doch trugen sie zur schwächeren Haltung der Französischen Fonds bei. 8
½ Paris, 11. Inni. Bei den gestrigen und vorgestrigen Ver⸗ handlungen der Deputirten⸗Kammer hatten Regierung und Opposition die Rollen gewechselt. Die Minister sprachen im Namen der Größe, des Ruhmes, des Einflusses Frankreichs, und die Redner der Opposi⸗ ton erhoben Bedenken über Bedenken nicht nur im Interesse der Französischen Finauzen, sondern auch in dem der allgemeinen Gerech⸗ ligleit und der Humanität, welche durch die Ausbeutungspläne der Regierung gefährdet würden. Mehrere Deputirte wagten es, auf der Rednerbühne zu erklären, „daß jeder Versuch die Marquesas⸗ und die Gesellschafts⸗Inseln zu kelonisiren, ein vergebliches, gefäahrliches und, von meunschheitlichem Gesichtspunkte aus, ein verbrecherisches Unter⸗ nehmen seyn würde.“ Dieser Satz ist eine seor einfache und hand⸗ greifliche Wayrheit, insofern u ter „Kolo isiru g“ der Sache nach nichts Anderes zu verstehen ist, als vie mehr oder weniger gewalt⸗ same, mehr oder weniger rasche, mehr oder we⸗ iger methodische Aus⸗ rottung einer einbe mischen und eingebvornen Bevollerung, an deren Stelle man eine Eurepäische Race setzt, ein Unternehmen, welches in den meisten Fällen ein wahrer Versuch ist, der Natur ein Dementi zu geben, und das dann auch gewöhnlich über kurz oder lang alle Kon sequenzen eines solchen Versuchs nach sich zieht.
Unter den „politischen Briefen“, welche Herr Charles Du⸗ veyrier seit einiger Zeit in regelmäßigen Zwischenräumen veröffent⸗ licht, und denen in allen Kreisen der politischen Welt eine ver⸗ diente Beachtung zu Theil wird, befinden sich zwei an den Mar⸗ schall Soult und an den Admiral Roussin gerichtete Schreiben, in welchen der Verfasser die auswärtigen Verhältnisse Frankreichs un⸗ tersucht und Vorschläge zu deren Umgestaltung macht. Die ganze Ansicht des Verfassers von der äußeren Politik seines Vaterlandes wird durch den Gedanken einer Allianz zwischen Frankreich und Deutsch⸗ land geleitet, welcher sich nach und nach alle übrigen Europäischen Staaten anschließen würden, so daß ein allgemeiner Europäischer Bund entstände, dessen Keim und Vorbild Herr Duveyrier in dem Deutschen Bunde sieht. Die erste Bedingung des Bestehens und Gedeihens eines Staatenbundes, sagt Herr Duveyrier, ist, daß die moralische Unabhängigkeit der schwächeren Glieder desselben respektirt und daß ihnen ein billiges Maß des Antheils an der Leitung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten eingeräumt werde. „Das Beispiel des Deutschen Bundes“, fährt er fort, „hat bewiesen, daß ein solches Zugeständniß ohne Nachtheil gemacht werden kann, daß sich unter den verschiedenen Mitgliedern desselben Staaten⸗Vereines eine natür⸗ liche Hierarchie bildet, daß die großen Mächte durch den Umfang der Interessen, welche sie vertreten, durch die vielfachen und ausgedehnten Verbindungen, welche sie unterhalten, und die durchgängig mehr Reife und Erfahrung in die Ansichten bringen, daß sie durch diese und ähnliche Umstände einen rechtmäßigen Einfluß erlangen. Auf der anderen Seite aber giebt die Gegenwart der schwächeren Staaten, deren Repräsentanten an den Verhandlungen Theil nehmen, und de⸗ en unabhängige Stimmen durch gute Gründe gewonnen seyn wollen, dem Studium aller zur Entscheidung zu bringenden Gegenstände mehr Gründlichkeit und Ernst. Der erste Theil Europa's, der sich ins Gleichgewicht mit sich selbst gesetzt hat, ist Deutschland. Durch den Bund hat es unter allen seinen Staaten, großen und kleinen, die freisinnigsten, gerechtesten, edelsten diplomatischen Verhältnisse herge⸗ stellt. Frankreich ist der Errichtung dieser bewunderungswürdigen Anstalt nicht fremd gewesen (2). Wenn man auf dem Bundestage die Königreiche Sachsen und Hannover eben so viel gelten sieht als Oesterreich, Preußen und Bayern, wenn man sieht, daß die vier freien Städte Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt zusam⸗ men genommen eben so viel Gewicht bei den Verhandlungen haben, als der Oesterreichische Kaiserstaat, so begreift man, daß Deutschland dem demokratischen Einfluß der Französischen Revolution in seiner Weise nachgegeben hat (2), daß die Verfassung des heiligen Römischen Reiches nicht weniger umgewandelt ist, als die der Französischen Mo⸗ narchie. Das industrieile Interesse in Frankreich, Oesterreich und Preußen ist dasselbe. Bei diesen drei Völkern hat der Ackerbau das Uebergewicht über alle übrigen Gewerbszweige, und der innere Markt ist für sie alle der wichtigste. Die topographische Bildung dieser Län⸗ der, die Natur ihrer Erzeugnisse und die Vervollkommnung des Ma⸗ nufakturwesens nöthigen sie, die Interessen des Ausfuhrhandels und die der einheimischen Industrie gleichmäßig ins Auge zu fassen, das Prinzip des freien Handels mit dem Prinzipe des Zollschutzes unge⸗ fähr zu gleichen Theilen zu verschmelzen. Aus diesem Allen geht her⸗
vor, daß Frankreich, wenn es sich das Europäische Gleichgewicht am Her⸗
zen liegen läßt, unvermeidlich gezwungen ist, die Blicke nach Deutschland zu richten. Ich bin weit entfernt, zu glauben, daß, nach den Worten Victor Hugo's, Frankreich einst, an Deutschland angelehnt, England die Spitze bieten und es in den Ocean stürzen, und daß Deutschland, an Frankreich angelehnt, sich gegen Rußland, das personifizirte Prin⸗ zip der Eroberung, kehren und es nach Asien zurückwerfen wird. Ich glaube im Gegentheil, daß, wenn der Centralbund Europa's ein⸗ mal gestiftet ist, Frankreich sich alle Mühe geben muß, um England zum Beitritte zu demselben zu bewegen, daß Deutschland 8 Aufgabe in Bezug auf Rußland hat, und daß Heutschland 98
reich auf diese Weise es bald dahin bringen können, den —-b.e
chen. Alles trägt dazu bei, mich in dieser