sen Eindruck machen. Wer aber den industriellen Verhältnissen nã⸗ her stehe, überzeuge sich, daß dieselben einen immer schwieriger wer- denden Kampf zu bestehen haben. Er könne aus persönlicher Anschauung versichern, daß z. B. Seidenwaaren wegen der entgegenstehenden hohen Zölle nach Frankreich fast gar keinen Absatz mehr, nach England nur noch einen sehr schwachen finden, und daß ihnen bei der ungünstigen Gestaltung der überseeischen Verhältnisse wesentlich nur der Zoll⸗Verein offen bleibe. Dieses Gebiet mache aber die französische Konkurxenz, der diesseits nur ein sehr niedriger Zoll entgegenstehe, ihnen streitig, und da ähnliche Mißver⸗ hältnisse in vielen anderen Industriezweigen nachgewiesen worden seien, so müsse er sich der vom Referenten vorgeschlagenen Fragestellung anschließen.
Der Referent wiederholt die von ihm proponirte Frage.
Ein Abg. der Landgemeinden schlägt vor, die Worte: „und der Ver⸗ handlungen der letzten Zoll⸗Konferenz“ zu streichen, womit Referent sich ein⸗ verstanden erklärt. Die also amendirte Frage wird von 72 Stimmen be⸗ jaht, von 2 verneint. 8
Der Referent: Mit Zustimmung der Mitglieder des Ausschusses und der Antragsteller nehme er nun von einer Diskussion der im Einzelnen be⸗ antragten Zoll⸗Erhöhungen Abstand, und gebe anheim, diese Vorschläge der Immediat⸗Kommission zur Berücksichtigung zu empfehlen.
Der vorige Redner: Die Kommission müsse freie Hand haben, der Landtag dürfe nicht indirekt aussprechen, daß er die einzelnen Vorschläge des Ausschusses billige.
Der Referent: Auch dagegen habe er nichts zu erinnern. Er gehe
nun über zu den auf Errichtung eines besonderen Handels⸗Ministeriums gerichteten Anträgen, die der Ausschuß, so wie es im Referat ange⸗ deutet ist, von neuem befürworten zu müssen geglaubt habe. Das Handels⸗ Ministerium sey in unserem Staate keine neue Erscheinung, es habe schon früher bestanden, nachher aber sey es als Neben Abtheilung von einem Ministerium zum anderen übergegangen. Wenn der Abgeordnete der Städte keine Trennung, sondern eher eine Verschmelzung der obersten Staats⸗Ver⸗ waltung in dem Amte eines Staats⸗Kanzlers wünsche, so könne er, Refe⸗ rent, diesem letzterem Wunsche auch nur beistimmen. Da aber jeder andere Hauptzweig der Staats-Verwaltung durch ein besonderes Ministerium ver treten sei, so halte er im Interesse der Industrie auch ein besonderes Han⸗ dels⸗Ministerium für nothwendig.
Der Protokollführer unterstützt den Antrag des Ausschusses. Schon auf dem letzten Landtage habe er einen gleichen Antrag gestellt, wel⸗ cher in der Plenar⸗Versammlung nur deshalb die vorgeschriebene Stim⸗ menmehrheit nicht gefunden habe, weil aus einem Versehen nur die Errich⸗ tung eines Ministeriums für Handel und Gewerbe beantragt gewesen, und der vierte Stand sich dagegen ausgesprochen habe, da nicht auch des Acker⸗ baues dabei Erwähnung geschehen sei. Demnächst aber habe der dritte Stand eine itio in partes veranstaltet, bei welcher der gestellte Antrag ein⸗ stimmig angenommen worden sei. Er hoffe, daß der gegenwärtige Landtag um so weniger einen Widerspruch erheben werde, als der jetzige Antrag auf Wiedereinsetzung eines selbstständigen Ministeriums für Handel, Industrie und Ackerbau laute.
Ein Abgeordneter der Städte: Einer der vorigen Redner habe bereits
gesagt, daß dieser Vorschlag nicht fromme; Finanzen, Handel u. s. w., alle diese Zweige greifen in einander, so daß, wenn man sie verschiedenen Ministerien überweise, nur Oppositionen entstehen würden. Schon das Verhältniß des Finanz⸗Ministeriums zu Handel und Industrie vermittelst des Zoll⸗Vereins mache eine Abtrennung der letzteren unmöglich. Durch die jetzige Einrichtung, wonach Gewerbe, Handel und Industrie einem be⸗ sonderen Departement unter einem thätigen und intelligenten Chef zugetheilt seien, werde dem Bedürfniß genügt.
Ein Abgeordneter der Landgemeinden: Handel, Industrie und Acker⸗ bau seien wichtige Zweige der Staats⸗Verwaltung, welche theilweise mit dem Ministerium des Innern, theilweise mit dem der Finanzen in der engsten Verbindung stehen, und daher bei der jetzigen Organisation, welche sie blos dem einen oder dem andern Ministerium zuweise, nicht vollständig vertreten. Gerade deshalb, weil die genannten Gegenstände so hochwichtig seien, bleibe ein eigenes Ministerium erforderlich, wie auch auf dem vorigen Land⸗ tage ausgefuührt worden sei. — Ein Abgeordneter der Städte tritt dieser Ansicht bei, wünscht aber — wie auch in seinem Antrage angedeutet sei, daß Se. Majestät dem neu zu bildenden Ministerium auch die Ober⸗Auf⸗ sicht über die Eisenbahnen und die Post übertragen möge.
Dieses Amendement findet keine Unterstützung.
Ein anderer Abgeordneter der Städte: Es sei von der Einsetzung eines Staats⸗Kanzlers die Rede gewesen. Dies bilde nicht Gegenstand
der vorliegenden Diskussion; allein wenn auch ein Staats⸗Kanzler da sei, so bedürfe es doch noch eines besonderen Handels⸗Ministers, wie denn auch unter dem vorigen Staats⸗Kanzler ein solcher wirklich bestanden habe. Die Behauptung, daß den Ständen keine erschöpfende Kenntniß der Handels⸗Verhältnisse beiwohne, und man sich deshalb der Leitung der Staats⸗Regierung blind überlassen müsse, sei im Allgemeinen zwar richtig, er sehe aber nicht ein, wie dieses Argument gegen die Errichtung eines be⸗ sonderen Handels⸗Ministeriums angeführt werden könne, indem jene Kennt niß, wenn sie nicht den Ständen beiwohne, doch irgendwo müsse gefunden werden. Aus diesen Gründen stimme er für den Vorschlag des Ausschusses. — Ein Abgeordneter der Städte sagte: Er habe blos bemerkt, daß der Direktor der Abtheilung für Handel und Gewerbe eben so thätig sein könne, als ein besonderer Handels⸗Minister. Gerade deshalb, weil man sich über zeugt habe, daß gesonderte Verwaltungen nicht wohl für sich allein bestehen können, habe man sie unter dem Finanz⸗Minister vereinigt. Bei der namentlichen Abstimmung wird die Frage: Ob Se. Majestät um Errichtung eines besonderen Ministeriums für Handel, Industrie und Ackerbau gebeten werden solle? von 58 Stimmen bejaht, von 15 verneint. Der Referent: Der letzte Antrag des Ausschusses betreffe die Bildung einer Central⸗Handels⸗Kammer. Die heutige Versammlung habe einen neuen Beweis gegeben, wie sehr die Bildung eines anderen unabhängigen Kollegiums zur Berathung spezieller Handels⸗Angelegenheiten und über⸗ haupt zur Vertretung kommerzieller Interessen noth thue. Die Lokal Handels⸗Kammern seien eines Theils berufen, hauptsächlich die Interessen ihres Bezirks zu vertreten, anderen Theils seien sie nicht immer in der Lage, von ihrem Standpunkte aus alle allgemeinen Rücksichten, die maßgebend seien, zu kennen oder beurtheilen zu können. Wohl aber dürfe bei dem vorgeschriebenen Kollegium unter dem Vorsitze des De⸗ See im allgemeinen Interesse eine gegenseitige Aufklärung die Sin Eben so pflege in anderen großen Handels⸗Staaten Staats⸗Behörde ein Kollegium von Sachverständigen zu konsultiren. Und damit nicht eine Gefäl er Inte 3 Acke s 3 Handels im Allgemein ehrhung der Interessen des Ackerbaues und des verschiedenen K dsseni . efürchtet werde, so sei die Bildung aus den drei Versammlung sich für ergeschlagen. — Ein Abg. der Städte: Nachdem die ausgesprochen, scheine ee eines besonderen Handels⸗Ministeriums weder vortheilhaft noch schian Ffernere Antrag einer Immediat⸗Kommission ren Staaten nur dann herufen dergleichen Kommissionen werden in ande⸗ gebe. Das Handels⸗Ministerem un sich ein spezielles Bedürfniß dazu er⸗ ein solcher Fall vorhanden feinn selbst werde zu beurtheilen wissen, wenn ein ein Mißtrauen bewiesen g. dürfe demselben nicht von vorn her⸗ —Diese Bemerkung findet vielfagh ins Städte darauf aufmerksam, Unterstützung, und macht ein Abg. der Lommissionen das Privat⸗Interise sahrungsmäßig in Frankreich in solchen Der Referent: Wenn auch in ondvorgeherrscht habe. Fällen das Gutachten von Kommissionen en Ländern blos in speziellen Ausschuß das Bestehen eines solchen Kolle Sdeg gen werde, so habe der erachtet, damit bei der Berathung spezielter Ral och für wünschenswerth verßändige zugezogen würden, welche nicht vog dernicht blos solche Sach⸗ zen Monarchie Kenntniß besitzen, was früher wohi Verhältnissen der gan⸗ wesen sei. hl mitunter der Fall ge⸗
Der Protolollführer: Die beantragte erste Kommissi 1 72 1 Kom 1 x transitorische, deren Functionen aufhören werden, sobalt n ineig: 8 nisse u. s. w. regulirt seien. Der Handels⸗Minister selbst mäͤse eeec. * ihm ein ere Kollegium zur Seite stehe. Panschen. Pulammensetzung desselben sei einer jeden Provinz eine C ie für di ue ihrer Interessen gegeben. 8 . “ er serent: Da allerdings durch die heute beantragte Centr Kteommission der Zweck als für jetzt zerreicht zu betrachten sei, überdies zu erwarten stehe, daß bei Errichtung eines besonderen Handels⸗Ministeriums 24 zur Anbörung des Handelsstandes die gecigneten Maßregeln getroffen werden würden und endlich im anderen Falle dem nächsten Landtage un⸗
benommen bleibe, den Gegenstand wieder aufzunehmen, so ziehe er, im Einverständniß mit den Mitgliedern des Ausschusses und den Antragstellern, den vorliegenden Antrag zurück. 2
Auf die Bemerkung des Referenten, daß die Staats⸗Negierung fort⸗ während alles Mögliche aufgeboten habe, um die übrigen deutschen Bun⸗ desstaaten zum Beitritt zu dem Zoll⸗Verein zu vermögen und, wie die Handels⸗Kammer von Elberfeld und Barmen selbst angeführt habe, die Abschließung von Handelg⸗Traktaten sich eifrigst angelegen sein lasse, wird von einer weiteren Diskussion über das von einem Abgeordneten der Städte in seinem ersten Vortrage gestellte Amendement Abstand genommen.
„Demnächst wird die wegen des Schutzes der Runkelrüben⸗Zucker⸗Fa⸗ brication entworfene Adresse, so wie die Adresse wegen des Nothstandes der Winzer von dem Abgeordneten der Städte und respektive eines Abgeordne⸗ ten der Ritterschaft verlesen und genehmigt; letztere mit dem Bemerken, daß es für zweckmäßiger erachtet worden sei, mit Umgehung des früheren Be⸗ schlusses dieselbe von der Adresse über das Weinsteuer⸗Gesetz zu trennen.
Düsseldorf, 24. Juli. Heute ist hier der amtliche Bericht über die 38. Plenar⸗Sitzung des Landtages (vom 6. Juli) durch die Zeitungen bekannt geworden. Es fand zuförderst eine lebhafte De batte über den Antrag eines Städte⸗Abgeordneten statt, der ver⸗ langte, daß die bisherige Oeffentlichkeit der Landtags⸗Verhandlungen durch Bekanntmachung der Berichte in den Zeitungen beschränkt werde, indem „nicht Alles in den Zeitungs⸗Bericht kommen“ dürfe. Der Antrag wurde von allen Seiten bekämpft und wurde bei der Abstimmung (durch Aufstehen und Sitzenbleiben) einstimmig verworfen. Hierauf wurde die Tages vorher abgebrochene Berathung über die vor geschlagenen Eisenzölle wieder aufgenommen. Nach weitläuftigen Ver handlungen beschloß die Versammlung mit großer Stimmenmehrheit, „daß der bedrängte Zustand der Eisen⸗Production und überhaupt die Ei⸗ sen⸗Industrie Sr. Majestät zur ernstesten Erwägung zu empfehlen und Allerhöchstdieselben dringendst zu bitten seien, mit den Regierungen der übrigen Vereinsstaaten demgemäß die zu einem wirksameren Schutze erforderlichen Maßregeln zu vereinbaren?“ Demnächst kam der Bericht des 3. Ausschusses, über den „Entwurf des gemeinen preußischen Bergrechts und der Instruction zur Verwaltung des Berg⸗ Regals, so wie der als provinzial⸗rechtltch beizubehaltenden bergrecht⸗ lichen Bestimmungen,“ zum Vortrage. Der Ausschuß stellte zuvörderst den Antrag: die Versammlung möge sich dahin erklären: daß dem Staate volle Aufsicht und Leitung bleibe, insoweit polizeiliche und staats⸗ wirthschaftliche Zwecke es erfordern, daß aber jenseits dieser Gränze dem Privaten alle Freiheit gewährt werden möge. Darüber kam es zu einer ausführlichen Erörterung, in deren Folge der Antrag des Ausschusses abgelehnt, dagegen ein anderer mit großer Majorität angenommen wurde, der dahin ging, Sr. Majestät die gehorsamste Bitte vorzutragen: „Die auf der rechten Rheinseite der Provinz auf dem Bergbau lastenden Abgaben, dahin zu ermäßigen, daß sie den⸗ jenigen auf der linken Rheinseite gleich stehen.“ Es wurde hierauf zu der Berathung der einzelnen Paragraphen des Gesetz⸗Entwurfes geschritten, die, nachdem sie bis zum §. 3. gediehen war, auf die nächste Sitzung vertagt wurde.
—,.,.,.—V
Koblenz, 22. Juli. (O. P. A. Z.) Seit gestern Abend ver weilt in Ehrenbreitstein Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Stephan von Oesterreich. Heute morgen nahmen Se. Kaiserl. Hoheit die Festungswerke in Augenschein, und werden sich später nach England begeben. — Heute ist der diesjährige hiesige Wollmarkt nun gänzlich geschlossen worden. Die zum Markte gebrachte Wolle betrug über 1000 Ctr. und ist so zu sagen alle verkauft. Der höchste Preis betrug 16 Sgr. und der niedrigste 8 Sgr. pro Pfund. Ganz feine Wolle soll nicht zur Stelle gewesen sein. Ein bedeutendes Fabrikhaus aus dem Luxemburgischen hat einen sehr großen Theil der Vorräthe an sich gekauft.
*+ Kottbus, 22. Juli. Zu dem gestern abgehaltenen Woll⸗ markt waren über 300 Ctr. Wolle eingebracht, wovon ein Theil zu etwas höheren, ein anderer zu etwas geringeren Preisen als im vorigen Jahre verkauft, ein bedeutender Theil aber wieder abge⸗ fahren wurde, weil den Produzenten gebotenen die Preise nicht annehmlich schienen.
X Jauer, 15. Juli. Am 11. März d. J. ist in der hiesigen Straf⸗Anstalt ein zum Verlust des Adels und zu mehrjähriger Zucht hausstrafe verurtheilter Sträfling verstorben, in dessen zu Gunsten eines entfernten Verwandten gemachtem Testamente der Anstalt selbst ein Legat von 1500 Rthlr. mit der Bestimmung vermacht worden ist, daß von 250 Rthlr. die Zinsen zur Anschaffung von Büchern für evangelische Sträflinge verwendet werden sollen. 5.
*ℳ Gumbinnen, 20. Juli. Es scheint keinem Zweifel zu unterliegen, daß die Ausführung der Kaiserl. russischen Ukase, derzu⸗ folge sämmtliche Juden in Rußland und Polen ihre Wohnsitze 50 Werst von den Gränzen landeinwärts nehmen sollen die Unange sessenen alsbald, Angesessene innerhalb zweier Jahre in nicht fer ner Zeit bevorsteht. Dem Vernehmen nach werden auch die jensei⸗ tigen Kommunen verbindlich gemacht werden, für die Strafen und Zollgefälle, welche ihren einzelnen Bewohnern und Steuer Defrau danten zur Last gelegt werden, solidarisch aufzukommen, um auf jede Weise dem Schmuggelhandel entgegenzuwirken.
Ausland. Deutsche Bundesstaaten.
“ “ ““ 1 Sachsen. Dresden, 24. Juli. (D. A. Z.) Von Seiten des Präsidiums wurden heute der zweiten Kammer Mittheilungen gemacht, über ein Allerhöchstes Dekret, den Schluß des gegenwärti⸗- gen Landtages betreffend. Zufolge desselben ist der 21. August zum Schluß⸗Termine bestimmt worden.
Sachsen⸗Koburg⸗Gotha. Koburg, 19. Juli. (M. J.) Se. Durchlaucht der Erbprinz ist seit einigen Tagen an einer Leber⸗ Entzündung auf dem Schlosse Kallenberg erkrankt, doch soll bereits wieder eine Besserung in dem Befinden des hohen Patienten einge treten sein. Se. Durchlaucht der regierende Herzog ist gestern Abend vom Bad Gastein wieder hier eingetroffen und hat sich sogleich nach dem Schloß Kallenberg begeben. 88 8 1
185
Frankreich.
Paris, 21. Juli. Die Pairs⸗Kammer hat gestern den Ge⸗ setz⸗Entwurf in Betreff der Eisenbahn von Avignon nach Marseille mit 75 gegen 21 Stimmen angenommen, und in ihrer heutigen Sitzung die Diskussion über den Gesetz⸗Entwurf hinsichtlich der grie⸗ chischen Anleihe begonnen. 8
„Der Moniteur enthält heute das Gesetz, wodurch dem Kriegs⸗ Minister ein außergewöhnlicher Kredit von 29,062,208 Fr. zur Ver⸗ mehrung des Effektiubestandes der Armee in Algier, so wie zur Bestreitung einiger Ausgaben, die im Budget von 1843 nicht vor⸗ hergesehen sind, überwiesen wird. Dieselbe Nummer enthält das
Gesetz, wodurch ein Kredit von 200,000 Fr. zur Begehung der Juli⸗
feier bewilligt wird.
„Einn hiesiges Journal behauptet, es sei die Absicht des Ministe⸗ riums, die Eröffnung der nächsten Session bis zum 9. Januar k. J. hinauszuschieben. Morgen, am 2êsten, soll die gegenwärtige Session geschlossen werden.
Der Admiral Roussin hat das Hotel des Marine⸗Ministeriums schon verlassen. Die Ernennung des Vice⸗Admirals Mackau soll am Montag im Moniteur erscheinen. Derselbe begiebt sich alle Tage in das Hotel des See⸗Ministeriums, wo er Konferenzen mit den Bureau⸗Chefs hat, um sich über die Angelegenheiten dieses Departe ments, dem er vorgesetzt ist, zu unterrichten.
Börse. Auch heute wurden wegen der Ungewißheit, in der man über die spanischen Zustände schwebt, wenig Geschäfte gemacht. Die heute früh publizirte telegraphische Depesche ließ glauben, daß, wenn Madrid sich noch drei bis vier Tage gegen die Truppen der Generale Narvaez und Aspiroz hielte, der Regent am 22sten oder 23sten unter den Mauern der Hauptstadt hätte sein können. Schon verbreitete man sogar das Gerücht, die Regierung habe die ofsizielle Nachricht von Espartero's Marsch auf Madrid erhalten, und es wurde behauptet, daß nach sicheren Veranschlagungen, mit Inbegriff der Madrider Miliz und die Truppen van Halen's, Sevane's und Zur bano’s zusammengerechnet, seine Armee auf 50,000 Mann geschätzt werden könne, während die Generale Narvaez, Aspiroz, Serrano, Roncali und Prim nur 35,000 Mann zählten. .“
Grossbritanien und Irland.
Oberhaus. Sitzung vom 20. Juli. Der Lord⸗Kanz⸗ ler legte eine Bill vor, welche die Legalistrung der presbyterianischen gemischten Ehen in Irland zum Zweck hat. Die große Sorge, welche dort in Folge eines gerichtlichen Ausspruchs über die Ungültigkeit die⸗ ser Ehen herrscht, wenn dieselben nicht durch einen Priester der pro testantischen Kirche eingesegnet wären, (dieser Ausspruch bedarf indeß noch der Bestätigung des Oberhauses als der höchsten richterlichen Behörde und liegt auch bereits einem Ausschusse desselben vor) ver anlaßte die heutige Einbringung der Bill. Nach der Erklärung des Lord⸗Kanzlers indeß ist dieselbe nur eine vorläufige Maßregel, welche nur auf solche Ehen, die bereits geschlossen sind, Bezug nimmt und einem umfassenderen Gesetze, das später vorgelegt werden wird, vor angehen soll. Die Bill wurde zum erstenmal verlesen.
Unterhaus. Sitzungen vom 19. und 20. Juli. Die Verhandlungen der beiden letzten Tage enthalten bis auf die am 20sten von Sir R. Peel gemachte Anzeige, welche dem Hause vor liegende Bills die Regierung noch in dieser Session durchzuführen und welche aufzugeben beabsichtige, nichts Bemerkenswerthes. Das
(Haus beschäftigte sich hauptsächlich mit den Ausschuß⸗Berathungen
der irländischen Waffenbill, die bis zur 34sten Klausel, also bis zur Hälfte, vorrückte. Von den Bills der Regierung sollen, nach der Anzeige des Ministers, die über die geistlichen Gerichte, über die Fa briken, über das neue englische Armengesetz und mehrere andere, die zum Theil eine heftige Opposition auch außer dem Parlament gefun⸗ den haben, aber alle von der dringendsten Nothwendigkeit sind, vor⸗ läufig aufgegeben werden; dagegen sollen in dieser Session die irlän dische Waffenbill, die über das neue zu verbessernde irländische Ar⸗ mengesetz, die schottische Kirchenbill und die Bill wegen der Maschinen⸗ Ausfuhr noch in dieser Session erledigt werden.
London, 21. Juli. Gestern besuchte die Königin zum ersten⸗- male mit ihrem ganzen Hofstaat die Oper, wo sie vom Publikum mit großem Enthusiasmus begrüßt wurde. Ihre Majestät sah sehr wohl aus. Wie es heißt, wird der Hof morgen wieder nach Clare mont und gegen Ende des Monats nach Windsor abgehen. Hierauf wird die Königliche Familie vier bis fünf Wochen in Walmer Castle, dem Schlosse des Herzogs von Wellington, zubringen.
Prinz Georg von Cambridge wird binnen kurzem nach den jo nischen Iuseln abgehen und sich, wie es heißt, mit militairischen Dienstverrichtungen beschäftigend, etwa zwei Jahre in Corfu auf⸗ halten. Vor einigen Tagen starb hier Herr John Bacon Sawrey Morritt, 72 Jahr alt, bekannt durch seine Reisen in Griechenland und dem Orient, besonders aber durch seine zwei Schriften über die Lage des Homerischen Ilion, in denen er mit Chevalier und Anderen gegen Bryants' abenteuerliche Hypothesen auftrat.
Am 19ten wurde in Bristol in Gegenwart des Prinzen Albrecht, der zu dem Zwecke sich dorthin begeben hatte, das neuerbaute eiserne Riesen⸗Dampfschiff, der „Great Britain“, vom Stapel gelassen. Das Schiff gehört der Dampfschifffahrts-Compagnie Great Western, ist 322 Fuß lang und 56 ½ Fuß breit und wird durch vier Dampf⸗Ma schinen von zusammen 1000 Pferdekraft mit Anwendung der archi⸗ medischen Schraube bewegt. Eine Beschreibung sucht einen Begriff von der Räumlichkeit des Schiffes durch die unglaubliche Behauptung zu geben, daß dasselbe auf seinem Verdeck ein Truppen⸗Corps von 4000 Mann aufnehmen könne, welches dort alle seine Evolutionen bequem auszuführen im Stande sei. Das Schiff besteht aus vier Abtheilungen, welche jede für sich wasserdicht sind, so daß eine oder die andere dieser Abtheilungen zertrümmert werden kann, ohne daß das ganze Schiff dadurch zerstört wird. Mit Hülfe der Eisenbahnen war Prinz Albrecht im Stande, die Fahrt von London nach Bristol und zurück, mit Einrechnung des Aufenthalts, in etwas mehr als 12. Stunden zurückzulegen.
O London, 21. Juli. Der letzte Vorschlag O'Connell's ist merkwürdig. Es ist nämlich die Ernennung von Schiedsrichtern, an die sich das Volk künftig zur Schlichtung seiner Streitigkeiten, mit Umgehung der Regierungs⸗Behörden, wenden soll. Es versteht sich von selbst, daß die Allerersten, welche die Repeal Verwaltung zu die⸗ sem Ehren⸗Amte ernennen wird, diejenigen sind, welche die Regierung seit kurzem ihres Friedensrichter⸗Amts entlassen haben, wodurch dann mit einemmale diesen selbst, wie dem Volke geschmeichelt und der Re⸗ gierung Trotz geboten werden soll. Das Volk wird sich aber 89 so bereitwilliger an diese Schiedsrichter wenden, weil die große 292 heit der Friedensrichter aus protestantischen Gutsherren oder Geist lichen bestehen, zu denen es weder Liebe noch Vertrauen hegt.
Hier rückt die Regierung mit der irländischen Waffen⸗Bill lang⸗ sam fort, welcher zu Liebe sie einige der wichtigsten Maßregeln aufs nächste Jahr verschoben hat. Unter diesen bedauert man vorzüg⸗ lich die, wodurch das englische Armengesetz verbessert und mehr mit den Gefühlen sowohl der ärmeren als Mittelklassen in Uebereinstim⸗ mung gebracht werden sollte. Die Regierung hat dieselbe aber ohne Zwei⸗
fel vorsätzlich verschoben, weil so viele von ihren Anhängern ihr darin
virkli itgegen sind, oder sich doch, um den Beifall der Menge nigflh aa 5 südeglen von 1841 verpflichtet hatten, anf die gänzliche Abschaffung des Gesetzes zu dringen, welches Versprechen sie aber nun keinesweges geneigt sind, zu erfüllen. Die Maßregel zum Schutze der Fabrik Arbeiter, welche nun einmal nothwendig die Erziehung der dabei beschäftigten Kinder umfassen muß, ist ebenfalls verschoben, weil das Ministerium der Kämpfe darüber müde ist.
Während der Ferien wird man überlegen, ob ein Mittel zu findan,
welches die Theologen aller Sekten zufriedenstellen, oder alle ihre Streitigkeiten umgehen kann. Die Bill, wodurch 120 in den Pro⸗ vinzen zerstreute geistliche Gerichte in Eines konsolidirt werden sollte, hat im Laufe der Session so viele Veränderungen erfahren, daß sie nicht mehr kenntlich ist. Die Hunderte von Rechtsgelehrten und An⸗ deren, welche durch die Verlegung dieser örtlichen Gerichtshöfe Ver⸗ lust zu befürchten haben, sind derselben natürlich entgegen; und da viele unserer Parlaments⸗Mitglieder durch Hypotheken und dergl.
ziemlich unter dem Einflusse der Rechtsgelehrten stehen, so hatte der
Plan vielen Widerstand zu erleiden, wobei einige der vortheilhaftesten Klauseln, welche die Bill enthielt, ausgemerzt wurden. Diese ist nun auch auf die Seite gelegt. Mit einer vierten, wodurch stehende Ge⸗ richtshöfe in den Grafschaften eingeführt werden sollten, welche über kleinere Summen entscheiden sollten, die jetzt, wie die größten, zur Entscheidung nach London gebracht werden müssen — und folglich mit der eben genannten gerade im Gegensatz steht wird es wahr⸗ scheinlich eben so gehen.
Die schottische Kirchen⸗Bill dagegen wünschen die Minister eben so eifrig, als die irländische Waffen⸗Bill durchzusetzen, indem sie immer noch meinen, jene Kirche dadurch zu retten. Man versichert auch von mehreren Seiten, daß eine bedeutende Anzahl Geistlicher und Laien nur unter der Bedingung, daß dieselbe durchgesetzt werde, bei der Staatskirche⸗ zu verharren, erklärt haben, und Manche sogar bereit seien, in solchem Falle zurückzukehren. Die Whigs jedoch (welche ver— muthlich dadurch ihren Anhang bei den Schotten zu vermehren hoffen, indem dort jetzt die Nichtkirchlichen die Mehrheit zu bilden scheinen) drohen derselben heftigen Widerstand.
In Bezug auf die englisch⸗irländische Staats Kirche regt sich das Verlangen immer mehr, daß derselben ein gesetzliches Organ ge geben werde, welches ihre Streitigkeiten beizulegen vermöchte, und dieser Wunsch wird sich in kurzem durch viele Bittschriften ans Par lament aussprechen, welche besonders durch den Erzbischof von Dublin im Oberhause unterstützt werden. Auch drängen die Begebenheiten immer mehr darauf hin, indem unter Anderem von den Puseyiten so gar Katechismen herausgegeben und von manchen zum Unterricht der
ürmeren Jugend gebraucht werden, welche mit geringen Veränderun⸗
gen dem katholischen Katechismus entnommen sind. Gestern fand eine Versammlung von Laien unter dem Vorsitze des Lord Ashley statt, wo auch dieser wichtige Punkt mit in Anregung kam. Man entschloß sich dabei zu einer Klagschrift über die Orforder Neuerungen und
etzereien, welche dem Herzog von Wellington als Kanzler der Uni⸗ versität überreicht werden soll. Ich sollte indessen kaum glauben, daß der alte Krieger es unternehmen wird, einen theologischen Knoten zu zerhauen, der nun einmal mit Geduld gelöst werden muß, und nicht zerhauen werden darf. Entweder also antwortet er: Meine Her ren, ich verstehe nichts von der Sache, oder er legt die Schrift dem Senate zur näheren Untersuchung vor. Die Morning Post be schwert sich, daß diese Bewegung von den Niederkirchlichen ausgehe, was freilich wahr ist, theils, weil diese Partei gegen Alles, was an Werkheiligkeit und Menschensatzung streift, am eifrigsten ist, noch mehr aber, weil die Hochkirchlichen sich nicht zu rühren wagen, da der Pu seyismus im Grunde ja nur eine folgerechte Ausführung ihrer eigenen Prinzipien ist, und sie denselben kaum im Ernste bekämpfen können, ohne sich selbst zu vernichten.
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MNeapel. Das Giornale del Regno delle due Si eilie enthält nachstehenden Bericht über die Ceremonieen, welche bei der (bereits erwähnten) Uebergabe und Abfahrt Ihrer Majestät der Kaiserin von Brasilien stattgefunden haben:
„Am Sonnabend, den 1. Juli, als an dem zur Abreise der durch lauchtigen Braut, Donna Teresa Cristina, nach Brasilien festgesetzten Tage, ward um 5 Uhr Nachmittags im Königlichen Lustschlosse Chiatamone zum Uebergabs-Akte geschritten. Zu diesem Ende war in jenem Schlosse ein Saal eigens dazu hergerichtet worden, worin eine Scheidelinie die Gränze des neapolitanischen und des brasilianischen Gebietes sinnbildlich darstellte und wohin, zur Vornahme des erwähnten Aktes, der Königlichen und der Kaiserlichen Bevollmächtigten, jeder in Begleitung eines Secretairs, sich ver fügt hatten. Die erlauchte Braut wurde in Begleitung der Aja und des gewöhnlichen Hofstaates einer Königlichen Prinzessin Beider Sicilien dahin geführt. Nachdem die Verlesung der Vollmachten beendigt war, hatte Se. Excellenz der Prineipe di Scilla die Ehre, eine kurze Gelegenheitsrede an die Prinzessin zu richten, und sie dann an die Gränzlinie zu führen, wo die Uebergabe an den brasilianischen Bevollmächtigten erfolgte, welcher Letztere dann die Kaiserin auf einen Sitz geleitete, der auf brasilianischem Gebiete bildlich lag, und wo sie von dem Kaiserlichen Hofstaate umringt blieb, wor⸗ auf er ebenfalls eine Rede an dieselbe richtete.
Mittlerweile standen sieben Ehrenschaluppen, zu den auf der Rhede an⸗ kernden Königlichen Kriegsschiffen gehörig, mit den Kommandanten und Of⸗ fizieren der letzteren an Bord, dann eben so viele Schaluppen von der Kai serlichen Escadre vor dem Landungsdamme des Königlichen Lustschlosses in Bereitschaft. Gegen 5 Uhr Nachmittags zog die brasilianische Fregatte „Constitucion“ alle ihre Gallaflaggen auf, indeß eine zur Abholung Ihrer Majestät der Kaiserin bestimmte Schaluppe, mit dem Contre⸗Admirale und den Kommandanten der Korvetten „Euterpe“ und „Due Luglio“ an Bord, dann drei Ehrenbarken mit brasilianischen Offizieren, von besagter Fregatte abstießen und dem Schlosse zuruderten. 3
Um halb sieben Uhr schifften sich Ihre Majestät in Begleitung ihrer Damen, des Oberst⸗Hofmeisters, des Contre Admirals und des brasiliani⸗ schen Botschafters auf der benannten Schaluppe ein, welche die Kaiserliche Standarte augenblicklich aufhißte. Beim Vortreten des Convois feuerte das Königliche Linienschiff „Vesuvio“ den ersten Kanonenschuß ab, worauf alle anderen Kriegsfahrzeuge die Königliche Salve abschossen. Ihre Kö lichen Majestäten sahen vom Verdecke der Korvette „Cristina“ dem Vor⸗ überziehen des Convois zu, welches von Seiten der gesammten Seemann schaft der Königl. Marine mit einem Hurrahrufe begrüßt wurde. Als die Kaiserl. Schaluppe bei der Fregatte „Constitucion“ ankam, stiegen die Ma⸗ trosen derselben auf die Raastangen und ließen ebenfalls ihren Jubelruf vernehmen, in welchen die Töne der Musikbande der Fregatte selbst einfielen. Als Ihre Majestät und ihr Gefolge das Schiff bestiegen hatten, hißte das⸗ selbe am Hauptmaste die Kaiserl. Standarte auf, welche nun von jeder der erwähnten Königl. Korvetten mit 21 Kanonenschüssen salutirt wurde.
Um 8 Uhr Abends verfügten sich Ihre Majestäten und die Mitglieder des Königl. Hauses sammt ihrem Gefolge auf drei Schaluppen nach der Kaiserl. Fregatte „Constitucion“, wo sie mit allen ihnen gebührenden Ehren empfangen wurden, und wo sie mit der erlauchten Reisenden, in herzlicher Unterredung begriffen, bis halb 10 Uhr verweilten, worauf unter Gefühlen, die von der hohen Reisenden, so wie von den Zurückbleibenden, gleich schmerzlich empfunden wurden, wechselseitig Abschied genommen wurde. Im Laufe der Nacht lichtete die Kaiserl. brasilianische Escadre die Anker, um die Konigl. sicilianische Schiffs⸗Division einzuholen, welche, nachdem sie die gewöhnlichen Begrüßungs⸗Salven abgefeuert und von dem Echo des Posi⸗ lippo dieselben zurückerhalten hatte, einige Zeit früher abgesegelt war und so der nachkommenden Escadre unter Segel harrte.“
’ Spanien
Paris, 21. Juli. Telegraphische Nachrichten aus Spanien:
Madrid, 18. Juli Abends. Narvaez ist am 15ten vor Ma drid angekommen. Die Munizipalität hat ihm am 17ten auf seine Aufforderung geantwortet, Madrid werde neutral bleiben, seine Thore aber nicht vor der Beendigung des Kampfes öffnen. Die Miliz war unter den Waffen. Gestern kam es zu einem kleinen Gefecht; ein Capitain und zwei Milizen wurden getödtet. Es herrscht hier große Nfr g g. 85
898 ayonne, 19. Juli. Es ist kein außerordentlicher Courier
angekommen und die gewöhnliche Post, welche in der Nacht vom 15ten zum 16ten Madrid hätte verlassen sollen, ist ausgeblieben. Seit zwei Tagen fehlt es an allen Nachrichten aus Saragossa.
Das Mémorial Bordelais enthält nachstehendes Schreiben aus Madrid vom 14. Juli: „Espartero meldet aus la Carolina in Andalusien, 38 Meilen von Madrid, daß er sich gegen Malaga und Granada wende, um diese Städte zu unterwerfen; er verliere jedoch deshalb die Lage der Hauptstadt nicht aus den Augen und werde, wenn es nöthig sein sollte, zu ihrem Schutze herbeieilen.“
Das Journal des Débats meint heut, der Marsch des Regenten nach Andalusien sei vielleicht nur eine Kriegslist, um die Haupt-Anführer der Insurrection nach Madrid zu locken, und sie dann in Verbindung mit den Generalen Seoane und Zurbano dort anzugreifen. Diese beiden Generale rücken in der That auf der großen Straße von Saragossa nach Madrid vor und sind etwa um zwei Tagemärsche hinter Narvaez zurück. Gleichzeitig folgen ihnen aber in derselben Entfernung drei starke Brigaden der catalonischen Armee unter Serrano. Die Entscheidnng dürfte also wohl vor Madrid erfolgen.
Von Burgos und Valladolid sind Verstärkungen für den General Aspiroz abgegangen, und der General Roncali, welcher in Navarra und den baskischen Provinzen kommandirt, hat zwei Divisionen, die eine bei Miranda, die andere bei Lagroso den Ebro überschreiten lassen, um ebenfalls sich mit der Insurrektions⸗Armee vor Madrid zu vereinigen.
„In Ober-Arragonien macht die Insurrection große Fortschritte; in Barbastro ist eine obere Junta eingesetzt worden; ein Cataloni⸗ sches Bataillon hat Venasque besetzt, und die Milizen sind Herren der Stadt Benavarre und des starken Schlosses. Man erwartet von einem Orte zum anderen, daß Huesca sich pronunzire; Saragossa wird dann ganz isolirt sein.
*99% Paris, 21. Juli. Die barceloneser Blätter veröffentlichen die folgenden beiden Briefe des Regenten und des Finanz Ministers an den General Seoane, welche der General Narvaez aufgefangen haben soll. G“ „Mein lieber Seoane! Ich sehe mit Bedauern aus dem Briefe, den Du unterm 25. Juni an Cuetos (den interimistischen Kriegs⸗Minister) ge⸗ richtet hast, daß Du wegen der Schwierigkeiten Deiner Unternehmung für den Augenblick darauf verzichtest, gegen Barcelona zu operiren. Ich be⸗ trachte das Gelingen derselben jetzt schon als unmöglich, da die Feinde alle Tage kühner werden. Es freut mich, zu hören, daß ein guter Geist unter Deinen Truppen herrscht; die kleine Abtheilung, die ich bei mir habe und die aus 5000 Mann besteht, ist gleichfalls in guter moralischer Verfassung. Bei meinem Abmarsch von Madrid hatte ich den Zweck im Auge, die Pro⸗ vinz Albacete zu beherrschen und nach Valencia zu marschiren, indem ich voraussetzte, daß Du und Enna dieselbe Bewegung über Castellan und Segorbe machen würdet, denn diese drei gleichzeitigen Opera tionen waren durchaus nothwendig, wenn wir ein rasches und glückliches Ergebniß haben wollten, da Valencia sich entschlossen zeigte, sich zu vertheidigen, und da es seine ganze Bevölkerung bewaffnet und eine Pferde⸗Requisition veranstaltet hatte. Man muß überdies be⸗ rücksichtigen, daß Concha, Narvaez und Pezuela, die in Valencia angekom men sind, Vorbereitungen treffen, um mir entgegenzugehen, daß die Provin⸗ zen Burgos und Valladolid mit den daselbst befindlichen Truppen sich für den Aufstand ausgesprochen haben, so daß meine Stellung sehr kritisch wird, da ich in Madrid nur die National⸗Garde zurückgelassen habe, und da ich auf keine Verstärkung rechnen kann; denn van Halen hat sich ge⸗ nöthigt gesehen, die Belagerung von Granada wegen des Pronunciamiento von Sevilla aufzugeben, und er wird sogar Mühe haben, sich in der Nähe von Baplen zu halten, um Cordova, das sich gleichfalls für den Aufruhr ausgesprochen hat, die Spitze zu bieten. In dieser Lage der Dinge sehe ich kein anderes Hülfsmittel, als daß Du Dich mit allen Truppen auf Saragossa zurückziehst, und in Lerida eine möglichst kleine Besatzung mit reichlichen Lebensmitteln zurückläßt. In die⸗ sem Falle wirst Du Dich dann mit Madrid in Verbindung setzen, so wie auch ich genöthigt sein werde, mich nach Ocasta zurückzuziehen, um die Hauptstadt zu decken. Um Zeit zu gewinnen, befehle ich Enna, mit allen seinen Streitkräften auf Guadalajara zu marschiren. Ich erwarte Deine Antwort mit Ungeduld. Albarcete, am 30. Juni 1843. (Gez.) B. Espartero.“ Der in diesem Schreiben angedeutete strategische Plan wird in dem dem Finanz⸗Minister beigelegten Briefe stark gemißbilligt. — „Mein lieber Freund und Gevatter“, schreibt derselbe an Sevane, „ich sehe Ihren Rückzug nach Saragossa, den Marsch Enna's nach Guadalajara und den des Herzogs nach Ocafla für die größte Dummheit an. Wenn Sie sich in Teruel, wenn sich Enna in Cuenga und der Herzog in Taran coa festsetzte, so würde ich dies begreifen. Hier ist der Enthustasmus groß. Wenn der Herzog Stand hält, so wird die Lage binnen sechs Tagen ge⸗ wechselt haben, im entgegengesetzten Falle sind wir verloren. Ich bin über⸗ zeugt, daß wir Strenge anwenden müssen, um die Oberhand zu behalten; mit Milde können wir nicht hoffen, irgend etwas auszurichten. Ich bin in sehr übler Stimmung, aber ich bewahre meine Festigkeit inmitten aller Ge⸗ fahren. Ganz der Ihrige. Am 1. Juli 1813. (Gez.) Mendizabal.“ Es muß hier bemerkt werden, daß der in beiden vorstehenden Briefen erwähnte Marsch des Herzogs de la Vitoria auf Ocasia nicht wirklich stattgefunden hat, indem der Regent, den ihm in die Feder gelegten Entschlusse vom 30sten v. M. zuwider, noch acht Tage in Albacete geblieben ist, um sich dann rasch nach Süden zu wenden. Die Central-Junta von Catalonien hat endlich ihre amtliche Wirksamkeit angetreten. Eine der ersten Maßregeln welche in ihrem Schooße zur Berathung gekommen, ist die Verbrennung des Mani festes der Madrider Behörden durch Henkershand. Die Junta hat die Beschlußnahme über den desfalls gestellten Antrag vertagt. Das Organ der provisorischen Regierung geht in seinem Zorne über jenes Manifest so weit, daß es Veranlassung davon nimmt, Madrid mit dem Verluste des Sitzes der Regierung zu bedrohen, welcher bei den daselbst herrschenden servilen Gesinnungen wenigstens für einige Zeit nach einer anderen patriotischeren Stadt, etwa nach Valencia, verlegt werden müsse. Die Idee der Decentralisation tritt überhaupt in vielen der wichtigsten Manifestationen des Aufstandes hervor, und wenn derselbe siegt, so wird sich Spanien damit ganz gewiß der Errichtung einer Föderativ⸗Verfassung um einen großen Schritt ge⸗ nähert haben. Der General Serrano, der an der Spitze von 7000 Mann Fuß volk und 300 Reitern sein Hauptquartier in Mequinenza hatte, ist von dort aufgebrochen, um über Molina auf Madrid zu marschiren, nachdem er Saragossa vergebens aufgefordert, dem Aufstande beizu⸗ treten. Seine zu diesem Zwecke am 13ten von Mequinenza aus an das Ayuntamiento, die Provinzial Deputation und den Unter⸗Inspek tor der National⸗Garde von Saragossa gerichteten Briefe wurden gleich nach ihrem Eintreffen einer Versammlung vorgelegt, zu welcher aus den verschiedenen Behörden mehrere der angesehensten und reich⸗ sten Einwohner der Stadt eingeladen waren. Der Beschluß der Ver sammlung fiel, wie vorauszusehen war, dahin aus, daß der General Serrano mit seinem Ansinnen abzuweisen sei. In Folge dessen ver⸗ öffentlichte das Ayuntamiento der Stadt eine Proclamation, in welcher es heißt: „Die städtische Behörde hat immer den Wahlspruch gehabt: Verfassung von 1837, Herrschaft der Königin Isabella II. und National⸗Unabhängig⸗ keit, und sie erkennt diese Grundsätze von Neuem auf die feierlichste Weise an, aber sie sieht die Nothwendigkeit nicht ein, zu diesem Zwecke eine poli⸗ tische Demonstration zu veranstalten. Die Orts⸗Obnigkeiten, lediglich von dem Wunsche geleitet, die Ordnung, die Ruhe und die Sicherheit der Bür⸗ ger aufrecht zu erhalten, sind entschlossen, inmitten des Kampfes, der sich in
der freisinnigen Partei entsponnen hat, eine imponirende Neutralität zu beobachten, und so lange keine regelmäßige neue Regierung besteht, werden sie das Programm: Verfassung von 1837, Isabella II. und Regentschaft des Herzogs de la Vitoria bis zum 10. Oktober 1844 beibehalten. Sollte 8 die Stadt angegriffen werden, so ist sie entschlossen, sich zu verthei⸗ igen.“
Der General Serrano hat, wie oben erwähnt, nicht für gut be⸗
fanhen⸗ diesen letzten Entschluß der Saragossaner auf die Probe zu stellen. „Der General Jauregui ist zum General⸗Kommandanten von Guipuzcoa ernannt, da diese Stelle von dem General Barrenechea, dem man sie anfänglich angetragen, ausgeschlagen war. San Se⸗ bastian hat sich, wahrscheinlich nicht ganz freiwillig, dazu verstanden, den in Guipuzcoa stehenden Truppen einen halben Monatssold zu zahlen. Der Ober⸗Befehlshaber in den Nord⸗Provinzen, General Roncali, hat zwei Truppen Abtheilungen in der Richtung von Madrid über den Ebro geschickt. In Pamplona hat man sich genöthigt ge⸗ sehen, eine Compagnie der National⸗Garde auzulösen, deren Geist sich im zu scharfen Widerspruche mit dem aufrührerischen Zustande der Dinge zeigte.
In Majorca ist das Pronunciamiento ohne Kampf und ohne Blutvergießen vor sich gegangen, doch hat sich der daselbst komman⸗ dirende General Valdes genöthigt gesehen, sich vor der Volkswuth auf das französische Kriegsfahrzeug „Palinurus“ zu flüchten. Der im Namen der Insurrection an seine Stelle getretene General Tacon hat sich früher als Gouverneur von Cuba den Ruf eines sehr feste energischen Charakters und eines gewandten und eifrigen Verwalters erworben.
Die neuesten Nachrichten aus Malaga sind vom 8ten. Wir er⸗ halten durch dieselben die Bestätigung der Angabe, daß Granada dem General Concha seine Thore geschlossen, und zwar nach einem lan⸗- gen und erbitterten Kampfe im Schooße der Junta, deren Majorität im Begriffe war, die gegen die Zulassung des christinischen Generals protestirende Minorität verhaften zu lassen, als sich das Volk ins Mittel schlug, und fast einstimmig gegen Concha Partei nahm. Die⸗ ser spielte auf die ihm von Granada aus zugekommene Weisung, daß er umzukehren habe, eine sehr verlegene Figur in Laja, als er glück⸗ licherweise von dem durch die Annäherung van Halens in Schrecken gesetzten Malaga die dringende Einladung erhielt, nach Malaga zurück⸗ zukehren. Der General Concha ließ sich nicht zwei Mal bitten, und er hielt am 7ten seinen Wiedereinzug in Malaga, wo er sehr festlich und freudig als Retter empfangen worden zu sein scheint, obgleich der General van Halen sich inzwischen wieder entfernt hatte. Der General Concha verließ Malaga am Sten vom neuen, wahr scheinlich um Sevilla gegen van Halen zu unterstützen, und gleich nach seinem Auszuge verfiel Malaga zum fünften oder sechsten Male seit seinem Pronunciamiento in einem Zustand der völligen Anarchie, indem die Junta, aus unbekannten Gründen, abgesetzt wurde ode abdankte. Beim Abgange der letzten Nachrichten beschäftigten si die Malagaer mit der Wahl einer neuen Junta.
Die im heutigen Moniteur enthaltene telegraphische Depesche war gestern Abend durch die Dunkelheit unterbrochen, und hat erst heute Morgen mit Sonnen-Aufgang vollendet werden können. Da sie bis zum 17ten reicht, so enthält sie eine hinreichende Widerlegung des hier in Umlauf gesetzten Gerüchtes, daß Madrid eine Capitula⸗ tion eingegangen sei, kraft deren ein Regentschafts⸗Rath, bestehend aus den Herren Lopez, Arguelles und Narvaez eingesetzt worden
Portugal.
2 Lissabon, 10. Juli. Die Ereignisse in Spanien äußern mehr und mehr ihre Rückwirkung auf dieses Land, namentlich in den der Gränze zunächstgelegenen Distrikten, wo ohnedies wegen einiger der neuesten Regierungs⸗Maßregeln ein gewisser Grad von Mißver⸗ gnügen herrscht, das von denjenigen, welche auch hier zu Lande eine neue Umwälzung wünschen, natürlich mit Eifer ergriffen, gefördert wird und benutzt werden würde, sobald nur irgend ein günstiger An⸗ laß sich dazu bieten möchte. So haben zu Braga die neuesten von der Königin sanctionirten Beschlüsse der Kammern in Betreff wohl thätiger und religiöser Stiftungen Unzufriedenheit erregt, die sich bereits Luft zu machen drohte. Allein die energischen Maßregeln der Civil⸗ und Militair⸗Behörden erstickten das Uebel sogleich im Beginne. Es sind nun nicht blos dorthin, sondern auch nach anderen Gränzorten von verschiedenen Punkten des Innern aus, namentlich auch nach Algarvien Truppen⸗Verstärkungen geschickt worden, und die ganze Gränzlinie wird aufs schärfste überwacht.
Die Presse hier und in Porto fährt indessen fort über die Vor⸗ gänge in Spanien auf die umfassendste Weise Bericht zu erstatten, und sogar die Angelegenheiten des eigenen Landes treten daber mehr oder minder in den Hintergrund. Zu Porto suchen die unverbesser⸗ lichen Anstifter politischer Wirren die Unzufriedenheit über den Stand der Weingeschäfte wieder aufzuregen, und eben so thun sie in den Weinbau⸗Distrikten überhaupt; selbst der sonst dem Ministerium Costa Cabral ergebene Pobres von Porto spricht in diesem Sinne gegen dessen Handels⸗Politik, und der nächste Zweck von all dem ist klar; man möchte die Gelegenheit benutzen, um vielleicht doch das Mini⸗ sterium zu Wiederaufnahme der abgebrochenen Unterhandlungen wegen Modificationen des Tarifs zu vermögen. Man insinuirt sogar bereits, als habe das Kabinet die förmliche Geneigtheit dazu bereits ausge⸗ sprochen. Ich kann Ihnen aber aus bester Quelle versichern, daß für jetzt wenigstens an diesen Behauptungen noch nichts Wahres ist. Ein anderer Umstand, den die Mißvergnügten zu ihren Zwecken auszubeuten nicht unterlassen werden, ist die von den Kammern votirte Auflegung einiger neuen Abgaben, namentlich Behufs der Aus⸗ führung des von ihnen beschlossenen Baues des das ganze Land über⸗ ziehenden Straßennetzes. Es war von jeher eine allbekannte Sache, daß die Portugiesen dasjenige Volk sind, welches am schwersten zu Bezahlung von Steuern zu bringen ist, und wäre deren Bestimmung auch noch so nützlich, wie es z. B. im vorliegenden Falle Thatsache ist. Sie werden aber jetzt schwerlich eine Ausnahme von der Regel machen, und man kann daher mit Sicherheit voraussehen, daß das Straßengesetz besonders in dieser Beziehung große Schwierigkeiten der Durchführung finden wird. Doch werden auch diese sich überwinden lassen, wenn die Regierung nur, wie sie wirklich dazu entschlossen scheint, Festigkeit entwickeln wird. Porto war stets der Punkt, wo es am meisten einer kräftigen Hand bedurfte, um die Uebelwollenden, die in dem zügellosen Pöbel dort stets bereite Werkzeuge für ihre Pläne finden, in Zaum zu halten.
Inzwischen entwickelt der Finanz⸗Minister Baron Tojal, seit er von den Kammern die mitgetheilten ausgedehnten Vollmachten, na⸗ mentlich zu Abschließung von Kontrakten erhalten hat, eine lobens⸗ werthe Thätigkeit, und wenn es ihm, wie man anzunehmen berech⸗ tigt ist, gelingt, Vorsorge zu treffen, daß die zahlreichen Beamten und Staats⸗Pensionisten, welche lange vergeblich auf Auszahlung der ihnen zukommenden Guthaben gewartet hatten, endlich theilweise Befriedigung erhalten, so wird dadurch den Unruhf ein großer Theil des Bodens, auf den sie bisher sich bewegten, so zu sagen, unter den Füßen weggezogen. aach verschie⸗ denen Seiten hin hat der Minister bereits Unterbanblun⸗ gen angeknüpft, welche zu einem erwünschten . fag. ren zu wollen scheinen. Die mit der Bank von Lissabon eg