1843 / 154 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Vendres erwartet. Es war zugleich mit dem „Phenicien“ abgefah⸗ ren. Vorgestern wurde ein neuer Stadtrath zu Barcelona eingesetzt.

* Paris, 25. Nov. Ein von dem heutigen Journal des Débats mitgetheiltes Dokument scheint auf den ersten Blick unsere gestern ausgesprochene Ansicht zu widerlegen, daß die am 22sten vollzogene Entwaffnung der National⸗Garde von Barcelona eine Ver⸗ letzung der am 19ten abgeschlossenen Capitulation gewesen sei. In jenem Dokumente, welchem das Journal des Débats den Namen der Capitulation von Barcelona giebt, wird nämlich die Entwaffnung der National⸗Garde ausdrücklich ausbedungen und überdies die Reor⸗ ganisirung derselben dem Ermessen der Regierung vorbehalten. Dem⸗ gemäß dürfte man also dem General Sanz und der von ihm ergrif⸗ fenen Maßregel nicht den geringsten Vorwurf machen, man müßte sich vielmehr wundern, daß er nicht gleich am Tage seines Einrückens zur Vollziehung des fraglichen Artikels der Capitulation geschritten, ja, sein Zögern mit der Entwaffnung der National-Garde würde unbe⸗ greiflich sein. Der Schlüssel des Räthsels liegt in dem Umstande, daß das Journal des Débats die den Barcelonesern vom Ge⸗

neral Sanz vorgeschlagenen, aber am 13ten von ihnen zurückgewiese⸗ nen Bedingungen der Unterwerfung für die am 19ten wirklich abge⸗ schlossene Capitulation ausgiebt, obgleich der Telegraph ausdrücklich, gesagt hat, daß die letztere in verschiedenen Punkten günstiger ist, als die ersteren waren. Der Text jenes Entwurfs der Capitulation, wie wir ihn in dem amtlichen Organe des Generals Sanz, dem Cisne vom 17ten, finden, lautet, wie folgt:

Art. 1. Die Bewaffneten, welche sich in Barcelona befinden, die Be⸗ hörden, welche daselbst befehligen, und überhaupt alle diejenigen, welche sich gegen die provisorische Regierung der Nation erklärt haben, erkennen dieselbe an und versprechen ihr, vom heutigen Tage an Gehorsam zu leisten. (Wie könnte man das Versprechen des Gehorsams gegen die provisorische Regierung in einen am 1gten unterzeichneten Vertrag aufgenommen haben, da an diesem Tage der Regierungs⸗Antritt der Königin längst in Barcelona bekannt war! Der vorliegende Capitulations⸗Entwurf ist spä⸗ testens am 10ten abgefaßt, wo der General Sanz die Volljährigkeits⸗Er⸗ klärung noch nicht kannte.)

Art. 2. Die National⸗Garde liefert ihre Waffen ab und wird auf⸗ gelöst; die Regierung wird später sehen, was sie zu thun für gut findet.

Art. 3. Die seit dem 1. September errichteten Frei⸗Corps und andere Truppen⸗Abtheilungen werden entwaffnet und aufgelöst. Die denselben ein⸗ verleibten Sträflinge werden in die Gefängnisse zurückgebracht.

Art. 4. Die politischen Meinungen, welche seit dem 1. September kundgegeben worden sind, bleiben unangetastet (Lerän respetadas), aber in Bezug auf die gemeinen Verbrecher nimmt die Justiz ihren ungestörten Gang.

Art. 5. Die seit dem 1. September vorgenommene Erhebung und Verwendung öffentlicher Gelder, so wie auch die Vertheilung von Waaren und Geräth, wird einer sorgfältigen Untersuchung unterworfen. Die Privat⸗ personen oder Körperschaften, welche Anspruch auf Entschädigung haben, erhalten dieselbe kraft Maßregeln, über welche die Regierung mit der Pro⸗ vinzial⸗Deputation übereinkommt.

Art. 6. Die Provinzial⸗Deputation wird aufgelöst und in Ueberein⸗ stimmung mit dem Gesetze reorganisirt.

Art. 7. Das Apvuntamiento wird gleichfalls aufgelöst, und seinem ganzen Bestande nach erneuert. ““

Art. 8. Die Regierung ernennt die Beamten nach ganz freier Wahl.

Art. 9. Sogleich nach der Annahme dieser Uebereinkunft werden die Kasernen und die wichtigsten Punkte der Stadt von den Truppen der Kö⸗

nigin besetzt.

Art. 10. Die der gegenwärtigen Besatzung angehörigen Personen legen die Waffen nieder und gehen nach Hause.

Art. 11. Der General⸗Capitain giebt allen denjenigen Pässe, welche auf spanischen oder auf fremden Schiffen ins Ausland gehen wollen.

Art. 12. Ihre Personen und ihr Eigenthum bleiben unangetastet.

Art. 13. Ein Zeder, welcher nach der Unterzeichnung und Annahme der gegenwärtigen Uebereinkunft mittelbar oder unmittelbar darauf hinarbei⸗

den Vollzug derselben zu verhindern, wer die öffentliche Ruhe stört, oder

gegen die versönliche Sicherheit seiner Mitbürger vergeht, wird außer

Gesetze erklärt.

Art. 14. Vierundzwanzig Stunden nach der Unterzeichnung dieser Uebereinkunft wird Barcelona, das Fort Atarazanas einbegriffen, den Trup⸗ pen Ihrer Majestät übergeben.

Lissabon, 15. Nov. Es ist eine alte und oft bewährte Regel, daß alle inneren Erschütterungen, von welchen das Nachbar⸗ land Spanien heimgesucht wird, auch auf Portugal ihre Rückwirkung äußern. Eine Umwälzung dort hat schon mehrmals auch gewalt⸗ same Ausbrüche des Parteigeistes hier zur Folge gehabt. Wenn daher die portugiesische Regierung den fortwährend aufgeregten Zu stand Spaniens, die dort gemachten Versuche, die kaum eingesetzte Regierung wieder zu versetzen und Alles von neuem in das Chaos der heillosesten Anarchie zu stürzen, nicht mit gleichgültigem Auge ansehen konnte, so ist es um so begreiflicher, daß die durch die Civil⸗ und Militair⸗Behörden aus den Gränz⸗Bezirken des Nordens hierher berichtete Beendigung des Aufstandes von Vigo und die völ lige Beruhigung Galiciens nach dem Uebertritt des Generals Iriarte und seiner Truppen auf diesseitiges Gebiet hier nur mit Befriedigung vernommen werden konnte. Am 2ten war General Iriarte mit Ab⸗ theilungen von Linien⸗Truppen, die der Sache des Aufstandes sich ange⸗ schlossen hatten, einer Anzahl Freiwilliger und National⸗Milizen aus Vigo ausgerückt, hatte sich aber nach einem vergeblichen Versuche, den Aufstand auch in die Provinz Orense und deren gleichnamige Hauptstadt weiter zu verbreiten, und der letzteren sich zu bemäch⸗ tigen, sich gezwungen gesehen, von den Truppen der Königin unter General Cotoner gedrängt, sein Heil auf diesseitigem Gebiete zu suchen. Am 6ten rückte er nach dem Uebergange über den Minho, der die Gränze zwischen der diesseitigen Provinz dieses Na⸗ mens und der spanischen Provinz Galicien bildet, in Melgacço ein. Eine Anzahl esparteristischer und centralistischer Offiziere be⸗ gleiteten ihn und seinen Stab. Das ganze spanisthe Corps wurde daselbst sogleich entwaffnet. Sobald der Civil⸗Gouvernenr von Vianna von der Ankunft dieser spanischen Truppen auf portugiesischem Gebiete Kenntniß erhalten hatte, und davon, daß sie da eine Zufluchtsstätte suchten, berichtete er darüber sogleich auf telegraphischem Wege hierher, vm sich Berhantbefehle zu erbitten. Vorläufig aber, und um der größeren

auch um die Ordnung an den Punkten, Eigenthum der portugieststand Sn gewährleisten und Personen und Gefaͤhr zu schützen 8 N” hen Staats⸗Angehörigen gegen allenfallsige vesahr zu schutzen, sendete er sogleich eine Abtheilung des 7ten Jä⸗ ger⸗Regiments von Valenca nach Melgavo ab, um die bereits daselbst stehende Abtheilung zu verstärken. In gleichen ZBwit . Zu gleicher Zeit erhielt das 3te

Regiment Befehl, am Sten nach Valenga sich in Marsch zu setzen, was jedoch fast alsbald als unnöthig erkannt unterblieb. Die Re⸗ gierung sendete unverzüglich Befehle ab, wonach den 1 ischen E 3 2 pen die Weisung ertheilt wurde, sämmtliche Gfftzter- unt en 9 mit ihrem sie befehligenden General, nach Braga S vi 8 888b ihnen zum einstweiligen Aufenthalte angewiesen i gcn 88 gesagt gleich anfangs abgenommenen Waffen werden 84 18 hört, unverzüglich den spanischen Militair⸗ Behörden deshalb auch schon einen Commissair an die diesseitigen Gränz Behörden abgeschickt haben, als Eigenthum der spanischen Regierung zurückgegeben werden. Nach dem Uebertritte des Generals Iriarte auf portugiesischen Boden, rückte General Cotoner, der so freie Hand erhalten hatte, gegen Vigo selbst an, um es anzugreifen. Allein die

8

V

““

Junta, die Erfolglosigkeit weiteren Widerstandes wohl einsehend, war⸗ tete diesen Angriff nicht ab, sondern, nachdem ssie die Vermittelung der Konsuln von England und Portugal bei General Cotoner zu Gunsten der Stadt nachgesucht und erlangt hatte, suchten ihre Mit⸗ glieder und die übrigen am meisten kompromittirten Personen, auf einem englischen Dampfboote eine sichere Zuflucht, worauf die Stadt ohne Widerstand von den Truppen des Generals Cotoner besetzt wurde. Seitdem herrscht daselbst Ruhe und Ordnung, und Niemand ist wegen des Vorgefallenen verfolgt oder auch nur belästigt worden. Der letztere Umstand war besonders der eifrigen Verwendung der beiden genann⸗ ten Konsuln zu danken. Man glaubt es hier außer allem Zweifel, daß sowohl den Insurgenten von Vigo, als anderen Orten an der galicischen Küste, so wie an den südspanischen Küsten, durch Agenten des gestürzten Regenten bedeutende Unterstützung an Geld, Waffen und Kriegsbedarf von London aus zu den wirklich gemachten oder doch beabsichtigten Aufstands⸗Versuchen, die aber sämmtlich mißglück⸗ ten, geliefert worden ist.

Die Kammern sind heute, wie ich schon in meinem letzten Schrei⸗ ben voraussagte, wieder eröffnet worden, ohne daß jedoch eine besondere Feierlichkeit durch Anwesenheit der Königin und das damit verbundene Ceremoniell stattgefunden hätte. Wie gleichfalls schon bemerkt, wird der vorzüglichste Gegenstand ihrer diesmaligen Arbeiten in der Annahme von Maßregeln zur Deckung des vorhandenen Desizits für das lau⸗ fende Jahr bestehen. Diese Frage ist die wichtigste, und wenn es dem Ministerium gelingt, hierüber mit den Kammern zu einem sehr wün⸗ schenswerthen Einklange zu gelangen, so darf man die Dauer des ge⸗ genwärtigen Kabinets wenigstens in seinen vorzüglichsten Elementen noch auf längere Zeit hinaus als gesichert betrachten. Allein die großen Schwierigkeiten, welchen jeder Versuch, in die durch die wäh⸗ rend einer langen Reihe von Jahren gemachten Fehler in so große Unordnung gerathenen Finanzen des Landes endlich wieder Ordnung und Regelmäßigkeit zu bringen, begegnet, sind unverkennbar. Eine der Hauptquellen der Staats⸗CEinkünfte, b Zölle, liefern zwar immerhin einen bedeutenden Ertrag, der jedoch noch weit größer sein würde, wenn nicht der verderbliche und zugleich das Volk demoralisirende Schmuggelhandel einen großen Eintrag thäte. Vergeblich hat man bis jetzt alle möglichen Mittel aufgebo⸗ ten, um diesem Uebelstande Schranken zu setzen. Man 8 Strafen gegen die Contrebandiers verschärft, die Zahl der Mauth Beamten vermehrt, ohne den gewünschten Erfolg zu erlangen. Neuer⸗ dings hat nun ein Königliches Dekret dem General ⸗Inspektor der hiesigen Zollstätte die ausgedehntesten Vollmachten zu Ergreifung aller ihm sach⸗ und zweckgemäß dünkenden Maßregeln ertheilt: indeß ist hier mit Palliativen wohl schwerlich zu helfen, da die Erfahrung nur zu sehr deren Fruchtlosigkeit bisher gezeigt hat.

Für die Erbauung neuer Straßen in den nördlichen Provinzen hat so eben eine zu diesem Zwecke gebildete Gesellschaft, die den Ti

tel „Gesellschaft der Straßen des Minho“ führen wird, die König⸗ liche Ermächtigung erhalten. Das Kapital derselben wird aus 450 Contos de Reis in Actien von je 250,000 Reis bestehen. Man darf sich sonach der Hoffnung hingeben, daß es endlich mit dem Straßen bau wirklich ernst werden wird.

Handels- und Börsen-Uachrichten. 29.

Stettin, 22 (B. N. d. O.) nichts von Belang verändert. Roggen in loco nominell 33 ¼ bezahlt und dazu Geld.

Heutiger Landmarkt:

Weizen. Zufuhren... 24 Preise 47 à 54

Kartoffeln 10 à 11

Heu pro Centner 15 à 22 ½¾ in Rationsbunden 6 ½ à 7 Rthlr.

Rüböl in loco 10⁵⁄2 Rthlr. bezahlt, 10 ½ Rthlr. gehalten, auf Termine nichts gemacht, und Notirungen wie am Montage.

Tabacksmarkt. Ende voriger Woche stellten sich die Preise von Taback an unserem Markte abermals ziemlich hoch, was sich jedoch, in Folge des eingelretenen starken Regenwetters, wieder geändert hat. Der seitdem an⸗ gebrachte Taback ist größtentheils feucht und wird daher nur zu erniedrig ten Preisen genommen. Gute farbige Waare bleibt selten; mittel gilt 5 ¼ à 5 ½ Rthlr., ord. 4 ½ à 5 Rthlr.

Nov. In unserem Handel ist durch⸗ aus à 34 ½ Rthlr., pr. Frühjahr 33 ½ Rthlr.

Erbsen 32 à 35 Rthl.

Roggen. Gerste.

16 8 6 2Sbbb 16 18 gr.

8

Sgr. nach Qual. Stroh pro Schock

n 42 60 Sgr. p. Schfl., Roggen -., kleine Gerste 26—30 Sgr., Hafer

weiße Erbsen 30 36 Sgr., das fuhr war mittelmäßig.

Königsberg, 25. Nov. 5 Sgr., große Gerste 30—3

2 35 7 20 S chock S Magdeburg, 28. Nov. preis pro Wispel: Weizen: Roggen: Paris, 25. Nov. Die Geschäfte in Eisenbahn⸗Actien waren an der heutigen Börse sehr lebhaft; fast alle diese Valuten wurden höher notirt, besonders Straßburg⸗-Baseler, welche auf 215 stiegen und zu 210 schlossen, weil man hoffte, daß dieses Papier nächstens am londoner Fondsmarkt werde notirt werden. Versailles rechtes Ufer 317.50, linkes 131.25. Orleans 752.50. Rouen 750. Rouen nach Havre 582.50 und Avignon 517.50. In französischen Renten wurde wenig umgesetzt; die Z proc. stellte sich 81.85 à 90, die 5proc. 121. 60 und 55. Die spanische aktive wurde 3C mnotir

2 ] 2

Gerste: 30 ½ 29 Rthlr.

2 Rthlr. 1 Hafer: 19 ½ 17 »

4 4 39 8

50 7 1 39 ½

Börsen.

Nov. Niederl. wirkl. Sch. 54. 5 % Span. Antwerpen, 25. Nov. Zinsl. 5. Neue Aunl. 21 4. Hambur G., 28. Nov. Bank-Actien 1700 Br. Engl. Russ. 111 3 Paris, 25. Nov. 5 % Rente sin cour. 12 1. 55. 3 % Rente fin cour. 81. 85.

5 % Neapl. —. 5 % Span. Rente 30 ½. Pass. —.

Wien, 25. Nov. 5 % Met. 110 ½. 4 % 100. 3 % 75 ½.

Actien 1674. Anl. de 1834 148 ½. dο 1839 116 ½.

DNerIin6 E11“ Den 30. November 1813.

5 PDr. Cour. 8 Fonds. Aotten. ⅓⅛Inmnaene 28 d

Brief. Geld.

Auswärtige

Amsterdam. 26.

Bank-

e.

Cour.

Pr. Brief. †Geld. ⁶em.

103 ¼

160

102“n Brl. Pots. Eisenb. 12 10³⁴ ½

2 do. do. Prior. Obl. Mgd. Lpz. Eisenb. 179 178 ½ do. do. Prior. Obl. 104 ½ 103 Brl. Anh. Eisenb. do. do. Prior. 0 bl.* 104 ¼ 1032, Düss. Elb. Eisenb. 7 68 ½

do. do. Prior. Obl.] Rhein. Eisenb.

do. do. Prior. O bl. Brl. Frankf. Bisb. do. do. Prior. Obl.

0 b.-Schles. Eisb. do. Lt. B. v. eingez. B.-St. E. Lt. A u. B Magdeb. -Halber-

103 ⁄2½ 102

St. Schuld-Sch. Pr. Engl. Obl. 30. Präm Sch d. Sech. Kur- u. Neumärk. Schuldverschr. Berl. Stadt-Obl. Danz. in Th. Westpr. Pfandbr. do.

89 , 101 ¼ 100 ¾

94½ 68

do.

69 98, 130 1043

110

Grossh. Pos. do. Ostpr. Pfandbr.

do.

do. 103 ½ 109 105 116

Pomm. Kur- u. Neum. do. 32

Schlesische do.

Gold

Friedrichsd'or.

And. Gldm. à 5 Th.

al marco. 1 w

städter Eisenb.

Bresl- Schweidn.-

Disconto. Freibg. Eisenb. 4

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr. Brief. Gdeld.

141⅔ 140 ½

Kurz 2 Mt. Kurz 2 Mt. Mt. Mt. Mt. Mt. Mt. Tage Mt. Mt. Woch.

Amsterdam

do.

300 Mk. 300 Mb. 300 Fr. 150 Fl. 150 Fl. 100 Thlr.

100 Thle.

100 PFl. 100 SRbl.

Hamburg

do.

Wien in 20 Xr. Aungsburg

Breslau ...

Frankfurt a. M.

Petersburg

C to teo & o ho vtoi

107 ½

107⅔

Angekommene Fremde. Meinhardt's Hotel. Se. Durchlaucht der Prinz Felix Hohenlohe

aus Schlesien.

Hotel de Rome. Königl. Justizrath Brunnemann aus Magdeburg.

Hotel du Nord. Ritter von M artini, Kaiserl. russ. Hofrath und

Gesandtschafts⸗Attaché am Königl. baverischen Hofe, aus München.

Hotel de Russie. Kaiserl. russ. Garde⸗Capitain von Schubert aus Reval. 1 1“ 9

British Hotel. Freiherr von Wolf⸗Metternich, Negierungs⸗Vice⸗ Präsident, Freiherr von Ka hlden⸗Normann, Regierungs⸗Rath und Polizei⸗Dircktor, Freiherr von Strombeck, Regierungs⸗Assessor Frhr. von Fock, Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Freiherr von Knebel⸗Doeberitz, Negierungs⸗Referendarius, Freiherr zu 8 un und Knyph ausen, Rictmeister bei den Garde⸗-Ulanen⸗Regiment, nebst Gemahlin, sämmtlich aus Potsdam. Baron von Schütz, Kaiserl. russischer Oberst⸗Lieutenant, aus St. Petersburg.

Hotel de Brandebourg. von Tümpling, General⸗Major und Commandeur der 1sten Kavallerie⸗Brigade, nebst Gemahlin, aus Potsdam. Post⸗Secretair Conrad aus Sangershausen. 8

Hotel de Prusse. Oberforstmeister von Pachelbl⸗Gehag, Ritt

meister im Garde⸗Husaren⸗-Regiment Baron von Borcke, Lieutenant

im 1sten Garde⸗Regiment zu Fuß von Witzleben aus Potsdam.

Kaufmann Hangelmann aus Frankfurt a. d. O. Particulier Alberti

aus Königsberg in Pr.

heinischer Hof. von Werder, Brigadier der 2ten Gendarmerie⸗

Brigade, aus Stettin. Graf von Lottum, Königl. Kammerherr, und

Fräuleins J. und E. von Eichstedt aus Schwedt. Particuliers von

Stein aus Stettin und H. und E. von Germar aus Holzenfelde.

Medizinal⸗Räthe Dr. Dämerow aus Halle und Dr. Stapf aus

Naumburg. Dr. Groß, prattischer Arzt, aus Jüterbogk. Dr. Risbi,

praktischer Arzt und Gutsbesitzer, aus Ribsingen bei Elsenach. Kaufleute

Goullon aus Königsberg i. Pr. und Giebel aus Brandenburg.

Stadt London. Gutsbesitzer Barone von Winterfeldt aus Stettin und von Wedell aus Prenzlau. Gebrüder L. und C. Hoene, Guts⸗ besitzer, aus Friedrichsberg. Kaufmann E. Schütt und Particulier N. Schütt aus Hamburg. Bildhaner Affinger aus Nürnberg. Kaufmann Büchner aus Breslau. 8

König von Portugal. Die Gutsbesitzer Viereck nebst Gemahlin aus Schorrentin, Bockhahn aus Groß Nickels und Heydtmann aus Rostock. Kaufleute Hüpeden und Oppenheimer aus Braunschweig, Richter aus Magdeburg und Haußmann aus Danzig. Rentier Rilliet aus Genf. Wundarzt Kuntter aus Grüneberg. Buch händler Richter aus Breslau. Amtmann Böttcher aus Braunsberg. Amtsverwalter Hollerbach aus Breslau. Particulier von Langer⸗ mann und Gutsbesitzer von Langermann aus Doberan. Postmeister Kolpe aus Penzlin. Advokat Mende aus Neustrelitz. Schauspieler Degen aus Königsberg. Prediger Boltze aus Dieskau in Sachsen.

Kaiser von Rußland. Particulier von Littwitz aus Magdeburg. Kaufleute Zielke aus Koblenz, Geltke aus Danzig, Rehfeldt aus Leipzig und Cohn aus Breslau. Handlungs⸗Commis Weiler aus Heidingsfeldt. Oekonom Lentzer aus Dirschau.

König von Preußen. Kaufleute Schmidt aus Hamburg und Gott

schald aus Triest. Fabrikant Romberg aus Iserlohn.

Hotel de Saxe. Kaufmann Freudenreich aus Posen. Particulier von Barbv aus Potsdam. b 1

Rother Adler (Kölnischer Hof). Maurermeister Gützow und Forst mann von Minkwitz aus Neustadt⸗Eberswalde. Landwirth Mepeerr aus Chonin. Kaufleute Greenberg aus Stettin und Schneider aus Leipzig. 1

Meteorologische Beobachtungen.

R

Abends 10 Uhr.

Morgens 6 Uhr.

Nachmittags Nach einmaliger

29. Nov. 2 Uhr.

Beobachtung.

[Quellw ärme 6,5°0 R Flusswärme 4,42 R Bodenwärme 6,4 0 R. Ausdünstung 0,01 4 Rh. Niederschlag 0,046 Rh. Wärmewechsel! + 8,1 2 18““ R.. + 3,00 R.. 82 pot. WsW.

. 334,34 2 + 1. 72 pCt.

Luftwärme ,. Thaupunkt . . .. Dunstsüttigung Wetter

Wind Wolkenzug . ..

halbheiter.

WSW.

WSW.

Tagesmittel: 334,50“ Par.. +† 5,9* Königliche Schauspiele.

Freitag, 1. Dez. Carlo Broschi, oder: Des Teufels Antheil, komische Oper in 3 Abth., nach dem Französischen von Scribe. Musik von Auber.

Im Konzertsaale: La reprise de: Ele, drame en 5 actes et en prose, du thédtre frane Mr. Alevandre Dumas.

6 No⸗ Sonnabend, 2. Dez.

Mademoiselte de Belle- ais, par

Die Fräulein von St. Cyr.

Königsstädtisches Theater.

Freitag, 1. Dez. Max Helfenstein. Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf: Letztes Konzert des Konzertmeisters Herrn Karl Riefstahl aus Frankfurt a. M. 1) Fantasie für die Violine, von Vieuxtemps, vorgetragen von Herrn Riefstahl. 2) Ouvertüre. 3) a. „Lied ohne Worte“, für die Violine, von Herrn Riefstahl. b. „La Romanesca“, Volks⸗Lied aus dem 16ten Jahrhundert, für die Violine, von Ernst, vorgetragen von Herrn Riefstahl. 4) Ouvertüre. über „Weber's letzte Gedanken“, für die Violine, fkomponirt und vorgetragen von Herrn Riefstahl. Zum Schluß: Die verhängnißvolle Omelette. Vaudeville Scherz in 1 Akt.

Sonnabend, 2. Dez. (Italienische Opern-Vorstellung.) Zum erstenmale in dieser Saison: Maria, ozsia: La Figlia del Reggi- Opera bufsfa in 2 Atti. Musica del Maestro Donizetti.

Oeffentliche Aufführungen.

Freitag, 1. Dez., Abends 7 Uhr, im Jagorschen Saale: Konzert, gegeben von dem Pianisten G. Füller, Schüler des Herrn Mohs, unter Mitwirkung mehrerer anderer Musiker. Es werden darin unter Anderem ein Duo für Piano und Violine, Adagio und Rondo für das Piano, ein Duo für Piano und Violoncell, Compositionen des Konzertgebers, vorgetragen. Billets à ½ Rthlr. sind in den Musik⸗ Hanolungen von Bote und Bock, so wie Challier und Comp., zu haben. An der Kasse ist der Eintrittspreis * Rthlr.

111“ 1 2 Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

5) Variationen

mento-.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.

1ö81““

8

Beilage

zur

r v11A1XAX“X“

üemhihca h. ien 28 Zeitung.

1

Ausland nz Deutsche Bundesstaa

„Wür ttemberg. Stuttgart, 23. Nov. (. M.) Zu den Zügen aus Lißt's hiesigem Aufenthalte ist noch einer nachzutragen, der bisher nicht berührt werden konnte, weil der sehr in Anspruch ge⸗ nommene Künstler erst unmittelbar vor seiner Abreise Zeit fand, die othwendige Schluß⸗Bestimmung zu treffen. Außer dem Konzert vom 21. November, dessen Ertrag ganz zu wohlthätigen Zwecken be⸗ stimmt ist, hat er schon früher eines gegeben, das in doppelter Hin⸗ sicht von den gewöhnlichen abwich. Einmal sollten blos die hiesigen Lehrer und Schüler Zutritt haben, Erstere mit ihren Angehörigen, ind es waren daher die Eintrittspreise sehr mäßig gestellt; sodann sollte die Einnahme für Zwecke des Unterrichts verwendet werden. Die Anordnungen überließ Lißt ganz den Betheiligten, und ein Aus⸗ schuß von Lehrern unterzog sich diesem Geschäfte. Es wurden im Ganzen 1500 Karten ausgegeben, und Sonntag, den 12. No⸗ rember, Nachmittags 3 Uhr, war der Redoutensaal ge⸗ dringt voll, indem sich der größte Theil der reiferen lernenden Jugend beider Geschlechter und eine nicht geringe Zahl von Erwachsenen ein⸗ gefunden hatte. Es gereicht uns zur Freude, dem feinfühlenden Künstler unseren Dank auszusprechen, daß er, wie vor einem Jahre der gleich merkwürdige Vertreter einer anderen Kunst, Georg Kallen⸗ bach, der Jugend gedacht und ihr durch ein sehr einfaches Verfahren einen Genuß bereitet hat, der den Ruhm seiner Kunst und seiner Freigebigkeit auf Enkel und Urenkel bringen muß, weil bei dieser Art von Zuhörern jeder Eindruck fester haftet. Der Aufgabe, diesem Dank Worte zu leihen, hatte sich auf die Bitte des anordnenden Ausschusses Dekan Schwab unterzogen. Sein zierliches und herz liches Gedicht wurde während der musikalischen Pause von einem der Ausschuß⸗Mitglieder vorgetragen. Da Lißt bei seinem ersten viel bewunderten vor zwanzig

S.

Auftreten in Stuttgart Jahren noch ein Knabe gewesen war, so hatte der Dichter eine aus dem altdeutschen Gedichte Tristan und Isolde

gewählt, nach welcher der Knabe Tristan durch sein Harfenspiel die ister beschämt und die Zuhörer entzückt; ein sehr willkommenes Zusammentreffen von Wirklichkeit und Dichtung. Daß er jetzt, als gereifter Mann, noch die Jugend liebe, sie freigebig zu sich lade, bil⸗ dete den Uebergang zur eigentlichen Begrüßung. Das Gedicht war gedruckt worden, Lißt erhielt zum Andenken einen Pracht⸗Abdruck, andere wurden den Zuhörern vertheilt. Der Ertrag des Konzertes, bestehend in 645 Fl., ist gemäß der Bestimmung des Künstlers dem Rektor des Gymnasiums übergeben worden, und soll nach dessen Er— messen für Zwecke des Unterrichts verwendet werden, so daß zu den

bisherigen milden Stiftungen sich jetzt eine Lißtsche gesellt hat.

NGürhei. Konstantinopel, 8. Nov. (A. Z.) Der französische Ge⸗ andte, Herr von Bourqueney, hat durch seine Geschicklichkeit und Behanlichkeit einen doppelten Sieg gefeiert. Seinem entschiedenen Aufmeten in der Angelegenheit des wegen Glauben⸗Abfalls hingerich teeta Armeniers verdanken wir nun die der humanen Gesittung des 19 Jahrhunderts und der Ehre des europäischen Namens durch die Ebsetzung des Justiz⸗Ministers und des Conseil⸗Präsidenten (des venchtigten Nafiz Pascha's) von der Pforte gebrachte Huldi⸗ ig. (Siehe das gestrige Blatt der Allge meinen Preußi⸗ hen Zeitung.) Der Mufti selbst schwebte in großer Gefahr, em auch seine Entsetzung soll Herr von Bourqueney verlangt haben; mder Folge aber habe er dessen Entschuldigungsgründen Gerechtig⸗ et widerfahren lassen. Der Groß⸗Mufti hatte nach den Gesetzen des lams zwar auf die Hinrichtung des Armeniers angetragen, was er vermöge seiner Stellung thun mußte, er soll sich inzwischen wohl gehütet haben, an der darüber entstandenen Diskussion theilzunehmen; er habe den Divan entscheiden lassen und geschwiegen; er fragt daher ob jenes Stillschweigen mit Rücksicht auf seine oberpriesterliche Eigen schaft nicht an sich schon bezeichnend genug gewesen sei? Herr von Bourqueney scheint den Bewegungen und der Reaction der türkischen Großen gegen die Anschläge Riza Pascha's auf un⸗ bedingte und ausschließende Beherrschung des Großherrlichen Willens nicht fremd geblieben zu sein, und ihnen zuerst den Gedanken eingegeben zu haben, daß die Würde des Seraskierats mit den Functionen eines Ober⸗Hof⸗Marschalls, die Riza in sich vereinigt, sich nicht vertragen könne. Diesen Gedanken scheint nun die dem Pascha feindlich gesinnte Partei geltend machen zu wollen, und es verlautet, daß der Sultan ihren Gründen den gebührenden Beifall nicht ver⸗ sagt. Man sieht daher den Sturz Riza's als wahrscheinlich an. Diese Konjunktur eröffnet dem bekannten Reformer Reschid Pascha neue Aussichten auf die Erlangung eines Portefeuille's und auf den Sieg seines Systems (Annäherung an die europäischen Institutionen und dadurch Wiederherstellung der türkischen Macht).

Einen noch ungleich wichtigeren, in seinen Folgen bedeutenden Sieg hat Herr von Bourqueney dadurch errungen, daß es ihm ge⸗ lungen, den Standpunkt zu bestimmen, von dem aus die Pforte die griechische Revolution zu betrachten habe. Sie wissen, wie sehr das türkische Gouvernement in dieser Rücksicht geschwankt, und daß es sogar Augenblicke gegeben hat, wo es nach Rußland blickte, als der Macht, welche dem weiteren Umsichgreifen der griechischen Bewegung, falls diese im Süden der Türkei gefährliche Tendenzen zum Ausbruch gebracht hätte, einen Damm entgegensetzen würde. Herrn von Bour⸗

queney gelang es nun, die Besorgnisse der Pforte gegen die consti⸗ tutionelle Partei der Griechen zu beschwichtigen und ihr begreiflich zu machen, daß alle Gefahr, die der Lürkei von Griechenland her drohe, eigentlich von der nappistischen Partei ausgehe.

Die Pforte setzt bedeutende Kräfte nach den südlichen Paschaliks in Bewegung. Diese sollen vorzugsweise in Monastir und Larissa zusammengezogen und als Beobachtungs Corps aufgestellt werden. Nach dem ersteren Punkte sind bereits gegen 3000 Mann von allen Waffengattungen instradirt worden, in Larissa wird man sich vorläufig auf eine bis auf 5000 Mann verstärkte Garnison beschränken.

Der Kapudan Pascha Halil, des Sultans Schwagen die ver⸗ storbene Schwester des Großherrn S aliha Sultaneh war dessen Ge⸗ mahlin hat den größten Theil seiner Flotte in dem Kanal der Dardanellen vereinigt, wo er sich in diesem Augenblick mit seinem Admiralschiff selbst befindet. Es scheint, daß man seine Kreuzfahrten im Archipel, wo er mehr für seine Geld Interessen als für den Dienst des Vaterlandes gesorgt haben soll, mit ungünstigem Auge ansieht, und man kündigt bereits seine förmliche Entsetzung an. Daß der Sultan ihn, um ihn zu trösten, mit der Hand seiner letzten noch un⸗ verehelichten Schwester Adileh⸗Sultaneh geboren im Jahre 1831 beglücken wolle, ist ein leeres Gerücht, da die schöne Adileh seit einigen Tagen des 8 Reffen Mehmed Ali's, Said Pascha's, Verlobte ist. Diese Nachricht dürfte Ihnen ziemlich unerwartet kommen, da die Reibungen des Vice⸗Könige mit der

forte, die in der letzten Zeit fast zu emnem Bruche führen zu ollen schienen, alles andere eher erwarten Der von dem

1

Vice⸗König abgesandte ägyptische Bewerber um die Hand der groß⸗ herrlichen Schwester kam auf dem Dampfboot „Nil“ hier an und nicht mit leeren Händen, denn er brachte dem Sultan 10 Millionen Piaster, ein neugebautes niedliches Dampfboot, bestimmt den Exkur⸗ sionen des Sultans im Bospor zu dienen jedoch auch zu diesem Zweck viel zu schwach gebaut einen europäischen prachtvollen Wa⸗ gen mit einem herrlichen Postzug von vier arabischen Hengsten ꝛc. Der junge Sultan vermochte diesen unwidersprechlichen Beweisen der unbedingten Ergebenheit des Vice⸗Königs nicht mehr zu widerstehen. Daß dadurch in den Verhältnissen mit Aegypten eine wenigstens augenblickliche Modification eintrete, ist augenscheinlich.

Nachschrift. So eben gehen über den Stand der Dinge in Albanien und Thessalien beunruhigende Berichte ein. Nicht nur die Rajahs jener Provinzen, sondern auch türkisches Gesindel zieht in starken bewaffneten Haufen herum, und plündert und verheert das unbeschützte Land. Namik Pascha und Omer Pascha, beide bereits auf dem Marsche nach dem Süden begriffen, erhalten daher Befehle, ihren Marsch zu beschleunigen. 1

eca ege n.

O New⸗York, 2. Nov. Die Angelegenheiten von Kanada sind fortwährend in Ungewißheit, Alles ist in Bewegung in den bei⸗ den Provinzen, in welche sich dieses Land theilt. Morgen ist der Tag, an welchem das Kabinet die Frage, welche Stadt der Regie⸗ rungssitz sein soll, wieder anregen soll. Diese Frage war bekanntlich im legislativen Rathe, einem der beiden Zweige des Parlaments der Provinz, durch Ueberraschung gegen das Kabinet entschieden worden. Der definitive Ausgang dieses Prozesses ist, wie ich schon früher be⸗ merkte, zweifelhaft, weil einige liberale Reformisten von Ober⸗Kanada, welche gewöhnlich die allgemeine Politik des Kabinets unterstützten, von ihm abgefallen sind, während die Tories von Nieder⸗Kanada, wie Herr Moffat und Andere, von denen man hoffen konnte, daß sie durch den Vortheil sich anlocken lassen würden, die Hauptstadt in dem Theile des Landes zu haben, dessen Vertreter sie sind, ihre Vorliebe für diese oder jene Lokalität, vor den Interessen ihrer Partei ver⸗ stummen ließen. Die Frage der Lokalität, Billigkeit und Freiheit be⸗ ginnt nämlich durch einen vorherrschenden Gedanken dominirt zu werden, der stärker ist als sie in ihrem Einflusse auf die Meinung der Anglo⸗Kanadier. Dieser vorherrschende Gedanke besteht in der Besorgniß, das Uebergewicht der französisch⸗kanadischen Rage sich noch vergrößern zu sehen. Das ist der empfindliche Punkt, die wahre Frage, um die es sich handelt. Unter dem Gesichtspunkte der Gerechtigkeit betrachtet, könnte die Lösung nicht zweifelhaft sein. Montreal ist eine Stadt, deren Bevölkerung eben so sehr englisch als französisch ist; durch Verlegung des Sitzes der Regierung würde daher keine der beiden Ragen vor der anderen begünstigt. Dann ist zu bemerken, daß die französischen Kanadier, welche nahe an zwei Drittheile der Gesammt-Bevölkerung der beiden Kanada beträgt, nur 42 Mitglieder in dem Hause ernennen, das deren 84 zählt. Und von 42 Gewählten von Nieder⸗Kanada sind 24 von englischer Ab⸗ kunft, nur 18 von französischer. Von den 24 englischen Mitglie⸗ dern wurden 15 aus freien Stücken von den französischen Kanadiern gewählt. Der andere Zweig des Parlaments, der legislative Rath, besteht aus 36 Mitgliedern. Ober⸗Kanada ernennt deren 19, und Nieder⸗Kanada 17, wovon nur 10 von französischer Abkunft sind. Es ist also nicht wohl abzusehen, wie die Engländer bei einem so offenbaren Mißverhältniß zu ihren Gunsten, sagen können, sie würden unterdrückt und geopfert, weil der Sitz der Regierung in einer Stadt von gemischter Bevölkerung sein werde. Und doch thun sie dieses, und in der That glauben sich die Ober⸗Kanadier von englischer Abkunft in dem Falle, daß Montreal der Regierungssitz würde, so sehr be⸗ nachtheiligt, daß sie keinen Anstand nehmen, von Lostrennung zu sprechen. Dieser Gedanke wird durch die unter ihnen herrschende Mißstimmung um so mehr befördert, als auch das Interesse, die Eigenliebe und die Gemeinschaft des Ursprungs, der Sprache und der Sitten, die sie mit ihren Nachbaren, den Nord⸗Amerikanern, verbin⸗ det, zu dessen Gunsten spechen. Es liegt also eine unverkennbare Gefahr für die Krone Englands vor. Auf der anderen Seite aber haben die französischen Kanadier die größere Zahl, den Besitz des Bodens, die Gerechtigkeit ihrer Sache für sich, so wie eine Majorität, die sicherlich durch ihre Allianz mit einer der drei Parteien, in welche das Parlament getheilt ist, ihnen wiederkehren wird. Man muß also wohl mit ihnen abrechnen, wenn man nicht selbst den Schein der Repräsentativ⸗Regierung abschaffen, und sich zu einer schreienden Parteilichkeit verleiten lassen will. Das ist das schwierige Dilemma, in welchem die englische Politik in Kanada jetzt eingeklemmt ist, und aus welchem sie nur durch eine mit Festigkeit gepaarte Billigkeit her⸗ vorgehen kann. Inzwischen fährt das franko⸗kanadische Kabinet fort, durch Maßregeln Popularität zu erlangen, welche siegreich die von seinen Gegnern vorgebrachten Beschuldigungen gegen dasselbe verstummen machen. Unter diesen Maßregeln ist vorzüglich eine zu erwähnen, wozu Herr Lafontaine die Initiative gegeben hat, und deren Zweck ist, die vollkommene Unabhängigkeit des Parlaments zu sichern. Nach dieser bereits vom Hause angenommenen Bill sind alle öffentlichen und bezahlten Beamten, von den Richtern der Königsbank und dem Vice⸗Kanzler an, bis zu den Büreauschreibern und den Aerzten der öffentlichen Etablissements für unfähig erkläet, im legislativen Rathe und in dem Assemblyhouse zu sitzen. Die Mitglieder des vollziehen⸗ Rathes, d. i. die Mitglieder des Kabinets allein sind von dieser Aus⸗ schließung ausgenommen. Die Richter, Recorders, Zoll⸗ und alle Steuer⸗Beamten sind außerdem für unfähig erklärt, an der Wahl der Mitglieder der legislativen Versammlung Antheil zu nehmen.

Wie man auch über diese durchaus radikale Bill urtheilen mag, die nach der gegenwärtigen Session zum Vollzuge kommen soll, so muß man doch anerkennen, daß das Kabinet dadurch einen Beweis giebt⸗ es jedenfalls nicht Einfluß durch Bestechung zu gewinnen rachtet. 8 8 Bäls n eine m knabefhe Parlamente vorgekommenen rückung der geheimen Gesellschaften zu erwäh⸗ nen, welche in dem zum Comité umgewandelten Hause vollständig durchgegangen ist. Eine Bill, das Verbot von Partei⸗Umzügen be⸗ treffend, erregte, als offenbar gegen die Orangisten⸗Gesellschaften ge⸗ 8 lebhafte Debatten. Endlich liegt dem Parlament ein neues heeshe für die Dampfschifffahrt in der Provinz vor, worin unter erem auch ein absolutes Verbot aller Dampfmaschinen mit Hoch⸗ druck auf den Dampfschiffen daselbst enthalten ist. Der Oberst Johnson befindet sich bereits seit mehreren Tagen hier, Herr Webster ist heute angekommen.

Die Provinz Rio Grande do Sul de San Pedro.

Der schon seit Jahren währende Aufstand der Provinz Rio Grande do Sul de San Pedro, welcher einen dauernden Kriegs⸗Zustand daselbst zur Folge hatte, hat in neuester Zeit auch die Aufmerksamkeit Europa's auf diese noch wenig gekannten Gegenden Brasiliens gelenkt. Wir verdanken der gütigen Mitiheilung eines Deutschen, welcher als Offizier in Kaiserlich

ter öXX“

brasilianischen Diensten mehrere Jahre an jenen Kämpfen thätigen Antheil hatte, darüber sehr interessante Aufschlüsse, welche wir hier im Auszuge wiedergeben.

„Die südlichste Provinz Brasiliens, Rio Grande do Sul de San Pedro gränzt nördlich an die Provinz San Paulo, östlich an die Provinz Santa Catharina und den Atlantischen Ocean, südlich an Uruguay oder die Banda oriental und westlich an die Argentinische Republik. Sie hat auf einem Flächenraum von 8700 Quadratmeilen 80,000 Einwohner, von denen die ethes Hälfte aus Weißen, die andere Hälfte aus Indianern (Capoculos), Mulatten und Schwarzen (die letzten beiden sind gewöhnlich Sklaven) besteht.

Das Land hat ein gemäßigtes und gesundes, dem Europäer sehr an⸗ genehmes und zuträgliches Klima und wenige Länder dürften sich eines bes⸗ seren zu erfreuen haben. „Der westliche Theil wird von einem Gebirgsarm eingenommen, der hier schon eine bedeutende Höhe erreicht, dessen obere Nͤchen aber, die großen Waldstrecken ausgenommen, dennoch bewohnt sind. In diesen Wäldern hausen noch die wilden Völkerschaften, wie die Boto⸗ euden, die einen Pflock in der Unterlippe tragen, die Croados, die sich eine Glatze scheeren und Andere. Das Land am Fuße des Gebirges bildet eine herrliche Ebene, die von schönen Flüssen durchzogen ist und aus Campo *) (Weideland) besteht.

„Die Hauptstadt der Provinz heißt Porto Alegre, sie liegt sehr roman⸗ . auf einer Anhöhe, zu drei Viertheilen mit Wasser umgeben, an dem 15 grande do Sul de San Pedro, welcher den Rio Pardo, Rio de Cahi,

Rio de Cimo und Rio de Caxoeira (von denen die drei ersten 20 bis 30 Meilen weit schiffbar sind) aufnimmt, in die Lagöa dos Patos und mittelst dieser Lagune ins Meer strömt. Die Lagune hat von ihrer Ausmündung ins Meer bis Porto Alegre, auf eine Strecke von 50 Meilen, hinreichende Wassertiefe für zwei⸗ und dreimastige Schiffe. Die Stadt hat 12,000 Ein⸗ wohner und treibt einen ziemlich ausgebreiteten Handel; denn außer der Menge Küsten⸗Fahrzeuge kommen bereits viele ausländische Schiffe hier an und bringen alle mögliche Handels⸗Artikel, da es hier keine Fabriken giebt.

Außer der Hauptstadt giebt es noch einige blühende Handelsstädte, wie Rio Grande, an der Lagög dos Patos, zwei Meilen vom Meere; Santo Francisco de Paulo, acht Meilen von Rio Grande, an dem breiten Flusse Chagoarao; Rio Pardo, 25 Meilen südwärts von Porto Alegre, unweit des Gebirges; und ganz im Süden San Borjo, welches etwa 80 Meilen von der Hauptstadt entfernt ist und einen bedeutenden Handel, namentlich Tauschhandel mit Paraguay, treibt. Außerdem sind in der Provinz noch viele kleine Städte oder eigentlich Flecken.

Der eingeborene weiße Brasilianer dieses Landestheiles unterscheidet sich, sowohl in seinem Aeußeren, als in seinem Charakter, sehr von seinen Landsleuten in den nördlichen Provinzen. Das Volk ist hier von kräftiger Natur, schönem, schlanken Körperbau, feurig und lebhaft, während die Be⸗ wohner der anderen Provinzen Brasiliens träger und schwächlicher sind. Es zeigt sich hier vorzüglich unter den Gebirgs⸗Bewohnern ein wesentlicher Unterschied, wozu wohl die Lage und das Klima viel beitragen mögen. Man findet hier sehr alte Leute, so z. B. einen Mann von 132 Jahren, der noch vor zwei Jahren täglich einen Spazierritt machte; ferner fünf Brüder, die sämmtlich über 100 Jahre alt sind, aber ursprünglich von den Capoculos abstammen. Die Frauen beschäftigen sich hier vorzüglich mit der Krankenpflege, wobei ihnen die vielen hier wachsenden medizinischen Kräuter zu Statten kommen. Die Nahrungsmittel sind sehr einfach: Rindfleisch, schwarze Bohnen, Mais und Milch kommen bei den Vornehmsten fast täglich dreimal auf den Tisch; alle Speisen werden wenig gewürzt.

Das weibliche Geschlecht bildet sich hier sehr früh aus und ist mit dem 13ten Jahre zum Theil völlig ausgewachsen. Es ist nichts Unge⸗ wöhnliches, sich mit dem 12ten Jahre zu verheirathen; ja es kommen so⸗ gar Beispiele vom Sten, 9ten und 10ten Jahre vor, doch lebten in diesem Falle die Eheleute anfangs getrennt. Es ist hier Sitte, daß Alles sich verehe⸗ licht, und selbst die ältesten Greise heirathen oft ganz junge Senhoras, die häufig von ihren Aeltern dazu gezwungen werden. Die Frauen, welche hier nicht viel arbeiten und sich uͤberhaupt nicht viel bewegen, werden im Allgemeinen sehr stark, was schon mit dem 20sten Jahre beginnt. Ihre in der Regel sehr zahlreichen Kinder lassen sie durch eine Sklavin erziehen. Diese Landdamen sind ziemlich gebildet und zwar ungleich mehr als die Männer, beinahe den Stadtdamen gleich; sie kleiden sich fein und es ist ihnen ein artiges Benehmen eigen. Das Hauptgeschäft der Männer be⸗ steht darin, auf ihren Ländereien umherzureiten, um nach ihren Viehheerden zu sehen, die beständig im Freien bleiben. 8 Der Haupt⸗Erwerbszweig dieser Provinz besteht in der Viehzucht. Die Besitzung eines Landmannes nimmt gewöhnlich einen Raum von 1 Meile Länge und ½ Meile Breite ein, worauf 10,000 15,000 Stück Rindvieh und zahlreiche Pferde gehalten werden können; doch giebt es Eigenthümer, die größere Landstrecken und 100,000 Stück Vieh und dar über besitzen. Da diese Besitzungen (Estançias) keine Umzäunungen haben, so werden von Zeit zu Zeit sogenannte Rodeios gehalten, d. h., das Vieh wird an gewissen Plätzen zusammengetrieben und jedes noch nicht gezeichnete Stück mit einem Eisen gebrannt, welches ein beliebiges Zeichen trägt. Die fetten, 5— bjährigen Ochsen von 600 Pfund Gewicht kosten 8 10 Mil⸗Reis (ein Mil⸗Reis = 20 Sgr.). In den Sommer⸗Monaten Ja⸗ nuar, Februar und März (die bekanntlich den Monaten Juli, August, September in der nördlichen Halbkugel entsprechen) werden die fetten Thiere in die sogenannten Charquiaden (Schlächtereien) gebracht, wo, je nach der Größe der Anstalt, täglich 300 500, ja, bis 1000 und darüber geschlachtet werden. Zu jeder Charquiade gehört eine bedeutende Anzahl Neger, von denen jeder eine bestimmte Stückzahl schlachten und das Fleisch in große feine Scheiben schneiden, mit Salz einreiben und zum Trocknen in der Luft aufhängen muß; ist es getrocknet, so wird es wie eine Getraide⸗ Miete aufgeschichtet, bis es nach anderen brasilianischen Provinzen verschifft werden kann. Die Pferde⸗ und Maulthier⸗Zucht ist gleichfalls sehr bedeu⸗ tend. Man kauft für 10 Mil⸗Reis (6 Rthlr. 20 Sgr.) schon ein gezähm⸗ tes und recht gutes Pferd; noch nicht gezähmte Stuten kauft man in Quantitäten häufig zu 1 Mil⸗Reis; diese bleiben zur Zucht.

Ackerbau wird wenig und nur am Fuße der Gebirge getrieben. Der Boden dieser Wälder ist so ergiebig, daß nie gedüngt wird; er trägt leicht das funfzigfältige und doch baut man wenig Korn. Nord⸗Amerika versorgt die Provinz mit Weizen⸗Mehl. Dagegen pflanzt man viel Manioca **),

*) Es giebt für dies Wort kein ihm ganz entsprechendes deutsches. Man bezeichnet mit dem Worte Campos sowohl die eigentlichen natür⸗ lichen Graswiesen der Thäler, die sich an den Höhen herabziehen und, sel⸗ ten durch niedrige Wälder unterbrochen, nicht durch frisches, liebliches Grün, sondern durch die bunte Menge und Neuheit ihrer Pflanzenformen das Auge reizen, als auch jede Ebene, z. B. an der Ostküste den während der Ueber⸗ schwemmung unter Wasser stehenden Theil des Flußthales, flache Küsten⸗ striche am Meeres⸗Ufer u. s. w., überhaupt jede Gegend, die nicht mit un⸗ durchdringlichem Urwald (Matto; im Spanischen: Monte) bedeckt ist. Selbst in Nord⸗Brasilien, wo die glühenden Steppen von Pernambuco, Ciara u. s. w. den Llanos des Orenoco und den Pampas des Plata⸗Stromes ähnlich werden, bleibt die Benennung „Campos“ noch gewöhnlich. Aber jene Campos sind selbst in den Thälern weder mit den Alpenwiesen, noch mit den nordischen Wiesen (Wischen) an der Elbe u. s. w. zu vergleichen. Auf dem meistens rothen, mit vielen Quarztrümmern vermengten, harten Lehm⸗ boden stehen einzelne Büsche graulich⸗grüner, behaarter Gräser, bald näher, bald entfernter von einander und zwischen ihnen ein Heer der niedlichsten, krautartigen Gewächse von größter Verschiedenheit in Färbung und elegan⸗ ter Blumenbildung, von Kolibris, prächtigen Schmetterlingen u. s. w. um⸗ schwärmt. 8 R-—ck.

¹ **½) Janipha Manihot. Humb. et Kunth, Jatropha Manichot L., gehört zur Familie der Euphosbiaceen; es giebt zwei Arten, eine süße und eine bittere (im spanischen Amerika Juca dulce und Juca amarga genannt), die Wurzel der ersteren Art, Manihot Aipi Pohl, ist unschaͤdlich, die der letzteren, Manihot utilissima P., enthält einen scharfen weißen Saft, der ein schnellwirkendes Gift ist, das sich aber durch Auspressen und wieder⸗ holtes Waschen leicht entfernen läßt. Man baut die Manioc⸗Pflanze, deren Heimat Brasilien ist, in einer Zone, die sich etwa zu beiden Seiten des Aequators bis Lat. 30° erstreckk und bis zu einer absoluten Höhe von 3000 Fuß. Auch auf der Westküste von Afrika, namentlich in Congo und Guinea

1“ 11““ S