1844 / 38 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Bei dem Gedanken, daß der

8 F bi 8 t. V nice Aufmerlsamleit auf 86, n, 9 —r Thron von Frankreich erhob,

7 9 ¹ Enkel Karl'’s X. 8 offen I““ könnte, um die schöne und daß er eines Tages Stirne seines Ahnen entfallen 1b ewinnen, welche der Stirne se⸗ . Krone wieder zu gewemnne ürlich auf dieses Land (die Vendée) ge⸗ ist, haben sich die Blicke natürli 5 eine Ergebenheit fur die ich sich v ch nicht langer Zeit durch seine Ergebe richtet, das sich ven. nocher Bourbonen berühmt gemacht hat. Wenn man Sache der EFöö2 schenlen dürfte, so würde sich bereits auf einigen einigen v * rt des Westens eine neue Aufregung kundgeben in Punkten der Depan enkünfte welche der junge Prätendent zu London mit Folge der 1bt hat, und die Regierung hätte es für nöthig er⸗ seinen Anhaͤngern labe neberwachungs⸗Maßregeln an unseren Küsten anzu⸗ achtet, 2 sie den Eintrit eines nahen Ereignisses besorgte. ordnen, gerade als ob⸗ ichen Blättemn wären diese Besorgnisse ohne allen Nach anderen öͤffentlie 1“ der Art, daß sie nicht ein⸗ Brund, und die Lage der Vendée wäre jetzt von der ie nicht ein⸗ br. der legitimistischen Partei erlaubte, die öffentliche Ruhe zu stören, deren das Land Fen mehreren Jahren leichmäßig übertrieben Diese verschiedenen Angaben sind gleichmäßig ühernichen. Trotz der geräuschvollen Manifestationen, die kürzlich auf dem Belgrave⸗ Sauare zu London zu Gunsten des Herzogs von Bordeaurx stattgefunden A.a⸗ ist es als zuverlässig anzunehmen, daß die legitimistische Partei für aneriche daran denkt, die Fahne des Aufstandes gegen die Regierung von 1880 zu erheben. Die Vendee genießt der vollkommensten Ruhe, und bei der juͤngst erfolgten Berufung eines Theils der jungen Leute der Alters⸗ klasse von 1842 unter die Fahnen ist kein einziger Widerspenstiger vorge⸗ fommen. Gleichwohl darf man nicht glauben, daß die Anhänger der ge⸗ 8 stürzten Dynastie den Gedanken aufgegeben haben, noch einen Aufruf an die Ergebenheit der Bevölkerungen dieses Landes ergehen zu lassen, und es ist nicht zu zweifeln, daß er da und dort Wiederhall finden würden. „Ohne Zweifel, und welches auch die möglichen Ereignisse sein mögen, welche uns die Zukunft vorbereitet, würden die neuen Interessen, die im Lande erwachsen sind in Folge des zunehmenden Wohlstandes in allen Klassen der Gesellschaft, jedem Versuche zu einem allgemeinen Ausfstande einen lebhaften Widerstand entgegensetzen; aber nicht minder zweifelhaft ist, daß in einem schwierigen Augenblicke, wie deren selbst die stärksten Regie⸗ rungen durchzumachen haben, wenn die alte Fahne der Vendée an unseren Kusten entfaltet und auf einigen unserer Kirchthüme, auf einigen Pavillons unserer Schlösser aufgepflanzt würde, noch immer Leute genug um dieselbe sich schaaren würden, um den inneren Frieden unseres platten Landes zu stören, und wie im Jahre 1815 eine schlimme Diversion für die Bemühun⸗ en zu machen, welche dann die nationale Regierung machen müßte. Es ist unzweifelhaft, daß einige neue Funken aus diesem alten Heerde des Bür⸗ gerkrieges aufleuchten würden, dessen Asche noch ganz heiß ist, und aus dem noch im Jahre 1832 einige Blitze losbrachen, deren letzter Abglanz noch kaum verschwunden ist. „Aber bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge wird die legitimistische Partei sich wohl hüten vor jedem unmittelbaren Versuche; sie hat ein ge⸗ schickteres System angenommen, sie wartet die Ereignisse ab und bereitet sich vor, dieselben bei ihrem Eintritte so viel und so gut als möglich zu be⸗ nutzen. Das Loosungswort ist offenbar dahin gegeben worden, zurückzuhal ten und Alles vorzubereiten für die Tage, wo Verwickelungen in den inne⸗ ren oder äußeren Angelegenheiten Frankreichs entstehen können. Der so bedauernswerthe Tod des Herzogs von Orleans schien insbesondere diesem System Aussichten auf Erfolg bieten zu müssen. Inzwischen suchen die gewandteren Männer der Partei, begünstigt durch unsere Institutionen, bei den öffentlichen Angelegenheiten sich zu betheiligen, und sich darin Stellun⸗ gen zu verschaffen, in welchen sie ihrer Sache zu dienen vermögen. „Der Geistlichkeit besonders ist die Aufgabe übertragen worden, die Herrschaft der Partei über die Bevölkerungen der Vendée aufrecht zu er⸗ halten. Bekanntlich war die Geistlichkeit zu allen Epochen der Haupt⸗Agent der Aufstände der Vendée gewesen, und alle Bemühungen haben jetzt zum Ziele, diesen Einfluß auf die Landleute des sogenannten Bocage aufrecht zu erhalten und auszudehnen, um eines Tages, wenn die Umstände es er⸗

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lauben sollten, von neuem davon Gebrauch zu machen. Wirklich ist es eine Thatsache, daß namentlich im Departement der Vendée, unter der Leitung eines seit langer Zeit durch seine politischen Intriguen bekannt gewor⸗ denen Chefs, der Klerus, begünstigt durch die allzu große Nach⸗ sicht und Duldsamkeit der höheren Behörde, auf allen Seiten seine Mittel zum Handeln auf eine wirklich unglaubliche Weise verviel⸗ fältigt. Auf allen Punkten organisiren sich Männer und „Frauen⸗ Klöster, Congregationen jeder Art, Missionen von Jesuiten und öffentliche und geheime Verbrüderungen, für welche man Anhänger in allen Klassen der Gesellschaft zu gewinnen und zu werben bemüht ist. In dem einzigen Arrondissement von Bourbon⸗Vendée haben fünf der besten Schulen der Kantons⸗Hauptorte seit geringer Zeit eingehen müssen, um religiösen Schu⸗ len Platz zu machen, die unter die oberste Aufsicht und Leitung der Schüler Loyola's gestellt sind. In dem einzigen Arrondissement von Fontenay durch⸗ ziehen in diesem Augenblicke mehr als zwanzig Missionaire die Gemeinden. Jetzt reiht man diese Landleute unter grünen und weißen Fahnen für fana⸗ tische Uebungen ein, läßt Missionskreuze durch sie aufpflanzen, deren fatale Wirkungen wir vor wenigen Jahren noch erst in Belgien gesehen haben, wo die öffentliche Ruhe und Oidnung bekanntlich aufs härteste dadurch bedroht wurde, da die Demonstrationen dieser Art wieder andere im entgegengesetzten Sinne hervorriefen, und so nur mit Mühe selbst blutige Konflikte vermie⸗ den werden konnten; wenn man nun vorläufig in der Vendée zu derglei⸗ chen ostensibeln Zwecken die Bauern gewissermaßen in Regimenter formirt, warum sollte man sie nicht eines Tages auch für andere Zwecke benutzen wollen? Man lasse nur den Angenblick kommen, und man würde sehen, ob sie nicht dem etwa erlassenen Aufrufe Folge leisten würden.

„Das ist die wirkliche Lage der legitimistischen Partei in der Vendée, sagt der Verfasser des vorstehenden Schreibens und fügt noch bei: Die Demonstrationen von London haben nur zum Zwecke S an. die Ansprüche des Herzogs von Bordeaurx laut und feierlich zu verkünden und seine Zu⸗ stimmung zu den Gesinnungen seiner Anhänger öffentlich und vor aller Welt zu besiegeln. Man hat ihm eine Art offizieller Stellung als Präten⸗ dent gegenüber von Frankreich und Europa geben wollen; man wollte die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn lenken, von ihm sprechen machen. Die⸗ ses Ereigniß hat in der Vendée Wiederhall gefunden; die alten Erinnerun⸗ gen sind dadurch wieder aufgeweckt, die Gesinnungen und Gefühle der Er⸗ gebenheit und Anhänglichkeit aufs neue angefeuert, das „heilige Feuer“ von neuem angefacht worden; aber man darf sicher sein, daß für jetzt wenigstens weitere Resultate daraus nicht erwachsen werden.“

Ich glaubte kein Wort an dieser Darstellung ändern zu dürfen, die mit genauer Sachkenntniß abgefaßt, ein eben so klares als unpar⸗ teiisches Gemälde von den Zuständen des Westens entwirft. D iese Darstellung bietet ein um so höheres Interesse in dem Augenblicke, wo die Führer der legitimistischen Partei in der Deputirten⸗Kammer nach der Annahme des ihr Verhalten brandmarkenden Paragraphs der Adresse, ihre Stellung in der Kammer als unhaltbar erkennend, unter einer Art von Protestation ihre Entlassung aus derselben ein⸗ gereicht haben und also demnächst wahrscheinlich wieder vor ihren Wählern erscheinen werden. Dieser Schritt eines Theils der legiti⸗ mistischen Deputirten ist von so großer Wichtigkeit und kann so fol⸗ genreich werden, daß es absolut nöthig wird, die Thatsachen genau festzustellen, da sie die Anhalts⸗ und Stützpunkte für die Beurthei⸗ lung aller daraus in Zukunft noch etwa hervorgehenden Ereignisse abgeben werden. Ich erachte es daher für nothwendig, hier kurz dieselben zusammenzufassen.

Es waren im Ganzen die folgenden legitimistischen Deputirten in London bei den hier anstößig erschienenen Auftritten von Belgrave⸗ Square zugegen gewesen, nämlich die Herren Verryer, Bechard, Her⸗ zog von Valmy, de Larcy, de Preigne und Blin de Bourdon; Herr von Laroche⸗Jacquelin kam etwas später zu London an. Dessenun⸗

eachtet war der Letztgenannte der erste, der nach Annahme des schar⸗ 4 Paragraphs der Adresse gegen seine Partei, jedoch nur durch ganz einfache Erklärung seine Entlassung als Deputirter von Ploör mel einreichte. Ihre Entlassung in einer Form, die man einer Pro⸗ testation gegen das Verfahren der Kammer gleichachten kann, haben gestern gegeben die Herren Berryer, Herzog von Valmy und de Larcy. Nur diese drei haben die Eingabe an den Präsidenten der Kammer, die Sie heute durch die Journale erhalten, unterzeichnet. Man hatte zwar gestern versichert, auch Herr Blin de Bourdon habe noch nach⸗ lraͤgiic seine Unterschrift jener seiner drei genannten Kollegen bei⸗

gefügt, aber bis jetzt hat sich diese Angabe nicht bestätigt. Von Herrn Bechard, der während der Diskussion der Adresse bis zum

letzten Augenblicke als der Hauptvertheidiger seiner Partei neben Herrn Berryer aufgetreten war, so wie von Herrn de Preigne, hat

man bis jetzt keinen ähnlichen Schritt vernommen. Daß Herr von Laroche⸗Jacquelin zu Ploörmel wieder gewählt werden wird, im

Falle er nicht, was sehr unwahrscheinlich ist, sein Entlassungsgesuch

zurücknimmt, ist sehr zu bezweifeln, da er bei Eröffnung einer neuen

Wahl natürlich nicht mehr auf die Unterstützung der Regierung rechnen

kann, welcher allein er bei der letzten Wahl seinen Sieg zu danken hatte.

Der frühere Deputirte des Arrondissements von Plobrmel war Herr de

Sivry gewesen, der zur Fraction des linken Centrums gehörte, und

der nun alle Aussicht hat, seinen früheren Platz in der Deputirten⸗

Kammer wiederzuerhalten. Die Ansichten über die Unzweckmäßig⸗

keit für das Ministerium, einen Kandidaten zu unterstützen, der, wie

Herr von Laroche⸗Jacquelin, in der ärgerlichen Geschichte der bekann⸗- ten, dem König unterstellten Briefe eine Hauptrolle gespielt hatte, waren stets so ziemlich ungetheilt gewesen und haben durch die neue⸗ sten Vorgänge eine neue Bestätigung erhalten. Herr Berryer wird

wohl, so glaubt man wenigstens allgemein, von dem Wahl⸗Kollegium

der Stadt Marseille, das er bisher in der Kammer vertrat, wieder

gewählt werden; dasselbe glaubt man jedoch mit geringerer Zuver⸗

lässigkeit in Betreff des Herzogs von Valmy zu Toulouse, wo wahr⸗

scheinlich Legitimisten und Republikaner, wie dies auch in der Kammer

der Fall war, zu seiner Wiederwahl sich die freundschaftliche Hand reichen werden. Was Herrn de Larcy's Schicksal sein wird, läßt sich nicht vorhersehen.

Die jetzigen Vorgänge in Frankreich sind jedenfalls von ernster Natur, und es bedürfte des hellblickenden Auges eines Sehers, um die Begebnisse der Zukunft zu errathen, welche die Gegenwart in ihrem Schoße noch verborgen hält. Aber jedenfalls ist es rathsam, ja un⸗ erläßlich, dem Gange und der Entwickelung dieser Dinge die auf⸗ merksamste und ununterbrochenste Beachtung zu widmen.

Handels- und Börsen-Uachrichten.

Leipzig, 31. Jan. (L. H. Z.) Die Ausfuhr nach dem Erzgebirge und Bayern nimmt von hier fortwährend zu. Als Beweis mag die An⸗ gabe dienen, daß in dem eben zurückgelegten Monat Januar auf der Mag⸗ deburg⸗Leipziger Eisenbahn, mit Inbegriff eines sehr kleinen Theils auf der Leipzig⸗Dresdener, gegen 13,000 Dresdner Scheffel Getraide aller Art her angekommen und zum bei Weitem größten Theile nach den obengenannten Landstrichen gegangen sind. Diese vermehrte Ausfuhr hat indessen auf die

Preise wenig Einfluß gehabt, und sind besonders die des Weizens gedrückt. 9

Der Wispel zu 12 dresdn. Scheffel wurde bezahlt: Weizen 174./180pfünd. mit 51 bis 54 Rthlr.; Roggen 160 /166pfünd. 38 bis 40 Rthlr.; Gerste 26—27 Rthlr.; Hafer 100 /106pfünd. 14 —15 Rthlr.; Erbsen 30—

37 Rthlr.

Bekanntmachungen

[1112] Bekanntmachung

Der Kaufmann und Kirchen⸗Rendant Ullrich zu Annaburg hat am 29. Januar früh ¼ auf 4 Uhr Anna⸗ burg verlassen, um angeblich nach Torgau zu fahren, ist aber nicht nach letzterem Orte, sondern nach Herz⸗ berg zu gefahren, und hat sich am 30sten v. Mts. auf dem Bahnhofe zu Jüterbogk zur Fahrt nach Berlin einschreiben lassen.

Da derselbe, so wie der Lohnfuhrmann Lehmann, der ihn auf einem kleinen Leiterwagen gefahren, noch nicht zurückgekehrt ist, von den ihm als Kirchen⸗Ren⸗ dant anvertrauten Kirchen⸗Vermögen aber

4200 Thlir. englischer Anleihe fehlen, so muß angenommen werden, daß der Ullrich gedachte Summe mitgenommen und sich aus böslicher Absicht entfernt hat.

Die gedachte Summe, bestehend aus solgenden sechs Scheinen, jeder zu einhundert Pfund Sterling, Nr. 5960.

5961. 5962. 5963. 5964. u. 22356.

2230

5 Ich ersuche alle lizei⸗Behörden, auf den unten signalisirten Ullrich vigiliren, so wie denselben im Be⸗ tretungsfalle sicher hierher bringen zu lassen, so wiecüber⸗ haupt um sofortige Mittheilung, falls von dem Ullrich oder Lehmann sich irgend eine Spur zeigen sollte. Die fehlenden englischen Papiere waren sämmtlich von der unterzeichneten Behörde außer Cours gesetzt. Torgau, am 3. Februar 1844. 9 Der Königliche Landrath. . Gf. v. Seydewitz. Signalement des UÜllrich. Name: Gustav Adolph Ullrich, Stand: Kauf⸗ mann und Kirchen⸗Rendant, Alter: 33 Jahr, Größe: Fuß 5 Zoll, Haare: blond, Stirn: bedeckt, Augen⸗ braunen: blond, Augen: blau, Nase: klein, Mund: klein, Kinn und Gesicht; rund, Statur: starker, Beson⸗ dere Kennzeichen: Keine. Belleidet war derselbe mit einem grünen Tuchrocke, en Schlafrocke, grauen Mantel, einer grünen Tuch⸗ mütze. Legitimirt wird er durch eine am 2. Januar c. ihm

AIl ge meiner Anzeiger.

Dezember 1785, der Stiftungs⸗Urkunde, verordnet, daß die Zinsen des ursprünglich mit 2000 Thlr. ausgesetz⸗ ten, jetzt auf 3700 Thlr. in Staatsschuldscheinen ange⸗ wachsenen Stiftungs⸗Kapitals als ein Stipendium vor⸗ zugsweise an Mitglieder aus des Stifters Familie, welche auf der Landesschule Pforta oder den beiden vormaligen sächsischen Universitäten studiren, oder ein ehrliches Handwerk lernen, auf drei Jahre gereicht wer⸗ den sollen.

Da diese beiden Stipendia jetzt vakant sind und sich seit länger als vier Wochen, nach Ablauf des letzten Genußtermins, kein qualifizirter Geschlechts⸗Verwandter zu diesen Stipendien gemeldet hat, so werden die unbe⸗ kannten Interessenten hiervon in Kenntniß gesetzt und zu dem auf

den 29. März 1844, Vormittags 11 Uhr, im hiesigen Ober⸗Landesgerichts⸗Lolale vor dem Depu⸗ tirten, Ober⸗Landesgerichts⸗Assessor Berendes, anbe⸗ raumten Termine vorgeladen, um ihre Ansprüche anzu⸗ melden und ihre Verwandtschaft mit den ad 1. und 2. genannten Stiftern der erledigten Stipendien nachzu⸗ weisen. Sollte sich Niemand melden und legitimiren, so wird über die Verwendung dieser Stipendien zum Besten an⸗ derer würdiger und bedürftiger Studenten verfügt wer⸗ den. Naumburg, den 19. Januar 1844.

Königl. preuß. Pupillen⸗Kollegium.

8 [529 b] II 1 Unter Hinweisung auf die den Stralsundischen Zei⸗ tungen in extenso inserirten Ladungen vom heutigen Tage werden Alle und Jede, welche an die auf Rügen im Gingster Kirchspiele belegenen, unlängst verkauften, bisher im Besitz der von der Ostenschen Familie befind lichen Allodialgüter Dubkevitz und Klucksevitz c. p. aus irgend einem Grunde Rechtens Forderungen und An⸗ sprüche haben und machen zu können vermeinen, auf den Antrag der bisherigen Gesammt⸗Eigener und Ver⸗ käuser, zu deren Anmeldung und Beglaubigung in ei⸗ nem der folgenden Termine, als: S am 15. Januar, am 5. oder 26. Februar 1844, Morgens 10 Uhr, vor dem Königl. Hofgericht, bei Vermeidung der am 18. März k. Js. zu erkennen⸗ den Präklusion, hiermit aufgefordert. Datum Greifswald, den 13. Dezember 1843.

am

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hier ertheilte Eisenbahn⸗Paßkarte sein. Von dem Lehmann ist bis jetzt das Signalement nicht bekannt, soll aber später bekannt gemacht werden.

113 8 nr S ekanntmachung,

fend zweserledigte Familien⸗

b1Dd DStipendia. pah 82 Fhenha der Theologie M. Georg Karl 2a, nugun 1788 Cg Aas genem desamente dom vesches ie schen bis auf 4000 X90 Thlr. ausgeseßt,

essen Zinsen ein fleißiger und armer E logie zu Leipzig oder Wietenberg zer neder Theo auf der Universität genießen, dabel gei des Stifters fremden vorgehen soll. 2) Der Ober⸗Konsistorial⸗Scerelair

lr. angewachsen ist,

Jahre aber jeder Verwandte

Johann Heinrich

Königl. preuß. Hofgericht von Pommern und Rügen. 3 v. [Aer, Pracses.

, 2.

[2105] Subhastations⸗Patent. Der in der Dammvorstadt am Roßmarkte gelegene, Vol. IV. Nr. 13. und 14. des Hvpothekenbuchs ver⸗ zeichnete, zum Nachlaß des Eigenthümer Schwarz ge⸗ hörige Gasthof zu den sieben Schwaben, welcher zu Folge der nebst dem Hvpothekenscheine in der Registra⸗ tur einzusehenden Taxe auf 9195 Thlr. 3. Sgr. 11 Pf. abgeschätzt worden, soll 1 am 22. Juni 1844, Vorm. 10 Uhr, subhastirt werden. BB1“ Frankfurt a. d. O., den 30. Novbr. 1843. (L. S.) Königl. preuß. Land⸗ und Staͤdtgericht.

Hepder zu Dresden hat in seinem T

estamente vom 23.

[116] Nothwendiger Verkauf.

Stadtgericht zu Berlin, den 27. Januar 1844. Das in der Auguststraße Nr. 61 belegene Hilde

brandtsche Grundstück, gerichtlich abgeschätzt zu 9493

Thlr. 23 Sgr. 9 Pf., soll

am 6. September 1844, Vormittags 11Uhr,

an der Gerichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hy⸗

pothekenschein sind in der Registratur einzusehen.

1115] bwendiger Verkguu. Stadtgericht zu Berlin, den 24. Januar 1844. Das in der Waßmannsstraße Nr. 32 belegene Grund⸗ stück des Particuliers Johann Carl Friedrich Neu⸗ meyer, gerichtlich abgeschätzt zu 6138 Thlr. 17 Sgr., soll am 30. August 1844, Vormittags 11 Uhr, an der Grrichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hy⸗ pothekenschein sind in der Registratur einzusehen.

Literarische Anzeigen.

Bei G. Basse in Quedlinburg ist so eben erschie⸗ nen und in allen Buchhandlungen zu haben, in Ber⸗ lin (Stechbahn 3), Posen und Bromberg bei

1111] Landwehr⸗Buch.

Verfaßt von einem alten preußischen Wehrmann. Erstes Heft. 8. Geh. Preis 10 Sgr. Inhalt: 1) Wie steht es um und bei uns? 2) Was ist Noth? 3) Der preußischen Landwehr Glaubensbekenntniß. 4) Der Landwehr⸗Katechismus. 5) Scenen und Anekdoten aus den Feldzügen der

Landwehr. 6) Lieder für die Landwehr.

Bei Veit C Comp. ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: S. 2* . . Beiträge zur Kenntniß der otive ““ preußischen Gesetzgebung. Aus amtlichen Quellen bearbestet und mit höherer Genechmigung herausgegeben vom Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Dr. Loewenber g. Erster Theil. 780 Seiten. 3 * Thlr. Theil. 818 Seiten. 3 Thlr. Jeder der beiden Bände wird auch einzeln verkauft.

gr. 8.

Bei G. Basse in Quedlinburg ist so eben erschie⸗ nen und in allen Buchhandlungen zu haben, in Ber⸗ lin (Stechbahn 3), Posen und Bromberg bei

Zweiter

[1⁰9] M. Wölfer: Die neuerfundene

Pumpenmühle. Oder: Gründliche und praktische Anweisung, alle Arten von Mühlen an Brunnen und stehenden Gewässemn anzulegen und durch Pumpenwerk in Betrieb zu setzen, so wie auch gewöhnliche oberschlächtige Mühlen durch Ausgrabung und Ausmauerung der Radestube, in wel⸗ cher eine hinreichende Quantität Wasser gesammelt wird, auf dieselbe Art einzurichten und so, daß der Pumpen⸗Apparat bei knappem Wasser vorgelegt und bei vollem Wasser wieder weggenommen werden kann Ein gemeinnütziges und populäres Handbuch zum Selbst⸗ unterrichte für Geschirrbauer, Mahl⸗-, Oel⸗, Schneive⸗, Walk⸗, Pulver⸗, Schleif⸗, Polir⸗ und Massenmüller ꝛc., so wie auch für Eisenwerks⸗Besitzer, Lohgerber, Gips⸗ brenner und andere Fabrikanten, welche Maschinenwerke gebrauchen. Mit 10 lithographirten Tafeln. gr. 8. Preis 1 Thlr. 10 Sgr.

Anzeige die Werke Friedrich unn des Großen betreffend! Die in unserem Verlage re chtmäßig erschienenen Ausgaben der Werke Friedrich's II. sad sonwah⸗

rend durch uns, so wie durch alle Buchhandlungen des In⸗ und Auslandes zu beziehen. Berlin, 3. Februar 1844.

die Voßsche Buchhandlg.

100 b]

An die Besitzer Rheinischer Eisenbahn-⸗Aectien.

Die gegenwärtigen Verhältnisse der Rheinischen Eisenbahn Gesellschaft machen es mehr als sonst für die Actionaire nöthig, ihre Interessen in den zu Köln abzuhaltenden General⸗Versammlungen vertreten zu lassen. Nach den bestehenden Statu⸗ ten kann dieses jedoch nur für solche Actionaire geschehen, welche 14 Tage vor der Einberufung ihre Actien in die Register der Gesellschaft haben eintragen lassen. Da nun im Laufe dieses Mo⸗ nats wieder eine General⸗Versammlung einberufen wird, so laden wir die Inhaber Rheinischer Ei⸗ senbahn⸗Actien in ihrem Interesse hiermit ein,

schleunigst ihre Actien in unserem Comtoir, Unter den Linden Nr. 23, vorzuzeigen resp. anzu⸗ melden und solche Behufs der Legitimation zu künf⸗ tiger Vertretung, ein für alle mal, in die Register der Gesellschaft eintragen zu lassen. Kosten werden den Interessenten nicht zur Last gestellt. Berlin, den 2. Februar 1844. A. H. Heymann K Co.

mung erreicht.

Das Abonnement beträgt: 2 Kthlr. für ¼ Jahr. 8 4 Rthlr. Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung. Insertions -Gebühr für den Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.

Alle Post-Anstalten des In- und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition der Allg. Preuss. Zeitung: Friedrichsstrasse Nr. 72.

Amtlicher Theil.

Inland. Berlin. Kirchenbau. Minden. Allerhöchste Kabinets⸗ Ordre in Bezug auf die bäuerliche Erbfolge in Westphalen.

Deutsche Bundesstaaten. Bayern. München. General Pocci †. Lißt's Stiftung in der Blinden⸗Anstalt. Württemberg. Stutt⸗ gart. General Prinz Ludwig von Hohenlohe⸗Langenburg †. Kur⸗ hessen. Kassel. Stände⸗Verhandlungen über die Eisenbahn⸗Ange⸗ legenheit. Oldenburg. Oldenburg. Landes⸗Trauer.

Oesterreichische Monarchie. Görz. Ankunft des Herzogs von Bordeaux. Der Herzog von Angouleme befindet sich besser. Durch⸗

Zreise des Herzogs von Lucca.

Frankreich. Paris. Erklärung der Gazette über die Vorgänge auf Belgrave⸗Square und ihre Folgen. Antwort des Journal des Débats. Gesetz⸗Entwurf über die geheimen Fonds. Vermischtes. Briefe aus Paris. (Salvandyv. Die ausgetretenen Legitimisten; Haltung des Journal des Débats; Finanzgesetze. Naffi Effendi; Martinez de la Rosa und die Königin Mutter; die Rhone⸗Ueberschwem⸗ mungen aus meteorologischen Gründen erklärt.)

Großbritanien und Irland. London. Die öffentliche Meinung in England über den preußischen Schwanen⸗Orden. Staats⸗ Prozeß O'Connell's. Schreiben aus London. (Shiel's Rede im Prozeß O'Connell's; Bewegungen gegen die League.) 1

Italien. Florenz. Ankunft des Prinzen Luitpold von Bapern. Durchreise des Staats⸗Ministers von Lindenau. Von der italieni⸗ schen Gränze. Abfahrt der sardinischen Flottille nach Tunis. „‚Neapel. Anerkennung der Königin von Spanien.

trI.; .“ von Nord⸗Amerika. Schreiben aus New⸗ York. (Gränzverhältnisse zu England; beant Tarif⸗Ermäßi 8

Emeengungen). sse 3 g ; beantragte Tarif⸗-Ermäßigung;

Handels⸗ und Börsen⸗Nachrichten. Berlin. Börsen⸗ und Markt⸗ bericht. Magdeburg. Marktbericht.

Weiteres über die wissenschaftliche Expedition von Prof. Koch und Dr. Rosen.

Franz Lißt als Lieder⸗Komponist.

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Rathsherrn Auen zu Kolberg den Rothen Adler⸗ vierter Klasse zu verleihen.

Orden

Der bisherige Ober⸗Landesgerichts⸗Assessor Baumann zu Lö⸗ bau ist zum Justiz⸗Kommissarius bei dem Land⸗ und Stadtgerichte zu Marienwerder und denjenigen Patrimonialgerichten, welche von den zu Marienwerder wohnhaften Patrimonial⸗Richtern verwaltet werden so wie zum Notarius im Departement des Ober⸗ Landesgerichts zu Marienwerder, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Marienwerder bestellt worden. ; Die Großherrlich türkische Regierung hat zwischen Konstantino⸗ pel und Bagdad eine Briefpost eingerichtet, die alle 14 Tage aus ersterem Orte abgeht und in 19 bis 21 Tagen den Ort der Bestim⸗ Das korrespondirende Publikum wird hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß die Briefe nach Bagdad an einen Korrespondenten in Konstantinopel gerichtet und von diesem dort zur Post geliefert werden müssen.

Berlin, den 4. Februar 1844.

General⸗Post⸗Amt.

Inland.

Berlin, 6. Febr. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Rittmeister von Hobe, Adjutanten bei dem Kom⸗ mando der Garde⸗Kavallerie, die Anlegung der ihm von dem Se⸗ nate der freien Stadt Hamburg verliehenen, zur Erinnerung an den Brand im Mai 1842 gestifteten Denkmünze zu gestatten.

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Berlin, 5. Febr. In Nr. 27 des Hamb. Korrespon⸗ denten wird in einem Schreiben aus Berlin vom 31. Januar die

Gründung einer neuen evangelischen Parochie auf dem hiesigen köp⸗ nicker Felde besprochen. Ohne hier auf die leicht zu erkennende Ten⸗ denz dieses Artikels näher einzugehen, möge zur Berichtigung der Angaben desselben Folgendes dienen. Berlin hat bei einer Seelenzahl von eirca 350,000 evangelischen Bewohnern, mit Einschluß der Gar⸗ nison⸗Kirche, 18 evangelische Parochial⸗Kirchen, so daß auf jede derselben durchschnittlich gegen 20,000 Seelen kommen. Unter diesen sind jedoch mehrere Parochieen mit resp. über 40,000, 30,000 ꝛc. Seelen. Daß bei solchen Verhältnissen die kirchlichen Bedürfnisse der Gemeindeglieder die erforderliche Befriedigung nicht finden können, fällt in die Augen. Es ist daher schon seit mehreren Jahren in die⸗ sen größeren Parochieen die Frage in Anregung gebracht worden, ob nicht zweckmäßiger, als durch Vermehrung der Prediger an den ein⸗ zelnen Kirchen, durch Theilung der Parochieen das kirchliche Bedürf⸗ niß Befriedigung finden werde. Die öffentliche Meinung hat sich für die Theilung, als das offenbar Angemessenere, ausgesprochen und be⸗ reits ist die louisenstädtsche Parochie mit einem erfreulichen Beispiele den übrigen vorangegangen, indem sie die Theilung beschlossen und die Erbauung einer neuen Kirche für den sich trennenden Theil der Gemeinde, der die Kosten des Baues großentheils selbst übernehmen will, beantragt hat. „In Anerkennung der Einmüthigkeit und der Freiwilligkeit in Herbeischaffung der erforderlichen Geldmittel hat Se. Majestät der König, nicht, wie der oben erwähnte Artikel sagt, eine 1. 18 Kosten des neuen Kirchen⸗ gegeben, sondern den fr 8 ür die Ki f köpnicen elde besontder, freien Platz für die Kirche auf dem

Unter den oben angeführten Umständen kann daher die Erbauung neuer evangelischer Kirchen in Berlin von keinem Unbefangenen als ein überflüssiger Luxus, vielmehr nur als das dringendste Bedürfniß angesehen werden. Wenn hiergegen in dem Schreiben vom 31. Ja⸗ nuar die Angabe gerichtet zu sein scheint, daß doch im Ganzen in Berlin in 38 evangelischen Kirchen und Betsälen regelmäßig Gottes⸗ dienst stattfinde und Predigten gehalten würden, so beruht diese An⸗ gabe, wie schon der erste Blick auf einen s. g. berliner Kirchenzettel ergiebt, auf einem Irrthum. Außer den oben erwähnten 18 evange⸗ lischen Parochialkirchen findet, mit Ausschluß der Kirchen der franzö⸗ sischen Kolonie, nur noch Gottesdienst statt: in zwei Hospitalkirchen einer Waisenhauskirche, der Hausvoigteikirche, der Charitékirche, der In⸗ validenhauskirche und der Klosterkirche. Unter den erwähnten Betsälen, in denen regelmäßig Gottesdienst gehalten werden soll, kann wohl nur der der Brüdergemeinde, und vielleicht auch der der separirten Luthe⸗ raner verstanden sein, welche beide jedoch hier kaum in Betracht kom⸗ men können. Der Saal im Missionshause ist zwar bei dem Ausbau der Louisenkirche interimistisch zum sonntäglichen Gottesdienste benutzt worden, sonst aber für gottesdienstliche Versammlungen keinesweges bestimmt. 1

Was endlich die Verhältnisse der katholischen Gemeinde in Berlin betrifft, so dürfte sich die Anzahl der vchpnshtn, Bewohner wärtig auf etwa 12,000 Seelen mit Ausschluß des Militairs belau⸗ fen. Auch für diese steht bereits dem Vernehmen nach die Erbauung einer neuen Kirche auf einem geeigneten Platze in nicht ferner Aussicht.

Minden, 2. Febr. Die hiesige Königliche Regierung bringt durch das heute ausgegebene Amtsblatt folgende Allerhöchste Ka⸗ binets⸗Ordre an das Staats⸗Ministerium zur öffentlichen Kenntniß: Da das Gesetz über die bäuerliche Erbfolge in der Provinz West⸗ phalen vom 13. Juli 1836 den Bedürfnissen und Wünschen des Bauernstandes nicht vollständig entspricht, die Beschlußnahme über die deshalb in Antrag gebrachten Abänderungen dieses Gesetzes aber einer weiteren Vorbereitung bedarf, so will Ich, um dem Bauern⸗ stande die eigenen Anordnungen über die Erbfolge durch Verträge oder letztwillige Dispositionen zu erleichtern, und die dem muthmaß⸗ lichen Willen der Erblasser entsprechenden Auseinandersetzungen unter 28. Ecen zu auf den Bericht des Staats⸗ Ministerinms

m 23sten v. M. für die Provinz W ier instweile 8oig10 nnhken 3 Westphalen hierdurch einstweilen 1) Für Verträge, durch welche das Eigenthum einer bäuerlichen

Besitzung an nahe Verwandte (§. 622, Tit. 1. Theil II. des

allgemeinen Landrechts) des Besitzers oder seines Ehegatten

unter Vorbehalt eines Altentheils übertragen wird, genügt die für Verträge über Veräußerungen von Grundstücken überhaupt

vorgeschriebene Form, so daß es der, im §. 603, Tit. 2,

Thl. I. des Allgemeinen Landrechts vorgeschriebenen gericht⸗

1 lichen Regulirung des Altentheils nicht ferner bedarf. 2) Für Verträge, welche die Uebertragung einer bäuerlichen Be⸗

sitzung auf einen Andern betreffen, imgleichen für die Aufnahme, Aufbewahrung und Publication letztwilliger Verordnungen, so wie der Ehe⸗ und Erbverträge bäuerlicher Grundbesitzer, es mag darin über die Besitzung allein, oder im Zusammenhang mit anderem Vermögen, Verfügung getroffen werden, haben Gerichte und Notarien außer den baaren Auslagen nur die Hälfte der sonst zulässigen Kosten anzusetzen, sofern der Vertrag oder die letztwillige Verfügung dahin gerichtet ist, die Besitzung einem nahen Verwandten des bäuerlichen Besitzers oder seines Ehe gatten, oder dem letzteren selbst ungetheilt zuzuwenden. Diese Bestimmung findet auch auf die Kosten der Eintragung im Hypothekenbuche Anwendung, welche durch Verträge oder letztwillige Verordnungen dieser Art herbeigeführt werden. Bei Verträgen, durch welche eine bäuerliche Besitzung an einen Descendenten des Besitzers oder seines Ehegatten, oder an den letzteren selbst ungetheilt übertragen wird, ist nicht der Kauf⸗ sondern nur der Ausfertigungsstempel zu ver enden. Den Gerichten wird zur Pflicht gemacht, gütliche Auseinander⸗ setzungen über den Nachlaß eines bäuerlichen Grundbesitzers möglichst zu befördern. Die vormundschaftlichen Behörden haben, wenn Pflegebefohlene dabei betheiligt sind, neben dem Interesse der Letzteren zugleich darauf zu sehen, daß der Ueber⸗ nehmer des Bauerguts im Stande bleibe, als tüchtiger Land⸗ wirth zu bestehen, und daß dasselbe in der Familie erhalten werde. Sie werden daher ermächtigt, demjenigen, welcher zur Uebernahme des Bauerguts berufen ist oder für geeignet ge⸗ halten wird, dasselbe nach Anleitung der §§. 280 285 des Allgemeinen Landrechts Thl. II. Tit. 7 gegen eine ermäßigte Taxe, welche jedoch nicht unter ½ des gewöhnlichen Taxwerthes betragen darf, zu überlassen und zur Abtragung der Abfindun⸗ gen billige Fristen zu bewilligen, ingleichen Auseinandersetzungen zu bestätigen, welche zwar von den Vorschriften des Gesetzes vom 13. Juli 1836 abweichen, jedoch dem Interesse der Fa⸗ milie oder dem muthmaßlichen Willen des Erblassers entsprechen Die Bestimmungen zu 1 bis 4 finden auf alle bäuerliche Be⸗ sitzungen und bäuerliche Grundbesitzer Anwendung, ohne Unter⸗ schied, ob die Bauergüter dem Erbfolge⸗Gesetze vom 13. Juli 1836 nach den darin in den §§. 1 3 getroffenen Bestimmun⸗

gen unterworfen sind oder nicht. Berlin, den 5. Januar 1844. Friedrich Wilhelm.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 1. Febr. (A. Z. 1 2 mittag verschied hier im hohen Alter ein SV“ Gesinnung, der Königl. Generallieutenant im Generalstab und Oberst⸗ hofmeister Ihrer Majestät der Königin, Fabricius Graf Pocci. Zufolge des jüngsten Regierungsblatts haben Se. Majestäͤt der Köni der vom Dr. Franz Liszt durch die Schenkung von 1500 Fl. beabsiche tigten Gründung eines halben Freiplatzes in der Königl. Blinden⸗ beschäftigungs⸗-Anstalt dahier die Genehmigung mit der Bestimmun zu ertheilen geruht, daß dieser Theilfreiplatz, unter dem Vorbehalt des landesherrlichen Verleihungsrechts, der „Liszt'sche“ en.hci n⸗ Zugleich haben Se. Majestät genehmigt, daß die in Frage stehende Seitt . veng. Dr. Fr. Liszt sammt dem Ausdruck des Allerhöchsten Wohlgefallens durch das Regierungsb eöffentli Kena nss gebracht 1”n. K-dhee Br 6

Württemberg. Stuttgart, 1. Febr. (S. M. starb hier Prinz Ludwig Christian August von Hohenbb2 h. burg, General⸗Major a. D., 70 Jahre alt. 8

Kurhessen. Kassel, 3. Febr. (K. A. Z. 1

Sitzung der Stände⸗Versammlung erstattete ö.Z dritten Bericht des Eisenbahn-Ausschusses über den Bau von Eisen⸗ bahnen in Kurhessen. Der Ausschuß glaubt, den Amendements der Herren von Buttlar I, von Eschwege, Cassebeer und von Trott fehle die nöthige Grundlage und jeder Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Frage, ob die vorgeschlagenen Mittel für Ausführung der betreffenden

Bahnen auch angemessen seien. Dagegen verdiene der V 2 w ge Dageg orschlag des Herrn Vice⸗Präsidenten mehr Berücksichtigung, da eine Cagdes

Berlin, 6. Febr. Von der wissenschaftlichen Expedition der Herren Professor Koch und Dr. Georg Rosen sind neue Nachrichten aus Alexandropolis an der Westgränze von Grusien, d. d. 5. und 6. Dezember 1843, in Berlin eingegangen. Nachdem die Reisenden sich etwa einen Mo⸗ nat in Erzerum aufgehalten hatten, theils um von den Strapazen der Reise durch Lazistan auszuruhen, theils um ihre Aufzeichnungen zu ordnen und auszuagrbeiten, waren sie am 6. Oktober von da wieder anfgebrochen, um so viel als möglich, ganz unberührte Wege verfolgend, Nord⸗Kurdistan und zwar das Paschalik Musch und einen Theil des Paschaliks Bajazid kennen zu lernen. Sodann wandten sie sich wieder nördlich in das Paschalik Kars von wo aus sie die russische Gränze zu gewinnen suchten. Dieser letztere Theil der Reise scheint besonders beschwerlich gewesen zu sein. Der in dem kahlen Hoch⸗Armenien so furchtbare Winter saß ihnen unaufhörlich auf den Fe. so oft sie des Morgens beim Wiederaufbruch den Blick rückwärts 889 1a; sie die eben passirten Berge mit neuen mächtigen Schnee⸗ nlgran n ähen Die Herbstregen hatten die Ebenen des Paschaliks Kars Reitern Bäleich 218 fettem Koth aufgelöst, auf denen es den Pferden wie den Passtren der Glauer wurde. In Kars fanden sie leider die erwarteten, zum ss Wereh fe Fh erforderlichen Papiere nicht vor; da der Winter drängte, dennoch IUneg sich ohne Legitimation der Gränze zu nähern. Die Aufnahme fow ur dhel gewordene milde Berücksichtigung und freundliche Gränz-⸗Beörden 12g Seiten der russischen Mauth⸗Beamten und übrigen sendeen 1nb Aee der höheren Militair⸗Familien, können die Rei⸗ Je vüerwögeeendcgenug anerkennen. Leider mußten beide Reisen⸗ Entlasse etliche Quarantaine in krankem Zustande überstehen.

sen aus der Quarantaine, die am Ufer des Arpah⸗Tschai bel 1 hatten sie in den letzten T des 2S EE der etwa eine St Tagen des Novembers die Erlaubniß erhalten, zu

unde von da entfernten Stadt Alexandropol hinaufzuzie⸗

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hen, die auf einer starken Anhöhe, an der Stelle des türkischen Dorfes

Gumri, mit großen Kosten erbaut ist, eine sehr feste Lage hat und bereits zu bedeutender Blüthe gelangt ist. Ein liebenswürdiger junger deutscher Arzt, Namens Fränkel aus Wien, nahm sich der Landsleute auf die gast⸗ freundlichste Weise an. Dr. Rosen war von seinem viertägigen Fieber gänzlich hergestellt und erwartete nur die vollendete Genesung seines Gefährten Koch, um vereint mit demselben nach Tiflis abzureisen, was etwa in der zweiten Hälfte des Dezembers geschehen sein kann, und wo beide Reisende unter mildem Klima den Rest des Winters zuzubringen gedachten. Pro⸗ fessor Koch dachte demnächst mit den Resultaten seiner Forschungen heim⸗ zukehren, Dr. Rosen aber, der sich täglich in der Handhabung des Türki⸗ schen vervollkommnete, war gesonnen, da er überall in der nächsten Nähe für seine Zwecke so viel zu Lernendes und Untersuchendes fand für die nächste Zukunft noch in dem interessanten Gebirgslande zu bleiben, mit der größten Anstrengung alle seine Muße der Erforschung der so wichtigen kaukasischen Idiome, von denen das lasische an ihm einen so gründlichen Bearbeiter gefunden hat, zuzuwenden und später vielleicht noch einen Streiszug in das persische Gebiet zu unternehmen. Die Mittel der Reisenden waren auf den so beschwerlichen Fahrten bedeutend zusammen⸗ geschmolzen, und sie gaben sich der wohl mit Recht begründeten Zuversicht hin, daß das Vaterland ihre der Wissenschaft freudig gebrachten Odfer wür⸗ digen und ihnen eine wirksame Theilnahme nicht versagen werde.

Franz Lißt als Lieder⸗Komponist. Dem Heine'schen Titel folgend, hat nun auch Lißt ein „Buch der

Lieder“ herausgegeben, welches, Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prin⸗

zessin von Preußen gewidmet, in reicher Ausstattung vor kurze t

bei Schlesinger erschienen ist, und sich äußerer Aggabe 1“ Bände ausdehnen wird. Wir möchten diese Compositionen passender „Ton⸗ gemälde für Gesang und Pianoforte“ nennen, in die der geniale Virmose der nun auch als selbstständiger Komponist mehr aufzustreben beginnt die ganze Fülle seiner üppig wuchernden Phantasie und seines überschwaͤngli⸗ chen, im Reich der Töne unersättlich schwelgenden Gefühles nledergefeg; hat. Es ist hier nicht etwa die Rede von faden Bravoursachen, blos 2 schrieben, damit Sänger und Spieler ihre Fertigkeit zeigen können eben dfc wenig von brillanten Pianoforte⸗Etüden mit obligater Singstimme; die he lich nicht unbedeutenden, Schwierigkeiten beider Theile sind blos Mittel, welche sich der große Virtuose im Gefühle seiner großen Herrschaft über alles Technische nicht versagen durfte, wenn er eben 2 sei⸗ ner, ihm allein angehörigen Weise komponiren wollte. Wer sich schon a

der Glut und gährenden Leidenschaftlichkeit des Lißtschen Vortrages be ei⸗ stert hat, den wird auch die excentrische Auffassung seiner Lieder nicht be⸗ fremden; er wird es natürlich finden, wie dieser ungewöhnliche Geist so phantastisch schweifende Weisen, die von der Begleitung wie in luftige

I Fehesgen werden, 8i. mußte. sx r. 1: Die Lorelei, Text von Heine. isti

führt der Komponist alle Bilder des Dichtces vor G und erreicht dadurch die effektvollste Steigerung von dem einfachen Gefühls⸗ Ausspruch („Ich weiß nicht, was soll’'s bedeuten“) bis zu hohem, phan⸗ tastischem Schwunge. Der Gesang beginnt mit einem natürlichen Parlando Ein sanftes Andante zeigt uns dann den ruhig fließenden Rhein und nach kühnem Modulationswechsel die Erscheinung der Lorelei. Bis ierher er⸗ greift die Musik immer neue Gedanken; doch stellt die gewandte Benutzung der früheren Motive im Folgenden die Einheit, so gul es sich thun läßt,