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Frankreich. — Der offizielle Moniteur und der ministe⸗
8 8, 19. Febr. - 1 1 1 jell 2. 8 „Seee noch keine Nachrichten über die Vorgänge 2 Dtaheiti Den Oppositions⸗Blättern scheinen diese Ereignisse 4ᷣ% ungelegen zu kommen, denn sie erwarten, daß das französische Ministertum dadurch in eine peinliche Lage gerathen werde, und daß, d gegen die Schritte Frankreichs remonstriren sollte, ent⸗
9 Engl — 8 b-v Eg eanz fsche Regierung das Verfahren des Admiral Dupetit⸗
savouiren und auf diese Weise in große Ungunst bei ee bebcgen, oder, 12 sie es rechtfertigen, die beiden Ka⸗ binette in Streit verwickeln und so ihre früheren Erklärungen hin⸗ sichtlich des herzlichen Einverständnisses Lügen strafen müßte. Graf d'Argout ist vorgestern zum Mitgliede der Akademie für
die moralischen und politischen Wissenschaften ernannt worden.
1l. Paris, 19. Febr. Die Pairs⸗Kammer versammelte sich heute zuerst in ihren Büreaus zur Prüsung des Gesetz⸗Entwurfs, die definitive Regelung der Rechnungen von 1841 betreffend. Dann war öffentliche Sitzung, in welcher der Präsident zuerst mittheilte, daß die zur Berichterstattung über dieses Gesetz ernannte Kommission aus den Herren Graf Gasparin, Herzog de la Force, Gacs, Marquis d'Audiffret, Camille Perrier, Graf Beugnot und Graf du St. Criecq bestehen. Nach Anhörung mehrerer Petitionen wird zur Tages⸗ ordnung geschritten. Graf Tascher erstattete Bericht über die Petition des Ingenieurs Deloin von Paris, der zur Sicher⸗ stellung der Zukunft der arbeitenden Klassen die Errichtung eines Invaliden⸗Hotels für alte und kränkliche Personen beider Geschlechter verlangt. Der Berichterstatter beantragt die Tagesord⸗ nung. Graf Dubouchage erkennt zwar die Unmöglichkeit der Aus⸗ führung des in der Petition ausgedrückten Wunsches an, meint aber doch, daß etwas in dieser Beziehung geschehen müsse. Er verlangt Hinterlegung der Petition im Büreau der Aufschlüsse (renseigne- ments). Der Handels⸗Minister widerlegte einige Behauptungen des
Redners vor ihm über die zu geringen Taglöhne der Arbeiter in den Fabriken. Die Sitzung dauert fort. In der Deputirten⸗Kammer wurde die bei §. 4 des Ar⸗ kels 11 stehen gebliebene Debatte über das Jagd⸗Polizei⸗Gesetz fort⸗ gesetzt. Dieser wird endlich mit einem Zusatze, zu dem die Kommis⸗ sion und das Ministerium zustimmen, und welchen Herr Lescot de la Millandrie beantragt hatte, angenommen. Im Allgemeinen bezeigte die Kammer Neigung zu Straf⸗Verschärfungen in den Vergehen ge⸗ ringeren Grades. Auch der Artikel 12, betreffend die verbotene Jagd auf den Grund und Boden eines Anderen und die darauf gesetzte Strafe wird endlich, aber mit einer Minderung der ursprünglich fest⸗ gesetzten Strafe auf ein Maximum von 6 Tagen Einsperrung und 50 Fr. Geldstrafe, angenommen. Der Artikel 13 wird gleichfalls mit einem Amendement angenommen.
& Paris, 18. Febr. Die Beendigung des Krieges in Afrika,
die Vernichtung Abd el Kader's, die schließliche Verwandlung Alge⸗ ens in eine sranzösische Provinz, alle diese ruhmvollen Ergebnisse,
ie in den Proclamationen und den amtlichen Berichten des Mar⸗ schalle Bugeaud so oft im Triumphatortone verkündet sind, verhindern nicht, daß das Budget von Algerien mit jedem Jahre wächst, und daß die vortige Armee in demselben Verhältnisse vermehrt wird. Ein der Deputirten⸗Kammer vorgestern vorgelegter Antrag des Kriegs⸗ Ministers verlangt für das laufende Jahr einen außerordentlichen Kredit von 7,674,000 Fr. für Algerien, eine Summe, deren größter
KCheil zur Verstärkung des afrikanischen Heeres um 15,000 Mann
verwendet werden soll. Der gegenwärtige Bestand der Armee in Algerien, wie er in dem Budget vom vorigen Jahre festgesetzt ist, beläuft sich auf 60,000 Mann französischer und 10,000 Mann ein⸗ geborner Truppen, Zahlen, die indessen, wie man weiß, unter der Wahrheit bleiben. Diese Truppenmacht sollte, den Versicherun⸗ gen des Kriegs⸗Ministers zufolge, hinreichen, um den voll⸗ ständigsten Frieden und die vollständigste Ruhe in dem Ge⸗ biete aufrecht zu erhalten, das von einer Linie eingeschlossen wird, welche von Tlemsen aus über Maskara, durch das Thal des Schelif, nach Milianah, Medeah, Setif und Konstantine läuft. Der erwähnte Antrag des Kriegs⸗Ministers beweist, daß der Marschall Bugeaud schon in den ersten Tagen dieses Jahres die Unzulänglich⸗ eit der ihm durch das Finanzgesetz vom vorigen Jahre zu Gebote gestellten Streitkräfte erkannt hat. Er verlangt, daß der Bestand des Heeres auf 85,000 Mann gebracht werde, und die Kammer wird sich schwerlich weigern wollen, dieser Forderung zu genügen. Was wird unter diesen Umständen aus der Ersparniß von 74,000 Fr., welche das Budget für 1845 in dem Kapitel Algerien ange⸗ ündigt hatte? Wenn es mit den anderen theilweisen Er⸗ parnissen, die man für das nächste Jahr versprochen hatte, eine ähnliche Bewandniß hat, so mag Frankreich nur auf ein paar ein⸗ trägliche neue Steuern sinnen, um den Wirkungen seiner Oekonomie ie Spitze zu bieten. Die Ausgaben für Afrika aber sind, allem Anschein nach, weit davon entfernt, ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Frankreich kann seiner Eroberung in Afrika kein Maß setzen.
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rüher oder später werden auch aller Wahrscheinlichkeit nach die Rei⸗ ungen, welche bisher schon oft zwischen den Franzosen und Marokko stattgefunden haben, in offene Feindseligkeiten ausarten. Die hiesigen Blätter ohne Ausnahme sprechen ihren Beifall dar⸗ ber aus, daß, wie die gestern aus Havre eingetroffenen Nachrichten melden, der Admiral Dupetit Thouars die Königin Pomareh abgesetzt und von ihrer Insel für Frankreich Besitz genommen hat. Mit einer solchen durchgreifenden Maßregel, sagen sie, ist allen Ungewißheiten und Schwierigkeiten ein Ende gemacht worden, die von dem bisheri⸗ gen Zustande der Dinge, von einer Art getheilten Souverainetät un⸗ zertrennlich waren; es ist dadurch, mit einem Worte, geschehen, was früher oder später geschehen mußte. In Bezug auf diesen letzten Punkt sind wir mit den pariser Zeitungen wenigstens halb einver⸗ standen. Das Protektorat Frankreichs über Tahiti konnte nicht von Dauer sein, es mußte vielmehr über kurz oder lang aufhören, aber wir würden es für natürlicher halten, wenn Frankreich auf das⸗ elbe verzichtet hätte, statt seinen angeblicherweise freiwillig an⸗ gerufenen Schutz durch die Entthronung der eingeborenen Kö⸗ nigin zu bewähren. Wir sehen nicht den mindesten Unterschied pelschen dem Verfahren des Admirals Dupetit Thouars und der mit ea Frößten Rechte in den französischen Zeitungen verschrieenen Hand⸗ zal. welche der Gencral⸗Gouverneur von Indien gegen die vrtheitnnan 189 beobachtet hat. Aber in der Auffassung und Be⸗ anecbedieser beiden Verhältnisse in den genannten Ländern macht sebt es za * sehr Froßer Unterschied bemerklich. In England aments⸗Mitglieber fentliche Stimmen, giebt es Zeitungen und Par⸗ menschheitlichen Piinelche mit dem größten Nachdruck, im Namen der usurpatorische Politit Ae im Namen der nationalen Ehre gegen die dagegen wird jeder nene Uwischen Compagnie protestiren; in Frankreich migem Enthusigsmus 8 ergriff gegen fremde Völker mit einstim⸗ der leiseste Zweifel an 8 — patriotische Großthat begrüßt, und kin empörender B 8 eene würde als halten wir es denn auch fü ler Gesinnung sein. Darum Tuilerieen das Beispiel 8 Unwahrscheinlich, daß 2 Kabinet der G neigennütigkeit nachahmen könnt und
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werde, welches England vor kurzer Zeit in einem ganz ähnlichen Falle gegen ein Volß von Südsee⸗Insulanern gegeben hat, indem es die Ober⸗Herrschaft über dasselbe ablehnte, nachdem dieselbe bereits von dem Chef der dortigen englischen Station im Namen der Königin Victoria angenommen war.
Die Polemik über das Gesetz über den öffentlichen Unterricht dauert von Seiten der überkirchlichen Partei mit ununterbrochener Heftigkeit fort. Immer größer wird die Zahl der Bischöfe, welche sich direkt durch Zeitungs⸗Artikel oder indirekt durch Vorstellungen an die Regierung, durch Hirtenbriefe u. s. w. in dieselbe mischen. Aber man kann mit ziemlicher Gewißheit voraussagen, daß diese ganze ultramontane Opposition weder auf die Regierung, noch auf die Kam⸗ mern einen großen Eindruck hervorbringen wird. Was besonders die letzteren und namentlich die Deputirten⸗Kammer betrifft, so ist alle Ursache zu der Annahme vorhanden, daß sie die Privilegien, welche der Entwurf des Herrn Villemain den geistlichen Unterrichts⸗Anstalten noch immer zuͤgesteht, wo nicht ganz aufheben, doch in wesentlichen Punkten beschränken werde. Man hört sogar die Vermuthung äußern, daß der Minister des öffentlichen Unterrichts den bisherigen thatsäch⸗ lichen oder gesetzlichen Vorrechten der kleinen Seminarien blos deshalb in seinem Gesetz⸗Vorschlage keine größeren Beschränkungen widerfahren lassen, weil er darauf gerechnet, daß die Deputirten⸗Kammer hier schon nachhelfen werde.
△ Paris, 19. Febr. Der Herzog von Montpensier ist am 15ten ganz inkognito in Marseille angekommen, wohin er von Lyon aus die Reise auf einem Dampfschiffe der Compagnie des Aigles bis Avignon und dann zu Lande gemacht hatte. Er stieg in Marseille im Hotel de ['Orient ab, wo er die Besuche einiger Behörden em⸗ pfing, um sich am 16ten Morgens auf dem Dampfschiffe „Meteore“ nach Philippeville einzuschiffen, von wo er sich dann nach Konstantine begiebt, um als Artillerie⸗Offizier den demnächst zu eröffnenden Feld⸗- zug unter seinem Bruder, dem Herzog von Aumale, mitzumachen.
In wenigen Tagen werden die Wahl⸗Kollegien zu Marseille, Mont⸗ pellier, Toulouse, Doullens und Ploermel sich versammeln, um wegen der von den legitimistischen Deputirten Berryer, de Larcy, Herzog von Valmy, Blin de Bourdon und Marquis de Laroche⸗Jacquelin gegebenen Entlassungen neue Deputirten⸗Wahlen vorzunehmen. Herr de Larcy zu Montpellier und Herr Blin de Bourdon zu Doullens dürften schwerlich wiedergewählt werden; zu Marseille haben die con⸗ stitutionellen Wähler des Nordbezirks der Stadt, von welchem Herr Berryer Deputirter war, den Adjunkten des Maire's, Herrn Louis Lagarde, als Gegenkandidaten ihrerseits aufgestellt. Indeß sind die Legitimisten in jenem Bezirk in so starker Majorität, daß man allge⸗ mein die Wiedererwählung des Herrn Berryer als sicher betrachtet. Die Legitimisten versichern zwar auch, die Wahl des Marquis von Laroche⸗Jacquelin sei gesichert, dessenungeachtet darf man noch Zwei⸗ fel dagegen erheben.
Man vernimmt aus Bayonne, daß daselbst zwei Mitglieder der moderantistischen Partei des spanischen Kongresses, die Herren de Vil⸗ ches, Deputirter für Toledo, und Carriquiri, Deputirter von Navarra, am 15ten angekommen sind, um der Königin Christine eine Adresse der zu Madrid befindlichen moderantistischen Deputirten zu überbringen, worin diese Fürstin um Beschleunigung ihrer Rückkehr nach Spanien gebeten wird. Dieselben werden sich nun wohl auf die Nachricht von der eben am 15ten erfolgten Abreise der Königin Christine von hier von Bayonne direkt nach Perpignan begeben, um dort den Zweck ibrer Sendung zu erfüllen. Zu Bayonne befindet sich jetzt auch
Herr Cantero, der bekanntlich im Ministerium Olozaga Finanz⸗ Minister gewesen war, desgleichen mehrere esparteristische Generale wie Capaz, Rodil, Valdez, Meson, Lacarte und drei Adjutanten Espartero's, die Herren Lacarte, Falcon und Barcaiztegui. Zurbano und sein Sohn sind zu Oloron in der Nähe der Gränze. Die Straße von Pamplona bis an die französische Gränze wird nun doch aus⸗ gebaut werden, da der spanische Kriegs⸗ Minister das frühere Verbot zurückgenommen hat.
„Schließlich noch ein allgemein heute verbreitetes Gerücht, daß die französische Regierung die vom Admiral Dupetit⸗Thouars vorge⸗ nommene Besitznahme der Gesellschafts⸗Inseln desavouiren wolle.
Grossbritanien und Irland.
1 London, 17. Febr. Ihre Majestät die Königin und Se. Königl. Hoheit Prinz Abrecht werden wegen der Trauer über den
Tod Sr. Durchlaucht des regierenden Herzogs von Sachsen⸗Koburg⸗ Gotha erst nach den Osterfeiertagen sich 1. nach den Fazgobung⸗ Palast begeben. “ „Lord John Russell hat durch seinen Antrag und seine Rede über die irländischen Angelegenheiten der Whig⸗Partei eine neue sonder⸗ bare Stellung gegeben. Er hat die irländische Partei, mit dem Agi⸗ tator an der Spitze, welche noch vor kurzem in öffentlichen Schmäh⸗ reden gegen den Lord und seine Anhänger sich erging, und deren politische Grundsätze derselbe vielfach verleugnet hat und verleugnen wird, zufriedengestellt; er hat die Whigs für einen Augenblick mit O'Connell und mit der englischen radikalen Partei versoͤhnt. Die Debatte indeß, welche in der letzten Woche uͤber diesen Antrag ge⸗ führt wurde, zeigt hinlänglich, von welcher Wirksamkeit die neue Stellung, welche der Chef der Opposition eingenommen hat, sein wird. Die durch den Prozeß niedergeschlagenen Gemüther der Irlän⸗ der sind etwas aufgerichtet worden, O'Connell hat es für werth ge⸗ halten, seinen Sitz im Parlamente wieder einzunehmen, aber das ist auch Alles, denn der Ausgang der Debatte ist so klar, man weiß so bestimmt, auf welche Seite die Majorität des Parlaments sich wen⸗ den wird, daß man in beiden Häusern die Diskussion mit einer auf⸗ fallenden Gleichgültigkeit behandelt. Der Antrag Lord Russell's wäre am Donnerstage beinahe zu Boden gefallen, da das Haus nicht mehr die hinlängliche Anzahl von Mitgliedern zählte, um die Debatte fort⸗ zusetzen, und nach der Rede des Lord Howick vergingen fünf Minu⸗ ten, ohne daß Jemand das Wort verlangte. Diese Art von Oppo⸗ sition, welche die Regierung und die Maäjorität gegen den Antrag zeigt, mit den irländischen Angelegenheiten sich ernstlich zu befassen hat die Leidenschaften der Gegenpartei immer mehr angeregt, so daß man auf dieser Seite sich nicht mehr scheute, die Repealer offen in Schutz zu nehmen, O Connell bei seinem Eintritt in das Parlament durch lauten Applaus zu begrüßen und der Debatte einen gereizten versönlichen Charakter zu geben. Das Erscheinen O’'Connell's im Parlamente geschah in der That auf auffallende Weise. Herr Roß hielt eben dem Agitator eine Lobrede, als derselbe am Eingange des Hauses sich zeigte. Es erfolgte alsbald ein Beifallsklatschen auf einem Theile der Oppositionsbänke, unter welchem O'Connell, langsamen Schrittes seinem gewöhnlichen Platze sich nähernd, den Sprecher des Hauses grüßte, von Herrn Hume und Dr. Bowring und Anderen hier freundlich empfangen wurde, und während der Worte des 8 ners: „Glaubt Ihr d ü 1 bewe LsAäghe : „Gle Ior denn über diesen großen Konspirator, der hier in 8- Erscheimt. triumphirt zu haben?“ ruhig seinen Sitz ein⸗ hm. oryblätter vergleichen diese Demonstration mit einer
baseudiegen Cheater Scene, und das nicht mit Unrecht. Man wußte 8 onnell der Sitzung beiwohnen würde, und sein Eintritt r urch lautes Geschrei . intritt war
von Seiten der auf der Straße versammelten
Volkshaufen angekündigt worden Die miniftene ehr zahlreich zugegen zie de en ministerielle Partei, welche G hr zahlreich zug Hieetaectse die Bänke, welche die Führer der
Opposition, die Lords J. Russell, Palmerston, Howick u. A. ein⸗ nahmen, beobachteten indeß mit dem größten Theile der Opposition ein tiefes Schweigen. Wenn die Letzteren auch durch ihre Reden so eben ihre Sympathieen mit der irländischen Sache bewiesen hatten, so schien doch der Ausspruch der Jury und die Achtung vor dem Gesetze, welches den Agitator verurtheilt hatte, bei ihnen diese Zurück⸗ haltung zu erheischen. Das Volk auf der Straße begrüßte unterdeß mit demselben Enthusiasmus den Herzog von Wellington, der sich gerade ins Oberhaus begab. So wie in der Aufnahme des irländischen Agitators zeigte die Opposition auch in den Invektiven gegen ein⸗ zelne Mitglieder oder Anhänger des Kabinets ihre Gereiztheit. Lord Russell hatte gegen den Lord⸗Kanzler, Lord Lyndhurst, einige derbe Ausfälle gemacht, die einiges Aufsehen erregten, weil es nicht in der Gewohnheit des edlen Lords liegt, von seiner höflichen wenn auch stolzen Redeweise zu lassen. Weit größere Sensation aber erregte einer der blutigsten Angriffe gegen Lord Brougham in der Sitzung vom Donnerstage, der von einem sonst gemäßigten katholischen Mit⸗
gliede, Herrn O'Ferral, ausging. Indem derselbe sich über die Feind⸗-
seligkeit Englands gegen die Katholiken beklagte, sagte er:
„Ich erinnere mich der Art und Weise, wie der 2 im vorigen Jahr die Katholiken beleidigt hat; ich habe nicht vergessen, wie diese Beleidigungen, obschon sie zurückgenommen wurden, von dem Faktotum der Regierung in dem anderen Hause wieder aufgenommen worden sind, von jenem Manne, der ehemals ihr heftigster Gegner, heute ihr vertraute⸗ ster Freund, sein Marktschreier⸗Talent aller Orten feil bietet. hat gesagt, daß der Lord⸗Kanzler nur seiner Feindseligkeit gegen Irland die Stelle verdankt, welche er einnimmt; ich wollte es anfangs nicht glauben; aber jetzt glaube ich es, nun ich sehe, daß der Kanzler von einem Manne vertheidigt wird, der nur sein Nachfolger zu werden strebt, und der niemals
etwas Gutes oder Schlechtes oder Unbedeutendes gethan hat, ohne von
persönlichen Beweggründen dazu veranlaßt worden zu sein.“
In demselben Augenblicke, während man im Unterhause sich mit solcher Bitterkeit angriff, ereignete sich im Oberhause eine Scene
zwischen Lord Brougham und seinem alten Freunde, Lord Campbell, die den gleichen Charakter trägt, nur ergötzlicher war. war die Bitterkeit auf beiden Seiten sehr groß und führte zu argen Persönlichkeiten.
Uiederlande.
Aus dem Haag, 19. Febr. (J. de la Haye.) Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin von Oranien wird heut Abend nach Stuttgart abreisen.
Berichte aus Batavia vom 14. Oktober melden, daß der Vul⸗ kan auf der Insel Ternate vom 11. April bis zum 27. Mai fünfund⸗ zwanzig, mit furchtbaren unterirdischem Getöse und heftigen Detona⸗ tionen begleitete Ausbrüche gehabt hat.
In Batavia sind nunmehr die zwei ersten Bände des von dem Inspektor der Thee⸗Pflanzungen, Herrn Jacobson, bearbeiteten Wer⸗ kes über den Anbau und die Zubereitung des Thees erschienen.
Schweiz.
Basel, 16. Febr. Die hiesige Zeitung enthält Folgendes: „Der hiesige protestantisch⸗kirchliche Hülfs⸗Verein hat in den verflossenen Tagen die zweite Auflage der kleinen Schrift: „Die kirchliche Noth unserer protestantischen Glaubensgenossen in der Nähe und in der Ferne“, erscheinen lassen, bevorwortet vom Professor Dr. Hagenbach. Der Verfasser, Pfarrer W. Legrand, hat diese zweite Auflage mit bedeutenden Zusätzen vermehrt und führt uns viele le⸗ bendige Züge von der Verwahrlosung und dem gedrückten Zustande unserer Glaubensbrüder vor Augen, so wie er uns hinwieder einen Blick in die großartige Wirksamkeit der englischen Protestanten thun läßt, welche durch freiwillige Beiträge schon seit 140 Jahren für ihre in der ganzen Welt zerstreuten Landsleute und auf eine un⸗ glaublich vollständige. Weise eben dasjenige thun, was die deutschen und schweizerischen Vereine nun anstreben.“ Indem die Baseler Zeitung dies ankündigt, bringt sie folgende beherzigenswerthe Schilderung der Zustände vereinzelter pro⸗ testantischer Gemeinden: „Es drängen sich, um nur von der Schweiz zu reden, die Begehren der deutschen Protestanten in der Waadt; die zerstreuten Protestanten in Wallis verkommen in ihrer dunkeln Umgebung; arme Gemeinden in Graubünden harren umsonst eines Seelsorgers, dem sie kaum das kümmerlichste Durchkommen zu fristen vermögen und für den, bei den eigenthümlichen Kantonal⸗Verhält⸗ nissen, der Staat fürs Erste noch nicht zu sorgen vermag. Und sollten uns die Bedürfnisse der benachbarten protestantischen Elsasser da, wo sie noch nicht in gehöriger Anzahl beisammen sind, um an den Staat ein Recht zu haben, sollten uns die zerstreuten Schweizer in den großen französischen Städten, sollten uns die schwer ge⸗ drückten österreichischen Protestanten fremd bleiben? Wir reden nicht von der Masse der Auswanderer, die in Amerika in geistlicher Verwahrlosung leben, nicht von den ehrwürdigen Ueberresten der Protestanten in Böhmen und Mähren, für die das Feuer der Ver⸗ folgung noch in keinem fernen Hintergrunde steht, und die jetzt aus Mangel an materiellen Mitteln dahinsiechen; aber wir treten Ange⸗ sichts dieser nur kurz und sehr unvollständig hingeworfenen Thatsachen vor die Herzen der Protestanten und erwarten ihre Theilnahme. Und schon, dürfen wir beifügen, daß die Theilnahme beginnt. Die sieben Vereine der Schweiz haben sich zu gemeinsamem Handeln verbunden und Basel zum Vorverein ernannt; das Königliche Wort und Ge⸗ schenk von Württembergs Throne hat alle protestantischen Herzen mit Freude erfüllt; Mitteldeutschland zeigt lebhaftes Interesse und Preu⸗ ßen erhebt sich, wenn auch zuletzt und langsam, so doch gewiß nicht am wenigsten kräftig. Möge nun auch die Eingangs erwähnte Schrift bei uns die Theilnahme fördern!“ 8
Spanien. 1 111 8 Madrid, 12. Febr. Heute sind keine Nachrichten aus
der Gegend des Aufstandes eingegangen. Die rechtmäßigen Behör⸗ den und die der Regierung treu gebliebene National⸗Miliz rückten
am 8ten wieder in Murcia ein und wurden von den Einwohnern
mit Glockengeläute und dem größten Jubel empfangen. Die von Cartagena ausmarschirten Rebellen hatten während ihres kurzen Auf⸗ enthaltes in Murcia die Büreaus der Regierung Ferstört, einiges Geld von den Einwohnern erpreßt und endlich die öffentlichen Kassen mitgenommen. Der General Roncali stellte seine Truppen am 7ten Abends in S. Juande Alicante auf, und der Brigadier Pardo, der die Rebellen bei Elda schlug, stand am selben Tage in S. Vicente. Am 8ten war Alicante vollkommen durch die Truppen der Königin ingeschlossen. 1 Unterdessen hat der General Roncali Anstand genommen, den m zugekommenen Befehl, die gefangenen Offiziere, welche sich der mpörung anschlossen, erschießen zu lassen, Folge zu leisten. Die Re⸗ bellen von Alicante hielten nämlich die dortigen Behörden, unter de⸗ nen sich ein naher Verwandter des Generals Roncalim befindet, und einige der reichsten Einwohner gefangen und drohten, Repressalien an ihnen zu vollziehen, falls Roncali die gefangenen Offiziere erschießen lassen würde. Die Regierung sah ssich nun, da sie den dem General Roncali zugeschickten Befehl in der Gaceta veröffentlicht hatte, in die Nothwendigkeit versetzt, ihm die ungesäumte Vollziehung desselben aufs neue einzuschärfen. Man behauptet sogar, die Minister wären entschlossen, den General Roncali des Kommando's zu entsetzen. Auch wird ihm zur Last gelegt, daß er einer ihm vor dem Ausbruche des
inister des Innern
Lord Russell
Auch hier
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Aufstandes zugekommenen Verfügung, kraft deren er den Pantaleon Bonet verhaften sollte, nicht Folge leistete. 4 81 In allen Städten Galiciens ist die National⸗Miliz, ohne Wi⸗ derstand zu leisten, entwaffnet worden. Auch die von Sevilla lieferte am 7ten ihre Waffen aus. Einige Verhaftungen fanden statt. Der General Prim, Graf von Reus, ist vorgestern hier ange⸗ kommen.
5 Madvrid, 13. Febr. Der englische Gesandte, Herr Bulwer, fährt fort, seine Mißbilligung des von der diesseitigen Regierung ein⸗ geschlagenen Ganges an den Tag zu legen, und als seine Ansicht auszusprechen, daß die Constitution mit Füßen getreten und an der Herstellung der unumschränkten Monarchie gearbeitet werde. Nament⸗ lich glaubt auch Herr Bulwer in dem Minister⸗Präsidenten, Herrn Gonzalez Bravo, einen persönlichen Feind zu erblicken, seitdem einige Blätter, welche Verbindungen mit dem Kabinette zu haben scheinen, gegen ihn, den Gesandten, eine herausfordernde Sprache führen. Der Minister⸗Präsident hat sich dagegen von jeder Einwirkung auf die bezeichneten Blätter losgesagt, und nur zugegeben, daß er die Redac⸗ teure derselben, als seine persönlichen Freunde, bisweilen bei sich sähe.
Die hiesigen Moderirten haben es übel vermerkt, daß in der Rede, mit welcher die Königin von Großbritanien das Parlament wieder eröffnete, der Königin von Spanien keiner besonderen Erwäh⸗ nung geschah. Der Heraldo hebt heute diesen Umstand hervor, und sagt: „Auch nicht für einen Augenblick können wir uns über⸗ reden, daß es dem Ministerium Sir Robert Peel's leid thun sollte, daß Donna Isabella II. anstatt einer Person, die wir neben einer Königin nicht nennen dürfen, die höchste Gewalt ausübe. Aber in dem Stillschweigen liegt eine wenigstens scheinbare Abneigung, gegen welche die Würde des Landes Einspruch thut, und gegen welche wir in dessen Namen Einspruch erheben.“
Dem französischen Botschafter, Graf Bresson, soll es schwer fal⸗ len, sich in einer Residenz einzubürgern, welche wenig Erfreuliches bietet, und obenein von dem Treiben erbitterter Parteien bewegt wird. Der Botschafter pflegt nur eine beschränkte Zahl sehr ausgewählter Personen bei sich zu empfangen, und hat, da der größte Theil seiner Effekten noch nicht angelangt ist, sein Hotel noch nicht seinen Wün⸗ schen gemäß einrichten können. Uebrigens herrscht zwischen ihm und den hiesigen Ministern das beste Einverständniß, und er soll als seine Ansicht ausgesprochen haben, daß ein öfterer Ministerwechsel die In⸗ teressen das Landes nur beeinträchtigen könne. Der Botschafter und seine Gemahlin besuchen ziemlich häufig die Oper, und nicht selten erscheint auch der Kriegs⸗Minister in ihrer Loge. Der englische Ge⸗ sandte macht seine Erscheinung meistens in der des Banquiers Salamanca. Dieser sieht sich durch die Reclamationen, welche ver⸗ schiedene Staatsgläubiger gegen ihn, als Pächter des Salz⸗Monopols, erheben, in solche Verlegenheit gesetzt, daß nur noch die förmliche Erklärung seiner Zahlungs⸗Unfähigkeit erwartet wird. Denn an letz⸗ terer selbst zweifelt Niemand mehr.
Jetzt wissen wir, daß die Entwaffnung der National⸗Milizen an allen Punkten der Halbinsel, mit Ausnahme von Alicante und Car⸗ tagena, stattgefunden hat. In diesen beiden Plätzen haben einige Marine⸗Offiziere an dem Aufstande theilgenommen. Der General Roncali meldet unter dem 9ten aus seinem Hauptquartier Villafran⸗ queza, daß er seine Blokade⸗Linie bis San Vicente vorgerückt habe. Seinen rechten Flügel bildete der General Pardo, den linken der Brigadier Larrocha. Das Kastell von Alicante feuerte auf seine Vor⸗ posten einige Kanonenschüsse ab, die jedoch keinen Schaden verursach⸗ ten. Er erwartete Verstärkungen, um den Päaatz enger einzuschließen.
Vorgestern überreichte eine Deputation des Senates eine von sämmtlichen hier anwesenden Senatoren unterzeichnete Adresse in die Hände der Königin, um ihr das Leidwesen des Senates in Bezug auf die Vorfälle von Alicante und Cartagena auszudrücken, und jede Art von Unterstützung zuzusagen. Eine Kommission des Kongresses der Deputirten hatte die Ehre, eine in demselben Sinne abgefaßte, von 72 Deputirten unterzeichnete Adresse zu überreichen. Beide wur⸗ den auf das huldreichste entgegengenommen.
Daß die Verschwörung weit verzweigt war, geht auch aus dem Komplott der Unteroffiziere hervor, welches in der Citadelle von Bar⸗ celona entdeckt wurde. Zu gleicher Zeit kamen zwei der vertrautesten Adjutanten Espartero's und der ehemalige Chef seines Generalstabes von Bayonne her über die spanische Gränze, in der Voraussetzung, daß hier in Madrid ein ihnen günstiger Wechsel der Dinge stattge⸗ funden hätte. Auch vermuthet man, daß der Militair⸗Aufstand, der so eben an verschiedenen Punkten Portugals ausbrach, und über den es uns noch an bestimmten Nachrichten fehlt, von den hiesigen Ver⸗ schworenen geleitet wurde. Aus der hier gegen die Deputirten Cor⸗ tina und Madoz eingeleiteten Untersuchung sollen sich gegen Ersteren keine hinreichenden Anklagepunkte ergeben, wohl aber die Mitschuld des Letzteren hervorgehen. Vorgestern war den Behörden das Haus bezeichnet worden, in welchem sich einer der Mörder, die auf den Ge⸗ neral Narvaez schossen, ein Blasebalgmacher, verborgen hielt. Ob⸗ gleich darauf alle umliegenden Häuser durch Soldaten besetzt wurden, gelang es ihm doch, über die Dächer zu entkommen.
Gegen hundert Galeeren⸗Sklaven, welche von den Rebellen in Alicante bewaffnet wurden und an dem Gefecht bei Elda Theil nah⸗ men, sind zu den Räuberbanden gestoßen, die als angebliche Verfech⸗ ter des Don Carlos in der Provinz Castellon de la Plana hausen.
Die Herren Carriquiri und Vilches sind gestern von hier nach Paris abgegangen, um der Königin Christine eine von der Mehrzahl der Deputirten unterzeichnete Adresse zu überreichen, in der sie er⸗
sucht wird, ihre Anherkunft beschleunigen zu wollen. Der Herzog von Osunia, der sich gegenwärtig in Paris aufhält, beabsichtigt, dem Vernehmen nach, sich von dort auf einige Zeit nach Wien zu begeben.
8 Unsere Nachrichten aus Lissabon gehen bis zum 7ten und brin⸗ ggen die ersten Nachrichten von einem Aufstande in Torres Novas uüunnd den dagegen ergriffenen Maßregeln der Regierung, worüber Sie
wahrscheinlich bereits auf anderem Wege besser unterrichtet sein wer⸗ den. Der englische Gesandte, Lord Howard de Walden, gab am
F5ten ein großes Diner, welchem auch Herr Olozaga beiwohnte. Die⸗
sem soll nunmehr die Stadt Setubal als Aufenthaltsort angewiesen worden sein.
*ℳ Paris, 18. Febr. Die madrider Post ist heute wieder, vermuthlich der schlechten Wege halber, ausgeblieben. Aus den heute eingetroffenen barcelonger Blättern sehen wir, daß das Dampfboot ‚el Balear“ am 9ten in den Hafen der catalonischen Hauptstadt ein⸗ gelaufen ist. Dies Fahrzeug ist nicht, wie man anfangs sagte, aus Alicante entkflohen, sondern es ist von der dortigen Junta freigegeben worden, und zwar in Folge einer Adresse des Handelsstandes, wel⸗ cher im Namen der bürgerlichen Interessen verlangte, daß die revo⸗ utionaire Behörde die Beschlagnahme aufhebe, die sie auf ein Schiff und auf Güter gelegt hätte, welche Privat⸗Eigenthum wären. Ob⸗ gleich diese Vorstellung sehr geeignet war, Eindruck zu machen, so würde sie doch vielleicht nicht die beabsichtigte Wirkung hervorgebracht haben, wenn es sich nicht bei den angestellten Versuchen gezeigt hätte, daß der „Balear“ nicht geeignet sei, als Kriegsfahrzeug zu dienen. Von den auf diesem Schiffe befindlichen Waaren hat die Junta von Alicante einige der Regierung gehörige Centner Taback zurückbehal⸗
1 dem Capitain eine Bescheinigung hierüber gegeben. Bei 59 Feheic,be; Valech⸗ von Alicante befanden sich . dem Hafen dieser Stadt drei kleine bewaffnete Fahrzeuge unter dem Befehl der Junta. Die auf dem „Balear“ angekommenen Reisenden versichern übrigens, daß eine große Niedergeschlagenheit in Alicante herrsche.
8 Sriechenl and. m Paris, 19. Febr. Der Gesetz⸗Entwurf wegen Bewilligung
einer Geldsumme von 527,241 Fr. zur Bezahlung der Zinsen der
griechischen Anleihe für das erste Semester des laufenden Jahres, welcher vorgestern vom Finanz⸗Minister der Kammer vorgelegt wurde, ist heute unter die Deputirten ausgetheilt worden. Da dieser Gesetz⸗ Entwurf die gegenwärtige Lage Griechenlands in finanzieller und po⸗ litischer Hinsicht berührt, so glaube ich daraus Ihnen folgende Stel⸗ len anführen zu müssen. „Das Budget der Ausgaben Griechenlands“, sagt Herr Lacave⸗Laplagne, „betrug im Jahte 1843 die Summe von 18,761,814 Drachmen. Das Budget der Einnahmen, welches der verschiedenen Einkünfte in Naturalien wegen, schwerer festgesetzt wer⸗ den kann, wurde auf 15 Millionen Drachmen geschätzt. Ohne die außerordentlichen und unvorhergesehenen Ausgaben zu rechnen, wurde für den regelmäßigen Bedarf der inneren Verwaltung 13,532,569 Drachmen erfordert. Hierin mußten die nothwendigen Einschränkun⸗ gen und Ersparnisse versucht werden, um die Summe von 4,720,607 Drachmen zu erübrigen, welche zur Zahlung der Interessen der griechischen Anleihe dienen sollten. Aber schon die Ausgaben des ersten Semesters von 1843 nach dem Fuße des nor⸗ malen Budgets ließen keine Hoffnung übrig, daß das Budget des Jahres im Gleichgewicht zwischen den Ausgaben und Einnahmen ge⸗ schlossen werden könnte. Es wurden neue Ersparnisse im zweiten Semester erforderlich, welche zugleich den Vortheil darboten, daß die Grundzüge einer strengeren Verwaltung für die Zukunft dabei gelegt wurden. In Folge einer verhältnißmäßigen Reduction aller Verwal⸗ tungszweige, und besonders in Folge der Einschränkung der Land⸗ Armee, welche eine eben so schwere als unnütze Entwickelung genom⸗ men hatte, konnten die Ausgaben der inneren Verwaltung zuletzt auf die Summe von 10,915,261 Drachmen reduzirt werden. Während die Repräsentanten der drei Schutzmächte dieses wichtige und erfreu⸗ liche Resultat erwirkten, verfolgte der Gesandte des Königs bei dem Kabinet von Athen eine besondere Unterhandlung, die für Frankreich ein spezielles Interesse in sich schloß. Es ist bekannt, daß die Regie⸗ rung des Königs im Jahre 1838 aus besonderem Wohlwollen für die griechische Nation, und mit beinahe einstimmiger Genehmigung der Kammern, aufhörte, mittelst des Restes der dritten Serie der Anleihe, die Interessen der zwei anderen schon emitirten Serien, zu bedienen. Der franzoͤsische Staatsschatz wurde zu verschiedenenmalen ermächtigt, aus eigenen Mitteln jene Interessen zu bezahlen. Diese Vorschüsse begründeten zu Gunsten Frankreichs eine Forderung, welche im Mo⸗ nat März 1843, und abgesehen von der Kredits⸗Bewilligung, die zu dieser Epoche zugestanden wurde, die Summe von 2,762,444 Fr. 70 Cent. betrug.
„Da der Rest der dritten Serie der griechischen Anleihe, welche Frankreich als Garantie belassen wurde, 2,356,561 Fr. beträgt, so beschloß die französische Regierung, die Idee aufzunehmen, welche in einem offiziellen Dokumente der griechischen Regierung ausgedrückt worden war, nämlich der vorzunehmenden Compensation einer Summe durch die andere. Der Minister Frankreichs in Griechenland wurde beauftragt, mit dem Kabinet von Athen diesfalls in Unterhandlung zu treten. Aber im Angesicht der gegenwärtigen Finanz⸗Verlegenheit der griechischen Regierung und in Erwägung der vielen Opfer, denen sie sich unterwerfen muß, um das Gleichgewicht in ihrem Budget zu erlangen, hat die französische Regierung sich bereden lassen, auf die unmittelbare Ausführung dieses Finanz⸗Projekts nicht weiter vor der Hand zu dringen.
„Die im Budget Griechenlands vorgenommenen Reductionen hät⸗ ten aber nicht jenes Resultat erreicht, welches die londoner Konferenz sich davon verspricht, wenn man nicht zu gleicher Zeit die nöthigen Maßregeln getroffen hätte, um die Bezahlung der Interessen der griechischen Anleihe zu sichern. Zu dem Ende theilten die Repräsen⸗ tanten der drei Schutzmächte der griechischen Regierung das Projekt einer Convention mit, derzufolge sich Griechenland verpflichtete, die Einkünfte des Mauthamtes und des Stempelgefälles zur Bezahlung der Interessen der Anleihe zu verwenden und die Rückbezahlung der von Frankreich gemachten Geldvorschüsse durch eine neue Emission griechischer Staats⸗Schuldscheine zu regeln.
„Nach langem Zögern, nahm die Regierung des Königs Otto das fragliche Projekt an, welches am 14. September v. J. zu Athen unterzeichnet wurde, und zwar mitten unter den Vorböten einer we⸗ sentlichen Aenderung der Staats⸗Verfassung. In der That, am Tage darauf, als die erwähnte Convention unterzeichnet wurde, brach die seit lange vorhergesehene politische Bewegung in Athen aus. Diese Begebenheit, welche durch den einstimmigen Willen des griechischen Volkes, ohne Interesse irgend einer Partei und ohne auswärtige Unterstützung vollbracht wurde, erhielt vom König Otto eine solche Sanction, welche laut zu Gunsten der aufrichtigen Gesinnungen die⸗ ses Monarchen, und dessen Liebe zu seinem neuen Vaterlande, zeugt.
„Griechenland arbeitet gegenwärtig, in Gemeinschaft mit seinem König, an der eigenen Wiedergeburt. Diese Bestrebungen anführen, bedeutet so viel als erklären, daß die Regierung des Königs der Franzosen es für rathsam findet, jene Bemühungen durch die unmit⸗ telbare Eintreibung der an Griechenland geltend zu machenden For⸗ derungen, nicht zu stören. Bereits ist eine Million Fr. aus Athen einem pariser Banquier übermacht worden, um die Bezahlung der Interessen des Semesters vom September zu besorgen. Wir wollen diese Summe vor der Hand als eine à compte-Bezahlung hin⸗ länglich finden, und in der schweren Lage, worin die Regierung des Königs Otto sich befindet, nicht auf die vollkommene Summe zur Bezahlung der Interessen des verflossenen Semesters weiter dringen. Demzufolge wird die Kammer einen außerordentlichen Kredit von 193,906 Fr. 69 Cent. noch zu regeln haben, um den Betrag der Interessen jenes Semesters vollends zu decken.
„Wir konnten nicht anders handeln, ohne jener wohlwollenden Politik, welche Frankreich, der Regierung des Königs Otto gegenüber, stets befolgte, untreu zu werden. Das griechische Reich verdient und verlangt noch eine gewisse Zeit hindurch unsere ganze Aufmerksamkeit. Wenn dessen Verfassung einmal begründet sein wird und die Regierung sich stärker fühlen und leichter wird bewegen können, werden wir nicht ermangeln, das Kabinet von Athen aufzufordern, sich mit einigen an⸗ deren Fragen zu befassen, die von wichtigeren Angelegenheiten jetzt beherrscht werden. Die constitutionellen Formen, welche die Oeffent⸗ lichkeit und die Kontrolle mit sich führen, können auf die Finanz⸗Ver⸗ waltung Griechenlands nur günstig zurückwirken.“
Vereinigte Staaten von Nord-Ameriha.
O New⸗York, 24. Jan. Das Interesse des Tages konzen⸗ trirt sich fast ausschließlich auf die vorgestern aus Europa eingetrof⸗ fenen Nachrichten, welche das Dampfschiff „Britannia“ überbracht hat, und die in kommerzieller und politischer Beziehung von größerer Bedeutung sind, als was seit den letzten Tagen auf dieser Seite des atlantischen Oceans vor egangen ist.
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zweifelhaften Verfassungsmäßigkeit seines Antrags auf Herabsetzung des Tarifs erklärt, die Föderal⸗Union sei seiner Ansicht zufolge eine für die verschiedenen Staaten nur Unheil bringende Verbindung, da dieselben nur dadurch Druck zu erleiden und dafür Opfer zu bringen hätten. Dergleichen Aeußerungen sind sicherlich nicht geeignet, die Größe und Macht der amerikanischen Nation zu erhöhen, die eben, nur weil und wenn sie einig ist, auch groß und mächtig sein kann.
Aus Washington schreibt man, Herr Spencer habe, nachdem er so ziemliche Gewißheit erlangt hatte, daß der Senat sich dazu ver⸗ stehen werde, seine Ernennung zum Richter am obersten Gerichtshofe zu bestätigen, sich entschlossen, seine Stelle als Staats⸗Secretair des Schatzes niederzulegen. Indeß ist die Meinung Vieler, daß er am Ende in seinem Vertrauen auf die Gesinnungen des Senats für ihn doch sich getäuscht sehen könnte. Der Commodore Stewart, einer der glorreichsten Namen in der amerikanischen Marine, ist interimistisch mit dem Portefeuille der Marine, an Herrn Henshaws Stelle, beauf⸗ tragt worden. Herr Henri Wise wurde zum Minister in Brasilien ernannt, an die Stelle des Herrn Proffit, dessen Ernennung gleich der des Herrn Henshaw vom Senate verworfen wurde. Herr Wise strebte nach dem Posten eines Botschafters in Frankreich, allein auch ihm erlaubte die Opposition des Senats nicht, den Blick so hoch zu richten, und so hat er denn, an der Verwirklichung seiner Wünsche und Hoffnungen verzweifelnd, sich bequemt, den Posten in Brasilien anzunehmen.
Der Senat hat den Vertrag ratifizirt, der neuerlich zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten behufs gegenseitiger Auslie⸗ ferung der ihrer Justiz entsprungenen Verbrecher abgeschlossen worden ist. Dieser Vertrag ist gleichlautend mit demjenigen, der zu gleichem Zwecke bereits zwischen den Vereinigten Staaten und England besteht.
Ein der Partei der jetzigen Verwaltung angehörendes Journal hat angekündet, Herr van Buren habe, überdrüssig der ewigen Spal⸗ tungen in der demokratischen Partei und der unaufhörlichen Anschul⸗ digungen gegen ihn, in einem Schreiben, das er an einen seiner Freunde gerichtet hätte, seine förmliche Absicht ausgesprochen, auf seine Kandidatur zur Präsidentschaft zu verzichten. Nicht ein einziges demokratisches Blatt hat dieser Angabe Raum gegeben, offenbar, weil man von der Grundlosigkeit derselben überzeugt war. Herr van Buren ist viel zu sehr Staatsmann, um den Regungen der Empfindlichkeit sich hinzugeben, und seine Dinge stehen zu gut, als daß er auf halbem Wege jetzt stehen bleiben sollte.
Die finanzielle Welt ist in den letzten Tagen durch große Schwan⸗ kungen in Bewegung gesetzt worden, die in der Agiotage und in dem Werthe des Geldes eingetreten sind. Ein allgemeines und anhalten⸗ des Sinken hat Platz gegriffen in allen Stocks oder Actien der Staa⸗ ten und der Compagnieen, das merklichste an den Stocks von Ohio, welche in acht Tagen um 10 Prozent gesunken sind. Das Baargeld ist seltener geworden, und man zahlt nun eine Prämie von 1 Prozent dafür. Andererseits haben die Banken ihre Eskomptirungen be⸗ schränkt und ihre Darlehen auf die Stocks, was zum Theil das Sinken erklärt, welches diese Papiere erfahren haben. Eine doppelte Ursache scheint diesem sinanziellen Umschwunge zu Grunde zu liegen, erstens die kluge Taktik der Banken, welche bei Darlegung ihres Standes am Ende des Monats in best⸗ möglichster Lage zu erscheinen wünschen, dann die Ausdehnung, welche die Speculation in Baumwolle seit einiger Zeit genommen hat. Die Consignataire von New⸗York haben auf diese Baumwolle bedeutende Vorschüsse gemacht; die Eskomptirungen der Banken haben verhält⸗ nißmäßig zugenommen, und die Klugheit mußte so, indem sie dieser Bewegung vorwärts plötzlich Einhalt that, eine Reaction rückwärts hervorbringen. Man ist nun gespannt, welchen Einfluß die mit dem Dampfschiffe „Britannia“ aus Europa angelangten Nachrichten auf diese Schwankungen ausüben werden.
Ich habe bereits früher erwähnt, daß eine Gesellschaft die Er⸗ richtung eines Postdienstes in Konkurrenz mit dem der Regierung be⸗ absichtigt. Ein Herr Lysander Spooner scheint der Haupt⸗Urheber dieses Projektes zu sein, nach welchem das Maximum des Porto's für einen Brief, wenn derselbe das Gewicht einer halben Unze nicht übersteigt, selbst bis an die entferntesten Punkte der Union nur 62 Cents betragen soll. Man würde darnach sogar von der Compagnie zwanzig Couverte mit der Bezeichnung franco und dem Poststempel der Gesellschaft versehen, um einen Dollar kaufen können. Freilich muß erst noch die Verfassungsmäßigkeit des ganzen Projektes über⸗ haupt nachgewiesen werden. 8
Eisenbahnen.
Naumburg, 20. Febr. Der Ausschuß der thüringer Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft macht im Halleschen Courier bekannt: Die Angelegenheiten der thüringischen Eisenbahn sind nun so weit gedie hen, daß die Ertheilung der Konzession unverzüglich von den hohen Staats⸗Regierungen nachgesucht werden wird.
Wir bringen dies zur Kenntniß aller derer, welche sich für die⸗ ses Unternehmen interessiren, und werden seiner Zeit das Weitere öffentlich bekannt machen.
Liegnitz, 20. Febr. (S. Z.) Für eine projektirte Eisenbahn von Liegnitz nach Glogau wurden hier im Laufe voriger Woche beim hiesigen Magistrat Actienzeichnungen angenommen, deren Resultat ein so günstiges war, daß die Ausführung dieser Bahn, insofern sie die Bewilligung der Staatsbehörde erhält, nicht zu bezweifeln ist. Ob die Richtung der Eisenbahn von hier über Sabitz direkt nach Glogau geht, oder ein Anschluß von Haynau bis Klopschen an die glogau⸗ sorauer Bahn erreicht werden soll, ist bis jetzt noch unbestimmt.
Paris, 18. Febr. Die Frage von dem Bau der projektirten großen Eisenbahnlinien ist, wie man vernimmt, vom Ministerium pro⸗ visorisch zu Gunsten des in dem Gesetze vom 11. Juni 1842 aufge⸗ stellten Systems entschieden worden. Der betreffende Gesetz⸗Entwurf soll der Deputirten⸗Kammer demnächst vorgelegt werden. Wie es heißt, nimmt er blos auf die den konkurrirenden Privat⸗Gesellschaften zu bewilligenden Bedingungen Bezug; der Minister der öffentlichen Arbeiten behält sich die Befugniß vor, mit den Gesellschaften zu den von der Gesetzgebung aufgestellten Bedingungen direkt zu unterhan⸗ deln. Die Bedingungen, welche in dieses Gesetz aufgenommen wer⸗ den sollen, sind, dem Vernehmen nach, für die Gesellschaften sehr lästig.
Der Minister der öffentlichen Arbeiten wird, wie verlautet, in einigen Tagen den Kammern einen Gesetz⸗Entwurf für Bewilligung eines Kredits vorlegen, der auf den Bau einer atmosphärischen Eisen⸗ bahn in der Umgegend von Paris verwendet werden soll.
Livorno, 2. Febr. (Wien. Ztg.) Der Bau der Groß⸗ herzogl. Leopoldinischen Eisenbahn zwischen Pisa und Livorno ist jetzt beendigt. Am 27. Januar wurden die ersten Probefahrten unter⸗ nommen. Um etwa 9 Uhr Vormittags traf hier unerwartet ein von einer Lokomotive gezogener Waggon erster Klasse ein, worin 18 an⸗ gesehene Passagiere saßen. Die Ueberfahrt von Pisa nach Livorno erfolgte in 15 Minuten. Nach wenigen Augenblicken trat die Loko⸗
motive und der Passagier⸗Wagen die Rückfahrt nach Pisa an und führte diesmal mehrere Damen und Kinder dahin. Um 1 Uhr Nach⸗ mittags langte ein von Pisa abgegangener Zug aus 3 Waggons erster, 1 zweiter und 3 dritter Klasse bestehend, und mit 250 Passa⸗ gieren beladen in dieser Hauptstadt an. Dieser Zug, auf welchem