abgeliefert wurden, weiter befördert, und es
eun Zeitung 2 der genannten 3 umer milde Gaben ein.
gehen auch hier noch in
Ausland.
Deutsche Bundesstaaten. [
Hannover. Hannover, 21. Febr. (H. Z.) Der Vor⸗ and des hannoverschen Gustav⸗Adolph⸗Vereins hat bekannt gemacht, daß das Königl. Ministerium der geistlichen und Unterrichts Angele⸗ genheiten den Statuten des Vereins die Genehmigung ertheilt habe, wobei zugleich dem Vereine Corporationsrechte beigelegt sind.
Baden. Karlsruhe, 22. Febr. (K. Z.) In der Sitzung der ersten Kammer vom 3ten d. M. stellte Irhr. von Andlaw den Antrag: „Die hohe Kammer wolle geneigtest beschließen, Se. Kö⸗ nigliche Hoheit den durchlauchtigsten Großherzog in einer Adresse ehrfurchtsvollst zu bitten, daß Staats⸗Verträge zu dem Zwecke abge⸗ schlossen werden möchten, eine geordnete Auswanderung in solcher Weise herbeizuführen, um auf einer Seite durch geeigneten Schutz und Nachhülfe das Fortkommen der auswandernden Landes⸗Angehöri⸗ gen in fremden Ländern zu erleichtern, und auf der anderen Seite die Heimats-Gemeinden vor der Gefahr der Versorgung rückkehrender heimatlos Gewordener zu bewahren.“
st
Grh. Hessen. Darmstadt, 24. Febr. (Grh. Hess. Z.) Gestern Mittag trafen Ihre Königl. Hoheit die Kronprinzessin der Niederlande hier ein und stiegen im Gasthofe zur Traube ab. Höchst⸗ dieselben verweilten den Abend im Kreise der Großherzoglichen Fa⸗ milie und setzten heute früh Ihre Reise nach Stuttgart fort.
Berichtigung. In dem gestern veröffentlichten Verzeichniß der Spruchmänner des Bundes⸗Schiedsgerichts soll es unter Ziffer IX. statt: „von Kopp, Wirklicher Geheimer Rath und Präsident der Ober⸗Finanz⸗Kammer“ — heißen: „von Kopp, Wirklicher Geheimer Rath und Finanz⸗Minister.“
Oesterreichische Monarchie.
Sebenico, 8. Febr. (Wiener Ztg.) Gestern, genau um 10 Uhr Vormittags, ist hier ein rüttelndes Erdbeben verspürt worden. Ein kurzer Windstoß, begleitet von unterirdischem Getöse, ging dem⸗ selben voran. Nach der Behauptung Einiger wären noch verschiedene andere in der Nacht gefolgt.
In der Nacht vom 29. zum 30. Januar ist an der südlichen Spitze der Insel Lissa die preußische Handelsbrigg „Arminius“, Ca⸗ pitain Daniel Neische aus Stettin, gescheitert. Das Schiff, welches sank, befand sich auf der Rückfahrt von New⸗York und segelte eben mit einer Ladung von Eisen nach Venedig. Die aus 11 Personen
bestehende Schiffsmannschaft hat sich sammt dem Capitain bei Comisa Die näheren Umstände des Schiff
(auf benannter Insel) gerettet. ruches sind uns noch unbekannt.
Russland und Polen.
St. Petersburg, 20. Febr. Nachdem der Kaiser das Gut⸗
achten des Reichs⸗Raths in Betreff der Rangerhöhung von Beamten bei ihrer Entlassung aus dem Dienste durchgesehen, hat Se. Majestät befohlen, in dieser Hinsicht felgende Regeln zu verordnen: 1) die Beförderung von Civil⸗Beamten bei ihrer Entlassung aus dem Dienste zum Range eines Geheimen Raths und höher hängt unmittelbar von dem Ermessen Sr. Maäjestät ab; deshalb sollen fortan keine Vor⸗ stellungen über solche Beförderungen gemacht werden. 2) Der Rang eines Staatsraths wird beim Abschiede nur denjenigen Kollegien⸗ Räthen ertheilt, welche bei eifriger Erfüllung ihrer Dienstpflichten in diesem Range wenigstens fünf Jahre gedient haben. 3) Der Rang eines Wirklichen Staatsraths wird beim Abschiede erst nach tadel⸗ losem und eifrigem fünfjährigen Dienste im Staatsraths⸗Range er⸗ theilt. 4) In Betreff der Beförderung zu allen übrigen Rang⸗Klassen beim Abschiede bleiben die jetzt geltenden Verordnungen in voller Kraft. 5) Auf Grundlage dieser Verordnungen können Personen, welche nicht den erblichen Adel haben, beim Abschiede nicht zum Range der Sten Klasse befördert werden. 6) Gleichermaßen können Per⸗ sonen, welche im Dienste keinen Klassen⸗Rang haben, beim Abschiede nicht zum Range eines Kollegien⸗Registrators befördert werden. Da die Klassen der Kanzlisten keine Rang⸗Klassen sind, so können ihnen auch letztere beim Abschiede nicht ertheilt werden.
Durch einen von Sr. Majestät bestätigten Beschluß des Reichs⸗ Raths ist den moskauer Bürgern, als Ausnahme von den allgemeinen Verordnungen, das Recht ertheilt worden, Kleinhandel mit Ellenwaa⸗ ren zu treiben.
Auf Kaiserlichen Befehl soll den Soldaten⸗Wittwen, welche an⸗ sässig sind, das Recht ertheilt werden, um Ansiedlung eines ihnen auf Grundlage der bestehenden Gesetze zur Versorgung im Alter überlas⸗ senen Sohnes zu bitten, und sollen solche Soldaten⸗Kinder in die Kopfsteuer⸗Liste eingetragen werden.
„Heute begeht die hiesige Universität ihre fünfundzwanzigjährige
Stiftungsfeier.
Krankreich. Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 21. Februar. Zur näheren Begründung der einzelnen Theile des Vorschlages wegen Unvereinbarkeit von Staats⸗Aemtern mit den Deputirten⸗Functionen, wie Herr von Rémusat denselben in diesem Jahre beantragt hat (s. Nr. 47 d. Allg. Preuß. Ztg.), führte derselbe außer den schon zur Genüge durchgesprochenen allgemeinen Argumenten noch Fol⸗ gendes an:
„Offiziere der Armee und Marine und Präsidenten von Gerichtshöfen, sagte derselbe, glaube ich von meinem Antrage ausschließen zu dürfen, weil ihre Stellungen keine politischen sind. D agegen müssen Inhaber von Aem⸗ dern, die unter dem unmittelbaren Einfluß der Regierung stehen, von der Kammer ausgeschlossen werden. Obwohl ich nun die General⸗Prokuratoren 892 als in solcher Lage befindlich betrachte, schlage ich doch aus einem an⸗ .. vor, sie auszuschließen, nämlich weil ihre Anwesenheit in ihren Ansfchhn en eben so nothwendig ist, wie die der Präfekten. Von dieser
ee- 89 nehme ich jedoch die General⸗Prokuratoren des Cassations⸗ 5b Rechnungshofes und des Königlichen Gerichtshofes von Paris 80 büe ihren amtlichen Aufenthalt in der Hauptstadt haben, und 8 vüa 8* 8e. die T eputirten⸗Functionen versehen können. Mein amgen e 2 ; wie der von 1840, der jede er n ung nach en der Kammer siten, untersagte. Ich will eine Beförde⸗ ammer sizende Pemaßigen väet eren wie sie in Bezug auf nicht in der en gewöhnlich ist, zulassen. Wenn diese Grundsätze mer voülkemmen mumen sind, dann wird auch die Unabhängigkeit der Kam⸗ demsenigen Theil meinae sein. Besonders aber ersuche ich die Kammer, en, der sich auf die Vorschlages die gchörige Aufmerksamkeit zu schen⸗ bezieht, denn diesen halte erderung der in der Kammer sitzenden Beamten er Redner schlo ich bei weitem für den wichtigsten.“
mer, eine Kommif mit der ernstlichen Aufforder ie K son zur Pri rderung an die Kam⸗ Hierauf nahm Herr Liadin des Vorschlages zu ernennen. Wort, um den Antrag zu bere 8, wie gestern schon erwähnt, das
„Sehr bemerkenswerth“, s üͤmpfen.
von Veränderungen, welche den Sercgen dieser Sache ist die große
chlag seit 1832, wo en zuerst auss
1“
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Tapet kam, erlitten hat. Wo es sich wirllich um einen guten Gedanken handelt, da wird man auch dabei beharren, und wenn es zehn, funfzehn und noch mehr Jahre dauern sollte. Hier aber schwankten offenbar die Urheber des Vorschlages selbst hin und her, indem sie sich stets bemüͤhten, ihn schmackhafter zu machen, besonderen Umständen anzubequemen und ihre Anordnungen nach dem Alter und der Stimmung der Kammer zu treffen. Was die Bestechlichkeit betrifft, welche man so sehr zu fürchten vorgiebt, so ist ja die Presse da und stets bereit, ihr Einhalt zu thun, und Alles an den Tag zu bringen, was ihr tadelnswerth erscheint. Ha⸗ ben wir nicht in dieser Hinsicht ein ganz frisches Beispiel in dem Fall des Herrn Dugabé vorliegen, welchem die öffentlichen Blät⸗ ter sein über diesen Vorschlag in einem der Büreaus abgegebenes Votum vorrückten? (Die Oppositionsblätter hatten nämlich erzählt, daß Herr Dugabé, ein legitimistischer Deputirter, anfangs sich des Abstimmens über den Vorschlag des Herrn von Rémufat in den Büreaus enthalten, bei einer zweiten Abstimmung aber mit der ministeriellen Partei gegen die Ver⸗ lesung desselben gestimmt habe und darauf aufmerlsam gemacht, daß Herr
Dugabé im Arisge⸗Departement durch den Einfluß des Präfekten sowohl zu seinem Deputirten⸗Mandat, wie auch zu einer Stelle in dem dortigen General⸗Conseil gelangt sei.) Ich für mein Theil glaube, daß die Annahme der Unvereinbarkeit, um mich eines Ausdrucks des Herrn von Lamartine zu bedienen, nicht nur eine Schmach für den Charakter der Nation sein, sondern auch die Verwaltung und die Kammer der fähigsten Männer der Nation berau⸗ ben würde. Eine solche Dezimirung der Begabten wäre ein wahrer Trost für die Mittelmäßigkeit. Benjamin Constant, als er einst gegen eine ähnliche Maßregel sprach, rief aus: Auf diese Weise würde ich mich plötz⸗ lich einmal unwählbar finden, ich wüßte nicht wie! Nach solchen Autori⸗ täten darf ich wohl das Schicksal des Vorschlages der Kammer anheim stellen, doch kann ich nicht umhin, mich daran zu erinnern, daß derselbe das im Jahre 1789 durchgesetzte große Prinzip, wonach alle französischen Unterthanen zu jeder Art von Aemtern wählbar sein sollen, mit Füßen teitt. Dieses Prinzip ist die Eroberung einer Revolution, und doch schlägt man jetzt mit kaltem Blute vor, es zu vernichten. Der Vorschlag will die General⸗Prokuratoren von der Deputirten Kammer ausschließen, und doch stellt der 29ste Artikel der Charte dieselben unter die Kategorieen, aus wel⸗ chen Pairs von Frankreich gewählt werden können. So würde die An
nahme des Vorschlages nur die obere Kammer auf Kosten der unteren be⸗ reichern, ohne daß das Land etwas dabei gewönne. Der ganze Plan ist
aber auch nur eine gegen das Ministerium gerichtete Kriegs⸗Maschine ohne allen reellen Nutzen, und er verdient als solcher nicht einmal die ernste Aufmerksamkeit der Kammer.“
Durch das Citat dieses Redners fand Herr Dugabé sich ver— anlaßt, in persönlicher Hinsicht zu seiner Vertheidigung das Wort zu ergreifen. Er versicherte, daß er mit dem festen Entschluß, gegen den Vorschlag zu stimmen, in das Büreau gekommen und seine Ab⸗ sicht auch schon vorher Herrn von Lamartine mitgetheilt habe. Nun habe er zwar beim erstenmale nicht mitgestimmt, da aber die Zahlen sich gleich gestanden, so hätten Mitglieder der Majorität ihn höflich ersucht, doch auch seine Stimme abzugeben, und er habe dies darauf gethan. Allerdings habe er früher für den Vorschlag gestimmt, aber könne man seine Ueberzeugung nicht ändern und müsse man des⸗ halb gleich verleumdet, der Falschheit und der Bestechlichkeit beschuldigt werden? Diese und andere Klagen des Redners namentlich über indiskrete Veröffentlichung desjenigen, was in den Büreaus vorgehe, brachte die linke Seite in große Aufregung. Der Redner wurde öfters unterbrochen und dadurch zu noch heftigeren Entgegnungen gereizt. Was! rief er, man will mir solche Vorwürfe darüber machen, daß ich, meinem Gewissen folgend, auch einmal gegen diejenigen gestimmt habe, die ich vielleicht nur zu lange unterstützte! Nun brach ein noch größerer Lärm aus, und Herr Dugabé konnte nur mit Mühe weiter sprechen. Er verwickelte sich aber allerdings auch in einige Widersprüche. So behauptete er unter Anderem, der Präfekt habe seinen Eintritt in das General⸗ Conseil nicht aus poli⸗ tischen Gründen unterstützt, und doch sagte er andererseits wieder es sei deshalb geschehen, weil der Präfekt geglaubt, daß jede Meinungs ⸗ Nüance in der Verwaltung repräsentirt sein müsse. Nun hat man aber bekanntlich dem Ministerium gerade vorgeworfen, daß es Wahlen von Legitimisten häufig habe unterstützen lassen, um der Regierung aus dieser Partei nach und nach Anhang zu gewinnen. Der Tumult wurde immer größer, und selbst als Herr Dugabé seine Rechtfertigung beendigt hatte, war die Ruhe und Aufmerksamkeit nicht wiederherzu⸗ stellen. Der Vortrag des Herrn Mounier de la Sizeranne zu Gunsten der Rémusatschen Proposition, verlor sich im Geräusch der Privat⸗Unterhaltungen, so daß Herr von L espée, der sodann das Wort hatte, auf Vertagung der Debatte antrug, was die Kammer auch genehmigte.
Paris, 22. Febr. Vor der öffentlichen Sitzung versammelte sich die Deputirten⸗Kammer gestern in ihren Büreaus, um den Gesetz⸗ Entwurf über den Supplementar⸗Kredit für Algier und den über die griechische Anleihe in Erwägung zu ziehen. Gegen beide Entwürfe wurden keine bedeutende Einwendungen erhoben und schließlich die Kommissionen zur Berichterstattung über dieselben ernannt.
Die Polizei hat in den Magazinen der verschiedenen Messer schmiede der Hauptstadt eine bedeutende Anzahl catalanischer Dolche in Beschlag genommen.
In Paris und den Provinzen ist eine Petition an die beiden Kammern, behufs der Freiheit des Unterrichts, im Umlaufe, welche, der Angabe der Oppositionsblätter zusolge, zahlreiche Unterschriften
erhält.
21 Paris, 22. Febr. Die Debatte über den Antrag des Herrn von Rémusat wurde heute fortgesetzt. Herr de ['Espee bestieg zuerst die Tribüne, um gegen die Inbetrachtnahme zu sprechen. Er führte in längerer Rede aus, daß das gegenwärtig bestehende Gesetz hinreichend sei zur Unterdrückung von Mißbräuchen, wo solche vor— kommen sollten. Es unterwerfe jeden Deputirten, der ein öffentliches Amt oder eine Beförderung annehme, der Wiedererwählung. Alle Argumente, die man selbst zu Gunsten des Antrags von dieser Tri⸗ büne vorgebracht, hätten ihn nur noch mehr in der Ueberzeugung von der Unzweckmäßigkeit des Antrags bestärkt, und er müsse fest dabei stehen bleiben, daß der Beamte durch seine Stellung nicht eines Rech⸗ tes beraubt werden könne, das jedem Bürger zustehe. Herr Odilon Barrot ergriff darauf das Wort. Er begann mit der Bemer⸗ kung, daß mehrere Minister abwesend seien, und lud Herrn von Salvandy ein, die Tribüne zu besteigen. Inzwischen traten die Minister, welche bisher noch gefehlt hatten, ein und nah⸗ men ihre gewöhnlichen Plätze ein. Herr Odilon Barrot ging nun in Betrachtungen zu Gunsten des Antrages des Herrn von Rémusat ein kam aber bald wieder auf den Zwischenfall des Herrn von Salvandy zurück, den er wiederholt förmlich einlud, von der Tribüne aus die Gründe anzugeben, warum er seinen Botschafter⸗-Posten zu Turin niedergelegt habe. Er fragte ihn, ob es wirklich wahr sei, daß die Regierung auf sein Votum Einfluß habe ausüben und der Unabhän⸗ gigkeit des Deputirten zu nahe treten wollen (großer Lärm und Auf regung in der ganzen Kammer, namentlich im Centrum), warum er einer Bildsäule gleich, auf seinem Platze unbeweglich bleibe und nicht antworte. Bevor noch Herr von Salvandy hätte antworten kön⸗ nen, wenn er auch gewollt hätte, wozu er aber nicht die geringste Neigung zeigte, erhob sich Herr Guizot und sprach von seinem Platze aus, wenn er nicht in Erklärungen darüber ich einlasse, so geschehe dies, weil er es nicht dürfe, als seiner Pflicht 1 üte, Der ehrenwerthe Herr Botschafter habe es für n gefunden, seine Entlassung zu nehmen, die Regierung habe sie nicht
annehmen wollen; aber da Herr von Salvandy dabei beharrte, habe die Regierung sich genöthigt gesehen, sie anzunehmen. Mehr als das Gesagte könne er nicht mittheilen. Nun sprach Herr Thiers von der Tribüne, die Worte des Redners waren aber fast gar nicht hör⸗ bar, da in der ganzen Kammer noch große Bewegung herrschte in Folge der angeregten Frage wegen des Herrn von Sal⸗ vandy. Herr Thiers verließ nun die Tribüne wieder, um Herrn von Salvandy die Gelegenheit zu geben, zu erwiedern. Herr von Salvandy ergreift wirklich das Wort, erklärend, er habe seine Entlassung nur gegeben, um, ganz unabhängig, in der Kammer mit vollkommener Freiheit die Grundsätze zu vertheidigen, zu denen er sich bekenne, und vollkommene Freiheit in seinen Abstimmungen zu haben. Herr Thiers sprach nun weiter, aber weder für, noch ge⸗ gen den Antrag, sondern lediglich mit der Frage des Herrn von Sal⸗ vandy sich beschäftigend; er behauptete, die Unabhängigkeit des Bot⸗ schafters sowohl sei verletzt, als ein diktatorischer Einfluß von Seiten des Ministeriums geäußert worden. Herr Guizot entgegnete, er habe keinen Augenblick die Verantwortlichkeit für die Regiernng abgelehnt und eben in dem Gefühle derselben die Diskussion nicht an⸗ genommen. Der ehrenwerthe Herr Thiers müsse wohl die Formen der constitutionellen Regierung kennen, und es wäre gegen die Grund⸗ sätze derselben gewesen, in eine solche Debatte einzugehen. Herr von Salvandy habe seine Entlassung eingesendet, das sei die ganze Frage. Die Opposition könne das Ministerium stürzen, ihm jede Verlegenheit in den Weg legen, jedes constitutionellen Mittels sich bedienen, um zu ihrem Zwecke zu gelangen; sie sei dabei in ihrem Rechte, aber sie habe kein Recht, darauf zu bestehen, daß er in weitere Erklärungen üiber diese Frage sich einlasse. Als Herr Guizot darauf die Tribüne verließ, ertönte der allgemeine Ruf zur Abstimmung. Der Präsident erklärte die Debatte für geschlossen, die Frage, ob der Antrag in Be⸗ tracht genommen werden solle, wurde gestellt und verneinend entschie⸗ den, aber mit so geringer Majorität, daß man einen Augenblick nicht über das Resultat sicher war. Die Gallerieen waren ziemlich gefüllt gewesen, die Deputirten zahlreich anwesend. Um 4 ½ Uhr schloß die Sitzung.
N. S. Die Majorität, mit welcher der Antrag des Herrn von Rémusat verworfen wurde, soll doch etliche und dreißig Stimmen betragen haben.
m Paris, 22. Febr. (3 % Uhr).
stürmisch sich ankündende Diskussion über die Proposition Rémusat so eben geschlossen und von der Kammer darüber ein negatives Votum gefällt worden. Die nächste Veranlassung zum Schlusse der Debatten war die Rede des Herrn Thiers, worin er die Krone in Betreff der Entlassung des Grafen Salvandy mit ins Spiel zog und dadurch den dynastischen Eifer der Centrums lebhaft anregte. Dies gab Herrn Guizot Anlaß, die Tribüne zu besteigen und die Unverletzbarkeit der Krone zu vertheidigen. Seine kurze aber schlagende Rede machte den günstigsten Eindruck auf die konservativen Bänke. Das Kabinet glaubte, den Augenblick benutzen zu dürfen, um unter dem erregten Eifer der parlamentarischen Majorität die Proposition Rémusat zur Abstimmung zu bringen. Auf ein gegebenes Zeichen der Minister begannen die nächsten ministeriellen Bänke aux voix! aux voix! zu rufen. Der Ruf fand starken Wiederhall unter den Konservativen, so daß der Präsident der Kammer sich veranlaßt sah, den Vorschlag zu machen, die Diskussion zu schließen und die Proposition Rémusat zur Abstimmung vorzulegen. Bei der ersten Abstimmung zu Gunsten der Proposition standen nichtsdestoweniger so viele Deputirte auf, daß die Secretaire der Kammer schon glaubten, die Proposition wäre angenommen worden. Erst bei der contre epreuve (verneinenden Abstimmung) entschieden sich die Secretaire, etwa nach fünf Minuten Bedenkzeit, das Votum der Kammer als verneinend anzuerkennen. Einige Mitglieder der Opposition, welche schon das Votum als be⸗ jahend angesehen hatten, murrten, als die Secretaire ihr End⸗Urtheil aussprachen.
Der Rest der heutigen kurzen Sitzung war nur durch die In⸗ terpellationen bemerkenswerth, welche Herr Odilon Barrot an Herrn Guizot wegen der Entlassung des Grafen Sa vandy richtete, worauf aber der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, wie ich Ihnen im voraus meldete, sich hinter seiner ministeriellen Verantwortlichkeit verschanzte, behauptend, daß die Angelegenheit des Grafen Sal⸗ vandy der Kammer nichts anginge, und daß, wenn dennoch letztere den Minister darüber zur Verantwortung ziehen wollte, sie andere constitutionelle Mittel als solche Interpellationen, worauf er weder antworten wolle, noch dürfe, zu wählen hätte. Auch Graf Sal⸗ vandy, welchen Herr Thiers nöthigte, die Tribüne zu besteigen, beob⸗ achtete die nämliche Zurückhaltung, behauptend, daß vom Tage, als er seine Entlassung als Gesandter einreichte, er wie jeder andere De⸗ putirte unabhängig geworden wäre, und als solcher Niemanden über sein Thun und Lassen Rechenschaft schuldig wäre. Die Opposition, welche sich im Gegentheile viel Skandal von der Rede des Herrn Salvandy versprach, schien über dessen Zurückhaltung nicht wenig be⸗ treten zu sein.
Die bereits gemeldete Nachricht von der Besitznahme der Insel Otaheiti durch den französischen Contre⸗Admiral Dupetit⸗ Thouars war Lord Aberdeen schon vor etwa vierzehn Tagen bekannt. Lord Cowley hatte sogleich von ihm den Auftrag erhalten, dem Ka⸗ binet der Tuilerieen Vorstellungen dagegen zu machen. Die Antwort des Herrn Guzot lautete bisher, die französische Regierung hätte noch keine direkten offiziellen Nachrichten hierüber empfangen und könnte mithin keine bestimmte Erklärung von sich geben, so lange sie nicht über die wahre Sachlage vom Contre⸗Admiral Dupetit⸗Thouars Bericht erhalten hätte. Man versicherte nun im Konferenz⸗Saale der Kammer, daß Lord Cowley sich vor zwei T. agen nach dem auswärti⸗ gen Amte begeben habe, wo er über die Vorfälle von Otaheiti mit Herrn Guizot eine eben so lange als lebhafte Unterredung gehabt haben soll. Der britische Botschafter soll dabei im Namen seiner Re⸗ Fierung die Wiedereinsetzung der Königin Pomareh in ihre Herrscher⸗ Rechte verlangt haben, was von Seiten des Herrn Guizot abgeschla⸗ gen worden sein soll, indem das Kabinet der Tutlerieen beschlossen habe, die vom Contre⸗Admiral Dupetit⸗Thouars vollzogene Be⸗ sitznahme der Insel Otaheiti anzuerkennen. Aus der Sprache des Lord Cowley will man schließen, daß die britische Regierung wenig⸗ stens vor der Hand den Besitz der Insel Otaheiti in den Händen Frankreichs nicht anerkennen mag. ““
* Paris, 22. Febr. Nach heute eingetroffenen Nachrichten aus Lyon vom 19ten wurde den ganzen Tag des 18ten hindurch die Königin Christine daselbst erwartet, kam aber nicht an. Ihre Ankunft sollte erst am 19ten erfolgen, zwischen 12 und 1 Uhr Mittags. Starke Abtheilungen von Truppen aller Waffengattungen werden bei ihrem Einzuge in Parade in den Straßen aufgestellt sein, um ihr die Kö⸗ niglichen Personen gebührenden Ehrenbezeugungen zu erweisen. Die Ankunft der Königin erfolgte aber erst Abends auf einem Dampf⸗ schiffe der Gesellschaft des „Hirondelles“ (der Schwalben). Der Prä⸗ fekt und die Civil⸗ und Militair⸗Behörden empfingen sie.
Nachschrift. Die Königin Christine hat am Tage nach ihrer Ankunft zu Lyon, einem Sonntage, dem Hochamte in der Kathedrale daselbst beigewohnt. An der Thür wurde sie vom Erzbischof, an der Spitze des gesammten Klerus, von den Civil⸗ und Militair⸗Behörden
empfangen.
Wider Erwarten ist die .
Das Hochamt wurde mit aller möglichen kirchlichen Pracht abgehalten. Alle Königlichen Ehren wurden der Königin er⸗ wiesen. Der Erzbischof selbst hielt es ab. Nach demselben war großer Empfang bei der Königin. Am Llsten Morgens schiffte sich dieselbe am Bord eines Dampfschiffes nach Avignon ein, wo sie am Abend ankommen sollte. Am 22sten wurde ihre Ankunft in Per⸗ pignan erwartet, also heute. Es scheint bestimmt, daß sie sich zu Port Vendres einschiffen wird, um nach Barcelona zu gehen. Auch bei der Ankunft zu Chalons an der Saone war sie von dem Maire mit einer Anrede empfangen worden.
Grossbritanien und Irland.
Unterhaus. Sitzung vom 19. Februar. Ehe man heute zur Fortsetzung der irländischen Debatte überging, richtete unter ande⸗ ren Fragen auch Herr Hindley eine an den Premier⸗Minister über die Besitznahme von Tahiti und die Absetzung der Königin Pomareh, worüber er in den heutigen Zeitungen die Berichte gelesen hätte. Er wünschte zu wissen, ob die Regierung eine offizielle Anzeige davon erhalten habe, und ob sie geneigt sei, die betreffenden Papiere dem Hause vorzulegen. Sir R. Peel antwortete, er hätte nicht so viel Zeit als das ehrenwerthe Mitglied, um die Morgen-Zeitungen zu lesen, und ihm wäre deshalb noch nichts von der Sache bekannt. Eine offizielle Mittheilung habe er nicht erhalten. Gegen die Vor⸗ legung der Papiere habe er nichts einzuwenden.
London, 21. Febr. Sir Stratford Canning, unser Gesand⸗ ter in Konstantinopel, hat von der Regierung Instructionen erhalten, welche ihn beauftragen, der Pforte mitzutheilen, daß sie im Falle eines Angriffs auf das türkische Territorium von Seiten Griechenlands auf Englands Hülfe und Unterstützung mit Zuversicht rechnen könne, indem England stets dahin trachten werde, die Integrität des osma⸗ nischen Reichs aufrecht zu erhalten. Die hierauf erfolgten Mitthei⸗ lungen des Gesandten sollen der Pforte große Freude verursacht haben.
Aus Dublin wird geschrieben, daß 10,000 Protestanten der Grafschaften Antrim und Derby am 12ten eine Versammlung ihrer Abgeordneten in der Stadt Colraine veranstalteten, wo eine Reihe von Beschlüssen, deren Zweck die Wiedererrichtung von Orangelogen ist, einmüthig genehmigt wurden. Es heißt darin, daß, nachdem die große Loge von Irland sich aufgelöst habe, die Bezirksmeister zu⸗ sammengetreten seien, um eine große Loge von Ulster zu bilden, auf welche alle Vollmachten und Vorrechte, die früher die aufgelöste Loge be⸗ saß, übertragen werden sollten. Zur Ausführung der Beschlüsse der Versammlung wird ein Comité ernannt. — Unter dem 16ten Regi⸗ ment, das zu Birr steht, soll man bei vielen Gemeinen Repeal⸗Karten ge⸗ funden haben. Die Sache wird untersucht. — Von Seiten der Repeal⸗ Partei scheint man übrigens Alles aufzubieten, die Aufregung des Volkes, welche sich bereits gelegt hatte, wieder zu erwecken. Das wöchentliche Or⸗ gan des jungen Irland, die Nation, bringt heute so aufreizende Artikel, daß sie keinem der vor Gericht angeklagten früheren Artikel der Repealblätter nachstehen. Der erste ist ein Aufruf an die Män⸗ ner von Irland und beschwört dieselben bei ihrem Zorn und Groll gegen die Unterdrücker, sich vor der Hand ruhig zu verhalten und das Eintreten des zum Handeln geeigneten Zeitpunkts abzuwarten. Ein zweiter Artikel belegt die katholischen Gutsbesitzer und sonstigen angesehenen Katholiken, welche sich der Repeal⸗Bewegung nicht ange⸗ schlossen haben, mit den ärgsten Schimpfnamen.
Auf der vorgestern abgehaltenen Wochen⸗Versammlung des Re⸗ peal⸗Vereins, die unter dem Vorsitz Tom Steele's stattfand, beschloß man einstimmig, eine nur von den Mitgliedern des Vereins unter⸗
zeichnete Bittschrift an das Parlament zu richten,worin man sich über
die Leitung des Prozesses beschweren will. Die Repeal⸗Rente der
letzten Woche ward auf 500 Pfd. angegeben.
X London, 20. Febr. Die Doktrin Sir R. Peel's von dem „unumstößlichen“ Grundsatz, dem zufolge civilisirte Nationen ihre weniger kultivirten Brüder in Central-Asien erdrücken und verschlingen, hat so eben in der Südsee eine auffallende Bestätigung erhalten. Beachten wir den Geist, in welchem Admiral Dupetit⸗Thouars die Angelegenheiten im stillen Meere eine Zeit lang vorher geleitet hat, so können wir uns nicht sehr wundern, daß die provisorische Souve rainetät der Königin Pomareh von nicht langer Dauer gewesen ist; und was die Interessen der übrigen Welt angeht, so scheint eben kein großer Unterschied zwischen einem französischen Protektorat und einer französischen Besitznahme zu bestehen. Der französische Admiral ist wahrscheinlich über seine Vollmachten und die Wünsche der französischen Regierung hinausgegangen; auf der anderen Seite hat ohne Zweifel das extravagante Benehmen der britischen Missionaire den Sturz der armen Königin Pomareh beschleunigt, indem sie dieselbe des bri⸗ tischen Schutzes versicherten. Das ganze Verfahren ist sicherlich ein gehässiges; es kann durch keinen Vorwand von Sicherstellung des Territoriums, von politischem Einfluß oder Handels ⸗Regulirungen, was gewöhnlich zur Vertheidigung ähnlicher Akte erhoben wird, ge⸗ rechtfertigt werden; stat bro ratione voluntas: es gefällt einmal einem französischen Admiral, eine Südsee⸗Königin abzusetzen und elend zu machen, obwohl nach Allem dergleichen Eroberungen von der fran⸗ zösischen Nation belacht und die Kosten dafür von den französischen Kammern ungern und nach langem Widerstreben erst bewilligt wer⸗ den. Dennoch aber liegt es nicht in der Befugniß Großbritaniens, dagegen einzuschreiten. Es ist indeß möglich, daß der britische Admi⸗ ral im stillen Ocean auf eigene Hand die Vertheidigung der Königin Pomareh übernommen hat, und daß so die beiden Länder auf der anderen Halbkugel durch das üble Verhalten ihrer Offiziere in Streit gerathen sind.
Die irländische Debatte mit ihrer fünfnächtigen Dauer kann als ein trauriger Beweis für die zunehmende Quantität und die ab⸗ nehmende Qualität britischer parlamentarischer Beredsamkeit ange⸗ sehen werden. Lord Stanley hielt auf Seiten der Regierung die beste Rede; Herr Macaulay indeß hob den Charakter der Debatte am letzten Abende durch eine kunstvolle Rede von merkwürdiger Schönheit nicht immer auf die Sache eingehend, nicht von tiefer politischer Auffassung, nicht sehr gefährlich für die Regierung und nicht eben von entscheidender Wirkung auf die irländischen Angelegen⸗ heiten, aber reich an allen Schönheiten der Sprache, und allem Glanz historischer Beziehungen. Sie machte zwar keinen tiefen Ein⸗ druck auf die Theilung des Hauses, aber sie ergötzte, und hat der Opposition die Ehren der Diskussion gewonnen. Shiel und O'Con⸗ nell haben noch zu sprechen; der Letztere wird wahrscheinlich nur kurz sein. Der Beifall, mit welchem der Agitator bei seinem Wie⸗ dererscheinen in dem Unterhause begrüßt wurde, ist allgemein getadelt worden; er ging übrigens auch nur von nicht mehr als einem Dutzend irländischer Mitglieder und ihren englischen radikalen Bun
desgenossen aus.
Die Stadt ist höchlich ergötzt worden durch einen Streit zwischen Lord Brougham und Lord Campbell am Schlusse der irländischen De⸗ batte im Oberhause. Sie überschütteten sich gegenseitig mit allen
möglichen Schimpfnamen, welche das Wörterbuch enthält. Brougham
zitterte vor Wuth über die kalten ungenirten Beleidigungen seines
alten Freundes, den seine Bekannten gemeinhin den „geraden John“
(plain John), wegen der Einfachheit seiner rauhen Manieren, nennen.
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“ 8 1“
Es war ein Kampf zwischen einem Tiger und einem Clephanten, und
die Streiter ließen den Sieg unentschieden. Am nächsten Tage indeß waren sie die alten Freunde, und da diese Stürme keine dauernden Spuren zurücklassen, so werden sie sich wohl noch öfter zu allgemei⸗ ner Ergötzlichkeit wiederholen.
l‚n.
11I Brüssel, 21. Febr. Die Kammern sind jetzt mit der Diskus⸗ jon des Budgets der öffentlichen Arbeiten beschäftigt. Die Eisenbahnen sind natürlich der Haupt⸗Gegenstand der Verhandlungen. Obgleich die Einnahmen bei dem viel zu hohen Anschlage des vorigen Ministers um mehr als 1 Million zurückgeblieben sind, so haben doch diejenigen Redner, welche dieses sehr verwickelte Budget genauer untersucht haben, einstimmig die vielversprechende Zukunft dieser Kunststraßen, selbst vom ökonomi⸗ schen Standpunkte aus, anerkannt. Die Eisenbahn wirft freilich nur erst 3 pCt. von dem Kapital ab, allein wenn einmal auch die Bahn nach Paris vollendet und die deutsche weiter fortgesetzt sein wird, so glaubt man bei dem außerdem steigenden Verkehr bald zu einem an⸗ gemessenen Interesse zu gelangen. Besonders wurde aber das gün⸗ stige Resultat hervorgehoben, welches durch die Eröffnung der bel⸗ gisch⸗deutschen Eisenbahn erlangt worden sei. Die Erwartungen, die man sich von dieser Bahn gemacht, haben sich durchaus bestätigt. Ein sehr bedentender We aren⸗Transport, großentheils Transit, hat sich alsbald organisirt, und noch gestern brachte ein Journal die That sache, daß in Antwerpen 20 Waggons, mit Twist beladen und von England kommend, nach Deutschland abgegangen seien.
Die Diskussion in der Kammer über die flämische Sprache, worüber wir in der letzten Korrespondenz berichteten, hat zu einem Resultate geführt, welches für die leidenschaftlichen, jedoch an Zahl höchst geringen Gegner der neuen Orthographie ohne Zweifel sehr niederschlagend gewesen ist. Vor 8 Tagen nämlich versammelten sich sämmtliche flamändische Schriftsteller des Landes zu einer General⸗ Sitzung auf dem Rathhause zu Brüssel, vornehmlich, um Dank⸗ Adressen an den König, an den Justiz⸗Minister wegen des die neue Orthographie in die Gesetz⸗Bülletins einführenden Arretés und an mehrere Deputirten zu votiren, welche sich der neuen, eine Einheit gründenden Rechtschreibung in der Kammer ange⸗ nommen und die Beschuldigung, daß die Anhänger derselben verkappte Holländer seien, energisch zurückgewiesen. Und in der That, wenn der Abt de Foere, das leidenschaftliche Organ dieser Anklagen, in den Handels⸗Verhältnissen und der Staats⸗Oekonomie, für welche er bei einem Theile seiner Kollegen als Orakel gilt, nicht klarer sieht, so beklagen wir im voraus den Einfluß, den er bei der wichtigen nach Ostern beginnenden Diskussion über das ganze in Frage gestellte Han⸗ dels-System Belgiens ausüben könnte. Es verdient übrigens diese immer stärker werdende flamändische Bewegung eine besondere Beach⸗ tung. Nachdem sich die Kräfte in den einzelnen Provinzialstädten lange in der Stille gepflegt und darauf sich in einzelnen Richtungen geäußert, scheint sich jetzt die Bewegung von der Peripherie mehr ins Centrum zu drängen und die Hauptstadt zum Vereinigungspunkte zu machen. Auch bei dieser Bewegung wird sich die belgische Devise bewähren, daß Eintracht zur Macht führt.
Das Ministerium hat vor kurzem ein Pensionirungs⸗Gesetz den Kammern vorgelegt, das auch von politischer Bedeutung ist. In den constitutionellen Staaten, wo so häufig ein Ministerwechsel eintritt und stets eine Aenderung in dem Personal der höheren Beamten, Gouverneurs u. s. w. nach sich zieht, werden die, welche so eben an der Spitze des Staates standen, häufig in eine drückende Lage ver⸗ setzt, wenn sie kein eigenes Vermögen besitzen, und ihre Ueberzeugun⸗ gen ihnen verbieten, ein Amt unter der neuen Administration anzu⸗ nehmen. Der neue Gesetz-Antrag hilft mit Recht diesem Uebel⸗
stande ab.
Der Minister des Innern, Herr Nothomb, hat ein für den Uni⸗ versitäts⸗Unterricht sehr wichtiges Gesetz⸗Projekt vorgelegt, welches den jetzigen Uebelständen abhilft und allen billigen Forderungen Ge⸗ nüge leistet. Nach diesem Antrage werden fernerhin die Central⸗ Prüfungs⸗Kommissionen (Juries Texvamen) für die 4 Universitäten allein von der Regierung ernannt werden, aber so, daß jede Univer⸗ sität und jede Fakultät einen Repräsentanten in einer Kommission hat. Bisher ernannten die Kammern für jede Kommission 4 und die Regierung 3 Examinatoren. Es war diese wirklich widersinnige Einmischung der Kammern in einen ganz administrativen Akt im Jahre 1835 von der katholischen Partei durchgesetzt worden, um durch die Majorität in der Kammer der katholischen Universität in Löwen das Uebergewicht zu sichern. Das jetzige Projekt setzt die 4 Universitäten auf gleichen Fuß und giebt von der Unparteilichkeit des Ministers des Innern einen schlagenden Beweis.
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** Paris, 22. Febr. Obgleich man hier ziemlich allgemein annimmt, daß der englische Einfluß bei den neuesten revolutionairen Ereignissen in Spanien nicht unbetheiligt sei, so wenden sich die Sym⸗ pathieen der Opposition doch immer mehr der Sache der Aufrührer zu. Die der spanischen Regiernng günstigen Nachrichten werden so lange als möglich mit ungläubigem Kopfschütteln aufgenommen, wäh⸗ rend jede Angabe, welche dem Aufstande irgend einen Vortheil bei mißt, auf die verdächtigsten Zeugnisse hin als unzweifelhaft behandelt und weiterverbreitet werden. Einem französischen Briefe aus Madrid, der in demselben Geiste abgefaßt ist, entnehmen wir die folgenden Mittheilungen:
„Die einstimmige Meinung der hiesigen Engländer geht dahin, daß die gegenwärtige Regierung verloren ist. Die Engländer sind nicht zahlreich in Madrid, aber sie sind sehr gut über das unterrich⸗ tet, was auf der Halbinsel vorgeht. Die besonnenen Mitglieder der gemäßigten Partei theilen jene Ansicht, und sie würden sich mit den Progressisten vereinigen, wenn sich nicht persönliche Abneigungen, die ganz gewiß sehr zu bedauern sind, einem solchen Bündnisse widersetz⸗ ten. Der General Concha zumal verhehlt gar nicht, daß er das Ver⸗ fahren der Regierung mißbilligt, oder vielmehr das Verfahren des Generals Narvaez, welcher hier der eigentliche König, und zwar der rey neto ist. Was aber den großen Haufen der gemäßigten Partei betrifft, so ist derselbe weit entfernt, die Regierung zurückzuhalten, er treibt dieselbe vielmehr auf der Bahn der Reactionen vorwärts, indem er sich schmeichelt, durch den Schrecken auf immer Herr der Zukunft von Spanien zu werden. Die Progressisten sind aber nicht weniger fest überzeugt, und zwar mit weit besserem Grunde, daß die Zukunft ihnen angehört. — — —
„Seit gestern Abend läuft das Gerücht in Madrid um, daß Ferrol sich empört hat. Dies Ereigniß soll in Folge eines kurzen Kampfes zwischen der Besatzung und der National⸗Garde stattgefun⸗ den haben, die sich geweigert, ihre Waffen abzuliefern. Die Auf⸗ lösung der National⸗Garde hat überhaupt an allen Orten tiefen Un⸗ willen erregt. In Saragossa und Sevilla haben ganze Bataillone die Stadt verlassen, um sich nicht dieser Maßregel zu unterwerfen, deren Gedanken die Regierung anfangs verleugnete und wie eine Verleumdung behandelte. Den Bataillonen der National⸗ Garde, welche sich auf solche Weise in das freie Feld geworfen haben, bleibt nichts übrig, als sich in Guerillas zu verwandeln. Ich wiederhole es, nach der Ansicht der guten Köpfe kann die Bewegung einen Augenblick innehalten, aber sie wird dennoch allgemein werden. Die
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Spanier handeln niemals mit mehr Entschlossenheit, als wenn sie langsam zu Werke gehen, ganz im Gegensatze zu unseren Mitbürgern, welche nur das gut durchführen, was sie schnell fertig bringen.“
„Es ist gewiß, daß der General Roncali sich geweigert hat, die National⸗Gardisten von Alcoy und die Gefangenen von Murcia hin⸗ richten zu lassen, nicht aus Menschlichkeit, sondern aus Furcht vor der Wiedervergeltung. Wenn die Geiseln frei wären, welche die Auf⸗ ständischen in Alicante und in Cartagena haben, so würde das Er⸗ schießen ohne Erbarmen anfangen. Die Regierung würde auch die Herren Cortina, Madoz u. s. w. von einem Kriegsgerichte verurtheilen lassen, wenn sie nur einige Aussicht hätte, dies ungestraft thun zu können. Man wird begreifen, welches Loos diesen Männern wartet, wenn man weiß, daß Herr Calvo y Mateo, gleichfalls Kongreß⸗-Ab⸗ geordneter, der durch falsche Zeugnisse in den Prozeß wegen des Mordversuchs gegen den General Narvaez verwickelt, der aber von dem ordentlichen Gerichte für unschuldig erkannt und im Begriff war, in Freiheit gesetzt zu werden, daß dieser jetzt vor eine Kriegs⸗Kom⸗ mission gestellt werden soll, und daß sein Vertheidiger sehr lebhaft für das Leben seines Klienten fürchtet. Sich durch den Tod eines Feindes rächen, ist in den Augen vieler Spanier kein Verbrechen.“
„Die hiesigen Engländer geben sich die Miene, als ob sie sich gar nicht in die spanischen Angelegenheiten mischten, eine Taktik, welche nur den Zweck hat, die Verantwortlichkeit ihrer Regierung nicht bloßzustellen. Sie sind in der That zu gewandt, um die gute Gelegenheit unbenutzt zu lassen, welche ihnen durch die Ungeschicklich⸗ keit der französischen Politik dargeboten wird. Die Progressisten haben im Allgemeinen eine starke Vorliebe für Frankreich, aber die Handlungsweise des Kabinets der Tuilerieen kann sie zwingen, man muß es wenigstens befürchten, den englischen Beistand anzunehmen. Die Rückkehr der Königin Christine flößt den Liberalen ernstliche Besorgnisse ein. Sie fürchten die Rache dieser Fürstin und das Wiederansieben des Einflusses einer schimpflichen Camarilla. Die besonneren Mitglieder der gemäßigten Partei dagegen hoffen, daß die Königin Christine die Diktatur des Generals Narvaez stürzen, und das herrschende System einigermaßen mildern werde. Es ist unter diesen Umständen leicht möglich, daß die Rückkehr der gestürzten Re⸗ gentin die Bewegung beschleunigt, statt sie aufzuhalten. Das Ge⸗ wisse an der Sache ist jedenfalls, daß Spanien die Gewaltherrschaft abschütteln wird, die man ihm aufdringen will.“
DPortugal.
½ Lissabon, 13. Febr. Man hat nun sichere Beweise, daß die aufrührerische Bewegung, welche unter einem Theil der Garniso⸗ nen einiger wenigen Städte nur Anklang gefunden hat, seit lange schon vorbereitet war, daß man zu diesem Zwecke Geldsammlungen unter allerlei Vorwänden gemacht hatte, deren Resultat aber weit hinter den davon gehegten Erwartungen zurückblieb, da jetzt so ziem⸗ lich sicher sich herausstellt, daß die ganze Summe, über welche die den Aufstand leitende Partei verfügen konnté, kaum 8 oder höchstens 10 Contos beträgt; und daß man eigentlich schon damals losbrechen wollte, als die Königin mit ihrem erhabenen Gemahl und den Prin⸗ zen, begleitet von den beiden Chefs des Ministeriums, dem Herzog von Terceira und Herrn Costa Cabral, im Herbste den Ausflug nach der Provinz Alemtejso unternahm. Die Adresse eines Theils der Munizipalität von Evora und die gleich darauf folgenden von mehreren anderen Städten im ähnlichen Sinne sollten das Vorspiel dazu abgeben, und man hatte gehofft, die Königin werde ohne große Mühe zur Entlassung des Ministers des Innern zu bewegen sein. An⸗ Insinuationen in diesem Sinne hatte man es nicht fehlen lassen, die aber, wie der Erfolg gezeigt hat, durchaus ihren Zweck verfehlten. Damals nun sollte die Bewegung unternommen werden, und der Ausbruch wäre wohl auch erfolgt, wenn nicht einer der Chefs der Septembristen⸗Partei und der im Heere im größten Ansehen stehenden Generale, der zugleich auch wegen seines loyalen Charakters am Hofe, wie im Volke, des allge⸗ meinsten Vertrauens genießt und verdient, von dem Plane in Kennt⸗ niß gesetzt, mit seinem ganzen Einflusse sich demselben widersetzt und jede Mitwirkung dazu verweigert hätte. Die Verschworenen fürchteten nun Gefahr für ihr Unternehmen, das daher verschoben wurde, bis die Heftigeren unter ihnen, namentlich Cesar de Vascon⸗ cellos und Jose Estevao, die Geduld verlierend und auf die in einigen Truppentheilen angeknüpften geheimen Einverständnisse rechnend, so wie in der Hoffnung, daß nach einmal gegebenem Anstoße auch das übrige Heer und besonders die nach Beförderung sich sehnenden Offi ziere sich anschließen würden, auf die Nachricht von den eben in Spanien ausgebrochenen neuen Unruhen, nicht mehr länger säumen zu dürfen glaubten.
Inwiefern der General Graf Bomfim sich dabei eingelassen hat, läßt sich mit Bestimmtheit noch nicht sagen, da alle Angaben dar⸗ üüber höchst unbestimmt und widersprechend lauten. Man weiß nicht einmal gewiß, wie es mit seinem angeblichen Versuche, die Garnison von Elvas aufzuwiegeln, steht, ob er überhaupt nur bei einem solchen wirklich betheiligt ist; um so weniger läßt sich daher sagen, was an dem Gerüchte, daß der General zu Elvas verhaftet worden sei, Wah res ist. Das Diario do Governo, für jetzt die einzige Quelle, aus der uns die Nachrichten über den Stand der Dinge in den Pro vinzen zukommen, hat bis heute über den Grafen Bomfim vollkom⸗ menes Stillschweigen beobachtet, woraus hervorzugehen scheint, daß die Regierung selbst nicht recht weiß, wie sie mit ihm daran ist. Daß Graf Bomfim, im Falle der Aufstand schnell um sich gegriffen und einen wirklich bedrohlichen Charakter angenommen hätte, wahr⸗ scheinlich offen an die Spitze getreten wäre, wird zwar allgemein ge⸗ glaubt: aber man hält ihn auch für zu klug, als daß er offen für eine Sache sich kompromittiren werde, deren Erfolg nicht schon im Voraus als sicher zu betrachten wäre.
Der jetzige Aufstand aber darf, wenn nicht ganz unvorhergese⸗ hene Umstände dazwischen kommen, als total mißglückt betrachtet wer⸗ den, denn selbst das Heer hat sich durch die reichlich in demselben ausgestreueten Proclamationen nicht verführen lassen und hält, die wenigen Abtheilungen ausgenommen, die nun zu Castello Branco sich festgesetzt haben, treu an seinen Fahnen. Folgendes ist ein Muster⸗ stück aus einer der Proclamationen an die Armee:
„Soldaten, die Nation hat euch niemals eingereiht, um die Werkzeuge ihrer Unterdrücker zu sein. Ihr seid die Soldaten des Landes und nicht die einer Faction. Die jetzige Regierung ruft den Namen Dom Pedro’'s au, um uns zu betrügen und zu unterdrücken, aber Dom Pedro war der Freund des Volkes und der Soldaten, und diese treulose Faction sucht uns nur zu veruneinigen, um uns getrennt zu unterdrücken, um sich mit unserem Schweiße und mit unserem Blute zu bereichern; aber wir werden einig sein und wollen und werden immer wollen die Reform der Charte, wie die Na tion sie will und die Königin sie versprochen hat; ein Ministerium, das dem Volke die Erfüllung dieser Versprechungen gewährleistet, die Anwendung der Steuern, welche die Nation bezahlt, zu nationalen Verbesserungen, die To⸗ leranz und die Gleichheit für alle politischen Parteien, welche das Grund⸗ gesetz des Staates respektiren.”“
Diese hochtrabenden Worte haben keinen Effekt gemacht, und die Truppen, welche schon am 7ten unter der Anführung des Grafen von Leiria gegen die Aufrührer auszogen und nach den letzten Be⸗
richten bereits zu Abrantes angekommen sind, zeigen sich bis jetzt, wie
die Garnisonen der Hauptstadt und von Porto, von dem besten Geiste beseelt. Wie ich vernehme, wird der Kabinets⸗Präsident,