1844 / 61 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

;. 2 vortlichkeit übernehme, über die ich jebt Dinge, 8* S-geneatns ee die durch gie ch nicht sprechen darf. ,„ 88 That bier aber do so schwer kompromittirt erscheint, daß sie in der Tha dieses Schweigen o emacht werden müsse, so fehlt es Ihnen ja nicht an dafür verantwortlig rtung zu zichen. (Jrouisches Lachen auf der linken Minteln, uns zur Verantwortung ue 87 g, welches so eben gespro⸗ H. Weder das ehrenwerthe Mitglied, . 8 Seute.) Ae irgend Jemand, der in dem Mechanismus der consti en hat, e-bee nur einigermaßen geübt ist, wird, denke ich, hier tutionellen icg aufstellen wollen, daß man auf dieser Tribüne auf den 8₰ Alles sagen müsse. Das läßt sich nicht durchführen, 2,—— hat es auch versucht, der vorige Redner selbst nicht. Nie⸗ und constitutionellen Regierung, denn wir sind nicht die Ersten, mals, l nin versuchen, hielt man das Kabinet für verpflichtet, über die welche sich 88 weshalb es die Entlassung eines Beamten angenommen, Heshhas abzulegen. Sie sprechen von den verfassungsmäßigen Vor⸗ Rechen 23 von ihrer Uebertretung. Aber gerade Sie verlangen hier eine ee derselben! (Sehr gut!) Das Schweigen kann ebensowohl EEEu Vorschrift sein, wie das Sprechen. Sie wissen dies 5 und es giebt Niemand, der dies nicht wüßte. Wenn wir also sehr nicht erzählen wollen, wovon wir anf dieser Tribüne nicht Rechenschaft zu geben haben, so glauben wir dabei eben so sehr, und gewissenhafter als Sie, die verfassungsmäßigen Vorschriften aufrecht zu erhalten und aus⸗ zuüben. Entziehen Sie dem Kabinette die Majorität, verfolgen Sie, stürzen Sie das Kabinet mit allen Hülfsmitteln, die in Ihrer Macht stehen, das ist der constitutionelle Weg. 8 Aber behaupten, daß wir hier auf alle Ihre Fragen über alle in den Gränzen der Verfassung und der Prärogativen der Krone vorgenommene Handlungen antworten müßten, das ist nicht zu lässig; wir dürfen es nicht, wir werden es nicht, und um die verfassungs⸗ mäßigen Vorschriften aufrecht zu erhalten, verlasse ich diese Tribüne, ohne irgend etwas Mehreres geantwortet zu haben, als ich es eben von meinem Platze aus gethan.“ (Verschiedene Bewegungen. Im Centrum: Sehr gut!)

Daß hierauf der Vorschlag des Herrn von Rémusat über die Inkompatibilitäten von der Kammer verworfen wurde, ist schon vor⸗ gestern gemeldet. Ministerieller Seits wird die Majorität auf mehr als 40 Stimmen angegeben. Die Abstimmung fand nämlich, da es sich erst darum handelte, ob jener Vorschlag überhaupt in Erwägung gezogen werden sollte, nur durch Aufstehen und Sitzenbleiben statt. Für den Vorschlag erhoben sich die Linke, die äußerste Linke, die äußerste Rechte, die Herren von Rémusat, Billault, Roger, Duver⸗ gier d'Hauranne und Thiers, die Herren Ganneron und Dufaure mit ihrem Anhange und einige wenige Deputirte des Centrums, un⸗ ter ihnen die Herren Jollivet, Auger und Lepelletier d'Aulnay.

für welche ich

Sitzung vom 23. Februar. Herr Allard verlas heute, wie schon erwähnt, seinen Bericht über die auf die Befestigung von Paris bezüglichen Petitionen. Sein schließlicher Antrag lautete dahin: daß die Kammer über diese Bittschriften einfach zur Tagesordnung übergehen möchte; aber die Wichtigkeit der Frage und besonders des Berichts, bestimmten die Kammer, die Diskussion darüber bis auf Sonnabend, den 2. März, zu vertagen. Herr Allard hat in seinem Bericht die Frage sowohl von der strategischen, wie von der politi⸗ schen Seite sehr gründlich behandelt und alle die Behauptungen, welche von der Opposition in Bezug auf die Absichten der Regierung verbreitet worden, durch Thatsachen und Zahlen zu widerlegen ge⸗

sucht. Er theilte die eingegangenen Bittschriften in vier Theile, nach den Gegenden Frankreichs, aus denen sie herrühren, und er be⸗ merkte, daß sie einander in drei Punkten sämmtlich glichen, nämlich in dem Verlangen, daß die bereits ausgeführten Festungswerke wie⸗ der eingerissen, daß keine weiteren Bewilligungen dafür gewährt und daß alle auf die Bewaffnung der Fortificationen bezügliche Vor⸗ schläge verworfen werden möchten. Der Berichterstatter gab sodann eine Uebersicht über den Zustand dieser Arbeiten. Man sei damit, sagte er, seit der vorigen Session so anhaltend und rasch vor⸗ geschritten, daß das Ganze in zwei Jahren beendigt und der Kredit von 140 Millionen Fr. nicht überstiegen sein werde. Nicht weniger als 25,000 Arbeiter seien fortwährend beschäftigt gewesen, ohne daß auch nur eine einzige Coalition, ein einziger Tumult die Ruhe des Weichbildes gestört hätte, oder daß die gewöhnlichen Arbeiten im In⸗ nern der Hauptstadt wären vermindert worden. Die erbauten Festungs werke hätten keinesweges ein widerwärtiges und ungeschicktes, sondern ein regelmäßiges und sehr schönes Aussehen und würden der Stadt zur großen Zierde gereichen. Einen so herrlichen Bau wieder zu zer stören, würde eine so vandalische und barbarische Handlung sein, daß Frankreich dadurch zum Gelächter für ganz Europa werden müsse. Hierauf untersuchte Herr Allard die Ansicht des Herrn Arago über die Zweckmäßigkeit einer bloßen Demolirung der Forts und suchte zu zeigen, daß dies ein eben so großer Fehler sein würde, wie die Zerstörung der fortlaufenden Ringmaner. Dann wies er den Einwurf zurück, daß von den Fortificationen aus die öffentlichen Ge⸗ bäude von Paris zu Grunde geschossen werden könnten. Er erklärte, daß das Louvre, die Tuilerieen und der größere Theil der bedeutend sten Gebäude ganz außerhalb des Bereichs der Kanonen der Festungs⸗ werke lägen. Die größte Schußweite, auf welche die Artillerie⸗ Wissenschaft es gebracht, betrage 4000 Metres, es würden daher auch die äußersten Häuser der Vorstädte vor dem Feuer der deta⸗ chirten Forts gesichert sein. Was die Frage betreffe, ob die Fortifi⸗ cationen auch wirklichen Nutzen hätten, so sei es so gut als er⸗ wiesen, daß wäre Paris im Jahre 1815 befestigt gewesen, Frankreich damals gewiß hätte gerettet werden können. Hierbei erläuterte der Berichterstatter verschiedene Arten von Belagerungen, um zu zei gen, daß die Befestigungen und die detachirten Forts eine feindliche Armee beträchtliche Zeit aufhalten würden. Er führte die Citadelle von Antwerpen als Beispiel an, welche im Jahre 1832, obgleich von einer französischen Armee mit einer furchtbaren Artillerie und einigen der besten Ingenieure Europa's angegriffen, doch 241 Tage lang sich gehalten habe. Da auf die Lünette St. Laurent 8 Tage verwendet worden, so könne man daraus folgern, daß ein detachirtes Fort 16 Tage lang eine Belagerung aushalten würde. Die detachirten Forts würden sich also wenigstens so lange halten können, und die fortlaufende Ringmauer würde den Feind dann noch länger auf halten. Den Vergleich anbelangend, den man zuweilen zwischen Montjuich und den Befestigungen von Paris gemacht habe, so könne er auch nicht die geringste Aehn lichkeit zwischen beiden Fällen sinden, denn jene Citadelle liege nur 1200 Metres vom Mittelpunkte der Stadt Barcelona entfernt, also so nahe, wie der Montmartre an Paris, wogegen die Fortificationen der französischen Hauptstadt in sehr beträchtlicher Entfernung von derselben lägen. Das nächste der detachirten Forts um Paris sei das von Romainville, welches 3000 Metres von der Barrière und Octroi⸗Mauer, und 60000) vom Loupre entfernt liege. Uebrigens sei der Mann, der den Befehl gegeben, Barcelona vom Montjuich aus zu bombardiren, unter den Flüchen seiner Landsleute, und wohl unter den Verwünschungen der ganzen Welt, aus Spanien vertrieben wor⸗ der. (Bewegung.) Herr Allard kam nun auf die Bewaffnungs Petitionen ersucht werde, alle Bewilligungen zur Bewaffnung jener Fortificationen zu verweigern, habe man andererseits behaupten hören, es sei schon alles fertig zu dieser Bewaffnung. sächlich, daß die erste Kanone noch gegossen, die erste Lafette noch gezimmert werden solle. S das Fort von Vincennes sei mit Kanonen und Mörsern ganz belastet worden. Hierauf wolle er einfach erwiedern, daß im Jahre 1830 sich

Frage. Während einerseits, sagte er, die Kammer in den vorliegenden g Es sei aber that⸗

Von vielen Seiten sei behauptet worden,

dort 530 Stück Geschütz befunden hätten, während jetzt nur 328

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daselbst seien. Lächerlich wäre es übrigens, zu verlangen, daß die Festungswerke nicht bewaffnet werden sollten, denn als die Kammer den Bau derselben genehmigt, habe sie zweifelsohne nicht die Absicht gehabt, daß sie ein todter Buchstabe bleiben, sondern daß sie ein nützliches Werk werden solle. (Hört! hört!) Es würden daher natürlich auch zur gehörigen Zeit die Fonds zur Bewaffnung derselben verlangt werden müssen. Sobald aber die Be⸗ vatenge⸗ Peage entschieden sei, werde man mit Hinsicht auf die For⸗ tificationen von Paris dasselbe Verfahren befolgen, wie mit Hinsicht auf die Werke jeder anderen festen Stadt. Man werde nämlich nur in Kriegeszeiten das Geschütz auf denselben aufstellen. Schließ⸗ lich erging sich der Berichterstatter noch in einigen empha⸗ tischen Betrachtungen über das Riesenhafte und Prachtvolle dieses Befestigungs⸗Unternehmens. In 2 Jahren, sagte er, werde das lo lossalste Werk vollendet sein, welches jemals unternommen worden; niemals habe ein großes Volk seiner National⸗ Unabhängigkeit ein herrlicheres Denkmal errichtet, und Frankreich werde, indem es solcher⸗ gestalt seine Macht zeige, Europa den Beweis liefern, daß auch im Frieden die Nation niemals an ihre großen, allgemeinen Interessen zu denken vergesse. Nach Verlesung dieses Berichts beschloß die Kam⸗ mer, daß derselbe, da er im Moniteur abgedruckt erscheinen werde, nicht noch besonders gedruckt und an die Mitglieder vertheilt zu wer den brauche. ““ 8

Paris, 21. Febr. Die Anspielung, welche sich Herr Thiers bei der Interpellation in Bezug auf die Umstände, von denen die Entlassung des Herrn von Salvandy begleitet gewesen, auf die Person des Königs her⸗ ausgenommen, wird vom Journal des Débats heftig. getadelt. Herr Thiers, in seiner Eigenschaft als Chef der gemäßigten Opposi tion, sagt das genannte Blatt, richte seine Ausfälle besonders gern gegen die Krone; Niemand besitze in einem so hohen Grade wie er die Kunst, sich auf die Grundsätze der Charte zu berufen, um sie zu gleicher Zeit schmählich zu verletzen und das in die Diskussion hin⸗ einzubringen, was zu diskutiren das Gesetz verbiete. Herr Thiers meine wohl, daß bloße Minister keine seiner Aufmerksamkeit werthe Gegner seien; deshalb wende er seinen Angriff von der Rednerbühne aus gegen die Tutlerieen; es sei dies zwar ein sicheres Mittel, den Beifallsruf der Opposition und die Lobsprüche der Journale der Lin⸗ ken davonzutragen, aber auch ein nicht weniger sicheres Mittel, allen Anspruch auf das Vertrauen jener Majorität einzubüßen, ohne welche, wie Herr Thiers doch wohl wissen sollte, es keine mögliche Regie⸗ rung gebe.

Aus Brest vom 18. Februar wird geschrieben: „Die Dampf⸗ Korvette „Archimede“ von 220 Pferdekraft wird morgen von der hiesigen Rhede auslaufen. An ihrem Bord befindet sich die nach China bestimmte französische Handels⸗Mission; dieselbe hat folgende Mitglieder: Renard, Abgeordneter der pariser Industrie; Rondot, Ab⸗ geordneter der Häuser, welche zumeist in Wolle Geschäfte machen; Hausmann, Abgeordneter der bei den Versendungen von Baumwollen⸗ waaren interessirten Firmen; Hedde, Abgeordneter der Seiden Industrie. Die Expedition steht unter der Leitung des Grafen Harcourt, zweiten Secretairs der früher abgesegelten politischen Mission. Die anderen Passagiere sind: Mallac, mit einem Auftrage vom Marine⸗ Minister an den Kommandanten Cecile in den chinesischen Gewässern versehen; Charlus, Attaché der Gesandtschaft; Bachellerie; sieben Missionaire und ein nach Pondichery bestimmter Priester. Die Korvette „Archi⸗ mede“ hat auch eine große Sammlung von Mustern des französischen Kunstfleißes an Bord.“

„Herr Lafitte hat ein Cirkular an sämmtliche Wähler von Mar⸗ seille erlassen, um ihnen die Kandidatur des Herrn Berryer anzu⸗ empfehlen.

Nach der Gazette du Midi haben die spanischen Ausgewan derten, die sich zu Avignon, Nismes und Montpellier befinden, den Befehl erhalten, diese Städte bei Strafe, mit Gewalt ins Innere gebracht zu werden, in vierundzwanzig Stunden zu verlassen.

II Paris, 24. Febr. Die heutige Sitzung der Deputirten Kammer unter Vorsitz des Vice⸗Präsidenten, Herrn Debelleyme, be⸗ gann um 2 ½ Uhr. Der Handels⸗Minister legt im Namen des Mi⸗ nisters des Innern mehrere Gesetz⸗Entwürfe von lokalem Interesse vor. Berichte über Petitionen sind an der Tagesordnung. Herr David erstattet einen solchen über eine Petition des Abbé de Lestang zu Paris, daß allen Prälaten der französischen Kirche, welche das Al⸗ ter von 70 Jahren überschritten hätten, Hülfs⸗Bischöfe (Koadjuto⸗ ren) beigegeben werden möchten. Es wird darüber zur Tagesord⸗ nung geschritten. Herr d'Haussonville berichtet: ein Herr Gibert, ehe⸗ maliger Offizier und Juli⸗Dekorirter zu Paris, habe gegen die Anwen⸗ dung des Zellen⸗Systems in den Gefängnissen Frankreichs eine Vorstel⸗ lung eingereicht. Die Petition wird der Kommission für die Gefängnisse lberwiesen. Die Mitglieder des Konsistoriums der reformirten Kirche zu Oran verlangen, es möge den Protestanten, die in Frankreich verur⸗ theilt würden, ein besonderer Ort zu ihrer Detention angewiesen wer⸗ den. Wird an den Minister des Innern überwiesen. Ein Herr Lafont, Mitglied des General⸗Conseils der Ober Garonne, macht auf die Betrügereien aufmerksam, welche bei Bereitung der Eßwaaren der Stadt Marseille vorkommen sollen. Die Kommission beantragt Ueber weisung an den Minister des Ackerbaues und des Handels. Der Handels⸗Minister bestreitet die angeführten Thatsachen. Er habe sich bereits von den Klagen des Bittstellers unterrichtet. Aus den Auf⸗ schlüssen, welche der Präfekt gegeben, gehe hervor, daß kein Betrug dieser Art vorgekommen sei. Doch widersetze er sich nicht der Ver. weisung der Petition an ihn, da er mehr Aufschlüsse geben könne. Diese Ueberweisung wird beschlossen.

Herr Baron de Varennes berichtet über eine Petition der Ein wohner von 2 rleans wegen Umschmelzung der Münzen. Die Kammer beschließt die Verweisung an den Finanz Minister. Schluß der Siz⸗ zung. Am Montag wird die Diskussion über das Patentgesetz er öffnet, nachdem der Oberst Briequeville seinen Vorschlag wegen Bei setzung der Leiche Bertrand's an der Seite Napoleon's entwickelt haben wird. 8 Gegen das Patentgesetz sind bereits eingeschrieben als deee. iegcssann Tallandier, Richond de Bris, Hou 1. „Lestibondois, Benoit und Behagel; für Herr Mortimer

m Paris, 21. Febr. Das Journal des Débats enthält in seiner heutigen Nummer einen besonderen Artikel, um die vor gestrige Rede des Herrn Thiers zu erklären. Das Journal des Dbb ats giebt der Rede des Ex⸗Präsidenten vom 1. März un gefähr die nämliche Deutung, die ich Ihnen gestern entwickelte, näm lich daß Herr Thiers durch jene Rede die lange beabsichtigte Wieder⸗ aussöhnung und Allianz mit der Opposition zur Bildung eines neuen Kabinets zu bewirken suchte. Ich kann heute hinzusetzen daß Herr Thiers seinen Zweck auch wirklich erreicht hat. Herr Thiers besitzt dah g⸗ oee welches er dem Grafen Mols⸗ zuzuführen ver 8 eee em zu bildenden Kabinet eine starke dauernde Majorität In Folge der vorgestrigen Abstimmunge ie Oppositi schlossen, eine Motion einzubringen, um 8e 1n- 11.

an nicht mehr durch Aufstehen und Sitzenbleibe nich , 5 8 Sil n, onde 8 Theilung der Deputirten rechts und links, votirt Heee, d

8

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und Anderer, 8 1“

berel hat in diesem Sinne eine Motion gestern auf das Büreau der Kammer niedergelegt, welche nächsten Montag (26sten l. M.) in den Büreaus zur Verlesung kommen wird. Ueberdies hat Herr Thiers im Vereine mit Herrn Odilon⸗Barrot eine Liste von 150 Deputirten unterzeichnen lassen, welche sich verpflichten, von nun an, sobald das Resultat eines Votums im geringsten zweifelhaft erscheinen sollte, die Kugelung zu verlangen. 1

* Paris, 24. Febr. Das Benehmen des Herrn Thiers ist zugleich kindisch und ernst. Er hat den alten Streit über die per⸗ sönliche Regierung wieder aufgewärmt und wie zur Zeit der Coalition seinen Platz unter der Linken eingenommen. Dies Benehmen, welches seinem früheren während der Diskussion des Regentschafts-Gesetzes gerade entgegengesetzt ist, wird von den ministeriellen Journalen heftig angegriffen. Das Blatt des Herrn Thiers, der Con stitutionnel, enthält heute, als Antwort auf jene Angriffe, ein laͤnges Manifest, von dem man glaubt, daß es aus der Feder des ehemaligen Conseils⸗ Präsidenten selbst geflossen sei. Der Verfasser sucht zuerst darin die Gränzen der persönlichen und der parlamentarischen Verwaltung fest zustellen und ertheilt Herrn Thiers Lobsprüche darüber, daß er diese Frage abermals der Diskussion unterworfen und zu bestimmen gesucht habe, welches die gegenseitigen Gränzen der großen öffentlichen Ge⸗ walten seien. Um diese Tendenzen zu rechtfertigen, sucht man etwas Analoges in England auf und ergeht sich in einer langen historischen Untersuchung der Frage über die Mitglieder im englischen Parlament. Dies Alles ist mit ziemlicher Gewandtheit geschrieben; aber es ist betrübend, daß Herr Thiers sich dieser Sache so sehr an⸗ nimmt, da er es doch war, der vor vier Jahren bewirkte, daß der jetzt von Herrn Rémusat wieder zur Sprache ge⸗ brachte Antrag begraben wurde. Was wollte Herr Thiers? Was wollte die Opposition? Das Ministerium in Verlegenheit setzen und nichts weiter. Denn man weiß sehr wohl, daß der ehemalige Prä⸗ sident des 1. März sich wenig um die constitutionelle Frage kümmert, und daß Reformen dieser Art ihn viel weniger beschäftigten, als das Portefeuille, welches er gern wieder erlangen möchte. Herr Thiers treunte sich im Jahre 1842 auf ziemlich eklatante Weise von der Op⸗ position. Er erklärte damals, daß die Linke unfähig sei, sich selbst und das Land zu regieren. Es scheint uns, daß die Opposition in den seit jener Zeit verflossenen 18 Monaten eben keine Beweise ihrer Fä⸗ higkeit gegeben habe, die hinreichend wären, um dieses Umsatteln des Herrn Thiers zu rechtfertigen. Es ist allerdings wahr, daß im Jahre 1842, als Herr Thiers seine Rede gegen die Opposition hielt, die Wahlen eben stattgefunden hatten und man noch nicht genau wußte, welches die Lage des Ministeriums Soult⸗Guizot sein werde. Da nun Herr Thiers sehr gut wußte, daß man mit der Opposition nicht regieren kann, so wurde er konservativ, um vorkommenden Falls die mi⸗ nisterielle Erbfolge anzutreten. Grunde denselben Gedanken; allein da er auch weiß, daß man mit Hülfe der Opposition zuweilen ein Ministerium stürzt, so hat er sich der Linken zugewendet, von der er mit Jubel empfangen worden ist. Kurz, man hat seine Reden und Provocationen sehr kühn gefunden, und sie haben in der politischen Welt viel Aufsehen gemacht.

Ueber die Abstimmung am Donnerstag hat sich ein sonderbarer Streit erhoben, der übrigens nicht neu ist. Die Opposition behaup tet, sie habe den Sieg davongetragen, und das Büreau habe sich bei Zählung der Stimmen geirrt. Zur Unterstützung dieser Behaup⸗ tung hat die Patrie gestern Abend eine Liste gebracht, wonach allerdings die Majorität für den Rémusatschen Antrag sein würde. Dergleichen Listen können natürlich nur nach Mathmaßungen und Wahrscheinlichkeiten entworfen werden und sind daher selten genau. Wenn es Mitglieder giebt, in deren Interesse es liegt, gegen Irr thümer zu reklamiren, so sind dagegen Andere gar nicht böse darüͤber, ihr Votum zu verheimlichen und an eine Vaterlandsliebe oder eine Uneigennützigkeit glauben zu lassen, die ihnen nicht eigen sind. Man kann übrigens der Opposition diesen scheinbaren Triumph gönnen, da sie keinen wirklichen zu erringen vermochte. Um nun ähnliche Verwirrungen für die Zukunft zu vermeiden, hat die Opposition be⸗ schlossen, für wichtige Fragen die geheime Abstimmung zu ver⸗ langen. 1

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sitzung vom 22. Februar. Lord Brougham interpellirte zu Anfang der heutigen Sitzung den Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten über die Besitznahme von Tahiti durch den franzoöͤsischen Admiral Dupetit⸗Thouars. Graf Aberdeen gab fol⸗ gende Antwort: „Ich habe durch die öffentlichen Blätter erfahren, worauf mein edler und gelehrter Freund hindeutet. Eine französische Flotte hat von der Insel Tahiti in militairischer Weise Besitz ge⸗ nommen, ein Ereigniß, das ich mit sehr großem Bedauern vernommen habe. Ich bin indeß nicht vorbereitet, auf weitere Erklärungen mich einzulassen, da mir bis jetzt noch keine Mittheilungen von Seiten der französischen Regierung darüber zugekommen sind.“ Lord Brougham: „Ich muß in das Bedauern meines edlen Freundes mit einstimmen üiber diesen Akt, der zum wenigsten ein sehr unvorsichtiger war. Ich hege die höchste Achtung vor dieser tapferen Nation, ich bewundere ihre Kriegs⸗ und Friedens Geschichte, aber ich gestehe, daß das Froh⸗ locken der Kriegs⸗Partei in Frankreich über dies Ereigniß mich nieder⸗ geschlagen hat. Es ist unwürdig einer Nation, die so viele Siege erfochten hat, über eine solche armselige Eroberung zu frohlocken; und ich vertraue, daß es dieser Partei nicht gelingen wird, ihre Pläne, welche auf die Störung des Friedens hinausgehen, zu verwirklichen.“ Das Haus vertagte sich nach kurzer Debatte über die Zulassung eines Antrages des Lord Monteagle über die Vorlegung der die Dechanei von Donmore betreffenden Papiere. Der Antrag wurde genehmigt. 8

Unterhaus. Sitzun g vom 22. Februar. Sir George Grey stellte an den Premier Minister dieselbe Frage über die Besitz⸗ nahme Tahiti's, welche Lord Brougham an Lord Aberdeen gerichtet hatte. Sir Robert Peel erklärte, daß er nunmehr bestimmte Nachrichten über dies Ereigniß erhalten habe, und auf die Frage eine bessere Antwort geben könne, als vor einigen Tagen. „Der franzö⸗ sische Admiral hat Besitz von der Insel genommen“, sagte der Mi⸗ nister, „aber alles, was ich jetzt sagen kann, ist, daß ich diesen Vor⸗ fall sehr bedaure. Ich habe indeß keinen Grund, zu glauben, daß der französische Admiral mit Zustimmung und unter darauf bezüglichen Instructionen der französischen Regierung gehandelt hat; da wir aber noch keine Mittheilungen darüber von dieser Regierung haben erhal⸗ ten können, so müssen alle weiteren Erörterungen über die Sache unterbleiben.“

Das Haus nahm hierauf die gestern zum siebentenmale vertagte Debatte über Irland wieder auf, nachdem Sir Robert Peel ge⸗ mahnt hatte, dieselbe heute zu Ende zu führen. Die Opposition ant⸗ wortete indeß mit dem Geschrei: „Morgen, morgen!“ Herr Mau⸗ rice O'Connell sprach zuerst für den Antrag Lord Russell's und vertheidigte die angeklagten Repealer gegen den Vorwurf, den Pro⸗ zeß aus Schikane verzögert zu haben. Herr Gregory bedauert die nns hagererenhe so großer Talente, wie das des Herrn Macaulay

üir eine so schlechte Sache, wie die Opposition gegen die

Gegenwärtig hegt Herr Thiers im

Landeskirche. Herr Hume erklärt Sir R. Peel und die Tories für die wahren Agitatoren, nicht O'Connell. Endlich erhebt sich Herr Shie 8. um die Angriffe des irländischen General⸗Prokurators durch einige Erläuterungen über den Staats⸗Prozeß zu widerlegen, namentlich gegen die Streichung der katholischen Geschworenen von der Jury⸗ Liste zu sprechen. Acht von jenen Männern, welche über O'Connell das Urtheil fällten, wären persönliche Feinde O'Connell's gewesen, welche bei den Wahlen gegen ihn stimmten und heftige Reden gegen ihn hielten, so daß er hätte ausrufen können: „Ich sehe mich nach Richtern um und erblicke nur Ankläger.“ Herr Shiel führte nun eine Reihe von Fragen weiter aus, wodurch er zeigen wollte, daß der Sieg, über welchen man frohlockte, den Siegern sich am Ende verderblicher erweisen würde, als den Besiegten. Er setzte voraus, daß die Gerechtigkeit durch die Berührung mit der Gewalt befleckt worden sei. Warum sei Herr Blacke, ein römischer Katholik, nicht zu den Versammlungen des Geheimen Raths vor Erlaß der Proclamation gegen das Clontarf Meeting zugezogen? warum sei die Proclamation nicht früher erlassen? warum wäre die Anklage nicht auf Aufruhr und ungesetzliche Versammlungen gestellt

wworden? warum sei die Verfolgung verschoben, bis viele Monate nach

Veröffentlichung mehrerer der Jury vorgelegten Druckschriften ver⸗ flossen waren? Weil man eine lange Reihe von Vorfällen einem Prozesse zum Grunde legen wollte; und dann wären nicht die Verfasser jener Artikel angeklagt, sondern dieselben wä⸗ ren als Zeugnisse gegen O'Connell vorgebracht worden, der keinen einzigen davon geschrieben habe. Herr Shiel gab zu, daß von den gestrichenen Katholiken nur zwei nicht der Repeal⸗Partei ange⸗ hört hätten, obschon er früher behauptete, daß Niemand von ihnen dazu sich bekenne. Hierauf ging der Redner zu den „wahrscheinlichen Folgen“ dieses Prozesses über und schilderte als dieselben Erbitterung und Aufregung im Lande, deren Beseitigung er von keiner Maßregel der Regierung erwarten könne. Namentlich ließ er sich über die Kirchenfrage ausführlicher aus; er ließ die Behauptung des Herrn Shaw, daß die Kirche nicht angetastet werden dürfe, weil sie auf der christlichen Wahrheit beruhe, nicht gelten, da doch nördlich und südlich des Twend verschiedene Kirchen⸗Einrichtungen beständen und in Kanada diese Frage zur Zufriedenheit beigelegt wor den sei. Der Redner beschwor zum Schlusse das Haus, an die mög lichen Gefahren eines fremden Krieges zu denken und vor Allem die Schrecken eines Bürgerkrieges abzuwenden.

Die Debatte wurde hierauf auf den Antrag des General⸗Pro⸗ kurators nochmals vertagt.

London, 21. Febr. Gestern wurde im Unterhause die

irländische Debatte endlich zu Ende geführt, nachdem sie neun Siz zungen des Hauses fast ausschließlich ausgefüllt hatte.

Der Antrag Lord Russell's wurde mit 324 gegen 225 Stimmen, also mit einer Majorität von 99 Stimmen verworfen. Der General Prokurator

leitete die Debatte ein, um noch einmal gegen Herrn Shiel das pro

zessualische Verfahren der Krone zu vertheidigen; Herr Roebuck re⸗

kapitulirte die Geschichte Irlands unter den verschiedenen Verwal⸗

tungen und tadelte, seinen radikalen Grundsätzen treu, jede Regierung,

mochte sie aus Whigs oder Tories bestehen, fand also auch das Verfahren gegen O'’Connell ungerecht, worauf der Agitator selbst sich erhob und

seine lang erwartete Rede hielt, welche die Diskussion von Seiten der Opposition beschloß. Sir R. Peel antwortete und bewirkte durch seine meisterhafte Darstellung der irländischen Angelegenheiten das obige günstige Resultat der Abstimmung. Die Times sagt über den Charakter der Debatte: „Es würde lächerlich sein, wollte man den Reden Lord Russell's, der Herren Macaulay und Shiel Talent und Kunst absprechen. Der Staatsmann, der Theoriker, der Rhetoriker der Partei, thaten ihr gewöhnliches Werk und verrichteten es gut. Herr O'Connell, obschon nicht in seinem Elemente in einem englischen Unterhause that auch das Seinige. Aber die ganze Debatte auf Seiten der Whigs trägt den Charakter eines falschen d. i. nicht auf⸗ richtigen Antrags.“ 8 8 I

Zürich, 23. Febr. (Frankf. J.) Das neun Folio⸗Seiten haltende Manifest der katholischen Stände Luzern, Uri, Schwyz, Un⸗ terwalden Ob und Nid dem Wald, Zug und Freiburg an sämmtliche eidgenössische Stände enthält nach weitläufigen Erörterungen folgenden Schluß: „So dürfen wir denn auch mit dem vollsten Zutrauen an Euch, getreue, liebe Eidgenossen, das bestimmte Begehren richten: „Es wollen die eidgenössischen Stände ihre Gesandtschaften an die ordentliche Tagsatzung des Jahres 1844 dahin instruiren: es sollen, in Wahrung der konfessionellen Rechte und in Erfüllung der durch Artikel XII. des Bundes⸗Vertrags obliegenden Pflichten, sämmtliche durch das Dekret des Großen Raths von Aargau am 13. Januar 1841 aufgehobenen Klöster wieder in ihre bundesgemäßen Rechte eingesetzt

werden.“

III1“

6 Madrid, 17. Febr. Der Geuneral Roncali hat den Be⸗ fehlen der Regierung Folge geleistet und am l14ten die in dem Treffen von Elda gefangen genommenen Offiziere, die an der Rebellion theil genommen hatten, sieben an der Zahl, in seinem Haupt⸗Quartier zu Villafranqueza vor den aufgestellten Truppen erschießen lassen. An Letztere richtete er darauf folgenden Tagesbefehl: „Die in dem Treffen von Elda gefangen genommenen Offiziere sind heute erschossen wor⸗ den, zur traurigen aber gerechten Strafe derer, welche, ihrer Königin untreu und undankbar, dem schwarzen Banner des Aufstandes folgten. Dies möge den Ehrsüchtigen und Verblendeten, welche in ihre Fuß stapfen treten möchten, zur Warnung dienen. Die Unternehmungen der Revolutionaire werden an der Redlichkeit der üunermeßlichen Mehr zahl der Spanier und an der Treue und Tapferkeit der Armee schei tern. Die des vierten Militair⸗Distrikts (BValencia und Murcia) giebt gegenwärtig den deutlichen Beweis, daß sie sich für ihre Königin aufzuopfern weiß, und daß sie nicht mit ihrem Blute geizt, um den Thron zu befestigen.“

Vier der erschossenen Offiziere gehörten zu dem Corps der Zoll Soldaten, die drei anderen zu den außer Aktivität stehenden, auf Wartegeld gestellten Militairs. Diese Klasse von Offizieren besteht meistens aus Sergeanten und Lieutenants, die in der letzten Zeit durch einen Federstrich Espartero's um mehrere Grade befördert, wäh⸗ rend der provisorischen Regierung aber aus dem aktiven Dienste ent⸗ lassen wurden, da es dem Staat unmöglich fällt, ihnen den Gehalt, auf welchen sie in ihrer neuen Eigenschaft Anspruch machten, zu be⸗ willigen. Da nun diese Militairs wedern Vermögen noch auch Lust oder die nöthigen Eigenschaften besitzen, um auf andere Weise sich ihren Unterhalt zu erwerben, so überlassen sie sich dem Müßiggange und suchen den Umsturz der dermaligen Ordnung der Dinge herbei zuführen. Hier in Madrid besinden sich gegen achthundert solcher Offiziere, und da sie hier nicht leicht zu bewachen sind, so hat der Kriegs⸗Minister ihnen bei Strafe der Verhaftung und Verabschiedung anbefohlen, die benachbarte Stadt Alcalé de Henares zum Aufenthalts⸗ orte zu nehmen, wo sie unter der Aufsicht eines besonderen Generals stehen werden. Diese Maßregel hat natürlich ihre Unzufriedenheit noch vermehrt. 1 8 8

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Die Rebellen von Cartagena setzten in der Nacht vom 11ten in Torrevieja einige Mannschaft ans Land, welche die dortigen Salzma⸗ gazine ausplünderte, Lebensmittel eintrieb und sich wieder einschiffte. Der General Roncali marschirte in aller Eile mit 10 Compagnieen und einiger Kavallerie nach jener Gegend, traf jedoch zu spät ein. Am 13ten hielt er Alicante vollständig zu Lande blokirt, während einige Kriegsschiffe den Hafen sperrten. Der Rebellen Chef Bonet hatte schon zuvor einen Theil der Bevölkerung aus der Stadt getrie⸗ ben, weil Mangel an Lebensmitteln sich fühlbar machte.

Der General Shelly, der bisher Gefe politico von Barcelona war und zum Gouverneur von Madrid ernannt worden ist, kam am 13ten auf der Reise hierher in Valencia an und verfügte sich von dort in das Haupt⸗Quartier Roncali's. Der General Shelly ist aus Alicante gebürtig und besitzt dort großen Einfluß. b

Die Truppen und Artillerie des Generals Don José de la Concha kamen am 12ten in Murcia an und sollten sogleich, erstere auf Wagen, gegen Cartagena abgehen. 1 8

Es heißt, der diesseitige Gesandte in London, Herr Sancho, wäre abberufen worden und solle durch den Marquis von Viluma, Bruder des Generals Pezuela, ersetzt werden. .

Ein ministerielles Blatt enthält diesen Abend Folgendes: „Wir erfahren, daß mit Sardinien Unterhandlungen angeknüpft sind, so wie auch mit dem Oberhaupt der Kirche und dem bayerschen Hofe.“

Der französische Botschafter, Graf Bresson, befindet sich in der Besserung.

So eben trifft ein von Bayonne abgefertigter Courier mit der dort auf telegraphischem Wege angelangten Nachricht ein, daß Ihre Majestät die Königin Marie Christine Paris am 15ten verlassen habe, um sich hierher zu begeben.

** Paris, 24. Febr. Die Nachrichten aus dem Haupt quartier des Generals Roncali gehen bis zum 14ten. Sie bestehen im Wesentlichen aus kurzen amtlichen Mittheilungen des genannten Generals, aus denen im Ganzen nur hervorgeht, daß die Belagerung von Alicante und Cartagena sehr langsam vorwärts schreitet. Nach stehend einige Notizen über den bisherigen Gang der Dinge in und vor jenen Städten, welche Privat⸗Korrespondenzen entnommen sind:

Am Sten sind 80 Mann von den aufrührerischen Truppen in Alicante als Ueberläufer im Lager des Generals Roncali angekommen. Dieser hat den Belagerten eine Frist von sechs Tagen gegeben, binnen welcher er ihre unbedingte Unterwerfung verlangt, es scheint indessen, daß diese Frist vorübergegangen ist, ohne daß die Aufrührer den mindesten Schritt gethan hätten, welcher zeigt, daß sie geneigt sind, auf die Forderungen des Generals Roncali einzugehen. Am 11ten kam der General Senosiain mit einem Bataillon des Provinzial⸗ Regiments von Gerona vor Alicante an, mit dessen Hülfe dann dier Einschließung der Stadt auf der Landseite von einem Ufer bis zum anderen vervollständigt werden konnte. Die Belagerten haben zu verschiedenenmalen Kanonenschüsse auf das feindliche Lager abge⸗ feuert, ohne jedoch den Truppen des Generals Roncali den mindesten Schaden zu thun. Dieser soll seinerseits in den letzten Tagen ange⸗ fangen haben, Bomben in die empörte Stadt zu werfen. In seinem letzten amtlichen Berichte an den Kriegs⸗Minister kündigt er an, daß er 8 Mörser und 12 schwere Kanonen nöthig habe.

In Cartagena sind die Rebellen weit stärker als in Alicante. Ihre dortige bewaffnete Macht besteht aus 7 Compagnieen des Pro⸗ vinzial⸗Regiments von Gerona, die von 10 Offizieren befehligt wer⸗ den, ferner aus 200 Cataloniern, die, während der letzten Unruhen in Barcelona gefangen genommen, als Kettengefangene nach Cartagena geschickt und bei dem Aufstande dieser Stadt in Freiheit gesetzt wor⸗ den sind, ferner 400 National⸗Gardisten aus Cartagena, 400 Na⸗ tional⸗Gardisten aus Orihuela und einigen anderen benachbarten Or⸗ ten, endlich aus 120 Karabinieren und See⸗Soldaten. Auf den Wällen von Cartagena befinden sich 40 Stücke grobes Geschütz, zu deren Bedienung es indessen an Artilleristen fehlt.

Das Gerücht von dem Pronunciamiento von Ferrol hat sich nicht bestätigt, es wird vielmehr von den ministeriellen Blättern auf das bestimmteste versichert, daß die Auflösung der National⸗Garde auch in der genannten Stadt vollzogen worden sei. Die allgemeine Ent⸗ waffnung der National⸗Garde im ganzen Lande droht übrigens eine Gefahr herbeizuführen, deren Schwere auch bei der gemäßigten Partei und bei den jetzigen Machthabern volle Anerkennung zu finden scheint. Es steht nämlich zu befürchten, daß die Karlisten die Wehrlosigkeit der constitutionell gesinnten Bevölkerung benutzen werden, um im nächsten Frühjahr eine neue Schilderhebung zu versuchen. In einem solchen Falle würde die Lage der gegenwärtigen spanischen Regierung, wenn sie auf ihre eigenen Mittel und Kräfte beschränkt bliebe, unfehl⸗ bar bald verzweifelt werden, und man spricht deshalb schon jetzt unten der herrschenden Partei von der eventuellen Anrufung französischen Beistandes. Ob nun aber unter solchen Umständen eine französische Intervention bewilligt werden würde und ausgeführt werden köunte, und ob man sich dauernde Wirkungen von derselben versprechen dürfte, das sind Fragen, deren Bejahung jedem gewissenhaften Beobachter der spanischen Ereignisse und Verhältnisse schwer werden möchte.

Die Königin Christine hat Lyon am 2lsten verlassen, und sie wird sich vermuthlich am 24sten in Port-Vendres eingeschifft haben, um sich nach Barcelona zu begeben. In der catalonischen Hauptstadt so wohl als in Madrid selbst wird die Ankunft der Mutter Isabella's II. mit einer lebhaften Spannung erwartet. Es scheint überhaupt in Spanien das Vorgefühl obzuwalten, daß die Königin Christine die Lösung großer Fragen mitbringen werde. Der Infant Don Fran cisco de Paula hat die Ankunft derselben nicht abgewartet, um seine vollständige Aussöhnung mit dem Throne durch eine förmliche und feierliche Huldigung, die er der jungen Königin dargebracht hat, zu besiegeln. Die Bewerbung seines Sohnes, des Herzogs von Cadix, um die Hand Isabella's II. wird, wie es scheint, von den Tuilerieen aus nachdrücklich unterstützt, und man kann, wenn nicht ganz außer ordeutliche Umstände eintreten, diese Heirath als ziemlich gewiß betrachten.

Sriechenl and.

O München, 22. Febr. Zur Berichtigung eines hier herr⸗ schenden Gerüchtes habe ich zu bemerken, daß Graf von Rechberg. nicht selbst aus Athen hierher zurückgekehrt ist, sondern daß er erst mit dem nächsten Dampfboot Griechenland zu verlassen gedachte, während die erwähnten Depeschen ihm voraus schon unter dem 7. Februar abgingen und also gestern hier eintreffen konnten. Dem füge ich zu, daß gestern oder vorgestern auch aus Paris und London Depeschen hierher gelangt sind, deren Inhalt im Gegensatz zu den Neuigkeiten aus Athen als ein höchst erfreulicher bezeichnet werden muß. Bin ich nämlich recht unterrichtet, so wäre von London und Paris aus neuerdings in den bestimmtesten Ausdrücken erklärt worden, daß die Konferenz keine jener dynastischen Fragen, welche bei der Begründung constitutioneller Staats⸗Verhältnisse in Griechenland sich fast nothwendig darbieten müssen, unerwogen lassen werde, und daß dabei die persönlichen Rechte König Otto's und seiner Nachkom men auf dem Throne Griechenlands strengstens ins Auge zu fassen seien. In Folge dieser beruhigenden Nachrichten gewinnt die Ueber⸗ zeugung aufs Neue Platz, es werde sich die vielerwähnte Reise des Fürsten Ludwig von Wallerstein nach Athen als durchaus üiberflüssig erweisen, obschon man in seiner Familie annimmt, er werde sich ver⸗

anlaßt finden, wenigstens noch nach Paris zu gehen, nachdem der einzige Grund seiner bisherigen Abhaltung, die plötzliche Erkrankung seiner Tochter, nun auch gehoben sst. 16

O Athen, 6. Febr. Heute vor 11 Jahren um diese Stunde harrten wir Deutsche zu Hunderten unter vielen Tausenden von Griechen am Strande Nauplia's der Ankunft unseres guten Königs und wie festlich wurde dieser Tag seitdem nicht immer begangen. Se. Majestät sieht sich für diesmal dem Vernehmen nach selbst ab gehalten, dem üblichen Gottesdienst zur Erinnerung an den Tag seiner glücklichen Landung beizuwohnen, und eben so wenig wird auch die Königin erscheinen. Der König leidet schon seit acht Tagen an heftigen Rheumatismen, die er gewöhnlich erst zu, achten anfängt, wenn sie ihn nöthigen, Zimmer und Bett zu hüten. Es ist da⸗ her auch die Schmückung jener Häuser unterblieben, an denen Ihre Majestäten bei der Fahrt zur Kirche vorübergekommen sei würden. Indessen hat dies nicht verhindert, daß sich, trotz des nicht eben einladenden Wetters, schon früh zahlreiche Individuen aus dem Volk auf dem Residenzplatz versammelt haben, und daß aus der Mitte der einzelnen Gruppen wiederholte Lebehochrufe erschallt sind. Die englischen und französischen Kriegsschiffe im Piräcus sind von 3 auf 5 angewachsen, und diese Macht reicht hin, etwaige Gewalt⸗ thätigkeiten zu hindern. Wir Deutsche befinden uns übrigens jetzt ganz wohl, selbst die, welche längst eingeschifft sein sollten.

Im Hader der Griechen untereinander ist der Bavarese nach und nach, wie es scheint, vergessen worden.

Der Kampf Metaras' gegen seine Gegner im Minister⸗Rathe und im Staats⸗-Rathe steht nicht außer Verbindung mit dem urplötz lichen Erstarken des Palikarenthums. Kalergis war in den ersten Januar⸗Wochen (neuen Styls) so weit gelangt, nicht nur eine Masse von herren⸗ wie brodlosen Gesindels aus der Stadt zu schaffen, son dern im Interesse der öffentlichen Sicherheit selbst einen Th. Grivas, einen Delijannis, die Mamuris, Grisiottis, Makrijannis, Pirakis, Meris ꝛc. zur Entfernung ihrer Palikaren zu nöthigen. Alle fügten sich scheinbar aus Patriotismus, nur Makrijannis, Grisiottis und be⸗ sonders Th. Grivas widerstrebten offen, so daß Kalergis die Palikaren derselben (allein von Grivas bei funfzig Mann) aus der Stadt bringen ließ. Aber in den Tagen vom 28. Januar bis zum 1. Februar, wo ohnehin ganz Athen in ununterbrochenen Sorgen schwebte, waren die Vertriebenen wieder alle in der Stadt. Noch heute ist ein Theil der wieder eingerückten Palikaren hier, aber man fürchtet sie weniger, als die Verhandlungen in der National⸗ Versammlung über ihr Erscheinen, seit verlautet, in Folge der des fallsigen Mahnungen in den öffentlichen Blättern würde von mehreren Deputirten ein Antrag auf sofortige Ausschließung und Aechtung eines Jeden, der Bewaͤffnete halte, eingebracht werden. 8

Heute stürmts wieder arg, so daß die Passagiere des Dampf bootes nicht einmal die Küsten unter freundlichen Auspizien entschwin⸗ den sehen können. Man entsinnt sich hier kaum eines so strengen und stürmischen Winters.

Was ich jüngst der Wahrheit gemäß von dem Wiederaufleben des Verkehrs geschrieben, dem muß, unter Bezugnahme auf unseren neuesten Zustand, widersprochen werden. Aller Handel stockt und die Gewerbe liegen darnieder; denn weder läßt sich Jemand in größere Unternehmungen ein, noch kauft Jemand etwas, wozu ihn nicht der äußerste Bedarf zwingt. Diese Handels⸗Verhältnisse werden am Ende noch mehr als wie die Anfeindungen in den National⸗Versammlungen auf unsere Stellung zu den Insel⸗Griechen wirken, die weniger von uns, als wir von ihnen abhängen.

Die Ofener Zeitung stellt die letzten Ereignisse in Serbien

folgendermaßen dar: „Die Verhaftungen nehmen gar kein Ende, und das frühere harte Verfahren in Serbien scheint wieder ins Leben zurückgerufen zu werden. Unter der Zahl der Eingezogenen ist auch Czewetko Rajewitsch, welcher bekanntlich vor der September⸗Revolu tion beinahe ein Jahr lang in Fesseln geschmachtet hatte. Der scha⸗ baczer Bischof ist am 19ten d. M. in dem Schabacz nahe gelegenen Kloster, wohin er erst kürzlich versetzt worden, nächtlicherweise ermor⸗ det, und nachdem man ihn vom ersten Stock des Klostergebäudes hinabgestürzt, todt gefunden worden. Bis zur Stunde hat man noch nicht erfahren, durch wessen Hände der bedauernswürdige allgemein geliebte Oberhirt sein Leben auf eine so grausame Weise verloren. Es ist leicht zu ermessen, welchen Eindruck diese Gräuelthat auf alle serbischen Gemüther hervorbrachte.

ECi sfenbahne rgedorf, 21. Febr. (E. Z.) Heute Morgen konnte der Dampfwagen, welcher um 7 ½ Uhr von Hamburg abgefahren war, des so sehr heftigen Schneegestöbers halber, die gewöhnliche Rückfahrt um Uhr nicht machen; die Bahn war zu sehr mit Schneehügeln angefüllt. Da der Schnee zugleich die Thätigkeit der Bahn⸗Tele⸗ graphen unterbrach, so konnten auch die nöthigen Signale nicht ge⸗ geben werden, und der Dampfwagen durfte den Versuch, nach Ham⸗ burg zu gelangen, nicht einmal machen, da man nicht wußte, ob etwa von Hamburg aus eine andere Lokomotive in Ankunft sei. Demzu⸗ folge ist auch der Zug von Hamburg erst um 11 ½ Uhr hier ange⸗ kommen.

m Paris, 24. Febr. Das Journal la Patrie versichert, daß der Minister der öffentlichen Arbeiten übermorgen einen Gesetz Entwurf in Betreff der Eisenbahnen der Deputirten⸗Kammer vorlegen wird. Die Nachricht ist voreilig, denn der Gesetz⸗Entwurf, um wel chen es sich handelt, liegt noch der Erörterung des Minister Conseils ob und dürfte nicht vor acht bis vierzehn Tagen eingebracht werden. Unterdessen werden die Arbeiten auf der Eisenbahn von Paris nach der belgischen Gränze rasch betrieben, wozu der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten eine neue Geldsumme von 900,000 Fr. für die Arbei⸗ ten im Departement du Nord provisorisch so eben bewilligt hat.

Handels- und Börsen-Uachrichten.

Königsberg, 24. Febr. Marktbericht. Weizen 45 bis 70 Sgr. p. Schfl., Roggen 33 bis 36 Sgr., große Gerste 32 bis 35 Sgr., kleine Gerste 28 bis 32 Sgr., Hafer 18 bis 20 Sgr., graue Erbsen 36 bis 44 S gr., weiße Erbsen 32 bis 38 Sgr., das Schock Stroh 140 bis 150 Sgr. Di Zufuhr war mittelmäßig. Magdeburg, 27. Febr. Höchster und niedrigster Getraide⸗Marktpreis pro Wispel: Weizen: 48 40 Rthlr. Gerste: 30 28 Rthlr. Roggen: 35 34 » Hafer: 18 ½ 18

St. Petersburg, 8. (20.) Febr.⸗ Allerhöchste Ukasen an den diri⸗ girenden Senat. Opium⸗Verkauf an die Chinesen. In Folge eines Berichts des Chefs der troitzkoßawschen Gränzwache darüber, daß die chine⸗ sische Behörde in Maimatschen (chinesischen Handelsflecken) einige Chinesen des Opiumrauchens überführt habe, daß diese Leute ausgesagt, sie hätten das Opium von Russen über Kiachta erhalten, worauf der Dsargutschei

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