Widerstand die 35389 soil 1 ige Art bloßstelle. Omer Dschemal Efendi so See-, ef ngen gg neren ven die Pforte behauptet jedoch, e. habe durch widrigen Wind abgehalten, den Kanal noch nicht derse 2 8 Sniß 88* daß die Pforte, sei es, daß sie auf die an den 2— Besehle und des Letzteren Folgsamkeit baut, oder daß Bey ghich auf einige Nachgiebigkeit von Seiten des sardinischen Hofes X, keine Besorgniß über das Endresultat dieser Händel zeigt. wn* furchtbarer Streit zwischen Türken und Joniern, der sich in - Sühruke von Galata ergab, führte zu blutigen Erzessen, wobei Verwundungen und ein Todtschlag stattfanden. Das Ein⸗ ena der türkischen Polizei vermochte nicht, die Ruhe herzustellen, ꝙ& 8* mußte zu dem Beistand der Garden die Zuflucht nehmen, — 2 es endlich gelang, die Kämpfenden zu trennen. Die den fol⸗ . Tag geschehene Ausstellung des wahrscheinlich unbekannten Fünken der im Handgemenge geblieben war, verursachte eine große Aufregung unter dem türkischen Pöbel, der allen Franken Tod und
ache schwört. 8. 5 ed” 3ten d. hat Baron Testa, Minister⸗Resident von Holland, in einer feierlichen Audienz seine Beglaubigungsschreiben dem Sultan
v Pascha hat von dem Großherrn, zur Anerkennung der wichtigen Dienste, die er als Reis⸗Effendi der Pforte in der griechi⸗ schen Angelegenheit bei der londoner Konferenz geleistet, eine werth⸗ volle mit Brillanten besetzte goldene Dose erhalten. Eine gleiche Auszeichnung ist für den osmanischen Gesandten zu London bestimmt. Die in der türkischen Münze geprägten neuen Goldstücke zu 100 Piaster haben den Beifall des handelnden Publikums, man hofft, daß die bevorstehenden Lieferungen von Silbermünze den gehegten Erwar⸗ tungen auch entsprechen werden. g Die ersten von den türkischen L ffizieren, welche sich zu ihrer Aus⸗ bildung im Auslande befanden, sind bereits von Wien zurück hier ein⸗ getroffen. Man erwartete, daß der bekannte österreichische Stabs⸗ Offizier, Herr von Hauslab, zugleich mit ihnen ankommen würde, da man glaubt, daß die türkische Regierung unter der Leitung dieses aus⸗ gezeichneten Ofsiziers eine Militair⸗Akademie zu errichten beabsichtige, um so der Nothwendigkeit überhoben zu sein, die jungen Leute ins Ausland zu schicken, wo sie sich mehr, als man hier wünscht, zu euro⸗ päisiren scheinen. Herr von Hauslab ist indessen in diesem Augenblick noch nicht in Konstantinopel angelangt.
1“ “ 8 1 daß der Be durch zu weit getriebenen
Handels- und Hörsen-Uachrichten. Hollands Handel mit Japan.
Paris, im Febr. Die unter Aufsicht des Marine⸗Ministers er⸗ scheinenden Annales maritimes et coloniales enthalten inter⸗
402 essante Nachrichten über den Handel der Holländer mit Japan, denen wir Folgendes entnehmen: 8
Die Holländer haben mit Japan eine Art von Vertrag abgeschlossen, wodurch es ihnen erlaubt ist, jährlich ein Schiff nach Nangasali zu senden; es ist dies der einzige Hafen, wo es zugelassen wird. Vor einigen Jahren sandte die Regierung von Java zwei Schiffe von 500 — 600 Tonnen Fund nach und nach immer größere Schisfe dahin ab; da sie aber niemals eine größere Quantität Waaren erhalten konnten, als in dem Vertrage festgesetzt worden, so kehrte das eine Schiff immer nur mit halber Ladung zurück, weshalb man sich jetzt auf ein Schiff von etwa 1000 Tonnen beschränkt.
Um die Kosten dieser Ausrüstung zu vermindern, überläßt die Regie⸗ rung von Java jährlich 80 Tonnen dieses Schiffes an Privat⸗Personen, wofür sie 12 — 15,000 Gulden bezieht; doch dürfen dieselben weder Zucker noch Goldstaub ausführen, deren Verkauf in Japan die Regierung sich vor⸗ behält. Eben so wenig dürfen jene Privat⸗Personen als Rückfracht Kupfer und Kampher einnehmen, da die Regierung für diese beiden Artikel keine Konkurrenz duldet. Die Folge hiervon ist, daß sie gewöhnlich Kuriositäten und Luxus⸗Artikel nach Java zurückbringen, wie lackirte Kästchen, Möbel, Porzellan, seidene Kleider, namentlich Schlafröcke, die hinsichtlich der Form und des Musters denen unserer Großväter gleichen; ferner Stoffe von Krepe und Gase u. s. w. Alle diese Artikel werden in Batavia sehr theuer verkauft, allein der größte Theil geht nach Rotterdam, wo noch höhere Preise dafür gezahlt werden.
Die Regierung von Java sendet nach Japan Zucker (400—500 Ton⸗ nen), Goldstaub, Kaffee, Tuch, Sammt, Baumwollenzeuge, Flinten (wenn sie verlangt werden), Krystall⸗ und Glaswaaren, Eisen, Stahl, Gewürze, wie Nelken, Muskatnüsse und Pfeffer. Die Regiecrung bringt dafür zurück: 7000 Pickel Kupfer, eine Quantitaͤt, welche die Japanesen niemals über⸗ schreiten; etwa 800 — 900 Kisten Kampher, etwa 100 — 120 Kisten Zeuge zu Kleidern, so wie Gaze, Krepe und andere Stoffe; Möbel von lackirtem Holz, weißes Wachs, Drogueriecen, eine große Menge Saucen in lleinen Flaschen, um die Speisen zu würzen, und Gold in lleinen Barreen.
Dies sind die Haupt⸗Gegenstände, die nach Japan gesandt und von dort nach Batavia zurückgebracht werden. Aber es ist merkwürdig, wie die⸗ ser Handel gegenwärtig in Japan betrieben wird. Das Schiff kommt in der Bai von Nangasaki an, die zu beiden Seiten des Einganges durch ein Fort von 20 Kanoͤnen vertheidigt wird, und bleibt bei einem dieser Forts unter Segel, um ein Boot mit einem Agenten der japanischen Regierung zu erwarten; sobald dieser Agent am Bord ist, kommandirt er allein, und Jeder muß ihm als Sklave gehorchen. Zuerst legt nun das Schiff in einer Bucht an, wo seine Kanonen ausgeladen werden; dann segelt es nach der kleinen Insel Kesima und geht daselbst vor Anker. Ist dies geschehen, so werden die Segel und das Steuer abgenommen und ans Land geschickt. Sind alle diese Formalitäten erfüllt, so beginnt das Ausladen der Waa⸗ ren; der Capitain giebt ein Verzeichniß seiner Ladung dem japanischen Agenten und ein anderes dem holländischen Residenten, der in einem Laza⸗ reth auf der Insel Kesima eingeschlossen ist. Dies Letztere ist jedoch eine reine Form, denn weder der Resident noch der Capitain erfahren, was aus der Ladung wird; nur die japanische Regierung verkauft die Waaren, und die Holländer dürfen nicht einmal dabei zugegen sein. Ist dies geschehen, so sagt man ihnen: „Seht, das hat Eure Ladung eingebracht; dafür wer⸗
den wir Euch diese Gegenstände (worunter immer 7000 Pickel Kupfer und eine gewisse Quantität Kampher) geben. Für das nächste Jahr befehlen wir Euch, uns folgende Artikel zu bringen.“ — Auf solche Weise wird der Handel zwischen Java und Japan betrieben.
Die holländische Faktorei auf Kesima ist nicht sehr kostspielig. Es ist selbst wahrscheinlich, daß die Kosten beinahe durch die 80 Tonnen gedeckt werden, die das Schiff für Privatrechnung mitnimmt. Das Personal der Faktorei besteht aus dem Residenten, der jährlich 8000 Gulden erhält, und aus drei oder vier Beamten, die zusammen 10,000 Fl. empfangen, so daß die gesammten Kosten, mit Einschluß einiger Ueinen Ausbesserungen au den Wohnungen, höchstens 20,000 Fl. betragen. Diese Besoldungen sind übrigens wohl verdient, denn die Lage der Holländer in Kesima ist eine sehr peinliche.
Kesima liegt dem Lande sehr nahe; die aus vier oder fünf Häusern bestehende Faktoreci ist mit Mauern umgeben, wie ein Lazareth. Am Ende der Insel auf der Seite von Nangasali ist eine Chaussee, die mit der Stadt in Verbindung steht; aber auf der Seite der Stadt befindet sich eine Zug⸗ brücke, die steis aufgezogen ist. Der Resident kann sich ohne Erlaubniß des Gouverneurs nicht in die Stadt begeben, und es wäre indiskret, eine solche Erlaubniß öfter als zweimal in jedem Monale nachzusuchen. Sobald der Resi⸗ dent die Zugbrücke überschritten hat, die man sogleich hinter ihm wieder auf⸗ zieht, wird er von vier japanischen Soldaten begleitet, die ihm überall hin solgen, wo er Geschäfte hat, und ihn zuletzt auf seine Insel zurückbringen. Zweimal im Jahre besucht der Gouverneur die holländische Faktorei; der Tag dieses Besuchs wird im voraus angelündigt. Die Wohnung des Re⸗ sidenten wird zu diesem Besuche von oben bis unten mit Wasser gereinigt, und Niemand, selbst nicht der Resident, darf dasselbe betreten, bis der Gon⸗ verneur es wieder verlassen hat. Wäaͤhrend der Inspizirung des Gouver⸗ neurs steht der Resident mit nackten Füßen und entblößtem Haupte an der Thür seines eigenen Hauses. Die übrigen Agenten und Bewohner der Fak⸗ torei schließen sich in ihren Häusern ein; die Fenster⸗Vorhänge müssen her untergelassen sein, und es wäre ein großes Verbrechen, wenn man dem Gon verneur auf seinem Wege begeguecte oder sich ans Fenster stellte, um ihn vorübergehen zu sehen. 2 1¹ 4
Außerdem muß der Resident alle vier Jahre einmal sich, nicht vor dem Kaiser, den er niemals sieht, sondern vor einem Groß⸗Mandarin nieder werfen, der dieses Zeichen der Unterwerfung im Namen seines Herrn ent⸗ gegennimmt. Während seiner Reise sorgt man für seine Bedürfnisse, aber er darf mit Niemand sprechen, empfängt aber dafür allerlei Proben japani⸗ scher Höflichkeit in Ausdrücken, wie „Ungläubiger“, „Christenhund“ u. s. w. Ist die Ceremonie des Kniebeugens vorüber, so wird er auf dieselbe Weise auf seine Insel zurückgeführt; allein ehe man ihn entläßt, sagt man ihm wohlweislich: „Deine Reise hat so viel gekostet; man wird den Betrag von der nächsten Schiffsladung entnehmen.“ Diesem Allen unterwirft man sich in der Hoffnung, der bis jetzt unbedeutende Handel werde sich in einen rei⸗ chen und ausgedehnten Absatzweg verwandeln; allein diese Hoffnung ist bis jetzt getäuscht worden.
Irgrnm:
amnRgn
Beka Au Snmn
8 g. Mit Hinweisung auf die den Stralsundischen Zei⸗ tungen vollständig inserirten Ladungen vom heutigen Tage werden Alle und Jede, welche an das von dem Gutsbesitzer Johannes Lembcke gegenwärtig an den Pensionar Helmuth Thilo verkaufte, im Grimmer Kreise und Neinckenhaͤeger Kirchspiel belegene Allodialgut Reinckenhagen, nebst Saaten, Ackerarbeiten und sonsti⸗ en Pertinentien dingliche Forderungen und Ansprüche nachen zu können vermeinen, zu deren Anmeldung und Beglaubigung in einem der solgenden Termine, am Uund 29. Februar oder am 21. März d. J., Morgens 10 Uhr, vor dem Königlichen Hosgericht, bei Vermeidung der am 15. April cr. zu erkennenden Präklusion, hiermit aufgefordert. Datum Greifswald, den 8. Januar 1844. 8 Königl. preuß. Hofgericht von Pommern und Rügen. 3 (gez.) von Möller, Praeses.
8 1“
11““
Lion, 2.
22 — —
1160 Nothwendiger Verkauf. Stadtgericht zu Berlin, den 27. Januar 1844.
Herrmann
8 8 “ 85 3 8 89 1 K ntmachungen. LSs5l Konzessiomirte V 1 ) 0 ) 8 . 21* „ 1
Berlin-Breslauer Eilfuhre. Wir erlauben uns, ein resp. Publikum davon in Kenntniß zu setzen, daß wir mit Genehmigung des Königl. General⸗Postamts am 15. März c. fuhre für den Güter⸗Verkehr zwischen Berlin und Bres⸗ lau eröffnen werden. 8 Die Absendung der Güter findet von beiden Orten einen Tag um den andern statt. Der Transport wird theils durch die Personenzüge der Frankfurter Eisen⸗ bahn, theils durch unterlegte Pferde, innerhalb drrier Tage bewirkt werden. Wir behalten uns vor, s. Z. die näheren Bestim⸗ mungen dieserhalb bekannt zu machen. Berlin und Breslau, am 4. März 1841.
M. Cohn, Phaland & Dietrich,
&C Go⸗ in PFranktiurl a. d. 0. Meyer II.
[188 b' 8 zur 1 ngarischen
eine Eil⸗
werden angenommen bei
Actien-Anmeldurn gen
Gesellschaft
.“ 1“ “ “ 8 Knebel, Lessing, Manso 8 c, Pischon, Ranke, Reinbeck, Jean Paul Fr. Richter, Rosenkranz, Roth, Schiller, A. W. und Fr. Schlegel, Schleier⸗ macher, Schneider, F. L. v. Stolberg, Süvern, Wach⸗
5 2 8 A - C C m 8 HIand L Is- ler, W. Wackernagel, C. F. und W. E. Weber, F. A.
Wolf, Zell, Zollikofer; nebst Anmerkungen und Aufgaben.
101 1 ed rich Otto IIübner in Leipzig. Für
die oberen Klassen höherer Bildungs⸗Anstalten wie auch
I. A. Fischer, I. G. Henze, Moreau Vallette,
in Berlin.
Berliner, Johann M. Schay, in Breslau.
2. geheftet.
Das in der Auguststraße Nr. 61 belegene Hilde brandtsche Grundstück, gerichtlich abgeschätzt zu 9193 Thlr. 23 Sgr. 9 Pf., soll am 6. September 1844, Vormittags 11Uhr, an der Gerichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hy⸗ pothekenschein sind in der Registratur einzusehen.
[190b]1 2. U
[115] Nothwendiger Verkauf. 8
Stadtgericht zu Berlin, den 24. Januar 1844. Das in der Waßmannsstraße Nr. 32 belegene Grund⸗
sttüück des Particuliers Johann Carl Friedrich Neu⸗
Neue Wasserheilanstalt
Deutschland, Frankreich und England, Wissenschaft und Erfahrung haben für die Wasserheilmethode ent⸗ schieden, und eine neue, sie fördernde Anstalt ist zu Tharandt ins Leben getreten, an einem Orte, dessen
1282]
Tharandt
bei Dresden.
O
Literarische Anzeigen. 808 92 273 i; 8 19n, Alexander Duncker, asngt. gof.
buchhändler, Franz. Str. 21, ist so eben angekommen: Dr. Philipp Marheineke, Reform der Kirche durch
den Sttaat. 1T
Im Verlage von Ed. Bote & G. Bock, Jäger- stralse No. 42, erscheint mit Eigenthumsree hb: Ztes Heft der Berliner Balletmusile:
W. Gährich, die Insel der Liebe, oder das unausführ- bare Gesetz. Kl.-Ausznug. L28i.
zum Selbststudium
herausgegeben Kletke 42 ½ Bogen in groß Oktav. Maschinen⸗Velinpapier.
1 Thlr. 22 ½ Sgr.
Ein eben so wichtiges Handbuch für den Lehrer wie für den Schüler. Es enthält in trefflicher Aus⸗ wahl, für welche der rühmlich bekannte Name des Hrn. Herausgebers bürgt, nicht allein über 70 Aufsätze man⸗ nigfachsten Inhalts, welche dem Schüler als Muster dienen können, sondern auch literarische Nachweisungen 8— verwandter Aufsätze, ausführlicher Werke darüber, und
an 200 Aufgaben, deren Ausführung zugleich bei einer jeden nachgewiesen ist. Ist dieses Werk zunächst für den Kreis der Schule von besonderer Wichtigkeit, in⸗ .“ dem es einem oft gefühlten Mangel begegnet, so wird es andererseits auch jedem Gebildeten, dem über so mannigfaltige Gegenstände der Kunst und des Wissens in klassischer Weise hier Belehrung geboten wird, eine erfreuliche Gabe sein.
Bei F. Dümmler, U. d. Linden 19, erschien eben: 9 Was heißt Kun ste
Ein
8
Freie Städte.
8 Amtlicher Theil.
meyer, gerichtlich abgeschätzt zu 6138 Thlr. 17 Sgr., soll am 30, August 1844, Vormittags 11 Uhr,
8 an der Grrichtsstelle subhastirt werden. Tare und Hy⸗
pothekenschein sind in der Registratur einzusehen.
Bekanntmachung.
Nach dem Beschlusse un⸗ seres Gesellschafts Aus⸗ schusses ist die für das Jahr 1843 zu verthei
8△ 2 . 3 „ lende Dividende ( 7 ö“ ir- auf Zehn Tha⸗ GEler pro Actie fesigesetzt, deren Auszahlung sofort durch unsere Haupt⸗ Kasse geleistet wird. 1 ; Magdeburg, den 2. März 1844. 8 Direkiorium der Magdeburg⸗Cöthen ⸗Halle⸗Leipziger
Eisenbahn⸗Gesellschast.
EI11““
Bekanntmachung.
Mit Bezug auf unsere Bekanntmachung vom 26. Ja⸗
nuar c., betreffend die Dividenden⸗Zahlung für
das Jahr 1843, ersuchen wir die Inhaber von Di⸗ videnden⸗Coupons hierdurch, die Beträge dafür in dem Monat März ec. erheben zu wollen. Eben so wer⸗ den im März die bis jetzt noch nicht abgehobenen Zin sen der Stamm⸗Actien ausgezahlt. Wer die Zin⸗ sen und Dividenden im Monat Mäasrz c. nicht erhebt, dem kann die Zahlung erst im nächsten Zinszahlungs⸗ Termin geleistet werden. 1 Berlin, den 2. März 1844.
reizende Lage hinlänglich bekannt und wo Natur und Menschenwerk sich zu jenem Zwecke vereinigen. Reinste Gebirgsluft, bequeme Wald⸗ und Bergwege, Ruinen, die in ihren Trümmern der Zeit trotzen, und kalte kro⸗ stalltlare Quellen lassen die günstigsten Kur⸗Ersolge er⸗ warten. Die am Fuße der heiligen Hallen — wer kennt sie nicht? — gelegene Anstalt enthält außer sechs verschiedenen Douchen in nächster Umgebung alle von den jüngsten Fortschritten der Kurmethode erheischten Apparate, in zwei Kur⸗ und einem Wirthschafts Ge⸗ bäude. Die wegen ihrer Wirksamkeit längst bekanuten Mineral⸗ und Moorschlammbäder sind besonders abge⸗ theilt. Funfzig gut möblirte Zimmer, ein großer Speise⸗ und Conversations Saal, Billard und Lesezim⸗ mer, und was sonst dem Bedürfnisse oder geselliger Er heiterung dient, erwarten die Gäste. Je nach Eleganz der Wohnung und mehrerer Bedienung zerfallen die Kurpreise in verschiedene Klassen. Für Unterbringung von Equipagen, Pferden und Dienerschast ist vollständig gesorgt. Die ärzliche Leitung der Anstalt hat der mit⸗ unterzeichnete Dr. Plitt übernommen, welcher durch sortwährende Beobachtungen der Heilwirkungen und Fortschritte dieser Kurmethode zu der Ueberzeugung ge langt ist, daß dieselbe, am rechten Orte und auf die rechte Weise angewendet, einen reellen Werth habe und für die Heilkunst ein wesentlicher Zuwachs ihren Kräfte geworden ist. Solchem Werke zu dienen hält der elbe eines ernsten Strebens werth, je mehr er im Geiste echter Wissenschaftlichkeit bei der Anwendung des kalten Wassers handelt. Die Eröffnung findet Mitte April a. c. statt. An⸗ fragen sind porkofrei an unterzeichnete Direcclion zu richten und Meldungen der Ankunft werden einige Tage vorher erbeten.
Tharandt, am 1. März 1844.
Dr. Plitt, Die Direction der Badeanstalt Königl. Bezirks⸗Arzt. 9n2 g g.
Die Direction der Berlin⸗Potsdamer 8 Eisenbahn⸗Gesellschaft. -
——
Bei Chr. E. Kollmann in Leipzig ist erschienen und in allen Buchhandlungen zur Ansicht zu erlangen,
eöö“ in Berlin vorräthig bei E. 8 808 8 hig . . ans; Linden 23, Jagorsches Haus: [270] Denkwürdigkeiten aus der 8
W E d-- 4448à Menschen⸗ u. Völkergeschichte. Vom Beginn der christlichen Zeitrechnung bis auf
8 die neueste Zeit. Ein Lesebuch für alle Stände von H. Fortmann. Zweite mit Bildern vermehrte Ausgabe. 18 — 4s Hest à ½ Thlr.
An den Faden der Weltgeschichte reihet dieses Werk ausführlichere Biographieen der berühmtesten historischen Personen, so wie anusführlichere Schilderungen histor. Denkwürdigkeiten, und ist also nicht blos dem trockenen Studium der Geschichte nach Jahreszahlen, sondern einer eben so belehrenden wie unterhaltenden Lektüre für alle Stände, die Jugend wie das Alter, gewidmet. Noch ist der äußerst geringe Preis zu bemerken, da je⸗ des Hest von 6 Bogen in gr. 8. und mit einem hüb⸗ schen Bilde nur ½ Thlr. (18 Kr. rhein.) kostet. Mo natlich erscheinen 2 Hefte, deren die erste 39 hatte, und die zweite höchstens 40 haben wird.
Bei C. F. Amelang in Berlin (Brüderstr. 11) erschien so eben und ist durch alle Buchhandlungen des In⸗- und Auslandes zu hahen:
[278]
Deutsche Aufsätze . von
Abbt, Ancillon, Delbrück, Engel, Fichte, G. B. Funk, Garve, Gervinus, Goethe, J. und W. Grimm, Gruppe, Heeren, Herder, Heyne, W. v. Humboldt, Jacobs, Jahn,
artistischer Vortrag⸗ von F. A. Märcker. einem Urtheile des Ober⸗Censur⸗Gerichts und einigen Bemerkungen. Broch. 7½ Sgr.
zei J. G. Häcker in Chemnitz erscheint so eben
und ist durch das Berliner Musikalien-Maga-
8 8 72 2 602 — 8 „ zin „ꝗ C. W. “sslinger, dauer-Str. No. 9, so wie durch alle Buch- und Musikalienhandlungen
Deutschlands, zu bezichen: [1915] Anleitung 18 8 den Contrabals zu spielen, von F. C. Frank cC, Herzogl. anhalt-dessauischem Kammermusikus.
24 grosse Musikbogen in 6 Liefecrungen à 4 Bogen. Prün umerations-Preis: 1½ Thlr., zahlbar bein. Empfang der 1. Lief. (erlischtm. dem 31. März d. J.). Subscriptions=Preis: 2 Thlr., zahlbar bei Em- psang jeder Liefer. mit 8 Thlr. (erlischt mit dem Erscheinen der letzten Lief.). Ladenpreis 3 Thlr.
Musikalien zu den billig-
[2741
sten Preisen bei Ed. Bote & GC. Bock,
8 8 8 Buch- u. Musikhalg. Berlin, Jägerstr. 42.
Schweidnitzer-
“
Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. für ¾ Jahr. “ 4 RKthlr. ½ Jahr.
8 Rthlr. - 1 Jahr.
in allen Theilen der Monarchie
ohne Preiserhöhung.
Insertions-Gebühr für den
Raum einer Zeile des Allg.
Anzeigers 2 Sgr.
g e vseeeeeee
* “
Alle Post-Anstalten des In- und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition der Allg. Preuss Zeitung: 6 Friedrichsstrasse MJr. 72. 88I11“
11.““
E Amtlicher Theil. I1ö1“ Inland. Berlin. Erläuterungen in Betreff eines Vorfalls bei der Landwehr. — Koblenz. Wasserstand. — Vorsichts⸗Maßregeln gegen Krankheiten. — Köln. Sinken des Rheins. — Münster. Ernennung. — Von der Mosel. Die Mosel⸗Dampfschifffahrt. 18 Deutsche Bundesstaaten. Bayern. München. Schwanthaler's Arbeiten für die Ruhmeshalle. — Baden. Karlsruhe. Verhandlun⸗ gen der ersten Kammer. — Grh. Hessen. Darmstadt. Vortheile der demnächst eintretenden Veränderungen in den Durchgangszollsätzen. — Frankfurt a. M. Berichtigung. Deputirten⸗Kammer. Debatte über die otaheitische Erneuerung der Büreaus. — Guizot und die Kam⸗ mer. — Brief aus Paris. (Die Angelegenheit von Otaheiti.) Großbritanien und Irland. London. Der Examiner über französische und englische parlamentarische Redner. — Parlaments⸗ Verhandlungen. — Schreiben aus London. (Rückblick auf die irlän⸗ dische Debatte und die Stellung O'Connell's; Mäßigung der Repeal⸗ Partei; der Verein gegen die Anti⸗corn⸗law⸗league.) , Schweden und Norwegen. Stockholm. Befinden des Königs. — Graf Brahe erkrankt. Portugal. Schreiben aus Lissabon. des Septembristen⸗Aufstandes.) 1 “ Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. Schreiben aus New⸗ York. (Herr Calhoun und sein Manifest im Kampfe um die Präsident⸗ schaft.) 1 8 Mexiko. Schreiben aus Paris. (Santana's Fremden⸗Polizei.) Eisenbahnen. Berlin. Verein für Eisenbahnkunde. — Schreiben aus Paris. (Neuer Gesetz⸗Entwurf über die Nordbahn.) Handels⸗ und Börsen⸗Nachrichten. Berlin und Paris. Börse. — Amsterdam. Börfen⸗ und Marktbericht.
Frankreich. D Frage. — Paris.
(Weiteres über den Verlauf
Die Zerstörung Jerusalems von Kaulbach. Beilage.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: — Den bisherigen Medizinal⸗Assessor Dr. Schütz hierselbst zum Medizinal⸗Rath bei dem Medizinal⸗Kollegium der Provinz Branden⸗
burg zu ernennen.
Der Justiz⸗Kommissarius Gom Notarius im Departement des Königl. rienwerder ernannt worden.
Nichtamtlicher Theil.
“ Inland. Berlin, den 6. März. Der in der ersten Beilage der Berlinischen Vossischen Zeitung vom 27. November v. J. enthaltene Artikel: „Aus der Neumark. Dringende Bitte um Belehrung, die Land⸗ wehr betreffend“ 14 — hat sowohl bei den betheiligten Behörden, als im Publikum großes Aufsehen erregen müssen und das Kriegs⸗Ministerium veranlaßt, eine sorgfältige Prüfung des in demselben zur Sprache gebrachten Vor⸗ ganges anzuordnen. 88 1 Aus dem nachstehenden Ergebniß der stattgehabten Untersuͤchung, welches hierdurch veröffentlicht wird, erhellt nun von neuem, daß die⸗ jenigen Personen, welche selbst in guter Absicht sich berufen füh⸗ len, vermeintliche Mißgriffe der Verwaltung öffentlich zur Sprache zu bringen, dem allgemeinen Besten mehr dienen würden, wenn sie sich direkt an die Behörden wendeten. Berlin, den 4. März 1844. “ Das Kriegs⸗Ministerium. . von Boyen.
omlicki zu Löbau ist zugleich zum Ober⸗Landesgerichts zu Ma⸗
6“
Der in Klein⸗Czettritz wohnhafte Landwehrmann Schleusener des Zten Bataillons (Landsberg) des 8ten Landwehr⸗Regiments wurde ordnungsmäßig zur vorjährigen Uebung einberufen. Sein Schwieger⸗ vater, Schulze in demselben Orte, reklamirte hiergegen bei dem Land⸗ rath des Kreises, welcher die Reclamation indeß nicht für dringend erkannte und sie daher dem Bataillons⸗Commandeur zuerst gar nicht, und später auf eine wiederholte Vorstellung des Schulzen, am Tage vor dem Zusammentritt des Bataillons, nur in der Liste derjenigen Leute mittheilte, welche zurückzustellen seien, im Fall sich am Tage des Zusammentritts des Bataillons ein Ueberschuß an Mannschaften ergebe. Aber auch in die⸗ ser Liste, in welcher der Landrath die Leute nach der Dringlichkeit ihrer häuslichen Verhältnisse geordnet hatte, war der Schleusener erst der zehnte Mann.
„Ein Ueberschuß an Mannschaften fand indessen nicht statt, und die bedingte Reclamation konnte daher von dem Bataillone nicht berück⸗ sichtigt werden.
Der ohne Reclamation zurückgestellte ledige junge Mann dersel⸗ ben Gemeinde, dessen der Zeitungs-Artikel erwähnt, ist ein damals seit 1½ Jahren zur Reserve gehöriger Soldat. Die Einberufung eines Solchen zur Uebung kann nur in besonderen Fällen gesetzlich stattfinden. Daß der Landrath die häuslichen Verhältnisse des Schleusener nicht für so dringend fand, um seine Unabkömmlichkeit auszusprechen, darf nicht befremden, wenn man berücksichtigt, daß die Schwiegerältern des Schleusener mit ihm an demselben Orte wohnen, und die Recla⸗ mationen wegen wirklicher oder angeblicher Krankheit der Frauen so zahlreich sind, daß bei einem Landwehr⸗Bataillon allein deren 52 hierauf begründet wurden.
Eben so wenig kann es auffallen, daß die Reclamation von dem Landrath vorläufig unbeantwortet blieb, weil erst bei dem Zusammen⸗ tritt des Bataillons über dieselbe entschieden werden konnte.
Daß der Schleusener auf die Nachricht von der eintretenden Niederkunft seiner Frau um Urlaub gebeten habe, wird von seinem Compagnieführer und dem Feldwebel bestimmt in Abrede gestellt, indeß hat sich dagegen ermittelt, daß er gegen seinen Korporalschaftsführer davon gesprochen, am Abend des 25. August ohne Urlaub nach seiner eine Meile von Landsberg a. W. entfernten Heimat gegangen ist, und sich während eines Theiles der Nacht dort aufgehalten hat, was übrigens nicht weiter urgirt worden ist.
Auf die am 29. August eingegangene Nachricht von dem Tode seiner Frau, erhielt der Schleusener vorläufig, um der Beerdigung beiwohnen zu können, einen dreitägigen Urlaub, und während dessel⸗ ben beantragte der Bataillons⸗Commandeur bei den höheren Behör⸗ den seine Entlassung von der Uebung, welche ihm denn auch ertheilt wurde, als er sich bereits wieder eingestellt hatte.
Von einer durch das Gesetz allgemein und strenge verbote⸗ nen Stellvertretung, ist also hierbei gar nicht die Rede gewesen, und der Schleusener hat die, an sich ganz richtige Antwort, welche ihm von dem Bataillons⸗Commandeur auf den Antrag um Ent⸗ lassung, den er bei dem Urlaubsgesuch anbrachte, ertheilt wurde:
daß nämlich er (der Bataillons⸗Commandeur) die Entlassung nicht
verfügen könne, da das Bataillon komplett sein müsse, und kein
anderer Mann für ihn da sei, nur unrichtig aufgefaßt und auf eine mögliche Stellvertretung gedeu⸗ tet, so wie er sich denn auch in der That einen Stellvertreter ver⸗ schaffte, der aber natürlich zurückgewiesen werden mußte.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich nun, daß das Unglück, welches den Schleusener betroffen hat, durch keine ungesetzliche oder auch nur unbillige Verfügung irgend einer Behörde vergrößert worden ist.
Koblenz, 2. März. (Rh. u. M. Z.) Obgleich unsere Ströme stark fallen, so konnten doch die Unwegsamkeiten mancher Kunst⸗ und Bezirks⸗Straßen noch nicht ausgebessert werden.
Wir hoffen, daß bald die Rheinbrücke für Fuhrwerk zu passiren sein werde. Der Dienst der Dampfböte geht regelmäßig vor sich.
Die hiesige Königl. Regierung macht in einer amtlichen Bekannt⸗
machung auf die Vorsichtsmaßregeln bei und nach Ueberschwemmun⸗ gen aufmerksam, die allgemein beachtet werden sollten, damit den durch die Feuchtigkeit nur zu leicht hervorgerufenen Krankheiten mög⸗ lichst vorgebaut werde. Alle Räume, die überschwemmt waren, müssen sorgfältig vom Schlamm gereinigt und dem Luftzuge ausge⸗ setzt werden; man öffne Thüre und Fenster und unterhalte dabei gelindes Ofenfeuer. Es ist am besten, die Fußböden aufzuheben, den feuchten Sand heraus zu nehmen und trocknen an dessen Stelle zu thun. Die Zimmer beziehe man nicht wieder, bis sie völlig trocken sind und auch die Keller ausgeräumt werden. Wer in den feuchten Zimmern doch wohnen muß, halte sich in denselben möglichst wenig auf, und stelle die Betten nicht an die Wand, Stroh und Bett⸗ zeug müssen gleich Morgens auf einen luftigen Speicher geschafft werden. Starkes Heizen ohne Zuzug frischer Luft ist unbedingt schäd⸗ lich. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen die Ziehbrunnen.
Köln, 3. März. (K. Z.) Rhein und Mosel sind in starkem Abfallen begriffen. Auch bei uns in Köln weicht das Wasser allmä⸗ lig aus der Stadt.
Münster, 2. März. (Amtsbl.) An die Stelle des zum Chef des Generalstabes des Garde⸗Corps ernannten Majors von Dankbahr ist der jetzige Chef des Generalstabes des 7ten Armee⸗ Corps, Herr Major Kusserow zum Militair⸗Censor für die Provinz Westphalen ernannt.
* Von der Mosel, 1. März. Heute sahen wir unseren Fluß, nach einer zweimonatlichen Unterbrechung, wieder durch die Fahrt der Mosel⸗Dampfschiffe belebt. Wer unser enges, von schroffen Felsen eingeschlossenes Thal kennt, und daher weiß, daß die Verbin⸗ dung der einzelnen Moselorte unter sich, so wie mit den Regierungs⸗ Bezirks⸗Hauptstädten Trier und Koblenz rößtentheils nur vermittelst der Mosel geschehen kann, der wird unsere Freude ermessen können, die wir beim Anblick des stolz dahin fahrenden Dämpfers empfanden. Vorläufig werden wir nur viermal wöchentlich diese bequeme und angenehme Reisegelegenheit haben, was auch für den Augenblick dem Bedürfnisse zu genügen scheint; vom 1. April an wird dagegen täg⸗ lich ein Dampfschiff zu Thal und eins zu Berg fahren, und uns hoffent⸗ lich recht viele fremde Reisende zuführen, die sich an der Schönheit unseres lieblichen Thales erfreuen, und Leben und Industrie⸗Aufschwung in unsere bisher fast unzugänglich gewesene Gegend bringen.
Wir können der thätigen, unermüdlichen Direction der Mosel⸗ Dampfschifffahrt nur Glück wünschen, daß sie endlich ihre, dem Ge⸗ meinwohl gewidmeten Bestrebungen, mit einem glänzenden Erfolge gekrönt sieht. Was vor einigen Jahren noch unmöglich schien, was, in der Ausführung begriffen, den sich von allen Seiten dargebotenen Schwierigkeiten zu erliegen drohte, — das steht heute, mit Kraft und Energie durchgeführt, vollendet da. — Mit Dank erkennen wir zu⸗ gleich die Hülfe an, die unser wohlwollendes Gouvernement durch umfangreiche Correctionen des Moselflusses — durch die Ausführung der Arbeiten selbst unseren verarmten Moselanwohnern — und durch die Erfolge der Arbeiten sowohl der Dampf- wie der Segelschifffahrt gewährt hat. Wir geben uns dabei der Hoffnung hin, daß was zur Erhaltung dieses wohlthätigen Instituts der Mosel⸗Dampsschifffahrt noch ferner nöthig sein möchte, gewährt werden wird. Auch verdient wohl unser Thal, daß man sich seiner annehme. Ueberall sehen wir Schienenwege und neue Verbindungsmittel entstehen, und wenn unser armes, aber in herrlicher Naturschönheit prangendes Thal nicht durch das Mittel der Dampfschifffahrt dem größeren Publikum geöffnet worden wäre, so würde es, ausgeschlossen von der allgemeinen Indu⸗ strieVerbindung, als eine terra incognita dagelegen haben. Noch müssen wir dankend erwähnen, daß die Direction der Dampfschifffahrt durch bedeutende Herabsetzung der Güter⸗Frachtpreise auch dem Güter⸗ Verkehr auf und vermittelst der Mosel eine große Erleichterung ver⸗ schafft hat, und es ist zu erwarten, daß diese Maßregel für das In⸗ stitut selbst sowohl, wie für den Verkehr von den ersprießlichsten Folgen sein werde.
Die Zerstörung Jerusalems von Kaulbach.
Li egenwärtig von Herrn Karl Waagen im Lokale des Kunst⸗ “ 8gn Werberschen Markte ausgestellte Zeichnung, nach der S unter den Kunstfreunden rühmlichst bekannten Composition K. aulbach's, welche unter des Meisters Aufsicht von dessen Neffen, Friedrich Kaul⸗ bach, ausgeführt, sowohl in der Haltung, als in der feinen Durchfüh⸗ rung des v ö- gelungen ist, giebt uns Veranlassung, dieses Werk etwas näher zu besprechen. 2 G“
88 v Art der Auffassung dieses Gegenstandes zeugt “ der seltenen Genialität des Künstlers. Anstatt uns das rein Historische zu eben, welches nur Gelegenheit zur Darstellung von Gräuelscenen aller Urt gewährt haben würde, wie sie sich bei diesem Ereigniß zugetragen haben, hat er, von dem historischen Vorgang nur die letzte Katastrophe in einigen Hanuptzügen aufnehmend, in sombolischer Weise alle die großen religiösen und welthistorischen Momente der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft zusammengefaßt, welche in dieser Zerstörung Jerusalems liegen, und dadurch ein Werk vom seltensten Reichthum der bedeutendsten Bezie⸗ hungen hervorgebracht. *) . icht encbgr Bewunderung aber verdient die Art, wie das große Ganze so gebaut und gegliedert und durch mit 889 feinsten lünstlerischen Einsicht vertheilte Licht⸗ und Schatten⸗Massen so in Haltung und Wirkung gesetzt ist, daß nirgend eine Verwirrung oder auch nur eine Undeutlichkeit eintritt, sondern Auge und Geist überall durch schöne und doch nicht gesuchte Gruppen von tiefer veteutggg; L11“ die ergreifendsten Ge⸗ itze bi in hohem Maße befrie 9 “ 8 dens ags dirdensch dieses Agert besondets Hoch sl; istdie energische, scone und naturwahre Weise, womit jene großen Gedanken im Einzelnen in Mo⸗ tiven, Charakteren und im Ausdruck ausgebildet sind. Alle mit dem Wesen der bildenden Kunst Vertrauten sind darüber einverstanden, daß die einzelne Natur (das Modell), auf eine verschiedene Weise bei einem Gemälde von
i der Bibel, welche Kaulbach hierbei besonders geleitet, der Composition von Herrn K. Waagen, die im sgegeben wird, zusammengestellt.
8 *) Die Stelle sind in einer Erörterung Lokal des Kunst⸗Vereins au
historischem Styl und bei einem Genrebilde in Anwendung kommen muß. Bei der Geltendmachung dieses Prinzips an Bildern der ersteren Art, kom⸗ men aber häufig Mißverständnisse vor. Denn bald führt das gänzliche Ab⸗ sehen von der Natur auf rein conventionelle Formen und verfällt dadurch in jedem ächten Kunstsinn immer widerstrebende Unwahrheit, bald werden wieder vom Modell zu viele Einzelnheiten und Zufälligkeiten aufgenommen, wodurch eine Annäherung an das Genre stattfindet. Diese beiden gefähr⸗ lichen Klippen hat Kaulbach in dieser Composition, welche der Historien⸗ malerei in ihrer höchsten Sphäre angehört, mit sehr feinem Gefühl vermie den, so daß seine Formen und Gewänder immer von edlem Styl, ja, wo es darauf ankommt, höchst großartig sind, und doch eben so durch ihre meisterlich durchgeführte Naturwahrheit anziehen.
Diese Vereinigung so mannigfaltiger Eigenschaften ist aber nur dadurch zu Stande gekommen, daß Kaulbach zwei von einander sehr verschiedene Prinzipien der Malerei mit feinem Takt so unter einander auszuglei⸗ chen gewußt hat, daß keines von dem anderen wesentlich beein⸗ trächtigt wird. Wir finden hier nämlich in den sich entsprechen⸗ den Massen von Mitten, Satz und Gegensatz in der Anordnung, in der sehr bestimmten Ausbildung der Formen, der scharfen Bezeichnung von Charakter und Ausdruck, sowohl das architektonisch⸗plastische Prinzip, welchem Michelangelo und Raphael in ihren großen Fresko⸗Malereien vor⸗ zugsweise gefolgt sind, als auch das im engeren Sinne malerische, von Correggio und Tizian zuerst völlig ausgebildete Prinzip des sogenannten Helldunkels in Anwendung gebracht, wodurch die Haltung und Wirkung eines Bildes als Ganzes vermittelst großer und entschiedener Massen von Licht und Schatten und die feine perspektivische Abstufung verschiedener Pläne in einem hohen Maße gesteigert wird. Referenten ist kein Werk bekannt, worin die Vermittelung dieser beiden Prinzipien in solchem Grade gelungen wäre, so daß er darin vom kunstgeschichtlichen Standpunkt aus ein neues und wichtiges Moment erkennen muß. Ist es dem genialen Künstler möglich, diese glückliche Vereinigung auch bei der Ausführung in Farben durchzuführen, und dem Vernehmen nach ist hierzu die beste Aussicht vor⸗ handen, so hat er auch in dieser Beziehung das Außerordentlichste geleistet. 8 23,. so die Stellung, welche dieses Werk einnimmt nach seinen Ho 9. beziehungen, bezeichnet worden, bleibt es uns übrig, dieselbe durch eine nähere Betrachtung des Bildes auch im Einzelnen nachzuweisen.
Die vier großen Propheten, welche im Hinter 1 w „ we Hintergrunde hoch auf Wolken thronend in erhabener Würde erscheinen, gemahnen den Beschauer, ihn in
eine ferne Vergangenheit versetzend, wie viele Menschenalter hindurch das halsstarrige Volk sich gegen die göttlichen Warnungen verhärtet hat, bis endlich jetzt das Maß seiner Sünden voll ist, und das göttliche Strafge⸗ richt unaufhaltsam hereinbricht. Jeder der Propheten tritt uns in seinem eigenthümlichen Charakter entgegen. In lebhafter Gebärde deutet Jesaias auf das Buch seiner Prophezeiungen, mit beiden Händen hebt Jeremias das seinige hoch empor, die ruhige, aber furchtbare Strenge im Hesekiel drückt am ergreifendsten den Zorn Jehovah's über sein von ihm verworfenes Volk aus, der jugendliche, aber ernstbegeisterte Daniel, welcher sagt: „und ein Volk wird kommen mit seinem Heerführer und die Stadt und das Heilig⸗ thum zerstören“, deutet mit der Hand auf Titus herab. Wiewohl als himm⸗ lische Erscheinung im lichten und gemäßigten Ton gehalten, sind diese Ge⸗ stalten doch in allen Theilen deutlich und bestimmt ausgebildet.
Die sieben Engel der Offenbarung, jugendliche Lichtgestalten von sel⸗ tener Schönheit und Anmuth, welche von den Propheten aus mit Flam⸗ menschwertern über die dem Verderben geweihte heilige Stätte herabschwe⸗ ben, erfüllen mit einem erhabenen Unmuth, dem sich ein leichter Anflug von Wehmuth beimischt, das göttliche Strafgebot, dessen letzte Schrecknisse sich in ihrer ganzen Furchtbarkeit zusammendrängen.
Von der Wirkung ihrer Flammenschwerter getroffen, stürzt das Volk auf den Stufen des Tempels im Hintergrunde zusammen, aus dessen Flammen die Bundeslade zum letztenmale nur noch auf wenige Augen⸗ blicke hervorragt. Unter der Vorhalle des Tempels stehen die beiden Anführer der Juden, Johannes von Gischala und Simon des Gio⸗ was Sohn, welche während der Belagerung namenlosen Jammer über die unselige Stadt gebracht, ihr letztes Schicksal erwartend, der eine in dumpfem Hinbrüten auf sein Schwert gestützt, der andere Blicke finsteren Grimms nach dem Feinde hinübersendend, welchem gemeinere Naturen in ohnmächtiger Wuth knirschend die Fäuste entgegenballen.
In Titus, welcher auf der anderen Seite des Hintergrundes zu Pferde an der Spitze der Legionen sich über rauchende Trümmer heranbewegt, ist⸗ das edle Naturell und das Gefühl, daß er nur mit Hülfe der Gottheit diesen Sieg errungen, vortrefflich ausgedrückt und bildet einen schönen Ge⸗ gensatz mit den Ketten zum Fesseln der Ueberwundenen schleppenden Liktoren, in deren starkmarkirten Zügen sich nur die eherne Härte der römischen Krie⸗ ger abbildet, welche seit Jahrhunderten gewohnt waren, andere Völker in
den Staub zu treten.