1844 / 75 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

C„f“ iae b und dem Herzoglich braunschweigschen F A vrraßene Freiheit des gegenseitigen Verkehrs

statt. böuias 11. März. (K. Z.) Nach einer Bekannt⸗ 0nfgahers ungsbau⸗Dirertion vom 1. März sollen bei 7 Festungsbauten mit Anfang April 1000 bis 1200 Erd⸗ vHiertzeschäfigt werden. Die Arbeiten werden im Akkord aus⸗ arbei

8 Ausland. E 1 Deutsche Bundesstaaten.

8 ZBayern. Bamberg, 11. März. Das Intelligenzblatt

für Oberfranken enthält folgenden öffentlichen Aufruf, die Bil⸗ dung eines Vereins für Besserung und Versorgung entlassener Sträf⸗ linge betreffend: „Se. Majestät der König haben aus landesväter⸗ licher Vorsorge für das Wohl entlassener Sträf. inge und deren Fa⸗ milien Allergnädigst zu befehlen geruht, daß, wie dies bereits in der Pfalz geschehen, auch in den übrigen Kreisen des Königreichs Vereine gebildet werden sollen, deren Hauptzweck die Sorge für die sittliche Besserung und das ökonomische Fortkommen der aus den Zwangs⸗ Anstalten und Zwangs⸗Arbeitshäusern entlassenen mittellosen Inländer sein, und woran sich die Vorsorge für die Familien unbemittelter Sträflinge reihen soll. Da dieser Zweck, wenn er zum Vollzuge kommt, nur die ersprießlichsten Folgen auf die Sicherheits⸗Polizei und Armenpflege äußern muß, und daher zur Erreichung desselben wohl jeder edelgesinnte Menschenfreund freiwillig gern helfen und beitragen wird, so ergeht hiemit an alle diejenigen Einwohner, welche zur Bil⸗ dung eines dergleichen Vereins geneigt sind, die Einladung, sich in die Subscriptions⸗Listen einzuzeichnen. Bemerkt wird hierbei, daß jeder männliche und weibliche selbstständige Einwohner daran Theil nehmen kann, wenn er entweder einen jährlichen Beitrag zahlt, oder sich zu bestimmten persönlichen Leistungen, z. B. zu Bedienstung eines Entlassenen, zu Beaufsichtigung derselben, zur Aufnahme jugendlicher entlassener Sträflinge in die Lehre und dergleichen verpflichtet.“

Sachsen. = Dresden, 10. März. Bekanntlich war, wie Ihnen

früher mitgetheilt wurde, durch Provinzialblätter der Vorschlag angeregt und im ganzen Lande mit vielseitigem Beifall aufgenommen worden, von Seiten des Landes einen rechtskundigen Mann in die Länder des öffentlichen und mündlichen Kriminal⸗Verfahrens abzusenden, um durch eigenen Augenschein Materialien zur Bearbeitung der großen Frage der Kriminal⸗Reform auf dem nächsten Landtage zu sammeln. Viel⸗ fache Sammlungen zu diesem Zweck wurden in allen Theilen des Landes veranstaltet, deren Summe in neuerer Zeit den Betrag von ziemlich 1400 Rthlrn. erreicht hatte. Als der mit der Ausführung dieser wichtigen Sendung zu beauftragende Mann wurde von der öffentlichen Stimme der Referent über den Kriminal⸗Prozeß⸗Entwurf auf vergangenem Landtage, der Advokat Braun im Voigtlande, be⸗ zeichnet. Die Erklärung seiner bestimmten Entschließung hierüber hatte Braun nicht nur längere Zeit verzögert, sondern auch mehrmals gewechselt. Unlängst hat er nun aber im Ador fer Wochenblatt sich ausdrücklich dahin erklärt, daß er sich entschlossen habe, im Laufe dieses Sommers zum Zwecke der Aufnahme eigenen Augenscheins eine mehrmonatliche Reise in die Rheinländer und einige außerdeutsche Länder des öffentlichen und mündlichen Straf⸗Verfahrens zu unter⸗ nehmen, sich jedoch darüber, ob und wieweit er von den zu diesem Zwecke gesammelten Geldern Gebrauch machen werde, weitere Ent⸗ schließung noch vorbehalten wolle.

Württemberg. Stuttgart, 9. März. (S. M.) Se. Majestät der König wurde zwar heute Nacht einigemal durch Husten⸗ Anfälle in der Ruhe gestört, dagegen ist heute Morgen ein stärkerer Nachlaß im Fieber eingetreten, und die Milderung der übrigen Krank⸗ heits⸗Zufälle hält auch heute an. b

Oesterreichische Monarchie. Wien, 7. März. (O. B.) Se. Durchlaucht Otto Victor Fürst von Schönburg zu Waldenburg in Sachsen, hat die von ihm egründete Stiftung zur Unterstützung evangelischer Schullehrer und Lehramts⸗Kandidaten, wie bei der augsburgischen Konfession, in glei⸗ hem Maße auf die Schullehrer und Lehramts⸗Kandidaten der helve⸗ tischen Konfession ausgedehnt, und diese Stiftung auf die gesammten, den Kaiserl. evangelischen Konsistorien augsburgischer und helbvetischer Konfession untergeordneten Schulstellen und Lehramts⸗Kandidaten, also auch auf die im Königreiche Galizien befindlichen, erweitert, zugleich aber auch den Stiftungs⸗Fonds mit einem bedeutenden Kapitale ver⸗ mehrt. Se. Kaiserl. Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 9. Dezember 1843 diese Nachtragstiftung Allergnädigst zu bestä⸗ tigen, den Stiftbrief unter Allerhöchsteigner Unterzeichnung ausferti⸗ gen zu lassen, und zugleich zu befehlen geruht, dem genannten Herrn Fürsten darüber das Allerhöchste Wohlgefallen zu bezeugen.

Wien, 4. März. (A. Z.) Nachdem das Treibeis auf der Donau seltener geworden, wird übermorgen das erste Dampfboot von Pesth hierher abgehen und am 8ten seine erste Thalfahrt machen. Die Erlaubniß zur Befahrung des wiener Donau⸗Kanals ist noch immer nicht erfolgt und keine Maßregel getroffen, die auf eine bal⸗ dige Benutzung desselben für Dampfschiffe hinwiese.

Graf Orloff hat seine Rückreise nach St. Petersburg bereits angetreten.

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Preßburg, 8. März. (Pr. Z.) Die Stände haben, in Folge dreitägiger Debatten über die Besteuerung des Adels, eine Kommission ernannt, um alle vorhandenen Geldquellen des Landes zu brüfen und Vorschläge zu machen, woher und auf welche Weise die Reichs⸗Bedürfnisse der Gegenwart am leichtesten und zweckmäßigsten gedeckt werden könnten, dabei aber vorzüglich darauf Rücksicht zu neh⸗ men, daß die Lasten des nichtadeligen kontribuirenden Volks möglich erleichtert werden. g5

Frankreich.

Kammer. Sitzung vom 8. März. Die Kam⸗

it dem Patentgesetze beschäftigt. Der erste Theil ihrer usdehan g verging mit der Erörterung einiger Amendements, die ng n. Verzeichnisses der von der Patentsteuer befreiten wicsee S aber sämmtlich verworfen wurden. Der vorges ee 9 der die Ausnahmen enthält, wurde dann

der Frage dinsicht Fassung angenommen. Hierauf ging man zu handeite sch dec ich der Entwerfung der Steuerrollen über. Es die Abfassung der dAllem darum, wem die Abschätzung und wem über emig, Laß bene g übertragen werden solle. Man war dar⸗ und daß in M der Agenten der direkten Steuern sei zuwirken hätte ; der sir laße die Orts „Behörden dabei mit⸗ aße, in welchen bestimmeitige Punkt aber war, in welchem den sole. Hierüher entspa en ränzen diese Mitwirkun stattfin⸗ pann sich eine lebhafte Debatte wsschen 8—

Ministerium und der Opposition. Die Frage hat Aehnlichkeit mit der, welche im Jahre 1841 zu Unruhen Anlaß gab, wo es sich um eine Revision der Schätzung in Bezug auf die Entrichtung der Steuern handelte. Nach dem gegenwärtigen Gesetz⸗Entwurf soll der Kontrol⸗ leur die neue Schätzung vornehmen, und der Maire oder sein Stell⸗ vertreter sollen befugt sein, dem Kontrolleur bei diesem Geschäft zur Hand zu gehen, aber ihre Mitwirkung soll keine nothwendige Bedin⸗ gung für die Gültigkeit der Schätzung sein, und diese Handlung soll deshalb keine Hemmung erleiden, wenn etwa jene Mitwirkung ver⸗ weigert würde. Die Opposition, von den Herren Corne und Durand repräsentirt, wollte die Dazwischenkunft oder seines Stellvertreters als obligatorisch festgestellt wissen. Das Ministerium aber beharrte da⸗ bei, daß diese Hülfe eine rein fakultative sein müsse, und nach langen Debatten entschied die Kammer die Frage im Sinne der Regierung. Es bleibt nun noch zu bestimmen, ob der Stellvertreter des Maire durchaus aus dem Schooße des Munizipal⸗Conseils zu nehmen sei. Herr Dufaure setzte auseinander, daß die Mitglieder dieses Conseils nicht immer jene besonderen Befähigungen und Kenntnisse besäßen, welche für Diejenigen erforderlich seien, die den Operationen des Con⸗ trolleurs zu folgen und dieselben zu überwachen hätten, daß es also im Interesse der Steuerpflichtigen selbst besser sei, dem Maire unbe⸗ dingtes Vertrauen zu schenken und ihm die Wahl seines Stellvertre⸗ ters zu überlassen. Die Kammer kam jedoch heute noch zu keiner Entscheidung über diese Frage und wird die Diskussion derselben am Monteag fortsetzen.

Paris, 9. März. Heute früh wurde folgendes Bülletin über das Besinden des Herzogs von Nemours ausgegeben: „Die Nacht war sehr unruhig. Der Prinz befindet sich in diesem Augenblick besser.” Bis Nachmittag hat, dem Vernehmen nach, die Besserung in dem Zustande des Prinzen weitere Fortschritte gemacht.

Die Wahl des Herrn Charles Laffitte zum Deputirten von Lou⸗ viers ist heute zum zweitenmale von der Kammer für ungültig erklärt worden. Diesem Votum folgte eine große Bewegung; die Kommission hatte auf Zulassung des wiedergewählten ministeriellen Deputirten an⸗ getragen; von 40 Wählern war eine Protestation gegen die Wahl eingegangen.

Wie das Ministerium sich bei den Wahlen verhalten hat, welche

in Folge der von den fünf legitimistischen Deputirten eingereichten Entlassung vorzunehmen waren, darüber wird unter Anderem aus Marseille Folgendes berichtet: „In dem Augenblicke, wo man hier zur Wahl eines neuen Deputirten an die Stelle des Herrn Berryer schreiten sollte, ließ der Präfekt an der Börse folgende vom Minister der öffentlichen Arbeiten erhaltene Depesche anschlagen: „Ich habe den Gesetz⸗Entwurf über die Häfen vorgelegt. Marseille ist darunter für 20 Millionen begriffen.““ Und damit kein Zweifel über die Absicht, welche diese Mittheilung eingegeben, übrig bleibe, rief der ministerielle Semaphore, nachdem er sie veröffentlicht, aus: „„Sie sehen es, Wähler, die Regierung ist für unsere Stadt von den wohl⸗ wollendsten Gesinnungen beseelt. Werden Sie, während sie Gesetze, die für Ihre Interessen so günstig sind, ausarbeitet, die unglaubliche Thorheit begehen, ihr feindselige Männer zu senden? Zwanzig Mil⸗ lionen zur Anlegung zweier Hülfshäfen bewilligt! Wissen Sie, daß dies heißt, Ihnen an einem einzigen Tage mehr geben, als die Restauration für Sie in 15 Jahren gethan hat? Ein solches dem Staat zu Gun⸗ sten einer einzigen Stadt aufgelegtes Opfer verdient wohl einige Dank⸗ barkeit. Einen so großen Beweis von Sorgfalt durch ein Feindschafts⸗ Votum, durch ein Votum, das zugleich den constitutionellen Grund⸗ sätzen und dem Nationalgefühl zuwider wäre, vergelten, hieße nicht nur sich undankbar und unverständig bezeigen, sondern auch mit Vorbedacht die theuersten Interessen Marseille's verrathen. Und wir sollten mit freudigem Herzen den Erfolg dieses Gesetzes durch die Ernennung eines Factions⸗Mannes, eines Mannes, der für die Kammer eine lebende Beschimpfung sein wird, gefährden!““ Und am Tage nach der Wahl sagte dieses Blatt, die Wähler, welche Herrn Berryer wieder zum Deputirten ernannt, hätten Schande und vielleicht Verderben über ihre Stadt gebracht.“ Dessenungeachtet giebt sich das Jour⸗ nal des Débats jetzt, nachdem die Wiedererwählung aller fünf legi⸗ timistischen Deputirten erfolgt ist, das Ansehen, als lege es gar kein Gewicht hierauf, und zwar deshalb, weil diese Wahlen nur durch die Hülfe der radikalen Partei durchgesetzt worden seien. Auch tröstet das genannte Blatt sich damit, daß ja fünf Wahl⸗Kollegien noch nicht Frankreich seien, und daß durch sie nicht die National =⸗Souve⸗ rainetät repräsentirt werde. Es findet daher auch den Aus⸗ spruch der Majorität der Deputirten⸗Kammer über die De⸗ monstrationen von Belgrave⸗Square durch die Wieder⸗Er⸗ wählung jener Deputirten nicht im mindesten geschwächt und hält es für unzweifelhaft, daß die Kammer bei der Wiederholung ähnlicher Vorfälle, die wohl zu erwarten sei, wieder eben so entscheiden werde, nicht die Personen, über welche sie nicht zu richten habe, aber aller⸗ dings die Handlungen ihrem Urtheil unterwerfend. „Es hat“, fährt das ministerille Blatt in seinen Betrachtungen fort, „es hat den fünf legitimistischen Deputirten gefallen, sich wiedererwählen zu lassen. Ihre Lage hat sich deshalb der Majorität gegenüber nicht geändert; oder sie scheinen vielmehr selbst die Nothwen⸗ digkeit gefühlt zu haben, einen neuen Eid zu leisten, nach⸗ dem sie ihren ersten Eid gewissermaßen abgeschworen hatten. Ihre Demission war ganz freiwillig. Sie werden nun in die Kammer wieder zurückkehren, aber sie werden in dieselbe nur zurückkehren, in⸗ dem sie Treue dem König der Franzosen, Gehorsam der constitutio⸗ nellen Charte schwören.“ Es folgen dann noch einige Spötteleien über die Allianz der radikalen Partei und der Linken mit den Legi⸗ timisten, und das ministerille Blatt fordert die fünf legitimistischen Deputirten auf, nunmehr ihren Platz auch auf den Bänken der Ra⸗ dikalen, ihrer neuen Freunde, zu wählen.

Mehrere Blätter hatten gemeldet, daß ein Kriegsschiff nach Ota⸗ heiti gesandt worden sei, um den Befehl zur Wiedereinsetzung der Königin Pomareh und die Zurückrufung des Admirals Dupetit⸗Thouars dorthin zu bringen. Der Moniteur parisien erklärt diese Nach⸗ richt für falsch. Bis jetzt hat noch kein Staatsschiff diese Mission erhalten.

m Paris, 9. März. Auffallend erscheint es, daß, als vor⸗ gestern das Gesetz über die geheimen Fonds in den Büreaus der Deputirten⸗Kammer erörtert wurde, die Opposition sich ganz klein⸗ müthig benahm. Die Häupter derselben enthielten sich durchgehends, an der Diskussion Theil zu nehmen, so daß das Kabinet mit leichter Mühe acht seiner Kandidaten gegen einen einzigen der Opposition als Mitglieder der Kommission ernennen ließ. Sicherem Vernehmen nach ist das Verfahren der Opposition nur eine überlegte Taktik, um dem Kabinet die Mittel zu benehmen, sich für den großen parlamentarischen Kampf über die geheimen Fonds im voraus zu rüsten.

Die Subseription zu Gunsten des Ehren⸗Degens, welcher dem Contre⸗Admiral Dupetit⸗Thouars verehrt werden soll, schreitet weit rascher vorwärts, als man geglaubt hätte. Da die Beiträge für eine Person die Summe von 50 Centimen nicht überschreiten darf, vergeht kein Tag, wo der National nicht an tausend Subs kribenten einre⸗ gistrirt. Eine ähnliche Subseription hat bereits unter der National⸗ Garde von Paris begonnen und wird in allen Departements nach⸗ geahmt. In wenigen Wochen dürfte man so eine Summe von

wenigstens 100,000 Franken auftreiben. Es entsteht hier die Frage: Wird der Contre⸗Admiral Dupetit⸗-Thouars ein Ehren⸗Geschenk annehmen dürfen, welches ihm von der Opposition des Landes für eine Handlung dargeboten wird, welche nicht die Genehmigung de

Regierung erhielt? Das Geschenk, welches ihm bestimmt ist, wird nicht dem Privatmanne, sondern dem Contre⸗Admiral, welcher im Namen seines Kö⸗

nigs die Insel Otaheiti in Besitz nahm, verehrt, also für einen Akt, welcher einen rein offiziellen Charakter an sich trägt, weshalb unter diesem Gesichts⸗

punkte der Contre⸗Admiral ganz den Beschlüssen des See⸗Ministers untergeordnet bleibt. Wenn also die Regierung dem Herrn Dupetit

Thouars verwehren wollte, den ihm angebotenen Ehren⸗Säbel anzu⸗ 8 nehmen, so kann und darf letzterer ihn schlechterdinge nicht annehmen, ohne der Insubordination sich schuldi zu machen. Wie kann man aber andererseits glauben, daß die egierung den Contre⸗Admiral

zur Annahme jenes Geschenkes ermächtigen werde? Hieße das nicht

ihre eigene Politik verdammen? Man sieht einem wichtigen Prozeß entgegen, der für die parla-⸗ mentarischen Zustände ebenfalls von großer Wichtigkeit ist. Das Abendblatt, la Patrie, und nach ihm mehrere Morgenblätter, haben das ungünstige Urtheil veröffentlicht, welches mehrere Deputirten vor⸗ gestern bei der Diskussion der geheimen Fonds in den Büreaus über die Redaction des Globe (Organ des Herrn Guizot) fällten. Der Globe hat in der Veröffentlichung solcher Angaben ein Injurien⸗Verbrechen erblickt, und will die Patrie und die übrigen Blätter vors Gericht laden und Schaden⸗Ersatz verlangen. Der juristische Streitpunkt dreht sich um die Frage, ob die Jour⸗ nale befugt sind, die Debatten der Büreaus, welche, da sie nicht öf⸗ fentlich sind, keiner Kontrollirung unterworfen werden können, einzu⸗ rücken. Die Berichte über diese Debatten werden aus Noten zu⸗ sammengesetzt, welche die Deputirten den Redaktoren der Journale mittheilen, mithin fällt die Verantwortlichkeit ihrer Veröffentlichung eigentlich auf die Deputirten zurück, welche solche Mittheilungen machen. Die Gerichte werden also jetzt zu entscheiden haben, ob ein Blatt sich eines Injurien⸗Verbrechens dadurch schuldig macht, daß es die Worte, welche ein Deputirter bei den Debatten in den Büreaus spricht, veröffentlicht, und ob nicht vielleicht ein Deputirter durch die Mittheilung solcher Debatten als Mitschuldiger des betreffenden Journals zur gerichtlichen Verantwortung gezogen werden kann?

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sitzung vom 8. März. Die Verbesserung der appellativen Jurisdiction der richterlichen Abtheilung des Geheimen Raths hat Lord Brougham in der diesjährigen Session von neuem angeregt. Heute beantragte der Lord die zweite Lesung seiner darüber eingebrachten Bill. Er begründete die Nothwendigkeit der Reform durch den Nachweis der außerordentlichen Menge der verschiedenartig⸗ sten Rechtsfälle, welche diesem Gerichtshofe zur Entscheidung submittirt wurden und welche eine größere Anzahl von Richtern nothwendig machten. Die Admiralitäts⸗, die geistlichen, die Billigkeits⸗ und die Gerichtshöfe Indiens schickten ihre Appellationen an den Geheimen Rath, und es wäre deshalb nothwendig, einen Präsidenten mit zwei Unterrichtern als perpetuirliche Mitglieder des richterlichen Comité's anzustellen. Auch schlug der Lord vor, daß die Jurisdictions⸗Befugniß dieses Comité's erweitert werden möchte, und zwar über Gesuche um Ehescheidungen a vinculo matrimonii, während nach dem gegenwärtig berrschenden System alle solche Gesuche zurückgewiesen würden, wenn die Bittsteller nicht die enormen Kosten einer Ehescheidungs⸗Bill aufbringen könnten. Der Lord⸗K anzler wollte die Bill zuerst einem Comité vorgelegt wissen, billigte indessen im Allgemeinen ihre Grund⸗ züge. Die Lords Cottenham und Ca mpbell erklärten sich zwar mit der Nothwendigkeit einer Reform einverstanden, aber bezwei⸗ felten die Beseitigung der bestehenden Uebelstände durch die vorge⸗ schlagenen Pläne; namentlich wollte Lord Cottenham nichts von einer Vermehrung des Richter⸗Personals wissen. Man widersetzte sich indeß nicht der zweiten Lesung der Bill, weil man wesentliche Aenderungen derselben in ihrem nächsten Stadium erwartete. Da⸗ gegen sprach der Bischof von Exeter sich in entschieden oppositio⸗ nellem Sinne aus. Er wollte nicht die Gewalten des richterlichen Comité's vermehrt, sondern im Gegentheil eher beschränkt sehen, und beklagte sich, daß demselben schon die letzte Entscheidung in Sachen über⸗ tragen worden wäre, welchen die Doktrinen der Kirche zum Grunde lägen. Am Ende würde noch die Anklage auf Ketzerei vor den Geheimen Rath kommen. Welche Befriedigung dieser Gerichtshof auch immer dem Lande im Allgemeinen gewähre, so habe derselbe doch kein Ver⸗ trauen in der Kirche, und er halte es für unrecht, daß es keinen Ge⸗ richtshof gebe, auf dessen Kompetenz die Kirche sich durchaus verlassen könne. Unter anderen Gründen gegen die Bill führte der Bischof vorzugsweise an, daß nach dem vorgeschlagenen Plan das richterliche Comité in Ehescheidungssachen eine Jurisdictionsgewalt erhalte, wie sie kein anderer Gerichtshof besitze nämlich, die Entscheidung über eine Sache ohne Zulässigkeit der Appellation gegen das Urtheil. Lord Brougham vertheidigte hierauf nochmals seine Bill, welche sodann die zweite Lesung unter der Bedingung erhielt, daß sie einem Comité überwiesen würde.

Das Haus vertagte sich darauf.

Sitzung vom 8. März. Gestern schon suchte Herr Macaulay den Premier⸗Minister um nähere Auskunft über die letzten Ereignisse in Indien, welche so eben bekannt gewor⸗ den waren, namentlich, ob die Proclamation des General⸗Gouver⸗ neurs, worin die Einnahme Gwaliors durch einen 1805 zwischen der Compagnie und diesem Staate abgeschlossenen Vertrag motivirt wird,

Unterhaus.

echt wäre. Sir R. Peel konnte keine Antwort geben, weil ihm die Depeschen noch nicht zugegangen waren und er 8 der Sache nur so viel wußte, als ihm durch die Tim beeaes war. Heute wiederholte Herr Macaulay seine Hiafe·g lber der a. mier-Minister gab auch jetzt keine bestimm ö die De⸗ peschen wären eingegangen, die Proclamationen, 8 - veröffentlichten, befänden sich mit unter den ver ee. kommenen Piècen, und dieselbe habe nichts pagegen, sie dem Hause vorzulegen. Was aber der sehr ehrenwerthe Herr von der Verletzung und Aufhebung des Vertrages von 1805 gesagt habe, darauf könne er jetzt nicht eingehen. Herr Macaulap gerkannte auch die Unmög⸗ lichkeit, die Frage ohne Einsicht der vollständigen Dokumente zu er⸗ örtern. 8 1 tuirte sich nunmehr zu dem vorgestern bereits von 122 H 2 28 dem Schatz⸗Kanzler, beantragten Comité, welches die Zins⸗Reduectzon der 3⁵prozentigen Annnitäten in Betracht ziehen sollte. Herr Goulburn setzt die Absichten der Regierung aus einander. Diese Maßregel, sagte er, würde viel dazu beitragen, 88 Earafter und die Macht Englands zu heben, indem die große Ausdehnung seiner Hülfsquellen und das Bestreben, den öffentlichen Kredit zu erhalten, dadurch offenbar würden. Nicht weniger als 250 Millionen Pfund Sterling betrage die Summe, über deren Zins⸗ Haus entscheiden solle, eine Summe, wie sie

as vFe.-,s keine Regierung in solcher Höhe zur Regulirung in Vorschlag gebracht habe. Man habe schon lange gesagt, daß die Zeit herannahe, da die Regierung die Zinsen dieser Schuld reduziren müsse; jetzt sei die Zeit da, denn noch niemals hätten so ansehnliche

Kapitalien im Lande Unterbringung gesucht und wäre der Zinsfuß so

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niedrig gewesen, als gegenwärtig; nichts deute auch darauf hin, daß dieser Zustand so bald aufhören werde. Der Zustand der Staats⸗ Finanzen sei dazu für den vorgeschlagenen Zweck sehr günstig; denn, Dank der Standhaftigkeit des Hauses der Gemeinen, die Ein⸗ nahme übersteige die Ausgabe. Der Minister spezifizirte nun die auf einander folgenden Kreirungen und Beträge der verschiedenen Stocks, welche 3 ½ pCt. Zinsen tragen, und gab die damit schon be⸗ wirkten Reductionen an. Er habe es nicht für gut gehalten, diese zu verschiedenen Zeiten kreirten Summen getrennt von einander zu be⸗ handeln, sondern er habe sie, mit Ausnahme der 1818 angelegten Stocks, bei deren Anlegung besondere Umstände walteten, alle auf gleichen Fuß gestellt. Bei verschiedenen Gelegenheiten, wenn Tilgun⸗ gen in Vorschlag gebracht wurden, habe man den Inhabern von Stocks gewisse Vortheile gewährt. Seine Pflicht sei es, als Agent des Pu⸗ blikums, der Schuldner, die besten Bedingungen zu erhalten, welche nur irgend mit der dem Gläubiger schuldigen Gerechtigkeit ver⸗ einbar wären. Er wäre nicht geneigt, eine unmittelbare Hülfe zu erkaufen dadurch, daß er die Lasten der folgenden Jahre vergrößere; er habe deshalb den Gedanken, die jetzigen Zin⸗ sen durch eine Vergrößerung des Schuldkapitals zu reduziren, von sich gewiesen, und er schlage einfach die Konvertirung der 3 ½ proc. in 3 proc. Stocks vor. Dieser Zinsfuß solle bis zum Oktober 1854 dauern, nach welcher Zeit derselbe bis auf 3 pCt. erniedrigt werden könnte und zwar mit der Garantie, daß für die nächsten 20 Jahre keine Reduction weiter vorgenommen werden sollte. Durch diese Maß⸗ regel werde der Staat in der Zeit vom Oktober 1844 bis Oktober

1854 jährlich 625,000 Pfd. ersparen, was für die ganze Zeit eine Ersparniß von 1,250,000 Pfd. ergebe.

Herr Goulburn schloß seine überaus klare und geschickte Rede unter wiederholtem Beifall von bei⸗ den Seiten des Hauses mit dem Antrage auf die Genehmigung seines

Planes. Herr Baring hielt dem Antragsteller eine Lobrede und machte

nachdrücklich den Satz geltend, daß die vorgeschlagene Maßregel, Eng⸗

lands würdig, anderen Staaten eine nützliche Lehre geben könnte, nämlich diejenige, daß Ehrlichkeit gegen den Staats⸗Gläubiger nicht allein eine ehrenvolle, sondern auch eine national⸗ökonomische Politik

sei offenbar eine Anspielung auf die Vereinigten Staaten. Viele

Mitglieder des Hauses von beiden Seiten wetteiferten noch, Herrn Goulburn mit Lobsprüchen zu überhäufen, worauf das erhebende Schauspiel einer einstimmigen Annahme des Vorschlags erfolgte.

Das Haus konstituirte sich zum Comité für Geldbewilligungen für die Armee. Vorher brachte noch Herr Ewart die Handels⸗ beziehungen Englands zu den La Plata⸗Staaten zur Sprache und beklagte die ewigen Kriege zwischen Buenos⸗ Ayres und Montevideo, welche jene Beziehungen störten. Er fragte den Premier⸗Minister,

ob England nicht vermittelnd einschreiten werde. Sir R. Peel er⸗ klärte, daß eine friedliche Vermittelung versucht, aber zurückgewiesen vorden wäre; mit den Waffen man aber nicht interveniren düͤrfe und wolle. Er glaubte aber einen baldigen Frieden verkünden zu können, a Montevideo sich in solcher Lage befände, die es zur weiteren Kriegs⸗ brung unfähig mache.

Das Haus vertagte sich nach Bewilligung mehrerer Posten des

Budgets.

London, 8. März. Am letzten Sonnabende fand in der London Tavern das alljährliche Fest zur Feier des Stiftungstages der grussischen Handels⸗Gesellschaft“ statt, welchem außer den zur Gesell⸗ schaft gehörigen ansehnlichen Kaufleuten Londons, noch viele andere Notabilitäten beiwohnten, und das namentlich durch die Gegenwart Sir Robert Peel's und des russischen Gesandten am hiesigen Hofe, Baron Brunnow, auch eine politische Bedeutung erhielt. Bie Reden, welche Baron Brunnow und der englische Premier⸗Minister bei dieser Gelegenheit hielten, zeigen nämlich, wie fest und innig die freund⸗ schaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern sich gestaltet haben, und wie die Förderung der beiderseitigen Interessen diese Beziehungen noch immer freundlicher zu gestalten vermögen. Baron Brunnow sprach, nachdem ein Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers von Rußland von dem Präsidenten der Gesellschaft ausgebracht war, welchem ein zweiter auf das Wohl des Barons selbst unmittelbar folgte, nachstehende Worte:

„Herr Gouverneur und meine Herren! Empfangen Sie meinen besten Dank für die Ehre, welche Sie mir anthun, und für die Freundlichkeit, mit welcher Sie mich bei dieser Jahres⸗Versammlung empfangen. Ich kann Ihnen versichern, sowohl als Repräsentant Sr. Kaiserl. Majestät in diesem Lande, wie auch als Privatmann, daß ich das größte Vergnügen empfinde, dieser Festlichkeit beizuwohnen, bei welcher ich Ihrer gütigen und freund⸗ schaftlichen Gastlichkeit mich erfreue. Indem ich von Ihrer Gastfreundschaft spreche, kann ich nicht umhin, der achtbaren Weise zu gedenken, in welcher mein ausgezeichneter Freund, unser würdiger Gouverneur der Gesellschaft, Sr. Kaiserl. Hoheit dem Großfürsten Michael, bei Ihrer letzten Anwesen⸗ heit in diesem Lande, ein öffentliches Gastmahl von Seiten der russischen Compagnie zu geben in Vorschlag brachte. Es würde dem Großfürsten eine aufrichtige Freude gewährt haben, diese Einladung anzunehmen, wenn ihn nicht die Kürze seines hiesigen Aufenthaltes daran gehindert und wenn er nicht gefürchtet hätte, mehreren Mitglieder der Compagnie dadurch, daß sie vom Lande nach der Stadt kommen mußten, Ungelegenheiten zu verursachen. Unter diesen Umständen hat Se. Kaiserl. Hoheit mir befohlen, unserem wür⸗ digen Gouverneur diese Mittheilung zu machen. Außerdem habe ich noch einer anderen Pflicht mich zu entledigen; nämlich öffentlich den aufrichti⸗ gen Dank auszusprechen, welchen Se. Kaiserl. Hoheit für die Auf⸗ nahme empfindet, die er hier gefunden hat, für die zuvorkommende Art und Weise, in welcher er von Ihrer Majestät der Königin und Ihrem Königlichen Gemahl empfangen wurde; für die achtungsvolle Aufmerksamkeit, welche ihm Ihrer Majestät Minister gezollt haben; für die allgemeine Gesinnung der Wohlgeneigtheit und Ehrerbietung, mit welcher ihm alle Klassen der Gesellschaft in diesem großen Lande begegnet sind. Meine Herren, nach einer Abwesenheit von 25 Jahren freute es dem Groß⸗ fürsten, zu sehen, daß, wenn nur immer ein Mitglied der Kaiserlichen Fa⸗ milie Rußlands in dieses Land kommt, es sicher darauf rechnen kann, die wahre Gastfreundschaft des guten alten Englands bei Ihnen zu finden (Beifall) jenes Allen gemeinsame Gefühl der Freundschaft und Achtung, welches in Ein⸗ klang steht mit den gegenwärtig bestehenden glücklichen Beziehungen zwischen Großbritanien und Rußland, und das, wie ich vertraue, zwischen den beiden Regierungen und den beiden großen Nationen ewig fortdauern wird. Meine Herren, es ist mir besonders angenehm, dies hier in Gegenwart Ihrer Ma⸗ jestät Minister auszusprechen, in Gegenwart meines hochgeachteten Freundes, der an der Spitze Ihrer Majestät Regierung steht, und dem ich vorzugs⸗ weise dankbar dafür bin, daß er diese Versammlung mit seiner Gegenwart beehrt hat. (Großer Beifall.) Wenn ich einigermaßen mich in Verlegen⸗ heit befinde, hier vor diesem großen Staatsmanne zum erstenmale eine öffentliche Rede zu halten, so zaudere ich doch keinen Augenblick, sondern spreche im Gegentheil mit der größten Freude offen und frei meine aufrich⸗ tige Dankbarkeit für die gefällige und freundschaftliche Unterstützung aus, welche er beständig mir in der Ausübung meiner Pflichten zur Aufrechter⸗ haltung der freundschastlichen Beziehungen zwischen Rußland und Groß⸗ britanien gewährt, deren gutes Einverständniß so wesentlich nicht allein für ihre eigenen beiderseitigen Interessen, sondern auch für die Erhaltung des Weltfriedens ist.“ (Großer Beifall.)

Als hierauf der Gouverneur der Gesellschaft einen Toast „auf die Gesundheit und ein langes Leben Sir Robert Peel's und Ihrer Majestät Minister”“ ausgebracht hatte, sprach der Premier⸗Minister Folgendes:

.“„Ich danke Ihnen, Herr Gouverneur und meine Herren, auf das Ver⸗ bindlichste für die Ehre, die Sie uns anthun, um so mehr, als ich sehe, daß dieselbe nicht blos wegen unserer amtlichen Stellung allein, sondern auch wegen der persönlichen Verrichtung unserer öffentlichen Pflichten uns

gezollt wird. Ich freue mich in Wahrheit, eine Gelegenheit zu haben, bei welcher wir unsere große Achtung vor dieser alten Handelsgesellschaft an den Tag legen können, die ohne Privilegien, ohne den Besitz von Monopolen, welche die Interessen der Gesammtheit beeinträchtigen, den Charakter briti⸗ scher Kaufleute in einem fremden Lande behaupten, die Gunst der obersten Gewalten in jenem Reiche sich erhalten und wie ich hoffe, den Grund zu einem immer ausgedehnteren Handelsverkehr zwischen Großbritanien und Rußland legen kann. Von Seiten Ihrer Majestat Regierung wünsche ich Ihnen von Herzen zu dem nunmehr schon seit vielen Jahren bestehenden guten Einverständniß zwischen den Regierungen Großbritaniens und Ruß⸗ lands Glück. Es ist unmöglich, auf die politischen Beziehungen dieser beiden großen Reiche hinzublicken, ohne zu erkennen, daß fast jeder Berührungs⸗ punkt eher einen Grund für ein herzliches, freundschaftliches und inniges Einverständniß zwischen ihnen bietet, als für irgend ein Gefühl der Neben⸗ buhlerschaft oder zum Widerstand anregender Eifersucht. Ich hoffe zuver⸗ sichtlich, daß ein richtiges Verständniß der gemeinsamen Interessen und die Gesinnungen gegenseitiger Achtung bereits den Grund zu einer herzlichen und dauernden Freundschaft zwischen beiden Reichen gelegt haben. Ich bedaure aufrichtig, daß Sie den erlauchten Prinzen (Großfürsten Michael), welcher im Laufe des letzten Jahres dies Land besuchte, nicht bei sich gese⸗ hen hahen. Hätte dieser erlauchte Prinz eine Einladung von Ihnen an⸗ nehmen können, so würden Sie natürlich diese Räume mit der größten Ehrerbietung vor seiner Stellung, mit dem Wunsche, dieselbe an den Tag zu legen, betreten haben, aber und ich spreche aus persönlicher Erfah⸗ rung Sie hätten diesen Saal nicht verlassen können, ohne von der Leut⸗ seligkeit seines Wesens und der eleganten Einfachheit seines Benehmens ent⸗ zückt worden zu sein. Ich hoffe, das, was Se. Kaiserl. Hoheit von uns in Rußland erzählen wird, wird ein noch erlauchteres Mitglied jenes Hau⸗ ses den Kaiser von Rußland selbst veranlassen, wiederum dies Land zu besuchen (lauter Beifall), um von uns in diesen Räumen die herzlichen Versicherungen unserer Hochachtung für seinen versönlichen Charakter und die erhabene Stellung, welche er einnimmt, die Versicherungen des aufrich⸗ tigen Wunsches entgegenzunehmen, welchen jeder Engländer haben muß, des Wunsches, die Gefühle und Gesinnungen eines wechselseitigen guten Ein⸗ verständnisses mit ihm zu befestigen. Dieses freundschaftliche Gefühl zu Gunsten der Beziehungen zwischen Großbritanien und Nußland ruht hof⸗ fentlich auf zu fester Grundlage, um etwa von zufälligen Umständen oder dem persönlichen Charakter von Männern abhängig zu sein, welche mit hohen Aemtern und Würden bekleidet sind. Aber das muß ich sagen, daß, sofern das Benehmen eines Mannes oder die Agentschaft eines einzigen Individuums zur Stärkung dieses guten Einverständnisses etwas beitragen kann, die bei⸗ den Länder diesem ausgezeichneten Edelmann, der hier gegenwärtig ist, als der Repräsentant des russischen Reiches bei der Krone Großbritaniens aufs höchste verpflichtet sind. (Lauter Beifall.) Es mag Diplomaten gegeben haben, die höhere Stellungen einnahmen, aber es hat niemals einen mit dem Vertrauen der Krone beschenkten Mann gegeben, der auf eine ehren⸗ vollere, musterhaftere Weise die seinem Amte obliegenden Pflichten voll⸗ zog, als Baron Brunnow. Ja, ich kann sagen, daß niemals ein fremder Minister an der Förderung der Interessen seines eigenen Landes eifriger gearbeitet hat, aber dabei mehr bestrebt war, seine Handlungen der Ehre gemäß einzurichten; über alle kleinlichen Intriguen erhaben, hat Se. Excellenz durch sein angenehmes und einfaches Benehmen das Vertrauen jedes Ministeriums sich gewonnen, mit welchem er zu thun hatte, und ohne die Interessen seines Landes im Geringsten aufzuopfern, die persönliche Zuneigung und Achtung aller der⸗ jenigen, mit welchen er in Berührung kam, sich gesichert. Dies Land ist ihm aufs höchste verpflichtet; und ich will deshalb, meine Herren, unserem würdigen Präsidenten einen Toast, den er auszubringen beabsichtigt, vor⸗ wegnehmen, den Toast „ewige Freundschaft zwischen Großbritanien und Rußland.“

Der Toast wurde mit Enthusiasmus aufgenommen und beschloß die Festlichkeit.

Helgien.

Brüssel, 10. März. Die von der Repräsentanten⸗Kammer vorgestern angenommenen Artikel 5 und 6 des Gesetz Entwurfs über die Konvertirungs⸗Maßregel bestimmen, der erstere, daß die Regierung nöthigenfalls ermächtigt sein soll, Schatz⸗Bons auszugeben, um die in Geld zu bewerkstelligenden Rückzahlungen zu decken, und der andere, daß acht Jahre lang die Ausübung des Rückzahlungs⸗Rechts in Be⸗ zug auf die zu kreirenden neuen 4 ½proc. Fonds suspendirt sein solle. In ihrer gestrigen Sitzung hat die Kammer die noch übrigen Ar⸗ tikel und schließlich den ganzen Gesetz⸗Entwurf angenommen.

Die mit der Prüfung des Gesetz⸗Entwurfs hinsichtlich der Uni⸗ versitäts⸗-⸗Prüfungs⸗Kommissionen beauftragte Central⸗Section hat vor⸗ gestern ihre Arbeiten vollendet. Die Majorität beharrt auf dem früheren Prinzip der vereinigten Betheiligung der Kammern und der Regie⸗ rung bei Ernennung der Kommissionen. Die Zahl der Mitglieder jeder Kommission ist auf 7 festgestellt worden; die Regierung hatte 9 vorgeschlagen. Im Ganzen ist die Begutachtung der Section gegen die Ansichten der Regierung ausgefallen. Ein ministe⸗ rielles Blatt sagt: „Man sucht den Gesetz⸗Entwurf hinsichtlich der Universitäts⸗Prüfungs⸗Kommissionen als eine Kabinetsfrage darzu⸗ stellen. Die Regierung zog die Fehler des provisorischen Systems, die übrigens Jedermann bekannt waren, an das Licht und schlug ein Mittel zur Abhülfe vor. Die Central⸗Section beschränkt sich darauf, die bestehenden Uebelstände beizubehalten, ohne ein besseres Mittel vorzuschlagen. Die Central⸗Section ist es also, welche die Sache zur Kabinetsfrage macht. Was die Regierung thun wird, möge dahin⸗ gestellt bleiben. Indeß werden die gemäßigten Anhänger der katho⸗ lischen Partei wohl einsehen, daß die Auflösung des Ministeriums oder die Berufung der Regierung an die Wahl⸗Kollegien für sie selbst nur ernste Folgen haben könnte.“ Der Precurseur will wissen, daß der Minister Nothomb dem Könige schon seine Entlassung eingereicht, Seine Majestät dieselbe aber nicht angenommen und Herr Nothomb darauf einigen seiner Freunde angezeigt habe, er werde, von seinen Kollegen unterstützt, bei dem ursprünglichen Gesetzentwurf beharren. Man versichert auch, daß der General Goblet (Minister der auswärtigen Angelegenheiten) einige Liberale aufgefordert habe, das Ministerium bei dieser Gelegenheit zu unterstützen, indem er ihnen versprochen, daß dasselbe dann in keinem Fall der Prärogative, um welche es sich hier handelt, werde Abbruch thun lassen. Uebrigens fehlt es nicht an Widersprüchen in den Erklärungen der ministeriellen Blätter. So behauptet der Po⸗ litique, Baron d'Annethan, der Justiz⸗Minister, sei in dieser Frage durch keine vorher eingegangene Verpflichtung gebunden. Das Journal de Brurxelles behauptet das Gegentheil. Der Pre⸗ curseur hält das Letztere für am besten unterrichtet, und glaubt, daß Baron d'Annethau vor seiner Wahl verschiedene unmittelbare oder mittelbare Konferenzen mit dem Rektor der löwener Universität, Abbé de Ram, gehabt habe; anfangs hätten dieselben zu keinem Resultat geführt, in der letzten aber habe man von dem Minister das Versprechen erlangt, daß er ein gemisch⸗ teres Prüfungs⸗System, als das von Herrn Nothomb vor⸗ geschlagene vertheidigen wolle, und nur unter dieser Bedingung habe man seine Wahl unterstützt. Als muthmaßliche Nachfolger des jetzi⸗ gen Kabinets werden lauter Mitglieder der katholischen Partei bezeich⸗ net, unter denen Herr de Theux den ersten Platz einnimmt, der jedoch selbst überzeugt sein soll, daß die Krone nicht geneigt sei, sich für jetzt seines Rathes zu bedienen. „Ueberhaupt“, sagt der Precursenr, „soll König Leopold durch diese gewissermaßen feindliche Stellung, welche die katholische Meinung gegen die Königliche Prärogative ein⸗

neamen hat, der sie im vorigen Jahre so sehr zu huldigen schien,

ch sehr verletzt fühlen und mehr als je darauf dringen, daß Herr Nothomb alle Wechselfälle des Kampfes bestehen solle. Es ist auch von einer ministeriellen Combination die Rede, aus welcher Herr de Theux und sein Anhang ausgeschlossen bleiben sollten, um nicht geradezu den aufge⸗ klärten Provinzen des Landes Trotz zu bieten, die durch ihr Votum

8 8 1“ 1““ 8 88 bei den letzten Wahlen so deutlich erklärt haben, daß die öffentliche Meinung nicht in diesem Sinne geleitet werden dürfe. Wie es sich auch mit diesen Gerüchten verhalten mag, so können wir doch ver⸗ sichern, daß die Behauptung, als bestehe in der liberalen Partei eine Spaltung, durchaus ungegründet ist. Die Bänke der Linken sind einmüthig dafür, zu Gunsten des Regierungs⸗Vorschlages zu stimmen, denn sie haben in diesem Fall nur das Wohl der Wissenschaft und des höheren Unterrichts vor Augen.“

Die Repräsentanten⸗Kammer hat sich bei der Diskussion eines Gesetz⸗Entwurfes zur Auslegung eines Artikels des Strafgesetzbuchs mit 35 gegen 14 Stimmen für das System der Avppellationshöfe und gegen die Einführung eines Cassationshofes ausgesprochen.

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6 Madrid, 2. März. Vorgestern Abend trafen beiden Deputirten Carriquiri und Vilches wieder ein, die der Königin Marie Christine bis Avignon entgegengereist waren, und sich am 26sten in Narbonne von ihr beurlaubten. Sie hatten gestern Nachmittag die Ehre, der regierenden Königin vorgestellt zu werden, um ihr ein eigenhändiges Schreiben ihrer erlauchten Mutter zu überreichen. Auch überbrachten sie einen Brief des Privat⸗Secretairs der Königin Chri⸗ stine, in welchem sie den Deputirten, die sie zur sofortigen Rückkehr nach Spanien einluden, auf das huldvollste ihren Dank zu erkennen geben läßt. In Narbonne war mit dem dort eingetroffenen General⸗ Capitain von Catalonien, Baron von Meer, verabredet worden, die Königin Christine solle am 27sten in Figueras, am 28sten und 29sten in Gerona, am 1sten in Mataro, am 2ten, 3ten und 4ten in Bar⸗ celong zubringen, und sich von dort am 5ten nach Valencia einschiffen, wo sie vier bis fünf Tage zu verweilen beabsichtigte.

Die karlistischen Horden im Maestrazgo haben nun den Wahl⸗ spruch aufgestellt, „Ifabella II. und Karl VI.“, woraus hervorzu⸗ gehen scheint, daß sie sich von „Karl V.“ lossagen. Eine Verbin⸗ dung der jungen Königin mit einem der Söhne des Prätendenten liegt gewiß nicht außerhalb des Bereiches der Berechnungen oder der Möglichkeit. Sie ist vielmehr hier der Gegenstand mancher Bespre⸗ chungen, und man fängt an, zuzugestehen, daß es hart und unbillig sein würde, die Wirkungen des Mißgeschicks, welches den Vater traf, auch auf die Söhne übergehen zu lassen. Es ist sogar, wie ich neulich meldete,

hier die

der Presse gestattet, die Vortheile der ange⸗ deuteten Combination hervorzuheben, und noch jetzt während des Be⸗ lagerungszustandes erscheint das die Interessen der Familie des Don Carlos vertheidigende Blatt, el Reparador, ungestört. Daß aber Räuberhorden mit bewaffneter Hand das Banner Karl's VI. erheben

ist sicher der schlimmste Dienst, der der Familie des Prätendente

gelristet werden kann. Ein Blatt, welches die Ansichten der Regierun

am treusten darzustellen pflegt, der Corresponsal, sagt in dieser Beziehung gestern: „Wenn unglücklicherweise die Feindseligkeiten zwischen den beiden Theilen, die sich in dem beendigten Kampfe bekriegten, wieder ausbrechen sollten, so glauben wir, daß alsdann die Transaction, welche die Absolutisten ausgedacht haben, um die dynastischen Rechte mit einander zu verschmelzen, ganz unmöglich werden werde, während diese Unternehmung, falls man sie auf den friedlichen Pfaden der Politi

und Diplomatie durchzuführen sucht, obgleich wir es für schwierig und bedenklich halten, nicht dieselben Schwierigkeiten darbietet, wie nach einem offenen Bruche der Parteien. Wenn die Karlisten glauben, daß ihre Wünsche nicht beschränkt werden sollen, und daß sie für den Fall einer Vermählung, die wir nicht erwarten, sondern vielmehr anfechten würden, Karl VI. als König des Maestrazgo ausrufen können, so irren sie sich gar sehr. Wenn der Sohn des Don Carlos sich ein⸗ bildet, den Thron Castiliens einnehmen zu können, so giebt er sich

einer eitlen Täuschung hin. Was er etwa in Folge von Intriguen und durch den Beistand anderer Nationen erlangen zu können glauben darf, ist, einen Platz auf den Stufen des Thrones und zur Linke Isabella's, nicht als König, sondern als Prinz, einzunehmen.“ u. s. w. Ich höre jetzt, daß das Admiralitäts⸗Kollegium triftige Vor⸗ stellungen gegen die Expedition, mit der man die marokfanischen Staaten überziehen wollte, erhoben hat. Es fehlt nämlich, zwar nicht an kampflustiger Mannschaft, wohl aber an den nothwendigen Schiffen, Vorräthen und Geldern. 8 18 Das Bombardement von Alicante hatte am 28sten noch nicht begonnen, wohl aber richteten die Rebellen ihr Feuer gegen die Ar⸗ beiten der Belagerer. I

*ℳ* Paris, 9. März. Ueber die in Bilbao entdeckte Ver⸗ schwörung werden dem Phare des Pyrendées in einem Schreiben aus jener Stadt vom 29sten v. M. die nachstehenden weiteren Mit⸗ theilungen gemacht. Der General Amor General⸗Capitain der bas⸗ kischen Provinzen, begab sich unmittelbar nach der gemachten Entdeckung nach Bilbao, und berief dorthin mehrere der einflußreichsten Männer, welche an dem Vertrage von Bergara theilgenommen haben. Man bemerkte unter denselben namentlich den General Simon de la Torre, und die Brigadiers Anclechaga, Luqui und Goiri. Man darf anneh⸗ men, daß es dem General⸗Capitain gelang, sich ins Einverständniß mit diesen Männern zu setzen, denn er lud sie am 28sten zum Mit⸗ tagessen zu sich ein. Von den wegen Verdachts der Theilnahme an der karlistischen Verschwörung Verhafteten ist jetzt auch der Haupt⸗ mann Puertas, und der größte Theil der eingezogenen Chaussee⸗ Arbeiter wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Der Priester Bilbao, der eine Hauptrolle bei der Verschwörung gespielt zu haben scheint, ist an einer Gehirn⸗Entzündung so gefährlich erkrankt, daß er aus dem Gefängnisse hat in das Spital geschafft werden müssen. Man sagt, daß die Nachricht von der Auffindung verschiedener Papiere, durch welche er stark bloßgestellt wird, die unmittelbare Ursache dieser Krankheit Bilbao's sei. In ganz Biscaya herrscht übrigens fort⸗ während die vollkommenste Ruhe. Die städtischen Wahlen sind in der genannten Provinz nach Maßgabe des fueristischen Herkommens vor⸗ genommen worden, und ihr Ergebniß soll ein durchaus befriedigendes 8 indem die Mitglieder der neuen Ayuntamientos alle wünschens⸗ werthen persönlichen Bürgschaften darbieten.

Die Königin Christine ist, statt am 2ten, erst am 4ten in Bar⸗ celona eingetroffen, wo man ihre Ankunft mit den größten Freuden⸗ bezeugungen gefeiert hat. Die Königin wird sich nicht, wie es An⸗ fangs ihre Absicht war, in Barcelona einschiffen, sondern, den drin⸗ genden Bitten der Behörden von Tarragona gemäß, zuerst die letzt⸗ genannte Stadt besuchen, und von dort auf einem französischen Dampfboote nach Valencia gehen. Sie wird für den 15ten in Madrid erwartet, das die Königin Isabella in Begleitung ihrer Schwester und der Mitglieder des Ministeriums schon am 6ten ver⸗ lassen wollte, um ihrer Mutter bis Aranjuez oder Ocasa entgegen⸗ zugehen. In dem Gefolge der Königin Isabella wird auch der Ge⸗ neral Narvaez sein, dessen Stelle als General⸗Capitain von Madrid inzwischen der General Shelly versehen soll, der demnach, da er be⸗ reits dem Amte des politischen Chefs vorsteht, die bürgerliche und die militairische Gewalt in der Hauptstadt in seiner Person vereini⸗ gen wird. Als Beweis von der großen Gunst, in welcher der Ge⸗ neral Narvaez bis jetzt bei der jungen Königin steht, nennt man den Umstand, daß die Letztere dem Generale das beste Pferd aus ihrem Marstalle zum Geschenk gemacht hat.

Der neapolitanische Gesandte in Madrid, Fürst Carini, ist entweder schon abberufen worden, oder doch auf dem Punkt, abberufen zu wer⸗