1844 / 80 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

n 8 elche, wie angegeben, am Schlusse des Jah⸗ die Berosns8; gestiegen war, betrug am Schlusse ros 4812 auf 12 787,305, am Schlusse des Jahres 1816 324,632, des Jahres also gegen das Jahr 1842 um 10,158 Personen oder und hat sich o Ende 1816 aber um 132,891 Personen oder

seit dem G fIIe1*

321* um fast 24 b um beinahe 41 % vermehrt.

Die

um 40,94, d

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 12. März. (Fr. M.) Zur Ver⸗ mählung Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Hildegarde, welche am 1. Mai stattfinden wird, soll, wie bei uns allgemein gehofft wird, ber Vater des erlauchten Bräutigams, Erzherzog Karl, uns mit sei⸗ nem Besuche beglücken. Die Gemächer der Herzog Maxburg werden zum Absteigquartier für Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen hergerichtet, welcher zur Vermählung der Prinzessin Schwester hier eintreffen wird. Wie es heißt, wird Se. Königl. Hoheit in diesem Frühjahr auch die Pfalz besuchen. In Hohenschwangau werden bau⸗ liche Veränderungen vorgenommen.

8 Württemberg. Stuttgart, 14. März. (S. M.) Se. Majestät der König haben die beiden letztvergangenen Nächte unter dem Genusse mehrstündigen Schlafes ruhig zugebracht. Sämmtliche krankheits⸗Zufälle nehmen immer mehr ab und sind theilweise ganz verschwunden. Se. Majestät befinden sich übrigens von dem vor⸗ ibergegangenen Fieber noch ziemlich ermüdet und angegriffen. Näch⸗ stes Bülletin übermorgen.

1 Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 12. März. (Fr. Journ.) Die Genesung der Frau Großherzogin ist zur Freude der Bewohner der Residenzstadt nun so weit vorgeschritten, daß die hohe verehrte Fürstin bei eintretender freundlicherer Witterung das Zimmer

vieder verlassen darf. Vorgestern wurde den anwesenden Landständen die Ehre zu Theil, Ihrer Kaiserl. Hoheit vorgestellt zu werden, bei welcher Gelegenheit sich die hohe Frau gegen die Vertreter des Vol⸗ kes sehr freundlich bewies und die aufrichtigen Glückwünsche in Bezug auf ihre Genesung mit sichtbaren Zeichen der Rührung aufgenommen haben soll.

½ Luxemburg, 13. März. Die Anfeindungen, welche man ch gegen den apostolischen Vikar des Großherzogthums, Herrn Bischof Laurent, neuerdings wieder erlaubt, weist der größere und bessere Theil der Luremburger mit Unwillen zurück. Die gegenwär⸗ tigen Verdächtigungen und unwürdigen Angriffe im Luxemburger Journal hat sich dieser geistliche Oberhirte woht allein durch seine in den jüngsten Verordnungen unverholen ausgesprochene Richtung zugezogen, welche er in seinen Amts⸗Functionen einzuschlagen gedenkt. Diese sagt unseren Antideutschen nicht zu und erfüllt sie mit Besorgniß in Betreff der Aufrechthaltung ihrer unvolksthümlichen Tendenzen um so mehr, als ihnen die neuesten Vorgänge ohnedies schon einen er⸗ heblichen Theil ihres Terrains abgewonnen haben. 1 G Nach langer und sorgfältiger Prüfung aller Verhältnisse des Landes glaubt es Herr Bischof Laurent mit seinem Gewissen unver⸗

als Stammvermögen übergeben worden ist,

träglich, irgendwie fremdartige Elemente zu begünstigen. Er hat die

8 Ueberzeugung gewonnen, daß dem Lande nur das förderlich sein kann,

was in der Natur seiner Lage und Bewohner begründet ist, und in religiöser und politischer Beziehung den in den anderen deutschen Bundesstaaten herrschenden Grundsätzen entspricht, so weit sie in Ein⸗ klang mit den Verhältnissen des luremburger Landes zu bringen sind. Die deutsche Sprache zu heben und zu kräftigen und mit ihr deutschen Geist und deutsches Leben zu fördern, sind Bedürfnisse, die zu lange schon auf eine reelle und allgemeinere Befriedigung gewartet haben. In seiner neuesten Verordnung über die Kirchen⸗Verwaltung sagt Herr Laurent daher ausdrücklich: „Sämmtliche Register der Kirchen⸗Verwaltung werden in der deutschen Sprache, als der Volkssprache unseres Landes, geführt, da es sich gebührt, daß alle Mitglieder der Kirchen⸗Verwal⸗ tung das verstehen und kennen, wofür sie verantwort⸗ ich sind.“ Eine Aeußerung, deren Beherzigung von Seiten der Civil⸗Behörde sehr zu wünschen wäre, die aber in der heutigen Num⸗ mer des Luxemburger Journals unter den Beschwerdepunkten obenan steht. Die Motive, welche allen übrigen zum Grunde liegen, lassen sich so von selbst errathen und können daher übergangen werden. 8 Die Errichtung des Geistlichen⸗Seminars, zu dem bereits seit lange das Gebäude angewiesen ist und das im Monat Oktober ins Leben treten soll, wird von einer Seite jetzt ebenfalls lebhaft be⸗ kämpft. Man schiebt die Kosten vor, welche durch dasselbe dem Lande erwachsen, und macht den Vorschlag, die Zöglinge des Seminars nach Trier zu schicken, wie man früher Namur für diesen Zweck nannte. Wenn sich hiergegen auch in mancher Beziehung nichts einwenden ließe, so muß ein solcher Vorschlag doch als mit den Diözesan⸗Verhältnissen unvereinbar bezeichnet werden. Uebrigens wird das Geistlichen⸗Seminar, wie wir wohlunterrichtet berichten können, Sprach⸗Reinigung und Ver⸗ edlung als eine seiner Haupt⸗Aufgaben mit erhalten; einige tüchtige deutsche Gelehrte für die Anstalt zu gewinnen möchte daher sehr wünschenswerth sein. Einige Geistliche auf dem Lande predigten

bisher noch im luxemburger Dialekt; dies soll künftighin nicht mehr

geschehen, da der Landmann das Hochdeutsche fast durchgehends ver⸗ steht und wo es nicht der Fall ist, der Unterricht darauf hinwirken soll, damit das Hochdeutsche ein Gemeingut werde. Daß auch die Bewohner der Stadt Luxemburg selbst, die bekanntlich ein unreineres Deutsch sprechen als der Landmann, mit gewiß nur sehr wenigen Ausnahmen, das Hochdeutsche verstehen und sprechen geht zugleich aus der außerordentlichen Theilnahme hervor, der sich die Predigten des Herrn Bischofs erfreuen und zu denen auch das Landvolk zahl⸗ reich herbeiströmt. Dies möchte eine Andeutung sein, daß, wie in Belgien die flämische Sprache und Literatur an der Kirche eine mächtige Stütze erhält, eine gleiche unter ziemlich ähnlichen Verhält⸗ nissen auch unserem Lande geworden ist.

E“

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 14. März. (W. Z.) Die zur Prüfung der Verwal⸗ tung des Staats⸗Schulden⸗Tilgungs⸗Fonds ernannte Hof⸗Kommission hat ihren Bericht für das zweite Semester des Verwaltungsjahres 1843, nämlich vom 1. Mai bis Ende Oktober 1843, abgestattet, woraus wir Folgendes entnehmen:

Der Vermögensstand, welcher mit Ende April 1843 eine Summe 174,710,504 Fl. 46 ½ Kr.

6,642,829 47 » D,353,3371 F. 2. Fr.

von

erreichte, und im zweiten Semester 1843 einen Zuwachs vo

erlangt hat, ist auf

gestiegen, wovon jedoch die öffentlich ver⸗ brannten Obligationen mit

in Abzug kommen, wornach das Vermögen mit Ende Oktober 1843 noch betragen hat

Da aber dem Tilgungs⸗Fonds bei dieser Gründung ein Kapital von

5,952,985

175,400,349 Fl. 50,135,627 »

125,264,721 Fl. 41½ Kr.

so hat derselbe aus eigenen Mitteln sein Vermögen, außer der stattgehabten Til⸗ gung, um vergrößert. Die Einkünfte des Fonds bestanden zu Ende des ersten Semesters 1843, nach Abzug der Zinsen von den damals noch nicht gelöschten Obligationen, in v „„„ .9,533,730 Fl. 42 ½ Fr. Durch die Einlösungen im z Semester 1“ 1843 haben sich dieselben bei der un⸗ Finke fwS g irt verändert gebliebenen Tilgungs⸗Quotee von 1,888,450 Fl. im Zinsen⸗Erträg⸗ eebö 8.

folglich auf...... E1121“ 80 b54 vermehrt.

Die mittelst der Allerhöchsten Patente vom 21. März 1818 und vom 1. Oktober 1829 §. 9 bestimmte jährliche Vertilgung von 5,000,000 Fl. in eingelösten Obligationen der älteren Staatsschuld hat für die bis Ende Oktober 1843 verflossenen Termine bereits in der Art stattgefunden, daß die für das Verwaltungsjahr 1843 aus⸗ geschiedene Summe von 5,952,985 Fl. 31 ½⅞ Kr., welche, auf 2 ½ůproc. Effekten berechnet, dem festgesetzten Betrage von 5,000,000 Fl. gleich⸗ kommt, am 25. November 1843 öffentlich verbrannt worden ist, wo⸗ nach, da die Einlösung mit Einschluß der Umwechselung und der be⸗ sonderen Zuflüsse im ersten Semester 1843. 4,304,136 Fl. 18 i Kr. und im zweiten Semester 18463. . 2,342,606 „»„ 51½ » zusammen im Verwaltungsjahre 1843. 6,646,743 Fl. 10 Ar. oder in 2 ½proc. Effekten ..... 10 »

.„„„„

200,836 » 20 ½ » 9,73⸗ 5 ½ Kr.

111“ 5,636,007 5 betragen hat, für die nächste Vertilgung des Verwaltungsjahres 1844 noch übrig waren 636,007 10 »

Für die periodische Vertilgung von Obligationen, die in Folge des Allerhöchsten Patentes vom 1. Oktober 1829, §. 8, einzutreten hat, so bald der Fonds mit seinem Einkommen eine zum bleibenden Vermögen nicht gehörige Kapitals⸗Summe erreicht hat, welche 1,000,000 Fl. in Conventions⸗Münze an Zinsen abwirft, ist mit Ende April 1843 auf die sechste Million ein jährlicher Zinsen⸗Betrag von

239,706 Fl. 31 ¾ Kr. vorhanden gewesen, derselbe hat sich im 2ten Semester 1843 um vermehrt, wonach zu Ende Oktober 1843 vorhanden waren .. 8. 416,603 Fl. 31 ¼ Kr.

Die gesammten Einlösungen, welche der Tilgungs⸗Fonds aus eigener Baarschaft bewirkt hat, betragen: aun in Conventions⸗Münze verzinslichen

Effekten 81. an Einlösungsscheinen dito an anderen Obligationen ..... Iee. Hr 12,335,612 » Zusammen also 419,218,481 Fl. wozu ein Geld⸗Aufwand voon 294,349,917 » C. M. erforderlich war.

Die Summe der vorstehenden, mit baarem Gelde bewirkten Ein⸗ lösungen wurde noch durch das dem Tilgungs⸗Fonds zugekommene Stamm⸗Vermögen von 50,135,627 Fl. 21 Kr. und durch die aus den Staats⸗Kassen ihm unentgeltlich übergebenen, zum Theile auch späterhin erkauften Obligationen von 401,930 Fl. 41 ½ Kr. vermehrt, dagegen um die gegen Vergütung oder gegen Umtausch abgegebenen Obligationen von 3,625,495 Fl. 36 Kr. vermindert.

Die Totalsumme aller Schuldverschreibungen, welche der Tilgungs⸗

176,836 »

Fl 28

25 Kr.

Fonds aus dem Umlaufe gesetzt hat, beträgt demnach 466,220,544 Fl. 7 Kr. und besteht:

a) aus den Kapitalien der in Conventions⸗Münze verzinslichen Effekten im Betrage von 169,361,743 Fl. Kr.;

b) aus der in Einlösungsscheinen verzinslichen Staatsschuld 4,728,638 Fl. 9 ½ Kr.;

Ho.) aus den eingelösten und bereits jahrweise vertilgten Obliga⸗ tionen der älteren Staatsschuld 142 Mill. 989,052 Fl. 48 Kr.

d) aus den am 27. Juli 1832, 16. Dezember 1834, 20. No⸗ vember 1837, 27. April 1840 und am 19. Dezember 1842 mit einer Zinsen⸗Summe von 5 Mill. Fl. verbrannten Obligationen der neuen verzinslichen Staatsschuld 136,804,897 Fl.

e) aus anderen Obligationen 12,335,612 Fl. 25 Kr.

Franhreich.

Paris, 14. März. Die Deputirten⸗Kammer hat die Verhand⸗ lungen über das Patentgesetz gestern noch nicht beendigt, man glaubt aber, daß sie heute zur Abstimmung über den ganzen Entwurf ge⸗ langen werde. Gestern beschäftigte man sich mit den Fragen, welche die Kammer sich in den früheren Sitzungen vorbehalten hatze, und die sehr verschiedener Art waren. Die wichtigste darunter, über welche auch am längsten berathen wurde, betraf die Grundlage der verhältnißmäßigen Steuer mit Hinsicht auf die Hüttenwerke und Manufakturen. Die Regierung und die Kommission hatten sich, nach einer nochmaligen reiflichen Prüfung, definitiv für das von Herrn von Chasseloup⸗Laubat vorgeschlagene System erklärt, nach welchem jene Steuer nicht blos nach einem Theil des Industrie⸗Mobiliars, etwa nach dem Handwerkszeug oder Fabrik⸗Material mit Ausschluß der Triebkraft, oder nach letzterer mit Ausschluß des ersteren, sonderu nach dem Miethswerth der ganzen Anstalt sammt allen ihren mate⸗ riellen Productionsmitteln berechnet werden soll. Nach langen De⸗ batten entschied sich die Kammer für dieses System. Darauf schritt die Kammer zur Erwägung der Tabelle, die den Ausnahme⸗Tarif der ohne Rücksicht auf die Bevölkerung besteuerten Gewerbe enthält, worüber sie heute die Diskussion fortsetzen wird.

Der Erzbischof von Lyon, Kardinal von Bonald, hat seinerseits über die Unterrichts⸗Frage ein Schreiben an die Pairs⸗Kammer ge⸗ richtet, um seine Ansichten von der Freiheit des Unterrichts zu ihrer Kenntniß zu bringen. Kardinal Bonald findet es höchst unziemlich, daß der Geistliche, der eine Unterrichts⸗Anstalt gründen will, sich von dem Maire des Orts ein Sittenzeugniß soll ausstellen lassen; die Befugniß dazu, meint er, gehöre nur dem Bischof. Die Bestimmung des Gesetz⸗Entwurfs, die Ausschließung der geistlichen Corporationen betreffend, nennt der Erzbischof eine grausame Seelentortur. Er ver⸗ langt die Unterrichts⸗Freiheit so, wie sie in Belgien besteht.

Die durch die Pairs⸗Kammer mit der Prüfung des Gesetz⸗Ent⸗ wurfs über den Sekundär⸗Unterricht beauftragte Kommission hat mit Sorgfalt alle durch diesen Entwurf angeregten Fragen erörtert. Der Art. 17, in Betreff der geistlichen Sekundärschulen, hat, wie man sagt, vorzüglich ihre Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, und sie soll die Unzulässigkeit des durch diesen Artikel vorgeschlagenen Sy⸗ stems und die Nothwendigkeit erkannt haben, eine einförmige Regel für die Laien⸗ und geistlichen Schulen festzustellen. 1

Der von Toulon nach Paris berufene Contre⸗Admiral Hamelin, bestimmt, den Admiral Dupetit⸗Thouars auf der Station in der Süd⸗ see zu ersetzen, hatte heute eine lange Konferenz mit dem Marine⸗ Minister Mackau; er wird erst Anfangs April von Brest aus nach Otaheiti unter Segel gehen.

Man sagt, die französische Regierung habe sich erboten, zu den Kosten der Telegraphenlinie, welche die spanische Regierung von Ma⸗ drid bis zur Gränze herzustellen gedenke, ein Drittel beizutragen.

H Paris, 14. März. Die heutige Sitzung der Deputirten Kammer war noch immer dem Patentgesetze gewidmet. Bei Post⸗ schluß war man noch nicht zu Ende damit. Während der Sitzung legte Herr Viger seinen Bericht über die geheimen Fonds vor, zu⸗ stimmend, wie vorauszusehen war, ja die verlangte Summe kaum zureichend findend. Er verlangt die einfache Annahme des Gesetz Entwurfs, ohne daraus eine politische Frage zu machen. In der Akademie wurden heute Herr Saint Beuve an der Stelle des Herr Casimir Delavigne und Herr Merimer an der Stelle des Herrn Charles Nodier zu Mitgliedern ernannt. Die neulich mitgetheilte telegraphische Depesche, die Ergebung von Alicante und die Flucht Bonet'’s betreffend, war offenbar falsch, denn heute hat man Nach richt, daß Bonet bei einem neuen Ausfalle aus Alicante mit dem größten Theile seiner Leute gefangen worden ist. Er und 25 sein

88 8

Offiziere sollen sogleich erschossen worden sein.

2

X Paris, 14. März. Die Kirchen⸗Partei beharrt in der herausfordernden Haltung, welche sie der Regierung gegenüber ange⸗ nommen hat. Kaum hat der Kultus⸗Minister seinen scharfen Tadel gegen die gemeinschaftliche Vorstellung der Bischöfe der Provinz Pa⸗ ris ausgesprochen, so macht das Haupt⸗Organ der kirchlichen Partei bekannt, daß eine noch größere Anzahl anderer Erzbischöfe und Bischöfe schon „vor längerer Zeit“ eine ähnliche Adresse nicht an den König, sondern an den Kultus⸗Minister erlassen haben. Das Univers theilt mehrere Stellen aus diesem Schreiben mit, welches von den Erz⸗ bischöfen und Bischöfen von Rheims, Cambrai, Arras, Soissons, Beau⸗ vais, Chalons und Amiens unterzeichnet ist. Die Prälaten fordern

Leüin

Sämmnliche Verfasser derselben sind auf dem Titel der Zeitschrift als Mit⸗ Llieder der Staatswirthschaftlichen Fakultät zu Tübingen bezeichnet. 8 Unverlennbar ist das Interesse, welches die unter Nr. 1 und 3 behan⸗ elten Gegenstände eben setzt zunächst für das südwestliche Deutschland haben. Ein dringendes Bedürfniß der Zeit von höchster Bedentung und allumfassender Wirksamkeit, wird aber besonders in Nr. 4 mit großer Klar⸗ heit wahr und würdig besprochen. Wie nothwendig über der Grundbedin⸗ Fung des staatswirthschaftlichen Lebens, der Entwickelung aller im Menschen liegenden Kräfte möglichst unbeschränkten Raum u gewähren, die Beachtung des Sittengesetzes unverbrüchlich gebietend steht, das kann nicht ergreifend genug einem Zeitalter vorgehalten werden, das 8 be. als je zuvor in der Erfüllung des ersten Seegens vorschreitet, welchen fcht nüchengeschlecht empfing. Erdrückende Dürftigkeit und zerstörende Selbst⸗ zenaswmn Pauperismus und Communismus genannt drohen ma cher sir nchibar und mehret euch! Füllet die Ervs und 824 8 euch unterthan!“ in Fluch zu verwandeln, wo der Mensch We aam Ausbresten seiner Herrschaft über die Aussenweit seiner höh Bresimmung uneingedent s einer höhern D 8. 2 gedenk sich selbst zu beherrschen vergißt. veben drenn saͤmmtlicher Abhandlungen soll dies Hervor⸗ vef vescher der viessein 1g 5 es soll vielmehr nur die Bahn andeuten, nigsaltigger Miebenerbangen 8 nach die neue Zeitschrift sich bei so ma⸗ eeans lann. 8, Theilnahme und Auszeichnung erwerben und

Im

Archa. ee 8ih2 4. ols. 11““ In der Versa ogische Gesellschaft. 111

mn z EE sebte Her Panoft nnang der archäologischen Gesellschaft vom 9. März

4n- eine E niglichen Museums (in ““ apen. 8 8 r. 123.

8 8

.

EEII

Merkur und Apoll, sondern Linos und Apoll dargestellt sei, legte Herr Panofka noch die Zeichnung zweier Marmor⸗Statuen vor, die einen klei nen ruhenden Stier an einem Baumstamm neben einem flötenden Faun (Clarac Stat. ant. Pl. 710 B, n. 1670 B. 1670 C.) uns zeigen, gerade wie ihn der Künstler, wenn der Rinderstreit die Aufgabe seiner Gruppe bil⸗ dete, zur Andeutung des Haupt⸗Motivs anzubringen nicht versäumt hätte. Besonders wichtig aber für diese Auslegung erscheint eine dem gedachten Knaben ähnliche Marmorfigur der Pembrokeschen Sammlung (Clarac Siat. ant. Pl. 650 A. n. 1481 A.) auf einer Basis stehend, die Hände nach hin⸗ ten an einem Baumstamm gebunden, den Kopf mit einer spitz auslaufenden Mütze bedeckt, im gesenkten Blick und sonstigem Ausdruck des Gesichts Schmerz und Trauer verrathend, da für diese sch schwerlich ein passenderer Name als der des Linos finden möchte. 2 8 Hierauf legte Herr Panofka seine zur Erläuterung griechischen Män nerlebens gravirten 2 Tafeln vor, und benutzte die Gruppe Taf. II. Nr. 8. zu einer ausführlichen Erörterung des berühmten und figurenreichen Vasen⸗ bildes in der münchener Sammlung, dem jene Gruppe entlehnt ist (Dn⸗ bois Massonneuve Iutroduct. Pl. XLIV.). Herr Panofka erkannte darin die im Palast des Königs von Scheria, Alkinoos, durch die List seiner Ge⸗ mahlin Arete rasch vollzogene Vermählung der Medea mit Jason, welchen die Tochter des Hauses, Nausikaa, von diesem Plan in Kenntniß setzt, wäh⸗ rend ihre Mutter andererseits mit der bräutlich verschleierten Medea beschäf⸗ tigt ist. Zwischen beiden Gruppen mitten inne steht Jasons Freund, Glau⸗ kos, der Baumeister und Steuermann der Argonauten, einen Ahnenbrief mit dem Namen Sisyphos, sei es für sich, oder für Jason als Enkel des Kretheus, Bruders des Sispphos, zur Empfehlung und Beschützung gegen die von Aeetes der Medea nachgeschickten Kolcher dem König Alkinoos vor⸗ zeigend. Bei der bisherigen Erklärung „die Ankunft der Argonauten bei Aeetes, einer bringt ihm eine gastliche iessera von Sisyphus (in Hezug auf ij

5

bezeichnet) so F te sen. Zm Begrchang seiner Ansicht, daß in verselben nicht

Acetes korinthische Herkunfr), Jason und Medea schließen ihr Liebesbünd⸗ niß“ (Müller Archäol, 412, 4. S, 845.) befremdei das hellenische Kostüm

ür den sonst immer in asiatischer Tracht erscheinenden Kolcherkönig as nde Fon de Cauosa ö VII.), die Gruppe der zwei Frauen rechts bleibt numotivirt und unerklärt, der Jüngling, der die Tessera vorzeigt, entbehrt eines Eigennamens, so sehr auch die bedeutungsvolle Stelle, die er einnimmt, ihn erheischt, endlich die Beziehung des Namens Sispphos zu dem Jnhaber dieses Ahnenbriefes wird weit weniger gerechtfertigt, als wenn man Glaukos hier erlennt, dessen enges Verhältniß zu Jason in der anthe⸗ donischen Sage durchschimmert, nach welcher er später, in einen Meergott verwandelt, von Jason allein gesehen, allen Uebrigen aber unsichtbar, aus den Tiefen des Meeres sich erhob. (Athen. VII., p. 290 d. p. 297 3.)

Hierauf erläuterte Herr Gruppe das große apulische Vasenbild der Königl. Sammlung zu Neapel, in welchem unter dem Vorsiß von Barchus und Ariadne, als Schutzgottheiten theatralischer Feste, die Ankleidung zahl⸗ reicher Schauspieler mit deren beigeschriebenen Namen dargestellt ist. Der Vorkragende behielt sich vor, auf dieses merlwürdige, hens ding⸗, durch dags archäologische Institut bekannt gemachte Kunstwerk bei der Erläuterung scenischer Baulichkeiten zurückzukommen, über welche er eine selbstständige Arbeit vorbereitet. Sodann legte Herr Bötticher den so eben vollende⸗ 8 ten Atlas seiner griechischen Tektonik vor, und eröffnete eine Reihe sn- 6 Betrachtungen, welche aus jenem reichhaltihen Werke für die philosophische und monumentale Behandlung der Kunstgeschichte sich ergeben.

Herr Professor Rauch hatte eine Auswahl von Gypsabgüssen bildlich verzierter Goldsachen zur Ansicht mitgetheilt, welche als Musterstücke der kunstgeübten Metallarbeit und der Prachtliebe gelten können, 19 2 thrakische Chersonnes als vnlfegegfe dahe ha der griechischen Kunst durch

- rabungen mannigfach beki 8 S 8 neun; vas, mehrers farbige Nachbildungen pompejanischer Wandge⸗ mälde vor; die in Originalgröße ausgeführten Blätter; darstellend den von der Siegesgöttin bekränzten thronenden Jupiter aus der Casa di Castore e Polluce, ferner Venus und Adonis, eine Hore des Herbstes, hauptsäch lich die schöne Gruppe der Galathea aus der Casa dei capitelli colorat

1

die Befreiung der neben der Universität bestehenden Unterrichts⸗ Anstalten von der Aufsicht der Universität, an deren Stelle eine bloße Sitten⸗Kontrolle des Staats zu setzen sei, sie wollen ferner, daß die wissenschaftlichen Bedingungen, von denen die Errichtung einer öffent⸗ lichen Lehr⸗Anstalt abhängig ist, erleichtert oder, noch besser, ganz abgeschafft werden, und sie verlangen endlich, daß die Prüfungs⸗ Kommissionen, welche über die wissenschaftliche Befähigung der Lehramts⸗Kandidaten entscheiden, nicht länger aus dem Schoße der Universität hervorgehen. Nach den im Univers ent⸗ haltenen Auszügen zu urtheilen, ist das fragliche Denkschreiben in einem gemäßigteren und friedfertigeren Tone gehalten, als die Vor⸗ stellung der Bischöfe der Provinz Paris, allein nichtsdestoweniger ist jenes wie dies ein der Form nach unstatthafter, gesetzwidriger Schritt, welcher, nachdem er öffentlich zur Sprache gebracht worden ist, von Seiten des Ministeriums nicht ungerügt bleiben kann und darf. Daher ist die Bekanntmachung dieses Dokumentes eine Heraus⸗ forderung im vollsten Sinne des Wortes, eine Herausforderung, welche nebenbei der Welt zeigen soll, daß das Kabinet nicht den Muth hat, den Verfechtern der kirchlichen Sache kräftig entgegen⸗ zutreten, wenn es nicht mit den Haaren herbeigezogen wird. Schon von der Antwort des Herrn Martin auf das Schreiben der Bischöfe der Provinz Paris hat man gesagt, daß sie nur durch die Veröffent lichung dieses Schreibens erzwungen sei, indem das Kabinet vorher zwei Monate hat vergehen lassen, ohne die mindeste Notiz von jenem Schritte zu nehmen. Viel lauter aber wird jetzt derselbe Vorwurf erneut werden, wenn das Ministerium sich jetzt entschließt, der gleich⸗ falls schon vor längerer Zeit eingereichten Vorstellung der Bischöfe von Rheims, Cambrai u. s. w. eine ähnliche Abfertigung zu Theil werden zu lassen. Daß man aber die Manifestation dieser Herren nicht etwa mit Stillschweigen übergehen kann, versteht sich, nach dem was in der Sache der Prälaten der Provinz Paris geschehen ist, zwiefach von selbst. M 1

—2☛ Paris, 14. März. Herr Berryer, der neuerwählte legi⸗ timistische Deputirte von Marseille ist am 10ten daselbst eingetroffen. Es war vorauszusehen, daß seine legitimistischen Freunde daselbst die Gelegenheit benutzen würden, ihm eine Art Ovation zu bereiten. Der Sud, das Präfekturblatt, thut der Sache mit wenigen Worten Erwähnung, ohne ihr eine größere Bedeutung beizulegen. Der Be⸗ richt des Semaphore, eines der jetzigen Regierung ergebenen, aber ziemlich unabhängigen Blattes, das als der Ausdruck der Gesinnun⸗ bene ger Mehrheit der Bevölkerung von Marseille gelten kann, sagt arüber: b „Um drei Uhr Nachmittags“, sagt der Semap hore, „kam Herr Berryer an. Es war Sonntag, das Weiter schön, daher die Bevölkerung von Marseille, auf ihrem Spaziergange, wie gewöhnlich, vollkommen in der Fassung, den Enthusiasmus der Legitimisten mit anzusehen. Der Wagen des „großen Redners“ durchfuhr einen Theil der Stadt, eskortirt von etwa

funfzehn jungen Leuten zu Pferde; einige Getreue folgten diesem Wagen

und riefen: es lebe Berryer! Auf dem Platze Noailles, gegenüber dem Hotel⸗ wo Herr Berryer abstieg, stand eine beträchtliche Menge; aber diese Menge war offenbar weit mehr durch Neugierde herbeigezogen, als durch ein Gefühl politischer Sympathie, denn kaum dreißig bis vierzig Per⸗ sonen ließen bei dem Erscheinen des Helden des Tages Zurufe ertönen. Die Haltung der Masse bildete einen schlagenden Kontrast mit der Lebhastigkeit dieser kleinen Gruppe, die beinahe ihren Deputirten er⸗ stickt hätte, als er aus dem Wagen stieg. Nachdem Herr Berrher sich alle erdenkliche Mühe gegeben hatte, um sich den Händen seiner erhitzten Freunde zu entziehen, ließ er sie endlich gewähren, aus Besorgniß, in diesem Kampfe zugleich seine Kleider und seine Popularität zu gefährden, und er ließ sich o in die Zimmer bringen, die für ihn bestimmt waren. Einmal befreit von diesem Drange seiner Freunde, erschien er auf dem Balkon des Hotels, und on dieser hohen Tribüne aus richtete er an die Zuschauer die üblichen anksagungen. Darauf verschwand Herr Berryer hinter den Vorhängen es Salons und Alles war abgethan. Es waren Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um jede Unordnung zu verhindern, und glücklicherweise waren diese Vor⸗ sichtsmaßregeln unnöthig. Die Truppen bewerkstelligten nur die Räumung des Platzes Noailles, wo die Anhäufung der Neugierigen die Circulation störte. Das ist in kurzem Abriß die Geschichte dieses Tages, der sehr ruhig abgelaufen ist.... Wir hofften in der That, etwas Schöneres zu sehen, daß die Legitimität et⸗ was Lebhafteres und Feurigeres zeigen würde im Punkte des Enthusiasmus. Die Wahrheit ist, daß Herr Berrper, als er eine ungeheure Masse durch⸗ schritt, überall der Gegenstand einer hervortretenden Gleichgültigkeit gewesen ist. Abends im großen Theater verlangte das Publikum die Marseillaise, die von Junca und den Sängern des Chores gesungen wurde. Das Na⸗ tional⸗Lied hat allgemeinsten Enthusiasmus hervorgerufen. Diese Mani⸗ festation hatten die Legitimisten wohl kaum erwartet.“

Der Bericht der legitimistischen Gazette du Midi lautet da⸗

ggegen freilich ganz anders:

„Welches Fest und welches Entzücken!“ beginnt sie, „Berrver ist an⸗ gekommen und das Volk hat ihn empfangen! Ein langes Cortège von Vivats hat den guten Bürger, den warmen Marseiller, unseren Adoptiv⸗ bruder, empfangen!“ Jetzt könne Frankreich die Wiedererhebung aus seinem Elende hoffen, die Morgenröthe seiner Regeneration sei nahe daran, aufzu⸗ gehen. Marseille habe seinen Erwählten, würdig Beider, empfangen. „Der Gebrandmarkte des Ministeriums des Auslandes empfängt von uns seine Kronen, der von dem Manne von Gent Gebrandmarkte ist der geehrte Gast einer französischen Stadt, das war in der Ordnung.“ Folgt eine mit glü⸗ henden Farben aufgetragene Lobrede für Berryer. Nie sei ein Fürst so empfangen worden, wie die er Fürst des Wortes bei seiner Ankunft. Kein offizieller Schwarm, keine eigennützigen Vivats, nichts Anbefohlenes, keine Be⸗ amten mit Stickereien auf den Kleidern und mit Claquehüten, keine Leute des Hauses seien da erschienen! Dagegen bis auf 8 Stunden vor der Stadt unzähl⸗ bare Massen zu beiden Seiten der Straße, die in eine Promenade umgewandelt gewesen, der herrliche Himmel, endlich der aus der Ferne sichtbar werdende

483

Zug des illustren Deputirten, in Mitte von Staubwolken, und zuletzt das große und wohlwollende Gesicht Berrper'’s selbst, strahlend von Freude in Mitte des seinem Jubel sich hingebenden Volkes, das seien die Wunder des wahren, des herzlichen, des hbelohnenden Enthusiasmus gewesen. Herr Ber⸗ rver befand sich in offenem Wagen mit seinem Sohne und den Herren Negre und de Gaillard, Präsidenten der Wahl. Unter den fol⸗ genden Wagen befand sich auch der des Deputirten Herrn Su⸗ rian. Der Wagen Berryer’'s selbst wurde mit Lebehochrufen, mit Bei⸗ fallklatschen, mit Schwenken der Hüte überall empfangen, sagt die Gazette du Midi; Herr Berrper habe sich jeden Augenblick erhoben, um zu danken, mit entblößtem Haupte und dem großen Bouquet „des Gebrand⸗ markten“ in der Hand, die andere auf sein Herz legend. Von den Fenstern der Häuser in der Stadt winkten ihm die Damen mit ihren Taschentüchern zu, von der Menge auf der Straße suchten zahlreiche Personen die Hand „des Gebrandmaikten“ im Wagen zu drücken, der nur stets bedacht gewe⸗ sen sei, die sich zudrängende Menge abzuhalten, um Unglück zu verhüten, wenn Jemand unter die Räder des Wagens gekommen wäre. Aber nichts sei vorgefallen.“

Bei seiner Ankunft im Hotel Noailles wurde Herr Berryer durch eine Deputation empfangen, an deren Spitze der Deputirte Surian eine Aurede an ihn hielt, welcher noch andere folgten, worüber Ber⸗ ryer so bewegt war, daß er endlich in Thränen ausbrach, als er ant⸗ wortete. Erst dann erschien er auf dem Balkon, wo er das Volk anredete. Inzwischen war aber eine Compagnie Soldaten unter Trommelschlag und von einem höheren Offizier geführt, dann ein Polizei⸗Commissair in Amtskleidung und Schärpe erschienen, welchen ohne Hinderniß Platz gemacht wurde. Der Polizei Commissair for⸗ derte, nach dem eigenen Zugeständnisse des legitimistischen Blattes, „mit viel Mäßigung und Anstand“ die Menge auf, sich zu zerstreuen, aber der Beifallssturm, als Herr Berryer auf dem Balkon erschien, machte es unmöglich, die Aufforderung des Commissairs zu vernehmen oder zu vollziehen. Herr Berryer aber habe eben deshalb mit be⸗ wegter, gebrochener Stimme nur eine kurze Anrede gehalten, worauf derselbe noch einmal von der Masse begrüßt wurde, die sich dann ent⸗ fernte und die Truppen den Platz besetzen ließ. .

G G PE11 Grossbritanien und IJrland.

X London, 12. März. Die große finanzielle Operation zur Herabsetzung der Zinsen der 3 ½ proc. Stocks ist von allen Parteien mit einstimmigem Lobe begrüßt worden. Sie wird unmittelbar dem Lande 600,000 Pfd. des Jahres ersparen, und späterhin diesen Be⸗ trag noch verdoppeln. Bis ganz kürzlich hatten die 3 ½ proc. Fonds niemals al pari gestanden, so daß ein großer Theil der jetzigen In⸗ haber bei der Wiedereinlösung derselben zum Nominal⸗Betrage ihr angelegtes Kapital um ein Beträchtliches vermehrt sehen. Die Kon⸗ sols (geben 3 pCt.) sind beinahe bis zu pari gestiegen, bis 98 ½, wenn nun keine Reduction der Zinsen der 3 ½ proc. Annuitäten beabsichtigt oder ausführbar gewesen wäre, so wären diese in demselben Verhält⸗ niß bis 115 oder 118 fort gestiegen. Sie blieben nun auf 102 ste⸗ hen, und dieser Stand von 102 repräsentirt ungefähr den Werth von 100 Pfd. zu 3 pCt. wie die Konsols ¼ pCt., welches letztere zehn Jahre lang die Regierung extra zahlen wird. Das Wesen dieser Operation ist sehr einfach, sicher und zufriedenstellend; es ist die erste große Wohlthat, welche dem Lande aus der Wiederherstellung des Gleichgewichts seiner Finanzen entspringt. Dagegen sind die Ursachen, welche einen solchen Zustand des Geldmarktes herbeigeführt haben, der diese Veränderung zulässig macht, weit tiefer verborgen, weit verwickelter und in mancher Hinsicht überhaupt noch in Frage zu stellen. Das große Faktum des niedrigen Geldwerthes steht fest; seinem Re⸗ gierungs⸗ und Handels⸗Systeme ist es zuzuschreiben, daß England das Land ist, in welchem das Geld den niedrigsten Werth hat. Wir spüren Alle den Einfluß dieser Thatsache in den gewöhn⸗ lichen Lebensbeziehungen, in den hohen Preisen, welche dies Land in Vergleich zu dem Kontinent charakteristren. Aber die große Schwie⸗ rigkeit scheint darin zu liegen, daß in den letzten Jahren mit dem Fallen des Geldpreises in England auch die Preise der Lebensbedürf⸗ nisse gefallen sind. Ganz kürzlich dagegen, d. h. innerhalb der letzten sechs Monate, ist wieder der Preis der Lebensbedürfnisse sehr beträcht⸗ lich gestiegen, und namentlich der Werth der Ländereien ein Stei⸗ gen, das wie es scheint, wegen des steten Sinkens des Zinsfußes für anderwärts angelegte Kapitalien immer zunehmen muß. Man hat einige sehr geistreiche Vergleiche zwischen dem Zustande Hollands am Schlusse des 17ten Jahrhunderts, als dessen Finanzen den höchsten Gipfel künstlich getriebenen Ueberflusses erreicht hatten, und der ge⸗ genwärtigen Finanzlage Englands gemacht. Man findet in der That einige analoge Punkte bei beiden in dem über⸗ mäßigen Fallen des Geldpreises zu Hause und in dem steti⸗ gen Streben, auswärts Kapitale anzulegen, aber mit dem be⸗ deutenden Unterschiede, daß die Wohlfahrt Hollands ausschließlich auf seinen Handelsbeziehungen basirte, und daß diese Handelsbeziehungen von verschiedenen äußerlichen Umständen abhingen. England besitzt aber nach Allem innerhalb seiner eigenen Gränzen und seiner abhän⸗ gigen Besitzungen alle die anderen großen Elemente der nationalen Stärke, Bevölkerung, Territorium, verschiedenes Klima und freie In⸗ stitutionen. Es ist indeß eine der merkwürdigsten Erscheinungen in seiner gegenwärtigen Lage, daß die Hauptstadt, über welche es doch in so großem Umfange seinen Einfluß übt, bis jetzt noch immer so karg mit ihren Speculationen und Kapital⸗Anlegungen in den Län⸗ dern ist, die unter ihrer unmittelbaren Kontrolle stehen. Indien und Irland z. B. sind die beiden Länder, wo Verwendung von Kapitalien höchst nothwendig ist; aber die Geldmänner Londons wagen das Ihrige lieber mit den Hinterwäldnern der Vereinigten Staaten, wo

die Unredlichkeit an der Spitze der Civilisation voranschreitet, oder mit den zerrütteten Regierungen Süd⸗Amerika's. Ich glaube deshalb, daß die Finanzmacht Englands, wie die Bevöl⸗ kerung dieser Insel, eine Macht repräsentirt, welche bestimmt ist, an der Vervollkommnung der Welt im Großen durch das Mittel der Kompressions⸗Gewalt, welche im Mittelpunkte besteht, zu arbeiten. Diese Kompression mag Ungelegenheiten verursachen, aber sie erzeugt keine Gefahren, so lange sie unter dem Schutze des festbegründetsten Staats⸗Kredits steht, und der Erfolg der Operation des Herrn Goulbourn ist eine Anzeige von der starken Solidität des Baues, auf den sie gegründet werden soll.

„Der Ausgang der irländischen Debatte und die allge meine Bil⸗ ligung dieser Maßregel haben die Regierung bedeutend gestärkt, und ich muß meinen Ausspruch, den ich bei Beginn der Session that, daß ihre Stellung nicht sicher wäre, zurücknehmen, indem die Staats⸗ Klugheit des Kabinets niemals mehr als im gegenwärtigen Augen⸗ blicke respektirt und anerkannt worden ist. sb

SBelgien.

Brüssel, 14. März. Die Repräsentanten⸗Kammer hat nach einer kurzen Diskussion die zwei wichtigen Finanz⸗Gesetze über die Konversion und über die neue zur Bezahlung der holländischen Schuld vorzunehmende Anleihe von 84 Millionen Francs votirt. Die Konversion von 5 auf 4 ½ pCt. betrifft jedoch nur die bald nach der Revolution vorgenommene 5proc. Rothschildsche Anleihe; die anderen Fonds sind theils in drei⸗ oder vierprocentige, theils für einige Zeit gegen eine Konversion sicher gestellt. Daß der Zeitpunkt für eine Zinsen⸗Reduction sehr geeignet ist, darüber konnte nur eine Stimme in der Kammer sein und der ministerielle Antrag wurde auch fast ein⸗ stimmig angenommen. Die neue Anleihe wird ebenfalls, nach dem Beschluß der Kammer, zu 4 ½ pCt. vorgenommen werden und zwar, wie man gewünscht und wie auch die Regierung die Absicht hat, durch öffentliche Subscription ohne zu der Vermittelung einer Bank die Zuflucht zu nehmen. Es ist diese Anleihe⸗Art schon früher bei der A proc. Schuld mit dem glücklichsten Erfolge angewandt worden, und wird auch diesmal das erwünschte Resultat haben. In dem jetzigen Zustande der Industrie und des Handels, wo die Kapitale schwer eine angemtessene Verwendung finden, wo die Sparkassen der großen Bank seit einem Jahre nur noch 3 pCt. geben, sind 4 ½ pCt. eine bedeu⸗ tende Rente, welche wohl geeignet ist, die Kapitalisten anzulocken; es ist sogar eine Frage, ob nicht der Zinsfuß noch etwas geringer hätte angesetzt werden können, zumal da die Regierung die 84 Millionen nebst 10 anderen zur Tilgung der schwebenden Schuld nöthigen Mil⸗ lionen portionenweise zu negoziiren gedenkt. England und Belgien nehmen zu gleicher Zeit eine Zinsen⸗Reduction vor, Preußen ist ihnen vor zwei Jahren vorangegangen; mißt man den Kredit eines Staa⸗ tes, wie billig, auch nach dem Zinsfuße, zu welchem er Anleihen vor⸗ zunehmen vermag, so kann sich Belgien nicht mit diesen beiden Län⸗ dern vergleichen, allein es beweist doch, daß es Selbstvertrauen genug besitzt, um eine Operation vorzunehmen, die in Frankreich bis jetzt durch eine, mehr das eigene als das Landes⸗Interesse beherzigende Majorität in den Kammern vereitelt worden ist. 2.

Das neue den Universitäts⸗Unterricht betreffende Regierungs⸗ Projekt nimmt hier fortwährend die ganze Aufmerksamkeit in Anspruch; die Central⸗Kommission hat sich mit 4 gegen 3 Stimmen dagegen ausgesprochen und verlangt unter einigen Modificationen die Aufrecht⸗ erhaltung des bisherigen unpassenden Modus, wonach die beiden Kam⸗ mern mehr als die Hälfte der Mitglieder der Prüfungs⸗Kommission zu ernennen haben; allein man darf von dieser Majorität nicht auf die Majorität in der Kammer schließen; das radikale Häuflein der liberalen Partei hatte sich nämlich, wie wir in der letzten Korrespon⸗ denz berichteten, unter dem Vorwande, nicht die Königliche Präroga⸗ tive zu verstärken, ebenfalls gegen das ministerielle Projekt erklärt wonach fernerhin die Regierung allein die Mitglieder der Prüfungs⸗

Kommission ernennen soll, jedoch unter der Verpfli

in jeder der vier Fakultäten 88 vier Uncgersee en J nng, Einholung des Gutachtens des Rektors und Administrators, einen der Professoren zu wählen. Diese radikalen Deputirten haben aber jetz Vorstellungen von einer Anzahl Wähler in Gent und Lüttich erhalter worin letztere ihre Repräsentanten dringend auffordern, das Nothombsche Projekt durch ihr Votum zu unterstützen, wenn sie sich nicht der Ge⸗ fahr aussetzen wollen, nicht wieder erwählt zu werden. Es haben diese Vorstellungen ihre Wirkung nicht verfehlt, und es wird sich bei der Diskussion in der Kammer keine Opposition mehr von dieser Seite zeigen. Ein einziger Deputirte dieser Nüance wird sich des Votirens ganz enthalten. Gleichheit der Repräsentation für die 4 Universitäten bildet die Grundlage des neuen Gesetz⸗Antrages diese Gleichheit will aber die katholische Partei nicht; sie verlangt für die katholische Universität eine Bevorzugung; die katholischen Jour⸗ nale sprechen diese Ansicht freilich nur verdeckt aus, in den mündlichen Unterredungen der Deputirten macht man aber daraus gar kein Hehl; die katholische Universität, heißt es, zähle die meisten Studirenden, sie besitze außerdem die Sympathie der Majorität des Landes und könne daher nicht mit den übrigen auf gleichen Fuß gesetzt werden. Man vergißt aber dabei, durch welche Mittel man der löwener Universität das jetzt allerdings bestehende Uebergewicht verschafft hat. Der Hebel war die Furcht, welche man den Studirenden eingeflößt hat. Da es immer im voraus gewiß war, daß die katholische Universität bei den von den Kammern vorzunehmenden Wahlen die meisten Mitglie⸗

der der Prüfungs⸗Kommission zählen würde, für die übrigen Universi⸗

werden im IX. enthalten sein. Ueber das achte Heft desselben Werkes hat die A Ulg. Pr. Ztg. in Nr. 71 bereits ausfuhrlichen Bericht erstattet.

Zuletzt berichtete Herr Gerhard über neueste Fortschritte der Denk⸗ mälerkunde und namentlich über die folgenden Punkte:

1) Ueber die Kolosse von Monte⸗Cavallo war seit dem Jahre 1802 mehr oder weniger Canova's Ansicht durchgedrungen, als sei deren ursprüngliche Aufstellung in ununterbrochener Linie reliefartig gewesen, derge⸗ stalt, daß Roß und Reiter sich in umgekehrter Richtung befunden hätten, als bei der dermaligen Aufstellung vor dem päpstlichen Palast des Quiri⸗ nals. Als jedoch bei der neulichen Abformung der Kolosse für das neue Königl. Museum zu Berlin die ursprüngliche Gestalt jener berühmten Mar⸗ mor⸗Gruppen sich näher erkunden ließ, überzeugte sich der schwedische Bild⸗ hauer Fogelberg von der Unhaltbarkeit der Canovaschen Ansicht, und sand um so mehr Gründe, anzunehmen, daß beide Gruppen in zwei einander entsprechenden Ecken, etwa als Seiten⸗Verzierungen eines Aufgangs, auf⸗ gestellt waren, wie solcher z. B. nach einer Bemerkung des Herrn von Quast an den Treppenbrüstungen des Dioskuren⸗Tempels sich denken läßt.

2) Von neuerdings bekannt gewordenen und erläuterten Vasenbil⸗ dern verdiente hauptfächlich eines hervorgehoben zu werden, welches das Schicksal der Niobe und ihres Geschlechtes, zugleich mit Erscheinung der Gottheiten darstellt, von deren Geschossen die Kinder der Niobe fallen. Ebenfalls anzichend sind die Bemerkungen Avellino’s über das vom archäo⸗ logischen Institut ohnlängst bekannt gemachte Vasenbeild, des in Verfolgung von Prolne und Philomele begriffenen Teleus. Ehe das aus Ovid wohl⸗ bekannte Schwesterpgar sich in Schwalbe und Nachtigall verwandelte, hatte der wilde Thrakier Tereus die schöne Philomele ihrer Zunge beraubt; das Werkzeug dieser grausamen Handlung, eine Scheere, ist in der Hand des Wüthlrichs auch auf dem gedachten Vasenbild zu bemerken; und hat zu Vergleichung ähnlichen antiken Frauengeräths Anlaß gegeben.

3) Der griechischen Literatur fast wichtiger als der Kunst ist ein neuer⸗

111“”“”;

und X. Heft seines bei Reimer erscheinenden großen Werkes

dings in Rom zum Vorschein gekommenes Täfelchen, welches von gleich weichem Marmor wie die Tabula Iliaea (Marmo palombino) und in ähnlicher Weise wie diese eine bildliche Darstellung mit äußerst feiner Schrift verei⸗ nigt. In der gedachten Tafel waren Bild und Schrift auf beiden Seiten vertheilt, dergestalt, daß eine derselben mit zwei Kolumnen äußerst feiner Schrift gefüllt war. Der gelehrte Jesuit, Pater Seecchi, hat sich mit deren Eutzifferung beschästigt, und versichert demnach, ein Geschichts⸗Dokument aus der Zeit des Tiberins in dieser Marmorchronik entdeckt zu haben, deren Bekanntmachung nun mit Spannung erwartet wirdd. N

111“ 1 E11“

Aufforderung an die deutschen Kolonieen in Nußland im Interesse der deutschen Sprachforschung.

„Zur Vollständigkeit des deutschen Nationalwerles: „Germaniens Völferstimmen, Sammlung aller deutschen Mundarten“, fehlen noch vie Mundarten folgender deutschen Kolonieen in Rußland: 1) An der Wolga bei Saratow, mit 100,000 Einwohnern.

2) Im Gouvernement Petersburg (außerhalb der Stadt Petersburg),

mit 5000 Einw. d

Das Kutschurganer Gebiet am Dniestr,

Das Glücksthaler Gebiet im Osten von Odessa,

Das Beresaner Gebiet im Norden von Odessa,

Das Liebenthaler Gebiet an der Dniestrmündung,

Bachmatsch, Neudorf, Rundewiese an der Desna bei Kursk, mit

15,000 Einw.

In Besserg bien bei Sn Bunar, mit 30,000 Einw.

In der Steppe am Asowschen Meere a [ 2.

oe- 8 sowschen Me an der Molotschna, 10) Kronenthal, Rosenthal, Heilbronn in der Krim, mit 5000 Einw. 11) Im Kaukasus im Thale des Kur, jenseits des Gebirges, mit 5000 Einw.

8 I9 Stk 22 165* . 8 1 8

mit 25,000 Einw.

mit

mes t. 28 Füno enr 824 AeNasnms

12) Bei Nicolajew in der Nähe der Bugmündung die deutschen Kolonieen:

Worms, München, Rohrbach, Stuttgart, Speier und Karlsruhe. 13) Bei Jekaterinoslaw am Dniepr: Krongarten, Kronweide, Neidenburg

Felsenthal und Altenau. Fe 14) Bei Ostrohosca am Don: Riebendorf.

Im Interesse der deutschen Wissenschaft und Sprachforschung richten wir an die mit den Mundarten dieser deutschen Kolonieen vertrauten Ge⸗ lehrten oder überhaupt Befähigten die höfliche und dringende Bitte, uns gütigst einige Dichtungen, Lieder oder Sagen, Vollsmährchen, Legenden kurze Erzählungen aus dem Munde des Volkes, Sprüchwörter u. s. w. in diesen Mundarien auf dem Wege des Buchhandels oder durch sonstige gün⸗ stige Gelegenheit zukommen lassen zu wollen, da es zur Förderung des deut⸗ schen Sprachstudiums höchst wünschenswerth sein dürfte, daß in dem oben⸗ genannten umfassenden Werke keine deutsche Mundart der würdigen und für den Zweck hinreichenden Vertretung ermangele. Eigenthümliche und weniger verständliche Ausdrücke ersuchen wir durch hochdentsche unter dem Texte erklären zu wollen. Bis jetzt haben bereits 382 deutsche Gebiete Städte und Orte ihre Mundarten eingesandt, weshalb man wohl der Hoff⸗ nung Naum geben kann, daß auch die deutschen Kolonieen in Rußland da wo es die deutsche Sprachforschung zu fördern gilt, nicht zurückhleiben wer⸗ den, um so weniger, als auch bereits andere ferne deutsche Kolonieen dies⸗ seits und jenseits des Weltmeeres sich an dem allen deutschen Stämmen gemeinsamen Werke betheiligt haben. 1

Die löblichen Redactionen deutscher Blätter in Rußland werden höf⸗ lichst ersucht, diesen Zeilen eine gütige Berücksichtigung im Interesse der Wissenschaft angedeihen lassen zu wollen.

Berlin, am 17. März 1844.

Johannes Matthias Firmenich.

e 78 11u“* 9 Sse a 8 Ieeeat vagh, vnaznöbengehist zm esters ershh Sahb 248,8282 z

8

E1“ AEE“ -s an, iütr, s heheh ehee behee

r.