cität wirb es annehmen, und das Ministerium, sehr froh, auf diese Weise davonzukommen, wird sich beeilen, sich durch den Wiedereintritt des Herrn Dechamps zu rekonstituiren. Dies ist die . wir und viele Politiker mit uns voraus⸗ Entwickelung, welche * b4 n-. sehen.“ Sogar der Politique, der für das Organ des Herrn Nothomb selbst gilt, deutet ein solches Auskunftsmittel an, indem er sagt: „Man hat bemerkt, daß die Herren von Merode und von Muelenaere sich für das von Herrn de la Haye vorgeschlagene Amen⸗ dement erhoben. Dieses Amendement scheint uns zwar nicht das beste, was man annehmen könnte, aber am Ende ist es doch eine Anbahnung zu einem Mittelwege, der einerseits dem seit 1835 befolgten Verfahren, dessen Mißbräuche nicht länger fortdauern dürfen, ein Ziel setzen, und andererseits auch jede mögliche Garantie für diejenige Meinung darbieten würde, welche die alleinige Inter⸗ vention der Regierung bei der Zusammensetzung der Prüfungs⸗Juries nicht deshalb vertheidigt, um an die Stelle eines Privilegiums ein anderes zu setzen, sondern um dem System des Monopols ein regel⸗ mäßiges Verfahren folgen zu lassen, das allen Ansichten gleiche Bürg⸗ schaften gewährt. Die zu Gunsten der Regierung vorgeschlagene In⸗ tervention hat keinen anderen Zweck, und wir haben es stets gesagt, es handelt sich nicht darum, einem Abhülfemittel oder einem anderen den Vorzug zu geben, sondern darum, das Uebel gehörig zu erken⸗ nen und es um jeden Preis auszurotten.“ Wie es scheint, ist auch die katholische Partei für einen solchen Fall sehr bereit der Regierung entgegen gekommen, denn eines ihrer Organe, das Journal de Brurxelles, läßt sich gleichzeitig folgendermaßen vernehmen: „Die Debatten werden ruhiger und bestimmter, und Alles läßt voraus⸗ hen, daß diese anfangs so aufreizende und gefährliche Frage mit iner weisen und einsichtsvollen Versöhnung endigen wird. Möchte alle Welt die Nothwendigkeit dieser Versöhnung eben so be⸗ greifen, wie wir.“ Am wenigsten zufrieden mit einem solchen Aus⸗ gange bezeigt sich das Journal de Lidkge, als entschiedenster Vertreter der liberalen Partei. „In der That“, sagt es, „wie sollte nicht das Ministerium von der Mehrzahl der abgesetzten Beamten in der Kammer im Stich gelassen werden, da diese überzeugt zu sein scheinen, daß es mit der Entlassung des Herrn Dechamps nicht ernstlich gemeint ist, und daß der König sie nicht annehmen wird! So werden wir vielleicht einer rührenden Ver⸗ söhnungs⸗Svcene zwischen der Priester⸗Partei und ihrem großen Staatsmann beiwohnen. Umarmen wir uns und lassen wir die Sache abgemacht sein. Bekanntlich wollen zwei Gouverneure von Provinzen, die Herren von Muelenaere und d'Huart, gegen den Entwurf des Ministers es Innern stimmen; man weiß auch, daß der erstere dieser ehrenwerthen Deputirten die Tendenz des Hofes genau kennt. Die Zahl der Stimmen, auf welche Herr Nothomb rechnete, ist auf diese Weise vermindert, und Herr Cogels, der zu Gunsten des von der Regierung vorgelegten Entwurfes eingeschrieben war, hat sich nun plötzlich ensschlossen, die provisorische Annahme des Systems der Central⸗Section auf 4 Jahre vorzuschlagen. Man hätte glauben sollen, der Repräsentant von Anntwerpen handle unter dem unmittelbaren Einfluß einer telegraphi⸗ schen Depesche. Andererseits geberden sich die Herren Fallon und von Garcia bis jetzt ganz so, als wollten sie weder Herrn Nothomb, noch Herrn de Theux gegenüber sich offen kompromittiren. Das Mini⸗ sterium ist erschüttert, und wenn das Haus den Einsturz droht, ziehen die Ratten ab und halten sich in der Ferne. Diesem Beispiel schei⸗ nen jene Herren folgen zu wollen; sie haben Urlaub genommen und warten, bis das Erdbeben vorüber ist.“
Brüssel, 30. März. Gestern Mittag hat der König den von England kommenden Prinzen Albrecht auf der Central⸗Eisenbahnstation in Mecheln empfangen. Der Prinz reiste dann sogleich weiter nach Deutschland, und Se. Majestät kehrte nach Laeken zurück.
Brüssel, 30. März. Die wichtige Diskussion über die Prüfungs⸗Jury für den Universitäts⸗Unterricht wird wahrscheinlich diesen Nachmittag in der Deputirten⸗Kammer beendigt werden. Ob⸗
gleich bis jetzt über keinen Punkt eine Abstimmung erfolgt ist, so
scheint doch über den Ausgang nur noch eine Stimme zu herrschen, daß nämlich das Regierungs⸗Projekt von der katholischen Majorität verworfen und die Intervention der Kammern in die Ernennung der Examinatoren aufrecht erhalten werden wird. Der Sieg verbleibt daher nochmals einer Meinung, die seit einem Monate Alles in Be⸗ wegung gesetzt, und selbst die sonderbarsten Insinuationen nicht gescheut, um das ministerielle Projekt sammt seinen Urhebern zu verdächtigen, indem sie sich nicht scheut, dasselbe als eine Inspiration der franzö⸗ sischen Regierung darzustellen. Welches wird aber, fragt man sich, der Erfolg von diesem Ausgange in Bezug auf das Bleiben oder Fallen des Ministeriums sein? Gebietet es nicht die politische Ehre, ja, der Geist des constitutionellen Systems, daß entweder das Ministerium die Kammer auflößt und einen Appell an das Land macht, oder seine Entlassung einreicht? Man würde hierauf vor acht Tagen, nach, Allem was vorgefallen war, unbedenklich mit Ja geantwortet haben; das war auch die allgemeine Ueberzeugung geworden, daß das Ministerium durch die feindliche Stellung, welche die katholische Partei eingenommen hatte, aus der Annahme des Gesetz⸗Antrages eine Kabinets⸗Frage zu machen ge⸗ zwungen worden sei. Die Demission des die katholische Meinung re⸗ präsentirenden Ministers, Herrn Dechamps, die, wenn keine Kabinets⸗ Frage vorgelegen hätte, unerklärlich gewesen wäre, mußte diese Ansicht fast zur Gewißheit erheben. Und dennoch scheint es, wird sich diese Verwickelung ohne Krisis auflösen. Die Gefahren, die sich bei einer Auflösung der Kammer und einer neuen Wahl, worin die liberale Meinung unstreitig die Majorität erhalten haben würde, so wie an⸗ dererseits bei der Bildung eines rein katholischen Kabinets darboten,
gendes Nähere.
auf die Diskussion in der Kammer zurückkommen, da sie in einer Zeit, wo fast überall die Unterrichtsfreiheit die Gemüther in Anspruch nimmt, von allgemeinerem Interesse ist, und begnügen uns für heute nur das Endresultat mitzutheilen, wenn die Kammer früh genug zu einer Abstimmung schreitet.
Nachschrift. Nachmittag. Nach einer langen Diskussion, in welcher der Minister des Innern die Gründe entwickelte, wes⸗ halb das Ministerium aus der Annahme des gegenwärtigen Projekts keine Kabinetsfrage gemacht habe, ist der ministerielle Antrag mit 4 Stimmen Mehrheit, d. h. mit 49 gegen 42 Stimmen verwor⸗ fen, und das Projekt der Central⸗Section unter der Bestimmung, daß das Gesetz nur für 4 Jahre Gültigkeit haben solle, angenommen worden. Das Gesetz wurde dann in seiner Gesammtheit mit 56, worunter auch die Stimmen der Minister begriffen sind, gegen 33, die bis ans Ende dagegen protestirten, definitiv angenommen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß auch der Senat in künftiger Woche dem Antrag, wie ihn die Central⸗Section der Deputirten⸗Kammer formulirt, seine Zustimmung geben wird.
Schwei;
Bern, 27. März. (Bas. Z.) Vorgestern versammelte sich in Langenthal, beim Kreuz, zum zweiten Male der schweizerische Gast⸗ wirthe⸗Verein. Man besprach sich hauptsächlich über den voriges Jahr festgesetzten Tarif und dessen Bestimmungen, und es wurde der⸗ selbe unter einigen unwesentlichen Abänderungen, als allgemein bei den fremden Reisenden Anklang findend, gutgeheißen und zur ferne⸗ ren Handhabung empfohlen.
Zu gleicher Zeit hatte in Langenthal eine Zusammenkunft der Lohnfutscher *Meister mehrerer Kantone statt, welche be⸗ schlossen, den verschiedenen Kantons⸗Regierungen einen Tarif zur Genehmigung vorzulegen, der den Zweck haben soll, die Distanzen und deren Fahrpreise von den bedeutendsten Or⸗ ten der Schweiz zu einander zu bestimmen, um die fremden Reisen⸗ den vor jeder Ueberforderung zu schützen, und somit denselben die⸗ jenigen Garantieen zu geben, die sie zu fordern, berechtigt sind. Dieser Verein der Lohnkutscher wird ebenfalls von den Kantons⸗Regierungen polizeiliche Maßregeln zu erlangen suchen, welche jeden Lohnkutscher verpflichten, ein Domicilium in der Eidgenossenschaft zu wählen und auf diese Weise, ohne die fremden Lohnkutscher und die sogenannten Hauderer in ihrem Gewerbe zu hemmen, dasselbe im Allgemeinen so zu regeln, daß sowohl die fremden Reisenden in jeder Beziehung ge⸗ schützt, als die Lohnkutscher selbst ihr Gewerbe ehrenhaft und mit einigem Gewinn auszuüben in Stand gesetzt werden.
TEö
Turin, 20. März. (A. Z.) Der kürzlich mit Frankreich ab⸗ geschlossene Handels⸗Vertrag ist, obwohl schon seit ein paar Monaten ratifizirt, noch nicht zur Ausführung gekommen. Die Mißbräuche und Plackereien, welchen fremde Kauffahrer in Marseille ausgesetzt bleiben, sind zu tief eingewurzelt, als daß die französische Regierung bei dem besten Willen sie unmittelbar beseitigen könnte. Darum die häufigen Reibungen zwischen fremden Schiffen und eingeborenen Kauffahrern und Mäklern, welche den ausländischen Konsuln in dieser Hafenstadt vollauf zu thun geben. Unser Finanz⸗Minister, Graf Gallina, hatte sich unlängst selbst nach Marseille begeben, um die wahre Sachlage persönlich zu erforschen, und er ist mit der Ansicht zurückgekommen, daß, wenn nicht dort gründliche Abhülfe eintritt, die den sardinischen Schiffen von Seiten Frankreichs gewährte Gegensei⸗ tigkeit nur illusorisch sein kann. 2
Vereinigte Staaten von Nord-Ameriha. 8 O New⸗York, 7. März. Die Gefahr, in welcher das Leben des Präsidenten von neuem schwebte, war weit ernstlicher, als man anfangs berichtete. Privatbriefe aus Washington sagen darüber fol⸗ b Als der Präsident von dem Leichenbegängnisse der Opfer des Unglücksfalles auf dem Dampfschiffe „Princeton“ aus dem
sind für so groß erachtet worden, daß das Ministerium, einem höheren Wunsche zufolge, bleiben, und die Intervention der Kammern nochmals provisorisch auf 4 Jahre, wie heute vorgeschlagen werden soll, anneh⸗ men wird. Es wird dieses Resultat, wie man sich nicht verhehlen kann, im Lande einen sehr üblen Eindruck, auch in Bezug auf das Ministerium, hervorbringen, da es zu beweisen scheint, daß eine Mei⸗ nung mächtig genug ist, um, in entschiedener Opposition mit der Re⸗ gierung, ein System aufrecht zu erhalten, das aus allen constitutio⸗ nellen und administrativen Gründen verworfen werden muß, und nur den Eingebungen des Partei⸗Interesses sein Dasein und seine 6 8.9 verdankt. Wir wollen nicht behaupten, daß das von dem Whertseten. vorgelegte Projekt das allein vernünftige sei, daß sich ficsn noch andere Combinationen denken ließen, wodurch den Univer⸗ bisten .. ein größerer Antheil an den Ernennungen der nina ne- a 88”n znen 85 bestehende fa- rflich, ha auch in der Ausfü
eee. deebrs bewiesen, daß, wenn man kein Projekt dasfahe vnn. eriellei Provisorium bestehen lassen wollte, man wenigstens rung auf 4 Jahre dahin annehmen konnte, daß der Regie⸗ 1 echt der Ernennung zuerkannt würde. Es
8 is uch dieser Varschlag von einigen der gemäßigten liberalen Depu⸗ Hee 1. Geiste der Ausgleichung und Annäherung a Vebbs 2 ⅔ ein es ist wenig Hoffnung auf Annahme dessel⸗ 2 88 8 tat pro ratione voluntas ist, wenn auch nicht
schend Mäs 5b04 das Handlungsprinzip der in der Kammer herr⸗
enden Mazorstaͤt geworden. Wir werden noch einmal in der Kürze
Löwen, 30. März. (Br. Ztg.) Nach zuverlässigen Nach⸗
etwa drei Meilen von seiner Wohnung entfernten Friedhofe des Kon⸗ gresses zurückkehrte, wurden die Pferde an seinem Wagen plötzlich scheu und stürzten in wildem Laufe auf der großen Straße, die mit Menschen und Wagen ganz angefüllt war, fort, ohne daß es dem Kutscher möglich war, sie einzuhalten. Dieser hatte dazu verzwei⸗ felte Anstrengungen gemacht, aber indem er mit aller ihm zu Gebote stehenden Körperkraft die Zügel anzog, waren ihm diese gerissen, und an ein Aufhalten war nun nicht mehr zu denken. Als die wüthenden Thiere so mit dem Wagen, in welchem sich der Präsident fortwährend befand, an dem Ende der Allee ankamen, wo die Straße nach dem Präsidentenplatze einbeugt, wurden sie aufs neue noch scheuer durch einen rechts an der Straße befindlichen Gegenstand und stürzten nun links gegen den Hemmstein an der anderen Seite; an diesem anstoßend, prallten sie etwas zurück, und diesen Augenblick benutzte ein entschlossener Mulatte, sie vorn am Gebiß mit den Zügeln fest zu packen und zum Stillstehen zu bringen. Nun konnte der Präsident unverletzt aus seinem Wagen steigen und seinen Rückweg nach Hause zu Fuß vollenden.
Das Leichenbegängniß der Verunglückten war mit aller der ho⸗ hen Stellung derselben entsprechenden Pracht und Würde vor sich gegangen. Starke Abtheilungen Reiterei, Fußvolk und Artillerie be⸗ gleiteten den Zug und feuerten am Grabe Ehrensalven ab. Unter den vielen Tausenden von Anwesenden bei dem Zuge herrschte die tiefste Stille und Sammlung, und auf allen Gesichtern war der all⸗ gemeine Schmerz, die innigste Theilnahme zu lesen. Das Scheuwer⸗ den auch der Pferde des französischen Gesandten war, wie es scheint, durch das Abfeuern einer Kanone veranlaßt worden, doch kam dieser nicht in so ernstliche Gefahr, als der Präsident Herr Tyler. Es ist noch zu bemerken, daß die zersprungene Kanone, der Peacemaker, aus einer Stückgießerei in der Nähe von New⸗York hervorgegangen, und nicht von englischer Fabrication war, wie einige Blätter ange⸗ geben haben. Das andere Geschütz dagegen, der Oregon, ist von englischem Gusse. Der Peacemaker hatte eine Länge von 15 Fuß, eine Mündung von 12 Zoll Durchmesser, wog 10 Tonnen und erfor⸗ derte zur vollen Ladung 45 Pfund Pulver.
Eisenbahnen.
richten bedarf der in der Bresl. Zeitung enthaltene Aufsatz, den auf der Oberschlesischen Eisenbahn Verunglückten betreffend (Nr. 93 der Allg. Pr. Ztg.), einiger Berichtigung. Am 27sten d. M. wurde ein bei der Eisenbahn beschäftigter Tage⸗Arbeiter, früher als Hülfs⸗Telegraphist dabei angestellt (Namens Leisner aus Arnsdorf bei Löwen) von einem ungefähr eine halbe Meile hinter dem löwener Bahnhofe stationirten Telegraphisten in ganz nüchternem Zustande auf der Bahn gehend gesehen. Auf die Aufforderung, die Bahn zu verlassen, weil der Zug bald kommen würde, ging er von derselben herab. Eine halbe Stunde darauf (um 8 ½ Uhr) kam der von Breslau nach Oppeln fahrende Zug bei gedachtem Telegraphisten vorbei, hielt jedoch kurz vor dem nächsten Telegraphen still, weil der Maschinist ein paar Stöße verspürte und Sand in die Maschine ⸗ flogen kam. Die den Zug begleitenden Beamten überzeugten sich nun von der Ursache und fanden nach vielem Suchen Lugesehr 100
Schritte hinter dem Zuge einen gänzlich zerrissenen blutigen Mantel, und fuhren endlich, da sie weiter nichts auffinden konnten, weiter. Der erstgedachte Telegraphenwärter, um die Ursache des Anhaltens zu er⸗ fahren, ging bis zum folgenden Telegraphen, und fand 100 Schritt von der Stelle, wo der Mantel gefunden worden war, einen getöd⸗ teten Menschen, auf dem Gesicht liegend. Derselbe lag quer über die Schienen gestreckt, den Kopf jedoch nicht vom Rumpfe getrennt, sondern mit beinahe gänzlich fehlendem Hinterkopfe, sämmtliche Glie⸗ der mehrmals gebrochen und die Füße beinahe wie vom Körper ab⸗ geschnitten. Jedenfalls war der Körper schon etwa 300 Schritt vom ersten Telegraphen unter den Zug gerathen, denn von da an bis zu dem Orte, wo der Leichnam lag, war der Erdboden, der zwischen den Schienen sonst eine Wölbung bildet, gegen den einen Schienengang zu gleich gedrückt und sah so aus, als wenn etwas darauf hingeschleift worden wäre. Auf der ganzen Strecke waren nirgends Blutspuren zu bemerken und mochte daher der Wagenzug zuletzt erst über den Kopf gegangen sein, weil nur dort sich dergleichen zeigten. Gewiß kann hierbei keinen Bahn⸗ Beamten auch nur der geringste Vorwurf treffen, da es unmöglich ist, in der Dunkelheit einen auf dem Schienenwege liegenden Gegenstand wahrzunehmen. Eben so wenig hat sich aus den gerichtlichen Unter⸗ suchungen herausgestellt, daß ein Dritter dabei die Hand im Spiele gehabt, und es ist nur anzunehmen, daß der Verunglückte, obgleich ihn der Wärter gewarnt, auf dem Bahndamme weiter nach Hause hat gehen wollen, dabei eingeschlafen und von dem Zuge ereilt worden ist, oder daß er absichtlich, in einem Zustande der Verzweiflung, sein Leben enden wollte.
Handels- und Börsen-Nachrichten.
Berlin, 3. April. Das Geschäft in Eisenbahn⸗Actien war zwar nicht unbeträchtlich, doch dehnte sich dasselbe hauptsächlich nur auf einige Effekten aus, welche auch über die gestrige Schluß⸗Notiz bezahlt wurden. — Köln⸗Mindener, anfangs beliebt, erfuhren im Laufe der Börse eine leichte Reaction, schlossen indeß wieder animirter und höher. — Von Oesterreichi⸗ a Effekten waren vorzüglich bei lebhaftem Geschäft Wien⸗Gloggnitzer begehrt.
8 huf den Cours der Niederschlesischen Actien wirkte das Bekanntwerden der in den ersten Tagen des nächsten Monats stattfindenden Repartition von 2 Millionen zu dem Seitenbau günstig.
Paris, 29. März. Anfangs waren heute an der Börse die franzö⸗ sischen Renten, die 5proc. zu 121.45 und die Zproc. zu 82. 75, ausgebo⸗ ten, in Folge des Gerüchts, welches sich verbreitete, daß acht Bürcaus der Deputirten⸗-Kammer von neun die Lesung der Proßosition des Herrn Gar⸗ nier⸗-Pagès wegen Konvertirung der 5proc. Rente gestattet hätten. Später hoben sich jedoch die Notirungen wieder, da man versicherte, der Finanz⸗ Minister selbst habe zu einer solchen Majorität durch die Erklärung beige⸗ tragen, daß er im Stande sei, die Proposition zu bekämpfen. Die spani⸗ schen Fonds waren gesucht. In Eisenbahn⸗Actien fand zahlreicher Umsatz statt. Die Paris⸗Straßburger Actien (Compagnie Ganneron) waren mit einem Agio von 5 pCt. begehrt.
Auswärtige Börsen.
Amsterda m, 30. März. Niederl. wirkl. Sch. 59 ¼. 5 % 4o. 100 ½. 5 % Span. 22 ½. 3 % do. 37 7%6. Pass. 6 ½. Ausg. Zinsl. 8. Preuss. Pr. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 109 ¼. 4 % Russ. Hope 90 ⅞.
Antwerpen, 29. März. Zinsl. —. Neue Aul. 21 ⅞. “
Frankfurt a. M., 31. März. 5 % Met. 114 G. Hauk- Aetien 2015. Bayr. Bank-Actien —. Hope 90 ⅔ Br. Stiegl. 90 ⅔ Br. Iot. 57 1 ½ Poln. 300 Fl. 94 ½ G. do. 590 Fl. 99 ½ G. do. 200 Fl. —.
Hamburg, 1. April. Bank-Actien 1680 Br.
London, 27. März. Cons. 3 % 98 ¾. Belg. —. 1 1 22 sive 6 ⅛. Ausg. Sch. 15. 2 ½ % Noll. 57 ½. 5 % do. 101 ⁄. Neue Port. 45 ½. Engl. Russ. —. Bras. 82 ½. Chili —. Columb. —. Mex. 36. Peru 30 ¼.
Engl. Russ. 113 ½⅔ G. Neue Anl. 25 ⅛. Pas-
Paris, 29. März. 5 % Rente üEin cour. 121. 65. 3 % Rento ün cour. 82. 95. 5 % Neapl. au compt. 101. 70. 5 % Span. Rente 34 ½. F552 12 vin
Wien, 30. März. 5 % Met. III ½¼. 4 % 100 ½ 3⁰⁶% 77⁄. 2 % 8 Anl. de 1834 149 ½. de 1839 131 ½. Bank-Actien 1637. Nordb. 147 ⅞. Gloggn. 111 ⅛. Mail. 109 ½. Livorn. 102 ½. Pesth. 105 ½.
Meteorologische Beobachtungen.
Abends 10 Uhr.
Nachmittags Nach einmaliger
1844. Morgens 2 UW.
2. April. 6 Uhr. Beobachtung.
Quellwärme 5,8° R. Flusswärme 2,2 ° R. Bodenwärme 2,00 R. Ausdünstung 0,011 Rh. Niederschlag 0.
Lufidruck... 339,31 Par. 338,90“ Par. 338,4 10Par. Luftwärme ... + 2,40 R. + 6,6⁰ R. + 3,59 R. Thaupunkt. — 1,1° R. + 0,7° n. + 1,0° RK. Dunstsättigung 74 pCt. 62 pCt. 81 pCt. Wetter beiter. halbheiter. Wind W. w. W. Wärmewechsel + 6,80 Wolkenzug. .. — 1 W. — + 0,2⁰ R. Tagesmittel: 338,87 Par.. + 4,22 R. + 0,2° K. 72 pct. w.
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, 4. April. Am heutigen Tage ist das Billet⸗Verkaufs⸗ Büreau nur Vormittags von 9 bis 2 Uhr geöffnet; am Freitage bleibt dasselbe geschlossen.
Donnerstag, 4. April.
Freitag 5. April. (Kein Schauspiel.
Sonnabend, 6. April. 8
Sonntag, 7. April. Belmonte und Constanze. Divertissement.
Im Konzertsaale: als Gastrolle.) 1
Zu dieser Vorstellung sind Billets von oranger Farbe, mit Satz Nr. 1 bezeichnet, gültig.
Königsstädtisches Theater. Donnerstag, 4. April. Die Geheimnisse der Kapelle. Roman⸗ tisches Gemälde in 3 Akten, frei nach Eugene Sue. Seitenstück zu dessen „Geheimnissen von Paris.“ Hierauf: Letzte Vorstellung von Professor Döbler's optischen Nebelbildern. 1) Anatoli am Bosporus (neu). 2) Bebek am Bosporus. 3) Der Saal der Fünfhundert im Dogen⸗Palast zu Venedig. 4) Ben⸗Nevis am kaledonischen Kanal in Schottland (neu). 5) Das Forum in Rom. 6) Das Innere der Hauptkirche in Mainz. 7) Eine Moschee in Konstanti⸗ nopel (neu). 8) Ansicht des Eingangs vom schwarzen Meere in den Bosporus. 9) Die Karlskirche in Wien (neu). 10) Innere Ansicht der Kirche zum heiligen Grabe in Jerusalem. 11) Johannisberg am Rhein (neu). 12) Die Veste Kluhm im Innthale in Tyrol (neu). 13) Ländliche Ansicht bei Winter⸗ und Sommerzeit. 14) Die goldene Insel in China. 15) Italienische Landschaft mit einer offenen Kapelle.
Freitag, 5. April. Stabat mater, großes Oratorium, von Rossini, ausgeführt von sämmtlichen italienischen Opern⸗Mitgliedern und mit verstärkten Chören. 1
Da das Orchester auf der Bühne ist, so sind die Plätze im Orchester zum Verkauf gestellt.
Sonnabend, 6. April. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) II Giu- ramento.
Sonntag, 7. April. Hellwig, Gastrolle.) Price.
Hierauf:
Emilia Galotti. (Herr Döring: Marinelli,
g, 7. April. Des Schauspielers letzte Rolle. (Mad. Königlich sächsische Hof⸗Schauspielerin: Nettchen, als Dazu: Gast⸗Vorstellung des Kinder⸗Ballets des Herrn
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei. Beilage
. F.
Deutsche Bundesstaaten. Bavern. Mün
EIga. M.
zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.
Doonnerstag den 4 en April.
— — * BV
258— EEE“ 5 chen. Verein zur Ver⸗ breitung nützlicher Kenntnisse im Gebiete der Naturwissenschaften. — Fest⸗ spiel zur Vermählungsfeier der Prinzessin Hildegarde. — Lieferung inlän⸗ discher Fabrikate für das Heer. — Kunst Ausstellungs⸗Gebäude. — Nassau. Aus dem Herzogthum Nassau. Zehnten⸗Ablösung. — Freie Städte. Bremen. Bürger⸗Konvent. — Schreiben aus Frank⸗ (Wiesbaden; Moritz von Haber; Gas⸗Compagnie.) Nußland und Polen. Warschau. Kaiserl. Ukas über den Umsatz der Sproc. polnischen Schatz⸗Obligationen. 13 Frankreich. Paris. Die bischöflichen Drohungen. — Martin du Nord als Kultus⸗Minister. — Fuhrwerk in Algier. — Schreiben aus Paris.
(Unterstützungs⸗Fonds für dramatische Künstler und Musiker.) Schweiz. Zürich. Eröffnung des Großen Raths. — Luzern. Preis⸗ Aufgabe, die Rechts⸗Verhältnisse zwischen Protestanten und Katholiken Italien. Schreiben aus Paris. (Angebliche Pläne der italienischen Flüchtlinge.) “; b Eiseubahmen. Stuttgart. Freiwilliger Beitrag zum Eisenbahnbau. Handels⸗ und Börsen⸗Nachrichten. Stettin, Danzig, Breslau, Magdeburg, Köln und London. Marktbericht. — Frankfu rta. M. Meß⸗ und Börsenbericht. — Amsterdam. Börsen⸗ und Marktbericht.
Ausland. Deutsche Bundesstaaten. “
Bayern. München, 26. März. (A. Z.) Bei verschiede⸗ nen Königl. Behörden cirkuliren bereits die Statuten eines durch Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen veranlaßten und unter Höchst⸗ dessen Leitung stehenden Vereins für Verbreitung nützlicher Kenntnisse im Gebiete der Naturwissenschaften, der gesammten Technik und Wirthschaftslehre. Schriften aus diesen Fächern, welche in nächster Beziehung zum Leben und zu den Erwerbsgeschäften stehen, sollen verfaßt und zu niederen Preisen in den Buchhandel gebracht werden, um dadurch diejenigen, welchen theils zum Studium streng wissen⸗ schaftlicher Werke Zeit oder Vorbereitung, theils zum Ankauf von Büchern zu gewöhnlichen Preisen die Mittel fehlen, in den Stand zu setzen, sich in den genannten Fächern tüchtige Kenntnisse zu ver⸗ schaffen. Jedweder, welcher vier preußische Thaler jährlich vorausbe⸗ zahlt, wird Mitglied dieses Vereins, dessen Ausschuß das erste Mal von Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen selbst ernannt wird. Die durch Tod oder Austritt der Ausschußglieder entstehenden Lücken wer⸗ den ersetzt, indem der Auslchuß Kandidaten hierzu der Wahl Sr. Königl. Hoheit unterbreitet. Der Ausschuß läßt Schriften bearbeiten, die eingeschickten Manuskripte durch zwei tüchtige Gelehrte des resp. Faches beurtheilen, schließt mit den Autoren Kontrakte für das Ho⸗ norar ab und erwirbt dadurch die Werke als Eigenthum des Vereins.
(F. M.) Auf unserem Hof⸗Theater wird bereits ein großartiges Festspiel einstudirt, welches bei dem zur Vermählungsfeier Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Hildegarde stattfindenden „Freitheater zur Aufführung kommen soll. — Zum erstenmale finden wir in einer der Ausschreibungen von Monturmaterialien⸗Lieferungen für unsere Regimenter die Bemerkung, daß nur inländische “ — d. h. wohl aus sämmtlichen Staaten des deutschen Zoll⸗Vereins — gelie fert werden dürfen. — An dem Kunst⸗Ausstellungs⸗Gebäude, .S* über der Glypthothek wurden vorige Woche die Arbeiten wieder auf⸗ genommen. Das Gebäude wird im reinen korinthischen Style erbaut. Das Giebelfeld desselben erhält eine von Schwanthaler's ö“ geschaffene Marmorgruppe, „das Gedeihen v“ emg Schutze Bavariens“ darstellend. Die Wände der Säle werden griechi⸗ sche Landschasten, gemalt von Rotmanner, schmücken.
Aus dem Herzogthum Nassanu, 20. März. GEr. J.) Schon seit 1814 wurde bei uns die Ablösung der Zehnten, vom hrone ausgehend in der Verfassungs Urkunde erklärt und durch Aufhebung des Neubruchzehntens i. J. 1816 der weiteren Ausdehnung des Zehnt⸗ rechtes für immer ein Ziel gesetzt; seit 1820 aber nur durch das Mittel gegenseitigen Uebereinkommens und mit Hülfe einer Leihkasse für Landeigenthümer nur der späteren Landeskredit⸗ Kasse auch für die Gemeinden, durchgeführt. Nach dem bisherigen Resultate wur⸗ den 1) im Jahr 1811 141 Berechtigungen, 2) im Jahre 1842 302 Berechtigungen, 3) im Jahr 1843 376 Berechtigungen; nämlich: 1) für die h. Domäne 414 Berechtigungen auf 235,145 M. Morgen, 2) für den Central⸗Studien⸗Fonds 49 Berechtigungen auf 14,579 M. Morgen, 3) für den evangel. Central⸗Kirchenfonds 15 Berechti⸗ gungen auf 2746 M. Morgen,
4) für den kathol. Central⸗Kirchen⸗ fonds 6 Berechtigungen auf 5953 M. Morgen, 5) für Pfarreien 137 Berechtigungen auf 27,777 M. Morgen, 6) für Privaten, Schulen und Gemeinden 173 Berechtigungen auf 33,685 M. Morgen, 7) an vorläufig noch nicht vollzogenen Verträgen 25 Berechtigungen auf 16,960 M. Morgen, zusammen 819 Berechtigungen auf 334,845 M. Morgen abgelöst, und bleiben noch abzulösen 104⸗2 Berechtigun⸗ gen auf 252,929 M. Morgen. 1
Freie Städte. Bremen, 29. März. (Brem. 8.) In dem heutigen Bürger⸗Konvente forderte der Senat zunächst die Bürgerschaft zu einer Erklärung üiber das ihr früher mitgetheilte Budget für das laufende Jahr auf. Die Berathung dieses Gegen⸗ standes nahm die ganze Sitzung hin, und es wurden der allgemeinen Bewilligung des Budgets im Einzelnen verschiedene Wünsche, Erinne⸗ rungen und sonstige Bemerkungen hinzugefügt. Ueber alle sonstigen Anträge und Mittheilungen des Senats setzte die Bürgerschaft ihre Erklärungen aus. Dieselben betreffen unter Anderem folgende Punkte: 4) Hinsichtlich der Bestimmungen über die Bürgerwehr üußert der Senat sein Einverständniß mit der letzten Erklärung der Bürgerschaft. 2) Bundeskontingent. Es wird daran erinnert, daß die zwischen Oldenburg und den Hansestädten bestehende Brigade⸗Convention am 1. Mai 1845 ablaufe, mithin am 1. Mai d. J. die Frist endige, binnen welcher eine Kündigung eintreten könne. Zugleich wer⸗ den die Gründe entwickelt, weshalb eine solche Kündigung nicht zweckmäßig erscheine. 3) wird die Bürgerschaft an ihre rückständige Erklärung über den Bericht der Deputation für den Bremerhaven erinnert, und bemerkt, daß der dort beabsich⸗ tigte Kirchenbau eine schleunige Erledigung wünschenswerth mache. 4) Theilt der Senat ein motivirtes Gesuch des Kunst⸗Vereins um unentgeltliche Ueberlassung des an der Dechanatstraße Nr. 3 belegenen Grundstücks mit, um darauf ein Gebände für die Zwecke dieses Ver⸗ eins zu errichten. 5) Wird auf Anwendung des Expropriations⸗ Gesetzes Behufs einer Verbreitung der Straße „Auf den Häfen angetragen. 6) Kommunizirt der, Senat den bisher rückständigen Rechnungs⸗Abschluß der Deputation zur Verwaltung der Haupt⸗ Schule nebst deren Budget für 1844. 7) Antwortet er auf den letzten Vortrag der Bürgerschaft in Betreff der Bremer Zeitung. 8) Endlich giebt der Senat unter Vorbehalt weiterer Mittheilungen und Anträge kund, was über eine gemeinschaftliche neue Kriminal⸗ Gesetzgebung von Seiten Hamburgs angeregt worden ist.
½* Frankfurt a. M., 30. März. Die Festlichkeiten in Wiesbaden wurden bei ihrem heutigen Schlusse von einer wahren Frühlingswitterung begünstigt, während in den letzten Tagen es fast 1 hörlich regnete. 5 1 1 Üüe 8 Haber ist nicht, wie es bereits hieß, von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Hessen begnadigt worden, son⸗ dern tritt am 1. April seine Festungsstrafe in Babenhausen an. Die englische Kontinental⸗ Compagnie hat nun doch von Seiten des Senats die Beleuchtung unserer Stadt mit Gas übertragen er⸗ halten, obgleich, wie es heißt, die hiesige ältere Gasbereitungs⸗Gesell⸗ schaft 5000 Fl. jährlich weniger verlangt haben soll. Dagegen soll die englische Gesellschaft für das Allgemeine bessere Bedingungen ge⸗ tellt haben, als die hiesige. “ 8 b vren Rabbiner unserer jüdischen Gemeinde, Herr Dr. Stein, wurde in den letzteren Tagen hier feierlichst installirt und wird nach Pfingsten sein neues Amt antreten. Für den Bau einer neuen Synagoge soll aber nun wenig Aussicht mehr vorhanden sein, da die Familie von Rothschild ihre Dotation zurückgezogen haben soll.
Russland und Polen.
Warschau, 26. März. Ueber den Umsatz der 5 proc. polnischen Schatz⸗Obligationen ist folgender Kaiserl. Ukas erschienen:
„Wir Nikolaus J., von Gottes Gnaden zꝛc. ꝛc. Nachdem Wir ange⸗ messen befunden, sämmtliche auf den Grund Unserer Ukase vom 25. März (7. April) und 28. Juli (9. August) 1834, 2. (14.) Mai 1838 und 11. (23.) März 1841 kreirte 5 proc. Schatz⸗Obligationen Unseres
Königreichs Polen einzuziehen, entweder durch Umtansch gegen neue A proc. Obligationen oder durch baare Rückzahlung, auf den Bericht Unseres Namiestnik im Königreich Polen und nach Anhörung des Gutachtens des Departements für die Angelegenheiten des Königreichs Polen im Reichsrathe befehlen Wir: Art. 1. Den Inhabern der 5proc Schatz⸗ Obligationen wird es freigestellt, solche gegen neue 4proc. Obligationen umzutauschen oder den Kapital⸗Betrag dafür baar zu empfangen, nach den Bestimmungen und in den Terminen, die weiter veröffentlicht werden sollen. Art. 2. Die eingelösten Fproc. Obligationen sollen in der Mitte durch⸗ geschnitten, die eine Hälste davon verbrannt und die andere im Schatze aufbewahrt werden. Art. 3. Mit dem Umtausche der 5proc. gegen 4 proc. Schatz⸗Obligationen ist die polnische Bank nach den von Unserem Admi⸗ nistrations⸗Rathe zu erlassenden Vorschriften beauftragt. Art. 4. Die Schatz⸗ und Finanz⸗Kommission Unseres Königreichs Polen ist ermächtigt, eine dem Amortisations⸗Fonds entsprechende Anzahl 4proc. Schatz⸗Obliga⸗ tionen, auf den Inhaber lautend, in Stücken von 500-, 150⸗ und 100⸗Sil⸗ ber⸗Rubeln unter dem 20. März (1. April) d. J. auszustellen, welche mit halbjährig zahlbaren Zins⸗Coupons versehen sein werden. Art. 5. Diese Aproc. Schatz⸗Obligationen werden mittelst halbjährigen Verloosungen zum vollen Nominalwerthe im Laufe von 61 Jahren amortisirt. Art. ö. Der gegenwärtig für die 5 proc. Obligationen bestehende Amortisations⸗Fonds wird fortan zur Amortisation der neuen 4proc. Obligationen verwendet. Dieser Fonds kann vergrößert und dadurch die Tilgung der Aproc. Obli⸗ gationen durch Verloosung vor Ablauf der 61 Jahre bewirkt werden. Art. 7. Die 4proc. Schatz⸗-Obligationen sind auf alle Einkünfte des Schatzes
fundirt, und namentlich auf diejenigen, welche als Garantie für die 5proc.
Schatz⸗Obligationen angewiesen sind. Art. 8. Die Schulden⸗ Tilgungs⸗
Kommission Unseres Koͤnigreichs Polen wird ihre Kontrolle auf die 4proc.
Schatz⸗ Obligationen nach den Vorschriften ausdehnen, welche für alle Staatsschulden in Kraft sind. Art. 9. Unserem Namiestnik im Königreich Polen, so wie allen Behörden, so weit sie solches betrifft, ist die Ausfüh⸗ rung des gegenwärtigen Ukases, welcher in die Gesetz⸗ Sammlung aufge⸗ nommen werden soll, übertragen. 8
Gegeben St. Petersburg, den 29. Februar (12. März) 1844.
(Unterz.) Nikolaus. Durch den Kaiser und König: der Minister Staats⸗Secretair Ig. Turkuth.
Frankreich.
Paris, 28. März. Der Univers, Haupt⸗Organ des Episkopats, veröffentlicht abermals ein Schreiben gegen den Gesetz⸗Entwurf über den Secundair⸗Unterricht, welches von dem Bischof von Perpignan herrührt, und enthält zugleich folgende in offiziellem Tone gehaltene Drohworte: „Das Episkopat wird die Almoseniere zurückziehen. Das nennt das Journal des Déebats eine Excommunication, und das will, wie dieses Blatt meint, der Kardinal von Bonald mit den Worten zu verstehen geben: Die Bischöfe würden ganz einfach alle geistliche Mitwirkung einem Systeme versagen, welches direkt und allgemein gegen die Kirche gerichtet wäre. Das Journal des Débats täuscht sich. Jede Mitwirkung verweigern, bedeutet nicht einfach: die Almoseniere der Schul⸗Anstalten zurücknehmen, und das Wort System ist durchaus nicht synonym mit dem Worte Universität. Das Journal des Débats antwortet hierauf: „Wir wissen nicht, ob der Kardinal von Bonald den Kommentar anerkennt, welchen diese Kirchen⸗Zeitung zu den Worten seiner letzten Denkschrift giebt. Er⸗ kennt er den Kommentar an, so geht daraus klar hervor: daß, wenn die Kammern es trotz des Herrn von Bonald wagen, den Gesetz⸗ Entwurf über den Secundair⸗Unterricht anzunehmen, nicht blos die Schul⸗Anstalten gestraft werden sollen; Herr von Bonald ist niche mehr so zurück, einfach gegen die Universität kämpfen zu Fhnens gegen das System kämpft er, und dieses Wort System sosl nich blos die Universität bedeuten. Was soll es also bedeuten? Den Staat oder, mit anderen Worten, den König und die Kammern. Der König und die Kammern sollen also exkommunizirt werden. Denn jede Mitwirkung verweigern, bedeutet nicht blos, die Pnssegäere⸗ der Schul⸗Anstalten zurücknehmen, es bedeutet weit mehr. Was denn? Bedeutet es, daß die Kirche sich weigern werde, die Prin⸗ zen der Königlichen Familie zu taufen oder ihre Ehen einzu⸗ segnen? Bedeutet es, daß die Mitglieder der beiden Kammern und der ersten Staatskörperschaften, sie und ihre Familien, von jeder Theilnahme an den Sakramenten ausgeschlossen werden sollen, und das Alles,, weil ein Gesetz votirt worden sein wird, welches dem Klerus mißfällt? Bedeutet es, daß die Bischöfe dem Haupt der Regierung den Eid des Gehorsams und der Treue verweigern werden, den sie nach den Vorschriften des Art. 6 des Konkordats leisten müssen? Be⸗ deutet es, daß man nicht mehr das Gebet Domine salvum fac Regem hersagen wird, welches gleichfalls durch den Art. 8 des Kon⸗ kordats vorgeschrieben ist? Bedeutet es endlich, daß in Mißachtung des Art. 49 des organischen Gesetzes des Konkordats die Bischöfe die öffentlichen Gebete verweigern werden, welche von der Regierung an⸗ geordnet würden? Wir suchen die verschiedenen Fälle, in welchen die Kirche „ihre Mitwirkung dem Systeme verweigern kann“, auf, weil wir uns denn getäuscht hatten, als wir meinten, daß die Verweige⸗ rung der geistlichen Mitwirkung nichts weiter bedeute, als die Zurück⸗ nahme der Almoseniere. Wir faßten also die Drohung allzu kleinlich auf. Man versteht sie weit großartiger. Gut! Man richtet sie weit höher und weiter. Gut denn! Aber dann, wenn von einer Excom⸗ munication die Rede ist, und wenn nicht blos die Schul⸗Anstalten erkommunizirt werden sollen, dann verlangen wir, daß man uns sage, welcher Unterschied zwischen der Lehre von den Excommunicationen im Mittelalter und der gegenwärtigen Lehre der geistlichen Partei bestehe.
Dann werden wir auch verlangen, daß man uns sage, was, wenn die
Kirche in solcher Weise überall dem Systeme ihre Mitwirkung ver⸗ weigern würde, von dem Konkordat übrig bliebe?“
Es soll die Rede davon sein, den Kultus⸗Minister, Herrn Mar⸗ tin du Nord, weil man ihm nicht die gehörige Energie zur Bekäm⸗ pfung der Uebergriffe des Klerus zutraue, zum Pair von Frankreich und zum Präsidenten am Cassationshofe zu ernennen und das Porte⸗ feuille der Justiz und der Kulte an Herrn Dumon du Lot zu über⸗ geben, der seinerseits in dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten durch den Grafen Daru, Präsidenten der Ober-⸗Kommission für das Eisenbahnwesen, ersetzt werden würde.
Sobald die Ansiedelung der neuen Bewohner von Algier nur einigermaßen gesichert oder erträglich erschien, folgte die Bevölkerung ihrem natürlichen Hange zu dem Landleben und den Feldarbeiten. Die zwei ältesten Dörfer, Deli⸗Ibrahim und Kuba, waren bereits so ziemlich bewohnt; Burkadem und Duera knüpften auch alsbald neue Beziehungen an. Einige industrielle Köpfe glaubten nun, eine gute Speculation zu machen, wenn sie öffentliche Wagen herstellten. Seit⸗ dem ist die Zahl dieser Wagen bis auf 150 gestiegen und die Cir⸗ culation in der Umgegend von Algier so lebhaft geworden, daß auf einigen Passagen, z. B. vor dem Thore Bad⸗Assun, so viel Bewe⸗ gung herrscht, als an den besuchtesten Barribren von Paris. Indeß nimmt das Bedürfniß so zu, daß bald auch diese Anzahl Wagen nicht mehr genügen wird. Man spricht von regelmäßig organisirten Omnibus⸗Fahrten auf den besuchtesten Straßen. g.
Der General⸗Lieutenant Pire erklärt die Nachricht des Courrier frangais, daß er vom Kriegs⸗Minister Befehl erhalten, sich in das Militair⸗Gefängniß von Lille zu begeben, für grundlos.
Paris, und überhaupt ganz Frankreich,
ist arm an gemeinnützigen Anstalten, die einen Wohlthätigkeits⸗Zweck
haben, welcher nicht geradezu auf das ganz eigentliche Almosen hin⸗
ausläuft. Wittwen⸗ und Sterbekassen, Stipendien und Freitische für
Studirende, und eine Menge ähnlicher Einrichtungen sind so gut wie
gänzlich unbekannt in Frankreich. Erst in den letzten Jahren hat man
augefangen, einige dieser Lücken durch das Mittel der Vergesellschaf⸗
tung auszufüllen. So bildete sich vor vier Jahren, unter der thäͤti⸗
gen Mitwirkung des als warmen Kunstfreundes bekannten Baron
Taylor, die Gesellschaft der dramatischen Künstler zur Unterstützung
von Schauspieler und Schauspielerinnen, welche durch Krankheit oder
Alter in Noth und Mangel gerathen. Diese Gesellschaft hat binnen
ihres bisherigen Bestehens bereits ein Kapilal von 150,000 Fr. 8
sammengebracht, mit dessen Zinsen sie gegenwärtig, abgesehen von
ren Hüfsleistungen, dreiundzwanzig kleine lebenslängliche Pensesne. e⸗
zahlt. Ein ähnlicher Verein ist vor einem Jahre unter den hiesigen Musikern gestiftet, einer Klasse von Künstlern, welche hier “ mehr als jede andere den schlimmsten Wendungen des ünseren hi - sals preisgegeben ist. Unter den vielen Tausenden von Musikern vor
Profession, welche Paris zählt, ist nur eine außerordentlich geringe Anzahl von Männern, welche es durch Talent und Gunst der Um⸗ stände zu einer leidlichen und sicheren bürgerlichen Existenz gebracht haben. Der beste Beweis von der Genügsamkeit, zu welcher die hie⸗ sigen Musiker der unendlichen Mehrzahl nach durch die Verhältnisse verurtheilt sind, ist die Thatsache, daß die unbedeutendsten Anstellun⸗ gen im Musikfache mit einem ganz unglaublichen Eifer selbst von ausgezeichneten Künstlern gesucht werden. Die Stellen in den Orchester der Theater haben fortwährend ganze Schaaren von Bewerbern, obwohl die damit verbundenen Gehalte durchweg im höchsten Grade elend sind. Selbst die Königlichen Theater bezahlen ihr Orchester sehr schlecht, und es ist selten, daß ein zum Beispiel an der großen Oper angestellter Instrumentist mehr als 800 Fr. Gehalt bekommt, wiewohl sein Dienst den größten Theil seiner Zeit in Anspruch nimmt. Es ist für einen Theatermusiker schwer, mit Hülfe seines Gehalts und des Unterrichts, den er geben kann, über 12 bis 1500 Fr. zu ver⸗ dienen, eine Summe, deren Unzulänglichkeit doppelt groß ist, Ee. Musiker sich der Natur seiner Beschäftigung gemäß ;8 daess ge bewegt, in der ein gewisser Luxus so zu sagen Lebens⸗Nothwen igkei
ist. Daß bei so geringen Einnahmen nicht an Ersparnisse für schlechte Tage zu denken ist, versteht sich von selbst. Deher ge7 denn, daß viele Musiker mit herannahendem Alter im Elend untzegehest und daß Andere, auf Kosten der Kunst und des Publikums, aus T armherzig⸗ keit weit über die Zeit hinaus an Plätzen gelassen werden, denen sie nicht mehr vorstehen können. Um diesen hse einiger⸗ maßen abzuhelfen, ist denn, wie gesagt, eine Gesellschaft zur Bi b ung eines Unterstützungs⸗Fonds für hülfsbedürftige Musiker nefz. welcher den besten Fortgang zu nehmen verspricht. Die Zah der Theilnehmer an dem Vereine beträgt nach Ablauf des . Jahres bereits zwölfhundert. Das Minimum der monatlichen Beiträge ist auf 10 Sous festgesetzt, um Jedermann den Eintritt in die Gesell⸗ schaft möglich zu machen. Diese beschränkt sich überdies keines⸗ weges auf Musiker, sondern sie wendet sich mit ihren Auffor rnsfhn zum Beitritt an jeden Kunstfreund. Und in der That haben die pariser Kunstfreunde eine geistige Schuld an die Musiker abzutraͤgen, deren Leistungen von der hiesigen eleganten Welt unaufhörlich zur Erheiterung geselliger Abende und zur Verschönerung von Familienfesten in Anspruch genommen werden, ohne daß dem Künstler ein anderer Vor⸗
₰&½ Paris, 27. März.
theil daraus erwüchse als das Bewußtsein eines geleisteten Dienstes. Möge der Hülfs⸗Verein der pariser Musiker den besten Fortgang nehmen und zur Stiftung ähnlicher Anstalten ermuthigen, die für gewisse Klassen der Bevölkerung auch in üinderen den wohl⸗ thätigsten Wirkungen sein könnten. 1np “ Schweiz. Zürich, 7. März. Am 26. d. wurde der Große Rath durch den Präsidenten, Herrn Zehnder, mit einer Rede eröffnet, welche zuerst auf die „feindlichen Elemente, die hier und da im Vaterlande gähren und durch allzu starke Reibung den Funken der Zwietracht zur hellen Flamme anfachen könnten“, hindeutete, hierauf den Fü- vrn Zu⸗ stand der Finanz⸗Verhältnisse“ berührte, und sodann das veenes Polizei⸗Gesetz, so wie die Petition für Beschränkung der Gewerbe⸗
Freiheit zur sorgfältigen Prüfung empfahl.
enzern, 27. März. (Oest. B.), Die Staats⸗Zeitung der vahanscen Schweiz enthält folgende Preis⸗Aufgabe: „Es werden Freunde der Vaterlandsgeschichte ersucht, die öffentlichen Rechts⸗ verhältnisse, wie sie sich in der schweizerischen Eidgenossenschaft, in den varitätischen Kantonen und in den ehemaligen Unterthanen⸗Landen bis auf unsere Zeiten in Konfessions⸗Angelegenheiten zwischen Katholiken und Protestanten ausgebildet haben, urkundlich nachzuweisen. Dem⸗ jenigen Verfasser, welcher diesen Nachweis am gründlichsten und licht⸗ vollsten leistet, wird, nebstdem, daß er Eigenthümer seiner Arbeit bleibt, ein Preis von 240 Fr. zuerkannt. Für unparteiische Beurtheilung der Arbeiten wird gesorgt; dieselben sind bis Ende Weinmonats der Re⸗ daction dieses Blattes einzureichen, welche sie an ihre Bestimmung fördern und für die Verabreichung des festgesetzten Preises sorgen
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