der Actionaire festzustellenden Statut vorbehalten bleiben, wobei jeder Actionair nur für je drei Ac⸗ ien zu einer Stimme, und nicht mehr als zu drei⸗ fig Stimmen für eigene und vertretene Actien, zufammen, berechtigt sein soll, der Beschluß der Mehrheit aber für jeden abwesenden und nicht vertretenen Actionair verbindlich ist. 6) Kommt die Vereinigung nach 2. zu Stande, so werden die Subsidiar⸗Zeichnungen, so weit sie nicht nach 4. definitiv zur Ergänzung eintreten, gelöscht, und alle Subsidiar⸗Zeichner aufgefordert, das entuell erlegte eine Prozent, gegen Rückgabe der Interims⸗Quittung, da, wo es eingezahlt ist, zurückzuempfangen. b . 1 7) Die Wahl der Bahnlinie bleibt näheren Ermitte⸗ lungen und der Feststellung des Staates vorbehal⸗ ten. Wird der Hauptlinie über Vohwinkel, Haan, Leichlingen und Opladen der Vorzug gegeben, so ist jedenfalls die Strecke von Sonnborn bis Leich lingen durch eine Nebenlinie durch das Wupper thal für Pferdeheförderung durch unmittelbare Ein⸗ mündung an beiden Seiten in Verbindung zu setzen. Möchte aber durch eintretende Begünsti⸗ gungen irgend einer Art, oder in Folge näherer Ermittelungen, die Hauptlinie durch das untere Wupperthal gewählt werden, so wird die Befugniß vorbehalten, die Linie über Vohwinkel und Haan ganz aufzugeben. Durch die auf den gegenwärtigen Prospektus er⸗ folgenden Einzeichnungen wird das unterzeichnete Comité zugleich ermächtigt und beauftragt, alle zur Ausführung des Unternehmens erforderlichen Ein⸗ leitungen und Vorarbeiten auszuführen, so wie namentlich einerseits mit der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn⸗Gesellschaft, und andererseits mit dem Staate, Behufs Erlangung der Konzession und angemessener Begünstigungen, in Verhandlung zu treten und, so weit als erforderlich, die eingezahlten Gelder zu solchen Zwecken zu verwenden. Alle Bekanntmachungen und Aufforderungen des Comité's an die Actienzeichner sind gültig erlassen, wenn sie in zwei Berliner Zeitungen, in der Kölner Zeitung und in der Elberfelder Zeitung erschienen ist. Elberfeld, den 15. April 1844. Das Comité zur Anlage einer Eisenbahn von Elberfeld nach Köln.
Ang. von der Heydt. C. Hecker. W. Meckel. Albert Wever. Aug. Schnitzler. Josua Hasenclever. J. Scharff. Egen.
N. Weyersberg. F. J. Servaes. W. Ulenberg. G. Kollmann.
[474 b]
Oeffentliche Danlsagung und Anzeige. Im Oktober 1831 rief der helle und kräftige Geist
des Präsidenten Rust einen Verein ins Leben, welcher den in Folge der Cholera verwaiseten Kindern Ernährung und Erziehung gewährte. Von nah und fern sandten edle Menschen Beiträge ein und der Verein gedieh zum Segen vieler Unglücklichen. Im Jahre 1840 starb der hochherzige Stifter, doch seine Mitarbeiter haben es sich angelegen sein lassen, das von ihm begonnene Werk in seinem Sinne und Geist zu dem gegenwärtigen Ziele zu führen.
Zu Anfang des Jahres 1832 betrug die Zahl der vom Verein in Obhut genommenen Kinder 203. Von diesen sind im Jahre 1835 71 Kinder mit einer Summe von 852 Thlr. 10 Sgr. der hiesigen Armen⸗Direction überwiesen worden; am Schluüsse des Jahres 1843 be⸗ lief sich die Zahl auf 6 und jetzt noch auf 3.
Der Verein verdankt dem Wohlthätigkeitssinn edler Geber während seines 12 ½jährigen Bestehens eine Ge⸗ sammt⸗Einnahme von 14,116 Thlr. 26 Sgr., durch deren sorgfältige Verwendung wir unseren Dank sowohl fürßmilden Gaben, als für das in uns gesetzte Vertrauen zu vethätigen bemüht gewesen sind. Insonderheit waren es bei 1228 Geschäfte die Ehrendamen:
die Frau Wittwe des Präsidenten Rust,
„ des Justiz⸗Rathes Bode,
8111“ ⸗ ⸗ Marchand,
⸗ 86 Banquiers Alexander Mendels⸗ ohn, welche den Verein krästig und auf die wirksamste Weise unterstützten, indem sie die Aufsicht über die Pflege der Waisen übernahmen. Im Namen des Vereins und derer, welche die Wohlthaten desselben genossen haben, erlauben wir uns daher, jenen würdigen Frauen den herzlichsten und lebhaftesten Dank für ihre menschen⸗ freundlichen und mühevollen Leistungen hiermit ergebenst abzustatten.
Nach den alljährlich gelegten, revidirten und dechar⸗ girten Rechnungen verblieben am Schlusse des Jahres 1843, nach Zurückbehaltung 1) der Kostgelder für vorgenannte 3 Kinder, welche
erst im Laufe dieses Jahres das 14te Lebensjahr erreichen werden, 2) eine Summe von 30 Thlrn. zu ihrer Einkleidung Behufs der Einsegnung, und 3) zu unvorhergesehenen kleinen Ausgaben, noch die Summe von 1050 Thlr. übrig. Diese Summe haben wir dazu bestimmt, um denjenigen 14 Waisen, welche sich zuletzt in unserer Obhut befunden haben, bei erreichter Majorennität eine Ausstattung von je 75 Thlr. nebst Zinsen zu gewähren, und die hiesige Armen⸗Di⸗ rection hat sich bereit finden lassen, dies Geld zu über⸗ nehmen, für diese Kinder besonders zu verwalten und zu seiner Zeit den Betheiligten auszahlen zu lassen, in⸗ sofern sie sich dieser Wohlthat nicht durch einen schlech⸗ ten Lebenswandel unwürdig gemacht haben.
Das Werk ist vollendet und der Verein aufgelöst! Dankbare und segensvolle Erinnerungen folgen dem Stifter in seine stille Gruft. Wir aber sagen bei die⸗ ser Gelegenheit in unserem und der Waͤcgzen Namen, allen Wohlthätern des Vercins noch einmal den auf⸗ richtigsten und innigsten Dank.
Berlin, den 3. Mai 1844.
Der Verein zur Unterstützung und Erziehung der in Folge der Cholera verwaiseten Kinder. Kluge. Knoblauch. Mendelssohn. Odebrecht.
2
1167 v] Stettin, den 2. Mai 1844. Am 30sten v. M. langte das Dampfschiff b „Prinz von Preufsen“,
EW. vn Capitain Saag, von Neweastle a. Tym Dasselbe hat zwei ausgezei 1 5
z gezeichnete Maschinen von 65
dge c plede raft. ist kupferfest und gekupfert, nach
räumige Raja⸗ eihode gebant, enthält drei elegante ge⸗ n. Passa üne und sst zu einer täglichen regelmäßi⸗ a ienfahn zwischen hier und Swinemuünde be⸗
d „ es die Reise hin und zurück in einem 2* macht, und u seder Fahrt n.r 4 ½ Stunden be⸗
darf. — Das Schiff gehöri tiner Actien⸗Gesellschaft
in Berlin und hier, und wird durch dasselbe einem längst gefühlten Bedürfnisse abgeholfen werden; indem nun das Seebad Swinemünde von Berlin in einem Tage, bei einem Aufenthalt von 2 bis 3 Stunden in Stettin, täglich sehr bequem erreicht werden kann. Dasselbe wird noch im Laufe dieses Monats seine regelmäßigen Fahr⸗ ten beginnen, worüber die öffentlichen Bekanntmachun⸗ gen zu erwarten sind.
[352] Ediktal⸗Ladung. Vom unterzeichneten Stadtgericht ist 1) zu dem überschuldeten Vermögen der hiesigen Han⸗ delsfrau Amalie Henriette verehel. Rückart, geb. Knappe, der Konkurs⸗Prozeß eröffnet, hiernächst 2) die Ermittelung der nächsten Erben oder Gläubi⸗ ger der im Jahr 1841 hier verstorbenen Anne Re⸗ gine verwittw. gewes. Schiertz, deren Nachlaß 23 Thlr. 16 Ngr. 1 Pf. beträgt, beschlossen und in beiden Sachen der 24. August 1 844
zu Anmeldung der Forderungen oder Erb⸗Ansprüche, der 7. Oktober 18344
zu Eröffnung eines Präklusiv⸗Bescheidd6, der 19. Oktober 1844
zur Gütepflegung, 3 der 26.
zum Aktenschluß und der 30. Oktober 1844
zu Bekanntmachung des Urtels anberaumt worden.
Es werden daher die bekannten und unbekannten Gläubiger der verehel. Rückart, so wie alle diejenigen, welche an den Nachlaß der genannten Schiertz Erb⸗ oder sonstige Ansprüche haben, auch hierdurch vorgela⸗ den, in diesen Terminen persönlich oder durch legiti mirte Bevollmächtigte zu erscheinen, ihre Forderungen anzumelden und zu bescheinigen und mit dem Kon⸗ fkurs⸗ und resp. Nachlaß⸗Vertreter darüber, so wie un ter sich über die Priorität zu verfahren, binnen 6 Wo⸗ chen zu beschließen, die Bescheide anzuhören und im Verhörs⸗Termine die Güte zu pflegen, und zwar unter der Verwarnung, daß diejenigen, welche sich nicht an⸗ melden, ihrer Ansprüche, so wie der ihnen etwa zustän⸗ digen Rechtswohlthat der Wiedereinsetzung in den vori⸗ gen Stand, für verlustig, diejenigen aber, welche im Verhörs⸗Termine über Annahme oder Zurückweisung der gemachten Vergleichs⸗Vorschläge sich gar nicht oder nicht deutlich erklären, für einwilligend erachtet und die zu publizirenden Bescheide gegen die Außenbleibenden für bekannt gemacht angesehen werden sollen.
Auswärtige Gläubiger haben zu Annahme künftig ergehender Ladungen hier wohnhaste Bevollmächtigte zu bestellen. t. 61
Stadtgericht Neustadt bei Stolpen im Königreich Sachsen, am 7. März 1844.
““ Karl Gustav Häntzschel, 1“ Stadtr.
v““
[573 Alerisbad.
Die diesjährige Bade⸗ und Trinkkur im Alexisbade wird, wie bisher, mit dem 1. Junius beginnen und sind von da ab die Stahl⸗ und Soolbäder in den verschie⸗ denen Formen zu haben.
Die Verwaltung hat es sich angelegen sein lassen, nach Kräften dafür zu sorgen, daß den Gästen der Aufenthalt im Bade so angenehm als möglich gemacht werde, sich auch im Stande gesehen, für diese Saison wieder eine Ermäßigung der Kosten und namentlich der Preise für Logis in den Monaten Juni und August eintreten zu lassen.
Quartier⸗Bestellungen bittet man zeitig bei dem Haus⸗ verwalter Münch im Alexisbade zu bhncgen.
Bernburg, den 28. April 1844. 1“
Herzogl. Anhalt. Kammer. 3
469 5b 8 1. 1469„“l Bad Pyrmont.
Unter den deutschen Bädern nimmt Pyrmont un⸗ streitig eine der ersten Stellen ein, denn jedes Jahr vergrößert sich der Zusammensluß von Kranken und Reisenden, die hier aus allen Theilen von Europa zu⸗ sammentressen. Man kann die Zahl der im vorigen Sommer daselbst anwesenden Personen auf mehrere Tausende annehmen, und Alle haben diesen der Ge⸗ sundheit und dem Vergnügen gewidmeten Ort mit dem Entschlusse verlassen, denselben dieses Jahr wieder zu besuchen. Was könnte man sich auch denken, das man nicht Alles in Pormont vereinigt fände.
Die allgemein anerkannte Wirksamkeit der Heilquel⸗ len bei einer großen Anzahl von Krankheiten und be⸗ sonders bei Nerven⸗Krankheiten; eine reine und gesunde Luft; vortreffliche und billige Nahrungsmittel. — Pyr⸗ mont liegt mitten in einem fruchtbaren, von lachenden und malerischen Gegenden umgebenen Thale, die zu den schönsten Spaziergängen benutzt werden. — Die Woh⸗ nungen vereinigen alle Gemächlichkeiten, und die Be⸗ lustigungen und Vergnügungen stehen denen in den berühmtesten Badeorten, wie Baden, Wiesbaden ꝛc. ꝛc. keinesweges nach.
Abend⸗Gesellschasten, Bälle, Konzerte, Theater, Oper, Spiele und Feste jeder Art reihen sich an einander; Nichts geht Pyrmont mehr ab, besonders seitdem Ba⸗ ron Devaur aus Paris, dessen vollkommene Sachkennt⸗ niß und vortrefflicher Geschmack sich bis in den unbe⸗ . bg Kleinigkeiten bewähren, sich dafür interes⸗ sirt hat.
Wenn wir nicht besorgten, unbescheiden zu stin, so würden wir gern einige der neuen Ueberraschungen an⸗ deuten, die dieses Jahr den Besuchern dieses Bades bevorstehen, denn wir wissen aus guter Quelle, daß man mit cinigen der ersten Tanzlünstler der pariser großen Oper in Unterhandlung steht, die während der diesjährigen Bade⸗Saison wiederholte Vorstellungen auf dem Theater in Pormont geben sollen.
Man trfft große Anstalten zu einer allgemeinen Il⸗ lumination der großen Haupt⸗Allee und des Brunnen⸗ platzes bei Gelegenheit des Geburtsfestes der Prinzessin Auguste von Waldeck und zu einer Tombola von nie gesehener Ausdehnung zum Besten der Armen; die zahlreichen kostbaren und verschiedenartigen Loose, aus denen solche besteht, wurden in den größten pariser Magazinen ausgewählt; auch soll, wie es heißt, außer denen an jedem Freitag Abende stattfindenden Bällen mit großem Orchester, Vormittags nach dem Piano ge⸗ tanzt werden, und wir wissen, daß das hierzu bestimmte Instrument eines der vorzüglichsten aus der Fabrik von Erard in Paris ist, dessen Pianos überall den aner⸗ kanntesten Vorzug genießen, so daß man solche auch an den größten Höfen von Europa allgemein vorzieht.
Wir könnten noch viel Aehnliches erzählen, allein wir ziehen vor, darüber zu schweigen, denn das bisher
sonen, die Gegenwärtiges lesen, zum Besuche von Pyr⸗
Gesagte ist wohl mehr als hinreichend, um alle er
mont zu bestimmen, wo die Saison am 15. Mai er⸗
1“ Adtton nammumßns Mest
8
Iiterarische Anzeigen.
Bei Unterzeichnetem ist so eben erschienen und da⸗ selbst, so wie in allen Buchhandlungen, zu haben: [578] Memoiren
über die Operationen der verbündeten
2 Heere unter dem Fürsten Schwarzenberg und dem Feldmar⸗ schall Blücher während ;. Endes 1813 und 1814. Von Lord Burghersch, Königl. großbrit. General⸗Major, außerordentlichem Gesandten und bevollm. Minister an den italienischen Höfen und Abgesandten Englands an das Hauptquar⸗ tier der Verbündeten während der Jahre 1813 u. 1814, jetzigem üsh Grafen von Westmoreland, Königl. großbrit. General⸗Lieutenant und Chef des 56. Infanterie⸗Regiments, außerordentl. Gesandien und be⸗ vollmächt. Minister am Königl. preuß. Hofe, Comman⸗ deur des Bath⸗ und Guelphen⸗Ordens, Ritter d. Ma⸗ rien⸗, Theresien⸗ und Rothen⸗Adler⸗Ordens u. s. w. (Verfasser der „Erinnerungen aus den ersten Feldzügen des Herzogs von Wellington in Portugal u. Spanien““)
Aus dem Englischen übersetzt von F. W. Schreiber, Lieutenant im Königl. preuß. Garde⸗Dragoner⸗Regiment. Broschirt. Preis 1 Thlr. 10 Sgr. E. S. Mittler (Stechbahn 3).
[475 b]
So eben hat die Presse verlassen und ist bei mir gegen baare Einsendung des Betrages: das unterm 27sten v. M. angekündigte Werk
4 E9. 15 5
Die praktische Brennerei, nach rein praktischen Grundsätzen und Erfahrungen, sowohl für den kleinsten als den größten Betrieb leicht faßlich dargestellt. Saub. geh. Preis 2 Thlr. Cour. —
Ich enthalte mich aller weiteren Anpreisungen, indem ich den Preis hierbei so gering gestellt habe, so daß die Anschaffung dieser Seyrc nicht beschwert und an leere Versprechungen nicht zu denken sein kann, bemerke jedoch: daß dieses Werkchen unter Anderem ein neues Maisch⸗ Verfahren, sowohl für Kartoffeln als für Getraidebren⸗ nereien, enthält, wonach die Maische im Vormaischbottich gekocht wird und wodurch man mindestens ½ an Alkohol⸗ mehr erzielen kann, nicht minder auch die künstliche sůße Hefenbereitung, durch welche man stets eine kräftige und ruhige Gährung erhält, während man bei den bisherigen sauren Hefen fortwährend eine rauschende wilde Gäh⸗ rung zu erwarten hat.
Anweisungen auf Post⸗Vorschuß bleiben unberück⸗ sichtigt.
Berlin, den 1. Mai 1844.
J. F. Schulze,
₰ 24 „ 09 alte Schönhauser⸗Straße Nr. 24. 166] “ — SelEr m8i Krigar, “ 1 handlung, Friedrichsstr. 475, Ecke der Jägerstr., Ein- gang von der Jägerstr., ist so eben erschienen:
IHlermann Krigar. vsnc Licder für eine Singstimme mit Begleitung des Piano- forte. Preis 17 ½ Sgr.
In der Verlagshandlung von Duncker & Humblot ist erschienen und daselbst, so wie durch
alle Buchhandlungen, zu beziehen: bi G. F. W. Hegel's Vorlesungen über die Geschichte
herausgegeben 89g “ Dr. C. L. Michelet. 2te verbesserte Auflage. 3 Bde. gr. 8. Subscr.⸗ Preis 6 ⅛ Thlr.
Mit dem kürzlich erfolgten Erscheinen des dritten Bandes dieser Geschichte der Philosophie ist dieselbe nun in zweiter Auflage vollendet und kann dem vielfach danach ausgesprochenen Verlangen nunmehr wieder ge⸗ nügt werden. .
Die Bedeutung des Werkes ist anerkannt. Was die Herausgabe anbetrifft, so ist der Herr Professor Miche⸗ let bemüht gewesen, aus 3 verschiedenen Heften Hegel's, welcher diesen Gegenstand nennmal vorgetragen, und aus einzelnen nachgeschriebenen Hesten, ein der ganzen Hegelschen Auffassungs⸗ und Darstellungsweise möglichst entsprechendes Ganze zu schaffen. Auch bei dieser neuen Auflage hat derselbe versucht, durch eine gründliche Um⸗ arbeitung diesem Ziele immer näher zu kommen.
Der wohlfeile Subscriptions⸗Preis von 6 ½ Thlr. für 103 Bogen ist auch ein Vorzug der neuen Auflage, der ihr nur durch den immer Hehsegsin Ab⸗ satz werden konnte. 1
Ferner sind in demselben Verlage erschienen:
Michelet, K. L., Geschichte der letten Systeme der Philosophie in Deutschland Lon Kant bis auf Hegel. 2 Bde. gr. 8. 7 Thlr.
— —, Entwickelungs⸗Geschichte der neuesten deutschen Philosophie m. besonderer Rück⸗ sicht auf den gegenwärtigen Kampf Schel⸗ ling's mit der Hegelschen Schule. gr. 8. 2 Thlr.
[471 b] In der Antiquar⸗Buchhandlung von 8
Theodor Kampffmeyer, Gertraudtenstraße Nr. 25,
sind folgende Werke zu den beibemerkten billigen Preisen vorräthig: Conversations⸗Lexikon der Gegenwart, komplett, statt Ladenpreis 12 Thlr. für 6 ⅞ Thlr. Les⸗ sing's Werke nebst Lebensbeschreibung, 8 Bände, 8. 1840, statt Ladenpreis 8 Thlr. für 2 ½ Thlr. Pyr⸗ ker's Werke in 1 Band, elegant gebunden für 3 Thlr. Wieland's Werke in 8., mit den Supplementbänden zus. 42 Bände in Pappband mit Titel für 8 ½ Thlr. Cooper’s Romane, Ftacharrfabe. in 10 Vänden, 8., statt Subscriptionspreis 10 Thlr. für 4 ½ Thlr. Die selben in Schillerformat, 13 Bände, fein Halbfranz, für 6 ½ Thlr. Gesetzsammlung, Preußische, von
“
1806 — 42 incl., in Pappband für 16 Thlr. Ergän⸗ zungen der Preußischen Rechtsbücher (fünf Männerbuch) mit sämmtlichen Supplementen, komplet, 1838— 41, statt Ladenpreis 38 Thlr., sauber Halbfranz für 18 Thlr. Dasselbe neue Ausgabe in 10 Bänden, 1843 — 44, gut Halbfranz wie neu für 30 Thlr. Starke, Beiträge zur bestehenden Gerichtsverfassung, Band I. 1I. 1—3. Abtheilung, statt Ladenpreis 11 ½ Thlr. für 5 ¾ Thlr. Justiz⸗Ministerialblatt pro 1839 — 42 für 5 ½ Thlr. Menzel, W., Geschichte der Deutschen, 4., eleg. Halbfranz, für 3 ½8 Thlr. Kugler und Menzel, Geschichte Friedrich II., statt 6 ¾ Thlr. für 45 Thlr. Stark, allgem. Pathologie, für 4 ½ Thlr. Meyer's Universum, Band 1 — 8, mit 375 Stahl⸗ stichen, statt 22 56 Thlr. für 11 ½ Thlr. Mädler, po⸗ pulaire Astronomie, statt 3 Thlr. für 1½8 Thlr. Ade⸗ lung, Wörterbuch der hochdeutschen Mundart, 4 Bde., gebunden, 4., 2te Ausgabe, für 7 ¾ Thlr. Platonis dialogi gracce et latine ed. Imm. Becker, 10 Volu- mina, gebunden für 9 Thlr., ꝛc. ꝛc. — Ein Katalog über einen Theil meines Vorraths antiquarischer Bü⸗ cher wird von mir gratis an Bücherfreunde ausgegeben.
[577 Vorladung.
Die etwa noch vorhandenen unbekannten Intestat Erben meines verstorbenen Onkels, des Herrn Forst⸗ Secretairs Samuel Konielzka hierselbst, fordere ich hier⸗ durch auf, innerhalb dreier Monate, und spätestens bis zum 1. August 1844, mit der gehörigen Legitimation sich bei mir zu melden, weil ich alsdann den Nachlaß vertheilen werde und jeder spätere Prätendent mit seinen Ansprüchen präkludirt werden wird.
Götzendorff bei Konitz, den 25. April 1844.
Schulz, Rittergutsbesitzer, 8 als Testaments⸗Exekutor.
[470 b] Anerbieten. 8
Diejenigen Personen, welche in Paris Geschäfts⸗ Besorgungen schwieriger Art haben, zu denen es einer besonderen Geschäfts⸗Gewandtheit, genauer Kenntniß des Orts und der Verhältnisse, so wie nützlicher Ver⸗ bindungen bedarf, können sich zutrauungsvoll an den Unterzeichneten wenden, der ihren Wünschen immer auf das genügendste und schuellste entsprechen wird. Die Einsendung der nöthigen Dokumente und Instructio⸗ nen ꝛc. zc. erbittet man sich portofrei. Jede Bürgschaft für redliche Besorgung kann geleistet werden. Paris im April 1844.
J. F. Kraus, No. 1 rue St. Hyacinthe St. Honoré.
[476 b]
Nouveaux cours et Leçons particuliéres de langue frangais, de langue anglaise, de littérature d'clocu- tion, de M. le Professeur Duvivier, de Paris. — Hausvoigteiplatz No. 9.
Kommissions-Geschäfte betrelfen d.
Der unterzeichnete Kaufmann, welcher einige achtbare Häuser auf hiesigem Platz und auf Reisen vertritt, wünscht noch mehre Agenturen zu über- nehmen, besonders in Spiritus, Droguen, Far- ben, cinzelnen techn. Artikeln etc. etc., und wird jedem soliden Geschäft (mit Ausnahme von Langwaaren) auch Verkäufen von Kommissions- Sendungen mit grösster Thätigkeit und Sorglalt sich unterzicehen.
111“1“q“
No. 8. Hallische Stralse. v““ 8
Schaf⸗Vieh⸗Verkauf
X — 24 1½ Roth⸗Schönberger Rage. Wirthschaftlicher Einrichtung halber soll auf dem Rittergut Limbach auf der Straße zwischen Wilsdruff und Roth⸗Schönberg gelegen, ein ansehnlicher Theil der Heerde, worunter Vieh aller Gattung, entweder aus freier Hand im Ganzen oder einzelnen Partieen auf dem Wege der Auction den 22. Mai d. J., Vor⸗ mittags 11 Uhr, dem Meistbietenden überlassen werden; woselbst die näheren Bedingungen an selben Tage zu erfahren sind. Diese Schäferei, ausgezeichnet durch
Wollreichthum und Feinheit und vorzüglicher Gesunda
heit, ist jederzeit in Augenschein zu nehmen; auch theilt auf portofreie Anfragen nähere Auskunft die Ad ministration des Rittergutes Roth⸗Schoenberg bei Nossen in Sachsen.
Dienstag, den 7. Mai, Abends 69 [477 b] im Jagorschen Saale, Linden 23, wird der Akustiker Friedr. Kaufmann aus Dresden cine 2ite musikalische Soirée mit den von ihm erfundenen Instrumenten:
Harmonichord.
Sym Pphonion, Chordaulodion, Salpin- gion etc., unter gütiger Mitwirkung 1on Eerl. Tuczck und Herrn E. Devrient, zu geben die Ehre haben.
1) OQuvertüre und Orgie aus der Oper: „Die IHIugenotten“ von Meherbeer. Fanfare mit Doppeltönen auf e iner PFrom M te. Balabile von Reilsiger. „Ave Maria“ von Schubert und „Nachruf'e von Beethoven, mit Begleitung des IIarmonichord, gesungen von Fräulein Tuezck. Variationen für 2 Flöten von Fürstenau, über das Siciliand aus: „Robert der Peufel“. Finale aus: „I Capuletti ed i Montecchi“ von Bellini. Scone mit Recitativ aus: „Lucretia Borgia“ von Donizetti. Deklamation, gesprochen von E. De- vrient, mit frcier Fantasic auf dem IHIarmo- nichord begleitet von Fricdr. Kaufmann. Variationen für die Flöte von Fürstenau über ein Thema aus Mozart's „Zauberflöte“. Das Mädchen von Juda, von Kücken, mit Begleitung des Harmonichord, gesungen von Fräulein Tuczck.
10) Ouvertüre zu „Macheth“ von Chelard.
Eintrittskarten zu 1 Thlr. sind in der löblichen
Schlesinge rschen Musikhandlung, Linden 34,
und in der Musikalienhandlung der Herren Bote
Bock, Jägerstrasse No. 42, und an der Kasso
q6E616166
8
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in allen Theilen der Monarchie
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Anzeigers 2 Sgr.
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No. 126.
ö1““
Amtlicher Theil.
Inland. Halle. Erinnerungsfeier der Freiwilligen. — Gumbinnen. Bevölkerung.
Deutsche Bundesstaaten. Bayern. Mün chen. Feierlichkeiten bei der Vermählung der Prinzessin Hildegard. — Freie Städte. Ham burg. Zurückweisung jüdischer Kaufleute aus den Versammlungen der Kaufmannschaft. — Briefe aus Frankfurt a. M. (Vermischtes.) — und aus dem Luxembu rgischen. (Zur Beurtheilung der Eisenfrage.)
Frankreich. Pairs⸗Kammer. Erklärungen des Grafen Portalis über das Martignaesche Ministerium. — Fortsetzung der Unterrichts⸗De⸗ batte. — Deputirten⸗Kammer. Dritte Annullirung der Wahl Ch. Laffitte's. — Paris. Reorganisirung der Deputirten⸗Büreaus. — Eröff⸗ nung der Industrie⸗Ausstellung. — Briefe aus Paris. (Kammer⸗Arbeiten: Sekundär⸗Unterricht; Gefängnißwesen. — Königlicher Besuch der Industrie⸗ Ausstellung; der Erzbischof von Paris bei der Gratulation zum Namens⸗ fest des Königs; Festlichkeiten.)
Großbritanien und Irland. Unterhaus. Sir R. Peel über die Zurückrufung Lord Ellenborough's. — London. Abreise des belgischen Königspaares.
Griechenland. Schreiben aus Athen. (Das neue Ministerium; zur Charakteristik seiner Mitglieder.)
S und Börsen⸗Nachrichten. Berlin. Börsen⸗ und Markt⸗ bericht.
Königl. Schauspielhaus. (Moliére's „Tartufe“; Gastspiel des Hrn. Döring.)
Beilage.
Amtlicher Theil.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
Dem Direktor und ersten Lehrer an der Hebammen⸗Lehr⸗Anstalt zu Trier, Dr. Theys, den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse; und
Dem seitherigen Landrath des Kreises Waldenburg, im Re⸗ gierungs⸗Bezirk Breslau, Grafen von Zieten, bei der ihm auf sein Ansuchen bewilligten Entlassung aus dem Dienste, den Charakter als Geheimer Regierungs⸗Rath zu verleihen;
Den Land⸗ und Stadtgerichts⸗Direktor, Kreis⸗Justizrath Dro⸗ gand in Thorn, zum Kammergerichts⸗Rath zu ernennen; und
Den Besitzern der hierselbst unter der Firma C. G. Hörich und Comp. bestehenden Möbel⸗Handlung, Karl Gottlob Hörich, Johann Gotthelf Wehnert und Karl Anton Wilhelm Buckardt, das Prädikat als Hof⸗Lieferanten zu verleihen.
Der bisherige Ober-Landesgerichts⸗Assessor Bohnstedt ist zum Justiz⸗Kommissarius bei dem Land⸗ und Stadtgerichte und Berg⸗ gerichte zu Essen und zugleich zum Notarius im Departement des Ober⸗Landesgerichts zu Hamm bestellt worden.
Die Erneuerung der Loose zur bevorstehenden 4ten Klasse 89ster Königl. Klassen⸗Lotterie, welche bis zum 11. Mai c., bei Verlust des Anrechts dazu, geschehen muß, wird hiermit in Erinnerung gebracht.
Berlin, den 6. Mai 1844.
Königl. General⸗Lotterie⸗Direction.
Dem Mechanikus und Tuchfabrikanten F. A. Oertel aus Forst
und dem Mechaniker R. Schmidt aus Krossen ist unter dem 30.
April 1844 ein Patent auf ein Einziehwerk für einen Woll⸗Reißwolf, so weit das⸗ selbe nach der durch Zeichnung und Beschreibung nachge⸗ wiesenen Ausführung für patentfähig erachtet worden,
auf 6 Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang der
Monarchie ertheilt worden.
Dem Architekten C. A. Bley zu Rothenburg a. d. Saale ist unter dem 30. April 1844 ein Patent auf zwei zum Pressen von Braunkohlen oder Torfmoor be⸗ stimmte in ihrer ganzen Zusammensetzung für neu erachtete Preß⸗Maschinen auf 8 Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang der Monarchie ertheilt worden.
Abgereist: Se. Excellenz der Königl. schwedische General⸗ Lieutenant von Hjerta, nach Stockholm.
Uichtamtlicher Theil.
Inland.
Halle, 3. Mai. (H. C.) Die schöne kriegerische Feier, wel che bereits seit mehreren Jahren freiwillige Kämpfer aus der Zeit der ruhmreichen Volks⸗Erhebung von 1813—1815 in unsern Mau⸗ ern zusammenführt, wurde gestern in froher Festlichkeit hier wieder begangen. Ueber hundert Theilnehmer fanden sich in dem Gesell⸗ schaftslokale der Freimaurerloge unter dem Vorsitze des Domprediger und Professor Blanc, welcher an der Stelle des auf einer Reise ab⸗ wesenden Stadtraths und Rittmeisters Wucherer das Fest leitete, zu einer erhebenden Erinnerungsfeier und zu heiterer Tafelfreude zusam⸗ men. Nachdem der Aufruf Friedrich Wilhelm's III. an sein Volk von dem Vorsitzenden verlesen worden, sprach derselbe einleitende Worte über die durch den hiesigen Freiwilligen⸗Verein veranlaßte Stiftung eines Vereinsbechers, welcher, in der Hossauerschen Werkstätte zu Berlin mit besonderer Kunstfertigkeit und Meisterschaft gearbeitet, zum ersten Male die Festtafel zierte. Einem demnächst auf den regierenden König ausgebrachten Toast folgte das von dem Professor Eiselen dem Vaterlande dargebrachte Hoch. Den Heerführern und dem Heere: Linie und Landwehr, als deren Repräsentant der Commandeur des hiesigen Füsilier-⸗Bataillons, Oberst⸗Lieutenant von Sommerfeld, als Ehrengast geladen war, weihte der design. Ober⸗Pfarrer und Prof. Franke Worte der Erinnerung und des Dankes, worauf er auch der guten und treuen Stadt Halle, für welche der 2. Mai eine besondere patriotische Bedeutung hat, indem Bülow's tapfere Schaar an jenem Tage Halle im blutigen Gefechte wiedergewann, einen freudigen Zu⸗ ruf widmete, der in einer Dankrede des städtischen Ehrengastes, des Ober -Bürgermeisters Bertram, seine Erwiederung erhielt. Den Frauen und Jungfrauen der ruhmreichen Zeit spendete Prof. Fried⸗ länder eine festliche Begrüßung, womit die Reihe der durch die Fest⸗ Ordnung bestimmten Toaste, welchen sich jedoch noch viele begeisterte und erheiternde Ansprachen hinzugesellten, geschlossen war.
Gumbinnen, Ende April. (Litth. Int. Bl.) Die Ein⸗ wohnerzahl im Regierungs⸗Bezirk Gumbinnen betrug im Jahre 1843: 617,073, dagegen im Jahre 1840: 595,709 und ist dieselbe mithin um 21,364 gestiegen. Im Laufe des Jahres 1843 wurden getraut 6539 Paare, geboren sind 26,780 Kinder und gestorben 17,600 Menschen, folglich 9180 mehr geboren als gestorben. Gegen das Jahr 1842 sind 429 Ehen mehr geschlossen, 578 Kinder mehr ge⸗ boren, 2871 Menschen weniger gestorben. Das natürliche Lebens⸗ ziel haben erreicht und sind an Entkräftung gestorben 2186 Personen, von denen 110 das 90ste Lebensjahr überschritten hatten. Durch Selbstmord sind 42 Personen gestorben, mithin 18 Individuen we niger als im Jahre 1842. Durch allerlei Unglücksfälle haben 382 Personen einen gewaltsamen Tod gefunden.
Ausland. Deutsche Bundesstaaten.
Bayern. München, 29. April. Der feierliche Trauungs⸗ Akt der Vermählung Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Albrecht von Oesterreich mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Hildegard von Bayern wird Mittwoch den 1. Mai um 4 Uhr Nachmittags in der Allerheiligen⸗Hofkirche vollzogen. Vor der Ankunft Sr. Majestät des Königs in der Kirche verfügen sich Ihre Majestät die verwittwete Kaiserin von Brasilien, Herzogin von Braganza, in die Tribüne Sr. Majestät des Königs, um dem Trauungs⸗Akte beizuwohnen. Eben⸗ falls vor der Ankunft Sr. Majestät des Königs in der Kirche wer⸗ den aus Höchstihren Appartements Se. Kaiserliche Hoheit der Erz⸗ herzog Karl von Oesterreich, Se. Kaiserl. Hoheit der durchlauchtigste Bräutigam, Erzherzog Albrecht von Oesterreich, und Ihre Kaiserl. Hoheiten die Erzherzoge Ferdinand und Friedrich von Oesterreich durch den Königl. Oberst-⸗Kämmerer und einen Königl. Ceremonienmeister mit Höchstihrem Gefolge und den beigegebenen Königl. Kämmerern
eingeführt und Höchstdenselben an der Epistel⸗Seite die Plätze an⸗ gewiesen. Ihre Königl. Majestäten und die Höchsten Herrschaften verfügen sich hierauf unter Voraustretung ves großen Dienstes und gefolgt von der als Ober⸗Hofmeisterin functionirenden Schlüssel⸗ Dame, Gräfin Gravenreuth, den Palast⸗ und Schlüssel⸗ Damen, den Ober⸗Hofmeisterinnen und Hofdamen, zwischen dem von der Königl. Hartschiergarde vom Königl. Appartement bis zum Eingange in die Kirche gebildeten Spalier, durch das Presbyterium in dieselbe. Vom Augenblicke des Eintritts in der Kirche an werden sechzig in kurzen Zwischenräumen sich folgende Kanonenschüsse abge⸗ feuert. Wenn sämmliche Allerhöchste und Höchste Herrschaften ihre Plätze eingenommen haben, geruhen Se. Majestät der König das Zeichen zum Eintritt des den Trauungs⸗Akt vollziehenden Herrn Erzbischos von München⸗Freysing und der Geistlichkeit zu geben, welche von dem Königlichen Kammer⸗Fourier eingeführt werden. Am Altare weihet der hochwürdigste Erzbischof die Ringe und betet knieend das Gebet des Herrn. Hierauf begiebt sich der Königl. Oberst⸗Kämmerer zu Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzoge Albrecht von Oesterreich und giebt durch eine Verbeugung zu erkennen, daß Höchstderselbe ihm zu dem am Altar bereitstehenden Betschemel zu folgen belieben möge. Dann tritt der Königl. Oberst⸗Kämmerer vor den durchlauchtigsten Brautführer, Se. Königl. Hoheit den Kron⸗ prinzen, und bezeichnet durch eine Verbeugung den Moment, an dem Höchstderselbe die durchlauchtigste Braut Hand in Hand ebenfalls zu dem Betschemel am Altare, zur Linken des durchlauchtigsten Bräutigams, zu führen belieben werden. Der Trauungs⸗Akt beginnt mit einer kurzen Anrede, während welcher sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften auf ihre Sitze niederlassen; nach derselben wohnen sie dem Trauungs⸗Akte stehend bei. Hierauf folgt die Aufforderung zum „Jaworte“, und zwar zuerst an Se. Kaiserl. Hoheit den Erzherzog Albrecht, Höchstwelcher sich durch eine Höchstseinem durchlauchtigsten Herrn Vater zugewendete Verbeugung die Zusage erbittet, welche Se. Kaiserl. Hoheit Erzher⸗ zog Karl von Oesterreich durch ein bejahendes Zeichen zu erkennen geben, das Se. Kaiserl. Hoheit den durchlauchtigsten Bräu⸗ tigam zu einem laut auszusprechenden „Ja“ berechtigt. Nachdem der Erzbischof die nämliche Frage auch an Ihre Königl. Hoheit die durch⸗ lauchtigste Braut gerichtet hat, wird Höchstdieselbe ein Aehnliches ge⸗ gen Ihre Allerdurchlauchtigsten Eltern beobachten. Die geweihten von dem Erzbischofe dargebotenen Ringe werden von dem durchlauchtigsten Brautpaare wechselweise angesteckt und die beiden rechten Hände in
mnander gelegt, welche der hochwürdigste Erzbischof mit der Stola belegt, den Segen spricht und die Feierlichkeit damit beschließt, daß er das Te Deum laudamus anstimmt und mit der Schluß⸗Oration endet. Bevor das Te Deum angestimmt wird, verläßt das durchlaucht’igste Brautpaar den Altar, macht Ihren Königl. Majestäten eine tiefe Verbeugung und begiebt sich auf die Epistelseite zu Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzog Karl von Oesterreich, woselbst sich ihre Kaiserl. Hoheit die Erzherzogin Hildegard zur linken Seite Höchstihres Gemahls stellt. Nach beendigtem Tedeum verlassen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die Kirche und der Zug be⸗ wegt sich durch den Hartschier⸗Saal, über den Residenz⸗ und den neuen Verbindungsgang durch den Habsburgs⸗Saal. Im Thron⸗ saale nehmen Ihre Majestäten und die Höchsten Herrschaften Ihre Plätze ein und empfangen hier den Glückwünsche Sr. Excellenz des Kaiserlich österreichischen Hof⸗Kommissarius, Herrn Grafen von Senfft⸗Pilsach, mit dem Kaiserl. österreichischen Gesandt⸗ schaftspersonal, hierauf der Mitglieder des diplomatischen Corps, der Gemahlinnen der Herren Gesandten und Ministerresidenten, der Ge⸗ mahlinnen der Herren Geschäftsträger und Legationssecretaire, und der am Königlichen Hofe vorgestellten fremden Herren und Damen
Nach dieser Aufwartung begeben sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in den Saal Karl des Großen, wo das Königl. Ban⸗
kett stattfindet. An dem Königl. Bankette nehmen allein die Aller⸗ höchsten und Höchsten Herrschaften Theil. So wie Ihre Königl. Ma⸗ jestäten sich vom Bankett erhoben haben und in Allerhöchstihr Appar⸗ tement zurückbegleitet worden, sind die Feierlichkeiten des Tages ge⸗ schlossen.
Freie Städte. Hamburg, 3. Mai. (H. N. Z.) In der gestern Nachmittag um 2 Uhr auf dem Börsensaale “ Ver⸗ sammlung der hiesigen Kaufmannschaft ist der Vorschlag, den hiesigen Kaufleuten jüdischen Glaubens künftig den Zutritt zu den Versamm⸗
Königliches Schauspielhaus.
Molidre's Tartufe *). Gastspiel des Herrn Döring.
„Das Haupt⸗Fundament des Charakters“, sagt Göthe im histori schen Theil der Farbenlehre, „ist das entschiedene Wollen, ohne Rück sicht auf Recht oder Unrecht, auf gut oder böse, auf Wahrheit oder Irr⸗ thum, es ist das, was jede Partei so höchlich an den Ihrigen schätzt.“ Und Rötscher sagt: „Was den Dichter in der Bildung der Charaktere wesent⸗ lich bezeichnet, ist das Vermögen, eine von der seinigen unterschiedene Per⸗ sönlichkeit als ein selbstständiges Leben anzuschauen und in ihrem ganzen Denken und Wollen innerlich zusammenhängend darzustellen. Nur durch diese schöpferische Kraft, durch welche ein ganzes, individuell gewordenes Lebens⸗Prinzip vor der Seele des Dichters steht, ist es möglich, dasselbe in allen Einzelnheiten, in dem Detail der Lebens⸗Aeußerungen so festzuhalten,
*) So schrieb der Dichter, so schreiben die Franzosen den Namen; nicht aber „Tartüffe“, wie es gewöhnlich (auch auf unserem Theaterzettel) geschieht. Das Wort tartufe erhielt bei den Franzosen durch Molière Sprachrecht zur Bezeichnung des Begriffs „Scheinheiliger“; es wird vom italienschen tartaso, tartüfolo (Trüffel) abgeleitet, und der Dichter soll auf Anwendung dieses Namens durch einen Betbruder gekommen sein, der über ein köstliches Trüffelgericht so in Ertase gerieth, daß er mit Bewunderung und Wollust in Einem Athem „tartufi, tartusi“ ausrief. Unger gab zu Berlin 1787 eine Uebersetzung des Tartufe unter dem Ti⸗ tel „der Betbruder“ heraus; diese Bezeichnung ist jedoch ganz gegen den Begriff, da man sich unter einem Betbruder einen zwar hoper⸗, aber ehrlich⸗
frommen Mann denkt, der nur in Beachtung der Devise „Ora et labora“
jenes mehr als dieses übt. Shakespeare, der genialste Erfinder neuer und sinnerschöpfender Worte, scheint auch hier das Richtigere getroffen zu ha⸗ ben, indem er einen Menschen, den wir einen Scheinheiligen zu nennen pflegen, einen „Tugendheuchler“ nannte. 8
daß Alles wie aus einer inneren Nothwendigkeit stammend auf uns ein⸗ wirkt. Der Dichter erhebt gleichsam die farblosen Bilder der mannigfachen Persönlichkeiten, welche in jedem Leser ruhen, zu entschieden ausgeprägten Gestalten. Im echten Dichter lebt die Menschheit, als die Totalität der verschiedenartigsten und sich gegenseitig ergänzenden Persönlichkeiten; mit ihnen ist seine Phantasie bevölkert, und seine dichterische Macht beruht dar⸗ auf, sie frei aus sich zu entlassen, ihnen den Lebensfunken mitzutheilen, durch welchen sie unabhängig von ihm erxistiren und sich darstellen.“
Molisre war ein Charakter⸗Dichter in diesem Sinne. Seine Kunst, eine allgemeine oder Zeit⸗Thorheit in einem Individuum zu fixiren und diesen Einen zum Träger einer Idee, zum Spiegel der mannigfaltigen For⸗ men der Gesellschaft zu machen, ist erstaunenswürdig. Und mit so viel Menschenkenntniß, mit so scharfem psychologischen Blick übte er diese Kunst, daß die Gestalten, welchen er Leben eingehaucht hat, vom Geschmacke der Zeit, worin sie entstanden, unberührt fortleben werden für alle Zeiten. Sein Heuchler, Geizhals, Menschenfeind (im „Alcest“ hat er seine eigene, größ⸗ tentheils aus Trauer über die Buhlereien seiner Frau Ser Misan⸗ thropie geschildert), seine beutelschneiderischen Advokaten und marktschreieri⸗ schen Aerzte, seine gezierten Schöngeister und geadelten Parvenus — es sind dramatische Bilder, deren Farben nach zwei Jahrhunderten noch frisch glänzen, und deren eigenthümlicher Schmelz auch wohl nimmer verloren gehen wird. Der heitere Stoicismus, womit Moligere sich über die stereo⸗ typen Gebrechen der Menschheit stellt, haben ihm mit Recht den Beinamen des „großen Moralisten“ erworben. Sind seine bedeutendsten Figuren auch nicht Original⸗Schöpfungen seines Geistes (Amphitryon und IKvare z. B. sind Nachahmungen des Plautus, und die Ecole des maris ist aus den „Brüdern“ des Terenz gebildet), so darf ihn deshalb doch kein Tadel tref⸗ fen, da er, wie auch Plautus es gethan, nur die vorgefundenen Umrisse der Fabel beibehielt und das Ganze im Geiste seines Volkes und seiner Zeit umgestaltete. Die geheimen Triebsedern, welche die Handlungen seiner Zeit⸗ genossen lenkten, durchschauend und die eminentesten Persönlichkeiten am
Hofe seines hohen Beschützers, Ludwig's XIV., wie Alle, die sich diesem Hofe zudrängten, genau kennend, gab er die Narrheiten und Albernheiten seiner Zeit getreu nach dem Leben und nicht selten mit Anspielungen auf Vorfälle und Züge aus der unmittelbarsten Nähe, dem Gelächter preis. Komischer Darsteller und Lustspiel⸗Dichter zugleich, verfiel er natürlich dem Haß der Parteien.
Müssen wir Molière als Charakterzeichner den Lorbeer zuerkennen so folgt daraus noch nicht, daß wir ihn, als Dichter überhaupt, für so hochstehend erachten, wie er von seinen Landsleuten gestellt zu werden pflegt die mit seinem Namen und Ruhme wahre Abgötterei treiben *). Er ist bei
*) Amédée Achard, der im Feuilleton des Courrier frangais vom 16. Januar d. J. die Tages vorher stattgehabte Inauguration des Denkmals schildert, welches Molière dem Hause gegenüber, wo er gewohnt hat, errichtet wurde, bedient sich dabei z. B. folgender, jenen Affenkultus allein schon bezeichnenden Phrase: „Und wenn jemals die Königreiche, gleich⸗ wie die Menschen, vor Gott berufen werden; wenn die Völker zu den Füßen des ewigen Wesens, das Alles erschaffen hat und Alles lenkt, erscheinen und die Stimme des Engels ein jedes von ihnen fragt: was hast du ge⸗ than? so kann Frankreich kühn vor Gott sich erheben und, mit der Hand auf seinen Dichter zeigend, dem Ewigen ins Angesicht sagen: Ich habe Molière hervorgebracht! Und Gott wird Frankreich zu seiner Rechten stellen wie den Gerechten und Guten”“. Daß dieser Enthusiast Molière über Homer, Sophokles und Virgil stellt, ist nach einer solchen Tirade nicht mehr auffallend. — In gleichen Hyperbeln sprach bei dieser Gelegenheit Herr Etienne im Namen der Gesellschaft der dramatischen Künstler, indem er unter Anderem äußerte: „Voilà Molière! Voilà cet homme, qui sorti des rangs du peuple, s'est placé dans son art à une telle hauteur qu'il surpasse tout ce que l'antiquité a laissé de Plus grand et que, a⸗ l'avenir, il condamne ses successeurs à P'impuissance de l'atteindre.