sind eben so wichtig, als betrübend. Bevor ich Ihnen einen Bericht
der Jamaica Gazette von dem erwähnten Datum mittheile, schicke ich voraus, daß auch die Passagiere des „Tweed“ sagen, Ge⸗ neral Herard sei bei Santo Domingo in seinem Versuche, den Auf⸗ stand des spanischen Theils der Bevölkerung zu unterdrücken, unglück⸗ lich gewesen und völlig geschlagen worden; ein Theil der Bevölkerung habe (was schon neuerlich erwähnt wurde) die dreifarbige Fahne auf⸗ gepflanzt, aber welcher? geht aus den Aussagen der Reisenden nicht klar hervor, die Einen sagen, dies sei zu Port au Prince, die An⸗ deren, es sei von Seiten der neuen dominikanischen Republik gesche⸗ hen. Die Jamaica Gazette nun berichtet Folgendes:
„Die französische Brigg „Adelina“, Capitain Tahet, kam am Sonnabend Abend in diesem Hafen mit schlimmen Nachrichten und nicht weniger als 140 Passagieren, darunter 25 Kinder, lauter Far⸗ bigen (Mulatten) an, die gezwungen waren, aus ihrem Vater⸗ lande zu fliehen und unter ausländischer Flagge Schutz zu suchen. Unsere Leser erinnern sich, daß der neue Präsident Herard mit einer starken Armee nach der Stadt Santo Domingo abmarschirt war, um den im östlichen Theile der Insel ausgebrochenen Aufstand zu unterdrücken. Die Abwesenheit des Generals und der Truppen benutzend, erhob sich die schwarze Bevölkerung in Masse (ob von Port au Prince oder von welcher Stadt ist nicht ausdrücklich gesagt) am Sonntag, den Zlsten letzten Monats (März) und begann, die braune Bevölkerung ohne Unterschied niederzumetzeln. Am Dienstag (2. April) rückten die National⸗Garden der Stadt Aux Cayes mit zwei Geschützen aus, um die Rebellion zu ersticken und die Empörer zu bestrafen, aber wie wir vernommen, hat ihr eigener sie befehligender General die Kanonen den Schwarzen ausgelie⸗ fert und sich denselben angeschlossen. So verstärkt, trieben sie die National ⸗Garden nach Aux Cayes zurück, rückten in die Stadt ein und begannen eine unausgesetzte Schlächterei, jede farbige Person ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Alter dahinmor⸗ dend. Die unglücklichen Einwohner hatten keine Vertheidigungsmittel, keine Zufluchtsstätte, außer an Bord der wenigen ausländischen Schiffe, die auf der Rhede lagen, — französische, amerikanische und englische. Nach diesen stürzten sie sich in verworrenen und dicht geschaarten Hau⸗ fen, Männer, Frauen und Kinder bedeckten buchstäblich die Verdecke, und boten ein trauriges Schauspiel von Elend und plötzlicher Herab⸗ gekommenheit und Armuth dar. Allein die Deck⸗Schiffe waren nicht ausreichend zur Aufnahme der unglücklichen Flüchtlinge; der Hafen war ganz übersäet mit kleinen offenen Booten, jedes so viele mensch⸗ liche Wesen enthaltend, als es fassen konnte, die nicht am Lande zu bleiben wagten, wo sichere Ermordung ihrer wartete, die anderer⸗ seits aber auch wenig Hoffnung hatten, zur See entfliehen zu können. Capitain Tahet, ein seines Landes und der Humanität würdiger Mann, konnte keinen Augenblick daran denken, einem erbar⸗ menerregenden Schicksale diejenigen preiszugeben, die unter seinen Schutz und die Obhut der dreifarbigen Fahne sich geflüchtet hatten. Er sollte nach Frankreich absegeln und hatte nur für seine Mannschaft hinreichende Mundvorräthe an Bord. Nach Cuba oder Porto Rico, die auf seinem Wege gelegen waren, konnte er seine armen Schütz⸗ linge nicht bringen, denn dort würde man sie nicht aufgenommen ha⸗ ben. Mit uneigennützigem Edelmuthe segelte er daher nach Jamaika, und hier hat er seine unglückliche Ladung wohlbehalten ans Land gesetzt. Die meisten von denselben hatten vom Lande sich geflüchtet, ohne etwas Anderes mit sich zu nehmen, als die Kleider auf ihrem Leibe, Einige kaum mit diesen. Um 8 Uhr Abends letz⸗ ten Dienstag (2. April) war Capitain Tahet unter Segel gegan⸗ gen, und zu jener Zeit dauerte das Gemetzel fort, und der Hafen war in der erwähnten Weise überfüllt. Wahrscheinlich werden heute noch einige andere Schiffe mit den Flüchtlingen hier (in Kingston auf Jamaika) ankommen. Als die „Adelina“ absegelte, hatte ihr Kom⸗ mandant gerade seine Briefe von Santo Domingo erhalten, und ob⸗ gleich Gerüchte im Umlaufe waren, so hatte man doch keine sichere
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Nachricht über irgend ein Zusammentreffen zwischen Herard und den spanischen Aufrührern.“ Diesem Berichte noch einen Kommentar bei⸗ zufügen, wäre überflüssig; aber fragen darf man, ob es nicht zu wünschen wäre, daß Frankreich endlich, gestützt auf seine guten alten Rechte und im Interesse der Humanität, einschritte, um einem Zustande der Dinge ein Ende zu machen, der jeden Menschenfreund mit Trauer und Schmerz erfüllen muß!
Am 8. März hatte der Präsident der Republik, General Herard, das folgende Dekret, die Blokade der Häfen des östlichen Theils der Insel betreffend, erlassen: Art. 1. der Insel bleiben verschlossen, und diese Schließung derselben gilt einer Blokade gleich. Art. 2. Die Blokadelinie wird beginnen zu Anses⸗à⸗ Pitre, die Bay von Neybe begreifen und die Häfen, welche zwischen diesem Punkte und dem Cap Semana belegen sind, mit Einschluß von Santo Domingo und den anliegenden Küsten, und wird sich von dort nordostwärts ausdehnen, und zu Tapion de Monte Christ enden. Art. 3. Der Zugang zu diesen Häfen ist den Schiffen aller Nationen ohne Ausnahme untersagt. Diejenigen, welche die⸗ ses Verbot überschreiten sollten, werden das Völkerrecht und das haitische Gebiet verletzen, und den Folgen einer gerechten Zu rückweisung oder nationaler Rache sich aussetzen. Art. 4. Han⸗ delsschiffe, die sich diesen Häfen nach Veröffentlichung gegenwärtigen Dekrets nähern werden, sollen konfiszirt, und ihre Capitaine und Mannschaften nach der Strenge der Strafgesetze gerichtet und behan⸗ delt werden.“ — Zwischen Einwohnern von Haiti und der Mann⸗ schaft des britischen Kriegsschiffes „Eurydice“, Capitain Elliot, ist es zu einer unangenehmen Kollision gekommen. Es scheint, daß die von diesem Schiffe abgeschickten Abtheilungen, um im Flusse Bissotion Wasser zu holen, mit einer bei den Matrosen häufig vorkommenden Rücksichtslosigkeit eine nahe gelegene Pflanzung betraten, dort auf dem Mühldamme sich badeten, Kokosnüsse und dergleichen ab⸗ schnitten u. s. w. Der Eigenthümer fühlte sich dadurch verletzt, rief die National⸗Garde zum Beistande herbei, und nun wurden die englischen Matrosen mißhandelt, und der sie befehligende Offizier sogar geschlagen. Auf die Kunde davon ließ Capitain Elliot unverzüglich eine bewaffnete Abtheilung landen, die sich dreier an der Spitze ste⸗ henden bemächtigte, die sofort als Gefangene an Bord der „Eurydice“ abgeführt wurden. Capitain Elliot und der britische Konsul richteten gemeinschaftlich Vorstellungen an die haitische Regierung. Dieser wuͤrden die drei Gefangenen ausgeliefert, welche sie sofort ins Ge⸗ fängniß werfen und eine Untersuchung des Vorgangs einleiten ließ.
Hans Karl Erdmann Freiherr von Manteuffel. 1“ II1I11I“
Heaäans Karl Erdmann Freiherr von Manteuffel, am 6. März 1773 zu Sorau in der Niederlausitz geboren, Sohn des kurfürstlich sächsischen Majors gleiches Namens und einer geborenen von Hartig, genoß im väter⸗ lichen Hause einer sorgfältigen Erziehung, welche ihn in den Stand setzte, nach vollendetem neunzehnten Jahre die Universitäten zu Leipzig und Witten⸗ berg zu besuchen. Dem Studium der Rechtswissenschaft sich widmend, wußte der kenntnißreiche und liebenswürdige Jüngling bald einen Erhard, Krug und Zachariä für sich zu interessiren, welche sich mit besonderer Vorliebe der Ausbildung des hoffnungsvollen Schülers unterzogen. Nach glücklich bestandener Prüfung wurde er im Jahre 1795 als Auskultator bei dem kurfürstlich sächsischen Hofgericht zu Wittenberg und im darauf folgenden Jahre zum Assessor bei der Landes-⸗Regierung zu Dresden ernannt, im Jahre 1797 aber von den Ständen der Niederlausitz zum Land⸗Sondikus erwählt, auch bald darauf zum Konsistorial⸗Nath und Landgerichts⸗Beisitzer befördert. Die damals eingeleiteten durchgreisenden Reformen in Polizei⸗, Kirchen⸗- und Schul⸗Angelegenheiten, welche das Interesse der Stände in hohem Maße berührten, nahmen die ganze Thä tigkeit und Gewandtheit des neuen Land⸗Syndikus in Anspruch, und es gelang ihm, Konflikte vermeidend, heilsame und zeitgemäße Reformen zu befördern, und seine damalige administrative Stellung konnte eine wahrhaft segensreiche genannt werden. Demgemäß fand sich denn auch die Staats⸗Behörde ver⸗
Die Häfen des östlichen Theils
anlaßt, ein solches Wirken anzuerkennen und seine Ernennung zum Gehei⸗ men Kriegsrath auszusprechen.
Man glaubte aber höheren Orts, seine Kenntniß der Provinzial⸗Ver⸗ fassung, so wie seine administrative Qualification, in einem größeren Wir⸗ fungskreise benutzen zu können, und so ward er im Jahre 1808 zum Ge⸗ heimen Referendarius im Staats⸗Ministerium ernannt, auch mit den wich⸗ tigsten Aufträgen, namentlich im Jahre 1809 mit einer Sendung in das österreichische Hauptquartier, und zwar unter überaus schwierigen Verhält⸗ nissen, betraut.
Die Wünsche der Niederlausitz, auf die der Landesherr im Interesse der Provinz eingehen zu müssen glaubte, beriefen ihn inzwischen schon im Jahre 1812 zu der Stellung eines Präsidenten der Ober⸗Amts⸗Regierung zu Lübben, und hier war es, wo er sich in den schwierigsten, durch die Wechsel⸗ fälle eines zerstörenden Krieges herbeigeführten Verhältnissen durch patrio⸗ tischen Sinn, durch seltene Energie und durch wahre Humanität ein unver⸗ gängliches, ein segensreiches Denkmal gestiftet hat. Mit Aufopferung und Hingebung vertrat er die Interessen der Provinz gegen die kriegführenden Machthaber, den Gefangenen und Verwundeten beider Parteien widmete er eine väterliche Fürsorge, und sein Eifer für das Wohl der ihm anvertrauten Provinz konnte auch da nicht erkalten, als seine persönliche Freiheit bedroht und er als Gefangener aus derselben entfernt ward. 8
Die Abtretung der Niederlausitz an die Krone Preußen eröffnete dem Freiherrn von Manteuffel einen neuen umfassenden Wirkungskreis. Des hochseligen Königs Majestät ernannten ihn im Jahre 1816 zum Präsiden⸗ ten bei dem Ober⸗Landesgerichte zu Frankfurt, im Jahre 1819 zum Chef⸗ Präsidenten des Ober⸗Landesgerichts zu Ratibor und in gleicher Ei⸗ genschaft ging er im Jahre 1822 an das Landes⸗Justiz⸗Kollegium zu Mag⸗ deburg über. Seinem neuen Landesherrn war er in unwandelbarer Liebe, Treue und Verehrung ergeben, und nachdem Preußen einmal sein zweite Vaterland geworden, glaubte er selbst den überaus ehrenvollen und schme chelhaften Eröffnungen, welche ihm die Rückkehr nach Dresden in eine höhe Stellung in Aussicht stellten, nicht entsprechen zu dürfen.
Eine seltene Pflichttreue, eine überaus glückliche Auffassungsgabe, eine
geregelte und unermüdliche Thätigkeit, ein wahrhaft liebevoller und kollegia⸗-
lischer Sinn zeichneten ihn während seiner ganzen Laufbahn im preußische Staatsdienste aus. Insbesondere aber stiftete ihm die väterliche und un ermüdliche Sorgfalt, welche er in seiner Stellung als Präsident des Pu⸗ pillen-Keollegiums dem Wohle der Unmündigen widmete, ein bleibendes Andenken. Auch an Beweisen Königlicher Huld und Gnade fehlte es nicht, die Verleihung des St. Johanniter⸗Ordens so wie des Rothen Adler⸗Or⸗ dens zweiter Klasse und des Sterns zu demselben, wurden ihm lohnende Anerkenntnisse, und noch am 9. Januar 1844 geruhten Se. Masjestat der König, bei der letzten Anwesenheit in Magdeburg, ihn Allerhöchst Selbst, unter den ehrenvollsten Aeußerungen, zum Wilrklichen Geheimen Rath mit dem Prädikat Excellenz zu ernennen. Magdeburg und Natibor wählten ihn zu ihrem Ehrenbürger, und am 5. 1837 ihm vergönnt, sein fünfundzwanzigjähriges Präsidial⸗Jubiläum zu feiern. Fas hatte aatiches Wirken ein halbes Jahrhundert erreicht, als er im vollen Genusse seiner Geisteskräfte, in ungestörter amtlicher Thätig⸗ keit, in der Nacht vom 31. März zum 1. April 1844, den Seinen, wie dem Staate zu früh entrissen ward. Fern waren ihm die Schrecknisse des Todes, als gläubiger Christ ging er ruhig und mild, wie er gelebt, dem besseren —%e soi 9 en. 1— Bens⸗h sah⸗ verliert in ihm einen seiner treuesten Diener, der Staat einen Beamten, der des Guten und Tüchtigen in einer langen, fleckenlosen, segensreichen Laufbahn, viel gewirkt hat. Die sämmtlichen I seines Wirkungskreises, insbesondere die mit ihm eng verbundenen Mitglieder, des Ober⸗Gerichts zu Magdeburg, die Gerichts Eingesessenen, seine zahlreichen Freunde, widmen ihm eine dauernde, eine liebevolle, eine unvergängliche Erinnerung. Sanft ru
— —
he seine Asche in heimatlicher Erde!
Eisenbahnen.
* Dresden, 13. Mai. Es ist in Vorschlag gekommen, das der Sächsisch⸗Schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft zustehende Recht zu Erbauung der Zweigbahn von Löbau nach Zittau nur gegen ein angemessenes Aequivalent an die wegen dieses Traktes neu konstituirte Filial⸗Gesellschaft abzutreten. Sollte ein solcher Kauf zu Stande kommen, so läßt sich erwarten, daß auch wegen des Traktes von Dresden bis zur böhmischen Gränze sich bald ein kauflustiger Verein bilde.
—
Bekanntmachungen.
8” 640] Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 2. Juni 1836 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntmniß, daß der Debit des auf den Alaunwerken zu Freienwalde, Schwemsal, Muskau und Gleißen zu produzirenden Alauns nach der mit den Interessenten getroffenen Vereinbarung von dem Alaun⸗Debits Com⸗ toir des Königlichen Seehandlungs⸗Instituts nur noch bis zum 1. Juli d. J. besorgt, mit diesem Tage aber das Comtoir aufgelöst werden wird und den Besitzern jener Werke der alleinige weitere Verkauf des Alauns überlassen bleibt.
Berlin, den 13. Mai 1844.
General⸗Direction der Seehandlungs⸗Sozietät.
gez. Kayser. Mayet. Wentzel.
—
[329) Nothwendige Subhastation. „Von dem Königl. Land⸗ und Stadtgerichte zu Stet⸗ tin soll das den Schuhmacher Johann Christoph Sa⸗ muel Engelschen Erben gehörige, in der Breiten Straße sub Nr. 395 belegene Haus, nach der nebst Hypothe⸗ enschein in der Registratur einzusehenden Tare auf 6050 Thlr. geschätzt, am 23. September d. J., Vormitt. 11 an der Gerichtsstelle subhastirt werden. “
2208) Nothwendiger Verkauf. Stadtgericht zu Berlin, den 25. November 1843. Das in der Klosterstraße Nr. 13 belegene Felbelsche Prunoftäg, gerichtlich abgeschätzt zu 9595 Thlr. 20 Sgr.
9 Pf., so am 5. Juli 1844, Vormittags 11 Uhr, an der Gerichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hy⸗ pothekenschein sind in der Registratur einzusehen. 8 Der dem Aufenthalte nach unbekannte Realgläubiger, öö Christian Flemming, wird 8 ——— 1880n d h. T 0 C 1 2à In a. luf den Antrag ihrer bekannten nä at⸗ düs 8 Analie Sophie Fnha sn e abe welche im 1an f Sn ” mit einem sranzösischen If ier von hier 8 en, seit der Zeit aber gänzlich ha * . ihres Absterbens ihr übes e 8.8 geladen, innerhalb Jahresfee nce esnven. 8. Leben und Aufenthalt den 8 18 — ihre Legitimation zu führen aohrofis zu geben, eventuell ie Wendt, in termino en, widrigenfalls sie, die Ama⸗ den 30. Juni 1845 für todt wird erklärt und in Erman eln d — — n . rechtigter ihr sub cura stehendes eee
Uhr, “
9. kannten nächsten Intestat⸗Erbin, einer Brudertochter, wird ausgeantwortet werden.
Datum Greifswald, den 7. Mai 1844.
Das Waisengericht.
G
Dr. Teßmann. NVersteigerung Königl. Graditzer Haupt- Gestüts-
20 fann Pferde.
Am Montag, den 8. Juli d. J., von Vormittags 8 Uhr ab, sollen auf dem Königl. Gestüthofe zu Repitz bei Torgau in einer öffentlichen Auction einige 80 Stück hiesige Gestütpferde, bestehend in eirca 20 Mutterstuten, 34 Stück vier⸗ und fünfjährigen Stuten, 20 Stück der⸗ gleichen Hengsten und circa 10 Stück älteren Beschä lern, versteigert werden. — Die nähere Bekanntmachung darüber wird im nächsten Monat erfolgen.
Hauptgestüt Graditz, den 8. Mai 1841.
Die Königl. Gestüt⸗Direction.
Berlin⸗Stettiner Eisenbahn. 4N Der Quittungsbogen
auf die Actien⸗Zeichnung Litt. F. No. 717. über 1500 Thlr., auf welche der dritte Einschuß be⸗ reits gezahlt war, ist bo verloren gegangen, wes⸗ halb wir vor dem An 8 kaufe desselben warnen — und gegentheils ersuchen, denselben bei etwaniger Präsentation anzuhalten und uns einzureichen. n Stettin, den 10. Mai 1844. smelth. Das Direktoriumä. Witte. Kutscher. Ebeling.
Literarische Anzeigen.
So eben ist erschienen: [606]
Fränkel, Dr. Ludw., Com- pendium der Ph) siologie des Menschen. 2zam
für Studirende herausgegeben. gr. 8. 1 Thlr. 10 Sgr. Berlin, im Mai 1844.
Vossische Buchhandlung,
Charlotten-Str. 25, Ecke der Dorotheen-Str.
Gebrauche
geh. Preis
Allgemeiner Anzeiger.
[523 b] Bek annt ma 8 1 b Um fernere Namens-Verwechselungen zu vermeiden, erlaube ich mir meine geehrten Geschäͤftsfreunde zu er suchen, alle an mich zu machenden Sendungen an mei⸗ nen Namen .““ stellen zu lassen, unter welcher alleinigen Firma ich hierselbst etablirt bin. Stettin, 10. Mai 1844. 1 DDss1tte, Spediteur und Asent der St. Petersburger 3 8 Dampfschiffe.
Versteigerung einer gediegenen Oelgemälde⸗ Sammlung. Mittwoch den 20. Juni 1844,
Vormittags 9 Uhr anfangend, läßt Herr Apotheker und Post⸗Expeditor Fr. J. Schrei ner in Biebrich seine Privat-⸗Oelgemälde⸗ Sammlung durch Unterzeichneten öffentlich gegen baare Zahlung versteigern. 1“
Diese Sammlung kann in Bezug auf Ge⸗ diegenheit und gute Erhaltung mit Recht eine vorzügliche genannt werden.
Sie enthält Werke von den vorzüglichsten Meistern, als: A. v. Dyk, G. Douw, J. D. d'Heem, P. v. Bloemen, P. P. Rubens, G. Honthorst, J. Griffier, A. v. Ostade, Die⸗ penbeck, Casp. Schneider, Schutz ꝛc.
Die Gemälde können vom 20. Mai an täg⸗ lich, Morgens von 9 bis 12 und Nachmit⸗ tags von 2 bis 6 Uhr, eingesehen werden.
Die Versendung des Katalogs durch die löbliche Friedr. Wilmannssche Buchhand⸗ lung in Frankfurt a. M. ist bereits erfolgt.
Biebrich a. Rh., den 13. Mai 1844.
Reinharht,
Herzogl. Oberschultheiß.
—,—
Sonnabend, den 18. Mai, Abends [525 b] im Jagorschen Saale, Linden 23,
„ des Akustikers
erfundenen Musik -Instrumenten
[641]
Uhr,
auf den von ihm 1 und mit gütiger Mitwirkung von Frl. Marx und
Herrn Grimm
. 8 . . v11““ 1) Introduction. — Sal pingion. 11“]
bia e,
2) „Canto religioso“ aus „II Renegato“ von Mor- lacchi, auf dem Saiten-Instrument Harm o- nichord vorgetragen Friedr. Kanfmann (mit Begleitung des S ymphon ion).
„Axur“ Salieri.
von
Chor-
Romanze aus von
daulodion. „Lied“ von Mendelssohn-Bartholdy, gesungen von Fräul. Marx, auf dem Ha rmonichor d begleitet von Friedr. Kaufmann.
„Nekens Polska“v. Schwedisches Volkslied
Variationen. — Symphonion.
Concertino für Harmo- nichord u. Pedal-Harfe. für den Konzertgeber komponirt von C. M. v.
Weber (Manuskript).
Friedr.
mit
vorgetragen von Herrn Grimm und Kaufmann.
biece aus „Wilh. Tell“ von Rossini. — Sym- p honion und Trom Pet Automat. „La Rivalité’“. Variationen für 2 Flöten Fürstenau. Symphonion und Chordau- lodion.
„Ständchen“, von Rellstab Fr. Schubert, mit Begl. des Harmonichord und der Pe- HIarfe, gesungen von Fräul. Marx.
10) Finale, für süämmtliche Instrumente.
von
und
Eintrittskarten zu 1 Thlr. sind in der löblichen Musikhandlung, Linden 34, der Herren Bote und an der Kasse
Schlesingerschen Musikalienhandlung
und in der 1 No. 42,
zu haben.
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wir in Königl. Schauspielhause zu Potsdam
vor seiner Abreise von Berlin auf vieles Verlangen
[508 b]
Bose
zwei Vorstellungen in der ägoptischen Magie geben, die erste am Sonntag den 19., die Dienstag den 21. Mai d. J. Das Nähere besagen die Anschlage⸗Zettel.
Billette sind beim Kastellan des Schauspielhauses in “ haben. Sntr19 ““ — r 4
1.“ ;
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vFran N mrnhs ühhn i it nieut
Das Abonnement beträgt: 2 Kthlr. sür ½ Jahr. ..—“];
8 thlr. ⸗ 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie
ohne Preiserhöhung. 8 Insertions-Sebühr sür den Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.
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Alle Post-Anstalten des In- und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatk an, für Berlin die Expedition der Allg. Preuss. Zeitung: Friedrichsstrasse Nr. 72.
138.
emeer.
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Amtlicher Theil.
Inland. Posen. Landwirthschaftliches. — Koblenz. Staatshülfe zur Förderung der Interessen der Moselgegenden. — Briefe aus Köln. (Der Ministerial⸗Erlaß an die Universitäten hinsichtlich der repetitorisch-konser⸗ vatorischen Uebungen.) — und Münster. (Pferderennen.)
Deutsche Bundesstaaten. Bayern. München. Berufung des Professors Laspeyres von Halle nach Erlangen. — Schreiben des Ma⸗ gistrats an das Landwehr⸗Kommando. — Hannover. Hannover. Kammer⸗Verhandlungen. — Baden. Karlsruhe. Kammer-Verhand⸗ lungen. — Grh. Hessen. Darmstadt. Erklärung des Herrn Georgi. — Freie Städte. Frankfurt a. M. Bevorstehende defi⸗ Prüfung der Wagnerschen Erfindung. — Graf Münch⸗Belling⸗ hausen.
Oesterreichische Monarchie. Wien. Ankunst des Erzherzogs und der Erzherzogin Albrecht. — Der Graf von Meran. “
Frankreich. Pairs⸗Kammer. Veränderte und modifizirte Annahme mehrerer Artikel des Unterrichtsgesetzs. — Deputirten⸗Kammer. Allgemeine Genehmigung des Zellen⸗Gefängniß⸗Systems. — Paris. Zurückweisung bischöflicher Denkschriften. — Vorschlag hinsichtlich der Er⸗ ben dramatischer Schriftsteller. — Proclamation des Don Carlos. — Schrei⸗ ben aus Paris. (Die außerordentlichen Kredite für 1844.)
Sonnabend den l8te
in Berlin bei Alevin, bei Aron jun., bei Burg, bei Rosendorn und bei Seeger, nach Aachen bei Levy, Brandenburg bei Lazarus, Bres⸗ lau bei Bethke, 2mal bei Cohn, 2mal. bei Gerstenberg, bei Holschau V 8. Zmal bei Schreiber, Cleve bei Cosmann, Coblenz bei Gevenich,
ven bei Reimbold, Düsseldorf bei Simon und bei Spatz, Elberfeld vei Brüning und bei Heymer, Glogau bei Bamberger und bei Levy⸗ son, Halberstadt bei Alexander und bei Sußmann, Halle 2mal bei
Großbritanien und Irland. London. Zur Charakteristik der Par⸗ teien in der Fabrik⸗Bill⸗Frage. — poft. Endn EE““ Schreiben aus London. (Verfassung der normannischen Inseln.) 8
Belgien. Brüssel. Antwort des Königs auf Vorstellung Lüttichs
gegen die Differenzial⸗Zölle 8
Schweiz. Lausanne. Weigerung des Staatsrathes, Truppen nach Wallis zu senden. 1
Eisenbahnen. Köln. Schreiben des Ober⸗Präsidenten in Betreff der Verlängerung der Bonn⸗Kölner Eisenbahn. — Speyer. Pfälzische Ludwigs⸗Eisenbahn. 8 8
Hessels⸗ und Börsen⸗Nachrichten. Berlin. Börsen⸗ und Markt⸗
ericht.
Die Industrie⸗Ausstellung in Paris. — Archäologische Gesellschaft. — Die Bibliothek des Grafen Titus Dzialynski in Kornik bei Posen. Deut⸗
scher Verein für Heilwissenschaft. “ ““
Beilage.
l.
Se, Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Konditor Julius Hildebrand das Prädikat als Hof⸗ Lieferant zu verleihen.
Der bisherige Privat⸗Dozent Dr. Kahnis zu Berlin ist zum außerordentlichen Professor in der evangelisch⸗theologischen Fakultät der Königl. Universität zu Breslau ernannt worden.
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4ten Klasse Soster Königl. Klassen⸗Lotterie fiel 1 Hauptgewinn von 40,000 Rthlr. auf Nr. 75,849 nach Stralsund bei Claußen; 1 Gewinn von 5000 Rthlr. auf Nr. 2464 nach Glatz bei Braun; 5 Gewinne zu 2000 Rthlr. fielen auf Nr. 6021. 24,759. 30,802. 45,847 und 13525–*— lau bei Holschau und bei Schreiber, Naumburg bei Vogel, Posen bei Bielefeld und nach Zeitz bei Zürn; 49 Gewinne zu 1000 Rthlr. auf Nr. 1738. 6533. 8053. 9126. 13,191. 14,765.15,972. 17,883. 18,963 23,710. 25,793. 28,434. 34,430. 42,088. 43,361. 44,542. 48,267. 45,834. 48,236. 49,057. 49,167. 50,470. 50,855. 52,801. 53,537. 54,206. 55,891. 57,030. 57,202. 57,294. 58,993.
55,444. 55,530. 7,030 60,303. 61,618. 61,709. 62,004. 64,814. 65,489. 65,856. 68,109.
5 774 75 881. 77,023. 77,693. 78,174 7 74,456. 74,7 74. 75,881. 7 7,023. 2 7,693. 78,164. 79,261 und 81,168;
S i. Pr. bei Borchardt, Landsberg bei Borchardt, Magdeburg bei Brauns und bei Elbthal, Marienwerder bei Best⸗ vater, Naumburg bei Vogel, Neumarkt bei Wirsieg, Nordhausen 2mal bei Schlichteweg, Oppeln bei Bender, Potsdam bei Hiller, Ratibor bei Samoje, Sagan 2mal bei Wiesenthal, Stettin 2mal bei Rolin, Tilsit bei Löwenberg, Waldenburg bei Schützenhofer, Wittenberg bei Haberland und 11 bei Paetsch; 40 Gewinne zu 500 Rthlr. auf Nr. 6167. 2721 9752. 12,194. 12,453. 12,758. 18,536. 23,694. 26,714. 63518. 64,864. 66,874. 65,135. 28 650. 96 4199. 62,9671S a.. 70,209 2195 5 S8 2 36. 65, 550. 66,137. 66,144. 66,273. 7209. 71,053. 76,758. 79,106. 79,191. 80,251 und 80,524 in Berlin Zmal bei Burg, bei Klage, bei Moser und 6mal bei Seeger, nach Breslau bei Gerstenberg, 2mal bei Holschau und 2mal bei Schreiber, Cöln 2mal bei Krauß und 2mal bei Reimbold, Danzig bei Rotzoll, Frankenstein bei Friedländer, Frankfurt bei Salzmann, Halle 2mal bei Lehmann, Iserlohn Zmal bei Hellmann, Königsberg in Pr. hmal bei Borchardt, Liegnitz bei Leitgebel, Magdeburg bei Roch, Merseburg bei Kieselbach, Potsdam bei Hiller, Ratibor bei Samose, Sagan bei „Wiesenthal, Wittenberg bei Haberland und nach Zeitz 2mal bei Zürn; 61 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 2266. 2543 6723. 7797. 11,906. 13,763. 16,082. 17701. 17,762. 19,188. 19,698. 20,132. 20,165. 22,550. 23,367. 24,448. 25,164. 25,175. 25,647. 25,926. 29,572. 29,733. 31,665. 31,678. 31,857. 33,355. 37,698. 37,721. 38,983. 42,101. 43,362. 43,470 50,128. 53,515. 53,945. 54,115. 55,695. 57,043. 58,673. 02,430. 63,694. 66,439. 66,583. 67,690. 68,672. 70,157. 74,276. 74,005. 76,303. 76,700. 78,907. 79,247. 79/409. 82,925. 83,218 und 84,660, “ Berlin, den 17. Mai 1844. Königl. Gegergts ere⸗Pireeit G . Angekommen: Se. Excellenz der General der Infanterie und kommandirende General des 7ten Armee⸗Corps, von Pfuel von Stockholm. Se. Excellenz der Königl. dänische Geheime Staats⸗ Minister, Graf von Moltke, von Kopenhagen. Abgereist: Der Königl. großbritanische außerordentliche Ge⸗ sandte und bevollmächtigte Minister am hiesigen Hofe, Graf von Westmorland, nach Neu⸗Strelitz.
und Finanz⸗
2 2 2 Uichtamtlicher Theil.
Inland. “
4 2 “ Posen, 15. Mai. Der Werth des kleinen Grundbesitzes und damit der Wohlstand der Landwirthe ist in sehr erfreulichem Steigen begriffen; eine Erscheinung, deren Ursachen in den bisherigen guten Getraidepreisen, in den sich immer weiter ausdehnenden Gemeinheits⸗ Theilungen, und namentlich auch in der besseren Bewirthschaftungs⸗ Methode, zu suchen sind, zu der sich auch die bäuerlichen Wirthe mehr und mehr bequemen. Dagegen sind die Preise der großen Besitzungen
zurückgegangen und beginnen, sich dem wirklichen Werthe mehr anzu⸗ nähern, über den sie durch die Konkurrenz gütersuchender Ausländer hinausgetrieben waren. Der gegenwärtig weniger günstige Stand der Getraidepreise, die im Ganzen nur mittelmäßige Aerndte des vergangenen Jahres haben die Verhältnisse vieler Gutskäufer, die nicht mit genügenden Fonds in den Besitz gelangt sind, etwas unsicher gemacht. Dabei ist nicht unerwähnt zu lassen, daß viele Kapitalien, die von außerhalb unserer Provinz wohnenden Personen auf Hypotheken angelegt waren, plötzlich herausgezogen und da durch nicht unbedeutende Verlegenheiten verursacht worden sind. Auf diese Weise machen sich denn auch die Folgen des Eisenbahn⸗Actien⸗ schwindels in unserem Bereiche fühlbar. Die Beförderung der Agri⸗ kultur findet einen neuen Anhalt in dem landwirthschaftlichen Vereine, welcher sich in der Kreisstadt Wirsitz konstituirt, dem Haupt⸗Verein in Posen angeschlossen hat und gegenwärtig bereits 80 Mitglieder zählt. — Auch ein besonderes Interesse für die Pferdezucht wird unter den Landwirthen des gedachten Kreises bemerkbar. Der im verflossenen Jahre gestistete Fohlen⸗Verein hat am 1sten d. M. die Schau einjähriger Fohlen abgehalten und sind aus dem bewilligten Zuschuß von 30 Rthlr. drei Prämien für die Besitzer der besten Fohlen vertheilt worden. — Die Wintersaaten, selbst der Raps, sind gut durch den Winter gekommen und berechtigen zu der Erwartung einer ergiebigen Aerndte. Der Wasserstand der Weichsel und Netze war dies Jahr so hoch, daß die anliegenden Niederungen zum großen Theil unter Wasser gesetzt wurden. Wenn auch dadurch, so wie durch das späte Aufthauen des Bodens die Bestellung der Sommerfrüchte etwas verspätet worden ist, so wird der Landmann dafür durch die Aussicht auf einen guten Heuertrag entschädigt. Der lang andauernde Winter machte besonders auf größeren Besitzungen den Mangel an Futter sehr fühlbar.
Koblenz, 14. Mai. (Rh. u. M. Z.) Die am geeigneten Orte gemachten Vorstellungen der Mosel⸗Dampfschifffahrts⸗Gesellschaft über das Gemeinnützliche, aber bisher für sie selbst noch nicht recht ersprießlich gewesene ihres Unternehmens sind nicht ohne Frucht ge⸗ wesen. Sie hat auf 25 Jahre aus Staats⸗Fonds ein Darlehen von 80,000 Rthlrn., mit 2 ½ pCt. zu verzinsen, erhalten. Auf diese Weise kommt nun der Pflege der Verkehrs⸗ und Gewerbs⸗Zustände in den Moselgegenden seit dem Herbste des vorigen Jahres bereits eine drei⸗ fache Staatshülfe zu Gute: in den bedeutenden Antheilen am Er lasse der Moststeuer, an der Grundsteuer⸗Vergütigung und jetzt in der Erhaltung ihrer Dampfschifffahrt. Da nun der Staat so bereitwillig das Seinige für diese Gegenden gethan, so mögen auch sie selbst bal⸗ digst durch einige hervortretende philantropische Männer oder Ver⸗ eine angeregt werden, für ihr eigenes Wohl etwas Entscheidendes zu unternehmen in der Urbarmachung ihrer dazu tauglichen Waldstrecken 8 und im Abbau von Kolonieen nach jenen für Menschen⸗Nahrung neu⸗ zugewinnenden Plätzen. Gegenden, die sich so günstig in Absicht der Feuerung durch die mannigfaltigsten Arten der Steinkohlen versorgen können, dürfen wenigstens einen geringeren Vorrath an Brennmaterial nicht als Hinderniß der Urbarung fruchtbarer Waldstücke anführen.
* Köln, 11. Mai. Indem die hiesige Zeitung unseren Auf⸗ satz über die rheinische Presse abdruckt, hat sie die besondere Geneigt⸗ heit, die Wahrheit unserer Ansichten auf das schlagendste zu bestätigen. Sie hat kein Wort der Anerkennung für das Reskript des Ministers der Unterrichts⸗Angelegenheiten vom 17. April, in welchem den Uni⸗ versitäts-Fakultäten repetitorisch⸗konversatorische Uebungen anempfohlen werden, ein Reskript, von dem sich wohl sagen läßt, daß es in edel⸗ stem Sinne, in echter Hochachtung wissenschaftlicher Freiheit und voll Rücksicht auf die Frische des Verkehrs mit der studirenden Jugend
.“ Die Industrie⸗Ausstellung in Paris. 2¼ Paris, 2. Mai. Wie ehemals Jeder, der Italien hereit, war dem dh. daacn Limmelfahrtstage in Venedig zu sein süchte⸗ bereise Sn wunderliche Fest der Vermählung des Dogen mit dem Meere zu so ist dieses Fruͤhjahr der ganze Schwarm von Fremden in Frankreich nach Pari ilt, um dort am 1. Mai der Feier des Königliche ö. Paris geeilt, — böniglichen Namenstages beizuwohnen, welche diesmal durch die damit zugleich angeordnete öffentlüühe Ausstellung der Arbeiten des französischen Kunstfleißes ein besonderes Interesse erhielt. Das ohnedies schon rege Stadtleben ist dadurch noch bö. se worden; die Gasthöfe sind überfüllt; die Schanspielhäuser, Museen 18 öffentlichen Gärten strotzen von Zuschauern und Besuchern; auf den Spa⸗ iergängen, Plätzen und Straßen ist ein immer fliehendes, wandeina⸗ rängendes, staubiges, fahrendes und reitendes Leben, wie man es selten sieht. Eine ungeheuere Menschenmenge füllte die e stellungssäle in den ersten Tagen, aber so gut waren die Anstalten ge⸗ troffen, daß Keiner den Anderen hinderte, daß nicht die mindeste Unordm cag stattfand, wiewohl im Innern noch Alles mit Zurüstungen beschäftigt wat die sich dies Jahr ausnahmsweise verspätet haben und noch immer nich ganz abgeschlossen sind. Doch schon jetzt ist die Ausstellung sehr merlwür⸗ dig und glänzend, sowohl durch die vom Staat gemachte äußere Anord⸗ nung, als durch die ausgestellten Sachen selbst. Der Plan zu der Anstalt ist gemeinnützig und belebend für den Gewerbsleiß des Landes, und die Theilnahme der Manufakturisten und Fabrikanten daran sehr bedeutend und fortwährend im Steigen. Die erste Industrie⸗Ausstellung unter dem Kon⸗ sulat im Jahre 1798 wurde blos von 118 Ausstellern beschickt, die meist in Paris selbst wohnten. Das Fabrilkwesen des neuen Konsu⸗ lar⸗Staats glich den Ruinen eines vormals herrlichen Gebäudes das durch das Versinken seiner Grundfeste einstürzte; das Land blutete au den tiefen Wunden, welche die Revolution und die in ihrem Gefolge zie⸗ henden Uebel geschlagen; allenthalben lagen Manufakturen und Fabriken darnieder; es fehlte an Händen und an Materialien zur Arbeit; aber der Reichthum, womit die Natur diesen glücklichen Boden gesegnet, ist so un versiegbar, der Gewerbfleiß der Bewohner so erfinderisch und thätig, der National⸗Charakter so gewohnt an unvorhergeschene und rasche Uebergänge, daß die ungünstigsten Verhältnisse nur vorübergehend einzuwirken vermochten, und die unermeßlichen Hülfsquellen dieses Landes selbst anscheinend Ver⸗ nichtung bringenden Zeitumständen Trotz zu bieten im Stande waren. Schon die fünf Jahre darauf folgende dritte Industrie⸗Ausstellung zählte 1422 Aussteller, deren Zahl verhältnißmäßig immer größer ward. Das letztemal, im Jahre 1839, belief sie sich auf 3381; diesmal meldeten sich über 5000 Fabrikanten und Feose,onen, wovon auf das Seine⸗Departement allein eben so viel kommen, als auf alle übri⸗
gen Departements Frankreichs zusammengenommen.
Mit großem Aufwande und mit Geschmack sind die äußeren Einrich tungen der Ausstellung gemacht. In den elysäischen Feldern, auf einem weitläuftigen freien Platze, dem sogenannten Carré Marignp, ist dazu ein eigenes viereckiges Gebäude aus Brettern errichtet, das nachher wieder weg genommen wird und einen Flächenraum von ungefähr 4 Morgen einnimmt. Dieses kolossale Bretterhaus, worin ein ganzer kleiner Wald und 300,000 Fr. verbaut sind, verdient in Hinsicht auf seine Verhältnisse, Ornamente und Ar⸗ chitekturformen, so viel sich daran bei einem solchen Wesen anbringen läßt, gesehen zu werden. Das Ganze ist als Stein und Marmor angestrichen, und die Seitenwände der Eingänge sind mit Bronze nachahmenden Basrelief⸗Ge⸗ mälden verziert, Genien aller Gewerbe darstellend, die Stoffe weben, Me⸗ talle schmieden, Kunstwerke aushauen, Schriften setzen, Maschinen bauen, chemische Substanzen mischen u. s. w. Rings herum läust ein Geländer, welches zwischen der Promenade und dem Umgange einen freien Raum läßt, der später zur Zuchtvieh⸗Ausstellung benutzt werden soll. Abends ist das Gebäude in seinem ganzen Umkreise von 32 Laternen mit neuerfundenem, kondensirtem Gas erleuchtet. In der Nähe sind mehrere Pikets Infanterie aufgestellt, und halten 30 Mann Pompiers Tag und Nacht Wache. Von zwei Seiten wird nur der Cingang, und auf den beiden anderen Seiten nur der Aus⸗ gang gestattet. Das Hauptportal von einem Giebelfelde mit Basrelief⸗Gemälden uͤberragt, ist gegen Norden, und sein Peristyl mosaikartig gepflastert. In fünf großen Gallerieen sind die verschiedenen Industrie Erzeugnisse aufgestellt. Jeder Zweig der Fabrication findet hier seine Repräsentanten, von den kleinsten und unbedeutendsten der Kinder⸗Spielwaaren bis zum größten und wichtigsten der Dampfmaschinen und Lokomotiven. Von der ee wird nämlich, unter dem Vorsitze des Handels⸗Ministers, eine Kommission von Sachver⸗ ständigen ernannt, bei welcher sich jeder melden muß, der eine neue Ent⸗ heens oder nützliche Verbesserung an einer schon bekannten Sache gemacht 2 Wird seine Entdeckung oder Verbesserung, nach angestellter Untersu⸗ * 88 der Ausstellung werth. befunden, so erhält er dazu die Erlaubniß, Ausstelt wird ihm ein für den Gegenstand schicklicher Platz in dem großen Dinge ungs⸗Gebäude angewiesen. Nach der Ausstellung werden diese Haben 9. mals untersucht und denjenigen, die sich besonders ausgezeichnet Preise’ 81— von der Regierung ausgesetzten Preise zuerkannt. Solche vorzüglich Prämien sind nach verschiedenen Fächern bestimmt, wobei man Seiden. vauf die wichtigsten französischen Fabriken, als Tuchwebereien, Zaumwollen⸗ und Wollenwaaren⸗Manufakturen, Spitzen, Uhr⸗
macherei, Spiegel, B d dergleichen Rücksi AeSr in goldenen, sisbe⸗ ronzen und 2e1ge ü ücksicht nimmt. Sie bestehen nennung unt Fenen und kupfernen Medaillen, auch in der Ehre der Be⸗ Schristen und Prwähnung des Fabrikanten in den bierüͤber gedruckten dem französisch erichten. Das „mon nom se trouve dans le Moniteur“ ist hen Professionisten schon eine große Belohnung, wenn er keine
Medai v b 88 - Ee; hat, und die Ehre, eine goldene Medaille erhalten zu haben, ist chätzbar und wird als Inschrift über seinem Laden nie vergessen.
Einer der größten Fabrikanten von Elbeuf, ein Mann von 60 Jahren und von mehreren Millionen im Vermögen, zeigte mir unlängst seine goldene Preis⸗- Medaille mit dem nämlichen Interesse, als ein Schüler seine Prämie; sie wurde als ein Familien⸗Heiligthum hervorgeholt und wieder weggebracht. — Daß es aber hier bei der Untersuchung, ob eine Sache der Ausstellung werih sei oder nicht, wie mit dem Austheilen der Preise und Plätze nicht so ganz rein hergehe, läßt sich leicht denken. Es kommen dabei gar zu viele Nebenfragen und Nebenabsichten vor; auch ist Paris der Ort nicht, wo sich der⸗ gleichen Dinge so ganz wie im Stande der Unschuld verhandeln lassen, obgleich man behauptet, daß mit aller Unparteilichkeit dabei verfahren werde. Doch scheint die Jury diesmal strenger als sonst gewesen zu sein; denn die Consiseurs, Parfu⸗ meurs, Coiffrurs, Perücken⸗, Hut⸗, Schuh⸗ und Korsettenmacher sind unerbittlich abgewiesen und ihre Industrie⸗Produkte als der Ausstellung nicht werth er⸗ klärt worden. Die dadurch in ihrem Point d'honneur und materiellen Vor⸗ theil gekränkten Professionisten führen bittere Klage, nicht ohne triftigen Grund, da es bisher üblich war, ihre Erzeugnisse zuzulassen, und nicht zu leugnen ist, daß ihre Gewerbe bedeutende Betriebs⸗Kapitalien in Umlauf setzen, eine Menge Arbeiter beschäftigen, einer nicht geringen Anzahl kleiner Industrieen Nahrung geben und einen außerordentlichen Vorrath von ihren Waaren nach allen Ländern ausführen, welche für Perrücken, Korsets, haar⸗ färbende Pulver und dergleichen unglaubliche Summen nach Pa⸗ ris gehen lassen. Dazu kommt noch, daß die Jury sich ge⸗ gen die Bürstenbinder, Handschuhmacher, Klystierspritzen⸗Fabrikanten und andere Professionisten ejusdem farinae nachsichtig bewiesen und die Zulassung mancherlei grotesker Gegenstände gestattet hat, welche nicht weniger Spott und Lachen erregen. Zwischen den elegantesten, nütz⸗ lichsten Sachen, den sinnreichsten Vervollkommnungen und wichtigsten Ent⸗ deckungen findet man auch die unnützesten, plumpsten Dinge, die unbedeu⸗ tendsten, elendsten Dinge, die man auf Jahrmärkten in den kleinsten Städ⸗ ten ebenso gut findet. Wenn man aber die ungeheuere Menge von Sachen aller Art betrachtet, die hier von allen Klassen der Künstler, Arbeiter und sonstiger ersinderischer Menschen, vom Uhrmacher bis zum Bürstenbinder vom Gelehrten bis zum Nanen, der Ausstellungs⸗Kommission vorgelegt werden, so läßt es sich wohl entschuldigen, wenn einmal hin und wieder etwas mit durchläuft, was nicht ins Industrie⸗Palais gehört.
Die Masse und Mannigfaltigkeit der ausgestellten Erzeugnisse setzt in Erstaunen. Alles ist hier zu haben; und wollte heute der dürftigste Hand⸗ werker seine Haushaltung nen einrichten und seine Garderobe neu herstellen so könnte er sich ebensowohl aufs billigste und beste mit den nöthigen Ge⸗ räthen und Stoffen versehen, als die aufs höchste gesteigerten Wünsche und Ansprüche des Luxus daselbst ihre Befriedigung finden könnten; ja manche Fürsten dürften sich zu arm bekennen, wollten sie von allen Kostbarkeiten nur eine Probe sich aneignen. In der Mitte des Gebäudes, gleichsam wie in einem inneren gedeckten Hosraum, sind die Ausstellungsplätze für die Er⸗