1844 / 143 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Herrscherin zu erfreuen gehabt,

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fügen, daß uns die Zufriedenheit und das Vertrauen der City von

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sollen, dessen Geschicke zu leiten wir berufen sind.“

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der König hat die Königliche Ordonnanz vom Jahre 1812, wonach allen schwedischen Unterthanen Gustav IV. Adolph und dessen Familie bei strenger Strafe verboten wurde, durch nachstehende, vom 7. Mai datirte Bekanntmachung auf⸗

Nachdem die Verhältnisse, welche das am 10. Dezember 1812 ergangene Verbot aller und jeder Gemeinschaft mit dem vormaligen Könige Gustav

Familie, wovon Wir so viele und unverkennbare Beweise erhalten, und gestützt auf die Reinheit Unserer Absichten, Uns veranlaßt gesehen, durch

zu den Einwohnern Schwedens hegen, an den Tag zu legen und wollen Wir, nach der, zufolge des Reichstags⸗Beschlusses von 1812 dem Könige zustehenden Machtvollkommenheit, das Gesetz vom 10. Dezember 1812 hier⸗

tution den Vereinigten Staaten verleiht, es mit den Grundsätzen derselben aller Freiheiten treten.

erfordert wird, um uns die Fortdauer der Macht zu sichern, in deren Besitz wir im Stande sein werden, Maßregeln durchzuführen, welche,

eine ganz Deutschland zunächst interessirende Nachricht mitzutheilen.

bringen verheißt.

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die mit anzem Herzen und Geiste auf das Wohl ihrer Unterthanen bedacht 8 Wir haben immerwãh⸗ rend die Unterstützung der Legislatur erfahren, und wenn wir hinzu⸗

London geworden ist dieses Organs und geeigneten Repräsentanten einer ausgeklärten öffentlichen Meinung, so besitzen wir Alles, was

wie wir hoffen, zum Glücke und zur Wohlfahrt des Landes beitragen

Schweden und Uorwegen. Stockholm, 14. Mai. (Stats⸗Tidning.) Se. Majestät

jede Verbindung mit dem Könige

ehoben: 9 „Wir Oskar von Gottes Gnaden u. s. w. fügen hiermit zu wissen:

in und ihren Kindern veranlaßten, sich wesent⸗ die innere Ruhe während eines Drittel⸗Jahr⸗

chwedischen Volkes hinsichtlich der Thronfolge besiegelt haben, so haben Vir, überzeugt von der ungeheuchelten Liebe des Volkes zu Uns und Unserer

ije Aufhebung des obenerwähnten Verbotes das Vertrauen, welches Wir

urch ohne alle Kraft und Wirkung erklären und aufheben. Stockholms Schloß, den 7. Mai 1844. S8 ar.“

Pereinigte Staaten von Uord-Amerihka. . O New⸗YPork, 29. April. Ich habe Ihnen heute vor Allem

Der zu Washington erscheinende Madisonian, bekanntlich das Or⸗ gan des Präsidenten Herrn Tyler, der also sicherlich gut unterrichtet ist, kündigt an, daß der zwischen den Vereinigten Staaten und dem deutschen Zoll⸗Verein abgeschlossene Handels⸗ Vertrag unverzüglich von dem Präsidenten dem Senate zur Gutheißung vorgelegt werden soll. An dessen Geneh⸗ migung zweifelt Niemand, da die öffentliche Stimme sich durchaus zu Gunsten des Vertrages ausspricht, der in den Handels⸗Verkehr zwi⸗ schen beiden Ländern noch größeres Leben, eine erhöhte Thätigkeit zu

Der Vertrag wegen der Einverleibung von Texas in die Ver⸗ einigten Staaten ist vom 12. April datirt, unterzeichnet im Namen der Regierung der Vereinigten Staaten von dem Staats⸗Secretair der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn J. C. Calhoun, und im Namen der Republik Texas von deren Bevollmächtigten, den Herren van Zandt und S. P. Henderson, und wurde am 22sten dem Se⸗ nate wirklich vorgelegt. Derselbe besteht aus zwölf Artikeln und ist nun auch zur Oeffentlichkeit gelangt. Demnach wird das gesammte Gebiet von Texas abgetreten, tritt vorläufig als ein Territorium in die Union der Vereinigten Staaten ein, um später als ein Staat zu⸗ gelassen zu werden. Alle Titel und Ansprüche auf wirklichen Besitz, die nach den Gesetzen von Texas Gültigkeit und Kraft haben, werden bestätigt. Die Vereinigten Staaten übernehmen die Schuld von Texas, im Betrage von 10 Mill. Dollars, und als Pfand für deren Bezahlung gelten die Staats⸗Ländereien von Texas. Alle Bürger von Texas

treten in den Genuß der Rechte und Privilegien, welche die Consti⸗ und sollen, so bald als

vereinbar ist, in den Genuß von Texas bleiben daselbst in

Die Gesetze

8 Kraft, und alle Verwaltungs⸗ und Gerichts⸗Beamten, mit Ausnahme

des Präsidenten, b (Minister) behalten bis auf

Vice⸗Präsidenten und der Departements⸗Chefs weitere Anordnung ihre Stellen und

Aemter bei. Art. 8 ordnet an, daß unmittelbar nach der Auswechse⸗

lung der Ratificationen dieses Vertrags, der Präsident der Vereinigten

Pereinigten Staaten zu vollziehen. Monaten ratifizirt werden.

Staaten, durch und mit eingeholtem Gutachten und Zustimmung des Senates einen Commissair ernennen soll, der nach Texas sich zu be⸗ geben hat, um die Uebernahme des besagten Gebiets im Namen der 3 Der Vertrag muß binnen sechs Eine große Anzahl von Dokumenten, auf welche näher einzugehen ich für jetzt noch unterlassen muß, sind zu⸗ gleich mit dem Vertrage als Beilagen zur Sesfna egte⸗ gelangt. Indeß erscheint es noch immer höchst zwei elhaft, ob der Vertrag

3 die Ratification des Senats erhalten wird. Das Votum dieses Staats⸗

weniger als 8 Entschädigung au allgemein geglaubt hatte. von

dem Senate wirklich vorgelegt war, kündete der mexikanische Gesandte

körpers müßte im Falle der Gutheißung unfehlbar höchst folgenschwer werden, in Folge der schwierigen Stellung, in welche die Vereinigten

Staaten dadurch nicht nur dem zunächst betheiligten Mexiko, sondern

auch England gegenüber sich versetzen würden. Mexiko scheint nichts

t, so leicht und schnell gegen eine etwaige Geld⸗ seine Ansprüche zu verzichten, wie man ziemlich Denn sobald der Vertrag vom Präsidenten

Washington dem Präsidenten Herrn Tyler in einer Note an, daß er unter den obwaltenden Verhältnissen sich mit Bedauern ge⸗ nöthigt sehe, seine diplomatischen Verbindungen mit der Regierung

der Union abzubrechen; er habe seiner Regierung über die Vorgänge, Terxas betreffend, unverzüglich Bericht erstattet, und werde einstwei⸗

len nach New⸗York sich zurückziehen, um dort den weiteren Gang der Dinge in der Texas betreffenden Angelegenheit abzuwarten und, je nach den Umständen und den von seiner Regierung ihm ertheilten Instructionen gemäß, sein weiteres Verhalten einzurichten. Er ist

denn auch bereits hier angekommen, und Alles scheint darauf hinzu⸗

deuten, daß Mexiko entschlossen ist, im Fall der Senat wirklich den Vertrag guthieße, selbst auf die Gefahr eines Krieges hin seine An⸗ auf Texas zu vertheidigen und zu wahren. Ob Unterhand⸗ ungen, die von dem Präsidenten Herrn Tyler mit Mexiko angeknüpft sind, um dasselbe zur Annahme seine Ansprüche zu muß die Zukunft

werden sollen oder vielleicht schon einer Geld⸗Entschädigung für Verzichtleistung au bewegen, den beabsi g Erfolg haben werden, lehren, wird aber von Vielen noch sehr bezweifelt. Nicht minder schwierig wird aber oder ist bereits die Stellung der Unions⸗Regierung, England gegenüber, in Folge der Veröffent⸗ lichung der den Vertrag begleitenden Dokumente. In denselben wird England namentlich zur Last gelegt, sich in die Sklavenfrage in Texas auf eine übergreifende Weise eingemischt zu haben, ein Vorwurf, den bekanntlich der briti che Staats⸗Secretair der auswärtigen Angele⸗ Pnheiten, Graf Aberdeen, aufs entschiedenste zurückgewiesen hat. „Fe augences versucht nun Herr Calhoun, in einem ziemlich empfindlichen Schreiben an den britischen Gesandten zu Washington, Herrn Packenham, die Wahrheit jenes Vorwurfs von neuem darzu⸗ thun, in einer Weise, die sicherlich in London empfindlich verletzen und in angemessener Art beantwortet werden wird. Auf keinen Fall ist anzunehmen, daß England den Anschluß von Tevas ruhig hinneh⸗

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men und die Anschuldigungen, die gegen dasselbe gemacht werden, stillschweigend sich gefallen lassen wird. Die Gegner des Anschlusses setzen besonders in diese Verhältnisse ihre Hoffnung, in der Annahme, daß der Senat, ehe er einen so folgenschweren Entscheid faßt, reif⸗ lich und umsichtig Alles erst überlegen und die drohende Gefahr beseitigen werde.

Höchst bemerkenswerth ist, wie die zwei Haupt⸗Kandidaten für die nächste Präsidentenwahl über diese Frage nun offen ihre Meinung dargelegt haben. Herr Clay ist entschieden gegen die Einverleibung, Herr van Buren nur bedingungsweise dafür. Die Ansicht des Herrn Clay ist in dem Schlusse eines von ihm veröffentlichten Briefes dieses Betreffs kurz zusammengefaßt, wo er sagt:

„Ich betrachte den Anschluß von Texas zu dieser Zeit, ohne die Zu⸗ stimmung von Mexiko, als eine Maßregel, welche den Charakter der Nation blosstellt, und sicherlich in einen Krieg mit Mexiko, wahrscheinlich auch mit anderen auswärtigen Mächten verwickelt, gefährlich für die Integrität der Union, unzweckmäßig bei der gegenwärtigen finanziellen Lage des Landes, und durchaus nicht hervorgerufen durch irgend einen allgemeinen Ausdruck der öffentlichen Meinung.“

Die Whigs des Südens, dem der Anschluß von Texas vor Allem am Herzen liegt, sind über Herrn Clay gewaltig ungehalten, und es käme durchaus nicht unerwartet, wenn derselbe bei der Prä⸗ sidentenwahl von ihnen im Stiche gelassen würde. Herr van Buren hat seinen Meinungs⸗Ausdruck klug genug so zu halten gewußt, daß er es eigentlich mit keiner Partei verdorben hat. Obgleich im Grund⸗ satze gegen den Anschluß, so lange nicht die Ansprüche Mexiko's er⸗ loschen oder aufgegeben seien, erklärt er doch, sich der Entscheidung des Volkes der verschiedenen Staaten fügen zu wollen, dessen Wünsche in Betreff einer so wichtigen Sache, seiner Ansicht nach, die vollste Berücksichtigung verdienen. Fiele das Ergebniß zu Gunsten des Anschlusses aus, und würde ihm die vollziehende Gewalt anver⸗ traut werden, so würde er es als seine Pflicht ansehen, die auf ver fassungsmäßigem Wege ausgedrückten Ansichten des Volkes durchzu führen. Ueber das constitutionelle Recht, Texas einzuverleiben, hegt er keinen Zweifel, aber den Augenblick dazu hält er für nicht geeig⸗ net, und auch er besorgt einen Krieg mit Mexiko. Wie nun auch die Entscheidung fallen mag, so hat Herr van Buren jedenfalls sich den Rücken gedeckt, und volle Freiheit behalten, mit der sich ergebenden Maäajorität für oder gegen den Anschluß Hand in Hand zu gehen.

Die Bill, wegen des Anschlusses von Texas, ist vom Senate bereits an das Comité für die auswärtigen Angelegenheiten überwie⸗ sen. Auf den Stand der Fonds hatte die erste Nachricht von der Vorlegung dieser Bill nachtheilig gewirkt, doch haben sie sich bereits wieder ziemlich erholt. Die Bill wegen Herabsetzung des Briefporto's ist im Senate mit einer starken Majorität zum drittenmale verlesen worden, und wird ohne Zweifel zum Gesetze erhoben werden. Ge⸗ gen die Bill wegen des Anschlusses von Texas und jene Aenderung des Tarifs betreffend, wurden am 2lsten schon im Senate Einwen⸗ dungen erhoben, mehrere Petitionen dagegen kamen zur Sprache. Auch eine Protestation der Legislatur des Staates Rhode⸗Jsland gegen jede Einmischung irgend eines der beiden Häuser des Federal⸗ Kongresses in die inneren Angelegenheiten jenes Staates wurde vor⸗ gelegt. Die Majorität des Hauses scheint für Vertagung des Kon⸗

gresses am 27. Mai sich hinzuneigen; ob solche bis dahin möglich, wird hauptsächlich von dem Beschlusse des Senats wegen Texas ab hängen, und von den Ereignissen, welche daraus erwachsen können.

an

Eisenbahnen. ““

München, 16. Mai. Gestern fand auf der München⸗Augs⸗ burger Eisenbahn die erste Probefahrt statt mit einer in der Fabrik des Herrn J. von Maffei gebauten Lokomotive mit variabler Expan⸗ sion. Es ist dies die erste von acht Lokomotiven dieser Construction, die Herr von Maffei für die bayerische Staats⸗Eisenbahn liefert. Eine gleiche Anzahl ist bekanntlich bei J. J. Meyer in Mülhausen, so wie bei E. Keßler in Karlsruhe bestellt. Erfreulich für den Vaterlands⸗ freund ist der Umstand, daß die erste der für die große Landesbahn bestimmten Maschinen, die ganz vollendet auf der Bahn steht, aus einer einheimischen Werkstätte hervorgegangen ist. Von den auswärts bestellten Lokomotiven soll in diesem Augenblick noch keine zur Probe bereit sein.

A Paris, 17. Mai. Die Wendung, welche die Eisenbahn⸗Angele⸗ genheiten im Laufe der gegenwärtigen Kammer⸗Session nehmen werden, ist bis auf den heutigen Tag im höchsten Grade zweifelhaft. Immerhin möglich, daß auch diesmal Alles beim Alten bleibt, daß gar keine legislative Maßregel zur Förderung der Eisenbahn⸗Interessen zu Stande kommt. Das Journal des Débats droht ganz laut, daß die Partei der Finanzmänner in der Kammer alle Eisenbahnpläne der Regierung vereiteln werde, wenn diese darauf ausgehe, die Actien⸗Gesellschaften zu beseitigen. Und diese Drohung ist mehr als ein leeres Wort. Die Anhänger des die Actien⸗Gesellschaften so ungebührlich begün⸗ stigenden Gesetzes von 1842 sind wenigstens zahlreich genug in der Deputirten⸗Kammer, um der Idee, die Eisenbahnen auf Kosten und zum Vortheile des Staats zu bauen, die ernstlichsten Hindernisse in den Weg legen zu können, vorausgesetzt nur, daß jene Männer den Muth ihres Eigennutzes haben. Die Gegenpartei kennt die Stärke der Männer des Gesetzes von 1842 recht gut, und sie sinnt auf Mittel, dieselbe zu brechen. Zu diesem Zwecke soll ein Antrag wiederaufgenom⸗ men werden, welchen Herr Laroche⸗Jacquelin schon in der vorjährigen Session gestellt hat, und der dahin geht: daß die als Unternehmer oder als Actien⸗Inhaber oder in irgend einer anderen Eigenschaft bei dem Bau der Eisenbahnen persönlich betheiligten Deputirten von der Ab⸗ stimmung über die verschiedenen Eisenbahnfragen ausgeschlossen wer⸗ den sollen. Es steht zwar nicht zu erwarten, daß ein solcher Antrag, der sich noch allerdings nicht nach Grundsätzen rechtfertigen läßt, durchgehen werde, aber die Partei der Actien⸗ Gesellschaften wird sich dadurch doch wohl ein wenig einschüchtern lassen und in Folge desselben etwas minder kühn zu Werke gehen, als dies sonst der Fall gewesen sein würde. Wie dem aber auch werden möge, der schließ liche Sieg der Interessen der Actien⸗Gesellschaften ist durchaus nicht mehr wahrscheinlich, und die Partei der Kapitalisten in der Depu⸗ firten⸗Kammer wird, allem Vermuthen nach, die Anerkennung des Prinzips der vollständigen Ausführung der Eisenbahnen auf Staats⸗ Rechnung höchstens verzögern, nicht aber verhindern können. Bei dem Kampfe der beiden Systeme, die sich auf diesem Gebiete feind⸗ lich begegnen, darf man niemals aus den Augen lassen, daß die Par⸗ tei der Actien⸗Gesellschaften für ihre Klienten nicht etwa die bloße Konzession der Eisenbahn⸗Unternehmungen, sondern außerdem die mächtigste Geld⸗Unterstützung von Seiten des Staates verlangt. Handelte es sich für die Actien⸗Gesellschaften darum, die Eisenbah⸗ nen ausschließlich auf eigene Kosten zu bauen, so würde ihnen in Frankreich fast Jedermann den Vorzug vor dem Staate geben, der nun einmal als öffentlicher Unternehmer hier zu Lande kein großes Vertrauen besitzt, und auch wohl kein großes Vertrauen verdient.

Aber einer Anzahl von großen Kapitalisten auf Kosten des Staats⸗ schatzes fette Dividenden und wucherliche Zinsen zuzusichern, das will der öffentlichen Meinung durchaus nicht einleuchten, trotz aller Be⸗ redtsamkeit des Journal des Doöbats, welches sich vergebens ins

Geldmännern ein paar Millionen streitig machen kann, welche sie als Beihülfe vom Staate verlangen.

Unter den Eisenbahn⸗Entwürfen, welche auf dem Programm der diesjährigen Session stehen, befindet sich auch der Plan der Fort⸗ setzung der Versailler Bahnen zuerst nach Chartres und von dort nach Rennes. Die Linie zwischen den beiden letztgenannten Städten ist, bei dem geringen Verkehr der Bretagne mit den übrigen französischen Provinzen, eine der am wenigsten wichtigen, und man setzt mit ziem⸗ licher Sicherheit voraus, daß sie sich nicht verzinsen wird. Die Eisen⸗ bahn von Versailles nach Chartres dagegen verspricht sehr gewinn⸗ reich zu werden, und die Eigenthümer der beiden Eisenbahnen von Paris nach Versailles trachten daher mit lebhaftem Wetteifer danach, einander das Privilegium der Linie nach Chartres streitig zu machen. Die Gesellschaft des linken Seine⸗Ufers verlangt, gestützt auf angebliche ältere Versprechungen, die Bahn nach Chartres für sich allein, die Gesellschaft des rechten Ufers dagegen erklärt sich zu einer Theilung erbötig. Trotz der handgreiflichen Schwierigkeiten einer ge⸗ meinschaftlichen Unternehmung zweier verschiedener und rivalisirender Gesellschaften, wird es doch wohl dahin kommen, daß die Vorschläge der Gesellschaft des rechten Seine⸗Ufers angenommen werden, worauf dann wohl die endliche Verschmelzung beider Gesellschaften erfolgen möchte. Erhielte eine der beiden Gesellschaften den Vorzug vor der anderen, so wäre damit der letzteren wahrscheinlich das Todes⸗Urtheil

gesprochen.

Brüssel, 17. Mai. Gestern Nachmittags hat sich auf der Eisenbahn zwischen Antwerpen und Mecheln, dicht bei der letzten Sta⸗ tion vor Antwerpen, ein schrecklicher Unglücksfall ereignet. Es brach eine Wagen⸗Achse, der Zug wich aus den Schienen, während die Lo⸗ komotive allein im Geleise blieb, und die Wagen des Convoi's, der zum Glück sehr klein und wenig besetzt war, wurden mit furchtbarer Gewalt gegen Waggons geworfen, die auf dem daneben befindlichen Schienenwege standen. Zwei Passagiere wurden getödtet, und meh⸗ rere erhielten schwere Verletzungen. Berlin-Potsdamer Eisenbahn.

In der Woche vom 14. bis incl. den 20. Mai c. fuhren auf der Berlin-Potsdamer Eisenbahn 10,189 Personen.

Berlin-Stettiner Eisenbahn. Frequenz in der Woche vom 12. bis incl. 18. Mai 5214 Personen.

Vandels- und Börsen-Nachrichten.

Berlin, 22. Mai. Die Börse hat sich seit der letzten Reaction wie⸗ der sehr erholt, und namentlich blieben heute Anhalter Actien zu steigenden Coursen begehrt. Das Geschäft war in allen Effekten sehr bedeutend. Paris, 17. Mai. Die französischen Renten hielten sich heute an der Börse gut, trotz der für die neuen Eisenbahnlinien verlangten Kredite und trotz des Gerüchts, daß noch vor dem Schlusse der Session das Ministerium die Emission des noch disponibeln Theils des Anlehens beantragen werde. In spanischen Fonds wurden fast gar keine Geschäfte gemacht.

1 8 Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 18. Mai. Niederl. wirkl. Sch. 60 ⅞. 5 % do. 100 ¼. 5 % Span. 22 9. 3 % do. 36. Pass. 6 8½. Ausg. —. Ziusl. 7 ½. Preuss. Pe. Sch. —. Pol. —. 4 % Russ. Hope 90 ½

Antwerpen, 17. Mai. Ziusl. —. Neue Aul. 22.

Frankfurt a. M., 19. Mai. 5 % Met. 113 ¼ G. Rank-Actien p. ult. 2014. Bayr. Bank-Actien —. Hope 90 ½ Br. Stiegl. 90 ½ Br. Int. 60 ½. Poln. 200 Fl. 94 ½. do. 500 Fl. 99 ⅛. do. 200 Fl. —.

Hamburg, 20. Mai. Bank-Actien 1670. Fugl. Russ. —.

Pa ris, 17. Mai. 5 % Rente ün cour. 122. 30. 3 % Rente üin cour. 84. 60. 5 % Neapl. au compt. 102. 70. 5 % Span. Rente —. Pass. 6. Petersburg, 14. Mai. Lond. 3 Met. 38 2 . Hlamb. 34 ¼. Paris 406 ½. Poln. 300 Fl. 90. 4o. 500 Fl. 94. 40. 200 Fl. 30 ½.

Wien, 18. Mai. 5 % Met. 1I11 ℳ9%à. 4 % 100 ½. 3 % 77 ⅛. 2 ½ % Bank-Aetien 1633. Nordb. 142 ½. Gloggn. 115 ½. Mail. I114 ½. Livorn. 122 ½.

Oesterr. —.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends

10 Uhr.

Nach einmaliger Beobachtung.

Nachmittags

1844. Morgens 2 Uhr.

21. Mai. 6 Uhr.

Luftdruck... 336,15“ Par. 336,35 Par. 338,66 Par. Quellwürme 7,89 R. + 14,0° . + 20,1° R. +† 9,8 ° RK. Flusswäürme 15,9⁰0 R. + 10,5 ° n. +† 10,1° n. + 8,0° n. Hodenwärme 15,10, R. Dunstsättigung 80 pCt. 51 pcCt. 91 pct. Ausdünstung 0,014, Kh. Wetter bezogen. bezogen. heiter. Niederschlag 0,108 Rh. Wind 80. 80. 0. Wärmewechsel ₰+ 22,0° Wolkenzug... 80. + 8,19°9 .

Luftwüärme ... Thaupunkt ...

868

Nachmittags 4 ½ Uhr Gewitter mit reichlichem Regen aus 80.

Donnerstag, 23. Mai. Anf Allerhöchsten Befehl: Die Liebe, phantastisches Ballet in 2 Akten, von P. Taglioni. Humoristische Studien.

Freitag, 24. Mai. als Gastrolle.)

Im Konzertsaale: Französische Vorstellung. 1

In Potsdam: Mutter und Sohn. (Herr Hendrichs: als Gastrolle.) 15

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Königsstädtisches Theater.

Donnerstag, 23. Mai. Zum erstenmale wiederholt: Be er früher wie spaͤter. Lustspiel in 3 Aufzügen, nach dem Französischen von F. Heine. Hierauf: Die verhängnißvolle Omelette. Vaude⸗ ville⸗Scherz in 1 Akt, von Adele Beckmann. (Dlle. Hareng, vom Stadt⸗Theater zu Königsberg: Rose als Gastrolle.)

Freitag, 24. Mai. Die Königin von sechzehn Jahren. Hierauf: Der Pariser Taugenichts. (Fräulein von Tennecker, vom Stadt⸗ Theater zu Leipzig, im ersten Stück: Die Königin Christine, im zwei⸗ ten: Louis, als Gastrollen)

Sonnabend, 25. Mai. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Lu- crezia Borgia. (Letzte Vorstellung dieser Oper in dieser Saison.) 1“

Die Insel der Vorher:

VBerantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

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Feuer hineinredet, um seine Leser zu überzeugen, daß nur ein erbärm

licher Neid und eine armselige Scheelsucht den unternehmungslustigen

Tagesmittel: 337,05 Par.. + 14,62 R. + 9,50 K. 74 pct. 80. 1

Königliche Schauspieell.

Die Zauberflöte. (Herr Pellegrini: Sarastro,

Bruno,

„Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckeri.

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““ i 1“ 11 Inhal L11“ Deutsche Bundesstagten. Sachsen⸗Weimar. Ilmenau. Aus⸗

sichten auf eine gute Saison. Holstein. Kiel. Dampfschifffahrts⸗

„Verbindung mit Christiania.

Großbritanien und Irland. London. Stimmung gegen die Ver⸗

Ieinigten Staaten wegen Texas. Eisen⸗Production.

Schweiz. Chur. Durchreise des Königs von Bavern. Lausanne und Zürich. Die Intervention in Wallis. Sitten. Die Inter⸗ vention.

Portugal. - ö (Weitere Nachrichten über die

Lapitulation von Almeida; Guerillas; der Ausnahmszustand.)

Le Plata⸗Staaten. Schreiben aus Paris. (Neuestes über den

8 Stand der Dinge in Montevideo.)

Haiti. Schreiben aus Paris. (Aux Caves in den Händen der Insur⸗ genten; energische Haltung des Präsidenten; Boper in Jamaika.)

Schreiben aus Lissabon.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Seachsen⸗Weimar. Ilmenau, 18. Mai. Unser „immer⸗ grünes Thal“, wie Göthe es nennt, hal sich reizend n. man sieht einem Sommer entgegen, der der Bade⸗Anstalt vorzugs⸗ weise günstig sein wird. Mit jedem Tage fast verschönern sich die Stadt und ihre Umgebungen und vermehren sich die für die Heil⸗ zwecke erforderlichen, die auf Lebens⸗ Annehmlichkeit besonders der Kurgäste, berechneten Einrichtungen. Schon im vorigen Jahre wurde 188 landesfürstliche Huld dem Badeverein eine bedeutende Summe zur Verfügung gestellt und, der Bestimmung gemäß, zur Herstellung reundlicher Spaziergänge, Garten⸗Anlagen und Brunnen verwendet: eine Fürsorge, die sich zur Förderung gemeinnütziger Zwecke auch dieses Jahr wiederholt hat. Im vorigen, von der Witterung wenig begünstigten Jahre war die Zahl der Kurgäste bis auf 127 gestiegen, und in sehr vielen Fällen hatte sich auch diesmal wieder das hier vorzugsweise beobachtete Heilverfahren erfolgreich bewährt. Schon jetzt sind wieder mehrere Kurgäste, zum Theil aus größerer Entfernung, angekommen, und viele werden demnächst erwartet. Er⸗ freulich ist, auch als ein das Wirken der Anstalt anerkennendes Zei⸗ hen, daß am Schlusse des vorigen Monats die Gräfin von Traut⸗ nannsdorf, Gemahlin des Kaiserlich österreichischen Gesandten am verliner Hofe, wieder eingetroffen ist, um den Sommer hier zuzu⸗ bringen und eine im vorigen Jahre begonnene und mit sehr glück⸗

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ichen Erfolgen fortgesetzte Kur zu vollenden.

Holstein. Kiel, 17. Mai. In der nächsten Woche wird hier in nor⸗wegisches Dampfschiff aus Christiania erwartet, welches künf⸗ ig, verschiedene Plätze in Jütland anlaufend und seinen Weg durch en kleinen Belt nehmend, regelmäßige Fahrten hierhin machen wird.

Grossbritanien und Irland.

London, 15. Mai. Die Nachricht von dem Abschluß eines Ver⸗ trages zwischen den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika und Texas nach welchem die letztere Republik der Union einverleibt werden soll, hat hier, wie es leicht erklärlich ist, einen sehr üblen Eindruck gemacht. Die Times schmäht darüber den National⸗Charakter der Amerikaner und sucht die Veranlassung zu dem Vertrage in dem Bestreben der amerikanischen Staatsmänner, den Volks⸗Leidenschaften durch solche Akte zu schmeicheln. „Es scheint jetzt“, sagt dies Blatt, „als wenn in den Vereinigten Staaten die vh nnseegesie die Klugheit und die Mäßigung für so große Untugenden gehalten werden, daß nur derje⸗ nige dort um die Volksgunst sich bemühen kann, der die größten Belei⸗ digungen gegen den übrigen Theil der Welt zu begehen wagt.“ Aus der Einverleibung des texianischen Gebiets selbst mit den Vereinigten Staaten prophezeit man alles mögliche Unheil und tröstet sich mit der Hoffnung, daß der Senat, „dieser einzige Staatskörper, der trotz des sinkenden Vertrauens und der immer geringeren Achtung, mit welcher

ie Welt auf die nordamerikanischen Institutionen blicken muß, vor dem Auslande noch die der Regierung verbliebene Würde einigermaßen erhält“, die Ratification verweigern werde. John Bull mit allen Vorurtheilen und Bitterkeiten gegen jede Gebiets⸗Vergrößerung einer remden Macht, diktirt einen solchen Artikel der Times.

In der gestrigen Sitzung des Justiz⸗Ausschusses des Geheimen Raths ist in der Appellations⸗Instanz das Urtheil in Sachen des vor 3 Jahren in Sierra Leone aufgebrachten und von dem dortigen Vice⸗ Admiralitätsgerichtshofe wegen angeblicher Betheiligung beim Skla⸗ venhandel am 5. März 1841 kondemnirten hamburger Schiffes „Echo“, Capitain Sohst, gefällt worden. Dieses Urtheil hebt das Erkenntniß des Vice⸗Admiralitätsgerichts wieder auf, indem es die Reise des Schiffes von New⸗Sester nach Sierra Leone, welche den Grund für die Aufbringung abgab, für einen vollkommen legalen Akt erklärt; indessen ist, wie gewöhnlich, dem Appellanten die Erstattung der Zin⸗ sen und Kosten nicht zugesprochen worden. 1

Ueber die Eisen⸗Production Großbritaniens sindet man folgende übersichtliche Notizen: Die Production des Eisens in Großbritanien belief sich 1800 auf 150,000 Tonnen; 1806 auf 258,000 Tn.; 1823 auf 452,000 Tn.; 1825 auf 581,000 Tn.; 1828 auf 703,000 Tn.; 1835 auf 1,000,000 Tn.; 1840 auf 1,500,000 Tn. zu 20 Ctr. in Werthe von 9,500,000 Pfd. Der Preis von schottischem Roheisen belief sich in Liverpool für die Tonne zu 20 Ctr.: 1836 auf 6 Pfd. 13 Sh.; 1837 auf 4 Pfd. 12 Sh.; 1838 auf 4 Pfd. 10 Sh.; 1839 auf 4 Pfd. 5 Sh.; 1840 auf 3 Pfd. 18 Sh.; 1841 au 3 Pfd. 7 Sh. 6 Pere.; 1842 auf 2 Pfd. 10 Sh.; 1843 auf 2 Pfd. 5 Sh. oder 15 ½ Rthlr. Pr. Cour., frei an Bord des See⸗ schiffes geliefert, also der Ctr. etwa 18. 1“

Schweiz.

Chur, 13. Mai. Vorgestern ist Se. Majestät der König von Bayern auf der Reise nach Italien hier e nach bne Aufenthalte über den seit mehreren Wochen bereits für Räderfuhr⸗ werk geöffneten Splügen weiter gereist und bereits gestern Abend in Chiavenna eingetroffen.

Lausanne, 13. Mai. (O. P. A. Z.) Der Staats⸗Rat von Wallis hat unterm 11. Mai folgende Zuschrift an den F ug Rath von Waadt erlassen:

„Die neuen anarchischen Ausschweifungen, welche auf einigen Pun des Landes den Anfang dieses Monats bezeichnen 8 nge uns gegen die Ereignisse, die unsere eigenen Mittel der Unterdrückung her⸗ vorrufen fönnten, durch Anrufung des eidgenössischen Beistandes vermittelst einer Aufspiquetstellung von Truppen vorzusehen. Eine zweite

Depesche im nämlichen Sinne scheint den Vorort bestimmt zu haben, diese

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Donnerstag den 23 sten Mai.

Staats⸗Zeitung von Luzern. Wir fürchten, diese Maßnahme sei voreilig, und indem wir Euch bitten, uns nöthigenfalls die eidgenössische Hand zu reichen, denken wir, es dürfte für den Augenblick genügen, die Truppen auf dem Piket zu halten, über die Ihr verfügen werdet, um zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung in Wallis mitzuwirken. Wir haben die Ehre, uns mit derselben Bitte durch diesen Courier an die hohen eidgenössischen Stände Luzern, Bern und Freiburg zu wenden. Der Präsident: Zenruffinen.“

In Folge dieses Schreibens ist die außerordentliche Versammlung des waadtländischen Großen Rathes durch den Staats⸗Rath, welcher sie bereits angeordnet hatte, abgesagt worden. In Sitten hatte sich der Präsident des Staats⸗Rathes öffentlich entschieden gegen die Be⸗ setzung des Kantons ausgesprochen. In Martinach versammeln sich die Liberalen zur Berathung der Landes⸗Angelegenheit.

Zürich, 15. Mai. Der Regierungs⸗Rath von Zürich wurde am 13ten Morgens außerordentlicher Weise zusammenberufen (seit dem Eingehen des vorörtlichen Kreisschreibens, Wallis betreffend, fand keine Sitzung statt), um eine Zuschrift des Vororts Luzern an⸗ zuhören, in welcher dieser über das bundeswidrige Benehmen des Standes Bern klagt, sein Verfahren in der walliser Angelegenheit zu rechtfertigen sucht und vom Mitvororte Zürich Rath verlangt, was unter solchen Umständen im Interesse des Bundes zu thun sei. Berns V Beschluß bereitet, wie es scheint, dem Vororte große Verlegenheiten.

Die gestern vom Staats⸗Rathe dem Regierungs⸗Rathe angetra⸗ gene und von diesem genehmigte Zuschrift an den Vorort, als Ant⸗ wort auf dessen Anfrage, soll im Wesentlichen dahin gehen, daß nach den Bestimmungen der Bundes⸗Verfassung (Art. IV. VIII. s. X) derselbe wohl befugt gewesen sei, eidgenössische Kommissarien nach Wallis abzusenden und eidgenössisches Aufsehen anzuordnen, dagegen aber, da ihm keine Vollmachten von der Tagsatzung ertheilt worden seien, die Befugniß zu bewaffneter Intervention nicht gehabt habe; daß diese nur dann eintreten könne, wenn, im Fall ausgebrochener Unruhen, der betreffende Stand seine Mitstände selbst zur Hülfe mahnt, oder wenn die Tagsatzung die Intervention beschließt.

Sitten, 14. Mai. Am 12ten sind die aufgebotenen 6 Com⸗ pagnieen, und zwar 4 aus den westlichen, 2 aus den östlichen Zehn⸗ ten eingerückt. Herr Elias von Courten, welcher am 7ten Abends von hiesiger Regierung nach Luzern gesandt wurde, um angeblich dem Vororte deutlich zu erklären, daß dieselbe ja nichts Anderes, als die auf Piquetstellung 4 eidgenössischer Bataillone verlange und wider jede wirkliche Intervention Einsprache zu erheben, ist gestern Abend unverrichteter Sache hierher zurückgekehrt. Von Seiten des Vororts wurde ihm erwiedert, daß Luzern, vor seiner Ankunft daselbst, seine Maßregeln ergriffen habe und davon nun nicht mehr zurückkomme.

Portugal.

„₰½ Lissabon, 7. Mai. Die Uebergabe von Almeida wurde vorzüglich durch den verunglückten Streifzug beschleunigt, welchen der bei Graf Bomfim befindliche Deputirte, Jose Estevao, von dort aus in das umliegende Land unternommen hatte, um den Aufstand allge⸗ mein zu machen, zu organisiren und Guerillas⸗Banden zu bilden. Es hatte sich im Anfang wohl eine Anzahl Leute ihm angeschlossen, aber wie es scheint in der Meinung, daß es dem Sturze der jetzigen Dy⸗ nastie gelte und der Zurückführung Dom Miguel's auf den Thron. Als sie sahen, daß davon keine Rede sei, liefen sie auseinander, so daß Jose Estevao ganz unverrichteter Dinge am 27sten wieder nach Almeida zurückkehren mußte, wo die Nachricht von seinem verunglück⸗ ten Unternehmen die letzte Hoffnung Bomfim's auf Entsatz zerstörte und die Garnison vollends entmuthigte. Es machte sich unter dieser sogar eine bedenkliche Stimmung gegen die Führer des Aufstandes bemerkbar, gegen welche Drohungen laut wurden, und einige zwanzig Unteroffiziere warteten den Abschluß der Capitulation gar nicht ab, sondern flüchteten sich ohne Weiteres nach Spa⸗ nien. Deshalb mußte wohl Bomfim selbst, der, wie es scheint, auch keine Geldmittel mehr besaß, die er vergeblich von hier und Porto der Zusage seiner politischen Freunde gemäß er⸗ wartet hatte, und denen er nun dafür, daß sie ihn im Stiche ließen droht, „wichtige Entdeckungen“ zu machen, eine Capitulation zu er⸗ langen suchen, weshalb er denn auch schon am folgenden Tage dem Obersten Passos die bekannte Sendung ins Hauptquartier des Vis⸗ conde de Fonte Nova auftrug. Jose Estevao soll auf seinem Streif⸗ zuge wirklich bis Porto gekommen sein, unter der Maske der Ver⸗ kleidung sich in diese Stadt geschlichen und dort von den Freunden des Aufstandes eine Summe von etwa 5 Contos de Reis sich ver⸗ schafft haben, welche diese Herren nun ohne Zweifel mit nach Spa⸗ nien genommen haben, um sich dort die Leiden und Entbehrungen des Exils etwas zu mildern. Man hat indeß nichts Bestimmtes mehr von ihm gehört. Auch 12 Offiziere, die unter Bomsim als Civil⸗ Beamte in Almeida waren verwendet worden, hatten sich nebst 13 Mann Soldaten schon vor der förmlichen Uebergabe nach Spanien geflüchtet. Die Truppen, welche am 28sten Nachmittags Almeida räumten, bestanden nach der Angabe des gestrigen Diario aus 1 General, 1 General⸗Major, 2 Obersten, 18 Capitains, 5 Lieutenants, 14 Fähnrichs, 1 Chirurgus, 1 Adjutanten, 1 General⸗Zahlmeister, 1 General⸗Auditor, 119 Mann vom 4ten Dragoner⸗Regiment, 191 Mann vom 1sten Jäger⸗Regi⸗ ment, 414 vom 12ten Infanterie⸗Regiment, im Ganzen 724 Mann, wobei die auf eigene Hand Entflohenen nicht inbegriffen sind. Nach der Depesche des Visconde de Fonte Nova an den Kriegs⸗Minister Herzog von Terceira herrschte unter den aus Almeida ausrückenden Truppen, namentlich unter den Offizieren, große Bestürzung und Nie⸗ dergeschlagenheit. Die Soldaten Bomfim's wurden nach den Dör⸗ fern Vermiosa, Malpartida und Valle de la Mula geführt, nur ein einziger Offizier, der Adjutant des 1sten Jäger⸗Regiments, zog es vor, bei ihnen zu bleiben und nicht nach Spanien zu gehen. Was mit den Soldaten geschehen wird, darüber lauten die Angaben ver⸗ schieden; die Einen sagen, sie würden unter die übrigen Regimenter vertheilt werden, um ihre Dienstzeit zu vollenden; nach Anderen aber beabsichtigt man, sie nach der afrikanischen Küste zu schicken, was aller⸗ dings ein hartes Loos, wo nicht eine Verletzung der ihnen gemachten e in de.v Sn wäre. b

Die Gesammtzahl der Offiziere, die sich in Almeida erge betrug 44, die Zahl der Deserteure von Jch n p. baben, rend der Zeit von sechs Wochen ihres Aufenthaltes in Almeida 130 Mann, gefallen waren während der Belagerung nur wenige, so daß die National⸗Garde der Stadt nicht mitgerechnet, die ganze Stärke von Bomfim's Macht 900 Mann nicht überstieg. Die jetzige Gar⸗ nison von Almeida besteht aus den Grenadieren der Königin und dem 1sten Linien⸗Infanterie⸗Regiment. Sämmtliche Artillerie und Kriegs⸗- Munition ist bereits wieder auf dem Rückwege nach Porto, wohin einer anderen Angabe zufolge auch bereits die unterworfenen Solda⸗ ten unter Escorte der zweiten Brigade des bisherigen Belagerungs⸗ Corps auf dem Marsche wären. In einem an die Truppen des Be⸗ lagerungs⸗Corps gerichteten Tagesbefehle wird Namens der Königin

Vorsicht durch das Aufgebot zu überschreiten. Dies berichtet uns die

angerichtete Scha⸗

sern und öffentlichen Gebäuden in Almeida Feuers auf

den erweist sich trotz des 30 Tage dauernden die Stadt verhältnißmäßig weit geringer als man erwartet hatte. Die Capitulation wird im Allgemeinen als viel zu mild getadelt. Man findet es unbegreiflich, wie man den Offizie⸗ ren der Rebellen eine solche Alternative stellen konnte, entweder mit Sack und Pack frei und ungehindert nach Spanien zu gehen oder auf Gnade und Ungnade sich zu ergeben; denn da konnte die Wahl doch wahrlich nicht zweifelhaft sein. Und daß man selbst den Soldaten noch ihre Tornister und Alles mitnehmen ließ, was sie als ihr Eigen⸗ thum zu erklären für gut fanden, wird doppelt auffallend bei der eigenen bestimmten Angabe des Diario selbst, wonach dieselben in den letzten Tagen vor der Uebergabe die ärgsten Exzesse verübt und Alles ausgeplündert hätten. Auch soll die Karavane der abziehenden Offiziere, deren zahlreiche Pferde und Maulthiere alle schwer beladen waren, dem Zuge eines Haufens von Handelsleuten oder Schmugglern geglichen haben. Wenigstens gegen Bomfim, Jose Estevao und Cäsar de Vasconcellos, die eigentlichen Leiter des Aufstandes, hätte man größere Strenge gewünscht.

Unter solchen Umständen ist es nicht zu verwundern, daß sich stets von neuem wieder Führer und Werkzeuge zu neuen aufrührerischen Bewegungen bei der Aussicht auf Ungestraftheit finden lassen. Das Diario sagt zwar in einem Artikel in Betreff der jetzt erstickten Rebellion: „Die Regierung, indem sie der Empörung mit der größ⸗ ten Entschiedenheit und Energie sich widersetzte, wußte zugleich un⸗ nütze Strenge zu vermeiden. Nichtsdestoweniger erforderten das Wohl des Staates, die allgemeinen Interessen, und die Existenz der Freiheit selbst, daß endlich der Ungestraftheit ein Ziel gesetzt werde, die bis jetzt das ausschließliche Erbtheil verunglückter Verschwörer gewesen war.“ Aber bis jetzt sehen wir noch keine Thatsachen, wo⸗

durch der letzte Theil dieses Ausspruchs zur Wahrheit gemacht würde.

Das Diario von gestern berichtet auch über ein Gefecht, das am 4ten d. der Capitain Marçal mit 100 Mann Infanterie und 12 Reitern von der Munizipal⸗Garde von Porto gegen eine Guerillas⸗ Bande von Santa Cruz siegreich bestanden hat. Das Gefecht fiel bei Ribeira do Covello do Monte vor, und endete mit der Flucht und Zerstreung der Bande, deren Führer Carvalho Menezes und der Lieutenant Ribeiro, letzterer früher Offizier in der Munizipal⸗Garde von Porto, schwer verwundet und gefangen wurden.

Das Diario vom 4ten schon hat ein von dem Minister des Innern, Herrn Costa Cabral unterzeichnetes Dekret gebracht, wodurch dem Civil⸗Gouverneur von Porto aufgetragen wird, alle wegen blo⸗ ßen Verdacht und aus politischen Gründen verhaftete Personen wie⸗ der in Freiheit zu setzen. Wo aber Grund zu wirklichem Einschreiten gegen Einzelne vorliege, sollen dieselben unverzüglich den zuständigen Gerichts⸗Behörden überliefert werden zur Einleitung des aeeahaehs. Verfahrens gegen dieselben. Im Uebrigen besteht der Belagerungs⸗ stand und die Suspension der constitutionellen Bürgschaften noch immer fort; das Diario ist noch das einzige Organ der Presse. Doch soll unverzüglich der Staats⸗Rath zusammenberufen und dem⸗ selben die Frage vorgelegt werden, ob und wann es zweckmäßig sein dürfte, den jetzigen Ausnahmszustand aufhören zu lassen; auch die

deren Eifer und Subordinatson belobt. Der an den Häau⸗

Prorogation der Cortes bis zum 1. November soll dessen Berathung unterstellt werden. Man hält dieselbe für so gut als entschieden.

La Plata⸗-Staaten.

Ꝙ☛ Paris, 15. Mai. Ueber die Ankunft von Entsatztruppen zu Montevideo vernimmt man nun einiges Nähere. Die Divisionen von Florez, Estevao und Centurion, den Unter⸗Befehlshabern Fruc⸗ tuoso Riveira's, hatten zuerst, als sie vor Montevideo und im An⸗ gesichte dieser Stadt angelangt waren, den Cerro besetzt, auf dessen Höhe ein starkes Fort die Bai von Montevideo beherrscht. Als die genannten Chefs auf dem Cerro vernahmen, daß auch die Division Sylva (von Riveira's Corps) nur noch 4 Leguas von Montevideo entfernt stehe, zogen sie ihr sogleich entgegen, um derselben in der Herbeiführung einer weiteren beträchtlichen Zahl von Ochsen und Pferden Beistand zu leisten. Im Einverständniß mit ihnen besetzte während dieser Zeit das zweite Bataillon der französischen Legion, von der Stadt ausrückend, den Cerro und errang bei diesem Anlasse über die Trup⸗ pen Oribe's, welche dem Marsche des Bataillons sich entgegensetzen woll⸗ ten, einen merklichen Vortheil. Die Rollen der beiden sich gegenüberstehen⸗ den Parteien scheinen jetzt umgekehrt und Oribe selbst in seinen Linien von den bisher von ihm belagerten Gegnern eingeschlossen zu sein. Die orientalischen Heerführer scheinen jetzt genau dieselbe Taktik zu be⸗ folgen, die ich schon vor länger als einem Jahr als wahrscheinlich und als allein sicher zum Ziele führend, bezeichnet hatte. Oribe be fand sich offenbar in der äußersten Gefahr und wird allem Anschei nach sich noch glücklich schätzen dürfen, wenn es ihm gelingt, mit den Ueberresten seiner Reiterei durch die von allen Seiten auf ihn an rückenden Gegner sich durchzuschlagen. Auf Hülfstruppen von Bueno Ayres her kann er, da jetzt Rosas ganze Macht durch die Empörun⸗ gen in anderen Provinzen festgehalten und beschäftigt wird nicht rechnen; aber selbst der Rückzug dürfte Oribe durch das von den beiderseitigen Truppen verheerte und ausgesogene Land schwer wer⸗ den, es müßte denn sein, daß er auf den Schiffen der Flotille des Admirals Brown eine Zufluchtstätte und die Rückkehr nach Buenos Ayres sucht.

Zu Montevideo herrschten wieder Muth und Vertrauen, die sich namentlich bei einer am 10. Februar von dem Platz⸗Gouverneur, General Paz, abgehaltenen Musterung kundgaben. An dieser sollen 6000 Mann Feldtruppen und 2 Bataillone Miliz, die nur zur Ver-⸗ theidigung der Mauern der Stadt und Aufrechthaltung der Ordnung darin verwendet wurden, Theil genommen haben. Die französisch Legion bestand noch immer in ihrer vollen Stärke, und da alle Ver⸗ suche und Schritte des französischen Konsuls Pichon, so wie des fran⸗ zösischen Admirals Massieu de Clerval, sie zur Niederlegung der Waffen und Auflösung zu bewegen, ohne den beabsichtigten Erfolg geblieben waren, so hatten diese beiden Herren alle weiteren Bemü⸗ hungen zu solchem Zwecke aufgegeben. 8

Paris, 16. Mai. Nachrichten aus Port au Prince vom 8. April bringen die wichtige Kunde, daß die Stadt Aux Cayes von

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einer Insurgenten⸗Abtheilung am 3. April Abends genomme 8 ist. Indeß scheint die Proclamation der neuen 8* dieses . keinesweges auf einen Kastenkrieg hinzudeuten, denn sie verlangen nichts weiter als den getreuen Vollzug der am 30. Dezember von der kon⸗ stituirenden Versammlung votirten Constitution. Der Kriegs⸗Minister Herard Dumesle soll nach dem Abmarsche des Präsidenten der Repu

blik gegen die Rebellen von St. Domingo nicht bloß die Consti

tution als suspendirt erklärt, sondern sogar den Versuch gemacht ha- ben, die Mitglieder der konstituirenden Versammlung selbst unter die Soldaten einreihen zu lassen: einer dieser Herren soll auf seinen Be⸗ fehl verhaftet worden sein. Er ließ das Kriegsgesetz verkünden, und Soldaten, die sich der Desertion schuldig gemacht, erschießen. In einem Gefechte in der Ebene von Neybe zwischen des Prästdenten