1844 / 149 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

—— n.

egangen zu sein, um ein neues Objekt des schwindelnden Bör⸗ Fanigss 8 Faucsen das hier während der jüngsten Monate überhaupt in einer Art betrieben wurde, von der man sich auswärts schwerlich ben. Zum Theil ist dieses verderbliche Trei⸗ ben durch die Leichtigkeit begünstigt worden, mit welcher die eigen⸗ thümlichen hiesigen Bank⸗Operationen die Vermehrung der Papier⸗ Circulation gestatten; denn während die Industriellen in den Pro⸗ vinzen fortwährend die Schwierigkeit beklagen, die nöthigen Geld⸗ mittel für ihren Geschäftsbetrieb zu erlangen, sind hiesige Häuser desto leichter in der Lage, mit Zuhülfenahme des Bank⸗Kredits schnell große

einen Begriff machen kann.

wurde, um die Speculation mi

Wechsel im Belaufe von anlaßt, theilung zugehen zu lassen, ihres Treibens bemüßigt

Summen herbeizuschaffen, was auch in jüngster Zeit weidli t Eisenbahn⸗Actien ins Große zu trei⸗ Da indessen der Schwindel mit selben gar alles Maß über⸗ schriit und Fälle vorkamen, wo manche Häuser an einem Tage 100,000 Fl. bei der Escomptirung übergaben, so fand sich das Finanz⸗Präsidium ver⸗ jenen Herren durch den Bank⸗Gouverneur daß man sehen würde,

zu beschränken. Wurden hierdurch auch der Actien⸗Spielwuth einige

benutzt

Bank zur

duderne⸗ die Mit⸗ ei Fortsetzung ihnen den Bank⸗Kredit

Schranken gesetzt groß genug, um eine Kalamität besorgen zu lassen, deren Folgen um so schlimmer sein werden, je künstlicher und unnatürlicher der Stand ist, auf welchen alle industriellen Actien, und namentlich jene der Nord⸗ und Gloggnitzer Bahn, hinaufgeschraubt wurden, deren kläg⸗ liches Sinken um so gewisser vorauszusehen, da ihr jetziger Cours außer allem Verhältnisse steht und die Manöver, welche diese Bahnen so eifrig den Staatsbahnen anzureihen suchen, an der Umsicht und Festigkeit des Mannes scheitern werden, welcher mit so kräftiger und redlicher Hand das Steuer unseres finanziellen Haushaltes regiert.

so ist doch der Umfang dieses Uebels immer noch

218 n8

8

Bekanntmachungen.

[20311 Ediktal⸗Citation.

Die Caroline, geborene Gräfin von Przebendowska, zuerst verehelichte de Groß oder Großmann, nachmals verehelichte Schauspieler Herbst, Tochter des zu Hoch Redlau in Westpreußen verstorbenen August Grafen von Przebendowsli, welche, nachdem sie als Schauspielerin ohne einen festen Wohnsitz ein herumziehendes Leben geführt, vor etwa 30 Jahren die preußischen Staaten verlassen und sich nach Rußland begeben haben soll, ohne daß von ihrem Leben und Aufenthalt sichere Kennt⸗ niß hat erlangt werden können, so wie die von der ge⸗ dachten Caroline Herbst, geborenen Gräfin von Prze⸗ bendowska, zurückgelassenen unbekannten Erben und Erbnehmer, werden hierdurch mit der Aufforderung vor⸗ geladen, sich innerhalb Neun Monaten, spätestens aber In termino den 14. September 1844, Vormit⸗ tags 11 Uhr, vor dem Devputirten, Herrn Ober⸗Lan⸗ desgerichts⸗Referendarius Bauer hierselbst, bei dem un⸗ terzeichneten Civil⸗Senate, oder dem Prozeß⸗Büreau desselben schriftlich oder persönlich zu melden und da⸗ selbst weitere Anweisung zu erwarten, widrigenfalls die gedachte Caroline Herbst, geborene Gräfin von Prze⸗

Allgemeiner Anzeiger.

bendowska für todt erklärt und ihr etwa in 1000 Thlr. bestehendes, im hiesigen Ober⸗Landesgerichts⸗Depositorio befindliches Vermögen, den legitimirten Erben ausge⸗ zahlt werden soll. Marienwerder, den 15. November 1843. Civil⸗Senat des Königl. Ober⸗Landesgerichts.

[568 b]

Dampsschifffahrt

zwischen Potsdam und der Pfaueninsel.

Donnerstag, den 30. Mai c.

Abfahrten von Potsdam um 9, 12, 2, 4, 5hr. der Pfaueninsel 10, 1, 2 ¼, 4½,7 »

*△ 21 5 36 Von Potsdam nach Hamburg. Montags, Mittwochs und Freitags

. Vormitt. 9 Uhr. Anker, Taubenstraße Nr. 10.

2 22

achrx für die täglichen Dampfwagen⸗Fahrten auf der

Cöthen⸗Halle⸗Leip⸗ Eisenbahn

in Verbindung mit den Dampfwagen⸗Fahrten auf der

Berlin⸗-Anhaltischen Eisenbahn

für die Zeit vom 1. Juni 1844 bis auf weitere Bekanntmachung.

I1“

s. Cours von Magdeburg nach Leipzig.

Güter⸗Züge

Personen⸗Besörderung. in 3. Wagenkl. in 2. u. 3. Wgkl.

E]

e a ans 8 sL

Magdeburrg

Schoͤnebeck... Gnadau 5 5 » 12 Mttg.

.11 ½1 Ühr Vorm.]

—52*

3

Uhr Nchm.] 4 Uhr Nchm. 8 ½ Uhr Mg. 6 Uhr Abds.

41 * 4 ¼ 9 6 ½ 8

Cöthen

A

3 ½ Uhr Nchm.

7 » Ankunft. (Uebernachtg.) 6 Uhr Morg. Abgang.

nkunft

Stumsdorf . .. . . Nchm.

11 ½ , 0 Uhr Mg.

2

8 6 ½ 8 1 2 ½ 5b 8 1

Ankunft in Leipzig . 97 2

Cours von Leipzig nach Magdeburg.

1 ½⅔ Uhr Nchm.

Abfahrt

GGüter⸗Züge

Personen⸗Züge. mit

personen⸗Beförderung. in 3. Wagenkl. in 2. u. 3. Wgkl.

11

III. IV. II.

10 ½ Uhr Vorm.

Uhr Nchm.] 6 ¾ Uhr Mg. 600 Uhr Abends

Schkeuditz 11 5 5„

4₰82 5„ 6 9 5 ½ » 9

Halle 112“ A᷑I 1m.—

2 2 8 2 2

Stumsdorf 1. 12 » Mitt.

2 33⸗ 8 1 9 * . 8 5 » 9

Cöthen

5 Uhr Nchm.

Ankunft. (Uebernachtg.) 6 Uhr Morg.

Abgang.

der Saale 1 Gnadau 2

6 ½ m Ubr Morg. 7 118 —*

nfunft in Magdeburg. *

. e 12 ½ 92

Erläuterungen.

1) Die Güter⸗Züge werden bei Westerhüsen (zwischen Magdeburg u. Schönebeck), Wulfsen (zwi⸗ sschen der Saale und Cöthen), Gr. Weissandt (zwischen Cöthen und Stumsdorf), Niem⸗ berg (zwischen Stumsdorf und Halle) und Gröbers (zwischen Halle und Schkeuditz) anhalten,

um Passagiere aufzunehmen und abzusetzen.

2) Die von Berlin kommenden Güter werden nach ihrer Ankunst in Cöthen prompt nach Leipzig in der Regel durch einen Extrazug befördert, welcher aber von Passagieren nicht benutzt werden kann. 3) Abfahrt der Personen⸗Züge von Magdeburg nach Halberstadt, Braunschweig und Hannover:

Ankunft der Personen⸗Züge von Halberstadt, Braunschw eig und

Hannover in Magdeburg

8 Uhr Morg., 3 Uhr Nachm.

1 2 2 5 57 2 9

4) Abfahrt der Personen⸗Züge von Cöthen nach Berlin 1 ½

Ankunft der Personen⸗ Ankunft des Zwischen⸗

Abfahrt des von Cöthen nach Wittenberg

üge von Berlin in Cöthen.. 1 Zuges von Wittenberg in Cöthen ... 1414844

Die von Berlin kommenden Passagiere gehen resp. weiter nach Magdeburg, und um resp. 1 Uhr Mittags und 5 ½ Uhr Nachmittags weiter nach Leipzig.

5) Abfahrt der Personen⸗Züge von Leipzig nach Dr.

A

esden Ankunft der Personen⸗Züge von Dresden in Leipzig

Abds. »„ Morg.

12 ½ Uhr Mittags und 5 Uhr Nachmittags von Cöthen

6 Uhr Morg., 4 Uhr Nachmitt. 9 7 » Abends.

22 2

6) Zwischen den Städten Berlin, Leipzig, Magde burg, Halberstadt, Braunschweig und Han⸗

nover findet ein gegenseitiger direkter Villet⸗Verkauf und eben so eine direkte Expedirung d

In Cöthen wird mit den Personen⸗Zügen zehn Minuten, auf den übrigen Zwischen⸗Stationen aber nur

angehalten, als das Abfertigungs⸗Geschäft Zeit erfordert.

Magdeburg, am 22. Mai 1844.

Direktorium der Magdeburg⸗Cöthen⸗Halle⸗Leipziger Eisenbahn⸗Gesellschaft. 1— 1 D e f y

es Gepäckes statt.

[561 b] Berlin⸗Stettiner

Eisenbahn. Wir machen hierdurch darauf aufmerksam, daß mit dem 1. Juni cr. unser neues Betriebs⸗ Reglement, welches à 1 Sgr. pro Exemplar auf allen Bahnhöfen bei dem Einnehmer zu kau⸗ fen ist, in Kraft treten wird. Dasselbe enthält mehrfache Erleichterungen für den Güterverkehr, von welchen wir speziell die Bestimmungen der §§. 3., 8. und 15. des Reglements für die Beförderung mit den Güterzügen hervorheben.

Danach bedarf es nämlich bei den Versendungen der Güter künftig nur eines Frachtbriefes, es sind fer⸗ ner die Tarissätze bei mehreren Gegenständen ermäßigt worden, und endlich werden wir auch bei Versendungen von Gütern von Endstation zu Endstation, welche dem Normalsatze von 9 Sgr. pro Ctr. und darüber unter⸗ worfen sind, auf Grund eines, in Folge vorheriger An⸗ meldung hier zu führenden Kontobuches

a) bei einem Quantum von 2 —- 10,000 Ctr. 5 ℳ,

b) » » über 10 20,000 » 10 %, und c) » 8 20,000 » 15 % der Jahresfracht als Vergütigung restituiren.

Um indeß auch denjenigen Personen, welche nicht so bedeutende Quantitäten zu expediren haben, die Ver⸗ sendung auf unserer Bahn zu erleichtern, werden in dem Zeitraume vom 15. März bis 1. Dezember jeden Jah⸗ res alle mit 9 Sgr. pro Ctr. tarifirte Waaren bei ei⸗ nem Quantum von 70 Ctr., von Endstation zu End⸗ station, zu 7 ½ Sgr. pro Ctr. befördert werden.

Außerdem erfolgt die Spedition der Güter von un⸗ serem Bahnhofe in Berlin nach anderen Bahnen durch unsere Güter⸗Expedition franco ohne Berechnung von Spesen. Stettin, den 23. Mai 1844.

89 Das Direktorium.

88 Witte. dutscher. Ebeling.

Breslau⸗Schweidnitz⸗Freibur⸗

ger Eisenbahn.

[610] Bekanntmachung. In der am 11. Dezbr. 1843 stattgefundenen Ge⸗ neral⸗Versammlung der Breslau ⸗Schweidnitz⸗ 8 72 Freiburger Eisenbahn⸗ Frb Gesellschaft ist der Be⸗ TLlIb, ginn der Vorarbeiten be⸗ 5Nee.7.. es hufs der Weiterführung S der Bahn von Schweid⸗ mnrban nitz nach Frankenstein und von Königszelt nach Liegnitz beschlossen und be⸗ stimmt worden, daß die Betheiligung bei dieser Bahn den Inhabern von Stamm⸗Actien der Breslau⸗Schweid⸗ nitz⸗Freiburger Eisenbahn in der Art seiner Zeit zuste⸗ hen soll, daß ihnen gestattet sei, sich mit einer ihrem Actien⸗Betrage gleichkommenden Summe zu betheiligen. Nachdem diese Vorarbeiten seit längerer Zeit bereits begonnen haben, fordern wir zur Ausführung dieses Beschlusses die Inhaber der Breslau⸗Schweidnitz⸗Frei⸗ burger Stamm⸗Actien, welche sich dieses Recht auf eine künftige Betheiligung für ihre Actien sichern wol⸗ len, hierdurch auf, diese letztere in unserem Büreau,

Antonien⸗Straße Nr. 10, innerhalb der Zeit vom 20. Mai bis 25. Juni d. J.

inel. in den Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr, zu präsentiren, ein mit dem Namen des Inhabers un⸗

veschriebenes Verzeichniß der Num⸗ mern nach deren Reihenfolge zu übergeben und zu⸗ gleich zu den Kosten der Vorarbeiten Ein hal⸗ bes Prozent, mahin Einen Tha⸗ ler PrO Actie, einzuzahlen. Die Actien

werden auf der Rückseite mit einem, die erfolgte Prä⸗ sentation dokumentirenden und zugleich als Quittung über die Berichtigung des halben Prozentes dienenden Stempel versehen und dem Produzenten sofort zurück⸗ egeben werden.

Sobald das Unternehmen zur Ausführung gelangt, sind die Besitzer abgestempelter Actien bei Verlust des zugesicherten Rechts und des eingezahlten Betrages ver⸗ pflichtet, sich auf Grund einer später zu erlassenden Auf⸗ forderung über die Betheiligung bei dem Unternehmen in einer durch die Aufforderung zu bestimmenden Form zu erklären. u

Diejenigen der Herren Actionaire, welche die Actien nicht innerhalb der Zeit vom 20. Mai bis 25. Juni c. incl. auf die oben vorgeschriebene Art und Weise und unter Einzahlung des halben Prozentes präsentiren, werden als auf das ihnen zugesicherte Recht verzichtend erachtet.

Breslau, den 29. April 1844. Verwaltungs⸗Rath der Breslau⸗Schweidnitz⸗Freiburger

Eisenbahn⸗Gesellschaft.

Stand der Lebe nsversicherungs-Bank f. D. in Gotha am 1. M a i 1844. Versicherte 12,480 Pers. Summe der bestehenden Versiche-

.F-2-2o,002,000 Thlr.

rungen

Hiervon neuer Zugang seit 1. Ja- nuarn: Versicherungssumme 690,500 Thlr. Einnahme an Prämien und Zin- 1 Ausgabe für 61 Sterbefälle 132,900 Betrag der verzinslichen Auslei- hungen

Gesammtfonds .. . . ..... ..... ...... Dividende für 1844, aus 1839 E“

Versicherungen werden vermittelt durch

v 0. C. Pran⸗. Alexanderstralse No. 41

3,600,000 3,720,000

25 Prozent.

Literarische Anzeigen.

Bei Chr. E. Kollmann in Leipzig ist so eben er⸗ schienen und in Berlin (Stechbahn 3), Posen und

Bromberg bei E. EC. Mittler zu haben: Der Hauslehrer,

[694] Praktisches Handbuch über Erziehung und Unterricht,

für Lehrer, Erzieher und Aeltern. Von

Eduard Sparfeld, 1 konf. Lehrer an der ersten Bürgerschule zu Leipzig. 8. 33 Bogen. 1 ½ Thlr.

Dieses Handbuch füllt in so fern eine Privatlehrern bisher so fühlbare Lücke in der pädagogischen Literatur aus, als es in allen Fällen praktischen und be⸗ währten Rath ertheilt, wo die Theorie rath⸗ und hülflos läßt. Indem es nicht nur die Methodik des Unterrichts in allen den Hauslehrer angehen⸗ den Unterrichts⸗Gegenständen aufstellt und alle Modi⸗ ficationen berücksichtigt, welche eintreten können, son⸗

dern auch eine vollständige Lehrverfassung aufstellt,

ist es zugleich Rathgeber für Lehrer überhaupt geworden, welchen die Organisation einer Schule oder Schulklasse obliegt. Aeltern wird das Buch von gro⸗ ßem Nutzen sein, wenn sie die Erziehung und den Un⸗ terricht ihrer Privatlehrern anvertrauten Kinder beauf⸗

sichtigen und überwachen wollen.

[6921

So eben ist erschienen und von Longman Brown & Co. in London durch jede Buchhand- lung Deutschlands zu bezichen, in Berlin durch

Alex. Duncker, Königl. Hofbuch- händler, Französische Strafse No. 21: THE HISTORX OF ROME 4 Ir 1 18 From the first Punic War to the Death of Con- stantine. By B. G. Niebuhr. In a Series of Lec- tures, including an Introductory Course on the Sources and Study of Roman History. Edited b; Leonard Schmitz, Ph. D. 2 vols. 8vo. with a Portrait of Niebuhr. £ 1. 4 s. „“ Forming Volumes ihe Fourth and Fifth of the entire History.

Ueber Inhalt, Bearbeitung u. s. w. des Werkes, das jetzt zum erstenmale, und zwar in englischer Sprache, veröffentlicht wird, spricht sich der Her- ausgeber, Herr Dr. L. Schmitz, ein früherer Zuhörer Niebuhr's, folgendermafsen ans:

„Der Herausgeber dieser Vorträge Niebuhr’'s über den Theil der römischen Geschichte, der nicht schon in den drei gedruckten Bänden enthalten ist, hat es sich zur strengsten Pflicht gemacht, die Meinungen und Ansichten Niebuhr's möglichst treu wieder zu geben, und wo er es für nöthig oder nützlich er- achtete, hat er die Beweisstellen der Alten, auf die Niebuhr nie anders als im Allgemeinen hinwies, genau angegeben. Die Vorträge selbst sind die, welche Niebuhr in den Jahren 18 % in Bonn ge- halten, und die fragmentarische, unzusammenhän- gende und manchmal verworrene Gestalt, in der sie in den Heften, welche die Grundlage dieses Werkes bilden, vorlagen, machte es unmöglich, sie in dieser Gestalt erscheinen zu lassen. Im Ganzen wie im Einzelnen sind sie einer sorgfältigen Bcar- beitung unterworfen worden, und um sie dem Publikum in einer lesbaren Gestalt vorzulegen, war es nöthig, die Form in vielen Punkten zu ändern oder zu modifiziren, was um 80 cher gerechtfertigt werden kann, als qie Vorträge hier in einer frem- den Sprache erscheinen, in welcher die Sursprüng- liche Form doch einer anderen weichen mulste. Indessen auch so ist der frische und lebendige Cha- rakter Niebuhr’s, s80 weit dies das Material er- laubte, sorgfältig erhalten worden. Die Vorträge, wie sie hier geboten werden, mögen nicht Alles enthalten, was Niebuhr mittheilte und aussprach, aber sie enthalten auch nichts, was sich nicht zu- verlässig aus den Heften als seine Ausicht entneh- men liess.“

[691]

Mit dem heutigen Tage eröffne ich mein Hotel

Zur alten Stadt London

am neuen Jungfernstiege Nr. 11, in einem vor 10 Jahren erbauten, auf das geschmackvollste und bequemste eingerichteten Hause.

Far das mir seit 30 Jahren bewiesene Wohlwollen dankend, bitte ich, mir dasselbe auch ferner zu erhalten und mich mit zahlreichem Besuche zu beehren.

Hamburg, den 24. Mai 1844. Georg Hillert.

Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. für Jahr. 4 Rthlr. * Jahr. 8 Rthlr. - 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung. Insertions-Gebühr für den Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.

8 8

114* Aue Post-Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen Bestellung

auf dieses Blatt an, für Berlin

ddie Expedition der Allg. Preuss. Zeitung:

z 8

2

Fe

Amtlicher Theil.

Inland. Köln. Ankunft des Königs von Sachsen. Der Festungs⸗ bau. Lustfahrt nach London. Der römische Mosaikboden. Eine neue katholische Zeitschrift. Mordthat. Gesecke. Bericht des Ma⸗ gistrats über die dortigen Erzesse.

Deutsche Bundesstaaten. Bayern. München. Hofnachricht. Beruhigung wegen des Biersatzes. Sachsen. Leipzig. Schreiben des Königs von Schweden an die Vorsteher des evangelischen Vereins der Gustav⸗Adolph⸗Stiftung. Baden. Karlsruhe. Inhalt des Regierungs⸗Blattes. Kammer⸗Verhandlungen. Heidelberg. Personal⸗Veränderungen an der Universität. Steinbach. Das Er⸗ wins⸗Denkmal.

Oesterreichische Monarchie. Wien. Feste. Triest. Erste Ostindienfahrt eines österre chischen Schiffes. Briefe aus Wien. (Ver⸗ ordnung über die gerichtliche Feilbietung von Staats⸗Papieren; Land⸗ sicherheitswache.) Böhmen. (Erwerbung christlicher Realitäten durch Juden; Kataster⸗Vermessungen.) und Triest. (Gesundheitspolizeiliche Verfügung.)

Rußland und Polen. Ministers Cancrin.

Frankreich. Pairs⸗Kammer. Annahme der Artikel über die geist⸗ lichen Sekundär⸗Schulen. Paris. Adresse des pariser Klerus an den Erzbischof von Paris. Deputirten⸗Kammer. Briefe aus Paris. (Bestimmung über die Zahl der Königl. Colléges. Berechtigung von Ausländern zum Lehramt; Kommissions⸗Gutachten über die Bestattung des General Bertrand.)

Großbritanien und Irland. London. Hofnachricht. Festmahl der ostindischen Compagnie zu Ehren Sir Henry Hardinge’s. Wieder⸗ aufnahme des O'Connellschen Prozesses. Verfall der Repeal⸗Agitation. Schreiben aus London. (Zur Charakteristik der Partei „das junge England“.)

Belgien. Brüssel. Zollgesetz⸗Diskussion.

Schweden und Norwegen. Stockholm. Ministerial⸗Veränderun⸗ gen. Kreditiv⸗Ueberreichung des preußischen Gesandten. Britischer Geschäftsträger. Gesuch der Studirenden von Upsala.

Schweiz. St. Moritz. Niederlage der Unterwalliser.

Die Reform der preußischen Universitäten.

Handels⸗ und Börsen⸗Nachrichten. Amsterdam. Börsen- und Marktbericht.

Königl. Schauspielhaus. (Gastspiel des Herrn Hendrichs.) Königsstäd⸗ tisches Theater. (Frl. von Tennecker; Dlle. Hareng.) Kunst⸗Ausstel⸗ lung in Paris. (Portraits, Pferde⸗ und Viehstücke.) Vermischtes.

1. Amtlicher Theil.

Berlin, den 29. Mai. Seine Majestät der König sind nach der Lausitz gereist.

Angekommen: Der Kaiserl. österreichische General-Major, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Königl. schwedischen Hofe, Graf von Woyna, von Wien.

Abgereist: Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Königs, von Neumann, nach Lübbenau.

Der Ober⸗Präsident der Provinz Brandenburg, von Meding,

nach Lübben.

4 2 4 Uichtamtlicher Theil. Inland.

Köln, 24. Mai. Heute Nachmittag traf Se. Majestät der König von Sachsen auf der Reise nach England, von Elberfeld kom⸗ mend, hier ein und wird hier übernachten. Bald nach dem Ein⸗ treffen nahm der hohe Reisende den Dom und andere Sehenswür⸗ digkeiten unserer Stadt in Augenschein. Von hier aus wird die Reise auf der Eisenbahn bis Ostende zurückgelegt; das belgische Gou⸗ vernement hat, um das Wechseln der Waggons zu vermeiden, heute bereits einen Extrazug hierher gesandt, um den König morgen weiter zu befördern. In Ostende liegt bereits ein englisches Dampfschiff.

Die Augsburger Allg. Zeitung enthält das folgende Privatschreiben aus Köln vom 19ten d.: „Mit einer Thätigkeit, die selbst im Winter nicht ganz unterbrochen wurde, werden die hiesigen Festungsbauten fortgesetzt, und in wenigen Jahren wird Köln als einer der festesten und größten Waffenplätze und als eines der stärk⸗

St. Petersburg. Entlassung des Finanz⸗

30 en Mai

sten Bollwerke an der westlichen Gränze Deutschlands erscheinen. Ein Gürtel von 12 starken Forts, von welchen manche eine Besatzung von 3 bis 4000 Mann erfordern, und die mit ihrem Feuer sich gegen⸗ seitig unterstützen, umgiebt im § albkreise die Landseite der Stadt, deren hohe, mit breiten und tiefen Gräben umschlossene Wälle eine zweite gleich starke Vertheidigungslinie bilden. 4 bis 500 Menschen sind täglich an dem Bau dieser Außenwerke beschäftigt, für welche durchschnittlich jeden Monat eine Summe von 25 bis 30,000 Rthlr. verwendet wird. Unseren Ingenieuren gebührt dabei das größte Lob, denn die Arbeiten zeichnen sich nicht allein durch Solidität, sondern auch durch Schönheit und Eleganz auf das vortheilhafteste aus. Drei englische Offiziere, wovon der eine jetzt nach Posen abgegangen ist, sind auf das besondere Ansuchen ihrer Regierung bei den Bauten mit beschäftigt, um hier eine praktische Schule durchzumachen. Nicht allein für Preußen, sondern für ganz Deutschland muß es vom höchsten In⸗ teresse bleiben, seine Vertheidigungs⸗Linien auf solche Weise immer stärker und widerstandsfähiger gemacht zu sehen, und überall, wo solche Gränzwächter sich neu erheben sei es im Osten oder im Westen sollten die Deutschen sie freudig begrüßen. Sehr ver⸗ werflich ist es daher auch von einzelnen Berichterstattern, wenn sie ihren hierauf Bezug habenden Angaben Verdächtigungen beimischen, die wir wollen es zu ihrer Rechtfertigung gern glauben wohl nur aus Mangel an strategischen Kenntnissen entspringen.

Angeregt durch den Plan der magdeburger Dampfschifffahrts⸗ Gesellschaft, an den Pfingsttagen eine Lustfahrt nach London zu ver⸗ anstalten, hat die Niederländische Dampfschiffs⸗Agentur zu Frankfurt zu einer gleichen Vergnügungs⸗Partie, an denselben Tagen, aufgefor⸗ dert. Die Abfahrt soll am Sonnabend vor Pfingsten von Frankfurt aus per Eisenbahn bis Bieberich stattfinden und von dort per Dampf⸗ schiff am ersten Tage bis Köln, am zweiten bis Nymwegen und am dritten bis Rotterdam sortgesetzt werden; von Rotterdam wird die Ueberfahrt durch das große Dampfschiff, „der Batavier“, bewirkt. Der Preis ist auf 25 Rthlr. von Frankfurt bis London und zurück festgestellt. Da an den Pfingsttagen das Nieder⸗Rheinische Mu⸗ sikfest in Köln gefeiert wird, so sollen diese Fahrten auch als Lust⸗ reise bis Köln dienen.

Mehrere öffentliche Blätter haben des Mosaikbodens erwähnt, welcher bei Gelegenheit des Neubaues des hiesigen Bürger⸗Hospitals aufgefunden ward. Dieses Denkmal römischer Kunst gehört mit zu den besterhaltenen in Deutschland. Die Mosaikdecke bildet ein längliches Quadrat, das von Süd nach Nord etwa zwanzig, von Ost nach West ungefähr achtzehn Fuß Ausdehnung hat und aus sicben regelmäßigen Sechsecken besteht, aus denen eben so viele Zwölfecke gebildet sind. Obgleich anfänglich der Versuch gemacht werden sollte, dieses wahr⸗ scheinlich aus den Zeiten. Konstantin's herrührende Kunstwerk in Vier⸗ ecken auszuheben und auf das hiesige Musrum zu schaffen, so ist man der Schwierigkeiten wegen doch davon zurückgekommen und hat es am Orte der Aufstellung gelassen.

Der hier gegründete Buchhändler⸗Verein zur Herausgabe guter katholischer Schriften zu billigen Preisen wird vom 1. Juli ab eine katholische Zeitschrift in monatlichen Heften erscheinen lassen, zu der außer vielen Geistlichen der Erzdiözese Köln auch viele auswärtige namhafte Männer Beiträge zugesichert haben. An der Spitze des Unternehmens steht der Buchhändler Dumont.

Heute Abend ward eine vor ihrer Wohnung stehende Frau meuch⸗ lings erstochen. Bei dem hierdurch veranlaßten Auflaufe fand sich auch der Mörder ein, der inzwischen seinen Anzug gewechselt hatte, und ließ sich von den Umstehenden den Hergang erzählen. Er wurde jedoch bald erkannt und gestand, von der Polizei zu dem Leichnam geführt, seine Mordthat.“

Gesecke, 22. Mai. Der hiesige Magistrat hat durch die Kölnische Zeitung einen Bericht über die bekannten Exzesse ver⸗ öffentlicht, welcher zugleich eine theilweise Widerlegung der durch das genannte Blatt gegebenen Mittheilungen über die Juden⸗Verfolgun⸗ gen zu Gesecke und Störmede sein soll. Es heißt in dieser amtlichen Erzählung:

„Am 8ten d. waren an zwei israelitischen Häusern drei Fensterscheiben eingeworfen. Die Polizei, davon benachrichtigt, beorderte für den folgen⸗ den Abend den ihr zu Gebote stehenden Gendarmen nebst zwei Polizei⸗ Dienern, diese Häuser zu bewachen und ähnliche Unordnungen zu verhin⸗ dern; auch wurde in den Schulen den Kindern das Ausgehen in den Abendstunden und besonders alles Werfen in den Gassen verboten. Wäh⸗ rend am 9ten, Abends gegen 9 Uhr, sich indeß, trotz aller Gegenbemühun⸗

gen der gedachten Wache, von allen Seiten her eine Menge junger Leute, auch Weiber und Kinder, vor dem älterlichen Hause des jüdischen Proselovten versammelte, welche, die Exzesse des vorigen Abends wie⸗ derholend, mehrere Fensterscheiben an demselben einwarf und so die Wache dort beschäftigte, entstanden Aufläufe in allen Straßen, und gleichzeitig wurden an mehreren, auf verschiedenen Straßen belegenen Judenhäusern die Fensterscheiben durch Steinwürfe zertrümmert, an einigen auch die Fen⸗ sterladen zerbrochen, und in weniger als drei Viertelstunden waren derartige Zerstörungen an den meisten Israelitenhäusern, dem einen mehr, dem ande⸗ ren weniger, vollzogen. Die Mitglieder des Magistrats, welche, an nichts weniger als an einen solchen Unfug denkend, in Geschäften abwesend waren, kehrten gerade während des Tumultes, kurz nach 9 Uhr, zurück, eilten sogleich nach der Gegend des Auflaufes und jagten die Haufen augenblicklich aus einander. Uebertrieben und unwahr ist, die Judenhäuser seien in Folge des Exzesses unbewohnbaͤr geworden. Wenn auch einzelne Israeliten ihre Frauen oder Kinder nach anderen Orten hingeschafft, so liegt der Grund davon unter Umständen, wie die fraglichen, so sehr tief nicht, um solchen nicht gleich zu merken. Eben so ist es unwahr, daß der Geistliche den Inhalt des anonymen Schmähbriefes unvorsichtig ins Publikum gebracht habe. Es wurde aller⸗ dings das Einlaufen eines solchen Briefes ruchbar; über dessen Inhalt verlautete aber so Verschiedenes und so Weniges von dem darin wirklich Enthaltenen, daß von einer Unvorsichtigkeit jenes Geistlichen nicht die Rede sein kann. Auch hat wohl dieser Schmähbrief den Exzeß weniger gefördert, als das mit dem Proselyten eingeschlagene unvorsichtige Verfahren, so wie anzügliche Aeußerungen der Isrgaeliten, die man von den bei ihnen wohnen⸗ den christlichen Dienstboten wiedergehört haben wollte. Ferner ist es eine hämische, die katholischen Einwohner kränkende Aeußerung, das Läuten der Bet⸗ glocke sei gleichsam das Signal zum Angriff gewesen, da Jedermann hier weiß, daß nicht um 9, sondern um 7 ½ Uhr in dieser Jahreszeit die Betglocke gezogen wird. Falsch ist es auch, wenn gesagt worden, es haben aus der den ganzen Tag kundgegebenen Stimmung der Leute ernstliche Ruhe⸗ störungen vermuthet werden können, und es seien vor der Dämmerung schon die Straßen mit Menschen gefüllt gewesen. War dies der Fall, warum begaben sich denn die jüdischen Einwohner unbesorgt zur Ruhe, wie das doch die meisten, eigener Aussage nach, gethan haben? Das Einzige, was sich befürchten ließ, war allenfalls einige Neckerei vor dem älterlichen Hause des Proselpten, wo von der Polizei hinreichende Wache aufgestellt war.“ (Von den Ruhestörern sind 24 verhaftet, und die gericht⸗ liche Untersuchung ist im Gange.)

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 25. Mai. Ihre Maäjestät die Köni⸗ gin von Sachsen, welche heute hier eingetroffen ist, begiebt sich nach kurzem Aufenthalte nach Possenhofen zu Ihrer Königl. Hoheit der Frau Herzogin Max, wohin bereits sch Ihre Majestät die Königin und sämmtliche hier anwesende Höchste Herrschaften verfügten. Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Modena traten von Poffenhofen aus die weitere Rückreise nach Italien an; der Kronprinz und die Kronprinzessin begaben sich nach Hohenschwangau und werden, dem Vernehmen nach, späterhin einige Zeit in Berchtesgaden verweilen.

Die Königl. Polizei⸗Direction und der Magistrat hat gestern folgende Bekanntmachung, den Biersatz betreffend, erlassen: „Die un⸗ term 4ten d. veröffentlichte Bekanntmachung, daß die Bräuer das Sommerbier um den Schenkpreis von 6 Kreuzer verleit geben, wird zur Beseitigung von Mißverständnissen und böswilligen Aeußerungen hiermit wiederholt mit dem Anhange zur Kenntniß des Publikums gebracht, daß während des ganzen Sommers eine Erhöhung des Preises keinenfalls stattfindet.“

Sachsen. Leipzig, 28. Mai. Der Bote des lischen Vereins der Gustav⸗Adolph⸗Stiftung theilt fol⸗ gendes an den Central⸗Vorstand des Vereins erlassene Handschreiben des Königs von Schweden mit:

„Meine Herren Vorsteher des evangelischen Vereins der Gustav⸗Adolph⸗ Stiftung! Die Huldigung, welche Sie in Ihrem Schreiben vom 23. März dem Andenken Meines theuren verklärten Vaters darbringen, hat Mich tief gerührt. Der Sohn ist Ihnen dankbar dafür, der Fürst fühlt das Bedürf⸗ niß, Ihnen diese Gesinnung auszusprechen und Sie zu versichern, daß der Zweck Ihres Wirkens stets seine Theilnahme und seinen Schutz genießen soll. Der aufgeklärte erste Gustav war auch der erste Monarch im Norden, der den protestantischen Glauben in sein Reich einführte und für dessen Verbrei⸗ tung viele Jahre hindurch manchen schweren Kampf bestand. Sein edler Enkel, der große Gustav Adolph, opferte sein Heldenleben für die herrliche Sache der Gewissensfreiheit. Mein verewigter Vater hat durch seine Lehren und sein Beispiel diese Erinnerungen noch tiefer in Meiner Seele befestigt. Ich

Königliches Schauspielhaus.

Gastspiel des Herrn Hendrichs.

Herrn Hendrichs, vom Stadttheater zu Hamburg, dessen Name, wie in Berlin, so auf allen ersten Bühnen Deutschlands, guten Klang hat, wurde, als derselbe in Frankfurt ag. M. zum erstenmale die Bühne betrat, von dem Verfasser dieser Theater⸗Berichte offentlich das Prognostikon gestellt, er könne, bei intelligenter Ausbildung der ihm gewordenen Mittel und Anlagen, der⸗ einst eine Zierde des deutschen Theaters werden. Herr Hendrichs hat diese Prophezeiung nicht Lügen gestraft, und in einem Rollenfach, wo so viel geblendet wird, wo die Wahrheit so oft in die Rhetorik aufg eht, als jugend⸗ licher Held und Liebhaber, hat er immer selbst kritischen Rigoristen genügt und ist des Publikums Liebling geworden, wo er noch auftrat. Auch hier hat sich ihm die öffentliche Gunst, seitdem er sein Gastspiel eröffnete, wie⸗ derum entschieden und in hohem Maße zugewendet, und seine Leistungen als „Ingomar“, „Mortimer“ und „Bruno“ (in „Mutter und Sohn“) hatten sich des ungetheilten Beifalls aller Kenner zu erfreuen. Besonders trefflich ist der Gast in letzterer Rolle; hier verwendet er die Fülle seines Materials mit der größten Einsicht, und alle Momente treten so geistig⸗ und formschön heraus, daß selbst die Dichtung mitgehoben wird. Im ersten Abschnitt des Drama's wur⸗ den die Stellen, wo er seiner Mutter gegenüber Leidenschaftlichkeit und Trotz herauszuwenden hatte, so wie jene, wo er ungeachtet des angedrohten Fluches sich nicht demüthigen will, mit großer Wahrheit und Wirkung nüanzirt. Auch im anderen Theile, der funfzehn Jahre später spielt, bewährte er, den ruhig und seiner Leidenschaften Herrscher gewordenen Mann repräsentirend, den jugendlichen Meister. Die charaktervolle Ruhe, der Schmerz, die Reue, das weiche Gefühl der Liebe, das ihn beim Anblick Selma's wieder ergreift, überhaupt alle die sanfteren Zustände, welche er in den drei letzten Alten auszumalen hat, kamen herrlich zur äußeren Erscheinung, und die Ver⸗ söhnungsscene am Schluß war von erschütternder Wirkung. Daß Mad. Crelinger, welche ihm in dieser Rolle mit anerkannter Bravour zur

Seite stand, zu diesem Erfolg wesentlich beitrug, bedarf kaum der Er⸗ wähnung. u.

Königsstädtisches Theater.

Frl. von Tennecker. Dlle. Hareng. Ueber die bisherigen Leistungen zweier Damen, welche eeananig beim Theater der Königsstadt gastiren, nämlich des Frl. von ennecker und

der Dlle. Hareng, wollen wir hier ein Urtheil zusammenfassen.

Frl. von Tennecker, vom Stadttheagter zu Leipzig, deren Name in der Theaterwelt rühmlichst bekannt ist, muß als eine Darstellerin bezeichnet werden, wie wir sie seit Jahren nicht auf dieser Bühne sahen. Sie spielt das Fach unserer Hagn und erinnert bei ihrem Spiele auch lebhaft an die⸗ selbe. Beide Künstlerinnen haben sogar manche Bewegungen und Manie⸗ ren mit einander gemein. Wenn man nicht die Ueberzeugung hätte, daß hier von einer Kopirung nicht die Rede sein kann, so würde man versucht, zu glauben, der Gast habe sich nach Frl. von Hagn gebildet. Indeß zeugt gerade die Verwandtschaft des Spiels Beider dafür, daß Beide es zu einem hohen Grade von Vollkommenheit in ihrem Fache gebracht haben.

Die vortrefflichste Rolle, in der wir bisher diesen Gast sahen, war die Leopoldine von Strehlen in dem Töpferschen Lustspiel „Der beste Ton.“ Sie zeichnete diese Frau von Welt mit so viel Feinheit und Grazie und belebte den Dialog mit so sprudelndem Humor, daß man sie, nach dieser Talentprobe, den besseren Künstlerinnen beizählen darf. Eben so gelungen war ihre Darstellung der Klärchen Buren in „Steffen Langer“, jedoch min⸗ der lobenswerth die der Christine in „Die Königin von sechzehn Jahren“ und die des Louis im „Pariser Taugenichts.“

Frl. von Tennecker entspricht auch äußerlich in jeder Beziehung den Anforderungen, welche man in der Regel an eine erste Liebhaberin macht, und besitzt nebenbei die große Kunst, eine vortheilhafte und geschmackvolle Toilette zu machen.

Zu bedauern ist, daß für den Gast das Repertoir bei der Königsstädti⸗ schen Bühne zu beschränkt ist, so daß wir sie leider in ihren besten Par⸗ tieen nicht sehen können. 8

Was Dlle. Hareng, vom Stadt⸗Theater zu Königsberg, anbelangt, so zeigt dieselbe zwar viel Routine und Gewandtheit, inzwischen erheben sich ihre Leistungen als Soubrette doch wenig über die Gränzen des Gewöhn⸗ lichen. Ihre beste Rolle bis jetzt war die Savopardin Chonchon in dem trefflichen Schauspiel „Muttersegen“, indem sie das Derbe dieses Charakters auf lobenswerthe Weise zur Anschauung zu bringen wußte. Die Scenen, wo Chonchon, das leichtsinnige und in Paris schnell verderbte Mädchen, einen Anflug von Gemüth und Herzlichkeit zeigen soll, gelangen der Dar⸗ stellerin weniger, während sie die komischen Pointen der Rolle glücklich zu erfassen wußte. Der Vortrag der Lieder hätte belebter sein können.

e . Kunst⸗Ausstellung in Paris. (Vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr. 148.) Portraits, Pferde⸗ und Viehstücke. aa

2% Paris, 13. Mai. Ungemein zahlreich, wie immer, ist diesma das Fach der Portraits besetzt. Der übermäßig starke Anbau dieser Gat⸗ tung wird von strengen Kritikern mit Recht für ein böses Omen angesehen und als ein entschiedener Beweis von der Unlauterkeit des herrschenden Kunstsinnes geltend gemacht, da nicht sowohl reine Liebe zum Schönen und uneigennütziges Wohlgefallen an der Kunst, sondern persönliches und egoisti⸗ sches Privat⸗Interesse die Menge von Portraits hervorruft, die sich alljähr⸗ lich in den Ausstellungen breit machen und nicht wenig Raum einnehmen. Obgleich dem Umfange nach im Steigen, ist doch die neueste Portrait⸗ Malerei dem inneren Gehalte nach im Sinken. Sie kann nur blühen, wenn die höhere Geschichts⸗Malerei blüht; mit der vorwaltenden Genre⸗- Malerei ihut sichs nicht, da das Portrait zu ernst für diese ist