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ü ine doppelte Pflicht, sowohl als Nachfolger solcher Vorfahren v e, fdfann Reiche, indem Ich Ihrem evangelischen Vereine nicht nur eine stete Aufmerksamkeit widme, sondern auch bei allen Gelegenheiten Meine aufrichtige Theilnahme bezeuge. Ihre Glückwünsche
für den glorreichen Ersolg Meiner Regierung sind mir sehr angenehm. Mbge der Himmel Sie Poren. Beceses Meine unablässigen Bemühun⸗
gen für das Wohl Meiner Völker, so ühle auch Ich Mich glücklich, und durch den Segen des Allmächtigen wird auch dann die Bürde der Kronen erleichtert. Ich bitte Gott, daß er Sie, meine Herren Vorsteher, und sämmt⸗ liche Mitglieder des evangelischen Vereins der Gustav⸗Adolph⸗Stiftung in seine heilige Obhut nehme, und verbleibe Ihnen Allen wohlgewogen. Oskar. Stockholm, am 7. Mai 1844.“
Baden. Karlsruhe, 24. Mai. Das neueste Staats⸗ und Regierungsblatt enthält eine Verordnung über die Rhein⸗ schifferpatente und die Beaufsichtigung der Schiffmannschaft, ferner die Königl. preußische Bekanntmachung über die diesjährige Zoll⸗Vereins⸗ Industrie⸗Ausstellung in Berlin. Das badische Ministerium des Innern
erfügt dabei, daß die Gegenstände, welche von den inländischen Ge⸗ werbtreibenden zur Ausstellung in Berlin bestimmt werden wollen, zunächst an die Direction der Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins gesendet werden müssen, indem eine besondere Kommission niedergesetzt worden sei, mit der Aufgabe, zu prüfen, ob diese Gegen⸗ stände sich für die Ausstellung eignen oder nicht, und nach Thunlichkeit dafür zu sorgen, daß die Bedingungen erfüllt werden, welche von Seiten der preußischen Regierung behufs der Zulassung aufgestellt worden sind.
In der 68. Sitzung der Kammer der Abgeordneten erhob Hecker die Beschwerde, daß die Aemter hie und da Leumunds⸗Zeugnisse, statt durch Bürgermeister und Gemeinderath, durch Gendarmen sich ausstellen ließen, Leute, die von ihnen abhängig seien und dabei nicht im Stande, ein gründ⸗ liches Zeugniß über die Gesinnungen Anderer abzugeben. Bassermann hielt einen ausführlichen Vortrag, um zu beweisen, daß von Seiten mancher Beamten freigesinnte Bürger verfolgt würden, und erzählt einzelne Fälle, die zu seiner Kenntniß gekommen seien. In einzelnen Fällen sei zwar die Kreis⸗Regierung gegen den Beamten eingeschritten, und habe den⸗ selben in die Kosten verurtheilt; das Ministerium aber habe ihm sie geschenkt. Fauth erklärte, daß die Thatsachen, die seinen Amtsbezirk
beträfen, ihn persönlich theils nicht berührten, theils, so weit es der Fall sei, in der Wirklichkeit sich ganz anders verhielten, als sie erzählt worden. Der Redner erzählt dieselben ausführlich nach den Akten und fügt hinzu, daß es überhaupt eine Krankheit der Zeit sei, das Streben einer Partei, die öffentlichen Behörden herabzuwürdigen, um ihnen das
ertrauen der Bürger zu rauben. Zu diesem Zwecke entstelle man That⸗ sachen oder erdichte solche; der Beamte müsse sich mit dem Bewußtsein sei⸗ ner Pflichterfüllung trösten, und er seinerseits erkläre offen und ohne Scheu, daß er jedem Versuche entgegentreten werde, der die Ordnung und Ruhe des Staats stören wolle. Wohl existire ein Streben zu maßloser Ausdeh⸗ nung der Rechte des Volks und zu immer größerer Schmälerung der Rechte der Krone. Dieses Streben nenne man Fortschritt; verfahre man nun gegen solche Individuen, die sich als die blinden Werkzeuge eines solchen Strebens bethätigten, nach Gerechtigkeit, so werde laut dagegen geschriecen. — Staatsrath Freiherr von Rüdt bemerkte hierzu: Wenn sich ein Bürger durch die Handlungen der Beamten beschwert erachtet, so mag er sich an die höhere Behörde wenden; allein nachdem jetzt der Stoff in Beziehung auf die Wahl⸗Umtriebe aufgehört hat, werden andere Gegenstände hervor⸗ gesucht, wie dies durch die angeführten Thatsachen geschehen ist. Wird Einer bestraft, der zur Partei der sogenannten Liberalen gehört, so muß der Grund der Strafe dieser sein, nicht sein Unrecht; die Tyrannei aber, welche die radikale Partei im Stillen ausübt, ist mit jeder anderen Gewalt kaum zu vergleichen, und es muß dies um so auffallender sein, als gerade diese Partei es ist, welche stets Freiheit predigt. Ich könnte nachweisen, daß öffentliche Blätter die einfachsten Inserate zu⸗ rückgewiesen haben, mit dem Anfügen, sie müßten besorgen, durch Aufnahme derselben sich mit der liberalen Partei zu verfeinden. Was die Attestationen der Gendarmen betrifft, so höre ich heute zum erstenmal davon; übrigens haben solche Attestationen keinesweges die Bedeutung eigentlicher Sitten⸗ zeugnisse, und solche werden auch nicht von ihnen verlangt worden sein. Ich wiederhole es, findet sich Jemand beschwert, so möge er Beschwerde erheben, thut er es nicht, so beweist er, daß er kein Vertrauen in seine Sache hat. 1 Ss In der 73sten Sitzung der zweiten Kammer kündigte Mathpy eine Frage an die Regierung an, die Fahrten der Dampfschiffe auf dem Bodensee betreffend, insbesondere, ob dem Regierungs⸗Kommissar in Konstanz zustehen könne, die erwünschte gütliche Uebereinkunft unter den verschiedenen Dampf⸗ schifffahrts⸗Gesellschaften zu vereiteln. Der Präsident verlas sodann eine Anzeige des Pfarrers Künzer von Konstanz, daß er seine Abgeordneten⸗ stelle niedergelegt habe, und eine Erklärung der Wahlmänner seines Wahl⸗ Bezirks, daß sie die Niederlegung des Mandats des Herrn Künzer, als eine infreiwillige, nicht annehmen, daher keine neue Wahl vornehmen werden.
Heidelberg, 18. Mai. An der hiesigen Universität sind seit kurzem mehrere Personal⸗Veränderungen vorgegangen. Der allgemein geschätzte Privat⸗Dozent der Rechtswisfenschaft, Dr. Fein, ist einem Rufe als Professor an der Universität zu Zürich ge⸗ folgt, dagegen sind von dort die hierher berufenen Professoren der Medizin, Pfeuffer und Henle, angekommen. Der secsetatn. Geh. Kirchenrath Paulus, der schon seit vielen Jahren sich vom Katheder zurückgezogen hatte, und Prof. Erb sind in Ruhestand versetzt, dem Prof. der Philosophie, Hofrath Kapp, ist die von ihm nachgesuchte Entlassung ertheilt worden. E
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Steinbach, 19. Mai. Seit dem 11 7. erblickt man rechts der Straße bei Steinbach, auf dem Rebhügel gegen Umweg gelegen, das Fundament und die übrigen Zurüstungen, welche Herr
Friedrich aus Straßburg zu dem von ihm im künftigen August da⸗ selbst zu errichtenden Erwins⸗Denkmale einstweilen auf seinem hierzu erkauften Eigenthum besorgen ließ. Bereits wurde von Sei⸗ ten der Gemeinde der dahin führende Weg schön hergerichtet und ein daran gränzender Platz angekauft, welcher, sofern die Anlage nach dem von Herrn Friedrich entworfenen Plane geschieht, dieser an Na⸗ tur⸗Schönheiten so reichen Gegend zur höchsten Zierde dienen wird.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 20. Mai. (A. Z.) Das von dem Fürsten von Met⸗ ternich in seiner herrlichen Villa zu Ehren des Erzherzogs Albrecht und der Erzherzogin Hildegard gestern veranstaltete prachtvolle Ball⸗ fest sah Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin, Ihre Majestät die Kaiserin⸗Mutter und sämmtliche Erzherzoge und Erzherzoginnen vereinigt neben mehr als 400 Gästen. Es war dies das erste Mal, daß die Kaiserin⸗Wittwe seit dem Tode des Kaiser Franz ein ähn⸗ liches Fest außer der Kaiserburg mit ihrer Gegenwart beehrte.
Heute findet das große Hof⸗Konzert in der Kaiserlichen Hofburg statt, morgen das Rosenfest, auf übermorgen bereitet der englische Botschafter in den großartig schönen Lokalitäten des Kaiserlichen Au⸗ gartens zur Feier des Geburtsfestes der Königin Victoria ein glän⸗ zendes Ballfest.
Morgen wird der Graf Woyna von hier nach Stockholm abreisen.
Triest, 15. Mai. (Oest. Lloyd.) Die österreichische Bri⸗ gantine „Joachim“, welche am 13. September v. J. von hier aus nach Ostindien absegelte, ist am 31. März d. J. in Bombay ange⸗ kommen. Es ist dies die erste von einem österreichischen Kauffahrer nach Ostindien unternommene Reise und geht von dem Rheder Minerbi aus, der auch das erste österreichische Schiff nach Brasilien ausrüstete.
O Wien, 25. Mai. Ueber die Anfrage, ob Staats⸗Obliga⸗ tionen Gegenstand einer gerichtlichen Feilbietung sein können, ist von Sr. Majestät die Entscheidung dahin erfolgt, daß die Veräußerung öffentlicher Fonds-Obligationen und der Kartelle des lombardisch⸗ venetianischen Monte, wenn sich deren Besitzer über eine andere Ver⸗ äußerungsart nicht einigen können, an den Börsen zu Wien und Mai⸗ land eingeleitet werden soll, gleichviel ob die Veräußerung im Wege der freiwilligen Gerichtsbarkeit oder im Executionswege angesucht wird. An den übrigen Orten können die erwähnten öffentlichen Kredit⸗ Papiere überall versteigert werden; der Ausrufspreis ist jedoch nicht nach einer gerichtlichen Schätzung, sondern nach dem neuesten Cours⸗ zettel der wiener oder mailänder Börse anzunehmen. Sollten bei den vorgenommenen Feilbietungen die Obligationen keine Käufer finden, so ist eine erneuerte gerichtliche Feilbietung und deren öffentliche Aus⸗ schreibung nicht zu gestatten, sondern es sind die zu veräußernden Staats⸗Obligationen an das niederösterreichische Landrecht einzusenden oder an das Civil⸗Tribunal in Mailand, welches deren börsenmäßige Veräußerung zu besorgen hat. 1
Die von den Provinzial⸗Regierungen geforderten Gutachten über die Errichtung einer allgemeinen Landes⸗Sicherheitswache sind fast alle zu Gunsten der Zweckmäßigkeit eines derartigen Instituts ausge⸗ fallen. Es dürfte sonach die jetzt der Hof⸗Kanzlei vorliegende Be⸗ rathung dieses wichtigen Gegenstandes, den Antrag für die baldige Einführung eines solchen Instituts für die Land⸗Polizei um so wahr⸗ scheinlicher zur Folge haben, da die entsprechende Wirksamkeit desselben, wie in anderen Staaten, so auch in unseren lombardischen Provinzen bereits seit langer Zeit erprobt ist.
A Aus Böhmen. Im Mai. Ueber die Frage wegen Fest⸗ setzung eines neuen Normaljahres in Betreff der verbotenen Erwer⸗ bung christlicher Realitäten durch Juden, ist folgende Kaiserl. Ent⸗ schließung den Behörden mitgetheilt worden: „Ein neues Normal⸗ jahr in Bezug auf den Realitätenbesitz der böhmischen Israeliten finde Ich nicht festzusetzen, wohl aber ermächtige Ich das Gubernium, in Fällen, wo unbefugte Erwerbungen christlicher Realitäten noch vor der Erlassung des Hof⸗Dekretes vom 14. November 1807 stattfanden, aus rücksichtswürdigen Gründen, hierzu die nachträgliche Genehmigung zu ertheilen.“
Im vorigen Monate wurden die Detail⸗Vermessungen in Böhmen für den Steuer⸗Kataster beendigt, und die Abrückung sämmt⸗ licher Vermessungs⸗-Abtheilungen, welche zusammen 60 Transports⸗ Wagen erforderten, an ihre neue Bestimmung, nach Galizien, hat be⸗ reits stattgefunden. Eine Beendigung des Katasters wird nun bei uns wohl bald erfolgen, und derselbe dann als Basis der Grundsteuer dienen, anstatt der bisher geltenden, schon unter Kaiser Josephs Re⸗ gierung vorgenommenen Rectification. Im Erzherzogthum Oester⸗ reich unter der Enns erfolgte die Besteuerung nach dem neuen all⸗ gemeinen Kataster bereits im Jahre 1835.
2¼ Triest, 20. Mai. Das hiesige küstenländische Gubernium hatte vor einiger Zeit schon der Hof⸗Kanzlei die Anzeige gemacht, daß mit Kupferoxyd vergiftete Kapernbeeren, von Sicilien ausgeführt, im Handel vorgefunden wurden. Nachdem die hierauf von der Kai⸗ serlichen Geheimen Hof⸗ und Staats⸗Kanzlei eingeholten Berichte den Beweis lieferten, daß die Beere der Kapernstaude schon von den Pro⸗ duzenten und Spekulanten in Sicilien, zur Erzielung einer schöneren Farbe, jene gesundheitsschädliche Beimischung erhalten, und dieser im
starken Verbrauch stehende Speise⸗Artikel von den adriatischen Häfen in alle Theile der Monarchie versendet wird, hierdurch aber der öffentliche Ge⸗ sundheitsstand im hohen Grade gefährdet erscheint, weil nach den Aeußerun⸗ gen der obersten Sanitäts⸗Behörde eine Reinigung dieser Waare mit Essig nicht die hinreichende Beruhigung gewährt, so ist allen Kreis⸗Aemtern in der ganzen Monarchie der Auftrag ertheilt worden, die im Handel vorkommenden Kapern einer genauen chemischen Untersuchung durch die Sanitäts⸗Beamten unterziehen und jene, welche kupferhaltig be⸗ funden werden, ohne weitere Rücksichtnahme sogleich vertilgen zu las⸗ sen. Auf Verwendung unserer Kaiserl. Staats⸗Kanzlei hat übrigens die Königl. neapolitanische Regierung die Verfügung getroffen, damit dieser Unfug abgestellt werde.
Russland und Polen. St. Petersburg, 23. Mai. Das neueste Blatt der Senats⸗
Zeitung enthält folgenden an den dirigirenden Senat gerichteten vom 13ten d. M. datirten Kaiserl. Ukas:
„Mit Rücksicht auf den Wunsch, welchen Uns der Finanz⸗Minister, General der Infanterie, Graf Cancrin, zu wiederholten Malen ausgedrückt hat, so wie auf seinen ganz zerrütteten Gesundheits Zustand, entbinden Wir ihn von der Leitung des Finanz⸗Ministeriums, mit Belassung in seinen Functionen als Mitglied des Reichsraths. Der Wirkliche Geheime Rath Wrontschenko, Gehülfe des Finanz⸗Ministers, wird die Leitung dieses Mini⸗ steriums mit dem Titel eines dirigirenden Staats⸗Secretairs des Finanz⸗ Ministeriums übernehmen.“
An demselben Tage richtete Se. Majestät folgendes Reskript an den Grafen Cancrin:
„Indem Ich an den Leiden, von denen Sie seit so langer Zeit be⸗ troffen sind, den aufrichtigsten Antheil nehme, sehe Ich Mich genöthigt, Ihrem Wunsch, die Leitung des von Ihnen 21 Jahre lang, zur vollkom⸗ menen Zufriedenheit Sr. verewigten Majestät des Kaisers Alexander, so wie zu der Meinigen, verwalteten Finanz⸗Ministeriums aufzugeben, Meine Einwilligung zu ertheilen. Mit Wiederholung des Ausdrucks Meiner gan⸗ zen Dankbarkeit für so nützliche Dienste hoffe Ich, daß Sie, nach Wieder⸗ erlangung Ihrer Kräfte, in Ihre Thätigkeit im Reichsrath und bei Meiner Person mit derselben Hingebung und demselben Eifer für das Staatswohl, wodurch Sie sich stets ausgezeichnet, wieder eintreten werden. Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter (gez.) Nikolaus.“
Franhrech.
Pairs⸗Kammer. Sitzung vom 23. Mai. Die Frage, in Betreff der kleinen Seminarien ist heute in der Pairs⸗Kammer ent⸗ schieden worden. Die Artikel 30 und 31 wurden mit bedeutender Majorität angenommen, und zwar in einer diesen Seminarien noch günstigeren Form, als die Kommission es vorgeschlagen hatte, indem man die Frist, welche diese für die Erfüllung der Bedingungen in Betreff der graduirten Lehrer gestellt, von 3 auf 5 Jahr ausdehnte. Es werden daher innerhalb dieses Zeitraums zwanzigjährige junge Leute, welche 2 Jahre lang Zöglinge eines solchen Seminars gewesen, noch zum Bakkalaureats⸗Examen zugelassen werden, wenn auch bis dahin die Anstalt noch keine Lehrer hat, die einen akademischen Grad besitzen. Herr Cousin suchte zwar wiederholt den Grundsatz geltend zu machen, daß die kleinen Seminare entweder Schulen wie alle anderen wären, und in diesem Falle dem gemeinen Recht unter⸗ worfen werden müßten, oder daß man sie, wenn sie als besondere Schulen betrachtet würden, auch in ihre Besonderheit einschließen müsse; sein Amendement wurde jedoch verworfen. Herr Persil schlug darauf vor, die geistlichen Sekundärschulen wenigstens einer schärferen Kon⸗ trole zu unterwerfen, und dieselben ihrerseits ebenso unter die Aufsicht des Kultus-Ministers zu stellen, der dieselben nach Belieben sollte inspiziren können, wie die anderen Privat⸗Unterrichts⸗Anstalten durch den 19ten Artikel des Gesetzes der Inspection des Unter⸗ richts⸗ Ministeriums untergeben sind; es erhoben sich indeß kaum ein Dutzend Stimmen, um dies Amendement zu un⸗ terstützen. Der Kultus ⸗Minister selbst wies diese ihm zugedachte neue Befugniß entschieden zurück, und eben so bekämpfte der Herzog von Broglie sie im Namen der Kommission. Beide stellten vor, daß die Bischöfe die natürlichen Beaufsichtiger der klei⸗ nen Seminare seien, und daß sie sich in ihrer Würde verletzt fühlen könnten, wenn man ihre Schulen von Männern visitiren lassen wollte, die nicht zur Priesterschaft gehörten, oder doch einen niedrigeren Rang in der Hierarchie einnähmen; es könnte leicht geschehen, daß sie solchen ungewohnten Inspectionen einen passiven Widerstand ent⸗ gegensetzten, und was wollte man dann thun? Zur Schließung der widerspenstigen Seminarien schreiten? Ueberdies würde es schon ein ernster Uebelstand sein, in einem Gesetz ein übertriebenes und unverdientes Mißtrauen gegen das Episkopat zuzeigen. Nach Erledigung dieser Diskus⸗ sion genehmigte die Pairs⸗Kammer ohne weitere Debatten noch den 32sten Artikel, welchem zufolge jeder Franzose, wenn er 21 Jahre alt ist, und den im Artikel 4 bezeichneten Bedingungen genügt hat, über jedweden, der zum Sekundär-Unterricht gehörenden Gegenstände einen abgesonderten und temporairen Lehrkursus eröffnen darf, und unter gehöriger Autorisation selbst von den Vorschriften des 4ten Artikels entbunden werden kann, während eine gleiche Befugniß, unter den vorgeschriebenen Bedingungen auch jedem in Frankreich domizilirten Ausländer von dem Unterrichts⸗Minister ertheilt, aber nach Gutdünken auch wieder zurückgenommen werden kann.
Paris, 24. Mai. Die Aeußerung des Herrn Persil in einer der letzten Sitzungen der Pairs⸗Kammer, daß die niedere Geistlichkeit
und die komische Auffassung eine Beleidigung der Persönlichkeit ein⸗ schließen würde. Dagegen klebt der modernen Portrait⸗Malerei ein Lächerliches an, dessen sie fast gar nicht loswerden kann, näm⸗ lich die eitle Repräsentation in sich gewöhnlicher, nur äußerlich angenehmer oder herausgeputzter Personen, die aus dem Nahmen, wie aus dem Fenster schauen, mit dem lächerlichen Ausdruck der banalsten Koketterie, als sprächen sie: Publikum, schau auf, wir wollen uns zeigen! Solches ist besonders der Fall bei Portraits lebensgroßer Einzelfiguren, die eine innere Nothwen⸗ digkeit in irgend einer Stimmung oder Beschäftigung, wo möglich mit sich selbst begriffen, vorzustellen gebieket, bei welcher sie nicht aus dem Rahmen hinausschauen und das Bild eine historische Breite gewinnt. Das aller⸗ tiefste Nebel aber, das der modernen Portrait⸗Malerei zum Grunde liegt, ist, daß die meisten Portraitmaler gar keine Ahnung davon haben, daß sie die zu malende Person über sich selbst zu stellen und ein Charakter⸗ und Zeitbild zu schaffen haben. Die meisten Portraitisten ehen in ihrer eigenen Schwäche unter. Wie mag auch ein gewöhnlicher chauspieler einen ungewöhnlichen Mann darstellen? Die meisten jetzigen Portraitmaler liefern nicht einmal Familienbilder; denn höchstens kann man ren Leistungen das Verdienst einer von der Oberfläche geschöpften Aehn⸗ lichkeit, und ihnen selbst die an einem Portraitmaler nicht sehr beneidens⸗ werithe Gabe des allgemeinen Treffens zuerkennen; aber von gründlicherem Studium des Charaßzers, von feinerer Modellirung der Gesichtszüge nach allen ihren Theilen, vom tieferen Ergreifen des inneren Lebens, das Geist und Herz anspricht, und die sinnliche und geistige Individualität, die ganze Persönlichteit, so zu fagen die ganze Biographie des Menschen im Bilde 1 Fe⸗ ist bei ihnen keine Rede, und weil der lebendige Kopf kein still⸗ baltender Gvpskopf ist, geben sie Quid pro quo — so und so hoch in der Summe angeschlagen — was doch um keinen Preis in die Familie aufge⸗ ee ein sollte und immer an der Wand gespenstisch die Erinne⸗ 1eg, sel aß eine aufgedrungene, ganz fremde Person ins Haus ge⸗ 1 Bei der Unmasse der vorhandenen Portraits muß ich mich begnügen,
die merkwürdigsten Erzeugnisse dieses Fachs anzuführen. Das Portrait des
Baron Pasquier in ganzer Figur und im Amts⸗Ornat von H. Vernet zeigt die diesem Künstler eigene brillante Fertigkeit in richtiger Erfassung der Aehnlichkeit, in meisterlicher Handhabung des Pinsels und lebendiger Kolo⸗ rirung, überhaupt in der höher bildenden Kraft der Kunst. In der hier wohl angebrachten repräsentirenden Auffassung und zu imponiren suchenden Anordnung den Bildern des Rigaud verwandt, ist jenes Portrait bemer⸗ kenswerth durch eine freie, meisterliche Modellirung und eine breite, dabei fleißige Behandlung, womit nicht allein Kopf und Hände, sondern auch Ko⸗ stüm und Beiwerk, das Präsidenten⸗Büreau von Mahagony und der von den Oppositions⸗Journalen so oft bewitzelte Kanzler⸗Talar von flohfarbiger Seide, durchgeführt sind. Das lebensgroße Portrait des verstorbenen Her⸗ zogs von Orleans zu Pferde, von dem trefflichen Pferde-Maler Alfred Dedreur, ist brillant und imposant ausgeführt; das Pferd, von täuschen⸗ der Naturwahrheit und Lebendigkeit, und in effektvoller Beleuchtung und Farbenbrillanz gegen den Reiter abstechend, spielt auf dem Bilde freilich die Hauptrolle und bildet das Haupt⸗Interesse. Ein männliches Brustbild von Jeanron zeichnet sich durch frischen Ausdruck und Charakter, kräftiges Ko⸗ lorit und markigen Vortrag ganz besonders aus. Ein anderes männliches Brustbild von Gallait macht sich ebenfalls durch Lebendigkeit, Wahrheit und tüchtige Farbenplastik bemerklich. Sehr viele Freunde gewinnt das Portrait eines Mädchens in einfachem, violettgestreistem Seidenkleide, Kniestück, von Aleris Perignon. Die anspruchslose Auffas⸗ sung in ibrem verständigen, schlichten Ausdruck, die satte Farben⸗ stimmung in ihrer angenehmen, gefälligen Eleganz, die tüchtige Behandlung in ihrer gleichmäßigen, sorgfältigen Durchführung wirkten hier zusammen und schufen ein anmuthiges, aber fest und wahr gehaltenes Charakterbild. — Die weiblichen Portraits in ganzer Figur von J. B. Guignet erregen die Aufmerksamkeit durch pomphaftes Auskramen prächtiger Damen⸗Toiletten und prunkhaftes Darlegen technischer Meisterschaft, vor welcher wir allen Respekt haben, aber doch das Bedauern aussprechen müssen, daß der Künstler sie gebraucht, mehr der Mode und Affectation, als der jungfräulichen Würde der Kunst zu huldigen. Seine diesmal aufgestellten Damen⸗Portraits strotzen so zu sagen von anmaßender Koketterie, blendender Kostü⸗
mirung und verblüffender Bravour. Die weiblichen Portraits des renommirtesten modischen und galanten Geschwindportraitmalers Dubufe erscheinen dagegen kleinlich, geziert in der Auffassung und ärmlich präten⸗ ziös im Arrangement. Mehr Beifall als mit seinen wirklichen Damen⸗ Portraits ärndtet Court mit seinem Ideal⸗Portrait der Rigolette, die in ihrem Dachstübchen sich den Gram über Germain's Abwesenheit aus dem Kopf und Herzen zu schlagen sucht. Es ist eine hübsche Brünette, von braunem, südliche Carnation zeigenden Taint, doch im sentimentalen Aus⸗ druck des Gesichts eine echte Pariserin, das Ganze in Composition, e lung und Färbung recht ansprechend, und das einzige bemerkenswerthe Bild unter den zahlreichen Darstellungen, welche die Mystères de, zaris, wie man sich denken kann, ins Dasein gerufen hatten. e Por⸗ traitsS, welche Henry Scheffer, der Bruder des berühmten H igorien⸗ malers Ary Scheffer, und der auch in Deutschland wohl bekannte 8 claude eingesandt haben, bieten diesmal nichts “ Ausgezeichnetes; dagegen heben sich die Portraits von Couture, L. Bo ulanger Len⸗ Madame Eugdnie Grün, von welcher auch ein in freier, breiter Weise trefflich behandelter Studienkopf eines Negers zu sehen ist, bemerklich her⸗ vor. — Zwei von unseren hier ansässigen Landsleuten legen diesmal mit ihren Portraits keine große Ehre ein. Das Portrait des Herzogs von Ne⸗ mours in Lebensgröße von Wi nterhalter ist ein ganz ordinaires Machwerk, in der Auffassung so steif und hölzern, in der Kolorirung so unlebendig und stumpf, in einigen Theilen, wie in den übermäßig langen Beinen so verzeichnet, in anderen, wie in den nadelspitz hinaufgedreheten dünnen Schnurrbärtchen so gräßlich geschmacklos, daß man sich nicht wohl vorstellen kann, jenes Bild rühre von einem Maler her, dessen Portraits, wenn auch sonst gerade nichts fein Charakteristisches und tief Eingehendes, doch fast immer den Vorzug eines geschmackvollen, hie und da an Vandpck erinnern⸗ den Arrangements und eines blühenden Kolorits haben. Ganz verunglückt ist ein Portraitbild von H. Lehmann. Es stellt die Prinzessin Belgiojoso dar, lebensgroß, mit glattanliegendem schwarzen Haar und im Schooß über⸗ einandergelegten Händen, in weißem Damastkleide und Caschemirshawl, wie im Todtenhemde dasitzend, starr und unbeweglich wie festgebannt, und leib⸗
sich den Protestationen des Episkopats gegen das Unterrichts⸗Projekt nicht angeschlossen, sondern eine ruhige Haltung während dieser Be⸗ wegung beobachtet habe, war bekanntlich vom Grafen von Monta⸗ lembert so gedeutet worden, als ob dadurch behauptet werden solle, es bestehe eine Spaltung zwischen dem höheren und niederen fran⸗ zösischen Klerus. Es wurde damals schon vom Kultus⸗Minister selbst die Aufstellung eines solchen Unterschiedes nicht gebilligt, weil dies den Anschein erhalten könne, als wolle man die niederen Geistlichen von dem Gehorsam gegen ihre Oberen abwenden und Zwietracht in der Kirche ausstreuen. Jetzt haben sich nun auch die Pfarrer der hie⸗ sigen Kirchen und eine große Anzahl ihrer Gehülfen veranlaßt gefunden, sich in corpore zu dem Erzbischof von Paris zu begeben und demselben feierlich zu versichern, daß sie mit den von ihm und den übrigen gegen das neue Unterrichts⸗Gesetz protestirenden Bischöfen des Landes ausgesprochenen Gesinnungen vollkommen einverstanden seien. Diese Demonstration fand gestern hierselbst statt, und der Erzbischof, Herr von Affre, ließ diese Gelegenheit nicht vorübergehen, in seiner Antwort auf die so eben von Herrn Guizot gehaltene Rede anzuspielen und zu erklären, daß es nicht nöthig gewesen wäre, die Geistlichkeit an den gesetzlichen Zwang zu erinnern, da das Bewußt⸗ sein der Pflicht hinreiche, ihr die aufrichtigste Liebe zur Ordnung ein⸗ zuflößen. Gleichzeitig ist in einem der kirchlichen Blätter eine Adresse der Geistlichkeit von St. Brieux erschienen, welche sich der Demon⸗ stration des pariser Klerus anschließt. b
Die Deputirten⸗Kammer hat sich gestern und heute noch mit der Diskussion der einzelnen Artikel des Gesetz⸗Entwurfs über die Eisen⸗ bahn von Montpellier nach Nismes beschäftigt, und in ihren Büreaus andere Eisenbahn⸗Gesetze in vorläufige Erwägung genommen. Die Diskussion über die Supplementar⸗Kredite ist auf nächsten Montag anberaumt worden.
MI Paris, 24. Mai. Die Pairs⸗Kammer war gestern bei Titel 3 des Gesetzes über den Sekundär⸗Unterricht stehen geblieben, der die öffentlichen Anstalten für diesen Unterricht betrifft. Art. 33 der Kommission sagt, daß die Zahl der Königl. Colléges allmälig vermehrt werden soll, je nach dem Bedarf der Lokalitäten. Graf Pelet de la Lozére bekämpft die Aenderung, welche die Kommis⸗ sion an dem ursprünglichen Artikel vorgenommen, und verlangt, daß man denselben so, wie er im Regierungs⸗Entwurfe laute, wieder aufnehme, wonach ein Königl. Collége in jedem Departement be⸗ stehen sollte. Der Minister des öffentlichen Unterrichts vertheidigt den Artikel im Interesse der Schulen des Staates und um sie in den Stand zu setzen, besser die Konkurrenz aushalten zu können. Die Herren Seguier, Graf Beugnot und Marquis von Barthelemy schlugen ein Amendement vor, wonach der ganze Titel 3 unterdrückt werden soll. Herr von Barthelemy entwik⸗ kelt und unterstützt es; dasselbe wird aber von Herrn Villemain lebhaft bekämpft und der Art. 33 nach der Fassung der Kommission angenommen. Die Art. 34 bis 41 wurden dann ohne erhebliche Debatten genehmigt.
O Paris, 24. Mai. Die Diskussion des Unterrichts⸗Gesetzes in der Pairs⸗Kammer ist mit der gestern erfolgten Annahme des §. 30, der die kleinen Seminarien betrifft, als beendigt zu betrach⸗ ten, und man glaubt, das Schluß⸗Votum darüber werde schon mor⸗ gen erfolgen, weil bei der Bedeutung, welche die Debatten über die Sup⸗ plementar⸗Gelder am nächsten Montag in der Deputirten⸗Kammer gewinnen dürfte, die Pairs⸗Kammer morgen um jeden Preis mit dem Unterrichts⸗Gesetze fertig werden will. Das Resultat der gestri⸗ gen Sitzung in der Pairs⸗Kammer ist insofern für das Ausland wichtig, als dabei, im Geiste des Gegen⸗Entwurfs des Baron Sé⸗ guier, der Vorschlag angenommen wurde, demzufolge auch nicht naturalisirten Fremden das Recht eingeräumt wird, unter den vorgeschriebenen Bedingungen in Frankreich einen Lehrkursus zu eröffnen. Nur muß der Fremde in Frankreich domi⸗ zilirt sein, das heißt ohne eben die Naturalisation zu be⸗ gehren, muß er die bloße Erlaubniß vom König erhalten, seinen Wohnsitz hier aufzuschlagen, was Jedem sogleich gewährt wird, wenn nicht besondere moralische Rücksichten sich gegen ihn erheben. Dem Minister des öffentlichen Unterrichts bleibt es ferner unbenommen, Fremden, welche sich durch besondere Talente und Kenntnisse auszeich⸗ nen, die zeitweilige Erlaubniß zum Lehren zu ertheilen, selbst wenn sie nicht einen bleibenden Wohnsitz in Frankreich zu nehmen vorher erklärt haben.
Die Kommission, welche beauftragt war, den Vorschlag des kürz⸗ lich verstorbenen Herrn von Briequeville, die Beisetzung des Marschall Bertrand im Invaliden⸗Dom neben der Asche Napoleon's betreffend, zu prüfen, hat sich einstimmig dahin ausgesprochen, daß der Marschall Bertrand in der Invaliden⸗Kirche neben dem schon dort ruhenden Marschall Duroc beigesetzt werden soll. Den Marschall Bertrand neben dem Kaiser selbst zu begraben, sagt General Paixhans, Be⸗ richterstatter der Kommission, wäre sowohl ein Verstoß gegen die Schicklichkeit, als eine Verletzung des Gesetzes vom 10. Juni 1840, welches Art. 2 ausdrücklich sagt: „Das Grab soll unter den Dom kommen, der, so wie die vier Seitenkapellen, der Bestattung des Kai⸗ sers Napoleon geweiht sein soll. Kein anderer Sarg darf in Zu⸗ Hunst doer viigzeleht werren.
Grossbritanien und Irland.
London, 23. Mai. Ihre Majestät die Königin hielt heute im Buckingham⸗Palast eine Geheimeraths⸗Sitzung, in welcher Sir Heury Hardinge den Eid als General⸗Gouverneur von Indien ab⸗ legte.
Die Direktoren der ostindischen Compagnie veranstalteten gestern zu Ehren Sir Henry Hardinge's in der London⸗Tavern ein großes Festmahl, nachdem in feierlicher Sitzung des Directionshofes im India⸗ House der neue General⸗Gouverneur auch hier in Eid und Pflicht genommen war. Das Bankett, welchem fast alle Mitglieder des Ka⸗ binets und eine große Anzahl anderer Notabilitäten beiwohnten, zeich⸗ nete sich durch außerordentlichen Glanz aus; die Anzahl der Gäste um⸗ faßte 150 Personen. Nach den üblichen Toasten für die Königin und das Königliche Haus während des Nachtisches erhob sich der Präsident der Compagnie, Capt. Sheppard, um seine Freude über die Wahl Sir Henry Hardinge's zum General⸗Gouverneur von Indien auszu⸗ drücken. Er bemerkte, daß nicht allein der Compagnie diese Wahl angenehm gewesen wäre, sondern das ganze Land sich einstimmig zu Gunsten derselben ausspreche; daß die Compagnie im Vertrauen auf die Umsicht, die Gerechtigkeit, den Edelmuth und die vortrefflichen Herzens⸗Eigenschaften Sir Henry Hardinge's überzeugt sei, derselbe werde die Suprematie der britischen Gewalt in Indien aufrecht erhalten und die Begründung der Wohlfahrt des indischen Volkes sich angelegen sein lassen. Sir Henry Hardinge dankte für die ihm gespendeten Lobeserhebungen und für die auf ihn gefallene Wahl; er kenne, sagte er, die großen und schwierigen Verpflichtungen, welche sein neues Amt ihm auferlege, aber seine Besorgniß, den allerseits gehegten Erwar⸗ tungen nicht entsprechen zu können, würde durch die Aussicht beseitigt, daß er in seiner neuen Stellung den Beistand der fähigsten Männer, der Direktoren, und vor Allem den Rath und Beistand seines erhabenen Freundes und Befehlshabers, des Herzogs von Wel⸗ lington, erfahren werde. Als ihm zuerst dieser Antrag gemacht worden sei, habe er sich sogleich an den Herzog von Wellington gewandt, um dessen Meinung zu hören, und als derselbe zur Annahme des Amtes gerathen, sei er sicher geworden, daß er die Erwartungen des Pre⸗ mier⸗Ministers und der Direktoren nicht täuschen werde. Denn er habe den größten Theil seines öffentlichen Lebens unter den Augen und der Leitung dieses hochberühmten Feldherrn zurückgelegt, und den Werth seines Rathes kennen gelernt. Er lebe der Hoffnung, daß durch alle seine Anordnungen, in Bezug auf die große und tapfere indische Armee, das Wohl des Landes und der Bevölkerung gefördert werden würde. Obschon von Jugend auf Soldat, sei er doch ein entschiedener Freund des Friedens, denn er kenne zu gut die Wechsel und das Elend des Krieges, und gehe demnach mit dem festen Vorsatz nach Indien, das Glück und die Wohlfahrt der ganzen Bevölkerung auf der breiten Grundlage des Friedens zu bauen. Mit Ausnahme des Pendschabs herrsche zur Zeit in jedem Theile Indiens Ruhe; er wolle dieselbe erhalten und dadurch die Anhänglichkeit des indischen Volkes an die Herrschaft Großbritaniens noch mehr festigen. — Die hierauf folgenden Toaste für „die Flotte“, „den Herzog von Wellington“ und „das Heer“, „Sir Robert Peel und Ihrer Majestät Minister“ wurden von Seiten des Grafen Haddington, des Herzogs von Wellington und Sir Robert Peel's beantwortet. Der Herzog wünschte den Direktoren zu dem neuen General⸗Gouverneur Glück, weil er überzeugt sei, „daß sein sehr ehrenwerther Freund den großen ihm auferlegten Verpflichtungen nachkommen und Indien zum Vortheil des Landes, zum Glück und Heil seines Volkes und zur Zufriedenheit sei⸗ ner Vorgesetzten — der ehrenwerthen ostindischen Compagnie — in einer Weise regieren werde, welche die Billigung seines Souverains und die Zufriedenheit des britischen Volkes erhalten würde. Sir R. Peel wurde durch Heiserkeit verhindert, sich ausführlich über die Interessen auszusprechen, welche die Regierung und den Directions⸗Hof bei der Besetzung der Stelle eines General⸗Gouverneurs bestimmten, doch hatte er seine Worte gut gewählt, und seine treffenden Bemerkungen fanden lauten und wiederholten Beifall. Die Interessen Englands in seinen Beziehungen zu dem indischen Reiche, sagte der Minister, seien dreifach: politischer, kommerzieller und mora⸗ lischer Natur. In ersterer Hinsicht könne England eine Ver⸗ nachlässigung dieses Reiches nicht dulden, das so viele und große Opfer gekostet habe und durch so große Schlachten und Siege gewonnen sei. In kommerzieller Hinsicht müsse England bedacht sein, bei der wachsenden Konkurrenz fremder Länder sich seinen Absatz in Indien zu sichern, was nur auf Grund der Gegenseitigkeit und nach Berücksichtigung der Handels⸗Interessen Indiens geschehen könne. Der moralische Einfluß endlich sei es, der England befähige, unab⸗ hängig von militairischer Macht und von Handels⸗Wohlfahrt, unter den Nationen der Welt eine so hohe Sprache zu führen, und der durch ein wohlwollendes christliches Regiment über die Millionen In⸗ diens auch im Osten geltend gemacht werde.
„Meine Herren“, sagte der Minister hierauf, „bei der Leitung der ver⸗ wickelten Angelegenheiten dieses großen Reiches könne leicht unter den mit dieser Leitung Betrauten Meinungs⸗Verschiedenheiten stattfinden; indeß glaube ich, daß derartige Differenzen, wenn sie unglücklicherweise bestehen, uns niemals die Verantwortlichkeit werden vergessen lassen, welche allen Parteien die Verwaltung Indiens auferlegt, und uns niemals wer⸗ den uneingedenk sein lassen, von welcher überaus großen Wich⸗ tigkeit für die Interessen Indiens ein einiges Handeln ist. Ich
bin der Meinung, meine Herren, daß wir, Ihrer Majestät Die⸗ ner, Ihnen kürzlich einen Beweis davon geliefert haben. Um jenem Lande zu dienen, haben wir uns von der Verbindung mit einem Manne losgesagt, der als unser Kollege auf unser vollständiges Vertrauen, als unser Freund auf unsere Achtung und wohlwollende Berücksichtigung Ansprüche hat. Wir haben ferner eingewilligt, uns von einem Kollegen zu trennen, dessen Namen an Corusia, Albuera, an den ganzen Halbinsel⸗ Krieg erinnert, der seine militairische Laufbahn auf den Ebenen von Waterloo beendet und der in der Verwaltung seiner Civil⸗Functionen eine so seltene Mäßigung, Festigkeit, Entschlossenheit und moralische Kraft ge⸗ zeigt hat, daß seine Ansprüche auf die Dankbarkeit des Landes, welche ihm seine Kriegsdienste gewonnen haben, noch größer geworden sind. Wir brachten dies Opfer, meine Herren, in dem festen Glauben, daß es keinen besseren Mann für jenes Amt gäbe, und ich flehe den Segen des Himmels auf seine Bestrebungen herab.“
Die Gesellschaft trennte sich hierauf, nachdem noch mehrere Toaste ausgebracht waren.
Sir Henry Hardinge wird in den nächsten Tagen auf dem ge⸗ wöhnlichen Wege der Ueberland⸗Post über Paris, Marseille und von hier mit einem Regierungs⸗Dampfboot über Suez nach Kalkutta ab⸗ gehen, woselbst er zum 20. Juli eintreffen soll.
Das Unterhaus war gestern nur kurze Zeit versammelt und seine Verhandlungen waren ohne Bedeutung.
Die Trinitäts⸗Session des Gerichtshofes der Queens⸗Bench in Dublin hat gestern begonnen, indeß erwartet man erst an dem heu⸗ tigen Tage die Wiederaufnahme des O'Connellschen Prozesses und die Entscheidung des Gerichts, ob ein neues Verhör, das bekanntlich beantragt ist, zulässig sei. „Wenn Alles wahr ist“, heißt es in einem Korrespondenz⸗Berichte aus Dublin, „was über die Einstimmigkeit der Richter in Betreff der Ablehnung des Gesuchs der Angeklagten, mit Ausnahme des Herrn Tierney, gesagt wird, so ist es nicht ganz unmöglich, daß das Urtheil noch diese Session gesprochen wird. Bis jetzt hat man von keinen neuen Plänen der Angeklagten gehört.“ Der Umstand, daß der Ertrag der Repeal⸗Rente in den letz⸗
ten Wochen bedeutend zugenommen hat, hat den Repealern wieder
neuen Muth gegeben, und von gewissen Seiten hofft man so⸗ gar, daß die Bewegung wieder das furchtbare Ansehen gewinnen werde, das sie vor der Intervention der Regierung im September v. J. gehabt hat. Indeß beruht dies blos auf einer Täuschung, wie die Times schreibt.
wenn nicht gar eine bloße Erdichtung gewesen. „Zwei Drittel
Die Zunahme der Rente ist nur temporair,
der Rente“, sagt die Times, „gingen letzter Zeit aus Amerika ein,
und über den bona fide Werth dieser Ausdrücke der Sympathie der Nankee's haben die „Wissenden“ von je ihre eigenthümlichen Vermuthungen gehabt. Uebrigens offenbaren sich ganz unzweideutige Symptome des Verfalls der Monster⸗Agitation, so ist namentlich die allmälige Wiederherstellung des Vertrauens der englischen Kapitalisten ein gutes Zeichen. Von den Letzteren hatten nämlich, wie bekannt, mehrere während des scheinbar raschen Fortschritts zur Insurrection, zur Zeit der Höhe der Repeal⸗Bewegung, ihre Fonds von den ir⸗ ländischen Märkten zurückgezogen. — Ein bekannter katholischer Agent hat mich versichert, daß zur Zeit 300,000 Pfd. zum Ankauf irländi⸗ scher Güter bereit liegen.“
X London, 21. Mai. Ich habe, glaube ich, in diesen Brie⸗ sen noch niemals von einer Partei gesprochen, die doch dem fernen Beobachter der politischen Angelegenheiten unseres Landes nicht ganz unbekannt bleiben darf. Es ist aber nicht leicht, die Männer, welche den kleinen Bund unter dem gezierten Namen des „jungen England“ bilden, anders als nach ihrer Beschränktheit zu charakterisiren; sie sind merkwürdiger ihrer hohen Ansprüche, als ihrer Talente wegen, bedeu⸗ tender durch ihre Dreistigkeit, als ihre Anzahl. Die Geschichte ihrer Entstehung ist einfach getäuschte Eitelkeit. Als die konservative Re⸗ gierung gebildet wurde, trachteten diese jungen Männer oder wenigstens einige von ihnen nach Aemtern, welche die alte Erfahrung Wellington's
und Peel's ihnen nicht anvertrauen wollte; sie wurden übergangen,
und von dem Augenblicke an lag ihnen nichts so sehr am Herzen, als sich selbst zu Staatsmännern aufzuwerfen. Zum Unglück für ihre Sache ist der einzige Mann von Talent, den sie besitzen, Herr d'Israeli, ein jüdischer Abenteurer ohne eine Spur von Grundsätzen während die Männer von Rang und Grundsätzen, welche sie in ihren Reihen zählen, ohne Talent sind. Die exzen⸗ trischen Bestrebungen einer solchen Verbindung von Schulknaben und Schauspielern verdienen an sich keine große Aufmerksamkeit; doch macht sie die Bühne, auf welcher sie sich bewegen, und das Werkzeug, welches sie handhaben, bedeutend. Zu den letzte⸗ ren gehört vor allen die Times, welche der Stimme, die im Unter⸗ hause ungehört wie das Zirpen eines Insekts verhallt, durch ihr ge⸗ waltiges Organ eine Art von Macht ertheilt. Die Times hat namentlich in den letzten Tagen Artikel gegeben, welche nicht allein gegen Sir R. Peel, sondern gegen die ganze konservative Partei mit der größten Bitterkeit zu Felde ziehen. Was verlangen denn nun diese Männer? Welche Mittel besitzen sie zur Verbesserung der Lage des Landes? Wenn die Uebersetzung einer neuen Novelle „Co⸗ ningsby“ (der Verfasser ist Herr d'Israeli) vielleicht ihren Weg nach Deutschland findet, so wird man eine Antwort auf diese Fragen erhalten, wenigstens soweit als jene Partei selbst sie zu geben im Stande ist. Der erste Artikel in dem Glaubensbekenntnisse des jungen England bezieht sich auf die Wiederherstellung des geheiligten Prinzips der Autorität. In diesem Sinne finden bei ihnen die Prärogative der
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und seelenlos wie ein Gespenst zum Bilde hinausstierend mit über⸗ aus großen schwarzen Augen, die, wenn sie auch naturgetreu sein mögen, doch viel zu weit aufgerissen und viel zu hart in den Konturen sind, eben so wie die knochendürren Finger, die beim Zusammenschlagen wie Dominosteine klappern müssen. In dem leichenblassen Antlitz keine Spur von Blut und unter dem Gewande keine Andeutung von Körper, was blos Gerippe darunter ahnen läßt. Die Ausführung des in einem schmutzig rothgrauen trüben Ton und mit systematischer Vermeidung aller lebhaften Farben gemalten Bildes zeugt von einer merkwürdigen Magerkeit der Pa⸗ lette; und durch diese versteckte Durchführung des Leichen⸗Cha⸗ rakters in Zeichnung und Farbe, eben so wie durch die ver⸗ knöcherte Auffassung der Formen, breitet sich etwas Ahnfrauartiges über das Gemälde hin, welches einen spukhaften Eindruck auf den Beschauer macht. Eine der berühmtesten Schönheiten in Paris ist so barbarischer Weise zu einer Kinder⸗ und Vogelscheuche umgewandelt wor⸗ den, und die beste Persiflage und schlagendste Kritik dieses bizarren, von den kleinen Journalen grausam verspotteten Portraitbildes ist die angebliche Aeußerung eines Kindes, welches davor seine Mutter gefragt haben soll, warum die todte Dame noch nicht begraben sei.
Auch viele Pastell⸗Portraits sind da. Die Kunst des Pastellmalens ist in neuester Zeit wieder in Aufnahme gekommen und mit gebührendem Eifer angebaut. Die Pastellbilder des vorigen Jahrhunderts sind ein Be⸗ weis, daß sich Erstaunliches und Erkleckliches in der Pastellmalerei leisten läßt, und die Flüchtigkeit der Farben ist im Grunde nicht so sehr zu fürchten. Nach einer langen Reihe von Jahren zeigen sich gut ge⸗ malte Bilder — es kommt nicht blos auf die Farben, sondern auch auf das Malen an — noch immer in ihrer Jugendfrische. Aber schwer bleibt es für den Künstler, das Aschgraue, Kalte, Trockene zu vermeiden und dagegen Tiese der Schatten, durchsichtiges Helldunkel und Wärme hervorzubringen, so daß sich das Pastellbild in dem Schmelze der gebrochenen Farben gegen ein Oelgemälde halten kann. Was Tiefe, Kraft und Klarheit der Farben betrifft, so hat Antonin Moine eine gewisse Force hierin, wovon ein weibliches Portrait und zwei Ideal⸗Figuren in gegenwärtiger Ausstellung
Zeugniß ablegen; nur ist es schwer zu begreifen, warum der Künstler sich's in den Kopf gesetzt hat, daß seine Pastellbilder in Auffassung und Anord⸗ nung gerade so aussehen sollen, als wären sie von Latour oder Boucher. Will's die Mode so, ist die Marotte des Künstlers begreiflich. Vidal liebt in seinen Pastellzeichnungen vorzugsweise Darstellungen reichgeschmückter Frauenfiguren in phantastischem, mehr oder weniger orientalischem Kostüm. Von dieser Art sind drei weibliche Ideal⸗ Portraits, Erasquite, Moenu und Needjme. Obgleich ein wenig geziert in Stellung und Ausdruck, üben diese Pastelle doch durch den feinen Ge⸗ schmack der Anordnung, die gefällige Eleganz der Auffassung und die duf⸗ tige Delikatesse der Ausführung einen eigenthümlichen Reiz und tragen das Gepräge jenes Zartsinns, der in der Kunst das goldene Netz der Bezau⸗ berung webt. 8 Unter den Pferdestücken (der Leser verzeihe gefälligst den Salto mortale von idealen Damen⸗Portraiten zu gemeinen Pferde⸗Portraiten) tragen die von Alfred Dedreux den Preis davon. Seine Pferde sind meisterlich gegeben und haben im Bilde die schönen Glanzflecken, die schimmernden Lichter und strahlenden Nüancen, deren flimmerndes Ineinanderspielen man in der Wirklichkeit an ihnen bemerkt; seine Ausführung ist leicht und brillant. Diese Eigenschaf⸗ ten zeigen, außer dem bereits erwähnten Reiter⸗Portrait des Herzogs von Orleans, noch zwei andere Portraits von Dedreux, nämlich ein reicher Graf in seiner russischen Droschke, mit zwei Windhunden beiher, und ein junges Mädchen auf einem schottischen Ponny, in Begleitung eines großen Neusoundländers. Sehr eindrucksvoll ist ein lediges blessirtes Pferd, das, auf einem verlassenen Schlachtfelde, mit der letzten Kraft⸗Anstrengung seiner matten Beine sich aufgerichtet hat und mit starrem Entsetzen den letzten ab⸗ ziehenden Kürassieren nachschaut. Das Thier ist sehr treu ausgeführt; das trübe Schlachtfeld, mit blutigen Wahrzeichen des Kampfes bedeckt, stimmt zur Wirkung. 1 Brascassat's Abwesenheit von Paris läßt in der Ausstellung dessen Viehstücke vermissen; dafür sehen wir treffliche derartige Gemälde von dem bekannten belgischen Thiermaler Eugéne Verboeckhoeven, dessen Bil⸗ der jetzt schon beinahe ebenso theuer bezahlt werden, als die Werke der
alten berühmten holländischen Schaafmaler Jalob van der Doer und Jan van der Meer dem Jüngeren. Verboeckhoeven behandelt sein Genre mit Geschick und Verstand; er ist besonders glücklich in Darstellung von Schaafen, die er sehr naturwahr erfaßt, sehr sorgfältig, vielleicht etwas zu reinlich und geleckt ausführt; denn sein sauberer, präziser Vortrag artet mitunter in allzu weit getriebene Glätte aus. Schaafe und Lämmer sind immer das Hauptinteresse seiner Bilder, unter denen mir diesmal die kleinen holländischen Viehstücke ungleich besser behagen, als das große, um⸗ fangsreiche Bild, ausruhende Thiere in der römischen Campagna, welches von ihm aufgestellt ist. Von Viehstücken französischer Maler ist verhält⸗ nißmäßig wenig zu sehen und verdienen nur die von J. Paris rühm⸗ liche Erwähnung. “ i 98 n
Vermischtes.
Die Gebrüder Grimm werden, wie es heißt, nach Ansammlung des bei weitem größten Theils der ungeheuren Vorarbeiten zu dem von der Weidmannschen Buchhandlung zu Leipzig übernommenen großen Wörter⸗ buche der deutschen Sprache demnächst die Ordnung und Ausarbei⸗ tung derselben beginnen. 8
Am 15. Mai wurde Sophokles' „Antigone“ mit Mendelssohn’s Musik zum zweitenmale in Kassel aufgeführt; doch war die Darstellung insofern beschränkt, als die Dichtung (durch Hofrath Niemeyer) vorgelesen und die Musik im Klavier⸗Auszug, unter Spohr's Leitung, ausgeführt wurde; die Chöre wurden von Mitgliedern der Sing⸗Akademie ausgefuhrt.
Fr. H anfstängl's Unternehmen, die bedeutendsten Bilder der dres⸗ dener Gallerie durch Lithographie zu vervielfältigen, schreitet rüstig vorwärts und wird, nach neuerer Bestimmung, mehr als die früher bezeichneten 120 Gemälde umfassen. fcdan isgn hat, da er uns verlassen, die Fortsetzung seines Werkes dem jüngeren Bruder überlassen, der schon seit längerer Zeit bei dem Unternehmen wesentlich mitwirkte; doch wird er jährlich auf einige Wat nach Dresden zurückkehren, um auch ferner noch selbst thätig dabei zu sein. 1
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