2 „ . . „ro, Ableitung blieb die Stadt auch in diesen Tagen sehr belebt, . große bb g. Equipagen, Fiakern und Drosch⸗ ü edürfniß nicht zureichte. 82 fünd 2 .; Jahre errichteten Droschken⸗Anstalt ist dem blikum ein bequemes, anständiges und wohlfeiles Fuhrwerk darge⸗ boten, und es wird auch unerwartet viel Gebrauch davon gemacht, so daß der hiesige Straßenverkehr an Lebhaftigkeit außerordentlich ge⸗ wonnen hat. Ueberhaupt kann man nur mit Verwunderung wahr⸗ nehmen, welchen raschen Fortschritt jetzt alle Verhältnisse gewinnen, die auf stärkere Bevölkerung, Betriebsamkeit und Wohlstand, auf Genuß⸗ und Vergnügungssucht hindeuten. Natürlich erheischt das erhöhte und vermehrte Volksleben auch eine vermehrte Thätigkeit der Ortspolizei, und so ist unter Anderem, wie früher für die Fiaker und Droschken⸗Anstalten, in diesen Tagen auch ein, gegen Gefahr und Uebertheuerung sicherndes Regulativ für die Elbschiffer und Gon⸗ delführer erschienen.
Der abermals sehr angeschwollene Elbstrom ist nahe daran, seine Ufer zu überschreiten, und zwar wiederum in Folge eines Wolken⸗ bruches, welcher in Böhmen niedergegangen. Der Wasserstand war dieses Jahr der Schifffahrt fortwährend sehr günstig und wird es nun auch länger bleiben, was namentlich der hiesigen Dampfschifffahrt sehr zu Statten kommt.
Bisher wurde während der Sommerzeit von den Hof⸗Schau⸗ spielern nur abwechselnd in der Stadt und auf dem sogenannten Linkeschen Bade gespielt, jetzt aber geschieht es auf beiden Theatern gleichzeitig, wozu das zahlreiche Personal des Hof⸗Theaters völlig ausreichend scheint. Auch ist am Eingange des Plauenschen Grundes, auf dem Reisewitzschen Gartengrundstücke, für Privat⸗Rechnung ein neues Theater errichtet worden.
Zu der Anlage eines neuen Gebäudes für die hiesige polytechni⸗ sche Schul⸗Anstalt, wozu beim letzten Landtage 70,000 Rthlr. ausge⸗ setzt wurden, ist nunmehr die noch unbebaute vierte Seite des hinter dem Postgebäude gelegenen Antonsplatzes gewählt, und der Bau in Angriff genommen worden.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 23. Mai. (A. Z.) Nachrichten aus Görz zufolge, hat sich der Zustand des Herzogs von Angoulème bedeutend verschlim⸗ mert und sich endlich als die allgemeine Wassersucht dargestellt, so daß man keine Hoffnung mehr zur Wiederherstellung des hohen Kran⸗ ken hegt.
O Wien, 24. Mai. Wie vor einiger Zeit schon das vom Kaiser Franz erlassene Verbot von Nebenbeschäftigungen der Staats⸗ Beamten aufgehoben wurde, so ist denselben neuerlich auch gestattet worden, außer den Amtsstunden mit Ertheilung von Privat⸗Unterricht sich beschäftigen zu dürfen, wenn sie ihre Befähigung hierzu auf eine den Verordnungen über das Privat⸗Studium entsprechende Art nach⸗ weisen.
sens, bereits angeordnete Revision und entsprechende Verbesserung des Militair⸗Vorspann⸗Gesetzes ist auch auf die in Ansehung der Vorspanns⸗Benutzung für den Civildienst bestehenden Vorschriften ausgedehnt worden, mit der von der Hof⸗Kanzlei ausgesprochenen Tendenz, die Vorspannsleistung überhaupt möglichst zu beschränken. Es soll jedoch jetzt schon den zur Natural⸗Vorspann Verpflichteten für ihre Leistung die vollständige Vergütung zu Theil werden. Es werden daher in den Provinzen, in welchen die gegenwärtige Vor⸗ spanns⸗Gebühr zu dem wirklichen Werthe der Leistung in keinem richtigen Ebenmaße steht, noch vor der Erlassung eines neuen und 1e Vorspann⸗Gesetzes, die Vergütungen aus der Dotation desjenigen Verwaltungszweiges, von welchem der Vorspann in An⸗ spruch genommen wird, mit einem entsprechenden Betrage geleistet werden, um die billigen Anforderungen der, Unterthanen vollkom⸗ men zu befriedigen.
„ Prag, 27. Mai. Das Gubernium hat den Kreisämtern die Weisung ertheilt, daß die seit letzterer Zeit wahrgenommene be⸗ deutende Vermehrung der Verbrechen, besonders jener, deren Grund in der Gewinnsucht liegt, es zur dringenden Nothwendigkeit mache, alles aufzubieten, um überhaupt verbrecherische Handlungen zu hindern ind im Falle des Begehens der Thäter sogleich habhaft zu werden. Um zu diesem Zwecke zu gelangen, sei die Handhabung der bestehen⸗ den Polizei⸗Vorschriften und die Beschäftigung der arbeitenden Klasse das bewährteste Mittel, und es wurden daher die Kreisämter aufgefordert, durch die unterstehenden Dominien und Magistrate vor Allem dahin zu wirken, damit rechtliche und thätige Männer als Gemeinderichter und Vorsteher aufgestellt und dieselben in Erfüllung ihrer polizeilichen Obliegenheiten genau überwacht werden. Zugleich sei den unterstehenden Polizei⸗Aufsichts⸗Behörden wiederholt zur Pflicht zu machen, innerhalb ihres Bezirks die ihnen nicht unbekann⸗ ten verdächtigen Individuen unausgesetzt im Auge zu behalten, durch unvermuthete Visitation ihrer Schlupfwinkel sich von ihrem Thun und Lassen zu überzeugen und besonders die Arbeitsscheuen zur Arbeit mit Strenge zu verhalten und mit derselben zu versehen. Auf diesem Wege des geeigneten Zusammenwirkens und unausgesetzter Kontrolle der Lokal⸗Behörden würde dann gewiß die so wünschenswerthe Ver⸗ minderung der Verbrechen erzielt werden.
Nach der vorgenommenen amtlichen Zusammenstellung betrug die Bevölkerung Böhmens im Jahre 1843 auf dem Flächen⸗Inhalte von 953 Quadratmeilen 4,320,488 Seelen. Von den in diesem Jahre vorgekommenen 163,869 Geburten, nämlich 84,242 männliche und 79,657 weibliche, waren 25,593 uneheliche, wovon 2822 auf die Hauptstadt Prag kommen. Die Zahl der Geburten überstieg jene des Jahres 1842 nur in der Hauptstadt um 201, im ganzen Lande aber waren deren 12,201 weniger, als im vorhergehenden Jahre. Die Gesammt⸗Anzahl der Todtgeborenen betrug 2967, wovon 1735 männlichen Geschlechts. Die Anzahl der Verstorbenen betrug 71,096 männliche und 68,813 weibliche, davon 247 Selbstmorde, 63 Ermor⸗ dete, 727 Verunglückte und 6 Hingerichtete. Die Anzahl der Todes⸗ fälle betrug 19,087 mehr, als im Jahre 1842, und die Anzahl der im Jahre 1843 Geborenen überstieg jene der Verstorbenen um 23,900. Getraut wurden in diesem Jahre 34,870 Paare, davon die größere Anzahl der Männer, nämlich 12,131, im Alter von 24 bis 30, und die der Frauen, nämlich 10,772, im Alter von 20 bis 24 Jahren. Gegen das vorhergehende Jahr hatte sich die Anzahl der Trauungen um 2783 vermindert.
Unseres wackeren Palacky's Geschichte von Böhmen ist bis zu der Periode des Hussiten⸗Krieges vorgeschritten, welcher die unter der Presse befindliche zweite Abtheilung des dritten Bandes umfaßt. Das vielseitige Interesse an diesem trefflichen Geschichtswerke muß sich in dem Maße vermehren, als mit dem Fortschreiten desselben die Ge⸗ schichte Böhmens mit jener Deutschlands immer mehr verwächst. Als erfreulicher Beweis für die Theilnahme, welche dieses Werk findet,
mag der Umstand gelten, daß die Auflage für die jetzt unter die Presse kommenden Theile bis auf 3000 vergrößert wurde und von „e der bisher erschienenen Bände 1000 nachgedruckt werden mußten. 85 Russland und Polen.
St. Petersburg, 25. Mai. Durch Kaiserlichen Tagesbefehl
vom 2lsten d. M. sind folgende militairische Dispositionen und Er⸗
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nennungen vorgenommen: der General der Kavallerie, Graf Aprarxin, ist, auf sein Gesuch, wegen geschwächten Gesundheitszustandes, vom Kommando der Garde⸗Kürassier⸗Division entbunden und, mit Beibe⸗ haltung seines Titels als General⸗Adjutant, der Person Ihrer Ma⸗ jestät der Kaiserin attachirt; der General⸗Lieutenant Strandmann, aus gleichen Gründen, vom Kommando der 2ten leichten Garde⸗Ka⸗ vallerie⸗Division entbunden und dem Ober⸗Befehlshaber des Garde⸗ und des Grenadier⸗Corps attachirt; der Chef der 2ten Kürassier⸗Di⸗ vision, General⸗Major Grünwald, mit Verbleiben in der Kaiserlichen Suite, interimistisch mit dem Kommando der Garde⸗Kürassier⸗Division beauftragt; der Commandeur der 2ten Brigade der Garde⸗Kürassier⸗ Division, General⸗Lieutenant Plautin I., zum Chef der Iten leichter Garde⸗Kavallerie⸗Division ernannt, und der Commandeur der 1sten Brigade der Garde⸗Kürassier⸗Division, General⸗Major Essen I., mit Verbleiben in der Kaiserlichen Suite, interimistisch mit dem Kommando der 2ten Kürassier⸗Division beauftragt.
Frankreich.
Paris, 26. Mai. Die Königl. Familie wollte heute eine Reise nach Eu machen und auf derselben auch Dieppe besuchen; aber des schlechten Wetters wegen ist dieses Vorhaben um einige Tage aufgeschoben worden.
Aus Otaheiti sollen Nachrichten eingegangen sein, die angeblich das Kabinet in einige Verlegenheit gesetzt und in Folge deren der See⸗Minister, Admiral Mackau, erklärt haben soll, er würde lieber seine Entlassung nehmen, als den Admiral Dupetit⸗Thouars noch länger desavouiren. So berichten Oppositionsblätter. Die wahre Sachlage werden wohl die Interpellationen an den Tag bringen, welche man in den nächsten Tagen über die otaheitischen Angelegen⸗ heiten in der Deputirten⸗Kammer erwartet. Die Subscription für den dem Admiral Dupetit⸗Thouars bestimmten Chrendegen beläuft sich bis jetzt auf etwas über 26,000 Fr.
Der Kriegs⸗Minister hat eine vom 13ten d. datirte Depesche des General⸗Gouverneurs von Algier erhalten über das Gefecht am 12ten, von dem bereits Nachricht auf telegraphischem Wege einge⸗ gangen. Der Marschall berichtet, daß die Zahl der Kabylen nicht weniger als 8 — 10,000 Mann betragen habe, welche von 5 Bataillo⸗ nen französischer Infanterie, 80 französischen und 600 arabischen Rei⸗ tern in die Flucht geschlagen worden. Den Verlust der Kabylen schätzt der Marschall auf 2— 300 Mann, während die Franzosen nur 3 Todte und 20 Verwundete zählten.
Der von der Deputirten⸗Kammer angenommene Gesetz⸗Entwurf über die Gefängniß⸗Reform ist den Pairs noch nicht vorgelegt wor⸗ den, und man glaubt allgemein, daß diese sich in der jetzigen Session eben so wenig mit jenem Gesetz, wie die Deputirten mit dem über den Unterricht beschäftigen werden.
Der Gesundheits⸗Zustand des Herrn Jacques Laffitte verschlech⸗ tert sich immer mehr, so daß die Aerzte ernste Besorgniß hegen.
&△ Paris, 26. Mai. Herr von Larochefoucauld, Herzog von Dou⸗ deauville, hat unter dem Titel „Esquisses et Portraits“ ein Buch herausgegeben, in welchem eine Reihe von bedeutenden Persönlichkeiten des heutigen Frankreich von dem Standpunkte eines Mannes aus geschildert werden, der auf den ersten Stufen der französischen Gesellschaft steht. Der Herzog gehört, seinem Namen und seinen Grundsätzen nach, zu der legitimistischen Partei, und das nachstehende von seiner Feder gezeichnete Portrait des großen legitimistischen Redners ist daher ohne Zweifel aus dem unmittelbarsten Studium des Originals hervor⸗ gegangen.
„Herr Berryer könnte der erste Mann seiner Zeit sein“, sagt er, „und er ist nur ihr erster Redner. Man muß ihn auf der Rednerbühne sehen, um ihn in jedem Stücke schön zu finden. Dort belebt sich sein Gesicht, sein Blick ist durchdringend, seine Sprache ist mächtig, seine Geberde edel, ausdrucksvoll und zuweilen drohend. Es ist besser, ihn zu hören, als ihn zu lesen, denn seine Beredtsamkeit besteht nicht blos in seinem kräftigen Worte, sondern auch in seiner Haltung, seiner Stimme, seiner ganzen Erscheinung. Er reißt mehr fort, als er überzeugt, und die Erhabenheit seiner Argumenta⸗ tion verhindert, zu bemerken, daß es seinen Gedanken vielleicht an Tiefe fehlt. Jede Frage ist gleichgültig für diesen gewaltigen Redner, dessen staunenswürdige Leichtigkeit beinahe zum Fehler wird, und dessen Stillschweigen zuweilen ein Unrecht ist. Er studirt die Fragen, die er behandelt, beinahe gar nicht; er erräth sie auf den ersten Blick, und er entscheidet sie so zu sagen im Sturmschritt, vermittelst des starken Eindrucks, den er auf seine Zuhörer hervorbringt. Wenn Herr Berryer die Rednerbühne verlassen hat, so theilt er gewissermaßen den Enthusiasmus, den er einflößt; er berauscht sich an seiner eigenen Beredtsamkeit, und er glaubt die Leidenschaften zu empfin⸗ den, welche er im Bedürfnisse des Augenblicks erkünstelt hat, die aber nicht länger dauern, als die Wirkungen, die dadurch hervorgebracht sind. In dem Augenblicke, wo er redet, wird er von seinem Gegenstande durchdrun⸗ gen, und er weiß seine momentanen Ueberzeugungen in den Geist seiner Zuhörer zu übertragen. Aber genau besehen, würde man ihn sehr in Verlegenheit bringen, wenn man strenge Folgerungen aus dem ziehen wollte, was bei ihm nur rednerische Kunst ist. Leicht erregbar, glaubt er das, was er sagt, in dem Augenblicke, wo er spricht; aber außerhalb der Rednerbühne glaubt er überhaupt nicht viel, und man würde sich gewaltig irren, wenn man in Heirn Berryer einen Mann von Gesinnung suchte. Die Schuld davon liegt vielleicht in der außerordentlichen Beweglichkeit seines Geistes, die ihm nicht erlaubt, in die großen Fragen einzudringen, über deren Oberfläche sein Wort spielend hin⸗ wegstreicht. Reich an Einbildungskraft, weiß er seinen Darstellungen leben⸗ dige Farben zu geben, aber es fehlt ihm an Gründlichkeit, und er bringt dem Effekte zu große Opfer. Inkonsequent, leichtsinnig, geschmeidig und einschmeichelnd, unterjocht er seinen Zuhörer, ohne ihn zu über⸗ zeugen, und er ist im Stande ein Auditorium zu beherrschen, so lange er demselben ins Gesicht sieht; aber das Nachdenken schadet ihm. Man glaubt, ohne Zweifel mit Unrecht, daß seine Aufrichtigkeit zweifelhaft und seine Hingebung nicht natürlich sei; gewiß ist es, daß nur die Veränderlichkeit seines Charakters und die Unzuverlässigkeit seiner Grund⸗ sätze die Folgewidrigkeiten erklären können, die man in seiner politischen Handlungsweise bemerkt hat. Er deutelt an seinen Pflichten, er faßt seine Stellung so auf, wie es ihm bequem ist, er giebt sein Wort guten Glau⸗ bens und nimmt es nach Umständen guten Glaubens wieder zurück. Wenn man ihn bis in seine letzten Verschanzungen zurückdrängt, so rettet er sich aus seiner schwierigen Lage durch eine jener glänzenden Reden, welche viel versprechen, die aber im Grunde genommen nichts Positives sagen.“
Grossbritanien und Irland.
London, 25. Mai. Der Sieg des Ministeriums über die eigene widerstrebende Partei in der Fabrikfrage, an welchem die Whig⸗ Opposition im Unterhause nicht geringen Antheil gehabt hat, so wie überhaupt die jüngsten Handels⸗ und Finanz⸗Maßregeln Sir R. Peel's, welche den Widerspruch der Grundsätze des Kabinets mit denen sei⸗ ner Partei immer mehr offenbaren, veranlaßt die Morning Chro⸗ nicle, das Haupt⸗Organ der Whigs, zu großen Hoffnungen auf eine Aenderung der Handels⸗Politik des Tory⸗Kabinets zu Gunsten der freien Handels⸗Prinzipien, welche die Whigs schon vor drei Jahren verkündet haben. Die neue Schrift des Herrn d'Israeli, „Coningsby“, welche nachzuweisen versucht, daß das jetzige Kabinet gar keine, am wenigsten aber konservative Grundsätze befolge⸗ dient dazu, das Whigblatt in seinen Hoffnungen zu bestärken. „Denn in der That“, fragt die Morning Chronicle, „was sucht das kon⸗
servative Kabinet zu erhalten? Sind es die Wollzölle? Ist es die
Kirche? Sind es die Armengesetze? Man frage nur den Herzog von Richmond; man beachte nur die Haltung der Tory⸗Journale; man frage nur Sir James Graham und Herrn Ferrand. Und wie steht es mit den konservativen Prinzipien? Rechnet man dazu eine Zehnstunden⸗ oder eine Zwölfstunden⸗Bill? Den freien Handel oder das Gegentheil davon? Wenn durch die Zehn⸗Stunden⸗Klausel das konservative Prinzip auf⸗ recht erhalten werden soll, was wird dann aus dem konservativen Baronet an der Spitze Ihrer Majestät Regierung? Wenn jenes Prinzip zwölf Stunden Arbeitszeit erheischt, was wird dann aus Lord Ashley und der Tory⸗Presse? Wahrlich, wenn wir nichts An⸗ deres kennen, als den Roman „Coningsby“, so muß uns schon die geheime Geschichte der Tory⸗Partei offenbar werden, deren Grundlage einem beständigen Wechsel unterworfen gewesen ist und auch ferner sein wird. Die Wahrheit ist, Sir R. Peel gehorcht, aber er hintergeht die Vertreter des Schutz⸗Systems. Der Geist der Zeit fordert freien Handel. Man erhält bei Eröffnung der Session Erklärungen dage⸗ gen, aber nichts wird gethan. Der Drang ist gewaltig — die Woll⸗ Zölle fallen, die Zucker⸗Zölle sollen geändert werden; überall zeigt und festigt sich der doktrinäre Geist unserer Zeit. Man denke an die Charte der Bank; Sir R. Peel 1 I“ . — * ind Herr Loyd entwerfen sie, nicht Sir R. Peel und die Land⸗Squires; man denke bie Fa⸗ — 81 2 ; man denke an die Fa briken; Sir R. Peel und Herr Bright halten zusammen — nicht Sir R. Peel und Lord Ashley; man denke endlich an die Zucker⸗ Zölle, und man sieht, wie Sir R. Peel sich 5 † dsgee - 88 S hig aus der Schlinge zieht, welche Lord Sandon 1841 ihm legte. Er ist die Maus, welche die Stränge zernagt, die den Riesen des freien Han⸗ dels fesseln. Wie bald es möglich sein wird, die Dinge bei ihrem rechten Namen zu nennen, wie lange ihn die Partei⸗Organisation noch zwingen wird, unterscheidende Zölle und die schwankende Zoll⸗ rolle aufrecht zu erhalten, können wir nicht sagen; aber wir stimmen mit der Morning Post dahin überein, daß alle diese Dinge ihrem natürlichen Ende entgegengehen, da sie unter einer Politik, wie die des gegenwärtigen Kabinets, nicht wohl bestehen können. Wir bekla⸗ gen uns nicht über solche Folgen; wir beklagen uns nur darüber, daß dieselben noch so lange aufgeschoben bleiben. Die Zeit vergeht und die Märkte verschwinden. Zu Frankreich kommt selbst noch Deutsch⸗ land hinzu und nimmt ein Prohibitiv⸗System an. Amerika bekennt sich mehr und mehr zu seinen alten Ansichten; Brasilien schwankt zwischen seinen alten und seinen neuen Verbindungen. Da ist nicht Zeit, zu zau⸗ dern; da ist es Pflicht der Regierung, sich der fortschreitenden Bewegung anzuschließen. Um Lord Ashley und seine Partei für immer zu ver⸗ nichten, braucht man nur die schwankende Zoll⸗Rolle für Getraide abzuschaffen, und das Beispiel der Fabrik⸗Bill lehrt, daß die Regie⸗ rung deshalb nicht an dem Hause der Gemeinen, wie es jetzt konsti⸗ tuirt ist, verzweifeln dürfte. Einige Drohungen, einige Entschuldigun⸗ gen, einige Orden⸗ und Aemter⸗Verleihungen an Brüder von Schutz⸗ Herzögen (der Bruder des Herzogs von Richmond erhielt kürzlich eine Stelle im Schatz⸗Amte, als die Regierung die neue Zoll⸗Bill, na⸗ mentlich die Abschaffung der Woll⸗Zölle einbrachte) würden alle Schwierigkeiten beseitigen, und wenn „Coningsby“ dann fragte, was aus dem konservativen Prinzip geworden sei, so erhielte er die Ant⸗ wort, daß wir dafür freien Handel, ein weit besseres Ding, besäßen.“ Die Petition des Sir Augustus d'Este, welche dem Oberhause vorliegt, lenkt die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Bestimmungen der sogenannten Royal Marriage Act vom Jahre 1772. Sir Au⸗ gustus d'Este beansprucht, wie schon erwähnt, die Nachfolge in den Titeln und Würden seines Vaters, des Herzogs von Sussex, und gründet diesen Anspruch auf eine zwischen seinen Aeltern zu Rom im April 1792 geschlossene Ehe. Diese Ehe zwischen dem Herzog und der Lady Augusta Murray wurde zwar im Jahre 1793 zum zwei⸗ tenmale in England eingesegnet, aber hier sofort für ungültig erklärt, so daß Sir Augustus d'Este jetzt nur auf die erste Heirath seine Ansprüche gründen kann. Zu Rom geschah die Einsegnung derselben nicht nach dem lex loci, sondern durch einen Geistlichen der anglika⸗ nischen Kirche, während der Herzog noch minorenn war, ein Umstand, der von Vielen als ein hinreichender Grund für die Ungültigkeit der Ehe erachtet wird, selbst wenn die genannte Akte gar nicht bestände; denn alle Kontrakte von Minderjährigen müssen, um gültig zu sein, die Zustimmung der Aeltern haben. Zu diesem allgemeinen Einwand gegen den Anspruch des Petenten kommt aber noch die ausdrückliche Bestimmung des Gesetzes Georg's III. vom Jahre 1772 hinzu, welche besagt, „daß die Descendenten Sr. weiland Majestät Georg II. nicht befugt sein sollen, Ehen ohne vorherige Zustimmung Sr. Ma⸗ jestäat, Ihrer Erben oder Nachfolger, welche unter dem großen Sie⸗ gel auszufertigen ist, einzugehen; und daß jede Ehe und jeder Hei⸗ raths⸗Akt eines solchen Descendenten, wenn er nicht diese Zustimmung erhalten habe, in allen Fällen null und nichtig sein solle.“ Die ein⸗ zige Frage, welche nun gegen die Ungültigkeit der Ehe des Herzogs von Sussex auf Grund dieses Status erhoben werden kann, bezieht sich auf die Befugniß der Legislatur, die Autorität eines britischen Gesetzes in Fällen, welche brltische Unterthanen angehen, über die Gränzen der britischen Herrschaft auszudehnen; aber es leidet fast keinen Zwei⸗ fel, daß die Beantwortung dieser Frage von Seiten der Lords be⸗ jahend ausfallen wird, da diese Befugniß nach völkerrechtlichen, wie nach den Grundsätzen des gemeinen und statutarischen Rechts Eng⸗ lands, der gesetzgebenden Gewalt offenbar zusteht. Es scheint dem⸗ nach für Sir Augustus d'Este wenig Aussicht vorhanden zu sein, seine Wünsche erfüllt zu sehen, obwohl sein Anwalt, Sir Thomas Wilde, als ein Haupt⸗Argument zu Gunsten des Antrags geltend macht, daß auf die außer Landes geschlossenen Ehen jene Akte nicht Anwendung finden könne. Das Chegesetz selbst erfährt bei dieser Gelegenheit mannigfache Erörterung. Die Times will es gänzlich abgeschafft sehen, weil dadurch keinesweges die Königliche Ehre und Würde für immer aufrecht erhalten würde; der Standard wünscht, daß es fortbestehe, weil der Herrscher durch eine Ueberwachung der Heirathen der Prinzen von dem Lande manche Lasten abwenden könne.
Schweden und Uorwegen.
Gothenburg, 25. Mai. Nachstehende Adresse in Bezug auf die Nothwendigkeit einer Repräsentations⸗Reform ist hier in Umlauf, und bereits mit zahlreichen Unterschriften aus allen Ständen versehen:
„An Schwedens gemeinen Mann und an alle Freunde des Vaterlandes. Wir Ünterzeichnete erkennen hiermit die Nothwendigkeit einer Repräsentations⸗
Aenderung an, und da wir von der gegenwärtigen Stände⸗Vertheilung einen
nationaleren Repräsentations⸗Vorschlag als den jetzt zur Entscheidung vor⸗ liegenden nicht erwarten können, so haben wir durch Unterzeichnung unserer 1 it dem Wunsche ausdrücken wollen, daß der
Namen diese unsere Meinung m. Vorschlag Ic. bald zusammentretenden Ständen des Reiches angenom⸗ men werde.“
Schweiz.
Zürich, 26. Mai. Unterm 24sten hat der Vorort ein Kreis⸗ schreiden erlassen, worin er das Begehren der Stände Waadt, Zürich, Basel⸗Land und Tessin für eine außerordentliche Tagsatzung den Kan⸗ tonen zur Kenntniß bringt, um ihre Ansichten darüber zu vernehmen, obwohl er erklärt, von der Nothwendigkeit einer solchen Einberufung nicht überzeugt zu sein.
Sitten, 23. Mai. Die Oberwalliser, etwa 2400 Mann stark, unter Anführung des Herrn von Kalbermatten, sind erst am 22sten Nachmittags in Martinach eingezogen. Eine Proclamation versprach
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Par
den Einwohnern Schutz der Person und des Eigenthums. Heute um 10 Uhr Morgens erreichten sie St. Moritz und setzen bald darauf, 1200 Mann stark, ihren Marsch nach Monthey fort, um die Occu⸗ pation des Unter⸗Wallis bis St. Gingolph zu vollenden. Ueberall nimmt Herr von Kalbermatten eine allgemeine Entwaffnung vor.
Spanien.
3 Madrid, 20. Mai. Diesen Vormittag 10 Uhr verließ die Königliche Familie unter dem Donner der Kanonen die Hauptstadt. Die Königin Isabella, ihre erlauchte Mutter und die Infantin Maria Luisa nahmen den ersten Wagen ein, die obersten Hofdamen folgten in einem zweiten, und in einem dritten befand sich der Minister⸗Prä⸗ sident, General Narvaez, begleitet von einem Adjutanten. Die Reise geht heute bis Quintanar, morgen nach Albacete und übermorgen bis Valencia, wo die Einschiffung nach Barcelona erfolgen wird. Alle Empfangs⸗Feierlichkeiten sind verbeten. Diesen Morgen um 6 Uhr ist der französische Botschafter, begleitet von seiner Gemahlin, auf demselben Wege abgereist, und der englische Gesandte wird am 23sten ebenfalls nach Valencia abgehen und die früherhin beabsichtigte Aus⸗ flucht nach Alicante unterlassen.
Der neapolitanische Gesandte, Prinz Carini, der plötzlich erkrankt war, ist heute so weit hergestellt, daß er gleichfalls sich auf den Weg nach Barcelona begeben wird. Sämmtliche Staats⸗Minister, mit Ausnahme des Präsidenten, sind hier zurückgeblieben, und der Mar⸗ quis von Viluma wird die Königin in Barcelona aufsuchen.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß in der letzteren Zeit, und na⸗ mentlich seitdem Don Carlos in Bouͤrges sich geneigt gezeigt haben soll, seinen Ansprüchen bedingungsweise zu entsagen, die französische Regierung vermittelst ihres hiesigen Botschafters mit verdoppelter An⸗ strengung darauf hingearbeitet hat, dem Projekte, den Grafen von Trapani mit der jungen Königin Isabella zu vermählen, hier Ein⸗ gang zu verschaffen. Bis jetzt scheinen jedoch die desfallsigen Be⸗ mühungen des Botschafters sich auf die Königin Marie Christine und eine kleine Anzahl der sie zunächst umgebenden Personen beschränkt zu haben, und schwerlich dürfte es in seinem Auftrage liegen, für jetzt offen mit einem Projekte hervorzutreten, das nicht den geringsten An⸗ klang bei der spanischen Nation findet, sondern vielmehr zu öffentlichen Diskussionen Veranlassung giebt, die dem in Frage stehenden jungen Prinzen nicht erfreulich sein können. Ich habe bereits des Gerüchtes erwähnt, der Graf von Trapani werde sich in Barcelona einstellen; das Eco del Comercio drückte gestern sein Befremden darüber aus, daß die amtliche Gaceta diesem Gerüchte nicht widerspreche, da sie doch die angeblich beabsichtigte Reise des Sohnes des Don Carlos nach Barcelona in Abrede stellte. Daneben sagt das Eco: „Wir bemerken, 1) daß das Land, welches, so lange Jahre sein Blut und seine Schätze verschwendend, für die Freiheit kämpfte, weder Jesuitismus, noch Jesuiten, noch Mönche, noch der⸗ gleichen Leute, welche direkt oder indirekt, aus der Ferne oder gar aus der Nähe auf die hohen Angelegenheiten des Staates Einfluß haben könnten, will. 2) Daß derjenige Bewerber, der sich von den liberalen Grundsätzen am meisten entfernt und die größten Verpflich⸗ tungen mit dem römischen Stuhl und dessen Angehörigen und mit diesen oder jenen Congregationen oder Brüderschaften eingegangen wäre, die in Spanien nicht wieder auferstehen können, ohne eine furchtbare Erschütterung zu veranlassen, die eine noch blutigere Ty⸗ rannei nach sich ziehen müßte, der verderblichste und gefähr⸗ lichste Bewerber sein und schon jetzt als Widersacher der Nation erscheinen würde. 3) Daß der Gemahl unserer Königin nicht der Aus⸗ druck bestimmter Parteien oder Grundsätze sein, noch als Prinzip und Fahne der Hoffnungen irgend einer Partei auftreten dürfe. Ein Uebereinkommen (convenio) auf breiteren und allgemeineren Grundlagen würde bessere Früchte tragen. 4) Daß die Nation nicht betrogen werden kann, möge man ihr gleich den einen Namen für einen anderen ausgeben.“ Wenn übrigens das Eco die Besorgniß ausdrückt, es könnte in Barcelona der Graf von Trayani heimlich (furtivo) mit der Königin Isabella vermählt werden, so muß man doch bedenken, daß zu dieser Vermählung die Päpstliche Dispensation erforderlich ist, wenn sie nicht null und nichtig sein soll.
“ 1 ☛ Paris, 26. Mai. Nach einem Privatschreiben aus Tunis vom 3. Mai sah man daselbst der baldigen Rückkehr des sardinischen Konsuls, Herrn Peloso, entgegen, der sein Amt wieder antreten wird, nachdem die Differenzen zwischen seiner Regierung und dem Bey von Tunis in Folge der von Letzterem gegebenen Genugthuung geschlichtet sind. Der Konflikt zwischen den Konsuln von England und Frank⸗ reich war noch nicht gehoben, die Hinrichtung des zum Tode ver⸗ urtheilten Maltesers Paul Nuereb aber noch immer suspendirt, bis die neuen Verhaltungs⸗Befehle für den englischen Konsul aus Lon⸗ don eingetroffen sein würden. Im Uebrigen war es in der Politik dort durchaus stille, in der Nacht vom 2. Mai kam aber wieder ein blutiger Erzeß vor. Ein Malteser kam in Gesellschaft von drei Muselmännern von Porto Farina zurück. An den Thoren von Tunis angelangt, wurden sie von einer Bande von vierzehn Soldaten oder Leuten des Bey angefallen und furchtbar mißhandelt, so daß drei, der Malteser und zwei Muselmänner, todt auf dem Platze blieben, während der dritte Muselmann mit mehreren schweren Wunden davon kam. Der blos verwundete Muselmann machte so⸗ gleich Anzeige von dem Morde, und da es ihm glückte, einige der Thäter wiederzuerkennen, so wurden diese festgenommen. Man er⸗ wartete, daß der englische Konsul energische Schritte bei dem Bey thun werde, um Genugthuung zu erlangen. Die Handels⸗Geschäfte waren ziemlich beschränkt, nur einige Partieen Oel waren verkauft worden.
Vereinigte Staaten von Uord-Amerika.
O New⸗York, 30. April. Sie kennen die Ernennung des Herrn William R. King, Senators vom Staate Alabama, zum be⸗ vollmächtigten Minister der Vereinigten Staaten in Frankreich. Sel⸗ ten ist eine Ernennung mit so allgemeiner Zustimmung begrüßt wor⸗ den, als diese. Man schreibt sie vorzugsweise dem neuen Staats⸗ Secretair des Auswärtigen, Herrn Calhoun, zu, dessen politischer Freund der Senator von Alabama ist. Herr King ist ein alter Demokrat, der bereits in der diplomatischen Laufbahn seine Proben abgelegt hat. Vor etwa funfzehn Jahren war er Secretair der amerikanischen Gesandtschaft zu Lissabon, dann in gleicher Eigenschaft bei der am russischen Hofe zu St. Petersburg gewesen. Man schildert ihn allgemein als einen Mann von hoher Einsicht” dem aber ein Umstand in seiner künfti⸗ gen Stellung hinderlich sein wird, daß er nämlich der französischen Sprache nicht mächtig ist. Diese Unkenntniß der französischen Sprache, trotzdem daß sie das von der europäischen Diplomatie angenommene gemeinsame Idiom ist, findet sich übrigens nicht selten bei den ame⸗ rikanischen Staatsmännern. In Betreff der Wahl des Herrn King zum amerikanischen Gesandten brachte ein Blatt, the Republiec, kürzlich einige anerkennende Worte, an die sich aber einige Andeu⸗ tungen knüpften, die etwas auffallend erschienen. Die betreffende Stelle lautete:
„Herr King ist hocherfreut über den ihm angewiesenen Posten. Kein Hof in Europa besitzt so viel Anziehendes für die Diplomaten, als der von
Die glänzenden Feste der Tuilerieen und die unvergleichliche Pracht
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der schönsten Hauptstadt der Welt reichen hin, um diesen Posten vor allen anderen wünschenswerth zu machen. Aber der herzliche Empfang, die zu⸗ vorkommende Huld, die jeder amerikanische Gesandte sicher ist bei dem er⸗ lauchten Monarchen zu finden, in dessen Hand die Geschicke Frankreichs ge⸗ legt sind, machen den Aufenthalt zu Paris in hervorstechendem Grade an⸗ genehm. Ein edler Zug in dem Charakter Ludwig Philipp's ist die Dank⸗ barkeit, mit welcher er sich der gastlichen Aufnahme erinnert, die er in diesem Lande gefunden hat, und wie er stets jede Gelegenheit zu benutzen sich beeifert, um seine Hochachtung für ein Volk auszudrücken, des⸗ sen gastfreundschaftliche Uneigennützigkeit selbst die vielfachen Wechselfälle seines bewegten Lebens ihn nicht vergessen ließen. Wir haben neuerlich aus sicherer und hoher Quelle vernommen, daß Se. Majestät sich vorge⸗ nommen hat, diesem Lande einen glänzenden und schmeichelhaften Beweis seiner Hochachtung zu geben, der unfehlbar unser Volk lebhaft rühren wird. In kurzem wahrscheinlich wird man erfahren, um was es sich handelt, aber wir bedauern, daß es uns nicht gestattet ist, schon heute diesen Plan dem Publikum zu eröffnen. Die Mittheilung desselben wird mit allen erforder⸗ lichen Förmlichkeiten erfolgen.“
Wie natürlich mußte diese mysteriöse Andeutung des Republic die öffentliche Neugierde aufs lebhafteste anregen, und sie wurde in der That der Text zu den verschiedensten, mitunter auch extravagan⸗ testen Kommentaren.
An dem nämlichen Tage, wo der Senat die Ernennung des Herrn King bestätigte, genehmigte er auch jene des Gonverneurs von Ohio, Herrn William Shannon, als Gesandten in Mexiko. Die Gehalte dieser beiden Gesandten betragen 9000 Doll. jährlich, wozu noch eine gleiche Summe für Jeden für Büreau⸗Kosten kommt. Die⸗ selben Gehalte sind für die Gesandten in England, Rußland, Preu⸗ ßen, Spanien, Brasilien und China bewilligt.
„En111“
Paris, 25. Mai. Die neuesten Blätter aus Jamaika bis 24. April entwerfen ein trauriges Gemälde von dem Zustande der Dinge auf Haiti. Die Zahl der bis dahin angekommenen Flüchtlinge jedes Alters, Standes und Geschlechtes von Aux Cayes betrug und gefähr 800, die sämmtlich in dem gräßlichsten Elende, in absoluter Entblößung sich befanden. Alle waren nach Jamaika geflohen, weil die Häfen dieser Insel die einzigen sind, wo man den freien Farbigen von Haiti den Zutritt gestattet, der ihnen in den französischen wie in den spanischen Kolonieen, wo bekanntlich die Sklaverei noch fortbesteht, verschlossen ist. So kamen sie denn in Masse nach den Häfen von Jamaika, um dort die Zuflucht und Hülfe zu suchen, die im eigenen Vaterlande ihnen versagt zu sein scheint. In Jamaika ward es übrigens den Einwohnern auch schwer, ihnen solche in dem erforderlichen Maße zu ge⸗ währen, da in Folge langer Trockenheit und anderer ungünstiger Umstände auch auf dieser Insel ziemlicher Nothstand herrschte. Dessenungeachtet thaten sowohl Behörden als Privatleute Alles, was in ihrer Kraft stand, um möglichste Hülfe zu leisten. Uebrigens geht eben schon aus dieser Flucht so vieler Einwohner von Aux Cayes der Beweis für die Unwahrscheinlichkeit der Angabe der Jamaica⸗Times hervor, wonach die Schwarzen, als sie sich der Stadt Aux Cayes bemäch⸗ tigten, weder Erzesse, noch Grausamkeiten begangen haben sollen. So wie in dieser Beziehung Widerspruch in den Angaben herrscht, so auch in jeder anderen, nur daß Alle die Verwirrung, die zuneh⸗ mende Anarchie und den immer drohender werdenden Bürgerkrieg eingestehen, und was ein Bürgerkrieg auf Haiti heißt, hat die Erfah⸗ rung mit blutigen Buchstaben in die Geschichtsbücher eingezeichnet.
Die Zahl der Truppen des Präsidenten Herard des Aelteren, die anfangs 25,000 Mann betragen, war fast auf die Hälfte zusam⸗ mengeschmolzen, da über 10,000 davon zu den Insurgenten des spa⸗ nischen Theils der Insel übergegangen sein sollen. Man fürchtete sehr, daß der Aufstand von Aux Cayes sich noch über den übrigen west⸗ lichen Theil der Insel ausdehnen werde. An der Spitze der Streit⸗ kräfte der dominikanischen Republik stand ein gewisser J. J. Acaau zu Aux Cayes, und legte sich den Titel eines „Generals und Chefs der Reclamationen seiner Mitbürger“ bei. Außer Aux Cayes sind die Städte St. Domingo, Porto Plate, St. Nago und mehrere an⸗ dere von geringerer Bedeutung in die Gewalt der Insurgenten ge⸗ fallen. Vor dem Hafen von Aux Cayes lagen vier französische Kriegs⸗ schiffe, welche die Bewegungen der Insurgenten überwachten; auch vor Cap Haiti lagen drei französische Kriegsschiffe, und der Admiral de Moges mit zwei Fregatten und einem Dampfschiffe wurde täglich dort erwartet. Eben so befanden sich mehrere englische Kriegsschiffe und Dampfer vor den Häfen von Haiti.
Eisenbahnen.
Stettin, 30. Mai. (B. N. d. O.) In der heutigen Ge⸗ neral⸗-Versammlung der Berlin⸗Stettiner Eisenbahn⸗Gesellschaft ist der vom Verwaltungs⸗Rathe und Direktorium gemeinschaftlich ge⸗ machte Vorschlag: Zur Ablösung der vom Staate angeliehenen 500,000 Rthlr. eine gleiche Summe in Actien zu kreiren, diese je⸗ doch erst nach einiger Zeit und successive zum Verkaufe zu bringen, mit 168 gegen 74 Stimmen bejahend entschieden worden.
Handels- und Börsen-Uachrichten.
Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 30. Mai 1844. .
Zu Lande: Weizen 1 Rthlr. 26 Sgr. 5 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf., auch 1 Rthlr. 1 Sgr. 10 Pf.; große Gerste 27 Sgr. 11 Pf.; kleine Gerste 20 Sgr. 5 Pf.; Hafer 24 Sgr. 11 Pf., auch 20 Sgr. 5 Pf. Eingegangen sind 53 Wispel.
Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf., auch 2 Rthlr. und 1 Rthlr. 25 Sgr. 2 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 1 Sgr. 2 Pf., auch 1 Rthlr.; große Gerste 28 Sgr. 10 Pf.; Hafer 24 Sgr. 3 Pf., auch 20 Sgr. 9 Pf.; r7 Ffcllechte Sorte) 1 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf. Eingegangen sind 809 Wispel 22 Scheffel.
Mittwoch, den 29. Mai 1844.
Das Schock Stroh 6 Rthlr. 15 Sgr., auch 5 Rthlr. 25 Sgr.
Centner Hen 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 22 Sgr. 6 Pf. und 20 Sgr.
8 Kartoffel⸗Preise. Der Scheffel 15 Sgr., auch 12 Sgr. 6 Pf.
Branntwein⸗Preise. 8.
Die Preise von Kartoffel⸗Spiritus waren am 25. Mai 15 Rthlr., am
28. Mai 15 Rthlr. und am 30. Mai d. J. 15 Rthlr. (frei ins Haus
I pr. 200 Quart à 54 ℳ oder 10,800 % nach Tralles. Korn⸗
piritus: ohne Geschäft.
Berlin, den 30. Mai 1844.
Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.
Königsberg, 25. Mai. Weizen 50 bis 60 Sgr. pr. Schfl., Rog⸗
gen 29 bis 32 ¼ Sgr., große Gerste 30 bis 32 Sgr., kleine Gerste 26 bis
bebeng;z. 8 Fü - q F. Erbsen 36 bis 42 Sgr., weiße
rbsen? is 45 r., das Schock Stroh 170 bis 180 S bie Zu⸗
fuhr war gering. ai 1 9 do 189.Sg. Hee gi
St. Petersburg, 21. Mai. (Königsb. Ztg.) Der Landhand auf der österreichischen Gränze war in den legten 8e, He gsgsöhe kungen unterworfen und beträgt in der Ein⸗ und Aussuhr jährlich die Summe von 2,500,000 R. S., wovon etwa * über Radziwilow gehen und nur 1 zusammen über die vier Zoll⸗Aemter Guszatinsk, Wolotschiszk, Dru⸗
8 shkovol und Jszakowez gebracht werden. Die Gesammt⸗Einfuhrkauf allen 5 Zoll⸗Aemtern betrug 1842 = 2,634,215 R. S.. 1843 = 2,709,814 R. S.; die Gesammt⸗Ausfuhr war 1842 = 2,480,071 R. S., 1843 = 2,498,701 R. S. Uorili n a,11 Den 31. Mai 1844.
Füma Pr. Cour. 8 Brief. Geld. V
Pr. Cour. Brief.] Geld. Gem.
.
Actien. 8
Brl. Pots. Eisenb. 170 ½ 2 * do. do. Prior. Obl. Mgd. Lpz. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Brl. Anh. Eisenk. do. do. Prior. Obl. Düss. Elb. Eisenb. Qdo. do. Prior. 0bl. Rhein. Eisenb. do. do. Prior. Obl. do. v. Staat garant.] 98 ¼ Brl. Prankf. Eisb. 150 ½ do. do. Prior. 0bl. 4 104 ¼ 0 b.-Schles. Eisb. 4 128 ½ do. Lt. B. v. eingez. — 122
H. St. E. Lt. A .35 —8 — 312 [Magd.-Halbst. E. 4 126 HBrl. Schw. Frb. E. 4 — d0. do. Prior. 0bl. 4 103 ½
St. Schuld-Sch. 3 ½ 101 100 G Pr. Eugl. Obl. 30. 4 — Präm Sch. d. Sech. 88 Kur- u. Neumürk. Schuldverschr. 2 Berl. Stadt-Obl. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. 3 i Grossh. Pos. do. 4 do. do. 3 99 ½ Ostpr. Pfandbr. 3 102 ½1 Pomm. do. 3 100 ⁄¼ Kur- u. Neum. do. 3 ½ 100¾ Schlesische do. 3 ½ 99
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167 ½
104 ¼ 98 99 9¹½ 98 ½
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Gold al marco. — Friedrichsd'or. — And. Gldm. 357.— Insconto. —
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Auswärtige Börsen.
Frankfurt a. M., 28. Mai. 5 % Met. 113 ¾. Bank-Actien 2010. 2008. Bayr. Bank-Actien 712 G. Hope 90 Br. Stegl. 89 ¾ Br. Int. 60 ¼. Poln. 300 Pl. 94 ⅛ G. do. 500 Fl. 99 5. do. 200 Fl. 33 Br.
Hamb urg, 29. Mai. Bank-Actien 1675. Engl. Russ. 113 ½¾.
Pa ris, 25. Mai. 5 % Rente fin cour. 121. 95. 3 % Rente fin cour. 84. 65. 5 % Neapl. au compt. 103. 20. 5 % Span. Rente 32. Pass. —.
Hahnemann’s Todtenfeier.
Mittwoch, 5. Juni, Abends 7 Uhr, werde ich im Saale des Englischen Hauses in Berlin — zur Todtenfeier Hahnemann’s — eine Vorlesung für Herren und Damen halten. Zum Gegenstande habe ich gewählt: „Allgemeine verständliche Entwickelung des We⸗ sens der Homöopathie, so wie der Haupt⸗Irrthümer, Vor⸗ urtheile und Mißbräuche der Allöopathie“.
Nach der Vorlesung kann ein Disputatorium stattfinden, wenn Sachverständige gegen die aufgestellten Behauptungen etwas Erhebliches einzuwenden haben sollten, dem ich gern öffentlich erwiedern werde, um mich vor jedem Vorwurf von Einseitigkeit zu bewahren. Es gilt ja nur, die Wahrheit zu erkennen!
Den Verkauf der Billets zu 15 Sgr. haben gütigst übernommen: die Schlesingersche Buch⸗ und Musik⸗Handlung, unter den Linden Nr. 34, Se Stuhrsche Buchhandlung, Schloßplat Nr. 2. — Kassenpreis: 20 Sgr.
1 Vi. Logen zur Linken sind für Allerhöchste und hohe Herrschaften be⸗ immt.
Das aufgestellte Brustbild Hahnemann's ist von Steinhäuser in Rom ausgeführt.
Der Ertrag ist zum Besten der so eben gegründeten ho⸗ möopathischen Heilanstalt für arme und hülfsbedürftige Kinder in Potsdam.
Dr. Arthur Lutze, Praktiker der reinen Homöopathie in Potsdam.
Meteorologische Beobachtungen.
Morgeus Nachmittage Abends 10 Uhr.
1844. 30. Mai. 6 Ubr. 2 Uhr.
Nach einmaliger Beobachtung.
Luftdruck... 333,90“ Par. 333,83“ Par. 335,65 Par. Quellwärme 7,5 h.
Luftwärme +t. 9,1° R. +† 17,00 R. + 7,1° K. Flusswärme 14,8 9 R.
Thaupunkt ... 6,5⁰° R. + 3,0⁰ n. + . R. Bodenwärme 13,9 0 R. 82 pCt. 33 pcot. 66 pcCt. Ausdünstung 0,012“ Rb.
Wetter heiter. heiter. heiter. Niederschlog 0.
Wind NO. N. N Wärmewechsel + 19,0°
Wolkenzug. .. — N. — — 2,1
Tagesmittel: 334,46 ParF... + 11,12 n. + 3,9⁰ R. 60 pCt. N.
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 1. Juni. Zum erstenmale: Dornen und Lorbeer, oder: Das ungekannte Meisterwerk, Drama in 2 Aufzügen nach C. Lafont, von W. Friedrich. (Herr Hendrichs: Rolla.) Hierauf: Der Verräther, Lustspiel in 1 Akt. (Dlle. Nicolas: Klärchen.) Und: Zwei Genre⸗Bilder, in spanischer, französischer und deutscher Sprache, von L. Schneider. 1) Spanische Vaterlandsliebe. Burgos. 1809. 2) Der Kurmärker und die Pikarde. 1815.
Sonntag, 2. Juni. Tell. (Herr Pellegrini wird in der Partie des Tell zum letztenmale auftreten.)
Auf dem Königl. Schloß⸗Theater zu Charlottenburg: Richard's Wanderleben. Hierauf: Die Erholungsreise.
Billets für die Vorstellungen des Königl. Schauspiels zu Char⸗ lottenburg sind bis zum Tage der Vorstellung, Mittags 1 Uhr, im Billet⸗Verkaufs⸗Büreau des Schauspielhauses zu Berlin und Abends im Schloß⸗Theater zu Charlottenburg an der Kasse zu folgenden Preisen zu haben:
Ein Billet zur Fremden⸗-Loge 1 Rthlr. Ein Billet im ersten Range Logen 20 Sgr. Ein Billet in einer Parquet⸗Loge 20 Sgr. Ein Parquet⸗Billet 20 Sgr. Ein Billet zum Orchester 20 Sgr. Ein Billet im zweiten Range Logen 15 Sgr. Ein Billet im dritten Range Logen 10 Sgr. Ein Billet in der mittleren Abtheilung des dritten Ranges 10 Sgr. Ein Parterre⸗Billet 15 Sgr. Ein Billet zur Gallerie 5 Sgr.
Montag, 3. Juni. Dornen und Lorbeer. (Herr Hendrichs: Rolla, als letzte Gastrolle.) Hierauf: Die feindlichen Brüder. 8
Im Konzertsaale: Représentation extraordinaire au béné- fice de Mr. Villars. Abonnement suspendu. Le spectacle se composera de: 1) La première représentation de: La bouque- tière des Champs-Elysées, pièce nouvelle en 3 actes, melée de chant, par Mr. Paul de Kock. (Au 3me acte Mlle. Mélanie et Mlle. Clozel danseront La Polka.) 2) Romances françaises, chantées par Mlle. Tuczek, première chanteuse de FPopéra royal. 3) Bolero de Dessauer, et Tarantella de Rossini, chantés par Mlle. Marz, première chanteuse de l'opéra royal. 4ü) La Béar- naise, Pas de deux, exécuté par Mlle. Polin et Mr. Gasperini. 5) La premidère représentation de: Une idée de médecin, vau- deville nouveau en 1 acte, par Mr. Dartois. 6) PEsmeralda danse nationale espagnole, exécutée par Mlle. Polin.
Königsstädtisches Theater.
Sonnabend, 1. Juni. Eine Reise nach Spanien. Posse in 2 Akten, von B. A. Herrmann. Vorher: Zum erstenmale wieder⸗ holt: Die ländliche Ruhe, Lustspiel in 1 Akt, von O. J. Kart.
Sonntag, 2. Juni. Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. (Dlle. Hareng: Laura, als Gastrolle.)
Montag, 3. Juni. Muttersegen, oder: Die neue Fanchon (Dlle. Hareng: Chonchon, als Gastrolle.) 3
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Dunstsättigung
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗ Hofbuchdruckerei.