Bekanntmachungen.
640 Bekanntmachung.
Mit Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 2. Juni 1830 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß der Debit des auf den Alaunwerken zu Freienwalde, Schwemsal, Muskau und Gleißen zu produzirenden Alauns nach der mit den Interessenten getroffenen Vereinbarung von dem Alaun⸗Debits⸗Com⸗ koir des Königlichen Seehandlungs⸗Instituts nur noch bis zum 1. Juli d. J. besorgt, mit diesem Tage aber das Comtoir aufgelöst werden wird und den Besitzern jener Werke der alleinige weitere Verkauf des Alauns überlassen bleibt.
Berlin, den 13. Mai 1844.
General⸗Direction der Seehandlungs⸗Sozietät.
gez. Kayser. Mayet. Wentzel.
[488] lIIECtikatson. Folgende Verschollene:
1) die verwittwete Hedvig Kielczewska (v. Kielczewska) geborene Tuszonska, die 1797 in Gnesen gewohnt hat, und über deren ferneren Aufenthalt keine Nachricht vorhanden ist,
2) Philipp Braun, der im Jahre 1812 von
8 nowroclaw, wo er bei dem Bäcker Schultz in der Lehre war, mit den Franzosen nach Rußland gegangen sein soll,
3) die Gebrüder Johann Peter und Friedrich Perski oder Persike aus Bromberg, geboren resp. am v Oktober 1783 und 5. Dezember 1785, von denen der eine vor dem Jahre 1815 bei einem Bau in Fordon seinen Tod gefunden haben, und der an⸗ dere 1801 mit dem Regimente Mannstein von Bromberg nach Berlin marschirt sein soll,
4) der Bürgermeister Stephan Rozanski aus Trzemeszuo, der von dort im Jahre 1816 nach Polen entwi⸗
chen ist, 5) die verehelichte Margaretha Grudzicka (Grodziecka,
Grudzieeka, Grodzicka), früher verwittwet gewesene Adamska, welche sich mit ihrem Ehemann, dem Jäger Michael Grudzicki vor länger als 30 Jahren in Orzyszkowo, Schrodaer Kreises, aufgehalten und von da mit demselben in den Gnesener Kreis ver⸗ zogen sein soll,
6) Martin Johann Bangels, geboren den 6. No⸗ vember 1806, Sohn des Zimmermanns Johann Bangels, auch Bagnic, Bagnetz genannt, der mit seinem Vater in dem Jahre, als Gnesen abbrannte, von Nakel dorthin gezogen, und über dessen Leben und Aufenthalt seitdem nichts zu ermitteln gewesen,
7) die Geschwister Thaddens, Agnes, Catharina und Hedviga Malkowski und deren Halbbruder Johann Nepumocen Malkowski aus Inowroclaw, von denen angeblich die Agnes Catharina, geboren am 20. April 1765 in einem Alter von kaum 15 Jahren von dort verschwunden, der Thaddeus 1803 von der Wanderschaft nach Inowroclaw zurückgekehrt und sich dann bald wieder von dort
entfernt hat, die Hedviga vor 1773 geboren, un⸗ gefähr 20 Jahr alt von Inowroclaw fortgegan⸗ gen, und der Johann Nepumocen, geboren den 22. Juni 1787, von dort im Jahre 1805 als Tischlergesell sich auf die Wanderschaft begeben,
8) Johann Smorawoski, geboren den 10. Mai 1779, Sohn des Adalbert Smorawosky (Smarawski) und der Rosalie geborenen Steinborn zu Filehne, der im Jahre 1806 nach Russisch⸗Polen gegangen und sich dort beim polnischen Militair engagirt haben soll,
9) Christian Vetter aus Kanals⸗Kolonie B., Sohn des Johann Vetter aus dessen erster Ehe, angeb⸗ lich im Jahre 1825 von dort in die Fremde ge⸗ gangen,
10) die unverehelichte Catharina Barbara Pierzchalska, geboren den 21. Oktober 1787, Tochter des Casi⸗ mir Pierzchalski und der Marianna, geborenen Sobeska, zu Bocianowo, angeblich mit den Fran⸗ zosen von dort fortgegangen,
11) die unverehelichte Veronica Kasprowicz, geboren den 6. Januar 1807, Tochter des Bürgers An⸗ dreas Kasprowicz zu Filehne, welche fast noch im kindlichen Alter mit ihrer Mutter⸗Schwester nach Polen verzogen und seit dem Jahre 1831 keine Nachricht mehr von sich gegeben hat,
12) die unverehelichte Constantia Manthej, die sich vor länger als 30 Jahren von Gembice nach Rußland begeben haben soll,
13) Bartholomeus Gurzonski, geboren den 13. August 1791, Sohn des Michael Gurzyüsli, der vor 19 Jahren sich von Pomiany bei Strzelno entfernt hat und angeblich nach Polen gegangen ist,
14) Andreas v. Modlibowsli, der 1787 etwa zu Sier⸗
1 nik bei Exin gestorben sein soll,
15) der Johann Wichrowski, ehemals Exekutor in
Gnesen, zuletzt in Wyrobli, Mogilnoer Kreises, wohnhaft gewesen, der im Jahre 1830 nach Po⸗ len gegangen,
oder ihre etwa zurückgelassenen Erben und Erbnehmer
werden hierdurch aufgefordert, uns von ihrem Leben,
Aufenthalt sofort Nachricht zu geben, oder in dem am
23. Januar 1845, Vormittags 10. Uhr, vor
dem Herrn Ober⸗Landesgerichts⸗Assessor Geßler in un⸗
serem Instructionszimmer anberaumten Termine per⸗ sönlich oder durch einen Bevollmächtigten, wozu ihnen
die Justiz⸗Kommissarien Schoepke, Vogel, Schultz II.
vorgeschlagen werden, zu melden, widrigenfalls sie für
lodt erklärt und ihr Vermögen ihren nächsten legitimir⸗
ten Erben und Erbnehmern ausgeantwortet werden wird. Bromberg, den 29. Februar 1844. Königliches Ober⸗Landesgericht. II. Abtheilung.
[349 b] Ber e Eisenbahn. Kℳ Nachdem der Verwal⸗ S tungs⸗Rath unterm 8. Dezember v. J. vorläufig Ein Prozent zahlbar am 10. Januar d. J. eingefordert hat, und die Allerhöchste Konzession nunmehr unter den bean⸗ spruchten Hegünsesgune
h en mit einigen dur
besondere Beiritts⸗Erklärung 88 Actionaire Seeh en 8an A odificationen zugesichert, und hierdurch zugleich ie Anerkennung der gesellschafilichen Vereinigung aus⸗ gesprochen ist, so werden sämmtliche Actionaire in Ge⸗ mäßheit der in der General⸗Versammlung vom 18. u.
19. Oktober v. J. beschlossenen transitorischen Bestim⸗ mungen, so wie eines Beschlusses des Verwaltungs⸗ Raths vom 22sten d. M. hiermit aufgefordert, fernere
neun Prozent ihres Actienbetrags nach ihrer Wahl
in Elberfeld bei Herren von der Heydt⸗
Kersten & Söhne, oder bei Herrn Joh. Wichelhaus Pet. Sohn,
in Barmen bei Herren Gebr. Fischer, in Berlin bei Herren Gebr. Schickler —— — . spätestens bis zum 15. Juni⸗ d. §. einzuzah⸗
— len, und gleichzeitig die Quittung über die frühere Ein⸗ zahlung von ein Prozent einzuliefern, um dagegen über die erste Einzahlungs⸗Rate zu zehn Prozent eine neue Interims⸗Quittung zu erheben, welche die bezeichneten Banquierhäuser Namens des Verwaltungs⸗Raths zu vollziehen ermächtigt sind. Gegen Einlieferung dieser Interims⸗Quittungen sind sodann die nach §. 13. des Statuts auszustellenden Quittungsbogen direkt bei der Direction oder durch Vermittelung der bezeichneten Banquierhäuser zu erheben. Elberfeld, den 28. März 1844. Der engere Ausschuß des Verwaltungs⸗Raths.
von der Heydt. Engels. Egen. Servaes.
F — Wöchentliche Passagier⸗Dampf⸗
schifffahrten zwischen Potsdam
1681 "1 und Hamburg. Von Potsdam: Montags, Mittwochs und Freitags, Vorm. 9 Uhr. „ Hamburg: Montags, Donnerstags und Sonn⸗ abends, Morgens 5 Uhr.
Lustfahrt zwischen Potsdam und Baum— gartenbrück. Sonntag, den 2. Juni e
Abfahrt von Potsdam um 3 Uhr Nachmittags. Rückfahrt von Baumgartenbrück um 8 U hr Abends. Preis eines Passagierbillets zur Hin⸗ oder Rückreise Anker, Taubenstr. 10.
— 8 agliche Dampf-
zwischen Stettin und
losnl Swinemünde.
Das kürzlich von England hier eingetroffene grkupferte
Dampfschiff 1t Prinz von Preufsen
mit zwei Maschinen von 70 Pferdekraft und drei be⸗ quemen und elegant eingerichteten Kajüten ausgerüstet, geht vom 1. Juni ab, mit Ausnahme der Sonn⸗ tage, täglich von Swinemünde nach Stettin präcise 7 Uhr Morgens und von Stettin nach Swinemünde
präcise 2 Uhr Mittags.
Die Dauer einer Reise ist auf circa 4 ½ Stunden festgesetzt. Die Billets werden am Bord des Dampf⸗ schiffes gelöst.
Ein Platz erster Klasse kostet 1 Thlr. 15 Sgr.
Kinder unter 12 Jahren geben die Hälfte.
Domestiken 20 Sgr.
Wagen, Waaren und Ueberfracht laut Tarif.
Am Bord des Dampfschiffes befindet sich eine gute vollständige Restauration. v1 J. G. Weidner & Sohn.
707] Thiirina; 1866 807 Thüringische Eisenbahn.
Nachdem über die nunmehrige Ausführung des Baues der Thüringischen Eisenbahn von Halle über Weimar und Gotha bis Eisenach und eventuell bis an die Kur⸗ hessische Gränze zwischen den betheiligten drei hohen Staats⸗Regierungen von Preußen, Sachsen⸗Weimar⸗ Eisenach und Sachsen⸗Koburg⸗Gotha unter dem 19. April c. ein Staatsvertrag vereinbart und das Statut für diese Eisenbahn festgesetzt worden ist, bringen wir in erhaltener Ermächtigung vorläufig die nachstehenden beiden Paragraphen des gedachten Statuts zur offent⸗ lichen Kenntniß:
§. 60.
Da die 67,500 Privat⸗Actien (§. 6) bis auf 16,250 Stück bereits vertheilt sind, hierauf aber bei der durch den Ausschuß (§. 59) veranlaßten weiteren Zeichnung eine so hohe Summe angemeldet worden ist, daß eine Vertheilung der 16,250 Actien pro rata nicht stattfin⸗ den kann, so soll die Vertheilung in der Weise ein⸗ treten, daß der Zeichner
von 1 bis 5 Actien Eine Actie, „ 6 » 4140 » Zwei Actien, »„ mehr als 10 Actien Drei Actien erhalte.
Die hierbei noch übrig bleibenden Actien, deren gleich⸗ förmige Vertheilung nicht möglich ist, sind von dem Aus⸗ schusse (§. 59) oder von der Direction (§. 62) zum Besten der Gesellschaft zu .
§. 6
.01.
Von dem Ausschusse (§. 59) ist sofort, sofern es nicht bereits geschehen, eine Einzahlung im Betrage von Zehn Thalern auf jede Privat⸗Actie (§. 6) auszuschrei ben (§. 14) und einzuziehen. Die Einzahlungen sind nach den von dem Ausschusse zu treffenden näheren Bestimmungen zu leisten, und es werden die eingezahl⸗ ten Beträge bis zur erfolgten Einsetzung der Direction (§. 62) bei den Magistraten der an der Bahnlinie ge⸗ legenen Städte oder bei sonstigen Behörden sicher nie⸗ dergelegt. Jedem Actienzeichner wird über die Ein⸗ zahlung auf sämmtliche ihm zugetheilten Actien Eine Quittung ertheilt, welche bei der zweiten Einzahlung gegen einen Quittungsbogen (8. 13) ausgetauscht wird.
Wer die ausgeschriebene erste Einzahlung auf sämmt⸗ liche ihm zugeiheilten Actien nicht vollständig leistet,
Allgemeiner
kann von dem Ausschusse oder nach Einsetzung der Di⸗ rection von dieser sofort seines Anrechts verlustig erklärt werden.
Demgemäß fordern wir alle diejenigen, welche Actien zu diesem Unternehmen gezeichnet haben, hierdurch auf, die erste Einzahlung von 10 Prozent auf Höhe des ihnen zuständigen Actien⸗Betrages in der Zeit vom 23. bis 29. Juni d. J., Nachmittags 4 Uhr, bei Ver⸗ lust ihres Anrechts, in den Städten Halle, Merseburg, Weißenfels, Naumburg, Apolda, Weimar, Erfurt, Gotha, Eisenach, bei denjenigen Personen, wo sie ihre Zeich⸗ nungen bewirkt haben, gegen eine von dem provisorischen Ausschusse ausgestellte gedruckte Interims⸗Quittung baar zu leisten.
Sogleich nach erfolgter Publication des Staats⸗Ver⸗ trags und des Statuts wird die erste General⸗Ver⸗ sammlung der Actionaire ausgeschrieben werden.
Gotha, den 28. Mai 1844.
Der provisorische Ausschuß
für die Thüringische Eisenbahn⸗Gesellschaft. von Groß. Gr. Keller. K. Herrmann. Wagner. von Brandt. M. Gabler. Jacob. Schöner⸗ mark. J. Geißler. Nuland. Rasch. Wuche⸗ rer. Voelker. Henneberg. Arnoldi. Heyland. Gräf. Bohr. A. Wiedemann. Gaertner.
C. Batsch. E. Oettelt. B. J. Voigt.
K. G. Hase.
Literarische Anzeigen.
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Versmaße des Originals verdeutscht von Eman uel
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144*“
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die „wöl! fte berichtigte und vermehrte Auf-
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[708]
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Hosschauspielein Adolphine Neumann und deren Mutter Amalie Haizinger sind
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Velinpapier, geh. 4 Thl. 15 Sgr.
[582 b]
So eben empfingen wir die ersten Abdrücke des nun vollendeten höchst gelungenen Kupferstichs:
La Natività della Madonna
(Die Geburt der Maria), nach dem Gemälde von Andrea del Sarto in Kupfer gestochen und Sr. Ma⸗ jestät dem Könige von Preußen unterthänigst zugeeignet von A. Perfetti in Florenz.
Preis mit der Schrift 2 ½ Frd'or., vor der Schrift 5 Frd'or.
Gebrüder Rocca, Königsstr. 17.
[580 b]
Ein 6 Meilen von Berlin unmittelbar an der Chaussee und zwischen zwei Seeen romantisch gelegenes Erbzins⸗ gut, mit schönen Gebäuden, Garten, einem Park und einem Arcal von circa 800 Morgen, incl. 184 Mor⸗ gen Wiesen, mit dem nöthigen Brennholzbedarf, einigen baaren Gefällen, ausreichenden Diensten, mit dem Rechte der Aufhütung von 700 Stück Schafen und 50 Stuck Rindvieh in der Königlichen Forst, eigener Jurisdiction, Jagd, nebst einem frequenten Gasthofe mit ausreichender Stallung für 40 Pferde, nur mit unbedeutenden Ab⸗ gaben belastet, soll für 28,000 Thlr. mit einem An⸗ gelde von 14,000 Thlr. verkauft werden. Adressen wer⸗ den unter K. 140. im Intelligenz⸗Comtoir erbeten.
70¹] Die Gesellschaft zur Beförderung des Christenthums unter den Juden wird am Dienstag den 4. Juni, Nach⸗ mittags 3 Uhr, in der Böhmischen Kirche ihr Jahres⸗ fest mit Gesang, Gebet und Predigt begehen; und es werden hierzu sämmtliche Mitglieder der Gesellschaft, so wie alle, welche an dem Wohle Israels Antheil neh⸗ men, ergebenst eingeladen.
Berlin, 30. Mai 1844.
Das Comité der Gesellschaft zur Beförderung des
Christenthums unter den Juden.
[583 b] 8
Zu dem Jahresfeste der hiesigen Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden, welches Mittwoch, den 5. Juni, Nachmittags 3 Uhr, in der Dreifaltigkeitskirche mit Gesang, Gebet, Predigt und Abordnung von zwei Missionaren nach Asien und Süd⸗Afrika gefeiert wird, werden alle Freunde und Beförderer der evangelischen Missionen hiermit eingeladen. An den Kirchthüren wird eine Kollekte zum Besten der Mission gehalten werden.
EE6E11
[703] —ZV—ü
Bei meiner Abreise von hier über Wien und Holland nach Java empfehle ich mich meinen Freunden und Gönnern zum gütigen Andenken. Lebenslänglich werde ich mit dem wärmsten Gefühl der Dankbarkeit und Liebe die innige Freundschaft der verehrten Freunde in Ber⸗ lin und Potsdam zc. hochschätzen und ihr mir so wür⸗ diges Andenken treu bewahren.
Berlin, 31. Mai 1844. 8 C. G. de Bruin, Dr.,
Major in niederl. Diensten zu Ostindien.
Einem hochgeehrten Publikum beehre ich mich ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich das neben der Königl. Post und am Schloßplatz gelegene 529 15221²1 êtel de Prusse von heute ab übernommen habe.
Die Räume desselben sind zweckmäßig und so einge⸗ richtet, daß sie nicht nur allen Ansprüchen der mich beehrenden reisenden Herrschaften, sondern auch der mich anderweitig mit ihrer Gegenwart beehrenden resp. Gä⸗ sten Genüge leisten werden.
Indem ich dieses von mir übernommene Etablisse⸗ ment der gütigen Beachtung Einem hochgeehrten Pu⸗ blikum ganz ergebenst empfehle, füge ich die Versiche⸗ rung hinzu, daß ich Alles aufbieten werde, durch prompte Bedienung und die möglichst billigsten Preise für alle in bester Qualität zu verabreichenden Bedürfnisse mir das Vertrauen der mich beehrenden resp. Gäste zu er⸗ werben.
Warmbrunn in Schlesien, den 3. April 1844.
1. Heinrich Bruchmann.
8 Versteigerung einer gediegenen Oelgemälde⸗
Sammlung. Mittwoch den 26. Juni 1844,
Vormittags 9 Uhr anfangend, läßt Herr Apolheker'und Post⸗Expeditor Fr. J. Schrei⸗ ner in Biebrich seine Privat⸗D elgemälde⸗ Sammlung durch u. nterzeichneten öffentlich gegen baare Zahlung versteigern. dBiese Sammlung kann in Bezug auf Ge⸗ diegenheit und gute Erhaltung mit Recht eine vorzügliche genannt werden.
Sie enthält Werke von den vorzüglichsten Meistern, als: A. v. Dyk, G. Douw, Z. H. d'Heem, P. v. Bloemen, P. P. Rubens, G. Honthorst, J. Griffier, A. v. Ostade, Die⸗ penbeck, Casp. Schneider, Schutz zc.
Die Gemälde können vom 20. Mai an täg⸗ lich, Morgens von 9 bis 12 und Nachmit⸗ tags von 2 bis 6 Uhr, eingesehen werden.
Die Versendung des Kataäalogs durch die löbliche Friedr. Wilmannssche Buchhand⸗
lung in Frankfurt a. M. ist bereits ..
Biebrich a. Rh., den 13. Mai 1844. 1 11“ Reinhardt, Herzogl. Oberschultheiß.
Das Abonnement beträgt
2 Rthlr. für ½ Jahr. 4 Kthlr. — †¼ Jahr. 8 Rthlr. - 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung. Insertions-Gebühr für den Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.
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Alle Post-Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition der Aulg. Preuss. Zeitung: chsstrasse Mr. 72.
Agnbb 8.
Amtlicher Theil. 1 Inland. Berlin. Reise Sr. Majestät des Kaisers von Rußland. —
Provinz Brandenburg. Personal⸗Veränderungen in der Armeec. — Provinz Schlesien. Breslauer Kassen⸗Verein. — Provinz Sachsen. Inspectionsreise Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Karl. — Abreise sächsischer Gutsherren nach der Lausitz. — Provinz Westpha⸗ len. Reise Sr. Majestät des Kaisers von Rußland. — Erklärung über die Vorfälle in Gesecke und Störmede. — Brand zu Medebach. — Deutsche Bundesstaaten. Königreich Sachsen. Die katholische Kirche zu Leipzig. — Großherzogthum Baden. Kammer⸗Verhand lungen. — Kurfürstenthum Hessen. Bonifaziusfest zu Fulda. — Herzogthum Nassau. Wiesbaden erhält ein Gymnasium. — Schrei⸗ ben aus Frankfurt a. M. (Nachträgliche Erläuterungen in Betreff der neulichen Herzoglich sächsisch⸗anhaltinischen Prädikats⸗Erhöhung.) Frankreich. Paris. Hofnachrichten. — Jacques Laffitte und Gosse †. — Wiedererwählung Charles Laffitte's. — Aufführung der Antigone. — Briefe aus Paris. (Kammer⸗Arbeiten: Laffitte's Leichenbegängniß; die außerordentlichen Kredite. — Laffitte, Biographisches.) Großbritanien und Irland. London. Das Gesuch der ange⸗ klagten Repealer um ein neues Verhör verworfen. — Der Morning Herald über die Schrift des Prinzen von Joinville. Belgien. Brüssel. Fortsetzung der Reise des Königs von Sachsen. — Erklärung des Ministers des Innern über die Unterhandlungen mit Preußen. Schweiz. Sitten. Die Verbindung mit Ober⸗Wallis hergestellt. — Vermischtes. Spanien. Schreiben aus Paris. (Die Vermählungsfrage; der neue türkische Gesandte wird erwartet; Händel mit Marokko.l)
Th. Mundt. — München. Glasmalerei. — London. Neue Karikaturen. —
Amtlicher Theil.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
Dem katholischen Pfarrer Ringelhoven zu Süchtelen, dem Hütten-Inspektor Meißner bei dem Messingwerke zu Hägermühle, im Regierungs⸗Bezirk Potsdam und dem Kalkulator und Kanzlisten Struntz in Berlin den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse; so wie dem Tuchmachermeister Kaspar Friedrich Spahn zu Finster⸗ walde das Allgemeine Ehrenzeichen;
Dem Justiz⸗Kommissarius und Notarius Damm zu Magdeburg den Charakter als Justizrath, und dem Ober⸗Landesgerichts⸗Depo⸗ sital⸗Kassen⸗Rendanten Schulze daselbst den Charakter als Rech⸗ nungs⸗Rath zu verleihen.
Angekommen: Der General⸗Major und General⸗Adjntant Sr. Majestät des Königs, von Rauch, von St. Petersburg.
Abgereist: Se. Excellenz der Ober⸗Erb⸗Jägermeister im Her⸗ zogthum Schlesien, Graf von Reichenbach⸗Goschütz, nach Schönwalde.
Der Kaiserl. österreichische General⸗Major, außerordentliche Ge⸗ sandte und bevollmächtigte Minister am Königl. schwedischen Hofe, Graf von Woyna, nach Stockholm.
Inland.
Berlin, 31. Mai. Ueber die bereits in Nr. 147 der Allg. Preußischen Zeitung gemeldete Ankunft und den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers von Rußland hierselbst sind wir im Stande, nachträglich noch Folgendes mitzutheilen: Se. Majestät trafen nebst Gefolge am 26sten, früh um 8 Uhr, hier ein und stiegen in dem russischen Gesandtschafts⸗Hotel unter den Linden ab, woselbst Sie so⸗ fort nach Ihrer Ankunft dem Gottesdienste in der griechisch⸗katho⸗ lischen Kapelle beiwohnten. Hierauf statteten Allerhöchstdieselben den Prinzessinnen von Preußen und Karl Königl. Hoheiten Besuche ab und begaben Sich sodann mit dem nächsten Eisenbahnzuge nach Potsdam, woselbst Sie Mittags gegen 12 Uhr anlang⸗ ten und von Sr. Majestät dem Könige empfangen wurden. Nach daselbst eingenommenem Diner brachten Se. Kaiserliche Maje⸗ stät den Nachmittag meist im Gespräche mit des Königs Majestät zu; Abends 9 Uhr trafen beide Monarchen wieder in Berlin ein. Am 27sten kurz nach 7 Uhr reisten Se. Majestät der Kaiser mit der Anhaltischen Eisenbahn von hier wieder ab, nachdem Allerhöchstdie⸗ selben von des Königs Majestät und den gegenwärtig hier anwesen⸗ den Königlichen Prinzen, welche ihren erlauchten Verwandten auf dem Bahnhofe erwarteten, Abschied genommen hatten. Die Reise geht zunächst über Münster, Wesel, Emmerich nach dem Haag; neueren Nachrichten zufolge, waren Se. Kaiserl. Majestät am 27sten gegen 2 Uhr in erwünschtem Wohlsein in Magdeburg angekommen und hatten um 3 ½ Uhr die Reise von da nach Braunschweig fort⸗
esetzt. 8 So eben empfangen wir folgende telegraphische Depesche:
8 Haag, 30. Mai. Se. Majestät der Kaiser von Rußland ist vruts früh um 10 Uhr hier angekommen.
Provinz Brandenburg. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem beim Finanz⸗Ministerium beschäftigten Re⸗ gierungs⸗Assessor Günther die Anlegung der ihm von dem Se⸗ nate der freien Stadt Hamburg verliehenen, zur Erinnerung an den großen Brand im Mai des Jahres 1842 gestifteten Medaille zu gestatten. — Das Militair⸗Wochenblatt vom 1. Juni meldet folgende Personal⸗Veränderungen in der Armee: von Luck, General der Infanterie, unter Entbindung von den Stellen als Ge⸗ neral⸗Inspecteur des Milit. Erziehungs⸗ und Bildungswesens und des Präs. der Ober⸗Milit.⸗Exam.⸗Kommission, zum Präses der General⸗ Ordens⸗Kommission; von Drygalski, Gen. Major und Comdr. der 8. Inf. Brig., zum Komdt. von Jülich; von Breßler, Gen. Major und Comdr. der 8. Ldw. Brig., zum Comdr. der 8. FW. Brig.; Graf Hertzberg, Oberst und Comdr. des 2. Inf. Regts., zum Comdr. der 8. Landw. Brig.; von der Osten, Oberst und Comdr. des 2. Drag. Regts., zum Comdr. der 2. Kav. Brig.; Milson, Oberst vom 9. Inf. Regt., zum inter. Comdr. des 2. Inf. Regts.; Neumann, Major vom 29. Infanterie⸗Regt., zum Comdr. des 8. komb. Reserve⸗Bats.; von Holleben, Major vom 5ten Ulan.⸗Rgt., zum int. Comdr. des 2ten Drag. Rgts.; von Berg, Major vom 2ten Kür.⸗Rgt., zum int. Comdr. des 6ten Kür.⸗ Rgts.; von Bischoffswerder, Major und int. Comdr. des Garde⸗ Kür.⸗Reg., Kusserow, Major und Chef des Gen.⸗Stabs des 7ten Armee⸗Corps, von Dankbahr, Major und Chef des Gen.⸗Stabs des Garde⸗Corps, von Studnitz, Major und Insp. der 2ten Festungs⸗Insp., von Lamprecht, Major und Insp. der 4ten Festungs⸗Insp., Gr. Lüttichau, Major und Comdr. des 2ten Hus.⸗ Rgts., sämmtlich zu Oberst⸗Lts. ernannt; Bar. Hiller von Gär⸗ tringen, Major vom Garde⸗Kür.⸗Rgt., als etatsm. Stabs⸗Offiz. ins 2te Kür.⸗Rgt. versetzt; Hein, aggr. Hauptm. von der 5ten Art.⸗Brig., mit Beibehalt seines bisherigen Wirkungskreises zum Major ernannt und der 4ten Art.⸗Brig. aggr.; Matthiaß, Hauptm. vom 9ten Inf.⸗
Reg., zum Major und Comdr. des 1sten Bat. 9ten Ldw.⸗Regts., und Busse, Hauptm. von der Garde⸗Art.⸗Brig., mit Belassung in sei⸗ nem jetzigen Verhältniß, zum Major ernannt. — von Hannecken, Oberst und Comdr. des 6ten Kür.⸗Regts., als Gen.⸗Major mit Pen⸗ sion zur Disp. gestellt. — von Kistowsky, Major und Comdr. des lsten Bats. 9ten Regts., als Oberst⸗Lieut. mit der Uniform des 9ten Inf.⸗Regts. mit den vorschr. Abz. f. V. und Pens. entlassen.
Provinz Schlesien. Zu Breslau steht (laut der Bres⸗ lauer Zeitung vom 30. Mai) die Bildung eines Bankiergeschäfts unter der Firma Kassen⸗Verein nahe bevor, dessen Zweck darauf gerichtet ist, die Einziehnng daselbst zahlbarer Wechsel, Anweisungen und anderweitiger Schuld⸗Dokumente zu besorgen und neben Dis⸗ kontogeschäften die baaren Geldzahlungen von Hand zu Hand so weit wie möglich entbehrlich zu machen. Die Gesellschaft wird einstweilen aus 21 Mitgliedern, darunter die ersten und angesehensten Häuser der Stadt, bestehen und mit einer Kapitals⸗Einlage von 210,000 Rthlrn. gebildet werden. Der Gesammt⸗Betrag der vom Verein zur Erleich⸗ terung des Geldverkehrs auszustellenden oder acceptirten au porteur lautenden Wechsel soll vorläufig die Höhe von 500,000 Rthlrn. nicht übersteigen. — Von den früher in Kosel eingestellt gewesenen russi⸗ schen Ueberläufern befinden sich jetzt bh Mann in Neiße. — Die Oder stand am 29. Mai am Ober⸗Pegel zu Breslau 20 Fuß 10 Zoll, ist mithin bedeutend im Wachsen. Die Biele ist noch mehr als im Jahre 1829 angeschwollen. 1
Provinz Sachsen. Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl von Preußen reiste am 29. Mai von Magdeburg nach Halberstadt zur Inspection der dortigen Truppen. — Die Magdeburger Zei⸗ tung berichtet aus Dresden, einige Personen des sächsischen hohen Adels, welche zugleich Besitzungen in Sachsen und Preußen haben, seien nach der Lausitz abgereist, um Sr. Majestät dem König von Preußen, während seiner Anwesenheit daselbst, die Honneurs zu machen.
Provinz Westphalen. Aus Münster geht uns ein Privatschreiben vom 30. Mai zu, worin es heißt: Gestern Morgen um 3 ½ Uhr passirten Se. Majestät der Kaiser von Rußland nebst einem Theil Höchstihres Gefolges unsere Stadt und setzten ohne Auf⸗ enthalt die Reise nach Wesel fort. Vier Kaiserliche Wagen folgten Mittags in derselben Richtung. Eine große Volksmenge, welche auf die erste Nachricht von der bevorstehenden Ankunft Sr. Majestät sich vor der Posthalterei versammelt, hatte, wartete vergeblich bis zum späten Abend. — Der Westphälische Merkur vom 30. Mai ent⸗ hält unter der Aufschrift „Arnsberg, 27. Mai“ an der Spitze des Blattes folgende, allem Anschein nach amtliche Berichtigung: „In der Stadt Gesecke und dem benachbarten Dorfe Störmede haben am 9ten und 10ten d. M. beklagenswerthe Frevel gegen sämmtliche Judenhäuser stattgefunden, die in Störmede zu förmlichen Verbrechen gegen das Eigenthum ausgeartet sind. Die Demolirung der Häuser, wovon in einigen Artikeln der Blätter die Rede gewesen ist, beschränkt sich indeß darauf, daß in esecke Fenster, Fensterläden, in Störmede Fenster, Fensterläden und Thüren meistens durch Steinwürfe zertrümmert wor⸗ den sind. Die bereits eingeleitete gerichtliche Untersuchung wird hof⸗ fentlich die Thäter der wohlverdienten Strafe zuführen. Diese einer christlichen Stadt und unserer Zeit höchst unwürdige Verfolgung ist übrigens durch die Beunruhigung der christlichen Bevölkerung über das Schicksal eines wider den Willen seiner Aeltern zum Christenthum übergetretenen und von dem Gymnasium zu Paderborn in die Hände des Vaters auf dessen Verlangen zurückgelieferten Knaben, so wie durch die Entrüstung über einen von Paderborn aus an einen gesecker Geistlichen geschriebenen Brief, voll gemeiner Schmähungen gegen diesen und die christliche Religion, hervorgerufen worden.“ — Am 25. Mai ist die Stadt Medebach (Reg. Bez. Arnsberg, mit 335 Häusern und 2400 Einwohnern; vor dem s. g. schwedischen Kriege die reichste Stadt im Herzogthum Westphalen) von einem schrecklichen
Brande heimgesucht und weit über die Hälfte eingeäschert worden.
Theodor Mundt.
b
Die Geschichte der Gesellschaft in ihren neuen Ent⸗
wickelungen und Problemen. Von Th. Mundt. Berlin 1844.
„*, Die radifalen Ideen wirken, weil sie die halbe Wahrheit bringen, und diese halbe Wahrheit alle halben Menschen trifft, da diese sich selbst herauslesen. Kommt nun gar dazu, daß solche halbe Wahrheit in dicklei⸗ bigen Büchern zum Vorschein kommt, so behauptet sie vollends den Platz. Denn es ist einem vernünftigen Menschen nicht zuzumuthen, daß er, stait einfach seine einfache Anschauung der göttlichen und menschlichen Dinge niederzulegen, sich hinsetze, um Wort für Wort, Satz für Satz die radika len Irrthümer zu widerlegen. Denn er weiß zu gut, daß die Zeit mit ihrer härtesten Strafe, mit dem Vergessen, darüber richtet, wie sehr die halbe Wahrheit sich schon in der Gegenwart brüste. Man kann ruhig das Ende dieser „Larifari⸗Verschwörung“ abwarten.
Ohnmächtig aber sind diese Ideen, weil sie erfahrungslos auftreten; erfahrungslos aber treten sie auf, weil sie als neues, nagelneuestes Evan⸗ gelium auftreten. Als ob das Vernünftige nicht alt wäre, wie die Welt, als ob es überhaupt ein neues unter der Sonne gäbe! Wir möchten die bescheidene Frage thun, wo es denn herkommen solle, dieses Neue; es müßte ja von Außen kommen, und giebt es ein außer der Welt für die neue Schule? — Ich wollte, man gäbe die Presse frei unter der Bedin⸗ gung, daß keiner schreiben dürfte, der nicht die Göthischen Worte versteht: „wer kann was Dummes, wer was Kluges denken, das nicht die Vor⸗ welt schon gedacht“. Wir müßten dann viel weniger Thörichtes hören, als jetzt.
Was wir zuerst berührten, mag uns als Entschuldigung dienen, daß wir nur den ersten Abschnitt des vorliegenden Buches betrachten, statt 436 Seiten nur 13 Seiten.
Was wir sonst behaupteten, wird uns der erste Abschnitt des ersten Satzes in diesem Buche bestätigen. „Das neueste und letzte Evangelium der Menschheit ist das Glück und die Freiheit.“ — In der That? Es möge mir erlaubt sein, zu sagen: das älteste und erste Evangelium der Menschheit ist das Glück und die Freiheit. Ist das nicht eben so wahr, und den Mund bei weitem nicht so voll genommen?
Was war das Paradies? — der Zustand der reinen Natur; wie war dieser Zustand? — die älteste Urkunde sagt glücklich; worin bestand aber
das Glück? — darin, daß der Mensch frei war und Herr der Natur. Warum war er aber frei! weil er rein war, und das Wesen, was ihn ge⸗ schaffen hatte, verehrte. Es war ein ewiger Sonntag; von Arbeit ist nicht die Rede. Nun fiel es aber dem Menschen bei, seine Freiheit zu miß⸗ brauchen, und selbst Gott werden zu wollen. Da Adam ein Hegelianer wurde, ward er aus dem Paradies gestoßen, und jetzt beginnt seine Erlö⸗ sungs⸗Bedürftigkeit, seine Armuth, sein Proletariat. 8
Das erste, wozu ihn der Herr verdammt, ist, daß er sterben muß, daß er sein Brod im Schweiße seines Angesichts verdiene, also die Ar⸗ beit. Er soll fühlen, daß er nicht Gott ist, und soll ihn auch nichts hel⸗
fen, wenn er sich jetzt verstellt und selbst belügt, die Arbeit sei nicht drückend, sondern göttlich. Es hilft also auch Herrn Theodor Mundt nichts, wenn er in einem Buche, welches vom Elend der Arbeiter handelt, die „Heiligung des Werkeltages“ ankündigt. Das ist eine pure Phrase, wenn er nicht noch einen Schritt weiter mit uns gehen will. — Was ist in der Bibel als Mittel angegeben, um das Gefühl des Elends und der Arbeit ertragen zu können und nicht zu verzweifeln? Das Gebet; aber nicht das Gebet vom Munde aus, sondern das Gebet vom Herzen, das Leben in Gott und das Erwecken des Göttlichen in uns. Das ganze sozialistische System der Bibel ruht auf dem Satze ora et labora. Die Arbeit ist weder ein katho⸗ lischer, noch ein protestantischer Begriff; er ist so alt als die Welt, und ohne den Satz ora et labora kein richtiger Sozialismus denkbar. Die Arbeit als solche ist gar nichts geheiligtes; sie ist ein Gebrechen; heilig wird sie nur dadurch, daß wir ihr die Bedeutung geben, als Mittel der Erinne⸗ rung an unsere unvollkommene Menschlichkeit, und daß wir sie mit rechtem Sinn anfassen, als den Weg zur Ruhe, indem wir die Arbeit und das Gebrechen durch den göttlichen Funken in uns überwinden.
Hat Herr Th. Mundt das alte Testament gelesen, so wird er begreifen, daß Ein Satz alle Blätter füllt; — daß das Gefühl der Arbeit zur Noth und zum Tode wird, sobald das Volk des Herrn von seinem Gotte abfällt und aufhört, in ihm zu leben; daß das Gefühl der Arbeit zum Segen wird, sobald der Herr mit seinem Volke ist. Ora et labora. Mit dem Laufe der Zeit wird er dann schen, wie der Gott der Juden immer mehr in den Him⸗ mel entweicht, oder zu sehr irdisch gedacht wird, wie deshalb das Gefühl der Noth zum Unerträglichen sich gestaltet, und wie es die Pharisäer nichts nützt, daß sie der „Werkheiligkeit“ sich hingeben.
In dieser Zeit erscheint dann Christus, als Retter aus der Noth, als Ueberwinder der Arbeit, und der qualvollsten Arbeit, des Todes. Den Tod aber überwindet er, weil Gott in ihm ist, das Leben; Gott aber ist in ihm,
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weil er rein ist, weil er aber rein ist, i er frei und Herr über die Natur,
und weil er frei ist, ist er glücklich; er lebt wieder in dem Himmel, in dem Paradiese, das die Menschheit verloren hat.
Es ist, als ob Herr Mundt davon, trotz seiner schwächlichen Phrasen über die Herrlichkeit Christi, gar nichts verstanden hätte. Wie Unrecht ich ihm doch thue! Sagt er nicht in demselben ersten Satze: „zu dem allge⸗ meinen Recht auf das Glück und auf den ächten Besitz in der Wirklich⸗ keit wird der ursprüngliche Gedanke der christlichen Religion selbst den letz⸗ ten und höchsten Grund am Ende hergeben müssen.“ 8 8
Entweder widerspricht sich hier Herr Mundt in einem Athem, denn er sagt 4 Linien oben: das Recht auf das Glück sei das neueste Evange⸗ lium, und 4 Linien unten, es sei wenigstens so alt als das Christenthum; oder er meint etwas ganz anderes mit diesem zweiten Satz, was wir nicht verstehen; oder er widerspricht sich nicht, und will sagen: der erleuchtete Geist Christi habe das Wahre zwar ausgesprochen, seit 1800 Jahren habe es aber Niemand verstanden, als endlich 1844 Herr Theodor Mundt in Berlin die arme unmündige Vergangenheit! Es ist billig, daß bei einem so nagelneuen Gesetz ein Advokat der bisherigen An⸗ schauung der christlichen Freiheit aufgestellt werde. Seither hat die Welt geglaubt, Christus habe gelehrt: sei vor Allem demüthig und einfach, dann wirst du den Weg zu Gott finden; wenn du aber den Weg zu Gott gefunden hast, wirst du Mühe, Arbeit und Noth ertragen, aus dem Fluch wird der Segen werden, der Herr, der die Vögel auf dem Felde speist wird dir, dessen du bedarfst, zuführen, weil er fromme Hände segnet; da du aber in einer unvollkommenen Welt lebst, wo mit Nothwendigkeit Ge⸗ gensätze existiren, so ist nöthig, daß du an einen Himmel glaubst, welcher die Gegensätze ausgleicht, wo die Ersten zu den Letzten, die Letzten zu den Ersten werden, weil vor Gott Alle gleich sind. Mit anderen Worten: sei rein, und du wirst glücklich sein, wenn nicht hier, so dort; sei fromm, und du wirst frei sein, weil du stets, so du Gott vor Augen hast, deine Gränze kennst und deine Unvollkommenheit fühlst. 1
2 meint Prophet Mundt? 8
entweder meint er dasselbe, daß „die Sphäre, in welcher es weder Arme noch Reiche geben darf, die Sphäre der Freiheit (d. des Lebens in Gott) sei.“ 4 öee
Dann sagt er uns unklar, was uns das neue Testament oder er versteht etwas ganz anderes unter der eecdese ee eine schwächliche Konzession an schwächliche Gemüther heißen, daß er glaubt seine Ideen als Ideen des Christenthums einschwärzen zu müssen dann versteht er das Christenthum nicht und sollte nicht davon reden. Und so ist es. So viel gesunden Sinn müssen wir ihm einräumen, daß er die christ⸗
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