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siich veranlaßt fühlen werde.
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i Sti und Rettig), die Trennung der Nwenahme von zneinStümmenn gaa,c in 2 unteren Instanzen Jußn⸗ mit 35 gegen 18 Stimmen für bürgerliche Rechtsstreitig⸗ ejten Kollegialgerichte auch in erster Instanz. — Großherzogthum Gee. n is* 2 2 — unter dem Datum „Mainz, den 9. April“ eine ö ffentli de führliche Erklärung des vielbesprochenen „Vereins zum Schutze deut⸗ scher Auswanderer in Texas“ erschienen, unterzeichnet: Fürst zu Ler⸗ ningen, und in Verhinderung des Grafen Karl zu Kastell: Graf zu Isenburg⸗Meerholz. Man ersieht daraus, daß der Verein im Westen von Teras ein zusammenhängendes, noch unbebautes Gebiet von be⸗ trächtlichem Umfang erworben hat. Jedem Auswanderer wird ein Stück gutes Land zugesichert, dessen Früchte ihm sofort gehören und dessen freies Eigenthum ihm zufällt, wenn er. drei Jahre darauf ge⸗ 1 wohnt. Der Verein will für gute Schiffe, gesunde, wohlfeile Schiffs⸗ kost, wohlfeile Ueberfahrt sorgen. Agenten sollen den Auswanderern mit Rath und That beistehen; Wagen führen sier unentgeltlich an Ort und Stelle; sie finden dort Block⸗ und Vorrathshäuser, Werk⸗ zeuge, Samen und Pflanzen, Hausthiere, das alles zu billigen Preisen. Es wird für Kirchen und Schulen, für Aerzte und Apotheker und ein Krankenhaus gesorgt werden. Eine Gemeinde⸗Verfassung und eine Gerichts⸗Ordnung sollen nach dem Vorbilde der englischen hergestellt werden. Der erste Zug geht im September ab. Der unverheirathete Einwanderer bedarf 300 Fl., das Haupt einer nicht zahlreichen Familie 600 Fl. Der Verein will aber 3 pCt. seiner Einnahme dazu⸗ verwenden, um dürftigen Auswan⸗ derern Ueberfahrt und Ansiedelung zu erleichtern. Auch will er zu demselben Zweck eine freiwillige Unterzeichnungs⸗Liste eröffnen. Fürs Erste sollen jedoch nur 150 Familien zugelassen werden. Die Ver⸗ waltung des Vereins hat ihren Sitz in Mainz; Banquier des Vereins ist Herr Flersheim zu Frankfurt a. M.
Großherzogthum Oldenburg. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat dem Kaplan Seling, in einer am 30. Mai ihm ertheilten Privat⸗Audienz, zur Anerkennung der segensreichen Wirksam⸗ keit dieses Priesters für die Mäßigkeits⸗ Angelegenheit in den südli⸗ chen Theilen des Landes, das mit dem Großherzoglichen Haus⸗ und Verdienst⸗Orden verbundene Allgemeine Ehrenzeichen erster Klasse verliehen und denselben zur Tafel gezogen. “
Russland und Polen.
Warschau, 31. Mai. Se. Majestät der Kaiser hat auf Vor⸗ stellung der allgemeinen Versammlung des Reichs⸗Raths gestattet, daß Juden, die aus dem Königreich Polen gebürtig sind, au den Universitäten und Akademieen des russischen Kaiserreichs studiren und dort ihre Prüfungen ablegen dürfen. 18
Frankreich.
Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 29. Mai. Die durch den Gesetz⸗Entwurf über die Supplementar⸗Kredite veranlaß⸗ ten Debatten handelten heute fast ausschließlich von der Frage hin⸗ sichtlich Montevideo's, die auch noch die Freitags⸗Sitzung einnehmen wird, da morgen die Kammer ihre Arbeiten auf den Antrag Odilon⸗
Barrov's ausgesetzt hat, um dem Leichenbegängniß des Herrn Lassitte Thiers' heutige Rede aber schien dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten auch seinerseits noch eine Entgegnung zu erheischen, obgleich der Marine⸗Minister sie auf der Stelle beant⸗ wortete, und die Kammer willigte auf den Wunsch des Herrn Guzot in eine Daß Herr Thiers wiederum mit großer Gewandtheit die Ereignisse zu gruppiren und mit ausge⸗ zeichnetem Redner⸗Talent die Leidenschaften zu Gunsten der Privat⸗ Interessen, welche in Montevideo auf dem Spiel stehen, aufzuregen doch ist man nicht be⸗ sorgt, daß die Kammer deshalb zu einer Mißbilligung der ministeriel⸗
beizuwohnen.
abermalige Vertagung dieser Diskussion.
gewußt, erkennen auch die Gegner an,
len Politik oder zu einer Intervention für die in Montevideo befind⸗ lichen Franzosen, welche an den dortigen Parteikriegen theilgenommen, Einen Theil der Thiersschen Behauptun⸗ gen hat der See⸗Minister bereits heute widerlegt, und das Uebrige erwartet man von der Beredtsamkeit und den Argumenten seines Kol⸗ legen, der sich, während Thiers sprach, sehr emsig Noten in sein Por⸗ tefeuille eintrug. Wie die Herren Berryer und Billault sich vorzugs⸗ weise Otaheiti und Neu⸗Seeland zum Thema gewählt hatten, um Frankreich als in der tiefsten politischen Erniedrigung befindlich dar⸗ zustellen und glauben zu machen, daß die Regierung alle ihre Poli⸗ tik der Furcht vor einem Kriege mit England unterordne, eben so be⸗ diente sich Herr Thiers der Vorgänge am La Plata. Die Republik Buenos⸗Ayres, der Diktator Rosas und der General Oribe seien hier, meinte der Redner, die Mächte, vor denen das Guizotsche Kabinet zittere; um nicht genöthigt zu sein, Rosas den Krieg zu erklären, um nicht ein paar Fregatten und einige hundert Mann Truppen dem im Eingang des La Plata kreuzenden französischen Geschwader hinzufü⸗ gen zu müssen, demüthige es sich vor dem Oberhaupte der argentini⸗ schen Republik und verweigere den Franzosen, die am La Plata an⸗ sässig sind, Gerechtigkeit, Beistand und Schutz.
„Es handelt sich hier nicht darum“, sagte der Redner zu Anfang sei⸗ nes Vortrages, „der Opposition eine Genugthunng zu geben, sondern unse⸗
ren unglücklichen Landsleuten zu Hülfe zu eilen, die sich daselbst in der traurigsten Lage befinden, aus der ein Beschluß von Ihrer Seite sie befreien kann. Ich habe unbestreitbare Dokumente in Händen und will meine Quellen angeben. Hier sehen wir uns nicht auf so spärliche Aktenstücke reduzirt, wie in der otaheitischen Angelegenheit. Die Regierungen von Montevideo und Buenos⸗Ayres haben zahlreiche Piecen veröffentlicht. Ich habe eine Menge von Kaufleuten aus Montevideo gesprochen; ihre Namen will ich hier nicht nennen, aus Furcht, daß ich sie dadurch schrecklichen Repressalien aussetzen könnte; wollte man aber diese Kaufleute vor einer Kommission der Kam⸗ mer vernehmen, so verpflichte ich mich, sie ihr alle vorzuführen. Nur einen ein⸗ zigen Mann kann ich hier nennen; er hat in dieser Sache schon so⸗ viel Muth und Aufopferung bewiesen, daß er nicht in schlimmere Gefahr gerathen kann, als er es bereits ist. Ich meine Herrn Varella, der als offizieller Agent von Seiten Montevideo's nach England geschickt wurde, der auch in Paris gewesen ist und mir die offiziellen Depeschen vorgelegt hat, auf welche ich mich stützen werde. Sie wissen, daß die beiden Staaten Montevideo und Buenos⸗Apres, die sich von einer ehemaligen spanischen Kapitancrie abgelöst, am La Plata einander gegenüber liegen und aus vielen Gründen zu gegenseitiger Feind⸗ schaft getrieben sind. Montevideo ist in kommerziellen und anderen Rück⸗ sichten unendlich besser gelegen als Buenos⸗Ayres. Es liegt am Eingang des La Plata und hat einen trefflichen Hafen, in welchem Fahrzeuge von großen Dimensionen sicher vor Anker gehen können. Buenos⸗Ayres dage⸗ gen liegt 50 Stunden weiter am La Plata hinauf, nach dem Innern zu, wo der Strom für die Schifffahrt schon gefährlich zu werden beginnt. Es hat keinen Hafen, kann daher niemals zu der Entwickelung gelangen, zu welcher Montevideo berufen ist. Noch mehr, zu Montevideo ist der Boden von vortrefflicher Beschaffenheit und wohl bewässert. Bei Buenos⸗Ayres hingegen fangen die weiten Ebenen an, welche man Pampas nennt und auf denen die Kultur sehr schwierig ist. In allen Beziehungen also hat Mon⸗ tevideo eine so herrliche Zukunft zu hoffen, wie Buenos⸗Ayres sie niemals erwarten kann. Auch die Politik hat dazu beigetragen, das eine dieser bei⸗ den Länder bewohnbar zu machen; sie hat ein Land der Hu⸗ manität und Mäßigung daraus geschaffen, während sie das an⸗ dere zu einem ganz barbarischen Lande gemacht. Belanntlich ste⸗ hen sich in beiden Ländern feindliche und eifersüchtige Bevölkerun⸗ gen einander gegegenüber: die Bevölkerung der Städte, welche aus civilisirten Leuten besteht, und das Landvolk, aus Leuten bestehend, die zu Pferde leben und ihre Heerden hüten. Diese beiden Bevölkerungen nun haben, sendem Amerika unabhängig ist, wenn sie nicht in offenem Bürger⸗ kriege mit einander standen, sich wenigstens stets das Uebergewicht streitig gemacht. Zu Buenos⸗Ayres trug Rosas, so berühmt durch seine Grausam⸗ keit, den Sieg davon. Man kann einem Manne, der ein Land seit vier⸗ zehn Jahren regiert, wenngleich durch schreckliche Mittel, aber doch immer regiert, eine gewisse Fähigkeit nicht absprechen. Aber seine Grausamkeit übersteigt alle Gränzen. Die grausame Art, wie er einen Franzosen, Namens Dacyh, ums Leben bringen ließ, der kein Verbrechen weiter begangen, als daß er Briefe von Verwiesenen an ihre Familien in Buenos⸗ Aores in seinen Taschen hatte, war auch die Ursache des Krieges, welchen Frankreich im Jahre 1840 gegen ihn begann und welchen Admiral Mackau (der jetzige See⸗Minister) in demselben Jahre durch den Abschluß eines Vertrages beendigte. Ich will der Regierung keinesweges zumuthen, daß sie Rosas von neuem mit Krieg überziehen und die Aufgabe überneh⸗ men soll, alle ferne Völker von den Ungeheuern und Tyrannen zu befreien, unter deren Druck sie leben. Ich kenne die Regierung und werde ihr keine neue Herkules⸗Arbeit zumuthen. (Gelächter.) Wissen Sie nun, was die Folgen jener abscheulichen Regierung gewesen sind? Daß die Bevölkerung der Stadt Buenos⸗Ayres, die schon einmal 80,000 Seelen zählte, bereits vor dem jetzigen Kriege auf 40,000 herabgesunken war. Zu Montevideo haben sich die beiden Bevölkerungen, die städtische und die ländliche, ge⸗ wissermaßen mit einander ausgesöhnt und vereinigt; sie haben die Regie⸗ rung fast mit einander gelheilt. Es besteht dort eine Regierung, welche Frankreich persönlich nur loben kann; sie ist durchaus human, man kann ihr keine solche abscheuliche Handlungen vorwerfen. Daher kömmt es, daß seit funszehn Jahren die Bevölkerung von Montivideo von 20,000 auf 50,000 Seelen gestiegen ist. Daher kam es auch, daß fast alle Franzosen sich nach Montevideo zurückzogen und dort ihre Handels⸗Geschäfte
etablirten. Wir suchen auf den Marquesas⸗ Inseln beim Kö⸗ nig Noteteh oder bei der Königin Pomareh, Souveraine, von denen der eine 1100, die andere 7000 Unterthanen zählt. Um dieser Niederlassungen willen entwickeln wir große Streitkräfte. (Eine Stimme: Und leidenschaftliche Declamationen auf der Rednerbühne!) Der Haufe von Landläufern aber zu Montevideo, sagt man, verdient keine Be⸗ rücksichtigung. Und doch sind es Leute, die alljährlich aus unseren südlichen Provinzen dorthin ziehen, einige aus den niederen Alpen, der größte Theil aber aus den baskischen Landschaften. Es gehen Handwerker, Schlosser, Zimmerleute, Maurer, dorthin, angelockt durch die Briefe ihrer Verwandten und Freunde, die sich früher daselbst niedergelassen und die ihnen nun schreiben: Die Arbeit ist hier sehr theuer, an Land ist Ueberfluß, an Men⸗ schen aber Mangel, während in Europa der umgekehrte Fall herrscht. Ein Arbeiter, der im Baskenlande 20 Sous verdient, kann in Montevideo 5 bis 6 Fr. verdienen; ein Maurer, der dort 30 Sous bekommt, erhält hier 10 bis 11 Fr. Natürlich zieht dies die Arbeiter an. Dazu kommt noch der Vortheil des viel wohlfeileren Lebens, weil Uebersfluß an Nahrungsmitteln vorhanden ist. So kenne ich Kaufleute, die als schlichte Ackerbauer aus den Pyrenäen und niederen Alpen nach Montevideo zogen und nach zwanzig Jahren des ehrenwerthesten Lebens zurückkehrten, in Paris Handelshäuser begründeten und jetzt Millionairs sind. Es befinden sich 8,000 Franzosen zu Montevideo, alle mit dem rechtschaffensten und ehren⸗ vollsten Erwerb beschäftigt, und ich behaupte, daß keine einzige unserer Ko⸗ lonieen uns größere Vortheile darbietet, als diese Art von Niederlassungen.“ w Die zahlreiche französische Bevölkerung, welche zu Montevideo an⸗ sässig ist, hat dort Sicherheit und Wohlstand gefunden. Zur Zeit unserer Händel mit Rosas war uns die orientalische Republik eine nützliche Ver⸗ bündete, und als Admiral Mackau den Friedensvertrag mit der argentinischen Republik abschloß, wurde durch den Aten Artikel festgesetzt, daß die Regierung von Buenos⸗Apres fortfahren solle, die Republik Uruguay als vollkommen unabhängig zu betrachten, und daß Frankreich sich verpflichte, diese Unab⸗
“ hängigkeit aufrecht zu erhalten, insofern die Ehre und Loyalität es erforder⸗ sen. Wie haben Frankreich und Rosas diese gegenseitigen Verpflichtungen erfüllt? Kaum war Admiral Mackau, der Urheber des Traktates, im Dezember 1840 mit seinem Geschwader unter Segel gegangen, um nach Frankreich zurückzukehren, so trat Rosas den Vertrag mit Füßen, erklärte im Januar 1811 Montevideo den Krieg, ließ seine Gauchos gegen unseren Bundesge⸗ nossen los, den wir vor der Rache des Tyrannen hatten schützen wollen, und wollte dieser Republik den Oberbefehlshaber seiner Armee, General Oribe, zum Präsidenten aufdrängen. Montevideo leistete Widerstand, und von dem Tage an dauert der Krieg noch fort. Herr von Lurde, der Agent Frankreichs in Buenos⸗Apres, der verständigste, umsichtigste Mann, der am allerwenigsten fähig wäre, seine Regierung zu unprovozirten Schritten hinzureißen, forderte am 7. Dezember 1842 den General Oribe im Namen Frankreichs auf, den Vertrag zu vollziehen, die Feindseligkeiten einzustellen und über die Gränze Uruguay's zuruückzukehren. Gleichzeitig kündigte Herr von Mandeville, der englische Konsul, an, daß Frankreich und England eine Flotte absenden würden, um die Republik von Montevideo zu beschützen. Diese Flotte kömmt aber nicht an, und die bei⸗ den Konsuln entschuldigen sich. Endlich, von neuem gedrängt, schreibt Herr von Mandeville, es hätten Herr Guizot und Lord Cowley gemein⸗ schaftlich erklärt, Oribe müsse sich zurückziehen. Beide, Herr von Mandeville und Herr von Lurde, führen dieselbe Sprache. Ist nun wohl zu glauben, daß sie sich zusammen zu einer Lüge verständigt haben, daß ihnen nicht entsprechende
Instructionen von England und Frankreich zugegangen sein sollten? (Herr . Guizot: In der Depesche des Herrn von Lurde ist nichts von dem ent⸗
halten, was, wie Sie sagen, in der Depesche des Herrn von Mandeville
stehen soll. Die Depesche des Herrn von Lunde, ich wiederhole es, verkündet oder verspricht keine Expedition.) Natürlich wird man alle mögliche Ausflüchte
ergreifen, um die Bedeutung dieser Thatsachen zu verhüllen. (Herr Guizot: Nicht im geringsten.) Nun genug, Rosas verachtete die Aufforderungen, und
Oribe setzte seinen Marsch fort. Montevideo rüstet sich unterdeß zum Kampfe. Man kennt die Barbarei des Diktators von Buenos⸗Ayres, man weiß, daß eine Niederlage hier so viel als Plünderung, Gewaltthat, Mord ist und alle Schrecken, die das Genie der Grausamkeit einem von seiner Macht berausch⸗ ten Manne einzuflößen vermag. Der Widerstand muß also organisirt wer
den. In der Stadt Montevideo mit ihren 50,000 Seelen zählt man
18,000 Franzosen; eine kostbare Hülfsquelle; und die orientalische Republik,
von Frankreich unter seinen Schutz genommen, hoffte einstweilen auf dieses
innere Frankreich, bis das ferne Frankreich die Verträge geltend machen
könne. Unterdessen rückte Oribe immer weiter vor, belagerte Montevideo und der französische Agent schien von seiner Regierung desavouirt. Bei Annäherung der Gefahr berief der französische General⸗Konsul, Herr Pichon, die in Montevideo wohnenden Franzosen ins Konsnulats Gebände und for⸗ derte sie auf, zu den Waffen zu greifen. Eine Legion von 3400 Mann wurde auf seinen Betrieb gebildet, und wenn Montevideo noch nicht von Rosas geplündert ist, so verdankt man dies der Tapferkeit und der Mannszucht dieser französischen Legion. So wollte also in der ersten Phase dieser Angelegenheit die französische Regierung ihre Verpflichtungern achten und die von ihr verbürgte Unabhängigkeit aufrecht erhalten. Plötz lich aber ändert sich die Scene. Wir geben Montevideo auf, um uns ir die Arme von Rosas zu wersen, und wir begnügen uns nicht, der orienta lischen Republik unseren indirekten Beistand zu entziehen, nein, wir eiler sogar direkt der argentinischen Republik zu Hülfe. Herr Pichon nimm eine andere Stellung, eine andere Sprache an; er will die Legion entwaff nen, die er selbst bewaffnet hat. Er sagt den Franzosen, es thue ihm un endlich leid, daß man sich in Alles dies gemischt habe. Wie kam es, daß
er seine Meinung im Verlauf von 14 Tagen so ganz und gar änderte?
Erhielt er eine Depesche aus Frankreich? Ich weiß es nicht. So standen die Dinge, und die Verzweiflung erreichte den höchsten Grad, als Oribe eine grausame Proclamation erließ, worin er den Ausländern, die sich be⸗ waffnet, drohte, er wolle sie wie die wilden Unitarier behandeln, d. h. zwi⸗ schen zwvei Bretter legen und sie lebendig zersaͤgen lassen. Die Franzosen in ihrem Schreck wandten sich an den Adniiral Massien de Clerval, den Befehlshaber unserer Seemacht, und baten ihn, 300 Mann landen zu lassen. Dieser aber hatte vielleicht nicht die für eine solche Mission nöthige Euner⸗ gie; er schlug dies Gesuch ab, erbot sich indeß, die Franzosen an Bord aufzunehmen. Leider jedoch hatte er nur Raum für 5 bis 600 Personen und es waren ihrer 15 bis 18,000. Als Oribe jene abscheuliche Procla
mation erlassen hatte, schrieb der englische Commodore Purvis an ihn
„ „Ihre Proclamation ist eines Piraten der Barbareskenküste würdig; ich fordere Sie auf, dieselbe zurückzunehmen.““ Oribe antwortete auf der Stelle, seine Proclamation gelte nur den Ruhestörern, nicht den friedlichen Ausländern, solglich nicht den Engländern. Diese, nur 1000 an der Zahl, hatten in der That die Waffen nicht ergreifen köͤnnen. Der englische Com⸗ modore forderte indeß die direkte Zurücknahme der Proclamation in Bezug auf die Engländer, und Oribe folgte diesem Verlangen. (Der Marine⸗ Minister: Ich habe nur ein Wort zu sagen, welches gewiß alle Nüancen der Kammer zufrieden stellen wird: Die an Oribe gerichtete Forderung geschah auf Antrag des Admirals Massien, ich habe den Beweis davon unter meinen Papieren, und wenn Oribe sagte, seine Drohungen seien nicht gegen die friedlichen Ausländer gerichtet, so verstand er darunter nicht blos die Engländer, sondern auch diejenigen Franzosen und anderen Leute in Montevideo, die sich nicht gegen ihn bewaffnet hatten. Der Admiral Mas⸗ sieu de Clerval war es sogar selbst, der dem englischen Commodore bei dieser Communication an Gribe zum Mittelsmann diente.) Aber warum handelte denn der französische Admiral seinerseits nicht eben so wie der eng⸗ lische Commodore? Man zeige mir ein einziges Aktenstück, wo hinsichtlich der Franzosen dasselbe ausgewirkt ist, wie in Betreff der Engländer. (Herr Guizot, ein Papier vorzeigend; Hier ist die schriftliche Verpflichtung!) Ich kenne das Dokument sehr wohl; wenn es der Kammer vorgelegt sein wird, werden Sie sehen, unter welchen Brdingungen man den Franzosen Schonung ihres Lebens anbot. Als nun die Franzosen sich weigerten, ihre Waffen abzulegen, die sie zu ihrer Vertheidigung ergriffen, verbot ihnen unser Konsul, die französischen Farben zu tragen; er forderte die Regie⸗ rung von Moutevideo auf, sie mit Gewalt zu entwaffnen; er maßte sich eine Gewalt an, die nur den Gerichtshöfen zusteht: er entnatio⸗ nalisirte sie, indem er sich weigerte, Geburts⸗, Trauungs⸗ und Testaments⸗
Auch an Frucht⸗ und Blumenstücken, welche meist von Damenhänden her⸗ rühren, ist vielleicht gerade darum kein Mangel. Alle Arbriten dieser Art aber wurden gänzlich verdunkelt und ausgestochen durch ein Bild von Saint⸗Jean, welches in geschmackvoller Anordnung, kräftiger Färbung und meisterlicher Behandlung nichts zu wünschen übrig läßt. Es stellt mannigfaltige Blumen und Früchte bei einem Basrelief mit einem trunkenen Silen der Trauben, so klar und wahr, daß ein klassischer Spatz hineinpicken könnte, nebst Pfirsichen, Melonen, Erdbeeren und Feigen von einer Saftig keit, Frische und Appetitlichkeit, die wirklich zum Naschen und Einbeißen verlocken. — Die gewähltesten und anmuthigsten Architekturstücke gab Hipp. Garnerey, aus Rouen. Im Reich der Miniatur⸗Malerei, wo nicht, wie in den höheren und höchsten Kunstgebieten, eine innere Nothwendigkeit das salische Gesetz gel⸗ tend macht, führt Madame Mirbel den Scepter; ihre Miniatur⸗Portraits haben ganz das Zarte und Gefällige, das solche Bilder haben sollen. Sie sind ungemein delikat behandelt, bedürfen jedoch, wie die Edelsteine, einer goldenen Fassung, um in ihrem vollen Glanze zu erscheinen. — Obgleich die Haupt⸗Matadore der Porzellan⸗Malerei, Madame Jacotot und Ma⸗ dame Ducluzeau, nichts für die Ausstellung eingesandt hatten, konnten doch die Porzellan⸗Gemälde nach berühmten Werken alter Meister, wie die Raphaelsche Madonna mit der Fächerpalme in der Bridgewater Galerie und Raphael im Vatikan, nach Horace Vernet, von Madaine Marielle, das Portrait Murillo's, nach ihm selbst, von Dlle. Boquet, als Zeugen n K sehr weit man es hier ziemlich allgemein in dieser Art Malerei Da oi hat, wo sich das Zarte der Miniatur mit der Kraft, Klarheit und „8 9S Oelmalerei in eins verschmilzt. 8 ie Aquarell⸗Malerei, die in Frankreich eine so hohe Stufe der
nineb cgag,enesct gat; win nicht mehr mit so viel Eifer als sonst betrie⸗ wie früher die denfier 9 aufs Pastellmalen verlegen, und die Pastelle,
8 Zweig des Kunsthandels sind. Uebrigens be⸗
e! ctc usselans mehrere sehr shan Ge sätk. in beigene br⸗ v 13 leich nni r Wirtung und der Kraft des Kolorits vollkommen en 48 h mit Oelgemälden aushielten. Ein Seestück von Héroult
einige Landschaften des jüngst gestorbenen J. M. Gué und verschiedene Architekturstücke von Justin⸗Ouvrié verdsenen in dieser Beziehung eine
rühmliche Erwähnung. Das Aauarell⸗ Bildniß der hübschen Postmeisters⸗ Tochter von Unterseen, Margaita Blatter, von J. Suter in Lausanne, sprach allgemein an durch etwas Reines, Jungfräuliches in der Auffassung und etwas Gefälliges, ich möchte sagen, Kindliches im Ausdruck und sogar in der Behandlung. Das Auge verweilte gern daran, wie an einer frischen Alpenrose.
Von Zeichnungen nenne ich als besonders bemerkenswerth: die Naphael⸗ sche Madonna aus dem Hause Oileans, von Mereuri, eine Bleistift⸗ zeichnung von wunderbarer Treue und Delikatesse der Durchbildung und die alten Reliefs aus dem Leben Jesu im inneren Umgange und an der Außen⸗ seite des Chors von Notre⸗Dame, sehr sorgfältig ausgeführte Zeichnungen von Stephen Martin.
Die Bildhauerei ist, wie gewöhnlich, nicht sehr glänzend vertreten; die namhaftesten Meister, als David, Pradier, Rude, Duret, Barype, haben schon seit längerer Zeit nichts eingesandt und, wie es scheint, mit der Aus⸗ stellung für immer gebrochen. Doch war Manches, was diesmal von Werken der Plastik zu sehen war, nicht unerfreulich. Eine allegorische Gruppe in Marmor, vom Baron Bosio, die Geschichte und die Künste darstellend, wie sie Frankreichs Ruhm bekräftigen, ist an sich nicht schlecht komponirt, aber wegen des verzwickten Süjets platterdings unverständlich, übrigens in der Ausbildung sehr fleißig, nur in der Formengebung zu allgemein schematisch. Die Marmorgruppe, Cephalus und Prokris, von dem römischen Bildhauer Rinaldi zeigt in der Modellirung zierliche Weiche, aber jene glatte Kälte, welche die lezten Repräͤsentanten der Canovaschen Schule sür Fleisch und Blut ausgeben. Die Statue der Rebekka, in Marmor, von eben diesem Künstler, athmet etwas mehr Leben bei gezierter Grazie und läßt wenigstens das löbliche Bestreben erkennen, durch vollere Naturanschauung über die leere Formenbildung und allzu glatte Ausführung hinwegzukommen. Der belgische Bildhauer Geefe in Brüssel schickte eine Marmorgruppe, die Ge⸗ novefa von Brabant, mit der Hirschkuh. Unschön in der schiefgeknickten Stellung der Hauptfigur, hatte dieses übrigens tüchtig ausgeführte Bildwerk noch den Fehler, daß es im Motiv zu sehr an die so berühmte Magdalena von Canova erinnerte. Das Taufbecken, welches der Bildhauer Zouffroy nach der Composition der Frau von Lamartine für die Kirche Saint⸗Germain-l'Auxerrois in Marmor ausgeführt, ist von ga⸗
lanten Rezensenten in französischen Blättern viel belobt worden und auch als Erfindung einer Kunst⸗Dilettantin rühmlichst anzuerkennen; nur geht man zu weit, sollte ich meinen, wenn man geniale Auffassung und Eiha⸗ benheit der Idee, hohen plastischen Sinn und Schwung findet in einer Gruppe von drei nackten Kindern, die auf einem viereckten Piedestal mit Weihwasserbecken ihre Händchen nach dem Kreuz ausstrecken. Im Ausdruck lebendig, in den Formen rundlich und in der Zusammenstellung unglücklich giebt diese Gruppe in achtbarer Ausführung wohl einen Eindruck, der, das Liniengefühl ausgenommen, kein Gefühl verletzt, aber auch keinen höheren Anspruch befriedigt. Ungleich anmuthiger, zierlicher und künstlerischer gedacht var ein Motiv zu einem Weihlkessel, als Gyps⸗Relief auf schwarzem Sammet, von einem Ungenannten, was gleichfalls auf einen Kunst⸗Dilet⸗ tanten hinweist. Hier halten zwei bekleidete Jünglings⸗Engel die Weih⸗ wasser ⸗Schale, und das Ganze erhält oben durch ein Kreuz und unten geringelte Schlange einen eben so schönen, als sinnreichen Abschluß.
Unter den Gyps⸗Reliefs fand sich nichts von erheblichem Werth und Interesse. Dagegen waren ziemlich gelungene Statuen da: Etienne Pas⸗ quier von Foyatier, Colbert von De Bay dem Vater, Portalis von Ramus, der verstorbene Herzog von Orleans von Jaley vier für die Pairs⸗Kammer bestimmte Portrait⸗Statuen in Marmor nur zog bei der letzteren die moderne Kleidung etwas Lächerliches in die ernste e Ein kleines bretagnisches Hirtenmädchen, das, auf den Ruinen einer Kapelle sitzend, mit Todtenknochen spielt und dabei naiv lächelnd in die Höhe blickt lebensgroß in Marmor, von B. Graß, war shakespearisch im Motiv und tüchtig in der Behandlung. Auch ein auf einem Säulenstumpfe sitzendes Mädchen, das sich die Haare flicht, in Gyps, von Gramzow aus Verlin hante enaa, eeJag, im Motiv und Ausdruck. Portrait⸗ üsten waren in großer Anzahl aufgestellt. Diese Gatt ist in der Bildhauerei, wie die entsprechende in See überwiegend. Eine weibliche Portrait⸗Büste in Marmor von dem florenti⸗ nischen Bildhauer Bartolini zeichnete sich durch elegante Auffassung und schöne, weiche Behandlung des Marmors aus. Nächstdem gefielen mir be⸗ sonders zwei Büsten von dem englischen Bildhauer Christophe Moore die Gräfin Charlemont, Ehrendame der Königin von England, und der
Akte von ihnen aufzunehmen. Die Regierung von Montevideo konnte je⸗ doch diese Haupt⸗Streitmacht ihrer Armee nicht entbehren, die französische
war furchtbarer als die ganzen übrigen Truppen, und wäre die Ent⸗ 28 ung der Legion nicht ein Triumph für Rosas gewesen? Was thut nun
Herr Pichon? Er verlangt seine Pässe und zieht sich an Bord der franzö⸗ sischen Schiffe zurück, die in den Gewässern des la Plata lagen. Doch im⸗
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mer noch nicht genüg, denn in dieser Sache schreitet man von Erstaunen
6 zu Erstaunen. Rosas, fortwährend zurückgeschlagen, verzichtet darauf, sich
Montevideo's durch Sturm zu bemächtigen. Er blokirt den Hafen und sucht in einer Aushungerung den Sieg, den ihm das Loos der Waffen verwei⸗ gert hat. Die erbärmlichen Barken aber, die wir ihm im Jahre 1841 zu⸗ rückgegeben, sind nicht im Stande, die Stadt zu cerniren. Da übernimmt Frankreich die Blokade in Bezug auf die französischen und England in Be⸗ zug auf die Englischen Schiffe. So blokiren wir also mit unserer eigenen Marine 18,000 Franzosen, die von dieser Marine beschützt werden sollten, und unsere Regierung bringt dem Gaucho Rosas, einem alten Verbündeten, die schönste Stellung, die sie als Schutzmacht im atlantischen Ocean haben könnte, und das Leben und Vermögen ihrer Landsleute zum Opfer.” Schließlich stellte Herr Thiers dem Ministerium neue Fragen, welche er aus seiner Darstellung von der Lage der Dinge in Mon⸗ tevideo deduzirte, und forderte die Vermittelung Frankreichs und Eng⸗ lands zu Gunsten der orientalischen Republik, oder wenigstens die Aufhebung der Blokade, welche Rosas den von ihm gegen Frankreich übernommenen Verpflichtungen zuwider angeordnet. Der Marine⸗ Minister, Admiral Mackau, machte in seiner Erwiederung auf diese Rede zunächst darauf aufmerksam, daß Herr Thiers den größten Theil seiner Angaben und Urtheile aus einer nicht ganz lauteren Quelle
—Feschöpft habe, denn Dr. Varella, den er als seinen Haupt⸗Gewährs⸗
mann genannt, sei zwar ein Mann von ausgezeichneten Talenten und Kenntnissen, aber, als Bürger von Buenos⸗Ayres, seit langer Zeit mit der Regierung dieses Landes brouillirt, weshalb er sich auch nach Montevidev zurückgezogen, und dort stets als der hartnäckigste, per⸗ sönliche Feind der Regierung von Buenos⸗Ayres sich gezeigt habe.
„Es ist wohl klar“, fuhr der Minister fort, „daß Herr Thiers von diesem Manne keine unparteiischen Mittheilungen erhalten konnte.“
Herr Thiers: „Er hat mir nur Depeschen mitgetheilt, von denen ich Abschriften vorzulegen bereit bin.“
Admiral Mackau: „Ich glaubte aus Herrn Thiers eigenem Munde gehört zu haben, daß er den Dr. Varella während seines Aufenthalts in Paris gesprochen. (Herr Thiers: Allerdings.) Nun wohl, so kann ich mir sehr wohl denken, welchen verführerischen Einsluß dieser gewandte Mann auf Herrn Thiers ausüben mußte. Die Berichte, welche ich in Händen habe, lassen aber über den Zustand der Dinge in Montevideo nicht den geringsten Zweifel, und ich muß sagen, daß derselbe dem von Herrn Thiers entworfenen Gemälde ganz entgegengesetzt ist. Ich habe meine Nachrichten nicht blos von dem Admiral, welchen Herr Thiers als von langen Diensten ermattet, und vermuthlich der nöthigen Charalterstärke entbehrend, schilderte. Ich muß erklären, daß, als jener Admiral vor kurzem von einem in seiner vollen Jugendkraft stehenden Offizier abgelöst wurde, die erste Handlung dieses Letzteren darin bestand, dem sesten, einsichtsvollen und unparteiischen Verfahren seines Vorgängers zu huldigen und in jeder Hinsicht in dessen Fußstapfen zu treten. Die Regierung ist im Besitz von Mittheilungen des Admirals Lainé sowohl, als des Admirals Massieu, welche, nebst anderen offiziellen Aktenstücken, wenn man sie veröffentlichen wollte, beweisen würden, daß Herr Thiers ganz falsch berichtet ist und daher auch falsche Schlußfolge rungen gezogen hat. (Zur Linken: Beweisen Sie dies.) Der englische Commodore hat sich stets mit der größten Rücksicht und Achtung gegen den Admiral Massien benommen, und Herr Thiers hat sehr Unrecht geihan, wenn er auf die respektive Stellung der englischen und französischen Offiziere ein Licht fallen lassen wollte, von welchem er sich einen lebhaften Eindruck in dieser Versammlung versprechen konnte. Und was that Herr Thiers, als er ans Staatsruder gelangte? Da er fand, daß Graf Molé eine Summe von 300,000 Fr. dazu bestimmt hatte, Aussöhnungs⸗ und Annäherungs⸗ Versuche in Montevideo einzuleiten, dem Bürgerkriege ein Ende zu machen und uns daselbst wieder in die Lage zu versetzen, die wir niemals hätten verlieren sollen, verwendete er sogleich 2,340,000 Fr. dazu, nicht Frieden, sondern Krieg zu stiften, die Parteien gegen einander aufzureizen und das Gegentheil von dem zu thun, was alle Kabinette Frankreichs bis dahin ge⸗ than. Ich komme nun auf den mit Buenos⸗Apres abgeschlossenen Vertrag. Dieser verschaffte uns in Amerila die beste Stellung, die wir jemals dort ge⸗ habt. Die Franzosen hatten weiter nichts zu thun, als inmitten jener blutigen Auftritte, die an allen Punkten Amerika's sich jeden Augenblick wiederholen, sich ruhig zu verhalten. Sie brauchten nur ihre Kokarde aufzustecken, um sogleich versichert zu sein, daß ihre Personen und Güter geachtet bleiben wülden, daß Niemand sie zum Dienst in der See⸗ oder Landmacht oder in der National Garde zwingen, noch außerordentliche Kriegssteuern von ihnen eintreiben könne. Beklagenswerth ist es, unsere Landsleute, nachdem ihnen eine solche Lage verschafft worden, sich in Kriege mischen zu sehen, die sie gar nichts angehen, und wobei sie sich allen Ungelegenheiten und Gefahren aussetzen, die aus solchen Kämpfen entspringen. Mit höchstem Erstaunen habe ich Herrn Thiers äußern hören, daß unsere Landsleute in Montevideo von unseren eigenen Schiffen blokirt seien. Unsere Korrespon⸗ denz hat uns nicht das Geringste hiervon berichtet. Im Gegentheil, unser Admiral und unsere Capitains haben nie eine Gelegenheit vorübergehen las⸗ sen, den Franzosen Dienste zu leisten, welches auch deren Lage war, welche Partei sie auch ergriffen haben mochten. Die neuesten Nachrichten aus Montevideo melden, daß unsere Schiffs⸗Station dort in der ihr gebühren⸗ den Verfassung ist. Wir haben dort zwei große Fregatten von 200 Kanonen, zwei Korvetten, eine Brigg und eine Goelette. Auch giebt der Admiral in einem Schreiben vom 3. März die beste Hoffnung auf einen glücklichen Er⸗ folg seiner freundschasftlichen Intervention bei unseren Landsleuten. „Wir werden“, sagt er, „die Neutralität beobachten, welche die Regierung uns
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vorgeschrieben hat. Ohne die Sicherheit unserer Landsleute, den Schutz ihrer Rechte und ihrer Interessen zu gefährden, wird es uns hoffentlich ge⸗ lingen, die Legion zu entwaffnen.“ (Reclamationen zur Linken.) Wollen uns die ehrenwerthen Mitglieder etwa einen Vorwurf aus diesem Wunsch machen? (Zahlreiche Stimmen: Ja wohl!) Nun, wir bleiben bei unserem Wunsch, denn die Franzosen, die sich in jener Legion befinden, spielen eine Rolle, die weder ihrem Interess, noch ihrer Würde geziemt. (Stim⸗ men zur Linken: Und die Gefahren, die ihnen drohen! Man will sie ja erwürgen, und ihr Hab und Gut ist vernichtet.) Wenn Gefahr vorhanden ist, so droht sie nur denen, welche die Waffen ergriffen haben, und ich füge hinzu, daß ich überzeugt bin, es werde dessenungeachtet, und obgleich sie ge⸗ gen unseren Willen gehandelt, der bloße Name als Franzosen für unsere Admirale und Offiziere hinreichen, ihnen Hülfe zu leisten. Ueberdies war der Zweck der auf Betrieb des Admiral Massieu geschehenen Sendung an Oribe, die ein englischer Offizier unter Geleit eines französischen ausführte, nicht blos der Schutz der Personen, sondern auch des Eigenthums der in Montevideo lebenden Franzosen. Es ist also für diese Alle auf das Vollständigste gesorgt. Diejenigen, welche nicht zu den Waffen gegriffen, werden durch die Convention mit Oribe geschützt, die welche dies unglücklicherweise gethan, durch die Sympathieen unserer Offi⸗ ziere (Beifall.) Der Admiral Lainé versichert ferner, daß viele von der Le⸗ gion geneigt seien, sich mit der Regierung wieder auszusöhnen. (Eine Stimme zur Linken: Wie, man hatte also das Recht, sie zu entnatio⸗ nalisiren?) Es haben allerdings Mißverständnisse und Verdrießlichkeiten zwischen unserem Konsul zu Montevideo und unserem Admiral stattgefunden, als diese Franzosen, trotz der ihnen ertheilten dringenden Rathschläge, zu den Waffen griffen. (Mitglieder der Linken: Aber der Konsul selbst hatte sie ja dazu veranlaßt.)
Ohne diesen Einwurf zu beantworten, schloß der Minister mit einer Rüge der Aeußerung des Herrn Thiers, daß Montevideo die beste und bequemste der französischen Kolonicen sei. Wenn man, sagte er, den Franzosen die gute Aufnahme erhalten wolle, welche sie bis jetzt fast auf allen von Abkömmlingen der Spanier bevölkerten Punk⸗ ten Amerika's gefunden, die vermuthlich ihren Grund mit in der Aehnlichkeit der Sitten haben, so sei die erste aller Bedingungen, daß man nicht so oft solche beträchtliche Aglomerationen von Franzosen als französische Kolonieen bezeichne, und nicht behaupte, wenn ihrer 18 bis 20,000 in einem fremden Lande zusammen seien, daß diese dann das Recht hätten, sich in die Angelegenheiten desselben zu mischen, und sie nach ihren Privat⸗Interessen und Leidenschaften leiten zu wollen. „Die erste aller Bedingungen, so schloß Admiral Mackau, wenn man die gewährte Gastfreundschaft mit Dank anerkennen will, ist, daß man sich nach den Gesetzen des Landes richtet, welches uns aufnimmt.“ (Lebhafter Beifall.)
Paris, 30. Mai. Einige Blätter hatten von einem Besuch gesprochen, der auf Betrieb der Regierung nach dem Ableben des Herrn Laffitte in dessen Kabinet gemacht worden wäre, um nach etwa in seinen Händen verbliebenen Staatspapieren zu forschen. In einem vom Journal des Doebats aufgenommenen Artikel wird jedoch versichert, daß nichts dergleichen stattgefunden. Heute Mittag wird der Verstorbene bestattet. Das Todtenamt wird in der Kirche Saint⸗ Roche gehalten, von wo der Zug sich nach dem Kirchhof des Pére⸗ Lachaise begiebt. u 8 *. Paris, 30. Mai, 10 Uhr. Selten hat wohl das Leichen⸗ begängniß eines einzelnen Mannes einen so durchgreifenden Einfluß auf das ganze Leben und Treiben einer Stadt, wie Paris, geübt, wie das heute stattfindende Laffitte's. Die Kammern halten keine Sitzungen, die Lehrkurse an den verschiedenen Fakultäten der Univer⸗ sität bleiben geschlossen, die meisten Werkstätten aller Art stehen still; aber um so größere Bewegung, um so lebhafteres Treiben macht vom frühen Morgen an in den Straßen sich überall bemerkbar. Alles drängt sich nach der Rue St. Honoré und der Kirche St. Roche oder nach dem Boulevard des Italiens und der Rue Laffitte welche der Verewigte bewohnt und der er den Namen gegeben hatte. Dahin ziehen die Studenten und Arbeiter von ihren ver⸗ schiedenen Sammelplätzen aus in langen, dichten Reihen zu Tausenden, in ruhiger, gemessener Haltung, dahin drängt sich die Masse der pariser Bevölkerung, und lange bevor noch an den Aufbruch des Zuges gedacht werden kann, ist auf den Bonle⸗ vards ein außergewöhnliches Wogen und Drängen bemerkbar, ohne daß jedoch, wie sonst bei dergleichen Anlässen, wo eine größere Menschen⸗ menge zusammenströmt, die Stadt⸗Sergeanten und Munizipal⸗Gardisten in besonderer Zahl erschienen wären. Auf dem Boulevard des Ita⸗ liens von dem Ausgange der Rue de la Chaussee d'Antin bis zu dem der Rue Laffitte sind eine Escadron der Munizipal⸗Garde zu Pferde, eine Escadron des hier garnisonirenden Zten Dragoner⸗Regiments und ein Bataillon des 2ten leichten Infanterie⸗Regiments längs des breiten Fahrweges und noch auf diesem selbst aufgestellt. In der Rue Laffitte selbst, in der nächsten Umgebung des Sterbehauses und einem Theil der Rue de Provence halten mehrere Bataillone des Fisten und 23sten Linien⸗Regiments. Die Masse in diesem ganzen Quartier wächst mit jedem Augenblicke mehr an. Man sieht andere Truppen⸗Abtheilungen, darunter ein Bataillon des 47sten Linien⸗ Regiments, durch die Rue Richelieu nach dem Caroussell⸗Platze zu ziehen, die Wachen an den Tuilerieen, wie überall, sind verstärkt.
Die Haltung der Menge, selbst der Arbeiter und Studenten, ist ruhig und gemessen.
12 Uhr Vormittags. Der Haupt⸗Eingang der Kirche St. Roche ist mit einer großen schwarzen Draperie in Form eines Zeltes mit reichem Faltenwurfe und Silber⸗Einfassung an den Enden verziert, oben über dem eigentlichen Eingang erblickt man gleichfalls in Silber ein einfaches römisches L. (Laffitte). Das Innere der Kirche ist durchaus schwarz ausgeschlagen und reich beleuchtet. Im Chore des Kirchenschiffes erhebt sich ein Katafalk, auf welchem der Sarg zu ste⸗ hen kommen wird, darüber bis zur Decke hinaufreichend eine Art Himmel. Die Kirche bleibt geschlossen bis zur Ankunft des Trauer⸗ zuges. Als ich auf dem Boulevard des Italiens anlange, bemerkt man einen Hofwagen des Königs dem Sterbehause zufahren, ein Ad⸗ jutant Sr. Majestät befindet sich darin. Auch die Pairs und Depu⸗ tirten sieht man meist zu Wagen durch die Chaussee d'Antin nach der Rue de Provence sich wenden, von welcher aus sie in das Hotel Laffitte eintreten. Eben dahin verfügte sich von dem Büreau des National aus die Deputation der Wähler des Arrondissements der Stadt Rouen, welche Herrn Laffitte zum Deputirten ernannt hatten. Auf den Boulevards bieten zahlreiche Individuen eine messingene Medaille mit Laffitte's Bildniß unter unermüdlichem Geschrei zum Verkaufe aus. Alle Balkone und Fenster aller Etagen füllen sich immer mehr mit Schaulnstigen.
1 ½ Uhr. Eben hat der Trauerzug die Kirche St. Roche erreicht. Zwei Bataillone der National⸗Garde eröffneten denselben; dann kam der General⸗Lieutenant Tiburce Sebastiani, Kommandant der 1sten Militair⸗Division, ein Piquet Dragoner ihm voran, fast unmittelbar 8 dahinter der Trauerwagen, zu beiden Seiten von einer dreifachen 8 Linie zweier Bataillone des 71sten und 23sten Linien⸗Regiments um⸗ geben, zwischen welchen auch die Pairs und Deputirten, vor Allen aber die Mitglieder der Familie Laffitte, welche, als erste Leidtragende, den Zug führten, dann die übrigen Notabilitäten, die Mitglieder des Handelsstandes und der Banquierhäuser, mehrere Hunderte von Na⸗ tional⸗Gardisten außer Dienst in Uniform u. s. w. folgten. Die Ar⸗ beiter und Studenten haben sich noch nicht angeschlossen und werden erst nach der Rückkehr des Zuges von St. Roche in denselben eintre⸗ ten. Die Trauer⸗Ceremonie dort dürfte wohl eine Stunde in An⸗ spruch nehmen, so daß der Zug erst gegen 3 Uhr nach dem Friedhofe des Pore Lachaise aufbrechen kann, wo er schwerlich vor 4 ½ Uhr an⸗ langen dürfte. Ueberall herrscht Ordnung und Ruhe.
4 ½ Uhr. Erst nach 3 Uhr setzte sich der Trauerzug von St. Roche aus in Bewegung. Um sich einen Begriff von dessen enormer Länge zu machen, genügt es, zu sagen, daß derselbe die ganze Länge der Boulevards, der Rue Richelieu und Rue St. Honoré bis zur genannten Kirche einnahm. Er wurde eröffnet durch zwei Escadrons Munizipal⸗Gardisten zu Pferde, hinter diesen kamen zwei Escadrons Dragoner, dann zwei starke Bataillone des 2ten leichten und 23sten Linien⸗Regiments, darauf ein Bataillon der 2ten Legion der National⸗ Garde, welchem in vier Wagen die Geistlichkeit folgte mit dem Trauer⸗ wagen selbst, der jetzt auf jeder Seite von drei Reihen Linien⸗Infan terie und einem Ehren⸗Piket von Grenadieren der National⸗Garde eingeschlossen war. Zwischen diesen Truppenreihen folgten in mehre⸗ ren Wagen die nächsten Verwandten und Familienglieder, dann die Pairs und Deputirten, deren wohl einige Hunderte sein mochten, die Wähler-Deputation von Rouen, nicht im Dienste besindliche National⸗Gardisten etwa einige Tausende, dann die Studenten und Arbeiter mit einer dreifarbigen Fahne mit Florschleife. Diesen schlossen sich die Wagen der Leidtragenden an, im Ganzen zwanzig, an deren Spitze sich drei des Königs, mit den Lakaien in der Hof⸗Livree und Trauerflöre tragend, befanden, denen dann einer der Herzogin von Orleans, im Namen des Grafen von Paris, und vierzehn andere folgten. Dann kamen abermals ein Bataillon der zweiten Legion der National⸗Garde, ein Bataillon Munizipal⸗Garde zu Fuß, ein Bataillon des 70sten und eins des ’sten Linien⸗Regi⸗ ments, eine Batterie Artillerie, zwei Escadrons Munizipal⸗ Garde zu Pferde, und zwei Escadrons Husaren endlich schlossen den Zug. Alle Fahnen, der Linie sowohl als der National⸗Garde, trugen die Trauer⸗ schleife, und auch die Offiziere aller Waffengattungen hatten die De⸗ gengriffe mit schwarzem Flor umhüllt. Unter den anwesenden Depu⸗ tirten bemerkte man Männer aller Meinungen, die Herren Thiers, Dupin, Sauzet, Salvandy, Liadières, Arago, Gustave de Beaumont, Odilon Barrot, Berryer und, wenn ich nicht irre, auch mehrere Mi⸗ nister. Die Masse der auf den Trottoirs der Boulevards zusam⸗ mengedrängten Zuschauer betrug sicherlich mehrere Hunderttausende. Das Wetter, das seit einigen Wochen schon kalt, regnerisch oder trübe gewesen war, klärte sich gegen 1 Uhr Nachmittags auf. Der Zug wird schwerlich vor halb 6 Uhr ganz auf dem am äußersten Nordost⸗ Ende der Stadt liegenden Friedhofe angelangt sein, so daß fast die Nacht hereinbrechen wird, ehe man mit den Begräbniß⸗Ceremonieen, den zahlreichen Reden u. s. w. zu Ende gekommen sein wird. Ich hoffe, Ihnen morgen berichten zu können, daß Alles ruhig und ohne Störung der Ordnung abgelaufen ist. Die Organe der Radikalen und Legitimisten werden nicht verfehlen, die Entwickelung einer solchen
Truppenmacht bei diesem Anlasse, trotz der Anwesenheit der Hofwagen
älteste Sohn des Grafen Bacon, beide in Marmor, von lebendig indivi⸗ duellem Ausdruck und trefflicher Ausführung. Sonst waren noch gute Büsten von hiesigen Künstlern da, worunter Odilon Barrot von Etex, Lamartine von Brian und Thalberg von Danton dem Jüngeren rück⸗ sichtlich der glücklichen Auffassung und Bezeichnung des Individuellen und der tüchtigen Behandlung des Marmors hervorgehoben zu werden verdie nen. Auch die Büste des Paul Delaroche von Mad. Dubufe, geb. Zim⸗ mermann, verband mit dem Verdienst der Aehnlichkeit einen höchst achtba⸗ ren Grad technischer Fertigkeit, den man einer Frauenhand kaum zutrauen sollte.
Unter den aufgestellten Kupferstichen waren bemerkenswerthe Blätter, als: die beiden Mignon, nach Ary Scheffer, von Aristide Louis, zwei vorzügliche Stiche, in Geist und Ton den Originalen treu, welche bekannt⸗ lich durch Privat⸗Vermächtniß aus der Sammlung des Herzogs von Or⸗ leans in den Besitz des Grafen Molé übergegangen sind; die Madonna mit der Fächerpalme, nach Raphael, von A schille Martinet, ein sehr sorgfältiges, schönes Blatt; die Portraits des Columbus und Tasso von Mercuri, zwei kleine ungemein feine Stiche; Papst Pius VIII., auf den Schultern der Kirchenschweizer in den Petersdom getragen, nach Horace Vernet, und die letzten Augenblicke der Königin Elisabeth von England, nach Paul Delaroche, von J. P. M. Jazet, das Gebet und die Post in der Wüste, nach Horace Vernet, von Sixdenier, vier in geschabter Ma⸗ nier mit großer Virtuosität der Behandlung und brillanter Wirkung ge⸗ stochene Blätter. 1
Von werthvollen Lithographieen sind endlich zu nennen; die Portraits der Herzoginnen von Orleans und Nemours, nach Winterhalter, von H. Grevedon, die Portraits des Königs und des Herzogs von Nemours, nach demselben, von Léon Nosël, und das Portrait Cherubini's, nach Ingres, von P. Sudre, lauter herrliche Blätter, die sich durch Ausfüh⸗
11.““
rung und Druck gleich vortheilhaft auszeichen.
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Commer's Sammlung geistlicher Arien.
Cantica sacra. Sammlung geistlicher Arien für eine Sopranstimme aus dem 16ten bis 18ten Jahr⸗ hundert. Nach den Original⸗Partituren mit Beglei⸗ tung des Pianoforte eingerichtet und herausgegeben von Fr. Commer. Tom. I. Berlin in der T. Trautweinschen Buch⸗ und Musikalienhandlung (J. Guttentag).
Bereits in Nr. 121 des vorigen Jahrganges dieser Zeitung hatten wir Gelegenheit, die ausdauernden, dankenswerthen Bemühungen des Herrn F. Commer um die Verbreitung alter gediegener Kirchenmusik ins gehö⸗ rige Licht zu stellen. Das dort beurtheilte Werk enthielt eine Sammlung mehrstimmiger Gesänge von Meistern des 16ten, 17ten und 18ten Jahr⸗ hunderts; was vermittelst desselben für den Chorgesang geschah, wird durch den vorliegenden Band für den Sologesang gethan, und nament⸗ lich ist die Sopranstimme diesmal ausschließlich berücksichtigt. Wie schon
früher, hat sich auch hier der Scharfblick des Herausgebers in der Auswahl der betreffenden Gesänge in sehr anerkennenswerther Weise bewährt, und die Käufer des Werkes erhalten in der That das Beste und Vorzüglichste, was in dieser Gattung während der auf dem Titel genannten Zeiträume produ⸗ zit worden ist. Daß von dem vielen Vortrefflichen in den engen Gränzen eines solchen Werkes nicht Alles gegeben werden konnte, möchte sich ohne weitere Anführung von selbst verstehen. Der vorliegende Band bringt 25 Arien von elf verschiedenen Komponisten, deren Namen wir nur zu nennen brauchen, um den hohen Werth des Dargebotenen zu verbürgen. Es sind: Emmanuel d'Astorga, Joh. Seb. Bach, Ph. E. Bach, Du⸗ rante, Graun, Händel, Hasse, J. Haydn, Jomelli, Leo und Lotti. Alle diese Gesänge sind in einem durchaus edlen, ernsten Style gehalten, und ihr stets mit den einfachsten Mitteln erreichter Ausdruck wird selbst über die der heutigen Zeit mitunter nicht mehr zusagende Form den Sieg davontragen, wenn sie nur auf die rechte Weise ausgeführt werden. Zur Bildung jüngerer Sängerinnen, zur Veredlung ihres Geschmackes, zur Weckung höherer Gefühle sind sie unbedingt zu 1 und selbst in anderer Beziehung werden sie das Studium des Gesanges bei weitem mehr fördern, als der größte Theil der neueren italienischen Gpern⸗Arien, die es meist nur auf sinnlichen Reiz anlegen und nur durch einen outrirt leiden⸗ 1 “
schaftlichen Vortrag Wirkung machen. Ja selbst in der Form möchten die hier gebotenen Alien gegen die eben erwähnten neueren Hervorbringungen nicht in dem Grade zurückstehen, wie Mancher zu glanben geneigt sein dürfte, denn bekanntlich halten sich die modernen Italiener in ihren Arien fast alle an ein bestimmtes Muster; ihre Arien (wir nennen hier nur Bellini und Donizetti) sind sich alle so ähnlich, wie ein Tropfen Wasser dem anderen, und gleichen demnach vollkommen den Arien der frü⸗ heren Jahrhunderte, nur mit dem Unterschiede, daß das Schema der letz⸗ teren ein anderes war. Wenn nun auch die Einrichtung der Be⸗ gleitung der Arien keine besonderen Schwierigkeiten hatte, da die älteren Meister nur sehr einfach instrumentirten, so müssen wir doch dem Heraus⸗ geber nachrühmen, daß er seine Geschicklichkeit fürs Arrangiren hinreichend dargethan hat. Die Begleitung ist stets sehr leicht spielbar, und fänden wir ja daran etwas auszusetzen, so wäre es der bezifferte Baß in einigen Arien, statt dessen unseres Erachtens, zu Gunsten solcher des Generalbasses nicht kundiger Begleiter, die vollständige Harmonie ausgeschrieben sein sollte. Wir wünschen aufrichtig, daß die Theilnahme des Publikums an dem vorliegenden Bande groß genug sein möchte, um den für die Erweckung und Belebung des Sinnes für alte klassische Kirchenmusik unermüdlich thä⸗ tigen Herausgeber zur Veranstaltung einer ähnlichen, der Tenor⸗ und Baß⸗ stimme gewidmeten Sammlung anzuregen; für die Altstimme ist bekanntlich eine Reihefolge von 25 Arien bereits früher in einem besonderen Bande erschienen. — Die Ausstattung des vorliegenden Bandes von Seiten der Verlagshandlung verdient das beste Lob, und der Preis der Sammlung, deren einzelne Nummern auch besonders verkauft werden, ist nicht zu hoch gestellt. — s.—
Berlin, 4. Juni. Die Veranstaltung der Gedächtnißseier für Thor⸗ waldsen, über welche vorgestern berichtet worden, war nicht von der Sing⸗ Akademie, sondern, unter Mitwirkung dieses Instituts, von der Königlichen Akademie der Künste ausgegangen. Professor Kiß hatte die, wie erwähnt, im Fonds des Saales ausgestellte, kolossale, in Gyps⸗Leinwand drappirte Statue des Gefeierten eigens für diesen Zweck modellit.
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Fimt elmsnse 88 .