b ünfte: die ehemals in der Akademie der Wissenschaften afenj dededinsasce Sammlung, nebst einer Abtheilung mexika⸗ 29 er Alterthümer; der sechste: das Elfenbein⸗Kabinet; und der Acbente: eine Auswahl interessanter Waffen aus der Königl. Gewehr⸗ und Sattel⸗Kammer. Mehr denn zwei Jahre bedurfte es, um diese aus den verschiedensten Erzeugnissen fast aller Zeiten und Völker bestehende Sammlung zu ordnen. — Die landwirthschaftliche Central⸗ Schule zu Schleißbeim ist, zum Theil durch Aenderung und Er⸗ e des Lehrer⸗Personals, dann durch 222 Lehr⸗ 8. 9
ursus in der Forstwissenschaft, der Unterweisung im Obstbau, in der
Flachsveredlung, und namentlich in der Anlegung von Wiesen⸗Be⸗ — b. vielleicht in keinem Theile von Deutschland mehr Gelegenheit besteht, als in Bayern, reorganisirt, auch dafür gesorgt worden, daß eine größere Anzahl von Zöglingen Aufnahme finden könne.
Königreich Hannover. Die Hannoversche Zeitung vom 7. Juni meldet amtlich, Se. Excellenz der Staats⸗ und Kabi⸗ nets⸗Minister, Freiherr von Scheele, sei Tags zuvor „zur Herstellung seiner Gesundheit auf längere Zeit nach seinem Gute Scheelenburg abgereist.”
Königreich Württemberg. Ihre Majestät die Königin sind mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Katharine, nach glück⸗ lich vollendeter Badekur in Wildbad, am 3. Juni wiederum in Stuttgart eingetroffen. — An dem genannten Tage hat sich zu Heilbronn die Privat⸗Handels⸗Kammer des dortigen Bezirks kon⸗ stituirt. In dem einleitenden Vortrage des Herrn Goppelt wurde die Wichtigkeit des Vereins auseinandergesetzt, der den doppelten Zweck der Berathung der gemeinsamen Interessen des Handels, so wie der schiedsrichterlichen Entscheidung von Handelsstreitigkeiten verfolge.
Großherzogthum Hessen. Die Anmeldungen vieler Vereine und Corporationen aus allen Theilen des Landes zur Mit⸗ wirkung bei den am 25. August d. J, dem Namensfeste Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, stattfindenden Feierlichkeiten bei der Ein⸗ weihung des Ludwigs⸗Monuments lassen ein in Darmstadt noch nie erlebtes Fest voraussehen. — Die Mainzer Zeitung vom 5. Juni enthält das Programm für die allgemeine Versammlung dentscher Advokaten in Mainz. Die drei ersten Paragraphen desselben lauten: 1) Die allgemeine Versammlung deutscher Advokaten wird, in der durch die Großherzoglich hessische Regierung erlaubten Weise, „zum Zwecke des Austausches der Ansichten über gemeinsames deut⸗ sches bürgerliches und peinliches Recht und Rechts⸗Verfahren“, im Juli l. J. in Mainz stattfinden. 2) Die erste Sitzung beginnt Donnerstag den 18. Juli. 3) Die Sitzungen werden öffentlich in dem Akademiesaale des ehemaligen Kurfürstlichen Schlosses gehalten werden.
Freie Stadt Hamburg. Die Ausrüstung eines Schiffes durch hamburger Rheder zum Wallsischfang in der Südsee hat den Plan ins Leben gerufen, einen Actien⸗Verein zu bilden, um nächstes Jahr noch mehrere Schiffe für denselben Zweck ausrüsten und in See schicken zu können. — Einem Schreiben aus Lübeck gemäß, konnte das Dampfschiff „Naslednik“ schon am 6. Juni seine Fahrt von neuem beginnen.
Luxemburg, 3. Juni. Morgen werden die Sitzungen der Lundstäade derofnen Wie es heißt, wird man in Betreff der Zoll⸗ Beamten einige Modisicationen beantragen, es ist davon die Rede, daß bezüglich der Taback⸗, Branntweinbrenn⸗ und Braumalzsteuer ein Antrag gestellt werden soll. — Der luxemburger Hülfs⸗Verein zum Ausbau des kölner Doms gewinnt fortwährend neue Theilnehmer und erhält somit täglich mehr Ausdehnung.
Freie Stadt Krakau.
Krakau, 3. Juni. Die Repräsentanten⸗Kammer unserer freien Stadt versammelt sich heute zu einer gesetzgebenden Session, nachdem sie schon seit einer Reihe von Jahren nicht einberufen gewesen. Wie verlautet, wird der Senat ihr unter anderen Maßregeln auch Gesetz⸗ Entwürfe zur Aufhebung der Ehescheidungen, zur Errichtung von Sparkassen und zur Abschaffung der Lotterie und Ersetzung des in Folge davon entstehenden Ausfalls in den Einnahmen durch eine neue Auflage auf den Branntweinschank vorlegen. c*“ Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 3. Juni. Nach
Bewilligung der Supplementar⸗Kredite für das Marine⸗Departement wurde die Diskussion über das Entschädigungs⸗Verlangen der Post⸗ meister, welche durch die Eisenbahnen Verlust erleiden, eröffnet. Im vorigen Jahre hatte die Regierung den Postmeistern eine Summe von 136,000 Fr. nicht als Entschädigung, sondern als Subvention ausgesetzt. In diesem Jahre schlägt sie für dieselben noch eine Sub⸗ vention von 180,000 Fr. vor. Die Kommission hat für Genehmigung der ersten, aber für Verwerfung der zweiten Bewilligung gestimmt. Nach einigen Bemerkungen der Herren von Golbery, Garnon und Muret de Boret schlug der Finanz⸗Minister vor, diese wichtige Frage auf den nächsten Tag zu verschieben, um sie dann vollständig erörtern zu können. EoEo1111
Paris, 4. Juni. Gestern versammelte sich das erst - der Deputirten⸗Kammer, um die Vollmachten des Herrn Ch. Laffitte zu prüfen, dessen Wahl für Louviers schon dreimal von der Kammer annullirt worden, den aber dasselbe Wahl⸗Kollegium so eben zum vierten Male gewählt hat. Die Majorität des Büreau'’s erklärte sich wieder für Annullirung dieser Wahl. Wie lange dieser Kampf zwischen einer Wählerschaft und der Kammer noch dauern wird, ist nicht abzusehen.
Heerr von Lamartine hat auf das Büreau der Deputirten⸗Kam⸗ ner eine Petition des Kanonikus Clavel von St. Geniez, Haupt⸗ edacteurs des Bien social, niedergelegt, welche die kanonische Emancipation des niederen Klerus beantragt. Zum Erreichen dieses Ziels wird die kanonische Unabsetzbarkeit der Psarrer, die Errichtung von unabhängigen Offizialaten, um über die Disziplinarsachen der Geistlichen zu entscheiden, die Stiftung einer theologischen Konkurrenz für Erlangung der Pfarren und die Wahl der Kandidaten für das Episkopat durch den Klerus jeder Diözese verlangt.
HM Paris, 4. Juni. Heute verlas Herr David im ersten Büreau der Deputirten⸗Kammer seinen Bericht über die Nichtigerklä⸗ rung der Wahl des Herrn Charles Lafsitte zu Louviers. Die Ab⸗ sassung desselben wurde in mehreren Punkten abgeändert, auch ent⸗ 825 das Büreau auf Verlangen des Herrn Ch. Laffitte, daß der Fe; ans Donnerstag der Kammer vorgelegt werden solle. Außer 8* siger senng schlägt der Berichterstatter noch eine Rüge und p 1e de Ias Wahl⸗Kollegium von Louviers vor, das in diesem unkte die Omnipotenz der Kammer mißachte. Die Budget⸗Kom⸗ mission hörte heute den Bericht über die Ausgaben des Kriegs⸗Mi⸗ nisteriums an. Der Bericht des Herrn Latouruelle über die Eisen⸗ bahn von Paris nach Lyon wurde an die Deputirten vertheilt. Die
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Kommission beantragt, daß der Bahnzug sogleich bis Lyon selbst, statt nur bis Chalons geführt werden solle.
In der heutigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer war abermals we⸗ gen nicht hinreichender Zahl der anwesenden Deputirten zum Namens⸗Auf⸗ ruf geschritten worden, als eine große Zahl derselben ankam und die Fort⸗ setzung des Namens⸗Aufrufs also unnöthig wurde. Sie finden im heutigen Moniteur an 140 Namen der gestern Fehlenden abge⸗ druckt. Die Kammer setzte dann die Diskussion der Supplementar⸗ Kredite fort. Ueber den Kredit von 136,900 zu Unterstützung der durch die Eisenbahnen benachtheiligten Posthalter entspann sich eine Debatte über die Nothwendigkeit der Aufrechthaltung der Post⸗ Stationen, die von den Herren Berville und Darblay in Schutz genommen wurden. Der Letztere sucht insbesondere die Berechtigung der Posthalter auf Ansprüche auf Entschädigung nachzuweisen. Der Finanz⸗Minister erklärt, diese Berechtigung sei von der Kommis⸗ sion, welche zur Untersuchung der Sache niedergesetzt wurde, nicht begründet befunden worden, die Kammer habe sich dieser Ansicht ange⸗ schlossen. Nun klage man die Regierung auf der einen Seite an, zu viel, auf der anderen, zu wenig für die Postmeister zu thun. Die Prätension der Postmeister, eine Abgabe von den Eisenbahnen im Voraus zu erheben, sei nicht annehmbar. Er will wohl eine Entschä⸗ digung auf andere Weise, im Verhältnisse zu der Pferdezahl, die sie für den öffentlichen Dienst halten müssen, zulassen. Herr Ayllies erkennt zwar die traurige Lage der Postmeister an den Linien, wo Eisenbahnen, an, sieht aber kein Mittel, ihnen zu helfen. Das Fort⸗ bestehen ihrer Stationen dort findet er unmöglich. Auch Herr Odilon Barrot erklärt, gegen die Subvention der Postmeister stimmen zu wollen, weil, da die Frage nicht gelöst worden, darin nur ein Auskunftsmittel liege. Auch er ist gegen Beibehaltung der Poststatio⸗ nen auf den Straßenzügen, wohin Eisenbahnen führen. Die Sitzung dauert noch fort, während er spricht. 8— “
In der Pairs⸗Kammer legte der Minister des öffentlichen Unterrichts für den Minister des Innern das Kredit⸗Verlangen für die Julifeste vor. Im Uebrigen bot deren Sitzung gar kein allge⸗ meines Interesse.
O Paris, 4. Juni. In der Deputirten⸗Kammer begannen gestern die Debatten über die Entschädigungs⸗Ansprüche der französi⸗ schen Postmeister, welche durch die Anlegung der Eisenbahnen in Nach⸗ theil zu kommen behaupten. Diese Frage ist, meiner Ansicht nach, nicht nur für Frankreich, sondern überhaupt für alle Länder, wo Ei⸗ senbahnen bestehen, von großem Interesse, und verdient daher nähere Beachtung.
Es ist nicht zu leugnen, daß die Eisenbahnen, besonders in Frank⸗ reich, den Postmeistern eine um so gefährlichere Konkurrenz machen, als sie bis zur Stunde nicht dem Gesetz vom Vertose des Jahres XIII unterliegen. Nach diesem Gesetze muß jede Anstalt für die Beförde⸗ rung von Reisenden, welche nicht der Postpferde sich bedient, den be⸗ treffenden Postmeistern 25 Cent. für den Reisenden zahlen, wenn sie vor dessen Station vorüberfährt. Seit der Anlegung der Cisenbah⸗ nen haben darum die Postmeister nicht aufgehört, zu verlangen, daß die Eisenbahnen angehalten werden sollten, ihnen als Ersatz für den Schaden, welchen sie den Posten verursachen, wenigstens 5 Cent. für den Reisenden zu entrichten. Bis ihrem Begehren von Seiten der Regierung willfahrt wird, verlangen sie eine jährliche Entschädigung nach Maßgabe des Schadens, der ihnen gegenwärtig durch die Eisen⸗ bahnen zugefügt werde.
Die Forderung der Postmeister wurde im Conseil der Minister öfters erörtert, und endlich beschlossen, daß die Post⸗Anstalten im gan⸗ zen Umfange des Reiches, so wie sie gegenwärtig bestehen, zu erhal⸗
ten wären, da sie als Anstalten zum öffentlichen Nut* zu betrachten seien. Da jedoch die Postmeister behaupten, sie könnten nur unter der Bedingung fortbestehen, daß die Regierung ihnen eine Geld⸗Sub⸗ vention ertheile oder ihrem Begehren willfahre, so entschied der Fi⸗ nanz⸗Minister, provisorisch den Postmeistern jährlich die Ausgaben zu vergütigen, die ihre Einnahmen übersteigen würden. Nach der des⸗ halb angestellten Berechnung beträgt diese Indemnität für 18 13 die Summe von 136,948 Fr. und für 1844 die Summe von 184,165 Fr. Die Kom⸗ mission, welche beauftragt war, über diese Supplementar⸗Kredite ihren Bericht abzustatten, ist der Ansicht, daß die Kammer die Kreditbewil⸗ ligung von 1843, welche schon ausbezahlt worden ist, als eine abge⸗ machte Sache annehmen und genehmigen, dagegen die betreffende Kre⸗ ditforderung für das laufende Jahr verweigern soll. Die Ansicht der Kommission stützt sich darauf, daß die Kammer schon gegenwärtig das Prinzip einer Subvention von Seiten des Staates, zu Gunsten der Postmeister, indirekt anerkennen würde, wenn sie zwei Jahre nachein⸗ ander den Postmeistern einen Schadenersatz gewähren wollte. Nun ist aber in den Augen der Kommission noch nicht entschieden, ob die Postmeister das Recht haben, eine Indemnität zu verlangen, oder nicht.
Der Finanz⸗Minister seinerseits hat bereits zu Ende des Jahres 1842 eine besondere Kommission ernannt, um die Forderungen der Postmeister zu untersuchen und zu bestimmen, inwiefern die Regierung darauf eingehen solle. Der Ausspruch der Kommission lautet: 1) Die Postmeister sind nur Unternehmer einer öffentlichen Dienst⸗ Anstalt; 2) wenn das Gesetz vom 24. Juli 1793, welches die Orga⸗ nisation der Posten betrifft, den Postmeistern einige Bevorrechtigungen einräumte, so geschah dies einzig und allein aus dem Gesichtspunkte des öffentlichen Nutzens; 3) weder nach strengem Recht, noch nach der Billigkeit gebührt den Postmeistern eine Entschädigung darum, weil in Folge der Anlegung von Eisenbahnen sich ihre Einnahmen verminderten; 4) Weder die Eisenbahnen noch der Staat können mit⸗ hin zu einer solchen Entschädigung angehalten werden; 5) Nichts⸗ destoweniger glaubt die Kommission, daß die Erhaltung der Pferdeposten durch das öffentliche Wohl erheischt wird; 6) Darum erscheint es nothwendig, daß der Staat jenen Postmeistern eine Geld⸗Unterstützung gewähre, deren Einnahmen die Ausgaben nicht decken würden und sonst die Post⸗Station eingehen lassen müßten. 7) Deshalb schlägt die Kommission vor, daß die bisher von den Postmeistern nach dem Gesetz vom Ventoôse des Jahres XIII. erhobenen Gebühren von 25 Centimen in eine allgemeine Central⸗Kasse geworfen und durch die Regierung pro rata unter den sub Nr. 6 angeführten Postmei⸗ stern vertheilt werden sollten.
Der Finanz⸗Minister findet, daß die von der Kommission sub Nr. 7 vorgeschlagene Maßregel täglich mehr unzulässig wird, weil die zunehmende Ausdehnung der Eisenbahnen im gleichen Maße den Ertrag der bisherigen durch das Gesetz vom Ventöse des Jahres XIII. zugestandenen Gebühren verringern muß, so daß dieselben in einigen Jahren ganz unbedeutend sein werden. Der Finanz⸗Minister glaubt, dem System den Vorzug geben zu müssen, nach welchem jährlich eine Kommission zu bestellen wäre, mit dem Auftrag, das Desizit der Post⸗ meister zu ermitteln, worauf die Regierung von der Kammer die nö⸗ m zu begehren hätte, um das amtlich bestätigte Desizit zu decken.
„ Die Kommission verwirft durchaus das System des Finanz⸗ Ministers und sordert in ihrem Berichte die Kammer auf, den zu Gunsten der Postmeister für 1844 begehrten Supplementar⸗Kredit schon darum zu verwerfen, damit die Regierung veranlaßt werde, die Frage besser ergründen zu lassen, da sie nach dem Gutachten der Kommission noch nicht hinlänglich studirt worden ist. Man glaubt nun, daß die Kammer dafür stimmen wird, den Antrag der Kommission
anzunehmen, obgleich der Finanz⸗Minister sein System energisch ver⸗ theidigen will.
Der König und alle anwesenden Mitglieder der Königlichen Fa⸗ milie sind gestern um Mittag aus Neuilly in den Tuilerieen einge⸗ troffen, wo der Gesandte von Brasilien in besonderer Audienz, wel⸗ cher die Herzoge von Nemours und Montpensier beiwohnten, dem Könige drei Großkreuze des brasilianischen Ordens vom südlichen Kreuz überreichte, welche der Kaiser Dom Pedro als einen Beweis des Wohlwollens seinen Schwägern, den Herzogen von Nemours, Aumale und Montpensier, überschickte. Der Prinz von Joinville er⸗ hielt die nämliche Auszeichnung in Rio Janeiro bei Gelegenheit seiner Vermählung mit der Schwester des Kaisers Dom Pedro. Ludwig Philipp legte in Gegenwart des brasilianischen Gesandten die von diesem ihm über⸗ reichten Ordens⸗Insignien den Herzogen von Nemours und Montpen⸗ sier sogleich um. Das dem Herzog von Aumale, der in Afrika sich befindet, zugedachte Groß⸗Kreuz wird vom Marschall Bugeaud dem Prinzen überreicht werden. Der Kaiser von Brasilien hat auch sämmt⸗ lichen Prinzen von Neapel, mit denen er auf dem Punkte steht, dop⸗ pelt sich zu verschwägern, das Groß⸗Kreuz des Ordens vom südlichen Kreuze überschickt.
Der Globe bestätigt heute das schon vor einigen Tagen in Umlauf gesetzte Gerücht eines großen Festes, welches Ludwig Philipp bei Gelegenheit der Industrie⸗Ausstellung sämmtlichen Ausstellenden in Versailles zu geben beabsichtigt, und wozu 6 bis 7000 Per⸗ sonen geladen werden sollen. Das Fest soll am Ende des l. M. statt⸗ finden, und, wie man sagt, um Mittag in den herrlichen Gärten von Versallles mit einem Dejeuner unter freiem Himmel beginnen. Die großen Wasserkünste werden dann bis nach Sonnenuntergang spielen. Militair ⸗ Musikbanden werden in den Gärten verbreitet sein. Ein großes Konzert wird in dem sogenannten Salle des Concerts Ludwig's XIV., welcher unter freiem Himmel steht und von marmor⸗ nen Springbrunnen umgeben ist, ausgeführt werden. Beim Einbruch der Nacht wird die große National⸗Gallerie aufs glänzendste beleuch⸗ tet werden und das Fest mit einer Theater⸗Vorstellung, wozu der ganze Hof erscheinen wird, enden. 8 b
Grossbritanien und Irland.
Unterhaus. Sitzung vom 3. Juni. Die Sitzung wurde mit Ueberreichung verschiedener Petitionen und Ankündigungen man⸗ cherlei Motionen eroͤffnet. Herr Duncombe wollte unter Anderem am nächsten Abende eine Adresse an Ihre Majestät die Königin beantragen, worin dieselbe gebeten werden soll, die Vollstreckung des Urtheils gegen O'Connell bis zur Entscheidung des Oberhauses aus⸗ zusetzen. Das Haus konstituirte sich hierauf zum General⸗Comité, in welchem der Schatz⸗Kanzler Herr Goulburn die schon lange vorher angekündigten ministeriellen Anträge wegen Herabsetzung der Zucker⸗Zölle in Form von zwei Resolutionen vorbrachte. Die Vorschläge der Regierung gehen dahin: 1) vom 10. November d. J. ab soll fremder brauner Muskavado oder Puder⸗ (clayed) Zucker, von welchem durch Ursprungs⸗Certifikate nachgewiesen wird, daß er in China, Java oder Manila oder in irgend einem Lande erzeugt ist, wo die Zucker⸗Production nicht durch Sklaven⸗Arbeit geschieht,
einen Einfuhr⸗Zoll von nur 1 Pfd. 14 Sh. per Centner mit einem Aufschlag (additional duty) von 5 pCt. auf diesen Zoll entrichten;
2) vom 10. November d. J. ab soll Ihre Majestät ermächtigt sein, durch Geheimerathsbefehl die Bestimmungen jedes jetzt in Kraft stehen⸗ den Vertrages, wonach die Kontrahenten sich in Betreff der Zucker⸗Zölle gegenseitig auf den Fuß der meistbegünstigten Nation stellen, veränderte Wirksamkeit zu geben. Herr Goulburn begründete in längerer Rede die Nothwendigkeit der Einführung eines geringeren Zolles für fremden Zuk⸗ ker durch das in stetem Zunehmen begriffene Anwachsen der britischen Bevölkerung, welches eine größere Einfuhr und einen niedrigeren Preis dieses zu einem wichtigen Lebensbedürfnisse gewordenen Artikels nöthig mache. Die Beschränkung der Zoll⸗Ermäßigung auf den nicht durch Sklavenarbeit erzeugten Zucker dagegen rechtfertigte der Minister durch die schon zu wiederholtenmalen ministeriellerseits ausführlich dar⸗ gelegten Rücksichten auf die Vernichtung des Skllavenhandels, welches Ziel die Regierung durch die Nichtbegünstigung der Sklaven⸗ Produkte zu erreichen hoffe. Die Länder, mit welchen solche Ver⸗ eräge bestehen, durch die sie in Betreff des Zuckerzolles den meist begünstigten Nationen gleichgestellt werden, sind Brasilien, die Ver⸗ einigten Staaten, Schweden, Mexiko, Buenos⸗Ayres, die drei colum⸗ bischen Freistaaten, Peru und Bolivia. Da indeß der Vertrag mit Brasilien im November d. J. zu Ende geht, Mexiko und die süd⸗ amerikanischen Freistaaten den Sklavenhandel und die Sklaverei längst abgeschafft haben, so bleiben nur die schwedische Insel St. Barthe⸗ lemi und die Vereinigten Staaten übrig, welche von der Zoll⸗Herab⸗ setzung im Widerspruch mit dem aufgestellten Prinzipe Nutzen ziehen können. Herr Goulburn erklärte aber die Zucker⸗Production von St. Barthelemi für zu unbedeutend, um hierbei in Betracht zu kom⸗ men, und die Consumtion des Zuckers in den Vereinigten Staaten für zu bedeutend, um die Ausfuhr dieses allerdings in ansehnlicher Masse dort erzeugten Artikels zu erlauben. Die Zucker⸗Preise wären in New⸗York höher, als in Liverpool. Lord J. Russell trat dem Vorschlage mit dem Amendement entgegen, den Zoll für allen fremden Zucker ohne Unterschied auf 34 Ehilling len, indem er einestheils die von den Ministern tigte Modification für nicht hinreichend erachtete, billig und die Zufuhr desselben reichlich zu gestalten, anderentheils die Grundsätze der Moral als Grundlage eines Zoll⸗Reglements für lächerlich erklärte. Wolle man in Bezug auf den Zucker die Kanzeln in die Zollhäuser verlegen, und hier gegen die Sklaverei predigen lassen, so dürfe man ebensowenig andere durch Sklaven⸗Arbeit erzeugte Produkte, als Kaffee, Taback ꝛc. zulassen. Dadurch aber müßte der Handel zu Grunde gerichtet werden. Uebrigens würden die durch die Differenzial⸗ Zölle betroffenen Staaten sehr bald ihren Zucker mittelst falscher Ursprungs⸗Certifikate, so z. B. den Zucker aus Cuba und Brasilien über Nord⸗Amerika nach England einführen. Die Beschränkung der Zoll⸗Ermä⸗ ßigung würde dazu in England immer auch die Consumtion des Zuckers beschränken, wie das Beispiel der vergangenen Jahre es be⸗ weise. Von 1801 — 1841 sei die Bevölkerung Englands in dem Ver⸗ hältniß von 8 zu 14, die Consumtion des Kaffee's von 7,850,000 auf 27,298,000 Pfd., die des Thees von 20,227,000 auf 36,675,000 Pfd., dagegen die des Zuckers von 3,639,000 nur auf 4,657,000 Pfd. gestiegen. Herr Gladstone widerlegte die Argumente Lord John Russell's und drang auf die Annahme des Regierungs⸗Vorschlages; Herr Labouchdre und Thomas Baring sprachen für das Amen⸗
beabsich⸗
dement; die Abstimmung indeß ergab die Verwerfung desselben mit 197 gegen 128 Stimmen. Die Resolutionen wurden hierauf
angenommen.
— Im Oberhause wurde die Fabrikbill zum drittenmale trotz
der wiederholten Einsprüche Lord Brougham's verlesen. 2 “
London, 4. Juni. Ihre Majestät die verwittwete Königin hat sich gestern in Dover nach dem Kontinent eingeschifft.
Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Dänemark ist am Frei⸗ tage auf einer dänischen Fregatte vor Leith angekommen und hat seinen Aufenthalt in einem Gasthofe von Edinburg genommen, woselbst ihn Graf von Reventlow, der diesseitige dänische Gesandte, schon seit
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zu stel⸗ diesen Artikel
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mehreren Tagen erwartete. Der Prinz wird, wie es heißt, nach einer Tour durch die schottischen Hochlande ohne Aufenthalt nach Kopen⸗ hagen zurückkehren.
Se. Majestät der König von Sachsen langte hier am Sonnabende, 6 Uhr Abends, mit einem Extrazuge der South⸗ Western Eisenbahn in Begleitung ihres diesseitigen Gesandten, Baron Gersdorf, des Herrn von Minkwitz, Grafen von Vitthhum nebst Gefolge von Ports⸗ mouth an. Prinz Albrecht empfing auf dem Bahnhofe den hohen Gast der Königin und geleitete denselben nach dem Buckingham⸗ Palast.
Bevor Se. Majestät der Kaiser von Rußland sich gestern nach Schloß Windsor begaben, besuchten dieselben den prächtigen Gold⸗ und Silberladen von Mortimer und Hunts und den Königlichen zoo⸗ logischen Garten, und beehrten hierauf mehrere Familien des hohen Adels mit ihrem Besuche, namentlich Lady Heytesbury, die Gemahlin des vor 15 Jahren in St. Petersburg akkreditirten englischen Ge⸗ sandten Lord Heytesbury, Lady Pembroke, die Tochter des früheren russischen Gesandten am hiesigen Hofe, Grafen Woronzow, Sir R. Peel und den Marquis von Anglesea. Beim Ein⸗ und Aussteigen begrüßte jedesmal den Kaiser ein lauter Jubel des Volkes. Heute hat Se. Majestät der Kaiser, in Begleitung des Königs von Sachsen und des Prinzen Albrecht, die Rennen von Ascot besucht. Wie es
heißt, wird Se. Majestät bis zum 11ten d. M. hier verweilen, und
in der Zwischenzeit den Herzog von Devonshire in Chatsworth noch mit einem Besuche beehren. — Der Hof wird mit seinen hohen Gästen bis Freitag oder Sonnabend in Windsor bleiben.
Mehrere Blätter, auch der Standard, enthalten die Nachricht, daß der Kreis der hohen Gäste des Hofes vielleicht noch um ein ge⸗ kröntes Haupt werde vergrößert werden. Am Freitage nämlich, heißt es, sei von der Admiralität dem Schiffe „Camperdown“ in den Docks von Sheerneß der Befehl zugegangen, sofort nach Portsmouth ab⸗ zugehen und sich dort dem Königlichen Geschwader anzuschließen, welches dazu bestimmt sei, den König der Franzosen bei seinem Eng⸗ land zugedachten Besuche aufzunehmen. Man bezweifelt mit Recht den Zweck der Bestimmung des Schiffes.
Die Aufregung in Irland ist keinesweges so groß, daß sie ernst⸗ liche Ruhestörungen befürchten läßt, und wenn darüber anfangs hier Besorgnisse herrschten, so hatte dies lediglich seinen Grund in den übertriebenen Berichten der Oppositions⸗Blätter, welche mit den zahl⸗ reichen Repeal⸗Journalen Irlands die Lage des Landes gefährlicher darzustellen sich bemühen, als sie wirklich ist. Wenn der nachfolgende Bericht der Times auch die Dinge mit zu günstigem Auge ansehen dürfte, so enthält er doch jedenfalls mehr Glaubwürdigkeit als die lärmenden und schmähenden Reden der Opposition. Die Times be⸗ richtet vom 1sten aus Dublin: „Wie vorauszusehen war, hat sich alle ungewöhnliche Aufregung, welche die Verurtheilung der Repealer veranlaßte, binnen 24 Stunden gelegt, und Herr O'Connell ist so rasch und mit so geringer Sensation in das Gefängniß abgeführt worden, wie jeder andere Gefangene. Auf ähnliche Weise offenbarte sich auch das öffentliche Gefühl nach der Proclamation gegen das Clontarf⸗Meeting. Die Repealer fühlen dies und sehen gar wohl ein, daß kräftige Maßregeln zur Unterdrückung der Agitation ihre Wirkung niemals verfehlen. Sie geben sich daher auch alle erdenk⸗ liche Mühe, den jetzigen Ereignissen eine künstliche Wichtigkeit zu geben. Nächtliche Versammlungen des Comité's der Repeal⸗Association wer⸗ den gehalten und am folgenden Morgen die Berathungen derselben in Adressen an das irländische Volk, in geheuchelten Ermahnungen zum Frieden und zur Ruhe kundgethan. Der Zweck aber ist nicht die Beruhigung, sondern die Anregung der schlimm⸗ sten Leidenschaften. — Das heutige „Bülletin von Bridewell“ kündigt an, daß die Gefangenen „sich wohler befinden, als man er⸗ warten kann“, und daß ihnen jede Bequemlichkeit, welche das Ge⸗ ngniß bietet, in vollem Maße zugestanden worden sei. Bei Herrn O'Connell finden Tag für Tag Aufwartungen statt, zu denen sich stets eine zahlreiche, wo nicht fashionable Gesellschaft einfindet. Unter den ersten Besuchern befand sich der Lord⸗Mayor von Dublin, welcher bei dieser Gelegenheit seine Mißbilligung des Urtheils aus⸗ prach. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten beruhigend. Nirgends scheinen bedeutende Aufregung, Volks⸗Ansammlungen statt⸗ efunden zu haben.“ Ganz anders sprechen dagegen die Repeal⸗ Plätter, so zum Beispiel die Evening Post: „Die Einkerkerung des großen Führers der katholischen Millionen hat eine erstaunliche Wirkung auf das Land gehabt. Das Verfahren, durch welches die Verurtheilung erzielt und die Art und Weise, wie auf die Vollstreckung des Urtheils beharrt worden ist, haben die öffentliche Meinung auf das höchste erbittert. Der Vorwand der Verfolgung bei dieser gewaltigen Auf⸗ regung des Landes ist die Unterdrückung der Repeal⸗Agitation. Aber wie hat man sich verrechnet!“ u. s. w. Es ist nach diesen wider⸗ sprechenden Berichten schwer, zu einer richtigen Vorstellung von dem gegenwärtigen Zustande Irlands zu gelangen, da man nur erst den Ausdruck der beiden extremen Parteien des Landes vernimmt. Die nächste Zukunft wird die Ungewißheit aufheben. Inzwischen hält es die Regierung doch für nöthig, mehrere Bataillons Gardetruppen in London marschfertig zu halten.
Die Appellation O'Connell's und seiner Genossen in Gestalt eines writ of error ist am 1sten bei dem Gerichtshofe in Dublin eingelegt worden. Man glaubt, daß das Oberhaus nicht vor drei Wochen zur Entscheidung darüber gelangen werde.
Sir Henry Hardinge, der von den Direktoren der ostindischen Compagnie auch noch zum eventuellen Nachfolger Sir Hugh Gough's im Ober⸗Befehl des ostindischen Heeres ernannt worden ist, wird am nächsten Freitage (7ten) nach Kalkutta abgehen. Von der Königin hat derselbe das Groß⸗Kreuz des Bath⸗Ordens erhalten.
Ein Feuersbrunst in Gravesend hat am 1sten 25 Häuser zerstört und 15 stark beschädigt.
O London. 4. Juni. OConnell ist wirklich im Gefängniß. Zwar nur in der schön gelegenen, geräumigen, mit einem großen Garten versehenen Wohnung des Gouverneurs des Gefängnisses, wo er seine ganze Familie bei sich hat, täglich von seinen Freunden und Genossen besucht wird und es sich durchaus wohl sein läßt — aber doch immer im Gefängniß. Der dubliner Gerichtshof, bei dem er anhielt, ihm die Einkerkerung bis zur endlichen Entscheidung seiner Sache durch das Oberhaus zu erlassen, erklärte, hierzu keine Macht zu haben. Ob die Regierung hätte einschreiten und ihm solches ge⸗ währen können, weiß man noch nicht; sie hat sich aber auf keinen Fall dazu erboten. Wie es jetzt mit den Gesinnungen des dor⸗
tigen Volkes steht, ist bei den widersprechenden Nachrichten, die
wir erhalten, unmöglich zu ermitteln. Daß es nirgends zum Ausbruch gekommen, ist gewiß. Ob diese Ruhe aber eine Folge des
d Gehorsams gegen O'Connell's so feierlich erklärten Wünsche, oder
der Furcht vor der so vortrefflich vertheilten und aufgestellten Kriegs⸗
macht, oder gar von der Erschlaffung und Gleichgültigkeit des Volkes
herrühre, wer vermöchte dieses zu entscheiden? Gewiß ist aber auch, daß im ganzen Lande, in jeder Stadt, in jedem Dorfe Versamm⸗ lungen gehalten werden sollen, um die allgemeine Theilnahme an dem Schicksale des Volkslieblings auszusprechen. Auch liegt es im Plane der Katholiken des Landes, einen allgemeinen Buß⸗ und Fasttag zu halten, um gemeinschaftlich für dessen baldige Befreiung oder doch seinem Wohl⸗
ergehen im Gefängniß zu beten. Viele Geistliche sollen beabsichtigen, diese
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Gebete sonntäglich fortzusetzen. Dabei haben fast alle liberale Jour⸗ nale des Landes ihre Spalten mit breiten schwarzen Linien umzogen, wie es bei Königlichen Todesfällen zu geschehen pflegt. Alles dieses muß nothwendig tiefe Eindrücke aufs Volk machen, welche sich wahr⸗ scheinlich fürs erste in einer bedeutenden Zunahme der Repeal⸗Rente er⸗ weisen werden. Das Gefühl muß leider um so bitterer werden, da Priester und Demagogen sich Mühe geben, den Mann als einen Mär⸗ tyrer der National⸗Religion, einen von Protestanten verfolgten Ka⸗ tholiken, darzustellen. Dieses wirkt sogar bei den sonst so loyalen eng⸗ lischen Katholiken, welche wahrscheinlich auch den Buß⸗ und Fasttag mitbegehen werden.
Gestern Abend kam es zu ziemlich langen Debatten über den ministeriellen Plan in Bezug auf die Zulassung von Zucker. Lord John Russell schlug vor, daß man allen fremden Zucker unter dem ermäßigten Zoll zulasse. Es handelte sich vorzüglich um die Frage, ob nicht am Ende, obgleich auf einem Umwege, der Anbau von Zucker durch Sklaven dennoch befördert werden würde; inzwischen aber unser Handel mit Brasilien leiden müsse. Wahrscheinlich geht es auch hier⸗ mit, wie es mit dem Kaffee gegangen, welcher einen Umweg nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung zu machen pflegte, und dann hier als britischer Kaffee eingeführt wurde. Aber kömmt Zeit, kömmt Nath; und inzwischen ist das Ministerium einer Mehrheit in beiden Häusern gewiß, wodurch denn natürlich Lord John’s Vorschlag ver⸗ worfen wurde. Bekömmt doch das Publikum am Ende wohlfeileren Zucker und der Schatz einen wahrscheinlichen Zuwachs, ohne daß Peel gerade das angenommen habe, dem er sich als einem Vorschlage der Whigs so eifrig widersetzt hatte.
Heigignn.
Brüssel, 5. Juni. Der König und die Königin werden sich in Begleitung der Prinzessin Clementine und ihres Gemahls nächsten Sonnabend nach dem Ardennenschloß begeben, von wo die beiden . im Laufe der folgenden Woche nach Deutschland reisen wollen.
Vorgestern empfing der König in einer Privat⸗Audienz den geist⸗ lichen Direktor der Kolonie Santo Thomas in Guatimala, Herrn Valle, der Seiner Majestät die günstigsten Nachrichten über den Ge⸗ sundheitszustand jener Kolonie brachte. Es war noch kein Todesfall daselbst vorgekommen. Die Rückkehr dieses Geistlichen nach Europa hat ihren Grund in einem Auftrage der Regierung von Guatimala, die Errichtung eines Jesuiten⸗Kollegiums daselbst zu erlangen. Herr Valle wird sich zu diesem Zweck in einigen Tagen nach Rom begeben, und dort diese Angelegenheit betreiben. Er hat unter andern auch die Nach⸗ richt mitgebracht, daß es in der Nähe der Provinz Guatimala noch eine zahlreiche Bevölkerung von Wilden giebt, die von den Spaniern niemals besiegt werden konnten, und sich in das Innere der Wälder, Santo Thomas gegenüber, zurückzogen. Indeß macht man sich ihret⸗ wegen keine Besorgnisse, man hofft vielmehr, sie allmälich zu civi⸗ Ffen⸗ und rechnet dabei besonders auf den Beistand und Eifer der
esuiten.
Es haben sich mehrere Mitglieder der Repräsentanten⸗Kammer vereinigt, um neben der belgischen Kolonisirungs⸗Gesellschaft ein Han⸗ dels⸗ und Industrie⸗Conseil zu bilden, welches sich mit der Verwal⸗ tung dieser Compagnie über die angemessensten Mittel berathen soll, der belgischen Industrie neue Kanäle zu eröffnen, Belgiens Handels⸗ Verkehr mit den amerikanischen Freistaaten zu erweitern und überall, wo es ersprießlich wäre, Handels⸗Comtoire zu gründen. Zu diesem Zweck wird das Conseil von den Gewerbtreibenden des Lan⸗ des alle Aufklärungen entgegennehmen, welche sie über die mit dem größten Vortheile anszuführenden Gegenstände belehren können. Es wird die Qualität der von der Compagnie ausgeführten belgischen Erzeugnisse prüfen und denjenigen, deren Ausfuhr es billigt, einen Stempel aufdrücken, der ihren Ursprung und ihre Tüchtigkeit erzeugen soll. Jede Provinz ist in diesem Conseil durch ein Mitglied der Repräsentanten⸗Kammer vertreten, und es kann auch andere Mitglieder und in den verschiedenen Industriezweigen bewanderte Männer in seinen Schooß aufnehmen. Die Präsidentschaft hat der Fürst von Chimay, die Vice⸗Präsidentschaft Herr Zoude übernommen. Man hofft, daß man durch diese Bemühungen die Kolonie Santo Thomas zu einem Central⸗Entrepot für die Antillen, Mexiko, Mittel⸗ Amerika und die Küsten des stillen Oceans werde erheben können.
Die mit der Prüfung der Handels⸗ und Industriefragen beauf⸗ tragte Kommission hat der Repräsentanten⸗Kammer gestern ihren Bericht über eine ihr überwiesene Prinzipienfrage vorgelegt, welche folgendermaßen lautet: Soll für den Genuß der Differenzial⸗Zölle die Ausfuhr der Erzeugnisse des belgischen Bodens und Gewerbfleißes als Bedingung aufgestellt werden? Die Kommission schlägt vor, ver⸗ mittelst einer Erhöhung der Zölle, Transit⸗Abgaben und Tonnengelder von 5 Centimes einen besonderen Fonds zur Aufmunterung der Aus⸗ fuhr belgischer Erzeugnisse und zur Begründung von Handels⸗Com⸗ toirs in den überseeischen Ländern und in der Levante zu bilden, und die Verwendung dieses Fonds durch Königliche Verordnung zu be⸗ stimmen.
Die Stifter der Universität Löwen haben ihre Bemühungen, dieselbe als Civil⸗Person zu konstituiren, noch nicht aufgegeben. Einst⸗ weilen ist es, wie versichert wird, dem Rektor dieser Universität, Abbé de Ram, gelungen, vom Pavpste für sie die Rechte einer Civil⸗ Person in den päpstlichen Staaten zu erlangen; sie würde also dort Per direkt erwerben und als vollständige Eigenthümerin besitzen önnen.
In der Kohlengrube zu Horloz hat sich vor einigen Tagen wie⸗ der ein trauriger Unglücksfall zugetragen. Es sind 26 Arbeiter durch eine Gas⸗Exploston in einer Tiefe von 285 Meter ums Leben ge⸗ kommen und 4 verletzt worden.
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Schweiz.
Sitten, 30. Mai. (Nouv. Vaud.) Die eidgenössischen Kommissarien, welche von dem Vororte die Weisung erhalten haben, im Einverständnisse mit Herrn Ruchet zu handeln, hegen die Hoff⸗ nung, daß es ihnen gelingen werde, die Vertagung des Kriegsgerichts zu erlangen. Der Staats⸗Rath ist dazu geneigt, kann aber für sich nichts thun. Einige Mitglieder des Großen Rathes haben dem Staats⸗Rathe in dieser Beziehung Vorstellungen gemacht und selbst Drohungen einfließen lassen. Es soll diese Demonstration theils durch die Freilassung einiger Gefangenen, theils durch die Ankunft von Deputirten des Unter⸗Wallis, die an dem Kampfe theilgenommen und nun wieder im Großen Rathe erschienen, veranlaßt worden sein. Wahrscheinlich werden sie von der Versammlung ausgeschlossen, wenn man sie auch nicht weiter verfolgt. Die Häupter der Bewegung und einige Andere dürften jedenfalls vor Gericht gestellt werden, da das Volk es verlangt; doch erwartet man weder Todes⸗Urtheile, noch in⸗ famirende Strafen.
Vorgestern Abend kamen 1800 Mann und gestern früh 1000 Mann oberwalliser Landwehr aus dem unteren Theile des Landes hier an. Ihre Führer hatten sie bereden wollen, die Waffen nicht eher niederzulegen, bis die Urtheile über die Häupter der Opposition ge⸗ sprochen und vollzogen worden seien. Auf die Vorstellung des Staats⸗Rathes, daß dies nicht möglich sei, und daß ihr längerer Aufenthalt in Unterwallis das Land aushungern würde, zogen sie ab; doch mußte man ihnen noch das Versprechen geben, daß die Gerech⸗
tigkeit ihren freien Lauf haben werde. Unterwallis wird von 1300 Mann Kontingent besetzt bleiben, bis alle Gemeinden ihre Kriegs⸗ Steuer bezahlt haben. 8
Der General von Kalbermatten ist an die Stelle des Staate⸗ raths Torrent zum Mitgliede des Staats⸗Raths und zum Chef des Militair⸗Departements erwählt worden.
Spanien.
*. Paris, 4. Juni. Eine heute eingetroffene telegraphische De⸗ pesche aus Perpignan vom 3. Juni 4 ½ Uhr Abends sagt, daß Ihre Majestäten die Königinnen von Spanien zu Barcelona am 1. Juni Nachts 10 Uhr eingetroffen sind und sich unmittelbar in die Kathe⸗ drale begeben haben.
Eisenbahnen. Paris, 4. Juni. Das Haus J. Lafsitte und Compagnie zeigt
dem Staat einen Fonds von 500 Millionen für den Bau der Eisen⸗ bahnen darbieten sollte, aufgegeben sei, und daß die Rückzahlungen an die Subskribenten vom 3. Juni ab bewerkstelligt werden.
₰ Paris, 4. Juni. Vorgestern Morgens hat der Minister der öffentlichen Arbeiten mit Herrn Legrand, Direktor der Straßen⸗ und Wasserbauten, dem Deputirten Herrn Bineau, den Herren Ker⸗ mengen, Piobert vom Institut und anderen Sachverständigen sich nach der Wohnung des Marquis von Jouffroy begeben, wo derselbe mit dem Modell seines neuen Systems von Lokomotiven und Eisen⸗ bahnen Versuche anstellte. Man muß dieses eben so sinnreiche, als auf tiefe Kenntnisse der Gesetze der Physik und Mechanik beruhende System in Wirksamkeit gesehen haben, um dessen ganze Wichtig⸗ keit zu begreifen und die Ueberzeugung zu erlangen, daß es in nicht ferner Zeit Epoche machen wird. Der Minister prüfte mit Aufmerksamkeit und Interesse alle Einzelnheiten die⸗ ses neuen Systems, über welches ihm Herr von Jouffroy selbst alle näheren Aufschlüsse und Erklärungen gab. Vor seinen Augen geschahen wiederholte Fahrten mit der Lokomotive (die nur ein bewegendes Rad hat, während die anderen ganz frei sind) auf der im Fünfttheile der wirklichen Größe gebauten Bahn mit Kurven von außerordentlich kleinem Durchmesser, dann mit verhältnißmäßig sehr bedeutenden Steigungen; man legte dem kommenden Convoi Hindernisse in den Weg, welche bei den jetzigen Bahnen unausbleib⸗ lich ein Austreten des Zuges aus dem Schienengeleise nach sich ziehen müßten, aber nie kam dies bei dieser neuen Art von Bahnbau vor. Die Lokomotive in diesem verkleinerten Maßstabe ist ein wahres Mei⸗ sterstück. Der Minister sprach, wie seine Begleiter, laut seinen Beifall aus, und es ist zu hoffen, daß nun dem Marquis der nachgesuchte Grund und Boden wird bewilligt werden, um auf eigene Kosten und Gefahr eine Bahn im Großen zu bauen, als Beweis der Anwend⸗ barkeit seines Systems.
Handels- und Börsen-Uachrichten.
Berlin, 8. Juni. Ein so trauriges Bild, wie unsere Börse in der
abgelaufenen Woche, und besonders beim Beginn der heutigen Börse, dar⸗ *
Als seit unserem letzten Bericht das Königliche Edikt im Betreff des Ver⸗
kehrs mit Eisenbahn⸗Actien bekannt wurde, war die Börse, die den Sinn 6 desselben gewiß zu würdigen wußte, wenig beunruhigt, und wenn auch eine * Reaction und Verluste vorauszusehen waren, so durfte man doch kaum
annehmen, daß diese Fortschritte machen würde, wie es leider der Erfolg †f
bewieen. Das durch die Zins⸗Garantie und die ausgesprochene Deposital⸗ 4
Fähigkeit gewonnene Zutrauen zu unseren neuesten Eisenbahn⸗Quittungs⸗ bogen hatte sich dermaßen befestigt, daß nicht unsere Börse, sondern jede Provinz mehr oder weniger empfindliche Verluste zu beklagen haben dürfte.
Wir wollen wünschen, daß der Schrecken vorübergehe, damit nicht der Fall
eintrete, daß fernere Einzahlungen unmöglich geleistet werden können. Am härtesten wird diese Krisis da empfunden werden, wo neue Unter-⸗
augenblicklich die Abwickelungen der schwebenden Engagements alle nur mög⸗ liche Anstrengungen erfordern. In der Hauptsache ist indeß vorauszusehen, daß nach Beendigung der bedeutenden Engagements, und dieser Zeitpunkt scheint bereits eintreten zu wollen, die Besonnenhe t Raum gewinnt und das Vertrauen sich wiederherstellen wird, wenn auch namhafte Verluste zu bekla⸗ gen sein sollten.
Wie unnatürlich das plötzliche Sinken der resp. QOuittungsbogen schon gewesen, desto unbegreiflicher bleibt die Reaction der voll einge⸗ zahlten Actien, wofür doch in der That durchaus gerade in der Zeit, wo auf allen Bahnen die Frequenz von Tag zu Tag sich steigert, kein Grund vorliegt. Unsere Privaten dürften leicht keinen glücklicheren Zeitpunkt zum Ankauf treffen können, als gerade jetzt und es nicht bereuen, denselben ge⸗ wählt zu haben.
Heute bereits stellten sich am Schlusse der Börse zahlreiche Käufer fü alle Effekten ein und besserten sich solche um c. 2 bis 5 ℳ. Wir lasser hier die höchsten und niedrigsten Course unserer Quittungsbogen folgen:
Köln⸗Mindner anfangs der Woche 120 % wichen bis 106 % und schlossen heute 108 ½ a 109 % Gld.
Niederschlesisch⸗Märkische dito 125 ½ % dito. 109 % dito 111 ½˖ % Geld.
Hamburg⸗Berliner dito 125 ½ % dito 112 % dito 114 % Gld. Dresden⸗Görliter dito 125 ¾ % dito 111 % dito 112 % Gld. In diesen Quittungsbogen fanden sehr bedeutende Regulirungen, we niger Kauf⸗ und Verkaufs⸗Geschäfte statt und, wie schon erwähnt, traten erst am Schluß der Börse Käufer auf, wodurch sich eine allgemein besser Stimmung einstellte. In den übrigen sind die Engagements nur unbedeu⸗ tend, deren Course aber in demselben Maße gewichen und wieder in di Höhe gegangen. 8
Verlin⸗Anhalt hatten heute den niedrigsten Standpunkt a 150 % erreicht, wurden indeß zuletzt in Posten a 158 % bezahlt und sogar bis 158 ½ % geboten.
Berlin⸗Stettiner Actien waren dermaßen affizirt, daß solche bis à 122 % gewichen sind, und zuletzt bezahlte man 128 % für Posten.
Oberschles. Actien Litt. B. sind à 114 % verkauft; am Ende der Börse konnte man 117 ℳ dafür bedingen.
Oberschles. Litt. A. gingen bis 120 % zurück, ohne Käufer zu finden, schlossen indeß ebenfalls 122 %.
Berlin⸗Potsdamer wichen bis 160 %, erholten sich indeß auch wieder um einige Prozent.
Magdeburg⸗Leipziger waren à 187 90 offerirt, ohne Käufer zu finden.
Magdeburg⸗Halberstädter sind a 119 % verkauft worden.
Hamburg⸗Bergevdorffer wurden a 108 7‧% offerirt.
Rheinische sind a 89 % verkaust und Düsseldorfer a 94 % bezahlt.
Wien⸗Gloggnitzer sind bis 115 % zurückgegangen und
Kaiser Ferdinands⸗Nordbahn fielen bis 146 % ohne Käufer; beide Effekten waren ebenfalls am Schluß der Börse gefragter.
Wir wollen wünschen, daß die Verwirrung, welche in dieser Woche an unserer Börse stattgehabt hat, mit dem Schluß derselben auch als beendigt zu betrachten sein möge.
Berlin, 8. Juni. Die Preise von Weizen können sich bei dem ganz darniederliegenden Exporthandel, so wie bei den unseren Bedarf über⸗ schreitenden Zufuhren, nicht erhalten, und es wäre zu wünschen, daß dieser für alle Theile unbehagliche Zustand bald wieder einer regeren Thätigkeit weichen möge. Erlassen wird: gelber schles. 85/86pfd. mit 42 — 43 Rthlr., weißer schles. 85./86pfd. 46 — 47 Rthlr., bunter poln. 87./8S8pfd. 45 — 40 Rthlr., weißer poln. 87./88pfd. 49 — 50 Rthlr.
Besonders lebhaft dagegen war Anfangs dieser Woche das Roggen⸗ Geschäft. Es wurde eben sowohl speculations⸗ als deckungsweise viel um⸗ gesetzt, und Preise erfuhren in wenigen Tagen eine progressive Erhöhung
von eiwa 5 Rthlr. pr. Wspl. Wie es aber gemeinhin nach einer rapiden
an, daß in Folge des Todes seines Chefs die Subscription, welche
geboten hat, wissen sich unsere ältesten Börsenbesucher nicht zu entsinnen. †
nehmungen die ersten Einzahlungen fordern, als Bergisch⸗Märklische und H alle⸗Thüringer. — Es würde vielleicht eine leicht durchzuführende Abhülfe sein, wenn diese Einzahlungen vorläufig noch suspendirt blieben, da