1844 / 163 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

eit zu geben, und hierzu eine Kommission ernannt, welche 2.ees. bes alb baldigst bekannt machen wird.

in⸗Provinz. Der Ober⸗Bergrath und Professor

1 .8 bas von Sr. Majestät dem Kaiser von Ruß⸗ land den St. Stanislaus⸗Orden 2ter Klasse erhalten. Ein in Lüttich gebildeter Verein für den Fortbau des K ölner Domes, über⸗ sendete unterm 20. Mai dem Dombau⸗Verein 979 Fr. Die Kö⸗ nigl. Regierung zu Koblenz bringt als Warnung zur öffentlichen Kenntniß, daß, nach Mittheilung der dortigen Justiz⸗Behörde, in neuerer Zeit mehrfache Betrügereien verübt und versucht worden seien, indem unerfahrenen Landleuten Spielmarken als Goldstücke aufge⸗

drungen wurden.

* Von der Ostsee, 7. Juni. In keiner Provinz des preu⸗ ßischen Staats dürften die segensreichen Wirkungen, die sich an seine neuere Agrargesetzgebung knüpfen, rascher in die Erscheinung treten, als in der Provinz Pommern. Man kann sich des Erstaunens nicht erwehren, wie reißend, namentlich in dem letzten Decennium, hier die Fortschritte gewesen sind. Auch gebührt diese Anerkennung den Rit⸗ tergutsbesitzern, obgleich sie wegen des Umfangs ihrer Grundstücke bei allen landwirthschaftlichen Veränderungen mit größeren Schwierigkei⸗ ten zu kämpfen haben, eben so sehr, als den bäuerlichen Wirthen. Einen für das ganze landwirthschaftliche Publikum interessanten Be⸗ leg hierfür hat jüngst der meistbietende Verkauf eines in allen seinen Zweigen vorzüglichen Wirthschafts⸗Inventariums von einem Gute im demminer Kreise von nur 2200 M. M. Größe gegeben, dessen Erlös, wie wir verbürgen können, nahe an 50,000 Rthlr. betrug. Freilich gehörte der Besitzer zu den Männern, die besonders durch Rath und That zur Hebung der pommerschen Landwirthschaft beigetragen haben, indessen dürften sich doch in ganz Deutschland wenig Seitenstücke zu diesem Falle finden.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Für Se. Majestät den Kaiser von Rußland ist in Kissingen das Haus des Dr. Maas gemiethet und zum Theil auch das Kurhaus in Anspruch genommen; ein Seiten⸗ gebäude ward für das Gefolge bestimmt. Der Minister des Aus⸗ wärtigen, Graf Nesselrode, und General Kleinmichel, so wie die an den deutschen Höfen akkreditirten russischen Diplomaten und andere vornehme Russen werden daselbst erwartet.

Königreich Sachsen. Man sagt, Espartero werde nach Dresden kommen. Diese Stadt (heißt es in der Augsb. Allg. Ztg.) scheint ein freundliches Asyl abzugeben für Männer, denen die Zügel der Herrschaft entrissen worden sind, und die nun eine unfrei⸗ willige Ruhe suchen; so haben sich auch die Fürsten Ghika mit ihrer

Familie dort niedergelassen.

Königreich Hannover. Zu Göttingen befinden sich im laufenden Sommersemester 652 Studirende (4 mehr als im vori⸗ gen Halbjahr). Der Stand der Lehrenden zählt 38. ordentliche, 17 außerordentliche Professoren, 1 Prof. honorarius und 32 Pri⸗ vat⸗Docenten.

4 Königreich Württemberg. Se. Majestät der König hat die Absicht, zur Stärkung seiner Gesundheit den Monat Juli in der Schweiz zuzubringen; es heißt, daß Interlaken auserwählt sei. Einer Gesellschaft von Bürgern Stuttgarts ist es endlich gelun⸗ gen, die allgemeine Theilnahme für eine Beleuchtung der Stadt durch Gas zu erwecken, welche binnen Kurzem ins Leben treten soll. In der zweiten Woche des Juni wird die viel angekündigte und viel bestrittene Buchhändlermesse zu Stuttgart abgehalten werden, wobei sich zeigen muß, ob man sich über die Bedeutsamkeit derselben keine übertriebenen Vorstellungen gemacht hat. Man hofft nämlich, daß die größere Zahl der süddeutschen Verlagshändler persönlich erscheinen werde, um auf diese Weise das Supremat Stuttgarts für alle Zeit zu sichern. Am 5. Juni haben, wie die Ulmer Schnellpost er⸗ zählt, fast sämmtliche beim Festungsbau zu Ulm beschäftigten Maurer, größtentheils Tyroler, ihre Arbeiten eingestellt und sind, etwa 200 an der Zahl, mit ihrem Handwerkszeug, ohne Exzesse zu begehen, nach ihren Quartieren in der Stadt gezogen. Unzufriedenheit mit dem Arbeitslohn soll die Ursache davon sein.

Großherzogthum Baden. Die erste Kammer der Stände be⸗ harrte in ihrer Sitzung vom 7. Juni auf den früher von ihr angenommenen Art. 1 des Gesetz⸗Entwurfs über die Sache der Volksschullehrer, und wies

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die von der zweiten Kammer beantragte Erhöhung des Gehalts (mit 7 Stimmen gegen 6) zurück, obwohl Staatsrath von Rüdt die Erklärung abgab, daß die Regierung einer solchen Erhöhung beistimme. In der 82sten Sitzung der zweiten Kammer richtete, bei Fortsetzung der Dis⸗ kussion über den Gesetz⸗Entwurf über die Gerichts⸗Verfassung, der Abg. Bassermann an die Regierungs⸗Kommission die Frage, ob die Amts⸗ richter geheim oder öffentlich das Schlußverfahren vornehmen und das Urtheil fällen, oder ob überhaupt das Verfahren vor den Amtsgerichten geheim, wie bisher, bleiben oder öffentlich werden solle. Auf die Erklärung des Staatsraths Jolly, es solle bleiben wie bisher, erwiederte Bassermann: „Es soll also bei den Einzelnrichtern geheimes Verfahren stattfinden, wie bisher. Wenn dem so ist, so ist das Mindeste, was die zweite Kammer thun kann, daß sie entweder den Antrag der Minorität der Kommission, wonach dem Einzel⸗ richter zwei Beisitzer aus dem Bürgerstande beigegeben werden sollen, annimmt, oder daß sie einen großen Theil der im §. 75 dem Einzel⸗ richter zugewiesenen Befugnisse streicht, wonach dann dieser Theil an die Bezirksgerichte fallen müßte, bei welchen das von uns als so wünschens⸗ werth erkannte öffentliche Verfahren stattfindet.“ In der weiteren Diskussion erklärten sich Zittel, Martin, Gottschalk, Rindeschwender, von Itzstein und Welcker für die Gerichts⸗Beisitzer aus dem Bürgerstande, während Staats⸗ rath Jolly versicherte, die Regierung werde nicht darauf eingehen. Bei der Abstimmung erklärte sich die Kammer mit 33 Stimmen gegen 28 für das Institut der Gerichts⸗Beisitzer, vorbehaltlich der näheren Bestimmungen, die die Sache erst noch in der Kommission erhalten solle.

Freie Stadt Lübeck. Die zu Lübeck beabsichtigte Bildung eines Vereins der Gustav⸗Adolph⸗Stiftung hat zu höchst interessanten Diskussionen für und wider von Seiten mehrerer Geistlichen in den neuen lübeckischen Blättern Veranlassung gegeben. Die Ver⸗ theidigung der Stiftung eines Zweigvereins dürfte übrigens, wie ein im hamburger Correspondenten enthaltenes Schreiben aus Lübeck vom 6. Juni nachweist, leicht den Sieg davon tragen, und die altprotestantische Stadt somit bald dem großen gemeinsamen Bunde beitreten.

Freie Stadt Bremen. Das Oberweser Dampfschiff „Wittekind“ ist am Nachmittag des 9. Juni auf die berüchtigten Liebenauer Steine gestoßen und, nachdem es vorher noch die Passa⸗ giere (etwa 60) an's Land gesetzt, gesunken. Welcher Art die Be⸗ schädigung und ob die Reparatur bald zu hoffen sei, wußte man am 10ten in Bremen noch nicht. Bei der Landung der Passagiere, die sogleich durch Extrapost weiter befördert wurden, soll es an unange⸗ nehmen, wenn gleich bei der Seichtigkeit des Flusses gefahrlosen Un⸗ fällen, veranlaßt durch Angst und Hast, nicht gefehlt haben.

* Frankfurt a. M., 9. Juni. Ihre Majestät die Kö⸗ nigin Wittwe von Großbritanien setzte gestern Vormittag, von dem Herzoge von Sachsen⸗Meiningen begleitet, die Reise nach Liebenstein fort. Se. Hoheit der Herzog Bernhard zu Sachsen⸗Weimar hatte seine erhabene Schwägerin hier begrüßt.

Die von der Bundes-Versammlung zur Prüfung der elektro⸗ magnetischen Maschine Wagner's ernannte wissenschaftliche Kommission hat in den letzteren Tagen ihre Arbeit beendigt und der hohen Be⸗ hörde ihren Bericht eingeliefert. Darauf sind die Herren von Etting⸗ hausen, Schubarth und Steinheil von hier abgereist. Es wäre vor⸗ eilig, ein bestimmtes Urtheil über die Wagnersche Erfindung abzuge⸗ ben, wahrscheinlich hat er aber sein Ziel noch nicht ganz erreicht.

In Mainz ist in der vorigen Nacht ein Theil des großen Gast⸗ hauses zum „Rheinischen Hof“ abgebrannt.

Oesterreichische Monarchie.

Prag, 6. Juni. Se. Kaiserl. Hoheit Erzherzog Stephan, unser verehrter Statthalter, ist nach mehrwöchentlicher Abwesenheit in Wien gestern Abends im besten Wohlsein hier eingetroffen und wohnte heute bereits der feierlichen Frohnleichnams⸗Prozession bei. Auch Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Karl Ferdinand, Brigadier der hiesigen Truppen⸗Abtheilung, ist heute Morgens wieder hier an⸗ gekommen.

Peter von Cornelius hielt sich auf seiner Rückreise von Italien leider nur einen Tag hier auf; die für seinen Aufenthalt vorbereite⸗ ten Festlichkeiten unterblieben daͤher, weil Umstände von der dringend⸗ sten Wichtigkeit ihn nöthigten, seine Weiterreise zu beschleunigen. Der gefeierte Meister hat jedoch durch den hiesigen Akademie⸗Direktor Herrn Ruben, unter Anführung der erwähnten Umstände, öffentlich seinen Dank aussprechen lassen für die von den hiesigen Künstlern und Kunstfreunden bezeugte Theilnahme an den zur Feier seines Auf⸗ enthaltes projektirten Festlichkeiten. 1

Russland und Polen.

St. Petersburg, 6. Juni. Am 2ten d. ist die Prinzessin von Oldenburg, Gemahlin des Prinzen Peter von Oldenburg, glück⸗ lich von einem Prinzen entbunden worden.

Durch Ukas vom 20sten v. M. hat Se. Majestät der Kaiser für

die Zeit der Abwesenheit des Vice⸗Kanzlers, Grafen von Nesselrode, dem Ober⸗Ceremonienmeister und Wirklichen Geheimen Rath, Gra⸗ fen Woronzoff⸗Daschkoff, die Leitung des Ministeriums der auswärti⸗ gen Angelegenheiten übertragen.

In Folge Kaiserlichen Ukases ist ein neues Reglement für die Beförderung zu akademischen Graden erschienen, welches für die Uni⸗ versitäten zu St. Petersburg, Moskau, Charkoff, Kasan und für die St. Wladimirs⸗Universität gilt. Den Conseils dieser Universitäten steht das Recht zu, akademische Grade in der philosophischen, jurist schen und medizinischen Fakultät zu ertheilen. In den beiden ersteren Fakultäten sind dies die Grade als Kandidat, Magister und Doktor; in der medizinischen werden die Grade und Titel und die mit den⸗ selben verknüpften Rechte auf Grundlage der hierüber bestehenden allge⸗ meinen Verordnungen erlangt. Sowohl russische Unterthanen aus allen freien Ständen wie Ausländer können diese akademischen Grade erlangen. Durch den Doktorgrad tritt man in die achte Rangklasse, durch den Magistergrad in die neunte, durch den Kandidatengrad in die zehnte ein. Die in den Militairdienst eintretenden Kandidaten werden, wenn sie 3 Monate als Unteroffizier gedient haben, zu Offi⸗ zieren befördert, insofern sie durch Kenntniß des Frontedienstes dessen würdig sind, wenn auch in denjenigen Regimentern, in welche sie auf⸗ genommen werden, keine Offizierstellen vorhanden sind.

Frankreich.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 6. Juni. Die Diskussion der außerordentlichen Kredit⸗Bewilligungen für Algier wurde heute geschlossen, die Abstimmung über den ganzen Gesetz⸗Entwurf

mußte jedoch annullirt werden, weil sich nicht mehr die zur Gültigkeit

eines Votums erforderliche Anzahl von Stimmen vorfand. Noch bei hinlänglich zahlreicher Versammlung war aber vorher schon das Amendement der Kommission, welches auf das Kapitel für die vor⸗

gerückten Posten der Gränzlinie des Tell eine Reduction von 10,000 Fr.

vorschlug, mit starker Majorität verworfen worden, nachdem noch Herr Gustav von Beaumont mit großem Aufwand von Beredsamkeit gegen die beantragte Verkürzung des Kredits ge⸗ sprochen hatte. Dieser Deputirte, noch vor einem Jahr einer der entschiedensten Gegner des von der Regierun in Algier angenommenen Systems, fand damals den Krieg in Ahgiks verab⸗ scheuungswürdig, die ausgedehnte Occupation erschien ihm als eine Thorheit und die Kolonisirung als eine Chimäre. Er verspottete die Feldzugspläne, bemitleidete die erfochtenen Siege und zeigte mit un⸗ erweichlicher Strenge das Mißverhältniß zwischen Gewinn und Ver⸗ lust. Damals stand er, nach seinem heutigen Bekenntniß, ganz auf demselben Punkte wie jetzt Herr Joly. Plötzlich aber ist Herr von Beaumont ganz anderer Meinung geworden. Eine Reise, die er durch Algerien gemacht, hat ihm, wie er versichert, die Ueberzeugung aufge drungen, daß er sich im Großen und Ganzen geirrt habe, wenn er auch Ein⸗ zelnes in dem Regierungs⸗System noch immer tadeln müsse. So findet er zwar die Art und Weise, wie beim Kolonisiren zu Werke gegangen werde, namentlich das Vereinzeln der Ansiedelungen, nicht zweckmäßig; eben so erklärt er sich gegen die fortdauernden Versuche, kriegerisch und unabhängig gesinnte Bergvölker, wie die Kabylen des Jurjura, mit Waffengewalt unterjochen zu wollen, wobei man unnütz die Kräfte des Landes, sein Geld und sein Blut, verschwende. Aber er ist ein entschiedener Anhänger der Oeccupation in ihren jetzigen Gränzen, findet die Art der Kriegführung tadellos, glaubt, daß die Eingebor⸗ nen sich allmälig unterwerfen würden, und daß diese afrikanische Ko lonie einer schönen Zukunft entgegengehe. „Ich habe“, sagte der Redner unter Anderem, „während meines Auf⸗ enthalts in Algier den Eindruck erhalten, daß die Unterwerfung der arabischen Stämme ernstlich ist, und daß wir wirklich Herren der von uns besetzten Punkte sind. (Herr Manuel: Welche Täuschung.) Ich schildere meine Eindrücke, und da muß ich sagen, daß jetzt Niemand in Afrika das Ernst⸗ liche der Unterwerfung der dortigen Stämme bestreitet. Diese Unterwerfun gen haben jetzt einen ganz anderen Charakter, wie früher. Es kamen sonst dergleichen vor, die ihre 6 Monate dauerten und nach der Aerndte auch wieder aufhörten; jetzt aber haben sie schon 3 Jahre gedauert. Dies ist eine Verbesserung der Zustände, die Jedem in die Augen fallen muß, es ist die Folge eines mit bewundernswerther Geschicklichkeit geleiteten und heldenmüthig geführten Krieges. Es ist dies schon ein sehr großes Resultat, nicht, als wäre daraus die Folgerung zu ziehen, daß der Friede in Afrika nicht mehr gestört werden, daß keine Empörung der unterworfenen Stämme mehr stattfinden könne. Es kommt nur darauf an, daß das Land gut verwaltet werde, und daß man die ara⸗ bische Bevölkerung zu leiten verstehe. Die Araber sagen: „„Wir bezahlen Euch die Steuern, dafür seid Ihr uns eine ordentliche Regierung schuldig.“”““ Es ist gewiß, daß die Steuern jetzt von allen Stämmen des Tell gehörig entrichtet werden. Diese Stämme sind vollständig organisirt. Nicht ein einziger ist so entfernt vom Centrum, daß nicht ein aus dem arabischen Büreau zu Algier abgefertigter Befehl in 35 Stunden zu ihm gelangen könnte. Eine andere Besorgniß, die mich früher beunruhigte, ist ebenfalls größtentheils aus meinem Gemüthe verschwunden. Ich fragte mich nämlich, ob wir nicht von Stämmen zu Stämmen, von Posten zu

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immer nicht über ein bestimmtes Farben⸗Schema haben einigen können. Bekanntlich vertheilte einer unserer ersten Geologen bei der Versammlung der Naturforscher in Breslau ben⸗Tabelle an die dort anwesenden Geologen mit der Aufforderung, shm 18 Bemerkungen darüber mitzutheilen; allein kaum zwei oder drei hielten es der Mühe werth, ein Wort darüber zu verlieren, und es blieb Alles beim Alten. Das ist ein trauriges Zeichen und beweist wenig Eifer für die Wissenschaft. Wir haben fast so viel verschiedene Farben⸗Tabellen als geognostische Karten, und es herrscht hier eine ähnliche Verwirrung, wie vor dem Erscheinen von Bronn’'s Lethaca geoguostica in der Nomen⸗ llatur 8* Segs 8. 8 veeces ensein dene Namen hatte und, der Eitelkeit des „mihn 1. vnobis bens wahrhaft babylonische Verwirrung eingerissen war. Diesem letzteren Uebelstande ist nun freilich durch jenes Meisterwerk abgeholfen, aber die Farben harren noch immer vergebens der Erlösung, und es scheint fast, als sollte eine Uebereinkunft in dieser Beziehung noch lange zu den „frommen Wünschen“ gehören, da selbst eine Stimme, wie die oben erwähnte eine der gewichtigsten im Reiche der Geo'ogie sich nicht Gehör verschaf⸗ fen konnte! Doch kehren wir zu unserem Gegenstande zurück.

Die Ausführung der Karte zeichnet sich durch große Klarheit und Sau⸗ berkeit und namentlich durch schöne, große Schrift aus. Die Verlagshand⸗ lung hat auch hier wieder ihren alten, wohlverdienten Ruf bewährt und denjenigen, die ihre Karten durch die kleinste Schrift zu einem wahren Au⸗ LePalshe v . ein echahmuvooventhe ““ e-

aler 10 Silbergroschen, wird wohl Niemand, der mi S ig⸗ g 8* Entwerfung und Ausführung geognostischer Karten bekannt ist, zu hoch finden. 1

Zum Schlusse wollen wir über die technisch mehr oder weniger wichti⸗ —— 52. dem auf der Karte dargestellten Terrain vorkommen, noch einige Worte sagen.

. Das aufgeschwemmte Land enthält Rasen⸗Eisenstein, namentlich in den bruchigen und morastigen Thälern der Malapane und in der Nie⸗ derung des Stober⸗Flusses bei Karlsruhe, sowie bei Oppeln u. s. w. Es wird derselbe zwar selten verschmolzen, aber desto häufiger als Baustein ver⸗ wendet. In der Nähe des Rasen⸗Eisensteins sindet sich auch häufig Torf, Seee im Malapane⸗Thale, bei Lublinitz, Schedlau und an vielen denuh 88 Vi bn. Kammig und Schmelzdorf werden die Torflager auf Vitriol vers⸗ zunmaterial und Erze lommen dort unmittelbar zusammen vor. Lager von weißem oder grauem Töpfer⸗Thon sind häufig in d f⸗ geschwemmten Lande, doch ist derfelb 1182 sind häufig in dem au 8 h elbe theilweise in Steingut⸗Fabriken nicht anwendbar. Bernstein ist an mehreren Punkten Ober⸗Schlesiens, jedoch immer nur in einzelnen Stücken gesunden worden. 88

Der Thoneisenstein ist in Ober⸗Schlesien sehr verbreitet, denn man kann annehmen, daß alle Punkte, an denen sein Vorkommen bekannt ist, in der Tiefe mit einander zusammenhängen. Die reichsten Fundorte des Eisensteins liegen in einem Zuge von Truskolasy und Panky in Polen über Wichrow, Stirnalitz, Landsberg bis Goslau und Baumgarten bei Pitschen; sodann in einem zweiten, diesem ersten fast parallelen Zuge bei Kamienitz, Sumpen, Olschin, Lyssau, Zborowski, Ponoschau und Neu⸗Wachow; noch ärmer und zum Theil nur aus eisenhaltigem Thon bestehend, sind die Vor⸗ kommnisse bei kreuzburger Hütte und auf der tillowitzer Herrschaft bei Fal⸗ kenberg. Von diesen Eisensteinen wurden im Jahre 1841 auf 12 landes⸗ herrlichen und 78 Privat⸗Gruben 857,530 Tonnen gefördert, die am Ur⸗ sprungs⸗Oite einen Werth von 238,813 Rthlrn. hatten. *) Daraus wurden gewonnen; an Roheisen, Rohstahleisen, Gußwaaren, Stab⸗Eisen und ge⸗ walztem Eisen, Blechen, Drath und Rohstahl 1,334,240 Ctr., an Werth 4,173,801 Thaler.

Das Blei⸗Erz, welches nur auf der landesherrlichen Friedrichsgrube bei Tarnowitz gefördert wird, kommt daselbst im Dolomit vor. Es wurden im Jahre 1841 gewonnen: 16,537 Ctr. Erze und daraus 1485 Mark Sil⸗ ber, an Werth 21,080 Thaler; bleiische Produfte (Kauf blei, Kaufglötte, Bleiplatten und gewalztes Blei) 11,660 Ctr., an Werth 91,744 Rehlr. Der Gesammtwerth der im Jahre 1841 aus den Bleierzen gewonnenen Produkte betrug daher 112,824 Rihlr. Im Jahre 1842 wurden gefördert 15,052 Ctr. Erze und daraus gewonnen: 1414 Mark Silber (1402 Mark feines Silber und 12 Mark Brandsilber) und bleiische Produkte 11,415 Ctr. Der Gesammtwerth dieser Produkte betrug 105,282 Rthlr. Die Preise für Glötte und Blei sind im Jahre 1842 etwas gesunken, da, in Folge des Anschlusses von Braunschweig an den deutschen Zoll⸗Verein, die Goslarische Glötte zollfrei in Preußen eingeführt wurde.

Ein anderes sehr wichtiges Vorkommen im Dolomit ist der Gallmey, der sich hier in einer Päufigkeit findet, wie sonst nirgends, so daß Preußen von allen Ländern der Erde das meiste Zink produzirt, und während früher das meiste Zink aus China eingeführt wurde, wird das schlesische Zink ge⸗ genwärtig nach Ostindien verschifft, wo es auf den dortigen Märften be⸗ reits das chinesische verdrängt. Im Jahre 1842 wurden 1,425,180 Ctr. Gallmey gefördert und daraus etwa 250,000 Ctr. Zink (Barren⸗Zink und Zink⸗Bleche) gewonnen, die einen Werth von mehr als 2 Mill. Rthlr. hat⸗ ten. Zu Anfang des Jahres 1842 galt nämlich der Ctr. Zink in Breslau 10 Rthlr., und stieg im Februar bis auf 11 Rthlr.; da sich aber, vielleicht

*) Diese, so wie die folgenden Angaben, beziehen sich sämmtlich auf das Jahr 1841, da dem Ref. die Angaben für 1842 nur theilweise zu Ge⸗ bote standen; es hat sich indeß im Jahre 1842 wenig geändert. ““

wegen dieses hohen Preises, die Vorräthe so sehr anhäuften, daß gegen Ende des Jahres in Breslau und an anderen Orten Schlesiens nahe an

150,000 Ctr. Zink lagerien, so sank der Preis allmälig bis auf 6 Rihlr.

für den Ctr., und es stellt sich für das Jahr 1842 ein Durchschnittspreis von 8 Rthlr. 3 Sgr. 6 Pf. heraus. Im Jahre 1841 wurden 1,162,894 Ctr. Gallmey gefördert, und daraus 208,291 Ctr. Zink gewonnen.

Das Steinkohlen⸗Gebirge in Ober⸗Schlesien, welches, mit Aus⸗

nahme einer kleinen Partie bei Petrzkowitz, wo es sich an älteres (Grau⸗-⸗ wacken⸗) Gebirge anschließt, überall nur Nee. aus jüngeren Massen, chwemmten Lande, her⸗-

namentlich aus dem Gips⸗Gebirge und dem aufge vortritt, zeichnet sich aus durch die Mächtigkeit, Verbreitung und Regel⸗ mäßigkeit seiner Flöze. Die gewöhnliche Mächtigkeit beträgt 1 ½ 2 Lachter,

doch steigt sie bis 3 und 4 und in einem Falle selbst bis zu 6 Lachter. Bei Petrzkowitz findet man mehr als 30 Flöze über einander, die zwar meist

schwach, aber von vorzüglicher Güte sind; an anderen Punkten sind die

Flöze mehr vereinzelt, aber viel mächtiger, z. B. bei Zabrze 9 Hauptflöze

und einige schwächere, zusammen mit mehr als 100 Fuß reiner Kohle; auf Königsgrube 4 Hauptflöze von 12 bis über 20 Fuß Mächtigkeit u. s. w.

ÜUngeachtet im Jahre 1842 mehrere Umstände sich vereinigten, die un-

günstig auf den Steinkohlen⸗Bergbau. Ober⸗Schlesiens einwirkten, indem der Klodnitz⸗Kanal wegen Ausbesserung der Schleusen gesperrt wurde, die Oder wegen Wassermangels im Sommer selten schiffbar, die Wege im Herbst sehr schlecht waren und der Absatz an die Eisenhütten nicht mehr die frühere Höhe erreichte, so erfuhr der Steinkohlen⸗Absatz im Jahre 1842 den⸗ noch durch Vermehrung der Zink⸗Hütten eine Steigerung. Es wurden näm⸗ lich im genannten Jahre .. .... ....... ............. 3,049,223 ¾ Tonnen, im Jahre 1841 dagegen nur 2,821,269

mithin im Jahre 1842 227,954 ¼ Tonnen mehr verkauft. Dies ist fast ausschließlich eine Folge des vermehrten Bedarfs der Zinkhütten, die im Jahre 1842 215,675 ½ Tonnen Stückkohlen und 35,724 ½ Tonnen kleine Kohlen mehr verbrauchten, als im Jahre 1841. Die Geld⸗Einnahme für die verkauften Kohlen betrug im Jahre 1842 701,088 Rthlr.

Herr von Carnall giebt in seinem bergmännischen Taschenbuche nach⸗ stehende interessante Uebersicht der in den Jahren 1836—1842 geförderten Steinkohlen und der für 1 Tonne gezahlten Preise.

Es wurden gefördert:

im Jahre 1836 1,815,556 Tonnen zu 6 Sgr. 3,3 Pf. »„ 1837 2,100,356 6 » 2,8 »„ 1838 2,281,773 » 6 1,1 2,361,556 6

Herrn Thiers, mitgetheilt.

bewegen. Broschüre angeblich Herrn Thiers mit dem Wunsche, daß dieser sie

Posten uns am Ende bis zu unbekannten und unermeßlichen Regionen 1“

sönnten fortreißen lassen, so daß wir dann selbst über die vor uns liegende Unermeßlichkeit erschrecken würden. Jetzt aber, nachdem ich diese Frage an Ort und Stelle studirt habe, bin ich überzeugt, daß die natürliche Gränze Algeriens eben so fest und bestimmt ist, als die eines französischen Depar⸗ tements. Die Posten, um die es sich handelt, sind gleichsam der Knoten, der den Verkehr der ganzen Centrallinie des Tell, welche von Tlemzen über Maskara, den Schelif, Milianah und Medeah nach Konstantine sich hin⸗ zieht, mit dem weiteren Süden verbindet.“

Nach Beendigung dieser Debatte befragte Herr Desjobert den Kriegs⸗Minister über die Vorgänge zu Biskara. Er erwähnte des (in unserer gestrigen pariser Korrespondenz angeführten) Gerüchts von der Niedermetzelung einer ganzen französischen Garnison und von Plün⸗ derung der Kriegskasse und der Vorräthe. Der Marschall Soult antwortete mit der Verlesung zweier Schreiben, die der Herzog von Aumale, als Ober⸗Befehlshaber der Provinz Konstantine, an den in seiner Abwesenheit dort befehligenden General gerichtet hatte, und von denen das eine aus Batna vom 12., das andere aus Biskara vom 19. Mai datirt ist. Der Inhalt derselben stimmt ganz mit den Nachrichten überein, welche das Journal des Débats nach einem Schreiben aus Toulon über jene Vorfälle mitgetheilt hat (aus welcher Quelle der Bericht in unserem gestrigen Artikel Paris vor der Kor⸗ respondenz entlehnt war.) Es geht daraus hervor, daß zu Biskara gar keine französische Garnison sich befand. Der Herzog von Aumale hatte daselbst, an frühere Beispiele in dem afrikanischen Kriege sich haltend, ein Bataillon arabischer Hülfstruppen zurückgelassen, welches aus der Expeditions⸗Kolonne genommen, und dem einige Deserteure von den Truppen des Kalifa Abd el Kader's einverleibt waren. Diese nun empörten sich gegen ihre französischen Oberen und ermor⸗ deten sie. Der Kalifa Abd el Kader's (nicht Achmet Bey’'s) der die Empörung angestiftet, war, als der Herzog von Aumale in Biskara anlangte, aus der von ihm besetzten Kasbah schon entflohen.

„Das unglückliche Ereigniß,“ sagt der Prinz, „welches ihn dorthin brachte, hatte, wie ich es vorhergesehen, gar keinen politischen Charakter; es ist ein Verrath, ein Meuchelmord, der durch aufmerksamere Wachsamkeit wahrscheinlich zu verhindern gewesen wäre. Bel⸗Hadsch (der Kalifa) fand bei der Bevölkerung gar keinen Anhang und wirklichen Stützpunkt; er konnte nicht einmal von den Gebirgsvölkern die Transportmittel erlangen, um unsere Vorräthe mit fortzunehmen. Diese sind unberührt geblieben und werden die Etablirung der neuen Garnison erleichtern.“

Die Verlesung der Schreiben des Prinzen schien in der Kam⸗ mer einen günstigen Eindruck zu machen. Herr Desjobert richtete darauf noch eine zweite Frage an den Conseils⸗Präsidenten, die An⸗ gelegenheiten von Marokko betreffend.

„Wir haben“, sagte er, „zu Allah⸗Magrania ein Lager eingenommen. Am 7. Mai erklärte der Kriegs⸗Minister vor der Kommission, daß er noch nicht wisse, ob dieses Gebiet an Frankreich oder Marokko gehöre, und daß er darüber Erkundigungen einziehen wolle. Ich wünschte nun zu wissen, ob wir im Kaiserthum Marofko oder in Algerien unser Lager aufgeschla⸗ gen haben.“

Marschall Soult: Ich habe die nöthigen Erkundigungen eingezogen und die Gewißheit erlangt, daß die Position von Allah⸗Magrania zu Al⸗ gerien gehört. Es sind mir Beweise darüber beigebracht worden, daß da⸗ selbst die Steuern stets von den Türken erhoben wurden, als diese Algerien im Besitz hatten, und daß auch wir die Steuern dort forterhoben haben. Es kann in dieser Hinsicht kein Zweifel obwalten, ich habe daher die Ein⸗ willigung dazu ertheilt, daß unser Lager dort aufgeschlagen werde, der Truppen⸗Zusammenziehung gegenüber, welche zu Uslin auf marokkanischem Gebiet stattfindet.

u“

Paris, 7. Juni. Es wird jetzt in den öffentlichen Blättern einiges Nähere über den Hergang der Dinge nach Abfassung und Vorveröffentlichung der Broschüre des Prinzen von Joinville erzählt. Der Prinz theilte sie, wie es heißt, zuerst seinem Bruder, dem Her⸗ zoge von Nemours, mit, der darin mehrere Stellen in Bezug auf England und die Ereignisse von 1840 strich, und dafür ein Paar Zusätze machte. Nun besprach sich der Prinz von Joinville mit der Königin und mit Madame Adelaide über seine Absicht, die Schrift zu publiziren. Sie riethen ihm davon ab, erlangten jedoch nur so viel von ihm, daß er sich dazu verstand, die Broschüre vorläufig nur in 30 Exemplaren, als Manuskript, drucken zu lassen. Die Abzüge wurden dem Könige, den Ministern, den Admiralen und einigen be⸗ sonderen Freunden des Prinzen unter den Deputirten, namentlich auch Der König, der von der Absicht der Pu⸗ blication gehört, ließ den Prinzen zu sich rufen und machte ihm Vor⸗

stellungen dagegen. Dieser ließ sich jedoch von seinem Entschluß nicht

abbringen und nur noch zu weiteren Abänderungen in der Schrift sich Nachdem er diese darin vorgenommen, übergab er die

noch einmal einer Revision unterwerfen möchte. Herr Thiers soll dies gethan und die Schrift sodann, ohne vorher noch einmal mit dem Prinzen Rücksprache zu nehmen, an die Revue des deux mondes übersandt haben.

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Als der Kabylen⸗Stamm der Flissas am 17. Mai von Marschall Bugeaud besiegt worden war, erschienen alle Häuptlinge desselben im französischen Lager, das sich auf einem der höchsten Punkte ihres Ge⸗ birges befand, und boten ihre Unterwerfung an. Sie glaubten, sich entschuldigen zu müssen, daß sie gegen die Franzosen gekämpft, und thaten dies in folgenden Worten: „Wir konnten nicht anders als un⸗ seren Heerd vertheidigen, unsere Weiber würden uns sonst nicht mehr haben ansehen, uns keine Nahrung mehr bereiten wollen. Ueberdies hatten wir dem Ben Salem versprochen, mit ihm zu sterben, wenn er mit uns sterben wolle. Hätte er sein Wort gehalten, so würden wir uns bis auf den letzten Mann haben tödten lassen; aber er floh beim Beginn des Angriffs; wir haben keine Verpflichtung mehr ge⸗ gen ihn, er wird sich nicht mehr in unseren Gebirgen zeigen, und wir werden dem Wort, welches wir Euch geben, eben so treu sein, wie dem, welches wir ihm gegeben hatten.“ Der Gouverneur ant⸗ wortete, er achte sie darum nur desto mehr, weil sie sich gut geschla⸗ gen, denn tapfere Krieger seien auch stets loyal, und er rechne auf die Heilighaltung des Eides, den sie dem Könige der Franzosen schwö⸗ ren würden. Die Kabylen stehen bei den Arabern wirklich in dem Ruf, daß sie ihr Wort gewissenhaft halten. Die Häuptlinge ver⸗ langten dann, daß man ihnen keine Steuern auflege, da sie deren weder an Abd el Kader, noch an die Türken entrichtet und diese, als sie mit Zwang gegen sie verfahren wollen, sechs bis acht Mal geschlagen hätten. Der Gouverneur erwiederte indeß: „Ich richte mich weder nach Abd el Kader, noch nach den Türken; Frankreich ist eine andere Macht, als der Dey von Algier es war; es will, daß Araber und Franzosen ganz gleich behandelt werden. Ihr werdet, wie alle Anderen, die Steuern zahlen.“ Darauf verneigten sie sich und ergaben sich in ihr Schicksal. Die Flissas sind der mächtigste Stamm der Gebirgskette des Jurjura, ihr Beispiel wirkte daher auf die anderen Stämme, und es erschienen bald von allen Seiten Re⸗ präsentanten derselben, um ihre Unterwerfung anzubieten. Die drei neuen vom General⸗Gouverneur gebildeten Beyliks nehmen einen der schönsten und reichsten Landstriche Algeriens ein, auch, wie es scheint, einen der bevölkertsten, denn man zählt dort an 40,000 Bewaffnete.

Der Presse zufolge, ist es jetzt entschieden, daß der König der dütcse die Königin von England auf der Insel Whigt besuchen werde.

Die Studenten der Universität Löwen haben eine mit 400 Un⸗ terschriften versehene Adresse an den Grafen von Montalembert, der kürzlich auch Belgien besuchte, gerichtet, in welcher sie „als Zöglinge einer freien und katholischen Universität“ ihm für seine Bestrebungen in der Unterrichtsfrage ihren Dank sagen.

Die Budgets⸗Kommission der Deputirten⸗Kammer hat dieser gestern ihren Bericht vorgelegt; es werden darin Reductionen zum Gesammtbelauf von 5 Millionen auf die verschiedenen Ausgabeposten beantragt.

Durch eine Königliche Verordnung vom 2ten d. M. ist der Contre⸗Admiral Lasusse an die Stelle des verstorbenen Lalande zum Vice⸗Admiral und der Capitain Cecille, der die indisch⸗chinesische Station kommandirt, zum Contre⸗Admiral befördert worden.

Die France berichtet, es sei vorgestern früh ein Adjutant der Königin Victoria, von zwei Secretairen begleitet, in Paris angekom⸗ men, und sein erster Besuch sei beim britischen Botschafter, der zweite im russischen Gesandtschafts⸗Hotel und sein dritter im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten gewesen.

II Paris, 7. Juni. In der heutigen Sitzung der Deputirten⸗ Kammer wurde das Gesetz wegen der Supplementar⸗ und außeror⸗ dentlichen Kredite für Algerien mit 190 gegen 53 Stimmen ange⸗ nommen. Darauf begann die allgemeine Diskussion über das Gesetz, die Verbesserung der Häfen betreffend. Herr Abr aham Dubois begreift die Sorgfalt der Regierung für die großen Häfen, deren Lage der Gesetz⸗Entwurf verbessern soll. Der gute Zustand der Hä⸗ fen von Marseille, Bordeaux, Havre sei sicherlich von Interesse für die ganze Nation, aber man dürfe darüber die anderen Häfen des Reichs nicht vergessen. Er nimmt die Obsorge der Regierung beson⸗ ders für die von Dünkirchen und Granville in Anspruch. Herr Glais⸗Bizoin erinnert daran, daß der vorige Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten vor zwei Jahren sich anheischig gemacht habe, ein allgemeines Gesetz über die Verbesserung aller Häfen des Landes vor⸗ zulegen. Herr Roger (du Nord) spricht vorzugsweise für den Hafen, dessen Vertreter er ist. Der Minister der öffentlichen Arbei⸗ ten bemerkt, daß bereits ein Gesetz, wodurch eine Summe von 70 Millionen zu diesem Zweck angewiesen wurde, vorgelegt und votirt worden sei. In demselben seien die Häfen zweiten Ranges ver⸗ hältnißmäßig besser bedacht gewesen, als die großen. Das gegen⸗ wärtige Gesetz sei nur die Ergänzung des ersteren, sei auf die Grund⸗ sätze der Billigkeit und gebührender Berücksichtigung auch des großen Maritim⸗Etablissements gegründet. Herr Estencelin wird noch mit

einer Rede gehört. Der Präsident fragt, ob die Kammer zur Diskussion der Artikel schreiten wolle. Der erste Artikel, wonach 18,900,000 Fr. zur Errichtung des Hülfshafens Joliette, zum Bau einer Rundstraße um den Hafen von Marseille, zweier Hafendämme am Hafen von Frioul und zur Eröffnung eines Verbindungskanals zwischen dem Hafen von Bone und dem See von Berre bewilligt werden sollen, wird von Herrn Delon grais bekämpft, welcher die Kostenanschläge für den Hafen von Joliette übertrieben hoch findet; dieser Hafen würde verhältnißmäßig mehr kosten als der von Algier. Herr Berryer bekämpft diese Meinung. Der Hafen von Marseille rechtfertige wegen seiner Wichtigkeit als Handels⸗ und Militair⸗Etablissement, so wie durch den bedeu⸗ tenden Ertrag seiner Zölle, die dafür von der Regierung beantragte Ausgabe; die vorgeschlagenen Verbesserungen seien nicht blos nützlich, sondern dringend nothwendig. Marseille habe die Kon⸗ kurrenz aller großen Häfen des Mittelmeeres zu bestehen, namentlich Genua’'s. Nur durch Vergrößerung seines Hafens könne es seinen Vorrang behaupten, durch Erleichterung der Einfahrt in den Hafen, und Ausdehnung der Quais. Der Minister der öffentlichen Arbeiten: Nicht in einem Privat⸗Interesse, sondern im Allgemeinen sei die Vergrößerung des Hafens von Marseille vorgeschlagen. Die Irage sei, ob der Hafen von Marseille für die Entwickelung des Han⸗ dels daselbst, wie sie seit einigen Jahren sich kundgegeben, hinreiche; das sei offenbar nicht der Fall, und die Verbesserung desselben um so nothwendiger, als man Dampsschiffe dort zulassen müsse, deren Nähe den Segelschiffen gefährlich ist. Herr D elongrais verlangt Abstim⸗ mung durch Theilung der Kammer. Die Ausgaben für den großen Damm u. s. w. werden ohne Aenderung votirt.

In der Pairs⸗Kammer war die Diskussion des Rekrutirungs⸗ Gesetzes an der Tagesordnung. General Cubidres spricht zuerst, die Wichtigkeit der vielbestrittenen Frage hervorhebend, nur mit Zau⸗ dern habe er sich entschlossen, das Wort zu ergreifen. Die Frage sei noch bei weitem nicht erschöpft, biete noch ein weites Feld zur Besprechung. Der Redner ist der Ansicht, daß die großen militairi⸗ schen Interessen Frankreichs seit lange in leidendem Zustande seien. Sie seien auch durch das 1843 votirte Gesetz nicht befriedigt worden. Er werde ein Amendement vorlegen, wonach die Dienstzeit im Krieg auf 9, im Frieden auf 6 Jahre festgesetzt werden soll. Der Herzog von Nemours tritt ein, und nimmt seinen Platz ein, als gerade die allgemeine Diskussion geschlossen wird. Die ersten 12 Artikel des Gesetzes wurden dann ohne Diskussion angenommen. Ueber Art. 13 entspinnt sich eine Debatte.

à Paris, 7. Juni. Die Kammer⸗Session geht stark auf die Neige und bis jetzt ist noch wenig oder nichts für die Eisenbahn⸗ Interessen des Landes geschehen, welche einen Hauptgegenstand der diesjährigen parlamentarischen Arbeiten ausmachen zu sollen schienen. Das Kommissions⸗Gutachten über den Entwurf der Eisenbahn nach der belgischen Gränze und an den Kanal ist erst gestern auf dem Bü⸗ reau der Kammer niedergelegt worden. Es stimmt für die Vollendung der fraglichen Bahn durch den Staat und das Verpachten derselben auf einen Zeitraum von zwölf Jahren. Die Entwickelung und Unter⸗ stützung dieser Vorschläge ist von der Kommission sonderbarerweise einem Berichterstatter übertragen, dessen persönliche Ansicht mit der⸗ selben im Widerspruch steht, indem sie darauf hinausgeht, kraft des Gesetzes von 1841 eine Actien⸗Gesellschaft zur Vollendung des Baues der fraglichen Eisenbahn herbeizuziehen. Dies ist ein erster Ge⸗ winn für die Partei der Actien⸗Gesellschaft, die ihre Augen seit Jahren auf die Nordbahn gerichtet hat, und die ihren Plan mit einer Ausdauer verfolgt, welche mit dem davon erwarteten unermeß⸗ lichen Vortheile im Verhältniß steht. Ein zweiter dem Spekulanten⸗ Interesse günstiger Umstand besteht darin, daß die Kommissions⸗ Gutachten über die Entwürfe der Eisenbahnen von Paris nach Lyon und von Orleans nach Bordeaux, welche im Sinne der Partei der Actien⸗Gesellschaften lauten, obgleich später angefangen, doch früher fertig geworden sind als jener ericht, so daß sie laut eines bereits gefaßten Beschlusses auch früher zur Verhandlung in der Kammer kommen werden. Ob alle diese Umstände Ergebnisse des Zufalls oder die Früchte einer gewandten Taktik sind, wollen wir dahingestellt sein lassen. Eine lange Audienz, welche Herr von Rothschild vor einigen Tagen in den Tuilerieen gehabt, wird mit den Hoffnungen der großen Eisenbahn⸗Spekulanten in Zusammenhang gebracht, und wenn man dem Gerüchte Glauben beimessen darf, so hat sie für dieselben ein vielversprechendes Resultat geliefert. Man sieht der Entscheidung der Kammer mit einer Spannung entgegen, die durch das eben so große finanzielle als moralische Interesse, welches sich an dieselbe knüpft, gerechtfertigt wird.

Grossbritanien und Irland. 8 London, 7. Juni. Ihre Majestät die Königin ist heute Morgen mit ihren erlauchten Gästen, dem Kaiser von Rußland und

im Jahre 1840 2,650,704 Tonnen zu 6 Sgr. 4,7 Pf.

»„ 1841 2,968,311 5) 7 1,8 » 1842 3,124,621 2 EII1““ Diese Zunahme der Förderung ist, wie gesagt, hauptsächlich eine Folge der vermehrten Zink⸗Production, dürfte aber, nach Herrn von Carnall, bei

den gesunkenen Zink⸗Preisen und den anhaltend ungünstigen Konjunkturen

für den Eisenhütten⸗Betrieb wohl ihren Culminationspunkt erreicht haben.

Im Jahre 1842 wurden auf der Lucretia⸗Alaunhütte bei Brzenskowitz aus 19,241 Tonnen kleiner Kohlen 496 Ctr. Alaun gewonnen, die einen Werth von 2976 Rihlrn. hatten. Ferner gewann man im Jahre 1841 aus 6549 Ctr. Vitriol⸗Erze 6212 Ctr. Eisen⸗Vitriol und 282 Ctr. gemischten Vitriol, und das eine in Ober⸗Schlesien vorhandene Messingwerk lieferte 325 Ctr. Messing, an Werth 14,290 Rthlr.

Der oberschlesische Steinbruchs⸗Betrieb lieferte im Jahre 1841 folgende

Produkte:

Kalkstein (Muschelkalk) auf 118 Brüchen, 19,976 Klafter, 9262 Tonnen, an Werth 18,024 Rthlr.

Gips, auf 32 Brüchen, 35,000 Ctr., 7684 Tonnen, an Werth 6146 Rthlr.

Bau⸗, Werk⸗, Sand⸗und Bruchsteine, auf 20 Brüchen, 3402 Klafter, an Werth 2933 Rthlr.

Schon aus der vorstehenden kurzen Uebersicht ergiebt sich die große Wichtigkeit des oberschlesischen Bergbaues, Steinbruch⸗ und Hütten⸗Betrie⸗ bes, denn die daselbst im Jahre 1841 gewonnenen Produkte repräsentiren

einen Werth von mehr als sechs Millionen Thaler. Eine möglichst richtige Darstellung der geognostischen Verhältnisse dieses Landestheiles war daher

gewiß ein zeitgemäßes Unternehmen, wofür nicht nur der Geognost, sondern auch der praktische Berg⸗ und Hüttenmann dem Herrn Verfasser dankbar sein muß, denn die Geognosie ist die Leuchte des Bergmannes.

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Beerliner musikalische Zeitung. Wenn eine musikalische Zeitschrift ihre Tendenz erfüllen und nicht blos

den Anforderungen der Künstler und Kunstverständigen entsprechen, sondern

überhaupt dem gesammten musikalischen Publikum Interesse einflößen will, so hat sie sich dadurch, wenn auch kein unerreichbares Ziel, doch keine leichte Aufgabe gestellt. Wir sahen, hier sowohl wie anderen Orts, in älterer und neuerer Zeit, derartige Unternehmungen an der Schwierigkeit der Ausfüh⸗ rung scheitern, und konnte nur mit großen Opfern das Fortbestehen der⸗

selben wenigstens für einen so langen Zeitraum erkauft werden, bis eine

ehrenvolle Retirade möglich wurde. Berlin entbehrte seit geraumer Zeit eines rein musikalischen Organs, und es ist deshalb, so wie aus den eben angeführten Gründen, als ein nicht gewöhnliches Verdienst anzu⸗ sehen, daß sich ein Mann vorfand, der den Muth hatte, von neuem ein derartiges Blatt ins Leben zu rusen. Seit nunmehr halbjährigem Beste⸗ hen hat sich die Berliner musikalische Zeitung ihrer Bestimmung nach Kräften würdig zu machen bestrebt; unter ihren Mitarbeitern befinden sich einige recht tüchtige jüngere Musiker unserer Residenz, die das Beste ihrer Kunst zu fördern sich auf alle mögliche Weise bemühen; und unter den so⸗ genannten leitenden Artikeln haben wir bereits einige sehr gediegene Aufsätze, die aus ihrer Feder flossen, vorgefunden. So enthalten z. B. die Num⸗ mern 12—14 und 19 zwei werthvolle Abhandlungen „über Musik zum an⸗ tiken Drama“ und „über Gesangsbildung“, von denen besonders die zweite, von Julius Weiß herrührende, von angehenden Sängern nicht genug beherzigt werden kann. Der Beurtheilungen über im Stich erschienene Compositionen hätten wir mehrere, und zwar motivirter, gewünscht, dagegen waren Berichte über die im Laufe der Woche stattgehabten Opern und Konzerte immer recht vollständig und ziemlich ausführlich, und gewähren insofern ein neues Interesse, als man dadurch eine General⸗Uebersicht der wöchentlichen Musik⸗Aufführungen, über welche die Referate in den anderen Blättern täglich und hier und da zerstreut zu finden sind, auf einmal erhält. Auch die am Schluß unter dem Titel „Allerlei“ mitgetheilten Nachrichten sind für Musiker und Musiffreunde gleich interessant, indem sie den Leser von dem in Kenntniß setzen, was in den wichtigsten Orten der kultivirten Erde für Tonkunst geschieht. Ueber den Nutzen, den die alljährlich dreimal für die Abonnenten der Zeitung unentgeltlich stattfindenden Konzerte gewäh⸗ ren, insofern sie nämlich jungen talentvollen Musikern Gelegenheit geben, sich und ihre Werke zu produziren, haben wir uns bereits in einem Bericht über das zweite dieser Konzerte in diesen Blättern ausgesprochen; für das dabei betheiligte Publikum bilden sie gewiß ebenfalls eine angenehme Zugabe.

„2 Dresden. Die Stille, welche in unserer musikalischen Welt in Folge der Abwesenheit der Damen Schroeder⸗Devrient und Gentiluomo, so wie Tichatscheck's, herrscht, ist auf die erfreulichste Weise durch die Ankunft des Komponisten der russischen Nationalhymne, des General⸗Majors Alexis Lwoff, unterbrochen worden. Vor einem gewählten Kreise spielte er im Verein mit hiesigen Künstlern: Lipinski, Kummer ꝛc. Violin⸗Quartette von Mozart, Beethoven und Reissiger, und man mußte anerkennen, daß nur Ernst, Lipinski, der ältere Müller oder Prume im Quartettspiel mit ihm zu wetteifern vermögen. Die Aufforderung vieler Kunstfreunde veranlaßte ihn hierauf, am 4ten d. im großen Saal seines Hotels unter Direction unseres

braven Kapellmeisters Reissiger durch die Kräfte der Königl. Oper eine Auswahl von Ensemblestücken seiner Oper: Bianca e Gualtiero zur Aufführung zu bringen. Ein Trio, ein Volkschor, ein Duo, die beiden Fi⸗ nales gefielen so sehr, daß der Wunsch, die ganze Oper auf der Königl. Bühne zur Aufführung gebracht zu sehen, ein allgemeiner war; wir haben gegründete Hoffnung auf Erfüllung, da die anwesenden Königl. sächsischen Prinzen und Prinzessinnen die lebhafteste Theilnahme zeigten und alle Kunst⸗ Notabilitäten dem höchst günstigen Urtheil Meperbeer's über diese Oper sich anschlossen. Im zweiten Theil des Konzertes trug Alexis Lwoff die Adagio von Spohr, und darauf mit dem Violoncellisten Kummer (der mit Ser⸗ vais und Ganz rivalisirt) das bekannte von ihm komponirte charakteristische Divertissement „Le Duel“ vor. In diesem ganz dramatisch gehaltenen Tonstück bewies der Komponist und Virtuose, daß die Tonmalerei, wenn sie mit Geist angewandt wird, allerdings in verständlicher Sprache zu rede

vermag. Das Piogramm versprach noch Lwoff's zweite Fantasie über rus⸗ sische Volkslieder, ein originelles Konzertstück, welches wir früher vom Kon

zertmeister Ganz in Berlin vortragen hörten, doch fiel es leider der vorge

rückten Zeit halber aus. Den Schluß bildete die russische Volkshymne, die von dem ganzen Theaterchor mit vollem Orchester vorgetragen, einen mäch⸗ tigen Eindruck machte; der da Capo⸗Ruf erschallte auch so anhaltend, daß sie unter Direction des Komponisten wiederholt werden mußte. Alexis Lwoff zeigte, daß er zu der kleinen Zahl der geborenen Künstler gehört, denen sich die Geheimnisse der Kunst zugleich in Folge unablässigen Studiums und Selbstdenkens erschlossen haben. Als Komponist gehört er der Schule an

welche in Meyerbeer ihren Führer verehrt, doch ist das slawische Element in ihm so vorherrschend, daß er einen eigenthümlichen Platz einnimmt. 1

Professor von Cornelius, aus Jtalien zurückkehrend, blieb nur eine Nacht hier, es war daher Niemandem vergönnt, Einsicht in die Kunstschätze zu nehmen, welche sein Genius in Rom geschaffen hatte. Unser Professor Bendemann richtet jetzt seine ganze Thätigkeit auf die Kartons zu den Fresken für Se. Majestät den König; ein Oelbild seines Schülers Metz zieht die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich; der Gegenstand ist aus dem Bauern⸗Aufstand zur Zeit der Reformation gewählt: „ein Ritter, dessen Burg in Flammen steht, ist von den drohenden Bauern umringt, seine Gattin und Kinder flehen um sein Leben.“ Ein Sohn des unsterblichen Karl Maria von Weber verspricht in der Malerei Bedeutendes zu lei⸗ sten; es scheint, als ob Fostrann ihm die Staffel liefern sollen, um seine Platz einst unter den Historien⸗Malern zu nehmen. ““