1844 / 171 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ellungen auf größere Wohnungen hier ein. Neben

. bes Badeorts selbst und seiner Anstalten, so wie auch Verschönerungen der Umgebung, welche seit voriges Jahr E

vorgenommen wurden, überrascht den diesjährigen Besucher der 2— 8 begonnene Bau einer großen Kirche, deren Ausführung in Archite 1 und Deroration eine Zierde seltener Art bilden dürfte, da die Ent⸗ würfe Männern von bewährtem Rufe angehören, und keine Kosten gescheut werden sollen, um eine würdige Ausführung zu sichern. Die Versendung unseres Kreuzbrunnens ist auch dieses Jahr im Zu⸗ uehmen und beträgt bis jetzt schon über 350,000 Krüge, eine Quan⸗

tität, die wohl nur selten bei Versendung von Mineralwässern erreicht werden dürfte. 8

Frankreich. 1 Paris, 15. Juni. Irriger Weise hatten mehrere Blätter, unter ihnen auch das Journal des Débats, gemeldet, der Prinz von Joinville habe Paris gestern früh verlassen, um sich nach seiner Bestimmung zu begeben. Die Abreise des Prinzen hat sich, wie letz⸗ teres Blatt heute erklärt, noch um einige Tage verzögert. Seine Anwesenheit an den Küsten von Marokko erscheint also nicht so drin⸗ gend, und nach den Aeußerungen des Grafen Aberdeen im britischen Parlament dürfte man sogar die Zwistigkeiten mit Marokko für so gut als ausgeglichen ansehen. Die e Verhandlungen der Deputirten⸗Kammer, nach der Verwerfung des Houzeau⸗Muironschen Amendements, bezogen sich blos auf die Details der cahiers de charges, der den Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaften aufzuerlegenden Bedingungen. Es wird hinreichen, hiervon das Resultat mitzutheilen, sobald der Beschluß darüber erfolgt ist, denn die weitläusige Erörterung der einzelnen Punkte erscheint selbst den hiesigen Blättern so wenig anziehend, daß sie den Bericht dar⸗

ber dem offiziellen Moniteur allein überlassen. Um die Frage nicht zu unterbrechen, hat die Kammer ihr auch den heutigen, sonst den Bittschriften gewidmeten Tag zugeeignet. 1

Herr Villemain befindet sich, allem Anscheine nach, dem jetzt der

Deputirten⸗Kammer vorgelegten Unterrichtsgesetze gegenüber, in eini⸗ ger Verlegenheit. Schon mit dem ursprünglichen Entwurfe, wie der⸗

selbe in die Pairs⸗Kammer gebracht wurde, konnte dieser Minister,

ls eifriger Anhänger der jetzigen Universitäts⸗Verfassung und des

davon abhängigen Unterrichtswesens, unmöglich ganz einverstanden

sein. Es wurde ihm damals bereits von demjenigen Theil der Presse, der die Sache der Universität gegen die Forderungen des Klerus am lebhaftesten versicht, der Vorwurf gemacht, daß er mit sich selbst in Widerspruch trete, und anderen Ansichten nachgebend, dem Kultus⸗Minister sich anschließe und dessen Werk vertheidige.

Noch mehr trat dieser Widerspruch während der Debatten in der Pajirs⸗Kammer hervor, wo man Herrn Villemain innerlich mit Herrn

Cousin übereinstimmen, äußerlich aber in eine Modisication nach der anderen, zur Beschränkung des Universitäts⸗Einflusses, willigen sah. Nun sieht der Unterrichts⸗Minister sich vollends genöthigt, der Depu⸗

tirten⸗Kammer ein Gesetz anzuempfehlen, dessen Abänderungen er nicht billigt. Diese schiefe Stellung hat sich, so sehr er sie auch im Ganzen zu verdecken bemüht ist, an zwei Stellen seines den Entwurf begleitenden Exposé's doch offen kundgethan. Es sind die, wo er von der

Redaction und Begutachtung der Programme für das Bakkalaureats⸗

Examen und von der disziplinarischen Jurisdiction über die Privat⸗

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könne... widrigkeiten in der inneren Verwaltung und Disziplin einer Privat⸗Anstalt

Unterrichts⸗Anstalten spricht, zwei Punkte, in welchen bekanntlich die Pairs⸗Kammer das ihr vorgelegte Gesetz wesentlich modifizirt hat, indem sie die erstere Befugniß dem Unterrichts⸗Conseil abnahm und dem Staats⸗Rath übertrug, die letztere aber von dem akademischen Conseil an die Gerichtshöfe übergehen ließ. Herr Villemain führt zwar in seinem Bericht nicht direkt die betreffenden Amendements der Pairs⸗Kammer an, um dieselben zu bekämpfen, unterwirft sie aber doch indirekt der Kritik, indem er in beiden Beziehungen sagt: „Man begreift kaum, daß der nothwendig spezielle Charakter der ver⸗ schiedenen Prüfungen, die der Verleihung der agkademische Grade vorher⸗ gehen, anderswo als in einem Unterrichts⸗ und Bildungs Conseil, dem seine gewöhnlichen Arbeiten genaue Kenntniß von dem Zustande der Studien und von den zu hebenden und zu kräftigenden Punkten geben, bestimmt werden Der 24ste Artikel bezieht sich auf den Fall, wo ernste Ordnungs⸗

für den Sekundär⸗Unterricht vorfallen. Hier, meine Herren, bot sich eine wichtige Frage dar. Wem sollte diese disziplinarische Zurechtweisung über⸗ tragen werden? Das Recht, Inspectionen zu veranstalten, setzt auch das andere Recht voraus, die Ergebnisse derselben zu beurtheilen. Wenn

diese Ergebnisse in der Verwaltung einer Anstalt zur Kenntniß von That⸗

sachen führen, welche, ohne gerade den Charakter eines gewöhnlichen Ver⸗

die der

lichere

gehens zu haben, nur ein Unrecht in diesem besonderen Beruf, eine Schul⸗

ordnungswidrigkeit sind, sollte dann nicht auch eine besondere Jurisdiction darüber zu entscheiden haben?

Und soll in diesem Fall eine solche Juris⸗ iction eine andere sein, als eine von der Universität ausgehende, wie akademischen Conseils, bestehend aus oberen Beamten des öffentlichen Unterrichts, aus Magistratspersonen und Notablen, die der Minister dazu bezeichnet? Diese Befugniß würde nur eine gesetz⸗ Regelung der Verfassung dieser akademischen Conseils selbst rheischen, als sie jetzt besteht. Die in dieser Hinsicht erhobenen Schwierigkeiten haben eine Lösung gesunden, die uns zu rein gerichtlich er⸗ cheint. Im Fall einer ernsten Ordnungs⸗Widrigkeit würde der Rektor (der Akademiec, in deren Vereich die Privat⸗Sekundär⸗Schule sich befindet) nur noch das Recht der Klage haben; der Vorsteher der Privat⸗Anstalt, an

welcher die Ordnungs⸗Widrigkeit stattgefunden hätte, würde auf diese von

em Rektor anhängig gemachte Klage, vor das Civilgericht des Bezirks eladen, und, wenn man Grund dazu fände, zu einem Verweis, mit Vor⸗ behalt der Appellation an den Königlichen Gerichtshof, verurtheilt werden önnen. Bei Rückfällen würde der Gerichtshof befehlen können, daß dem

Vorsteher der betreffenden Anstalt die Ausübung seines Berufs 1 bis 5 Jahre lang untersagt bliebe. Es fragt sich nun, ob es nicht zu bedauern

ei, daß selbst mit Hinsicht auf Gegenstände der Schulzucht, auf Thatsachen,

bei denen eine Warnung und ein Verweis hinreichen würden, die akademische Jurisdiction ganz verschwinden solle. Gewiß dürfen die Universitäts⸗Anstalten in keinem Fall die Schiedsrichter über Privat⸗Unterrichts⸗Anstalten werden, Welche durch das Gesetz zu einer freien Konkurrenz mit ihnen berufen sind; kann aber nicht die Central⸗Institution der Universität, als Vertreterin der Staats⸗Wirksamkeit, in aller Ordnung eine warnende und rügende Autori⸗

tät über die Privat⸗Anstalten behalten? Und scheinen nicht besonders die akademischen Conseils dazu bestimmt, die Elemente einer eben so wachsamen als gemäßigten Disziplinar⸗Jurisdiction darzubirten?“ b

Nachdem der Minister auf diese Weise den Deputirten zu er⸗ kennen gegeben, was ihnen noch zu untersuchen und zu thun übrig bleibe, um die Unterrichtsfrage zu lösen, fügt er hinzu:

„Die Kammer, meine Herren, hat mehrmals deutlich an den Tag ge⸗ legt, wie sehr sie dem Prinzip der Autorität und Einwirkung des Staats mit Hinsicht auf den öffentlichen Unterricht günstig ist. Von gerechtem Eifer für die Rechte der Civilgewalt beseelt, weiß sie, daß diese Gewalt besondere Ausmerksamkeit auf das Unterrichts⸗System richten muß, durch welches der Geist der Nation 5 erneuert und erhält. Sie weiß auch, daß das jetzige Spstem, in der thätigsten und aufgetlärtesten Periode des Kaiserreichs be⸗ Fründet und unter dem Einsluß der constitutionellen Monarchie vervoll⸗ kommnet, nicht ohne Nachtheil für den Staat und für die Institutionen des Landes von seinem Zweck abgewendet werden könnte. Die wichtigste

Frage ist die des Sekundär⸗Unterrichts, denn es handelt sich dabei im hohen Grade um die Art und Weise, wie eine große Anzahl von Geistern auf die wichtigen Functionen des bürgerlichen Lebens, welche sie dereinst aus⸗ zuüben bestimmt sind, vorbereitet werden sollen. In dieser Beziehung würde jede Veränderung in der Beschaffenheit oder Leitung dieses Unterrichts ein bedeutender Gegenstand sein, mit dem der Staat sich zu beschästigen hätte. Er muß dies besonders deshalb, weil mit dem Sekundaär⸗Unterricht größten⸗

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theils die Erziehung der Jugend zusammenhängt, da in den Jahren, wo 2. r* „Jug die Seelen am empfänglichsten sind, für die kostbarsten Keime der religiösen und moralischen Bildung⸗ Daß der in dem ö9sten Artikel der Charte aufgestellte Grundsatz der Freiheit in Anwendung kommen muß, und keine bloße Erklärung bleiben darf, daran zweifelt Nie⸗ mand. Aber die Anwendung desselben muß zwei Dinge bestehen lassen, die thätige und vollkommene Leitung des Staats über eine große Anzahl von Unterrichts⸗Anstalten, so wie seine Autorität und Aufsicht über alle.

Graf Montalembert scheint sich ganz der katholischen Propa⸗ ganda widmen zu wollen. Nachdem er kürzlich in Belgien gewesen und, wie es scheint, mit der dortigen klerikalischen Partei sich in nä⸗ here Beziehungen gesetzt, da ihm bald nach seiner Rückkehr eine Dank⸗Adresse von den Studenten der Universität Löwen für seine Bestrebungen zu Gunsten des freien Unterrichts zuging, hat er so eben durch seine Anwesenheit in Lyon Veranlassung zu feierlichen De⸗ monstrationen des dortigen katholischen Instituts gegeben. Man ver⸗ anstaltete ihm zu Ehren Versammlungen und Festmahle und versprach sich gegenseitig festes Zusammenhalten in dem Kampf gegen die Uni⸗ versität, deren Stützen und Vertheidiger. 1

Vor einigen Tagen fand in der Kapelle der Pairs Kammer die Trauung des Herzogs von Albufera, Pairs von Frankreich, mit De⸗ moiselle Schickler statt. 1 1

Die vor das Zuchtpolizeigericht gestellten acht Individuen, welche der Mißhandlung junger Mädchen und öffentlicher Verletzung der Schamhaftigkeit angeklagt waren, ihrem Gewerbe nach Stuben⸗ und Decorationsmaler, Gerber und Gazeweber, im Alter von 20 bis 30 Jahren, sind sämmtlich schuldig befunden und zu ein⸗ bis dreimonat⸗ licher Gefängnißstrafe verurtheilt worden. Fünf oder sechs von ihnen werden indeß noch wegen schwererer Vergehen vor die Assisen gestellt

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werden.

Paris, 15. Junj. Was der Reise des Kaisers von Ruß⸗ land 22 Se in den Angen unseres Kabinets eine hohe politische Bedeutung giebt, ist das Geheimniß, in welches der Monarch bis auf den letzten Augenblick seine Reise zu hüllen wußte. Herr Reyneval, diesseitiger Geschäftsträger am russischen Hofe, war von Herrn Gui⸗ zot angewiesen worden, zu ergründen, inwiesern das Gerücht von vir Reise des Kaiser Nikolaus nach England einen Bestand hätte. Es ist ganz natürlich, daß der Hof der Tuilerieen darüber im Klaren zu sein wünschte, da auch Ludwig Philipp einen Besuch bei der Königin Victoria vorhat. Herr Reyneval ließ nun am 20sten v. M. den Herrn Bretueil, Attaché bei der französischen Gesandtschaft in St. Pe⸗ tersburg, von dieser Hauptstadt nach Paris abgehen, um dem franzö⸗ sischen Kabinet zu melden, daß der Kaiser im Begriff stehe, zwar eine Reise in das Innere seines Reiches vorzunehmen, daß aber bisher kein Grund vorhanden sei, dem Gerüchte einer Reise Sr. Majestät nach England irgend einen Glauben beizumessen. 1 1

Wie erstaunte nicht Herr Bretueil, als er, wenige Meilen von Berlin entfernt, sich vom Reisewagen des Kaisers Nikolaus eingeholt sah, mit welchem er auf diese Art gleichzeitig in der preußischen Hauptstadt anlangte. Herr Bretueil setzte am folgenden Morgen seine Reise nach Paris fort. Sein Erstaunen wurde noch größer, als er auf der Eisenbahn nach dem Haag in demselben Wagen mit dem Kaiser Nikolaus zusammentraf, aus dessen eigenem Munde er erfuhr, daß der Kaiser sich nach London begab. Herr Bretueil eilte über Hals und Kopf nach Paris, um seiner Regierung diese Nachricht zu überbringen, welche mit den Depeschen des Herrn Reyneval im direkten Widerspruche stand. Ein solches Geheimniß gab zu allerhand Vermuthungen Anlaß. Eine darunter findet täglich mehr Glauben. Man weiß, daß es der persönliche Einfluß der Königin Victoria ist, welcher die seit dem Abschluß des Juli⸗Vertrages zwischen Frankreich und England gespannten Verhältnisse auf den freundschaftlichsten Fuß wiederhergestellt hat. Das Tory⸗Kabinet kann, seinen Prinzipien gemäß, keine innige Allianz mit der Juli⸗Regierung unterhal⸗ ten, denn seine Tendenzen neigen sich vorzüglich zu einer Allianz mit den nordischen Mächten. In der That sprach auch bei dem Gast⸗ mahl der russischen Handels⸗Compagnie in London Sir Robert Peel in so schmeichelhaften Ausdrücken von Rußland, wie er es noch nie in Betreff der Juli⸗Regierung gethan. Der Ausdruck entente cor⸗- diale, den er nie mit Hinsicht auf das wechselseitige Verhältniß zwischen Frankreich und England gebraucht hatte, wendete er bei jenem Gastmahle gerade auf Rußland an. Unsere Regierung kennt zu gut die geheimen Sympathieen des Peelschen Ministeriums, um nicht zu befürchten, daß in dessen Benehmen gegen Frankreich eine Diversion eintreten könnte, wenn die Königin Victoria durch die per⸗ sönliche Gegenwart des Kaisers in London zu einer innigen Verbin⸗ dung zwischen Rußland und England gestimmt würde. Die Zeit wird lehren, inwiefern sich eine solche Besorgniß des Kabinets 75 Tuilerieen verwirklichen kann. Vor der Hand beschränke ich mich, Sie zu versichern, daß diese Besorgniß wirklich besteht. 8

Ich habe gestern die vom Moniteur parisien und dem Constitutionnel gemeldete Nachricht von der Abreise des Prinzen von Joinville nach Marokko nicht wiederholen wollen, weil in der Kammer das Gerücht verbreitet war, der Prinz hätte mit dem Ka⸗ binet sich nicht darüber verständigen können, welches Betragen er vor Tanger zu beobachten hätte. Das heutige Journal des Débats zeigt nun wirklich an, daß der Prinz von Joinville noch nicht abgereist ist, ohne jedoch den Grund davon anzuführen. Im Konfe⸗ renzsaale der Kammer verlautet, der Prinz von Joinville hätte dem Kabinet die Frage gestellt, was er zu thun habe, wenn er durch die Umstände gezwungen würde, gegen Marokko die Offensive zu ergrei⸗ fen. Das Kabinet hätte geantwortet, man brauche mit dieser Frage sich nicht zu befassen, weil allem Anscheine nach die Streitigkeiten mit Marokko nahe daran wären, friedlich ausgeglichen zu werden, und es handle sich eigentlich nur darum, durch das Erscheinen einer franzö⸗ sischen Escadre vor Tanger jene Unterhandlungen rascher zu betrei⸗ ben. Der Prinz von Joinville, der schon glaubte, die Regierung würde ihn ermächtigen, Tanger zu bombardiren, erwiederte, man möchte die Rolle eines müßigen Beobachters einem anderen Contre⸗ Admiral übertragen, er für seinen Theil verzichte auf die Ehre, die nach Marokko bestimmte Escadre zu befehligen. Die Weigerung des Prinzen ist dem Kabinet um so unangenehmer, als alle nöth gen Anstalten zur Abreise der Escadre nach Tanger getroffen sind. Ja, um mehr Zeit zu gewinnen, hatte das Kabinet beschlossen, daß die Escadre unmittelbar aus Toulon auslaufen und der Prinz von Join⸗ ville sich in Havre einschiffen sollte. Zu dem Ende wurde die Dampf⸗ Korvette „Pluton“ aus Brest nach Havre beordert, wo sie auch wirk⸗ lich vorgestern einlief. Der Prinz von Joinville sollte am nämlichen Abend auf der Eisenbahn von Paris nach Rouen und von letzterer Stadt mit einem Dampfboot nach Havre sich begeben und sogleich nach Tanger absegeln, wo die ihm untergeordnete Escadre unterdessen an⸗ gekommen sein würde. Alle diese Vorkehrungen, die schon getroffen waren, mochten vorgestern Abend den Moniteur parisien, das halbamtliche Blatt des Kabinets, verleitet haben, anzuzeigen, der Prinz von n wäre wirklich abgereist. Da, wie der . 9 . teur parisien von gestern Abend anzuzeigen sich veentn, ie . rokkaner seit ihrem feindlichen Ueberfalle vom 30. Mai hch 88 Gebiets⸗Verletzung in Algerien sich schuldig gemacht, so wird e 1 bnh mer wahrscheinlicher, daß ein eigentlicher Krieg zwischen a. und Marokko gar nicht zu befürchten steht. Unter solchen Umständen

wäre es sehr leicht möglich, daß das Kabinet nicht länger darauf bestände, den Prinzen von Joinville nach Marokko zu senden.

Hektor Berlioz hat das Lokal der Industrie⸗Ausstellung durch besondere Gunst für drei Tage abgetreten erhalten, um darin nach dem Muster der deutschen Musikfeste ein großes Konzert zu geben, wobei er mehrere Oratorien deutscher und italienischer Meister von 800 Tonkünstlern ausführen zu lassen beabsichtigt. Die Solopartieen werden aus hundert Gesangstimmen bestehen. b wird zehn Franken betragen. Um einen zu großen Zudrang und die damit verbundene Unordnung zu vermeiden, hat der Polizei⸗Präfekt die Zahl der Eintritts⸗Karten, welche ausgegeben werden dürfen, auf 12,000 beschränkt, obgleich das Lokal der Industrie⸗Ausstellun dreimal so viel Menschen fassen könnte.

*. Paris, 15. Juni. Man hatte von einer angeblich der französischen Flagge zu Malta widerfahrenen Beschimpfung gesprochen Die heute eingetroffenen Blätter von Malta vom 4. Juni melde nun, daß am 27. Mai an Bord des englischen Linienschiffes „Formi dable“ auf Verlangen des Befehlshabers des „Geyser“ eine Unter suchung über diese angebliche Beschimpfung angestellt worden i Dieselbe hat ergeben, daß es eine Signalfahne und nicht die franzö⸗ sische Flagge war, welche den Anlaß zu diesem Mißverständnisse

lieferte. —“ Grossbritanien und Irland. 8 Unterhaus. Sitzung vom 14. Juni. Bevor das Haus heute zu den Comité⸗Berathungen über die Bill wegen Herabsetzun der Zucker⸗Zölle überging, brachte das radikale Mitglied Herr Dun⸗ combe eine Regierungs⸗Maßregel zur Sprache, welche in moralisch Beziehung unerlaubt, aber unter Umständen nothwendig und durch das Gesetz ausdrücklich vorgeschrieben ist die Verletzung des Brief⸗ geheimnisses von Seiten der oberen Postbehörden. Herr Duncombe überreichte eine Petition von mehreren in London ansässigen Indivi⸗ duen, Linton, Lovett, des Italiäners Giuseppe Mazzini und eines Vier⸗ ten, der nicht namhaft gemacht wurde, worin dieselben Beschwerde führen, „daß während des letzten Monats mehrere von ihnen ge⸗ schriebene und zur Post gegebene Briefe, welche keine politische Zwecke gehabt und keine verrätherischen Pläne gegen die Regierung dieses Landes enthalten hätten, von der Regierung zurückgehalten und ge⸗ öffnet worden seien.“ „Die Petenten“ heißt es weiter, „halten ein solches fremden Staaten entlehntes Spionir⸗System für unvereinbar mit den Grundsätzen der britischen Constitution und bitten daher um Ernennung eines Comité's, welches die Sache untersuchen möchte. Herr Duncombe fragte den Minister des Innern, ob das General⸗ Post⸗Amt in diesem Feg. durch 6 ö“ speziell instruirt und zum Erb er Briefe ermächtigt worden sei. II Eiih daß schon seit der Zeit der Königin Anna den Staats⸗Secretairen die Befugniß zustehe, unter besonderen Um⸗ ständen und unter persönlicher Verantwortlichkeit die zur Post seseenen Briefe anzuhalten und zu öffnen, und daß diese Befugniß durch die Parla⸗ ments⸗Akte vom Jahre 1837, welche alle Postgesetze konsolidirt habe, bestä⸗ tigt worden sei. Was den vorliegenden Fall, anbetreffe, so müsse er zuvör⸗ derst die Angaben der Petenten zum großen Theil für unwahr erklären v bezweifele es sehr, daß die Briefe von drei Petenten angehalten wor en seien, da er hierzu keinen Befehl ertheilt habe. Ein solcher 5 5 nur in Betreff des einen Petenten erlassen worden, und b Se. außer Kraft getreten. Uebrigens diene diese Befugniß S. ezng Beamten der Krone zur Erhaltung der öffentlichen Eie pas. c. 192 vang das Parlament sein Vertrauen auf diese Beamten gesetzt habe, sei es nich gut, die besonderen Ursachen für jede Ausübung dieser Selngea⸗ 2n e. tern. Er erkläre deshalb den Gegenstand für eine par amentarische Dis⸗

zssj veee ei Bescheid n als unzulässig, und verweigere jeden weiteren heid. kälitec Pun 8sg⸗ will die Ppetiion demnach zum Gegenstande einer

D Sprecher daran erinnert, daß dies wider ESE Fhn ans⸗ verfönliche Beschwerden, welche dringende Abhülfe erfordern, unter Umständen, wie die gegenwärtigen, die Debatte zulassen. Der Redner wählt deshalb den gewöhnlichen Ausweg, und trägt auf Vertagung des Hauses 2 I er Gelegenheit hat, weitere Bemerkun⸗ en über sein. na anzuknüpfen. 9 he,e eaahe dh Ministern zustehende Befugniß, die Briefe auf der Post zu eröffnen, gradezu für verwerflich, und behauptete, der betreffende Paragraph in dem Gesetze von 1837 sei wider den Willen des Parlaments eingeschwärzt worden. Es sei höchst beklagenswerth, daß in einem freien Lande wie England, ein solches Spionir⸗System bestehe; wenigstens hätte der Minister doch, wie es zu Zeiten Pitt's und Sidmouth's geschah, auf den von ihm geöffneten Briefen bemerken sollen, daß sie geöffnet worden seien. Herr Duncombe häufte noch eine Menge Beschuldigungen über den Minister, die, weil sie unbegründet blieben, der Wiederholung nicht werth sind.

Herr Wallace, gleichfalls radikales Mitglied, sprach im gleichen Sinne gegen das Fortbestehen dieser ministeriellen Befugniß, und behaup⸗ tete, daß schon seit längerer Zeit auf dem londoner Post⸗Amt ein eigenes geheimes Büreau zur Oeffnung der Briefe bestehe. s

Herr Labouchere, welcher unter der vorigen Whig⸗Verwaltung das Gesetz von 1837 entworfen hat, zeigte die Nothwendigkeit der Befugniß, die Briefe zu eröffnen, und Dr. Bowring stimmte damit überein, so weit Englands eigene Angelegenheiten dabei betheiligt wären.

Nachdem sich noch mehrere andere Mitglieder der Opposition ausge⸗ sprochen, wurde der von Herrn Duncombe gestellte Antrag ohne Abstimmung abgelehnt.

1 Das Haus konstituirte sich hierauf zum General⸗Comité über die Zucker⸗Zölle, konnte aber in der Berathung der einzelnen Klauseln der Regierungs⸗Bill nicht weit vorrücken, da Herr Miles mit einem dem mi⸗ nisteriellen Plane höchst gefährlichen Antrage hervortrat. Herr Miles ist konservatives Mitglied für Bristol und westindischer Eigenthümer; in letz⸗ terer Eigenschaft also mit der Bill der Regierung, welche den Zoll für das Kolonial⸗Produkt beibehält und die Differenz des Zolles für fremden, nicht durch Sklavenarbeit erzeugten Zucker auf 10 Sh. fest⸗ stellt, wenig zufrieden. Um nun trotz der von Seiten des Hauses bereits erfolgten Annahme der ministeriellen Resolutionen doch noch eine Begünstigung des westindischen Pflanzers zu erlangen, sucht Herr Miles durch seinen heutigen Antrag sich außer der Unterstützung sei⸗ ner konservativen Anhänger den Beistand der Opposition zu sichern. Er macht den Vorschlag, nicht allein den Zoll von fremdem Zucker, sondern auch von britischem Kolonial⸗Zucker herabzusetzen. „Vom 10. November 1844,“ lautet der Antrag, „soll der in den britischen Be⸗ sitzungen erzeugte Zucker auf 20 Sh. pr. Ctr. reduzirt, und das Produkt nicht Sklaven haltender Länder als China, Java, Manila, mit einem Zolle von 30 Sh. für braunen, Muscarado oder Puder-Zucker, und von 34 Sh. für weißen „Puder⸗Zucker und die demselben äquivalenten Sorten mit dem gewöhnlichen Zoll⸗Auf⸗ schlag von 5 pCt. belegt werden.“ Herr Miles gestand ein, daß er durch diesen Vorschlag die Stimmen derjenigen, welche der Handels⸗ freiheit als Prinzip huldigen, zu gewinnen hoffe, suchte aber zugleich darzuthun, daß der Regierungs⸗Vorschlag (resp. 24 Sh. und 34 Sh. für britischen und fremden Zucker) es unter den gegenwärtigen Um⸗ ständen den britischen, ohnehin sehr geschwächten Kolonieen unmöglich mache, mit dem Auslande zu konkurriren, denn da der fremde Zucker jetzt am Markte 18 Sh. koste, so würde er für 53 Sh. 8 Pee. in England zu haben sein, und dadurch die Hälfte der britischen Zuckerpflanzungen außer Betrieb gesetzt werden. Der Antrag fand bei der Whigspartei Anklang, unter Anderen er⸗ klärte sich Herr Labouchdre für denselben, wogegen der Kanzler der Schatzkammer ihn hauptsächlich aus fiskalischen Rücksichten bestritt und darauf hinwies, daß es um so unzweckmäßiger sein würde, jetzt eine bedeutende Verminderung der Einnahme zu riskiren, da be⸗

Der Eintrittspreis

8 kanntlich im nächsten Jahre eine allgemeine Finanz⸗Revision bevorstehe. Herr Gladstone schloß sich der Ansicht des Schatzkanzlers an und bekämpfte den Antrag. Lord J. Russell erklärte zwar den Plan der Regierung wie den Antrag des Herrn Miles für nicht genügend, aber gab dem letzteren vor dem ersteren den Vorzug, und als Lord Howick endlich das Haus zur Abstimmung über die Klausel der Regierung aufforderte, für welche Herr Miles das Amen⸗ dement substituirt hatte, damit man alsdann über dies Amendement selbst noch weiter berathen und abstimmen könne, ergab sich eine Mehr⸗ heit von 20 Stimmen gegen den Regierungs⸗Vorschlag. Die Zäh⸗ lung ergab nämlich 221 für und 241 Stimmen gegen die Regierung. Die weiteren Verhandlungen wurden auf den Antrag Sir Robert Peel's bis auf Montag vertagt.

London, 15. Juni. Ueber die Geschenke, welche Se. Majestät der Kaiser von Rußland während seines kurzen Aufenthalts zu Lon⸗ don mit höchst freigebiger Hand gespendet hat, sind irrige An⸗ gaben in Umlauf gekommen. Die Times giebt nachstehende authentische Aufzählung, die aber keine vollständige ist, sondern nur einige von sehr vielen Akten der Kaiserlichen Munificenz begreift. Jeder der sechs Lords vom „Haushalt der Königin“ erhielt ein goldene, diamantgeschmückte Dose mit des Kaisers Bildniß; den Stallmeistern wur⸗ den ähnliche Dosen mit der Namenschiffer in Brillanten und den drei er⸗ sten Offizianten des Marstalls einfache goldene Dosen verliehen. Außerdem hinterließ der Kaiser eine ziemliche Anzahl weniger werth⸗ voller Dosen, deren Vertheilung dem „Master of the Housechold“, August Murray, anheimgestellt blieb. Für die Dienerschaft im All⸗ gemeinen wurden 2000 (nicht 20,000) Dukaten angewiesen. Dem Verein zur Unterstützung in Noth gerathener Ausländer hat der Kai⸗ ser 1000 Guineen zustellen lassen; die Anweisung auf diesen Betrag ist durch den Konsul Benkhausen an Herrn Labouchdère, den Secretair des Vereins, gelangt. Zu dem Nelson⸗Denkmal hat der Kaiser 500 Pfd. Sterl. und zu dem Wellington⸗Denkmal die gleiche Summe beigetragen. Dem Ascot⸗Wettrennen⸗Fonds wurden 500 Pfd. jähr⸗ lich zugesichert, und zwar soll dieser Betrag jedesmal zu einem Stück Silbergeschirr (a piece of plate) verwendet werden, auf der einen Seite mit einem Gegenstand aus der russischen Geschichte und auf der anderen mit dem Kaiserlichen Wappen verziert. Für die Armen des Kirchspiels St. Georg in welchem Ashburnham⸗ haus liegt, wo der Kaiser einige Tage wohnte wurden 200. Guineen angewiesen; das Hospital für Deutsche erhielt 100 Guineen. Im Botschafts⸗Hotel ließ der Kaiser sehr ansehnliche Geschenke an Pretiosen und Geld vertheilen; die Einzelheiten sind nicht genau an⸗ gegeben. Die Polizei⸗Commissaire und die Offizianten im Konsular⸗ haus wurden mit werthvollen Ringen bedacht und die Offiziere und die Mannschaften der Dampfschiffe, welche den Kaiser und sein Ge⸗ folge nach England gebracht und auf den Kontinent zurückgeführt haben, reichlich beschenkt.

Herr Wheaton, Gesandter der Vereinigten Staaten von Nord⸗ Amerika am Hofe zu Berlin, ist von dem „british and foreign Insti⸗ tute“ hierselbst zum Ehren⸗Mitgliede ernannt worden. Dies Insti⸗ tut, eine bekannte gelehrte Gesellschaft, hat den Prinzen Albrecht zum Beschützer, und Lord Brougham, Alexander von Humboldt und an⸗ dere gelehrte und literarische Nobilitäten zu Mitgliedern.

Schweiz.

Luzern. Der neue französische Gesandte, Gra Pon dem Bundestags⸗Präsidenten in Luzern sein Beglaubigungs⸗Schrei⸗ ben überreicht und ist darauf nach Bern zurückgekehrt.

Die Eröffnung der außerordentlichen Tagsatzung 25. Juni festgesetzt.

Mittelst Kreisschreiben vom 10. Juni zeigt der Vorort sämmt⸗ lichen eidgenössischen Ständen an, daß er zwar eine außerordent⸗ liche Tagsatzung zum 25. Juni einberufen habe, weil dies nach Art. VIII. auf das Begehren von fünf Kantonen geschehen müsse, und gegenwärtig ein solches Begehren vorliege, daß er sich aber nicht für berechtigt halte, dem im Allgemeinen ausgesprochenen Wunsche dieser Kantone zu entsprechen, die Tagsatzung möge über die Angele⸗ genheiten des Kanton Wallis berathen. Der Art. IV. des Bundes⸗ Vertrages setze fest, „daß, wenn in einem Kanton Unruhen aus⸗ brechen, die Tagsatzung bei fortdauernder Gefahr auf An⸗ suchen der NMlresseben Regierung die weiteren Maßregeln treffen werde.“ Nun habe aber die Regierung von Wallis weder um Anordnung weiterer Maßregeln bei der Tagsatzung nachgesucht, noch sei in Wallis „fortdauernde Gefahr“, im Gegentheile sei in allen Theilen dieses Kantons die verfassungsmäßige und gesetzliche Ordnung hergestellt.

Es sei ein gefährlicher Grundsatz, daß das Verlangen von fünf Ständen genügen solle, um die Angelegenheiten jedes beliebigen Kan⸗ tons, in welchem die verfassungsmäßige Ordnung und die öffentliche Sicherheit zwar für einen Augenblick gestört, aber auf verfassungs⸗ mäßigem Wege wiederhergestellt worden, im Schoße der Tagsatzung zur Berathung zu bringen. Die sämmtlichen Stände möchten beden⸗ ken, daß, wenn dieser Grundsatz heut dem Kanton Wallis gegenüber aufgestellt werde, er früher oder später auch gegen andere Stände seine Anwendung finden dürfte. Dagegen beabsichtige der Vorort, der außerordentlichen Tagsatzung diejenigen staatsrechtlichen Fragen zur Ent⸗ scheidung vorzulegen, welche er im Kreisschreiben vom 5ten d. M. in Be⸗ zug auf die im Kanton Wallis durch den eidgenössischen Vorort angeord⸗ nete eidgenössische Intervention näher entwickelt habe. Falls der eine oder der andere Stand bei diesem Anlasse Berathungen über die anderen Angelegenheiten des Kantons Wallis im Allgemeinen veranlassen wolle, so würde es Sache der obersten Bundesbehörde sein, darüber zu ent⸗ scheiden, inwiefern sie in derartige Anträge eingehen wolle oder nicht. Eventuell glaube der Vorort darauf antragen zu müssen: „Die Tag⸗ satzung möge, nachdem die verfassungsmäßige Ordnung im Kanton Wallis vollkommen wiederhergestellt worden ist, alle Anträge, durch welche der Souverainetät des Kantons Wallis irgendwie zu nahe ge treten werden wollte, als außer ihrer Kompetenz liegend, von der Hand weisen.“

ist auf den

Wallis. Der Große Rath hat vor dem Schlusse der Sitzung vom 5. Juni das vom Staats⸗Rath vorgelegte Gesetz über den Ele⸗ mentar⸗Unterricht, welches dem Bischof die Befugniß ertheilt, jedes Schulbuch und jeden Lehrer auszuschließen, mit großer Bereitwillig⸗ keit angenommen. Auf den Antrag des Herrn von Kalbermatten sind die Gelder zu geheimen Ausgaben bewilligt worden, und es sollen dieselben hauptsächlich zur Einführung einer geheimen Polizei in ver⸗ dächtigen Gemeinden und zu geheimen Sendungen verwendet werden.

Spanien. *ℳ*X Paris, 15. Juni. Es ist jetzt eine ausgemachte Sache,

1 * daß die Abwesenheit der Königlichen Familie aus Madrid wenigstens

bis in den Oktober dauern wird. Der Gesundheitszustand der Kö⸗ nigin Isabella, die bekanntlich seit ihrer frühesten Kindheit an Haut⸗ krankheiten leidet, scheint sich so gestalt zu haben, daß er eine lange fortgesetzte Behandlung durch verschiedene Arten der äußeren An⸗ wendung des Wassers erfordert. Die junge Königin hat angefangen, in Barcelona selbst einfache warme Bäder zu nehmen, um sich durch

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dieselben auf eine Seebadekur vorzubereiten und im Herbste mit der Benutzung der Heilquellen von Caldas zu enden.

Inzwischen wird, wie man versichert, das ganze Kabinet nach Barcelona berufen werden, weil die „Einheit der Wirksamkeit der Staatsgewalt nicht ohne große Uebelstände auf so lange Zeit unter⸗ brochen werden könnte. Die Nothwendigkeit dieser Verlegung des Sitzes des Kabinets⸗Raths nach der augenblicklichen Residenz der Königin scheint sich bereits in einem besonderen Falle fühlbar gemacht zu haben. Die von dem Ministerium in Madrid beschlossene Aufhe⸗ bung des Vertrages über Ausbeutung des Tabacks⸗Monopols ist nämlich dem Vernehmen nach in Barcelona auf Bedenken gestoßen, welche die Königin vermocht haben, dem ihr desfalls vorgelegten Dekrete ihre Unterschrift zu versagen. Man hält es nicht für un⸗ möglich, daß auch der von Madrid nach Barcelona geschickte Entwurf der Verordnung über Auflösung der Cortes und Ausschreibung neuer Wahlen auf ähnliche Schwierigkeiten stoße.

Die in Vigo eingelaufene spanische Brigg „Union“ hat Nach⸗ richten aus Cuba gebracht, die bis zum 2ten v. M. reichen. Die Ruhe war an diesem Tage auf der ganzen Insel wiederhergestellt, und die Untersuchung wegen der großen Sklaven⸗Verschwörung wurde mit großer Thätigkeit fortgesetzt.

Vereinigte Staaten von Nord-Ameriha.

New⸗York, 1. Juni. Die große Versammlung der demo⸗ kratischen Partei zur Verständigung über den von ihr aufzustellenden Kandidaten zur Präsidentschaft ist am 27. Mai in Baltimore abge⸗ halten worden und hat das unerwartetete Resultat geliefert, daß die Majorität sich nicht für van Buren ausgesprochen hat. Zum Kan⸗ didaten für die Präsidentur wurde vielmehr ein Herr J. R. Polk von Tenessee erwählt, während die Kandidatur zur Vice⸗Präsident⸗ schaft dem Herrn G. M. Dallas aus Pennsylvanien zugefallen ist. Durch diese Niederlage van Buren's, der noch bis zu dem Augen⸗ blicke der Versammlung der Stimmenmehrheit der demokratischen Partei völlig gewiß zu sein schien, ist eine Spaltung in diese Partei gekommen, welche Herrn Clay, dem Kandidaten der Whig⸗Partei, den Sieg bei der Präsidentenwahl jetzt ganz zu sichern scheint. In kommerzieller Hinsicht ist dies in sofern von Wichtigkeit, als Herr Clay und seine Freunde den bestehenden Zoll⸗Tarif aufrecht erhalten zu sehen wünschen, der daher, wenn die Whigs ans Ruder kommen, auf eine wenigstens noch fünfjährige Dauer hoffen kann.

O New⸗York, 21. Mai. Mitten unter den Verwickelun⸗ gen, welche die texianische Angelegenheit herbeigeführt hat, dauern die Vorbereitungen aller Parteien zu dem großen Kampfe um die Präsidentenwahl fort, und jene Frage spielt dabei eine Hauptrolle. Die Freunde des Herrn Tyler stützen darauf hauptsächlich ihre Hoff⸗ nung auf dessen Wiedererwählung, und es ist keinem Zweifel unter⸗ ve sen, daß ihm namentlich aus dem Süden viele Stimmen von Seiten der Demokraten wie der Whigs zufallen werden, welche Letz⸗ teren dort Miene machen, Herrn Clay wegen seines Widerstandes gegen den Anschluß von Texas im Stich zu lassen. Um diesen schaa⸗ ren sich dagegen um so enger alle Gegner des Anschlusses, während auch Herr van Buren trotz der für ihn sehr getrübten Aussichten keinesweges von dem Kampfplatze zurückzutreten Lust bezeigt. Noch giebt es Viele, die an seine Ernennung zum demo⸗ kratischen Kandidaten bei der in wenigen Tagen stattfinden⸗ den Convention von Baltimore glauben, während auch General Cass sein Banner abgesondert aufpflanzt. In meinem nächsten Schrei⸗ ben kann ich Ihnen vielleicht schon das Resultat jener demokratischen Convention mittheilen. Wird Herr van Buren ernannt, so ist nichts⸗ destoweniger seine wirkliche Erwählung durch das Volk noch sehr zweifelhaft, so wie mir auch die Hoffnungen übertrieben scheinen, welche sich Herr Clay zu machen scheint. Nach einem am 15ten im Repräsentantenhause zu Washington gefaßten Beschlusse über die betreffende Bill des Herrn Duncan, der mit großer Mehrheit gefaßt wurde, soll die Wahl des Präsidenten und des Vice⸗Präsidenten der Vereinigten Staaten an demselben Tage in allen Staaten der Union vorgenommen werden, und wenn der Senat, wie man erwartet, diesem Beschlusse beitritt, so wird demnach dieselbe am Dienstag nach dem ersten Montag im November vor sich gehen.

Am 16ten zeigte Herr Duncan an, daß er am 20sten die Bill wegen der gemeinschaftlichen Besetzung des Oregongebietes vor dem Hause in Anregung bringen wolle. An demselben Tage wurde im Senat ein Antrag auf Schließung der Session am 3. Funi verwor⸗ fen. Aus Anlaß der Präsidentschafts⸗Frage kommt auch jene wegen der Regelung des Geldumlaufs mehr und mehr wieder aufs Tapet, würde Herr Clay gewählt, so wäre die Wiedererrichtung einer Na⸗ tionalbank so gut als sicher. Die Tarif⸗Frage ist vorläufig von bei⸗ den Parteien ad acta gelegt.

Die Ruhe zu Philadelphia dauert glücklich fort, eben so die Un⸗ tersuchung über die letzten Mord⸗ und Brandscenen daselbst vor der Groß⸗Jury. Eine Anzahl Personen sind in Haft; bis jetzt scheint sich herausgestellt zu haben, daß zwar die Irländer zuerst angriffen, aber von Seiten einiger Native⸗Americans die ersten Schüsse gefallen waren. Die achtungswerthesten Bürger aller Quartiere haben nun die Nothwendigkeit festen Zusammenhaltens zum Schutze der öffent⸗ lichen Ordnung, des Friedens, der Ruhe, der Sicherheit der Perso⸗ nen und des Eigenthums endlich begriffen und sich eine militairische Organisation in Compagnieen gegeben, die von Zeit zu Zeit in den Waffen sich üben, um im Falle des Bedarfs sogleich überall mit Kraft und Entschiedenheit auftreten zu können. Welch schlimme Wirkung die letzten Unruhen auf die Gemüther hervorgebracht haben, und wie sich diese nicht blos auf die nächste Nähe beschränkt, zeigt eine in der Montreal Gazette (Kanada) vom 14ten d. gegebene Nachricht, wonach die zahlreichen bei dem Lachina⸗Kanal beschäftigten Irländer den gleichfalls dort arbeitenden Amerikanern förmlich gedroht haben, daß Pul⸗ ver u. Blei für sie bereit sei, wenn sie nicht augenblicklich ihres Weges gin⸗ gen. Man sieht, wie die Erbitterung gegenseitig sich steigert. Die mehrere Tage hindurch geschlossen gewesenen katholischen Kirchen zu Philadelphia und dem umgebenden Distrikt sind nun alle wieder geöffnet, der Got⸗ tesdienst wird wieder wie früher, aber unter einem weit größeren Zu⸗ drange des Volkes gehalten. Der hiesige katholische Bischof Hughes hat an den Morning Courier ein langes Schreiben gerichtet, worin er die politischen Ursachen auseinandersetzt, welche die trauri⸗ gen Scenen zu Philadelphia veranlaßten, und darthut, daß das lei⸗ denschaftliche Sektirerwesen, aus dem sie hervorgegangen, von gewissen Parteien für politische Zwecke befördert worden sei.

Die Berichte über den Stand der Baumwollen⸗Pflanzungen lau⸗ ten aus Natchez und Charleston schlimm, das ungünstige Wetter ver⸗ hinderte das Fortkommen der Vegetation, und das Wenige, was wuchs, wird von mehreren Arten von Raupen zerstört, so daß die Hoffnun⸗ gen der Landwirthe auf eine Aerndte fast vernichtet sind. Nur ein baldiger Witterungswechsel könnte vielleicht noch etwas nachhelfen.

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☛☚ Paris, 14. Juni. Das folgende Schreiben aus Port au Platt vom 8. Mai giebt endlich eine zusammenhängende Darstellung der Ereignisse auf Haiti, über welche so widersprechende Angaben bis⸗ her uns zugekommen waren; es sagt:

Die Schwarzen und Mulatten des Westens haben eilig ihre Armeen aufs neue gesammelt, um diesen Theil der Insel wieder zu gewinnen. So

viel ich erfahren kann, bestand die Armee von Port au Prince damals aus 8000 Mann, die vom Cap aus 6500, die Kolonne des Generals Cadet mit inbegriffen. Da unter den haitischen Truppen sehr wenig Disziplin herrscht, so war die Armee von Port au Prince schon auf 7000 Mann herabgekommen, als sie die Gränze erreichte; dort stieß sie auf die Armee von St. Do⸗ mingo und mußte Halt machen. Indeß rückte sie doch vor und hat mit dem Feinde die Gefechte bestanden, deren letztes ihr so nachtheilig wurde, daß sie eine Zuflucht zu Azua suchen mußte. Am 9. April dort von den Dominikanern angegriffen, ward sie gezwungen, über die Gränze zurückzu⸗ gehen, blieb aber auf einem Berge in der Nähe von Azua gelagert; 1000 Mann wurden von den Blattern befallen, und täglich starben eine große Zahl Leute aus Mangel an Pflege. In der Bai von Azua kam es zu einem Seegefechte, und die aus drei Segeln bestehende haitische Flottille wurde von einer dominikanischen Flottille von derselben Stärke auf die Klippen geworfen und scheiterte. Eines der haitischen Schiffe ist, was man sonst zu New⸗York ein großes Pilotencanot für Kanäle nannte; es ist von 50 Franzosen geführt, die von der französischen Flotte entlehnt wurden, welche einige Zeit vor dem Gefechte sich im Hafen befand.

Auf dieser Seite (von Port au Platt) war die Armee von Cap Haiti, als sie die Gränze erreichte, durch Desertion bereits auf 5000 Mann zu⸗ sammengeschmolzen. Sie wurde aufgehalten durch die Truppen von Mocha und Santiago unter den Befehlen des Generals Titus Salceda, welcher der Cincinnatus dieses Landes genannt werden kann. Obgleich nur ein⸗ facher Pflanzer, hat er sich zuerst erhoben, um seine Mitbürger zum Auf⸗ stande aufzurufen, und wurde von ihnen zum General ernannt. Die Ar⸗ mee vom Cap, durch ihn aufgehalten und gezwungen, eine andere Richtung einzuschlagen, erlaubte so der Armee von Santiago, in diese Stadt zurück⸗ zukehren und dort eine Stellung zu nehmen. Die Bevölkerung von La Sierra ist nach ihren Bergen geflüchtet und die Armee unserer Stadt hat sich in einem Passe dieser Berge postirt, welcher die Straße vom Cap und von Santiago nach Port au Platt beherrscht. Am 30. März langte die Armee vom Cap, auf 4000 Mann zusammengeschmolzen, vor Santiago an, wurde aber hier nach mehrfachen vergeblichen Stürmen von der Artillerie des Platzes mit großem Verlust an Leuten zurückgetrieben und floh mit Zu⸗ rücklassung von 1000 Todten oder Verwundeten der Gränze zu.

Als diese Trümmer nun, hier vom Cap aus verstärkt, den Befehl erhiel⸗ ten, von Neuem gegen Santiago zu marschiren, weigerten sie sich einstim⸗ mig, und der Präsident Herard schickte alsbald dem General Pierrot den Befehl, je einen Mann von dreien in der ganzen Armee erschießen zu lassen. Der General aber weigerte sich seinerseits, diesen gräulichen Befehl zu vollziehen und zeigte dies dem Präsidenten an, der sogleich dem Gene⸗ ral Obas und dem Oberst Bottax, der im Cap befehligt, Weisung gab, den General Pierrot zu verhaften und nach Port au Prince zu schicken. Während dessen war die Armee des Cap auseinandergelaufen. Der Offi⸗ zier, Ueberbringer des Verhaftbefehls, war auch beauftragt, funfzehn Kano⸗ nen von Bronze, die sich im Cap befinden, nach Port au Prince einschif⸗ fen zu lassen, und eine neue Armee auszuheben. Aber die Bevölkerung vom Cap glaubte, die Kanonen und die 30,000 Piaster, welche der Offizier mit sich führte, behalten zu müssen, und proklamirte den Norden als unabhän⸗ gigen Staat; General Pierrot wurde zum Ober⸗Befehlshaber ernannt. Die einflußreichsten und reichsten Männer des Cap schlossen sich dieser Be⸗ wegung an und beschäftigen sich gegenwärtig mit der Organisation einer

(Armee, um sie gegen Port au Prince zu schicken. Ich glaube, Haiti wird

bald das Schauspiel der Flucht eines anderen Präsidenten darbieten. Der Staat des Nordens wird das ganze frühere Königreich Christophe's, Go⸗ naives, St. Marcs u. s. w. begreifen.

Im Süden ist eine Armee von Aux Caves ausgerückt, aber nach einem kurzem Marsche kehrte sie wieder um und machte ohne Erbarmen Mulatten und Quarterons nieder. So weit reichen unsere letzten Nachrichten aus dem Süden. Der französische Konsul zu St. Domingo hat seinem Kollegen zu Port au Platt geschrieben, daß er Konsul der dominikanischen Republik sei. Als die haitischen Armeen ihren Marsch gegen diesen Theil des Landes antraten, hatten sie Befehl erhalten, Alles niederzumachen, was Spanisch spräche. Die Bevölkerung dieses Theils der Insel, welcher der klassische Boden der neuen Welt ist, zählt 300,000 Seelen, worunter 200,000 Weiße, Spanier, fast sämmtliche Abkömmlinge der ersten Ansiedler. Im Innern ist die Mehrheit des Volkes weiß. Der Rest besteht aus 100,000 Negern, Mulatten und Anderen, die alle Nüancen von weiß bis schwarz darstellen. Die Weißen stehen an der Spitze dieser Revolution. (Der Schreiber dieses Briefes meint nun, es wäre gerathen, einen nordamerika⸗ nischen Agenten an die neue dominikanische Republik abzuschicken, um zu ermessen, ob sie würdig sei, anerkannt zu werden. Ihre Chefs und die Masse des Volks seien Weiße, die sich dem erniedrigenden Joche der Schwar⸗ zen und Mulatten des Westens entzogen hätten.)

Außer den obigen Nachrichten erfährt man nur noch, daß die amerikanische Goelette „Doty Chase“, die von New⸗York am 1. Mai vor Aux Cayes eingetroffen war, am Einlaufen in den Hafen durch feindselige Drohungen gehindert wurde. Der Capitain Baker konnte nicht einmal erfahren, ob die Stadt noch in den Händen der Insur⸗ rection oder wieder in der Gewalt der Regierung von Port au Prince damals war. Der General Acana (andere Berichte nennen ihn Acao, wieder andere Acas) hatte dieselbe aber nach weiteren Berichten noch in seiner Gewalt, und dem General Coyemite den Befehl in der Stadt Jeremie übertragen. Die Ruhe war einen Augenblick durch einige dem französischen Konsul zugefügte Beleidigungen zu Aux Cayes gestört worden; aber auf die energischen Remonstrationen desselben und des Kommandanten der Brigg „Euryale“ hatte General Acana aus freiem Antriebe freundschaftliche Aufklärungen gegeben und die Schuldigen bestraft. Von den auf Jamaika angekommenen Flüchtlin⸗ gen hatte die Mehrzahl der Männer die Flucht ergriffen, um nicht zum Eintritt in Herard's Armee und zum Marsch gegen St. Do⸗ mingo gezwungen zu werden. Folgenden Zug erzählt die Zeitung von Kingston. Ein gewisser Fanfan Cadet, von Aux Cayes gebürtig, hatte sich eines Schiffes von St. Domingo auf die sonderbarste Weise bemächtigt. Er hatte sich ganz allein mit einer Flinte bewaffnet auf einem Kanot eingeschifft, näherte sich dem erwähnten Schiffe und gab Feuer. Die erschreckte Equipage stürzte sich ins Wasser, ließ das Schiff im Stiche, von welchem der Mann ohne Weiteres Besitz nahm. Es gelang ihm, dasselbe bis nach Azua zu führen, wo er dem Prä⸗ sidenten Herard ein Geschenk damit machte; allein bald kam ein Schiff unter französischer Flagge herbei, bemächtigte sich dieser leich⸗ ten Beute und gab das Schiff an seine Equipage zurück. Der Prä⸗ sident, über diese Dazwischenkunft sehr gereizt, schrieb an den franzö⸗ sischen Konsul, Herrn Levasseur, und verlangte Aufklärungen von ihm.

Das letzte von Port au Platt am 8. Mai abgegangene Schiff bringt Berichte, wonach zwischen dem Präsidenten Herard und den Häuptern des Aufstandes von St. Domingo Besprechungen zu dem Zwecke der Unterhandlungen für eine gütliche Abfindung stattfanden. Man wußte übrigens nicht, ob die abgesonderte Unabhängigkeit des spanischen Theils von Haiti dabei zu Grunde gelegt wurde.

IN Paris, 14. Juni. Nachrichten aus Galveston (Texas) bis 11. Mai zeigen, daß der Verkehr der amerikanischen Kriegsschiffe mit jenem Hafen sehr lebhaft war. Das Staats⸗Dampfschiff der Verei⸗ nigten Staaten, „Poinsett“, welches Herrn Thompson, vertrauten Agenten des nordamerikanischen Staats⸗Secretairs des Auswärtigen, nach Veracruz bringt, berührte Galveston am 11ten, angeblich nur um Kohlen einzunehmen, und sollte am folgenden Tage seine Fahrt fortsetzen. Man hatte bei dieser Gelegenheit zu Galveston die Nicht⸗ zustimmung des Herrn Clay zu dem Anschlusse von Texas erfahren, laubte aber allgemein, diese Opposition beziehe sich nur auf die poche des Anschlusses. Uebrigens herrschte in Texas eine ziemlich lebhafte Unzufriedenheit über die Wendung, welche die Anschluß⸗An⸗ gelegenheit zu Washington genommen hatte. Viele scheinen jetzt zu bedauern, daß man nicht lieber den Versuch zu Unterhandlungen mit England machte. Die Fregatte „Potomac“ der Vereinigten Staaten, mit dem Commodore Conner an Bord, dem bekanntlich der Ober⸗