“ 11“ üt 1 volizei entli tigung der ; enden Viktualpolizei wesentlich zur Beschwichtigung de vhnen ücgenlasen beitragen, deren Erbitterung hauptsächlich in den so eben angedeuteten Verhältnissen ihren Grund hatte.
8 Frankreich.
8 Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 9. Juli. Nach Annahme des Amendements zur Verbesserung des Gehalts der Ele⸗ mentar⸗Schullehrer ging die Kammer zur Diskussion des Kredits für das Collége de France über, wobei sich verschiedene Debatten ent⸗ spannen. Erstens schlug Herr Grandin vor, die Forderung von 5000 Fr. zur Errichtung eines Lehrstuhls für vergleichende Embryo⸗ genie zu streichen, weil schon ein Lehrstuhl für die Naturgeschichte der organischen Körper an dieser Anstalt bestehe. Der Minister des öffentlichen Unterrichts vertheidigte die verlangte Dotation, indem er sich auf gelehrte Autoritäten berief, die den Unterricht in jener Wissenschaft für sehr nützlich und wichtig erklärten. „Man mag ihn“, fügte er hinzu, „vielleicht am Collége de France nicht wohl an⸗ gebracht finden; ich gestehe aber, mir kömmt es hauptsächlich darauf an, daß er irgendwo gegeben werde. Die genannte Wissenschaft hat bereits große Fortschritte gemacht, sie wird immer weiter fortschreiten, je mehr man sich mit ihr beschäftigt, und die Errichtung des Lehr⸗ stuhls dafür habe ich deshalb am Collége de France und nicht an der Universität vorgeschlagen, weil in jener Anstalt der Unterricht minder technisch und auf das Eramen berechnet sein wird, als er es in der medizinischen Fakultät sein würde.“ Nach dieser Rechtfertigung des verlangten Kredits wurde das Grandinsche Amendement verworfen. Eine lebhaftere Debatte veranlaßten die Vorlesungen des Professor Mickiewicz, der in der neueren Zeit vom Dichter zum phantastischen Philosophen sich umgewandelt hat.
Herr Lespinasse: Wozu kann die kürzlich erfolgte Errichtung eines Lehrstuhls für slavische Sprachen am Collége de France nützen, da der dazu ernannte Professor, statt sich mit den nordischen Sprachen zu beschästigen, nur an die neue Religion denkt, die er zum großen Aergerniß der pariser Bevölkerung predigt. Er hat in dieser Hinsicht die anstößigsten Dinge ge⸗ sagt. Ich habe auch noch von zwei anderen Professoren des Collége de France zu sprechen, doch will ich keine Namen nennen. (Murren.)
Der Präsident: Ich fordere den Redner auf, die größte Zurückhal⸗ tung in Bezug auf Personen zu beobachten.
Herr Lespinasse: Ich greife Niemand an, ich mache nur auf That⸗ sachen aufmerksam, und überlasse dem Minister die Nutzanwendung.
Herr Villemain: Meine Herren, der Unterricht des Collége de France ist für Erwachsene bestimmt, es ist keine Klasse von Studirenden dazu ge⸗ nöthigt, er kann also mit dem engeren, überwachteren und ernsteren Unter⸗ richt der Universität nicht verglichen werden. Der vorige Redner hat einen Fremden angeklagt, dem die gewohnte Hochherzigkeit Frankreichs und seine Achtung vor dem Unglück und dem Talent einen Lehrstuhl am Collége de France gegeben haben. Einen Abwesenden beschuldigen und Worte inkri⸗ miniren, die man nicht selbst gehört hat, ist immer bedenklich und giebt oft Anlaß zu Aergerniß. Der berühmte Fremde, den das ehrenwerthe Mitglied so heftig angegriffen hat, ist übrigens der Verfasser einer Schrift, „der pol⸗ nische Pilger“, welche Graf Montalembert mitEnthusiasmus übersetztund heraus⸗ gegehen hat. (Gelächter.) Ich glaube daher, meine Herren, daß schon auf den ersten Anblick keine übertriebene Aengstlichkeit, kein Argwohn der Irreligiösität mit
dem Namen dieses Fremden sich zu verknüpfen braucht, welchen Unglück, Talent und Poesie in einige Ueberspanntheit versetzt haben mögen, dessen erste Schriften aber ein so religiöses und durch einen so frommen Ueber⸗ setzer geheiligtes Gepräge trugen. Ich kann daher auf diese gegen einen Ausländer, gegen einen Abwesenden und gegen einen Dichter gerichteten Beschuldigungen nicht viel geben. (Beifall.)
Herr Glais⸗Bizoin: Solche Angriffe sind Lobeserhebungen.
Der Präsident: Sie haben nicht das Wort.
Herr Villemain: Ich will nur zwei Dinge hervorheben, welche die Kammer in ihrer Unparteilichkeit und hohen Vernunft würdigen wird. Das Collége de France ist kein Collége (Gymnasium oder Lyceum) im gewöhn⸗ lichen Sinne des Worts; keine von den Anstalten, wo alle Worte, an eine zu berücksichtigende Jugend gerichtet, ernstlich abgewogen und überwacht werden müssen; nein, es ist eine Anstalt für hohen und freien Unterricht. (Allerdings!) Indeß da die Professoren dieser Anstalt unter dem Schutz des Staates lehren, ich will nicht sagen im Namen des Staates, denn es ist ihnen nicht jedes ihrer Worte vom Staate eingeblasen, so haben sie sehr enge und gebieterische Pflichten der Mäßigung, Bedächtigkeit und Vor⸗
sicht, und wir werden niemals vergessen, sie nöthigenfalls daran zu erinnern. (Beifall.) B 2 8 2
Herr Lespinasse: Ich danke dem Herrn Minister dafür, daß er implicite den Vorwurf angenommen hat, den ich einem Ausländer gemacht. (D nicht doch.) Ich werde die Regierung allemal beloben, wenn sie edles Unglück aufnimmt, aber das Unglück darf auch kein Vorwand sein, unsere Nation zu vergiften. (Gelächter und Murren.) Der Professor, um den es sich handelt, ist Verfasser eines Werkes, welches allen anerkannten Dogmen widerstrebt. Ich will es nicht nennen.
Eine Stimme: Und wir kennen es nicht.
Herr Lespin asse: Nun so werde ich es nennen. (Gelächter.) Es ist das „Bankett“. Darin ist eine Verneinung aller Glaubenslehren ent⸗ halten, und ich wünsche Ihnen Glück, wenn Sie es noch nicht gelesen haben. (Lärm.) Man hat gesagt, das Collége de France sei keine ge⸗ wöhnliche Schule. Allerdings nicht, aber die Gefahr ist nur um so größer, wenn sie reife Leute trifft. Diese nehmen dorther all ihre Wissenschaft und zwar eine schlechte. (Erclamationen.) Der am Collége de France in meh⸗ reren Gegenständen gegebene Unterricht ist verderblich für die Nation; daher sind, und vielleicht mit Recht, alle Verlegenheiten entstanden, die der fran⸗ zösische Klerus der Regicrung bereitet hat. (Lärm.) Ich bezeichne diese Anstalt als eine solche, an der viele Männer verdorben worden sind. (O, o!) Noch im vorigen Jahre war dies Institut der Gegenstand eines so argen Standals, daß die bewaffnete Macht zu Hülfe gerufen werden mußte, um denselben zu unterdrücken. Mehrere Stimmen: sich an Skandals.
Bei Gelegenheit des Budget⸗Kapitels über die Bibliotheken for⸗ derte Herr Lherbette das Ministerium auf, den Vorschlag des Herrn Wattemare, in Bezug auf den Austausch der Doubletten mit den Bi⸗ bliotheken des Auslandes, in ernstliche Erwägung zu ziehen und ihn, so weit er ausführbar, anzunehmen. Bei demselben Artikel veranlaßte ben dieses Mitglied eine Debatte über eine Maßregel des Kultus⸗ Ministers, der eine historische Merkwürdigkeit, den Sessel König Da⸗ obert's, dessen Besitz das Kapitel von St. Denis aus der Zeit von er Revolution her in Anspruch genommen, aus der Königl. Bibliothek hatte fortnehmen lassen. Sowohl Herr Villemain wie Herr Martin du Nord schwiegen still. Herr Isambert aber wies nach, daß die beiden Minister, dem Kapitel von St. Denis zu gefallen, ein förmliches Ge⸗ setz umgestoßen, welches im Jahre 1791 der Bibliothek jenen Sessel zugetheilt habe. Indeß wurde auch das Lherbettesche Amendement verworfen. Ein Mitglied rief hierauf, die Kammer habe also selbst die Verletzung eines Gesetzes sanctionirt, erhielt aber vom Präsidenten die Zurechtweisung, daß Niemand das Recht habe, eine Entscheidung der Kammer zu rügen. Das Budget des öffentlichen Unterrichts wurde in dieser Sitzung vollständig votirt.
Paris, 10. Juli. Zwei Schreiben hat Mar
b — 8 all Bugeaud
28 2 marokkanischen Befehlshaber El Genaui 1e 809s erste 5. Juni, also am Tage nach dem letzten Gefecht. Der Mar⸗
Halten Sie die Urheber dieses
8½ 1 darin an, daß er gegen Uschda marschiren werde, -eeeesedeeen, sondern, wie er sagt, blos um den Her⸗ rantkreich . Henaui's zu begegnen und ihm zu zeigen, daß en Frieden wolle, aber den Krieg nicht fürchte. Die 8895 vn 1iSten datirt, lautet: ebs 8 „ abe Deinen Brief empsangen und seinen 3. Als ich nach der Gränze kam, hatte ich keine andere ncchen ¶. ZZ11“ 11A4*X*X“
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Unterthanen Gutes zu erzeigen und sie zum Verbleiben in ihren gebühren⸗ den Gränzen zu nöthigen; da ereignete sich ein Vorfall, den ich nicht be⸗ absichtigte und dem ich meine Zustimmung nicht gegeben. Als Du selbst anlangtest, schicktest Du eine Botschaft an mich, und ich habe mich mit Deinem Repräsentanten aufrichtigen Herzens und ohne Hinterlist besprochen. Ihr machtet Vorschläge, ich ebenfalls, wir konnten uns nicht verständigen, nud wir trennten uns wohlbehalten, beiderseits hoffend, daß der andere Theil sich berathen werde, und daß wir nach neuen Vollmachten von beiden Seiten zu einer jede Schwierigkeit beendigenden Uebereinkunft ge⸗ langen würden. Von dem, was nach meiner Abreise vorging, hatte ich keine Kenntniß, bis zu dem Augenblick, wo man mir mel⸗ dete: es hat sich dies und dies zugetragen. Wisse, daß ich die Mißverständnisse zwischen uns nicht billigen würde, und wenn selbst das schlechte Benehmen von Eurer Seite ausginge. Aber vollbrachte Thatsa⸗ chen lassen sich nicht rückgängig machen, denn Gott allein lenkt alle Dinge. Du sagst uns, Du seiest noch zum Guten und zum Frieden gestimmt. Dasselbe ist meinerseits der Fall, und überdies habe ich keine Erlaubniß dazu, Krieg zu führen. Auch muß nicht der eine oder der andere Theil es gleich als eine unverantwortliche Unbill ansehen, wenn dies und jenes dem Frie⸗ den zuwider vorfällt, so lange Freundschaft zwischen uns besteht und wir an den alten, von unseren Vorfahren aufgestellten und von ihren Nachkom⸗ men besolgten Bedingungen festhalten; Gott thut, was er will und was ihm gefällt. Ich werde mich in keiner Weise von diesen Bedingungen ent⸗ fernen; im Gegentheil, durch Erfüllung derselben werden Freundschaft, Friede und Wohlfahrt der Unterthanen sich befestigen.“
In einer Anmerkung zu diesem marokkanischen Schreiben wird gesagt, daß es absichtlich in dunkelen Ausdrücken abgefaßt zu sein scheine. Der Marschall antwortete darauf unterm 17ten, er sei die listigen Umschweife der Diplomatie nicht gewohnt, sondern gehe immer gerade aufs Ziel los, daher lege er ihm vor, was Frankreich fordere (s. unten die Erklärungen Guizot's in der Pairs⸗Kammer), und er⸗ warte seine Antwort. Diese blieb jedoch aus; El Genaui ließ nichts mehr von sich hören. Die ausführlichen Depeschen des Marschalls über seinen Zug nach Uschda und von da nach Nedromag und Dschema el Ghasauat enthalten wenig Bemerkenswerthes, was nicht schon be⸗ kannt wäre. Der Marsch von Uschda war sehr beschwerlich, weil ein so erstickender Südwind wehte, daß die Soldaten der Infanterie sich kaum auf den Beinen erhalten konnten und auch die Pferde sehr litten. Am 19ten früh rückte der Marschall mit seiner Kolonne durch die schönen Obstgär⸗ ten von Uschda in diese Stadt ein, die er bis auf ein Viertel der Eingebore⸗ nen, worunter die sämmtliche Judenschaft, und 200 Familien aus Tlemsen, welche dort wider ihren Willen zurückgehalten wurden, ge⸗ räumt fand. Er ließ nichts wegnehmen, außer Futter für die Ka vallerie. Von den vornehmsten Einwohnern erfuhr er, daß nach dem Gefecht vom 15ten die beiden feindlichen Anführer, El Genaui und El Kebibi, ganz mit einander zerfallen seien; daß der Eine die Fran⸗ zosen abwarten und sich auf einen Kampf einlassen wollte, während der Andere behauptete, es sei dies gegen den Willen des Kaisers; daß sie sich gegenseitig den Vorfall bei der Konferenz und die darauf erlittene Niederlage vorwarfen, und daß Beide sich endlich mit 3000 Mann regelmäßiger Kavallerie, 1500 Mann hinzugekommener Kontingente und 4 Stücken Geschütz von Uschda zurückzogen. Man versicherte sogar, in einiger Entfernung von dieser Stadt habe das kleine marokkanische Truppen⸗Corps sich ganz aufgelöst; indeß wollte der Marschall sich auf diese Aussage nicht verlassen. Er hörte auch, daß von Abd el Kader's Deira nur noch seine Familie in 7 oder 8 Zelten übrig sei, und er hält sich für überzeugt, daß der Emir von dem ihm wenig geneigten und sehr mißtrauenden Kaiser von Marokko keine Geld⸗Unterstützung empfange, sondern nur von dem Ertrag der Razzias lebe, mit denen er freilich das Gebiet von Algier auch in der letzten Zeit noch sortwährend heimsuchte. Marschall Bugeand erwähnt in seinen drei Berichten verschiedener sol⸗ cher Invasionen des Emirs. Uebrigens hofft der Marschall, daß der Kaiser von Marokko, durch die erlittenen Nieder⸗ lagen seiner Truppen eingeschüchtert, den nur mit augenscheinlicher Aengstlichkeit unternommenen Kriegs⸗Projekten bald entsagen und daß das energische und doch gemäßigte Benehmen französischer Seits der Diplomatie die gütliche Ausgleichung der Sache möglich machen und erleichtern werde. Zugleich verspricht er sich von der Expedition nach der marokkanischen Gränze eine heilsame moralische Wirkung auf die aufsässigen Stämme in Algerien, namentlich sieht er nach der Flucht des marokkanischen Armee⸗Corps einer baldigen Unterwerfung der Gränzstämme entgegen, die dem Emir Abd el Kader, dessen In⸗ fanterie noch aus 4 — 500 Mann besteht, bisher hauptsächlich die Ka⸗ vallerie zu seinen Raubzügen lieferten. Beim Abzug von Uschda nahm Marschall Bugeaud die 200 Familien aus Tlemsen, ihrem Wunsche gemäß, mit. Es waren Mauren und Kuluglis, meistentheils wohlhabende Kaufleute und Handwerker, die den Franzosen die Pferde und Maulthiere zum Transport ihrer Habseligkeiten gut bezahlten. Der Mar⸗ schall wäre, wie er sagt, von Uschda lieber nach dem Süden mar⸗ schirt, um die Stämme zu züchtigen, welche Abd el Kader noch zum Rückhalt dienten und an die er die Beute seiner Razzias verkaufte, aber die Nothwendigkeit, die Truppen der Expeditions ⸗Ko⸗ lonne zu verproviantiren, zwang ihn, den Weg nach der kleinen Küstenstadt Dschemaa Ghasauat einzuschlagen, wohin die Dampfböte Lebensmittel bringen konnten. Die Oeccupation dieser Stadt und ihres Hafens scheint dem Marschall als Stützpunkt für die Subsistenz der am linken Ufer der Tafna operirenden Truppen und zur Verhinderung des Schleichhandels sehr zweckmäßig. Sie liegt auf einer Halbinsel, deren Isthmus sehr schmal ist, und eine sehr kleine Garnison wird von Marschall Bugeaud zu ihrer Behaup⸗ tung für hinreichend gehalten. Ueber die militairischen Zustände Marokko's hat derselbe in Erfahrung gebracht, daß dieses Reich zwar viel Bewaffnete habe, aber keine Invasions⸗Armee zu bilden im Stande sei, weil es nur sehr wenig regulaire Infanterie besitze, also den Fran⸗ zosen nur regelmäßige Kavallerie und irregulaire Kontingente der Stämme entgegenstellen könne, die man bereits ohne Furcht zu be⸗ trachten gelernt habe. Nöthigenfalls würde der Marschall den Ge⸗ neral Lamoricière mit seinen 6 Bataillonen heranziehen, und dann glaubt er es mit den Marokkanern sehr wohl aufnehmen zu können. In dem Gefecht vom 15ten sollen diese über 400 Mann verloren haben, darunter 275 der von El Kebibi herbeigeführten Fußtruppen. Den letzten Gerüchten zufolge, die man in Ghasauat am 27. Juni aus Uschda hatte, sollten die marrokkanischen Truppen, nachdem sie durch Desertion sehr gelitten, von einem anderen Chef, der mit einem neuen Kontingent herangekommen wäre, in die Nähe jener Stadt zurückgeführt worden sein; nach Anderen wäre nur eine kleine Anzahl Reiter zurückge⸗ kehrt und von diesen etwa 50 in Uschda selbst eingerückt. Marschall Bugeaud hoffte am 27ͤsten Abends mit einem Convoi von 80,000 Rationen von Ghasauat abziehen zu können und am 29sten wieder im Lager von Lalla Magrnia einzutreffen. Er hatte die Nachricht von der Absendung des Prinzen von Joinville mit einem zum Kreuzen an den marolkanischen Küsten bestimmten Geschwader erhalten und bezeigt sich darüber sehr erfreut. Der Prinz war kaum in Oran angekommen, als er dem Ingenieur⸗Capitain Coffinieres befahl, mit dem Dampf⸗ boot „Phare“ eine Rekognoszirung der Küste, besonders in der Ge⸗ gend von Tanger und Mogador, vorzunehmen.
Der Contre⸗Admiral Leray ist an die Stelle des verstorbenen Vice⸗Admirals Lalande zum Mitglied des Admiralitäts⸗Raths und der Contre⸗Admiral Turpin an Stelle des Ersteren zum Befehlsha⸗ ber der französischen Flotte im Mittelmeer ernannt worden.
Arago hat gestern der Akademie der Wissenschaften angezeigt,
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1
daß Herr Victor Mauvais, Mitglied des Instituts, am 7ten d. einen neuen Kometen entdeckt hat. (Es ist derselbe, der auch, wie bereits gemeldet, auf der Sternwarte von Berlin entdeckt worden.)
2ꝑ2 Paris, 10. Juli. In der heutigen Sitzung der Pairs⸗ Kammer erhob sich der Fürst von der Moskwa, um seine In⸗ terpellationen wegen Marolko zu stellen. (Allgemeine Aufmerksamkeit.)
Der britische Premier⸗Minister, sagte er, habe im englischen Parlamente erklärt, von der französischen Regierung die befriedigendsten und vollständig⸗ sten Erklärungen über die Angelegenheit von Marofko erhalten zu haben, ohne Rückhalt, selbst in Bezug auf die dem Prinzen von Joinville ertheil⸗ ten Instructionen, dessen Ernennung schon hingereicht, die Empfindlichkeit Englands zu reizen. In der That seien diese Erklärungen ohne Zurückhal⸗ tung gewesen. Das sei eine Unklugheit, ein Fehler, der selbst durch die Anforderungen des herzlichen Einverständnisses sich nicht rechtfertigen ließe. Der Redner hebt hervor, welche bedauerliche Folgen für die französischen Besitzungen in Afrika aus der Erklärung Sir Robert Peel's erwachsen foͤnnten. Der Muth des Kaisers von Marolko müsse dadurch gehoben werden, eben so wie der des Abd el Kader, um in ihrem feindseligen Sy⸗ stem gegen Frankreich zu beharren. Zwischen den Worten des englischen Ministers und denen des Herrn Guizot in der Deputirten⸗Kammer herrsche ein schreiender Widerspruch. Er erwarte die Erklärungen des Herrn Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, um beruhigt zu werden, denn er sei beunruhigt durch die Sicherheit, welche Sir Robert Peel zeige. Er werde sich freuen, zu vernehmen, daß die Regierung nichts gethan habe, was den Erfolg unserer Operationen in Marolko gefährden könnte. Der Redner bringt dann auch die Frage des Exequatur für den englischen Kon⸗ sul zu Algier und den Besuch des Gouverneurs von Gibraltar im marok⸗ kanischen Lager wieder zur Sprache. Allerdings habe die englische Regie⸗ rung in letzkerer Hinsicht erklärt, dieser Besuch sei ohne Ermächtigung ge⸗ schehen, aber sie habe ihn nicht desavouirt. Wenn man diese Thatsachen mit den früher an Abd el Kader von den englischen Ministern gespende⸗ ten Lobsprüchen zusammenhalte, so sehe man, daß das englische Kabinet zu allen Zeiten sich als Feind der französischen Besitzungen in Afrika gezeigt habe, und es sei daher auffallend, daß man dasselbe nun zu seinem Ver⸗ trauten mache. Der Redner schließt mit der Frage, ob die Regierung etwas vernommen habe über die Instructionen Spaniens und über die Haltung, die dasselbe gegen Marolko annehmen wolle.
Der Marine⸗Minister: Bevor er in die Deputirten⸗Kammer gehe, wo seine Anwesenheit nöthig sei, da sein Budget daselbst diskutirt werde, bitte er einige Aufflärungen geben zu dürfen, vor denen, die der Minister der auswärtigen Angelegenheiten geben wolle. Der Fürst von der Moskwa habe hauptsächlich die Instructionen für den Prinzen von Joinville hervor⸗ gehoben, die angeblich dem englischen Kabinet mitgetheilt worden wären. Nur die allgemeinen politischen Instructionen seien mitgetheilt worden, aber nicht die maritimen und militairischen. Der Prinz habe eine Sendung des Vertrauens, die er mit Umsicht und Klugheit leiten werde, aber er habe auch brave Offiziere und treffliche Mannschaften unter seinem Befehle, und es sei daher sicher, daß, wenn die Ehre es erheische, die Würde Frankreichs nichts zu leiden haben werde. (Beifall.) 8
Der Fürst von der Moskwa: Der englische Minister habe positiv erllärt, die Instructionen des Prinzen von Joinville seien ihm mitgetheilt worden. Doch halte er sich an die Erklärung des Herrn Marine⸗Ministers.
Herr Guizot erhält nun das Wort. Unter tiefer Stille dankt er der Kammer für die Abänderung ihrer Tagesordnung und bestätigt das vom Marine⸗Minister Gesagte; die Freiheit der Regierung zum Handeln sei voll⸗ kommen, die Aeußerung Sir Robert Peel's sei nur in dem Sinne der po⸗ litischen Instructionen zu nehmen, derselbe habe keinen anderen Sinn darein legen können. Die allgemeine Politik der Regierung aber sei bekannt ge⸗ nug, sie wolle keine Territorial⸗Vergrößerung, keine Eroberung. Drei Punkte seien von Marokko verlangt worden: 1) daß leine feindseligen Zusammen rottungen mehr an der Gränze gebildet werden könnten. 2) Bestrafung der Gebiets⸗Verletzung an den schuldigen Agenten, die sie begangen. 3) Ent⸗ fernung Abd el Kader's von der Gränze. In Betreff des zweiten sei schon Genugthuung erlangt. Eben melde eine Depesche, daß der Sohn des Kai⸗ sers von Marokko den Befehl zur Absetzung und Einsperrung der beiden Kaids gegeben, die zu der Gebiets⸗Verletzung ermächtigt hatten. Doch lasse sich diese Nachricht noch nicht bestimmt angeben. Der Konsul, der sie be⸗ richte, gebe sie als wahrscheinlich an. Hiermit schloß der Minister seine Erklärungen. E“
In der Deputirten⸗Kamm er fragte Herr Lherbette bei der Dis⸗ kussion des Budgets des Ministeriums des Innern, warum keine Musterung der National⸗Garde mehr gehalten werde. Der Minister erwiederte, das sei eine Sache, die blos die Verwaltung angehe und hier nicht zu erörtern sei. Herr Lherbette: Man beraube durch das Unterlassen die National⸗ Garde einer Ehre, die ihr gebühre. Der Minister: Die Musterungen seien nicht verboten, aber der Minister müsse auch wissen, worüber er nicht zu antworten habe. Er behaupte nur sein Recht. (Beifall.)
.xα Paris, 10. Juli. Die neuesten direkten Briefe aus Oran vom 28sten melden, daß der Marschall Bugeaud fortwährend auf seiner Hut war und Vorsichts Maßregeln gegen jeden möglichen Fall getroffen hatte, namentlich die Haltung der Araber nach der Aerndte scharf beobachtete und auch allen anderen Generalen die schärfste Wachsamkeit in dieser Beziehung aufgetragen hatte. Die Absicht, eine Niederlassung zu Dschemnah⸗Ghasauat zu gründen, hatte der Marschall Bugeaud wieder aufgegeben, da er jenen Ort und Hafen als ganz untauglich dazu fand. Die Dampf⸗Fregatte „Labrador“ und die Dampf-Korvette „Veloce“, die mit dem Material zu dieser Niederlassung bei der Ankunft des Marschalls von Uschda aus schon eingetroffen waren, hatten 140,000 Rationen für die Armee, Zwieback, eingesalzenes Fleisch, Zucker, Gerste und andere Vorräthe überbracht, ferner auch 400 Mann Infanterie zur Bewachung des zu errichtenden Lagers. Aber beide Schiffe wur⸗ den vom Marschall wieder zurückgeschickt; schon am 26sten traf der „Veloce“ mit dem Material und den 400 Mann wieder zu Oran ein, wohin er auch fünf den Marokkanern am 15. Juni abgenommene Fahnen überbrachte. Der „Labrador“ aber, der erst in der Nacht auf den 28sten nach Orau zurückkam, überbrachte 100 Kranke und Verwundete von der Expeditions⸗Kolonne des Westens und eben so viele Araber, meist Frauen und Kinder. Der General Lamoricière stand am 18ten zu Tlemsen mit einer mobilen Kolonne, bereit zum
Ausrücken nach dem Süden, um die Bewegungen Abd el Kader’s zu üiberwachen, dem man die Absicht eines Handstreichs gegen die den
Franzosen befreundeten Stämme, namentlich die Beni Amer, beimißt.
Großbritanien und Irland.
8 Ihre Majestät die Königin begiebt sich heute in Begleitung ihres Gemahls, des Prinzen von Wales und der Prinzessin Alice nach Windsor Schloß. Vor der Abreise wird Ihre Majestät noch eine Geheime⸗Raths⸗Sitzung im Buckingham⸗ Palaste halten.
Die Parlaments⸗Session soll, nach den Angaben einiger Blätter in diesem Monate schon geschlossen werden. Daß man sich in der That dem Ende der parlamentarischen Thätigkeit dieses Jahres näͤ⸗ hert, deuten die seit einigen Tagen stattfindenden Mittags⸗Sitzungen des Unterhauses an. Die Verhandlungen derselben bieten in der Re— gel für das Ausland nichts von Interesse, da sie sich vorzugsweise auf Lokalsachen und Form⸗Angelegenheiten beschränken. Gestern Aben beschäftigte die Gemeinen ein alljährlich sich wiederholender Antrag des Herrn Christie, betreffend die sogenannten „dänischen Forderun⸗ gen“, welcher trotz aller oft wiederholten Erklärungen der Regierung im⸗ mer wieder erneuert und immer wieder verworfen wird. Eine Anzahl eng⸗ lischer Kaufleute erhebt Anspruch auf eine Entschädigungssumme von un⸗ gefähr 250,000 Pfd. für die in holsteinischen und dänischen Häfen von der dänischen Regierung angeordnete Confiscation ihrer Schiffe und La⸗ dungen, als im Jahre 1807 in Folge des plötzlichen Zuges der eng
London, 10. Juli.
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nehmen zu können vermeinte. ob eine Kriegs⸗Erklärung der englischen Flotte vorausgegangen und
sich in Sicherheit zu bringen. Tage der
Regierung beruft sich dagegen darauf, gust 1807 von
ischen Flotte gegen Kopenhagen die dänische Regierung Repressalien Die Frage dreht sich um den Punkt, den betreffenden Schiffen dadurch die Möglichkeit gegeben worden sei, Die Petenten behaupten, die Kriegs⸗ 4. November 1807 erfolgt, die
erklärung Englands sei erst am 7. September, dem
Confiscation aber schon lange vor dem Capitulation Kopenhagens, verfügt worden. Die daß schon am 16. Au⸗ Seiten der dänischen Regierung eine der Kriegs⸗Erklärung gleichkommende Proclamation erlassen worden sei, welche die Confiscation der britischen Güter anbefahl und den Kriegsstand zwischen beiden Ländern als unzweifelhaft konstatirte. Die betheiligten Kaufleute hätten demnach für die Sicherheit ihrer Güter Sorge tragen können. Zu bemerken ist übrigens, daß zwei andere Arten von Forderungen aus dieser Zeit in Betreff der mit Beschlag belegten Buchschulden und der am Lande konfiszirten Waaren befrie⸗ digt worden sind. Der Antrag des Herrn Christie wurde gestern, nachdem der Schatzkanzler und Sir Robert Peel dagegen gesprochen und Herr Hume, Oberst Sibthorp, Sir Charles Napier und einige Andere ihn befürwortet hatten, mit 72 gegen 68 Stimmen verworfen. — Zu Anfang der Sitzung wurde auf den Antrag des Lord Sandon, welcher dem Comité zur Untersuchung des Brief⸗Eröffnungs⸗Systems präsidirt, eine Botschaft an das Ober⸗ haus abgeordnet, um die Lords Lansdowne, Lonsdale (der jetzige Ge⸗ neral⸗Postmeister) und Besborough vor das Comité zu laden. Das Oberhaus ließ zu gleichem Zwecke Lord John Russell und Sir James Graham vorfordern. Im Oberhause waren die gestrigen und vorgestrigen politischen Verhandlungen wegen der unausgesetzten rich⸗ terlichen Functionen der Lords in Folge des Appellations⸗Gesuchs O'Connell's von geringer Bedeutung. Gestern nahm der Bischof von Exeter seine Bill wegen Unterdrückung der Bordelle zurück, wogegen der Herzog von Wellington versprach, daß die Regie⸗ rung über denselben Gegenstand in der nächsten Session eine Bill
eeinbringen werde.
Se. Majestät der König von Sachsen traf in Fortsetzung seiner Reise durch den südlichen Theil Englands Sonntag, den 7. Juli, von Plymouth kommend, in Bristol ein und beabsichtigte, Montag Abends diese Stadt wieder zu verlassen, um sich nach Wales zu begeben. x London, 10. Juli. Wollte man die Stärke der britischen Flotte lediglich nach der Anzahl ihrer Linienschiffe ermessen, welche zu irgend einer gegebenen Zeit oder einer besonderen Gelegenheit gerade vollständig ausgerüstet sind, so würde sich zeigen, daß dieselbe sehr häufig von der französischen Seemacht übertroffen wird und der russischen gewöhnlich immer nachsteht. Aber der politische Einfluß der Flotte Englands hängt nicht von ihrer zeitigen Lage, sondern von ihrer Befähigung ab, etwas zu thun, wenn die Umstände es for⸗ dern, — und ihre aktive Stärke den Begebnissen des Tages gemäß einzurichten, ist Sache des Ministeriums. Es herrscht jetzt in England die allgemeine Ansicht, daß seit den letzten Monaten die Seemacht des Landes übermäßig reduzirt worden sei. Die Ver⸗ wendung von nur 6 Linienschiffen in Europa gestattet kaum, je ein Fahrzeug in Häfen und auf Stationen zu unterhalten, wo unter al⸗ len Umständen sich wenigstens immer eins befinden sollte, und jedes außerordentliche Ereigniß macht daher immer die Versammlung der ganzen verwendbaren Streitmacht des Landes auf einen Punkt noth⸗ wendig. Man spricht über diesen Zustand der Dinge bei der Auf⸗ merksamkeit, welche der französischen Expedition gegen Marokko ge⸗ widmet wird, hier gegenwärtig sehr viel. Die „Caledonia“ (120 Kanonen), der „Collingwood“ (100), der „Albion“ (30) und die „Queen“ (120) werden unverzüglich nach Gibraltar abgehen, von wo das letzte Fahrzeug so eben heimgekehrt ist; die Mannschaft desselben indeß hat ihren Sold und das Schiff sogleich die neue Ordre erhal⸗ ten. Der „Warspite“ ist schon in Gibraltar; eine andere Fregatte wird noch außer dieser abgesandt werden, so daß die britische Flotte, welche die Bewegungen des Prinzen von Joinville überwachen soll, aus 4 oder wahrscheinlich 5 Linienschiffen, 2 Fregatten und 4 oder 5 Dampfschiffen ersten Ranges bestehen wird. Es ist kein Zweifel, daß die Instructionen für diese Streitmacht den friedlichsten Charakter tra⸗ gen, während alle Bewegungen des Prinzen von Joinville zu gleicher Zeit doch mit mißtrauischen Blicken verfolgt werden. Niemand kann noch bestimmt das Resultat der Sendung des Herrn Drummond Hay, des britischen Konsuls in Tanger, an den Hof von Marokko hier wissen, und obgleich wohl nicht Jemand besser zum Vermittler sich eignen mag als er, theils wegen seiner langen Bekanntschaft mit dem maurischen Charakter und seiner Kenntniß der wahren Stärke des Landes, theils wegen der Achtung, in welcher er bei den Eingeborenen steht, so dürfte die Entscheidung des Sultans doch mehr durch die Nothwendigkeit oder den Antrieb von außen als durch die Politik bestimmt werden, zumal da er wissen dürfte, daß trotz der Mahnungen und friedlichen Rathschläge Englands es uns doch unmöglich ist, der Besitznahme der Hauptpositionen an der südlichen Küste des mittel⸗ ländischen Meeres von Seiten der französischen Truppen ruhig zu⸗ zusehen. Endlich, selbst wenn der Kaiser nachgeben sollte, ist es nicht so gewiß, daß sein Wille allein hier entscheidet, denn diese afrikanischen Despoten, welche in ihren Palästen am unumschränktesten herrschen, sind oft die ohnmächtigsten an ihren Gränzen.
Die O'Connellsche Sache wird heute im Oberhause beendet werden. Die Richter saßen bei Abend sowohl wie bei Tage, um mit dieser Sache endlich zur Entscheidung zu kommen, und man fürch⸗ tet, daß der General⸗Prokurator, Sir William Follett, die letzten Reste seiner schwachen Gesundheit durch die Anstrengung bei seiner Rede gestern Abends erschöpft hat. Den Ausgang dieser Appella tion will ich nicht vorhersagen, obschon ich wenig daran zweifle, daß das Urtheil des irländischen Gerichtshofes seine Bestätigung erhalten wird. Es ist möglich indeß, daß eine Meinungs⸗Verschiedenheit sich kundgeben wird, da ich kaum annehmen darf, daß der politische Ursprung des ganzen Prozesses nicht auch auf die Richter einen Ein⸗ fluß ausüben sollte. “
Niederlande.
Aus dem Haag, 11. Juli. Das Staats⸗Courant enthält einen Königlichen Beschluß, wonach der Ueberschuß der Ko⸗ lonial-Einkünfte aus dem Finanz⸗Jahre 1843, im Betrage von 3,212,405 Gulden 84½ Cents, zur Deckung der Ausgaben des dies⸗ jährigen Budgets verwendet werden soll.
Hhantien.
** Paris, 10. Juli. Der Austritt des Marquis Viluma aus dem spanischen Ministerium, welcher am 1sten d. M. die König⸗ liche Bestätigung erhalten, hat in Barcelona, wie es scheint, manche Leute mit lebhafter Unruhe erfüllt. Der leidenschaftliche Theil der konservativen Partei glaubt, daß die Maßregeln, zu deren Annahme der Minister rieth, doch früher oder später genommen werden müssen, und daß man sie nicht ohne Gefahr für die Sache des Thrones und der gesellschaftlichen Ordnung aufgeschoben habe. Wie die Regierung jetzt denkt und was sie beabsichtigt, werden wir demnächst durch ein Programm erfahren, welches sie den Verordnungen über Auflösung der bisherigen und Einberufung neuer Cortes voranzuschicken beab⸗
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sichtigt. Hoffentlich wird diese öffentliche Erklärung der Grundsätze der künftigen Regierungs⸗Politik geeignet sein, die noch immer ob⸗ waltenden Besorgnisse einigermaßen zu beschwichtigen und, wenigstens bis auf Weiteres, den Geist der Empörung zu beschwören, welcher sich in den letzten Tagen in Murcia, in der Serrania de la Ronda, in Galicien und an anderen Orten von neuem zu regen angefangen hat.
Mit den Nachrichten von drohenden Bewegungen der exaltirten Partei in Galicien bilden die Schilderungen von dem Empfang des Erzbischofs von Santiago de Compostella einen seltsamen Gegensatz. Dieser Prälat, ehemaliger Kapuziner⸗General, war wegen seiner anti⸗ dynastischen und antiliberalen Gesinnungen neun Jahre lang nach den balearischen Inseln verbannt. Das jetzige Ministerium gab ihm end⸗ lich die Freiheit zurück, und am 26sten v. M. zog der Erzbischof wieder in die Hauptstadt seiner Diözese ein. Die bürgerlichen und Militair⸗Behörden, das Ayuntamiento, die Provinzial⸗Deputation und fast die gesammte Bevölkerung von Santiago gingen dem Prälaten bis auf eine Stunde weit aus der Stadt entgegen, und von allen Seiten strömte das Landvolk aus der Umgegend herbei. Als der Prälat erschien, warf sich die ganze Menschenmenge auf beiden Seiten des Weges auf die Knie nieder, um seinen Segen zu empfangen. Der Erzbischof begab sich sogleich nach der Hauptkirche der Stadt, wo ein feierliches Tedeum gesungen wurde. Abends war Feuerwerk und allgemeine Erleuchtung, und das Ayuntamiento gab den Nota⸗ bilitäten von Santiago, ohne Unterschied der politischen Meinungen, ein glänzendes Fest, zu welchem mehr als 250 Personen eingeladen waren.
Die Vorbereitungen zum Kriege mit Marokko werden jetzt end⸗ lich, da mit dem Eintreffen der Antwort Abderrhaman's auf das spa⸗ nische Ultimatum die Auösicht auf eine gütliche Beilegung des ob⸗ schwebenden Streites verschwunden ist, mit einigem Nachdrucke betrie ben. In den Arsenalen von Cadir setzt man eine ansehnliche Menge von Geschütz in Bereitschaft, die Besatzung von Ceuta hat beträcht⸗ liche Verstärkungen erhalten, eine Ausbesserung der Festungswerke die⸗ ses Platzes erfolgt und mehrere Infanterie⸗ und Kavallerie⸗Regimen⸗ ter haben den Befehl erhalten, theils von Madrid, theils von Bar⸗ celona aus nach den andalusischen Hafenstädten aufzubrechen, von wo sie später nach Afrika übergesetzt werden sollen.
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Konstantinopel, 26. Juni. (A. Z.) Im Paschalik Musch in Kurdistan sind unter der Kurden⸗Bevölkerung Unruhen ausgebro- chen. Die Kurden weigern sich mit bewaffneter Hand, die Abgaben zu bezahlen, die in der asiatischen Türkei bei abnehmender Bevölke⸗ rung immer drückender werden. Derselbe Beweggrund veranlaßte eine Bewegung der Bergvölker in Lasistan, so daß die Verbindung zwischen Batum und Erzerum gegenwärtig unterbrochen ist.
Die persisch-türkischen Differenzen befinden sich noch auf dem alten Standpunkte. Der englische Oberst Farrant, welcher im Auf⸗ trage der schiedsrichterlichen Kommission die streitigen Gränz⸗Distrikte besuchte, ist aus Bagdad in Erzerum angekommen. Die Unterhand⸗ lungen werden nun wohl wieder mehr Leben gewinnen; aber das Ende derselben ist für jetzt noch nicht abzusehen, da weder die Pforte,
noch der Schah zum Nachgeben geneigt sind. ]—
Aus Veracruz meldet man vom 1. Juni, daß der amerika⸗ nische Commissair, Oberst Thompson, welcher wichtige, auf den An⸗ schluß⸗Vertrag mit Texas bezügliche Depeschen nach Mexiko überbracht, diese Stadt am 28. Mai verlassen wollte, und bereits seinen Platz in der Diligence nach Veracruz genommen hatte. Die Regierung indeß ertheilte am Morgen vor seiner Abreise Befehl, daß man ihm das Personengeld zurückerstatten sollte, weil auf die von ihm über⸗ brachten Depeschen erst nach der am 3. Juni erwarteten Ankunft Santana's in Mexiko eine Antwort ertheilt werden könne. Die außerordentliche Versammlung des Kongresses war auf den 5. Juni festgesetzt und es verlautete, daß Santana neue Vollmachten fordern werde, um mit den Vereinigten Staaten und mit Texas über die Anschlußfrage zu unterhandeln, welche in Mexiko unter allen Klassen die größte Auf⸗ regung erweckt hat. — Gerüchtweise ward versichert, daß die Regie⸗ rung der Vereinigten Staaten Mexiko 5 Millionen Dollars für seine Einwilligung in den Anschluß angeboten habe.
Unter den Engländern herrschte in Mexiko große Bewegung in Folge der Verwundung eines angesehenen Briten, Namens Lloyd, durch eine Schildwache vor dem Palaste des Präsidenten. Dieselbe hatte dem ruhig Vorübergehenden durch den Arm geschossen. Auf Betrieb des britischen Gesandten, Herrn Bankhead, sind der Soldat und der wachthabende Offizier verhaftet worden.
EEEE1’; Nach den neuesten Nachrichten aus Texas
☛ Paris, 9. Juli.
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von den ersten Tagen des Juni scheinen die Indianer ihre Angriffe
und Raubzüge wiederum begonnen zu haben. Die dem General Burledon, einem der Kandidaten zur Präsidentschaft, feindseligen Blät⸗ ter behaupten, diese Angriffe seien absichtlich hervorgerufen, man wolle so die Popularität des Generals Burledon vermehren und ihn ge⸗ wissermaßen unentbehrlich machen. In New⸗Galveston vom 30. Mai liest man: „Das Schiff „Ocean“, von Antwerpen kommend, bringt 99 Auswanderer für die Kolonie Castra. Der Agent, der diese Leute begleitet, sagt, in seinem Lande (Belgien) habe man die beste Meinung von Texas, und eine sehr beträchtliche Anzahl von Auswanderern werde dieses Jahr ankommen. Ein anderes Schiff sollte in 14 Tagen folgen und dann jeden Monat eines während des ganzen Sommers.“ — Auch Graf d'Orvanne und der Fürst von Solms waren eingetroffen. 8 8
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London, 6. Juli. Das heute in Southampton angekommene Dampfboot „Thames“ überbringt Nachrichten aus Vera⸗Cruz vom lsten, der Havannah vom 9ten und den britisch⸗westindischen In seln bis zum 20sten v. M. Auf der britisch⸗westindischen Insel Do⸗ minica war es unter der schwarzen Bevölkerung zu ernstlichen Un⸗ ruhen gekommen, die ihren nächsten Grund in dem Widerstande der⸗ selben gegen die Volkszählung hatten, welche auf den 3. Juni an⸗ geordnet war, und worin die Schwarzen eine Einleitung zur Wieder⸗ herstellung der Sklaverei erblickten. Einige hundert aus den fran⸗ zösischen Kolonieen unlängst nach Dominica geflüchtete Sklaven, welche ihre Auslieferung fürchteten, hatten jene Ansicht geflissentlich verbrei⸗ tet. Die Neger rotteten sich schaarenweise zusammen, griffen die Zählungs⸗-Beamten und Commissaire an, und mißhandelten die von den Behörden abgesandten Personen, welche herbeigeeilt waren, um ihnen die Bedeutung der angeordneten Volkszählung zu erklären. Das Kriegs⸗Gesetz wurde sofort auf der Insel verkündet, und die Tumulte hörten in der Gegend der Stadt Roseau bald auf, da das Volk die Nähe der dortigen Garnison fürchtete; in den entlegeneren Theilen der Insel indeß, wo kein Militair steht, wurden mehrere Häuser niedergerissen und arge Gewaltthaten verübt, bis die Miliz die Aufrührer, welche 8 Todte und Verwundete verloren, endlich zer⸗ streute. Bei Abgang des Paketbootes befanden sich etwa 100 Per⸗ sonen in Haft, und man gewärtigte die sofortige richterliche Unter⸗ suchung gegen dieselben. Aus Barbados waren 200 Mann Trup⸗ ]] v“ 1
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pen nach Dominica abgesandt worden, um die Ruhe vollends wieder herzustellen. Nach der Havannah war, den Berichten vom 9. Juni zufolge,
vom Admiral Adam von Halifax aus das Linienschiff „Illustrious“ 18 8 8
abgeschickt worden, angeblich um über die Einkerkerung mehrerer bri⸗ tischer Unterthanen aus Anlaß der letzten Unruhen, so wie über die strenge Ausweisung aller farbigen britischen Unterthanen aus der J
sel Cuba, rechtfertigende Erklärungen zu fordern. Aus den Proto⸗ kollen der verhafteten Neger lernt man nunmehr die Ausdehnung und die näheren Zwecke der neulichen Sklaven⸗Verschwörung, welche jene Unruhen zur Folge hatte, kennen. Wenn man anders der Aussage eines der Gefan⸗ genen zu Matanzas, eines Mulatten, trauen darf, so sollte der als eifriger Sklavenfreund bekannte J. Turnbull, englischer Konsul und gegenwärtig auf Jamaika residirend, zum provisorischen König der Insel ernannt werden, dafür sein Vermögen von 270,000 Doll. herzugeben, bereits
versprochen und sich bereit erklärt haben, in Gemeinschaft mit einem
aus den Farbigen gewählten Präsidenten, nachdem alle Weißen der Insel mit Ausnahme der jungen Frauen in einer Nacht getödtet wä⸗ ren, die Regierung zu übernehmen. Munition sollten in Cardenas auf einem englischen Fahrzeuge einge⸗ hen und 30,000 Neger zur bestimmten Zeit in diesem Orte zusam⸗ mentreffen. Diese Beschuldigung des Engländers Turnbull dürfte die ganze Aussage des Mulatten verdächtigen, und dieselbe, als von den Pflanzern der Insel den Gefangenen eingegeben, erscheinen lassen. Aus Haiti erfährt man, daß der Ex⸗Präsident Herard, von allen seinen Truppen verlassen, sich am 1. Juni auf dem britischen Kriegsschiffe „Spartan“ nach Jamaika eingeschifft hat. Die Regie⸗ rung Guerrier's gewann täglich an Festigkeit und schien alle Klassen zu befriedigen. Die Feindseligkeiten mit dem östlichen Thele der Insel waren eingestellt und Unterhandlungen wegen friedlicher Aus⸗ gleichung der Streitpunkte angeknüpft. Acaau hatte sich der Regie⸗ rung unterworfen, aber seine Anhänger hatten zu Aux Cayes man⸗ cherlei Plünderungen verübt. Der französische Admiral lag mit drei Kriegsschiffen zu Port au Prince.
Zur Statistik von Berlin.
Wir sind in den Stand gesetzt, die hier folgenden, aus amtlicher
Quelle herrührenden, statistischen Angaben, über die Bewegung der
Bevölkerung, den Verkehr mit den ersten Lebens⸗Bedürfnissen, so wie über die im Laufe des vergangenen Jahres stattgefundenen Ver⸗ gehen und Verbrechen in unserer Haupt⸗ und Residenzstadt, mitzu⸗ theilen. Sie dürften, sowohl für die materiellen Verhältnisse, wie für die sittlichen Zustände derselben, bezeichnend sein.
Die Angabe der gegenwärtigen Einwohnerzahl der Hauptstadt wird hier vor der Hand ausgesetzt, da die für die Zwecke des Zoll⸗ Vereins angeordnete Natural⸗Zählung noch nicht völlig beendet ist.
Im Jahre 1843 wurden in Berlin als geboren angemeldet 6177 Kna⸗
ben, 5763 Mädchen, zusammen 11,940 Kinder; es starben dagegen 8853 Personen, mithin sind 3087 Personen mehr geboren als gestorben. 8 Die Vergleichung mit dem Jahre 1842 bietet folgende Uebersicht dar: 1843 wurden geboren 11,940 Kinder, 1842 dagegen 11,740, mithin 1843 mehr 200. Im Jahre 1843 starben 8853 Personen, 1842 dagegen 9075, mithin 1843 weniger gestorben 222 Personen *).
Unehelich wurden 1843 geboren 983 Knaben, 950 Mädchen, zusammen 1933 Kinder, also unter 6,18 Geborenen Eins unehelich. Von den unche⸗ lichen Kindern starben 907, mithin von 2,13 Eins.
In den letzten 5 Jahren stellt sich dies Verhältniß folgendermaßen: 1839. 1439 unehel. Kinder, etwa v. 7 Geborn. Eins unchel., es starb. dav. 915 1840. 1544 „ 5 „ 8 5 5 5 5„ 5) 914
1841. 1473 1u6 2 5, 2 „ 898 1842. 1765 „ „ „ 2 2 2 52 52 2 905 1843. 1933 2 „ » 6,18 » 2 eeeebböb-.
Es starben mithin durchschnittlich circa 5 der unehelich geborenen Kin⸗ der. In den letzten Jahren stellt sich das Verhältniß günstiger. Man ist berechtigt, hierin eine heilsame Folge von der Wirksamkeit des Vereins zur Vorsorge für die Haltekinder zu finden.
Kopulirt wurden im vergangenen Jahre 3113 Paare. Eine Zusam⸗ menstellung der Anzahl aus den letzten fünf Jahren ergiebt eine jährliche Zunahme von durchschnittlich 150 Paaren.
Von den Verstorbenen fanden den Tod; durch Verunglückung 103 Personen, darunter 24 durch Sturz von Baugerüsten, Dächern Trep⸗ pen, aus Fenstern u. s. w., 8 Personen durch einstürzende Mauern und herabfallende Gegenstände, 17 ertranken, worunter 7 beim Baden, 7 er⸗ stickten im Kohlendampfe, 3 Männer wurden durch den Blitz erschlagen; außerdem wurden 2 Leichname neugeborener Kinder aufgefunden. Durch Selbstmord: Es haben sich 2 Männer erstochen, 16 erschossen, 58 In⸗ dividuen, worunter 7 Frauen, erhängt, 6, worunter 3 Frauen, ertränkt 7, worunter 2 Frauen, durch Schnitte in den Hals, 7, worunter 1 Frau, durch vorsätzlichen Genuß schädlicher Substanzen, 1 Frau durch einen Sprung aus dem Fenster getödtet.
Hiernach sind 97 konstatirte Selbstmorde von 83 Männern und 14 Frauen begangen worden. Außerdem wurden 21 männliche, 11 weibliche Leichname im Wasser gefunden, in welchen Fällen sich nicht ermitteln ließ ob der Tod durch Selbstmord oder Verunglückung erfolgt ist.
In den letzten 5 Jahren stellt sich die Zahl der Selbstmorde so:
konstatirte zweifelhafte Fälle bei im
“ Selbstmorde Wasser gebahenet
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—. 29
Durch Mord verloren 4 Personen ihr Leben. Ein Mann ward mit⸗ telst eines Hammers, ein 12jähriger Knabe mittelst einer Art erschlagen (die gerichtliche Untersuchung hat jedoch ergeben, daß der Thäter blödsinnig ist und die That höchst wahrscheinlich im Zustande der Unzurechnungsfähigkeit verübt hat). Eine Frau wurde von ihrem Ehemann erstochen und ein Lehr⸗ herr aus dem Handwerkerstande von seinem sechzehnjährigen Lehrlinge durch Messerstiche in die Brust im Bette getödtet.
An den Folgen bei Raufereien erlitener Verwundungen starben 4 Personen.
Im vergangenen Jahre sind hier angekommen 129,614, abgegangen 97,799 Personen.
Unter den Angekommenen befanden sich 11,352 Ausländer, die vom Auslande, 1765 Ausländer, die vom Inlande kamen, 90,375 Inländer welche theils vom Auslande, theils vom Inlande zureisten, 26,122 Hand⸗ werksgesellen. 8
Unter den Abgegangenen waren 10,007 Ausländer, welche nach dem Auslande, 2736 Ausländer, die nach dem Inlande sich begaben, 40,295 Inländer, die theils nach dem Auslande, theils nach dem Inlande gingen 9143 Bewohner Berlins, die mit Pässen nach dem Auslande, 6036 welche nach dem Inlande reisten. 29,582 Handwerksgesellen. 2
Die letzten 5 Jahre ergeben folgende Steigerung in der Anzahl der Reisenden: 1
Darunter Ausländer, außer den 88 Angekommene. vom Auslande eingewanderten
1 Abgegangene. Handwerksburschen. e- Eas
108,286 129,614
*) In der Charité befanden sich im Laufe des vergangenen Jahres 9931 Kranke; daven wurden geheilt entlassen 7756, ungehennt 217, es ent⸗ liefen 8, verstarben 1114, zu Ende Dezember 1843 befanden sich noch da⸗ selbst 836.
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6000 Gewehre und hinreichende
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