1844 / 204 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Z“ 1“ 8 2 g 1 Sander unterstützte Welcker’s e Ausgaben im Anzuge seien. Sanden 8, 18, 890, den Vorstand der Budget⸗ Kommission f der Kammer mitzutheilen, was die Kommission Tages zuvor 8 Bezug auf das außerordentliche Budget des Kriegs⸗ Ministeriums

noch

„, eschlossen habe. von Itzstein erklärte, der Beschluß laute, die Be⸗

900 Fl. zum einer zweiten Lafeg. in R. n, und die Verwendung des Gouvernements zu er itten, —₰ —227 als für einen Bundeszweck bestimmt, von dem Bunde übernommen werde, daß ferner zwei Drittel der Friedens⸗Garnison aus fremden Bundes⸗Truppen bestehen möchten, damit Baden nicht gezwungen sei, mit großem Kosten⸗Aufwand den Präsenzstand zu vermehren. Die Kammer beschloß, die Frage auszusetzen, bis das außerordentliche Budget berathen wird, mithin sich über die von der Budget⸗Kommision beantragte Adresse heute nicht auszusprechen. Bei Tit. Xl., Montirungs⸗Kommissariat, rügte Buhl die Unzweckmäßigkeit der jetzigen Kleidung des badischen Mili⸗ atrs; er wünscht leichtere Kopfbedeckung und Waffenröcke. Zu Tit. XIV., Militair-Bildungsanstalten, erwähnte Sander, daß den Soldaten und Un⸗ teroffizieren allzusehr erschwert sei, zu Offizieren vorzurücken, vielmehr junge Leute gedienten und verdienten Unteroffizieren vorgesetzt werden, und bean⸗ tragte, den Wunsch in das Protokell niederzulegen: Es möge bei Ergän⸗ zung des Offizier⸗Corps wenigstens ein Viertel der Stellen solchen Unter⸗ offizieren zu Theil werden, welche mindestens eine Capitulation gedient haben. Regierungs⸗Commissair von Böckh: Es könne Unteroffizieren be⸗ willigt werden, in die Militairschule zu treten, wenn sie nicht über 22 Jahre alt sind; eine Beförderung zum Offizier im reiferen Alter sei weder dem Beförderten, noch dem Dienst zuträglich. Sanders Antrag ward an⸗ genommen, das Budget des Kriegsministeriums schließlich ohne erhebliche Beanstandung der Budgetsätze bewilligt.

willigung der verlangten 302,0

Großherzogthum Sachsen⸗Weimar. Am 15. Juli wurde der Großherzogliche Hof zu Belvedere durch einen Besuch des Prinzen und der Prinzessin von Preußen Königl. Hoheiten erfreut; den 17ten begaben sich die preußischen Herrschaften nach Liebenstein zu einem Besuch bei der verwittweten Königin von England. Cben dahin hat sich Herzog Bernhard, mit seinem ältesten Sohne, dem Prinzen Eduard, zurückbegeben. Späterhin beabsichtigt der Herzog eine Reise in die tyroler Alpen zu geologischen und geognostischen Zwecken, und soll sich hierzu den Geh. Finanz⸗ Rath von Groß als Begleiter ausgewählt haben. Die Leipziger Zeitung meldet aus Jena vom 14. Juli: „Der Bergrath und Prof. Dr. Schüler, bekannt durch seine schätzbaren Sammlungen im Gebiete der Mine⸗ ralogie, ist vor kurzem persönlich in Fulda gewesen und hat sich dort mit dem Domkapitel über die Abtretung des ihm und seiner Mutter gehörigen, in der Stadt Eisenach gelegenen Hauses zu Errichtung eines katholischen Betsaals in demselben definitiv geeinigt„“/.,

Oesterreichische Monarchie. . Von der böhmischen Gränze, 16. Juli. (N. C.) Eben kommt uns die Nachricht zu, daß die Fabrik⸗Arbeiter in Deutsch⸗Brood aufgestanden sind und ihr Vernichtungs⸗System begonnen haben. Das in der Nachbarschaft garnisonirende Militair ist aufgeboten worden, die Tumultuanten zur Ruhe zurückzuführen.

Erlau, 4. Juli. (A. Z.) Gestern suchte ein fürchterlicher Or⸗ kan mit Donner, Blitz und Hagel die Umgegend heim, deckte Häu⸗ ser ab, entwurzelte Bäume und verbreitete 1e unbeschreiblichen Schrecken. Unser hochwürdigster Patriarch und Erzbischof, der be⸗ rühmte Dichter L. von Pyrker, eben auf der Heimreise vom Landtag zu Preßburg begriffen, wurde wenige Stunden von hier von diesem Unwetter auf offener Landstraße erreicht. Der verheerende Sturm zwang ihn, in einem geringen Wirthshause an der Straße Rettung zu suchen. Der Kutscher wollte mit seinen vier Pferden, die er vom Sattel aus trieb, in die abgesonderte Wagen⸗Remise rasch einfahren. Das halbe Thor ward jedoch vom Zugwind zugeschlagen. Der Kam⸗ merdiener, dem der Sturm den Hut vom Kopf gerissen, sprang die⸗ sem ein paar Schritte nach, und diese wenige Sekunden andauernde Zögerung retteten das theure Leben des betagten Erzbischofs, denn als der Kammerdiener nun das Thor zu öffnen sich anschickte und der Wagen eben einfahren sollte, warf der Sturm die ganze Remise mit Dach und Mauer in einen Schutthaufen zusammen und begrub einen Menschen und vier Pferde unter seinen Trümmern, die erst nach mehreren Stunden ausgegraben werden konnten. Bei dem Zusammen⸗ sturz des Gebäudes wurden die Pferde scheu, wandten sich rasch, warfen den Wagen um, und nur mit Mühe gelang es, sie zum Stehen zu bringen und den geliebten Patriarchen zu retten.

88918 Frankreich.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 17. Juli. Nach Annahme des Budgets der öffentlichen Arbeiten kam heute der aus der Pairs⸗Kammer zurückgesandte Gesetz⸗Entwurf über die Eisenbahn von Paris nach Lyon an die Reihe, in welchem diese Kammer be⸗ kanntlich den Artikel gestrichen hatte, der dem Staat einen Kredit von 62 Millionen für die Schienenlegung auf dieser großen Eisen⸗ bahnlinie eröffnen sollte. Herr Gauthier de Rumilly, von dem der kassirte Artikel ausgegangen war, erklärte, er werde denselben heute nicht wieder vorschlagen, um die Ausführung der Arbeiten nicht zu verzögern; doch behielten seine Freunde und er sich vor, die Kammer im nächsten Jahre wiederum zur Annahme des Systems der Schienenlegung auf Staatskosten aufzufordern. Herr Garnier Pageés: „Die Kammer wolle mir erlauben, ihr zwei Berechnungen vorzulegen, die ich mit keiner Bemerkung weiter begleiten will, weil die Zahlen für sich selbst

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sprechen. Auf der Eisenbahn nach Lyon werden der Terrain⸗Ankauf, die Kunst⸗ und die Erd⸗Arbeiten dem Staate 150,000 Fr. für das Kilometer kosten, die Schienenlegung würde 100,000 Fr. für das Ki⸗ lometer erfordern, das wären zusammen 250,000 Fr. Nun ist die jährliche Einnahme auf 25,000 Fr. für das Kilometer veran⸗ schlagt, also würde der Staat, wenn er selbst den Betrieb über⸗ nähme, in zehn Jahren seine Kosten schon herausgebracht haben. Anf der Nordbahn werden der Terrain⸗Ankauf, die Kunst⸗ und Erd⸗Arbeiten 100,000 Fr. für das Kilometer kosten, die Schienenlegung würde eben so viel erfordern, das wäre zusammen 200,000 Fr. Die jährliche Einnahme für das Kilometer wird dort auf 30,000 Fr. geschätzt, also würde der Staat auf dieser Bahn schon in 6 Jahren entschädigt sein.“ Im Centrum ruft man zur Abstimmung, und der Gesetz⸗Entwurf wird mit der Modisication, die er in der Pairs⸗Kammer erhalten, mit 197 gegen 39 Stimmen an⸗ genommen. Man schritt dann zur Diskussion des Finanz⸗Budgets und genehmigte rasch ein Kapitel nach dem anderen, bis zum 36sten, bei welchem die Kammer sich vertagen mußte, weil sie nicht mehr in hinreichender Anzahl versammelt war.

Paris, 18. Juli. Man hat heute bereits nähere Nachrichten über das neue Treffen zwischen den Marolkanern und den Truppen des Marschall Bugeaud. Die Ersteren, die man schon ganz zerstreut geglaubt hatte, waren plötzlich 4000 Mann stark, worunter 3000 Mann regelmäßige Truppen, wieder erschienen und hatten die Fran⸗ zosen zum Kampf gezwungen. Abd el Kader, der verbannt und flüch⸗ tig sein sollte, befand sich mitten unter den Marolkanern und übte sie in jener Kriegführung, die darin besteht, den Feind zu ermüden, ohne sich auf eine entscheidende Schlacht einzulassen; zu fliehen, wenn er stärker ist, und die Gelegenheit zu benutzen, wo man ihm einigen Verlust beibrin⸗ gen und einige Köpfe absäbeln kann. Sobald die französischen Truppen nur Miene machten, zur Offensive überzugehen, ergriffen die Marok⸗ kaner wieder die Flucht, vielleicht um nächster Tage, von Abd el Kader's unermüdlichen Aufreizungen getrieben, wieder zurückzukehren. Dies neue Scharmützel hat auf marolkanischem Gebiet, in der Ge⸗ gend von Uschda, stattgefunden. Während Abd el Kader dergestalt die Feindseligkeiten zwischen den marokkanischen Stämmen und den französischen Truppen unterhielt, verbreitete sich das Gerücht von einem friedlichen Vergleich zwischen dem Kaiser und Frankreich und von nahem Abschluß vollständigen Friedens durch die dienstgefällige Ver mittelung der englischen Agenten. Es hat sich aber, wie man sieht, in der Lage der Dinge nichts geändert. Abd el Rahman will den Krieg nicht, aber seine Unterthanen kehren sich nicht an seinen Willen. Die Friedens⸗Stipulationen scheinen leicht zu erlangen, nur in der Vollziehung möchte die Schwierigkeit liegen, und es ist nicht unwahr scheinlich, daß hier zuletzt doch die Kanonen entscheiden müssen. Von einer Absetzung und gefänglichen Haft der beiden Kaids, welche das französische Gebiet zuerst verletzt hatten, scheint keine Rede zu sein. Herr Guizot hatte die Authentizität dieser Nachricht bekanntlich da⸗ hingestellt sein lassen. Man erfährt im Gegentheil, daß der Anführer der schwarzen Leibwache des Sultans von Marokko mit einem neuen Corps schwarzer Reiter an der Gränze angelangt war, und daß er auch einen Sohn des Kaisers bei sich hatte. Es sind nun schon fast zwei Monat seit dem ersten Angriff der Marokkaner ver⸗ flossen, und doch beginnen die Feindseligkeiten immer von neuem. Unter allen diesen Umständen wundert man sich nicht darüber, daß Marschall Bugeaud seine Depeschen an den Kriegs⸗Minister durch einen Ofsizier des Generalstabes, Herrn Cheureux, Adjutanten des Marschall Soult, übersenden zu müssen geglaubt hat. Dieser Offizier soll dem Kriegs⸗Minister mündlich noch weitere Details mit⸗ zutheilen haben. Zu Toulon hieß es, die auf der dortigen Rhede liegende Flotten⸗Diviston werde neue Verstärkungen nach Afrika über⸗ schiffen. Der offizielle Bericht, den der Marschall Bugeaud dem Kriegs⸗Minister über das Treffen vom 3. Juli übersandt hat, ist in einer Depesche desselben an den Prinzen Joinville enthalten und von demselben Tage aus dem Bivouak an der Mündung des Uhed Jsly in den Uhed Muliah datirt. Es heißt darin:

„In meinem Schreiben vom 1. Juli sagte ich Ihnen, daß ich gegen den oberen Muliah vorrücke, um die Wiederaufnahme einer ansehnlichen Abtheilung der Angaden zu erleichtern, deren Häuptling am Abend vorher in mein Lager gekommen war, um über seine Unterwerfung und Rückkehr zu unterhandeln. Der Punkt des Flusses, wo ich mein Lager aufschlug, heißt Uhed⸗Jsly. Das marokkanische Lager, welches sich zwei Stunden von da befand, wurde mir entgegen gerückt und, wie es schien, vorläufig in ei ner Entfernung von zwei Kanonenschüssen aufgeschlagen. Bei Tage schos⸗ sen einige Tirailleurs auf meine Vorposten; ihr Feuern wurde nicht beant⸗ wortet. Da einige Reiter von unseren Angaden sich dem Lager genähert hat⸗ ten, so schickte ich Araber ab, um sich mit ihnen zu besprechen und von ihnen zu ersah⸗ ren, ob die Bewegung, über die man übereingekommen war, ausgeführt würde. Sie benahmen sich aber anmaßend und prahlerisch. Der marokkanische Befehlshaber sagten sie, habe von den Verbindungen gehört, die sie mit uns angeknüpft, und in Folge dessen den Stamm nach den inneren Gebirgen abführen lassen. Sie fügten hinzu, daß es jedenfalls morgen zum Kampfe kommen werde, wir möchten uns nun zurückzichen oder vorrücken; die Marokkaner hätten eine Verstärkung von 1200 Mann Kavallerie unter der Befehlen des Scheriff Mamuhn und von 1000 Mann Infanterie unter dem Kommando Hami⸗ da's, ehemaligen Kaid's von Uschda, erhalten; wenn wir Sieger blieben, so würden sie sich unterwerfen. Ich hatte nicht die Absicht, vorwärts zu rücken. Heute zog ich mich frühzeitig in sehr guter Kampfordnung gegen die Kavallerie zuruͤck. Die feindlichen Tirailleurs eröffneten sehr bald ein Feuer mit meiner Arriéregarde; diese Tirailleurs zu Pferde erhielten bald

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Verstärkung und sormirten einen großen Bogen, der einen Theil meiner Eche⸗ lons zur Rechten und Linken umspannte; das Gros der seindlichen Truppen rückte langsam vor, man schien nicht zum Kampf entschlossen, sondern, wie es schien, wollte man uns nur ein nicht sehr ernstes Geleit geben, um es nachher als einen Sieg seiern zu können. Wenn⸗ ich Halt machte, that der Feind ein Gleiches. So ging es etwa anderthalb Stunden fort. Da ich den Marolkanern keinen moralischen Vortheil lassen wollte, von dem sie bei ihren Glaubensgenossen großen Nutzen hätten ziehen können, so entschloß ich mich, die Offensive zu ergreifen, und sehr bald trieben wir all diese un⸗ disziplinirte Reiterei vor uns her. Sie zeigte keine Kühnheit; Jedermann bemerkte, daß sie weit weniger Herz hatten, als in den beiden ersten Käm⸗ pfen. Einige unserer Tirailleure trafen mit ihnen zusammen. Indeß fan⸗ den wir Gelegenheit, einige wirksame Schüsse aus den Gebirgs⸗Haubitzen zu thun. Auf der Höhe des Lagers angelangt, welches ich am Morgen verlassen hatte, glaubte man ihre Infanterie auf das linke Ufer des Uhed⸗Isly sich zurückziehen zu sehen; nun zögerte ich nicht mehr, meine Kavallerie vorrücken zu lassen. Die des Feindes war durch unsere ofsensive Bewegung schon so zerstreut, daß wir ihre über⸗ legene Anzahl nicht mehr zu fürchten hatten. Ich ließ jedoch unsere Chasseurs und Spahis durch den stärksten Theil der Infanterie ohne Tor⸗ nister unterstützen; der andere Theil blieb zurück, um das Gepäck und die Tornister zu bewachen. Der Angriff unserer Kavallerie ging über Uschda hinaus, welches uns zur Linken blieb. Sie traf nur auf flüchtige Reiter, die nach allen Richtungen vor ihr wichen. Einige davon wurden getödtet und einige Pferde erbeutet, von Infanterie aber war nichts zu erblicken. Vielleicht hatte man sich geläuscht, als man früher deren zu sehen glaubte, oder aber sie hatte sich links gewendet und, von den Staubwolken verdeckt, die Gärten von Uschda erreicht. Da der Feind an allen Punkten des Ge⸗ sichtskreises ganz verschwunden war, so führte ich die Truppen in das Lager der Stadt zurück. Um 11 Uhr Morgens war ich dort gela⸗ gert. Dieser Kampf hat sehr wenig materielle Resultate gehabt, weil der Feind nicht Stand hielt und wir nur mit Reiterei zu thun hatten; aber er verleiht uns sicherlich einen bedeutenden moralischen Vortheil. Wir haben den Marolkanern noch einmal bewiesen, daß wir den Kampf nicht fürchten, und daß sie nicht im Stande sind, einen ernstlichen Kampf gegen uns zu gewinnen. Ich hatte in meinem Lager mehrere Häupt⸗ linge aus der Provinz Oran, die aus eigenem Antriebe zu mir zum Besuch gekommen waren. Sie werden im Innern erzählen, wie schnell wir mit den Marokkanern fertig werden, und dies muß sehr dazu beitragen, die Ruhe in Algerien aufrecht zu erhalten. Ueberhaupt ergreife ich mehr mit Hinsicht auf Algerien die sich mir darbietenden triftigen Gelegenheiten zum Kampfe, als daß es mir Vergnügen machte, die Marolkaner zu schlagen. Ich habe die sichere Nachricht erhalten, daß Abd el Kader bei dem letzten Gefecht ge⸗ genwärtig gewesen ist.“

Das Journal des Débats bemerkt zu diesen Nachrichten: „Wenngleich der neue Kampf mit den Marokkanern an sich sehr un⸗ bedeutend ist, so gewinnt er doch durch die ihn begleitenden Umstände große Bedeutung. Es ist nicht mehr der friedliche El Genaui, der zu Uschda kommandirt, sondern Hamida, der ehemalige Kaid, der sich seit langer Zeit schon als unser Feind und als Abd el Kader's ergebener Freund gezeigt hat. Ueber die marokkanischen Truppen führt jetzt der Scheriff Sidi el Mamuhn, von der Kaiserlichen Familie, den Ober⸗Befehl, derselbe, der uns schon zweimal angegriffen hatte. Die ausgewanderten algierischen Stämme, die vor kurzem noch de⸗ müthig über ihre Rückkehr unterhandelten, bieten uns jetzt Trotz. Zeugen von dem was im Innern Marokko's vorgeht, wo sie große Vorbereitangen zu einem heiligen Kriege sehen, schließen diese Araber daraus auf die Vertreibung der Franzosen. Abd el Kader endlich, der von den beiden vorhergehenden Kämpfen durch El Genaui's Vorsicht war fern gehalten worden, steht jetzt dem Scheriff El Ma⸗ muhn zur Seite der auf diese Weise offen mit Frankreichs erbitter⸗ tem Feinde gemeinschaftliche Sache machen zu wollen scheint. Außerdem meldet uns eine Privat⸗Korrespondenz, daß der Ober Kald der schwarzen Garde des Sultans mit einem Corps von Bocharis, einer auserlesenen Truppe berittener Neger, von denen übrigens ein erstes Corps schon in den Gefechten vom 30. Mai und 15. Juni von unseren Spahis geschlagen wurde, an unserer Gränze anlangt. Man fügt hinzu, daß auch ein Sohn des Sultans selbst mit diesen Verstärkungen ankomme. Nunmehr wird es unmöglich, die Stimmung des Hofes von Marokko zu beurtheilen und sein Beneh⸗ men zu begreifen. Will er den Frieden, haben seine Soldaten uns am 30. Mai das erste Mal wider seinen Willen angegriffen, wie kömmt es dann, daß 31 Tage nach diesem Gefecht der Angriff er⸗ neuert wird, und daß die Stellung Marokko's überhaupt eine kriege⸗ rische ist? Noch einmal, wir wissen nicht mehr, was wir von den Absichten Abd el Rahman's und seiner Minister denken sollen. Jeden falls ist unsere afrikanische Armee fest und wohl kommandirt.“

Das öffentliche Urtheil hat sich, ungeachtet des freisprechenden Verdikts der Jury, so mächtig und entschieden gegen Eduard Donon gerichtet, daß es ihm unmöglich war, in seiner Vaterstadt Pontoise zu bleiben; die große Aufregung, die sich gegen ihn zeigte, hat ihn veranlaßt, sich nach Amerika zu flüchten, wohin er gestern zu Havre unter anderem Namen sich einschiffte.

12 Paris, 18. Juli. In der Pairs⸗Kammer kündigte heute der Präsident an, daß der Graf Darboville kraft des Gesetzes über die Erblichkeit der Pairie von 1820 seinen Sitz in der Kammer in Anspruch nehme und die betreffenden Dokumente zu die⸗ sem Zwecke vorgelegt habe. Eine Kommission zu Prüfung dieser Dokumente wird ernannt.

In der Deputirten⸗Kammer hatte Herr Berryer zuerst das Wort in Betreff des Berichts über die Wahl des Herrn Charles

Laffitte zu Louviers. (Bewegung, Aufmerksamkeit.) Viermal habe

Eine Dissonanz, die auch auf die Form übergegangen. Lieber hören wir den Erguß seiner patriotischen Muse, die sich unwillig von aller Fälschung des deutschen Sinnes abwendet und den Zeitgenossen ermunternd zuruft: 1 1 MNoch ist Deutschland nicht verloren: Bleibt nur einig auf dem Schiff!

Dann wird es wie neugeboren,

Trotz dem Sturm und trotz dem Riff,

Stattlich in den Hafen laufen,

8 n 128 zu neuer Schlacht;

ie einst, als die Hohenstaufen ͤ“ Dieser sein Patriotismus droht übrigens an das Lächerliche zu streifen, 89 er sich in seinem Gedicht „der Römerfeind“ für Wahrung der Deutsch⸗ 22 gegen das „Gift“ des Römerthums mit dem bedauernden Zusatz AʒAoch herrschen die Namen Deer römischen Kirche,

S Des römischen Rechtes, 89 Des 1--92 9 Reiches 14“* 88 „Im Lande der Deutschen. 11.“ Sn Eann -9 von Einem zu reden, wissen sollen, daß die und einen Rechtsschutz .e 8 Fng vene ”2 sara geen nur mit gebührender Ahtung 2 a2. undigen bestimmen müssen, seiner 2. Bilder vom Platiensee Hi h Di 1 und Formen der Reminksten Hier hat sich der Dichter in Klängen Nikolaus Lenau nz an die starren Ungarbilder seines Freundes

nicht durchgängi 3. Traumbild gaͤngig zu erwehren vermocht. und bringt Pinoreskes Fveiene be Cyklus schafft seine Phantasie freier

verlieren. Am spannendste uppirtes, ohne sich je in Verzerrtes zu (S. 172 bis 197), ven 8 darunter ist die Romanzenfolge „Atar Gull“

ine w b ige namigen Roman benutzte ie gh a enge ,Sn⸗ in seinem gleich⸗

4. u. 65. Waldbilder. Vilder aus den Alpen. Bald elegisch

11“

bald reflektirend gehallen, durchgängig aber Zeugen eines edlen, für höhere Eindrücke empfänglichen Gemüths. Zur Probe „Wolkenneid“ (S. 221): Die Königin des Walds, die edle Eiche, 8 Hebt sich empor in dunkelblaue Lüfte, Aufstrebend kühn zum stolzen Wolkenreiche, Vom Moder ferne düstrer Erdengrüfte. Die Wolken sehen es mit scheelem Neide, Daß eine Schwester ihnen sich geselle, So schön, so hehr im grünen Hoffnungskleide’,W““ Und schleudern ihren Blitz, daß er sie fälle. Soldatisch⸗kriegslustige Ideen verfolgen unseren Dichter selbst in die stille Wald⸗Einsamkeit. So singt er (S. 213): v Du schlanke Esch' im Sonnenglanz! Wie deut' ich dein Gezitter? 5 Du wähnst, es hol' zum Waffentanz Als Lanze dich ein Ritter. Bleib' ruhig nur! In deinen Wald Kommt nimmermehr ein Ritter; Und käm' er auch, es giebt so bald 1 „Noch keine Lanzensplitter.

6. Lieder des Sturmes! Originell in der Anlage, kräftig in der

Ausführung, reich an neuen Ideen. Das Beste, was der Graf Alexander geschrieben, und wodurch er sich einen Namen erworben. Das Gedicht „Ahasver und Bonaparte“ verdient darunter einen Ehrenplatz. 81 . Vermischte Gedichte. Manches Matte und Kränkelnde. Man sieht, daß der Verfasser physisch und geistig litt. Denn derselbe war, wie sein Biograph J. K. (wahrscheinlich Justinus Kerner) in der Augs⸗ burger Allgemeinen Zeitung sagt, in seinen letzteren Lebensjahren, von mehrjährigen Leiden zu Boden gedrückt, nur noch das Bild eines Ad⸗ lers, dem ein Pfeil die Brust getroffen. m.

Die musikalischen Werke älterer niederländischer Meister. Collectio operum musicorum Batavorum saeculi 3 VI. Edidit Franciseceauns Commer. Sumptibus societalis Bataviae ad musicam promovendam. zcrolini apud Prautwein (J. Guttentag).

„Kaum sollte man glauben, daß eine Nation, wie die niederländische, die fast ausschließlich in Handel und Industrie die Quellen ihres Wohl⸗ standes findet, der Kunst eine so lebendige Theilnahme zuzuwenden ver⸗ möchte, wie dies dennoch, und namentlich in Beziehung auf die Musik, geschieht. Die seit längerer Zeit bestehende „Gesellschaft zur Beför⸗ derung der Tonkunst in den Niederlanden“ strebt redlich danach, ihren Zweck in seinem ganzen Umfange zu erfüllen, und wendet dafür reiche Mittel auf. Bereits sind auf ihre Kosten mehrere größere Werke jetzt leben⸗ der niederländischer Komponisten im Stich erschienen, und jetzt scheint sie es sich zum Ziele zu setzen, den Zeitgenossen auch dasjenige ins Gedächtniß zurückzurufen, was in früheren Jahrhunderten im Gebiete der musikalischen Composition von niederländischen Künstlern Werthvolles geschaffen worden ist. Daß sie hierzu eine große Masse von Material vorfindet, wird Jeder einräumen, der da weiß, in welchem Rufe die niederlän⸗ dische Schule der Musik einst stand, wie sie schon im höchsten Flore prangte, als die verschiedenen Abzweigungen der italienischen Schule gleichsam noch im Keime verschlossen waren. Die unvergleichlichen Werke eines Palästrina und Anderer machten freilich manche Leistungen der Niederländer vergessen oder ließen sie wenigstens in den Hintergrund treten; um so mehr dürfte aber gerade das Bestreben der obengenannten Gesell⸗ schaft zu billigen sein, wenn sie dahin zu wirken sucht, den Verdiensten der Tonkünstler der niederländischen Schule aus früheren Jahrhunderten zu er⸗ neuter Anerkennung zu verhelfen und ihre Werke, die sich größtentheils nur in wenigen seltenen Exemplaren in Bibliotheken zerstreut vorfinden, der Mitwelt wiederum allgemein zugänglich zu machen. Der vorliegende, auf

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die Kammer diese Wahl umgestoßen, wegen des machten Angebots zum Bau einer Zweigbahn nach Louviers von der Paris⸗Rouener Bahn aus. Die Kammer habe in diesem Angebot einen Versuch zur Wahl⸗Bestechung erblickt, und eine kollektive Be⸗ stechung habe ihr eben so verwerflich geschienen, als eine indivi⸗ duelle. Die mit der Prüfung der Wahl beauftragte Kommission er⸗ klärte, sie schließe nicht den Mann aus, sondern trete nur gegen die Thatsache auf. Sobald diese verschwinde, unterliege die Zulassung keiner Schwierigkeit mehr. Am 6. Juli wurde das Wahl⸗Kollegium von Louviers zur fünften Wahl berufen. Am 23. Juni erging ein Schrei⸗ ben von angesehenen Wählern von Louviers an Herrn Laffitte, sein Angebot aus den Händen des Ministers der öffentlichen Arbeiten zu⸗ rückzunehmen. Herr Ch. Laffitte fügte sich ihrem Wunsch. Der Mi nister hat dem 6ten Büreau der Kammer das Schreiben zugestellt, odurch Herr Ch. Laffitte sein Angebot zurückzieht. Das 6te Bü⸗

reau erblickte darin eine moralische und wirkliche Verzichtleistung des

errn Lafsitte auf den Bau der Cisenbahn nach Louviers. Es schien ihm daher die Freiheit der Abstimmung den Wählern wiedergegeben, und es schlägt daher jetzt die Zulassung des Gewähnlten vor. Der Präsident fragt, ob Opposition dagegen erhoben werde. Tiefe Stille; Niemand ergreift das Wort, die Wahl wird also für regelmäßig und Herr Ch. Laffitte als zugelassen erklärt. Die Kammer schrei⸗ et dann zur Fortsetzung des Ausgabe⸗Budgets des Finanz⸗Ministeriums. Bei Kapitel 45 „Wälder“ wünscht Baron Ladoucette, daß Maß

regeln getroffen würden, um den Verheerungen in den Staatswaldun

gen ein Ende zu machen. Herr Boulay de la Meurthe schlägt als Amendement vor, die Verwaltung solle jedes Jahr den Kammern einen Etat der Gesuche um Urbarmachung von Waldungen vorlegen worin zugleich die Motive der ministeriellen Entscheidungen angegeben würden. Der Finanz⸗Minister: Die Abholzung und Wieder⸗ bepflanzung der Wälder habe stets die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich gezogen, besonders die Abholzung der Berge, weil man der⸗ selben die Unglücksfälle der Ueberschwemmungen beigemessen. Er habe hier nicht zu untersuchen, ob diese Abholzung die einzige Ursache der⸗ selben sei, aber man könne annehmen, daß sie viel dazu beitrage. Die Forst⸗Verwaltung sei mit Lösung dieser wichtigen Frage beauftragt. Der Heneral⸗Forst⸗Direktor sei zu diesem Ende von ihm mit einer Sendung beauftragt worden, die er dieses Jahr fortsetze. Der Minister er klärt, er sei eher streng als willfährig, wenn es sich um Ausrottung von Wäldern handle, aber das Eigenthumsrecht müsse doch auch be achtet werden. Er bittet die Kammer, das Amendement nicht anzu⸗ nehmen, weil dies glauben machen könne, es seien Mißbräuche vor⸗ handen, die aber nicht beständen. Das Amendement wurde darauf verworfen. Bei dem Kapitel „Indirekte Steuern“ weist Herr Ledru⸗Rollin auf den zunehmenden Pauperismus hin, wogegen nichts geschehe, obgleich schon Casimir Perrier 1831 versprochen, sich damit zu befassen; die Abhülfe dürfe nicht länger verschoben werden;

ein gutes Mittel dazu wäre die Rentenumwandlung, und auch eine Verminderung der indirekten Steuern sei unumgänglich nöthig. Auch

gegen die Postverwaltung wurden viele Klagen vorgebracht.

Sroßbritanien und Irland.

London, 17. Juli. Die Whig⸗Opposition in England sucht für ihre Angriffe gegen die Regierung vorzugsweise in dem Bereiche der auswärtigen Politik derselben einen Stützpunkt. Es erscheint leichter, Thatsachen, welche in der Ferne sich ereignen, nach Partei⸗ Grundsätzen in ein nachtheiliges Licht zu stellen, als Maßregeln zu tadeln, welche zur Besserung innerer Zustände getroffen werden. So konnte auch Lord Palmerston in seiner gestrigen Rede über den Skla⸗ venhandel leicht den Vorwurf erheben und nach Whig⸗Prinzipien be⸗ gründen, daß die Tory Politik in Spanien Englands Einfluß habe untergehen lassen, daß England dem Untergange der Freiheiten des spanischen Volkes ruhig zusehe und über sein glückliches Einverständniß mit Frankreich die Erhaltung der National⸗Würde und der britischen Interessen in Spanien vergesse. Die einfache Antwort Sir R. Peel's hierauf am Schlusse seiner Rede, daß das jetzige Kabinet kein anderes Ziel erstrebe, als das von Lord Palmerston bezeichnete, dabei aber in Uebereinstimmung mit den Grundsätzen des Völkerrechts verfahre, dürfte hinreichen, die Anschuldigungen des edlen Lords als unbegründet er⸗ scheinen zu lassen, falls nicht außerdem noch die Politik der Regierung durch die unabhängige Presse eine entschiedene Billigung erführe. Die Times, bekannt als das unabhängige Organ der Majorität des englischen Volkes, schrieb vor einigen Tagen, bei Gelegenheit ähn licher Anschuldigungen gegen die Nachgiebigkeit der Regierung in der marokkanischen Frage, zur Charakteristik der gegenwärtigen britischen Politik Folgendes: „Während die Whig⸗Opposition jedem Staate in Europa Trotz bieten möchte, jedes Gefühl der Feindseligkeit, das in irgend einem Lande gegen uns sich kundgiebt, übertreibt und das Mißtrauen, welches die Politik ihrer Führer in der ganzen Welt gegen England rege gemacht hat, zu bestärken sucht, erörtern wir ohne Leidenschaft und Vorurtheile die wichtigen Fragen, von welchen die Erhaltung des Friedens abhängt, und legen weder einer fremden Macht Pläne unter, die politische Ordnung Europa's zu zerstören, noch geben wir uns einem übertriebenen Vertrauen zu einer fremden Regierung hin, wel ches die Vernachlässigung unserer nationalen Macht und unserer öf fentlichen Pflichten zur Folge haben könnte. Von diesen Grundsätzen ausgehend, haben wir das Glück gehabt, mit der Politik unseres gegenwärtigen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten übereinzu⸗

stimmen, und wenn wir mit der Feder eines Geschichtschrei⸗

bers, statt mit der eines Kontroversisten schrieben, so würden wir zeigen, daß Lord Aberdeen im Laufe der letzten drei Jahre unser Land sowohl wie Europa aus einem Zustande großer Gefahr befreit hat; daß das gute Einverständniß mit Frankreich durch keine demüthi⸗ gende Konzession erkauft worden ist, sondern in dem gesunden Sinne und in den wahren Interessen beider Regierungen ihren Grund hat, und daß die Würde und Macht unserer Nation niemals auf eine an⸗ gemessenere Weise erhalten und dargelegt werden kann, als durch die Mäßigung der Leidenschaften und die Beseitigung der Eifersüchteleien und Animositäten fremder Staaten. Wenn wir aber um unserer eigenen Ehre und um der allgemeinen Wohlfahrt willen bestrebt sind, die Regierung Englands zur Erledigung solcher Functionen in der Welt zu veranlassen, so wissen wir, daß dazu ein richtiges Verständniß internationaler Gerechtigkeit, ein Entschluß gehört, in Anderen alle diejenigen Rechte zu achten, welche wir selbst für uns beanspruchen, daß dazu vor Allem Festigkeit gehört, um zu verhindern, daß kleinere Ursachen zu Strei⸗ tigkeiten über die großen Prinzipien des Friedens ein Uebergewicht erlangen. Unsere Opposition deutet diese Ansichten übel aus, denn in ihren Augen ist Alles verächtlich, was nicht auf eine geräuschvolle und heftige Geltendmachung nationaler Suprematie hinzielt, und wir können wahrlich ihre gewöhnlichen Vorwürfe der Inkonsequenz ihr zurück⸗ geben, da sie ihre falschen Prämissen bis auf den höchsten Grad der Extra⸗ vaganz und Absurdität gesteigert hat. Als Zuschauer der Entwickelung politischer Ereignisse wird unser Interesse auf gleiche Weise durch die Er⸗ haltung eines allgemeinen Friedens, wie durch die erfolgreichen Resultate unserer nationalen Politik in Anspruch genommen. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Christenheit, daß die Angelegenheiten Europa's während eines Zeitraums von 30 Jahren durch die Weisheit von Staatsmännern ohne Waffenhülfe geleitet worden sind. Wir begrü⸗ ßen ein solches Resultat, als den größten Triumph der Humanität, der Politik und der Vernunft, und glauben, daß dieser glückliche Zu⸗ stand der Eintracht unter den Nationen nur durch den vorübergehen⸗ den Sieg der verwerflichsten Beweggründe unterbrochen werden kann.“ Aus diesem Grunde hält die Times eine Störung des Einverständ⸗ nisses zwischen England und Frankreich selbst in der marokkanischen Frage nicht für möglich, und aus ähnlichen Gründen dürfte die Po litik der Regierung überhaupt gegen Lord Palmerston's Angriffe ge⸗ rechtfertigt erscheinen.

London, 19. Juli. Die Verhandlungen der beiden letzten Sitzungen des Parlaments waren von keinem besonderen Interesse. Das Hauptgeschäft des Unterhauses bestand in der Erörterung der einzelnen Klauseln der neuen verbesserten Armengesetz⸗Bill, welche vorgestern das Comité passirte. Gestern wurde ein Antrag des Herrn Duncombe, daß ihm gestattet werden möchte, persönlich vor dem geheimen Post⸗Comité seine Aussagen über stattgefundene Verletzung des Brief⸗Geheimnisses abzugeben, mit 141 gegen 51 Stimmen ver⸗ worfen. Der Antrag veranlaßte eine längere Diskussion, die indeß nur die früheren Anschuldigungen gegen die Minister wiederholte, und ministeriellerseits auf den Nachweis beschränkt blieb, daß eine Zu⸗ lassung des Herrn Duncombe zu den Berathungen des Comité's nicht in der Absicht des Hauses gelegen habe, mithin unstatthaft sei.

Das Oberhaus hielt gestern nur eine kurze und unbedeutende Sitzung.

Einer Angabe im Standard zufolge, dürfte das Urtheil des Oberhauses in der Appellationssache O'Connell's nicht vor Rückkehr der Richter erfolgen, welche auf ihren Circuits begriffen sind.

Graf de Grey ist gestern von Dublin hier eingetroffen.

Die Arbeiter in den Baumwollen⸗Fabriken zu Bolton, welche den Fabrikherren vor Kurzem angezeigt hatten, daß sie ihre Arbeit niederlegen würden, wenn ihr Lohn nicht um 10 „Ct. erhöht werde, haben sich jetzt mit Letzteren gütlich geeinigt und arbeiten gegen eine Lohnerhöhung von 5 pCt. fort. Man glaubt erwarten zu müssen, daß die Arbeiter aller anderen Fabrikstädte von Lancashire dem von Bolton gegebenen Beispiele folgen werden.

London, 17. Juli. Obgleich Lord Palmerston in seine Motion gegen den Sklavenhandel gewisse Parteifragen gemischt hat, so ist sie doch als Ausdruck der festen und unveränderten Ansicht einer der Zahl nach sehr umfassenden und einflußreichen Klasse in England von Wichtigkeit, der Ansicht nämlich, daß die gänzliche Unterdrückung des Sklavenhandels eine Sache ist, welche Großbritanien um fast jedes Opfer zum Ziele führen muß, und daß zur Erreichung desselben noch entschiedenere Schritte gethan werden müssen, als bisher. Dies ist bei uns, wie ich versichern kann, die Ansicht eben sowohl derer, bei denen das religiöse Interesse vorherrscht und die man vorzugs⸗ weise Evangelische oder Heilige nennt, als auch eines großen Theils der politisch liberalen Partei, und ihr Eifer für die Sache ist weder jetzt von Lord Palmerston, noch früher bei einer anderen Gelegenheit von Lord Brougham übertrieben worden. Eine einzige, von ersterem angeführte Thatsache reicht hin, Jeden zu ergreifen, dem nicht gerade⸗ zu das gemeinste Gefühl für Menschlichkeit entgeht, nämlich die, daß erweislich zwei Drittel sämmtlicher jährlich in Afrika eingeschifften Neger unterweges sterben, ehe sie ihren Bestimmungsort erreichen. Wie können sich die Mächte Europa's, Angesichts einer solchen That— sahhe, rühmen, daß ihre Bemühungen, dieses höllische Gewerbe zu vertil⸗ gen, mit Erfolg gekrönt worden seien? Es wird Zeit genug sein,

sagt die Anti⸗Slavery⸗Society, in unseren Anstrengungen nachzulas⸗ sen, wenn der Sklavenhandel in That und Wahrheit sein Ende er⸗ reicht hat. Man sage uns nur nicht, meint sie, daß alle Großmächte Europa's zur Unterdrückung dieses Uebels Verträge abgeschlossen ha⸗ ben; das ist freilich wahr; aber die Schmach dauert dennoch fort, und zwar in einer Ausdehnung, daß in Afrika noch jährlich etwa 150,000 Neger verschifft werden. Sie verlangt folglich von der britischen Re⸗ gierung, daß sie in ihren Anstrengungen nicht eher nachlasse, als bis diese Tiae. des Menschengeschlechts wirklich und gänzlich verschwun⸗ den ist.

Indessen ist nicht der geringste Grund vorhanden, anzunehmen, daß das Kabinet Sir Robert Peel's sich die Erreichung dieses großen Zweckes weniger zu Herzen nehme, als das Ministerium Lord Mel⸗ bourne's gethan hat. Im Gegentheil belegt ja die neue Zucker⸗Zoll⸗ Bill der laufenden Session fremden Zucker, welcher durch Sklaven⸗ Arbeit gewonnen ist, zu Gunsten des Kolonial⸗Zuckers, welcher nicht mit Sklavenschweiß befleckt ist, mit einem Differenzial⸗Zoll von 29 Sh. den Centner; denn der Zoll für den letzteren beträgt 31 Sh. der Centner, während der erstere mit 63 Sh. der Centner belastet ist. Es ist freilich noch nicht erwiesen, daß diese Bill den Anbau des Zuckers mittelst Sklaven⸗Arbeit in der Ausdehnung beschränken wird, wie man erwarten dürfte. Denn wenn England dem Zucker von Java vor dem aus Brasilien den Vorzug giebt, so muß man viel⸗ leicht gewärtigen, daß die vermehrte Ausfuhr des Zuckers von Java nach England den brasilianischen Zucker zwingen wird, sich einen Abzugs⸗Kanal nach Holland und anderen Ländern zu suchen, welche vorher von Java aus versorgt wurden; und dann dürfte Brasilien durch den Verlust des englischen Marktes keine we⸗ sentliche Einbuße erleiden. Gleichwohl bleibt die neue Zucker⸗ Büll ein Beweis mehr, daß die britische Regierung den ernstlichen Wunsch hegt, Alles zu thun, was in ihrer Macht steht, um sowohl den Sklavenhandel als auch den Zustand der Sklaverei überhaupt auszutilgen. Brasilien und Spanien können natürlich nicht gezwun⸗ gen werden, zu diesem guten Werke das Ihrige beizutragen; so lange aber die größeren Mächte ohne Unterlaß und unter welcher Form man wolle, der Sklaverei die Spitze bieten, darf man nie die Hoff⸗ nung verlieren, daß die Macht des Beispiels und der bessere Sinn früher oder später auch auf das Benehmen jener Staaten ihre Wir⸗ kung nicht verfehlen werden, welche gegenwärtig noch diesen entehren⸗ den Mißbrauch dulden.

Man kann Großbritanien wohl nicht die Ehre streitig machen, daß es stets und ernstlich darauf hingearbeitet hat, andere Mächte zur Theilnahme an dem großen Werke der endlichen Abschaffung des Sklavenhandels zu bewegen, selbst wenn man behaupten wollte, daß sich bisweilen politische Zwecke mit eingemischt haben. Die „Geschichte des Sklavenhandels“ von Herrn Bandinel *) liefert eine klare, unge⸗ schmückte und aus offiziellen Quellen geschöpfte Darlegung dessen, was jedes britische Ministerium seit der nach dem Frieden von 1815 von den Mächten Europa's erlassenen Erklärung gegen die Sklaverei in dieser Hinsicht gethan⸗ hat. Minister, welche in ihren Meinungen über andere Fragen von einander sehr verschieden waren, haben in Betreff des Sklavenhandels stets versucht, in derselben großen und menschlichen Politik mit einander zu wetteifern. Lord Castlereagh und Herr Canning, der Herzog von Wellington und Earl Grey, Lord Palmerston und Lord Aberdeen haben sämmtlich nach einander ihre Talente und ihre Mühen der Er⸗ reichung desselben großen Zweckes gewidmet; und wenn dieses schmach volle Gewerbe die Welt noch betrübt, so kann man doch nicht leug⸗ nen, daß Großbritanien den Trost hat, kein erlaubtes Mittel zu seiner Unterdrückung vernachlässigt und sich folglich von der moralischen Schuld frei gemacht zu haben, welche den Staaten zur Last fällt, die direkt oder indirekt die Fortdauer dieses entsetzlichen Uebels auf⸗ rechthalten ode

b 11“ Brüssel, 19. Juli. Der Senat hat nun seine Arbeiten auch beendigt, und zwar mit Annahme des Gesetz⸗Entwurfs über die Dif⸗ serenzial⸗Zölle; 28 Mitglieder erklärten sich für das Gesetz, 5 gegen dasselbe, und 7 enthielten sich des Mitstimmens. Der Minister des

Innern verlas darauf die Königliche Verordnung, durch welche die Session geschlossen wird.

Dänemark. ¹

Helsingör, 18. Juli. Die russische Escadre auf der hiesigen Rhede besteht aus folgenden Schiffen:

Linienschiffe „Le Fort“ v. 84 Kan., Chef⸗Cpt. Zamitzky,

3 .“ Escadre⸗Chef Vice⸗

Admiral von Plater,

Chef⸗Cpt. Koulebia⸗

kine, Contre⸗Admiral Bolgowski,

2 84 2

*¼) Some Acconnt of the Trade in Slaves from Africa as connected with Europe and America; especially with relerence to the efforts of ihe british Government for its extinction. Auch deutsch erschienen unter dem Titel „der afrikanische Sklavenhandel“ von James Bandinel. Berlin 1843, bei Hermes. Ueber den Inhalt der Schrift vergl. Allg. Preuß. Staats -Zeitung Nr. 200 vom Jahre 1842.

Kosten jener Gesellschaft edirte Band bringt zehn größere Compositionen von niederländischen Tonsetzern aus dem 16ten Jahrhundert, unter denen die des Jacobus Clemens non Papa an Werth offenbar den ersten Platz behaupten. Von ihm enthält die Sammlung auch die meisten Werke, nämlich: 1) ein Vox clamantis in deserto (fünfstimmig); 2) ein Angelus Domini (fünfstimmig); 3) ein Deus in adjutorium (sechsstimmig); 4) ein Ego flos campi (siebenstimmig) und ein Pater peccavi (achtstimmig). Die Stimmführung bekundet überall den Meister, die harmonischen Wendun⸗

gen sind oft wunderbar schön, der Wohlklang findet dabei fast immer seine Beachtung, es fehlt nicht an Gefühl und Ausdruck, und hat man sich erst auf den Standpunkt gestellt, von welchem aus solche Leistungen einer frü⸗ heren Zeit beurtheilt werden müssen, so wird man an dieser Musik eben so viel Geschmack sinden, wie an den besseren Hervorbringungen der später zu⸗ größerem Ansehen gelangten italienischen Schule. Von den Lebens⸗Umstän⸗ den des Komponisten ist nur bekannt, daß er als Mönch in einem nieder⸗ ländischen Kloster gelebt hat; die seine Werke hier aufs neue veröffentlichende Gesellschaft hat daher alle niederländischen Akademieen zu Nachforschungen aufgefordert, um wenigstens nothdürftige Data zu einer Biographie des merkwürdigen Mannes zusammenzubringen. Die übrigen in dem Bande noch vorkommenden Compositionen reichen zwar an Gehalt nicht ganz an die des genannten Clemens hinan, verdienen aber dennoch die besondere Aufmerksamkeit der Kunstfreunde. Es sind: ein Si ignoras te (fünfstimmig) von Christian Hollander, ein Dum transisset Sabbathum (fünf⸗ stimmig) von Sebastian Hollander, ein Domine exaudi (fünfstimmig) und ein Verba mea auribus percipe (sechsstimmig) von H. ubertus Waelrant, und ein Deus, Deus meus ad te von Adrian⸗ us Willaert, dem Stifter der venetianischen Tonschule (geb. 1492 zu Brügge, gest. 1563 zu Venedig), der zuerst für eine größere, als bisher gewöhnliche Anzahl von Stimmen, nämlich für sechs und sieben, setzte, und dem auch die Erfindung der Doppelchöre zugeschrieben wird.

Daß die Ausgabe dieser Werke mit der nöthigen Einsicht und Sorg⸗ salt veranstaltet worden ist, dafür bürgt schon der Name des Herausgebers, der gerade in der Beschäftigung mit älteren Kunstschätzen und an dere

Hervorziehung aus dem Dunkel an das Tageslicht seine größte Freude findet. Die nothwendigen Versetzungszeichen, über die sich in früherer Zeit die Sänger nur muͤndlich verständigten, sie aber nicht schriftlich beifügten, stehen hier über den Noten, und so werden sie diejenigen nicht geniren, welche elwa noch behaupten, man hätte damals die Werke jener Zeit durchgängig ohne Beobachtung dieser Versetzungszeichen gesungen. Das Aeußere der Sammlung gereicht der Verlagshandlung zu nicht geringer Anempfehlung. Der zweite Band wird bereits vorbereitet, um zu Anfange des August er⸗ scheinen zu können. —8

88 V ermischtes.

Berlin. Eine wahre Freude war es uns, in der Person des vor einigen Tagen in unserer Mitte weilenden Kaiserlich österreichischen Wirkli⸗ chen Regierungs⸗Rathes K. Deinh ardstein aus Wien (der in Nr. 105 d. Zig. irrthümlich als Kaiserl. Wirkl. Geh. Rath aufgeführt worden) einen alten Bekannten zu begrüßen. Vielseitig ist man bemüht gewesen, dem Dichter des „Hans Sachs“ seinen Aufenthalt in Berlin so angenehm als möglich zu machen. Bei der hiesigen Königlichen General⸗Intendantur hat derselbe sein neuestes Lustspiel „Modestus“ eingereicht, ein Sittengemälde, das sich nicht nur in Wien, sondern aller Orten, wo es bis jetzt zur Auf⸗ führung gelangte, als ein gehaltreiches und bedeutungsvolles geltend zu machen wußte. Deinhardstein ist bekanntlich Redacteur der Wiener Jahrbücher der Literatur, und hat als solcher jetzt auch in Nord deutschland mehrfache neue Verbindungen angeknüpft, die dieses treffliche Institut noch mehr zu heben geeignet sein dürften. Der zuletzt erschienene (106te) Band enthält Aufsätze von Hammer⸗Purgstall, Gottfried Hermann, Geh. Rath Creuzer, und eine in geschichtlicher und topo⸗ graphischer Beziehung höchst interessante Abhandlung von Kustos Berg⸗ mann, deren die neuesten französischen und englischen Zeitungen rühmlichst gedenken. Es kann wohl mit Necht behauptet werden, daß kein deutsches Fournal in einem Bande Aufsätze von solcher Wichtigkeit aufzuwei⸗

sen hat.

Wir freuen uns, dem theaterliebenden Publikum die Mittheilung machen zu können, daß der als Dichter wie als Schauspieler gleich beliebte wiener Komiker Herr Nestroy am 27. Juli zu Berlin ein⸗ treffen und einen Cyklus seiner besten Rollen auf dem Königsstädti⸗ schen Theater spielen wird. Er beginnt sein Gastspiel am 31. Juli, und zwar mit der Posse „das Mädl aus der Vorstadt“. Der Magnet der un⸗ erschöpflichen Laune dieses Künstlers wird gewiß auch in Berlin seine An⸗ ziehungskraft bewähren. Im Königsstädtischen Theater, welches früher den Sommer über Ferien hielt, wird diesmal fortgespielt, und zwar sicht⸗ lich mit gutem Erfolg für die Kasse der Direction. Das Haus ist fast jedesmal gut besetzt, namentlich bei den Ballet⸗Vorstellungen der Madame Weiß aus Wien. Sowohl hier als in Potsdam, wo diese allerliebsten sechsunddreißig Kinder unter den Augen der Allerhöchsten Herrschaften zu tanzen die Ehre hatten, erregten dieselben, bei ihrem jedesmaligen Auftreten, den lebhaftesten Enthusiasmus. Leider werden die Liliput⸗Elslers ihre Pro- ductionen nur noch bis zum 30. Juli fortsetzen, dann aber unwiderruflich nach Hamburg abgehen, um ihre gegen die dortige Theater⸗Direction eingegangenen Verbindlichkeiten zu erfüllen.

Breslau, 19. Juli. (Br. Z.) Der hiesige Geschichtsmaler, Herr Professor Herrmann, hat ein großes historisches Bild, wozu Se. 2X stät der König ihm vor zwei Jahren Auftrag gegeben hatte, vollendet; so⸗ wohl die nächste Bestimmung des Bildes, näͤmlich einen Raum im Königl. Schlosse zu Erdmannsdorf zu schmücken, als auch der Ge dags; war in dem Auftrage inbegriffen. Dieser ist die Gründung des Klosters zu Treb⸗ nitz, welche, zufolge eines Gelübdes Herzogs Heinrich I. von Liegnitz (der an der Stelle, wo das Kloster steht, sich 8 in Lebensgefahr befand), von dessen Gemahlin Hedwig geschab. Das Gemälde stellt den Alt dieses Be⸗ schlusses unmittelbar an der Quelle dar, welche sich noch jetzt unter der Trebnitzer Kirche befindet, und zeigt, da der ganze Herzogliche Hof an der Handlung Theil nimmt, zahlreiche Figuren; einige der weiblichen Köpfe ru⸗ fen dem Beschauer Aehnlichkeit mit Mitgliedern des preußischen Königshauses

zurück. Das Bild ist bereits an den Ort seiner Bestimmung abgegangen. —.— 8