1844 / 222 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Rechtsverfassung, zugesügt und durch Wiederherstellun volksthümlicher 2 * ntsprechenden gerichtlichen Zenfahrens dem Volke dasjenige Palladium seiner staatsbürgerlichen Rechte und Frei⸗ heiten zurückzugeben, auf das es, seiner (des roponenten) An⸗ sicht * ein unbezweifeltes Anrecht habe. Er wies dabei auf die bei uns noch erhaltenen Ueberreste der alten Volksgerichte hin, indem in Städten, Aemtern, Landschaften und adlichen Gütern neben den gelehrten auch un⸗ gelehrte Richter an der Rechtspflege in den Untergerichten Theil nehmen und zwar hin und wieder noch mit allein entscheidender Stimme, anders⸗ wo nur mit gleicher Stimmen⸗Berechtigung und in noch anderen Gegen⸗ den nur als Urkunds⸗ und Gerichts⸗Zeugen fungiren; er wollte an dieses Prinzip gemischter Gerichte die Resorm des Gerichts⸗ und Prozeßwesens geknüpft, den oberen Administrativ⸗Beamten alle richterliche Functionen ent⸗ zogen und auch das Vergleichs⸗Amt von ihnen an Schiedsrichter übertra⸗ gen wissen, die von den Parteien erwählt würden. Obgleich die von dem Proponenten vorgeschlagene Ausführung der Reform Widerspruch fand, so ward doch die Proposition selbst von der Versammlung, dem Vorschlage des Präsidenten gemäß, dem Comité zugewiesen, welches eine dem Gegen⸗

and nach verwandte des Etatsraths Esmarch zu prüfen hat.

11““ Schweiz.

Kanton Zürich. N. Z. Z.) Eine erfreuliche Erscheinung des Fortschritts im Verwaltungsleben ist die im Züricher Amtsbl. erschienene Verordnung des Regierungs⸗Raths in Betreff der Rekurs⸗ und Appellations⸗Fristen. Das frühere Regulativ war ein bloßer Nothbehelf in Ermangelung gesetzlicher Bestimmungen und bezog sich nur auf ein Verhältniß, die Appellations⸗Fristen im Verwaltungs- fache, während die neue Verordnung folgende Fristen regulirt: 1) Bei Beschwerden und Klagen, betreffend Gemeinde⸗ oder Zunftwahlen oder Gemeindebeschlüsse. 2) In Rekursfällen gegen Beschlüsse und Verfügungen der Behörden und Beamtungen (es seien dieselben eine Regierungs⸗Behörde oder Regierungs⸗Beamtung, oder eine kirchliche oder Erziehun s⸗Behörde oder Beamtung, oder eine Verwaltungs⸗ Behörde des ezirks oder der Gemeinde). 3) In Appellationssachen (eigentlichen Verwaltungs⸗Streitigkeiten). Für die Fälle 1. und 2. war der Rekurs früher an keine Frist gebunden, so daß es oft vor⸗ kam, daß gegen Gemeindeschlüsse und Beschlüsse von Behörden erst nach Monaten Rekurs ergriffen wurde, der dann aber um der Natur der Sache willen; oder weil der betreffende Beschluß bereits in Voll⸗ ziehung übergegangen war, abgewiesen werden mußte. Für den Fall 3. bestanden Fristen, aber übermäßig lange. Eine reitige Lehrerwahl z. B. konnte bei dieser gewesenen Einrichtung bequem fünf Monate lang anstehen, bevor darüber letztinstanzlich entschieden war. Die neue Verordnung kürzt sehr bedeutend ab. Die regelmäßige Frist ist in allen Fällen auf 14 Tage gesetzt, einige in der Verordnung angedeu⸗ tete Ausnahmen abgerechnet.

Kanton Graubündten. In dem neuesten, von Mitglie⸗ vern der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft ausgegangenen Bericht über den drohenden Bergsturz bei Felsberg heißt es: Das Ergebniß der Untersuchung ist, baß die Gefahr täglich größer werde. Man fand die Spaltungen kreuz und quer seit der letzten Heecfütng im Juni merklich größer; eine Spalte ist so groß, daß ein Mann leicht hinunterfallen könnte. Hinuntergeworfene Steinchen ließen durch ihr hörbares Anschlagen vernehmen, daß die Spalte bereits sehr tief gehe. Diese Spaltungen bezeichnen den Umfang des sich losreißenden Stückes, dessen Gewicht nach einer natürlich unbestimmten Berechnung sich auf vielleicht 30 bis 40 Millionen Centner, vielleicht auf das Doppelte oder Dreisache oder noch viel höher belaufen möchten. Die nahe oder entfernte Zeit der Losreißung kann eben so wenig bestimmt werden, sie kann Stunden, Tage, Wochen, ja Monate und Jahre sich verzögern, aber auch alle Augenblicke in einzelnen Stücken oder in der ganzen Masse eintreffen. In letzterem Falle würde nicht nur das ganze Dorf mit seinen 400 Bewohnern sehr wahrscheinlich gänzlich verschüttet, sondern die Möglichkeit ist da, daß vielleicht der Lauf des Rheines gänzlich gehemmt, ja sogar der ganze Thalgrund überschüttet würde. Die Folge davon wäre nicht zu be⸗ echnen und könnte sich möglicherweise sogar auf das Thal des Wal⸗ en⸗ und Zürichsee's erstrecken, wenn der zum See angeschwollene Rhein plötzlich sich wieder entleeren sollte. Man beschäftigt sich aller⸗ ings mit Berathungen zur Hülfe der armen Bedrohten; allein es ergeben sich so viele Hindernisse, selbst von Seiten der Bewohner, daß zu befürchten ist, ehe die Ausführung begonnen und beendigt wird, sei Felsberg nicht mehr, und die Hülfe komme zu spãt. Die theil⸗ nehmenden Mitglieder der Besteigung gaben nun ihr 1 der Regierung ein. Hoffentlich wird das Besinden so vieler achkundi⸗ en die Maßnahmen, welche zu nehmen sind, möglichst beschleunigen.

Italien.

27. Juli. (D. A. Z.) Ueber der Stadt Palestrina Präneste), die nach den Zeugnissen von Strabo, Dionysius von alikarnaß, Virgil u. A. lange vor Rom von einer pelasgischen Ko⸗ onie gegründet ward, scheint ein schweres Verhängniß zu schweben. Erdstöße, erst leise und selten, dann heftig, täglich und halbe Stun⸗ den anhaltend, haben seit Anfang des vorigen Monats die Grund⸗ mauern der Wohnungen so verletzend erschüttert, daß ein allgemeiner Einsturz bei fortdauernder Ursache befürchtet wird. Erdbeben sind in diesem Theile des Sabinergebirges, auf dem Palestrina, ungefähr 1600 pariser Fuß über dem Meerniveau liegt, sehr selten, dagegen etwas Gewöhnliches auf dem gegenüberliegenden Albanergebirge, dessen Urfor⸗ mationen durchaus vulkanische Lavabestandtheile sind, wogegen das Sa⸗ binergebirge aus Kalk besteht. Nachdem mehrere Häuser des Orts bereits in Folge der Erderschütterungen zusammen estürzt, andere den Ruin dro⸗ hen, die meisten stark beschädigt worden, sind die Einwohner genöthigt, Nachts ihr Obdach in der Ebene der römischen Campagna zu suchen. Aber auch den Tag über halten sich nur Wenige, deren Beschäftigung es erfordert, im gefährdeten Ort auf. Palestrina zählt gegenwärtig 4300 Seelen. Es hat ein großes Seminar (Gymnasium), sieben Klöster (fünf davon für Mönche, zwei für Nonnen), und ist in geist⸗ lichen und weltlichen Dingen einem Kardinal⸗Bischof untergeben. Es ist reich durch Korn⸗ und Weinbau. Auch aus dem Neapolitanischen kommen uns durch offizielle Blätter Nachrichten von Erderschütterungen in den verschiedensten Gegenden des Reichs zu; doch meldet keine erhebliches Unglück. Die heftigsten Erdstöße wurden am 13. Juli Vormittags 10 Uhr in Messina verspürt, doch ohne Häuser⸗Einsturz und ohne Verlust von Menschenleben. Den wichtigsten Theil der am 22. Juli stattgehabten Konsistorial⸗ Verhandlungen bilden die indeß nicht publizirten Aktenstücke. Sie sollen, wie ich aus bewährter Quelle weiß, größtentheils auf die Bei⸗ legang⸗ der kirchlichen Differenzen mit Portugal und Spanien, so wie auf Missions⸗Angelegenheiten der katholischen Kirche in Amerika Be⸗ zug haben. Bin ich recht unterrichtet, so sind durch dieses Konsisto⸗ rium die Präliminarien zu weiteren Unterhandlungen mit den nord⸗ amerikanischen Freistaaten rücksichtlich der Admission der Propaganda in den Plantagenstrichen geordnet worden. Es wäre dies eine der philanthropischsten Resolutionen, die je von einem Konsistorium ausgingen. Dazu ist sie eine Lebensfrage für das Christen⸗ s. ü Verbreitung und nationale Gesittung für die nordamerikanische Zukunft. Denn wie die Sachen heutzutage stehen, ist keinem protestantischen oder katholischen Missionair erlaubt den in den Pflanzungen Nord⸗Amerika's arbeitenden Negern das Wort des Heils, das auch das Wort von d 85 bat er persönlichen Freiheit

ist, zu verkünden. giebt theils das Recht, jeden christ⸗

lichen, sein Gebiet betretenden Evangelium⸗Verkünder an den nächsten Baum aufzuhängen, theils duldet er es ohne Harm. Ein nun ver⸗ storbener reicher Pflanzer von New⸗York, gegen den ich solchen Zu⸗ stand beklagte, antwortete mir: „Mein Herr, was wollen Sie? Es ist ein durch die Nothwendigkeit gebotenes Uebel. Denn Sie wissen vielleicht nicht, daß Neger in den südlichen Theilen der Vereinigten Staaten, wenn sie die Predigt von der christlichen Freiheit vernom⸗ —— regelmäßig an ihren eigenen Herren zuerst zu Gurgelschneidern werden.“

Wie es heißt, sind in diesen Tagen an Dom Miguel von Lissa⸗ bon aus neue Ansuchen wegen einer Annahme eines Jahrgeldes und die Zusage einer bedingten Resignation auf den Thron seiner Väter gelangt. Die Vermittelung der Propositionen, welche in sinanzieller Hinsicht weit einladender sein sollen als die früheren, will man einer hier sehr einflußreichen diplomatischen Person anvertraut wissen. Dom Miguel wird sich schwerlich zur Annahme der Anerbietungen bereitwillig finden noch bewegen lassen. Er lebt fortwährend im Palazzo Capponi an der Straße Ripetta unter den möglichsten Ein⸗ g eines Privatmannes. Wie bekannt, unterhält ihn der

abst.

Die Ruhe in den Hauptstädten der Romagna scheint für den Augenblick hergestellt zu sein. Doch hat die Regierung für rathsam erachtet, die Garnison von Bologna eher zu verstärken, als zu ver⸗ ringern. In der genannten Stadt befinden sich demzufolge nicht we⸗ niger als tausend Gendarmen (Carabinieri); die Schweizer sind dabei nicht gerechnet. Die Brigaden der Carabinieri konnten aus den von Rom südlich gelegenen Gegenden ohne Befürchtung gezogen werden, da dort tiefe Stille herrscht.

IIEE111“ 3 Madrid, 30. Juli. Vorgestern traf ein englischer Courier

hier ein, den der General⸗Gouverneur von Gibraltar mit Depeschen

nach London abgefertigt hatte. Gleich nach dem Eintreffen desselben verbreiteten sich verschiedene Gerüchte, die sich bis heute nicht völlig bestätigt haben, über welche Sie aber durch den Telegraphen von Bayonne wohl bereits aufgeklärt sein werden. (Vergl. Allg. Preuß. Ztg. von gestern und vorgestern.)

Der Admiral Sir Edward Owen befindet sich seit dem 22sten in Gibraltar mit den Linienschiffen „Caledonia“, „Albion“ und „Warspite“. Eben dort waren die dänischen Fregatten „Gefion“ und „Thetis“ eingelaufen, nachdem sie in Tanger eine Mittheilung zurückgelassen hatten, durch welche der Kaiser von Marokko benach⸗ richtigt wird, daß die dänische Regierung künftighin die hergebrachten Zahlungen an ihn nicht mehr leisten werde.

Einem Gerüchte zufolge, hätten sämmtliche Konsuln, mit Aus⸗ nahme des englischen Vice⸗Konsuls, Tanger verlassen, und der spa⸗ nische wäre in Tarifa angekommen. Ich habe nicht in Erfahrung bringen können, ob diese Angabe begründet ist. Das kleine spanische Geschwader kreuzte am 25sten auf der Rhede von Tanger, allein auch dort, und unter den Augen so vieler Beobachter, scheint die spanische Flagge allein nur Demüthigungen ausgesetzt zu sein. Die Matrosen des einzigen Linienschiffes, welches dieses Geschwader unterstützen soll und noch im Hafen von Cadix liegt, desertirten haufenweise, und nun weigern sich die Offiziere, unter dem Fregatten⸗Capitain, dem die Re⸗ gierung den Befehl des Schiffes übertrug, zu dienen. Uebrigens hat man nach Melilla ein Bataillon nebst Vorräthen an Lebensmitteln und Kriegsbedürfnissen geschickt. Das Dampfschiff „Isabella 11“ kam am 24sten von Barcelona mit einem Bataillon in Algesiras an. Diese Truppen sind nach Ceuta bestimmt.

Man ist hier der Ansicht, daß, falls die Franzosen Tanger wirk⸗ lich besetzen sollten, die englische Flotte sich eines anderen marokkani⸗ schen Hafens an der mittelländischen Küste bemächtigen, Spanien aber leer ausgehen werde.

Die Anzahl der seit dem 24sten verhafteten Personen beläuft sich auf funfzehn, worunter ein Oberst, ein Major, drei Hauptleute und drei Lieutenants, die sämmtlich außer Aktivität standen. Allem Anschein nach waren nur die Esparteristen in die Verschwörung ein⸗ eweiht. Die eigentlichen Progressisten würden jedoch, falls das

omplott den beabsichtigten Ausgang genommen hätte, ohne Zweifel hinzugetreten sein.

Der Redacteur des nun eingegangenen karlistischen Blattes la Monarquia, ein Geistlicher, ist von dem Administrator der Diözese Jaen wegen verschiedener Vergehen in Anspruch genommen und von dem hiesigen Gerichte dorthin abgeliefert worden.

Seit vierzehn Tagen steht das Thermometer hier von Mittags bis gegen Sonnenuntergang auf 33 bis 34° Réaumur im Schatten.

Aegpnpten.

Alexandrien, 6. Juli. (A. Z.) Der General⸗Statthalter von Indien, Sir H. Hardinge, ist nach 48stündigem Aufenthalt, in Begleitung eines Agenten der ägyptischen Transit⸗Compagnie, der bis Suez ihm beigegeben ist, auf einem Dampfschiffe des Pascha nach Kahira abgegangen, wo er trotz des niederen Wasserstandes des Nils in 33 Stunden eintraf. Er stattete dem Ibrahim Pascha, der ihm seine Wagen zur Verfügung gestellt, sogleich einen Besuch ab und ward von ihm mit der größten Auszeichnung empfangen. Tages darauf besuchte der General⸗Statthalter die Pyramiden, so wie sämmtliche Alterthümer und Merkwürdigkeiten Kahira's, nahm Abends an einem großen türkischen Festmahl bei Ibrahim Pascha Theil und reiste, von diesem bis zur ersten Station begleitet, am 28. Juni nach Suez ab. Er hat die Ueberzeugung gewinnen können, daß die ägyptische Transit⸗Compagnie bei ihrer jetzigen Organisation im Stande ist, eine bedeutende Anzahl Reisender rasch zu befördern, und daß, wenn die Dampfböte nicht gleich nach Empfangnahme der Briefschaften absegeln müßten, die Reisenden, meist Kranke oder In⸗ validen des indischen Heeres, ihre Ueberfahrt mit aller möglichen Be⸗ quemlichkeit machen könnten. Vielleicht wird diesem Uebelstand mit der Zeit abgeholfen werden.

Ibrahim Pascha ist am 5ten hier angekommen. Einige Besse⸗ rung in der Verwaltung scheint nachgerade eintreten zu sollen; die Zahlungen geschehen regelmäßiger. Wie man versichert, sollen künf⸗ tig alle mit 1200 Piastern Gehalt Angestellten allmonatlich bezahlt werden. Mehmed Ali soll der österreichischen Regierung erklärt ha⸗ ben, er werde, in Folge der Abreise eines ihm 60,000 Talari schul⸗ denden Kaufmanns nach Triest, keine Verbindungen mehr mit dem österreichischen General⸗Konsul unterhalten. Der Vorfall mit diesem Kaufmann hat einen peinlichen Eindruck hier zurückgelassen und dürfte den Europäern in ihren Handelsgeschäften mit der hiesigen Regierung sehr fühlbar werden.

Die Befestigungs⸗Arbeiten werden thätig fortgesetzt, dagegen sind die Arbeiten am Bassin ins Stocken gerathen; doch dürfte es, wenn keine neue Störung eintritt, spätestens innerhalb 3 Monaten vollendet sein. 1

pereinigte Staaten von Nord-Amerika.

O New⸗VYork, 15. Juli. In dem provisorischen Zustande

der Dinge, der seit 8 Tagen zu Philadelphia besteht, ist noch nichts geändert. Der Gouverneur bleibt unthätig in seinem Lager, wohin noch immer neue Verstärkungen ziehen, so daß ma bereiis ungefähr

7000 Mann daselbst nug, jetzt einen Vorwand zum enthalten sich jeder fe die Ordnung sei hergest ist aber mehr scheinbar als wirklich, e Bewegung unter den Ruhestörern, Entwickelung der öffentlichen Macht et Mehreremale entstand falscher Lärm und Schwer ist nun vorauszusehen, verneur die nöthigen Maßregeln treffen wi Verletzung der Gesetze zu bestrafen und der scenen vorzubeugen, wie sie nun in 2 Monaten von Philadelphia mit Blut befleckt haben.

Die Ruhestörer vermeiden gewandt ge⸗ Angriff von seiner Seite zu geben, sie Demonstration und verkünden überall, ellt und jede Gefahr verschwunden. und noch immer herrscht die leb⸗ welche durch die imponi⸗ was eingeschüchtert sind. versetzte die Stadt in wann und wie der Gou⸗ rd, um die frevelhafte

Wiederkehr von Gräuel⸗

Handels- und Börsen- Uachrichten.

Berlin, 10. Aug. An der heu bahn⸗Effekten einen beträchtlichen Aufs derselben etwas wichen, so blieb am S

er B ö Den 10. August 1844.

zweimal die Straßen

tigen Börse erfuhren die meisten Eisen⸗ chwung, und obwohl solche im

chluß Alles sehr beliebt.

Brief.] Geld.

Actien.

Brief. Geld. [Gem.

St. Schuld-Sch. E 4 Prämien-Scheine d. Seeh. à 50 T. Kur- u. Neumärk. Schuldverschr. e

Obligationen Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. 8 Grossh. Pos. do.

Ostpr. Pfandbr.

Kur- u. Neum. do. ² Schlesische do.

Gold al marco. Friedrichsd'or.

And. Gldm. à 5 Th.

Mgd. Lpz. Bisenb. do. do. Prior. Obl. Brl. Anh. Eisenb.

Düss. Elb. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Rhein. Eisenb.

do. do. Prior. Obl. do. v. Staat garant. Brl. Frankf. Eisnb. do. do. Prior. Obl.

Brl. Potsd. Bisenb. do. do. Prior. Obl.

do. do. Prior. Obl.

Ob.-Schles. Eisnb. do. Lt. B. v. eingez. B.-St. E. Lt. A. u. B. Magd.-Halbst. Eb. Brl.-Schw.-Frb. B. do. do. Prior. Obl. Bonn-Kölner Esb.

S=nEöSInnenenen

Cour S.

Thlr. zu 30 Sgr. Brief. Geld.

IZ“ Wien in 20 auaN .. ..

Frankfurt a.

Amsterdam, 6. Aug. 3 % do. 33 ½. Oesterr. 109 %. Antwerpen, 5. Aug. Frankfurt a. M., 7. Aug. Bayr. Bank-Actien 719 G. 300 Fl. 95 ½ G. do. 500 Fl. 95 ¼ G. do. 200 PFl. 23 Hamburg, 8. Aug. London, 3. Aug.

5 % Span. 20 8

Bank Actien 1650. Int. 615. 5 % 100 ½. Port. 43 ½. Bras. 83 ½. Paris, 5. Aug. 5 % Rente fin cour. 120. 50. 30 % Reunte fin cour. 5 % Span. Rente 30 ½. Pass. —.

5 % met. 110 . 4 % 100 ½. 1839 128.

5 % Neapl. au compt. 98. 70. Wien, 6. Aug. Anl. de 1834 150 ⅛.

Mail. 108 ⅞. Livorn. 112 ⅞.

250 PFl. Kurz 250 Fl. 2 Mt. 300 Mk. Kurz

300 Mk. 1 LSt. 300 Fr. 150 Fl. 150 Pl. 100 Thlr.

g in Courant im 14 Thl. Fuss. 100 Thlr.

100 Fl. 2 Mt. 100 SRbl. 3 Woch.

Auswärtige Börsen. Niederl. wirkl. Sch. 61 36. Pass. —. Ausg. —. 4 % Russ. Hope 90 ¾. Zinsl. —. Neue Anl. 20. 5 % Met. 112 ½⅞. Hope 89 ½. Stiegl. 89, Int. 60 ½.

5 % do. 100.

Bank-Actien p. ult 3

BRug: Mex. 36. Peru 25 ½.

Nordb. 140 ¼. Gloggn. 112 ½.

Meteorologische Beobachtungen.

Nachmittags V Abends

2 Uhr. 10 Uhr.

Nach einmaliger Beobachtung.

Luftdruck...

Donstsättigung

Par. 333,46 Par. 333,53“ Par. *o R. + 15,1° . + 11,20 R. 6,1° R. + 50 PCt. 71 pCt. halbheiter. trüb.

W.

Tagesmittel: 333,51 Pr.. + 12,30 K. + 6,50 K... 65 pct. W.

Quellwärme 8,1⁰ R. Flusswärme 14,50 R. Bodenwärme 14,4⁰, R. Ausdünstung 0,012, Rh. Niederschlag 0,047 Rh. Würmewechsel + 16,00

6,9⁰0 R.

Sonntag, 11. Aug. 3 Akten. Musik von Lortzing.

In Charlottenburg Kotzebue. Hierauf: Die gefährliche 4 Akten, von Albini.

Montag, 12. Aug. Vicomte v zu gefallen.

Königsstäd

DSpöonntag, 11. Aug. 3 Akten, von J. Nestroy. ker des Kaiser Herrn von Lips, als Gast.) Montag, 12. Aug. Dienstag, 13. Aug. Ehrlich währt am längsten. Schnoferl, als Gastrolle.)

erster Komi Wien: den

Königliche Schauspiele. Czaar und Zimmermann, ko Tanz von Hoguet. Zerstreuten, Posse in 1 Akt, von Tante, Original⸗Lustspiel in

tisches Thea r Zerrissene.

Musik von A. Müller. l. privilegirten Theaters an der Wien zu

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeis

on Létorières

Posse mit Gesang in (Herr J. Nestroy,

ins.

Der Zerrissene.

Das Mädl aus der Vorstadt, (Herr Johann Nestroy: den Agenten

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Inhalt. Deutsche Bundesstaaten. Landgrafschaft Hessen⸗Homburg.

Ein neues Opfer der Spielsucht. Fürstenthum Schwarzburg- soll sich mit dem Haupt⸗Corps nach Adrianopel begeben, wo zur Auf⸗

Nur auf den wichtigsten militairischen Punkten Albaniens werden starke

Rudolstadt. Verordnung zu Gunsten der Kinder aus früheren Ehen. Medizinal⸗Tarxe. Hehe

Schweden und Norwegen. Molde. Schreiben des Königs Ludwig Philixp an den Vice⸗Konsul Buck.

Türkei. Konstantinopel. Unruhen in Mossul. Neue⸗ Unruhen in Albanien. Besehl zum Rückzug der Armer. Die griechischen Kon⸗ suln. Spannung zwischen der fürlischen und griechischen Regierung. Feuersbrunst in Beglerbeg. Vermischtes.

Pariser Gewerbe⸗Ausstellung.

Pereutsche Bundesstaaten.

Landgrafschaft Hessen⸗Homburg. Am 2. August machte ein Bürger von Homburg durch einen Pistolenschuß seinem Leben ein Ende. Er hatte seinen zerrütteten Vermögens⸗Verhält⸗ nissen durch Spielen wieder aufzuhelfen gesucht und sich dadurch gänzlich zu Grunde gerichtet.

Fürstenthum Schwarzburg⸗ Rudolstadt. Durch eine Bekanntmachung des fürstlichen Konsistoriums vom 28. Juni werden die sämmtlichen Geistlichen mit Bezugnahme auf ältere gesetz⸗ liche Bestimmungen angewiesen, verwittwete oder geschiedene Perso⸗ nen, welche in eine weitere Ehe treten wollen, für den Fall, daß Kinder aus der vorhergegangenen Ehe leben, nicht eher aufzubieten, oder zu trauen, bis durch ein vollgültiges Zeugniß ihrer persönlichen Obrigkeit nachgewiesen ist, daß sie sich mit ihren Kindern rücksichtlich der Vermögens⸗Ansprüche gehörig abgefunden und zur Regulirung der künftigen Erbverhältnisse ordentliche Ehepakten errichtet haben, oder daß eine dergleichen Abfindung und Regulirung nicht nöthig gewesen. Dieselbe Nummer der Gesetzsammlung enthält außerdem auch eine Medizinaltaxe für die Oberherrschaft des Fürstenthums, wo es bis jetzt an desfallsiger gesetzlicher Bestimmung noch gänzlich fehlte. In ihr sind für die einzelnen Bemühungen der Aerzte, Chirurgen und Thier⸗Aerzte höhere Ansätze für die Wohlhabenden und Reichen und niedere für die minde Roemertelten normirt, während dem ge⸗ sammten ärztliche persoͤnal die unentgeltliche Behandlung der noto⸗

jcg oceuen oder solcher Personen, welche ihren nothdürftigen Unter⸗ halt nicht verdienen können, zur Pflicht gemacht wird.

Schweden und Norwegen.

Molde, 18. Juli. Am 12ten feierte der Vice⸗Konsul C. Buck seinen 82sten Geburtstag, an welchem er durch ein eigenhändiges Schreiben des Königs Ludwig Philipp überrascht ward, dem eine gol⸗ dene, 16 Loth schwere Medaille beigefügt war, auf deren einer Seite des Königs Brustbild angebracht ist, während man auf der anderen folgende Inschrift liest: „Donnê par le roi Louis Philippe I. Mr. C. L. Buck en mémoire de Phospitalité reçue à Hammer- sest en Aoút 1795“9. Das Schreiben, welches Neuilly vom 6. Juni datirt ist, lautet wie folgt: .

„Mein lieber Herr Christoph Buck. Ihr Brief, den Herr Macé (Agent in Molde, bei welchem Herr B. wohnt, und welcher auf seiner neulichen Reise in Frankreich eine lange Audienz bei Ludwig Philipp gehabt hat) mir übergeben, hat mir große Freude gemacht. Es ist mir stets angenehm, zu sehen, daß, wie einfach, ja selbst niedrig meine Reise durch ein Land war, woran ich die Erinnerung jederzeit mit Vergnügen in mein Gedächtniß zurückrufe, man doch nicht den Reisenden Müller vergessen hat. Unter diesen Erinnerungen räume ich der so offenen und herzlichen Gastfreiheit, welche mir (ohne daß man mich kannte) in ganz Norwegen und vo. nehmlich in Nordland und Finmarken zu Theil wurde, den ersten Platz ein, und in diesem Augenblicke, wo die 49 Jahre, die verstrichen sind, seit ich in Norwegen reiste, wenige von den Personen zurückgelassen haben, welche sie mir erzeigten, ist es mir sehr angenehm, in Ihrer Person ihnen Allen zeigen zu können, wie sehr ich mich stets dafür verpflichtet gefühlt habe. In dieser Absicht habe ich eine Med eille prägen lassen, deren Revers die Erinnerung an die Gastfrei⸗ heit ve welche ich in Hammerfest im August 1795 fand, und ich bitte Sie, zi mplare davon entgegenzunehmen, welche ich Herrn Macé beauf⸗ trage, H en in meinem Namen zuzustellen, indem ich Sie bitte, stets auf meine völlige Gewogenheit zu rechnen. Ihr ergebener L. P.“ 8

TZürkeei. J Konstantinopel, 24. Juli. Der Königlich portugiesische Minister⸗Resident, Chevalier Correa⸗Henriquez, hatte am lsten d. M. die Ehre, dem Sultan in einer besonderen Aüdienz seine Beglaubi⸗ gungs⸗Schreiben zu überreichen.

Ueber die in Mossul stattgehabten Unruhen erfährt man jetzt Folgendes: Die französischen Missionaire hatten zur Erbauung eines neuen Missionshauses ein Terrain von dem Dragoman des französi⸗ schen Konsuls, der Rajah ist, gekauft und den Bau begonnen. Die⸗ ses erregte unter dem fanatischen Volke große Erbitterung; „man baue Giaur⸗Festungen und Kirchen in einer echtgläubigen Stadt auf“, schrie es. Der Pascha rieth den Missionairen, den Bau für einige Zeit einzustellen, um diese augenblickliche Aufregung des Volkes vor⸗ übergehen zu lassen. Allein die Missionaire und der französische Konsul beriefen sich auf die Rechte Frankreichs, auf Verträge und Versprechungen und fuhren mit dem Bauen fort. Da rottete sich plötzlich der Pöbel zusammen und demolirte den ganzen Neubau. Der französische Konsul, Herr Botta, und Herr Sartiges, ein fran⸗ zösischer Gesandschafts⸗Secretair, der mit einer Mission von Kon⸗ stantinopel nach Persien reist, und der Pascha begaben sich an den Ort des Tumults, wurden aber von dem wüthenden Pöbel mit Steinwürfen, von welchen einer Herrn Botta verwundete, zurückge⸗ trieben. Herr Botta verlangte von dem Pascha, daß er von seinen Soldaten auf die Meuterer schießen lasse, der Pascha wollte aber nicht hierauf eingehen, indem dies die blinde Wuth dieser Menschen nur noch mehr reizen würde und gleichzeitig die militairische Macht zu klein sei, um gegen eine Empörung in der ganzen Provinz kräf⸗ tig einschreiten zu können. Auf diese Weise blieben die Meuterer Meister des Terrains. Herr von Bourqueney begab sich sogleich nach dem Empfang dieser durch einen Courier übersendeten Nachricht zu Rifaat⸗Pascha und verlangte die strengste Bestrafung der Schuldigen, und namentlich, daß die Haupträdelsführer gefangen nach Konstantinopel gebracht würden und hier ihre Strafe erlitten. Gleichzeitig verlangte er, daß ihm selbst der Ferman zur Vollziehung dieser Befehle von der Pforte übergeben werde, damit er ihn nach Mossul expediren

könne. Rifaat⸗Pascha versprach Herrn von Bourqueney, alles dies zu beewerkstelligen. Allein vorgestern fand eine große agstbung statt,

in welcher viele Mitglieder ein solches Verfahren als höchst gefährlich

uüund nicht ausführbar in jenen⸗ fanatischen Provinzen verwarfen. Herr -voon Bourqueney hatte hierauf heute wieder eine Konferenz mit Rifaat⸗

Pascha, in welcher er auf seinen früheren Forderungen beharrte. Die

weitere Antwort der Pforte ist bie jetzt noch nicht bekannt geworden.

Aus Albanien vernimmt man, daß sich in Dibra wieder einige Arnautenbanden zusammengezogen haben. Die Veranlassung hierzu

soll die Einziehung der albanesischen Häuptlinge gewesen sein, welches!

ein allgemeines Mißvergnügen hervorgerufen habe. Unterdessen hat

die zahlreiche, schwer auf jener Provinz lastende Armee den Befehl erhalten, ihren Rückzug nach Rumelien anzutreten. Der Seriasker

Besatzungen zurückbleiben. 8

Die drei griechischen Konsuln Mainakis, Lewendis und Sutzos (der Erstere für Belgrad, der Zweite für Bukarescht, der Dritte für Salonichi bestimmt) haben hier noch immer nicht ihr Exequatur von der Pforte erlangen können. Sutzos ist unterdessen auf seinen Posten nach Salonichi abgereist, ohne die Anerkennung der Psorte abzuwar⸗ ten. Als Repressalie hat die hellenische Regierung die Anerkennung dreier neu kreirten türkischen Konsulate in Syra, Lamia und Vonitza verweigert. Dieses, wie auch die bei Lamia stattgefundene Verletzung des türkischen Gebietes und die Weigerung der hellenischen Regierung, türkische Soldaten, die von einem im Piräus vor Anker liegenden türfischen Kriegsschiffe desertirten, auszuliefern, haben von Seiten der Pforte Reclamationen veranlaßt, so daß in diesem Augenblicke aber⸗ mals eine kleine Spannung zwischen beiden Regierungen herrscht.

Am 19ten d. M. Abends brach in dem am asiatischen Ufer des Bosporus gelegenen Dorfe Beglerbeg, und zwar in der Nähe des gegenwärtig von dem Sultan bewohnten großherrlichen Sommer⸗ Palastes, eine Feuersbrunst aus, die, von dem unglücklicherweise hef⸗ tig wehenden Nordwinde angefacht, reißende Fortschritte machte und über sunfzig zum Theil sehr große und schöne Häuser und eine Menge Buden in Asche legte. Der Palast des Sultans war dermaßen von den Flammen bedroht, daß bereits Anstalten getroffen wurden, den Harem und einen Theil der Effekten in Sicherheit zu bringen; es gelang jedoch den angestrengten Bemühungen der von allen Seiten zum Löschen Herbeigeeilten, ihn von der unvermeidlich scheinenden Gefahr zu retten. Der Sultan, welcher, von Riza Pascha begleitet, zu Pferde auf der Brandstätte erschienen war, munterte die Löschen⸗ den auf, ließ Geschenke unter sie vertheilen und richtete Worte des Trostes und der Theilnahme an die Unglücklichen, die ihre Habe ver⸗ loren hatten.

Die englische Peninsular⸗ und orientalische Dampfschifffahrts⸗ Compagnie läßt eine regelmäßige Verbindung mit der Levante ins Leben treten. Vom August d. J. an wird am 15ten jeden Monats ein Dampfschiff von England abgehen, in Malta, Athen, Smyrna und den Dardanellen anlegen, am 5ten des folgenden Monats unge⸗ üer 5 eintreffen und nach beiläufig sieben Tagen die Rückfahrt antreten.

Der Sultan hat mittelst Handschreibens die Erlaubniß zum Bau eines neuen Opernhauses in Pera ertheilt.

Aus Alexandrien will man hier erfahren haben, daß Sir Henry Hardinge im Begriff stehe, eine Post⸗Convention mit Mehmed Ali abzuschließen, wie es zwischen Fürsten geschieht; er soll in den Besprechungen über diesen Gegenstand dem Vice⸗Könige vorgeschlagen haben, den Abschluß ohne Vorwissen der Pforte vorzu⸗ nehmen, da England in ihm und seinen Nachkommen eine bessere Garantie erblicke, als in allen Versprechungen der Pforte.

Pariser Gewerbe⸗Ausstellung.

Die Glaserkunst. Glas⸗Mosaiken. Transparent⸗

Gemälde auf Glas. Krystallglas. Flint⸗, Crown⸗ und Spiegelglas. Glasstoffe.

20 Paris, im Juni. Es gehört unstreitig zu den glücklichsten Er⸗ oberungen neuerer Bestrebungen, nach langer Vergessenheit einen vordem so reich entwickelten und so sinnvoll angewendeten Kunstzweig, als in der Blüthezeit des gothischen Baustyls die Glasmalerei es wieder in einem großen Sinne und Maßstabe zur Ausübung gebracht zu haben. Wer aus eigener Erfahrung die Wirkung kennt, welche alte Glas⸗ malereien in gothischen Kirchen geben, Hoder aus alten Erzählun⸗ gen das Entzücken weiß, welches die Gemüther der zur Morgen⸗ Andacht in die Kirche geströmten Menge ergriff, wenn die frostige, bleiche Sonne des Nordens in leuchtendem Gefunkel durch die gemalten Scheiben hereinbrach und die knieende Versammlung mit glühendem Far⸗ benschimmer übergoß, muß die Erneuerung dieses Kunstzweiges um so freudiger begrüßen, als damit eine alte völlig abgestorbene geistige Kraft der Kunst zu neuem Leben und Wilken erstanden ist. Wir wollen damit kei⸗ nesweges die Meinung aussprechen, als ob die Kunst, dem Glase dauer⸗ hafte Farben zu geben und es auf solche Weise zum Zusammensetzen von Bildern zu benutzen, für die Welt wirklich ein Geheimniß und durch den Abgang aller Bekanntschaft mit den Mitteln zu ihrer Handhabung so lange geradezu unmöglich geworden, bis die neueste Zeit sie endlich wieder aus sich heraus entdeckt hätte. Diese unlängst noch ziem⸗ lich allgemein verbreitete Ansicht, es sei in technischer Beziehung zur Wiedereinführung der Glasmalerei Alles und Jedes von Grund aus neu zu schaffen gewesen, beruhte auf einem groben Irrthum und Mißverstand. Mögen auch, im Vergleiche zu dem Reichthum an Er⸗ fahrungen und Handwerksvortheilen, welchen die früheren Zeiten hierin voraus hatten, die uns noch zu Gebote stehenden Mittel bis vor etwa zwanzig Jahren ganz unzulänglich gewesen sein, so hatte doch alles Wesentliche und Hauptsächliche der Technik theils durch die Praxis und mündliche Ueberlie⸗ ferung, theils in schriftlichen Urkunden und gedruckten Anleitungen bis auf unsere Tage sich erhalten. Die Glasmalerei war namentlich in Frankreich länger, als in anderen Ländern, am Leben geblieben und, wenn auch nicht mit dem künstlerischen Sinne und ungleich geringerer Vollständigkeit als früher, doch unausgesetzt zur Ausübung gekommen. Man trifft in hiesigen Kirchen eine beträchtliche Anzahl von gemalten Glasfenstern, welche am Ende des vorigen und selbst im Anfange des jetzigen Jahrhunderts aus⸗ geführt worden. Zudem gewährten so viele, aus den verschiedensten Epochen erhaltene Glasgemälde die Mittel, bei erneuerter Erfahrung und auf dem Wege wissenschaftlicher Analyse des ganzen, zum Betrieb der Glasmalerei erforderlichen Apparats, sobald man seiner bedurfte, sich bald wieder zu be⸗ meistern. Schwieriger oder zweifelhafter Entdeckungen und Erfindungen be⸗ durfte es also, wenigstens nach dieser Seite hin, keinesweges, wohl aber war in geistiger Hinsicht die Glasmalerei, nachdem auch sie das Schicksal ge⸗ habt, von ihrer Wurzel abgelöst worden zu sein, so gut als völlig verloren gegangen und der Sinn dafür gänzlich erloschen. Nach dieser Seite hin mußte sie, als ein lange brachgelegenes Kunsigebiet, recht eigentlich von frischem wieder an ebaut und ein neues Organ dasür erschlossen werden.

Als nämlich im 16;en Jahrhundert die Oelmalerei anfing, sich von der

Architektur, der Mutter aller bildenden Kunst, zu trennen und als kokette

Tochter abgesondert von der Mutter zu glänzen, begann auch die Glas⸗ malerei einen von ihren beschränkenden Umgebungen losgerissenen Charakter anzunehmen. Die Glasmaler ließen sich unklugerweise beigehen, die Zeich⸗ nung, die Farben und Schattirungen ihrer Bilder auf weißes Glas, wie auf Leinwand, frei aufzutragen und in malerischer Durchbildung und Vollendung mit den Werken der Oelmalerei zu wetteifern. In jener neuerungssüchtigen Zeit erhielten überhaupt viele Dinge eine falsche, verkehrte Richtung, die einen, um sich weiter auszubilden, die anderen, um allmälig ganz zu verkümmern, wie die Glasmalerei, welche dem durch ihren unauflöslichen Bezug zu dem Bauwesen des Mit⸗ telalters gegebenen Charakter unter keiner Bedingung entsagen konnte, ohne damit sogleich von ihrer Bestimmung rein abzufallen und den Keim des Verderbens in sich aufzunehmen. Alle Meisterwerke der großen Glasmaler der Renaissance, eines Veit Hirsvogel, eines Jean Cousin, eines Robert

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Pinaigrier, vermochten nicht, die alte Kunst von ihrem Untergange zu ret⸗ sen, dem sie mit schnellen Schritten entgegenging. Schon um die Mitte des 16ten Jahrhunderts klagt Bernard de Palissy jämmerlich, daß man die schönsten gemalten Glasfenster aus den Kirchen verstoße, weil ihr bunter Widerschein die günstige Betrachtung der neumodischen Oelge-⸗ mälde hindere. „Ich bitte Dich, lieber Leser“, sagt er in seiner schlich⸗ ten, treuherzigen Weise, „schau Dir ein bischen die Glasgemälde an, die, weil man deren zu viel unter. die Leute gebrachk, so heruntergegangen und so spottwohlfeil geworden sind, daß die meisten Arbeiter, die sie fertigen, schlechter daran sind, als die pariser Lumpensammler. Auf dem Lande werden sie von Trödlern, die mit allerhand altem Zeug und Eisen herum⸗ 3 hausiren, zum Verkauf ausgeboten und ausgeschrieen, so daß sowohl die⸗ jenigen, die sie zubereiten, als auch die, so dieselben ausschreien, alle mög⸗ liche Mühe und Noth haben, einen Happen Brod zu verdienen.“ Im nächsten Jahrhundert jagte man die Glasmalerei vollends zum Tempel beraus und schlug in vielen Kirchen die kostbarsten gemalten Fen⸗ ster entzwei, um ordinaires Fensterglas einzusetzen. In der letzten Hälfte des 181en Jahrhunderts lebte zu Paris, wie der alte Pierre Levieil erzählt, nur noch ein einziger Glasmaler, der in bisterer Armuth verkommen müßte, wenn er nicht neben der Glasmalerei einen Glashandel triebe. Man lann sich denken, wie diesem letzten Reprä⸗ sentanten der alten Glasmalerzunft das Herz bluten mußte, als er um 1750 vom Erzbischof von Paris, dessen Glaser er war, den Auftrag erhielt, die alten gemalten Glasfenster der Notre⸗Dame herauszureißen und weiße Scheiben dafür einzusetzen. Die Aufflärung machte damals wirklich reißende Fortschritte. Was das „große“ und das „philossphische“ Jahrhundert in Frankreich angefangen und an drei Viertel zu Stande gebracht, vollendete die Nevolutionszeit, die in ikonoklastischem Wahnwitz alle Bildwerke in Kirchen zertrüümmerte. Die alten Dome des Mittelalters waren beunruhigende Sphinre für die naseweisen „Söhne Voltaire's“, welche die Räthsel, die sie ihnen aufgaben, nicht zu lösen vermochten und aus bübischem Aerger dar⸗ über ihnen ins Angesicht schlugen.

In neuerer Zeit haben sich viele Umstände vereinigt, um im Felde der Kunst eiñen Umschwung in den bis dahin herrschenden Ansichten hervorzu⸗ bringen und so in verschiedene Zweige der Kunst einen neuen Maßstab der Beurtheilung einzuführen, der höher war, als der Zollstock, woran man seither das Zunehmen des Wasserbestandes mit vieler Pünktlichkeit verzeichnet hatte. Man ist von der früheren sehr beschränkten Betrachtungsweise des Mittelalters und seiner Kunstzustände, wie von dem albernen Wahne zurück⸗ gekommen, als ob in jener langen Nacht von tausend Jahren nur kindischer Aberglaube und schauderhafte Barbarei geherrscht hätten. Der grausam verspottete gothische Baustyl ist wieder zu gerechtem Ansehen bei der jünge⸗ ren Generation der heutigen Gebildeten gekommen, welche die hohen Dome des Mittelalters aufrichtig als Meisterwerke der Baukunst bewundert und als gottesfürchtige Votivdenkmale dagewesener Geschlechter ehrt, die darin ein unsterbliches öffentliches Glaubensbekenntniß abgelegt haben.

Diese Reaction zu Gunsten der mittelalterlichen Baukunst hat sich na⸗ türlich auf die alte Glasmalerei, mit die mächtigste Gehülfin der altdeutschen Kirchenbaukunst, erstreckt; man hat mit löblich srommem Sinn ihre Ueber⸗ reste wieder hervorgesucht, mit hinreißender Salbung ihre Schönheiten ge⸗ priesen und endlich mit unverdrossenem Muthe ihre Wiederherstellungsver⸗ suche betrieben. Zunächst wurde der erneuerte Betrieb der Glasmalerei von der Regierung mit der Porzellanmalerei, als einer in mancher Beziehung ihr verwandten Kunsttechnik, unter einerlei Obhut gestellt und in der be⸗ rühmten Porzellan⸗Manufaktur von Sovres unter dem Vorstand des aus⸗ gezeichneten französischen Chemikers Alexander Brogniart konzentrirt, dabei aber der große Fehler begangen, daß die resormatorischen Grundsätze und Bestrebungen der Glasmaler der Renaissance der neuen Praris zum Aus⸗ gangspunkt gegeben wurden. Man hielt es nämlich für eine aus⸗ und ab⸗ gemachte Sache; die bewundernswürdige Farbenpracht und naive Darstel⸗ sungsweise abgerechnet, sei doch immer das bei der älteren Glasmalerei durchgängig befolgte und ausschließlich auf die Mosaiksorm beschränkte Ver⸗ fahren, zum Nachtheil der freien und vollständigen Entwickelung, gewissen unbestreitbaren, von der sogenannten Kindheit der Kunst und ihrer anfänglichen Unbeholfenheit unzertrennlichen Mängeln unterworfen gewesen und habe die aus der technischen Unvollkommenheit des Glasbrennens hervorgehende Nothwendigkeit, die einzelnen gefärbten Glasstücke durch Bleinähte zu ver⸗ binden, die Anwendung dieser Kunst nur in Räumen von beträchtlicher ih und Höhe mit weiten Fensteröffnungen erlaubt, in denen jene V gen dem Auge entschwanden. Es gelte also, Mittel zu finden, durch welche das Brennen einer frei mit dem Pinsel bemalten mehrfarbigen Glasscheibe möglich würde, um in größeren wie in kleineren Räumen sich des Kunstgenusses gleich sehr zu versichern und das ganze Verfahren mehr in den Bereich wirklich künstlerischer Beschäftigungen zu ziehen; was man in eben dem Maße zu erreichen meinte, als man sich der alten musivischen Behandlung entwände, mehr aus dem Ganzen arbeitete und zwar auf mög⸗ lich großen Glastafeln in sich selber vollendete Werke der Malerei hervor⸗ brächte. Aber die nach solchen Regeln ausgeführten Glasgemälde, so glück⸗ lich auch das Mischun sverhältniß der Farben abgewogen und so vortreff⸗ lich auch die Malerei fälbst in Hinsicht auf korrekte Zeichnung und Ausdruck gerathen sein mochte, thaten durchaus unvollkommene Wirkung, zumal in der Ferne, weil alsdann Farben und Formen gänzlich in einander verflossen. Der Augenschein lehrte, daß man die Sache beim unrechten Ende ange⸗ griffen, doch hielt man wie blind an dem einmal gesaßten Vorurtheil fest, woran, so lange dasselbe nicht abgethan war, alle Versuche einer gründlichen Wiederherstellung jenes Kunstzweiges unvermeidlich scheitern mußten.

Erst der unmittelbare Vergleich hiesiger Arbeiten mit den neuen Glasge⸗ mälden, welche der König von Bavern dem König der Franzosen verehrte, bewirkte, was die direkte Zusammenstellung dieser ersten Versuche erneuerter und angeblich vervollkommneter Glasmalerei mit den alten noch vorhandenen Glasgemälden nicht zuwege gebracht hatte, daß nämlich den französischen Glasmalern die Augen aufgingen. Der nicht abzuleugnende bedeutende Vorsprung, welchen die neu belebte Glasmalerei in München vor der hie⸗ sigen genommen hatte, war offenbar nur ein Ergebniß davon, daß man in Bayern, bei den ersten Versuchen praktischer Wiedereinführung dieses eigen⸗ whümlichen Kunstzweigs, anstatt der cinquecentistischen Grundsätze, die mit⸗ telalterlichen Kunst⸗Traditionen zu Grunde gelegt und damit gleich von Hause aus den richtigen Weg eingehalten hatte, der, indem er bis zu den ersten Ansängen der Glasmalerei zurückführte und von da an alle Stufen ihrer Entwickelung zu überschauen gestattete, ihren eben so innigen als nothwendigen Zusammenhang mit dem Bauwesen des Mitttelalters erkennen lUieß. Die in der letzten Zeit aus der Manufaktur von Sevres hervorgegangenen Glasgemälde für die Kathedrale von St. Denis, die neue Kirche St. Vincent de Paule und verschiedene alte Kirchen in Paris, so wie für die Königlichen Schloß⸗Kapellen von Dreux und Amboise, bewei⸗ sen, daß man, wenn auch nicht durchweg, doch theilweise sich zu der histo⸗ risch begründeten Ansicht von der echten Disziplin der Glasmalerei bekehrt und sich dem heilsamen Zwange des musivischen Vortrags unterwirft. Die Fabrik hat sowohl von der Regierung als von der Stadt eine Reihe von neuen Bestellungen, welche zum Behuf der Wiederausschmückung alter Kir⸗ chen gemacht sind und für den glücklichen Fortgang des regenerirten Kunst⸗ zweiges von wirksamem Einsluß sein müssen. Nicht blos in Seores, auch an anderen Orten in Frankreich hat die Glasmalerei einen erheblichen Auf⸗ schwung genommen. In Choisy le Roi bei Paris, Le Mans, Clermont, Metz, Paris befassen sich eigene Anstalten angelegentlichst mit Glasmalerei und sind vollauf thätig, die Fenster der alten Dome, welche Verbildung und politischer Wahn ihres ehemaligen Schmuckes beraubt, mit neuen Glasgemälden auszustatten. Der neu belebte Kunstzweig ist damit unmit⸗ telbar auf seinen heimatlichen Boden und in das geistige Klima versetzt, worin allein er wahrhaft gedeihen kann.

Unter den Glasgemälden der Ausstellung machen sich vor Allem die 8 aus der Glassabrik zu Choisy⸗le⸗Roi bemerklich, wo die Arbeiten am besten geleitet, die Studien am gründlichsten betrieben und die Resultate am befriedigendsten sind. Von echt kirchlichem Styl und trefflich musivischer Behandlung ist ein lebensgroßer heiliger Jakobus, in einer reich verzierte . Einfassung, worin Passions⸗Gegenstände angebracht sind. Außer diesem großen Fenstergemälde sind auch mehrere kleinere Malereien da, in der Weis von Kabinetsstücken, auf ganzen Glastafeln ausgeführt, theils vielfarbig und ganz als schöne Oelgemälde mit prächtigem Kolorit zu betrachten, theils

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