mnige der Letzteren die Frauen zweier Häuptlinge haben mißhan⸗ * — e0 b 50 — sollen in einem Gefechte mit den Eingeborenen getödtet worden sein und man erwartete ferneres Blut⸗ vergießen. ö 8I1111“” s
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X London, 9. Aug. Nach der Meinung derjenigen, welche am fähigsten sind, ein richtiges von keiner nationalen Verblendung und Parteileidenschaft getrübtes Urtheil zu fällen, ist seit 1830 das Verhältniß Frankreichs zu England niemals so bedroht gewesen, wie in gegenwärtigem Augenblick. Ich sage niemals, weil im Jahre 1840, trotz der unmittelbar größeren Gefahr eines Krieges, es doch offenbar war, daß der Sturz des Ministeriums in einem der beiden Länder der Krisis ein Ende machen und Männer an das Ruder bringen würde, welche aufrichtig den Frieden wünschen — wie es in der That geschah. Aber der jetzige Charakter der feindseligen Gesinnung na⸗ mentlich von Seiten Frankreichs ist nationaler nicht politischer Art; der Sturz eines der beiden Kabinette, weit entfernt, die Erhaltung des Friedens zu erleichtern, würde das Signal eines unvermeidlichen Krieges sein, und man muß gestehen, daß die aufrichtigen Bemühun⸗ gen beider Regierungen während der letzten drei Jahre nicht die wohlthätige Wirkung gehabt haben, welche die Freunde des Friedens erwarteten. Ohne zu übertreiben kann man daher mit vollem Recht behaupten, die Symptome der Feindseligkeit auf Seiten Frankreichs seien so unzweideutig hervorgetreten, daß nichts als eine Gelegenheit fehlt, um die Regierung zum Kriege zu zwingen, und daß wenn auch Ludwig Philipp im Stande sein mag, diesem äußeren Drange zu wi⸗ derstehen, der Frieden doch vielleicht nur für die Dauer seines Lebens, wenn noch überhaupt so lange, gesichert sein dürfte.
Mit mehr Ungewißheit als Ueberzeugung wende ich mich zu den gegenwärtigen Angelegenheiten, welche zwischen beiden Regierungen verhandelt werden. Die englische erhält von Herrn Pritchard, der hier anwesend ist, die bestimmtesten Versicherungen, daß er weder Intriguen noch Verschwörungen gegen die französischen Behörden auf Otaheiti genährt und unterstützt, daß er im Gegentheil die Eingebo⸗ renen bei ihrer wachsenden Erbitterung und Unzufriedenheit in Folge der ganzen Handlungsweise der Franzosen stets zur Geduld und Mäßigung ermahnt, daß er endlich sich insbesondere jeder Theilnahme an den Unruhen des 2. und 3. März enthalten habe, welche seiner Gefangennehmung und der Proclamation des Kriegsgesetzes zum Vorwande dienten. Es wird in der That auch zugegeben, daß die Insurrection auf der Insel erst nach Pritchard's Gefangennehmung allgemein und heftig ausbrach.
Zur richtigen Beurtheilung der Sache muß man indeß die speziellen Anklagen und Beweise kennen, welche die französischen Behörden zur Rechtfertigung ihrer Handlungsweise gegen Pritchard der französischen Regierung zugeschickt haben. Diese kenne ich nicht, glaube aber, die Festnehmung des britischen Konsuls war nur ein coup d'etat, um die Eingeborenen zu schrecken und dabei den vermeintlichen Ein⸗ fluß Englands zu schwächen, der, wenn auch nur durch eine kleine Nacht und einen wehrlosen Missionair repräsentirt, doch dem franzö⸗ sischen Gouverneur und seinen 700 Soldaten furchtbar erschienen sein mußte. Nehmen wir an, daß diese Ansicht die richtige ist, so sind die Schwierigkeiten der Sache groß. Die englische Regierung hat Genug⸗ thuung gefordert, und diese muß ihr werden. Das Land ist nicht gereizt, aber es besteht fest auf seinen Willen; und nach Allem, wenn wir den Krieg beginnen sollen selbst für die Königin Pomareh und die Bewohner der Gesellschafts⸗Inseln, so wird die Vertheidigung der Sache, welcher sich England annimmt, nur desto uneigennütziger sein, je schwächer diejenigen sind, um welche es sich dabei handelt. Großbritanien sah niemals einem Kriege mit einer entschiedeneren Ueberlegenheit an jeglicher Kraft auf seiner Seite entgegen, als ge⸗ genwärtig. In drei Monaten würden die Sklaven in den französischen Kolonieen durch die schwarzen Regimenter von Jamaika und Mauritius emancipirt, die Armeen in Afrika von ihren Zufuhren und Hülfsquellen abgeschnitten sein, und eine Flotte von 30 Linienschiffen würde den Ocean säubern, während 300 Dampfer die kleineren Meere beherrschten. Das Bewußtsein einer solchen Ueberlegenheit ist kein Grund, den Krieg zu suchen, aber es ist sicherlich ein Grund, ihn nicht zu ver⸗ weigern, wenn er England aufgedrungen wird durch die Thorheit sei⸗ ner Feinde, und es durchaus unmöglich ist, ihn lange zu vermeiden. Die otaheitische Frage läßt nicht so leicht eine Vermittelung zu; aber selbst wenn sie in friedlicher Weise erledigt würde, so ist es doch kaum möglich, daran zu zweifeln, daß bei den gegenwärtigen Gesinnungen, die auf der französischen Flotte herrschen, irgend ein ähnlicher Vorfall einen neuen Zwiespalt in einem anderen Theile der Welt hervor⸗ rufen wird.
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Brüssel, 9. Aug. Die heutige Emancipation spricht ihre Freude darüber aus, daß, wie französische Blätter meldeten, an deren Angaben nicht zu zweifeln sei, zum drittenmal seit 1830 eine Handels⸗ Uebereinkunft zwischen Belgien und Frankreich abgeschlossen worden. Es wird diese Convention als die zweite Folge der Erhöhung des Zolls auf belgisches Eisen von Seiten des deutschen Zoll⸗Vereins, nächst den gegen die preußischen Schiffe ergriffenen Repressalien, be⸗ zeichnet. Während die eine Maßregel nur kommerziell gewesen, meint das genannte Blatt, sei die andere kommerziell und politisch zugleich und zeige, daß die zwischen Belgien und Frankreich bestehende Ver⸗ wandtschaft mächtig genug sei, um selbst viele entgegenstrebende per⸗ sönliche Interessen zu besiegen.
Das Journal de Lisége klagt wiederholentlich über die Schwie⸗ rigkeiten, welche der Absendung von Gußeisen nach Preußen von Seiten der Transportmittel hemmend entgegenträten. „Unsere Sta⸗ tion“, sagt es, „auf der so viel Gußeisen angehäuft ist, kann täglich nur 35 Waggons absenden, welche unter 8 Absender vertheilt sind, was um so beklagenswerther ist, als bedeutende Quantitäten, die am Avroy niedergelegt sind, verbunden mit denen, die noch ankommen wer⸗ den, mehr als 4 Millionen Kilogramme bilden werden, wovon der größte Theil am 1. September die neuen Zölle wird zahlen müssen. Un⸗ geachtet der wiederholten Bemerkungen der verschiedenen Absender,
haben diese doch noch immer mit Recht darüber zu klagen, daß, wäh⸗ rend Waggons in Masse ohne Ladung nach Antwerpen abgehen, man sich auf Befehl weigert, sie den Vortheil genießen zu lassen, den sie sich verschaffen könnten, wenn man diese Waggons hier zum Theil zurückhielte, um den täglichen Bedürfnissen zu genügen und die Ab⸗ sendungen zu beschleunigen, deren Verzögerung in einem so hohen Grade die Interessen unserer Industriellen und das Schicksal ihrer Kontrakte mit den preußischen Häusern gefährdet.“ e“
Spanien. 36 Madrid, 3. Aug.
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In Cadix verbreitete sich am
Zsten v. M. das Gerücht, die Marokkaner hätten Tanger oder doch den von den Juden bewohnten Theil der Stadt in Brand gesteckt. Die⸗
ses Gerücht scheint keinen Glauben zu verdienen. Vielmehr hatten die Offiziere des französischen Dampfschiffes „Gassendi“, das am 27sten von Tanger nach Cadix kam, bemerkt, daß die Marokkaner im In⸗ nern der ben-n Barrikaden errichteten und Gräben zogen. Das fran⸗ zösische Geschwader verweilte noch am 30sten im Hafen von Cadix, und es scheint, daß der Prinz von Joinville nicht eher zu dem Bom⸗ bardement von Tanger schreiten werde, als bis der englische General⸗
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Konsul Hay von seiner Sendung zurückgekehrt und in Sicherheit ist. Der Gouverneur von Gibraltar läßt seit dem 27sten keine der von Tanger flüchtenden Personen mehr zu, indem er die Befürchtung, daß die Lebensmittel zu sehr vertheuert werden möchten, als Grund die⸗ ser Maßregel angiebt. Die Spanier haben dagegen die flüchtenden Unterthanen des Monarchen, den sie zu bekriegen im Begriffe stehen, gastfreundlich in Tarifa, Algesiras u. s. w. aufgenommen, und hier in Madrid sehen wir täglich einige marolkanische Kaufleute in ihrer Nationaltracht ungestört durch die Straßen ziehen. Nicht weniger als 16,000 Flinten sollen auf dem englischen Kauffahrteischiffe „Kitty“ von Gibraltar nach Tetuan abgegangen sein, und da in den Magazinen der Kaufleute von Gibraltar ein so großer Vorrath nicht aufgehäuft sein konnte, so vermuthete man, daß der Gouverneur diejenigen der Re⸗ gierung geöffnet habe. In Tanger sahen sich die flüchtenden Euro⸗ päer bei ihrer Einschiffung so groben Mißhandlungen ausgesetzt, daß Sir Robert Wilson für nöthig hielt, den Admiral Sir Edward Owen zu bewegen, am 27sten das Linienschiff „Albion“ vor Tanger zu schicken, um die noch dort verbliebenen britischen Unterthanen und deren Eigenthum zu schützen. Es klingt daher etwas seltsam, wenn man in der amtlichen Chronik von Gibraltar liest: „Wir sind den Marolkanern die Gerechtigkeit schuldig, anzuerkennen, daß sie in Tan⸗ ger während der letzten Aufregung, bei der Niemand, weder Christ, noch Jude, persönlich oder an seinem Eigenthum verletzt wurde, die größte Achtung und Liebe zur Ordnung an den Tag legten.“
Personen, welche mit den Ministern in Verbindung stehen, be⸗ haupten, bis jetzt wäre keine einzige der obschwebenden Fragen in Barcelona zur Entscheidung gebracht worden. Indessen scheint es, daß der Hof sich auf die Rückreise vorbereitet; denn gestern ist von hier eine Abtheilung Kavallerie abgegangen, um sich zur Bedeckung der Königlichen Familie auf dem Wege aufzustellen. Man hat ver⸗ schiedene Mittel in Bewegung gesetzt, um den General Narvaez den Einflüsterungen fremder Politik und sanfteren Empfindungen zugäng⸗ licher zu machen. Zu diesem Behufe suchte man in Paris die Gemahlin des Generals Narvaez zu bewegen, Schritte der Versöhnung zu thun und von ihm die Erlaubniß, sich an seine Seite begeben zu dürfen, zu erwir⸗ ken. Die Königin Isabella ließ ihr sogar, von ihrer Königlichen Mutter aufgefordert, das große Band Marie Louisens zuschicken, allein der General soll sich sehr abgeneigt zeigen, eine Verbindung wieder aufzunehmen, die man, von irrigen Voraussetzungen ausge⸗ hend, mit ihm abschloß und dann etwas voreilig löste. Die Königin Christine hat, dem Vernehmen nach, ihren bisherigen geistlichen Be⸗ rather, Don Marcos Antonio Gonzalez (einen nahen Verwandten des Herzogs von Rianzaros), entlassen und durch den Patriarchen von Indien, der vor kurzem nach Barcelona berufen wurde, ersetzt.
Die Abwesenheit des Finanz⸗Ministers Mon macht sich gar sehr fühl⸗ bar. Bekanntlich beruht sein ganzes System auf dem mit der San Fernando⸗ Bank abgeschlossenen Kontrakte, vermöge dessen diese der Regierung monatlich 3,000,000 Piaster vorschießt, und dagegen durch Erhebung bestimmter Einkünfte in den Provinzen sich bezahlt macht. Seit einigen Tagen aber weigert sich die Bank, weitere Vorschüsse zu lei⸗ sten, weil die Erhebung der Einkünfte auf unüberwindliche Schwie⸗ rigkeiten stößt. Man stelle sich die Verwirrung vor, welche nun ein bricht. Die in aktivem Dienste stehenden Truppen fangen an zu kla⸗ gen, weil ihnen seit vier Monaten kein Sold ausgezahlt wird, wäh rend die außer Thätigkeit gesetzten Offiziere den ihrigen, vermöge einer Verfügung des Finanz⸗Ministers, erhalten haben. Da Letztere im Durchschnitt zu den Gegnern der bestehenden Regierung gehören, so giebt die ihnen gewordene Bevorzugung zu mancherlei Auslegungen Veranlassung. Der Minister⸗Präsident Narvaez hat vor kurzem den Gehalt der General⸗Capitaine erhöht, die Anzahl seiner Adjutanten vermehrt, die Organisirung zweier Kürassier⸗Regimenter verfügt. Nun weigert sich aber der Finanz⸗Minister, die zur Ausführung dieser Maßregeln erforderlichen Gelder anzuweisen. Sollte vollends, wie mit der größten Bestimmtheit behauptet wird, Herr Mon das den Verkauf der Güter der Weltgeistlichkeit suspendirende Dekret unterzeichnet haben, so wird es ihm sehr schwer fallen, sich vor der öffentlichen Meinung zu rechtfertigen. Trotz seiner mit den Inhabern der Schatzkammerscheine abgeschlossenen Uebereinkunft wollen sich die Zproc. Papiere nicht heben (sie standen gestern 26 ¾ auf 60 Tage), und die 5proc., die durch den Verkauf der Nationalgüter amortisirt werden sollen, finden, in Folge des erwähnten Dekretes, vor der Hand gar keine Nehmer. Dazu kömmt noch, daß ein vertrauter Freund des Finanz⸗Ministers, den dieser als Zoll⸗Beamter in Malaga anstellte, so eben überführt wor⸗ den ist, eine beträchtliche Geldsumme empfangen zu haben, um die Einfuhr verbotener Waaren zu gestatten.
Bei dieser Gelegenheit erlanbe ich mir die Bemerkung, daß es ein grober Irrthum ist, wenn man (wie Herr II. in der Beilage zur Allg. Augsb. Ztg. vom 21. Juli) behauptet, daß „die Grundsätze, auf welchen der neue spanische Zoll-⸗Tarif beruhen solle“, bekannt ge⸗ worden wären. Nur Einiges aus der von der Mehrheit der Mitglie⸗ der der Tarif-Kommission vorgelegten Arbeit ist durch hiesige Blätter mitgetheilt worden. Diese Arbeit wurde nicht dem Herrn Mon, sondern dem vorigen Finanz⸗Minister, Carrasco, vorgelegt und diesem zugleich ein von dem General⸗Zoll⸗Direktor ausgearbeiteter neuer Tarif übergeben. Herr Carrasco beabsichtigte, beide Arbeiten in ein auf freisinnigen Grundsätzen beruhendes Ganze umarbeiten zu lassen und dieses sofort in Kraft zu setzen. Herr Mon hat — das kann ich mit der größten Bestimmtheit versichern während seiner ministeriellen Thätigkeit weder die Arbeit der Kommission, noch die des General⸗Direktors, eines Blickes gewürdigt, so daß man durchaus nicht wissen kann, wel⸗ cher Entwurf den Cortes vorgelegt werden wird.
In voriger Nacht stand die Besatzung unter dem Gewehr.
Gestern wurde das karlistische Blatt la Monarquia zum drit⸗ tenmal in eine Geldstrafe von 35,000 Realen verurtheilt.
HPortugal. 8
X Lissabon, 30. Juli. Zu Coimbra war ein neues Oppo⸗ sitionsblatt herausgekommen, an dessen Herausgabe mehrere Professoren der Universität, als eifrige Septembristen bekannt, theilnahmen. Dasselbe führte eine Sprache von offenbar aufrührerischem Charakter und besonders verletzend für die Armee, der die Revolutionaire die Treue nicht vergessen können, welche sie in ihrer großen Mehrzahl während des letzten Aufstandversuches unter Graf Bomsim bewiesen hatte. Unter der Garnison von Coimbra erregten die Schmähungen des neuen Blattes solche Entrüstung, daß mehrere Offiziere und Sol⸗ daten in einen Laden eindrangen, wo das Blatt öffentlich verkauft wurde und alle vorgefundene Exemplare zerrissen und mit Füßen traten; der bisherige Verkäufer sah sich dadurch veranlaßt, dieses Geschäft aufzu⸗ geben. Hier hatte die Revolugao entstellte und wahrheitswidrige An⸗ gaben über die Verhältnisse der Verlängerung der vielbesprochenen Schatz scheine gebracht, worauf das offizielle Diario die Aufforderung an die Revolugao stellte, Beweise für ihre Behauptungen beizubrin⸗ gen, die aber ausblieben. Kurz darauf wurde das Blatt durch einen polizeilichen Erlaß unterdrückt und im Falle des Wiedererscheinens der Druckereibesitzer sogar mit Wegnahme seiner Lettern bedroht. In⸗ zwischen erschien das Blatt doch wieder, trotz des Verbotes und der damit verbundenen Drohung. Nun erließ der Polizei⸗Direktor Be⸗ fehl zur Verhaftung des Herausgebers, der aber noch zeitig genug mit einem Theile seiner Lettern sich aus dem Staube machte. Die zurückgelasse⸗ nen wurden mit Beschlag belegt. Der Tribuno ist vorläufig gleichfalls
am Erscheinen gehindert. Innerhalb zehn Tagen war dieses Blatt dreimal angeklagt, zweimal freigesprochen, das dritte Mal aber zu 12 Milreis Geldstrafe verurtheilt worden. Mehrere Wochen früher schon hatte dasselbe die noch schwerere Strafe von 40 Milreis und 15 Tagen Gefängniß für den Redacteur getroffen. Derartige Ver⸗ urtheilungen gegen die Presse waren früher eine fast unerhörte Sache in Portugal, die Geschwornen hatten es sich so zu sagen zum Sh⸗ stem gemacht, freizusprechen, und so durch die Straflosigkeit, die für Preßvergehen, selbst der schreiendsten Art, gesichert schien, sehr viel zur Verschlimmerung des Uebels beigetragen. Der Redacteur des Patriota sitzt gleichfalls in Haft, wie man sagt, in den großen Untersuchungs⸗Prozeß wegen der Umtriebe, die den letzten Aufstand herbeiführten, verwickelt. Es wäre eben so nöthig als wünschenswerth, daß die Cortes in ihrer bevorstehenden Session endlich die Regierung mit ausgedehnten Vollmachten ausstatteten, um dem Preß⸗Unfug ein⸗ für allemal mit Kraft entgegentreten zu können.
Die Regierung hat an die spanische das Ansuchen gestellt, die nach Spanien geflüchteten Theilnehmer an dem letzten Aufstande mög⸗ lichst weit von der portugiesischen Gränze zu entfernen, und ze stefer Uebung der Gegenseitigkeit in dieser Hinsicht sich erboten. Das Ma⸗ drider Kabinet ist bereitwilligst darauf eingegangen, und hat allen in Spanien befindlichen Offizieren dieser Kategorie nur die Alternative gelassen, entweder nach Portugal zurück, oder nach den balearischen Inseln zu gehen; der größere Theil zog letzteres vor, andere aber haben Pässe nach Frankreich verlangt, die man ihnen wohl nicht ver⸗ weigern wird.
Die Einnahmen der Zollstätten von Lissabon, Porto und Siete Casas haben während des Monats Juni 385 ½ Conto betragen.
Am 27. Mai hat ein bewaffnetes Boot der portugiesischen Kor⸗ vette „Urania“ die brasilianische Brigg „Cacador“ an der Mündung des Dandeflusses mit 850 Sklaven an Bord, kurz darauf ein ande⸗ res portugiesisches Kriegsschiff den brasilianischen Schooner „Francr⸗ lina“ aufgebracht, der zwar keine Sklaven an Bord hatte, aber voll⸗ kommen zur Aufnahme solcher eingerichtet war. Beide Prisen sind nach Loanda zur Aburtheilung gebracht worden.
Handels- und Hörsen-Uachrichten.
Berlin, 14. Aug. Durch mehrseitige Gewinn⸗Realisirungen drückten sich die Course der meisten Eisenbahn⸗Effekten und konnten sich erst am Schluß der Börse wieder etwas erholen.
2½ Amsterdam, 10. Aug. Die verwichenen Montag hier eingegan⸗ genen Gerüchte über ein Bombardement, welches durch die französische Flotte gegen Tanger gerichter worden sei, begleitet durch den Bericht, daß die fran⸗ zösische Nente in Paris darauf bedeutend herunterging, machten auf mehrere holländische Staatspapiere einen nachtheiligen Eindruck, welcher sich, un⸗ geachtet diese Gerüchte später unrichtig befunden wurden, nicht völlig wieder verloren hat. Besonders ausgeboten waren Integrale, welche von 61 ¾ auf 61 % 9% fielen und sich erst gestern auf 61 76 % erholten; ob ein Gerücht, daß der ansehnliche Theil, welcher von der 2 ⁄2proc. belgischen Schuld noch unabgenommen blieb, durch die Banquiers Rothschild über⸗ nommen sei, womit man sich gestern trug, solches veranlaßt hat, muß dahin⸗ gestellt bleiben. Da nun der vorgestrige Königliche Beschluß die Weise festsetzt, wie die 5proc. wirkliche Schuld, worüber man sich vor Ende dieses Monats zum Umtausch in 4proc. Schuld nicht erklärt haben wird, durch Losung zur Ablösung kommen soll, kann man nicht erwarten, daß der Ge⸗ nuß der höheren Zinse lange dauern wird; dieses scheint denn auch Ein⸗ druck auf den Cours dieser Schuld gemacht zu haben, indem selbiger gestern auf 99 ½ % herunterging; 5proc. ostindische Schuld erhielt sich dagegen auf pari; alte Syndikat⸗Obligationen waren anfangs auf 99 % gegangen, doch holten dieser Tage wieder 99 ½ %. Der Umsatz in Actien der Handels⸗Ge⸗ sellschaft war belebt, die Course schwankten zwischen 144 ½ und 145 ¾ %, zuletzt wurde 144 ¾ % angelegt. Von österreichischen und russischen Fonds ist keine erhebliche Veränderung zu melden. Spanische Ardoin⸗Obligationen sind von 20 ¼ auf 20 %% % gefallen; portugiesische, von 43 ¾26 auf 42 ½ % heruntergegangen, haben sich zuletzt wieder bis 43 ½ % gehoben. Der Geld⸗ Zins⸗Cours erhält sich auf 3 a 3 ½ ͤ. . G Am gestrigen Getraidemarkt war in Roggen und Weizen ansehnlicher einer Preiserhöhung von 3 a 4 Fl. pro Last, wegen der nassen Witterung und den ungünstigen Witterungs⸗Nachrichten aus Ostpreußen. Es ist bezahlt bei größeren Partieen: für 130pfd. weißbunten polnischen Weizen 292. 295 Fl., 128 pfd. bunten dito 281.283 Fl., 126/127 pfd. geringen dito 266 .275 Fl., 129 pfd. rothbunten 280 Fl., 131pfd. rothen 280 Fl.; für 116/119/120,fd. preuß. Roggen 150. 157.160 Fl., später für 120 /121pfd. dito 162. 164 Fl.; für 90pfd. dicken Hafer 100 Fl.
Auswärtige Börsen. 15. A materdama, 10. A8s. ö6 wirkl. Sch. 61 F. 5 % do. 99 ½. 5 % Spau. 20 %. 3 % do. 33 ¼. Pass. 5 ⅛. Ausg. —. Zinsl. —. Preuss. Pr- Sch. —. Pol. 169. Oesterr. —. 4 % Russ. Hope 90 ½. Antwerpen, 9. Aug. Zinsl. —. Nene Anl. 19 ½.
8 Frankfurt a. M., II. Aug. 5 % Met. 112 ¾1 G. Bauk-Aectien p. ult. 1972 Br. Bayr. Bank-Actien —. Hope 89 ⅜ Br. Stiegl. 89 ½ Br. Iut. 60 7à2. Poso. 300 Pl. 95 ½ G. do. 500 Fl. 95 ½. do. 200 Fl. —.
Hambu S Bank Actien 1650 Be. Bugl. Russ. 113 ½. Lon don, 9. Aug. Cons. 3 % 99 ½. Belg. 103. Neue Anl. 22 ½. Pas- sive 5 ½. Ausg. Sch. 12 ¾. 2 ½ % Holl. 61 ¼. 5 % do. 101 ½⅞. Neue Port. 437⁄. Rugl. Russ. 119 ½. Bras. 83 ½. Chili 104. Colamb. —. Mex. 35 ¼. Peru 24. Paris, 9. Aug. 5 % Reunte fin cour. 22 1. 35. 3 % Rente fiu cour. 81. 75 5 % Neapl. au compt. 98. 10. 5 % Span. Kente 30 ½. Wien, 10. Aug. 1605. Aunl. de 1834 150. de Mail. 107 ½. Livorn. 110 ½.
Pass. —. 5 % Met. 110 ¾. 4 % 100 ½. 3 % 76 ½. Bauk-Actien 1839 127. Nordb. 138 ½. 110½
Gloggu.
Meteorologische Beobachtungen.
—
Abends 10 Uhr.
Morgens Nachmittags Nach einmaliger
6 Uhr. 2 Uhr.
1844. 13. Aug.
Beobachtung.
quellwürme 8,109 R.
Flusswärme 15,90 R. Bodenwärme 15,8 R. Ausdünstung 0,011, Rb.
Loftdruck ... 333,85 Par. 333,53 Par. 333,53 Par. Luftwärme .+ 13,1° R. + 18,30° n. + 13,80 R. Thaupunkt . . . + 9,19 R. — 7,69 R.+ 9,99 R. Dunstsättigung 73 pCt. 44 pCt. 70 pCt.
Wetter Regen. trüb. bezogen. Niederschlag 0,009 Rb. . 2 0
Wiad Wsw. WSw. wsw. V Wuͤrmweweechsel + 185
Wolkenzug . .. — WSW. V + 11,8 °h. Tagesmittel: 333,64 Par.. + 15,10 ER. + 8,70 R.. 62 pet. Wsw.
Königliche Schauspiele. Donnerstag, 15. Aug. Iphigenia in Tauris, große Oper in 4 Abth., aus dem Französischen, mit Tanz. Musik von Gluck. (Mad. Palm⸗Spatzer: Iphigenia, als erste Gastrolll) Freitag, 16. Aug. Sampiero.
Königsstädtisches Theater.
Donnerstag, 15. Aug. Der Talisman. Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Müller. (Herr Joh. Nestroy: den Titus Feuerfuchs, als Gast.)
Freitag, 16. Aug. Zum erstenmale: Liebesgeschichten und Heirathssachen, Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Müller. (Herr J. Nestroy, erster Komiker des Kaiserl. privil. Theaters an der Wien zu Wien: Nebel als Gastrolle.)
Sonnabend, 17. Aug. schichten und Heirathssachen. 86
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei. “ “ 1
von seinem Posten zu Otaheiti abberufen werde. rung der
will die
schen
genheiten eine Audienz gehabt.
Zum erstenmale wiederholt: Liebesge⸗
No. 225. Beilage
7
“ — 2uö g 4. zur Allgemeinen Preußischen Zeitung. D Donnerstag den 15 Augu
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e entats
JSIöahaol 3.. e Deutsche Bundesstaaten. Königreich Württemberg. Der Festungsbau und Verkehr in Ulm. — Bauten in Neu-Ulm. Frankreich. Paris. Frage wegen Desavouirung d'Aubigny's. — Einberufung der General⸗Conseils. — Schritte der französischen Gläubi⸗ ger Haiti's und Spaniens. — Biographisches über Joseph Bonaparte. — Verbot der Schnurrbärte an Advokaten.
Niederlande. Schreiben aus Amsterdam. (Die belgische Polemik
über die Differenzial⸗Zölle.) 3 Griechenland. Athen. Belobigungen wegen des bei Unterdrückung des Grivasschen Aufstandes bewiesenen Eisers. — Entlassung des Gene⸗ ral⸗Majors Tzavellas. — Vermischtes. 1 Türkei. Konstantinopel. Broschüre über das Finanz⸗Unwesen. Mexiko und Texas. Die texianische Anschluß⸗Frage. — Amerikanisches Geschwader vor Vera⸗Cruz. — Note der mexikanischen Regierung an die Repräsentanten der europäischen Mächte in Mexiko. 8 Eisenbahnen. Die Frankfurt⸗Hanauer Bahn durch zwei frankfurter Häuser übernommen. — Die Rendsburg⸗Neumünstersche Bahn konzessionirt.
Ausland. Deutsche Bundesstaaten.
Königreich Württemberg. Der Ulmer Korrespon⸗ dent des Schwäbischen Merkur meldet von dort unterm 6. August: „Unser alter Michelsberg wird mit jedem Tage un⸗ kenntlicher durch den mit allem Eifer betriebenen Festungsbau, welcher trotz der verhältnißmäßig geringen Anzahl von Arbeitern — im gegenwärtigen Augenblicke 2000 — rasch vorwärts schreitet. Die Wilhelmsburg, ein kolossales Gebäude, das in seiner Fagade 600 und in der Tiefe 400“ mißt, ist bereits aus dem Grunde heraus⸗ gearbeitet, soll aber doch erst in einigen Jahren vollendet wer⸗ den. Die neue stuttgarter Straße, welche auf Kosten der Bundes⸗Militair⸗Kommission geführt wird, schreitet gleichfalls im Baue rasch vor. Anders aber ist es mit der Dampsschifffahrt. Immer noch warten wir vergeblich auf Dampfschiffe, die unserer Donau mit ihren fruchtbaren und belebten Ufern so wohl anstünden. Die schöne Zeit des früheren Glanzes Ulms in der Handelswelt scheint auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben zu sein. — Auf dem rechten Stromufer, in Neuulm, wird gegenwärtig viel gebaut, doch sind es für jetzt beinahe lauter Gebäude, die von Seiten der Königlich bayerischen Festungs⸗Baudirection ausgeführt werden. Kommen aber alle die Gebäude noch zur Ausführung, deren Errichtung schon seit Jahren beabsichtigt ist und nur durch den im Werden begriffenen Festungsbauplan verzögert wurde, so würde Neuulm sich nicht nur
—sseeh vergrößern, sondern auch verschönern.“
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Paris, 8. Aug. Die Oppositions⸗Blätter beschäftigen sich fort⸗ während mit der Frage, ob die französische Regierung Herrn von Aubigny Aus der Aeußerung des Journal des Débats, daß zu untersuchen sei, ob dieser Offi⸗ zier nicht vielleicht zu hastig und streng gegen Herrn Pritchard verfah⸗ ren haben möchte, welche der Constitutionnel mit der Erklä⸗ englischen ministeriellen Blätter in Verbindung bringt, französischen Offiziere kein Tadel treffen würde, wenn ohne unnütze Gewaltthätigkeit und Grausamkeit die gebührende Achtung zu verschaffen gesucht, französische Opposition den Schluß ziehen, daß eine solche Desavouirung in der That beabsichtigt werde. Wie schon erwähnt, erklärt sich auch die konservative Presse aufs entschiedenste
daß die sie ihren Behörden
gegen die Ausführung dieser Absicht, und heute sagt dies Blatt sogar:
„Wenn von unserem Kabinet eine solche Desavouirung verlangt wer⸗ den sollte, so würde ihm nur die Wahl zwischen Bewilligung und Verweigerung bleiben, und die Abberufung des Herrn von Aubigny würde die Spaltung der Majorität und die Auflösung des Kabinets zur unfehlbaren, unverzüglichen Folge haben.“
Die General⸗Conseils der Departements sind zum 20. August
einberufen, mit Ausnahme des General⸗Conseils des Seine⸗Depar⸗ tements, dessen Session erst am 2. November beginnen wird. Die Bevollmächtigten der Inhaber von Obligationen der haiti⸗ Anleihe haben vorgestern beim Minister der auswärtigen Angele⸗ 1 Dieser Schritt hatte zum Zweck, dem Minister vorzustellen, daß die neue Regierung von Haiti die von dieser Republik durch den Vertrag von 1838 hinsichtlich ihrer über⸗ nommenen Verpflichtungen nicht erfülle, daß Zinsen und Tilgung drei Semester im Rückstand seien, daß die von der früheren Regierung dafür bestimmten Fonds, welche gleich nach der Rückkehr des Herrn⸗ Adolph Barrot nach Frankreich abgeschickt werden sollten, zu anderen Zwecken verwendet worden, und daß unter diesen Umständen alle Hoffnungen der Gläubiger nur auf dem Schutz der französischen Re⸗ gierung beruhten.
Gestern fand im Börsengebäude mit Erlaubniß des Polizei⸗Prä⸗ fekten auch eine General⸗Versammlung der Gläubiger Spaniens statt, in welcher einstimmig Herr Mauguin zum Präsidenten gewählt wurde. Nachdem die Lage der Gläubiger, der Finanzzustand Spaniens, die mehr oder minder begründete Hoffnung auf Erfüllung der Verbind⸗ lichkeiten dieses Landes und die Nothwendigkeit gemeinschaftlichen Wir⸗ kens zur Erreichung dieses Zwecks dargelegt worden, übertrug die Ver⸗ sammlung ihre Vollmachten einem aus fünf Mitgliedern, den Depu⸗ tirten Dilhan, Boulé, Mauguin und den Herren Queynet und Sar⸗ rans bestehenden Comité und beauftragte Herrn Mauguin insbeson⸗ dere, die Interessen der französischen Gläubiger zu Madrid zu ver⸗ treten und zu vertheidigen. Es gab sich in der Versammlung im Allgemeinen zwar Vertrauen zu der Loyalität der spanischen Nation und Abneigung gegen jede Einmischung in die innere Politik derselben kund, aber auch der feste Wille, alle Maßregeln zu ergreifen und zu unterstützen, welche die spanische Regierung dahin bringen könnten, sich endlich mit dem Schicksal ihrer Gläubiger zu beschäftigen.
Mehrere hiesige Blätter enthalten biographische Notizen über das Leben Joseph Bonaparte’'s, der am 28. Juli zu Florenz gestorben ist. Er war im Jahre 1768 zu Corte, auf der Insel Korsika, geboren, ein Jahr vor Napoleon, und folgte seinem Bruder bei dessen ersten Feldzug in Italien im Jahre 1796. „Zum Mitgliede des gesetzge⸗ benden Körpers ernannt“, sagt das Journal des Débats, „zeich⸗ nete er sich sehr durch Mäßigung und Verstand aus und gab Beweise einer edelmüthigen Festigkeit, als er öffentlich den damals in Aegypten befindlichen General Bonaparte in Ansehung der durch das Direktorium gegen denselben vorgebrachten Beschuldigungen rechtfertigen mußte. Un⸗ ter dem Konsulat war er Staatsrath und einer der Unterzeichner des Friedens von Lüneville. Bei der Thronbesteigung Napoleon's wurde ihm die Krone der Lombardei angeboten, allein er schlug sie aus. Wenige Tage nach der Schlacht von Austerlitz übernahm er das Kom⸗ mando der Armee, welche bestimmt war, das Königreich Neapel an⸗ zugreifen; er drang ohne Schwertstreich bis Capua an der Spitze des Corps des Centrums vor, und am 15. Februar 1806 hielt er
des Tonnen⸗Geldes für Preußische Schiffe,
als dessen Souverain ihn der Kaiser bald anerkannte. Die Regierung Joseph's als König von Neapel war, obgleich kurz, bei weitem nicht fruchtlos; in dem Zeitraum von weniger als zwei Jahren vertrieb er die Englander aus dem Königreich, reorganisirte die
seinen Einzug in Neapel,
Verwaltung,
die Armee, die Marine, und es gelang ihm, allen Arbeiten von öffent⸗
licher Nützlichkeit einen großen Schwung zu geben. Aber der Wille des Kaisers berief den König von Neapel zu noch, wo möglich weit ge⸗ fährlicheren Schicksalen. Im Jahre 1808 mußte er den Thron von Spanien besteigen. Wir wollen hier nicht in die Erzählung der Um⸗
stände eingehen, welche den Sturz dieses Thrones herbeiführten und
die noch allen Gemüthern eingeprägt sind; aber, was man sagen muß,
ist, daß der König Joseph mit ösung kämpfte 8 Noth verließ. Nach Frankreich zurückgekehrt, übernahm er das Militair⸗Kommando von Paris, und den Befehlen des Kai⸗ sers getreu, begleitete er ; Verbündeten die Regentin nach Chartres, dann nach Blois und ver⸗ einigte um sie alle disponiblen Truppen. Dier Abdankung des Kai⸗ sers zu Fontainebleau ließ dem Prinzen Joseph Napoleon keinen an⸗
Muth gegen die Elemente der Auf⸗ von denen er umgeben war, und daß er Spanien erst
bei dem Angriff der Hauptstadt durch die
deren Entschluß übrig, als sich in die Schweiz zurückzuziehen. Er V
kehrte im Jahre 1815, an dem nämlichen Tage, wo der Kaiser zu Paris ankam, nach Frankreich zurück. Nach der Schlacht von Waterloo schiffte er sich nach Amerika ein, wo der Bru⸗ der, den er nicht mehr wiedersehen sollte, ihn hatte treffen wollen. Im Jahre 1817 ermächtigte ihn der Staat Jersey durch ein besonderes Gesetz, und im Jahre 1825 die Legislatur des Staates New⸗York, auf sein Gesuch, Ländereien zu besitzen, ohne amerikanischer Bürger zu werden. Der Graf von Survilliers sah Europa erst im Jahre 1832 wieder. Nach der Reformbill entschloß
er sich, die Vereinigten Staaten zu verlassen und sich nach England
zu begeben, wo er mehrere Jahre wohnte. Nachdem eine schmerz⸗ hafte Krankheit seine Gesundheit so sehr erschüttert hatte, daß ihm ein milderes Klima nöthig wurde, erhielt er von den fremden Höfen die Er⸗ laubniß, sich in Florenz, im Schooße seiner Familie, niederzulassen. Dort starb er mit der Ruhe und der Hingebung eines Soldaten und eines Christen. Bis zu seinem letzten Augenblicke war er von seinen Brüdern Ludwig und Hieronymus umgeben. Der Geist des Grafen von Survilliers hatte das Eis des Alters überlebt; das Herz war bei ihm jung geblieben. Sein Tod ist eine öffentliche Trauer für die Stadt, die er adoptirt hatte; er läßt dort tiefe Erinnerungen, allge⸗ meines Bedauern zurück. Von den Brüdern des Kaisers sind nur noch der Prinz Ludwig, ehemaliger König von Holland, und der Prinz Hieronymus, ehemaliger König von Westphalen, übrig. Der Prinz Ludwig ist jetzt das Haupt der Familie.“ 8
Der Cassationshof hat sich vorgestern mit der Frage zu beschäf⸗ tigen gehabt, ob die Advokaten Schnurrbärte tragen dürsen oder nicht. Der Präsident des Tribunals zu Ambert hatte nämlich mehreren Advokaten in öffentlicher Audienz bemerkt, daß es sich nicht schicke, wenn sie in ihrer amtlichen Toga mit Schnurrbärten im Gerichtssaale erschienen. Darüber entspann sich eine Korrespondenz zwischen dem Vorstand der Advokaten und dem Präsidenten, bis endlich am 30. April gegen zwei Advokaten eingeschritten wurde und folgendes Urtheil gegen sie erging: „Nach Einsicht des Beschlusses des Parlaments zu Paris vom Jahre 1540 (bei Fournel, Geschichte der Advoka⸗ ten), so wie der Gebräuche, welche seit Ludwig XIV. ununterbrochen von der Barre und Magistratur befolgt worden sind; nach Einsicht der Art. 88 der Civil⸗Prozeß⸗Ordnung; 103 des Dekrets vom 30. März 1808; 38 des Dekrets vom 14. Dezember 1810; 16, 18, 38 und 45 der Königlichen Verordnung vom 20. November 1822; in Erwägung, daß die konstatirten Thatsachen eine Ueberschreitung der Regeln der Disziplin, einen Angriff auf die Würde der Justiz und eine Verletzung der den Richtern schuldigen Achtung enthalten: aus diesen Gründen verbietet das Tribunal den Herren Imberdis und Pacros, Advokaten, in Zukunft auf den Sitzen der Ver⸗ theidigung in Schnurrbärten zu erscheinen und verurtheilt sie, da sie dies, der wiederholten Mahnungen des Präsidenten un⸗ geachtet, gethan haben, zur Strafe des einfachen Verweises.“ Beide Advokaten suchten die Cassation dieses Urtheils nach. Der Berichterstatter ging die ganze Geschichte der Bärte in Frank⸗ reich durch und bemerkte, daß mehrere der berühmtesten Juristen, wie Mathias Molé und de Thou, Bärte getragen hätten. Dessenunge⸗ achtet trug der General⸗Advokat Delangle auf Abweisung des Ge⸗ suchs an, da die Sache viel zu unwichtig sei, als daß darin eine Verletzung der Würde der Advokatur gesehen werden könne, und der Gerichtshof trat nach gepflogener Berathung dieser Ansicht bei. Die Motive des Urtheils werden von den öffentlichen Blättern nicht gegeben.
Niederlandre.
„*, Amsterdam, 8. Aug. In Belgien hat sich zwischen en beiden Parteien in Betreff der Differenzial⸗Zölle eine Polemik rhoben, die immer heftiger wird, und worin Beleidigungen an ie Stelle der Raisonnements getreten sind. Diejenigen, welche die Ansicht der Regierung vertheidigen, schreiben in die Kreuz und Queer, und behaupten, daß Belgien sich frei und unabhängig zeigen müsse zund bekümmern sich gar nicht um die Folgen und um die Zukunft. Die Industriellen, erschreckt durch die letzten Repressalien, erheben ein großes Geschrei und verwünschen die Ministeriellen, die in einer, mindestens unklugen Sprache, zu gleicher Zeit Preußen, Frankreich und Holland herauszufordern scheinen!
Mitten unter allen diesen Debatten verhalten wir uns ganz ruhig zund stellen Betrachtungen an über die Aufhebung der Begünstigung und über nicht mehr erfolgende Rückerstattung des Schelde⸗Zolles. Wir glauben, daß diese Maßregel für Preußen wenig Nachtheil, für uns aber viel Vortheil haben wird. Man fragt sich hier, was wird nun Preußen thun? Es ist klar, daß es den Hafen von Antwerpen verlassen und sich mit seinen Handels⸗Operationen nach Frankreich und Holland wenden wird. So hat uns Belgien nur Gutes gethan, ohne es zu wollen; auch Frankreich wird einigen Nutzen daraus ziehen, während Antwerpen und die belgische Industrie diesen durch nichts zu recht⸗ fertigenden Schlag theuer werden bezahlen müssen. Es ist dies ein neuer Beweis für die Richtigkeit der Lehre, daß man nicht gegen einen Stärkeren kämpfen soll, und am wenigsten, wenn dabei die Interessen von zwei Drittheilen eines Reiches auf dem Spiele stehen.
Die Partei der Differenzial⸗Zölle in Belgien hatte sehr schöne und tröstliche Dinge publizirt über die Unterredung, welche die lütticher Gewerbtreibenden mit dem Minister in Brüssel gehabt haben. Diese Partei versichert, daß, um die Wirkungen der von Preußen gegen das belgische Eisen ergriffenen Maßregel unschädlich zu machen, die Re⸗ gierung der belgischen Eisen⸗Industrie den Transport ihrer Waaren auf der Eisenbahn bis zum Belaufe des Verlustes, den sie jetzt er⸗ leide, gratis bewillige. Obgleich von Begünstigungen dieser Art in den legislativen Kammern die Rede war, so haben wir doch hier in Holland Grund, zu zweifeln, daß der belgische Minister dem verletzten
Theile der Nation dergleichen versprochen habe; wir wissen vielmehr, daß die erwähnte Unterredung keinesweges den Erwartungen beider Parteien entsprochen hat, und daß die belgischen Industriellen sich wenig befriedigt zurückgezogen haben.
Sriechenl and.
Athen, 20. Juli. (D. A. Z.) Die offizielle Militair⸗ Zeitung enthält nachstehende Kabinets⸗Ordre in Betreff des unter⸗ drückten Grivasschen Aufstandes:
„Otto, von Gottes Gnaden, König von Griechenland. Aus dem Be⸗ richt Unseres Kriegs⸗Ministers haben Wir in Erfahrung gebracht, daß die Obersten Joannis Staikos, Sotirios Stratos und Athanasios Koutzonikas und die Majore Nikolaos Botzaris und Euthymios Stoumaris, und alle die unter deren Befehlen gestandenen Stabs⸗ und Subaltern⸗Offiziere, Un⸗ teroffiziere und Soldaten mit lobenswerthem Diensteifer und unverkennbarer Umsicht zur Aufrechthaltung und Wiederherstellung der öffentlichen Ruhe, deren sicherer Bestand in Akarnanien und Aetolien wegen des aufrührerischen Benehmens des General⸗Majors Th. Grivas gefährdet wurde, beigetragen haben, und geruhen, Folgendes zu beschließen und zu verordnen: 1) ämmt⸗ liche obengenannte Offiziere werden wegen ihres Verhaltens hiermit belobt. 2) Unsere volle Zufriedenheit ist allen den Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten auszusprechen, welche bei jener Gelegenheit unter dem Kommando besagter Oberoffiziere gestanden haben. 3) Unser Kriegs⸗Minister hat ge⸗ genwärtige Verordnung bekannt zu machen.“
Durch eine Spezial⸗Ordre des Kriegs⸗Ministers wird der Be⸗ fehlshaber der von Nauplia nach Fort Rhion abgesandten Berg⸗ Haubitz⸗Batterie, der Artillerie⸗Oberlieutenant Flengas, wegen der Schnelligkeit, womit er binnen drei Tagen den Marsch von Nauplia nach Rhion zurückgelegt hat, noch besonders belobt. ,
Das Dekret, wodurch der General⸗Major Kitzos Tzavellas seiner Dienstleistungen als Adjutant des Königs enthoben wird, ist auffallend kurz und offenbar ein Zeichen der Ungnade; es lautet nämlich:
„Der General⸗Major Kitzos Tzavellas wird aus dem Dienst um Unsere Person entlassen; Unser Kriegs⸗Minister hat vorstehenden Befehl auszuführen. O841b. .ö
Generalmajor Nikitas Stamatelopoulos (auch Turkophagos, d. i. Türkenfresser genannt), hat vor einiger Zeit eine Supplik beim König eingereicht, worin er sich über das Gouvernement von Lakedämon bitter beschwert, weil letzteres eine in höchst unpassenden Ausdrücken abgefaßte Requisition (welche im Original der Supplik beigefügt ist) an ihn mit der Aufforderung erlassen habe, die Gränzen des Regie⸗ rungsbezirks Lakedämon ungesäumt zu verlassen, und den Empfang dieser Insinuation an die absendende Behörde anzuzeigen. General Nikitas giebt zu seiner Rechtfertigung an, er habe sich mit Geneh⸗ migung des Kriegsministeriums zur Wiederherstellung seiner geschwäch⸗ ten Gesundheit nach Megaloupolis begeben und daselbst einige Zeit aufgehalten, demnächst vom Kriegsministerium nach Nauplia, seinem Garnisonsorte, einberufen, habe er den Rückweg dahin über Pellani, drei Stunden von Leontarion in genanntem Regierungsbezirk, ange⸗ treten, daher den dortigen Regierungsbehörden zu dergleichen, einem General gegenüber ganz rücksichtslosem Betragen durchaus keine ge⸗ gründete Veranlassung gegeben. Allerhöchsten Orts ist zwar über diese Beschwerde noch keine Entschließung erfolgt, jedoch dürfte die Abberufung des dortigen Bezirksgouverneurs als gewiß anzuneh⸗ men sein.
Vor einigen Tagen hat sich der Fall ereignet, daß türkische Ma⸗ trosen von der im Piräus stationirten türkischen Kriegsbrigg desertir⸗ ten und, zur Paradezeit in Athen eingetroffen, unter den Schutz des auf dem Paradeplatz aufgestellten Offizier⸗Corps sich begaben. Zur Abhülfe der ersten Bedürfnisse derselben schossen die Offiziere sogleich 150 Drachmen zusammen, und die Regierung erklärte noch an dem⸗ selben Tage auf das vom türkischen Geschäftsträger Mussuris wegen Auslieferung der entwichenen Matrosen gestellte Verlangen, daß zwi⸗ schen Griechenland und der Türkei kein Kartel bestehe, demnach die verlangte Auslieferung nicht stattfinden werde.
Die Regierung beabsichtigt, einen eigenen Bevollmächtigten nach Rußland abzusenden, um alle daselbst noch befindlichen, zu dem Nach⸗ laß der Gebrüder Zosimas, Kritzki und anderer Griechen, welche ihr Vermögen, Sammlungen, Bibliotheken ꝛc. dem griechischen Staat ver⸗ macht haben, gehörenden Gegenstände von Werth oder etwanige Rest⸗ summen zu erheben und, was Baarsummen betrifft, durch Deposition in der National⸗Bank, Bücher⸗Sammlungen und Kunstschätze aber durch Einverleibung in die Staats⸗Bibliothek und das National⸗Mu⸗ seum, in Athen zu konzentriren.
“ TZürhkei. 8
Konstantinopel, 25. Juli. (A. Z.) Kürzlich wurde in Konstan⸗ tinopel eine französisch geschriebene Broschüre ohne den Namen des Ver⸗ fassers oder Druckers in Menge ausgetheilt und in die Häuser geschickt, de⸗ ren Titel ist: „Musa⸗Saffeti⸗Pascha, der Finanz⸗Minister, sein Associé, der kleine Mallié (Finanz⸗Minister) benannt, und die Finanzen des osma⸗ nischen Reichs.“ Der Verfasser, augenscheinlich an Ort und Stelle, mit allen Personen vertraut, schildert die Kunstgriffe, wodurch der Finanz⸗ Minister sich zu bereichern sucht, auf eine Art und mit Nennung aller Namen, daß vor dieser dürren Darstellung alle Antwort verstummen muß. Nur Eine Person, welche den Finanz⸗Minister hält und vermuthlich mit ihm theilt, ist nicht genannt, aber deutlich genug bezeichnet: die Sultanin Valide. Der Bundesgenosse Musa⸗Saffeti⸗Pascha's, in ganz Konstantino⸗ pel unter dem Namen der kleine Finanz⸗Minister bekannt, ist ein Grieche, Namens Baltazzi, aus Smyrna; indeß ist das ganze System zu aus⸗ gebreitet, als daß ein einziger Nebentheilhaber ausreichen könnte, und meh⸗ rere andere, namentlich armenische Banquiers, haben ihren reichlichen Antheil daran.
Das saubere Treiben scheint mit dem Papiergeld, das Reschid Pascha während des türkisch⸗ägvptischen Kriegs schuf, begonnen zu haben. Reschid Pascha zahlte die Interessen regelmäßig, und die Sehims — so nannte man die Scheine — fanden in der Handelswelt großen Beifall, sobald aber Musa⸗Saffeti⸗Pascha Finanz⸗Minister wurde, verschob er die Zinsenzahlung unter allen möglichen Vorwänden, so daß die Sehims im Werth sanken. Musa⸗Saffeti⸗Pascha zahlte aber die Gläubiger der Regierung immer in Sehims, und wenn diese baar Geld verlangten, so gab man ihnen einen Wink, sie sollten nur zu Baltazzi, dem kleinen Finanz⸗Minister in Galata, gehen, der ihnen dann auch alle Sehims, freilich mit einem Diskonto von 3 bis 7 pCt. abkaufte. An baarem Geld hierzu ‚fehlte es nie, denn sein Compagnon, der Minister, welcher die Steuern des Reichs aus den Pro⸗ vinzen mit baarem Gelde bezahlt erhielt, lieferte ihm dessen, so viel er brauchte. Der ganze Handelsstand war durch dies Verfahren aufs höchste beunruhigt und empört; Klagen ergingen an den Großwesir und eine Divans⸗ Versammlung fand statt, in welcher namentlich der alte Tahir Pascha aufs stärkste die Absetzung des Finanz⸗Ministers forderte und dessen unredlichen Gewinn bei diesen Manövern auf 10 Millionen Piaster anschlug. Allge⸗ mein war das Gerücht, daß Musa⸗Saffeti Pascha fallen werde, aber dieser eilte nach einer am Bosporus gelegenen Wohnung und glich dort seine schlimme Stellung wahrscheinlich durch Aufopferung von einigen Millionen aus. Die Sache hatte indeß solches Aufsehen gemacht, daß er eine strenge Weisung erhielt, hinsichtlich der Sehims sich an die Verordnungen zu halten.
Was nun mit den Sehims nicht mehr auszuführen war, geschahe jetzt mit allen für die Regierung gemachten Lieferungen. Musa⸗Sasseti Pascha zögerte mit der Zahlung, aber der hülfreiche, kleine Finanz⸗Minister in Galata half aus, indem er den geldbedürftigen Gläubigern ihre Forderun⸗ gen mit bedeutendem Rabbat abkaufte und sie dann bei dem nanz⸗Minister immer gegen baar Geld und Al Pari anzubringen wußte.
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