1844 / 227 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Di ändliche em breitete sich allmälich über alle Verwaltungszweige ₰ℳ —] auf die Versorgung der Armee und der Hauptstadt mit Lebensmitteln, und nur der alte Tahir Pascha, der Groß⸗Admiral, hielt sich davon frei, mußte aber dafür auch abtreten und seine Stelle an Halil Pascha übergeben, der sich geschmeidiger finden läßt. Die Habsucht dieser Harppen, einmal durch solchen unmäßigen Gewinn gestachelt, wurde immer unmäßiger, so daß Musa⸗Saffeti selbst dem seine Stellung doch manche politische Rücksicht gebot seinen Helfershelfern Mäßigung an⸗ zurathen suchte, aber diese wissen zu gut, daß ein solches Unwesen nicht lange dauern kann, und suchen die Zeit, während welcher Saffeti Pascha noch Finanz⸗Minister ist, zu nützen. Wie weit das Raub⸗Spystem geht, davon kann man sich aus Nachfolgendem einen Begriff machen. Der Fi⸗ nanz⸗Minister und sein Compagnon haben unter fremdem Namen die Zölle in Smprna gepachtet; seit dieser Zeit hat man in Konstantinopel alle mög⸗ lichen Vexationen gegen den Handel und die Kaufleute ausgeübt, welche sonst aus dem Innern nach Konstantinopel zu kommen pflegen, um sich mit fremden, namentlich europäischen, Waaren zu versorgen; in Smyrna fanden sie dagegen allen möglichen Schutz und Begünstigung, so daß die Zoll⸗Einnahmen in Konstantinopel fortwährend abnehmen und in Smorna seit einem Jahre aufs Dreifache gestiegen sind. Dies moderne Raubsystem, ganz verschieden von den rohen Erpressungen der Paschas, breitet sich immer mehr in allen Provinzen aus und wird seine Begründer, Musa Saffeti Pascha und den Griechen Baltazzi, wohl lange überleben. Der Erstere scheint sein Maß bald vollends gefüllt zu haben, und die unter den Türken eben sowohl als unter den Franken verbreitete Broschüre dürfte seinen Sturz beschleunigen

Merxiko und Texas

Die neuesten Nachrichten aus Mexiko gehen bis zum 25. Juni und sind wenig geeignet, die Besorgnisse vor einem Ausbruche von Feindseligkeiten zwischen der mexikanischen Republik und den Verei⸗ nigten Staaten zu beschwichtigen. Die Regierungen beider Staaten beharren in der texianischen Anschlußfrage auf ihren bisherigen An⸗ sprüchen. Am 19. Juni hat der mexikanische Kongreß sein Gutach⸗ ten über die Vorschläge Santana's durch einen Kommissions⸗Bericht abgegeben, und obschon darin mannigfache Beschwerden über die Re⸗ gierung geführt werden, so endigt derselbe doch mit einem Antrage an den Kongreß, die Forderung des Präsidenten in der Hauptsache zu erfüllen, nämlich den Effektivbestand der Armee um 15,440 Mann zu vermehren, eine National⸗Miliz, bestehend aus allen Männern von 18 bis 50 Jahren, sofort zu organisiren und die direkten Steuern um das Doppelte zu erhöhen. Santana forderte bekanntlich die Verstärkung der Armee um 30,000 Mann und eine außerordentliche Steuer⸗Auflage von 4 Millionen Dollars; die Kom⸗

mission des Kongresses hat diese Forderung unter einigen Modifica⸗ tionen gebilligt. Am 23. Juni eröffnete Herr Green, der amerika⸗ nische Gesandte, der mexikanischen Regierung, daß der Präsident Tyler mit Texas einen Anschluß⸗Vertrag unterzeichnet habe, und gab als Grund dafür die Bestrebungen Englands an, welches die Skla⸗ verei in Texas 28es; wolle, und die Interessen der südlichen Unionsstaaten dadurch gefährde. Die Antwort des mexikanischen Mini⸗ sters der auswärtigen Angelegenheiten lautete indeß entschieden dahin, daß Nord⸗Amerika kein Recht habe, ein Mexiko angehörendes Land in Besitz zu nehmen und die durch Vertrag festgestellten Gränzen zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten willkürlich zu überschreiten; Mexiko rüste sich zu einem Angriffe gegen Texas, und die Vereinigten Staaten thäten besser daran, dies Land zu seiner Unterthanenpflicht zurückzuführen, als es in einem unrechtmäßigen Kampfe zu unterstützen. Senor Bocanegra begleitete dies Schreiben mit der Abschrift eines Protestes der mexikanischen Regierung an deren befreundete europäische Mächte, welche in Mexiko Repräsentanten haben, gegen den Anschluß von Texas. Am 25. Juni ging in Mexiko von dem Kommandanten von Vera⸗Cruz die Nachricht ein, daß ein amerikanisches Geschwader dort angekommen sei. Auf eine Anfrage Senor Bocanegra's, an Herrn Green gerichtet, ob die amerikanische Regierung mit gewaffneter Hand den Anschluß von Texas erzwingen wolle, antwortete der Letztere aus⸗ weichend, erklärte indeß, daß das Erscheinen des Geschwaders vor Vera⸗Cruz als die Folge der wiederholten Drohungen des mexikani⸗ schen Ministers betrachtet werden könne.

Der Protest der mexikanischen Regierung gegen den Anschluß, welcher an die Repräsentanten der europäischen Mächte in Mexiko ge⸗ richtet ist, lautet seinem wesentlichen Inhalte nach wie folgt:

„Nundschreiben an Ihre Excellenzen die französischen, spanischen, englischen

und preußischen Gesandten.

National⸗Palast Mexiko, 31. Mai 1844. Schon seit langer Zeit ist die Regierung des unterzeichneten Ministers der auswärtigen Angelegenheiten der mexitanischen Republik überzeugt ge⸗ wesen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika alle nur irgend zweckdienlichen Mittel anwendet, sich zum Herrn des Gebiets von Texas zu machen. Die Frage ist schon zu verschiedenen Zeiten erörtert worden, aber die beabsichtigte Einverleibung ist noch immer ge⸗ wisser Verhältnisse wegen unterblieben. Diese Verhältnisse und der Glaube, daß eine Regierung, welche die Prinzipien ihrer Handlungs⸗ weise für edel, großneüthig, auf Gerechtigkeit gegründet erklärt,

nicht gern bei Ausführung eines Werkes den Schein eines Usurpators auf

”“

sich ziehen möchte, bewirkten, daß Mexiko sich noch immer Glück dazu wünschte, daß zu keiner Zeit ein Werk ausgeführt werden könnte, welches beispiellos in der Geschichte civilisirter Nationen wäre, welches die Versiche⸗ rungen der Freundschaft und des Wohlwollens von Seiten der Vereinigten Staaten zu Lügen stempelte, und welchem man mit aufrichtigen Beweisen von Treue und Loyalität begegnete. Aber dies Vertrauen, das wahrhaft schlecht gelohnt wurde, konnte Mexiko nicht von der Ausübung seiner Pflicht zurückhalten, bei jeder geeigneten Gelegenheit das Recht der Republik auf das in Frage stehende Territorium geltend zu machen und die Vereinigten Staaten dahin zu bewegen, sich jeder ferneren Beschützung des von undank⸗ baren Kolonisten begangenen Raubes zu enthalten, die, von Mexiko aufge⸗ nommen, dessen Güte mit Treulosigkeit lohnten. Aus diesen Grün⸗ den hat die provisorische Regierung in Uebereinstimmung mit ihrer Pflicht an die Regierung der Vereinigten Staaten die Note gerichtet, welche der Unterzeichnete dem achtungswerthen diplomatischen Corps der befreundeten Nationen hierbei zu übersenden die Ehre hat, und welche den Protest gegen jeden den Texianern zu gewährenden Beistand enthält. Aus demselben Grunde protestirte ich von neuem, als ich erfuhr, daß man die Frage wegen des Anschlusses von Texas an die amerikanische Union wieder angeregt habe, und erklärte, daß die Ratification dieses Aktes als eine Kriegs⸗Erklä⸗ rung angesehen werden würde. Nichtsdestoweniger hat der Präsident der Vereinigten Staaten kürzlich einen Vertrag unterzeichnet und dem Senate vorgelegt, nach welchem jener Theil des mexikanischen Gebiets der Union einverleibt werden soll. Obgleich ich nicht glaube, daß dieser Vertrag die Zustimmung des amerikanischen Kongresses erhalten wird, so halte ich es doch für nöthig, Ew. Excellenzen die Dokumente mitzutheilen, welche diese wichtige Frage aufklären und die Gerechtigkeit unserer Sache darthun. gez.: J. M. Bocanegra.“

Eisenbahnen.

Frankfurt a. M., 7. Aug. In der gestrigen Sitzung des Senats ist die Ausfertigung der diesseitigen Konzession für die Frank⸗ furt⸗Hanauer Eisenbahn vollzogen worden. Sie lautet auf den Namen der Banquiers B. Bernus und M. v. Bethmann, denen gestattet wird, eine Actiengesellschaft zu bilden.

Die Konzession zur Actienzeichnung aufdie Rendsburg⸗Neumün⸗ stersche Eisenbahn, so wie zum Bau derselben, ist von Kopenhagen aus erfolgt.

Berlin-Potsdamer Eisenbahn.

In der Woche vom ôéten bis incl. den 12. August c. sind auf

der Berlin-Potsdamer Eisenbahn 10,493 Personen gefahren. Berlin-Stettiner Eisen bahn. in der Woche incl. 10.

Frequenz vom 4ten bis

6478 Personen.

——

August 1844

nse ztasch zsus nas Bekanntmachungen.

[131obb Nothwendiger Verkauf. Das im Departement des Königl. Ober⸗Landesge⸗ richts zu Marienwerder im Deutsch⸗Croner Kreise bele⸗ gene, zu adeligen Rechten veräußerte ehemalige Do⸗ mainen⸗-Vorwerk Krumpohl Nr. 356, welches, besage der, nebst dem neuesten Hypothekenschein, in hiesiger Registra⸗ tur einzusehenden landschaftlichen Taxe, auf 19,160 Thlr. 1 Sgr. 7 Pf. abgeschätzt worden, soll im Termine den 25. September d. J., von Vormittags 11 Uhr ab, hier an ordentlicher Gerichtsstelle subhastirt werden. Marienwerder, den 28. Februar 1844. Königl. Ober⸗Landesgericht. Civil⸗Senat.

1993] Nothwendiger Verkauf. 8 Stadtgericht zu Berlin, den 20. Juli 1844. Das hierselbst in der neuen Jakobs⸗Straße Nr. 2 im Winkel an der Aufschwemme belegene Grundstück des Lohgerbermeisters Johann Friedrich Heinrich Schmidt, gerichtlich abgeschätzt zu 11,307 Thlr. 8 Sgr. 9 Pf., soll am 7. März 1845, Vormittags 11 Uhr, an der Gerichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hy⸗ pothekenschein sind in der Registratur einzusehen.

[789 b] Bekanntmachung. Das Areal der abgebrannten der hiesigen Stadt⸗ Kommune gehörigen, am Oderstrom gelegenen Papier⸗ mühle mit der Wasserkraft und mit dem Anspruche auf eine circa 4500 Thlr. betragende Brand⸗Bonisication, so wie, getrennt hiervon, das vom Feuer verschont ge⸗ bliebene Wohnhaus nebst Schuppen, Gartenhaus und Garten, sollen im Wege der Licitation verkauft werden. Wir haben hierzu auf den 10. September dieses Jahres, Vormit⸗ tags um 11 Uhr, auf dem rathhäuslichen Fürsten⸗Saale einen Termin anberaumt, und werden die Verkaufs⸗Bedingungen 14 Tage vor dem Termine in unserer Rathsdienerstube zur Einsicht vorliegen. Breslau, den 25. Juli 1844. Der Magistrat hiesiger Haupt⸗ und Residenzstadt.

[831 b] Bekanntmachung.

Mit dem 1. Oktober d. J. und resp. mit dem 1. April k. J. tritt in Betreff unserer Obligationen lit. B. II., welchen Zins⸗Coupons à 4 p. C. beigefügt sind, das bis dahin beiderseits aufgegebene Kündigungs⸗ Recht wieder ein. Wir benachrichtigen die Inhaber solcher Obligationen, daß neue Coupons dazu nicht er⸗ theilt werden können, vielmehr nach geschehener Kündi⸗ gung, mag dieselbe von den Inhabern der Obligatio⸗ nen oder von uns geschehen, und nach Ablauf der drei⸗ monatlichen Kündigungszeit die Auszahlung der Valuta erfolgen wird. Dagegen sind wir auf mehrseitig ge⸗ äußerten Wunsch bereit, unseren bei einjähriger Kündi⸗ gungszeit zu 3 ½ p. C. verzinslichen Obligationen lit. J. halbjährig fällige Zins⸗Coupons beizufügen, um die Inhaber von dergleichen Obligationen der lästigen Ein⸗ sendung oder Präsentation derselben zur Empfangnahme der Zinsen zu überheben. Wir sind dazu jedoch nur bei runden durch 100 theilbaren Summen im Stande, und wenn der Inhaber der Obligation für die Dauer der Zeit, auf welche derselbe Zins⸗Coupons empfängt, seinem Kündigungs⸗Rechte entsagen will. Diejenigen, welche unter dieser Bedingung die Ertheilung von Cou⸗ pons wünschen, wollen sich gefälligst in den gewohnten Geschäftsstunden bei uns oder außerhalb bei unseren Agenten melden.

Stettin, den 12. August 1844.

Direktorium derritterschaftlichen Privatbankvon Pommern. gez. Dumrath. Jobst.

1830 bv]

Es wir i G 4 pracht öbö8 allgemeinen Kenntniss ge- acht, dafs an eine Versteige be September (2. Oktober) I. J. vönb pPlock Seiees der im Gouvernement und Kreis bedeutende W ler“ einen guten Weizengrund und eute älder habenden ansechnlichen Güter robin, aus der Stadt Drobin, der Meiereien Drobin, Swierczyn und Krzeczonôw und

dem Zinsdorse No wawies bestehend, im Büreau der Bank von Polen zu Warschau, stattfinden wird.

Jeder, der an dieser Versteigerung Theil zu nch- men wünscht, ist gehalten, vor Beginn derselben 9000 Silb.-Rub., oder 10,000 Thlr., oder baar in poln. Pfandbriefen, mit den dazu gehörigen Zins-Coupons, als Caution zu deponiren.

Der Schätzungswerth dieser Güter ist auf Silber- Rubel 122,864 kop. 76 ¼, oder Thlr. 136,516 12 Sgr. festgesetzt.

Aufser der für den landschaftlichen Kredit-Verein verschriebenen ursprünglichen Schuld von poln. Gul- den 192,800, oder Silb.-Rub. 28,920, werden dem Käufer dieser Güter noch Silb.-Rub. 40,000, oder Thlr. 44,444 13 ½ Sgr. auf der Hypotheke zur Ab- zahlung im Laufe von 12 Jahren mit Zinsen von 5 % belassen: den Rest des oben angegebenen Schätzungswerthes von Silb.-Rub. 53,944 Kop. 76 ½, oder Thlr. 59,938 19 Sgr., und das, was bei der Li- citation darüber gegeben wird, musfs, nebst des schon amortisirten Theiles der Schuld des landschaftlichen Kredit- Vereins, spätetens 20 Tage, vom Tage der Versteigerung, und zwar vor der Ausfertigung des Kauf-Kontraktes, an die Kasse der Bank von Polen bezahlt werden.

Dem von der Licitation Abtretenden wird die de- ponirte Caution sogleich zurück erstattet. Falls es keine Mitbewerber zum Kaufe der ganzen Güter gäbe, könnte die Versteigerung, deren einzelnen drei Theile, aus welchen dieselben bestehen, statthaben.

Die näheren Bedingungen dieser Versteigerung kann jeder Kauflustige täglich im Büreau des Kanz- lei-Chefs der polnischen Bank zu Warschau, von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags, einsehen. Vom Zustande der Güter kann man sich und Stelle überzeugen. 1

21. Juli

Warschau, den ———— 2. August

[994] Uebersetzung.

Im Jahre achtzehn hundert vier und vierzig, den sfunfzehnten Juli, auf Ersuchen des Herrn Ernest Ruys van Nieuwenbrock, Bürgermeister der Gemeinde Bezel, Kanton Venlo, wohnhaft daselbst, jedoch zu dieser Sache Wohnsitz wählend im Comtoire sei- nes nachgenannten Sachwalters, wohnhaft Stadtvier- tel O. No. 182. im Haag, in Qualität als Neben- vormund der minderjährigen Kinder des verstorbe- nen Herrn Charles, Louis, Guillaume, Joseph Baron van Keverberg, bei seinem Leben Mitglied des Ra- thes von Staten, wohnhaft gewesen im Haag und daselbst verstorben, in Heirath erzeugt bei seiner Gattin, der Frau Maria Lodge, mit Namen Charles, George, Clément Joseph Baron van Keverberg Frédéric Henri Charles Ernest Baron van Kever- berg und Elfrede Baronin van Keverberg, welche obengenannte Minderjährigen die einzigen vom ge- sagten Herrn Baron von Keverberg hinterlassenen Kinder und also einzigen Erben ihres den dreissig- sten November achtzehn hundert ein und vierzig ab intestato verstorbenen Vaters sind, dessen Erb- schaft in ihrem Vortheile durch die Vormünderin unter dem Vorbehalte der Rechtswohlthat des In- ventariums angenommen worden ist, wie auch kraft einer gehörig registrirten, von dem Arrondissements- Gerichte im Haag auf den fünf und zwanzigsten Juni achtzehn hundert vier und vierzig bewillig- ten Anordnung auf die dazu von dem Requcranten eingedienten Bittschrift; indem der Nebenvormund in diesem Prozesse für die Vormünderin auftritt, weil die letztgenannte, mit welcher der Verstorbene ohne Güter-Gemeinschaft verheirathet gewesen ist, Gläubigerin der Erbschaft ist und deswegen einen entgegengesetzten Belang hat mit ihren obengenann- ten minderjährigen Kindern, indem der Neben- vormund dazu gehörig gemächtigt ist. Habe ich Benjamin Léon Hnissier bei dem Arrondissements- Gerichte im Haag, wohnhaft daselbst Stadtviertel F. No. 5.

Vorgelade’n. Alle so bekannte wie unbekannte oder abwesende Belanghabenden bei gesagter unter dem Vorbehalte der Rechtswohlthat des Inventariums angenommenen

A2l1 lgemeiner

an Ort

8

Erbschaft des obengenannten Herrn Charles, Louis Guillaume Joseph, Baron van Keverberg: Um auf Dienstag den funfzehnten Oktober 1800 vier und vierzig des Vormittags um zehn Uhr, bei voraus- gestelltem Sachwalter zu erscheinen zursAudienz des Arrondissements-Gericht im Haag, d a m it

Angeschen der Requerant verlangend über der Füh- rung und der Verwaltung von ihm in gesagten un- ter dem Vorbehalte der Rechtswohlthat des Inven- tariums angenommenen Erbschaft des obengenannten Herrn Baron von Keverberg gehabt, gehalten und geführt, in der gesetzlich vorgeschriebenen Form an die Requirirten Rechnung abzulegen, dieselbe Rechnung (registrirt im Haag von dem Einnehmer Keller den elften Juli dieses Jahres im Theil 38 folio 89 recto, Fach zwei, gegen Zahlung von sieben und neunzig Gulden sechs und vierzig und einen halben Cents) mit den Dokumenten zur Visa der Belanghabenden auf der Kanzlei des gesagten Gerichts deponirt hat.

Beim Urtheile des obengenannten Gerichts im Haag einen Richter Commissair ernennen zu hören, vor demselben diese Rechnung durch den Reque- ranten in seiner gesagten Qualität gethan werden kann, mit Verurtheilung der Requirirten, um, nach- dem diese Rechnung also gethan sein wird, mit dem Requeranten Qualitate qua auf die bei dem Gesetze bestimmte Form weiter zu prozediren, um nu einer Bestimmung von dem saledo derselben Rech- nung zu gelingen, wie auch von all demjenigen, was der Requerant weiter von dieser Erbschaft un- ter sich hat, um weiter von ihm ausgeliefert und abgegeben zu werden an diejenigen Belanghabenden, welche befunden werden sollen dazu gerechtigt zu scin, Alles mit Erklärung, dafs die zu dieser Sache bereits gemachten und noch zu machenden Kosten, durch den Requeramnten, in seiner gesagten Qualität bei Vorrang von dem Reliquat gesagter Erbschaft abgezogen werden können, wic auch mit Verurthei- lung von denjenigen der Requirirten, welche dieser Forderung widersprechen werden, in die Kosten dieses Prozesses.

Und habe ich Huissier an die Requirirten be- kannt gemacht, dals Herrmanns Lambertus Froost für den Requcranten als Sachwalter in dieser Sache auftreten wird und weiter, aufser einer Abschrift obengenannter Bittschrift und Anordnung des ge- sagten Arrondissements-Gerichts, gleichfalls eine Ab- schrift dieses Citations-Zettels an dem Audienzsaale des gesagten Gerichts öffentlich angeschlagen, von welchen beiden Stücken ebenfalls Abschriften ge- lassen sind an den Herrn Officier des offenbaren Ministeriums bei gesagtem Gerichte, welcher das Original dieses für Visa gezeichnet hat, indem eben- falls eine Abschrift dieses Citations-Zettels zweimal inserirt werden soll in der Allgemeinen Preussischen Zeitung, in der Gazette des Tribuneaux, in der Haarlemsche Courant und in der Nederlandsche Staatscourant, wie bei obengenannter Anordnung angewiesen worden ist. Die Kosten ausser Stem- pel, Registrationsrecht und Insertion in die Zeitun- gen sind f. 4. 865. (gezeichnet) B. Leon. Huissier. Geschen und Abschriften übergenommen den 15. Juli 1844. Der Justiz-Officier (gezeichnet) A. G. C. Alseche.

Registrirt im Haag, den sechzehnten Juli 1800 vier und vierzig, Theil 93. folio 139. Fach 8 und 9. Empfangen für Recht und Aufcents einen Gulden „ehn und einen halben Cents. Der Einnehmer (gezeichnet) J. Keller. u“

Für richtige Uebersetzung.

Haag, den 24. Juli 1844.

L. Marin Gouny, beeideter Uecbersetzer.

Administration générale de rentes Stran- [832 b] gères à Anvers.

L'administration invite une dernière sois les por- teurs des certihcats dits „franco russes“ émis par elle en 1835, de Se présenter au- bureau de l'admi- nistration à Anvers, pour opérer la liquidation de leurs titres.

Anvers, 1 Aoât 1844.

Literarische Anzeigen. 1993, E. S. Mittler (Srechbahn Nr. 3) ist so eben erschienen und an die resp. Subskribenten versandt:

Rang- und Quartier-Liste

der Königlich preußischen Armee für das Jahr 1844.

841 5 . .. 8„ - Nebst den Anciennitäts⸗Listen der Generalität, Stabs⸗ und Subaltern⸗

Offiziere. Preis eines broschirten Exemplars gebundenen »

»„ gebunden und mit Schreibpapier durchschossen

1 Thlr.

5b 9 1 Thlr. 5 Sgr. 1 Thlr. 22 Sgr.

8

In der Enslinschen Buchhandlung

Berlin, Breite Straße Nr. 23, ist vorräthig:

997 7 2

s0c. Die Welt.

Unterhaltende u. belehrende Vierteljahrs⸗

schrift, von Dr. Tetzner und F. G. E. Greßler. à Heft 7 ½ Sgr.

Unsere „Welt“ ist bestimmt, die Wißbegierde zu rei⸗ zen. Sie schöpft gleichsam von allen Wissenschaften den Rahm, das Anziehendste und Unterhaltendste ab, damit der Leser die Süßigkeit derselben kennen, damit er be⸗ greifen lerne, wie es möglich ist, sich ihnen ganz hin⸗ zugeben. Näheres über den Plan der Vierteljahrsschrift sagt das erste Heft derselben selbst, das in obiger Buch⸗ handlung zur Ansicht vorliegt.

in

1s8vHöchst beachtungswerth.

Ein seit 40 Jahren bestehendes, der Mode nicht un⸗ terworfenes Fabrikgeschäft, verbunden mit Gebäuden be⸗ deutenden Umfanges und werthvoller Einrichtung, wel⸗ ches seit 10 Jahren einen jährlichen reinen Gewinn von 5000 Thlr. gewährt hat, soll für den Preis von 50,000 Thlr. bei 30,000 Thlr. Anzahlung verkäuflich abgetreten werden.

Nur Selbstkäufer erhalten auf portofreie Anfragen nähere Auskunft vom Guter⸗Agenten Neumann zu Deutsch⸗Crone in Westpr.

111“

Solger in Adres⸗

ö

Der Brief des Herrn Doktor Amerika ist richtig in die Hände des saten zu Greifswald gekommen. 8

VV“ 8 An die L verehrlichen Hof⸗ und Stadt⸗Theater⸗Directionen Deutschlands . Der Unterzeichnete erlaubt sich hiermit, seine am 22. April dieses Jahres zum erstenmale im Theater Drury

3 9 Sr* 2* Lane aufgeführte große Oper: „Die Br. äute von Venedig“, welche bis zum Ende der

Saison 31. Mai dreiundzwanzig Mal mit steigen⸗ dem Beifall wiederholt wurde, in ihrer deutschen, durch Karl Klingemann ganz umgearbeiteten Form den Büh⸗ nen seines Vaterlandes anzutragen. Das vollständige Textbuch und die Partitur werden Mitte September zur Auslieferung bereit sein und können rechtmäßiger⸗ weise ausschließlich nur von dem Kompo⸗ nisten erlangt werden. 1“ Julius Benedict, Kapellmeister des Königl. Theaters b Drury Lane. 2. Manchester Square

London. eeh enn

8 8 fügten . oberen Stockwerk, wo Se. Excellenz der Herr Geheime Staats⸗ und

Das Abonnement beträgt: 8

2 RKthlr. für ¼ Jahr.

4 Rthlr. Jahr.

8 Rthlr. - 1 Jahr.

in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung.

Inlertions-Gebühr für den

Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.

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8

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8 Hes 818* Zeitung: drichsstrasse Nr. 72. * 2

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eeeeeeö1öö6— 2ree post-Anstalten des In⸗- un öähauslandes nehmen Bestellung 1t auf dieses Blatl an, für Berlin die Expedition der Allg. Preuss.

Amtlicher Theil.

Inland. Berlin. Eröffnung der Gewerbe⸗Ausstellung. Provinz Westphalen. Die Wundärzte ister Klasse. Rhein⸗Provinz. Se. Königl. Hoheit Prinz Adalbert in Ruhrort. Aus Koblenz (Be⸗ nehmen des Bischofs Arnoldi). Schreiben aus Schwetz. (Fort⸗ dauernder Fall des Wassers.)

Deutsche Bundesstaaten. Königreich Bayern. Der Ludwigs⸗ Kanal. Königreich Sachsen. Begrüßung Sr. Majestät in Pill⸗ nitz. Herzogkhum Sachsen⸗Koburg⸗Gotha. Das Staats⸗ Ministerium. Herzogthum Holstein. Rückkehr des Kronprinzen von Dänemark. Witterung.

Oesterreichische Monarchie. Briefe aus Böhmen. (Truppen⸗ Uebungen.) und Prag. (Ständische Turn⸗Anstalt; Restaurirung des Lustschlosses Belvedere.)

Frankreich. Paris. Friedliche Nachrichten aus Marokko. Das Journal des Débats über die otaheitischen Nachrichten und die Erklärungen im Oberhause. Die Missionaire auf Otaheiti. Diszi⸗ plinar⸗Rath der Advokaten des Königl. Gerichtshofes. Schreiben aus Paris. (Stand der Verhältnisse zu Marokko und hinsichtlich der ota⸗ hbeitischen Angelegenheit; Reise des Königs; Vermischtes.)

Großbritanien und Irland. Unterhaus. Vertagung des Par⸗ laments. Debatte über den Zustand des Landes. London. Der neugeborene Prinz. Bericht des geheimen Post⸗Comité's des Unter⸗ vanses Schreiben aus London. (Der Bericht des geheimen Post⸗ Comité's des Unterhauses.)

Belgien. Brüssel. Verhalten der rheinischen Handels⸗Kammer in Be⸗ zug auf die Repressalien.

Spanien. Schreihen aus Paris. (Die Rückkfehr des Hofes; angeb⸗ licher Bewerber um die Hand der Königin; die General⸗Junta zu Guernica.)

Handels⸗ und Börsen⸗Nachrichten. Berlin. Börse.

1““

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Dem Forstmeister Brick zu Wendelstein, im Regierungs⸗Bezirk Merseburg, den Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife; dem gräflich schaffgotschschen Kameral⸗Direktor von Berger zu Warmbrunn und dem Seconde⸗Lieutenant Dresler des 10ten In⸗ fanterie⸗Regiments, den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse; den Feld⸗ webeln Opitz und Schimansky vom 1sten Bataillon (Glatz) 11ten Landwehr⸗Regiments, und dem Quartiermeister Baumgart des 2ten Ulanen⸗Regiments, das Allgemeine Ehrenzeichen; so wie dem Wehrmann Joseph Spade vom Zten Bataillon (2tes Berlin) 20sten Landwehr⸗Regiments, die Rettungs⸗Medaille mit dem Bande zu verleihen; ferner

Den Kaiserl. österreichischen General⸗Konsul, Baron A. S. von Rothschild zu Frankfurt a. M., und den Baron A. N. von Roth⸗ schild zu London zu Geheimen Kommerzien⸗Räthen; und 8

Den Bürgermeister Demiani zu Görlitz zum Ober⸗Bürger⸗ meister zu ernennen. 8

Sämmtliche Herren Lotterie⸗Einnehmer in⸗ und außerhalb der Residenz Berlin sind von mir ersucht und aufgefordert worden, sich der Einsammlung mildthätiger Gaben für die durch Ueberschwemmung verunglückten Bewohner der Niederungen in West⸗ und Ostpreußen theils selbst, theils durch ihre Unter⸗Einnehmer zu unterziehen und mir darüber Rechnung zu legen, welches ich hiermit anzuzeigen mich veranlaßt fühle und den besten Erfolg dieser Einsammlungen zur kräftigen Unterstützung der vielen Beschädigten von Herzen wünsche.

Berlin, den 15. August 1844.

Paalzow, Präsident der Königl. General⸗Lotterie⸗Direction.

Inland.

A“ 11“ 8 8 Berlin, 15. Aug. Heute Morgen fand hier die feierliche Eröffnung der seit mehreren Monaten vorbereiteten Gewerbe⸗Aus⸗ stellung im Königlichen Zeughause statt. Von acht Uhr an versam⸗ melten sich die hierzu eingeladenen hohen Staats⸗Beamten aus den verschiedenen Ministerien, die Vertreter des Magistrats, die Mitglieder des Verwaltungs⸗Ausschusses und der acht Abtheilungen der Ausstel⸗ lungs⸗Kommission, ein großer Theil der hier anwesenden Aussteller und eine Menge Notabilitäten aus der Beamtenwelt, in Kunst, Literatur und Industrie in den unteren Räumen des Aus⸗ stellungs⸗Lokals. Gegen neun Uhr erschienen Ihre Excellen⸗ zen die Herren Geheimen Staats⸗Minister General der Infanterie von Boyen, Dr. Eichhorn und Flottwell, in Begleitung der höheren Beamten des Königlichen Finanz⸗Ministeriums. Von dem Vorsitzen⸗ den des Verwaltungs⸗Ausschusses, Herrn Geheimen Finanz⸗Rath von Viebahn, an der Spitze der Mitglieder desselben, empfangen, ver⸗ sich Ihre Excellenzen, gefolgt von den Anwesenden, nach dem

Finanz⸗Minister vor der dem Eingang gegenüber unter Blumen und ggeschmackvollen

Verzierungen aufgestellten Büste Sr. Majestät des Konigs an die Versammelten folgende Anrede hielt:

.“ Meine Herren! . Die erste Gewerbe⸗Ausstellung für den Bereich des deutschen Zoll⸗Vereins ist ein Ereigniß, dem ich, wie ich offen bekenne, mit

einiger Besorgniß entgegengeschaut habe. Es handelte sich nicht blos darum, dem gesammten deutschen Vaterlande Rechenschaft zu geben von den Fortschritten, welche der Kunst⸗ und Gewerbefleiß seiner Be⸗ wohner, die Segnungen eines vieljährigen Friedens unter dem Schutz großherziger Regierungen und unter den heilbringenden Einwirkungen eines die Schranken des sreien Handels⸗Verkehrs lösenden Vereins gemacht haben; sondern es kam auch darauf an, daß unmittelbar nach der mit vielem Rechte laut gepriesenen Ausstellung in den Nachbar⸗ landen auch unsere Ausstellung sich Geltung verschaffe und dem deutschen Namen Ehre mache. Um so freudiger begrüße ich diesen Tag, der mir und, wie ich hoffe, uns Allen die volle Ueberzeugung gewährt, daß ungeachtet der vielen eigenthümlichen Schwierigkeiten, mit welchen die Gewerbe⸗Thätigkeit in Deutschland schon wegen der Vereinzelung vie⸗ ler in anderen Ländern in glücklichem Zusammenhange wirkenden, Pro⸗ ductions⸗ und Fabricationszweige, noch mehr aber wegen der empfind⸗ lichen Konkurrenz mit dem Auslande zu kämpfen hat, ihre Leistungen dennoch ein rühmliches Zeugniß geben von dem unermüdlichen Fleiße, der Beharrlichkeit und Ausdauer und der hohen Intelligenz un⸗ seres deutschen Volkes, daß daher, auch neben den Leistungen pPes mit Recht seit Jahrhunderten durch seine industriellen Anlagen, seine Er⸗ sindungskraft und geschmackvolle Eleganz berühmten Gewerbstandes in Frankreich, Deutschland den alten Ruhm der Gediegenheit, Preis⸗ würdigkeit und der edlen, den echten Kunstsinn beurkundenden Ein⸗ fachheit seiner Gewerbs⸗Erzeugnisse behaupten darf. Darum darf ich auch mit großer Genugthuung der mannigfachen Begünstigungen ge⸗ denken, welche dieser Ausstellung zu Theil geworden sind. Vor Allem gebührt der gefühlvollste Dank unserem edeln, alles Große fördernden Könige, der diese, einem sehr verschiedenartigen Zwecke gewidmeten Räume zur Aufnahme der Kunst⸗ und Gewerbs⸗Erzeugnisse mit ge⸗ wohnter Großmuth widmet und dadurch zu erkennen gegeben hat, daß Ihm das Schaffen und Wirken des Friedens nicht minder am Herzen liegt, als der glanzvolle Ruhm des Krieges. Eben so hat das Königliche Kriegs⸗Ministerium durch die gewiß seltene und nicht genug anzuerkennende Bereitwilligkeit, mit welcher der verehrte Chef und die Mitglieder dieser Behörde die Räumung dieses Gebäudes von dem darin aufgehäuften Kriegs⸗Material angeordnet hatten, sich die gerechtesten Ansprüche auf unsere Dankbarkeit erworben. Nicht min⸗ der aber muß ich hier der aufopfernden Bemühungen dankbar geden⸗ ken, durch welche der Vorsteher und die Mitglieder der für die Anord⸗ nung dieser Ausstellung niedergesetzten Kommission sich dieser von ihnen freiwillig und uneigennützig übernommenen Aufgabe unterzogen und sie, wie mir scheint, auf das trefflichste gelöst haben. Vor Allem ist der edle und großartige Gemeinsinn des Lobes und Dankes werth, mit welchem die Herren Fabrikanten, und zwar nicht blos aus dem

Bereiche des Zoll⸗Vereins, sondern mit nachbarlich⸗freundlicher Ge⸗ sinnung auch aus anderen deutschen Ländern, ihre schönsten Erzeug⸗ nisse ohne alle Rücksicht auf die Gefahr ihrer Beschädigung hierher gegeben haben und dadurch bekundeten, daß ihnen kein Opfer zu hoch ist, um das Werk der Ehre des deutschen Gewerbstandes zu fördern; und so erkläre ich denn hiermit voll freudigen Muths die erste Ge⸗ werbe-Ausstellung des deutschen Zoll⸗Vereins für geöffnet und hege die feste Hoffnung, daß ihre Resultate den deutschen Gewerbsgenossen das mahnende Wort ans Herz legen werden: Vorwärts mit ““ 8

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Nach dieser Rede, auf welche Se. Excellenz der Herr Geheime Staats⸗- und Kriegs⸗Minister von Boyen einige Worte erwiederte, fand der erste Umgang der Versammlung in den verschiedenen Räu⸗ men der Ausstellung statt. Ueberall äußerte sich der ungetheilteste Beifall, obgleich eine erste Ansicht bei der Masse der Gegenstände nicht genügen kann, Alles zu umfassen und genügend zu beurtheilen. Von 10 Uhr an wurde dem Publikum der Zutritt gestattet, welches sich auch sofort in großer Menge einstellte und den ganzen Tag über in immer sich erneuerndem Zuge die weiten Räumen füllte. Besonderes Interesse schien es zu gewähren, daß mehrere der vorhandenen Maschinen in Thätigkeit erhalten wurden, so daß man auf der Stelle ihre Productionskraft, ihren Zweck und ihre Mittel zu beurtheilen im Stande war. Ein „Festgedicht zur Eröffnung der deutschen Gewerbe⸗Ausstellung zu Berlin“, wurde auf einer von der Deckerschen Geh. Ober⸗Hof⸗Buchdruckerei ausgestellten Stanhope⸗ Presse sogleich gedruckt und in Hunderten von Exemplaren unter die Anwesenden vertheilt.

Da wir übrigens Gelegenheit haben werden, später in einer Reihe von Artikeln auf die Einzelnheiten dieser Gewerbe⸗Ausstellung näher einzugehen, so begnügen wir uns für jetzt nur mit einigen allgemeinen Andeutungen, wie sie der überwältigende Eindruck eines ersten Besuchs gestattet. Wir können nicht umhin, diesen Eindruck als einen wahr⸗ haft großartigen, einen höchst erfreulichen für Deutschlands industrielles Leben, für die Gegenwart und Zukunft unserer gewerblichen Thätigkeit und ihrer Früchte zu betrachten. Es dürfte wohl fast kein Zweig in⸗ dustrieller Kunstfertigkeit sein, von den feinsten Gegenständen des Luxus bis herab zu den kleinsten Bedürfnissen des gewöhnlichen Lebens, der hier nicht auf die würdigste, die solideste Weise vertreten wäre; und Alles, was unsere strebsame Zeit in dieser Beziehung hervorbringen mag, Alles, was Geschmack und Mode, Phantasie und technische Geschicklichkeit zu erzeugen vermögen, ist hier zu einem so reizenden Ganzen vereinigt, daß man schwerlich ein herrlicheres, ein befriedigenderes Bild von vaterländischer Betriebsamkeit und deutschem Fleiße haben könnte. Auch dürfte diese Gewerbe⸗Ausstellung wohl den besten Beweis liefern, daß Deutschland hinsichtlich seiner Industrie zu einer Entwickelung, zu einer Höhe ge⸗ langt ist, wo es jeder Anforderung der Zeit genügen und namentlich mit dem Ausland kühn in die Schranken treten kann. Stehen wir in einzelnen Gewerbszweigen vielleicht noch zurück, so dürften dies im Ganzen genommen doch nur wenige sein, während auf der anderen Seite hier die vollgültigste Bürgschaft gegeben ist, daß Deutschland in gewissen Produkten der Industrie den ihm schon von Alters her eigenthümlichen Vorrang fortwährend behauptet und für die Zukunft zu behaupten wissen wird.

„Als einen sehr wesentlichen Vorzug dieser Gewerbe⸗Ausstellung müssen wir sogleich das vortreffliche Arrangement des Ganzen her⸗ vorheben. Die weiten durch die Gnade Sr. Majestät des Königs dazu bestimmten Räume des Königlichen Zeughauses sind zu diesem

Zwecke besonders eingerichtet und mit eben so viel Eleganz als

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Geschmack auf angemessene, sinnige Weise dekorirt worden. Die ge⸗ waltigen Hallen des Erdgeschosses sind den schweren, mässenhaften Gegenständen angewiesen. Hier finden wir in fast syste matischer Reihenfolge wohl geordnet alle Arten Maschinen, von der pracht⸗ vollen Lokomotive „der Preuße“ aus der hiesigen Maschinenbau⸗ Anstalt des Herrn Egells und den kolossalsten Dampfkesseln bis zu den zierlichsten Modellen verschiedener Dampfmaschinen; ferner Wagen jeder Gattung, von dem soliden Personenwagen für Eisenbah-⸗ nen bis zur elegantesten Victoria⸗Droschke, in 2 Vollständigkeit und vorzüglicher Auswahl; dann Pferdegeschirr, Sattelzeug, alle Sor⸗ ten Leder; Ackergeräthe in großer Mannigfaltigkeit; Proben von Stab⸗ und Gußeisen aus allen Gegenden Deutschlands; Stahl⸗ und Eisen waaren von den gewöhnlichsten Dingen zum Hausgebrauch bis zu den feinsten Schmuck⸗ und Toiletten⸗Gegenständen; alle Sorten Draht⸗Geflechte, Schlosser⸗Arbeiten, Koch⸗Apparate und Aehnliches; Gußwaaren in Zink und Bronze, welche sich zum Theil bis zur Höhe von wahrhaften Kunstwerken erheben; Granit⸗ und Marmorwerke, mit⸗ unter von bedeutendem Umfang und ausgesuchter Schönheit; Schiffs⸗ Modelle, Holz⸗Mosaiken und hundert andere Gegenstände, welche ein erster Ueberblick nur kaum oberflächlich berühren kann, zumal da es Einen nach dem oberen Stocke treibt, wo die Erzeugnisse der, wenn man es so nennen darf, feineren Industrie ausgestellt sind. 8

Der ganze durch eine besondere Treppe mit dem Erdgeschoß ver⸗ bundene weite Raum des oberen Stockwerkes ist in eine ringsherum⸗ laufende Gallerie umgewandelt worden, in welcher die Produkte der verschiedenen hier vertretenen Gewerbszweige gleichfalls in systemati⸗ scher Ordnung und, so viel es sich thun ließ, je nach Provinzen und Ländern, eben so zweckmäßig als geschmackvoll, zusammengestellt und vertheilt sind. Ueberall macht sich da die kunstreiche Hand des Herrn Hof⸗Tapezier Hiltl bemerklich, und in der That weiß man auf den ersten Blick oft nicht, ob man den Glanz und Reichthum der ausge⸗ stellten Stoffe oder die Kunst und Mannigfaltigkeit ührer Anordnung mehr bewundern soll. Dieses feine und richtige Gefühl in der Ver⸗ theilung von Farben und Mustern, wie es z. B. hier bei den so⸗ un⸗ gemein reichen Seidenstoffen, vielleicht der Krone der ganzen Aus⸗ stellung, vorgewaltet hat, erhöht den Genuß des Beschauers ganz un⸗ endlich. Die deutsche Seiden⸗Fabrication ist hier jedenfalls in einer Pracht, Vielseitigkeit und Solidität vertreten, welche sie selbst in den Augen von Kennern den vorzüglichsten Produkten der Fabriken zu Lyon und St. Etienne unbedenklich an die Seite stellen dürften. Und in gleicher Vortrefflichkeit sind auch alle übrigen Gewebe von Wolle, namentlich in einer Auswahl kostbarer Tuche, von Baumwolle und Leinen in allen Gattungen und Nüancen repräsentirt. Teppiche und Shawls schienen uns schwächer vertreten, obgleich auch hierin einiges Ausgezeichnete nicht fehlt. Dagegen sind die Fonrobertschen Woll⸗ mosaiken als ein ganz neuer Industriezweig von eigenthümlicher Schönheit besonders hervorzuheben. Die in reicher Auswahl vor⸗ handenen Garne und Rohstoffe werden dem Kenner vielfältige Ge⸗ legenheit zu interessanten Vergleichen geben.

Neben dem, was so zu sagen in die so bedeutende und umfas⸗ sende Industrie der Gewebe einschlägt, machen sich auf den ersten Blick sogleich noch vorzüglich folgende Gewerbszweige als besonders gut vertreten bemerklich: die Möbel⸗Tischlerei, namentlich für Berlin eine äußerst wichtige Industrie, bei welcher Solidität, guter Geschmack und feine Ausführung immer mehr zusammenzuwirken scheinen; die Korbgeflechte, namentlich zur Darstellung feiner Garten⸗ oder Salons⸗ Möbel, ein Berlin gleichfalls ganz eigenthümlicher Gewerbszweig; man kann in dieser Art nichts Netteres und Zierlicheres sehen, als eine von Herrn Wiedemann ausgestellte Gartenlaube mit vollstän⸗ digem Meublement, in ganz gleichem Charakter durchgeführt; die Fabri⸗ cation musikalischer Instrumente, vor Allem in einer sehr reichen Auswahl von Pianofortes von allen Größen und Formen würdig vertreten; Por⸗ zellan und Glas⸗Waaren, gleich ausgezeichnet durch Schönheit der For⸗ men und Reichthum der Verzierungen; Gold⸗ und Silber⸗Arbeiten, zum Theil von hoher Vollendung und ausgesuchtem Geschmack; feine Stahl⸗ Waaren, namentlich elegante Waffen von vorzüglicher Qualität; sehr nette Sachen von Steinpappe und Papiermaché; eine große Menge fein gearbeiteter Artikel in Neusilber und Bronze; elegante Klempner⸗ Waaren, Lampen; optische, mathematische und physikalische Instru⸗ mente u. s. w. Selbst bei einer bloßen Aufzählung der Rubriken der ausgestellten Gegenstände könnten wir doch nach einem ersten Besuche nicht Alles namhaft machen, was der besonderen Beachtung werth wäre. Wir müssen uns daher für heute begnügen, nur noch einige statistische Notizen hinzuzufügen.

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Das amtliche Verzeichniß der ausgestellten Gegenstände giebt bis jetzt 1913 Nummern an; es wird aber noch einige Nachträge erhal⸗ ten, welche sich etwa auf 1000 Nummern belaufen dürften, so daß im Ganzen gegen 3000 Nummern zusammenkommen werden. Dabei ist jedoch zu bemerken, daß diese Nummern nicht etwa die Zahl der ausgestellten Produkte, sondern blos die Zahl der Ausstel⸗ ler bezeichnen, so daß eine Nummer nicht selten eine große Anzahl von Gegenständen umfaßt. Im Uebrigen sind bei der Abfassung des Katalogs nicht die verschiedenen Gattungen der Produkte, sondern die Länder, welche beigesteuert haben, zum Prinzip der Eintheilung an⸗ genommen worden. Hiernach ergeben sich folgende Resultate: Von senen 1913 Nummern kommen auf: I. Preußen 1315 II. Bayern 116; IHI. Württemberg 103; IV. Baden 8 v⅛ V. Sachsen 77; VI. Thüringi⸗ scher Staaten⸗Verein (sächsische Herzogthümer und Fürstlich Reußische Länder) 29; VII. Schwarzburg⸗Rudolstadt 11; VIII. Braunschweig 14; IX. Anhaltische Staaten 10; X. Kurhessen 48; XI. Rheinhessen 7

XII. Nassau 8; XIII. Frankfurt a. M. 7; XIV. Lippe⸗Detmold 7

XV. Birkenfeld 2 XVI. Oesterreich 42; XVII. Hannover 25; XVIII. Oldenburg 5; XIX. Lippe⸗Schaumburg 1; XX. Mecklenburg 21; XXI. Hansestädte 57, wovon 46 allein auf Hamburg. In⸗ dessen dürften diese numerischen Verhältnisse weder für die indu⸗ striellen Zustände der einzelnen Länder an sich, noch für ihre Theil⸗ nahme an dieser Ausstellung einen vollgültigen Maßstab geben. Denn theils sind noch, wie gesagt, ansehnliche Nachträge zu erwarten, welche wohl natürlich zum größten Theile die Produkte der ferner liegen⸗ den Länder umfassen möchten, theils trugen vielleicht auch verschiedene Umstände, wie namentlich die Kürze der Zeit und große Entfernung, dazu bei, daß die Industrie einzelner Länder noch nicht in ihrem

ganzen Umfange auf dieser Ausstellung vertreten sein dürste. Höchst