1844 / 234 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

langsam erfolgende, aber vollkommene Herstellung“ erwarten

zwar lassen.

erzogthum Oldenburg. Der Weser⸗Zeitung vom 8 LI veng⸗ hat Se. Königl. Hoheit der Großherzog um Anordnung einer allgemeinen kirchlichen Feier zur

Sa. protestantischen Geistes durch Theilnahme an dem

Gostav⸗Adolph⸗Verein abgeschlagen.

eußische Fürstenthümer. Nach dem Vorgange der 3 I. ha schen Staaten in ihrer Mehrzahl ist auch das Fürsten⸗ thum Reuß älterer Linie dazu geschritten, das Rechts⸗Institut der 8 Geschlechts⸗Vormundschaft aufzuheben. Dies ist nämlich durch ein mit dem 1. September d. J. in Kraft tretendes, eben erschienenes Gesetz vom 27. Juli geschehen, wonach von jetzt an alle gerichtlichen und außergerichtlichen Handlungen der Frauenzimmer ohne Zuziehung eines Geschlechts⸗Vormundes oder männlichen Beistandes volle recht⸗ sche Wirkung haben. Alle bestehenden Geschlechts⸗Vormundschaften erlöschen mit dem gedachten Tage. Wie in anderen Gesetzgebungen bleibt jedoch den Frauenspersonen gestattet, auch fernerhin bei den Verhandlungen vor öffentlichen Behörden, bei welchen die Gegen⸗ wart des Geschlechts⸗Vormundes bisher nicht ausgeschlossen war, mit einem männlichen Beistande (der keiner obrigkeitlichen Bestätigung be⸗ arf) nach ihrer Wahl zu erscheinen.

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* Weimar, 20. Aug. Durch zwei eingetroffene russische Couriere erhielt unser verehrtes Fürstenhaus die betrübende Nachricht von dem Ableben der Großfürstin Alexandra und ihres neugeborenen Prinzen; die Taufe des Prinzen unseres Herrn Erbgroßherzogs, welche den 29sten huj. angesetzt ist, wird deshalb ohne weitere Festlichkeiten stattfinden. Wir erfreuen uns in hiesiger Gegend einer so reichen Körner⸗ Aerndte aller Getraide⸗Arten, auch in Obst, Gemüse und Kartoffeln, wie sie lange nicht erlebt worden ist.

& Wildbad, 15. Aug. Es soll sich bestätigen, daß Ihre Majestät die Königin, Höchstwelche heute Kissingen verlassen wird, in der nächsten Woche abermals in unserem Bade eintreffen und mehrere Wochen hier verweilen werde. Unsere Termen haben Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Katharina so ausgezeichnete Hülfe geleistet, daß eine zweite Kur in diesem Sommer als vollkommen gerechtfertigt er⸗ scheint. Man kann in der That sagen, Wildbad erzeugt Wunder⸗ kuren, und dadurch erklärt es sich auch, daß aus den entferntesten Gegenden Kurgäste hierherkommen, um Linderung und Wiederherstel⸗ lung von ihren Leiden zu suchen, und was die Hauptsache ist, zu finden. Namentlich sind fast aus allen Provinzen Preußens Gäste hier. Täglich treffen noch neue ein, und es hat allen Anschein, daß sich diesmal die Saison bis zum Herbste hinzieht und an dieselbe die Winterkur reiht. Die Gesammtzahl der Kurgäste, welche uns diesen Sommer besuchten, beträgt bereits über 1500; davon verweilen jetzt noch über 300 hier. Die Witterung ist allerdings seit Anfang Juli auch hier sehr unbeständig und regnerisch, allein dabei doch gelinde und die Luft des Thales auf dieser Schwarzwaldhöhe immer rein und stärkend; deshalb kommen auch Leidende hierher, welche nur die Luft genießen, wie dies an manchen Orten der Schweiz der Fall ist. Trotz dem unser Thal von nahen Bergen mit Tannen⸗Wäldern umschlossen ist, ist die Umgegend Wildbads doch mit herrlichen sich weithinziehenden Spaziergängen romantischer. An Vergnügungsorten fehlt es in der Nähe Wildbads nicht. Noch mehr Zerstreuung und Unterhaltung bieten die Gasthöfe der Stadt dar und unter ihnen nament⸗ lich das Königliche Badehotel. Dieses durch seine freie Lage, Aus⸗ dehnung, Schönheit, regelmäßigen Baustyl im Aeußeren impo⸗ nirende großartige Gebäude ist der Centralpunkt des hiesigen Badelebens und in seinem Innern überaus zweckmäßig eingerichtet. Dasselbe erhält neuerdings Vergrößerungen; man schätzt den Kosten⸗ Aufwand für das ganze Gebäude auf eine halbe Million Gulden. Das Königliche Bade⸗Hotel steht unter einem Inspektor, und ein Regierungs⸗Bevollmächtigter repräsentirt außerdem dem Kurpublikum gegenüber den Staat. Die musterhafteste Ordnung herrscht in Allem. Namentlich hat sich aber Herr Hofrath Dr. Fricker, der schon fast

reißig Jahre Bade⸗Arzt hier ist, großes Verdienst um die vervoll⸗ kommneten Eimrichtungen unseres Bades erworben.

Russland und Polen.

St. Petersb urg, 16. Aug. Heute erfolgt die Bestat⸗ tung Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Frau Großfürstin Alexandra in der Peter⸗Pauls⸗Festung. Nach der Bestimmung Sr. Majestät aben sich in der dortigen Kathedrale um 9 Uhr Morgens die Per⸗ onen der ersten vier Rangklassen beiderlei Geschlechts, die Generale ud Stabs⸗Offiziere der Garde zur Anhörung der heiligen Liturgie nzufinden. Der General⸗Militair⸗Gouverneur von St. Petersburg at heute um zwei Uhr Morgens nachstehendes eigenhändiges Kaiser⸗ liches Reskript erhalten und beeilt sich, dasselbe den Bewohnern der Hauptstadt mitzutheilen: Nachdem Ich die irdischen Ueberreste Meiner verstorbenen Toch⸗ ter zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet, ist es das erste Bedürfnißs Meines Herzens, Ihnen aufzutragen, den Bewohnern der Hauptstadt u verkünden, wie tief, wie herzlich Wir Alle gerührt sind durch die igemeine Theilnahme, welche Uns sowohl während der langen tödt⸗ lichen Krankheit Unserer entschlummerten geliebten Tochter, als auch bei ihrem Tode, und endlich in dieser Nacht erwiesen worden. Nicht neu sind Mir diese Ansdrücke des allgemeinen Gefühls; seither zeigten sie sich nur in den Tagen der Freude; da es aber Gott gefallen hat, Uns durch den schmerzlichsten Verlust zu prüfen, so demüthigen Wir Uns or seinem unerforschlichen Willen, und was kann gerade jetzt tröstender für er gt älterlichen Herzen sein, als der e rührende Anblick, daß Unser Kummer der allgemeine Kummer, der Kummer des gan⸗ Viese Lebe iin d mir eeses vüchabg süe 1 Diese Liebe ist Uns Trost und giebt Mir Kraft 19 der schweren Bahn fortzuschreiten. Mögen dice gegenseitigen 8582 Rußlands Feeeftiaen Glücke sein. Ich ewogen. Jelagin⸗ 2. (14. 2 gast 1844, gegen 2 Uhr Morgens.

(gez.) Nikolaus.“ Frankreich.

Paris, 17. Aug. Die tele ü 1 3 8 graphische Depesche über d 8 1 brif 8 Paere wurde dem König am sche a cshn ber dennn⸗ 82 8s 58 welches Se. Majestät in Neuilly zur 8 z8 88' 2 8 8 8 e . Prinzen von Join⸗ „gab. M 8 er König die Depesche, ekannt wurde. A t Wi ast anzudenten, das Bombardement von Tanger sei 1Se

soll die Einschiffaung, Sr. Majestät zu Treport stattfinden. Die Opposition fährt Unsiwalen fort, ihre Ner nsi gsen diese Reise kundzugeben; der Constitutionnel wirft sogar die Frage auf, ob das Miniszerium unter den jetzigen Umständen, wo eine offen⸗ bare Gespanntheit zwischen den beiden Regierungen herrsche, die Ver⸗ antwortlichkeit für den beabsichtigten Besuch des Königs bei der Kö⸗ nigin Victoria übernehmen könne. Bei dieser Gelegenheit theilt der Courrier frangais seinen Lesern eine besonders scharfsinnige Ent⸗ deckung mit, die dazu dienen soll, auf die Absicht des Königs ein demüthigendes Licht zu werfen. Diesem Blatt zufolge, hätte nämlich die Reise des Kaisers von Rußland nach London keinen anderen Zweck gehabt, als der Königin Victoria selbst Briefe vorzulegen, welche Ludwig Philipp in den Jahren 1839 und 1840 an den Kai⸗ ser geschrieben, um eine Annäherung zwischen Rußland und Frankreich in einem gegen England feindlichen Sinne zu Stande zu bringen. Diese Briefe hätte Kaiser Nikolaus jetzt benutzt, um das „herzüiche Einverständniß“ zwischen England und Frankreich, das von jeher ein bloßer Trug gewesen, vollends aufzulösen. Solche Begriffe von den Verhandlungen der europäischen Mächte unter einander glaubt die französische Oppositions⸗Presse ihren Lesern zutrauen zu können.

Der Constitutionnel hält es für unzweifelhaft, daß der Be⸗ richt des Prinzen von Joinville über seinen Angriff gegen Tanger, der am 13ten Nachmittags zu Port⸗Vendres angekommen war, gestern früh schon in Paris gewesen sein müsse. Man sprach am gestrigen Nachmittag davon wie von einem Dokument, welches mehreren Per⸗ sonen schon vorgelegen hätte, und man wollte wissen, es werde darin gemeldet, daß auf französischer Seite zwei Seeleute getödtet Eund 25 verwundet worden seien. Auch sfügte man hinzu, der Prinz habe in Person den Angriff geleitet und die ge⸗ fährlichste Position gewählt. Endlich hieß es, was nur aus einer späteren Depesche bekannt sein könnte, er sei am 7ten nach Mogador abgegangen. Zu Bordeaux hatte man die Nachricht von dem Bom⸗ bardement vorgestern ebensalls, sowohl über Madrid, als auf tele⸗ graphischem Wege von Port⸗Vendres über Bayonne erhalten. Die dort eingegangene telegraphische Depesche soll, dem Constitutionnel zufolge, noch folgenden Zusatz enthalten haben: „Beim Abgang des Dampfboots, welches diese Nachrichten überbringt,

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sih noch einige Zeit . ihigt u Pcbeehhr, 38 18s

dauerten die Operationen des Geschwaders fort; die Mannschaft zeigte den größten Enthusiasmus und entsprach durch ihren Muth den Hoff⸗ nungen Frankreichs und ihres erhabenen Chefs.“ An der Börse war heute das Gerücht verbreitet, der Prinz von Joinville habe Tanger genommen und besetzt, der englische Konsul aber dagegen protestirt. Zu Toulon sollen neue Rüstungen befohlen sein; es soll sich darum handeln, unverzüglich noch 4 Linienschiffe und 2 Fregatten in Bereit⸗ schaft zu setzen.

Zwischen der Akademie und dem Kriegs⸗Minister hatte sich ein Konflikt über die Wahl des Examinators für die polytechnische Schule erhoben. Die Regierung hatte Herrn Duhamel, der bereits Studien⸗ Direktor dieser Schule ist, für jene Function ernannt. Die Zöglinge der ersten Abtheilung protestirten dagegen, als Herr Duhamel sie examiniren wollte. Man verwies sie natürlich zur Ordnung, und sie verließen darauf in Masse die Schule. Auch die zweite Abtheilung folgte der ersten. Dies geschah gestern Nachmittag und am Abend waren alle Zöglinge in Paris zerstreut. Die Lehrer sollen nun ihrer⸗ seits ebenfalls ihre Entlassung eingereicht haben, und die Schule ist heute früh, wie der Monitenr parisien meldet, geschlossen oder, mit dem administrativen Ausdruck, verabschiedet (licenciée) worden. Die Zöglinge wollen sich heute Abend versammeln, um eine Protesta⸗ tion gegen diese Maßregel zu entwerfen und über ihr weiteres Ver⸗ halten zu berathschlagen. Der Moniteur findet sich veranlaßt, über die Ernennung des Herrn Duhamel folgende Erklärung zu geben: „Fünf Eraminatoren, darunter zwei permanente, sind jährlich damit beauftragt, die Zöglinge der polytechnischen Schule zu prüfen, theils für ihre Versetzung aus der zweiten in die eiste Abtheilung, theils für ihre Zulassung zu öffentlichen Dienstzweigen; es war nun, in Folge der Ernennung des Herrn Duhamel zum Posten eines Stu⸗ dien⸗Direktors der Schule, eine der permanenten Examinatoren⸗Stel⸗ len neu zu besetzen. Eine Verordnung vom 6. November 1843 schreibt vor, daß in solchem Fall sowohl von Seiten der Akademie der Wissenschaften wie von Seiten des Unterrichts⸗Conseils der Schule drei Kandidaten vorgeschlagen werden sollen. Das Conseil befolgte die Verordnung und präsentirte drei Kandidaten, die Akademie aber schlug nur einen vor, und diese Wahl erfolgte erst am 30. Juli, ob⸗ gleich sie schon vor fast zwei Monaten hätte geschehen sein sollen. Unterdeß rückten die Prüfungen heran und konnten nicht aufgeschoben werden; da nun der Minister sich in der Unmöglichkeit sah, dem Kö⸗ nige einen verordnungsgemäßen Vorschlag zu machen, so war er ge⸗ nöthigt, damit der Dienst nicht ins Stocken gerathe, Herrn Duhamel einstweilen in den Functionen als Examinator für die Analyse und Mechanik zu belassen, mit denen er am 25. Februar, dem Datum seiner Ernennung zum Amt eines Studien⸗Di⸗ rektors, noch bekleidet war. Durch seine Unparteilichkeit in der Aus⸗ übung seiner Functionen als Examinator, die er mehrere Jahre lang versehen, hatte sich Herr Duhamel das Vertrauen der Zöglinge er⸗ worben, und es war daher auch nicht zu fürchten, daß er ihnen in Zukunft nicht eben so jede Art von Garantie bieten sollte; überdies ist er nur mit den Prüfungen beim Uebergang in die erste Abtheilung beauftragt, die für das Schicksal der Zöglinge und über ihre Zulas⸗ sung zu dieser oder jener Laufbahn nicht so entscheidend sind, wie die Abgangs⸗Prüfungen. Diese Erklärungen werden klar und deutlich beweisen, daß der Kriegs⸗Minister unter den Umständen der überwiegenden Gewalt, in welche ihn die Akademie der Wissen⸗ schaften versetzt hatte, indem sie, der Königlichen Verordnung zuwider, nur Einen Kandidaten vorschlug, keine regelmäßigere und den Interes⸗ sen der polytechnischen Schule nützlichere Maßregel ergreifen konnte.“ Der Constitutionnel erwiedert hierauf, es sei dabei von dem offi⸗ ziellen Blatte der Ausgangspunkt der Sache, nämlich der Widerstand der Akademie gegen die Verordnung vom 6. November 1843, welche die Art der Präsentation zu den Examinatoren⸗Stellen änderte, ganz vergessen worden. ““

Paris, 17. Aug. Ueber die eigentliche Natur der Sen⸗ dung des englischen General⸗Konsuls zu Tanger, Herrn Drummond Hay, hat sich in den französischen Oppositions⸗Blättern eine lebhafte Debatte entsponnen, bei welcher mitunter die ungereimtesten Dinge zu Tage gefördert wurden. Das Wahre an der Sache ist in Folgendem enthalten. Herr Drummond Hay, der seit langen Jahren die marok⸗ kanischen Staaten bewohnt und eine sehr ausgedehnte Kenntniß des Landes besitzt, soll dem französischen General⸗Konsul, Herrn von Nyon, die Ueberzeugung ausgesprochen haben, daß die Verblendung des Kai⸗ sers hauptsächlich daher komme, weil er europäische Renegaten bei sich habe, die ihn fortwährend über den wahren Stand der Dinge im Irrthume zu erhalten wüßten. Herr Drummond Hay hätte dem⸗ zufolge auf offiziöse Weise dem Herrn von Nyon sich erboten, selbst zu dem Kaiser zu reisen, der ihn kenne und ihm vertrauen werde, um die französischen Forderungen zu unterstützen und durch seine Gegenwart und seinen offiziellen Charakter den Rathschlägen dieser Renegaten ein hin⸗ reichendes Gegengewicht entgegenzusezen. Herr von Nyon, der nicht auf eicene Hand und Verantwortlichkeit hin darauf eingehen wollte,

Hay darauf eingegangen. Als nun aber die Antwort des Kaisers auf das französische Ultimatum nicht befriedigend ausgefallen, hätte sich Herr Drummond Hay, der am Morgen des 4. August zu Tanger wieder eingetroffen war, an demselben Tage noch an Bord des französischen Admiralschiffes „Suffren“ begeben; der Prinz soll ihn mit der größ⸗ ten Auszeichnung empfangen haben. Unmittelbar nach dieser Konfe⸗ renz kehrte Herr Drummond Hay wieder nach Tanger zurück, und veranlaßte seine sämmtlichen zu Tanger noch befindlichen Landslaute (die Engländer), sich in das Quartier der Konsuln zurückzuziehen; nachdem er die Ueberzeugung erlangt hatte, daß sie alle in Sicherheit wären, schiffte er sich am 5ten an Bord des eng⸗ lischen Linienschiffes „Albion“ ein, auf welchem Admiral Owen sich besindet, der von seiner Regierung Befehl hat, die strengste Neu⸗ tralität zu beobachten. Am 6ten Morgens dann, nachdem der Prinz von Joinville vernommen hatte, daß alle diese Anordnungen getrof⸗ fen waren, wurde das Feuer gegen Tanger eröffnet. Man ersieht hieraus, mit welcher wahrhaft Püfogfennbes Freundlichkeit Herr Drum⸗ mond Hay im sranzösischen Interesse die beschwerliche Reise nach Marolko unternommen hatte, und in um so schwärzerem Lichte erscheint die Aeußerung des Courrier frangais von vorgestern, der dem Prinzen von Joinville einen förmlichen Vorwurf daraus macht, das Bombardement von Tanger nicht eher begonnen zu haben, als bis er Herrn Drummond Hay in Sicherheit wußte.

Marschall Bugeand war nach den letzten, in Algier bis zum 10ten und in Oran bis zum Zten eingetroffenen Nachrichten damals noch immer mit seinem Armee⸗Corps an der marolkanischen Gränze gela⸗ gert. Ein Schreiben aus dem Lager von Kudyat Abd el Rhaman versichert, der Marschall sei auf ofsiziellem Wege benachrichtigt, daß Abd el Kader auf Befehl des Rasses Muley Abd el Rhaman die

Fez zurückziehen müssen. sen, soll, von dem Emir gesendet, ins französische Lager gekomme sein, um Vergleichs⸗Anträge zu machen. Der Sohn Muley Abd 4 Rhaman's rückte an der Spitze einer zahlreichen Armee gegen die Gränze vor. Die Hitze war unerträglich geworden, 48 Grad im Schatten, 62 in der Sonne nach dem hunderttheiligen Thermomete Diese Nachrichten sind in mehrfacher Beziehung von Wichtigkeit. Nach dem eingetretenen offenen Bruche zwischen Frankreich und Marokko werden, aller Wahrscheinlichkeit zufolge, der Kaiser Muley Abd el Rhaman und Abd el Kader gegen den gemeinsamen Feind wieder gemein⸗ schaftliche Sache machen. Die unter dem Sohne des Kaisers gegen die Gränze anrückende Armee, anfangs gegen Abd el Kader bestimm wird nun mit ihm zusammen gegen den Marschall Bugeaud operiren, der es sonach mit außerordentlich überlegenen Streitkräften zu thun bekommen wird in einem, nach seinem eigenen Eingeständnisse, ihm gänzlich unbekannten, wasserlosen Lande, bei einer unerträglichen Hitze, die an sich schon allein jede anstrengende Operation und längere Märsche fast unmöglich macht, und noch dazu mit einer verhältnißmäßig so geringen Streitmacht von 10 12,000 Mann, während man nicht sicher ist, ob bei einem Vordringen gegen Fez nicht die verschiedene Araberstämme im Rücken, in den Provinzen Oran, Tlemsen un Maskara, selbst die Gelegenheit zu einer neuen Schilderhebung er greifen. Letztere Besorgniß war gestern von vielen Seiten auch a der Börse laut geworden. Der Zustand der Provinz Algier wird übrigens als sehr befrie⸗ digend geschildert, und auf den Märkten der Hauptstadt selbst mach⸗ ten sich Ankömmlinge aus den entlegensten Orten, selbst aus der fer⸗ nen Wüste, bemerkbar, die ihre Waaren zum Verkauf dahin bringen

und ihre Einkänfe dort dagegen machen, statt, wie früher, nach Tunis

zu gehen, weil sie auf dem Wege nach Tunis sich den Erpressungen vieler kleinen Chefs ausgesetzt sehen, während sie auf der Reise nach Algier durch das französische Gebiet nichts zu zahlen brauchen un vollkommene Sicherheit genießen. Die Ereignisse von Marokko hat⸗ ten bis jetzt unter der Bevölkerung der Provinz Algier durch⸗ aus keine beunruhigenden Symptome hervorgerufen, die Straßen waren ziemlich sicher, die Aerndten glücklich beendet, und die Araber hatten ohne Widerstreben überall den Zehnten gezahlt, so wie dieselben auch je nach Stämmen von ihren Chefs aus einer Entfernung von 25— 30 Stunden nach Algier geführt werden, um den Betrag der einem jeden Stamme auferlegten Steuerquote in Geld zu erlegen. Die Aghas und Kaids thaten ihren Dienst mit Eifer und Regelmä⸗ ßigkeit und wirkten thätigst zu den Maßregeln für die öffentliche Sicherheit, zu Versolgung und Verhaftung der Uebelthäter mit. Der Kaid der Isser hatte unter Anderem einen Deserteur des Bataillons von Afrika, den er selbst auf seinem Gebiet festgenommen, nach Algier übersendet. Aber im Westen ist die Bereitwilligkeit der Eingebornen noch bei weitem nicht so sehr vorgeschritten, und was den Krieg mit Marokko betrifft, so glaubt man allgemein, daß derselbe eben so lang als schwierig sein werde. Die Absendung neuer Verstärkungen für den Marschall Bugeaud wird jedenfalls zur unumgänglichen Noth⸗ wendigkeit. 8 Nachschrift. Ein Fallen der Fonds war schon gestern in Folge der Nachricht über das Bombardement von Tanger an der Börse eingetreten. Heute fand ein noch stärkeres Sinken statt, und zuletzt schien sich ein allgemeiner Schrecken der Börsenmänner bemeistert zu haben. Die 5proc. Rente war selbst zu 120 au comptant nicht mehr anzubringen, obgleich der nominelle Cours mit 120. 40 schloß. Das Zproc. Anlehen schloß mit dem Course von 80.50, um 75 Cen niedriger als gestern. An Verkäufern war Ueberfluß, an Käufern ab⸗ solnter Mangel eingetreten. Gerüchte der sonderbarsten und aben⸗ teuerlichsten Art waren in Umlauf, und Besorgnisse vor weiterer Ver⸗ wickelung der Frage mit Marolko sowohl, als wegen Otaheiti, welche endlich zu einem Bruche mit England führen könnten, wurden gehegt. Aber am stärksten wirkte das Gerücht in Folge des neuerlich zwischen England und Mehmed Ali abgeschlossenen Vertrages, von dessen Unterhand⸗ lung der französische General⸗Konsul, Herr von Lavalette, ohne alle Kenntniß geblieben sein soll. Bis ihm der Abschluß desselben ange⸗ zeigt worden, hieß es, seien bereits 8000 Mann Engländer in Aegyp⸗ ten ans Land gesetzt worden. Die ganze englische Seemacht in den syrisch⸗ägyptischen Gewässern hat nicht so viel Truppen an Bord, und die Grundlosigkeit des erwähnten Gerüchts bedarf also kaum eines weiteren Nachweises. Desenungeacan that es die von den ur⸗ sprünglichen Verbreitern ohne Zweifel beabsichtigte Wirkung. Welche Manöver man anwendete, um das Sinken der Fonds hervorzubringen, zeigt unter Anderem auch der Umstand, daß man das Gerücht ver⸗ breitet hatte, die englischen Fonds seien mit 1 ½ Ct. Baisse angekom⸗ men, was eine reine Erfindung war.

8 8 8

Bekanntmachung des Berichts des Prinzen von Joinville über seine Operationen vor Tanger ist zum großen Erstaunen des Publikums auch heute Morgen noch nicht erfolgt. Daß die Depeschen des Prinzen, deren allgemeiner Inhalt der Telegraph gemeldet hat, im Laufe des gestrigen Tages angekommen seien, läßt sich nicht bezweifeln, da sie pätestens am 13ten von Perpignan abgeschickt worden sind. Son⸗ derbar genug ist es schon, daß die gewöhnliche Post ihnen auf dem

hätte dem Prinzen von Joinville von dem von Herrn Drummond

fannten die Beschießung von Tanger, die d * Telegraph nur sechs⸗

emachten Anerbieten Kenntniß gegeben, und der Prinz wäre

Gränze habe verlassen und sich mit seiner Dirah in die Nähe von Buhhamidi, der ehemalige Kalifa von Tlem-⸗

Blankett veranstaltet hatte.

Prinzen Albrecht und der

& Paris, 17. Aug. Die schon für gestern Abend erwartete

Umwege über Madrid vorausgeeilt ist, denn bereits die gestern in der Frühe eingetroffenen Briefe aus der spanischen Hauptstadt vom 10tean

unddreißig Stunden zuvor angezeigt hatte. Da mit dem Ausbruche der Feindseligkeiten bis auf Weiteres der Spielraum für fernere Unterhandlungen mit Marokko weggefallen ist, so hat die Re⸗ gierung durch den ——— den Befehl nach Bayonne geschickt, den vor etlichen Tagen abgegangenen Courier aufzuhalten, welcher dem jungen Herzoge von Glücksberg in Madrid den Auftrag über⸗ bringen sollte, sich unverzüglich nach Tanger auf den Weg zu machen, um an die Stelle des Herrn Nyon die Führung der ferneren Negociationen zu übernehmen. Man will wissen, daß der Prinz von Joinville dem Bombardement von Tanger keine weitere Folge gegeben, und daß er keinen Versuch gemacht habe, sich der Stadt zu bemächtigen, daß er vielmehr am 7ten nach Mogador un⸗ ter Segel gegangen sei, um gegen diesen Platz eben so zu verfahren wie gegen Tanger. Fast unbegreiflich ist in der gegenwärtigen Lage der Dinge der fortwährende Mangel an allen Nachrichten aus dem Hauptquartier des Statthalters von Algerien. Das ganz ungewöhn⸗ lich lange Schweigen des Marschalls Bugeaud läßt fast vermuthen, er sei bereits auf dem Marsche nach Fez begriffen und so weit vorgedrun⸗ gen, daß seine Verbindungen mit Oran sehr erschwert sind. Algerien selbst verhält sich bis jetzt vollkommen ruhig, so daß man sich dort einer Sorglosigkeit hinzugeben scheint, die sich möglicherweise schwer rächen könnte.

Die Schließung der polytechnischen Schule ist ein höchst wider⸗ wärtiges Ereigniß, das dem Ministerinm die größten Verlegenheiten zuziehen wird. Die öffentliche Meinung ist seit langer Zeit gewohnt, diese Anstalt gegen jede Maßregel der Strenge in Schutz zu nehmen, und sie tritt diesmal um so entschiedener auf die Seite der Schule, je weniger sie sich von der Bedeutung der Formfrage überzeugen kann, um die es sich hier handelt, und deretwegen die Existenz der ganzen Anstalt oder doch wenigstens die Zukunft ihrer gegenwärtigen Zög⸗ linge preisgegeben zu sein scheint. Was gestern geschehen ist, die Weigerung der Zöglinge, sich von Herrn Duhamel prüfen zu lassen, wußte man seit einigen Tagen mit Bestimmtheit voraus. War es nun nothwendig, die Sachen dahin kommen zu lassen, wohin sie ge⸗ kommen sind?

Großbritanien und Irland.

London, 17. [Aug. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen kehrte am Mittwoch Abend von seinen Besuchen in Windsor, Bushy Park und Kew nach der Stadt zurück. Der Prinz hatte bei Ihrer Majestät der verwittweten Königin, welche gerade ihren 52sten Geburtstag feierte, in Bushy Park länger als eine Stunde verweilt.

Herr Bunsen gab an demselben Abend ein großes Diner, wozu die⸗ jenigen Mitglieder des diplomatischen Corps geladen waren, welche zu dem preußischen Königshause in näherer Beziehung stehen. Ein⸗ ladungen hatten erhalten der russische Gesandte Baron Brunnow, nebst Gemahlin und Tochter, Baron Neumann, österreichischer Charge d'affaires, Dedel, v. Gersdorf, Graf v. Westmoreland und das preußische Gesandtschafts⸗Personal. Die Honneurs des Hauses machte in Abwesenheit der Madame Bunsen Lady Hall. Im Laufe des Tages, vor der Abreise des Prinzen nach Windsor, hatten Sr. Königlichen Hoheit im preußischen Gesandtschafts⸗Hotel aufgewartet: der Herzog von Cambridge, der Herzog von Wellington, Graf von Westmoreland, Lord William Russell, der russische, amerikanische, türkische und belgische Gesandte und viele andere Nobilitäten. Vorgestern, am Donnerstage, erhielt Se. Königl. Hoheit einen Besuch von dem Prinzen Eduard von Sachsen⸗Weimar, Lieutenant in englischen Dien⸗ sten und Consin Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzessin von Preu⸗ ßen, und erwiederte hierauf den Besuch des Herzogs von Wellington in dessen prächtiger Behausung Apsleyhouse. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht, die Minister und fast das ganze diplomatische Corps warteten im Laufe des Tages dem hohen Gaste auf. Abends besuchte der Prinz die Oper. Gestern früh machte Se. Königl. Hoheit eine Themsefahrt bis Deptford und Greenwich, um die gro⸗ ßen Handels⸗Etablissements und Dock⸗Yards in Augenschein zu nehmen; durch den Tunnel führten den Prinzen Sir Isambert Brunel und der Secretair der Tunnel⸗Compagnie. Se. Königl. Hoheit besichtigte hierauf die Bank, den Tower und das British⸗Museum, stattete bei der Marquise von Douglas (Prinzessin von Baden) einen kurzen Besuch ab und begab sich nach dem preußischen Gesandtschafts⸗Hotel zurück, wo Herr Bunsen zu Ehren des hohen Besuchs ein glänzendes

Unter den Gästen befanden sich der Her⸗

zog und die Herzogin von Cambridge, die Herzogin von Gloucester, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg⸗Strelitz,

Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar, Marquis von Londonderry,

Graf Westmoreland, der Herzog von Wellington, mehrere Minister

und andere Nobilitäten. Es wuͤrde zuerst die Gesundheit der Köni⸗ gin von England getrunken, von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Preußen ausgebracht, sodann die der Königin Wittwe, des übrigen Mitglieder der Königlichen Fa⸗ milie. Der Herzog von Cambridge brachte dann zunächst einen

Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Königs von Preußen

aus, welchem einen zweiter auf das Wohl Sr. Königl. Ho⸗ heit des Prinzen von Preußen folgte, der von dem Herzoge von Wellington ausging. Der Prinz dankte mit einem Toast auf

„den Feldmarschall, Herzog von Wellington, den Held von Waterloo“,

der mit Begeisterung Aasgenommen und unter Begleitung der Me⸗ lodie „Siehe, der siegende Held kommt“, getrunken wurde. Zum

Schlusse folgten noch mehrere Toaste auf „die preußische Armee und

das Andenken des Fürsten Blücher“, welche der Marquis von Lon⸗ donderry ausbrachte. Die Gesellschaft begab sich gegen 11 Uhr in den prächtig dekorirten und mit einer ausgezeichneten Büste Seiner

Majestät des Königs von Preußen geschmückten Tanzsaal, wo die

Mitglieder der Königlichen Familie bis 12 Uhr verweilten, indeß das

Fest bis an den Morgen währte. Morgen wird Se. Königliche

Hoheit in Kew bei dem Herzoge von Cambridge diniren, und am

Montage, wie es heißt, in Begleitung des Herzogs von Wellington

Portsmonth besuchen. Gegen Ende der Woche wird der Herzog

von Beaufort zu Ehren Sr. Königlichen Hoheit auf seinem präch⸗

ltigen Landsitze ein Fest veranstalten.

Die Nachricht von dem Bombardement Tangers ist heute hier eingegangen und hat allerdings eine ziemliche Aufregung verursacht, doch hauptsächlich nur wegen der gegenwärtig gespannten Verhältnisse zwischen beiden Ländern in Betreff der otaheitischen Angelegenheit. Die marokkanische Frage an sich, so weit sie jetzt vorliegt, ist nicht geeignet, Besorgnisse einzuflößen, und mag auch hier und da ein Ausbruch von National⸗Eifersucht sich kundgeben, darüber, daß im Mittelmeere andere Kanonen sich vernehmen lassen, als englische, so

kann das in den Thatsachen nichts ändern, welche dem ruhigen Be⸗ trachter keine Besorgnisse über eine Störung des friedlichen Verhält⸗ nisses beider Länder erregen. Die marokkanische Frage präsentirt sich dem ruhigen Engländer folgendermaßen: der Kaiser von Marokko hat gestattet, daß Abd el Kader auf seinem Gebiete Zuflucht sinde. Abd el Kader

macht Einfälle in Algier, brennt, plündert und verwüstet, und zieht sich

beim Heranrücken der französischen Truppen auf marokkanisches Gebiet zurück. Er wiederholt von hier aus seine Einfälle und Plünderungen, und der Kaiser, für seine Person zwar den Feindseligkeiten abge⸗ neigt, aber gegen seine kriegerischen Häuptlinge im Lande nachsichtig, säßt dies ruhig geschehen. Dagegen remonstriren natürlich die Fran⸗ zosen und fordern vom Kaiser, entweder Abd el Kader in seinen Be⸗

sitzuugen gar nicht zu dulden oder ihn von der Gränze zu eutfernen und unschädlich zu machen. Die britische Regierung fand für gut, daß Herr Drummond Hay als Vermittler abgesandt wurde, um eine Einigung zwischen beiden Parteien zu Stande zu bringen. Man glaubte einmmal schon, die Einigung hätte stattgesunden, aber es scheint, die Unterhandlungen wurden abgebrochen. Unter diesen Umständen gab der Prinz von Joinville seine Absicht zu erkennen, irgend eine Stadt der marokkanischen Küste zu bombardiren und so den Kaiser zur Annahme ürmre zu zwingen. „In allen diesen Seegria schreibt die Times, „sehen wir wenig, was unsere National⸗Ei rsucht erregen könnte. Frankreich und Marofko sind zwei unabhängige Mächte und mögen ihre Sache auskämpfen, wenn sie unsere Vermittelung nicht wollen. Der Prinz von Joinville verzögerte sein Bombardement um 14 Tage, um den britischen und anderen Residenten in der Stadt Zeit zu geben, sich und ihr Eigenthum in Sicherheit zu bringen, und obschon derselbe die wirkliche Zeit des Bombardements unserem Admiral, Sir Edward Owen nicht vorher angezeigt hatte, so war es doch bekannt, daß die Feindseligkeiten beginnen würden, wenn keine genügende Antwort von dem Hofe Marokko's einginge. Der einzige Grund zur Be⸗ schwerde wäre vielleicht das Faktum, daß das Journal des Débats, das Organ der französischen Regierung vor kurzem eine Art von Versprechen abgab, Tanger, eine halb europäische Stadt, würde nicht bombardirt werden. Daß man gerade diesen Ort wählte, hat gewiß den fremden Bewohnern desselben, die meistentheils Engländer sind, große Ungelegenheiten ver⸗ ursacht, aber der Angriff wurde ja so lange verzögert, bis sie sämmt⸗ lich außer Gefahr waren, und selbst dann blieb das Stadtviertel, welches sie bewohnten, verschont. Es ist demnach noch nichts gesche⸗ hen, was uns beunruhigen könnte. Freilich ist es unsere Pflicht, bei solchen Gelegenheiten stets gerüstet dazustehen, darauf zu achten, daß man keiner ungebührlichen Vortheile sich bemächtige, daß Frankreich eine gerechte Wiedervergeltung nicht in ein Mittel des Angriffs und der Eroberung verwandele. Angriffe, wie der gegenwärtige, sind schon oft in eine vollständige Oecupation eines Landes von Seiten einer sremden Macht ausgeartet, und die Franzosen sind wahrscheinlich nicht so sehr zufrieden mit ihrem Algier, als daß sie nicht noch ein Stück von Marokko gern dazu besitzen möchten. Das aber kann nimmer geschehen. Die französische Seemacht hat seit einiger Zeit bedeutend zugenommen und die Nation hat ihre Thätigkeit vorzugsweise auf die Vervollkommnung derselben gerichtet. Es könnte wahrlich nichts schaden, wenn auch wir unsere Aufmerksamkeit auf denselben Gegenstand mehr richteten und den Bestand unserer segelfertigen Schiffe vergrößerten. Unsere Flotte ist gegenwärtig nicht unserer Suprematie zur See angemessen, und sicherlich ungenügend, um dieselbe ausrecht zu erhalten.“ Wäh⸗ rend hiernach also die marokkanische Frage vorläufig noch nicht geeig⸗ net ist, eine Störung in den bisherigen Beziehungen Englands zu Frankreich herbeizuführen, steht man der Lösung der otaheitischen An⸗ gelegenheit mit bedenklicheren Blicken entgegen. England ist ent⸗ schlossen, kein Haar breit von den Forderungen abzugehen, die es an Frankreich in Betreff der Genugthuung für die Gefangensetzung des Konsuls Pritchard, die Wegweisung des Schiffes „Cormorant“ aus dem Hafen von Staheiti und die Behandlung der dortigen Missio⸗ naire gestellt hat. Auch hier folgen wir am besten der Times, um zur Aufklärung über die wahren Gesinnungen des englischen Kabinets und Volkes zu gelangen: „Die Frage beschränkt sich in diesem Falle darauf, zu ergründen, ob die Proclamationen des Herrn d'Aubigny durch die Autorität, welche ihm seine Stellung gab, gerechtfertigt wa⸗ ren, und ob er auf den Grund jener Proclamationen einen britischen Unterthan gefangen setzen lassen konnte, der ganz unzweifelhaft noch seine Vollmacht als Konsul besaß und bexechtigt war, den ihm als solchem gebührenden Einfluß auf der Insel auszuüben. Aufschub kann von Nutzen sein, wenn es sich darum handelt, eine Thatsache aufzuklären, aber im vorliegenden Falle ist die thatsächliche Frage durchaus klar. Die Proclamationen, sie bilden die Thatsache, und wenngleich Monate lange Unterhandlungen vielleicht den Nutzen haben, neue Uebergriffe zu verhin⸗ dern, so können sie doch in dem, was einmal geschehen ist, nichts ändern. In der Frage selbst kann daher kein Hinderniß für die französische Regierung liegen, einen raschen und entscheidenden Entschluß zu fassen. Wenn ein Hinderniß vorliegt, so hat es einen anderen Grund; es sindet sich in der Stellung des französtschen Kabinets selbst. Indessen sind die Staatsmänner Frankreichs, mögen sie nun in Function sein oder nicht, mit unserem National⸗Charakter und der Festigkeit der gegenwärtigen Regierung allzu genau bekannt, als daß sie sich auf irgend eine Weise über die Lage der Dinge täuschen könnten. Wir enthalten uns absichtlich, den öffentlichen Blättern Frankreichs die Ge⸗ hässigkeiten zu erwiedern, mit welchen einige derselben uns überschütten. Wir wünschen lebhaft, daß die Thorheiten und Gewaltsamkeiten der Unvernünftigen nicht zum Steine des An⸗ stoßes für die Weisen und Besonnenen werden, und daß die Re⸗ gierung eines Souverains, dem der Friede mehr Ruhm gebracht hat, als der Krieg ihm hätte bringen können, nicht verdunkelt werde durch einen unsinnigen Krieg, aus kleinlicher Zanksucht entsprossen. Aber wir sprechen die allgemeine Ansicht und den festen, un⸗ abänderlichen Entschluß des britischen Volkes aus, wenn wir wiederholen, daß Genugthuung gegeben werden muß. Es ist dies kein leeres Geschrei, sondern eine innige Ueber⸗ zeugung, eine Ueberzeugung, entsprossend nicht einer ärgerlichen Riva⸗ lität, nicht einer früheren Abneigung, welche etwa durch die gegen⸗ wärtigen Zwistigkeiten neu belebt wäre, nicht einer übermäßi⸗ gen Sucht, unsere Herrschaft auszudehnen, sondern dem festen Ent⸗ schlusse, die Ehre der Krone und die persönliche Sicherheit der ein⸗ zelnen Engländer, besonders derjenigen, welche sich in überseeischen Gegenden befinden, in unserer Zeit nicht beeinträchtigen zu lassen. Die Gesetze völkerrechtlicher Gerechtigkeit können nicht gesichert wer⸗ den, wenn man sie nicht mit Festigkeit behauptet, und die Pflichten, welche die Nation gegen sich selbst zu erfüllen hat, erlauben ihr in keiner Weise zurückzuweichen, noch die Stellung zu verlassen, welche uns unser Recht und die Eingriffe, die es erlitten hat, angewiesen haben.“

¹Ddie Nachricht von dem Bombardement Tangers verursachte gestern an der Börse einen kleinen Rückgang in den Consols, die auf 98 ¾ sielen, und sich nicht wieder zu ihrer vorgestrigen Höhe erhoben.

Admiral Seymour hat, dem Globe zufolge, seine Schluß⸗In⸗ structionen empfangen, und wird sich zur Ablösung des Admirals Thomas nach dem stillen Meer begeben. Der „Collingwood“ von 80 Kanonen liegt zu Spithead segelfertig, so daß er in wenig Stun⸗ den nach empfangenem Befehle abfahren kann. Man glaubt, daß Herr Pritchard mit diesem Schiffe abgehen werde, um seinen Posten als Konsul auf Otaheiti wieder anzutreten.

Es sind Befehle zur unverzüglichen Ausrüstung der Königlichen Dampf⸗Yacht „Victoria und Albrecht“ ergangen; sie hat neue Dampf⸗ Maschinen und Kessel erhalten und soll zu den Sommer⸗Ausflügen fen Pere verwendet werden, welche sich am 5. September einschif⸗ een wird.

X London, 14. Aug. Ein starker Erguß evangelischer Be⸗ redtsamkeit findet heute Morgen in Exeter⸗Hall statt, wo nicht weni⸗ ger als zwölf Streiter des Christenthums das Unrecht, welches Herr

Pritchard erfahren, und die Ungebührlichkeiten der französischen Herr⸗

schaft auf den Gesellschafts⸗Inseln entwickeln werden. Wenn die englische Regierung geneigt wäre, an die erzürnten Leidenschaften der Nation zu appelliren, um ihre Ansprüche auf Genugthuung gegen Frankreich zu unterstützen, so könnten solche Versammlungen eßem Zwecke förderlich sein, aber die Erbitterung einer Volksmenge ist zu unvernünftig, um ein nützliches und würdiges Element internationaler Gerechtigkeit abgeben zu können, und alle diese Demonstrationen sind mit Recht deshalb durch den ministeriellen Einfluß vereitelt worden. Aber die Regierung verharrt in einer Lage ängstlicher Erwartung, und man kann sich darauf verlassen, daß jedes Mitglied des Kabinets auf gleiche Weise überzeugt ist, daß die Forderung Englands um Genugthuung für diese Gewaltthaten unter allen Umständen streng aufrecht erhalten werden müsse. Es giebt sich durchaus kein Zeichen von Unentschlossenheit im Kabinet kund, und glücklicherweise ist auch der vorliegende Fall so klar, daß er Zweifel und Zöge⸗ rung ausschließt. Zwei Antworten hat man, glaube ich, von Herrn Guizot auf die erste Forderung Lord Aberdeen’'s erhalten; die erste insinuirte den Empfang jener Mitthei⸗ lung, aber gab keinen Bescheid, da man von den französischen Offtzieren noch keine Berichte in Paris erhalten haben wollte; die zweite gab den Empfang dieser Berichte zu, aber erklärte dieselben für ungenügend, um die Sache aufzuklären, und forderte deshalb neuen Aufschub. Die britische Regierung fühlt indeß, daß sie weder nachgeben noch verzögern kann, und mag nun auch die Aufflärung Resultate geben, welche sie will, man ist im Besitz von Thatsachen, die nicht geändert werden können, und von denen einige noch aufregender zu sein scheinen, als die Verhaftung des Herrn Pritchard. So z. B. ist dem „Cormorant,“ dem britischen Kriegs⸗Dampfboot, welches während der glücklichen Verwaltung Herrn d'Aubigny's in der Bai von Papeiti friedlich vor Anker ging, von diesem ohne Weiteres der Befehl ertheilt worden, sofort seine Anker zu lichten und sich davon zu machen! Die bei dieser wie bei mehreren anderen Gelegenheiten geführte Korre⸗ spondenz ist auf Seiten der französischen See⸗Offiziere von der belei⸗ digendsten Art, und die Fortweisung eines unter der Flagge einer verbündeten Macht segelnden Kriegsschiffes aus einem Hafen mitten im stillen Ocean zur Zeit tiefen Friedens ist, zum wenigsten gesagt, eine beispiellose Verletzung der unter Nationen üblichen Cousthiste⸗ Wenn daher keine Genugthuung erfolgt, so ist wenig Zweifel sdar-⸗ über, daß England entschiedene Maßregeln ergreifen dürfte. 8 Der Abgang eines französischen Geschwaders von vier Linien⸗ schiffen nach Tunis hat in diesem Augenblick die Spannung der po⸗ litischen Welt in London noch gesteigert. Die dringendsten Auffor⸗ derungen ergehen von allen Seiten an die Regierung, ohne Verzug eine dne Flotte auszurüsten, und ich zweifle nicht, daß dies wirklich geschehen wird. Was Tunis anbetrifft, so sind alle Mächte an der Aufrechterhaltung seiner Lage als ein muselmännisches Land betheiligt, und es ist klar, daß das einzige „Protektorat“, welches dort hergestellt werden kann, das seines nakürlichen Souverains, der Pforte, ist. Es hat, um Alles zusammenzufassen, seit den letzten 15 Jahren keine Zeit größerer Gefahr und zwar von verschiedene Seiten für den Frieden Europa's gegeben, als gegenwärtig. Wenn Frankreich die schuldige Genugthuung gewährt, so dürfte die Fort⸗ dauer des jetzigen Ministeriums in jenem Lande sehr in Frage stehen; wenn es nichts gewährt, so scheinen der Krieg oder auf den Krieg hin⸗ zielende Prozeduren fast vFofrmeshelich. e. 1 Dänemark. Helsingör, 19. Aug. Heut Nachmittag ist die russische Flotte aus der Nordsee zurückgekehrt und auf der hiesigen Rhede vor An⸗

ker gegangen; eine bereits früher angekommene Fregatte ist nach der Ostsee weiter gesegelt.

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* Berlin, 22. Aug. Bekanntlich hat die Königl. dänische Re⸗ gierung, als sie die Richtung der Berlin⸗Hamburger Fisenbahn durch den nördlichen Theil des Herzogthums Lauenburg genehmigte, es der Actien⸗Gesellschaft zur Pflicht gemacht, eine Zweigbahn nach der Stadt Lauenburg anzulegen und sie den Einwohnern dieser Stadt und ihrer Vorstädte zur unentgeltlichen Benutzung zu verstellen. Die Fassung dieses Beschlusses mußte die Gesellschaft zu einer Vorstellung dawider insoweit veranlassen, als eine nähere Erklärung darüber nö⸗ thig war, daß jene Vergünstigung doch nur denjenigen Personen zu Gute kommen solle, welche, um auf der Hauptbahn weiter zu reisen, die Zweigbahn benutzten, und welche als Einwohner Lauenburgs oder der Vorstädte sich genügend auswiesen. Auf das desfallsige Decla⸗ rations⸗Gesuch ist eine vollkommen entsprechende Bescheidung abseiten der Königlichen Eisenbahn⸗Kommission zu Kopenhagen erfolgt, un

kann die Gesellschaft sich des vollständigsten Schutzes von Seiten der Regierung gegen jeden etwaigen Mißbrauch im Punkt der Legitima⸗ tion versichert halten. 8

Berlin-Anhaltische Eisenbahn.

Im Monat Juli c. sind auf der Berlin-Anhaltischen befördert worden: 36,837 Personen 3 8 50,468 Centn. Frachtgut 8... .. 14,658 Summa... 70,483 Rthlr. FEinnahme bis ult. Junickck.. 299,119 Total.. 369,602 Rthlr. IlIlm Juli v. J. waren befördert worden: 36,804 Personen 110,389 Centn. Frachtgut —- Suwmma..... Minder-Einnahme im Juli c.

Eisenbah 55,825 Rthlr.

51,858 Rtlhlr. 28,537 85,595 NüISr. 9,912

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Handels- und Börsen-Uachrichten.

ö Berlin, 22. Aug. An der heutigen Börse herrschte im Allgemeinen eine flaue Stimmung und die Course schlossen niedriger als gestern, ob⸗ schon der Umsatz zu den gewichenen Coursen nicht unbeträchtlich war.

2 Amsterdam, 17. Aug. In den Coursen der holländischen Staats⸗ Papiere haben diese Woche nur geringe Abwechselungen stattgefunden, da sich nichts ereignete, welches einen besonderen Einfluß 8 hätte haben können. Der im Ganzen mäßige Umsatz war am verwichenen Montag am lebhaftesten, wobei die meisten Course einige Verbesserung empfanden; sbecter

ingen dieselben aber wieder auf den vorigen Stand zurück. Von fremden Staats⸗Papieren sind portugiesische Obligationen sehr gesucht gewesen, wo⸗ durch deren Preis sich von 43 i bis 44 9 % emporgeschwungen hat; da auch von brasilianischen Obligationen günstigere Nachrichten und höhere Notirungen von London eintrafen, ging deren bis auf 83 ½e % gesunkene Cours wieder um 1 %ℳ höher; spanische Ardoin⸗Obligationen waren gestern etwas angenehmer und wurden mit 20⅞ % bezahlt, deren Coupons stehen auf 24 a 24 %. Das Geschäft in Eisenbahn⸗Actien geht mräge; Haarlem⸗ Rotterdamer sind niedriger und zu 97 ½ % abgelassen; Rheinische zu 102 ½ a %. Der Geldzins⸗Cours blieb ohne Veränderung.

Am Getraidemarkte ging der Fernhe in Weizen und Roggen diese Woche recht lebhaft, da bedeutende Partiern zu Mafste waren und mehrere