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9 6 sschen Gränze nach Paris gelangen; es war 5 222242— ministeriellen Blättern vom gestrigen
aber zu spät, um Uständigste Sieg ist uns hutheilen. Er lautet: „Der vollständigste Sieg is — Unsere Infanterie, die von äußerster Ausdauer b 5 und etwas später auch unsere Kavallerie, haben Wunder der Tapfer⸗ 8 gethan. Wir haben nach einander alle Lager eingenommen, die -⸗ über einen Raum von mehr als einer Stunde ausbreiteten. Elf Fanen, sechzehn Fahnen, tausend bis zwölfhundert Zelte, worunter das dem Sohne des Kaisers gehörige, sein Sonnenschirm, das Zeichen des Kommando's, all sein eigenes Gepäck, eine große Menge von Kriegs⸗ Munition und eine unermeßliche Beute sind in unserer Gewalt ge⸗ blieben. Der Feind hat gegen achthundert Todte auf dem Kampf⸗ platz gelassen. Unser Verlust, wenngleich empfindlich, ist doch gering für ein solches Haupttreffen, welches wir die Schlacht am Isly be⸗ nennen wollen.“ 8
Die Morning Chronicle enthält die Behauptung, daß der Kaiser von Marokko am 5. August dem britischen General⸗Konsul, Herrn 89 zu ve s habe, er ne; . 2A von Frankreich und Spanien gestellte Bedingungen, und daß Herr Hay 0n. sehr erstaunt gewesen, am folgenden Tage, als er eben von Rabat zurückgekommen, die Kanonade des französischen Geschwa⸗ ders schon eröffnet zu finden. Diese Angaben, welche von einem Be⸗ Herrn Hay herrühren sollen, werden von der französischen Presse für durchaus unrichtig gehalten. Ministerielle und Oppositions⸗ Blätter sind darüber einstimmiger Ansicht. Das Journal des Débats sagt: „Wir wissen nicht, ob jener Brief authentisch ist; jedenfamls aber besteht er aus einem Gewebe von Unrichtigkei⸗ ten, wovon die einen immer klarer sind als die anderen. Jedermann weiß jetzt, daß der Kaiser vier von den sieben Bedingungen, welche ea. dhm seüte, und 1nn S F. ionen betri o braucht nur daran erinnert zu werden, daß er die Absetzung des Marschall Bugeaud verlangte, dessen Anwesenheit ihm . sehr unge egen sein muß. 1.e is S re. apokryphisch, oder die Person, welche Herrn Hay begleitete, muß son⸗ derbare Mittheilungen erhalten haben. Wir glauben annehmen zu s. 68 de Herice 8 xee v 1 gang en geger, gesetzte Ergebnisse enthielten, und daß der Prinz von Joinville er dann kurzen Prozeß machte, als er die Gewißheit hatte, daß der Kai⸗ ser nur Zeit zu gewinnen suche. Es ist nicht überflüssig, auch bemerklich venach 55 bis gicbze eit 1 mis. deed esen essenen d richten, die den Abschluß einer Ausgleichung als gewiß meldeten, dem französischen Konsul zu Gibraltar von dem englischen Gouverneur mitgetheilt und auf diese Weise der französischen Regierung zugefer⸗ tigt wurden, daß sie aber weder vom Befehlshaber des französischen E6 noch 2 78 Fere net Ffcas. noch ö wir glauben, vom General⸗Konsul Englands ausgingen.“ Dem ö gen aus 5 — als 68 reine Erfindung: erstens, weil der Kaiser von Karokko, wenn er den Frieden gewollt hätte, seinem Sohne nicht gestattet haben würde, den Franzosen an der Gränze eine Schlacht zu liefern; und zweitens, weil Herr Drummond Hay, wenn er bei seiner Rückkehr nach Tan⸗ ser die Annahne⸗ d8gen nnsgnatäwe von Seiten des Kai⸗ ers in der Tasche gehabt hätte, gewiß nicht verfehlt haben würde. sie dem Prinzen . Joinville zu g n. fehlt h
Am 28sten d. werden bei Metz die großen militairischen Uebun⸗ gen bed esec 98 Fag. sch die 8es⸗ ½ “ und mcate
pensier orthin begeben haben. ie ver au et, erden ‚englische, preußische, holländische und spanische Offiziere diesen Manövern bei⸗ wohnen.
Auch zu Paris und im ganzen nördlichen Frankreich sind in der letzten Zeit die Regengüsse so heftig und anhaltend geworden, daß man großen Schaden für die Aerndte und anderes Unglück befürchtet. Eben so lauten die Nachrichten aus Belgien. Dort sind schon durch das Austreten der Ourthe und Vesdre bei Verviers und Lüttich viel
Verheerungen angerichtet.
Eine Anzahl französischer Marine⸗Offiziere soll an die Times geschrieben und dieselbe zur Nennung der Verfasser ihrer Korrespon⸗ denzen über das Bombardement von Tanger aufgefordert haben.
Der Erzbischof von Paris, Herr Affre, hat eine Reise nach Holland angetreten.
Zu Bayonne ist der portugiesische General, Graf Bomfim, an⸗ gekommen, der sich nach der Capitulation von Almeida auf spanischen Boden flüchtete. 11A“
“
* Paris, 25. Aug. Der Schlag, welchen Marschall Bu⸗ geaud den Marokkanern beigebracht hat, ist weit beträchtlicher, als man zu erwarten berechtigt war; ich kann Ihnen einiges Nähere über den Stand der Dinge unmittelbar vor dem Kampfe mittheilen. Seit den ersten Tagen des August hatte sich, obgleich die Unterhand⸗ lungen mit den Marokkanern unausgesetzt fortdauerten, bei dem Mar⸗ schall bereits die Ueberzeugung festgestellt, daß dieselben zu keiner Ausgleichung führen könnten. Die marokkanischen Chefs verlangten fortwährend die Räumung des Lagers von Lalla Magrnia, das sich auf dem bestrittenen Gebiete befand, der Marschall aber wollte natür⸗ lich nichts von einem solchen Zugeständnisse hören. Die Marokkaner trieben zuweilen die Kühnheit ziemlich weit; so oft ihnen eine Ver⸗ stärkung zukam, erhoben sie ein tolles Freudengeschrei und sprengten, ihr unter dem Namen Fantasia bekanntes Manöver zu Pferd aus⸗ führend und die Gewehre abfeuernd, bis hart an das verschanzte Lager der Franzosen heran, die vor Ungeduld brannten, mit ihnen handgemein zu werden und endlich aus der langen Unthätigkeit her⸗ auszutreten. Das Lager des Marschalls, mit 7500 Mann Fußvolk, 1200 Reitern, 400 Duars (arabische unregelmäßige Reiter⸗Kontin⸗ gente) und 12 Stücken Geschütz, befand sich etwa 10 bis 12 Lieues von Dschemma Gasauat. Der Oberst Foy, Adjutant des Kriegs⸗ Ministers, war bei dem Marschall eingetroffen. Dieser hatte bekannt⸗ lich wiederholt Verstärkungen verlangt, die aber größtentheils verwei⸗ gert wurden, bis auf zwei Regimenter Kavallerie, welche wirklich zu ihm stießen. Er hatte daher in der Voraussicht, daß es zu einem ernstlichen Treffen kommen werde, der Kolonne des General⸗Lieute⸗ nants Lamoriciere Befehl gegeben, zu ihm zu stoßen, und zu⸗ letzt auch die Kolonne, welche unter den Befehlen des Obersten Eynard abgesondert operirt, zu sich berufen. Diese Truppen waren kingenoffen und unmittelbar der aktiven Brigade unter dem Befehl . Marechal de Camp Bedeau einverleibt worden, während Oberst
ynard selbst, eben von einer glänzenden Expedition zurückgekommen, sn⸗ Stelle als Adjutant bei dem Marschall wieder antrat. Die ehfeicnnon dem Bombardement von Tanger war durch das Dampf⸗ sie 10ten nach Dschemma Gasauat gelangt, von wo d.as 88 v 13ten dem Marschall zukam, der sofort sich in Haupisgant Fe⸗ e. Von einem großen Zuge gegen die marokkanische nach deas nj 9. war noch keine Rede, da ein solcher mit 10,000 Mann e d heil des Marschalls selbst nicht unternommen werden konnte wollte dios de hge Phrecteit dazu nicht günstig ist. Der Marschall andersprengen, und *† icie gegenüber versammelten Corps ausein⸗ m auch, wie es scheint, vollkommen gelungen.
Daß auch ächtli nc⸗ aß auch er beträchtlichen Verlust in dem Kampfe erlitten hat, “
seiner eigenen Depesche b 2 20,000 Mann w- en den Hesebie,
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Depeschen gesagt, er brauche für jetzt keine Verstärkung. In Folge der jetzt eingetretenen Wendung der Dinge wird aber seine Ansicht wohl eine Aenderung erleiden. Der Marschall hatte durch Araber, die sein ganzes Vertrauen genossen, das marokkanische Land in der Richtung nach Fez hin auskundschaften lassen und auf diese Weise erfahren, daß alle dahin und bis Mequinez führenden Straßen wegen des gänzlichen Wassermangels, der in Folge der Trockenheit des Som⸗ mers eingetreten war, unpraktikabel waren. Ja, man glaubte sogar, daß selbst die marokkanische Reiterei, welche der älteste Sohn des Kaisers Muley Abd el Rhaman bei sich hat, nur nach Ueberwindung außerordentlicher Schwierigkeiten zu dem der französischen Armee schon gegenüberstehenden Corps stoßen könnte. Deshalb wollte der Marschall mit größeren Operationen warten, bis der Regen diesen Zustand der Dinge geändert haben würde. Vorläufig wird er sich daher so viel als thunlich defensiv verhalten, ohne sich weit von der Gränze zu entfernen. Man sieht mit jedem Tage dem Eintreffen von Nachrichten über die Fortsetzung der Operationen der Flotte des Prinzen von Joinville entgegen, die das Dampfschiff „Orenoque“ überbringen wird. Der Prinz hatte außer den Dampfschiffen nur noch die Briggs „Cassard“ und „Argus“ zur Mitwirkung bei den Angriffen auf die den Linienschiffen nicht zugänglichen Häfen von Marokko angewiesen. Die Dampffregatte „Montezuma“, welche dem Linienschiffe „Inflexible“, das jetzt mit dem Admiral Parseval Des⸗ chones vor Tunis sich befindet, den Befehl überbringt, mit ihm (dem „Montezuma“) zur Flotte des Prinzen zu stoßen, ist am 21sten Nach⸗ mittags wirklich von Toulon aus nach seiner Bestimmung abgegangen. Mehmed Ali's neuestes Benehmen hat hier die Ansicht begründet,
daß man von diesem durch die Last des Alters gebeugten Manne nichts Ernstliches mehr zu erwarten habe. Nach einem so langen und vielbewegten Leben mußte nothwendig endlich eine Erschlaffung eintreten, und die Umstände, welche seine momentane Abdankung be⸗ gleiteten, beweisen, daß die Last der Geschäfte jetzt zu schwer für ihn eworden ist, obgleich die Gewohnheit der Herrschaft noch immer
ihre Macht über ihn ausübt. Das Elend, die Desorganisation seines Landes war endlich auf einen solchen Grad gestiegen, daß seine Räthe und Ibrahim Pascha selbst die Wahrheit ihm aufdecken mußten. Die schnellen Uebergänge von der Wuth zur Entmuthigung bei Mehmed Ali erklären sich in Folge davon leicht. Zu Kahira ange⸗ langt, kam er von dem Entschlusse, Niemanden zu empfangen und nichts mehr von Staatsgeschäften hören zu wollen, bald zurück. Im Gegentheil, er ließ die Scheiks, die ihm gefolgt waren, vor sich und hielt eine Berathung mit ihnen über die Mittel zur Abhülfe für die klägliche Lage des Landes. Er beklagte sich bitter darüber, daß man ihm das Elend einer großen Zahl von Dörfern und die Klagen von deren Bewohnern verhehlt habe. Um seine Ge⸗ reiztheit zu beschwichtigen, machten die Scheiks dann den Vorschlag, freiwillig auf einen Jahresgehalt verzichten zu wollen. Auch Ibrahim Pascha, der gleichfalls nach Kahira sich bege⸗ ben hatte, machte seinem Vater für sich den nämlichen Vorschlag. Der Vice⸗König ließ sich dadurch bewegen, legte aber den Scheiks diese Einbuße nur für 4 Monate, Ibrahim Pascha für ein halbes Jahr auf. Mehmed Ali zeigte sich nun sehr befriedigt und befahl,
“ Großbritanien und Irland. gondon, 24. Aug. Die Anschuldigungen der ministeriellen
0,000 1b Afrika einzuschiffen, bestäti 52 „ bestätigen sich icht, im Gegentheil verßschert Ro, der Marschall habe in den letzten
ein Paketboot bereit zu halten, um ihn nach Alexandrien zurückzufüh⸗ ren. Er war bereits daselbst wieder angelangt, nachdem er im Gan⸗ zen nur 4 bis 5 Tage entfernt gewesen. Der Sohn und der Enkel desselben, welche ihre Erziehung in Paris erhalten sollen, werden näch⸗ ster Tage hier eintreffen. Sie haben am 22sten Vormittags die Qua⸗ rantaine zu Marseille verlassen und Wohnungen in der Stadt bezo⸗ gen, von wo sie aber nach kurzem Verweilen hierher abreisen werden.
Man ist zwar von vielen Seiten der Meinung, daß der König für jetzt die Reise nach England nicht unternehmen werde, doch glaube ich, Ihnen melden zu können, daß bis jetzt der Plan noch nicht auf⸗ gegeben ist.
A Paris. 25. Aug. Der mit großer Ungeduld erwar⸗ tete Schluß der Depesche des Marschalls Bugeaud ist gestern Abend eingetroffen. Die Worte des General⸗Statthalters von Algerien lassen vermuthen, daß er den über Erwartung glän⸗ zenden Sieg vom 14ten doch ziemlich theuer erkauft hat, was ihn bei seinen ohnehin unzureichenden militairischen Mitteln wahrscheinlich außer Stand setzen wird, den errungenen Vortheil mit Nachdruck zu verfolgen. In einigen Wochen wird sich der Marschall Bugeaud gezwungen sehen, Winterquartiere zu suchen, und auch der Prinz von Joinville die See nicht länger als bis zum Ende September halten können; alle ferneren ernstlichen Kriegs⸗Operationen müssen dem nächsten Jahre vorbehalten bleiben.
Den Nachrichten zufolge, die wir heute über Cadix erhalten, segelt der Prinz die marokkanische Küste entlang und bombardirt alle Städte und Dörfer, die im Bereich seiner Geschütze liegen, deren Feuer man am 12ten, 13ten und 14ten in Spanien gehört zu haben
versichert. Ueber die Ankunft der französischen Flotte vor el Araisch,
der nächsten marokkanischen Festung, die das Schicksal von Tanger theilen soll, fehlt es noch an Nachrichten. In Tanger selbst ist man rüstig am Werke, die Breschen auszufüllen.
Die Nachricht von der entweder bereits erfolgten oder doch be⸗ vorstehenden Ausgleichung der über Herrn Pritchard entstandenen Schwierigkeiten hat angefangen, sich in die englischen und französischen Zeitungen Bahn zu brechen. Man erwartet von einem Tage zum anderen ihre amtliche Bestätigung. Die hiesigen Oppositionsblätter sind im voraus Feuer und Flamme gegen die neue „Schmach“, welche das Ministerium Guizot durch die Abberufung des Lieutenants d'Aubigny auf Frankreich laden wolle, während auf der anderen Seite die lon⸗ doner Organe der Whigs dem Tory⸗Kabinette einen nicht minder schweren Vorwurf daraus machen, daß es sich dazu verstanden habe, Herrn Pritchard fallen zu lassen und die von ihm auf Otaheiti ge⸗ spielte Rolle zu verdammen.
Journale so wie der französischen Presse gegen die Times, als habe dieselbe durch die Veröffentlichung der Berichte aus Tanger sich zum Werkzeuge der Aufregung feindseliger Leidenschaften gegen Frankreich hergegeben, veranlassen dies Blatt zu einer energischen und ausführ⸗ lich motivirten Zurückweisung derartiger Interpretation seiner Artikel; die Rechtfertigung derselben läßt die Times zwar als eine Frage von geringerer Bedeutung auf sich beruhen, indem sie die Insinuation, die Korrespondenzen seien unecht, einfach und ohne Entrüstung zurück⸗ weist, aber sie erklärt sich in Bezug auf die ihr untergelegten Be⸗ weggründe der Veröffentlichung in einer näher motivirten Entwicke⸗ lung ihrer Ansichten über die Frage von „Krieg und Frieden“ fol⸗ gendermaßen: „Diese Frage ist die bedeutungsvollste, welche die Kabinette zweier Nationen beschäftigen kann. Sie umfaßt ein so großes Uebel und ein so großes Gute, daß derjenige stumpfsinnig sein muß, welcher hier vfn innere Bewegung erwägt oder ohne Bedenken seine Wahl trifft. Der Charakter einer Nation ist ein Ding, das nicht mit sich scherzen läßt, da die Chancen eines sicheren Friedens oder eines blutigen Krieges sich daran knüpfen. In Wahrheit sind die Engländer aller Parteien gleich gesinnt hiinnsichtlich der gegenwärtigen Verhältnisse zu Frankreich, was auch die uns feind⸗
serer Berichte sagen mögen. Sie sind alle voll Eifers für die Ehre ihres Landes; sie erinnern sich mit Stolz der früheren Kämpfe un Siege; sie würden nicht den Ruhm der alten Tage verdunkeln lassen durch die Demüthigungen der Gegenwart; sie gedenken ihren Söhnen die von den Vätern überkommene Erbschaft unverkürzt zu hinterlassen Daher die Besorgniß, es dürfte ein verwerfliches Abkommen dur entwürdigende Konzessionen erkauft werden und Frankreich frohlocke über das Gelingen seiner Manöver und einen durch Hinterlist ge wonnenen Sieg. Aber dieselben Männer in England vergegenwär tigen sich in gleicher Stärke des Eindrucks die Schrecken und Gräuel des Krieges — Schrecken und Gräuel, welche bei dem letzten großen Konflikt der beiden Nationen in ihrer furchtbarsten Gestalt zu Tage gekommen sind, die aber England, obschon hart bedrängt, weniger gefühlt hat, als irgend sonst ein Staat in Europa Sie erinnern sich der Masse menschlichen Elends, angehäuft in den Lazarethen, der Vernichtung menschlicher Freiheit in jeder Stadt des Kontinents, der Last unerträglicher Besteuerung; — sie erinnern sich all' dieser Uebel und wollen darum nichts hören von dem Rufe zu den Waffen, sondern wünschen in Frieden zu verbleiben. Nicht abe nur der Friede zwischen zwei großen Nationen, die sehr oft schon sich feindlich gegenüberstanden, nicht die Eintracht zwischen Lilie und Ros⸗ ist es, was die Gedanken der Menschen als begehrungswerth beschäf tigt; es ist auch die Eintracht vieler anderen Reiche, die Ruhe zahl loser Staaten, der Friede der Christenheit, welche uns vor Augen stehen, wenn wir Frieden wünschen. Wo wäre die Ruhe Europa's, wenn Frank⸗
aber kann das Glück der Welt unterbrechen, wenn Frankreich und England
die planetarischen Himmelskörper könnten zusammenstoßen, ohne übe die Sterne, welche ihrer Bahn folgen, Verwüstung und Zerstörung zu bringen, als annehmen, England und Frankreich könnten in ernsten Kampf gerathen, ohne die anderen Staaten Europa's in ihren Streit zu verwickeln. Und das Bewußtsein dieses Verhältnisses, dieser Ge⸗ fahr, in welche ein rascher Kriegs⸗Entschluß nicht etwa nur Frankreic und England allein stürzen würde, das Bewußtsein der ungeheuren Verantwortlichkeit, welche auf den leitenden Staatslenkern laßgen, des großen Uebels, wenn ein hastiger unbedachtsamer Schritt neue Ele⸗ mente der Zwietracht hervorruft, — das ist es, was auf den Geist der Minister, die, menschlich gesprochen, mit jedem Worte und jeder That die Chancen des Krieges oder Friedens bestimmen, einen starken Einfluß ausüben muß. Ein Minister der auswärtigen Angelegenhei⸗- ten muß das Maß der Verantwortlichkeit zu klar erkennen, um nicht mit Uebereilung zu handeln; er wird dann nicht der Erste sein wollen, das Schwert zu ziehen, die Scheide wegzuwer⸗ fen und Europa dem allverzehrenden Brande eines nutzlose und unnatürlichen Krieges hinzugeben.“ „Aber“, unterläßt die Times nicht hinzuzufügen, „er darf nicht mit demüthigender Nachgiebigkeit in übertriebene Forderungen und insolente Vorschläge einwilligen.... Lord Aberdeen und Herr Guizot kennen beide den Werth des Friedens und die Gräuel des Krieges. Sie kennen auch die Interessen ihrer Nationen, und sich selbst überlassen würden sie — das unterliegt keinem Zweifel — die ungestümen Schreier nach Krieg in ihren Hoffnungen täuschen, dadurch daß sie Alles aufbieten das Vertrauen zu erhalten und die Freundschaft zu festigen unter de Völkern, deren Minister sie sind.“ Auch der Morning Herald enthält die (gestern von unseren
lichen Blätter aus Neid oder Mißgunst über die Veröffentlichung un⸗
pariser Korrespondenten gegebene) Nachricht, daß die Schwierigkeiten zwischen Frankreich und England in Betreff der otaheitischen Angele⸗ genheit auf eine unerwartete Weise beseitigt worden seien. Capitain Bruat, welchem Admiral Dupetit Thouars seine Autorität übertragen hat, hätte nämlich den Herrn d'Aubigny, der die Verhaftung de Konsul Pritchard verfügte, in seinem Amte suspendirt, bis die Entschei⸗ dung der französischen Regierung nach Otaheiti gelangt sein werde. Von einem gänzlichen Aufgeben des Protektorats aber schreibt das Blatt nichts. In Irland haben das Bombardement Tangers und die Befürch tungen eines Krieges mit Frankreich einen Wiederhall gefunden, der einen schlechten Beweis von dem Patriotismus eines Theils des irlän⸗ dischen Volks giebt. Die Repeal⸗Blätter, Newry Examiner Belfast Vindicator, Waterford Chronicle, sprechen ent⸗ schiedene Sympathieen für den Prinzen von Joinville aus und geben sehh zu Caesceg daß im 8 eines Krieges zwischen Frank⸗ reich und England sie dem ersteren ihre estü 1 ent⸗ halten e st hre Unterstützung nicht vorent⸗
“
Niederlande.
5
Amsterdam, 22. Aug. Der Finanz⸗Minister hat folgende Bekanntmachung erlassen: „1) Es sollen von den 5 Ct. Losrenten zur Last der überseeischen Besitzungen des Reiches, im Betrage von 52,509,000 Fl., die mit dem nächsten 1. September abgelöst oder konvertirt werden können, in Folge der eingegangenen Erklärungen 17,280,000 Fl. abgelöst und 15,229,000 Fl. in Einschreibungen in das große Buch der 4proc. Nationalschuld gegen Vergütung von 45 Fl. von jeden 1000 Fl. Kapital umgewandelt werden. 2) Die Inhaber von Obligationen der Fproc. Nationalschuld haben erklärt, daß sie für ein Kapital von 39,985,800 Fl. die Umwandlung in Einschreibungen in das große Buch der 4proc. Nationalschuld gegen Auszahlung der Vergütigung von 4 Fl. 50 Cent. von jeden 100 Fl. verlangen; es wird daher die Umwandlung dieses Kapitals am näch- sten 1. Oktober stattfinden und mithin aufs neue ein Betrag von we⸗ nigstens 54,214,800 Fl. 5 pCt. Nationalschuld in 4 „Ct. umgewan delt und ein Betrag von 17,280,000 Fl. abgelöst werden.“
I11“
Nom, 17. Aug. Gestern Mittag fuhren Ihre Königl. Hohei ten der Prinz und f. Prinzessin von Phhnn vebst Gefolge het⸗ dem Palaste des Quirinals, um dem Papste einen Besuch abzustatten. Das hohe Paar wurde mit allen seinem Range gebührenden Ehren empfangen und verweilte eine geraume Zeit allein bei dem Papste, dem später auch das Gefolge vorgestellt wurde. Die Abreise des Prinzen und der Prinzessin, die heute stattfinden sollte, ist auf den 21sten d. M. verschoben worden.
Die seit Pius VI. verlassenen Eisengruben sollen wieder bebaut werden; der Betrieb derselben ist der Gesellschaft, welche die Eisen⸗ Fabrication in Terni, Tivoli und Bracciano mit Nutzen betreibt übertragen worden. Es sind bereits sachkundige Männer abgesandt, um die Mächtigkeit des Erzes zu untersuchen. b „
Die Gewerbe⸗Ausstellung der deutschen B. 8⸗ 1ar und Z0lverelns⸗Staaten. ess.
8 8 (Vergl. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 227, 238 und 240.) 1 1.“ III. Chemische Fabrikate. .“ 8 1
Die zur diesjährigen Ausstellung gekommenen Produkte chemi Fabriken geben zwar fein vollständsges Bild von “ . vielerlei technischen Anstalten dieses Zweiges der Gewerbsamkeit dar⸗ gestellt wird, indem gar manche Fabriken es unterlassen haben, Pro⸗ ben ihrer Erzeugnisse einzusenden; dennoch sind von den bedeutenderen
reiche Sendungen eingegangen und aufgestelt. gegang fgest 8 A 11u“
reich und England in Krieg geriethen? Welcher große verheerende Krie — 8
in gutem Vernehmen bleiben. Man könnte eben so gut voraussetzen,
Wir beginnen mit der chemischen Fabrik in Oranienburg, Katalog Nr. 2001, deren früherer Besitzer, Kommerzien⸗Rath Dr. Hempel, bereits an den berliner Ausstellungen in den Jahren 1822 und 1827 Antheil genommen hat. Die Anstalt hat 3 Pracht-Exem⸗ plare eingesandt, Gruppen großer und schön gebildeter Krystalle von Alaun, blausaurem Kali und Kupfer⸗Vitriol, welche die Anerkennung
der Sachverständigen, wie auch die Bewunderung der Laien, mit vol⸗
lem Recht verdienen. Sämmtliche Fabrikate dienen sowohl zur Dar⸗ stellung von Farbewaaren, als auch zum Färben und zum Zeugdruck.
Blausaures Kali ist namentlich ein Haupt⸗Produkt der Anstalt, es
wird in bedeutenden Massen gefertigt. Außer diesen ist auch noch ein Brod Salmiak eingesandt worden. 8 8
Die größte Anzahl chemischer Präparate, theils für Chemi⸗ ker und Apotheker, theils auch für technische Anwendung, hat der Besitzer der chemischen Fabrik in Schönebeck, Kommerzienrath Her⸗ mann, Kat. 765, ausgestellt. Die Erzeugnisse dieser Anstalt er⸗ freuen sich allgemeiner Anerkennung und haben sich längst einen Weg selbst in fremde Länder gebahnt. Die Sammlung der eingesendeten Gegenstände beläuft sich auf 86, von denen einige der Anstalt eigen⸗ thümlich sind. Von den chemischen einfachen Substanzen nennen wir: Brom, die Metalle Kalium, Natrinm, Kadmium, von denen die letzteren in Deutschland nur in Schönebeck dargestellt werden. Außer diesen sind verschiedene Salze, Säuren, mineralische und organische, Metall⸗ Präparate von Blei, Eisen, Kupfer, Quecksilber, Spießglanz, Kadmium, Chrom, Uran, Zinn, Zink, Wismuth u. a. m. vorhanden. Be⸗ sonders namhaft gemacht zu werden verdiente: Schwefel⸗Kohlen⸗ stoff, glasige Phosphorsäure, Gallussäure, Cyankalium, Eisenalaun, kohlensaures Natron von 80 und 100 pCt. Gehalt u. a. m.
Zunächst zeichnet sich durch Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse und ausgewählte Exemplare die chemische Fabrik von Kunheim u. Comp., hierselbst aus, Kat. 371. Unter denselben sind einige Produkte, die von dieser Anstalt theils allein, theils in vorzüglicher Form dargestellt worden sind, z. B. Antichlor, ein Mittel, um die Ueberreste des vom Bleichen des Papierzeugs herrührenden Chlors zu tilgen und so jede Spur Säure aus demselben zu entfernen. Schwefelsaure Thonerde in dichter Form, ein Salz, welches in vielen Fällen mit Nutzen den Alaun (schwefels. Kali † schwefels. Thonerde) ersetzen kann; Zinn⸗ chlorid (nicht Zinnsalz) für Färber in großen Krystallen; sogenanntes Pinksalz (ein für den Zeugdruck bestimmtes Zinnpräparat); Chrom⸗ chlorid für den Zeugdruck. In schönen Krystallen ist rothes blau⸗ saures Kali, zweifach chromsaures Kali, salpetersaures Bleioxyd ge⸗ liefert worden. Im Ganzen sind 36 Artikel, worunter mehrere Flüssigkeiten, ausgestellt, und eine Gruppe Alaunkrystalle, ein Kreuz 82 — Pinksalz hat ferner Heyl u. Comp. (378 des Kat.) geliefert.
Alaune haben eingesendet: Die Königl. Alaunwerks⸗Ver⸗ waltung in Schwemsal verschiedene Sorten (733); Mohl u. Comp. zu Friesdorf bei Bonn (1012); Bleibtreu zu Alaunhütte bei Bonn (1013). Letzterer hat einen großen cylindrischen Block ge⸗ sendet, in welcher Form der Alaun am Rheine in den Handel kommt. Sämmtliche Werke haben auch ihre Alaunerze, Zuschläge, rohe Pro⸗
dukte zur Veranschaulichung des Stufenganges der Gewinnung mit
beigelegt. Das Werk von Schwemsal hat außerdem noch einen neuen Artikel, schwefelsaure Thonerde, in Krystallen und dicht dargestellt, beigefügt.
Die Halberstädter Actien⸗Gewerbe⸗Anstalt (768) hat
zwei verschiedene Sorten Bleizucker ausgestellt; Wesenfeld u. Comp.
in Barmen (1052) Chlorkalk von 125“0 nach Gay⸗Lussac, 3
Sorten Soda, von 33,95 und 99 ½ pCt., Aetznatron, salpeters. Blei / 3 1
oxyd u. a. m., im Ganzen 10 verschiedene Erzeugnisse.
Soda und Aetznatron sind ferner auch von Matthes und We⸗ ber in Duisburg (1106) ausgestellt worden, so wie von Engelke u. Comp. zu Neusalzwerk bei Minden, (1309) Bittersalz, Glaubersalz, chwefels. Magnesia, schwefels. Natron u. a. m., im Ganzen 6 Arti⸗ kel. Von Kemna in Barmen (1057) rothes blaus. Kali und 2 Töpfe Indigokarmin. b 1“
Curtius in Duisburg (1104) hat chemisch reinen Eisenvi⸗ triol eingesendet, für Färber und Zeugdrucker anwendbar. Von Adam in Rennweg bei Nürnberg (1370) blausaures Kali, von sattgelber Farbe und in schönen Krystallen, rothes blausaures Kali, Berlinerblau, mehrere Merkurialien, Zinnsalz und Glaubersalz.
Von Seewald und Sohn, in Hochholz (1412) blausaures Kali, verschiedene Merkurialien, unter Anderem sehr lockeres weißes Präcipitat, eine Probe Phosphor.
Dilchert (1356) hat 3 Sorten Kupfer⸗ und eine Sorte Eisen⸗ Vitriol und Alaun gesendet.
Ernst in Mkt. Einersheim (1362) Lactucarium (eingetrockneter Milchsaft von Salat) in 3 Sorten und Lactucin; von Job Stuttgart (1533) einen großen Pokal mit schön weißem schwefelsauren Chinin aus China Calisaya dargestellt, beide für Apotheker. Letzter Gegenstand wird in bedeutenden Massen in Deutschland einzig in der genannten Anstalt für das In⸗ und Ausland gefertigt.
Die chemische Fabrik von Chur und Söhne in Hall und Oedendorf (1512) hat Chlorkalk von 103“ nach G. L., rohe Soda von 40, gereinigte von 90 pCt., Glauber⸗ und Bittersalz, Alaun, Eisen-Vitriol und Knochenleim eingesandt.
Pfeiffer und Schwarzenberg zu Rinkenkuhl bei Groß⸗ Almerode (1731) 8 Gläser Chemikalien: Chlorkalk von 119° G. L., krystallisirte Soda und wasserfreie von 90 pCt., Glaubersalz, eisen⸗ feüen Alaun in schönen Krystallen, Chlorkalium, Salz und Schwe⸗ elsäure.
Renken, Sohn, Besitzer der Seesaline zu Wangeroog an der Nordsee (1832), zwei Pröbchen Kochsalz, Bittersalz und Brom.
Roeßler in Frankfurt a. M. (1750) eisenfreien Kupfer⸗Vitriol, feines Gold und Silber nebst 3 Flaschen Gold⸗, Silber⸗ und Kupfer⸗ Auflösung zum Gebrauch bei galvanischen Vergoldungen ze.
Bürckle zu Groß⸗Heppach (1524) arsenikfreie Faßschwefel⸗ schnitte, mit und ohne Zusatz von Gewürz zum Ausschweseln der Weinfässer.
Pauli in Karlsruhe (1535) ein kleines Brod Salmiak und ein Kreuz aus blausaurem Kali.
Arsenikalien, weißes, gelbes und rothes Arsenikglas sind von der Königlich sächsischen Administration des Arsenikwerkes Ehrenfrieders dorf (1567) eingegangen 6 verschiedene Proben; von Schneeberg in Sachsen; desgleichen aus Schlesien von den Arsenikwerken zu Rei⸗ chenstein bei Glatz und von Altenberg, nebst den Erzen (Arsenikal⸗ kies) und Nebenprodukten.
IV. Komestibilien, Mehl, Gries, Stärke, Pfeffer⸗ kuchen, Bisquit, Konditoreiwaaren ze.
Nr. 359. Präparirtes Gerstenmehl. Dies seit mehreren Jahren für Brustkranke zu leicht verdaulichen und nahrhaften Suppen empfohlene Präparat liegt nur in einer einzigen Probe vor und zwar von Frau Seger geb. Würst in Berlin eingesandt.
Nr. 360 und 379. Bisquit de Rheims. Der vermehrte Genuß des Champagners hat das dabei beliebte Backwerk auch bei uns einheimisch gemacht. Dasselbe ist in guten Proben von Kunz und C. Schulz in Berlin ausgestellt.
Nr. 373. Gerstenmalz. So sehr die Brauereien, nament⸗
1919 haben, so ist das Grund⸗Material doch nur durch eine Prohbe ver⸗ treten. Der Brauerei⸗Besitzer Pfleiderer in Berlin hat dieselbe ausgelegt, und man darf wohl aus der guten Beschaffenheit seines Malzes auf ein empfehlenswerthes Bier schließen.
Nr. 636, 915, 987, 1330 ꝛc. Weizen⸗ und Roggen⸗ mehl. Die Umgestaltung der Mahlmühlen in Bezug auf Erzielung eines nicht nur feineren, sondern auch dauerhafteren Mehles hat die Ausstellung mit mehreren Proben dieses Gewerbzweiges in größeren und kleineren Quantitäten versehen. So hat Gauzel, Vorsteher des Etablissements der Königlichen Seehandlung zu Thiergarten bei Ohlau in vier Fässern zwei Sorten Weizen⸗ und zwei Sorten Rog⸗ genmehl nebst einer Probe Gries eingesandt. Desgleichen sehen wir von dem Mühlen⸗Besitzer Schenk zu Erfurt (636) zwei Proben grobes und feines Weizenmehl; von Gru nau (987) Roggen⸗ und Weizenmehl; serner von dem Mühlen⸗Besitzer Erich in München viele Proben von Weizen⸗ und Roggenmehl, so wie von Gries und Kleie und schwerem bayrischen Roggen und Weizen ausgelegt. So⸗ wohl die Mehle des Herrn Schen k, wie die des Herrn Erich, sind auf den neuerlich erfundenen Walzmühlen gemahlen. Außerdem sin⸗ den wir auch noch von Kohlbach (2006) auf Neu⸗Mühle bei Alt⸗ Ruppin Roggen⸗ und Weizen⸗ Dauermehl auf einer amerikanischen Mühle gemahlen. Sämmtliche Proben zeigen den günstigen Einfluß, den die neunere Umgestaltung der Mühlen auf die Mehlerzeugung ge⸗ habt hat.
Nr. 746. Graupen. Dieser bedeutende Consumtions⸗Artikel ist minder reichlich vertreten; doch hat Brückner und Comp. in Kalbe an der Saale dreizehn Schachteln mit Graupen von der feinsten bis zur mittelgroben Nummer eingesandt. Alle Sorten empfehlen sich durch Klarheit und sorgfältige Schleifung.
Nr. 700. Nr. 1826 ꝛc. Weizenstärke. Auch diesen Artikel hat das allseitige Bestreben nach Vervollkommnung nicht zurückgelas⸗ sen, obschon der Verbrauch desselben gegenwärtig ein weit geringerer ist, als er vor 50 Jahren war. Die Weizenstärke tritt also jetzt in ganz anderer Gestalt auf, als früher. Beweise davon liefern die ausgestellten Proben von Berendt in Halle, Knoblauch u. Co. un Magdeburg und Claaßen in Hannover. Da die Absonderung des Klebers von der Stärke bei der Stärkefabrication nicht nur mög⸗ lich ist, sondern auch in den französischen Stärkefabriken bereits seit längerer Zeit geschieht und von großem Einfluß auf die bessere Be⸗ schaffenheit der Stärke als solche ist, so wäre es zu wünschen gewe⸗ sen, wenn die Herren Fabrikanten gleichzeitig auch den gewonnenen Kleber eingesandt hätten, da diese Substanz mancher schätzbarer Eigenschaften wegen bereits zur Nutzanwendung gebracht ist.
Nr. 742. Nr. 1420 ꝛc. Kartoffelstärke und Fabrikate daraus. Daß sich die Kartoffel als Weltfrucht nicht nur zu den mannigfachsten Consumtions⸗Artikeln hergeben muß, sondern auch dazu geschickt ist, davon liefern die in 22 Proben ausgestellten Fabrikate von Knoblauch u. Co. in Magdeburg und Lohburg den Beweis. Wir sehen unter diesen Fabrikaten die verschiedensten Sorten Sago, sogar den natürlichen Kunst⸗Sago oder künstlichen Natur⸗Sago in Stücken, braun und weiß, ferner Gries, Arrowroot, Gummi, Dextrin und Syrup. Nicht minder hat Sattler in Schweinfurt neben vie⸗ len anderen Gegenständen die Ausstellung mit einem reichen Sorti ment von Fabrikaten aus Kartoffelstärke, worunter, außer Proben des Grund⸗Materials, viele sich empfehlende Sago⸗Sorten, bereichert.
Nr. 648. Fabrikate aus Weizen⸗ und Mais⸗Mehl. Der Vorrang, den die italienische Nudel⸗Fabrication bisher gehabt hat, dürfte durch eine Einsendung von Maccaroni, Vermicelli, Faden⸗ und Façon⸗Nudeln von Kuehlewein in Erfurt ernstlich bestritten werden. Denn so weit eine äußere Anschauung hinreicht, geben die von dem genannten Fabrikanten aufgelegten Proben den italienischen nichts nach, und die eingelieferten Maccaroni und Vermicelli brauchen sich nicht zu schämen, mit den deutschen Faden⸗Nudeln einen und den⸗ selben Ursprung gehabt zu haben.
Nr. 851, Nr. 859, Nr. 1371 ꝛc. Pfefferkuchen. Wenn Roggen⸗ und Weizen⸗Mehl, zu gewöhnlichen Backwaaren verarbeitet, sich nothwendigerweise einer öffentlichen Darlegung entziehen, so haben wir doch beide Materialien in höherer Entwickelung als Pfefferkuchen vor uns. Leider aber ist die fast zur Kunst⸗Industrie emporgestiegene Pfefferkuchen⸗Bäckerei nur durch sogenannte Pracht⸗Exemplare reprä⸗ sentirt. So haben die Herren Fiebiger und Hirte in Görlitz zwei verzierte große Pfefferkuchen eingesandt, die aber, wie groß sie auch sind, doch von zweien gebornen Berlinern hinsichtlich der Größe total geschlagen werden. Von diesen beiden Riesen hat den einen Hildebrandt (1971), den anderen Wagner (1973), vormals Ka⸗ simir, fabrizirt. Aber auch Nürnberg, längst wegen seiner Lebkuchen berühmt, ist nicht zurückgeblieben. Merklein vertritt mit einem gro⸗ ßen nürnberger Lebkuchen, versehen mit dem Stadtwappen, die dor⸗ tige Pfefferküchelei. Ueber den wahren inneren Werth obiger Be⸗ strebungen muß jedoch so lange jedes Urtheil schweigen, bis die Zunge als kompetente Richterin auftritt. — Aus Thorn, der berühm⸗ ten Pfefferkuchenstadt, ist nichts eingegangen.
No. 383, No. 358, No. 488, No. 1518, No. 1740 ꝛc. Kon⸗ ditorei⸗Waaren. Unter diesen zeichnen sich durch gefälliges Aeußere, denn von diesem kann vorläufig nur die Rede sein, die von Fuchs in Berlin aufgestellten Gegenstände aus. Es sind dies na mentlich mit Zucker getrocknete und eingemachte Früchte, zierliche Dragee⸗Figuren, in deren Modellirung Fuchs sich längst schon aus⸗ gezeichnet hat. Gewöhnlichere Konditor⸗Waaren hat Scharmach in Königsberg in Preußen ausgestellt, bei denen die Bonbons leider abgestorben sind. Ferner sind plastische Darstellungen in Zuckermasse von Müller in Berlin, Wagner in Berlin, Einem in Berlin und den Gebrüdern Bauer in Biberach ausge⸗ stellt. Das Werk der Letzteren ist als Zuckerwerk großartig zu nennen. Es stellt nämlich den kölner Dom in seiner Vollendung dar, und ist aus einer von den Gebrüdern Bauer eigens erfundenen Masse, in welcher der Zucker freilich wohl Nebensache sein mag, ge⸗ bildet. Das Ganze ist außerdem mit einer Uhr, welche schlägt und läutet, versehen. Dieselben Aussteller haben auch einen Rahmen mit sehr gut nachgebildeten Schmetterlingen eingeliefert. Endlich hat Heck, Konditor und Modelleur zu Diez an der Lahn, ziemlich große Traganth⸗Figuren und hübsch gebildete Marzipan⸗Figuren en relief ausgestellt. (Fortsetzung folgt.)
Handels- und Börsen-Uachrichten.
Berlin, 30. Aug. Die Börse war im Allgemeinen heute besser ge⸗ stimmt, doch haben sich die Course im Ganzen gegen gestern wenig ver⸗
a ndert. ö11““ 8 8
Marktpreise vom Getraide. inb b Berlin, den 29. August 1844.
Zu Lande: Weizen 1 Rthlr. 24 Sgr., auch 1 Rthlr. 15 Sgr. 7 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 6 Sgr. 4 Pf., auch 1 Rihlr. 1 Sgr. 2 Pf.; große Gerste 28 Sgr. 10 Pf.; Hafer 25 Sgr. 2 Pf., auch 20 Sgr. 35 Pf. Eingegan⸗ gen sind 46 Wispel 12 Scheffel. 8
Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr., auch 1 Rthlr. 27 Sgr. 7 Pf. und 1 Rthlr. 24 Sgr.; Roggen 1 Rthlr. 6 Sgr., auch 1 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf.; kleine Gerste 27 5 7 Pf., auch 22 Sgr. 10 Pf.; Hafer
lich die der Lagerbiere, sich in dem letzten Jahrzehnt anch vermehrt
23 Sgr. 1 Pf., auch 20 Sgr. 9 Pf.; Erbsen (schlechte Sorte) 1 Rthlr. 9 Sgr.
7 Pf., auch 1 Rthlr. 7 Sgr. 2 Pf. Eingegangen sind 1801 Wispel
11 el. Mittwoch, den 28. August 1844.
Das Schock Stroh 6 Rthlr., auch 5 Rthlr. 15 Sgr. Der Centner Heu 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 20 Sgr.
Branntwein⸗Preise.
Die Preise von Kartoffel⸗Spiritus waren am 24. August 15 ½ Rthlr., am 27. Augnst 15 ½ — 15 ½ Rthlr. und am 29. August d. J. 15 ½ — 15 Rihlr. (frei ins Haus geliefert) pr. 200 Quart 4 54 % oder 10,800 ℳ% nach Tralles. Korn⸗Spiritus: ohne Geschäft.
Berlin, den 29. August 1844.
UILo II1a H71n1] ““ E Den 30. August 1844.
Pr. Cour. wG 8 Fonds. ctien. — Geld. ’ (eld. Gem.
St. Schuld-Sch. 3 ½ 191 100 ¼ [Bel. Potsd. Eisenb. 5 Prämien-Scheme do. do. Prior. Obl. 4 d. Seeb. à50 r7. — 90 89 ½ [Ml.d. Lpz. Eisenb. — 190 Kur- u. Neumärk. d0. d0. Prior. 0LI. 4 103 ¼ Schuldversehr. 3 ½ 100 ¼1 — (HBrl. Anh. Eisenb. — 148 ¼ Berliner Stadt- do. do. Prior. Obl. 4 103 OLlgationen 3 ½ 101 - [Düuas. EIb. Bisewmb. 5] 88 ½ Danz. do. in Th. — 48 — sdo. do. Prior. 01,1. 4 98 Westpr. Pfandhbr. 3 ½ 100 ½ — Rbein. Eisenb. 5 79 Grossh. Pos. do. 4 — 104 ao. Jo. Prior. 0u.d. 4 97 ⁄¼1 do. do. 3 ½ 99 ½ — do. v. Staatgarant. 3 ½ — Ostpr. Pfandbr. 3 8 102 [Bel. Frankf. Eisub. 5 1 10 ½ Pomm. do. 3 ½ 100 ½ do. do. Prior. Obl. 4 — Kur- u. Neum. do. 3 ½ — 0b.-Schles. Eismnb. 4 115 Schlesische do. 3 ⅔ 100 ½¼ do. Lt. B. v. eingen. — 108 — B.-St. B. Lt. A.u. B. —119 ¼ Gold al marco. 4 — Magd.-Halbst. Eb. 4 111 Friedrichsd'or. — 3 ¼ Rrel.-Schw.-Frb. E. 4 — Aud. Gldm. à 5 Th. — 40. d0. Proor. 0b.l. 4 1022 8 Disconto. — Bonn-Kölner Esb. 5 130 ½ 85
eawt 1 8 8 Sn. Auswirtige Bönasehh.
Amsterdam, 26. Aug. Niederl. wirkl. Sck. 61 77. 5 % 40. 99 ½. 5 % Span. 19 ½. 3 % do. 33 ½. Pass. —. Ausg. —. Zinsl. —. Preuss. Pr. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 109. 4 % Russ. Hope 90 ¼.
Frankfurt a. M., 27. Aug. 5 % Met. 112 Be. Bank-Actien p. ult. 1959. Hayr. Bank-Actien 724 G. Hope 88 ⅞. Süegl. 89 Br. Int. 60 996. Polv. 300 FI. 95 ¼. 4o. 500 Fl. 95. 40. 200 Fl. 28 ¼.
HIIamburg, 28. Aug. Bank Actien 1630. Fugl. Russ. 113 ½.
London. 24. Aug. Cons. 3 % 98 ½¼. Ard. 22 ¼. Pass. 5 ¼. Ausg. Sch. 12. Int. 61 ¼. 5 % 100 ½. Port. 41. Bras. 83 ½. Mex. 35 Peru —.
Petersburg, 23. Aug. Lond. 3 Met. 38 7. Hamb. 34 3%1. Paris 409. Poln. 300 Fl. 91 „. do. 500 Fl. 89 ½. de. 200 Fl. 27 ½.
Wien, 26. Aug. 5 % Met. 110 ½. 4 % 100 ¼. 3 % 76 ¼. Bank-Actien 1600. Aml. de 1834 150. de 1839 126 ⁄. Nordb. 141. Gloggn. 110. Manl. 108. Livorn. 111¾.
Aunfruf zur Wohlthätigkeit.ß
Die durch beispiellos anhaltende Regengüsse angeschwollenen Ströme verursachten, in Verbindung mit dem durch fortgesetzte Weststürme aufge⸗ regten kurischen Haff, von den ersten Tagen des Juli ab eine jetzt noch dauernde Ueberschwemmung der hiesigen uneingedeichten Niederungs⸗Gegend, wodurch die Einwohner von 28 zum Theil sehr großen Ortschaften buch⸗ stäblich des ganzen Ertrages ihrer nur aus Wiesen und Gemüse⸗Gärten bestehenden Ländereien beraubt worden sind. Durch den Orkan im Dezem⸗ ber v. J., welcher, die Wehrdämme des Haffs durchbrechend, eben jene Ge⸗ semn allen — mit den größten Verlusten verbundenen — Schrecken des ent⸗ esselten Elements preisgab, in ihrem Wohlstande auf das tiesfste erschüt⸗ tert, sind die aus 7779 Seelen bestehenden Einwohner jener Ortschasten durch die jetzige beispiellos anhaltende Ueberschwemmung aller Mittel zur eigenen Ernährung und zur Erhaltung des ihren Wohlstand begründenden Viehstandes beraubt.
Schon jetzt wird der Mangel der sonst aus den Gärten entnommenen Nahrungsmiltel drückend fühlbar, obwohl Fischerei und öffentliche Arbeiten Vielen noch Hülfsmittel bieten, für die Winter ⸗Monate aber liegt die Er⸗ haltung jener Unglücklichen lediglich in der Hand edler Menschenfreunde.
Die Unterzeichneten, welche bisher dem hier seit mehreren Jahren mit Erfolg bestehenden Hülfs⸗Verein vorgestanden, dessen Fonds aber durch die Unglücksfälle des Dezembers völlig erschöpft sind, wenden sich demnach ver⸗ trauend an den vielbewährten Wohlthätigkeitssinn ihrer Mitbrüder und bit⸗ ten um Beiträge zur Steuerung jener gränzenlosen Noth, indem sie sich zur gewissenhaftesten Verwendung derselben, zur Unterstützung und Aufhülfe, je nach den Verhältnissen der Nothleidenden, verpflichten, die eingehenden Be⸗ träge aber durch die öffentlichen Blätter bekannt machen weden.
Labiau, den 13. August 1844.
(gez.) von Negelein, Landrath.
Huwe, Puttrich, Superintendent. Dom. Rentmeister.
Berichtigung. In Nr. 240 der Allg. Preuß. Ztg. S. 1309, Sp. 2, Z. 49 v. u. statt „Fortschritt“ zu lesen: Fortdr
Königliche Schauspielt.
Sonnabend, 31. Aug. Der Zeitgeist, Possenspiel in 4 Abth., von E. Raupach. Hierauf: Der verliebte Dorfschneider, Divertisse⸗ ment in 1 Akt, von T. Stullmüller.
Sonntag, 1. Sept. Marie, oder: Die Tochter des Regimen
In Charlottenburg: Minna von Barnhelm. 8
Montag, 2. Sept. Egmont. 8
Königsstädtisches Theater.
Sonnabend, 31. Aug. Zum erstenmale: Susettens Aussteuer, oder: Der Graf und der Viehhändler. Bild aus der Revolutionszeit mit Gesang in 4 Abtheilungen, von Dinaur und Lemoine. Dem Französischen nachgebildet von Malten. Musik komponirt und arran⸗ girt von B. Stiegmann.
Sonntag, 1. Sept. Der Alpenkönig und der Menschenfeind. (Herr Kottaun, vom Kaiserl. privilegirten Theater in der Josephstadt zu Wien: Habakuk, als letzte Gastrolle.)
Montag, 2. Sept. Zum erstenmale wiederholt: Susettens Aussteuer, oder: Der Graf und der Viehhändler. “““ S t
1 Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei. 8 1 8““ u“]