1845 / 310 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Truppen⸗Abtheilung während der Friedensformation die erforderliche

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1 nur successive vom 1. November bis 1. April, zu den Waffen⸗

evident zu haltenden Reserve⸗Mannschaften an Offizieren, Unteroffi⸗ zieren und Spielleuten auf ungefähr 800 Mann sich belaufen, so daß beide Abtheilungen zusammen den vorschriftsmäßigen Stand von 4000 Mann erfüllen, welchen Sachsen vertragsmäßig zu stellen hat. Zum Uebertritt in die Kriegs⸗Reserve sollen nur diejenigen Mannschaften verpflichtet werden, welche bei dem Erscheinen des Gesetzes ihre sechs⸗ jährige Dienstzeit in der aktiven Armee noch nicht beendigt haben. Mit diesen Grundzügen der Gesetzvorlage erklärt sich die Deputation in ihrem Bericht einverstanden und hat außer einigen Bemerkungen zu einzel⸗

vorgeschlagen. Nach Vorlesung des Deputationsberichts entspann sich eine mehr auf das Rekrutirungs⸗Gesetz im Allgemeinen gerichtete De⸗ batte, welche Secretair von Biedermann mit dem Wunsch eröff⸗

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scheidung des Looses, da dieses keinen Schein von Parteilichkeit auf⸗ kommen lasse; in eben diesem Sinne sprach sich der Kriegs⸗Minister von Nostitz⸗Wallwitz aus, da er der Meinung sei, daß der Nummer⸗ tausch bei der Losung „nur zu einem Handel und Kaupeleien unter jungen Leuten führen“ werde, die Erweiterung der Freiheit der Rekrutirungs⸗

zur Erreichung die etwas freierer Spielraum gewährt und der

Kommissionen aber leicht Mißtrauen erwecken könne. 1 Posern stellte den Antrag, daß das Gesetz die Freilassung der ein⸗

sich die sächsische Regierung nicht für die Formirun der Kriegs⸗Re⸗ serve in eigene stehende Truppen⸗Corps, sondern dafür erklärt: jeder

Anzahl von Reserve⸗Mannschaften von den ausgedienten Leuten mit der Bestimmung beizugeben, daß diese zwar einen Theil der bewaffneten Macht bilden, jedoch im Frieden ständig beurlaubt und nur 14 Tage lang in jedem Jahre, und zwar zur möglichsten Schonung der Gewerbe

Uebungen einberufen werden sollen. Die Zahl dieser ständig beur⸗ laubten Mannschaften soll aus 3228 Unterossizieren und Gemeinen bestehen, dagegen die Zahl der bei der aktiven Armee präsent oder

nen Theilen des Entwurss keine wesentlichen Abänderungen oder Zusätze

nete, daß dieses Gesetz, um bei seiner sonstigen Vortrefflichkeit noch wohlthätiger zu wirken, einige Nachhülfe in Hinsicht au Exemtionen erhalten, und daß der blinde Einfluß des Looses auf diese für das ganze bürgerliche Leben eines Menschen so wichtige Angelegenheit ge⸗ schwächt werden möge; er stellte in dieser Beziehung den Antrag, daß ses Zwecks den ein

ummertausch bei der

Losung gestattet werde, welcher Antrag zahlreiche Unterstützung fand. Prinz Johann erklärte sich gegen denselben und war für die Ent⸗

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Herr von

zigen Söhne der Familien als Regel aufstellen möge, da hierdurch in im Lande allgemein gehegter Wunsch befriedigt werde. Dr. Cru⸗ ius wünschte die sechssährige Dienstzeit in eine fünfjährige vermin⸗ ert zu sehen und stellte im Laufe der Debatte einen förmlichen An⸗ trag hierauf, der jedoch nur von zwei Mitgliedern der Kammer (Dr. Großmann und Bürgermeister Ritterstädt) unterstützt wurde. Diese Ansicht bekämpfte der Kriegs⸗Minister von Nostitz⸗Wallwitz, der hervorhob, daß eine solche Herabsetzung der Dienstzeit jährlich eine Meohraushebung von 500 Mann nothwendig mache; er glaube aber, daß diese dem Lande nachtheiliger sein werde, als wenn die in die Armee einmal eingereihten Mannschaften statt der beantragten fünf Jahre noch ein sechstes dienen müßten, zumal da sie in der Regel während des letzten Jahres wenig unter den Waffen ständen, sondern beurlaubt würden. Auch Vice⸗Präsident von Friesen trat dieser Ansicht bei. Graf von Hohenthal⸗Püchau und Freiherr von Schönberg⸗ Bibran sprachen für Einrichtung und Ausdehnung eines allgemei⸗ en deutschen Landwehr⸗Systems und hofften von diesem besonders uch Verminderung der durch die stehenden Heere dem Volke aufer⸗ legten Lasten. Da jedoch der Regierungs⸗Kommissar, der Kriegs⸗ Minister von Nostitz⸗Wallwitz, Prinz Johann und der Re erent, Vice⸗ Präsident von Friesen, erklärten, daß es nicht rathsam erse einen könne, hier über die Gesetz⸗Vorlage hinauszugehen und Anträge zu stellen, welche auf stehenbleibende Abschnitte des Gesetzes vom 26. Oktober 1834 Bezug hätten, und daß diese Anträge, die die Berathung des Gesetz⸗ Entwurfs nur verzögern, den Geggenstand selbst verrücken würden, besser in Form besonderer Petitionen einzureichen sein würden, so nahmen Secretair Freiherr von Biedermann und von Posern ihre Anträge mit Zustimmung der Kammer wieder zurück, und die all⸗ gemeine Debatte wurde für geschlossen erklärt, worauf man zur Be⸗ rathung der einzelnen Paragraphen der Gesetzvorlage überging.

Koöönigreich Hannover. Das Königl. Finanz⸗Ministerium macht bekande daß 8. einer von dem Kaiserl. ruffischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten am 30. August d. J. ausgestellten Erklärung in allen russischen Häfen die hannoverschen Schiffe und deren Ladungen von den durch den Kaiserl. Ukas vom 19. Juni d. J. eingeführten Differenzial-Abgaben befreit sind und sowohl rücksichtlich der Schiffs⸗Abgaben als der Waaren⸗Zölle den russischen Schiffen und deren Ladungen ganz gleich behandelt werden sollen.

Großherzogthum Baden. Am 31. Oktober wurden in Baden die Säle des Conversationshauses für dieses Jahr geschlossen. Bis dahin waren seit dem 1. April d. J. 32,083 Badegäste dort

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Baben a 2460, im Jahre 1825 schon 7767 und 1835 bereits 15,513 Badegäste; in den letzten zehn Jahren hat sich, wie man steht, die Bade⸗Frequenz dort mehr als verdoppelt.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 30. Okt. Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfürstin Helene von Rußland ist am Montag Abend in Begleitung ihrer bei⸗ den Töchter hier angekommen. Gestern Nachmittag wurde Ihre Kaiserl. Hoheit von Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin, der Kaiserin⸗Mutter, Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzog Franz Karl sammt Gemahlin, dem Erzherzog Albrecht und dem Staats⸗Kanzler Fürsten von Metternich besucht. Die Großfürstin wird am nächsten Sonntag Wien wieder verlassen. 1 b Die Vermählung Sr. K. Hoheit des Erbprinzen von Lucca mit Mademoiselle von Rosny, Tochter der Herzogin von Berry, wird am 10. November hier stattfinden und das hohe Paar gleich darauf nach Lucca abreisen. 3

Der Staats⸗ und Konferenz⸗Minister, Graf von Fiequelmont, ist vor einigen Tagen von Italien zurück hier eingetroffen.

Mit Ausnahme des französischen Gesandten, Grafen Flahaut, welchen man am 10ten des nächsten Monats hier erwartet, und des englischen Botschafters, Sir Robert Gordon, welcher erst im Monat Januar des künftigen Jahres hierher zurückkehren wird, ist das hie⸗ sige diplomatische Corps nunmehr vollständig.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. Okt. Ihre Majestät die Kaiserin hat ein Exemplar des vom Kollegien⸗Assessor Puschkarew verfaßten Werkes: „Geschichte der Kaiserlich russischen Garde“, entgegenge⸗ nommen und dem Verfasser ihr hohes Wohlwollen bezeigen lassen.

Denjenigen Zöglingen des gatschinaschen Waisen⸗Instituts, welche auf der Universität von St. Petersburg auf Kosten des Erziehungs⸗ hauses studirt und den vollen Lehrkursus vollendet haben, sollen, laut Kaiserlicher Verordnung, gleich den von der moskauer Universität und der medico⸗chirurgischen Akademie als Aerzte entlassenen, zu ihrem Unterhalt, bis zur Anstellung im Dienste, jedoch nicht über zwei Jahre, 200 Silber⸗Rubel jährlich aus den Einkünften des Erziehungshauses ertheilt und diese Zöglinge der Verpflichtung, sechs Jahre auf Be⸗ stimmung der Obrigkeit zu dienen, entbunden werden.

Zur Belohnung der ausgezeichneten wissenschaftlichen Leistungen des Ehren⸗Mitgliedes der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Herrn Murchison, im Fache der Geologie, und in Rücksicht der viel⸗ jährigen, von ihm persönlich an Ort und Stelle in Rußland und in verschiedenen Gegenden des europäischen Festlandes ausgeführten Un⸗ tersuchungen, welche diese Wissenschaft mit den Ergebnissen neuer Beobachtungen bereichert haben, hat Se. Majestät befohlen, demsel⸗ ben die Rechte eines ordentlichen Akademikers zu ertheilen und ihn von diesem Tage an als im wirklichen Dienste bei der Akademie der Wissenschaften stehend zu betrachten. 1

Der Herzog von Leuchtenberg hat während eines zweitägigen Aufenthaltes in Nischnij⸗Nowgorod den dortigen Markt besucht, so wie andere Sehenswürndigkeiten in Augenschein genommen, auch einen von der adeligen Versammlung veranstalteten Ball mit seiner Ge⸗

enwart beehrt, und dann am 9. September seine Reise auf der sbölrischen Straße fortgesetzt.

Am 23ͤsten d. brach in dem Mittelgebäude der alexandrowschen Kron⸗Gußeisenfabrik Feuer aus und theilte sich rasch den Neben e⸗ bäuden der Fabrik, wo sich die Werkstätten, die Niederlagen und die Dampfmaschinen befanden, mit. Mit Hülfe der aus der Stadt her⸗ beigebrachten, so wie einiger der Fabrik gehörigen Spritzen, gelang es, die linke Seite der Werkstätten unversehrt zu erhalten; auf der rechten Seite jedoch verbrannten die Decken und mußte das Dach abgedeckt werden. Der angränzende Flügel, der als Niederlage dient, und in welchem sich alle für die moskauer Eisenbahn bestimmten Lokomotiven befinden, so wie die in großer Gefahr schwebenden Dampfmaschinen und mehrere andere aus England verschriebenen kostbaren Maschinen, erlitten nicht die geringste Fet begans⸗ Das Mittelgebäude jedoch mit seinen Gewölben und seiner Kuppel, deren gußeiserne Bogen vor der Heftigkeit des Feuers schmolzen, brach zusammen. Um 9 ½ Uhr Abends war das Feuer gelöscht; von der Spritzenmannschaft haben mehrere bei dem Löschen Brandwunden und Quetschungen davon⸗

etragen. 1 ur Verpflegung der Privat⸗Bauerschaften im illuxtschen Kreise in Kurland sollen 11,300, für die im friedrichstädtschen 3000 Tschet⸗ wert Roggen Mitte Oktober geliefert werden. In Jacobstadt stei⸗ gen die Preise. Der Mangel an Vorräthen erregt die ernstesten Besorgnisse. Von den umliegenden Gütern wird nichts zur Stadt gebracht, und die Mregichken einer Anfuhr von entfernteren Punkten war bis Anfang Oktobers noch nicht beschafft. In Grobin ist kein Getraide für die nächsten Monate mehr vorräthig, und es sind daher die nöthigen Mittel ergriffen worden, um welches herbeizuschaffen. Auf Anordnung des Domainenhofes sollte zu Anfang Oktober die Lieferung von 5800 Tschetwert Roggen, die in verhältnißmäßigen

gewesen, 1875 mehr, als im vorigen Jahre. Im Jahre 1815 zählte

Theilen in dem mitauschen, bauskeschen, friedrichstädtschen, tuckumschen

bestimmten Magazinen aufgese

und goldingenschen Kreise in dazu tet ,— 9ealce besorgt werden. In Goldingen wird einem schlusse des Direktoriums der landwirthschaftlichen Gesellschaft; 17. September zufolge in diesem Jahre des Futtermangels und allgemeinen Noth wegen keine Thierschau abgehalten, sondern Prämienfonds verwahrt und die Zahlung der Beiträge zu demse einstweilen ausgesetzt werden. 3 Der Unterrichts⸗Minister, Wirkliche Geheime Nath von Uwa ist am 25sten d. M. von Warschau wieder 9 eingetroffen. 111“ I 8 1 Frankreich. Paris, 2. Nov. Wegen des gestrigen seeg. haben he die weisten Blätter gefeiert. Da es Sonntag ist, so blieb auch Börse geschlossen. Man trägt sich noch immer mit Gerüchten einer Aenderung im Kabinet: Soult, heißt es, wolle durchaus a hen; man sei nur verlegen, wen man ihm zum Nachfolger geben Die neuesten Berichte aus Algier gehen bis zum 25. Okth Es waren aber weder vom Marschall Bugeaud noch vom G Lamoricière weitere Meldungen zu Algier eingegangen. Bugeauh am 22. Oktober von Milianah nach Tiaret aufgebrochen; außer regelmäßigen Truppen begleitet ihn noch eine Schaar von 300 bischen Reitern; Tiaret ist ein befestigter Posten, den die Insurge seit einiger Zeit umzingelt halten. Was General Lamoriciere dem 16. Oktober vorgenommen hat, weiß man nicht; er wollte kanntlich Abd el Kader aufsuchen. In Paris ist das Gerücht Umlauf, Abd el Kader habe geäußert, 1200 seiner fanatischen hänger seien bereit, den Prinzen vom französischen Königshaufe, sie nach Afrika kommen sollten, so wie auch allen gegen die An im Felde stehenden Generalen, nach dem Leben zu trachten.

des Débats über die algierischen Zustände (s. das gestr. Bl— Allg. Preuß. Ztg.) Folgendes: „Das Organ des Kabinets sich die Mühe, dem Publikum eine erstaunliche Neuigkeit zu ven den: die Kolonistrung Algeriens ist keine leichte Sache; man darf nicht wundern, daß sie nach funfzehn Jahren noch nicht zu S. gekommen ist; es fällt auch schwer, die Araber zu unterwerfen; liegt in der Natur des Unternehmens, an der Berschiedenhen Volksstimme. Diese und ähnliche Gemeinplätze, die schon ein wisses Alter haben, entwickelt das konservative Organ mit sel Kühnheit, ohne sie gerade mit neuen Reizen auszuschmücken uns verjüngen. Wo hinaus will es damit? Die Folgerung ist

einfach. Die obere Leitung der Staatsgewalt, ihre Kir oder ihr Ungeschick, ihr festes Beharren oder ihr schwaches Nat ben, das sind Dinge, worauf es hier gar nicht ankömmt. Wenn so ist, so hat der Sieg am Jsly, so hat der Vertrag von T nichts genützt und nichts geschadet; ob Guizot einen Punkt in

rokko behauptet oder aufgieht, ist gleichgültig; nicht wichtiger ig

der Umstand, daß Bugeaud und Soult beständig streiten über Verwaltung Algeriens, über das beste Kolonisirungs⸗System, übe Kriegführung gegen die empörten Stämme. Kürnmert sich etwe el Kader um solche Erbärmlichkeiten? Fragt er danach, ob wir in Ma⸗ Einfluß haben? ob unsere Macht, im Kriege erlangt, sich durch entschlosseue Politik zu behaupten versteht? Das ärgerliche Zerwih zwischen Soult und Bugeaud, glaubt man wohl, es habe keinen fluß gehabt auf Abd el Kader's Bewegungen? Bugeaud, in

Anfall von übler Laune, verläßt seinen Posten um die Zeit des madans. Bestand nicht eine beklagenswerthe Eifersucht zwischen Marschall und den ihm untergebenen Generalen? Konnte sich der Emir nach Maßgabe dieser ihm wohlbekannten Verhältnise stimmen? In Folge einer unbegreiflichen Sorglosigkeit waren sere Truppen zerstreut. Statt ein wachsames Auge auf den zu halten, machte man Pläne zu Militair⸗Ansiedelungen. Bug⸗ hat an Alles gedacht, nur nicht an einen neuen Einfal Emirs. Man weiß, daß die Offiziere der Armee von P. über diese Blindheit klagten. Was will das aber bedeuten? A. Kader hat ja darum nicht weniger gefunden, daß wir unsere 8 von Mogador und am Isly benutzt haben; er hat sich gesagt,! lands Intervention könne ihm nicht helfen; es ist ihm unbekann blieben, wie die Kammer den Traktat von Tanger aufgenommen unsere ganze Politik, in der marokkanischen Angelegenheit so zend erprobt, hat ihm kein Licht aufgehen lassen. Endlich, so is gar nicht die Frage, ob sich eine Regierung weise und kräftig unklug und schwach zeigt; es handelt sich ganz allein von den q schen Sitten, die so verschieden sind von den unseren, und vof Zeit, die zu jeder neuen Einrichtung gehört. Wenn dem so ist möchten wir wohl wissen, wozu die Minister dienen und wozn deren haben. Dazu, so lautet der Satz, welchen man den Musz zu entwickeln, um Frankreich zu neuen Opfern vorzubereiten. Fran wird um so williger zahlen, als man es zeitiger belehrt hat, welche sprüche gemacht werden dürften. Dabei ist aber wohl zu heab daß die Verantwortlichkeit der Minister hierbei ganz aus dem bleibt. Liefert hunderttausend Mann nach Afrika, gebt jährlich dert Millionen; man wird Krieg führen mit den Arabern; man auch, wenn es sein muß, nach Marokko ziehen; wir haben dazu

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Prag, die Polka auf dem Odeon⸗Theater zu Paris. Man weiß, welchen Erfolg er hatte, und wie sich die Polka von da ab mit Telegraphenschnelle über alle Welt verbreitete. Zu den beliebtesten Tänzen dieses Genre gehört die Raab⸗Polka von Pixis, die von dem pariser Ballet zu dem unsrigen durch Hoguet unter dem Namen reFe verpflanzte, die Polken von Döhler, Litolff (der zujüngst unter Anderem eine höchst originelle und charakteristisch gefärbte „Vagabunden⸗Polka“ geschrieben), von Jo⸗ hann Gung'l, Josef Gung'! Doch, „Wer zählt die Völker, kennt die Namen?“ Das müssen wir nur noch erwähnen, daß unter sämmt⸗ lichen neüesten Tanz⸗Komponisten sich der Letztgenannte, Josef Gung'l, vorzugsweise hervorgethan hat, ein lieblicher und reichbegabter Komponist, der für Berlin der Mittelpunkt geworden, worin die im Geiste von Strauß reorganisirte Musik auf das erfreulichste zum Vortrag gebracht wird.

Johann Strauß besindet sich seit einiger Zeit persönlich unter uns und giebt in dem schönen Lokal des Herrn Kroll, das an Eleganz und Pracht kaum von einem anderen in Deutschland überboten werden möchte, jeden Abend mit seinem eigenen, von trefflichen Musikern besetzten Orchester und unter des Komponisten feuriger, etwas tanzbeweglicher Leitung starkbe⸗ suchte und mit allseitigem Beifall aufgenommene Konzerte. Außer den In⸗ troductionen kommen dabei fast nur Musikstücke von Strauß zum Vortrag, und die vorzüglichsten und beliebtesten darunter ziehen so an den Ohren der freudig horchenden Anwesenden in einer General⸗Revue vorüber, welche den befriedigendsten Genuß gewährt.

Der italienische Improvisator Giustiniani, schon von früher her in Berlin rühmlich bekannt, hat auch in dieser Saison ein paar öffentliche Proben seines seltenen und in der That erstaunenswerthen Talents abge⸗ legt. Wir haben hier keinen Naturalisten vor uns, der eben so viel Phan⸗ tasie besitzt, als nöthig, um durch schnelle Combinationen in aufgegebene Reime einen Sinn zu legen, sondern einen nicht nur poetisch be abten, sondern auch streng wissenschaftlich gebildeten Mann. G. improvisirt so⸗ wohl in seiner Landes⸗ wie in der sateinischen Sprache und S gerade in letzterer mit so großer Gewandtheit, daß er z. B. neulich ein ihm aus⸗ gegebenes Thema, „der Tod Cäsar's“, in so wohltönenden und metrisch so

vollendeten Hexametern löste, daß das Kennerauge unserer berühmten Gram⸗

matiker auch nicht einen Fehler an diesen aus dem Stegreif niedergeschrie⸗ benen Versen zu entdecken vermochte. in solcher Weise den Gradus ad

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eine merlwürdige Erscheinung: allein Herr Giustiniani weiß auch in die orm einen tieferen Gehalt zu legen, und die von ihm improvisirten lyri⸗ chen Dichtungen, z. B. in der letzten Soiree der Signora Alboni seine Apostrophe „II Canto“, sind bilder⸗ und ideenreich. Die Theilnahme für derartige Erscheinungen will sich indeß in unserem Norden nur schwach anlassen.

Er. Gegenwart ist nicht arm an hervorragenden Künstlern, und in die⸗ ser Residenz ist. man in der angenehmen Stellung, die meisten derselben persönlich kennen und je nach ihren Leistungen würdigen zu können. So sendet uns Paris so eben Herrn Vivier zu, der nicht nur erster Hornist bei der dortigen großen Oper, sondern, nach dem Urtheile Meyerbeer's, der erste jetzt lebende Horn⸗Virtuos überhaupt ist. „Herr Vivier“, äußert unser General⸗Musik⸗Direktor u. A., „hat es auf dem Horn zu einer Vollendung des Spiels gebracht, worin ihm bis jetzt Niemand gleichgekommen. Nicht nur steht derselbe hinsichtlich der erstaunenswerthen Leichtigkeit der Ausführung auf der ersten Stufe, sondern hat auch, durch ein eben so unerklärliches als neues und sinnreiches Verfahren, ein Mittel gefunden, seinem Instrumente eine drei⸗ und vierstimmige Harmonie zu entlocken. Weit ent⸗ fernt, sein Talent zu einem Gegenstande bloßer Neugier herzugeben, weiß Herr Vivier dasselbe auf das glücklichste anzuwenden und die mannigfaltig⸗ sten, die bewunderungswürdigsten Wirkungen hervorzubringen. Zu diesen hohen Verdiensten als Virtuos gesellen sich seine Vorzüge als Komponist: seine Compositionen für das Horn sind anmuthreich und voll Originalität.“ Hoffentlich ist es uns vergönnt, einen so vorzüglichen Künstler recht bald in einer öffentlichen Production zu hören. Von hier begiebt sich Herr Vivier nach St. Peiersburg. Ursprünglich Advokat, hat derselbe aus Liebe zur Musit seine jetzige Laufbahn ergriffen. Seine Absicht ist, so bald als mög⸗ lich mit einer Oper hervorzutreten. G

Berlin, 7. Nov. Gestern gegen Abend verstarb der Direltor und Eigen⸗ thämer des Königsstädtischen Theaters, der Königl. Kommissions⸗Rath und

itter des Roithen Adler⸗Ordens 4ter Klasse,

ange im Thiergarten, nachdem er noch kurz zuvor im sogenannten Hofjäger⸗ tablissement im Kreise seiner Familie gewesen war und sich von derselben

Herr Cerf. Der Tod, wahr⸗ scheinlich durch einen Schlagfluß —272 ereilte ihn auf einem Spazier⸗

zulegen. Nach 8 Uhr Abends erhielt die Familie die erste Nachrich dem Tode des mehr als 70jährigen, aber noch rüstigen Greises.

Herr Cerf war 17 Jahre Direktor des Königsstädtischen Theaten der Gründer der hiesigen italienischen Oper.

Mom, 24. Okt. Das Werk des Erzbischoss von Camerino,] Baluffi: L.America in tempo spagnuölo riguardata sotto l'aspetto- gioso, macht gegenwärtig hier großes Aufsehen. Es soll aus drei bestehen, von welchen bis jetzt nur der erste erschienen ist. Der Pn war mehrere Jahre hindurch Nuntius bei der Republik Neu⸗Granada hatte daher während seines Aufenthalts in Amerilfa Muße und Gelegn gründliche Untersuchungen anzustellen, die er denn auch mit unerw Freimüthigkeit mittheilt. Der Oberst⸗Lieutenant Klitsche hat eine 1. setzung des Werkes ins Deutsche begonnen. Ses.

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Aegyptische Gesellschaft zu Kahir

Kahira, 6. Okt. (A. Z.) Die hiesige ägyptische Gesellschaf vor einiger Zeit ihre neunte jährliche Sitzung gehalten; der Seecretain Perron, erstattete Bericht über den Zustand der Gesellschaft, und Abeken las einen englisch abgesaßten Aufsatz über die Entdeckungs preußischen Kommission im Suͤden der Katarakten. Die ägyptische C. schaft ist eine für Reisende sehr bequeme Anstalt; sie giebt einen Ve gungspunkt ab und stellt eine Bibliothek zu ihren Diensten, welche wärkig etwa 1500 Bände beträgt und das Meiste entbält, was Reis die von hier aus das Nilthal oder Arabien und die Länder am N Meere bereisen, unentbehrlich ist. Die Gesellschaft verwendet einen Theil ihrer sehr mäßigen Einkünfte auf woie Vermehrung dieser Bib und es ist ein sehr verdienstliches Werk, wenn ihre Schriftsteller, über Aegypten und die umliegenden Länder schreiben, ihre Werke zusch wie besonders von Englaàndern häufig geschieht.

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Parnassum im Gedäͤchtnisse mit sich führt, wäre schon aus diesem Grunde

nur getrennt hatte, um bei dem schönen Weiter den Rückweg zu Fuß zurück⸗

Der National antwortet auf die Betrachtungen des Jounbe

ee, eine Flotte. Wem wird aber einfallen, nach dem Vortheil

ragen, den uns die Siege unserer tapferen Soldaten verschaffen

n? Hier ist die allgemeine Politik ohnmächtig, die obere Leitung irksam; nur die Zeit vermag Alles, menschliche Willenskraft hat nicht einzumischen. Wir empfehlen dem Publikum dieses schöne prem von den negativen Bollkommenheiten der Staatsgewalt, n aber doch, daß es uns mehr kostet, als es werth ist.“ Das Mémorial Bordelais bringt ein Schreiben aus Ota⸗ vom 3. April, welches folgendermaßen lautet: „In Folge eines gnisses, das vor zwei Monaten sich zutrug, sind wir nicht mehr Stande, Ausflüge in die Insel zu unternehmen. Die Insulane⸗ n pflegten nämlich nach den amerikanischen Wallsischfahrern in Bai zu schwimmen und dort die Nacht zu verbringen. Kom⸗ dant Moncerie erließ darauf einen Befehl, worin er dies unter ngnißstrafe untersagte; da die Insulanerinnen sich daran nicht en, ließ er mehrere von ihnen einsperren. Unter diesen war auch Tochter eines der Häuptlinge der Kanaks. Wiewohl dieser das ot gebilligt, kam er nach zwei Tagen, um seine Tochter zurück⸗ dern, was der Gouverneur aber verweigerte, mit dem Be⸗ en, daß sie, wie die anderen Weiber, acht Tage lang einge⸗ t bleiben müsse. Der Häuptling, Pacoco mit Namen, schickte f zehn Kanaber in das Thal, um zehn Rinder zu tödten, welche Franzosen aus Chili und Kalifornien erhalten. Der Gouverneur rte von Pacoco zwanzig Schweine, als Entschädigung für die bteten Ochsen. Da diesem Verlangen keine Folge gegeben wurde, er Gouverneur sich gezwungen, Truppen gegen ihn auszusen⸗ vor deren Ankunft aber ließ Pacoco mehrere französische Sol⸗ ,„ die in einem Flusse mit Wäsche beschäftigt waren, ermorden. Korporale und zwei Soldaten fanden so den Tod, zwei andere, ich verwundet, entkamen glücklich. Der Kommandant sandte f 200 Mann aus, um die Gemordeten zu rächen. Wiewohl die fe sich auf die Felsen und Höhen flüchteten, so gelang es doch, nch drei Tagen aus der Bay zu vertreiben; 7 von ihnen fielen, 35 wurden verwundet, Pacoco suchte Zuflucht in einer benach⸗ Bay, die geringe Beziehungen zu den Franzosen hatte. Es t aber, daß die ingebornen, der Franzosen Rache fürchtend, keine Zuflucht gewähren wollten. In Folge eines nächtlichen gegen sie wurden die Insulaner aus ihrem letzten festen Punkt ben und zur Auslieferung Pacoco's gezwungen. Er wurde von Kriegsgericht zum Tode verurtheilt und am Charfreitag er⸗ en 7

Der Constitutionnel berichtet, daß die Regierung den Plan die Besitzung Gorea an der senegambischen Küste zu besestigen. würde von der Kammer die dazu nöthige Summe in Anspruch en. Gorea sei sehr günstig gelegen, habe einen guten Hafen, sein Klima sei das günstigste der ganzen Küste. Seine erste igung rührt von 1667 her, wo Marschall d'Estreées sie errichtete, idem aher ganz in Verfall gerathen. Der Constitutionnel will auch von der Begründung einer russi⸗ Niederlassung zu Esterabad, einer wichtigen persischen Hafenstadt gspischen Meer, erfahren haben. „Die russische Regierung“, dies Blatt hinzu, „dachte schon lange darauf, diesen Schritt zu Sie errichtete 1843 einen regelmäßigen Dampfbootdienst von han nach Esterabad; unterweges wurde zu Derbent, Balkh und angehalten. Der russische Handel nahm dadurch einen bedeu⸗ Aufschwung. Es wird mit dieser Niederlassung werden, wie it dem englischen Posten zu Aden geworden ist, und die hen Kaufleute werden allmälig den ganzen Handel im Kaspischen an sich ziehen.“ Die Oppositions⸗Journale haben den 29. Oktober, den fünften stag des Bestehens der Verwaltung Soult⸗Guizot, ganz unbe⸗ vorübergehen lassen. Das Journal des Débats macht auf Schweigen aufmerksam. „Seit 5 Jahren nun“, sagt es, „ver⸗

dieses so vielfach angegriffene Ministerium, dieses Ministerium,

Sturz man gleich am ersten Tage seines Geschäfts⸗Antrittes ggesagt hatte, das Land und verwaltet es glücklich! Gewöhnlich e uns der 29. Oktober gewaltige Declamationen gegen dieses Ka⸗ welches die Kühnheit hat, trotz der Opposition zu leben. Diesmal an uns mit diesen von Zeit zu Zeit wiederkehrenden Tiraden ver⸗ Sind unsere Gegner es endlich müde, die nämlichen Dinge derholen? Wir möchten es glauben. Aber man kann auch an⸗ „daß sie es für klüger erachtet haben, die Aufmerksamkeit uͤblikums nicht auf ein Datum hinzulenken, welches daran er⸗ daß kein Ministerium seit der Juli⸗Revolution so lange Zeit ge⸗ hat, als das Ministerium vom 29. Oktober. Ein Ministe⸗ kann nicht bestehen, ohne in den Kammern die Majorität zu und zu behaupten; es hat nicht die Majorität in den Kam⸗ ohne sie im Lande zu haben. Wenn das Ministerium gut ist, die Opposition Unrecht, es anzugreifen. Wenn es schlecht ist, sich die Opposition sehr ungeschickt benehmen, da es ihr in Jahren nicht gelingen konnte, dasselbe zu stürzen. Jedenfalls die Dauer des Ministeriums ein ärgerlicher Beweis gegen pposttion, welche eingestehen muß, entweder sehr ungerecht oder ngeschickt zu sein. Die Opposition hat klug daran gethan, zu gen. Was hätte sie sagen können? Vor einem Jahre hatte jh das Durchsuchungsrecht. Jetzt hat sie auch diesen Text nicht Das Durchsuchungsrecht wird fortan nur noch an einen der nosten Erfolge der Verwaltung des Herrn Guizot erinnern. unglückliche Ministerium hat nicht einmal die Jesuiten⸗ groß werden lassen; es hat sie in der Wiege erstickt. kann zwar immer leere Declamationen vorbringen, über schmach des Friedens⸗Zustandes und über die Verderb⸗ eie das Land heimsucht; man kann seufzen über die Apathie entlichen Meinung, man kann behaupten, das Ministerium halte ar durch seine Schwäche. Aber das Alles ist fade und abgenutzt. Beste ist es demnach sicherlich, gar nichts zu sagen. Wir sind enöthigt, das bescheidene Stillschweigen zu billigen, welches die tion über den 29. Oktober beobachtet. Sie ist nicht immer so klug.“ die Schiffe „Adonis“ und „la Brillante“ sind am 26. Oktober impfang eines durch den Telegraphen überbrachten Befehls von nach Otaheiti abgesegelt.

ules Janin beschreibk die erste Probefahrt auf der Eisenbahn

rleans nach Tours; sie fand am 29. Oktober statt. Janin von Herrn Mackenzie, der den Bau der Bahn geleitet hat, en worden. In weniger Zeit, als man vor 10 Jahren brauchte, n Paris nach Versailles und zurück zu kommen, wurde eine Ent⸗ bvon 122 Lieues durchflogen. Zwischen Orleans und Tours üStationen, zusammen 114 Kilometer; diese Strecke wurde in v en 33 Minuten zurückgelegt; auf der Rückfahrt ging es noch chneller; man brauchte 3 Stunden 10 Minuten. Janin schließt ericht mit den Worten: „So habe ich denn, Dank dem t, der mich fortgeschoben hat, Dank dem Dampfe, der sich diegenden Blätter vemächtigen wird, eine Reise von 120 Lieues „und noch am Abend desselben Tages auch beschrieben.“ je Sentinelle de l'Armee vom 8., 16. und 24. Oktober 6 ost und in ihren Büreaus in Beschlag genommen wor⸗ eil sie sich ohne Caution mit Politik besaßte.

deVaris, 2. Nov. Wir haben heute direkte Nachrichten aus zum 25. Oktober. Die letzten offiziellen Berichte hatten

1405 mit dem 17. Oktober geschlossen. Während der Kämpfe schon, welche

der General⸗Lieutenant von Lamorieidre in den Tagen v 2 bis 17ten in den Trara⸗Gebirgen bestanden hatte, Duars der Uled⸗Zeyr im elendesten Zustande und vollständig ausge⸗ plündert wieder auf das französische Gebiet und unter die französische Herrschaft zurückgelehrt, ihre Reue ausdrückend, daß sie den Lockungen des Emirs nachgegeben. Dieser hatte, nachdem er die Kabylen und Araber der Traras, Grossels und anderer Stämme im Stich gelassen seinen Kalifa Bu Hamedi zu den Hasedschs geschickt, die, ungeachtet die unglücklichen Uled Zeyr sie zurückzuhalten suchten, doch dem Emir sich an⸗ schlossen und, wie man hinzufügt, die Uled Sidi Kraled, die Uled Brahim, und einen großen Theil der Massasna mit sich zogen. Die Uled Ali und Uled Seliman allein schlossen sich dieser Bewegung nicht an. Wenn die Hasedschs und die anderen genannten Stämme am 19ten Abends, wie man schreibt, aus ihrem Lager am Wed Rassul aufge⸗ brochen sind, so hhaben sie vier bis fünf Tagemärsche zurückzulegen um über die Gränze zu gelangen, und man hoffte daher nicht ohne Grund, daß sie auf ihrem Zuge dem Geueral⸗Lieutenant von Lamo⸗ riciere in die Hände gefallen sein werden, der unmittelbar nach dem Kampfe vom 15ten zur Verfolgung Abd el Kader's aufgebrochen war. Der Emir soll am 23sten schon wieder an der Maluig auf marokka⸗ nischem Gebiete gestanden haben, wo auch die 96 gefangenen Offiziere und Soldaten der Franzosen bei ihm sich befanden und fortwährend gut behandelt werden sollen. Nach Berichten, die am 23sten durch Araber von Tlemsen nach Oran ge⸗ langten, befand sich der General⸗Lieutenant von Lamoricière am 20sten zu Ennaya bei Tlemsen. Am 19ten hatte der Emir die Beni Snassen zu Fuß und zu Pferde, die ihn auf seinem Einfall in das französische Gebiet begleitet, wieder nach Hause geschickt. Der Rest der Reiterei war dem Kalifa Bu⸗Hamedi gefolgt, der ostwärts zu den Beni⸗Amers⸗Scheragas zog. Die Aufregung dauerte auch unter den Uled Ali, den Uled Seliman und den Garabas fort. Doch glaubte man, diese Stämme würden im Lande bleiben und den Gang der Er⸗ eignisse abwarten. Der Oberst Gery, der seit einigen Tagen in Mas⸗ kara wieder eingerückt war, befand sich am 23sten bei den Beni Schugran und war nun in vollkommener Verfassung, sie für den Ueberfall des von Maskara am 19ten leer zurückkehrenden Civil⸗Convois zu züchtigen. Die Boschias und die Stämme der Ebene von Sirat befanden sich noch im Lande. Der General le2 ays de Bourjolly stand am 23sten zu Relizan und hielt durch seine Gegenwart noch die Stämme der Mina im Zaume. Seine Verbindungen mit den Stämmen vnn Mostaga⸗ nem waren offen geblieben. Im Allgemeinen soll seine Lage für die gegenwärtigen Umstände noch ziemlich befriedigend gewesen sein. Voll⸗ kommen verbessern wird sie sich erst mit der Ankunft des General⸗ Gouverneurs, den man am 28sten schon im Scheliffthale angelangt glaubte. Der General von Bourjolly hatte aus seiner Sub⸗Diviston, die ohnedies schon sehr schwach ist, eine kleine Abtheilung gebildet, um in der Nähe von Sur⸗kel⸗Mitu den unteren Scheliff zu über⸗ wachen und so den Scheriff Bu⸗Masa an einem zweiten Handstreich gegen die Stämme des linken Flußufers zu verhindern, nachdem der erste am 19ten verunglückt war. Der Zustand der Gährung unter den Stämmen des Ostens der Sub⸗Division Oran war am 23sten von der Art, daß man von einem Augenblick zum anderen den Ausbruch von Feindseligkeiten befürchten konnte, und da auf der anderen Seite Oran von allen Streitkräften gänzlich entblößt ist, so hatte man für rathsam erachtet, die Ansiedler von Sidi⸗Schami in die Stadt her⸗ einzunehmen. „Vom 24sten wird dann aus Oran gemeldet, daß der General Cavaignac mit seiner Kolonne in der Sub⸗Division Tlemsen sich befand und alle Bewegungen des Emirs beobachtete. Der Oberst Walsin⸗Esterhazy, Direktor der arabischen Angelegenheiten, sollte am 25sten von Oran mit einer Schwadron des in den letzten Tagen aus Frankreich dort angekommenen 5ten Jäger⸗Regiments zu Pferd nach dem Sig abgehen. Von Mostaganem ist seit den letzten Nachrichten über den versuchten Handstreich Bu Masa's nichts von Bedeutung ge⸗ meldet worden. Dem Bu Masa war es gelungen, über den Scheliff zu gehen, nachdem er die Stellungen des Generals Bourjolly um⸗ gangen und die Medschehers⸗Scheragas zum Aufstande verleitet hatte. Der Abfall der Stämme der Provinz Oran war übrigens vollständig, selbst ein Theil der Duärs und Smelas, die sonst so treu sich er⸗ wiesen hatten, war abtrünnig geworden. Die Höhen, welche Mo⸗ staganem beherrschen, waren am 19ten aufs neue vom Feinde besetzt. Maskara selbst war am 12ten und 15ten angegriffen worden, Seida ist blokirt, Tiaret ebenfalls, der Kalifa Bu Hamedi treibt die Stämme der Provinz Tlemsen über die Gränze nach Marokko. Mit Ungeduld sah man im Westen der Ankunft des Marschall Bugeaud vom Osten her mit Verstärkungen entgegen.

Es heißt, die Regierung habe die Nothwendigkeit begriffen, neue Verstärkungen zu der Armee von Afrika zu schicken. Statt 12,000 sollen 20,000 Mann noch vor dem Monat Februar dahin abgehen. Dieser Umstand spricht dafür, daß die Truppen nicht vor dem Früh⸗ jahr in Marokko einrücken werden. Bis dahin sollen die Operationen nur bezielen, die Stämme von Algerien selbst wieder zu unterwerfen und im Zaume zu halten. Inzwischen werden Unterhandlungen mit dem Kaiser Abd el Rhaman eröffnet werden, um ihn von neuem zum Vollzuge der Hauptbestimmungen des Vertrags von Tanger aufzu⸗ fordern. Auch Kriegs⸗Munitionen, besonders Pulver, und Lager⸗ geräth für die in diesem Augenblicke im Felde stehende Armee schickt die Regierung nach Afrika. In Toulon herrscht eine außerordeutliche Bewegung. Am Adsten haben sich die beiden Kriegs⸗Bataillone des 43sten Linien⸗Regiments eingeschifft. Wenige Augenblicke nachher sah man die beiden Kriegs⸗Bataillone des 12ten leichten Regiments einrücken, das sich gleichfalls dort einschiffen wird. Am 29sten sollte auch das dritte Bataillon ankommen. Das 12te leichte Regiment hat einstweilen Kantonnirungen in den umliegenden Dörfern bezogen. In den Umgebungen von Toulon standen auch noch andere zahlreiche Ab⸗ theilungen verschiedener Corps, die ihre Einschiffung nach Algerien

abwarten. ieasneeezta rga

Großbritanien und IJrland.

„London, 1. Nov. Der Kabinetsrath, welcher gestern in der Privat⸗Wohnurg Sir Robert Peel's abgehalten wurde, ist, wie der Globe meldet, nach einer ungewöhnlich langen Sitzung auseinan⸗ dergegangen, ohne zu einem bestimmten Entschluß hinsichtlich der bei dem gegenwärtigen Zustande des Landes nothwendig zu ergreifenden Maßregeln gelangt zu sein. Es ist kein Geheimeraths⸗Befehl in Betreff der zollfreien Zulassung fremden Getraides oder irgend einer Aenderung des bestehenden Korngesetzes, wie man erwartete, erlassen worden. Indeß glaubt man allgemein, daß die Sitzung vertagt, der Beschluß also nur aufgeschoben sei, und findet die Verzögerung desselben auch durch mannigfache Gründe bedingt. Einige behaupten, der Pre⸗ mier⸗Minister erwarte zuvörderst den Bericht der Kommission, welche gegenwärtig die Ausdehnung des Schadens der Kartoffelkrankheit in Irland untersuche, um danach das Maß der freien Einfuhr fremder Erzeugnisse zu bestimmen; Andere versichern, Sir R. Peel scheue sich, die Verantwortlichkeit für die Aufhebung der schwankenden Kornzoll⸗ Skala zu übernehmen, und erachte es deshalb für nothwendig, *₰ Verzug das Parlament zu versammeln, damit dasselbe entweder selbst durch eine Akte das Korngesetz suspendire oder die Minister mit der Vollmacht bekleide, zu thun, was sie für das Beste hielten. Endlich

trägt man sich auch noch mit Gerüchten über ernstliche Meinungs⸗

ie-ch veebashn. aesn221s 5.11n46 ,1h2. erschiedenheiten im Kabinet, welche einer besinitiven entgegenständen. Nach wenigen Tagen Ar⸗ Fase dige 8 9 jetzt noch Geheimniß ist.

un Bezug auf den er länzend abge 1 Straße der indischen Ueberlandpoß b Frankreich zu führen, erhebt der St über die Vortheile der ferneren 2 Blatt bemerkt: „Herrn Wa horn's Versuch vordeglicstan 2 von 7—29 nach ie VBombay⸗Post vom 1. Oktober als glückki ährt. Schwalbe macht jedoch noch keinen 9 re“ weitere Beweise von der Vorzüglichkeit dieser 22 sIg e enn *& es versuchen, in dieser v. egenheit zu irgend einer bestimmten Entscheidun 2 Gedanke, die Bombay⸗Post 8 re. 8 ist nicht neu. welcher mit Depeschen der ostindischen Gesellschaft vor 4 oder 5 Jahren versucht; glücklich genug, um den Rath weiteren Versuch damit zu machen. perkräfte des Herrn Waghorn scheinen Schwierigkeiten, welche die Fortschritte des Vorgängers hemmten, siegt zu haben. Aber wir können nicht immer auf Boten von cher Kraft des Körpers und Stärke des Willens rechnen. horn glaubte, daß er die Reise über das Adriatische Meer, Triest und Deutschland in kürzerer Zeit zurücklegen könne, als man bisher für die Beförderung der Posten über das Mittelländische Meer, über Marseille und Frankreich erforderte. Wir können jedoch nach einem

Eine

es zeigte sich dies jedoch damals nicht

dene Ansicht darüber aussprechen.“

In der Nähe von Lewes sind auf dem Boden eines früheren

dortigen Priorats bei den Grundarbeiten für eine Eisenbahn zwei steinerne Särge mit der Inschrift Gundred und Wilhelm gefunden worden. Sie werden für die Särge von Gundred, Tochter Wilhelm's - vFeen und ihres Gemahls Wilhelm's, Grafen von Warren, gehalten. Ungeachtet der von dem Journal des Débats gegebenen Versicherung, daß Frankreich nicht an den Erwerb Tschusans denke, bleibt der Globe (dem das aus der allzu großen Entfernung der Insel geschöpfte Argument der Débats besonders befremdlich er⸗ scheint, wie es namentlich mit bis jetzt mehr als nutzlosen Er⸗ werbungen in der Südsee schwer zu reimen sei) bei seiner Behaup⸗ tung, daß Frankreich ein Auge auf die Besitzung geworfen habe, und versichert, nach angeblich zuverlässigen Berichten aus Paris, daß der französische Gesandte in China, Herr Lagrenée, in seinen Privatbrie⸗ fen wiederholt die Erwerbung Tschusans von Seiten Frankreichs als überaus wahrscheinlich bezeichnet und selbst seiner Regierung angele⸗ gentlichst empfohlen habe.

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 28. Okt. Die Ratificationen des mit Marokko abgeschlossenen Vertrages sind am 14. September in Tanger ausge⸗ wechselt worden. Die Zahlung von 20,000 span. Piastern jährlich an hört 2 auf.

Der Königlich preußische Gesandte am hiesigen Hofe, Herr Brassier de St. Simon, ist auf dem Dampfschiffe 9Enpfez⸗ Hir angekommen. .

Der zum diesseitigen Gesandten am russischen Hofe ernannte Herr af Nordin wird heute nach St. Petersburg abreisen.

Schweiz.

Kanton Luzern. Die Staats⸗Zeitung enthält Fol⸗

gendes: „Gestern Abend legte der inhaftirte Jakob Müller aus dem Stechenrain ein vollständiges Geständniß des von ihm an dem Raths⸗ herrn Leu verübten Mordes ab. Müller beging den Mord mittelst einer mit einer Stutzerkugel geladenen langen Jagdflinte, die sofort zufolge seiner Angabe aus ihrem Versteck hervorgesucht wurde. Er ist ferner geständig, dem Verewigten schon zweimal vorher in der Absicht, ihn zu ermorden, aufgelauert zu haben. Seine Angaben, sowohl darüber als über die That selbst, stimmen mit den durch die Prozedur vorher schon erhobenen Indizien vollkommen überein. Nicht Privatrache, son⸗ dern Geldversprechung, und zwar von den politischen Gegnern des Verewigten, bestimmte den Mörder. Auf Anordnung des Verhör⸗ Amtes erfolgte nach dem Geständnisse die Verhaftung Dr. Kasimir Pfyffer's. Wie stark derselbe, der sich so sehr vor dem Kompromit⸗ tiren hütete, nun doch als kompromittirt erscheine, wissen wir nicht, wir dürfen es aber mit allem Zutrauen der Untersuchung anheim⸗ stellen, indem wir versichert sind, daß dieselbe unparteiisch nur das zu Tage zu fördern sich bestrebe, was wahr ist. Die Wahrheit hat ge⸗ siegt und wird siegen! Der Große Rath ist auf Montag, den Zten d. M., außerordentlich einberufen.“ Türhkei. Koöoonstantinopel, 22. Okt. Gestern hat der Sultan ein vom Muschir von Tophana und obersten Aufseher des Kriegsbedarfs, Ahmed Fethi Pascha, in San Stefano veranstaltetes Bankett mit seiner Gegenwart beehrt und bei dieser Gelegenheit die in den dor⸗ tigen Pulvermühlen neu verwendeten Dampfmaschinen und die fkurzem errichtete Eisenfabrik in Augenschein genommen.

England hat sich sür

8 8

und wir müssen daher Straßenlinie zu allen

von Alexandrien über Triest zu beförbern, Es wurde dies schon von Wittenoon, einem Ofstzier, vee war,

der Direktoren zu veranlassen, noch einen

Die physischen und geistigen Kör⸗ aber in diesem Falle über die

gi⸗

Herr Wag⸗

einzigen Versuche, welcher mit den Vortheilen, die Herr Wa horn dabei zu seiner Verfügung hatte, ausgeführt ist, noch keine entschie⸗

vor

Reschid Pascha ist zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten

ernannt worden; ihn ersetzt als Botschafter der hohen P

forte in

Paris der bisherige osmanische Botschafter am Königl. großbritani-⸗

schen Hofe, Sarim Efendi, an dessen Stelle der

(gegenwärtig mit

einer außerordentlichen Sendung in Syrien beauftragte) biaherige

Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Schekib Efendi, zum Bot⸗ schafter der hohen Pforte in London ernannt ist.

Aus Metelino vom 17. Oktober wird gemeldet: „Wir leben seit acht Tagen in beständiger Angst wegen der Erderschütterungen die auf mehreren Punkten der Insel stattgefunden haben. Sie be⸗

gannen am 10. Oktober und wiederholten sich im Laufe dieses Tages mehrmals; aber erst der solgende war ein wahrhafter Tag des

Schreckens. Vom Mittage bis stöße ohne Unterbrechung und

5 3 Uhr Nachmittags folgten die Erd-⸗ immer heftiger auf einander; vorzüglich

der letzte war von ungemeiner Stärke, und viele Gebäude wurden 8

dadurch beschädigt. unter den Europäern, welche ihr Heil in der Flucht suchten. Die Einen flüchteten sich an Bord der im Hafen ankernden Schiffe, An⸗

dere unter Zelte auf freiem Felde, Andere endlich begnügten sich,

einen Schutz in niedrig gelegenen Häusern zu suchen. Alle Geschäfte wurden eingestellt, indem Jebermann nur auf seine und der Erhaltung bedacht war. Moscheen, so wie in den griechischen Kirchen, sind öffentliche Gebete gleichzeitig veranstaltet worden. Seit zwei Tagen sind die Besorg⸗ nisse etwas geringer und die Gemüther Dörfer der Umgebung haben viel gelitten, darunter eine große Anzahl Häuser und Magazine zusammenstürzte; Aeras, ein Dorf von 90 Feuerstellen, wovon nicht ein Haus unbeschädigt blieb, und Vibari, wo drei Personen unter den Trümmern ihrer Häu⸗ ser umkamen. Man sieht noch eben so traurigen Nachrichten von

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Schrecken verbreitete sich in der Stadt, besonders

erman r Seinigen Die Läden sind geschlossen, und in den

weniger ängstlich. Mehrere lumari, wo