1847 / 5 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

mili Pascha gefangen und setzte sie dort in sicheren Gewahrsam. So ward mit Gottes Huͤlfe die Ruhe in Bosnien wiederhergestellt und die Bewohner dieser Provinz zu neuem Leben erweckt. Mehmed Bey stand seit langer Zeit immer an der Spitze jeder Empörung, und es ist daher um so mehr dem segensreichen Einflusse der reinen Absichten Sr. Hoheit zuzuschreiben, wenn dem Unheil, das dieser Verräther über sein Land brachte, nun mit so leichter Mühe gesteuert wurde. Damit über ihn aber und seine Mit⸗ schuldigen die gebührenden Strafen verhängt werden können, wurde in Folge Großherrlicher Entschließung angeordnet, daß sie nach Konstantinopel gebracht und ihnen vor dem hohen Zustizrathe der Prozeß gemacht werden solle. Indem von Seiten des Großwesirs die betreffende Weisung hierüber an Kiamili Pascha erging, wurde diesem hochverdienten Statthalter auch in den schmeichelhaftesten Ausdrücken die volle Zufriedenheit des Sultans mit dem von ihm befolgten Benehmen eröffnet.”* 1 1 Der Statthalter von Erzerum, Bahri Pascha, ist von einem seiner Leute (ob absichtlich oder zufällig, war noch nicht ermittelt) todt geschossen worden. Ein Bericht aus Trapezunt vom Sten d. M. enthält hierüber solgende Angaben: „Die gestrige Post aus Erzerum brachte die Nachricht von der am Zten d. M. dort geschehenen Er⸗ mordung des Gouverneurs Bahri Pascha, der bekanntermaßen vor kurzer Zeit zu dieser Würde, zur Belohnung seines Benehmens in der Mirsa takhischer Angelegenheit, erhoben wurde. Bahri Pascha, etwas über 30 Jahre alt, galt für einen der besten osmanischen Feld⸗ herren, zeichnete sich in mehreren Expeditionen gegen die Kurden aus, und sein Tod kann gerade jetzt, wo die Kurdenstämme sich in einen förmlichen Aufruhrstand versetzen, als ein großer Verlust für die Pforte betrachtet werden. Ueber diese Katastrophe lauten die Nach⸗ richten verschieden. An obgedachtem Tage ging er nämlich dem zum Ferik ernannten Ahmed Pascha entgegen. Bei dieser Gelegenheit wurde, nach türkischer Weise, viel aus Gewehren geschossen, und durch einen wie es heißt, zufällig in die rechte Wange erhaltenen Schuß fiel Bahri Pascha todt nieder. Nach einer anderen Version soll diese Ermordung beabsichtigt gewesen sein, und eben der Tufenkdschi des Bahri Pascha, der schon einmal nach seinem Leben getrachtet habe, wird als Mörder bezeichnet und ist auch festgenommen wor⸗ den. Es hatte sich unmittelbar ein Verwaltungs⸗Rath für die laufenden Angelegenheiten einstweilen gebildet, und Patrouillen durch⸗ zogen die Stadt, ohne daß es jedoch zu weiteren Ruhestörungen ge⸗ kommen wäre. Ueber die Cholera sind keine weiteren bemerkens⸗ werthen Nachrichten eingetroffen. Sie ist über Choi noch nicht auf dieser Karawanenstraße vorgedrungen.“

Konstantinopel, 10. Dez. (A. Z.) Die Rüstungen des Schach von Persien geben den hiesigen Politikern viel zu denken. Das Journal de Constantinople will wissen, die unter den Ober⸗Befehl des 17jährigen persischen Thronerben gestellten 25,000 Mann würden nach Chorassan marschiren, um einige im Norden je⸗ nes Landes wohnenden Turkomanen⸗ und Kurden⸗Stämme zu züch⸗ tigen, die häufig raubend und plündernd ins persische Gebiet einfal⸗ len. Daß diese Cxpedition, wie Manche vermutheten, Chiwa zum Ziel habe, weil der Chan von Chiwa viele Tausende von Persern in Gefangenschaft und Sklaverei hält, oder Herat, wie Andere meinten, hält dieses Blatt für ganz unwahrscheinlich, weil einerseits die Russen und andererseits die Engländer das nicht leiden würden. Da der seitherige persische Minister des Auswärtigen an der Cholera gestor⸗ ben ist, so hat der Premier Hadschi Mirza Agassi nun auch die Lei⸗ tung dieses Ministeriums in seine Hand genommen, wie früher schon alle übrigen.

Der russische Marine⸗Lieutenant, Fürst Galitzin, war in Teheran angekommen, um dem Schach als Geschenk vom Czar ein kleines Dampfboot anzubieten, da der Schach schon länger eines zu besitzen wünschte. Man führte diesen niedlichen Dampfer, der nur 16 Fuß lang ist, aus der Wolga übers Kaspische Meer, dann auf dem Sefid⸗ Rud ein Stück stromaufwärts und transportirte ihn dann vollends zu Land bis Teheran. Da bei Teheran selbst jedoch kein Wasser ist, das ein auch noch so kleines Boot tragen könnte, so ließ man das bei der Residenz von Kasr Kadschar eine Stunde von Teheran ent⸗ fernt befindliche Bassin wieder ausbessern und in wasserhaltigen Zustand setzen, um auf seinem klaren Spiegel dann diesen russischen Lilliput⸗Dampfer mit lustigen Goldfischlein in die Wette seine Rund⸗ fahrten beginnen zu lassen.

Ostindien.

Triest, 29. Dez. (Oesterr. Lloyd.) Gestern Abend 10 Uhr ist hier eine neue ostindische Post mit Nachrichten aus Bombay vom 2. Dezember angekommen. Ueber die Zustände in Indien giebt die Bombay Times von demselben Tage folgende allgemeine Uebersicht:

„Während der letzten 14 Tage wurde eine ungewöhnliche Neuig⸗ keitenleere empfunden. Der Aufstand zu Kaschmir ist nun geradezu vorüber. Der Scheik Emam⸗ud⸗deen hat sich am 31. Oktober selbst unseren Händen überliefert, und die Truppen, welche gegen das kürz⸗ lich beunruhigte Land vorgerückt waren, exhielten sofort Ordre, nach ihren Quartieren wieder zurückzukehren. Sir John Littler's Truppen begannen ihren Rückmarsch am 4ten und erreichten Lahore am 12ten, nachdem der General selbst sie schon während des Marsches verlassen und den Weg nach Ludianah eingeschlagen hatte. Die von Firozpur zur Okkupirung der Seikh⸗Hauptstadt abgesendeten Truppen brachen am 9ten auf und nahmen ihre Richtung gegen den Sutledsch. Die Brigade des Oberst Wheeler war am 10ten zu Silkute in Dschallin⸗ dir Duab. Die Streitigkeiten in Multan scheinen völlig beigelegt, und man hat allen Grund, zu glauben, daß der Vertrag von Ami⸗ ritsir zur vollen Zufriedenheit ausfallen und unsere Armee im Januar 1847 in unseren Gebieten sein werde; dies ist die überzeugendste Widerlegung der Angriffe gegen die gleich anfangs beobachtete und wahrscheinlich erfolgreiche friedliche Politik in Ostindien.

„Sind ist andauernd ruhig. Es verlautet, daß Sir C. Napier sich vom Dienste zurückziehen werde. Dem Vernehmen nach, will er

(Kurratscher am 12. Dezember verlassen.

Andere berichten, daß er seinen Aufenthalt noch bis März ausdehnen, in keinem Falle aber länger als bis zur heißen Jahreszeit auf seinem Posten verweilen werde. Das neulich erwähnte Gerücht, daß die Boten, welche Briefe von der Meer Shadad an ihren Sohn trugen, auf Befehl des Gouverneurs verfolgt, arretirt und der Depeschen beraubt worden sind, nachdem er denselben ein sicheres Geleite nach Surate gegeben hatte, bewährt sich. Das Wetter im Delta ist der Gesundheit an⸗ dauernd zuträglich, aber zu Sukkur herrschen wieder Krankhei⸗ ten vor. Drei Arilllerie⸗Compagnieen, ein Kavallerie⸗Regi⸗ ment und fünf Jufanterie⸗Regimenter sollen zurückgezogen wer⸗ den und nur 15,000 Mann daselbst bleiben. Als die Expedi⸗ tion, 30,000 Mann stark, im Februar nach Bahawulpore vorrückte, wurden 9000 Mann von Bombai abgesendet, um sich mit den An⸗ deren zu vereinigen oder ihre Stelle zu vertreten, aber keiner von ihnen wurde bisher zurückgezogen. Die Truppen in Bengalen, welche nach Ober⸗Indien zurückkehrten, waren ungesähr 6500 Mann stark. Die Lokal⸗Corps, welche verdoppelt worden waren, ließen am Indus eine Macht von beinahe 24,000 Mann. Durch die vorgeschlagene Reduction von 7—8000 werden nun daselbst immer noch 16,000 Mann bleiben. So steht es, während man im Parlamente zeigen will, daß das Land uns beinahe eine Million Gulden jährlich kostet und vom November 1845 bis zum November 1846 die Militair⸗ macht nahezu verdoppelt werden mußte. Die für Indien zu beziehende Zulage wird sich gewiß um mehr als eine Million weniger jährlich herausstellen. Das 5proc. Anlehen ist nun zusammengebracht, und man spricht von einem 6procentigen. Der General⸗Gouverneur hat nach den letzten Berichten auf seiner Reise nach Dschallindir Duab Ludianah erreicht, der Ober⸗Kommandant aber Simla noch nicht verlassen. Der Gouverneur von Madras befand sich auf der Rück⸗ reise von Bengalore. Der Gouverneur von Bombai, so wie Sir Th. Me. Mahon, sind nach der Präsidentschaft zurückgekehrt. Der neue Minister zu Hyderabad im Nizam hat sich durch sein Benehmen gleich im Anfange seiner Carriere allgemeine Zufriedenheit erworben. Sein

Salarium beträgt 30,000 Pfd. St. jährlich. Indien ist allgemein ruhig und in befriedigendem Zustande. Geld rar.“

Der Handel ist flau und das

Handels- und Börsen-Rachrichten.

Berlin, 2. Jan. Ein allgemeiner Ueberblick über den vorjährigen Geschäftsgang im Actienhandel liefert leider kein günstiges Resultat. Die Schwankungen waren das ganze Jahr über sehr bedeutend und sind den Börsen⸗Operationen im Ganzen mehr nachtheilig als günstig gewesen. Die zunehmenden Klagen über den Geldmangel in den Monaten vom Juli bis Oktober, die Steigerung des Diskonto's unserer Geld⸗Institute, veranlaßt durch die Geldklemme an auswärtigen Plätzen, ferner die sich häufenden Einzahlungs⸗Termine, so wie die neuen Konzessionen zur Emission bedeu⸗ tender Summen 4 ⅛, 4 ½ und 5proz. Prioritäts⸗Actien, und endlich die gänz⸗ liche Theilnahmlosigkeit des hiesigen Privat⸗Publikums waren Gründe, welche ein Theil vager Spekulanten für ihre Operationen ausgebeutet hat. Die Folge dieser ungünstigen Verhältnisse war eine vollstän⸗ dige Entmuthigung der Actien⸗Besitzer; diese hatten bereits aus fruͤheren Epochen große Actien⸗Posten acquirirt und konnten bei dem fortdauernden Weichen der Course, besonders mit Rücksicht auf die durch anderweitige Betheiligungen übernommenen Verpflichtungen, sich nicht entschließen, ihr Quantum zu vergrößern, sondern trugen durch häu⸗ sige Verkäufe bei eintretenden politischen Ereignissen viel dazu bei, die Be⸗ sorgnisse zu vermehren. Hat sich nun auch im Wesen der Verhältnisse nichts geändert, sind diese auch heute noch dieselben, so ist denn doch wie⸗ der Vertrauen an der Börse zurückgekehrt. Dasselbe greift um so leichter um sich, als die Hoffnung einer kräftigen Unterstützung seitens der neuen preußischen Bank solches aufrecht erhält. Wir wollen keinesweges behaup⸗ ten, daß fortwährende und große Mittel nöthig sind, das Vertrauen zu unterhalten und den Werth des Besitzthums zu sichern, wissen aber aus langjähriger Erfahrung, daß in Zeiten der Börsen⸗Entmuthigung ein kräf⸗ tiger Rückhalt die sicherste Bürgschaft für die Aufrechterhaltung des Ver⸗ trauens bleibt. Es hätte in dem abgelaufenen Jahre niemals ein so bedeutendes Weichen der Course vorkommen lönnen, wenn auch nur moralisch einige Hülfe geleistet worden wäre. Die Börse war aber fast verlassen und oft in dem Zustande einer vollkommenen Auflösung; die erwartete Hülfe blieb aus. Gleichwohl würde das wieder erwachte Vertrauen rasche Fortschritte gemacht haben, wären nicht politische Begebenheiten dazwischen gekommen. In die⸗ ser Zeit waren unsere Besitzer die Haupt⸗Verkäufer, und nur der bestande⸗ nen Contremine war es zuzuschreiben, daß die Course nicht noch weiter zu⸗ rückgingen. Bald darauf erschien das bekannte Edikt des österreichischen Finanz⸗Ministers, Herrn von Kübeck, zur Etablirung einer Kredit⸗Kasse, und da unsere Börse in wechselseitiger Verbindung mit Wien steht, so gewann dieses Ereigniß auch eine bedeutende Wichtigkeit für unseren Actienmarkt. Die Course blieben von diesem Augenblickan fortwährend im Steigen, die Contremine wurde schwächer, und die Actienbesitzer gewannen dergestalt die Oberhand, daß sie durch unbedeutende Ankäufe im Stande waren, das Steigen der Course zu unterhalten. Es sind, wollen wir die Verhältnisse des vorigen Jahres resumiren, solche, wie oben erwähnt, noch ganz dieselben geblieben, nur das Wesen der Börsen⸗Speculationen hat sich geändert, und daraus möge der Privatbesitzer den Schluß ziehen, wie die bedeutendsten Schwan⸗ kungen der Course an der Börse mit dem materiellen Werth des Besitzthums nie in Verbindung gebracht werden können. Der Ceursstand von Pari für sämmtliche 5proz. Prioritäts-Actien giebt den sichersten Beweis, wie selbst die Renten auf den Cours der Effekten keinen Einfluß ausüben, son⸗ dern nur die Börfen⸗Operationen solchen bestimmen und leiten. Wir wollen und können über den ferneren Gang der Course noch kein bestimmtes Ur⸗ theil fällen, so viel aber glauben wir mit Zuversicht annehmen zu lönnen, daß die Börsen⸗Verhältnisse in diesem Jahre durch den Austritt der meisten kleinen unbemittelten Spekulanten geregelter und solider sich gestalten werden.

Was nun die Umsätze in der abgelaufenen Woche anbelangt, so be⸗ schränkten sich diese hauptsächlich auf die stattgehabte Liquidation. Es stellte sich heraus, daß noch bedeutende Actien⸗Posten zur Erfüllung der fälligen Ver⸗ bindlichkeiten fehlten, und deren Anschaffung veraulaßte ein namhaftes Steigen, vornehmlich der betreffenden Effekten. So stiegen besonders Köln⸗Minden von 93 bis 95 ½ %, Pesther von 96 ¾ % bis 98 ½ %, Potebam⸗Magdeb. von 88 bis 91 %, Magdeb.⸗Halberst. von 108 bis 109 ½ %. Auch alle

übrigen Actien waren heute sehr begehrt. Wir notiren Berlin⸗Anhalter Litt. A. bis 114 ¾ %, Litt. B. bis 98 %, Berlin⸗Stettiner bis 111 ½ % Berlin⸗Hamburger bis 101 ½⅔ bis 102 % bezahlt. In anderen Actien, worin nichts gefirt worden, bemerkte man keine Besserung, so blieben Rheinische nur 85 ¾ %, Düsseldorfer 105 %, Ober⸗Schl. Litt. A. a 134 ½ %, Litt. B. a 90 % offerirt, Halle⸗Thüringer bis 96 %, Stargard⸗Posen bis 87 ½ % Bergisch⸗Märk. 90 ℳ%, Aachen⸗Mastricht 89 ¼ ℳ%, Kassel⸗Lippstadt 88¼ à ½ % bezahlt. Magdeb.⸗Wittenb. hielten sich auf 89 % Br. u. Geld.

Auch in Preuß. Staatsschuldscheinen sind einige Posten contreminirt worden und sollten nun geliefert werden; die Folge hiervon war eine plötz⸗ liche Steigerung von 93 bis 94 %, welcher Cours sich auch behauptete und sogar heute bis 94 ½ % bezahlt wurde.

Ausländische Fonds sind ebenfalls gestiegen; insbesondere Schatz⸗Obli⸗ gationen von 80 bis 81 ¾˖ %, Hamb. Prämien⸗Anl. von 85 bis 87 ℳ%.

In Wechseln war das Geschäft nicht erheblich. London niedriger aber heute Posten gekauft; Wien ziemlich gut zu lassen. Hamburg in f. S. mehr Brief als Geld; in 2/Mt.⸗Sichten begehrter. Die übrigen Devisen blieben ziemlich unverändert.

Der Disconto ist auf 4 ½ % geblieben; man hofft, daß derselbe bald

auf 4 % kommen wird.

Branntwein⸗Preise. Die Preise von Kartoffel⸗Spiritus waren am 28. Dezember 1846 29 Rthlr.) ““ 29 29 ½ frei ins Haus 30. 29 293—8 geliefert 31. 82 2„ 29 ½ hees 29 ½ 5 pr. 200 Quart à 54 % oder 10,800 % nach Tralles. ohne Geschäft. Berlin, den 31. Dezember 1846. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin. Auswärtige Börsen. Amsterdam, 30. Dez. Niederl. wirkl. Sch. 59133. 5 % Span. 21 ¼. 3 % do. 37 ½.. Pass. —. Preuss. Pr. Sch. —. 4 % Russ. Hepe 89. Antwerpen, 29. Dez. Zinsl. —. Neue Aunl. 21. Frankfurt a. M., 31. Dez. 5 % Met. 108. 107 ⅛. Bank-Actien p. ult. 1909 1906. Bayr. Bank-Actien 657 Br. Hope 88 G. Stiegl. 87 ½ G. Int. 59 ¼. ½. Poln. 300 Fl. 97 ¾ G. do. 500 Fl. 79 ¼½. t½. Paris, 29. Dez. 5 % Rente fin cour. 118. 45. Neapl. —. 3 % Span. 38 ¼. Wien, 30. Dez. 5 % Met. 108 ½. 4 % de. 99. 3 % do. Actien 1585. Anl. de 1834 157 ½. de 1839 118 ½. Nordb. 172 ½. Mail. 108 ½¼. Livorn. 91 ¾. Pest. 95. Budw. —.

Korn⸗Spiritus:

Ausg. —. Zinsl. —. Poln. —.

3 % do. fin cour. 80. 55.

18 Bank- Gloggn. 127 ½.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Uhr.

1846. 2. Jan.

Nach einmahger Beobachtung.

Nachmittags

Morgens 2 Uhr. V

6 Uhr.

Luftdruck 340,21 Par. 339,50% Par. 338,930⁄Par. Quellwärme 7,70 R.

4,5° R. 2,60 R. 4,80 R. Flusswärme 0,00 R. 5,00 R. 5,4 R. Bodenwärme 2,10R. 80 pet. 81 pet. Ausdünstung 0,003 Rb.

trüb. V trüb. Niederschlag 0,009 HRh.

Luftwärme... Thaupunkt.. . . Dunstsättigung. Wetter

L“ 8 W. Wolkenzug ..

Tagesmittel: 339,540 Par. 4,00 R. 5,2“0 R. 83 pCt. W.

Köniogliche Schauspiele.

Montag, 4. Jan. Im Schauspielhause. 4te Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale wiederholt: Die Karlsschüler.

Dienstag, 5. Jan. Im Opernhause. 2te Abonnements⸗ Vorstellung: Adrian van Ostade, komische Operette in 1 Akt, von Treitschke. Musik von Weigl. Hierauf: Die Willys, oder: Gisela, phantastisches Ballet in 2 Abth., von St. Georges und Coralli. Musik von Adam. Für die hiesige Königl. Bühne eingerichtet von dem Balletmeister Hoguet. (Mad. Cerito⸗Saint⸗Léon und Herr Saint⸗ Léon werden hierin, und zwar die Erstere in der Partie der Gisela und Letzterer in der Partie des Herzogs Albert, zum erstenmale auf⸗ treten.) Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden hohen Opern⸗ haus⸗Preisen verkauft:

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges, im ersten Balkon und zur Tribüne 2 Rthlr. Ein Billet im Parquet 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Bilet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Parterre 20 Sgr. Ein Billet im Amphitheater 10 Sgr. Ein Billet in den Fremdenlogen 3 Rthlr.

Im Schauspielhause. 19te französische Abonnements⸗Vorstellung Le Petit-Fils, ou: Les Faiblesses de Grand-Maman, vaude- ville en 1 acte, par MM. Bayard et Varner; L'Ami Grandet, comédie en 3 actes, par MM. Ancelot et de Comberousse.

In Potsdam: Ein Familie, Original⸗Schauspiel in 5 Abth. und einem Nachspiele, von Ch. Birch⸗Pfeiffer.

Bei der Vorstellung des Barbiers von Sevilla am 1. Januar c. ist ein Theil der reservirten Billets, welche bis 11 Uhr am Tage der Vorstellung und respektive Sonntags bis 12 Uhr zurückbehalten wer den, nicht abgeholt worden, während mannigfachen Meldungen um Billets nicht genügt werden konnte. Die General⸗Intendantur sieht sich daher genöthigt, im Interesse des Publikums wie der Kasse, be⸗ kannt zu machen, daß bei Vorstellungen mit hohen Preisen die reser⸗ virten so wie die Freibillets bis 2 Uhr Nachmittags am Tage vor Aufführung der angezeigten Vorstellung abzuholen sind, widrigenfalls dieselben anderweit verkauft werden müssen.

W. Wärmewechsel 2,6° . 88g

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Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen. Im Selbstverlage der Expedition.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.

[1038]

[949] Nothwendiger Verkauf. Stadtgericht zu Berlin, den 17. Oktober 1846.

Das dem Rentier Theodor Wilhelm Kosse gehörige, in der Blumenstraße sub No. 29 belegene, im Hypo⸗ thekenbuche von der Königsstadt Vol. 31. No. 1924 A. pag. 424 verzeichnete Grundstück, taxirt zu 8537 Thlr. 16 Sgr. 3 Pf., soll

Nothwendiger Verkauf. Stadtgericht zu Berlin, den 16. November 1846. Das dem Stellmachermeister Albert Julius Rogge

zugehörige, in der Stallschreibergasse Nr. 14 belegene

und im Hvpothekenbyuche von der Louisenstadt Vol. 15.

No. 945. verzeichnete Grundstück, gerichtlich abgeschätzt

zu 13,557 Thlr. 23 Sgr. 4 ½ Pf., soll am 29. Juni 1847, Vormittags 11 Uhr,

an der Gerichtsstelle subhastirt werden. Ta⸗ pothekenschein sind in der Registratur einzusehen.

Allgemeiner Anzeiger.

seinem dermaligen und nächstkünftigen Aufenthaltsorte

alsbald Anzeige anher zu erstatten.

nigst zu benachrichtigen. Taxe und Hy⸗

am 1. Juni 1847, Vormittags 11 Uhr, an der Gerichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hy⸗ pothekenschein sind in der Registratur einzusehen. Die dem Aufenthalt nach unbekannten Gläubiger, der Architekt Leopold Ferdinand Kosse und der Tischlermei⸗ ster Georg Martin Kunzmann, werden hierdurch öffent⸗

lich vorgeladen. EEETDEE“ “]“

[2] Ausfforderung.

Zum Zweck der anderweiten Zeugen⸗Vernehmung und der Confrontation mit mehreren Angeschuldigten in ei⸗ ner vor dem unterfertigten Patrimonialgericht anhängi⸗

en polizeilichen Untersuchung wird der Deklamator und 13]

anzlehrer Johann Gottlieb Hühle aus Nebra, unter Hinweisung auf das von ihm mit Handgelöbniß dahin geleistete Versprechen, hierdurch aufgefordert, von

Gleichzeitig werden alle Gerichts⸗ und Polizei⸗Be⸗ hörden, denen der Aufenthaltsort des genannten Hühle bekannt sein sollte, zur Hülfe Rechtens unter Zusiche⸗ rung der Reciprocität hiermit ersucht, zu dem angege⸗ benen Behufe das unterzeichnete Gericht hierüber schleu⸗

Göͤillnitz mit Großtauschwitz im Herzogthum Sachsen⸗ Altenburg, am 30. Dezember 1846. Gräflich Beustsches Patrimonialgericht daselbst. Adolph Schmidi, G. Dir.

A1XA“

ter. Lyrisches Drama. Aus dem Dänischen unter Mitwirkung des Verfassers von Fr. Brese⸗ mann. gr. 8. geh. * Thlr.

(Für die Darstellung au f Deutschlands Buͤhnen ist diese Uebertragung vom Ver⸗ fasser bestimmt und auch bereits von den vorzüglichsten, namentlich der Berliner Hof⸗ bühne, zur Aufführung angenommen.)

Schaumann, A. F. H.

händler in Berlin, ist Buchhandlungen zu beziehen:

der Duncker, Königl. Hofbuch⸗ adrn . üene.; eerjchienen und durch alle

Grafen von Valkenstein Lex. -8. Mit Titelkupser und eleg. geb. 1 Thlr. 26 Ser.

schichte der Harze.

Herz, H., König René's Toch⸗

Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. für ¾¼ Jahr. 4 Rthlr. Jahr. . g- üthlr. 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preis -Erhohung. Insertions-Gebühr für den Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr. .

Alle Post -Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen Leserlung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition der Akg. Preuß. BI“ Zeitung: Friedrichsstraße Nr. 72. ragxxg

11I1I1

Inland. Provinz Schlesien. Ausschreiben zu Prei ben b z 8 zu einer Preisbewer . Rhein⸗Provinz. Eisgang. Der Bergsturz be2tebewerbung Deutsche Bundesstaaten. Freie Stadt Hamburg. Schifffahrt L esterreichische Monarchie. Prag. Tod des letzten Jesuiten der alten Zeit. Ankauf eines Hauses für die Jesuiten. Pesth. Die Eisenbahnpläne. Erzherzog Johann. Der Schwindler Bücky. Rußland und Polen. St. Petersburg. Bekehrung eines heid⸗ Ueberblick über die Ereignisse

Amtlicher Theil.

nischen Volksstammes. Warschau. des letzten Jahres im Königreich Polen. Frankreich. Paris. Die krakauer Angelegenheit. Die inneren Fra⸗ gen der bevorstehenden Session. Verurtheilung aussässiger Arbeiter. ö Dampfschiff⸗Verbindung zwischen Havre und New⸗York. Belgisches Colonisations⸗Projekt in Algerien. Di Läͤer in Chi „— Vermischtes. Proj ge Die Europäer in China. Großbritanien und Irland. London. HNöngass in Ostindien. Kornpreise. Niederlande. Aus dem Haag. Das luxemburgische B . 2 G undes⸗Kon⸗ g.. E1“ der holländischen Keenisens 8 elgien. Brüssel. Kommission in Bezug auf die Versicherungen durch den Staat. Der Wahlsieg der Li e Lie Au taat. hlsieg der Liberalen zu Tournayp. e Gesellschaft. 1 1 Italien. Rom. Die Juden. Strenge Kälte. Die Kardinäle. Deputation für Getraide. Die Fasten. 1 Portugal. London. Unveränderter Zustand der Dinge. Wider⸗ sprechende Nachrichten. Baron Casal noch nicht vor Porto. Gäh⸗ rung in Lissabon. Die Bank⸗Maßregeln. 3 Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. London. des amerikanischen Kongresses. Ostindien. Kalkutta. Die Fresken der Höhlentempel in Adschunta. Birmanische Grammatik. Die Munizipal-Zustände von Kalkutta. Fhema. Macao. Konflikte zwischen Portugiesen und Chinesen. und Börsen⸗Nachrichten. Notizen über den Leinwand⸗ 9— .

Nothstand in Irland.

Eröffnung

Königl. Schauspielhaus. („Die Karlsschüler“.) P . EEEEE1“ —-.) Ponsard's neues Dr Agnes de Méranie. Prag. Bpzantinische Kirche. .

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

G 6O im Finang⸗Miiserͤn. Friedrich einho as Prädj 1

1 unther, das Prädikat „Geheimer Rechnungs⸗Rath“

Nichtamtlicher Theil. CIIp.

Provinz Schlesien. Schlesische Blätter e b Publikandum: sisch 8 nthalten folgen⸗ „Da das Bedürfniß einer übersichtlichen,

all ß . menstellung aller den Landmann gemtin faßlichen Zusam

angehenden sowohl für die ge⸗

sammte Provinz Schlesien als für einzelne Theile derselben gültigen poli⸗ zeilichen Gesetze und Verordnungen, so wie dersenigen Bestim⸗ mungen, welche das Untersuchungs⸗Verfahren bei polizeilichen Contraven⸗ tionen aller Art betreffen, sich mehr und mehr geltend macht, auch anzu⸗ nehmen ist, daß eine solche systematische Zusammenstellung der schriftstellerischen Thätigkeit am besten gelingen wird, bin ich ermächtigt worden, eine Preisbewerbung zu veranlassen und eine Prämie auszusetzen: 1) für die an sich ihrem Zwecke entsprechende gelungenste Arbeit dieser Art von 300 Rthlr. Cour., 2) für die nächste beste Arbeit von 100 Rthlr. Es ergeht daher an alle diejenigen, welcht sich im öffentlichen Interesse bei die⸗ ser Preisbewerbung betheiligen wollen, die Aufforderung, ihre Arbeiten bis zum 1. Juli 1848 dem Ober⸗Präsidium zu überreichen. Als Quellen werden das Allg. Landrecht, die Gesetz⸗Sammlung, die Amtsblätter der Regierungen, die Kornsche Edikten⸗Sammlung, die älteren Königl. sächsischen Gesetz⸗Sammlungen, so weit sie für die Ober⸗Lausitz gültige Verordnungen enthalten, und die Ministerial⸗Blätter vorzugsweise zu benutzen und überall zu allegiren sein. Die Zusammenstellung soll allen Eingesessenen der Provinz, auch den Po⸗ lizei⸗Obrigkeiten als Leitfaden und Unterweisung dienen. In welcher Art diesem Zwecke entsprechend das Material zu ordnen, bleibt dem Ermessen des Verfassers überlassen. Derselbe bleibt Eigenthümer seiner Arbeit, ist jedoch verpslichtet, dieselbe binnen angemessener, von Seiten des Ober⸗ Präsidiums zu bestimmender Frist dem Buchhandel zu übergeben. Das Ürtheil über den Werth der Arbeit und über die Bewilligung der Prämie bleibt dem Ober⸗Präsidium vorbehalten. Breslau, den 26. Dezember 1846. Der Ober⸗Präsident der Provinz Schlesien, von Wedell.“ Mhein⸗Provinz. Köln, 31. Dez. (K. Z.) Das Treib⸗ eis des Rheins hat in Folge der seit einigen Tagen herrschenden heftigen Kälte (heute Morgens um 7 Uhr zeigte das Thermometer 11,4) so zugenommen, daß der Verkehr mit dem jenseitigen Ufer sehr erschwert ist und die kleine Dampffähre nur mit großer Mühe sich durch die Schollen zu arbeiten vermag. Bei dem überaus leb⸗ haften, seit Eröffnung der Köln⸗Mindener Eisenbahn noch bedeutend gestiegenen Verkehr zwischen Köln und Deutz ist es im Interesse des Publikums sehr zu bedauern, daß die jetzigen Einrichtungen zur Ueber⸗ fahrt während der Zeit, wo die Rheinbrücke abgefahren ist, nur sehr unvollkommen sind. Die neue Chausseestrecke an dem großen Bergfalle bei Oberwinter ist um die alte verschüttete und in die Höhe gehobene Staatsstraße herumgelegt worden, und ihre Anlage und Instandsetzung wird durch einige Hundert Arbeiter mit einer solchen Thätigkeit betrieben, daß sie schon binnen wenigen Tagen be⸗ fahren werden kann.

Deutsche Bundesstaaten.

Freie Stadt Hamburg. Im Jahre 1846 kamen in dem hamburger Hafen 3779 See⸗Fahrzeuge an, darunter 8 aus China, 12 aus Batavia, 3 aus Singapore, 4 aus Kalkutta, Bombay und anderen indischen Häfen, 11 aus Sierra Leone und anderen Hafen⸗ örtern Guinea's, 10 aus Valparaiso, 11 aus anderen Häfen der amerikanischen Westküste, 47 aus Rio Janeiro, 30 aus Bahia, 118 aus Westindien, 18 aus Häfen der südamerikanischen Terra firma, 24 aus New⸗York, 4 aus New⸗Orleans u. s. w. Die Zahl der von Hamburg seewärts abgegangenen Schiffe belief sich in dem ge⸗ nannten Jahre auf 3755. 8

Oesterreichische Monarchie.

Prag, 26. Dez. (A. Z.) Am 13. Dezember starb in Prag der 92jährige Ehren⸗Domherr am Wyscherad, Joh. Rang, der letzte

Jesuit in Böhmen aus der Zeit vor Aufhebung des Jesuiten⸗Ordens (1773), in welchen er kurz vor diesem Ereigniß als Noviz eingetre⸗ ten. Er war 69 Jahre lang Priester.

Die Jesuiten haben ein an die St. Ignazkirche stoßendes Haus angekaust. Diese Kirche sammt dem dazu gehörigen, sehr großen, einen Theil des Viehmarkts einnehmenden Gebäude, welches jetzt als Militair⸗Spital verwendet wird, war bekanntlich von den Jesuiten erbaut worden. Man will ihnen, dem Vernehmen nach, die Seel⸗ sorge über einen Theil des Pfarrbezirks von St. Stephan, der be⸗ reits 13,000 Seelen zählt, übertragen.

1 Pesth, 25. Dez. (A. Z.) Unter der Menge von früher oder später der Ausführung entgegenreifenden Eisenbahn⸗Entwürfen, worüber gegenwärtig hierlands in der Presse wie in Versammlungen verhandelt wird, und die in ihrer Gesammtheit allerdings auf die Schlingung eines förmlichen ungarischen Eisenbahn⸗Netzes ausgehen, nimmt nächst dem hochwichtigen Banater Eisenbahn⸗Plan die eben jetzt vielberathene Szolnock⸗Arader Bahn, d. h. der Ausbau der Centralbahn in der Richtung nach Debreczin durch Szol⸗ nock und Arad, eine der vordersten Stellen ein. Arad, was in Deutschland wenig bekannt sein dürfte, Arad behauptet schon seit einer Reihe von Jahren hinsichtlich des Großhandels den Rang gleich nach Pesth und Debreczin; es läßt sich also leicht erachten, daß der Eintritt in die große Centralbahnlinie von höchstem Belang für dasselbe sein muß. Wirklich soll das arader Komitat das beke⸗ ser zur Erbauung einer Arad⸗Bekes⸗Szarcaser Linie aufgefordert haben. Ueber den Verfolg dieser Sache werde ich Ihnen das Nä⸗ here berichten.

Bei der neulichen Anwesenheit Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzher⸗ zogs Johznn in Ofen, die, wie die Allgemeine Zeitung berich⸗ tete, aus Anlaß der zur Freude und zum Jubel des ganzen Landes glücklich überstandenen Krankheit des erlauchten Reichs⸗Palatins statt⸗ fand, machte ihm eine zahlreiche Deputation der Königl. ungarischen Naturforscher⸗Gesellschaft die Aufwartung, um ihm, der auf der Höhe der europäischen und an der Spitze der vaterländischen Natur⸗ und Landesforschung steht, das Diplom als Ehren⸗Mitglied zu überreichen. Der Bischof von Fogarossy führte das Wort. Der Erzherzog legte in seiner huldvollen Antwort vorzüglich auf die hochwichtige praktische Aufgabe des Vereins Gewicht, welcher, wie

Se. Kaiserl. Hoheit sich ausdrückte, einerseits der Landwirthschaft,

andererseits der Gewerbs⸗Betriebsamkeit des so ungemein und viel⸗ seitig fruchtbaren Ungarlandes Vorschub zu leisten angewiesen sei. Unter Anderem äußerte der Erzherzog sein Bedauern, nie in den Fall gekommen zu sein, sich die Sprache eigen zu machen, welche das vaterländische Idiom des Vereins und sicherlich dasjenige sei, worin derselbe feine Forschungen niederlege. Dieser Umstand sei es, wel⸗ 188 ihn verhindere, thätigen Antheil an den Arbeiten desselben zu nehmen.

Die vor einigen Tagen beim preßburger Komitat stattgehabte Verhandlung der Angelegenheit des berüchtigten Schwindlers Ladis⸗ laus von Bücky gewährte vieles Interesse und brachte merkwür⸗ dig abgekartete Betrügereien einer neuen Gattung von Ca⸗ gliostro zu Tage. Der Deputations⸗Bericht wurde daher, seiner großen Länge ungeachtet, von Anfang bis zu Ende mit ungeschmä⸗ lerter Aufmerksamkeit angehört. Unter Anderem erhellt daraus, daß von den vielen Familien dort und da, welche Bücky durch Adels⸗

Diploms⸗Vorspiegelungen zu ködern gesucht, über ein halbes Hundert

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Königliches Schauspielhaus.

Die Karlsschüler, Schauspiel in 5 Abtheilu H. Laube. b 1“

(Den 3. Januar.)

Die Literatur⸗Geschichte des Herrn Laube handelt umständli

dem deutschen Drama; jetzt handeln seine V1. 19

deutschen Litecaturgeschichte. Es ist bereits das zweitemal, daß er, um das

Feuer seines Ruhmes zu nähren, auf unserem Parnaß Holz ausgeschlagen

hat. Diesmal traf seine Art einen jungen Stamm, den Verfasser der Raͤu⸗

S nächstens kommt wohl die Reihe an Lessing, Göthe oder andere heilige ichen.

Schiller's Gestalt steht so erkannt, so fest und frisch vor Aller Phan⸗ tasie, daß Aenderung der Thatsachen gefährlich und alle Sorgfalt auf die Behandlung des Stoffes zu wenden war. Statt dessen heftet Herr Laube Fabeln an die Fersen der Geschichte, deren frische Spuren noch un⸗ ser Auge sieht. Und wären die Fabeln nur Flügel an den Fersen aber sie sind Bleigewichte. Diese Laura, die sich verkleidet, diese protegirenden Damen, und diese Flucht das Alles erscheint zu schwach gegen die wirk⸗ liche Geschichte, die alle Zuhörer im Sinne haben m bürr denn der historische Schiller steht in einer solchen optischen Nähe, daß wir unwill⸗ kührlich die Näthe sehen, mit denen das Flickwerk angefügt ist.

Die Hauptsache aber ist: Schiller mußte für ein Drama in einem Wendepunkt seiner Entwickelung gefaßt werden, z. B. ehe er die Räu⸗ ber schrieb. Ein Mensch, wie er, muß am Ende eines fünfaktigen Schau⸗ spiels ein anderer sein, als er in der ersten Scene war. Hier aber tritt er gleich als Verfasser der Räuber und des Fiesco auf, steckt so recht in der Mitte seiner ersten Periode, und es handelt sich nur um seine Flucht, von der wir wissen, daß sie gelingt, und zum die Annahme der Räuber beim mannheimer Theater, von dem wir wissen, daß es sie annimmt. Schiller ist am Schluß kein Anderer, als er im Anfang war, sondern nur anders⸗ Pbn er g 895“ Mhahnptenn. 8nn alßs all der Lärm? Wenn der

orhang fällt und ein solider Zuschauer ruhig n s der arme Schiller über alle laufen. .““

Diese Flucht! Alle nehmen Abschied von ihm, als ob sie Jemanden zur Post bringen wollten. Laura ruft kläglich: Schiller! Schiller! Und Spiegel⸗ berg muthig zu ihm: Nimm den Mantel um und schreie nicht so! Die 2n eac 85 7. h.enn ist aber Mad. Birch⸗Pfeiffer. Als wir as sahen, da hörte alle Illusion auf. Die wirlli W1 nnea e hsr dict hütschen. Illusion auf. Die wirlliche Geschichte im Hof

So wie er aber weg ist, erheben die Frauen ein surchtbares Geschrei daß aus dem Schiller gewiß noch einmal ein großer Dichter E err Laube hat gut reden als Literatur⸗Historiker und rückwärts gewende⸗ ter Prapher I

Außerdem sehen wir das ganze Stück hindurch Schiller nie in seinen natürlichen Verhältnissen, immer nur als Gast 1nen Hanes, glelian oder

am Hofe. Die Scenen im Lazareth oder im älterlichen Hause hat Herr Laube sich entgehen lassen und dafür einen Hof konstruirt, halb gemüthlich, wie eine Auerbachsche Dorsgeschichte mit „Bäbele“, halb französirt und militairisch, so daß man aus dem Treiben gar nicht klug werden kann. Desto mehr Mühe ist auf den Kontrast des alten régime und des Schil⸗ lerschen Genius verwandt, der an sich richtig, aber hier im Drama gar nicht motivirt ist. Wie kommt der Herzog nur darauf, von „den Räubern“ den Umsturz des alten Europa zu befürchten? Dann hat er das Stück nicht zu Ende gelesen. Der Don Carlos hätte diese Furcht schon eher erwecken können. Seiner Gemahlin hält er Vorträge: „Wenn wir den Zustand Europa's betrachten u. s. w.“, und befindet sich in Bezug auf die Politik der Zukunft, durch Herrn Laube magnetisirt, in einem wahrhaft clairvopanten Zustande. Daß das Stück „zeitgemäß“ ist, versteht sich von selbst; es ist Löwe, sondern nur ein Löwenhündchen, das diesmal „in tyrannos“ „Die Darstellung war recht gut; nur hätte Herr Hendrichs schwä⸗ bisch und unbeholfener sprechen müssen, da es hier den wirklichen Schiller zu kopiren galt, den, der nicht den Clavigo spielen kann. Dieser Schiller mußte ihn nothwendig gut spielen: genau genommen, spielt ja Herr Hen⸗ drichs immer den Clavigo. Im Affekt ist sein Spiel vortrefflich und seine Maske wahrhaft täuschend. Dlle. Stich als Laura war allerliebst, Mad. Birch⸗P feiffer stattlich wie immer, Herr Gern saftig. Herr Franz so gut als möglich in der Rolle des General Rieger, der einem wahnsinnigen Wiedertäufer gleicht, Herr Döring als Herzog nicht ganz in seinem Ele⸗ 9 8 shnnst 1- Rollen mit gedrücktem Organ. Dem Spiel der ad. Crelinger freuen wir uns na S W 1 vG 189,21. ch langem Schweigen wieder einmal Im Publikum saßen viele Karlsschüler, für die Spiegelberg au 2 rufen hat: „Thut mir den Gefallen und solan nicht so 9 nennt das Publikum „einen gedankenlosen Berg“; dies gilt allerdings von seiner größten Schicht, dem Aufgeschwemmten und der Flötzformation der jüngsten Epoche; hier und da ist aber noch ein Fleckchen Urgebirg „den Anprall“ aushält. W1“

Ponsard’'s neues Drama Agneès de Méranie.

Paris, 23. Dez. (A. Z.) Die erste Vorstellung v sard' Agnes de Möranie gab wieder einen Sean2 8 de. heheg Fesban⸗ Leidenschaft, die viele junge Franzosen für literarische Ereignisse und na⸗ mentlich dramatische Poesie beseelt. Wahrhaft tolle Preise wurden für die schlechtesten Plätze geboten, aber schon von 11 Uhr Morgens an waren die Zugänge des Odéon besetzt, und bis Mitternacht harrten so Manche ohne Essen und Trinken und dazu bei sieben Stunden halb im Freien und in nasser Dezemberkälte aus. Wenige Genüsse werden von dem gebildeten Pariser eifriger gesucht und mehr beneidet, wenige regen ihn lebhafter und stürmischer an, als die erste Vorstellung eines Drama's, das Ansprüche auf dichterischen Werth macht. Es herrscht da in dem Saal bis zum letzten Fallen des

Vorhangs eine unbeschreibliche Spannung von freudigem Antheil und sorgniß, und sind die Eindrücke des Stückes verschiedener Art, so äußert das Für und Wider sich mit einem lauten und wilden Ungestüm, der oft dramatischer, als das auf der Bühne gespielte Drama ist. Man athmet eine glühende Luft in diesen Momenten der Erwartung und des Kam

und Jeder fühlt durch das Gefühl Aller sein eigenes Gefühl

mehrt. Das Getümmel streitender Ansichten und Neigungen fe allerdings der Vorstellung des gestrigen Abends; denn die Wirkung der neuen Tragödie ist die reine, durch entstellende Einzelheiten fast nie ge⸗ trübte Wirkung eines wahrhaft gelungenen Werkes, das in der Weihe des Dichters einen bedeutenden Fortschritt und eine höchst erfreuliche Kräftigung, Zeitigung und Ausbildung seines Talentes beurkundet. Selbst die ent schiedensten Tadler von Ponsard's Lucrezia gestehen seiner Agnés unge⸗ wöhnliche Verdienste zu, und selbst die wärmsten Freunde des Dichters hat⸗ ten keinen so glücklichen Wurf gehofft. Das Stück spannt wie ein Melo⸗ drama der Boulevards und ist dabei in dem edelsten Geist einer echt poetischen Schöpfung gehalten. Wie Lucrezia, ist es von einer tief und bis zur herbsten Strenge sittlichen Idee durchdrungen und getragen, aber die Sittenlehre ist nicht aufgeklebt, wie die Anzeige eines neuen Heilmittels ge⸗ gen bösartige Insekten an die Straßenecken, sondern spricht sich in dem Gange der Handlung und in dem Charakter der Entwickelung deutlich, aber anspruchslos aus. Die Sprache ist einfach und nur selten geschmückt; der Erfolg war, trotz der Mittelmäßigkeit der Schauspieler, glänzend und nicht einen Augenblick bestritten.

Pprag, 26. Dez. (A. Z.) Vor einigen Monaten entdeckte der treff⸗ liche Archäolog J. E. Wocel im Dorfe St. Jakob (Herrschaft Neuhof, czaslauer Kreises) eine ziemlich wohlerhaltene byzantinische Kirche mit vier ausgezeichneten Hautrelief⸗Figuren an der Südseite, die wohl die ältesten Denkmäler böhmischer Skulptur sein dürften. (Sie befinden sich zwischen Rundbogen, die von byzantischen Säulchen getragen werden.) Wocel’'s Ver⸗ muthung, daß diese Kirche der ersten Hälfte des 12ten Jahrhunderts ange⸗ höre, ward vor kurzem auf die glänzendste Weise bestätigt; denn bei Gele⸗ genheit einer Reparatur fanden die Arbeiter in der Mauer hinter einem Seitenaltar ein Bleibehältniß, welches nebst vielen Reliquien eine Perga⸗ menturkunde enthielt, aus der erhellt, daß jener Seitenaltar im Jahre 1165 von dem prager Bischof Daniel in Gegenwart König Wladislaw's I., sei⸗ ner Gemahlin Judith und der Erbauerin jener Kirche, Maria, nebst ihren zwei Söhnen Slawibor und Paul eingeweiht worden.