Nach der erwähnten Schrift des Oberst Ardant über die in Eu-
ropa seit 1815 ausgeführten Befestigungs⸗Arbeiten hat Frankreich seit⸗ dem 125 Millionen für seine Landgränzen ausgegeben, wozu noch die Befestigung von Paris mit 140 Mill. und die Seebefestigungen mit
4 Mill. kommen, im Ganzen für Frankreich 289 Mill., ohne die V
Bewaffnung der errichteten Wälle. Die Frage, ob Frankreich jetzt in
seinen Schutz⸗Arbeiten anhalten oder fortfahren solle, beantwortet V
Herr Ardant, worin ihm das Journal des Débats beizustimmen scheint, dahin, daß allerdings noch eine geringe Summe für 9 so verwundbaren Punkt an der östlichen Gränze, mit Hinsicht veSe louis und Landau, zu verwenden sei, daß aber die von vielen . 8 als nothwendig erachteten ungeheuren Befestigungen der 28 städte und Häfen überflüssig seien und Schiffs⸗Batterieen, trot
— 11. h f Batterieen Paixhans⸗Kanonen und Dampfschiffe, doch gegen Mauer⸗Batterieen
zurückstehen müßten.
Die Spaltung, n d funden, wird auch vom Journal des Déb scheinlich gehalten,
sich schon seit einiger Zeit in der Mei dem Constitutionnel und dem Sisdcele gezeigt.
das ministerielle Blatt binzu, „wir wollen nichts mit C
kn Bielleicht weiß die Opposition selbst noch niche b V tbun soll. Noch sind acht Tage hin bis zur Eröffnung der Kammern; Zeit genug für die Opposition, ihre Beschlüsse und ihren Feldzugs⸗
ats für sehr wahr⸗
Meinungs⸗Verschiedenheit zwischen 2 „Indeß“, sügt heit be⸗ was sie
b mal zu ändern. Man kann nicht vorher wissen, was 2 9, n. verd, die niemals eine eigene Politik und feste rar dat. an eine große Anzahl von Veränderungen in den Präfekten⸗Stellen und Militair⸗Kommando's der französischen Departements, theils Ersetzungen, theils Versetzungen. Der Courrier français will wissen, es sei England gelun⸗ gen, einen enropäischen Kongreß zu Stande zu bringen, auf welchem Frankreich sich den ihm in Bezug auf Spanien auferlegten Ent⸗ sagungen werde sügen müssen. Galignani's Messenger stellt diese Nachricht an Grundlosigkeit den Nachrichten gleich, welche viele deutsche Zeitungen in Ermangelung wahrer politischer Neuigkeiten ih⸗ ren Lesern in Korrespondenz⸗Artikeln mittheilen.
*x. Paris, 6. Jan. Die Spaltung in den Reihen des bis⸗ herigen linken Centrums, die Lostrennung der Herren Billault und Dufaure von Herrn Thiers, wird nun allgemein als eine nicht mehr zweifelhafte Thatsache betrachtet, und es scheint, daß die Trennung nicht blos über die spanischen Heirathen, sondern auch über so manche andere Fragen der inneren und der auswärtigen Politik stattfindet. Es geht damit eine gänzliche und sehr beachtenswerthe Veränderung in der Stellung der Parteien in der Kammer vor sich, ein neues linkes Centrum ist im Begriff, sich zu bilden, bestehend aus Männern der gemäßigten Opposition, und, was das Erfreulichste an der Sache ist, man kündet bereits an, daß es dem neuen linken Centrum um die Sachen und um Grundsätze vielmehr zu thun ist, als um leidige Personenfragen. Es werden bereits hervorragende Namen ge⸗ nannt, die um die Herren Billault und Dufaure sich schaaren wollen, Namen wie von Tocqueville, der niemals zu unbedingter Ab⸗ hängigkeit von Herrn Thiers sich verstand, Lanjuinais, Stourm, Paillet, Boudet und Andere, die auch bisher schon als Mitglieder der Opposition sich mit Mäßigung benommen. Wie es scheint, sind die se Männer des kleinlichen Ränkespiels, bei dem am Ende Alles auf die Befriedigung der ehrgeizigen Bestrebungen einiger Wenigen hinaus⸗ lief, welche nur das Ote-toi, afin que je m'y mette spielen möch⸗ ten, dem Ministerium gegenüber, müde und gedenken nur das allge⸗ meine Interesse künftig zur Richtschnur ihres Verhaltens nehmen zu wollen. Indem sie dabei auf eine systematische Opposition gegen die Personen verzichten, bei jeder Frage, die zur Verhandlung kömmt, nur von ihrer Ueberzeugung sich leiten lassen, das Gute gut, das Schlechte schlecht nennen, wo sie es finden, kann die neue Partei, welche sie künftig in der Kammer bilden werden, eine eben so gewich⸗ tige, als eine einflußreiche Stellung gewinnen, wenn anders die Grundsätze, welche sie auf das neue erhobene Banner eingeschrieben hat, treu festgehalten und eben so geschickt als aufrichtig vollzogen werden.
Welches Verhaltan auch das englische Parlament in Bezug auf die spanischen Heirathen einschlagen mag, so ist doch so viel gewiß, daß dasselbe nicht mehr im Stande sein wird, einer umständlichen Debatte in den hbeiden französischen Kammern vorzubeugen, und man würde es schon als ein beträchtliches Resultat begrüßen dürfen, wenn die in England sich kundgebende Mäßigung auch auf die Sprecher diesseits des Kanals eine analoge Wirkung hervorbrächte. Bei dem
Geiste, von welchem sich aber die französische Opposition in der Re⸗ gel beseelt gezeigt hat, läßt sich nicht erwarten, daß sie jetzt auf ein⸗ mal aus irgend welchem Grunde auf die Rücksichtslosigkeit verzichten
welche, wie verlautet, in der Opposition stattge⸗
228 V mit dem Bemerken, daß die Symptome davon V 1
werde, die sie sich bisher zur Gewohnheit gemacht. Allerdings wird
dies Alles nur auf die Deputirten⸗Kammer Anwendung finden, denn in der Pairs⸗Kammer wird kein Redner gegen das Kabinet auftreten. Gewisse Thatsache ist, daß das französische Kabinet eine umfassende und erschöpfende Erörterung der obschwebenden Streitfrage wünscht, nachdem sie einmal so lebhaft und allseitig angeregt worden ist, weil es sich gegen alle Vorwürfe, die ihm von englischer Seite gemacht worden sind, vollkommen rechtfertigen zu können glaubt. Wie es scheint, auf den Wunsch des Ministeriums, hat einer seiner ergebensten Freunde in der Deputirten⸗Kammer, Herr von Haussonville, es unter⸗
42 nommen, durch eine ausführlichere Darstellung der Dinge, wie sie sich zugetragen haben, die öffentliche Meinung auf die herannahende feier⸗ liche Debatte gewissermaßen vorzubereiten. Man sieht es sei⸗ ner Arbeit in Bezug auf die darin enthaltenen Thatsachen wohl an, daß ihm dazu ossizielle Urkunden zu Gebot standen, und er giebt, nachdem er die schon allseitig abgemachte Frage über die Bedeutung, den Zweck und die Anwendbarkeit der Utrechter Ver⸗ träge und Verzichtleistungen besprochen, auch authentische Notizen über den Punkt des Verfahrens des französischen Kabinets, also über den⸗ jenigen Punkt, welchen die englische Presse zur Hauptstütze ihrer An⸗ griffe auf dasselbe machte. Die Interessen Englands und Frankreichs
in Spanien siad zu verschieden, sagt er, als daß beide z. B. in po⸗
litischer und kommerzieller Beziehung dort den nämlichen Weg gehen könnten. Ueber die Frage der Vermählung der spanischen Prinzes⸗ sinnen im Gegentheile war eine Verständigung zwischen beiden Re⸗ gierungen wünschenswerth und möglich, man suchte eine solche auf dem Wege der Ausschließung dieses und jenes Kandidaten zu erreichen. Frankreich that die ersten Schritte auf diesem Wege zur Ausgleichung, indem es erklärte, keiner der Söhne des Königs der Franzosen mache Ansprüche auf die Hand der Königin Isabella; England verzichtete dann auf den Prinzen von Koburg, als nahen Verwandten des Ge⸗ mahls der Königin von England, und versprach, die Vermählung mit einem Prinzen, der nicht dem Hause Bourbon angehörte, nicht zu unterstützen. So standen die Dinge, als die Königin von Eng⸗ land zum zweitenmale nach Eu kam. Dort nahmen nun die Minister der auswärtigen Angelegenheiten beider Länder, Herr Guizot und Lord Aberdeen, direkte Rücksprache mündlich und bis ins Einzelne. Lord Aberdeen erkannte offen an, daß das französische Ministerium sich streng in den Gränzen der übernommenen Verbindlichkeiten gehalten und sein gutes Verhältniß nicht zu Gunsten der Kandidatur des Herzogs von Montpensier benutzt habe. Lord Aberdeen ging noch weiter und stimmte auch zu der von der Königl. Familie von Frankreich gewünschten Verbindung des Herzogs vou Montpensier mit der Infantin Luisa Ferdinanda, „gleichwohl unter der Bedingung, daß dieselbe erst nach jener der Königin, und wenn diese der Krone von Spanien einen Er⸗ ben gegeben haben würde, stattfinden solle“. Indeß wurde inmitten dieser Konferenzen von Herrn Guizot ein Vorbehalt gemacht und von Lord Aberdeen angenommen. Herr Guizot stellte nämlich ausdrück⸗ lich fest, daß, wenn jemals eine Vermählung mit einem Prinzen des Hauses Koburg bevorstehen sollte, sei es durch Mitwirkung oder durch Mangel an Widerstand von Seiten des englischen Kabinets oder auf irgend welche andere Art, Frankreich sich sogleich als seiner Verbind⸗ lichkeit ledig und frei betrachten würde, nicht blos die Hand der In⸗ fantin, sondern die der Königin selbst zu verlangen. Diese Erklärung wurde nach London geschickt in der Form eines Memorandums in den ersten Monaten des Jahres 1846 und durch den Grafen von Jarnac(französischen Geschäftsträger daselbst) dem Lord Aberdeen mitgetheilt. Graf Bresson erhielt seinerseits die Instructionen, welche ihm in dem durch das Memorandum vorgesehenen Falle zur Richtschnur dienen sollten. Diese Erklärung des französischen Kabinets, bemerkt Herr von Hausson⸗ ville, zeigte sich bald als eine nicht unnütze Vorsicht. Denn während das englische Kabinet treu seine Verpflichtungen vollzog, thaten seine Agenten im Auslande und die Personen, die als gewöhnlich ihren eigenen Eingebungen folgend galten, gerade das Gegentheil. In der Mitte des Frühjahrs 1846 waren sie fast völlig siegreich. Aber so groß war die Achtung Lord Aberdeen's vor den zu Eu übernommenen Verbindlichkeiten, daß das französische Ministerium zu gleicher Zeit von diesem unerwarteten Schritte, von der Mitwissenschaft des Herrn Bulwer und von der an diesen ergangenen War⸗ nung, zu keinem Vorschlage dieser Art mehr die Hand zu bieten, Kenntniß erhielt. Bald nach diesem Zwischenfall zog das Tory⸗Kabinet sich zurück, und mit den Whigse trat Lord Palmerston ins Amt. Die Klugheit rieth dem französischen Kabinet, die Gesinnungen des neuen englischen Ministeriums zu sondiren. Die natürliche Gelegenheit dazu bot sich. Der französische Geschäftsträger erhielt Auftrag, bei Lord Palmerston zu beaͤntragen, daß England und Frankreich die beiden Söhne des Infanten Francisco de Paula, als die beiden einzigen damals möglichen Kandidaten des Hauses Bourbon, gemeinschaftlich der spanischen Regierung zur Annahme vorschlagen sollten. Die Antwort Lord Palmerston's darauf sollte als Probirstein seiner Politik in Spanien dienen. Diese ließ sich aber schon voraussehen aus einer Mittheilung, welche der neue eng⸗ lische Botschafter, Lord Normanby, worden war. Diese Mittheilung bestand in einem Auszug aus den dem Herrn Bulwer zu Madrid ertheilten Instructionen. In diesen war gesagt, es seien nur noch drei Kandidaten für die Hand der Königin möglich: der Prinz von Koburg und die beiden Söhne des Infanten Francisco de Paula, und, war beigesetzt, alle drei seien gleich annehmbar für England. Zum erstenmale sigurirte so der Prinz von Koburg in erster Linie. Nun kam auch die Ant⸗ wort auf den Antrag gemeinschaftlichen Handelns von London an. In dieser war nur einer der zwei von Frankreich vorgeschlagenen Kandidaten als angemessen erklärt, der Infant Enrique, welcher da⸗ mals zu Brüssel in offenem Bruche mit der Regierung der Königin Isabella, entschieden dem französischen Einflusse in Spanien feindselig und der Kandidat der von England unterstützten progressistischen Par⸗ tei war. Der Prinz von Koburg, dessen Kandidatur England nach den übernommenen Verpflichtungen niemals unterstützen sollte, war also unerwarteterweise offiziell in erster Linie von Lord Palmerston gesetzt, andererseits der französische Antrag von ihm Eumgangen worden. Da
hier zu machen beauftragt
ist noch nicht gehoben.
zu sichern.
aber der Infant Enrique von der Regierung von Madrid gewiß nicht angenommen werden konnte, so glaubte man hier den sicheren Beweis aus dem Vorgesagten ziehen zu müssen, daß Lord Palmer⸗ ston, nach Beseitigung aller anderen Kandidaten, den Hof von Ma⸗ drid nothwendig zur Wahl des Prinzen von Koburg. bestimmen wollte. Der durch das Memorandum vorausgesehene Fall war also eingetre⸗ ten. Frankreich trat wieder in sein volles Recht und seine volle Frei⸗ heit ein, und indem es davon Gebrauch machte, wurden die zwei Heirathen in der bekannten Weise abgeschlossen.
„Dies ist die Auseinandersetzung, welche uns Herr von Hausson⸗ ville giebt, und es ist nun abzuwarten, wie die Erklärungen und dar⸗ auf bezüglichen Aktenstücke im englischen Parlamente lauten werden.
Großbritanien und Irland.
London, 5. Jan. Die Einnahme⸗Rechnung des mit den heutigen Tage ablaufenden Finanz⸗Quartals wird heute Abend auf. gemacht werden, und der Globe theilt bereits im voraus einig Andeutungen über die Resultate derselben mit. Sie sind eben so be friedigend, als die des vorigen Quartals. In den Zöllen de Accise, der Stempelsteuer zeigt sich gegen das entsprechende Quartal können dem Lande Glück wünschen“, „zu dem Rechnungsschlusse eines neuen um so erfreulicher ist, als man gerade
schreibt der
unter den gegen⸗
wärtigen Umständen denselben kaum erwartete. Wir erkennen daraus, daß ungeachtet des harten Druckes, unter dem die Geldmittel des Landes in den letzten Monaten laborirten, die produktiven Hülfsquel-
len sowohl als die Subsistenzmittel der großen Masse der Bevölke⸗ rung noch nicht wesentlich angegriffen worden sind.“
Das Höhergehen der Preise Lauert in beunruhigender Weise fort. Auf dem londoner Markte war gestern der Weizen um 4 Shillinge theurer, als vor acht Tagen, und Gerste, Malz und andere Aectikel sind in ähnlichem Verhältnisse gestiegen. Insbesondere ist Mangel an Malz, und die hiesigen Brauer haben daher heute ihre Bierpreise um 25 „Ct. gesteigert.
Es soll nächstens hier eine Gesellschaft zum Baue öffentlicher Bäckereien nach dem bei den öffentlichen Bädern und Waschhäusern befolgten Grundsatze errichtet werden. Man will dadurch die Arbei⸗ terklasse in Stand setzen, sich dort ihr eigenes Brod in der Güte, wie ihre Mittel es gestatten, zu backen oder backen zu lassen; da alle nöthigen Geräthschaften geliefert werden, und da die Backtkosten im Vergleiche mit dem, was die Bäcker dafür berechnen, sehr niedrig an⸗ gesetzt werden sollen, so verspricht man sich von der Ausführung des Planes günstigen Erfolg.
Die neulich erwähnten Unterhandlungen des Herrn Hottinguer, eines der Direktoren der Bank von Frankreich, sollen einen günstigen Erfolg gehabt haben. Es heißt, daß derselbe eine Uebereinkunft mit der Bank von England wegen Ueberlassung einer Quautität Silber abgeschlossen habe. Das Haus Rothschild soll sich bei der Sache be⸗ theiligt haben.
Der General⸗Gouverneur von Canada, Lord Elgin, ist gestern, nachdem er vorgestern lange Unterredungen mit Lord J. Russel und dem Kolonial⸗Minister gehabt hatte, nach Liverpool abgereist, wo er sich heute an Bord der „Hibernia“ einschifft.
EE11“
Kanton Zürich. Die hiesige Neue Zeitung enth Folgendes: „Wir haben jüngsthin die Nachricht mitgetheilt, daß die Königl. bayerische Regiernng geneigt sei, den dringenden Vorstellun⸗ gen des eidgenössischen Vororts, betreffend den Getraidezoll, Rech⸗ nung zu tragen. Gegenwärtig sind wir in den Stand gesetzt, jene Mittheilung dahin zu vervollständigen, daß die genannte Regierung jenen von Württemberg und Baden den Vorschlag gemacht hat, den⸗ jenigen schweizerischen Kantonen, welche ihren Getraidebebarf aus Süddeutschland beziehen, die Bewilligung zu ertheilen, wöchentlich 1500 Scheffel oder 2250 Malter zollfrei auszuführen. An der Zu⸗ stimmung dieser beiden Regierungen ist nicht zu zweifeln.“
ält
Kanton Genf. In der Großraths⸗Sitzung vom 30. De⸗
zember ist an die Stelle des Herrn Fazy Pasteur Herr Anton Carte⸗
ret, eines der ausgezeichnetsten Mitglieder der Opposition, zum Präsi⸗ denten des Großen Raths gewählt worden. Ikalkien. Turin, 30. Dez. (A. Z.) Aus Rom erfährt man, daß in den zwei letzten Kardinals⸗Congregationen, außer den Ernennungen von Kardinälen und Würdenträgern, auch die Verhältnisse der spani⸗
schen Kirche zur Berathung gekommen seien. Zu einem bestimraten Entschluß gelangte man in dieser Hinsicht nicht, und die zwischen dem
Gouvernement von Madrid und dem päpstlichen obwaltende Differenz Denn während Spanien auf Bestätigung und Anerkennung der geschehenen Veräußerungen von Kirchengütern be⸗ steht, verlangt Rom eine angemessene Dotation der Geistlichkeit m
unbeweglichen Gütern, um so die Unabhängigkeit der spanischen Kirche Eben so sind die Schritte, welche Spaͤnien bei dem rö⸗ mischen Hofe gethan, um diesen zu bewegen, einen Nuntius nach
Madrid abzusenden, ohne Erfolg geblieben, da man in Rom besorgt
daß die bestehende Spaltung nicht sobald gelöst werde, und sich in der
Folge leicht die Nothwendigkeit einer Rückberufung des Nuntius er⸗
geben könnte, was nur unnöthiges Aufsehen bewirken und das spa⸗
beiden Eigenschaften sich noch mit der Grundlage aller Wissenschaft, mit einer höheren ideellen Auffassung, verbinden und das Herleiten und Gel⸗ tendmachen z. B. unwandelbarer Sittlichkeits⸗Prinzipien aus dem vorzutra⸗ genden Stoffe auf die Ansichten und die Gemüther der Zuhörer läuternd und erhebend einwirken. 8 Der deutschen W ssenschaft kann man nicht den Vorwurf machen, daß sie es an ideeller Auffassung fehlen läßt; im Gegentheil, sie mag des Gei⸗ stes zu viel haben und das Fleisch und Blut daruͤber vernachlässigen, das zur Bildung der Form, in welche jener allein zur Erscheinung gelangen kann, d. b. zur,Bildung eines der Natur des Geistes analogen Charakters unabweislich ist. Der deutsche Gelehrte spricht noch oft von Dingen, welche die Nation in ihrem innersten Leben berühren, wie von elwas Fremdem das er seiner gewohnten methodischen Form der Erörterung nach sosmopo⸗ lilischen oder philosophischen Grundsätzen unterwirft; er sucht die Lösung streitender Lebensfragen in der Aufstellung allgemeiner abstrakter Regeln die an sich theoretisch richtig sein mögen, aber in ihrer Anwendung nicht ausführbar sind, da sie für das Besondere, das Nationale, nicht be⸗ rechnet werden. Die eine große Schöpfung der Welt besteht aus lauter kleinen Schöpfungen in sich; das Besondere hat sein Recht und sein Be⸗ stehen für sich und dient nur in seinem ausgebildeten Wesen als Mittel zum Zweck des großen Ganzen, des Allgemeinen. Also müssen anch wir zuerst das Besondere ausbilden, um dann ebenfalls nur mittelbar dem All⸗ emeinen zu dienen; sonst bleiben wir mit unseren Ideen in der Luft schweben und lönnen den realen Boden, auf dem wir einmal stehen, nicht gewinnen und unser nennen. Was unserer Wissenschaft also fehlt, ist der Charakter, der eben nur durch eine Verbindung mit dem Leben gewonnen w 1d, weil er die feste ausgeprägte Form besonderer Gewohnheiten ist. Man kann allerdings in diesen Kreis nur die empirischen Wissenschaften einschlie⸗ ßen, aber es dürfte füglich von keinem anderen die Rede sein, wenn man
von Verbindung der Wissenschaft mit dem Leben spricht. Wie heilsam des⸗ halb unsere Vorlesungen sind, mag man hieraus leicht ermessen. —
Heute besprach Herr Geheime Ober⸗Regierungs⸗Nath Dieterici in einer interessanten Abhandlung den gegenwärtig vielfach angeregten hoch⸗ wichtigen Gegenstand der Aus⸗ und Einwanderu ngen in Europa. Wir erhielten ein auschauliches Bild von den faftischen Verhältnissen dieser Bewegungen, sowohl was die einzelnen Hauptländer Europa's, als auch diesen Welttheil im Ganzen genommen betrifft. Es wurde zuerst bemerkt, daß die Auswanderung nicht von der Dichtigkeit der Bevölterung eines Landes, sondern von den Eristenzmitteln der Bewohner abhänge, und durch Beispiele dargethan, wie oft ein Land, in welchem 5000 Menschen auf der Quadratmrile wohnen, weniger Auswanderer habe, als ein Land, das nur 2000 Menschen auf der Quadratmeile zähle. Ein Ueberblick der Hauvptländer Europa's, aus welchen Auswanderun⸗ gen stattfinden, ergab für England jährlich im Durchschnitt 70,000 Menschen, für Deutschland 60,000, für Belgien 10,000, für Frankreich nur 5000 und für das übrige Europa zusammengenommen gleichfalls nur 5000, so daß im Ganzen aus Eurepa sährlich 150 — 160,000 Menschen durch⸗ schnittlich auswandern. Der jährliche Zuwachs der Bevölkerung ist indeß so bedeutend, daß Europa diese Anzahl Auswanderer ohne Nachtheil abge⸗ ben kann, denn da in England die Bevölkerung jährlich um 300,000 Men⸗ schen wächst, so kommt nur 1 Auswanderer auf 300 Neugeburten. In Deutschland ist das Verhältniß dasselbe, und für Europa im Ganzen stellt es sich so, daß auf 1312 Neugeburten nur 1 Auswanderer kommt. Wir können dem Redner nicht durch alle Zahlen⸗Angaben folgen und be⸗ merken nur, daß er nach einer kurzen Beleuchtung der Länder, nach welchen die Auswanderung stattfindet, zu den Einwanderungen überging und hierbei vorzugsweise die Einwanderungen in den preußischen Staat von der Zeit des großen Kurfürsten an bis auf die Gegenwart durchging. Dieselben geschahen größtentheils in Folge religiöser Intoleranz, wie es bei den fran⸗ zösischen Refugiés, den Salzburgern, den Philipponen in den lithauischen Wäldern und den Zillerthalern der Fall war. In neuester Zeit nur bei Verpflanzung auswandernder Hessen nach Königlichen Domainen in Ost⸗
preußen, wie in Rothfließ bei Bischofsburg im rösseler Kreise, liegen be⸗ kanntlich andere als religiöse Gründe vor. 8 Soweit die faktischen Verhältnisse in Betracht kommen, interessirte die Vorlesung in hohem Grade. Weniger schien dies in Betreff der wissen⸗ schaftlichen Form, wie wir sie oben bezrichnet haben, und ihrer zum Schluß aus⸗ gesprochenen Tendenzen der Fall zu sein. Ein tieferes Eingehen in diese die Gegenwart so vielfach bewegende Frage würde, wenn es Zeit und Ort gestattet hätten, dem Gegenstand noch besonderes Interesse verliehen haben „Die höchste Politik ist die höchste Moral“, sagte der Redner, als er mit
der Behauptung schloß, die Regierungen müßten, von Menschenliebe gegen
die Auswanderer geleitet, denselben ein sicheres Geleit geben und sie dem Elende zu entheben suchen, dem sie jetzt an so vielen Verschiffungsorten preisgegeben werden. Aber die höchste Politik ist nicht allein die höchste Moral, sondern auch der höchste Vortheil des Landes auf dem Wege der Moral, und bei Besprechung der Auswanderungs⸗Frage ist die Erörterung unabweislich, welches Interesse die Regierungen haben, Auewanderungen zu gestatten oder zu verbieten, zu befördern oder zu verhindern, ob und welche Verbindungen die Regierungen mit den Ausgewanderten zu unterhalten haben u. s. w. Ueberhaupt sind diese Fragen vom staatsökonomischen Standpunkt zu betrachten und unzertrennlich von einer Erörterung der Grundsätze der Kolonial⸗Politik. Der Redner hätte vielleicht die Argumente für und wider die Auswanderung im Interesse des Staates einer, wenn auch nur gebrängten Erörterung unterwerfen und, den mehr kosmopolitischen Standpunkt vertassend, für Deutschland insbesondere die Beziehungen zu den überseeischen Ländern, in Folge der deutschen Auswanderungen, darle⸗ gen können. Der Zweck dieser Vorlesungen, die Verbindung der Wissen⸗ schaft mit dem Leben, würde, wie uns scheint, dadurch wesentlich gefördert ii
8EEE“
“
eine bedeutende Steigerung des vorigen Jahres. „Wir Globe, Vierteljahres, der
auf den Lebensmittel⸗Märkten
8
nische Kabinet in neue Verlegenheit setzen, es aufs neue verletzen würde. Die Unterhandlungen mit Rußland zur Regelung der kirchlichen Verhältnisse der Katholiken werden mit großem Eifer betrieben. Die Herren Lambruschini und Corboli, als Bevollmächtigte des heiligen Stuhls, und die Herren Butenieff und Bludow von Seiten Rußlandd versam⸗ melten sich mehrmals in der Woche zu gemeinschaftlichen Konserenzen, und man schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß die Ergebnisse dieser Unterhandlungen für die russisch⸗katholische Kirche sehr günstig aus⸗ fallen dürften.
Die Bestrebungen der sogenannten französischen Partei, welche durch die Schaustellung eines übertriebenen Enthusiasmus die Gunst des Papstes gewinnen, und das Eingehen desselben in ihre Ideen und
dadurch die Verwirklichung der letzteren zu bewirken sucht, um so die
Gewalt in ihre Hände zu bekommen, haben bis jetzt die Erfolge nicht gehabt, die man sich davon versprochen haben mag; die römische Re⸗ gierung läßt sich nicht so leicht zu raschen Schritten verleiten und geht in der Reformsache vorsichtig ihren bedächtigen Gang.
Herr Torselli, luecchesischer Finanz⸗Minister, zog sich schon vor einiger Zeit von der Leitung seines Departements zurück, und der Herzog hat seinen Stallmeister Ward, einen Engländer, mit der pro⸗ visorischen Besorgung der Finanzgeschäfte beauftragt, da sich sonst fast Niemand fand, der zur Uebernahme dieses Portefeuilles beson⸗ dere Lust gefühlt hätte. Die von der toskanischen Regierung gegen die lucchesischen Finanz⸗Operationen erhobenen Schwierigkeiten waren in Florenz Gegenstand mehrerer Konferenz⸗Berathungen zwischen dem toskanischen Minister des Aeußern und den daselbst residirenden Re⸗ präsentanten der Großmächte gewesen. Die Gesandten aber vermie⸗ den sämmtlich, eine entschiedene Haltung in der Sache anzunehmen, und referirten nur an ihre Kabinette. Mit der Rechtmäßigkeit der toskanischen Protestation schienen sie alle einverstanden; nur glaubten sie, daß mit Rücksicht auf die sonstigen politischen Konjunkturen diese
neue Verwickelung zu höchst ungelegener und ungünstiger Zeit einge⸗
reten sei.
Außer der bevorstehenden Verbindung des zweiten Sohnes des Don Carlos, des Infanten Don Juan, mit der Prinzessin Marie on Modena, ist in heute hier eingegangenen Briefen die Rede von
der projektirten Vermählung des Prinzen Ferdinand Victor von Mo⸗
ena (geboren den 20. Juli 1821) mit einer österreichischen Prinzessin ind (dieses jedoch als bloßes Gerücht) von Unterhandlungen zu einer gerbindung des Grafen von Trapani ebenfalls mit einer österreichi⸗ chen Prinzessin.
11ö1
Madrid, 31. Dez. Die Königin hat heute die Cortes mit
folgender Rede eröffnet: „Meine Herren Senatoren, Meine Herren Abgeordneten! Ich kenne keine lebhaftere Befriedigung, als, Mich wieder in Ihrer Mitte u sehen und Mich von neuem der Hoffnung hinzugeben, daß Ihre Loyͤalität und alle Ihre Bestrebungen der Befestigung und Vereini⸗ gung von Thron und Verfassung und der sortgesetzten Pflege des Wohlergehens von Spanien gewidmet sein werden. 1
Ich habe Mich mit Meinem erlauchten Vetter Don Francisco de Asis Maria de Bourbon vermählt, wie Ich es den vorigen Cor⸗ tes angekündigt hatte. Ich hoffe, daß der Himmel diese Verbindung segnen werde, und daß auch Sie, Meine Herren, Ihre Gebete des⸗ halb mit denen vereinigen, die Ich an den Allmächtigen richte. Die Vermählung Meiner geliebten Schwester hat ebenfalls so stattgefun⸗ den, wie den Cortes darüber Eröffnung geschehen ist.
In den Beziehungen zu den auswärtigen Mächten ist keine der Erwähnung werthe Aenderung eingetreten.
Die Ruhe im Innern, dieses erste Bedürfniß der Völker, be⸗ festigt sich trotz der Versuche, welche gemach: wurden, um sie zu stö⸗ ren. Ich hege das Vertrauen, daß alle legitimen Meinungen, in⸗ dem sie sich auf dem weiten und freien Gebiet unserer Institutionen zusammensinden, die der öffentlichen Ruhe feindlichen Factionen ohne Halt lassen und beitragen werden, die constitutionelle Regierung zu befestigen und die Spuren der Unruhen zu verwischen, welche die Nation so lange bewegt haben. Um zu diesem wichtigen Ziele zu gelangen, habe Ich den in jene Unruhen verwickelten Personen eine so umfassende Amnestie gewährt, wie es nur das Staatswohl ge⸗ stattete. Das Wohl des Staats werde Ich auch künftig zu Rathe ziehen, wenn es sich um Ausdehnung dieser Amnestie auf diejenigen handelt, welche aus wichtigen Rücksichten bisher davon ausgeschlossen blieben.
Eine große Befriedigung gewährt es Mir, Ihnen anzeigen zu können, daß, Dank dem Frieden und den Reformen, zu denen die vorigen Cortes ihre Zustimmung ertheilt haben, der öffentliche Wohl⸗ stand ansehnliche Fortschritte macht. Meine Bemühungen werden vor Allem suchen, sie auszudehnen und zu vergrößern. Ich zähle in die⸗ ser Beziehung auf Ihre Mitwirkung und Ihren Beistand.
Die verschiedenen Zweige der Verwaltung des Staats haben große Verbesserungen erfahren, die der bewirkten Regelmäßigkeit in den Zahlungen, der Erhaltung der öffentlichen Ruhe, der Ordnung und Harmonie verdankt werden, welche die neuerlich eingeführten Ge⸗ setze in den Gang der Verwaltung gebracht haben.
In der Organisation der Ärmee sind einige vom öffentlichen Wohle gebieterisch verlangte Reformen eingetreten, die wesentliche Ersparnisse herbeigeführt haben. Ein Gegenstand großer Befriedi⸗ gung für Mich ist es, daß durch diese Reformen keine erworbenen Rechte verletzt und den Klassen kein Nachtheil zugefügt worden ist, welche diesen wichtigen Theil der Nation bilden. Im Betreff ihrer Disziplin und schönen Haltung kann der Zustand der Land⸗ und See⸗ Truppen nicht zufriedenstellender sein, und die Treue aller Corps ist eine sichere Bürgschaft, daß die ihrer Obhut anvertrauten geheilig⸗ ten Gegenstände wider jede Gefahr geschützt sind. Meine Fürsorge und die Meiner Regierung ist hinsichtlich der Marine nicht geringer gewesen. Zum erstenmale seit einer Reihe von Jahren sind alle Dienstzweige gedeckt gewesen. In den Arsenalen haben beträchtliche Bauten stattgefunden, und der Schiffbau ist sowohl auf den Staats⸗ werften, wie auf denen der Privaten, der Art angeregt worden, daß die Flotte dem Dienste genügen und der Handels⸗Marine, deren rasches Wachsthum die schönsten Hoffnungen rege macht, Schutz ge⸗ währen konnte.
Der Betrag des Staats⸗Einkommens ist im Zunehmen und
Grund zu hoffen vorhanden, daß er noch mehr wachsen werde, sobald die beabsichtigten Tarif⸗Reformen zur Ausführung gelangen. Meine Regierung wird Ihnen deshalb geeignete Vorlagen machen. Im Steuersysteme sind ebenfalls Verbesserungen eingeführt worden, und die Hauptmängel desselben werden verschwinden, sobald alle mit gro⸗ ßer Sorgfalt in Ermittelung begriffene Angaben beisammen sind, um zu einer gleichmäßigen und gerechten Anlage zu gelangen. „ Mieeine Regierung wird Ihnen die Budgets der Einnahme und Ausgabe für 1847 vorlegen. Sie finden darin die möglich gewese⸗ nen Verbesserungen und Ersparnisse. Ich bedaure, daß die vergan⸗ genen Unruhen und die Reformen selbst, welche später gute Früchte tragen werden, Mir nicht erlauben, sogleich alle Verminderungen ein⸗ treten zu lassen, die Ich wünsche.
Eben so unmöglich war es Meiner Regierung, die Regulirung der öffentlichen Schüld in Folge der ihr von Mir dazu ertheilten
3 43
Autorisation zu bewirken. Da es indessen Mein lebhafter Wunsch ist, den gerechten Reclamationen der einheimischen wie der fremden Staatsgläubiger auch gerecht zu werden, sollen Ihnen zu passender Zeit die Maßregeln vorgelegt werden, welche am geeignetsten schei⸗ nen, dahin zu gelangen.
Im Einklange mit dem Gesetze vom 9. Juni 1845 ist eine Anleihe von 200 Millionen Realen, bestimmt zur Vollendung der neuen Straßen, abgeschlossen worden. Auf mehreren Routen haben bereits Arbeiten begonnen, welche zu dem großen Plan über die innere Communication gehören, die Meine Regierung auszusühren beabsichtigt.
Es werden Ihnen außer dem Budget noch andere Maßregeln vorgelegt werden, die das öffentliche Wohl erfordert. Die bestimmte und angemessene Dotirung des Kultus und der Geistlichkeit ist ein eben so dringendes und wesentliches Bedürfniß für das Beste der Re⸗ ligion wie für das des Staats. Meine Regierung wird Ihnen in kurzem ein Gesetz über diesen wichtigen Gegenstand vorlegen, so wie noch andere Gesetze, theils auf den Schutz der Zunahme des Wohl⸗ standes berechnet, indem sie Mißbräuche beschränken, welche denselben in seinen Anfängen bedrohen, theils um Verbesserungen in die ver⸗ schiedenen Verwaltungszweige einzuführen und die geltenden Bestim⸗ mungen über die Presse und über exceptionelle Gewerbe.
Auf diese Weise, Meine Herren Senatoren und Meine Herren Abgeordneten, werden mit Hülfe der Vorsehung und indem die Be⸗ mühungen Aller muthig und fest auf Verfolgung desselben Ziels ge⸗ richtet sind, die in politischer und administrativer Hinsicht gemachten Verbesserungen befestigt, anderweitige noch eingeführt und nach so vieler Unruhe der Friede, die Ordnung und das Gedeihen dieser Nation wiedergegeben werden, Wohlthaten, auf welche deren große Eigenschaften und deren Tugenden ihr so viel Ansprüche ertheilen.“
6 Madrid, 30. Dez. Man war hier allgemein der Ansicht, daß die Frau von Arana sehr schicklich gehandelt haben würde, wenn sie bei einer früheren Veranlassung freiwillig aus dem Hofstaate des Infanten Don Francisco de Paula getreten wäre. Dagegen hat das rauhe Benehmen, durch welches der Infant Don Enrique sie als Dame verletzte, keinen Beifall gefunden. Der Herzog von Rivas, Bruder der Frau von Arana, ein vollkommener Kavalier, verfügte sich gleich nach dem Vorfalle zu dem erlauchten Vater des Infanten Don Enrique und deutete ihm an, daß nur die Rücksicht auf den ho⸗ hen Rang des Sohnes ihn abhielte, persönliche Genugthuung für die Beleidigung seiner Schwester von ihm zu verlangen. Don Enrique erhielt darauf von der Königin den Befehl, sich nach Cadix zu ver⸗ fügen, allein er wird diesem Befehle nicht gehorchen. Unterdessen hat, nicht die Königin Christine, sondern die regierende Königin die Frau von Arana mit einem Jahrgehalte von 1500 Piastern zu ihrer eigenen Hofdame ernannt.
In dem Tiempo von gestern las man Folgendes: „Seit eini⸗ gen Tagen spricht man von Heiraths⸗Entwürfen zwischen den erlauch⸗ ten Infantinnen, Töchtern des Infanten Don Francisco de Paula, und einigen deutschen Prinzen. Es scheint, daß diese Unterhandlun⸗ gen in Folge gewisser religiöser Bedenklichkeiten eingestellt wurden.“
Das große Ereigniß des Tages ist die Ernennung des Marquis von Viluma zum Präsidenten des Senats. Das Königliche Ehepaar beharrte auf dieser Ernennung, trotz des Widerstandes der Minister. Bekanntlich richtete der Finanz⸗Minister Mon vor etwa zwei Jahren in einer öffentlichen Sitzung des Kongresses einige Schimpfwörter an den Marquis von Viluma und veranlaßte ihn dadurch, seinen Depu⸗ tirten⸗Posten niederzulegen. Auch wissen die Minister, daß der König und die Königin nichts sehnlicher wünschen, als den Marquis an die Spitze eines neuen Kabinets stellen zu können. Aus diesen Gründen suchten sie die Ernennung des Marquis zum Senats⸗Präsidenten aus allen Krästen zu hintertreiben. Der Heraldo, eines der Organe des Ministeriums, behauptete gestern, diese Ernennung wäre, falls sie er⸗ folge, eine höchst unpolitische, gefährliche und nicht zu rechtsertigende Maßregel, durch welche die Schwierigkeiten der Lage nur noch ver⸗ mehrt werden würden. In ähnlichem Sinne, wenngleich nicht so heftig, sprach sich das Blatt der Puritaner aus. Der moderirte Español will in der Ernennung des Marquis das Kennzeichen ei⸗ ner bevorstehenden Reaction erblicken. Er läßt zwar der anerkannten Biederkeit des Marquis und seinen persönlichen Eigenschaften volle Gerechtigkeit widerfahren, allein er beklagt sich, daß der Marquis nie⸗ mals ein förmliches politisches Glaubensbekenntniß abgelegt hätte. Durch die Ablegung eines solchen ist bekanntlich allen Leiden Spaniens abgeholfen, wie Mendizabal und so viele andere Minister dargethan haben, mochte die Ausführung auch verunglücken. Trotz dieser Anstren⸗ gungen der dem Ministerium zu Hülfe eilenden Presse hat die Königin gestern Abend die Ernennung des Marquis von Viluma zum Präsi⸗ denten des Senats ausgefertigt, und das Dekret ist heute in der Gaceta erschienen. Der Herzog von Gor und der Graf von Ez⸗ peleta sind zu Vice⸗Prästdenten ernannt.
So eben geht die Nachricht ein, daß Herr Olozaga auf seiner Reise hierher in einem 10 Meilen von hier entfernten Flecken von Gendarmen verhaftet wurde. Es steht zu hoffen, daß die Regierung, nachdem sie ihm durch ihren Botschafter in Paris einen Paß erthei⸗ len ließ, nicht den Befehl zu dieser Verhaftung ertheilte. Gesetzlich darf ein Deputirter nur dann verhaftet werden, wenn er bei Bege⸗ hung eines Verbrechens ergriffen wird. Es liegt aber gegen Olozaga keine gerichtliche Anklage vor, und ein widerrechtliches Verfahren ge⸗ gen ihn würde ihm nur eine Theilnahme erwerben, deren er hier bisher fast gänzlich ermangelt.
Den progressistischen Blättern zufolge, nehmen die karlistischen Streif⸗Corps in Catalonien auf eine bedenkliche Weise zu. Im Am⸗ purdan zählt man ihrer bereits sieben, deren jedes über hundert Mann stark ist. Sie behandeln, jenen Blättern zufolge, die Einwoh⸗ ner mit der größten Artigkeit, bezahlen alle ihre Bedürfnisse, ver⸗ langen nur Auslieferung der Waffen gegen Geld, ziehen überall frei und ungestört in Abtheilungen von 50 bis 60 Mann umher, werden durch Chefs, die im letzten Kriege als Parteigänger des Don Carlos einen Namen erwarben, befehligt, ziehen junge Leute an sich und schei⸗ nen nur das Frühjahr abzuwarten, um einen ernstlichen Schlag aus⸗ zuführen. Sie sollen ausdrücklich angewiesen sein, sich die Einwoh⸗ ner nicht zu Feinden zu machen. In der Nähe von Barcelona ha⸗ ben sie ein Corps von angeblich 500 Mann organisirt und eine Art von Regierung aufgestellt. Mehrere verabschiedete Offiziere, die bis⸗ her der Königin dienten, schließen sich ihnen an. Am 2lsten schlu⸗ gen sie bei Mataro zwei Compagnieen, die von Barcelona gegen sie ausgezogen waren, in die Flucht. Sechzig dieser Karlisten verweilten 48 Stunden lang in den nächsten Umgebungen Barcelona's, um die Landung eines Waffen⸗Vorrathes abzuwarten. Diese Umstände bewogen endlich (wie bereits gemeldet) den General⸗ Capitain Breton, am 24sten mit 8 Eliten⸗Compagnieen, 100 Mann Kavallerie und einer Batterie aus Barcelona zu rücken, um gegen sie zu Felde zu ziehen.
Wir haben wichtige Nachrichten aus Portugal erhalten. Am 22sten griffen die Truppen Saldanha's die auf Lissabon marschiren⸗ den Rebellen, von denen 700 Soldaten zu ihm übergingen, an und schlugen sie nach einem hartnäckigen und sehr blutigen Kampf in die Flucht. Bomfim, Taipa, Celestino, Vasconcello, Mousinho de Albu⸗ querque und andere Chess der Rebellen schlossen sich in das verfallene
Kastell von Torres Vedras ein und werden sich jetzt in Gefangen⸗ schaft befinden. Ferreira war in Alcointro geblieben, um das Antas zu beobachten. Der Baron Casal war auf Braga vorgerückt, um die Miguelisten anzugreifen. Macdonald soll von dort entflohen sein.
6 Madrid, 31. Dez. Die Verhaftung Olozaga's hat hier das größte Aufsehen und um so entschiedeneres Mißfallen erregt, als diese gewaltsame Verletzung der persönlichen Freiheit eines Bürgers und Deputirten gerade am Vorabende der Eröffnung der Cortes eschah. „ 164. Martinez de la Rosa hatte von Paris aus die diesseitige Regierung befragt, ob er dem Herrn Olozaga einen Paß nach Ma⸗ drid geben dürfe, falls dieser ihn von ihm verlange. Nach langer Berathschlagung ertheilte die Regierung die Antwort, der Botschaf⸗ ter solle ihm den Paß nicht bewilligen, weil Olozaga als politischer, nicht in die Amnestie einbegriffener Flüchtling zu betrachten wäre. Herr Olozaga reiste, ohne von diesem Befehle seiner Regierung un⸗ terrichtet zu sein, mit einem belgischen Passe versehen, von Paris ab, und der spanische Konsul in Bordeaux visirte diesen Paß nach Ma⸗ drid. In Bayonne machte Olozaga dem dortigen spanischen Konsul, Herrn Bustamente, gegenüber seine Ernennung zum Deputirten gel⸗ tend und erhielt von ihm einen förmlichen, auf die Reise nach Ma⸗ drid lautenden spanischen Paß. Sobald die Regierung dies durch den Telegraphen erfuhr, ließ sie dem Konsul Bustamente seine Amts⸗ Entsetzung ankündigen und fertigte von hier vier Gendarmen mit dem Befehl ab, Herrn Olozaga auf dem Wege hierher zu verhaften und nach Pampelona abzuführen, wo er in strengem Verwahrsam ge⸗ halten werden soll, um (wie das amtliche Blatt sagt) von dem be⸗ treffenden Gerichtshof abgeurtheilt zu werden.
Bei Buitrago stießen die Gendarmen auf die Diligence, in wel⸗ cher Olozaga nebst anderen Reisenden sich befand. Sie zwangen ihn, auszusteigen, erklärten ihn, ungeachtet er sich auf seinen Paß berief, für verhaftet, gestatteten ihm kaum, zwei Worte an seine Familie mit Bleistift in das Taschenbuch des Conducteurs der Diligence zu schreiben und führten ihn nach Pampelona ab. 8
Allgemein hört man hier behaupten, daß Olozaga keine gesetz liche Vorschrift verletzte, indem er, in zwei Provinzen zum Deputir⸗ ten erwählt, sich mit dem gehörigen Passe versehen ließ und hierher reiste. Unmöglich kann es ihm zur Last fallen, wenn der spanische Konsul in Bayonne, ein Mann von dreißigjähriger Erfahrung, gegen die ihm selbst unbekannten Absichten seiner Regierung handelte. Diese wäre, so meint man hier, höchstens berechtigt gewesen, Olo⸗ zaga über die Gränze zurückführen zu lassen. Nunmehr falle aber auf die Minister der Anschein, als ob sie ihn nach Spanien gelockt hätten, um seiner habhaft zu werden. Sämmtlichen unabhängige Blättern zufolge, hätte ihn seine Eigenschaft als erwählter Deputir⸗ ter gegen die Verhastung schützen müssen, dagegen behauptet das halbamtliche Blatt, die Personen, welche Olozaga zum Deputirten gewählt hätten, verdienten als Beleidiger der Königin strenge Be strafung. Der Espanol beruft sich darauf, daß Herr Olozaga das Vergehen gegen die Königin, dessen man ihn bekanntlich vor drei Jahren beschuldigte, als Minister beging, und daß folglich, ehe die Regierung gegen ihn einschreiten könne, der Kongreß ihn in Anklage⸗ stand versetzen und der Senat, als einziger verfassungsmäßiger Ge⸗ richtshof, das Urtheil fällen müsse. Das Regierungsblatt erklärt da⸗ gegen jeden Spanier, der an der Straffälligkeit Olozaga's als Majestäts⸗Verbrechers zweifle, für einen Hochverräther.
Meine Prophezeiung, daß die Progressisten bald bereuen dürf⸗ ten, dem Könige einen gesetzmäßigen Einfluß auf die politische Wirk⸗ samkeit seiner Gemahlin zugesprochen zu haben, fängt an, sich zu bestätigen. Die progressistischen Blätter lehnen sich zornig gegen die Ernennung des Marquis von Viluma zum Senats⸗Präsidenten auf, erblicken darin eine die Institutionen bedrohende Maßregel und ver⸗ hehlen dabei nicht, daß sie aus dem ausdrücklichen, von den Ministern vergeblich angefochtenen Willen des Königs hervorging. „Jett“ sagt der Clamoßr, „da die Anhänger des Don Carlos auf ihr Banuer Grundsätze schreiben, welche anziehen und verführen können, da ein neuer Bürgerkrieg bevorsteht, da dem Thron Isabella's kein anderes Mittel der Rettung übrig bleibt, als sich in die Arme der liberalen Partei zu werfen, ist die Ernennung des Marquis ein Feh⸗ ler von unberechenbaren Folgen. Glaubt man etwa, der langwierige blutige Kampf wäre nur darum geführt wonden, um einen verkleide⸗ ten Absolutismus unter der Leitung Viluma's zu unterstützen? Be⸗ greift man nicht, wie gefährlich es ist, dergleichen Tendenzen zu ent⸗ wickeln, während der Erstgeborene des Don Carlos auf das Wohl der Institutionen und der Freiheit des englischen Volkes trinkt? Wo wird Isabella II. Soldaten zur Vertheidigung ihrer Rechte finden, wenn sie sich diejenigen entfremdet, die in Aragonien, Navarra für sie bluteten? Wehe, wenn der Kampf um Prinzipien sich in einen Kampf um Personen verwandelt! u. s. w.“
Die Regierung läßt in aller Eile einige Punkte auf den Balea⸗ rischen Inseln befestigen.
Gestern Abend bemerkte man in der Oper, daß der Infant Don Enrique in die Loge des Königs eintrat und mit augenscheinlicher Erbitterung heftige Worte an ihn richtete, bis er, wie es schien, 1 einen von der Königin selbst ihm ertheilten Wink sich wieder entfernte.
An der gestrigen Börse waren nicht weniger als 23 Papiere der spanischen 3proz. Schuld in Umlauf, die sich als falsch auswiesen. Dieser Vorfall hat Bestürzung erregt und noch mehr zu dem seit ei⸗ nigen Tagen eingetretenen Fallen der Staatspapiere beigetragen.
Der niederländische Minister⸗Resident am portugiesischen und hiesigen Hofe, Baron von Grovestins, ist von Lissabon hier ange⸗ kommen. .
Die Regierung hat über Galicien die Nachricht erhalten, daß der portugiesische General, Baron Casal, am 20sten nach einem hart⸗ näckigen Gefechte die Miguelisten aus Braga vertrieb, dort einrückte und die gefangenen Chefs erschießen ließ.
Unter den hergebrachten Feierlichkeiten eröffnete heute Nachmittag um 2 Uhr die Königin die Cortes von 1846 (am letzten Tage dieses Jahres) mittelst 2 erlesung der Thron-Rede. Der König nahm zur Linken des Thrones einen Sessel ein. Man begreift nicht, wie die Minister der Königin folgende Phrase in den Mund legen konnten: „In den Beziehungen zu den fremden Mächten ist keine bemerkens⸗ werthe Aenderung eingetreten.“ 88
Aegppten. 1 “
Alexandrien, 22. Dez. Se. Königl. Hoheit der Prinz Oskar von Schweden ist gestern früh hier angekommen und mit den üblichen Ehrenbezeigurgen empfangen worden; er bat die Absicht, den Monat Januar in Aegypten zuzubringen.
““
1 Handels- und Börsen-Nachrichten. 8 Berlin, 9. Jan. Die abgelaufene Woche war dem Eisenbahn⸗
Actien⸗Geschäft nicht günstig, da deren Course fortwährend im Weichen
ie Umsaͤtze unbedeutend blieben. Vornehmlich waren auswärtige Ver⸗ bea B,na deewiunn-Realisirungen und die gänzliche Theilnahmlosigkeit unserer Spekulanten Veranlassung zu dem Rückgang. Die Contremine hat sich aufgelöst und, wie wir bereits früher erwähnten, fehlt es jetzt schon an