1847 / 68 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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sen. Mit dem, was die Deputation der zweiten Kammer über die Anlegung von Mehl⸗ Magazinen gesagt hatte, war die Deputation der ersten Kammer nicht nur ganz einverstanden, sondern glaubte, daß noch ein Schritt weiter zu gehen sei; sie stellte daher den Antrag: „Die Kammer wolle im Vereine mit der zweiten Kammer die hohe Staatsregierung ersuchen, bei eintretenden wohlfeilen Preisen eine geeignete Quantität Roggenmehl anzuschaffen und vorräthig zu halten, um in denjenigen Landestheilen, welche von einem Nothstande heim⸗ gesucht werden, angemessene Quantitäten an diejenigen . ge⸗ gen Bezahlung ablassen zu können, bei welchen sich die Nothwendig⸗ keit zeigt, den bedürftigen Klassen ein billiges Brod zu verschaffen. Auch den Beschluß der zweiten Kammer bezüglich der Enquôten hielt die Deputation ungeachtet der von den Regierungs⸗Kommissaren da⸗ gegen ausgesprochenen Bedenken für so wichtig, daß sie der Kammer den Beitritt zu demselben in folgender Fassung empfahl: „Der Staats⸗Regierung zur Erwaͤgung anheimzugeben, ob nicht zur Erör⸗ terung der in Anregung gebrachten und anderer, auf die allgemeinen Zustände des Landes sich beziehender wichtiger Fragen der Weg der Enquète einzuschlagen und deshalb zuvörderst über die in einigen Län⸗ dern diesfalls bestehenden Einrichtungen und gemachten Erfahrungen Erkundigung einzuziehen sei, hierüber allenthalben aber der nächsten Stände⸗Versammlung Mittheilung zu machen.“

Königreich Hannover. (Hannov. Ztg.) Der nach⸗ trägliche Gesetz⸗Entwurf über die Rechtsverhältnisse der Juden, wel⸗ cher der Stände⸗Versammlung vorgelegt wurde, lautet folgender⸗ maßen:

„In Beziehung auf das Gesetz vom 30. September 1842 über die Rechtsverhältnisse der Juden erlassen Wir, unter verfassungs mäßiger Mit⸗ wirkung der getreuen allgemeinen Stände des Königreichs, folgende ergän⸗ zende Bestimmungen: 1) Zur Beseitigung vorgekommener Zweifel wird deklarirt, daß die reichsgesetzliche Bestimmung, wonach Juden Forderungen an Christen nicht auf andere Christen sollen übertragen können, so wie, daß die reichsgesetzliche Vorschrift, wonach Juden Verträge mit Christen nur vor der Obrigkeit der letzteren errichten sollen, nach den inmittelst we⸗ sentlich veränderten Verhältnissen unanwendbar sei. 2) Das Zeugniß eines Juden soll gleiche Kraft mit dem eines Christen haben. (Vergl. sub 4.) 3) Die Handelsbücher der Juden sollen gleiche Glaubwürdigkeit mit denen der Christen haben. (Vergl. sub 4.) 4) Die Bestimmungen unter 2. und 3. gelten nicht von Juden, welche Nothhandel (§. 60 des Gesetzes vom 30. September 1842) treiben. 5) Den Juden steht frei, ein Haus mit 1 ½ Morgen Landes zu erwerben. Der Erwerb von mehr als Einem Hause und mehr als Morgen Landes ist den Juden untersagt, vorbehaltlich einer eiwa von Uns zu ertheilenden Dispensation. In Ostfriesland, Lin⸗ gen und Arenberg⸗Meppen bleibt es bei dem bestehenden Nechte der Juden zum Erwerbe von Grund⸗Eigenthum. 6) Alle früheren entgegenstehenden Bestimmungen werden aufgehoben.“

Königreich Württemberg. (S. M.) Die neue An⸗ leihe von 11 (resp. 12) Millionen Gulden ist zum Zinsfuß von ½ pCt. mit den Bankhäusern Rothschild in Frankfurt und der Kö⸗ niglichen Hofbank, Gebrüder Benedict und Stahl und Federer in Stuttgart zu 97 ½ vom Hundert abgeschlossen worden.

Großherzogthum Baden. Die Karlsruher Zei⸗ tung meldet aus Karlsruhe vom 3. März folgendes Nähere über den Brand des dortigen Theaters:

„Die Größe des Unglucks, das unsere Stadt durch den Brand des Großherzoglichen Hoftheaters betroffen, läßt sich erst allmälig vollkommen erkennen. Bis heute stellt sich die Zahl der Vermißten auf 62, indem sich gezeigt hat, daß bei der früheren Zusammenstellung mehrere Personen dop⸗ pelt angemeldet worden. Was wir in unserer Mittheilung in der vor⸗ gestrigen Nummer über die Veranlassung und schnelle Verbreitung des Brandes veröffentlicht haben, hat durch weitere Nachsorschung Gewißheit erhalten, wonach die abweichenden Angaben in auswärtigen Blättern zu

berichtigen sind. Seit drei Tagen ist man unablässig damit beschäftigt,

die Verunglückten aus den Truüͤmmern auszugraben und auf den Friedhof zu bringen, wo ein gemeinschaftliches Grab sie aufnehmen wird. Fast alle Leichen sind verstümmelt und durchaus unkenntlich. Es ist ein herzzerrei⸗ ßender Anblick, die Ueberreste bald von Kindern, bald von erwachsenen Mädchen und jungen Männern zu sehen, von denen manche im Augen⸗ blick, als der Tod sie ereilte, wechselseitig Schutz suchend, sich fest aneinan⸗ der angeschlossen haben mögen. Der Schutt aus jenen Raumen des Hof⸗ Theaters, aus welchen man die Verunglückten ausgegraben, wird einer An⸗ ordnung zufolge auf den Friedhof gebracht. Es ist dies eine zarte Rück⸗ sicht für die zahlreichen Familien der unglücklichen Opfer; dieselben haben wenigstens den, wenn auch immerhin schmerzlichen Trost, die Gebeine ihrer Kinder und Angehörigen in geweihter Erde und die Asche derselben nicht en Winden preisgegeben zu wissen. Wir verehren dankbar das Gefuhl, us welchem jene Anordnung hervorgegangen.

Daß indeß die Verunglückten, wenigstens bei weitem die große Mehr⸗ ahl, den Tod des Erstickens starben, darf nach allen Mittheilungen als ewiß angenommen werden, und damit haben wir doch die eine Beruhi⸗ ung, daß sie einen schnellen und auf keinen Fall den langsamen Marter⸗ od durchs Feuer erlitten. B

Ueber die außerordentliche Anstrengung und Ausdauer der von allen Seiten herbeigeeilten Hulfe herrscht nur Eine Stimme, und wir dürsen wohl

sagen, daß in dem Maße, als das Unglück groß und die Grfahr drohend war, es auch die Hulfe gewesen ist, und daß Viele, ja gewiß Viele fast iber ihre Kräfte sich angestrengt haben. Ohne den Muth und die kühne Enitschlossenheit Emzelner wäre die Zahl der Opfer unstreitig bedeutend größer, wenn nicht gar nech einmal so groß. Es ist Thatsache, daß eine große Anzahl Menschen durch die erste rasche Hülfe gerettet wurde. Wir erachten es als eine heilige Pflicht der Presse, die uns bekannt gewordenen Beispiele aufopfernden Muthes und kühner Todesverachtung um Men⸗ schenleben zu retten, unseren Mitbürgern bekannt zu machen. So hat der Sänger Rieger mehrere Mädchen man sagt 5 bis 6 welche sich durch eine Fensteröffnung nach dem inneren Hofraum zu retten gesucht, auf dem Dache des anstoßenden niederen Gebäudes aufgefangen, und, während sich die Flammen rings um ihn verbreiteten und er selbst, ein Familienvater, jeden Augenblick in Lebensgefahr war, n Sicherheit gebracht; es war eine beldenmüthige Anstrengung n der ihn der Schauspieler Hock unterstützte und in einem entschei⸗ enden Augenblick Herrn Rieger selbst vom Sturze in die Flammen erret⸗ ete. Auf der anderen Seite stiegen Ober⸗Lieutenant von Peternell und Hauptmann von D. egenfeld, Beide Familienväter, auf Leitern im inneren Hofraum, als das Gebäude schon lichterloh aufbrannte, an der äußeren Mauer hinauf, um in größter Selbstverleugnung und edelmüthiger Aufopferung einen Versuch zur Reitung des Arbeiters aus der Keßlerschen Fabrik zu machen, der, in einem Fenster des vierten Stockes in den Knie⸗ kehlen hängend, später langsam verbrannte; sie mußten darauf verzichten, ihn zu retten, da der Unglückliche von innen von anderen Opfern an den Beinen festgehalten wurde und sich nicht losmachen konnte, während unter ihnen die Flammen zu den Fenstern herausschlugen. Der Geistesgegenwart und muthigen Entschlossenheit des Rechtspraktikanten Gustav Kärcher verdanken mehrere 1g ihre Rettung. Derselbe wußte sich nämlich eine Arxt zu verschaffen und kam, durch eine seltene Fügung des Himmels mit den Gängen vertraut, die er Morgens erst hatte kennen lernen, an eine verschlossene Thür, hieb sie ein und eilte trotz Dampf und Qualm eine Treppe hinan und brachte eine Anzahl Menschen glücklich durch. In gleicher Weise hat Rechtspraktikant Karl Kärcher mit Hülfe eines entschlossenen Artilleristen einen Mann, der bereits in den Flammen sich befand, heraus⸗ geholt und ins Freie gebracht. Der Israelit Isaak Reutlinger rettete einem Unteroffizier das Leben, und Kaufmann Adolph Hirsch war unter den Muthigsten voran und brachte während 3 vollen Stunden die Wasser⸗ bütte nicht mehr vom Rücken. Das lleine Seitengebäude (Dienstwohnun⸗ gin) des Theaters wurde lediglich durch die unermüdete Anstrengung des Feutenants Julius Sachs, Kommandaut der Schloßgarten⸗Kaserne, er⸗ halten. Als solcher leitete er die Spritze und hielt das Haus von der Seite des botanischen Gartens so unter Wasser, daß es völlig geschützt war, trotz

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der unmittelbaren Nähe des brennenden Hauptgebäudes. Ober⸗Lieutenant Emil Schwarz leitete ebenso eine Spritze der Artillerie von dem Innern des Theaterhofes aus, und dieser doppelten Anstrengung verdankt dasselbe seine Erhaltung. Hosschauspieler Zeis der Aeltere leistete die thätigste Hülfe auf der Bühne selbst und reitete durch seine Geistesgegenwart viele der mitspielenden Kinder und Choristen. Von den Bemühungen und An⸗ strengungen mancher Anderen ließe sich noch Vieles berichten, wie überhaupt eine Reihe der edelsten Züge, der ruhmenswerthesten Handlungen mitten in den Flammen ein erhebendes Bild gewähren. Des neugebildeten Pompiers⸗ Corps von Durlach haben wir bereits erwähnt; ihm allein verdankt man die Rettung des Coulissen⸗ und Intendanz⸗Hauses. Von dem Polptech⸗ niker Arens aus Köln werden Beispiele der thätigsten Hülfe, unge⸗ wöhnliche Beweise der Kraft und Energie erzählt. Selbst viele Frauen und Kinder zeigten bewunderungswürdige Geistesgegenwart; so sprang Frau Zeis, als rings die Garderobe brannte, mit gleichen Füßen durchs Fenster in den botanischen Garten, ohne Schaden zu nchmen. Der kleine Sohn des Obersten Schwarz war im Parterre, wo es plötzlich dunkel ward; der Knabe fand den Ausweg nicht; da sprang er ins Orchester, kroch auf die große Trommel und von da auf die Bühne, wo ihn ein frem⸗ der Mann, der französisch sprach, mit hinauszog. Der alte Hof⸗Schau⸗ spieler Brock leerte noch einen Theil der Damen⸗Garderobe, als vor ihm der brennende Plafond herabstürzte; mit Mühe konnte er sich durchs Fenster retten. Die zwei Militair⸗Posten auf der dritten Gallerie, zwei Soldaten vom ersten Infanterie⸗RNegiment, warfen ihre Gewehre auf die zweite, sprangen diesen nach und sind so glücklich entkommen. Eben so ist der Polptechniker Walchner, ein guter Turner, von der dritten auf die zweite, von da auf die erste und dann ins Parterre gesprungen.“

Das genannte Blatt giebt noch nachstehende, von achtbarer Hand eingesandte Mittheilung:

„Nach mehreren, völlig übereinstimmenden Nachrichten darf mit Ge⸗ wißheit angenommen werden, daß die beim Theaterbrande Verunglückten nicht durch die Flammen umka men, sondern, zuerst durch die Aus⸗ strömung des Gases betäubt, ohnmächtig in völlige Bewußtlosigkeit versan⸗ ten und dann erstickten, ehe das Feuer selbst zu ihnen gelangte. So er⸗ fuhr Einsender von einem Verwandten, der sich durch einen Sprung auf ein Dach rettete, Folgendes: Als der Ausbruch des Feuers be⸗ kannt wurde, eilte Alles schnell der Thür zu. Der Jammer, der sich erhoben hatte, verstummte jedoch in kurzer Zeit, aber die Wirkung des Gases war so stark, daß man gleich anfangs in einen Zustand verfiel, als hätte man einen Schleier vor dem Gesicht. Der Uebergang zur Betäubung muß bei Vielen sehr rasch gewesen sein, denn die Personen standen, als ich die Thüre zu gewinnen suchte, fest und still wie eine Mauer an einander gedrängt*). Von einer anderen Seite vernahm Einsender die Aeußerung, es habe ein Mädchen mit ihrem Geliebten da⸗ von eilen wollen, der Letztere habe ihr aber zugerufen: „Rette Dich allein, ich komme nicht mehr fort!“ und sei dabei umgesunken. Ein Schornstein⸗ feger, welcher eine Person aus der dritten Gallerie herabgeholt hatte, be⸗ merkte: „Droben stehen und sitzen sie herum, ohne ein Glied zu rühren.“ Von einem Freunde, der seine Gattin im Theater wähnte und deshalb dahin eilte, vernahm endlich Einsender, als er auf die erste, bereits vom Feuer ergriffene Gallerie herausgetreten sei, habe er nicht den minde⸗ sten Laut mehr vernommen, es habe vielmehr Gra besstille geherrscht! Möchte diese Mittheilung dazu beitragen, den furchtbaren Schmerz zu lin⸗ dern, dem jeder Fuhlende, besonders aber die leider große Zahl von schwer⸗ betroffenen Hinterbliebenen preisgegeben ist.“

Die Entstehung des Feuers im Theater wird in folgender Weise erzählt: „Das Feuer ist in dem Vorzimmer der markgräflichen Loge entstanden. Ais der Lampen⸗Anzünder die darin befindlichen Gas⸗ lichter anzünden will, schlagt plötzlich, statt der gewöhnlichen einfachen Gasflamme, ein starker armdicker Feuerstrahl aus derselbem empor. Es sehlte nämlich die die Röhre verschließende Kapsel, so daß das in der ganzen Weite der Röhre ausgeströmte Gas sich in dieser gan⸗ zen Stärke entzündet hatte. Der Lampen⸗Anzünder hatte die feh⸗ lende Kapsel beim Anzünden nicht bemerkt, sondern erst, als der Feuer⸗ strahl daraus emporsteigt. Nun verliert er vollends den Kopf. Er eilt zurück und verschließt den Haupthahn der sämmtlichen Gas⸗ röhren und Gaslichter, anstatt nur jenen Hahn für die besagte Loge zu verschließen. Der dadurch entstandenen Finsterniß ist das Haupt⸗Unglück, der Verlust so vieler Menschenleben, zuzuschreiben. Anfangs hatten die Gallerieen über die plötzlich aus der Loge emporsteigende Feuersäule jubilirt, bis diese nun an den Draperieen und dem Tafelwerk der Gallerieen sich emporzüngelt und sie entzün⸗ det, so daß plötzlich ein allgemeines Flammenmeer den weiten Raum des Hauses anfüllte. Größeres Unheil herrschte aber schen in diesem Augenblicke draußen. Die Flamme hatte zuerst, ehe sie in das Theater gedrungen, die zu den Gallerieen führende Treppe erfaßt, da sie in dem Vorzimmer entstanden, welches dicht an die Treppe stieß. In das Hans selbst konnte sie erst durch die markgräfliche Loge dringen, welche von allen Seiten zugemacht war. Als daher das Feuer von den Gallerieen bemerkt wurde, standen die Treppen schon in Flammen oder waren wohl schon abgebrannt. Bei der schlechten Bauart der Treppen und winkeligen Gänge war die auf den Gallerieen befindliche Menge meist den Retiraden zugeeilt, ver⸗ meinend, dorthin sei der Ausgang, weil dieser breiter und gerader gewesen, als der wirkliche Ausgang. Hier sind die Meisten verun⸗ glückt. Auch waren die hölzernen Treppen so steil und eng, daß nur zwei Personen zugleich herabkommen konnten.“

Großherzogthum Hessen und bei Rhein. (Hess. Ztg.) Nach der neuesten Volkszählung zu Ende des Jahres 1846 belief sich die Einwohnerzahl des Großherzogthums auf 852,679 wovon auf die Provinz Oberhessen 310,14 l, auf Starkenburg 317,093, auf Rheinhessen 225,445 fallen. Die Vermehrung der Bevölkerung in den letzten drei Jahren beträgt nur 17,968. Bringt man aber in Anschlag, daß in demselben Zeitraum ungefähr 9000 Auswanderun⸗ gen stattfanden, so ergiebt sich, daß die Zahl der Geburten in dem bisherigen Verhältnisse zu steigen sortfährt.

Großherzogthum Sachsen⸗Weimar. (Weim. Zto.) Von den Verhandlungen des Landtages sind nun am Mittwoch die ersten Druckbogen ausgegeben worden. Wie sich aus den Protokollen ergiebt, trat gleich in der ersten Sitzung am 22. Februar der Land⸗ marschall Riedesel, Freiherr zu Cisenbach, mit einem Vortrag auf und erklärte darin, daß er das Bewußtsein der zum Vorsitz unentbehr⸗ lichen physischen Kräfte nicht mehr besitze; schon auf dem vorigen Landtage habe er wegen Krankheit seine Thätigkeit unterbrechen müssen, und so sei er zum Entschluß gekommen, seine Stellung niederzulegen. Mit Bedauern wurde diese Eröffnung vernommen, und da er darauf beharrte, in der nächsten Sitzung verfassungsmäßig eine neue Wahl des Landmarschalls vorgenommen. Sie fiel fast einstimmig auf den Abgeordneten aus dem Stande der Ritterguts⸗Besitzer, von der Gabelentz auf Lemnitz und Poschwitz, dessen Bestätigung nun Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge vorliegt. Der bisherige gedruckte Schriftenwechsel zwischen der Großherzoglichen Staats⸗Regierung und dem Landtage enthält die landesfürstlichen Mittheilungen, so wie die Uebersicht der vom Landtage 1844 gestellten Anträge und der darauf gefaßten Beschlüsse und höchsten Verfügungen. 1

*) Wir haben von einem anderen Manne, der sich - ins Parterre gerettet, uns erzählen lassen, daß er bei einem Blick nach der Gallerie die ganze vordere dichtgedrängte Reihe der Zuschauer leblos sitzen sah, Alle das Gesicht nach der Bühne gewendet, auch nicht die leiseste Be⸗ wegung habe er bemerkt; sämmtliche Personen waren schon in dem Zustande völliger Betäubung sie waren nicht todt, aber das Bewußtsein war nach wenigen Augenhlicken geschwunden. Die Red. der Karlr. Ztg.

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Herzogthum Nassau. Das Verordnungsblatt vom 2. Maͤrz enthält ein landesherrliches Edikt, wodurch die Eröffnung der diesjährigen Versammlung der nassauischen Landstände auf den

20. März festgesetzt wird.

Fürstenthum Waldeck. Einer Regierungs⸗ machung vom 27. Februar zufolge, sollen in Rücksicht auf den herr

schenden Nothstand die Erhebung der Strafgelder und die Ausführung

der Strafarbeiten bis nach beeudigter diesjähriger Aerndt bleiben. 8 Paris, 4. März. Der König besucht fast täglich die Galleri

des Louvre, um die zur Ausstellung eingesandten Gemälde in Augen⸗ schein zu nehmen. Die Jury, welche über die Aufnahme zu entschei⸗ den hat, ist jetzt mit den Portraits beschäftigt, deren 1100 eingegan⸗

gen sein sollen.

Aus Tanger vom 15ten v. M. wird dem Constitutionnel

geschrieben: „Abd el Kader befindet sich noch immer in der Umge⸗

gend von Nedroma, hat aber nur sehr wenig Truppen bei sich, da er wegen der in ganz Afrika herrschenden großen Theurung des Wei⸗ zens und der Gerste den größten Theil seiner Anhänger hatte ent⸗ lassen müssen. Er ist indeß nicht so entmuthigt, wie man es be⸗ hauptet hat. Seine Leute haben sich ringsumher zerstreut, um mit größerer Leichtigkeit Lebensmittel zu requiriren. Sie haben ihn nicht verlassen, sondern sind stets bereit, beim ersten Ruf zu den Waffen zu greifen. Das politische Ansehen des Ex⸗Emirs ist noch so groß wie jemals, seine Agenten werden in allen Theilen Marokko's mit Auszeichnung aufgenommen, und die Einwohner an der Gränze wie

im Innern senden ihm täglich Getraide zum Geschenk.“

Gencral Marey hat wieder eine Razzia gegen den Stamm der Uled Aissas, ungefähr hundert Lieues von Algier, ausgeführt, die

diesen Arabern 40 bis 50 Mann, 4000 Schafe, 250 Rinder und

eine Menge Kameele und Pferde kostete, wobei aber auch die fran⸗ zösischen Truppen 4 Todte und 3 Verwundete hatten und 20 Pferde 8

verloren.

Das Journal des Débats spendet der sardinischen Regie⸗ rung großes Lob wegen ihres Entschlusses, den Bau einer Cisenbahn,

welche den Hafen von Genua mit den Gegenden an der anderen Seite der Alpen, in Savoyen und in der Schweiz verbinden soll, trotz der gewaltigen Kosten auszuführen. Es wird dabei ein Tunnel von

fast mehr als anderthalb deutschen Meilen Länge durch den Mont

Cenis erforderlich sein. Unter gewöhnlichen Umständen, sagt das französische Blatt, würde man zum Bau dieses Tunnels 10 Jahre brauchen, aber es soll dem König von Sardi⸗ nien eine neue Bauart vorgelegt worden sein, welche diese Zeit um die Hälfte abkürzen würde. Die Verbindung durch den Mont Cenis müßte natürlich von großem Vortheil für den Han⸗ del Sardiniens sein, da es auf diesem Wege möglich wäre, zu allen Jahreszeiten den Waarentransport von Genua nach Chambery und

Genf zu befördern.

her für desto dringender, alles Mögliche für die Verbesserung des

dortigen Hasens zu thun, und das ohne Verzug, zugleich aber die Hafen⸗ und anderen Abgaben herabzusetzen und alle Zoll⸗Anordnun⸗ gen zu vereinfachen, um Genua's Wetteifer minder nachtheilig für

Marseille zu machen.

Das Portefeuille versichert, die französtsche und die englische

Regierung hätten sich in Bezug auf Oceanien dahin geeinigt, daß

Frankreichs Protektorat sich blos auf Otaheiti beschränken solle, wäh⸗ rend die Inseln unter dem Winde unabhängig bleiben sollten. Auch sei die Entscheidungs⸗Frage in Betreff Pritschard's schon geordnet. Man wisse nicht, warum das Ministerium mit Veröffentlichung dieser

Sache noch zurückhalte. Nach dem Constitutionnel zählt der Orden der christlichen

Schulbrüder jetzt 5000 Mitglieder und hat seit 1830 ein sehr bedeu⸗ tendes Vermögen erworben, wie die am Boulevard der Invaliden in Paris neuerdings erkauften Grundstücke und die Aufführung von

Bauten in Passy bezeugen, die ½ Million kosten. Als Beweis,

daß es mit diesem Orden noch auf andere Zwecke abgesehen sein müsse, bemerkt der Constitutionnel, daß 3000 Mitglieder über⸗ zählig zur Versorgung aller ihm vertrauten Schulen in der ganzen

Welt genügen würden, so wie daß er eine Menge Mitglieder habe, die nicht einmal zur Ertheilung des Elementar⸗Unterrichts befähigt

seien, indem sie nicht schreiben, ja zum Theil nicht einmal lesen könn⸗ ten. Er weist ferner nach, daß der Orden, indem er seit einigen Jahren in den Central⸗Gefängnissen die Stellen der Gefangenwächter und Schließer übernommen, ein einträgliches Geschäft dadurch mache, indem ihm seine Dienste so reichlich durch Gehalte und Unterhalts⸗ mittel vergütet würden, daß ihm an 31,000 Fr. 18,000 Fr. Gewinn verblieben. ““ 8

Aus einem von der Presse mitgetheilten Schreiben des ehe⸗ maligen Geschäftsführers der Epoque, Herrn Deville, geht hervor, daß derselbe, bevor er sich eutschloß, die zwei genannten Blätter zu verschmelzen, den bedeutendsten Mitgliedern der konservativen Partei wiederholt erklärt hatte, die Epoque werde fallen müssen und die Partei eines ihrer wichtigsten Organe einbüßen, wenn sie ihm nicht rasch mit den nöthigen Geldmitteln zu Hülfe komme. Ueberall ward jedoch diese Beihülfe verweigert, und da die von den Actionairen aufgebrachte Summe verausgabt war, so blieb nichts übrig, als die Epoque in der Presse aufgehen zu lassen.

Lord Howden reist heute von hier nach England ab.

Zwischen 700 und 800 Studenten der Medizin begaben sich ge⸗

stern zum Fürsten von der Moskwa, um ihn zu ersuchen, den Fees zu unterstützen, den sie gegen den Gesetz⸗Entwurf über das Siu ium und die Ausübung der medizinischen Wissenschaft an vfe Kammer gerichtet haben. Der Fürst versprach ihnen seine Ver⸗ wendung. Der Minister der auswärtigen

Herr Dumon, Präfekten den Be

zunehmen und darüber Bericht an das Ministerium zu erstatten. Wie es heißt, unternimmt in diesem Augenblicke der Finanz

Minister eine belangreiche Emission von Schatzbons. Bei der Vorlage des Budgets hatte Herr Lacave⸗Laplagne erklärt, man müsse 60 bis 65 Millionen in Schatzbons emittiren, um der Nothwendigkeit zu

entgehen, ein neues Anlehen zu machen. 8 Die Streitigkeiten zwischen Journalen und Schriftstellern sin

sehr lebhaft. Herr Emil von Girardin ist die Requeten⸗Kammer des Cassationshofes mit dem Gesuche angegangen, vorläufig zu entschei⸗ den, vor welche Jurisdiction seen Prozeß mit den Actionairen der Herr Emil von Girardin hat auch noch andere So hat er die Buchhändler Bethume und Boichard auf eine Schadloshaltung von 50,000 Fr. verklagt, weil sie ihm nicht kontraktmäßig die Geschichte der Gironde von Lamartine geliefert.

Epoque gehöre. Prozesse.

Diese Buchhändler hatten nämlich mit Lamartine einen Kon

trakt über den Verlag seiner Geschichte der Gironde und

als man erwartet habe.

Für Marseille würde dadurch eine empfindliche Konkurrenz entstehen, und das Journal des Débats hält es da⸗

die Kosten der Gewinnung des Salzes ausmacht.

Angelegenheiten hat nunmehr die Errichtung eines französischen. Konsulats zu Ferrara, im - definitiv beschlossen. Minister der öffentlichen Arbeiten, hat an alle fehl ergehen lassen, jährlich genaue Untersuchungen über den Zustand der in ihrem Bezirke befindlichen Hängebrücken vor⸗

aller seiner sonstigen Werke geschlossen, der aber annullirt wurde, weil sie ihre Verpflichtungen gegen Herrn von La⸗ martine nicht eingehalten. Da sie aber Herrn von Girardin gegenüber sich verpflichtet, ihm jene Geschichte als Feuilleton zu lie⸗ fern, so will derselbe jetzt Entschädigung für das Unterbleiben dieser Lieferung. Der Direktor des Odeon Bocage hat gegen den Ge⸗ schäfts führer des Corsair⸗Satan einen Entschädigungs⸗Prozeß anhängig gemacht, indem er behauptet, daß dies Blatt durch eine Reihe von Artikeln gegen sein Theater ihn sehr beeinträchtigt habe.

Bei der Verhandlung des Prozesses zwischen dem Constitu⸗ tionnel, Eugen Sue und dessen Verleger, Petion, erklärte der Ad⸗ vokat des Con⸗ stitutionnel, der Roman: „Martin, oder das Fin⸗ delkind“, den Sue jetzt in diesem Blatt publizirt, sei weit schlechter, als seine früheren, und Herr Veron habe, seit er sein Feuilleton da⸗ mit fülle, in 4 Monaten 684 Abonnenten verloren. Auch wies er nach, daß Herr Sue nur von einem Tage auf den anderen arbeite, keinen bestimmten Plan habe und alle Augenblicke Herrn Veron um Rath frage, wie er den Roman nun weiter führen solle. So hatte er in einem Kapitel Martin an einer Straßenecke vor Hunger ster⸗ ben lassen und wußte nicht, wie er seinen Helden, den er doch leben⸗ dig brauchte, wieder auferstehen lassen solle.

Marschall Bugeaud soll dem Könige schriftlich erklärt haben, er werde unter keiner Bedingung eher das Kriegs⸗Portefeuille über⸗ nehmen, als bis er Algeriens Eroberung zu Ende geführt habe. Der National behauptet, daß Herr Boissy d'Anglas, Militair⸗ Intendant, in Ruhestand versetzt, und daß Herr von Joinville, eben⸗ falls Militair⸗Intendant, vor einen Untersuchungs⸗Rath gestellt wer⸗ den sollte; gegen Letzteren sei ein Verhaftsbefehl erlassen worden, er habe aber schon die Flucht ergriffen. 1

Der hiesige neapolitanische Gesandte, Herzog von Sierra Ca⸗ priola, ist in gleicher Eigenschaft zu Brüssel ernannt worden, wo er fortan zwei Monate jährlich residiren wird.

Baron Deffaudis ist jetzt auf seiner Rückreise vom La Plata begriffen.

Das Journal des Débats sagt in seinem Börsenbericht, man hoffe, daß in Folge der Vorsichts⸗Maßregeln der Regierung und der Thätigkeit, mit welcher die öffentlichen Arbeiten im Lande fort⸗ geführt würden, die nächsten Monate leichter vorübergehen dürsten, Es deutet auch an, daß die Verwaltung geneigt scheine, eine Revision der letzten Eisenbahn⸗Konzessions⸗ Ge⸗ setze zu veranlassen, indem man den am wenigsten günstig gestellten Gesellschaften ein Zinsen⸗Minimum garantiren und den anderen selbst eine Verlängerung der Konzessionsdauer verwilligen werde. Diese Gerüchte haben schon auf den Stand aller Eisenbahn⸗Actien günstig eingewirkt.

X Paris, 4. März. Unter den Anträgen, welche demnächst vor der Deputirten⸗Kammer zur Berathung kommen werden, ist un⸗ streitig einer der wichtigsten der des Herrn Demesmay auf Herab⸗ setzung der Auflage auf das Salz. Das Salz⸗Monopol in Frank⸗ reic g unter dem alten Regime den Titel la gabelle und wurde gleich dem Octroi, welches damals barrière hieß, oft Anlaß zu blu⸗ igen Händeln, in Folge des Widerwillens, den beide Maßregeln stets m Volke erregten. Als endlich im Jahre 1789 an das Salz⸗Monopol Hand gelegt wurde, kostete das Pfund Salz 14 Sous, welcher Preis bis auf 1 Sou herabgesetzt wurde. Unter dem Kaiserthum wurde

dieser Preis allmälig und stufenweise wieder erhöht. Beim Sturze des Kaiserthums stand er wieder auf 40 Centimes (8 Sous) das Rilogramm, und er erhielt sich auch so unter der Restauration;

etzt beträgt er 50 Centimes, was mehr als funfzehnmal - Man sollte also glauben, der Staat erziele dabei einen bedeutenden Gewinn, und das ist allerdings der Fall, wenn man blos jedes verkaufte Kilogramm in Betracht zieht. Anders aber gestaltet sich die Sache, wenn man die enorme Quantität Salz betrachtet, die der Staat verkaufen könnte, in der That aber nicht verkauft. Ein hundertmal wiederholter Gewinn von 5Cent. trägt sicherlich mehr ein, als ein nur fünf oder sechsmal wiederholter von 50 Cent. Mehrmals schon, namentlich im vorigen Jahre, schienen zwei von drei Staatsgewalten Frankreichs endlich zu einer Verständigung über die Nothwendigkeit dieser Herabsetzung ge⸗ kommen zu sein; aber die dritte, nämlich die Kammer der Pairs erhob zuerst Bedenken und Anstände, dann mehrfache Schwie⸗ rigkeiten, und zuletzt leistete sie entschiedenen Widerstand. Es muß daher nun Alles wieder von vorn angefangen werden, wie es durch den erneuerten Antrag des Herrn Demesmay geschieht, und der Erfolg desselben ist erst noch abzuwarten; doch ist der Um—⸗ stand, daß derselbe mit so großer Mehrheit in Betracht gezogen wurde, allerdings von günstiger Vorbedeutung. Zwei Meere auf einer Küsten⸗-Ausdehnung von mehr als vierhundert Lieues, zahl⸗ reiche, unermeßliche und unerschöpfliche Salzbänke liefern Frankreich nicht allein alles Salz, was es verbraucht oder vielmehr verbrauchen sollte und könnte, sondern sie würden hinreichen, den Verbrauch aller Na⸗ tionen der Welt zu decken. Aus diesem ungeheuren Reichthum aber, welchen die Natur bietet, zieht man in Frankreich nur geringen Vor⸗ theil. Anstatt das Salz durch Wohlfeilheit Jedermann, jeder In⸗ dustrie leicht zugänglich zu machen, hält man die Preise desselben so hoch, daß die Landwirthschaft z. B. dieselben zur Viehmästung und Verbesserung der Felder und Wiesen kaum erschwingen kann. Jetzt liefert der Staat jährlich 1) der Masse der Einwohner für den Verbrauch in den Haushaltungen ungefähr 2,300,000 metrische Cent⸗ ner; 2) den Fischern zum Einsalzen von Fischen und Fleisch, den Fabriken chemischer Erzeugnisse, den Fabriken von schwefelsaurem Natron, den Seifen⸗Fabrikanten und einigen anderen Industrieen 1,200,000, im Ganzen also 3,500,000 metrische Centner. Wenn nun der Staat den Preis des Salzes, statt ihn auf 25 Centimes für das halbe Kilogramm zu stellen, auf 5 Centimes herabsetzte, so würde sich der Verbrauch fast augenblicklich verzehnfachen; da aber der Staat dabei immer noch mehr als 100 pCt. gewinnen würde, weil ihm das halbe Kilogramm nur auf 2 Centimes zu stehen kommt, so würde er beiläufig den doppelten jährlichen Gewinn haben, den er jetzt hat. Wie oben gesagt, wurde der Preis von 5 Centimes 1789 für das halbe Kilogramm angenommen. Damals unter ganz anderen Verhältnissen in jeder Beziehung gewann der Staat allerdings nichts dabei, aber er verlor auch kaum etwas. Zu jener Zeit, was wohl zu beachten ist, verbrauchte die noch wenig vor⸗ geschrittene Industrie nur sehr wenig Salz, und die Landwirthschaft war in Frankreich fast noch gänzlich unbekannt mit dem Nutzen, den die Anwendung des Salzes ihr gewährt. Wenn also selbst die Staatseinkünfte durch jenen ersten Versuch der Herabsetzung der Salzpreise noch mehr verloren hätten, als wirklich der Fall war, so würde dies nichts beweisen gegen den neuen Versuch, der nun unter Feras verschiedenen und weit günstigeren Bedingungen gemacht wer⸗ halbe Kilg 88 is auf 5 Cent., sondern nur bis 10 Cent. für das b gramm. uch diese wäre schon ein großer Vortheil und würde dem Armen, auf dem diese Auflage so schwer lastet, keine große E leich⸗ terung bringen. Jetzt sind die B , [

w „Bauern, welche gewöhnlich bei Ein⸗ tritt des Winters ihren Speck für das ganze Jahr einsalzen, so spar larz fütt dem Salze, daß nicht selten der Speck, den 8* 81 halten soll, verdirht. Die discher der Küsten, welche jeht den Fisch⸗

fang fast nur für die Versorgung des inneren Landes mit frischen

Fischen betreiben, weil das Einsalzen der Fische ihnen zu theuer zu stehen kommt, würden ihr Gewerbe mehr ausdehnen können durch Lieferung eingesalzener Fische für die Ausfuhrschiffe, und diese würden daher durch wohlfeileren Einkauf des ihnen nöthigen Stockfischs gleichfalls gewinnen. In Portugal, Spanien, Italien und Griechen⸗ land werden jährlich für mehr als 100 Millionen Stocksische zur Aus⸗ fuhr verkauft. Kurz, für die Herabsetzung der Salz⸗Auflage würde sich von allen Seiten dem Staatsschatz reichlicher Ersatz bieten.

, Großbritanien und Irland. London, 3. März. Ihre Majestät die Königin, Prinz Al⸗ brecht und der Hof sind heute nach Osbornehouse auf der Insel Wight abgegangen.

Die schon wiederholt angeregte Frage eines Expropriations⸗ Gesetzes für die sogenannte freie Kirche in Schottland, demge⸗ mäß die Gegner derselben gezwungen werden sollen, die zum Bau der Kirchen für die freie Gemeinde nöthigen Grundstücke herzugeben, war gestern im Unterhause wiederum Gegenstand einer langen Verhandlung. Die Debatte hat für das Ausland geringes Interesse; es handelte sich darum, ob man einen Antrag des Herrn Bouverie genehmigen sollte, der die Einsetzung eines Spezial⸗ Comité's zur Untersuchung der Ursachen bezweckte, aus denen es der freien Kirche in Schottland nicht möglich sei, sich die nöthigen Grund⸗ stücke zum Kirchenbau zu verschaffen. Derselbe Antrag war in der vorigen Session von Herrn Fox Maule gestellt, aber verworfen wor⸗ den. Herr Bouverie hob die Bedeutung dieser Kirche hervor und gab den aus freiwilligen Beiträgen gesammelten Betrag ihres Ver⸗ mögens auf 1,254,000 Pfd. Sterling an; sie habe schon 630 Kir⸗ chen gebaut und baue noch 30 neue, sie unterhalte 440 Lehrer ehne die Prediger; sie habe zwei Normal⸗ Schulen errichtet, eine in Edinburg und eine in Glasgow, außer den 190 in verschiedenen Theilen Schottlands von ihr gegründeten Schu⸗ len. Eine so bedeutende Kirche fordere keine Begünstigung, wenn sie den gesetzlichen Beistand zur Erlangung der ihr nöthigen Ländereien in Anspruch nehme, sondern einfach Gerechtigkeit. Unter den schotti⸗ schen Grundeigenthümern, welche der Kirche solche Ländereien ver⸗ weigert haben, hob Herr Bouverie den Herzog von Buccleugh, Lord Macdonald und den Grafen Seafield hervor, belobte dagegen Lord Aberdeen für seine freisinnige Unterstützung derselben. Der Minister des Innern, Sir G. Grey, beklagte diese Weigerungen der schotti⸗ schen Edlen und hielt sie nicht für vereinbar mit wahrer christlicher Toleranz; er glaubte aber den Grund dafür in dem ihnen von Sir James Graham früher ertheilten Rath zu finden. Sir R. Inglis widersprach dem Antrage aus hochkirchlichen Gründen, und Sir James Graham machte dagegen geltend, daß einestheils die Untersuchung selbst ganz überflüssig sei, da man alle Thatsachen genau genug kenne, anderen⸗ theils, daß, wenn man eine gesetzliche Intervention, ein Expropria⸗ tions⸗Gesetz, für nöthig halte, dies den bestehenden Grundsätzen der Religions⸗Freiheit gemäß nicht nur zu Gunsten jener Sekte der pres⸗ byterianischen Kirche, sondern zu Gunsten aller Kirchen und Sekten erlassen werden müsse, was offenbar nicht auszuführen sei. Lord John Russell erblickte in dem Antrage eine Art von vermittelndem Ausweg und erklärte sich nicht abgeneigt, gesetzlich einzuschreiten, wenn die Untersuchung ergebe, daß wirklich aus keinem anderen Grunde die Ländereien verweigert worden seien, als weil sie für die neue Kirche benutzt werden sollten. Da man so im Allgemeinen das Verfahren der getadelten Grundbesitzer mißbilligte, so ward der Antrag mit 89 gegen 01 Stimmen genehmigt. Ein Antrag des Herrn Bankes auf Vorlegung gewisser Papiere in Bezug auf die Armen⸗Kommis⸗ sion, der zurückgenommen wurde, und ein Antrag Lord George Ben⸗ tinck's auf Nachweise der Ausgaben mehrerer Eisenbahn⸗Gesellschaf⸗ ten, welcher genehmigt ward, veranlaßten bis zur Vertagung des Hauses eine in Persönlichkeiten ausgehende Debatte, die nichts von Interesse darbot. Im Oberhause wurde auf den Antrag des Herzogs von Richmond ein Comité eingesetzt zur Untersuchung der Wirkungen des in der vorigen Session angenommenen Gesetzes über die Heimats⸗Berechtigung, welches den Anspruch auf Armen Unter- stützung, Aufnahme in das Werk⸗ und Armenhaus u. s. w. von einem fünfjährigen Domizil abhängig macht. Eine längere, ohne Resultat gebliebene Debatte entspann sich darauf über eine Petition der Grand⸗ Jury der irländischen Grafschaft Wicklow, in welcher um Maßregeln zur Förderung der irländischen Eisenbahnen gebeten wird. Der Graf von Fitzwilliam, welcher die Petition einbrachte und empfahl, verbreitete sich über den jetzigen Zustand der Dinge in Irland, aus welchem er zu deduziren suchte, nicht nur, daß es der direkten Beihülfe des Parlaments bedürfe, um nachhaltige Resultate zu erzielen, sondern auch, daß ohne solche Bei⸗ hülfe die Kapitalisten sich nicht veranlaßt finden können, ihre Kapi⸗ talien in Irland anzulegen. Er nahm den Gesammt⸗Ertrag der Bodenkuttur in Irland auf 13 Millionen Pfd. jährlich an, behaup⸗ tete, daß der Verlust, den die Mißärndte zu Wege gebracht habe, auf mindestens 10 Millionen Pfd. angeschlagen werden müsse und stellte daher diesen Verlust einem Verluste von 90 bis 100 Millionen Pfd. in England gleich, dessen Grund⸗Ertrag man auf 85 Millionen Pfd. jährlich anschlage. Graf Grey entgegnete auf dieses Exposé, daß von Seiten Englands bereits Vieles geschehen sei, um nachhaltig zu helfen, wie denn z. B. bekanntlich eine Summe von 1,500,000 Pfd. den irländischen Grundbesitzern zur Verbesserung ihrer Grund⸗ stücke dargeliehen werden solle; andererseits aber sei es unverkennbar, daß Irland wenig geholfen werden könne, wenn der begüterte Theil seiner Bewohner sich selbst nicht mehr als bisher anstrenge. Die Debatte blieb, wie schon erwähnt, erfolglos.

Prinz Albrecht hat die ihm von einer Deputation des Senats der Universität Cambridge angekündigte Wahl eines Kanzlers dieser Universität angenommen. Diese Annahme ist gegen die Erwartung Vieler, da er früher dieses Ehrenamt abgelehnt hatte.

Das Gerücht von der Absicht der französischen Regierung, die Balearischen Inseln zu besetzen, veranlaßt die Times, welche dem⸗ selben keinen Glauben schenkt, dennoch zu folgenden Bemerkungen: „Dieser Gegenstand verdient Erwähnung, nicht etwa aus Besorgniß, daß irgend eine spanische Regierung so niedrig wäre, eine solche Kränkung zu ertragen, als vielmehr wegen der Möglichkeit, daß die öffentliche Aufmerksamkeit in Spanien nicht hinreichend wachsam auf die Absichten wäre, welche die Franzosen seit lange auf diese Inseln gehegt. Wiederholte Beweise haben sich in den letzten zwölf Jahren gezeigt, daß die französische Regierung den sesten Wunsch hat, in Port Mahon Fuß zu fassen. Man wird sich erinnern, daß man vor einigen Jahren, als Lord Clarendon Minister zu Madrid war, mit dem Plan das damalige spanische Kabinet anging, den Franzosen zu gestatten, unter dem Namen eines Kohlen⸗Depots und Hospitals an dem Eingang des Hafens eine Station zu bilden. Dieser Vorschlag wurde verworfen, allein die Gründe, die ihn eingegeben, sind in vol⸗ ler Kraft geblieben. Da die Balearen auf der geraden Linie zwi⸗ schen Toulon und Algier liegen, so meint man, daß man die Verbin⸗ dung dieser großen Kolonie mit Frankreich selbst in Kriegszeiten un⸗ terhalten könnte, wenn Minorka in den Händen der Franzosen wäre und sein wichtiger Hafen als Zufluchtsort für seine Dampfschiffe und Convois dienen möchte. In feindlichen Händen würde er durchaus vernichtend für die Stellung der Franzosen in Nord⸗Afrika sein, und

als neutraler Hafen würde er unvermeidlich en erzeugen, die wahrscheinli Aus diesen Gründe ders Frankreichs Aufmerksamkeit auf dem Horizont aufgezogen und das fr lassung gefunden, über die kritische Lage päischen Unterthanen in Afrik

ste Verwickelun⸗ Kriege endigen Inseln beson⸗ oft Wolken an nement Veran⸗ pen und euro⸗

ch mit einem wirklichen n haben die Baleari sich gezogen, so

anzösische Gouver seiner Trup a falls eines Seekrieges Einige französische Staatsmänner, denen es w

nachzudenken. b halten die Occupation oder den

nicht an Scharfsinn fehlt, jener Stellung als entscheidend für den Ausgang theuren Unternehmung in Algerien. tung dieser wichtigen Stellung an den Tuilerieenhof de von Wichtigkeit ist, den die spanische Krone Krieges heute leisten könnte. daß ein solcher Dienst mit den Pflichten eine und Spanien wirklich jedes dauernden iederherstellung des Friedens g sehr wahrscheinlich ein solches Ziel im aber unsere Ueberzeugung, daß dessen dem Treuglauben und den Interessen Es kann nicht t seiner Vor⸗

ihrer langen und daß die Abtre⸗ r einzige Dienst Frankreich im Falle eines aber wohl hinzuzufügen, r neutralen Ma

Man behauptet

Ueberflüssig ist

unvereinbar wäre, berauben würde, jene Besitzungen bei W Frankreich ma Auge haben, wir wiederholen Erreichung mit dem Stolze, des spanischen Gouvernements ganz unvereinbar ist. wünschen, sich weiter zu demüthigen, als die Fügsamkei gänger in die Befehle des französischen Gesandten rei 's mit einem und demselben Schlage schlechter Politik, eines seiner schätzbarsten Besitzthümer und den treuesten Verbündeten zu entfremden!“

Die Times beri daß dort ein Abgesand rals Urquiza an die Regierung eingetroffen sei, Vermittelung zwischen der Banda Oriental und Entschluß, dem Kriege ein Ende zu machen, die Vorschläge der Regierung von

zu behalten.

Thron Isabella

chtet aus Montevideo vom 17. Dezember, ter aus Entre⸗Rios mit Depeschen des Gene⸗ worin der Letztere die Rosas mit dem festen übernimmt. Montevideo gut und will Alle um ihre Annahme seitens des Gouverneur Rosas zu be wirken. Das heißt also, wenn Rosas und Oribe seinen widersetzen, so ist er entschlossen, Urquiza's Brief ten in Betreff der

Absichten sich an dem Kriege gegen sie Theil z ist voll der gerechtesten und edelsten Ansich 8 Wohlfahrt dieses Staates wie aller angränzenden Republiken. Dieses Pronunciamiento wird ohne Zweifel den so lang ersehnten Frieden auf einer dauernden Grundlage wiederherstellen. Die Morning Chroniecele meldet: mit Vergnügen erfahren, daß die pers Lord Normanby und Herrn Guizot auf Ehre und den Gefühlen Beider entsprechende Man verdankt dieses befriedigende Re des Grafen Appony, österreichis

„Das Publikum wird önlichen Differenzen zwische reundschaftliche und der Weise erledigt worde sultat der Vermittelung chen Botschafters in Paris.“

Vorgestern Abend gab der französische Botschafter, Graf von Sainte⸗Auleire, ein glänzendes Fest, welchem Lord John Russell u der Minister des Auswärtigen, Viscount Palmerston, beiwohnten.

Die Anzahl Personen, welche bis jetzt in Irland oder dessen Folgen gestorben sind, wird auf 36,000 ange

Ein Anschlag des Schatzamtes zeigt an, daß für 5 St. Schatzscheine in 3 proz. feste Schuld konsolidirt w Zu diesem Zwecke ist für nächsten Freitag, eine Subscription eröffnet. von 112 Pfd.

nebst Gemahli

an Hunger

Mill. Pfd. erden sollen. Sonnabend und Sonntag Die Konvertirung wird auf h. Consols für 100 Pfd. Schatzscheine geschehen. Consols sind dabei etwa 89 ½ veranschlagt.

X London, 2. März. der gegenwärtigen

Unter den Maßregeln, welche von faßt werden, verdiene öffentlichen Unterri allein wegen der Wich ondern vorzüglich, weil Alles, was auf das Volk dieses Landes stets den Während der letzten acht Jahre wurden die für diesen Zweck ausgesetzten parlamentarischen Bewilligungen unter der Autorität eines Comité's des Geheimeraths mit thätiger Theil⸗ nahme des Herrn Kay Shuttleworth, Secretair des betreffenden De⸗ g dieser Bewilligungen ist bis auf jährlich 100,000 Pfund gestiegen, und diese Summe ist, mit Ein⸗ örtlichen Subscriptionen, Schulhäusern

Administration ins Auge ge diejenigen, welche bestimmt sind, die Sache des zu fördern, besondere Aufmerksamkeit, nicht keit des Gegenstandes an sich, s damit in Verbindung steht, tiefsten Einfluß äußert.

partements, vertheilt. Der Betra

schluß von bisher vor⸗

Land verwendet gleichfalls für

Normalschulen eingerichtet Staats⸗Fonds unterhalten werden, werden regelmäßig von Inspektoren besucht, denen die Königin in ihrem Rathe die Gehalte ausgesetzt hat. Die mit den Kirchen verbundenen Schulen werden welche der Erzbischof von Canterbury dazu er⸗ Die Schulen der Dissenters dagegen sind durch L Die Regierung hat zwischen der Kirche und

durch geistliche Inspektoren besucht, mächtigt hat. beaufsichtigt. ters einen geraden Weg einzuschlagen gesucht;

sind mit dem Betrag freiwilliger Subscriptionen Gemeinden und Congregationen in ein geeignetes Das Resultat ist eine ungeheure E und Stärke fortschreitenden

den Dissen⸗ ihre Bewilligungen in den respektiven Verhältniß gesetzt ntwickelung und Vermeh⸗ herrschenden

Ueberlegenheit gehörenden Beschaffenheit und ihrer Disziplin und endlich auf Seiten der Dissenters übe ehemals auf die Kinder des Volkes gewonnen hatten.

ein steigender Unwille r den Verlust des Einflusses, Die Dissenters ie das große Werk der Die englische Kirche undert lang feindlich der Drang der Zeit, und die geistliche Schule hatten, bemerkte sie au⸗ klassen mittelst eines lksschulen gewonnen

haben, ohne Widerrede, das Verdienst, daß st Erziehung in diesem Lande begonnen haben. war in dieser Hinsicht beinahe ein halbes Jahrh gesinnt oder gänzlich unthätig. die kirchliche Kommission vom Jahre 1835 zu Oxford sie aus ihrem Schlummer geweckt daß die Herzen der niederen Volks populairen Unterrichts sofort wieder für die Vo Die Vorsehung hat das Werk gesegnet. In de großen Fabrikstädten, wie Leeds und Manchester, hat sich die Geist⸗ lichkeit der englischen Kirche der Sache mit heiligem Eifer angenom⸗ men, welcher die besten Früchte getragen hat und, wo - egs geistliche Schulen 81 worden sind, haben sie denen der Dissen⸗ ters den Rang abgelaufen. b Die Feehnnn hat jetzt den Vorschlag gemacht, die vve von Staatsmitteln für bessere Stellung der Schullehren zu erweitern indem sie Fonds zu ihrer Ausbildung, Prämien ian 7 Führung und Pensionen für ihren Unterhalt im hs. 92 will. ,— die Dissenters sind hierüber so aufgebracht, daß sie diese geme 2 als eine Absicht der Regierung darstellen, rchlicher Autorität und der Einmischung des Das alte Element des Puritanismus er n diese Andeutungen der aufgeklärten und Kirche und die Minorität der Religiösen um Duldung treiben jetzt die Intoleranz so weit, daß sie die eine sittliche und religiöse Erziehung je⸗ schaffen, zu hintertreiben suchen. Mit solchem

Aber nachdem

genblicklich,

werden würden.

und löblichen Maßregeln al die ganze Volks⸗Erziehung ki⸗ Staates zu unterwerfen. hebt sich gewaffnet gege wirksamen Absichten der des Landes, n für sich selbst stritten, Bemühungen des dem Armenkinde zu ver