b ängli 0 zffeniliche Onnung zu Schon ansänsnch, „hehd, J. ien aswaillsenden Oegaschemens Fuus 1X. ein Pseisen, das
ergingen, mit dem Vivat⸗Nufe fn e Macht zu insultiren, welche offenbar darauf berechnet war, die .— limpfungen mit bewunderungs⸗ zwei volle Stunden hindurch biese 10 uhr Abends begab sich die Menge werther Mäßigung ertrug. ens galaßtes und als sie gewahrte, daß die nach dem Plaße des bischöfihe varen, forderte sie, wiewohl es ihr vielleicht Fenster desselben niche rälat in Angelegenheiten seines Kirchspren⸗ nicht unbekannt war, † daß Lichter aufgestellt werden, und da dem nicht els abwesend war, g. warf sie mit Steinen nach denselben und zertrüm⸗ olge geleistet wurde, Glasfenster im Erdgeschosse. Von diesen Unord⸗ — 27 eer arbneth das Truppen⸗Kommando ein Truppen⸗Deta⸗ nungen bnpg, we ches die Menge der Unruhestifter augenblicklich zerstreute; —— dahen’ unter dem Nufe: „Lichter hervor!“ nach dem Hauptplaße, L-v1. vuverneur und der Platz⸗Kommandant wohnen; von da ebenfalls verjagt, zogen sie unter die Fenster der General⸗Polizei⸗Direction, das nämliche Geschrei ausstoßend, und auch von hier wurden sie endlich ver⸗ en. dem das Truppen⸗Kommando zur Ueberzeugung gelangt war, daß bas Kühnwerden der Unruhestifter immer zunahm, und daß weder die Mäßigung des Militairs, noch der zeitweise starke Regenschauer dieselben um Ablassen bewegen konnten, entschloß es sich, im Einvernehmen mit der olizei⸗Behörde, die Gutdenkenden zur Rückkehr in ihre Wohnungen und zur Einstellung der Beleuchtung aufzufordern, gegen die Ruhestörer dagegen, wenn sie den friedlichen Ermahnungen nicht Foige leisten sollten, mit Ge⸗ walt zu verfahren. Dies wurde auch ins Werk gesetzt, und zwar anfangs am Hauptplatze; der gewöhnliche Schwarm kehrte jedoch zum Eingange des Platzes zurück und stellte sich einer starken Kavallerie⸗-Abtheilung entgegen, — welcher, und zwar unter der Vorhalle des Rathhauses, ein Corps Linientruppen aufgestellt war. Man sing dann an, die Truppen auszupfei⸗ sen und zu insultiren, ja man schleuderie sogar unter aufrührerischem Ge⸗ schrei manchen Stein gegen dieselben. Nun wurde die Reiterei angewiesen, den Plat im scharfen Trabe vom Pöbel zu säubern, so wie das Löschen der Beleuchtung zu begehren. So wurde die Ordnung in möglichst ge⸗ mäßigter Weise hergestellt, und wiewohl hier und da mancher Saumselige einen Schlag mit flachem Säbel empfing, so waren dennoch nur etwa zwei Personen, welche leichte Verwundungen dabei erhielten.
„Während der gedachten Vorfälle sind 14 Individnen wegen Beschim⸗ pfung der öffentlichen Gewalt verhaftet und zur Aburtheilung den Gerichten überliefert worden. Am nächstfolgenden Tage zogen diejenigen, welche den 16ten feiern wollten, herum und deklamirten dabei laut gegen die angebli⸗ chen Gewaltthätigkeiten der Truppen, die sie Mörder ihrer Mitbürger nann⸗ ten, die Folgen der vorgeblichen Gewaltthaten übertreibend und ihr strafba⸗ res Benehmen durch Verleumdungen zu bemänteln suchend. Sie erklärten dann jene Bürger in Verruf, welche fernerhin entweder mit dem Militair Umgang eflegen oder die von diesem frequentirten Oerter besuchen sollten.
„Das Militair aber, der Gerechtigkeit seiner Sache und seiner Ehre, so wie seiner bei jeder Gelegenheit der Landesfürstin bewiesenen Treue sich bewußt, legte auf den über sein Benehmen am 16ten v. M. von nur We⸗ nigen ausgesprochenen Tadel kein Gewicht, nachdem alle anderen Bürger, die mütterliche Sorgfalt Ihrer Majestät, womit ihre zahlreichen Wohltha⸗ ten gegen Jedermann begleitet sind, anerkennend, solche Demonstrationen gewis mißbilligen werden.. .
11“ 11“”“ 1u.“ Speoni 1
*α Paris, 27. Juli. Der Stand der Dinge in Catalonien wird immer bedrohlicher trotz aller Versicherungen des Gegentheils, welche die Blätter der Moderados zu Madrid täglich bringen und die im schreiendsten Widerspruche stehen mit den zahlreichen Thatsachen, die sie selbst unmittelbar nachher und zu gleicher Zeit mittheilen. Die aus Barcelona und anderen Orten des Fürstenthums hierher gelangenden Briefe sprechen alle die Besorgniß aus, daß die zuneh⸗ mende Vermehrung der Karlistenbanden allmälig zur Organisirung eines förmlichen Heeres führen werde, wie dies auch beim Anfange des vorigen Bürgerkrieges der Fall war. Mit Beunruhigung bemerkt man — sagt ein Brief von der Gränze vom 23sten d., — daß die Karlisten, zwar nicht immer in ostensibler Weise, aber unverkennbar mit ihren Umtrieben sich immer mehr Barcelona selbst nähern. Sie suchen Rekruten anzuwerben unter den beschäftigungs⸗ und verdienst⸗ losen Arbeitern, deren Zahl jetzt sehr beträchtlich ist, und besonders auch unter den jungen Leuten, welche das Loos zur Einreihung unter die Fahnen des stehenden Heeres bestimmt hat. Allerdings sind die wirklichen Aushebungen für das laufende Jahr provisorisch aufge⸗ schoben worden. Allein die Karlisten wissen überall den Glauben zu verbreiten, daß die Rekruten doch werden zu ihren Regimentern ab⸗ gehen müssen, sobald die jetzige Besorgniß vor Unruhen sich wieder etwas gelegt haben werde, daß es also im Interesse der jungen Leute selbst liege, den unruhigen Zustand der Provinz so lange als möglich zu unter⸗ halten. So ist es ihnen neuerdings wirklich gelungen, wieder eine Anzahl junger Leute für sich zu gewinnen, und diese haben sich ihnen angeschlossen. Man fürchtet, dieses schlimme Beispiel werde von einer großen Zahl Individuen, die zu dem von der Provinz zu stellenden Kontingent gehören, nachgeahmt werden, um so mehr, als eben jetzt der Gefe politico wenigssene auf Stellung der noch rückständigen Rekruten der Altersklasse 1845 dringt, und dazu dem Ayuntamiento von Barcelona wie allen anderen der Provinz, die in gleichem Rückstande sich befin⸗ den, eine kurze Frist angesetzt hat. Man ersieht hieraus, wie schwer die Durchführung der Conscription in Catalonien überhaupt hält.
Am 18ten ist der General⸗Capitain Pavia wieder in Barcelona eingetroffen. Die wichtigste Maßregel, die er getroffen hat, ist die Errichtung befestigter Posten von Igualada an bis in das Centrum der Berge, wo Llacuna gelegen ist; die Linie dieser Posten zieht sich über San Quintin, durchschneidet die strategische Linie der Ebene von Tarragona und im rechten Winkel jene, deren Centralpunkt Calaf ist. Ws das Mißliche für den General⸗Capitain ist, daß die ihm zu L5 ote e Streitkräfte nicht hinreichend sind, zu vollständiger . esetung dieser Linien und selbst zu ihrer Verlängerung, wodurch es ihm möglich würde, ganz Catalonien unablässig durch bewegliche Ko⸗ Man spricht wohl von Verstärkung
lonnen durchstreifen zu lassen. der catalonischen Armee, welche alle Hände voll zu thun hat und ge Hingebung beweist, aber es wäre
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keine witklich bewunderungswürdi nöthig, schon jetzt alle Posten so einzurichten und zu besetzen, daß sie
einer Operations⸗Armee soglei qrt; 1 S . . 6 zur gänzlichen Erschöpfung aussauge. Tufft ach. bieso dehe 1 8 Maßregeln nicht, so wird die Armee der Königin i Se orsichts⸗ aufreiben. So urtheilen die tüchtigsten Militange n Catalonien sich Wir erhalten nun auch neue Details über das Gefecht d der Gefangennehmung des madrider Couriers durch die Karii sen 8 lich vorgebeugt wurde. Vilella war nicht allein bei dein 3 egegv Mitte des Waldes gelegenen Hause la Juncosa; au Feresefoen 5 Griset mit ihren Banden befanden sich daselbst. 8 Hinterhalt den sie so dem Courier gelegt hatten, war also bedeutend * denn die Banden zählten über 130 Mann. Mehrere Kolonnen aß⸗ ten sich in Marsch gesetzt, um über sie herzufallen; aber unglüchlicher⸗ weise kam nur der Oberst Catalan allein rechtzeitig genug auf dem atze an. Caletrus war nahe daran, gefangen genommen zu werden. m eiligen Fliehen siel er, und die Soldaten feuerten etwa ein Putzend Flintenschüsse gegen ihn ab. Doch gelang es ihm, zu ent⸗ kommen, schwerlich ganz ohne Verwundung, und nur seine Schreibtafel, die ihm bei seinem Sturze entfallen war, und die wieder aufzuheben er nicht mehr Zeit genug fand, siel den Soldaten in die Hände. Am 14ten wurde zu Villafranca einer der Leute seiner Bande, der i
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1550
einem früheren Gefechte mit den Waffen in der Hand gefangen ge⸗ nommen worden war, erschossen. An demselben Tage erlitt das näm⸗ liche Schicksal zu Calaf ein ehemaliger karlistischer Offizier Namens Gaspard Roly, der sieben Jahre in der Verbannung in Frankreich zugebracht hatte und erst im letzten Frühjahr nach Catalonien zurück⸗ gekehrt war. Der Banden⸗Chef, bekannt unter dem Namen: der Wirth von Corderure, hält sich mit seiner Bande fortwährend im Hochgebirge zwischen Berga und Cervera. Zuletzt hatte man ihn bei Caseras gesehen, das am Fuße der Berge in geringer Entfernung vom Llobregat liegt.
Am 15ten bei Anbruch der Nacht hatte eine Abtheilung des Infanterie⸗Regiment „del Principe“ ein Gefecht mit einer Bande in den Bergen in der Umgegend von Vich. Da der Boden in jener Gegend sehr durchschnitten ist, so konnten die Karlisten ohne Schwie⸗ rigkeit entkommen.
„Aus allem Vorstehenden vermag der Leser hinreichend zu beur⸗ theilen, ob die Lage von Catalonien sich bessert. Da und dort kom⸗ men allerdings vereinzelte Fälle von Unterwerfungen vor, allein für einen Mann, der von ihnen abfällt, gewinnen die Karlisten mit Leich⸗ tigkeit zehn andere. Manche glauben, daß man in Betracht der ge⸗ gegenwärtigen Lage des Landes besser gethan hätte, für dieses Jahr die Conscription gänzlich zu vergessen. 1“ “
Die im Großherzogthum Posen und in Westpreußen entdeckte revolutionaire Verbindung
zum Zweck der Wiederherstellung eines selbstständigen ra it polnischen Reiches
hin den alten Gränzen vor dem Jahre 1772.
Dies war bei von Mieroslawski's Ankunft in Posen, am 31. Dezember 1845, die Lage der Verschwörungs⸗Angelegenheit in den preußisch⸗polnischen Provinzen, so weit die Voruntersuchung darüber Licht verbreitet hat.
von Mieroslawski suchte sich nach seiner Ankunft sofort durch Besprechung mit den verschiedenen Häuptern der posener Verschwö⸗ rung über den Stand der dortigen Angelegenheiten zu informiren.
Die von dem Dr. Liebelt, dem Kassen⸗Controlleur von Bu⸗ chowski, dem Lithographen Kurnatowski, den Gutsbesitzern von Ko⸗ sinski und von Wolniewicz und dem Landschaftsrath von Guttry er⸗ statteten Berichte verschafften ihm die Ueberzeugung, daß der Auf⸗ stand nicht länger mehr aufgeschoben werden könne und daß es jetzt dcigae⸗ darauf ankomme, denselben so erfolgreich wie möglich aus⸗ zuführen.
Zunächst bewirkte er sodann durch den Dr. Liebelt die Absen⸗ dung von 2100 Rthir. nach Versailles, um die Herüberkunft von 10 Offizieren und 1000 Exemplaren des Kriegs⸗Reglements möglich zu machen, und schritt demnächst zu den Vorbereitungen in Betreff der zu installirenden National⸗Regierung. Diese sollte nach dem Wunsche der Verbündeten in den dem russischen und österreichischen Scepter unterworfenen Landestheilen ihren Sitz in Krakau nehmen, weil die Agenten aus den einzelnen Provinzen sich hier am leichte⸗ sten würden vereinigen können. Zur Wahl des Mitgliedes für das Großherzogthum Posen veranstaltete von Mieroslowski eine Ver⸗ sammlung, an welcher außer ihm die Gutsbesitzer Wladislaus von Kosinski und Wladimar von Wolniewicz, der Landschaftsrath Alexan⸗ der von Guttry der Kassen⸗Controlleur von Buchowski, der Dr. Lie⸗ belt und Ladislaus von Dzwonkowski Theil nahmen.
Der Dr. Liebelt erhielt die meisten Stimmen.
In derselben Konferenz ertheilten die Versammelten dem von Mieroslawski noch eine besondere Vollmacht oder Empfehlung dahin, daß die Demokraten des Großherzogthums mit allen seinen Anord⸗ nungen und Vorschlägen in Betreff des Aufstandes einverstanden seien, — um auf diese Art einer Opposition zu begegnen, die ihm in seiner Qualität als Beauftragter der Centralisation etwa in Kra⸗ kau entgegentreten könnte. Die Vollmacht, mit sympathetischer Dinte auf ein kleines Blatt geschrieben und von drei bis vier der Anwe⸗ senden unterzeichnet, wurde dem von Kosinski eingehändigt, der als von Mieroslawski's Begleiter mit nach Krakau reisen sollte.
Diese Stadt war nämlich zum Zusammenkunftsort mit den Ab⸗ geordneten von Galizien und Klein⸗Rußland zur Wahl und Instal⸗ lirung der National⸗Regierung bestimmt. Am 8. Januar reisten von Mieroslawski und von Kosinski von Posen ab, nachdem die dor⸗ tigen Leiter der Verschwörung noch versprochen hatten, daß von Mieroslawski bei seiner Rückkehr alle noch nicht vollendeten Vorbe⸗ reitungen fertig, namentlich die noch rückständigen Berichte erstattet, die nöthigen Fonds gesammelt, die militairische und administrative Hierarchie für die Distrikte sowohl, wie für die Kommunen festgestellt, die Offiziere und die Reglements aus der Emigration angekommen, jedes Vereinsmitglied mit mehreren Flinten und mit Pulver versehen, endlich alle Maßregeln getroffen finden werde, die erforderlich seien, einige tausend Sensen aufzustellen und eine beträchtliche Anzahl Lan⸗ zen zu beschlagen.
Am 12. Januar kamen sie in Krakau an. Hier traf von Mie⸗ roslawski zunächst den Agenten Lissowski, der zur Einladung der Bevollmächtigten des Königreichs Polen abgeschickt gewesen war. Er berichtete: daß die aus dem Königreiche die Beschlußnahme rück⸗ sichtlich des Aufstandes den übrigen Abgeordneten überlassen wollten, und daß, wenn auch die Iniatiative zum Aufstande vom Königreiche nicht werde ausgehen können, doch der erste Anblick der aus den österreichisch⸗ und preußisch⸗polnischen Provinzen ziehen⸗ den Insurgentenhaufen das russische Polen in seinem ganzen Umfange in Aufstand bringen werde.
Nach und nach fanden sich auch die erwarteten Häupter der Verschwörung für Krakau und Galizien ein. Unter diesen nennt von Mieroslawski namentlich den Johann Tyssowski, schon seit 1844 Haupt⸗ Agent des demokratischen Vereins für den Distrikt Tarnow und seit September 1845 Gehülfe und Stellvertreter des revolutionairen Or⸗ ganisators von Galizien; Ludwig Gorzkowski, durch Victor Heltmann revolutionairer Organisator und Chef für die Stadt und den Kreis Krakau und für Ober⸗Schlesien, Tarnowitz, Gleiwitz bis nach Bres⸗ lau; Graf von Wiesiolowski, Organisator von Galizienz Graf Adolph Bobrowski, früher Mitglied eines revolutionairen Comité's für West⸗ Plczien, nachher Mitglied der Finanz⸗Kommission; Miecyslaus
karzynski, der in Galizien Gelder für das revolutionaire Unterneh⸗ men gesammelt hatte; die Offiziere von Dobynski, Napoleon Ekielski, Patelski, Czechowski; den Vikar Karczynski, Pianist Cyfrowicz, Dr. Sawiszewski.
Wiszniowski für Ostgalizien und Toreczewski für Klein⸗Rußland blieben aus.
von Mierosl i i i 8. und 22., 24. und M. 9 veranstaltete vier Sitzungen am 18. un
Nachdem man gegen die durch von Kosinski vorgelegten Voll⸗
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eerücbtit we die geringste Einwendung gemacht, schriktt man gleich
am 18. Januar zur Einsetzung der National⸗Regieru gewählt: 1) Johann Alcyato für die Emigration, 8
2) Dr. Liebelt für nrruisch Polen, 3) Graf Wiesiotowski für Galizien. “ 4) Ludwig Gorzkowski für das krakauer Gebiet.
„Victor Heltmann aus der Emigration wurde ihnen als Secre⸗ tair zugeordnet.
Nach den gefaßten Beschlüssen sollte die Regierun an dem Tage, wo Alcyato und Liebelt in Krakau eintreffen * bonsti⸗
tuiren und sich sofort ein Mitglied aus dem Königreiche Polen 2 nen. Die Stellen für die Repräsentanten von ece Fo hüna⸗ Rußland dagegen wollte man vorläufig unbesetzt lassen. Gleichzeitig wurde beschlossen, vom Augenblick des Ausbruchs des Aufstandes bis zur Beendigung der Revolution die Mitwirkung des Volkes bei der Rechtspflege und bei allen öffentlichen Anordnungen zu suspendiren eben so das Recht der Association und der freien Presse *). 1
Der 21. Februar 1846, als der letzte Tag einer Woche und der Abend vor dem letzten Karnevalfeste, wurde als Termin des Aufstan⸗ des festgesetzt.
In der zweiten Sitzung, den 22. Januar, erläuterte von Mie⸗ roslawski, durch von Kosinski unterstützt, dem Ludwig Gorzkowski, Dr. Lissowski und Johann Tyssowski den Feldzugsplan und diktirte sodann dem von Kosinski und Tyssowski die Instruction für die Re⸗ volutions⸗Behörden, die Organisation der Regierung, die Eintheilung des Landes in Provinzen, die Pflichten der Kreis⸗Kommissare und anderer Beamten betreffend, wie dieselbe von der Centralisation auf Grund ihrer Vorarbeiten beschlossen war.
Von dieser Instruction sollten für jeden Kreis Abschriften ange⸗ fertigt und diese Abschriften durch Gorzkowski von Krakau aus über Galizien, Reußen und die südlichen Woywodschaften, von Posen aus durch von Kosinski über das preußische Polen, Litthauen und die nördlichen Woywodschaften des Königreichs Polen verbreitet werden.
Bei von Mieroslawski's Verhaftung ist später ein mit sympa⸗ thetischer Dinte geschriebenes Exemplar der Instruction, zwei Ab⸗ schnitte, die sogenannte Instruction für die Kreis⸗Kommissarien und die für die Kreis⸗Offiziere enthaltend, in Beschlag genommen. Nach den übereinstimmenden eidlichen Gutachten zweier Sachverständigen rührt dies Exemplar von Kosinski's Hand her und wird somit dasselbe sein, welches er nach von Mieroslawski's Diktat in Krakau nieder⸗ geschrieben hat.
Der erste Abschnitt bestimmt im Wesentliches Folgendes:
„1) Die höchste und unumschränkte Gewalt der Revolution übt eine aus fünf bis sieben Mitgliedern bestehende Regierung. Sie hat die Befugniß der Gesetzgebung und Vollziehung.
„Bis zu dem Augenblicke, wo Polen von jeder äußeren und inneren Befehdung und von den Gefahren einer Gegenrevolution befreit sein wird, behält die Regierung ihre Gewalt; dann aber legt sie dieselbe in die Hand eines zu berufenden Reichstages nieder, der die Organisation des Staates in allen Zweigen übernimmt.
„2) Das ganze im Aufstand begriffene Polen wird in geogra⸗ phischer und administrativer Hinsicht in fünf Provinzen eingetheilt: Preußen und Posen, beide Galizien, Reußen, Litthauen, Kongreß⸗ Polen **).
„An der Spitze der Provinz steht ein Statthalter, den die Re⸗ und entsetzen kann.
ie Provinzen zerfallen in Kreise und diese in Gemeinden nach
den bestehenden, von der Revolution vorgefundenen Eintheilungen.
„Die Vorgesetzten der Kreise, die Kreis⸗Kommissarien, ernennt die Regierung auf den Vorschlag des Statthalters; die Gemeinde⸗Woyts durch die Kommissarien dem Statthalter zur Bestätigung prä⸗ entirt.
„3) Zur Aufrechthaltung der Ordnung ernennt jeder Statthalter für seine Provinz zwei General⸗Inspektoren, die ein Polizei⸗Corps ee haben und unausgesetzt alle Distrikte der Provinz bereisen müssen.
„4) Jeder Statthalter ernennt für seine Provinz ein Revolu⸗ tions⸗Tribunal erster Instanz aus fünf Mitgliedern. Dieses muß seine Entscheidungen zur Bestätigung bei der höchsten Regierung einreichen,
welche sich bei diesem Geschäfte zweckmäßig durch ein Tribunal höch-⸗
ster Instanz vertreten läßt. Die Kreis⸗Kommissarien sind de facto zugleich Revolutions⸗Friedensrichter.
„5) An einem und demselben Tage und zu einer und derselben Stunde erhebt sich das ganze Land zum Aufstande. Die Woyts dirigiren die waffenfähige Mannschaft der Gemeinden unter Anfüh⸗
rung eines Militairs nach der Kreisstadt, die, wo möglich, besetzt 8— wird, und wo der Kreis⸗Kommissar zur äußeren Befestigung, zur
Vertheilung der bewaffneten Macht und zu allen übrigen revolutio⸗ nairen Einrichtungen die erforderlichen Vorkehrungen trifft. Er ver⸗ theilt das ganze Volk in drei Aufgebote. Zum ersten Aufgebot kom⸗ men diejenigen, die den besten Willen haben, zum Militairdienste am tauglichsten sind und die besten Waffen besitzen. In Bataillons und Compagnieen, Escadrons und Züge eingetheilt, mit Lebensmitteln auf 3 Tage und mit allem Kriegsmaterial versehen, werden sie dem fä⸗ higsten Offizier übergeben und auf den strategischen Sammelplatz dirigirt. zweite Aufgebot, aus allen übrigen waffenfähigen Männern bestehend, wird einige Tage in den Elementar⸗Manövern geübt, dann, wie das erste Aufgebot ausgerüstet, nach dem Provinzial⸗Versamm⸗ lungspunkte geschickt und hier unter die Befehle des Anführers des Provinzial⸗Reserve⸗Corps gestellt.
„Das dritte und letzte Aufgebot, aus allen Kreis⸗Einsassen ohne
Unterschied des Geschlechts und Alters bestehend, wird auf die mili⸗
tairischen Werkstätten und ökonomischen Anstalten vertheilt. Aus ihnen werden auch Handwerks⸗Compagnieen gebildet, die, wie auch die Uebrigen, sich zugleich in den Kriegs⸗Evolutionen üben müssen, um den Lokal⸗Krieg zu führen.
„Der Ortspfarrer verbleibt bei der letzten Reserve, sofern er nicht zum Kreis⸗Kommissar gewählt ist, die jüngeren Geistlichen gehen mit Heere des ersten und zweiten Aufgebots als Priester ins Feld.
„b) Das ganze polnische Reich im Revolutionszustande ist gemein⸗ schaftliches Eigenthum Aller in den Händen des revolutionairen Gou⸗ vernements. Durch alle Kreise wird nur Eine, von dem Gouverne⸗ ment zu bestimmende Abgabe entrichtet. Die von dem Gouvernement
verlangten Kriegsbedürfnisse werden von den Kreis⸗Kommissarien her- Wer sich wei⸗
beigeschafft und den Militair⸗Intendanten überliefert. gert, gegen Quittung des Kreis⸗Kommissars Beiträge an Geld oder Material zu leisten, wird sofort dem Revolutions⸗Tribunal über⸗ liefert. 8
„7) Wie der Kreis⸗Kommissar dem Statthalter, so sind die Ge⸗ meinde⸗Woyts, Stadt⸗Bürgermeister und andere Munizipalitäts⸗Be⸗
amte dem Kommissar unbedingten Gehorsam schuldig.
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*) Es ist eine so allgemeine als charakteristische Erscheinung, daß die⸗
jenigen, die Revolutionen zur Erringung von Volksfreiheiten unternehmen
wollen, damit beginnen müssen, alle diese Freiheiten zu sospenvireh.
polen ) Mit diesem Namen bezeichnen die Angeklagten das Königreich 1 *
„8) Jeder von dem Aufstande noch nicht ergriffene Distrikt muß sofort in Besitz genommen und revolutionirt werden. n. dies durch örtlichen Losbruch, so ist der den Aufstand hervorrufende Bür⸗ 5 de facto Kreis⸗Kommissarius und ernennt einstweilen sämmtliche
ehörden.
„Wird die Erhebung durch die den Distrikt durchziehende bewaff⸗ nete Macht oder durch einen benachbarten Kreis bewirkt, so geht die Organisation im ersten Falle von dem militairischen Anführer, im letzten von dem benachbarten Kreis⸗Kommissarius aus.
„9) So lange um einen Kreis mit dem Feinde gekämpft wird, befehligen in demselben die militairischen Anführer unbeschränkt; nach der Befreiung geht er in die gewöhnliche Orgauisation über.
„10) Der Agent, der biese Instruction übernimmt, ist eo ipso zum Kreis⸗Kommissar berufen. Er muß bemüht sein, noch vor dem Ausbruch des Aufstandes seinen Kreis zu organisiren, auch wird ihm auf das strengste anbefohlen, sich für Behinderungsfälle Stellvertreter zu wählen und von der getroffenen Wahl dem Gouvernement Nach⸗ richt zu geben.“ —
In der Sitzung vom 24. Januar berichtete Graf Wiesiokowski über die Anordnung der Behörden in Galizien. Es wurden noch⸗ mals alle Pläne besprochen und zugleich ein Wechsel in dem Regie⸗ rungs⸗Personal dahin vorgenommen, daß Tyssowski als Regierungs⸗ Mitglied an die Stelle des Grafen Wiesiotowski trat, und Letzterer, wegen seines größeren Einflusses auf den Adel Galiziens mit der Statthalterschaft über diese Provinz bekleidet wurde.
Die letzte Sitzung am 26. Januar beschäftigte sich mit allge⸗ meinen Berathungen.
Um aus der Emigration 20 Offiziere und 1000 Exemplare der Militair⸗Reglements auch nach Krakau kommen zu lassen, betrieb von Mieroslawski die Absendung von 12,000 Fr. nach Versailles, und der Graf Adolph Bobrowski erbot sich, die noch weiter erforderlichen Fonds zusammenzubringen.
von Mieroslawski zeigte nunmehr den in Versailles anwesenden Mitgliedern der Centralisation an, daß sie die elfjährige Aufgabe des demokratischen Vereins als beendet ansehen könnten, und daß Jeder von ihnen sich jetzt auf seinen Posten zu begeben habe. Alcyato, Wysocki und Heltmann machten sich sofort nach Krakau auf den Weg, und in Frankreich blieb nur eine Korrespondenz⸗Kommission zurück. — In Posen waren die Verschworenen inzwischen auch nicht müßig ge⸗ wesen. Als von Mieroslawski am 28. Januar von Krakau zurück⸗ kehrte, waren nach seiner ferneren Erzählung, durch das Finanz⸗Co⸗ mité wieder 10,000 Fr. aufgebracht, die der Dr. Liebelt sofort nach Versailles, abschickte. Viele Stellen der Kreis⸗Kommissarien und Kreis⸗ Offiziere waren besetzt, für andere wurden taugliche Subjekte in Vorschlag gebracht. Wladimir von Wolniewicz, Anastasius von Ra⸗ donski und Adolph von Malczewski reisten umher, um noch Gelder zu sammeln, die getroffenen Vorkehrungen zu inspiziren und das noch Fehlende anzuordnen.
Auf die desfallsige Thätigkeit des von Wolniewicz wird die spä⸗ tere Darstellung noch zurückkommen. Dagegen ist ein hierher gehö⸗ riger Akt der revolutionairen Bemühungen des Anastasius von Ra⸗ donski bereits früher aus den Mittheilungen eines geständigen Ange⸗ klagten dargestellt, und wie Adolph von Malezewski sich die Ausfüh⸗ rung der erhaltenen Aufträge angelegen sein ließ, erzählt Matheus von Maszezenski, von welchem Malczewski ausdrücklich für den beab⸗ sichtigten Aufstand die Summe von 1000 Rthlr. forderte und dem⸗ nächst auch durch Vermittelung des Alexander von Guttry wirklich erhob.
Aus Litthauen fanden sich die schon von Heltmann dorthin ab⸗ gesandten Agenten, Architekt Röhr und Slomezewski, ein, mit der Versicherung, daß, wenn der Ausbruch von dem preußischen und öster⸗ reichischen Polen ausgehe, Litthauen nicht zurückbleiben, sondern dem Beispiele der westlichen Provinzen, wie im Jahre 1831, folgen werde.
Auch Alcyato erschien in Posen, verhieß die baldige Ankunft der übrigen Mitglieder der Centralisation, so wie der verlangten Offiziere, und reiste dann mit einer wahrscheinlich vom Dr. Liebelt ausgear⸗ beiteten Proclamation und dem schon in Versailles vorbereiteten Ent⸗ wurf zu einem Manifest, welches später in Krakau wirklich erlassen ist, auf seinen Posten in Krakau ab.
Auch Dr. Liebelt rüstete sich zur Abreise. — von Mieroslawski beeilte sich nunmehr, die Ausführung der beschlossenen Kriegs⸗Opera⸗ tionen vorzubereiten.
Der Hauptplan, den von Mieroslawski selbst auf einer bei Wla⸗ dislaus von Lacki in Beschlag genommenen Charte der ehemals pol⸗ nischen Landestheile in den größeren Umrissen aufgezeichnet hatte, war nach seiner Angabe folgender: .
Unter Benutzung der durch den gleichzeitigen Losbruch des Auf⸗ standes in allen ehemals polnischen Landestheilen nothwendig entste⸗ henden Ueberraschung und der augenblicklichen Unschlüssigkeit de Re⸗ gierungen werden die Insurgenten unvermuthet auf gewissen Sam⸗ melplätzen konzentrirt. 1 1
Solche sind für Posen, Preußen, Ober⸗Schlesien, Krakau und Galizien, Podolien und Wolhynien, Litthauen und Samogitien be⸗ stmmt. Von diesen Sammelplätzen ziehen die einzelnen Haufen auf größere Concentrationspunkte und von diesen zusammen auf die Städte Petrikau und Rowno. Hier formiren sie sich zu zwei Armeen: der West⸗Armee, die Corps von Groß⸗Polen, von Krakau und Galizien enthaltend, — und der Ost⸗Armee, aus den Corps von Klein⸗Ruß⸗ land und Litthauen bestehend.
Beide Armeen rücken zum Angriff auf Iwangorod, um diese noch im Bau begriffene Festung zu nehmen. Mißlingt der Angriff, so wenden sich die Corps nach den Gränzen von Galizien, um hier neue Kräfte an sich zu zuziehen.
Dieser General⸗Plan, den von Mieroslawski auch in Krakau mit den dortigen Militairs besprochen hatte, wurde jetzt für das Kö⸗ nigreich Polen, Litthauen, Samogitien, West⸗Preußen und Posen den bestimmten Anführern näher erläutert.
Das Kommando im Königreich Polen übertrug von Mieros⸗ lawski dem Mitangeklagten Gutsbesitzer Bronislaus von Dabrowski, das in Samogitien dem flüchtigen ehemaligen Auskultator und Land⸗ wehr⸗Lieutenant Magdzinski, in Litthauen dem in Rußland verhafte⸗ ten Architekt Röhr, das in Westpreußen dem Angeklagten Oberst von Biesiekierski, während er selbst in Posen befehligen wollte.
Ihre Instruectionen waren nach von Mieroslawski's Angabe folgende:
1) Magdzinski hat alle Kräfte aus Szawle, Telcze und Rosienie um Samogitien und Alles aus Ost⸗Preußen zu vereinigen, mit den zusammengebrachten Haufen vor Kowno zu rücken, um diese Stadt zu erobern, und sodann durch das Palatinat von Au⸗ gustowa dem von von Dabrowski gesammelten Insurgenten⸗ orps entgegenzuziehen. Gelingt die Wegnahme von Kowno nicht, so führt Magdzinski sein Corps über den unteren Theil ddes Niemen dem von Dabrowski entgegen.
2) Röhr in Litthauen zieht Alles zwischen dem Szezara und Bu an sich, vereinigt sich so schnell wie möglich ma 8 Insur 88 ten von Augustowo und Podlachien und nimmt dann fene Richtung nach dem Nieder⸗Bug, um sich hier unter von Da⸗ browski's Befehle zu stellen.
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1551 3) von Dabrowski konzentrirt Alles, was er am rechten Weichsel⸗ Ufer aufbringen kann, bei Siedlce, reicht am Flusse Nurzeck, nahe beim Bug, den Kolonnen aus Samogitien und Litthauen ddie Hand und rückt so, die Ost⸗Armee führend, auf Iwango⸗ od. Hier vereinigt er sich mit den Insurgenten des linken Weichsel⸗Ufers, mit der West⸗Armee. *) ¹ von Biesiekierski konzentrirt alle Detaschements aus West⸗ Preußen an der Drewens, geht über den Fluß, mar⸗ schirt durch die Woywodschaft Plock, geht bei Dobrzyn über die Weichsel und vereinigt sich bei Kolo mit den Kolonnen von Rogowo und Pleschen. Gelingt das Manöver nicht, so hat von Biesiekierski in der Woywodschaft Plock einen Ver⸗ theidigungskrieg zu organisiren? *). Für das Großherzogthum Posen sind drei Sammelpunkte der Insurgenten: Buk, Rogowo und Pleschen, bestimmt.
Den hier auszuführenden Operationen liegen die bei von Mieros⸗ lawski in Beschlag genommene sogenannte Instruction für die Kreis⸗Offiziere und eine bei dem Lithographen Victor Kurnatowski erschienene und unter die Verschworenen vertheilte Karte zu Grunde, auf welcher der Lehrer Leciejewski, wie dieser auch selbst zugesteht, nach von Mieroslawski's Anweisung die Zeichen eingetragen hat, welche die Stellung der preußischen Truppen und die von den In⸗ surgenten nach ihren Concentrationspunkten einzuschlagenden Marsch⸗ routen angeben. Der westliche Theil des Großherzogthums bis an das linke Warthe⸗Ufer, mit dem Hauptpunkte Buk, ist gelb, der größere östliche Theil, mit den Hauptpunkten Pleschen und Rogowo, ist roth kolorirt. Exemplare dieser Karte sind bei Heinrich von Po⸗ ninski und Felix von Bialoskorski in Beschlag genommen.
Die Instruction giebt zunächst einige allgemeine beim Ausbruch des Aufstandes zu beobachtende Vorschriften und macht hierbei na⸗ mentlich darauf aufmerksam, daß die Vernichtung der Besatzungen im Kreise nur durch Hinterlist und eine sizilianische Ve sSper***) ausführbar sei.
Dann geht sie auf das Einzelne über. Hiernach und nach von Mieroslawski's protokollarischen Angaben konzentriren sich alle In⸗ surgenten aus den westlichen Kreisen Birnbaum, Meseritz, Wollstein, Fraustadt, Kosten, Buk, Samter und Posen hinter den Seen von Slupia und Nieprusezewo bei Buk.
Das Kommando wird ein Offizier aus der Emigration überneh⸗ men. Die Avantgarde, aus den Bewohnern von Posen und der Umgegend von 2 bis 2 ½ Meilen bestehend und unter dem Kommando des Lieutenants Felix von Bialoskorski, des Lieutenants Heinrich von Poninski und des Gutsbesitzers Alphons von Bialkowski, sucht sich der Festung von Posen zu bemächtigen. Zu diesem Zweck rücken die Insurgenten der Stadt Posen, in vier Haufen und auf vier Anführer vertheilt, bei Nachtzeit auf die Festung, den Artillerie ⸗ Schuppen, die Husaren⸗Ställe und auf die Wohnungen der höheren Civil⸗ und Militair⸗Beamten los. Ver⸗ längert sich der Straßen⸗ und Barrikadenkampf, so rücken die Insur⸗ genten der Umgegend, die, vom Dunkel der Nacht geschützt, als Re⸗ Corps sich in der Nähe der Stadt aufgestellt haben, in die Stadt ein. Mißlingt Alles, so ziehen sich die Angreifenden auf Buk zurück und werden von dem dortigen Befehlshaber den verschiedenen Abtheilungen der hier konzentrirten Macht zugetheilt. In diesem Falle bilden alle Aufgebote der westlichen Kreise das Reserve⸗Corys von Groß⸗Polen, welches in der Gegend von Schrimm und Obornick die zweiten Aufgebote der östlichen Kreise an sich zu ziehen hat. Nachdem diese beiden Städte genommen und sorgfältig befestigt wor⸗ den, auch zum Uebergang über die Warthe Fähren angelegt sind, hat das Reserve⸗Corps eine dreifache Aufgabe:
1) Es muß den etwa anrückenden feindlichen Hülfstruppen den Zugang nach Posen verwehren und dieselben einzeln zer⸗ sprengen.
2) Es unterhält über Obornick und Schrimm die Communication mit dem aktiven Corps am rechten Warthe⸗Ufer und verthei⸗ digt beide Städte. Die eine wird der Hauptsitz der Verwal⸗ tungs⸗Behörde des Großherzogthums; von der anderen aus ertheilt der Ober-Befehlshaber die Revolutions⸗Befehle für beide Warthe⸗Ufer.
Das Reserve⸗Corps versucht Angriffe auf die posener Be⸗ satzung, so lange die preußischen Truppen aus Pommern und
Schlesien noch nicht herangezogen sind. Erscheinen diese, so
werden sie in Masse und mit Macht angegriffen. Mißlingen
diese Angriffe, so zieht sich das Reserve⸗Corps bei Schrimm
8 88 Obornick auf das rechte Warthe⸗Ufer zu dem aktiven
Corps. b
Gelingt dagegen gleich beim ersten Aufstande die Eroberung der Stadt und Festung Posen, so gehört das erste Aufgebot der west⸗ lichen Kreise dem aktiven Corps an, zu dessen Unterstützung es so⸗ fort von Buk und Posen nach Peisern rückt. Hier, am Zusammen⸗ fluß der Prosna und Warthe, wird ein verschanztes Lager aufge⸗ schlagen. Das zweite Aufgebot aus allen Theilen des Großherzog⸗ thums konzentrirt sich alsdann um Posen, setzt sich hier fest und ver⸗ theidigt die Provinz gegen preußische Angriffe.
Muß es der Uebermacht weichen, so zieht es sich aus dem Großherzogthum auf das aktive Corps zurück und wird mit demsel⸗ ben verbunden.
Die ersten Aufgebote aus den Kreisen Pleschen, Adelnau, Schild⸗ berg, Krotoszyn und Kroeben werden unter dem Kommando des frü⸗ heren Hauptmannes und Gutsbesitzers Apollinar von Kurnatowski zu Pleschen vereinigt und zu einer Marsch⸗Kolonne formirt. Um diese Operation zu decken, wird ein Schein⸗Angriff auf die zu Ostrowo stehende Escadron unternommen. von Kurnatowski fällt in die Woy⸗ wodschaft Kalisch ein, sucht die Stadt Kalisch zu nehmen und rückt dann, dies mag gelingen oder nicht, über Peisern oder Turek auf Konin, nicht weit von Kolo, um sich hier mit der Kolonne von Ro⸗ gowo zu vereinigen. Wird dies durch russische Truppen verhindert, so ist unweit Peisern beim Einfluß der Prosna in die Warthe der Vereinigungspunkt für die Kolonnen von Pleschen und Rogowo.
Zu Rogowo zwischen den Seen an den Quellen des Flus⸗ ses Welna konzentriren sich unter von Mieroslawski's Befehl die Streitkräfte der Kreise Inowraclaw, Bromberg, Schubin, Wirsitz, Chodziesen Ozarnikau, Obornick, Wongrowicz, Gnesen, Schroda, Schrimm, Wreschen und Mogilno.
Um die Aufmerksamkeit der Militair⸗Befehlshaber von dieser Bewegung abzulenken und dieselbe zu decken und um gleichzeitig einige Waffendepots wegzunehmen, werden gegen Bromberg, gegen die zu Inowraclaw, Gniewkowo und Glinke stationirten Schwadro⸗
*⁴) Mit diesen Angaben von Mieroslawski's stimmt auch der gestän⸗ dige Bronislaus von Dabrowski überein. G **x) Die Angaben von Mieroslawski's über die Operationen in West⸗ preußen wurden im Wesentlichen durch von Kosinski bestätigt. 8 ***i) von Mieroslawski behauptet, daß solche Grundsätze und Vorschriften von den einzelnen Abschreibern der Instruction auf eigene Hand einge⸗ schwärzt seien. Er erkennt deshalb die Uebereinstimmung der bei ihm ge⸗ fundenen Instruction mit seinem krakauer Diktate in den betreffenden Stel⸗ len nicht an, hebt auch hervor, daß er stets nur einen Schein⸗Angriff auf Posen beabsichtigt habe, nie einen ernstlichen, von welchem die In⸗ struction spricht. “ C
nen, gegen Gnesen und Schneibemühl theils ernstliche, theils Schein⸗
angriffe gemacht.
Sind die Insurgenten aller Kreise bei Rogowo konzentrirt, so tritt von Mieroslawski nach vier⸗ bis fünftägiger Uebung nach dem Königreich Polen über.
Um bei diesen Operationen des Insurgentenheers die Bewegun⸗ gen auf dem krakauer Gebiete zu decken, beabsichtigten die Häupter der Verschwörung den Versuch, auch in Oberschlesien einen Aufstand zu erregen, um durch denselben die preußischen Truppen zu beschäfti⸗ gen und von dem Vorrücken nach Krakau abzuhalten. Die Aufträge, die in dieser Beziehung schon dem Grafen Wiesiolowski zur Ausrich⸗ tung an mehrere breslauer Studenten auf seiner , von Po⸗ sen nach Galizien im November 1845 ertheilt waren, ind bereits früher erwähnt. Um dieselbe Zeit kamen dann auch Ludwig Gorz⸗ kowski und der Dr. Lissowski von Krakau nach Breslau, knüpften dort mit den Studenten Franz Antoniewicz, dem polnischen Flüchtlinig Kasimir Blociszewski und — wie die beiden ersteren, geständigen Angeklagten erzählen — auch mit dem Mitangeklagten, Leo von Kaplinski Verbindungen an und theilten ihnen mit: daß, um de preußischen Truppen abzuhalten, von Oberschlesien nach Krakau zu rücken, eine Emeute in der Art veranlaßt werden sollte, daß der re⸗ ligiöse Fanatismus der Oberschlesier gegen die katholischen Dissi⸗ denten angeregt und die katholische Geistlichkeit dafür gewonnen werde.
Dem Antoniewicz wurde die Gegend um Tarnowitz und Glei⸗ witz als Feld seiner Thätigkeit angewiesen; Blociszewski sollte in Kosel weitere Aufträge erwarten.
In Tarnowitz hatte von Kaplinski einen willigen Agenten in der Person des geständigen Mitangeklagten Andreas von Fredro ge⸗ funden. Mit diesem trat durch von Kaplinski's Vermittelung Anto⸗ niewicz in Verbindung. Beide suchten bei einem Pfarrer in Groß⸗ Zychlin und in Gleiwitz bei den Arbeitern in den Eisengießereien für die Verschwörung zu wirken; indeß ohne Erfolg. Eben so führte Blociszewski's Reise nach Kosel zu keinem Resultate. —
Gleich nach seiner Rückkehr von Krakau hatte von Kosinski, wie er selbst angab, die von Mieroslawski diktirte Instruction nach der Anweisung desselben dem Wladimir von Wolniewicz eingehändigt. Dieser ließ sich nunmehr die weitere Verbreitung der Instruction, so wie die Mittheilung und Erläuterung des Kriegs⸗Operationspla⸗ nes, eifrig angelegen sein. Er veranstaltete zu dem Zwecke am 4. Februar eine Versammlung im Bazar zu Posen, zu welcher er die Angeklagten Thadeus von Radonski, Heinrich von Poninski und Alphons von Bialkowski, Jeden besonders, eingeladen hatte.
Ueber den Hergang hierbei geben die Geständnisse zweier Theil⸗ nehmer Auskunft. 1
Beide und Alphons von Bialkowski hatten sich zur bestimmten Zeit bei von Wolniewicz eingefunden. Thadeus von Radonski dage⸗ gen lies auf sich warten.
Da er länger ausblieb, so verschloß von Wolniewiecz die Stu⸗ benthür und nahm aus einer Kommode mehrere Exemplare der In⸗ struction und die kleine von Victor Kurnatowski lithographirte Karte des Großherzogthums Posen, auf der die projektirten Bewe⸗ gungen der Insurgenten angegeben waren. 1
Die Instruction, in Briefform zusammengelegt, war mit sym⸗ pathetischer Dinte geschrieben; das Papier erschien weiß. von Wol⸗ niewiecz bestrich eines der Exemplare mit dem chemischen Reagens, und, nachdem die Schrift in blauer Farbe sichtbar geworden, las er sie den Anwesenden vollständig vor, erläuterte sie auch stellenweise durch die Karte.
Die Instruction handelte von der beabsichtigten Wiederherstellung eines selbstständigen polnischen Reichs mittelst eines bewaffneten Auf⸗ standes, der gleichzeitig in allen ehemals polnischen Landestheilen los⸗ brechen sollte; von der Eintheilung des Landes in fünf Provinzen und in Kreise unter sogenannten Großregierern und Kreis⸗Kommis⸗ sarien; von der Aufstellung mehrerer Aufgebote; von der Eigen⸗ thumsverleihung an die Landbauer und der Aufhebung aller auf dem Grundeigenthum ruhenden Lasten.
Sie stimmte also mit der früher mitgetheilten, bei von Mieros lawski in Beschlag genommenen Instruction für die Kreis⸗Kommissa⸗ rien und Kreis Lhfgere vollständig überein.
Daneben hob von Wolniewicz noch besonders hervor, daß in allen Kreisen die öffentlichen Kassen und der Inhalt der Zeughäuser und Waffendepots weggenommen werden müsse; ferner, daß es jetzt Zeit sei, von der Revolution zu sprechen, und Leute, zu denen man Vertrauen habe, aufzufordern, der Verbindung beizutreten; endlich, daß dem Volke auf dem Lande verheißen werden müsse, die Grund⸗ herrschaft werde ihm Grund und Boden zum Eigenthum geben.
Sodann proklamirte er für den schrodaer Kreis den Kreis⸗ Kommissarius, den Führer des zweiten Aufgebots und die Führer des ersten Aufgebots und versah diese auch mit Exemplaren der er⸗ wähnten Kurnatowskischen Karte. Ueber die Thätigkeit, die von dem Kreise ausgehen müsse, äußerte er sich in Uebereinstimmung mit von Mieroslawski's Operationsplan noch näher.
Endlich wurde noch eine anderweitige Zusammenkunft auf den 14. Februar verabredet, in welcher von Wolniewicz fernere Mitthei⸗ lungen zu machen versprach.
Am 5. Februar theilte von Wolniewicz die Aufstands⸗Instruc⸗ tionen weiter bei Joseph von Szoldrski in Deutsch Poppen mit. Nach der Erzählung des geständigen von Szokdrski war er an diesem Tage zusammen mit dem Dekan Knolinski aus Schmiegel nach Deutsch Poppen gekommen, hatte sich dem von Szoldrski als einen Abgeord⸗ neten der Oberen der Verbindung vorgestellt und zugleich bemerkt, daß er auch noch andere Kreise bereisen solle, dies jedoch, da Alles dort in Ordnung sei, unterlassen werde. In von Szoldrski's und Knolinski's Gegenwart brachte er sodann ein wiederum mit sympathe tischer Dinte geschriebenes Exemplar der Instructionen zum Vorschein, bestrich es mit der Auflösung einer grünen Substanz und las den Inhalt den beiden Anderen vor, indem er auch hier zur Veran schaulichung sich der gleichfalls mitgebrachten Furnntowskischen Karte von Posen bediente.
Die vorgelesene Instruction stimmte nach von Szoldrski's Aner⸗ kenntniß im Wesentlichen mit der bei Ludwig von Miroslawski in Beschlag genommenen überein.
Am nächsten Tage fuhr von Wolniewicz in Begleitung von Szoldrski's nach Kosten, wohin er mehrere Verschworene bestellt hatte, um sie gleichfalls mit den Aufstands⸗Instructionen bekannt zu machen. Als Beide um Mittag dort anlangten, trafen sie bei Tische im Gra⸗ nowiczschen Gasthofe mit den Angeklagten Hippolyt von Szezawinski, Dekan Knolinski, Kommendarius Bortliszewski, Wladislaus von Wil⸗ czynski und Dr. Palicki zusammen. Alle diese Personen gingen auf von Szoldrski's Vorschlag demnächst in die Wohnung des Dr. Palichki, jedoch, um Aufsehen zu vermeiden, einzeln. Sie versammelten sich hier in einer Hinterstube. 3 Um auf fremder Personen gefaßt zu sein, - von Szczawinski ein Buch zur Hand, das über Shzynecki handelte. Dann begann von Wolniewicz die Vorlesung der Instructionen.
Es kam jedoch nicht über die, welche von den Kreis⸗Kommissarien
. * werib Kämmerer Z orzalewicz, handelte, hinaus, da Palicki's Hauswirth, der Kaät b ei Wolniewicz abbrach und von hinzukam, bei dessen Erscheinen von ean genden Buche den Szezawinski that, als habe er aus dem vor ih g