8 Deutsche gundesstaaten. 4 8 ' 2 „ Dem Hamb. Corr. wird au C.11nte,, ecben, vie LArhmt Sr.nigicen He⸗ . gmörz r um 11 Uhr des heutigen Ta⸗ heit des Herzogs —— 1.-.MA 2⸗ 822 88 ** sich in dem Hofe der Kavalleris⸗Kaserne auf⸗
Ff 53 ea rva freien Felde, links von der Kaserne, war das sritte 1 e Regiment mit fliegenden Fahnen aufmarschirt. Offiziere
ner Grat⸗ waren in der Kaserne versammelt und vor derselben eine e,zr Menge Volkes, darunter Herren und Damen von allen Ständen, um den Herzog zu erwarten. Um 11 Uhr traf Se. Königl. Hoheit auf dem hiesigen Bahnhofe ein und fuhr darauf nach der Ka⸗ vallerie⸗Kaserne, woselbst er ausstieg und sogleich sich in den inneren Raum derselben begab, wo die Dragoner aufgestellt waren. Die Musik spielte God save the King, und die Dragoner begrüßten den Herzog mit einem dreimaligen, kräftigen Hurrah! worauf der Herzog die Mannschaft musterte. Während dieser Zeit versammelten sich im⸗ mer mehr Stabs⸗Offiziere, so wie Beamte, in der Kaserne, um dem Herzog ihre Hochachtung zu beweisen. Hierauf begab sich Se, Kö⸗ nigliche Hoheit nach dem freien Platze, links vor der Kaserne. Das dritte Regiment, in Parade aufgestellt, präsentirte und begrüßte gleich⸗ falls den Herzog mit einem dreimaligen Hurrah! und desilirte darauf vor Sr. Königl. Hoheit. Von hier aus begab sich der Herzog nach dem hiesigen Landgestüte. Nachmittags um 3 Uhr ist Se. Königl. Hoheit mit einem Extrazuge nach Hannover zurückgekehrt.
Großherzogthum Baden. Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfing am 5. August den bisher am hiesigen Hofe be⸗ glaubigten österreichischen außerordentlichen Gesandten und bevoll⸗ mächtigten Minister, Grafen Georg Alexander Esterhazy von Ga⸗ lantha, in besonderer Audienz, um aus dessen Händen das Schreiben Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich entgegenzunehmen, welches denselben von diesem Gesandtschafts⸗Posten, abruft.
Die Anzeichen zu den Vorbereitungen der Wahlen, welche bald nöthig werden, da ein Viertheil der Abgeordneten nach den Bestim⸗ mungen der Verfassungs⸗Urkunde durch Ausloosung ausgetreten ist, andere aber freiwillig zurückgetreten sind, so daß im ganzen 21 Pläße also gerade ein Drittheil aller, leer stehen, fangen an sich schon all⸗ mälig zu regen. Besonders die Reihen der heftigen Opposition sind sehr gelichtet, da der Zufall ihr bei der Ausloosung sehr ungünstig war, und weit über die Hälfte der Ausgeschiedenen ihr angehörten, auch von 7 freiwillig ausgetretenen Abgeordneten 4 ihr unbedingt zu⸗ gezüählt werden. Wie man allgemein vernimmt, wollen noch mehrere der bisher zu dieser Partei gezählten Männer vor dem. nächsten Landtage ihre Stellen niederlegen. Es ist dies sehr bemerkens⸗ werth, denn mit Ausnahme Hecker's gehören diese so unverhältniß⸗ mäßig zahlreich zurücktretenden weniger zu den Führern und Rednern der linken Seite, sondern bestehen größtentheils aus Bürgermei⸗ stern, Schultheißen und anderen dem eigentlichen Bürgerstande angehörigen Männern. Dadurch zeigt sich aber recht deutlich, daß dieser nicht mehr so bereitwillig, wie früher, der Fahne der Matadore folgen und sich ganz von ihnen leiten lassen will, sondern der hef⸗ tigen Kammer⸗Debatten ziemlich überdrüssig ist. Daß bei den neuen Wahlen die radikale Opposition sehr wenige ihrer Anhänger durch⸗ bringen wird, steht gar nicht zu bezweifeln, obgleich sie es gn An⸗ strengungen aller Art dazu nicht fehlen läßt. Ihre Organe, obschon
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sie ihre Verluste ziemlich kleinlaut einzugestehen beginnen, fangen jetzt schon an, die Gemüther für die Wahlen aufzuregen, und möchten gar gerne wieder so eine Zeit, wie im vorigen Jahre vor Beginn des letzten Landtags war, zurückführen. An das Gelingen dieses Plangs aber glaubt hier im Lande kein Mensch, sondern man weiß mit Zu⸗ versicht, daß die weit größere Majorität des künftigen Landtags dem jetzigen Ministerium, das den Fortschritt in allen Zweigen des Stagts⸗ lebens so kräftig fördert, beistimmen wird.
Aus Mannheim vom 10. August wird gemeldet: „In der gestern Abend im „Badner Hofe“ abgehaltenen Versammlung der Unterzeichner der Ergebenheits⸗Adresse (in welcher der Großherzog auch ersucht wird, Mannheim zu besuchen), wurde ein Ausschuß von funfzehn Bürgern bestimmt, welcher aus seiner Mitte eine Deputation von fünf Personen erwählen soll, um die Adresse, welche bis jetzt über tausend Unterschriften angesessener Bürger zählt, dem Großher⸗ zog nach Karlsruhe zu überbringen. Sie ist schön in grünem Sagffian gebunden, und das hadische Wappen, in Seide gestickt, auf der Decke angebracht.
Kurfürstenthum Hessen. (Kass. Ztg.) Der Geheime Regierungs⸗Rath Pfeiffer zu Rinteln veröffentlicht in dem Wochen⸗ blatte der Grafschaft Schaumburg nachstehendes Reskript:
eae —
OQouv. 2. Berlin, chez
Challier.
Ein planvoll angelegtes, überhaupt was Form, Inhalt und Charakter betrifft, gelungenes Tonstück, dessen Verfasser, obwohl er erst sein Op. 2 in diesem Notturne veröffentlichte, dadurch ein nicht unbedeutendes Compo⸗ sitionstalent und ein tüchtiges Kunststreben offenbart. Bei einfacher und natürlicher Fassung ist das Ganze keinesweges gewöhnlich gehalten und enthält, im Gegentheil, sowohl in harmonischer Beziehung wie in der Durch⸗ führung der Hauptmotive, manche eigenthümliche Züge, so daß wir das gehaltreiche Werk solchen Pianoforte⸗Spielern, deren Geschmack durch die den Markt der musikalischen Literatur überschwemmenden Ausgeburten der d. noch nicht ganz verdorben wurde, mit gutem Gewissen empfehlen
önnen.
1 Karl Stechert. Le retour pendant l'orage. Grand Fantaisie brillante pour le Piano. Oeuv. 8. Derlin, chez Challier,
Ein brillantes Pianofortestück in Thalberg's Compositionsweise. Nach einem einleitenden Adagio tritt erst eine Melodie allein auf, die dann noch mehreremal von jenem bekannten, bis zum Ueberdruß gehörten modernen harmonischen Figurationstram und rollenden Passagenwerk umhüllt und vee
Fr. Wilh, Sering, das Herz ist todt, Lied für eine Singstimme, mit 8 Begleitung des hlasoseken b2- 4, Lee sür bei Chauge 8 PVon dem Vexfäasser der oben besprochenen Tripel⸗Fuge liegt uns hier eine Gesangs⸗Composition, ein Lied vor, das mit der ihm inwohnenden Einfachheit und mit natürlichem Ausdruck eine gesan smäßige Behandlung der Singstimme verbindet. In dem Umfange einer Mezzostimme gehalten, wird es, von einer solchen mit Gefühl vorgetragen, einen entsprechenden Liggrun dervoraugnsen nicht ersega.⸗ b 8
„Heiser, Lieder für eine Singstimme, mit Beglei Piano⸗
forte. Op. 7, 8 und 10, Berlin, hei Checdegleitung des Piano⸗
Die Lieder dieses Komponisten haben sich berzus in einem gewissen Sängerkreise durch ihre vopulaire Hgltung große Bellehtheit erworben. Die neu exschienenen reihen sich den früheren au und werden aher nicht geringeren Anklang in der angedeunteten Fzacte⸗ Snhärs findin, Vorzugs⸗ weife dürfte sich OCp. 8; „Blau Aeugelein“, baldiger Peachzung ersteuen da es weniger als die in den heiden auderen phen angeführten Werten enthaltenen Gesänge: „Nun muß ich immer an dich denken!“, „der Kuß” und „Frühsing und Herbst“, eine gewisse Familien⸗Aehnlichkeit zur Schau trägt, die sich in den bezeichneten drei Liedern (außer im Rhythmüus u. s. w.) schon purch die gewählte gleichartige Taktart — alle drei sind im d⸗Talt komponirt — in auffälliger Weise zu erkennen giebt.
Jenny Heinemank, Fieder und Gesänge für eine Singstimme, mit 2 Begsgitnng des Pianoforts. Berlin, bei Challier. S Das I erk einer Dame, in welchem sich eine musikalische Natus aus⸗
1”“ 8 —
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„Wir tragen Unserem Geheimen Regierungs⸗Rath Pfeiffer in Rinteln hiermit gnädigst auf, Unseren Unterthanen in der Grafschaft Schaumburg gnädigst zu erkennen zu geben, daß Uns die von ihnen während Unsecrer dermaligen Anwesenheit hierselbst, insbesondere bei Gelegenheit der Feier des 200 jährigen Zubiläums der Vereinigung der Grafschaft Schaumburg mit den hessischen Fanden, dargebrachten Baweise ihrer angestammten Liehe und Anhäuglichken zum besonderen Wohlgefallen gereicht haben, und Wir ihnen dafür, unter Versicherung Unserer landesväteslichen Huld und Gnade, Unseren aufrichtigen Dank sagen. 2
ad Nenndorf, den 6. August 1847. “ Friedrich Wilhelm.“
Künftig sollen diejenigen, welche ein Gymnasial⸗Lehrer⸗Amt vom Staate erhalten wollen, bei ihrer Entlassung von dem Gymnasi⸗ um angewiesen werden, nicht blos, wie bisher in Hessen und sonst üb⸗ lich, Philologie, sondern auch Theologie zu studiren und in beiden Fächern das Examen zu bestehen.
Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Ihre
Königl. Hoheit die Erbgroßherzogin ist mit Ihrer Hochfürstlichen
Durchlaucht der Prinzessin Alexandra von Sachsen⸗Altenburg gestern Abend um 5 Uhr wieder nach Aschaffenburg abgereist.
* Frankfurt a. M., 11. Aug. In der Nähe und dem Umkreise unserer Stadt weilen in dsesem Aagenblic viele hohe Per⸗ sonen, welche fast Alle unsere Stadt besuchten und besuchen. Der Königl. bayerische Hof wird bis in die Hälfte des Septembers in Aschaffenburg residiren, Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Bayern aber noch in diesem Monate Schlan⸗ genbad wieder verlassen. Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen wird Mainz noch länger mit seiner Anwesenheit erfreuen, so wie Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfürstin Thronfolger von Rußland erst später ihrem erlauchten Gemahl von Darmstadt nach Petersburg folgen wird. Der auf dem Schlosse Rumpenheim ver⸗ einigte hohe Familienkreis trennt sich auch erst wieder in einigen Wochen, und es wurde Se. Königl. Hoheit der Herzog von Cambridge daselbst von Hannover zurückerwartet. Ihre Hoheit die verwittwete Frau Erbgroßherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin hat sich zum Be⸗ suche an den landgräflich hessischen Hof nach Homburg begeben. Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin ven Kent weilt noch, in Begjei⸗ tung Ihrer Durchlauchten der Frau Fürstin von Hohenlohe⸗Langen⸗ burg und des Erbprinzen von Leiningen, in dem nahen Bade Soden, das sie Ende d. M. verlassen wird.
In der verflossenen Woche ist der Königlich bayerische Bundes⸗ tags⸗Gesandte, Herr von Gasser, auf seinem Posten hier eingetrof⸗ fen, und in dieser Woche kam auch der diesjährige der freien Städte, Herr Syndikus Banks, von Hamburg hier an und wird in der mor⸗ gen stattfindenden Sitzung der hohen Versammlung eingeführt werden.
Die Theurungsfrage ist nun, Gott sei Dank! gänzlich beseitigt, wenn man nicht die noch sehr hohen Fleischpreise mit in ihren Be⸗ reich ziehen will. Die Fruchtpreise sinken mit jedem Tage, mit ihnen die Brodtaxe, und es wird wahrscheinlich in kurzem in unserer Ge⸗ gend das Pfund Brod kaum 2 ½ Kr. kosten. Wenn aber eist die Kartoffelärndte, die auch einen reichen und gesunden Ertrag verspricht, in vollem Gange ist, muß das Brod noch billiger werden. Außer⸗ dem giebt es überall so viel Obst, daß die Landleute jetzt schon be⸗ sorgt sind, es nicht unterbringen zu können. Während aber der Herbst einen mittelguten diesjährigen Wein verspricht, so wird die Kreszenz in quantitativer Hinsicht eine so gusgezeichnete, wie sie seit vielen Jahren nicht vorkam. Die Wrinpreise sind denn auch überall im Weichen begriffen.
Auch im Handel verspricht man sich nun größere Lebhaftigkeit und hegt einige Hoffnung, daß unsere Ende dieses Monats beginnende Herbstmesse günstige Refultate liefern werde.
Die Börse ist gedrückt. Es kann dies bei den politischen Zu⸗ ständen Italiens, der Schweiz und Spaniens und bei der in London eingetretenen Geldkrisis kaum anders sein. Die Kauflust ist äußerst matt, und die Course sind flau.
Seit vorgestern ist endlich der Güter⸗Transport der Main⸗ Neckar⸗Eisenbahn im Gange und zugleich auch der der Frankfurt⸗ Offenbacher Bahn, obgleich letztere Bahn eigentlich dem Verkehre noch nicht übergeben ist. Die Großherzoglich hessische Regierung bestand darauf, wie denn überhaupt keine Harmonie in der Verwal⸗ tung der Main⸗Neckar⸗Eisenbahn herrscht. Einer überaus starken Frequenz hat sich die urdseee ehabn zu erfreuen. Der Fremden⸗ zug durch unsere Stadt ist auch sehr lebhaft, da die Bäder schon beginnen, leerer zu werden.
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“ Oesterreichische Monarchie. Wien, 9. Aug. (Bresl. Ztg.) Zwischen der österreichischen Regierung und den beiden Fürstenthümern Hohenzollern⸗Hechiugen und Sigmaringen ist nach dem Hofkanzlei⸗Dekret vom 26. Juli 1847 ein Staats⸗Vertrag abgeschlossen worden, wodurch die durch den deut⸗ schen Bundes⸗Vertrag für die deutschen Erblande bestehende Freizügig⸗ keit der Auswanderer auch auf die nichtdeutschen Provinzen Oester reichs ausgedehnt wird.
Krakau, 11. Aug. Zur Beförderung des Verkehrs ist in der Stadt Krakau ein Kommerzial⸗Waaren⸗Stempelamt provisorisch aufgestellt und die Verrichtungen desselben dem Hauptzollamt übertragen. Die Wirksamkeit dieses Amtes hat am 8ten d. be gonnen.
E*6eHeoenireich.
Paris, 9. Aug. Ein Theil der Königlichen Familie befindet sich seit einigen Tagen bereits in Eu. Am Iten schifften sich die Herzoginnen von Orleans und von Montpensier, der Graf von Paris und der Herzog von Chartres an Bord des Dampfschiffs „Passe⸗ 2. „„ zu Treport ein und machten einen Ausflug längs der Küste. Sie speisten dann unter einem Zelt zu Treport und kehrten Abends nach Eu zurück. 1
Der National maht darauf aufmerksam, daß sich unter der Aunoncen im Journal des Débats folgende Anzeige befindet: „Es ist ein Gut im Departement des Oberrhein zu verkaufen, wel⸗ ches 4 pCt. Netto⸗Ertrag bringt, wie aus autheutischen Pacht⸗Kon⸗ trakten hervorgeht, die vor 15 Jahren beginnen und im Jahre 1851 abgelaufen sind. Der Käufer kann sicher darauf rechnen Deputirter zu werden, wenn er es wünscht.“ Also das Deputirten⸗Mandat, bemerkt der National, als eine Zugabe zu einer 4 proz. Kapital⸗Verwerthung! „Wir danken dem Journal des Débats“, fügt das radikale Blatt hinzu, „uns diese Ankün⸗ digung an demselben Tage gebracht zu haben, wo es gegen die Wahl⸗ Reform eifert. Es ist unmöglich, sich selbst einen ärgeren Streich zu versetzten.L“ Galignani's Messenger bemerkt, daß die Redac⸗ teure des Journal des Débats von den Annoncen keine Notiz nehmen.
Der Courrier du Gard meldet von der ihrem Ende nahen Messe zu Beaucaire, daß einige Artikel, welche vorzugsweise wenig begehrt wurden, und namentlich Eisen, Leder, Wolle und Seide, noch etwas in Gang gekommen sind, allein vorjährige Preise keinesweges erreicht haben. Für den Kleinhandel sei die Messe unzweifelhaft weit schlechter als die von 1846, und auch der Großhandel habe nicht den Absatz der vorigen Messe erreicht.
Der Moniteur erklärt die Angabe einiger Blätter, daß wäh⸗ rend der Abwesenheit des Ministers des Innern, der in Ostende das Seebad gebraucht, auch der Unter⸗Staats⸗Secretgir dieses Ministe riums, Herr Passy, sich auf Urlaub befände, für ungegründet; der⸗ selbe sei nicht einen Augenblick von seinem Posten entfernt ge⸗ wesen.
Die Pairs⸗Kammer hatte sich heute zu Die Minister der Justiz, der Der Großsiegel⸗
x. Paris, 9. Aug. ihrer Schluß⸗Sitzung versammelt. J Marine und des Krieges sind auf ihren Plätzen.
bewahrer überreicht dem Kanzler und der Kanzler verliest die König⸗
liche Verordnung, wodurch die gegenwärtige Session der beiden Kam⸗
mern (wie wir bereits vorgestern nach einer telegraphischen Depesche gemeldet) als geschlossen erklärt wird. Die darauf unter dem Ruf: Es lebe der König! In der Deputirten⸗ Kammer waren etwa hundert Mitglieder anwesend, die Minister der auswärtigen Angelegenheiten, des Ackerbaues und Handels, der öffent⸗
lichen Arbeiten und des öffentlichen Unterichts auf der Ministerbank
Herr Guizot verlas hier die Königliche Schließungs⸗Verordnung
Von den Centren und der Linken ertönt der Ruf: Es lebe der Kö⸗ nig! Der Präsident verließ seinen Stuhl, und die Kammer ging
sogleich aus einander,
Großbritanien und Irland.
London, 7. Aug. Der Großfürst Konstantin von Rußland und der Herzog von Nassau, welche einige Tage zum Besuch bei der Königin in Osbornehouse waren, kehren heute nach der Stadt zurück. Die Königin, welche den 12ten ihre Reise nach Schottland antritt, wird den 13ten der Insel Man einen Besuch machen.
Nach dem Wochenberichte der Bank von England hat ihr No⸗ ten⸗Umlauf, mit der vorhergegangenen Woche verglichen, um 422,225 und ihr Baarvorrath um 439,097 Pfd. St. abgenommen; ersterer beläuft sich jetzt auf 22,666,925 und letztere auf 8,331,250 Pfd. St.
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Gedichte angehend, möchten sie, streng genommen, freilich eine tiefere musi⸗ kalische Auffassung beanspruchen, als ihnen in der That zu Theil geworden; dennoch ist der Ton derselben oftmals recht glücklich getroffen, und nirgends begegnen wir offenbaren Verstößen gegen den richtigen Ausdruck. So
athmet z. B. Nr. 2: „Im Walde“, eine im Gedichte begründete wohlthu⸗ ende Freudigkeit und Lebendigkeit, während Nr. 3: „Die Lotusblume“, das zarte, fräumerische Kolorit des Gedichts trefflich wiedergiebt und Nr. 4 (eines der gelungensten Lieder des Hestes) den sich in den Worten aussprechen⸗ den sanften Schmerz einer sehnsüchtig Liebenden recht glücklich in Tönen aus⸗ malt. Die Lieder werden daher, trotz der ihnen abgehenden Originalität und Tiefe, ihrer anderweitigen Vorzüge wegen, wozu wir auch leichte Sing⸗ und Ausführbarkeit rechnen, gern gesungen und gehört werden. Einige Fehler egen den reinen Satz (z. B. die Oltaven zwischen Singstimme und Baß im 16 — 17. Takt des letzten Liedes) wollen wir der Verfasserin zu Gute halten, um so mehr, als sie von der Art sind, daß sie bei der Lebhaftigkeit nicht leicht und nur von sehr geübten Ohren bemerkt werden dürften.
R. de Cuory, 4 Lieder für eine Mezzo⸗Sopran⸗Stimme mit Beglei⸗ tung des Pianoforte. Op. 5. Berlin, bei Challier.
Sehr gelungene Lieder, in denen sich ein löbliches Streben nach Selbst⸗ ständigkeit und Charakteristik auf erfreuliche Weise geltend macht, so daß wir die Aufmerksamkeit der Gesangsreunde mit Vergnügen auf das Heft hinlenken. Keinesweges jener krankhaft⸗sentimentalen Rächtung huldigend, welche die meisten unserer heutigen Lieder⸗Komponisten verfolgen, weiß der Verfasser in seinen Melodieen eine wohlthuende Frische und Gesundheit des Ausdrucks zu bewahren, Vorzüge, welche die sämmtlichen Lieder des vorliegenden Heftes schmücken. Als vorzugsweise gelungene Nummern lauben wir jedoch, nach unserem individuellen Gefühle, das erste und dritte bier: „Der Verräther“ und „Im Wald“ (von Geibel), bezeichnen zu dür⸗ fen, insofern sich das erstere durch naive Auffassung, das letztere durch ein ansprechendes, munteres Kolorit besonders auszeichnet. 2.
Köln. Die neueste Nummer des Kölner Domblattes enthält nachstehenden Bericht uber die Ergebnisse des Dombaues: 85
„Die große Mannichfgltigkeit und der überaus große Reichthum der Formen, woödurch der hiesige Bom vor so vielen anderen Bauwekken sich auszeichnet, erfordern einen unvergleichlichen Aufwand nicht nur an gewöhn⸗ lichen, fondern an funstgeübten Arbeitskräften, um die starren Steinmassen planmäßig zu bilden und in fünstlichen Steinschnitten zusammenzufügen. Ja, ein einziges Werkstüch gelangt zu seiner feszen „bevor es nicht viele hundentansend Meißelschläge den kraftigen Händen füstiger Steinmeten abtrotzte, welche vom frühen Mergen bis zum späten Abend alltägkich ihr⸗
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spricht und manches Erfreuliche vorfindet. Die gewählten Heineschen²
Kräfte dem erhabenen Werke leihen und ihren Lohn nur in seinem glückli⸗ chen Gelingen finden. gewür⸗ digte Sachverhältniß näher in Betracht zieht, wird man einen richtigen Maßstab für die Fortschritte des Baues gewinnen, und ich glaube auch die⸗ jenigen, welche während des letzten Vierteljahres erzielt worden sind, als sehr erfreuliche bezeichnen zu können. 8 8
„Besonders sichtbar waren sie am südlichen Kreuzgiebel, dessen Höhe nunmehr bis unters Kranzgesims der Seitenschiffs⸗Umfassungsmauer gedie⸗ hen ist. Die beiden Fenster im anschließenden Querschiffe wurden mit ihren reichen Spitzbogen⸗Rosetten aufgerichtet und überwölbt; dann aber an der südöstlichen Chorflügelmauer eine sehr gefahrvolle Operation zur Ausfüh⸗ rung gebracht. In früherer Zeit, als man die Hoffnung des Vollendungs⸗ baues aufgegeben hatte, war nämlich zur Sicherung der gedachten Flügel⸗ mauer eine über den Seitenschiffs⸗Gewölben etwa 90 Fuß hoch aufsteigende Pfeilerverstärkung von großen Steinquadern schichtweise eingebunden wor⸗ den; diese griffen jedoch in den Bauplan störend ein und mußten aus die⸗ sem Grunde bei den nunmehrigen Fortschritten des Neubaues, obgleich sehr mühe⸗ und gefahrvoll, abgenommen werden.
„Auf der Nordseite des Domes konnte die Bauthätigkeit für Rechnung des Central⸗Dombau⸗Vereins unausgesetzt kräftig gefördert werden. Der Kreuzgiebel erreichte hier dieselbe Höhe, wie sie bei dem an der Südseite näher bezeichnet worden ist; das nordöstliche Fenster des Querschiffes wurde aufgebaut und demnächst die nordwestliche Bogenstellung des Querschiffes bis an die Kreuzgiebelmauer fortgesetzt, so daß nun hier die Einwölbung der beiden Kreuzkappen, ingleichen die Aufstellung der oberen Gallerie, er⸗ solgen kann. — “ “
„Im Mittelschiffe des Langhauses sind zu beiden Seiten die Sockel⸗ 8 steine für die oberen großen Fenster und die Anfänge der dazu gehörigen Pfeiler aufgesetzt worden, und jetzt, wo auch schon ein Theil der Bange⸗ rüste aus dem Mittelschiffe abgenommen ist, bietet das letztere einen sehr überraschenden Anblick dar. Imn Laufe dieses Jahres sollen auch noch die beiden Flügel des Querschiffes auf dieselbe Hüöhe gebracht werden. 8 „Die Lieferungen der Werksteine haben ihren regelmäßigen Fortgang; gute Steinbrüche sind im ordontlichen Betriebe und versprechen auch für die b oße Ausbeute. IZukugst . ist es dagegen, daß die Steinbruchs⸗Anlage am drachen⸗ felser Steinchen nicht rascher vorschreiten kann; die sehr beschränkten Grän⸗ zen der Angriffsfläche vertheuern und erschweren das Unternehmen sehr. Die bisher daraus gewonnenen Steine sind noch von sehr ungleichartigem Gemenge und grobem Gesüge, so daß sie selbst nicht einmal zu glatten Quadern, sondern nur zu inneren Füllsteinen in rauhem Zustande verbraucht werden lönnen. Die jetzt zu Tage anstehenden Felsen werden indeß schon
feiner, und es iß wahrscheinlich, daß in weiterer Tiefe ganz gute Sieine
zu Tage kommen dürsten.“
Die Versammlung trennte sich
Erst wenn man dieses bisher wohl wenig gewür⸗—
vom Rechtsboden zu vertreiben;
schon mehrfach wiederholter Ausein
rb mücl 11öö““ be Man sieht in diesen Zuständen und in der Zunahme des Diskonto⸗ Begehrs einen Hauptgrund, welcher die Bank⸗Direktoren zur Erhö⸗ hung des Minimums ihres Diskontosatzes von 5 auf 5 ½ Prozent vermochte.
Nach einer Uebersicht in der Times hat die Regierung bisher an verschiedenen Orten 62 Stimmen gewonnen und dagegen an an⸗ deren 20 verloren, so daß ihr also schon ein Mehr von 42 Stimmen gesichert wäre.
Ueber das Leichenbegängniß O'Connell's in Dublin wird von vorgestrigem Tage geschrieben: Das Leichenbegängniß O'Connell's, welches heute vor sich ging, war eine höchst imposante Kundgebung des Volksgefühls. Alle Geschäfte waren eingestellt, alle Läden ge⸗ schlossen; selbst das Parteigefühl schien für den Augenblick entwaffnet, und alle Bewohner gaben den angelegentlichen Wunsch kuud, dem größten Manne des neueren Irland die letzte Ehre aufs glänzendste zu erweisen. Der Trauerzug, welcher sich über einen Weg von zwei Stunden ausdehnte, bestand aus angesehenen Männern der Stadt jedes politischen Bekenntnisses, aus den Erzbischöfen, Bischöfen und etwa 1200 katholischen Priestern, aus Deputationen aller bedeutenden Städte Irlands, aus der Bürgerschaft in Masse und einem großen Theile der Bevölkerung der nächsten Grafschafteu. Gewiß nahmen
nicht weniger als eine halbe Million Personen an dieser letzten trau⸗ rigen Huldigung Theil, welche dem Liberator dargebracht ward. Wäh⸗ rend des ganzen Zuges herrschte die größte Ordnung und Ruhe. Um 4 ½⅛ Uhr wurde die sterbliche Hülle des großen Kämpfers für Irlands Freiheit ihrem letzten Ruheplatze auf dem Prospekt⸗Kirchhofe übergeben. 8
n Schweiz. Kanton Bern. (O. P. A. Z.) Das Central⸗Comité des Berner Volks⸗Vereines hat als nunmehriges Central⸗Comité des
allgemeinen schweizerischen Volks⸗Vereines bereits ein neues Manifest
erlassen. Dasselbe stellt Jesuiten und Sonderbund als Feinde, den bestehenden Bund als ein Joch dar, von dem er das Vaterland auf ewig befreien wolle, um „Eine“ große Schweiz zu gründen und dem Auslande die Stirn bieten zu können. Unter den Mitgliedern des unterzeichneten Comité bemerkt man auch diesmal Herrn Niggeler, den Präsident des Großen Rathes. .Kanton Luzern. Herr J. U. von Salis⸗Soglio, Ober⸗ Befehlshaber der Truppen der sieben verbündeten Stände, hat an den eidgenössischen Vorort, dem er bereits früher seine Entlassung als Oberst des eidgenössischen Generalstabes eingegeben hatte, auf die Anfrage über sein Verhältniß zum Sonderbund folgende Antwort ertheilt: 8
„Excellenz, meine Herren! Aus Ihrem Kreisschreiben vom 29. Juli entnehme ich, daß Sie von meinem Entlassungs⸗Begehren vom 7. Mai d. J. vorläufig Vorbemerkung genommen haben. In Folge dieses Ent⸗ lassungsgesuchs stehe ich nicht mehr in eidgenössischen Dienstverhältnissen und halte mich der Pflichten eines Offiziers des eidgenössischen Stabes ent⸗ hoben, nehme aber keinen Anstand, bei diesem Anlaß offen und bestimmt zu erklären, daß ich dieses Gesuch eingereicht habe, um nicht Gefahr zu laufen gegen das zu Aufrechthaltung des eidgenössischen Bundesvertrags vom 7. Aug. 1815 geschlossene Schutzbündniß der VII. Orte — in Widerspruch mit meinen Begriffen von Recht und Ehre — die Waffen ergreifen zu müssen. öch werde vielmehr trachten, mich unter Gottes Beistand den sehr ehrenden Zutrauens dieser hohen Stände würdig zu beweisen und mich mit hingeben⸗ der Treue ihrem Dienste nach besten Kräften zu weihen. Mit dieser Er⸗
klärung verbinde ich die Versicherung vollklommenster Hochachtung.“
7
Italien.
Villa Carlotta am Comer See, 20. Juli. (A. Z.) Der Aufenthalt Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen Karl von Preußen nebst hoher Gemahlin und Prinzessin Tochter ist auch hier, wie in
Genua, ein Segen für viele Hülfsbedürftige, die sich der christlichen Milde dieses hohen Ehepaares erfreuen.
1 Gewiß werden die Segens⸗ wünsche so vieler Leidenden diesen erlauchten Herrschaften noch lange nachschallen, wenn die jetzt so erwünscht fortschreitende völlige Gene⸗ sung der Prinzessin Tochter ihre langersehnte Rückkehr ins geliebte Vaterland möglich macht. In Genua wird die dankbare Erinnerung an die fürstlichen Geber binnen kurzem bei den protestantischen Schwei⸗ zer⸗ und anglikanischen Gemeinden sich lebhaft erneuern, indem der Ankauf einer Orgel bereits stattgefunden, wozu, so wie zur Bestrei⸗
tung des Organisten⸗Gehalts, der Prinz die ansehnliche Summe von
3000 Fr. geschenkt hat. Außerdem aber (und was gewiß nicht minder schätzenswerth ist) hat Se. Königl. Hoheit auch bei der sardinischen
Regierung die Erlaubniß zur Einführung von Orgelmusik und Kirchen gesang ausgewirkt, welche jenen Gemeinden bisher nicht gestattet wa⸗ ren. Das so werthe Geschenk ist eigentlich der hier ziemlich zahlrei⸗
chen und sehr schätzbaren Schweizer⸗Gemeinde gemacht, in deren Lo⸗
kal jedoch auch die anglikanische Gemeinde ihren Gottesdienst hält.
Das Lokal selbst, in welchem der protestantische Gottesdienst in Ge⸗ nug stattfindet, ist leider nicht sehr günstig zu solchem Zwecke. Es ist ein höchst unregelmäßig gebautes Zimmer im ersten Geschosse ei⸗ nes Privathauses in der St. Josephsstraße (im genueser Dialekt Creusa do Diao, d. i. Teufelsschlucht, genannt). Obschon groß ge⸗ nug, um etwa hundert Personen aufzunehmen, ist es verhältnißmäßig sehr niedrig, so daß man bei der großen Sommerhitzr, um nicht zu ersticken, die Fenster öffnen muß, wo dann das Geräusch auf der Gasse den Gottesdienst stört. In der Regel ist der schweizer Pfarrer des Sommers einige Monate auf einer Erholungsreise abwesend und
der Gottesdienst dann ausgesetzt.
Die Kölnische Zeitung als Gegnerin des Auf⸗ satzes „Rückblick auf den Vereinigten Landtag.“
Die Kölnische Zeitung bringt in ihrer 220sten Nummer vom
Sten d. Mts. unter der Ueberschrift: „Der Vereinigte Landtag und
sein Rechtsboden“ einen Artikel der „Gegenwehr“ gegen den in der Allg. Preuß. Zeitung (Nr. 209 u. ff.) enthaltenen „Rückblick auf den Vereinigten Landtag.“ Die Opposition will sich nicht ohne Gegenwehr aus ihrer Stellung vertreiben lassen, so sagt die Kölnische Zeitu ng; wir, unsererseits, haben nicht erwartet, daß die Opposition aufhören würde zu opponiren; unsere Absicht ist es auch keinesweges, irgend Jemanden G — wir wünschen vielmehr, daß Alle, die es mit dem Vaterlande wohl meinen, sich auf dem festen, durch die Landesgesetze beschirmten, fruchtbaren Boden unzweideutigen Rech⸗ 9 begegnen mögen. Mit Gegnern, die für das Aufbauen ihrer Projekte sich einen Bauplatz außer dem Bereiche der bestehenden Ge⸗ setze suchen, würden wir uns in keine Diskussionen einlassen. Wiewohl wir die Stimme, die sich in dem vorliegenden Artikel vernehmen. läßt, nicht unter jene feindlichen rechnen so wollen wir doch die Polemik über die Darstellung des Thatbestandes nicht wie⸗ der aufnehmen. Wir wollen unsere Leser nicht durch Wiederholung — n. 9 andersetzun in ei rreis herumführen; um zu einem festen — bi- besser, geradeweges dem Gange der Verhandlungen zu folgen; sie liegen offen da, so daß Jeder, dem es darum zu thun ist die Roli⸗ zen über den Hergang der Dinge aus den Quellen schöpfen und sich ein Urtheil bilden kann. Wir haben nicht bestritten, daß ag-
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Anfauge des Landtages bis zu dessen letzter Stunde das Reden von „Wahrung der Rechte“ nicht verstummt ist; die Kölnische Zeitung bestreitet nicht, daß der Landtag „in seiner Majorität sich in der Form der Petitionen bewegt habe.“” Ob es nun dabei hauptsächlich auf „die Form“ ankommt? ob die Formel einer „Rechte⸗ Petition“ alle Bedenken durch eine reservatio mentalis beseitigt? — darüber wollen wir schweigen, jede wahrhafte innere Ueberzeugung ehrend und der Diskussion völlige Freiheit anerkennend, mit dem offe⸗ nen Vorbehalte jedoch, die eigene Uleberzeugung, unabhängig von De⸗ monstrationen, die den Gegnern zweckmäßig scheinen, festhalten zu dürfen. 1
Indem wir das Wort nehmen, dem geehrten Redner von der anderen Seite zu antworten, beschränken wir uns auf wenige Bemer⸗ kungen über die Nova, die wir in seinen Aeußerungen finden.
Auf die Frage: ob es nicht täglich vorkomme, daß ein neuge⸗ borenes Kind ipso facto der Geburk, aus den Gesetzen (z. B. ein Thronerbe) oder e providentia majorum sehr bedeutende Nechte er⸗ wirbt? — antworten wir unbedenklich: ja! Das kann alle Tage vor⸗ kommen und darin liegt nichts, was die Rechtswissenschaft oder den gesunden Menschenverstand verletzen könnte. Beide aber würden sich, bis zum lauten Aufschreien, schmerzlich verletzt fühlen, wenn behaup⸗ tet werden wollte: ein neugeborenes Kind könne ipso facto durch seine Geburt oder ex providentia majorum Rechte erben, die dessen Aeltern und Rechtsvorgänger niemals besessen haben!
Den Wunsch, daß wir uns nicht täuschen möchten, nehmen wir dankbar an, auch glauben wir uns nicht darüber zu täuschen, daß in unserem Volke ein Bewußtsein lebt, welches Recht von Unrecht wohl zu unterscheiden versteht, und das dies Bewußtsein durch den Verei⸗ nigten Landtag lebhaft angeregt und keinesweges erschüttert worden ist.
Was aber die hinzugefügten chronologischen Betrachtungen über die vaterländische Geschichte anlangt, über die „Stein⸗Hardenbergsche Zeit, die wieder heraufgestiegen, und die Reaction der Zwischenzeit von 1820 bis 1840“, so können wir uns darüber nicht ganz einver⸗ standen mit der Kölnischen Zeitung vom Sten d. M. erklären, ohne unserem Gedächtniß harte Gewalt anzuthun. In der Periode von 1807 bis 1815, obgleich wir sie mit durchgelebt haben und manche theure Erinnerung davon bewahren, können wir uns von stän⸗ discher Wirksamkeit sehr wenig eutsinnen. Die Existenz der Stände der preußischen Monarchie, die in diesem Jahre zum ersten Vereinig⸗ ten Landtage sich versammelten, datirt vom Jahre 1823, also aus jener Periode, welche „Reactionszeit“ genannt wird.
Als ein neues Argument wird neben den vielerwähnten der Art. XVIII. der deutschen Bundes⸗Akte angeführt. Obgleich zweimal wiederholt, scheint diese Citation auf einem Versehen zu beruhen, denn dieser Artikel enthält von ständischen Rechten keine Sylbe; wahrscheinlich ist der XIIIte gemeint, welcher sagt: daß in allen Bundesstaaten eine landständische Verfassung stattfinden soll. Dabei hätte auch einer Bestimmung der wiener Schluß⸗Akte vom 15. Mai 1821 gedacht werden können, die für alle ständischen Angelegenheiten deutscher Bundesstaaten nicht ohne Bedeutung ist (besonders wenn von Action und Reaction die Rede ist), nämlich des Artikel LVI., welcher sagt:
Die in anerkannter Wirksamkeit bestehenden landständischen Ver⸗ fassungen können nur auf verfassungsmäßigem Wege wieder abge⸗ ändert werden.
Welches ist nun — fragen wir — der verfassungsmäßige Weg zu einer Abänderung oder Ausbildung der in den preußischen Landen seit 1823 in anerkannter Wirk amkeit bestandenen landständischen Ver⸗ fassung? — Doch wohl der durch die Gesetze vom 3. Februar be⸗
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zeichnete und kein anderer.
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Gerichts⸗Verhandlungen wegen der polnischen Verschwörung.
(Schluß der Verhandlungen vom 11. August.)
Es wird nunmehr der Angeklagte Stanislaus von Radkiewicz vorgerufen, welchem als Vertheldiger der Justiz⸗Kommissarius Cre⸗ linger zur Seite steht. Die Auklage⸗Akte wird zuerst in polnischer, dann in deutscher Sprache verlesen; wir entnehmen aus ihr über den Angeklagten Folgendes:
Stanislaus von Radkiewicz ist 46 Jahre alt, katholisch, dem preußischen Militair nicht angehörig. Er war Lieutenant im polni⸗ schen Militair und avancirte im Revolutions⸗Kriege von 1830—31 zum Major; im Jahre 1831 trat er nach Preußen über und wurde 1841 oder 1842 naturalisirt. Seiner Gattin gehört das Rittergut Briesen, wo er wohnte. Er war Stellvertreter des Präsidenten des agronomischen Vereins zu Koronowo und Mitglied des polnischen Kasino's in Bromberg. Um Johannis 1845 nahm er den Mitange⸗ klagten Severyn von Elzanowsk; bei sich auf, und dieser blieb, frei⸗ lich mit mannigfachen Unterbrechungen, bis zu seiner am 4. Januar 1846 erfolgten Verhaftung im Hause des Angeklagten. Von diesem erfuhr Radkiewicz die Verschwörung und die näheren Pläne; und, von Elzanowski aufgefordert, versprach er auch, bei dem beabsichtig⸗ ten Aufstande nach Kräften mitzuwirken. Auf der Versammlung zu Srebna⸗Göra wurde er von Stanislaus von Sadowski als einer der Führer der Insurgenten vorgeschlagen. Am 17. Februar erhielt er dann durch Mieezkowski und Maximilian Ogrodowicz Kunde, daß die Revolution am 19ten ausbrechen würde. Anfangs den Aufforderun⸗ gen des Ogrodowicz ausweichend, lenkte er, als Ogrodowicz bemerkte, daß es ihm schlecht gehen könne, wenn er seine Autwort der Revo⸗ lutions⸗Behörde überbringe, nach und nach ein und bemerkte endlich, daß er sich bemühen werde, das zu thun, was sich werde thun lassen. Demzufolge ließ er am 19. Februar verschiedene Heugabeln als Waf fen in Stand setzen und mehrere Schlitten zurechtmachen, stellte seine Pferde zur Disposition, kaufte von Mieczkowski ein Pferd, welches er selbst bei dem revolutionairen Unternehmen reiten wollte, ließ sich einen Säbel zurechtmachen, erbat sich von Mieczkowski 10 bis 12 Rehposten, ließ Charpie zupfen und forderte seinen Eleven Tucholka, seinen Voigt Danowski und seinen Koch Majewski auf, bewaffnet an dem Unternehmen Theil zu nehmen. Zu dem Mitangeklagten Ciels⸗ dorf sagte er in Golloschütz: er solle am nächsten Morgen eine rothe, blaue und weiße Fahne von der Kirche wehen lassen, und auf dessen Vorstellungen, daß er doch seine Frau und seine Kinder bedenken solle, gab er die kaltblütige Antwort: „Ich thue dies zu meiner und meiner Kinder Ehre.“ Darauf beschrieb er dem Cielsdorf weiter die Art des Angriffs auf Bromberg u. s. w. 13
Auf die Frage des Präsidenten, was er im Allgemeinen zu be⸗ merken habe, entgegnet der Angeklagte: er sei der deutschen Sprache nicht so mächtig, daß er das ihm vorgelesene und von ihm un⸗ terzeichnete. Protokoll hinlänglich verstanden habe. Auf Antrag des Vertheidigers wird hierauf eine Registratur des Inquirenten vorge⸗ lesen, worin bemerkt ist, der Angeklagte verstehe Deutsch und habe sich mit deutscher Lektüre befaßt; auch habe derselbe gewünscht, das Protokoll möge in deutscher Sprache abgefaßt werden. Diese Stelle, bemerkte er dann, sei interpolirt, mit schwärzerer Dinte geschrieben; und dem Gerichtshof wird das Protokoll zur Ansicht vorgelegt. Der Staats⸗Anwalt protestirt fodann gegen die Vernehmung des Ange⸗ klagten in polnischer Sprache; Verselbe habe sich in seiner, des
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Staats⸗Anwalts, Gegenwart vor einiger Zeit eine Stunde lang mit seiner Gemahlin in dentscher Sprache unterhalten. Uebrigens sei er damit einverstanden, wenn man die Beamten, welche die Protokolle abgefaßt, vernehmen wolle. Nachdem der Vertheidiger noch auf den Unterschied aufmerksam gemacht, welcher zwischen einem gewöhnlichen Gespräch und einer gerichtlichen Vernehmung sri, stellte der Staats⸗ Anwalt den Antrag: der Gerichtshof möge feststellen, ob der Ange⸗
klagte nicht der deutschen Sprache so mächtig sei, daß er darin ver⸗
nommen werden könne; es seien in den Akten noch mehrere Beweise.
Der Gerichtshof erhebt sich zur Berathung darüber, in welcher Sprache der Angeklagte vernommen werden solle, worauf der Präsi⸗ dent desselben anzeigt, es sei beschlossen: die Verhaudlungen auszu⸗ setzen und zunächst die Gerichtspersonen zu vernehmen, die mit dem Angeklagten in der Vornntersuchung verhandelt.
Der nunmehr vorgerufene Angeklagte Ignaz von Lebineki, dessen Anklage in deutscher Sprache verlesen wird, ist der Sohn des Gutsbesitzers und Mitangeklagten Johann v. L. auf Stonsk, 25 Jahre alt, katholisch, dem Militair nicht angehörig. Nachdem er die Stadtschule in Brom⸗ berg besucht hatte, hielt er sich seit dem 20sten Lebensjahre im Hause seines Vaters, welchem er in der Führung der Wirthschaft behülflich war, auf. Am 18. Februar hatte, der Anklage zufolge, sein Vater zum Namenstage seiner Ehegattin Leopold von Mieczkowski und Leo von Grabowski, seine Nachbarn, eingeladen. Beide sprachen in Ge⸗ genwart des Angeklagten und seines Vaters an der Mittagstafel von dem nahen Ausbruch der Revolution und von den Zurüstungen, welche durch Poleski getroffen worden. Diese Mittheilung verursachte große Aufregung in Stonsk; man packte den größten Theil des Silberzeu ges und der Baarschaften zusammen, verbarg es und harrte der An kunft der angesagten Iusurgenten. Der Angeklagte, welcher 12 Drescher beschäftigte, theilte diesen am 18. Zrbruar mit, es werde heute oder am folgenden Tage losgehen; sie soltten sich mit 6 Fuß langen Heugebeln bewaffnen, eine Art mit einem Strick um den Leib befestigen, von ihren Frauen Abschied nehmen und sich um 10 Uhr Abends auf dem Herrenhofe einfinden. Sie würden zu Schlitten nach Bromberg geschafft werden und sich dort mit dem Militair schla⸗ gen; wer sich weigere, dem Poleski und seinen Leuten zu folgen, werde erschossen werden.
Es seiwahr, bemerkte der Angeklagte, daß am 18ten die Gesellschaft im Hause seines Vaters gewesen sei; aber nicht wahr sei, daß man von einer Revolution gesprochen habe; dies sei ihm so vorgelesen worden, und er habe unterschrieben. Die Gespräche wegen Unruhen, die man ge⸗ führt, hätten sich auf eine Räuberbande bezogen, welche in den Wäl⸗ dern gehaust und die Gegend unsicher gemacht hätte. Aus eben die⸗ sem Grunde habe er seinen Leuten gesagt, sie sollten sich bewaffnen. Unter dem Ausdruck „Revolution“ verstehe man im Polnischen allge⸗ mein Unruhe. Zu der Erklürung im Protokoll sei er durch schlechte Behandlung gezwungen worden. 8
Es wird der Angeklagte Johann von Lebinski, des vorigen Va⸗ ter, vorgerufen, welchem, wie dem Sohne, als Vertheidiger der Justiz⸗Kommissarius Gall zur Seite steht.
Johann von Lebinski ist 56 Jahre alt und katholisch. Von je⸗
her beschäftigte er sich mit der Landwirthschaft und besitzt das im schwetzer Kreise gelegene Gut Sioͤnsk. Er war Mitglied des agro⸗ nomischen Vereins zu Koronowo, so wie des polnischen Kasino's zu Bromberg, und durch das Gerücht schon früher im Allgemeinen un⸗ terrichtet, daß Umtriche stattfinden sollten, um das alte polnische Reich wiederherzustellen; zuverlässige Kenntniß erhielt er jedoch erst am 18. Februar durch die Mitangeklagten Leopold von Mieczkowski und Leo⸗ pold von Grabowski. Nachdem der Angeklagte längere Zeit ge⸗ schwankt zu haben schien, trat er am 19. Februar Morgens und sagte zu ihnen: „Es sei das letztemal, daß sie hier dreschen wür⸗ den; sie sollten Abschied von ihm und von ihren Frauen nehmen. Noch heute werde Poleski mit 1000 Mann kommen. Mit Aerxten, Forken und Stricken bewaffuet, sollten sie mit Poleski auf Bromberg gehen. Das Militair werde zuerst blind schießen, dann sich umdre⸗ hen und auf Andere schießen. Hiernach gehe es gegen die Beamten, die man tödten werde. Zuletzt würden sie den König aus dem Lande jagen oder, wenn er in ihre Hände falle, töbdten. Er werde nicht mitgehen, denn er sei zu alt; aber sein lieber Sohn gehe mit.“ Zu dem Wortführer der Drescher, Albrecht Karnowski, welcher erklärte, er sei ein Unterthan des Königs und habe ihm als Landwehrmann Treue geschworen, er werde also nicht seine Hand gegen den König aufheben, sagte er: „Mein Brüderchen, wenn du nicht mitgehst, wer⸗ den sie dir vor den Kopf brennen.“ Die Leute wollten sich jedoch nicht in die Sache einlassen, flohen in den Wald und schlichen, da Alles ruhig geblieben war, sich erst gegen Mitternacht zurück. Außer⸗ dem ließ der Angeklagte von Mieczkowski zu Golluschütz am 18. Fe⸗ bruar noch ein Tönnchen Branntwein holen, um denselben den In⸗ surgenten vorzusetzen.
In Folge der Aufforderung des Präsidenten bemerkte nunmehr der Angeklagte: Mieczkowski und Grabowski hätten erzählt, Poleski sei bei ihnen gewesen und habe gesagt: Es würden Leute durch den Ort ziehen; wohin, das habe er nicht gewußt, aber um den Polen beizustehen. Er sei zu nichts aufgefordert worden. Am Abend habe er sein Silber zusammengepackt und verborgen und am folgenden Tage seinen Leuten gesagt: Sie sollten sich bewaffnen, um ihn zu schützen. Branntwein habe er holen lassen zum Wirthschaftsgebrauch, da er habe bauen lassen. Was in dem Protokoll stehe, habe er ausgesagt; aber er sei durch die Art der Vernehmung dazu gezwungen worden.
Nachdem das Geständniß des Angeklagten verlesen worden, wer⸗ den die Zeugen Albrecht Karnowski, Franz Bettina, Adam Podgorski, Johann Kochansti vorgeführt. Dieselben sagen aus, der jüngere Lebinski habe ihnen aufgetragen, sie sollten Heugabeln und Aexte zu⸗ recht machen und sich um 12 Uhr Nachts bereit halten, es solle nach Bromberg gehen; auch alle Pferde sollten bereit gehalten werden. Am folgenden Tage, den 19. Februar, sei der alte Herr gekommen und habe ihnen gesagt: sie sollten Heugabeln, Aexte und Stricke zur Hand haben und nach Bromberg ziehen gegen das Militair. Wenn sie nach Bromberg kommen würden, würden die preußischen Aemter aufgehoben und polnische eingesetzt werden, und wenn man den König fasse, werde auch er wohl ermordet werden.
Der Defensionalzeuge Jahnke, welcher 7 Jahre lang Schäfer bei Lebinski war, sagt aus, am 19. Februar sei sein Herr zu ihm in den Stall gekommen und habe gesagt: Es werde schlimm werden; er wisse nicht, was das Volk wolle; es sollten Unruhen werden. Da⸗ bei habe der alte Herr geweint.
Hierauf wird Leo von Götzendorf⸗Grabowski vernommen, ver⸗ theidigt von dem Justiz⸗Kommissarius Gall. Aus der Anklageschrift entnehmen wir über ihn das Folgende: Der Angeklagte ist 48 Jahre alt, katholisch, dem Militairstande nicht angehörig. Er besitzt das Rittergut Lascewo im schwetzer Kreise und war Mitglied des land⸗ wirthschaftlichen Vereins in Polnisch⸗Krone, so wie des n r 18 Kasino's in Bromberg. Am 17. Februar 1846 kam er nach 9 lo⸗ schütz zu seinem Stiefbruder, dem Mitangeklagten ges⸗ kowski. Hier erfuhr er von Ludwig von Poleski 1 8⸗ 88: die beabsichtigte Revolution und theilte dies am fo 9edes — &. in Stoͤnsk dem Gutsbesitzer Johann von Lebinski und dessen Sohn
Igne it. Joena me Vorlesung der Anklage bemerkt der Angeklagte: Von dem
Zwecke der Revolution habe er nie etwas gewußt: Polesli. habe zu