b unt. Au rechte Linie ber Leng⸗ vsbtlere Prospe ndendens der an, sammt des Marktes, vom Hauf⸗ Jungfrau Maria, wurden ein Raub der der Kirche der Gebu 5½ 2r 400 Häuser niedergebrannt, * Flammen. Im Ganzo, Alse kuranz⸗Compaguf⸗ mit 170,717 R. S. denen nur 99 in der — lrsache dieser Feuers⸗
Konstatirung der . b, 2 dadurch angerichteten Schadens
Ermittelun 8 rch ange +½ * brunst und zun mmission nhedergeseßt, so wie ein Hülfscomité un ist * 2 orsit des Civil⸗Gouverneurs. 8 ienn Ur⸗ ter vm Herrgs⸗Minister, Fürst Tschernitscheff, ist von seiner U
muiasehse zurückgekehrt und hat die Leitung dieses Ministeriums wie⸗
— der übernommen. .
Paris, 19. Aug.
Frankreich.
Der Herzog von Aumale hat in den letzten Tagen mehrere Stunden hinter einander mit dem Kriegs⸗Minister gearbeitet. Der Prinz bemüht sich, eine genaue Kenntniß zu erlan⸗ gen über Alles, was die französischen Besitzungen im nördlichen Afrika beniff nach welchem er sich demnächst als General⸗Statthalter be⸗ geben wird. Prinz Joinville fand neulich bei seiner Durchreise durch St. Etienne den Königsplatz so sehr mit Wagen jeder Art ange⸗ füllt, daß der seinige nur mit Mühe hindurch gelangen konnte, leider nicht ohne einen bedauerlichen Unfall. Der vordere Postillon stürzte nämlich mit seinen beiden Pferden, siel dadurch unter dieselben und wurde schwer verletzt. Obgleich selbst leidend, stieg der Prinz doch sogleich aus und sorgte für die erste Hülfe. Vor seiner Weiterreise ließ er dem Verunglückten noch 200 Fr. zustellen.
Der Munizipalrath von Paris hat nach lebhaften Erörterungen so eben die zur Vertheilung von Brodkarten noch während des Mo⸗ nats September nöthigen Geldmittel bewilligt, aber mit der ausdrück⸗ lichen Bedingung, daß drei Fünftel der Reserve⸗Mehlvorräthe ganz oder theilweise in den Monaten August und September an die Bäöcker ausgeliefert werden sollten, um nach den Bedürfnissen verwendet zu werden. Die Bäcker hätten sich ihrerseits nur zu verpflichten, daß sie diese Vorräthe binnen einer von der Verwaltung zu bestimmenden Zeit in den städtischen Magazinen wieder ergänzen wollten. Auch hat sich der Munizipalrath gegen die Art und Weise erklärt, wie die Courszettel des pariser Getraidemarkts angefertigt werden.
Alle Blätter sind heute mit Berichten von dem gräßlichen Mord angefüllt, der an der Herzogin von Choiseul⸗ Praslin verübt worden ist. Von 7 Uhr früh bis 5 Uhr Abends waren die ersten Kriminal⸗ Behörden mit Verhören in dem Hotel beschäftigt. Bis jetzt hat man noch keine Spur von dem Mörder. Mars.hall Sebastiani, der Vater der Ermordeten, befindet sich eben in Korsika. Nach dem Moniteur parisien waren der Herzog und die Herzogin von Praslin am Dienstag Abend gegen 9 Uhr von einem Badeort zurückgekehrt, mit der Absicht, vor ihrer Wiederabreise aufs Land einige Tage in Paris zu verweilen. Da sie längere Zeit von Pa⸗ ris entfernt gewesen, hätten sie bei ihrer Ankunft den meisten ihrer Dienstboten erlaubt, ihre Freunde und Verwandten zu besuchen und bis zum folgenden Tage von Hause wegzubleiben. Sie hätten daher nur zwei oder drei Leute um sich gehabt. Nachdem sie ihre Kinder gesehen, wären Beide, der Herzog und die Herzogin, in ver⸗ schiedene Zimmer zu Bett gegangen. Auch die Dienerschaft habe sich, von der Reise ermüdet, bald schlafen gelegt, und so sei Alles still gewesen. Die Gazette des Tribunaux und die Patrie sagen dagegen, die Herzogin (von ihrem Gemahl sprechen sie nicht) sei von Schloß Praslin, ihrem Landsitz, angekommen und habe nur eine Nacht in Paris zubringen, den folgenden Tag aber mit dem Herzoge zusammen nach Dieppe reisen wollen, wohin sie schon einen Theil ih⸗ rer Dienerschaft vorausgeschickt hätten. Die Zeitungs⸗Berichte mel⸗
den übereinstimmend, daß gegen halb 5 Uhr Morgens eine Kammer⸗
frau, durch heftiges Läuten einer Glocke geweckt (s. dagegen unten das Schreiben aus Paris), nach dem Zimmer ihrer Herrin geeilt sei, die Thür aber von innen verschlossen gefunden habe, die dann mit Hülfe anderer Dienstboten gewaltsam erbrochen worden sei. Die Herzogin soll noch geröchelt haben, aber gleich darauf verschieden sein. Diesen Berichten zufolge wäre auch die Klingelschnur blutig gewesen, ein Zeichen, daß die Ermordete noch daran gezogen. An der Wand hätten sich ebenfalls Blutspuren gefunden, und ein umgeworfener Tisch, so wie umherliegendes Porzellan und andere Anzeichen, hätten erkennen lassen, daß ein heftiger Kampf zwischen der Herzogin und dem Mörder stattgefunden. Auf das Geschrei der Dienerschaft sei der Herzog herbeigekommen und habe sich über den Leichnam seiner Gattin geworfen und ihn umarmt. Man habe sogleich Wundärzte geholt, aber die tiefen Halswunden hätten keine Rettung mehr mög⸗ lich gemacht. Nach dem Moniteur parisien hätte übrigens die Herzogin erst zwei Stunden nach Entdeckung der That ihr Leben aus⸗ gehaucht, wie denn in manchen einzelnen Punkten die Berichte noch von einander abweichen.
Der Prozeß wegen der angeblichen Unterschleife in dem hiesigen Militair⸗Krankenhause Gros⸗Caillou ist vorgestern vor dem ersten Kriegsgericht durch gänzliche Freisprechung der drei Angeklagten been⸗ digt worden.
Die Debatten in dem Aufruhr⸗Prozesse von Mühlhausen haben vor den oberrheinischen Assisen begonnen. Anfänglich waren 115 Per⸗ ö Get Üsäs 88 jedoch nur 32 vor den Assisen
nd 32 vor dem Zuchtpolizeigeri ;, die übrigen si ⸗ gelassn wecer chtpolizeigericht zu stellen, die übrigen sind frei In Lille wird die sechzehnjährige Hortensia Lahousse unter der Anklage der dreifachen Mechahnn ihres Penh bhe eanee und ihrer Schwester demnächst vor Gericht erscheinen. Die Ruchlosigkeit dieser jungen Verbrecherin geht so weit, daß sie neuerdings ihren Geliebten als den eigentlichen Urheber 8c6. Unthaten denunzirte, 2 18 es erwiesen ist, daß er nicht die mindeste Kenntniß davon Bei dem Duell⸗Prozesse in Rouen nach Duiarrier' b
18 Jahre 1845 war der Gegner desselben, EE1“ erryer vertheidigt worden. Er sollte auch dessen Vertheidigung bei dem Prozesse übernehmen, welcher ihn vor den Assisen des Seine⸗ Departements wegen falschen Zeugnisses erwartet. Herr Berryer ist aber so krank, daß die Vertheidigung Herrn Crémieur, dem Verthei⸗ diger des so eben verurtheilten d'Ecquevilley, übertragen worden is. der auf Cassation des gegen diesen gefällten Urtheils angetragen hat.
Beauvallon, der eine so hervortretende Rolle als Zeuge in dem
eines falschen Zeugnisses zu zehnjähriger Einsperrung verurtheilt wor⸗ den ist, wird nun ebeufalls als falscher Zeuge vor Gericht erscheinen. Gleich in dem ersten Verhöre vor dem Instructions⸗Richter stellte sich
V
Prozeß 7 Ecquevilley gespielt, welcher Letztere bekanntlich wegen fal
Nacht von vergestern auf gestern an d
die Thatsache heraus, daß er eigentlich Brun heißt und ehemals den
Spitznamen Baupin führte. . In den letzten Tagen haben sich zwei Unglücksfälle auf den
franzssischen Eisenbahnen ereignet, der erste auf der Bahn am rech⸗
ten Seine⸗Ufer, und zwar bei Asnieères, bei welcher Gelegenheit ein
Mann gerädert wurde, und der zweite auf dem Schienenwege zwi⸗
schen St. Etienne und Lyon, wo einer der Aufseher von der Loko⸗
8* ergriffen und so schwer verletzt wurde, daß er bald nach⸗ arb.
In der Eisenbahnwagen⸗Fabrik der Gesellschaft Remery und
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gen der Dampfmaschine rine starke Verheerung angerichtet worden. Der Heizer der Maschine wurde weit weggeschleudert, jedoch viel we⸗ niger verletzt, als ein anderer Arbeiter, über den sich die ganze Masse des ausströmenden heißen Dampfes ergoß⸗
In der nächsten Session der Kammern wird, wie es heißt, ein Gesetz⸗Entwurf für den Bau einer Eisenbahn von Bordeaur nach Toulouse vorgelegt werden. Die Regierung würde eine Subvention von 15 Millionen gewähren.
Auch Meaur will hinter Paris und Colmar in Betreff der Wahl⸗ Reformfeste nicht zurückbleiben. Ein solches, zu dem bereits 300 Un⸗ terschriften ihre Beistimmung gegeben haben, wird demnächst veran⸗ staltet werden.
Hier ist das Gerücht verbreitet, die Königin Isabella sei mit dem festen Entschluß von Ildefonso nach Madrid zurückgekehrt, ihre Krone niederzulegen, und befinde sich bereits unterweges nach Paris. Indessen soll nur so viel wahr sein, daß in diesen Tagen hier ein ÜUltimatum von Isabella's Hand eingegangen, worin sie ihre Absicht, nicht länger Königin sein zu wollen, auf das bestimmteste kundgebe.
Nach einer Zusammenstellung der Marine⸗Verwaltung gab es in den französischen Bagnos am 1. Januar 1845 zusammen 8964 und am 31. Dezember 1845 nur 7759 Sträflinge, so daß eine Vermin⸗ derung bestand; 462 davon waren Ausländer. Es konnten 4386 der Sträflinge weder lesen noch schreiben, 2603 verstanden es unvollkom⸗ men, 652 fertig; nur 118 hatten eine gute Erziehung genossen.
Die aus St. Quentin mit angeblich 600,000 Fr. flüchtig ge⸗ wordenen Denouvien und Bonlanger sind von ihren Verfolgern in Liverpool eingeholt worden, wo sie auf den Abgang eines Schiffes nach Nord⸗Amerika warteten. Sie führten 80,000 Fr. bei sich, welche in Beschlag genommen werden konnten, gegen ihre Personen ließ sich jedoch nichts unternehmen, da kein formelles Gesuch um ihre Aus⸗ lieferung von Seiten der Regierung beigebracht werden konnte und die englischen Gesetze die persönliche Freiheit so vollständig schützen, daß eine vorläufige Haft oder nur die Verhinderung der Abreise bis zur Beibringung des sormellen Ausweises nicht zu erlangen gewesen zu sein scheint.
Die Handels⸗Kammer von Bordeaux hat ein Gutachten gegen das Schutz⸗System veröffentlicht und mißt demselben die geringe Be⸗ deutung bei, welche die merkantilische Flotte Frankreichs im Vergleiche zu denjenigen Ländern habe, wo die Regierungen nach dem Frei⸗ handels⸗System verfahren. Der Constitutionnel vertheidigt dar⸗ auf wieder seine früher aufgestellten Behauptungen in einem langen Artikel, worin er die Beweisgründe der Handels⸗Kammer von Bor⸗ deaux als nicht stichhaltig darzustellen und zu beweisen sucht, daß gerade durch die theilweise, hinsichtlich der Schifffahrts⸗Interessen erfolgte Aufgebung des Schutz⸗Systems der Verfall dieser Interessen herbeigeführt worden sei, und daß der gänzliche Ruin der französischen Schifffahrt, selbst nach den Kolonieen und an der Küste, die unaus⸗ bleibliche Folge der Annahme und Durchführung des Freihandels⸗ Systems sein werde.
Der Bischof von Chalons hat einen Hirtenbrief veröffentlicht, worin er seinen Pfarrern empfiehlt, Gebete für die vom Bürgerkriege bedrohte Schweiz abzuhalten und zugleich dem Himmel für die reiche Aerndte zu danken.
Lamartine befindet sich in Marseille, wo er ein kleines Landhaus am Meeres⸗Ufer gemiethet hat und daselbst den Herbst zubringen wird, um an einer Geschichte der konstituirenden Versammlung zu arbeiten.
General von Bar ist auf längeren Urlaub in Toulon ange⸗ kommen.
Der Marine Minister ist gestern früh nach Schloß Eu abgereist.
Es heißt, daß bei Wiedereröffnung der Schulen der Graf von Paris, wie einst sein Vater und seine Oheime, als Schüler in das Gymnasium Heinrich's IV. eintreten werde.
Vicomte Denain, dessen angeblicher Mordversuch auf den Pair, Herrn Merilhou, seiner Zeit gemeldet wurde, wird in kurzem vor dem Assisenhofe erscheinen. Das Ergebniß der vorgängigen Untersuchung soll die Anklage⸗Kammer indeß bestimmt haben, die Anschuldigung auf den Versuch einer Unterschrift⸗Erpressung zu beschränken und die Anklage auf Mordversuch wegzulassen.
Die arabischen Häuptlinge aus Algerien, welche vor einiger Zeit hier eingetroffen waren, um die Merkwürdigkeiten von Paris in Au⸗ genschein zu nehmen, haben jetzt ihren Rückweg nach der Heimat wieder angetreten.
Man versichert, die christlichen Schulbrüder hätten sich an Berryer mit der Bitte gewendet, den des an der Cäcilie Combettes verübten Mordes angeklagten Frater Leotade zu vertheidigen. Kan glaubt, daß Berryer diesem Gesuch entsprechen werde.
Der Graf von Reculot, zweiter Secretair der französischen Ge⸗ sandtschaft in Konstantinopel, ist in Paris eingetroffen.
Das Journal des Débats bemerkt in seinem Börsen⸗Arti⸗ kel: „Wir richten uns seit mehreren Wochen nach den Notirungen der londoner Börse, welche, als der größte finanzielle Markt Europa's, auf die anderen Plätze einen sehr großen Einfluß übt. So lange der Stand des Zinsfußes in England hoch bleibt, ist man wenig be⸗ rechtigt, zu hoffen, daß er auf dem Kontinent heruntergeht. Des⸗ wegen erwartet man mit Ungeduld das Ende der Liquidirung der großen Ankäufe, welche die englischen Kaufleute mit den amerikani⸗
chen für die Lieferungen von Getraide geschlossen haben, mit welchen der Ausfall der letzten Aerndten im westlichen Europa gedeckt vorden ist. Die Saldirung dieser Geschäfte, welche durch das schöne Wetter und die reiche Aerndte dieses Jahres zum Schaden für die Käufer ausgefallen ist, bringt jetzt Handelshäuser des ersten Ranges, welche sich in zu große Specnlationen eingelassen haben, in Noth. In Eng⸗ land giebt man eine bedeutende Menge Bankerotte an, welche allein in dieser Ursache begründet sind. Diese Bankerotte stören die Han⸗ dels⸗Verhältnisse Großbritaniens und lasten mit großem Drucke auf dem öffentlichen Kredit. Bei uns in Frankreich verzoͤgert ferner die bevorstehende Anleihe das Steigen der Papiere.”“ „ 18
Die französische Rente war heute anfänglich wiederum gesucht, wurde aber gegen den Schluß auf die Nachricht, die Königin Isabella von Spanien befinde sich unterweges nach Paris, ausgeboten. Eisen⸗ bahn⸗Actien folgten ganz derselben Bewegung
△ Paris, 19. Aug.
Penceaud zu Clermont⸗Ferrand ist am 13ten d. M. durch das Sprin⸗
Der gräßliche Mord, welcher in der
der Herzogin von Praslin, ein⸗ zigen Tochter des Marschalls Sebastiani, begangen wurde, ist bis jetzt, was den Thäter anbelangt, noch in Dunkel gehüllt, für das große Publikum wenigstens; aber es sind Gerüchte der schlimmsten Art allgemein in Umlauf, welche sogar schon von der unverzüglich be⸗ vorstehenden Zusammenberufung des Pairshofes aus Anlaß dieser Mordthat sprechen. Ich habe nicht nöthig, erst näher den Schluß anzudeuten, welcher daraus zu ziehen wäre, wenn dieses Ge⸗ rücht durch die Thatsache seine Bestätigung erhalten Gewiß ist, daß der Gemahl der Ermordeten, der Herzog von Choiseul⸗Praslin, Pair von Frankreich und Ehren⸗Kavalier der Herzogin von Orleans, auf Befehl des General⸗Prokurators, Herrn Delangle, und des ihn unterstützenden Instructions⸗Richters Legonidec, welche gestern einen großen Theil des Tages hindurch mit
in Haft gebracht worden ist. Das gleiche Schicksal hat die meisten Leute vom Dienst im Hause, wo das Verbrechen begangen wurde, getroffen. Auch gegen einen der Dienstleute, einen geborenen Korsen, ollen sehr dringende Verdachtsgründe sich erhoben haben, wo nicht selbst der Thäter, doch der Mithelfer zu der Mordthat gewesen zu sein. Alle bis jetzt gesammelten Indizien scheinen jedenfalls die Idee eines bei dem Morde zugleich beabsichtigten Raub⸗Anfalles auszuschließen. Nirgends vermochte man auch nur die geringste Spur einer begangenen Entwendung wahrzunehmen. Höchstens ließe sich, vorausgesetzt die Annahme der Möglichkeit eines beabsichtigten Dieb⸗ stahls, die Sache etwa so erklären, daß der Thäter in diesem Falle etwa in das Schlafzimmer der Herzogin eingedrungen wäre, sein Suchen nach Geld, Bankbilletten oder anderen werthvollen Effekten aber ohne Erfolg blieb, er vielleicht durch die inzwischen erwachte und um Hülfe rufende Herzogin in seinem Unternehmen sich gestört, durch den Lärm, den sie machte, die Sicherheit seiner Flucht bedroht sah und daher, um vor der Gefahr, verrathen zu werden, sich zu sichern, den schrecklichen Entschluß der Ermordung der unglücklichen Dame faßte und ausführte. Allein mehrere gewichtige Umstände sprechen gegen diese von einigen Seiten aufgestellte Hypothese. Erstens hat man durchaus nicht die geringste Spur von dem Wege, den der ent⸗ weichende Mörder genommen, entdecken können. Diesen Weg konnte er nur durch den nach den Champs Elysées zu liegenden Garten neh⸗ men, nach welchem zu die Fenster des Schlafzimmers der Herzogin erichtet sind. Ich vermochte über den sehr wichtigen Punkt, ob diese Fenser überhaupt von den zuerst nach der Vollbringung des Mordes in das Schlafzimmer der Herzogin eingedrungenen Personen schon geöff⸗ netvorgefunden, oder ob dieselben noch verschlossen waren, keine bestimmten Aufschlüsse zuerhalten, und der Anklageakt allein, wenn es wirklich zur For⸗ mulirung eines solchen gegen eine bestimmte als der That angeschuldigte Per⸗ son kömmt, vermag darüber Licht zu verbreiten. Der Garten, durch welchen der Mörder hätte entfliehen müssen, ist von ziemlicher Tiefe und fast einem kleinen Park ähnlich, und gerade davor, in den Champs Elysées, führt eben der bekannte Architekt Visconti ein neues Haus rfür Herrn Cibiel, Mitglied der Deputirten⸗Kammer, auf. Allen Vor⸗ aussetzungen nach hätte der Mörder gerade durch diesen Bauplatz in den Garten gelangen und nach vollbrachter That auch dadurch seinen Rückweg nehmen müssen. Nun enthält der Garten allerdings be⸗ trächtliche Rasenpartieen, über welche hin der Mörder seinen Weg nehmen konnte, ohne bei dem kurzen durch die anhaltende Hitze mehr oder weniger verbrannten Grase der Gefahr sich auszusetzen, daß man da so leicht eine Spur seiner Tritte werde auffinden können, zumal wenn zwischen der Zeit des Vollbringens der That und den ersten Nachfor⸗ schungen eine ganze Reihe von Stunden verflossen, wie es im vorliegenden Falle geschehen ist. Dessenungeachtet war es fast unmöglich, daß er nicht an manchen Stellen die mit Sand bestreuten Wege oder die Blumen⸗ beete im Garten betrat, und da war es schon leichter, daß eine Spur seines Weges zurückblieb. Aber man entdeckte nirgends etwas. Ein zweiter Punkt, der gerechte Zweifel gegen die oben aufgestellte Hypothese zuläßt, ist der Umstand, daß man bei der vorgenommenen Untersuchung im Hotel selbst und namentlich in dem Zimmer der Her⸗ zogin und dessen Umgebungen die Schellen festgemacht fand, so daß die Bemühungen der Dame, um durch Anziehen derselben Lärm zu machen, vereitelt wurden. (Hiernach schiene die Zeitungs⸗Nachricht, daß die Dienstboten auf heftiges Läuten der Schellen herbeigeeilt seien, unbe⸗ gründet.) Auch ist augenscheinlich, daß ein von außen eingedrunge⸗
8
ner Dieb sich nicht auf einen langen Kampf mit seinem Opfer ein-
sollte.
Vornahme der ersten Untersuchnngen und Verhöre beschäftigt waren,
gelassen hätte, sobald er einmal seine Sicherheit bedroht sah. Er hätte wohl der Dame schnell einige Stiche versetzt, um sich ihrer zu entledigen, aber gewiß nicht so lange sich verweilt, als nöthig gewesen wäre, um den Kopf fast völlig vom Ruͤmpfe za trennen, in welchem Zustande aber die Ermordete gefunden wurde. Auch ist nicht zu übersehen, daß man herausgerissene Haare fand, was am bestimmtesten die Hartnäk⸗ kigkeit des Kampfes zwischen dem Mörder und seinem Opfer beweist. Daß die Herzogin sich der Flucht des Verbrechers widersetzt und nur dadurch den Kampf mit ihm herbeigeführt hätte, ist bei dem sanften Charakter derselben auch nicht glaublich, vielmehr erscheint bie eingige Annahme als vernunftgemäß, daß sie nur in der äußersten Lebens⸗ gefahr den nöthigen Muth, den Muth der Verzweiflung zum Wi⸗ derstande gegen ihren Angreifer fand. T aß dieser aber, mit großer Vorsicht und kalter Berechnung in seinem schrecklichen Plane zu Werke ging, beweist die bereits erwähnte Thatsache, daß die Schellen festgemacht waren. Diese Operation konnte offenbar nicht erst durch einen oder auch zwei von außen hereingedrungene Verbrecher in dem Augenblicke vollbracht werden, wo sie etwa ühren Diebstahl zu begehen gedachten; dieser mußte der Natur der Sache nach mit so geringem Zeitaufwand als möglich ausgeführt werden; eine solche Operation aber, wie das Festmachen der Schellen, 18 derte jedenfalls eine gewisse Zeit und war außerdem viel “ lich, als daß man sie in der Hast und bei Nacht an einem Orte vollbracht haben sollte, wo man nicht ganz und gar sich zu⸗ recht findet. Die Gefahr, bei der geringsten falschen Bewe⸗ gung die Schellen zum Läuten zu bringen und dadurch in der Stille der Nacht augenblicklich Lärm zu erregen, der den Erfolg des ganzen Unternehmens vernichten konnte, ist zu offenbar, als daß es einer langen Auseinandersetzung derselben bedürfte. Zugleich erhellt aber aus allen diesen Umständen die moralische Ueberzeugung für jeden Unbefangenen, daß diese Vorsichtsmaßregel nur vorher, bei Tage und durch einen mit allen Verhältnissen des Hauses vollkommen Vertrauten ausgeführt werden konnte. Dies führt also nothwendig auch zu dem Schlusse, daß, wer auch den Mord begangen haben mag, es nur mit Hülfe von Einverstandenen im Hause selbst thun konnte. Diese Schlußfolgerungen wurden auch von den mit Vornahme der ersten Un⸗ tersuchungen beauftragten Organen des öffentlichen Ministeriums gemacht, und darum verfügten sie die Eingangs erwähnten Verhaftungen des Herzogs von Praslin selbst und mehrerer Dienstleute. Es ist noch dabei zu bemerken, daß jeder Gedanke an die Möglichkeit, daß ein Uebelthäter von der Seite der Rue du Faubourg Saint⸗Honoré her in das Hotel sich eingeschlichen oder eingedrängt haben könnte, 8 geschlossen werden muß. Das Hotel, Nr. 55 in jener Straße, hat dort seinen Haupt⸗Eingang durch ein großes Kutschenthor, an 121% innerhalb zur Seite ein Hausmeister alle ein⸗ oder ausgehenden Per⸗
sonen genau überwacht, so daß nur mit seinem Zuthun Jemand hin⸗ eingelangen könnte.
Von dieser Seite wäre es auch unmöglich, un⸗ bemerkt nach dem Punkte zu gelangen, wo das Sch afzimmer der Herzogin liegt. Der ganze schreckliche Vorfall hat in rßans Paris ungeheure Sensation erregt, und die schmerzliche Theil⸗ nahme für die edle Frau, welche so allgemein beliebt und geehrt war, spricht sich überall aus. Tausenden von Armen war sie ein rettender Schutzengel in der Noth geworden, und diese beklagen daher vor Allen ihren Verlust. Die Sensation wird aber noch grö⸗ ßer werden, wenn die Verhaftung des Herzogs, Gemahls der ermor⸗ deten Dame, zur allgemeinen Kenntniß gekommen sein wird, was bis jetzt erst theilweise der Fall ist. Was ich noch im letzten Augenblicke höͤre, devor ich diesen Brief schließe, ist nicht geeignet, die schweren Verdachtsgründe zu entfernen, welche sich in den Augen der Gerichts⸗ personen gegen ihn erhoben haben. Gestern den ganzen Tag hin⸗ durch bis spät in die Nacht und auch heute wieder sind ganze Mas⸗ sen von Menschen vor dem Hotel versammelt, die alle die lebhafteste Theilnahme bezeigen.
— Paris, 20. Aug. (Telegraphische Depesche.) Der Pairs⸗Gerichtshof ist auf den 2lsten einberufen, um das Verfahren gegen den Herzog Praslin, als Mörder seiner Gemahlin, zu bestimmen.
Sroßbritanien und Irland.
London, 18. Aug. Ihre Majestät die Königin ist vorgestern Abend, am sechsten Tage ihrer Reise, in Lochryan, den ersten schot⸗ tischen Hafen, eingelaufen, nachdem sie am Sonntag den 15ten früh Milford Haven verlassen, im Laufe des Tages die Menai Straits auf dem leichteren Dampfboot „Fairy“ passirt und in Beaumaris übernachtet hatte. Prinz Albrecht und der Fürst von Leiningen gingen mit ihrem Gefolge bei Carnarvon ans Land und machten einen Aus⸗ flug nach Peurhyn Castle, dem Sitze des Obersten Donglas Pen⸗ nant, während die Königin an Bord blieb. Eine unübersehbare An⸗ zahl von Jachten und Dampböten von Liverpool und anderen Städ⸗ ten hatte sich hier versammelt, mit Vergnügungsreisenden, welche die Königin und das Königliche Geschwader, das übrigens nicht durch die Straße, sondern um die Insel Menai seinen Weg nahm, sehen wollten. Montag früh verließ die Königin Beaumaris, erreichte noch im Laufe des Vormittags die Douglas⸗Bai der Insel Man, wo wie⸗ derum viele Dampfböte von Liverpool sie begrüßten, und langte Abends in Lochryan an, von wo gestern früh die Fahrt nach der Mündung des Clyde fortgesetzt worden ist.
Die Times meldet, daß General Strafford in den Grafenstand und die Lords Acheson und Cremorne, so wie Sir R. Bulkeley Philipps, zu Pairs erhoben werden sollen. Die Erneuerung der Grafenwürde von Strafford durch die Erhebung des genannten Generals wird die dritte sein, welche überhaupt stattgefunden hat. Zum erstenmale er⸗ neuerte Karl II. diese Würde, indem er sie dem Sohn des auf dem Schaffot gestorbenen von Karl J. dem Volkshasse preisgegebenen be⸗ rühmten Grafen Strafford verlieh, zum zweitenmale geschah die Er⸗ neuerung derselben durch die Königin Anna, welche sie einem Ver⸗ wandten derselben Familie ertheilte.
Ueber die irländischen Grafschaftswahlen äußert sich die Mor⸗ ning Chronicle: „Diese Wahlen sprechen noch lauter für die po⸗ litische Gesinnung des Landes, als die städtischen Wahlen. Aus Allem geht hervor, daß die Gefühle zu Gunsten des Widerrufs der Union oder mit anderen Worten zu Gunsten der Neigung, ein Heilmittel für die Leiden Irlands überall eher als in England zu suchen, in die⸗ sem Augenblick noch eben so lebendig und kräftig sind, als zur Zeit, da die Volksmassen sich bei Tara und Mullaghmast versammelten und der Führer noch am Leben war, der die Wünsche der Nation frei und ener⸗ gisch aussprach. Das Blatt macht hier die Grafschaften namhaft, in denen sämmtlich die bisherigen Vertreter (größtentheils Whigs) durch Repealer oder durch Konservative mit ganz neuen Repeal⸗Grundsätzen verdrängt worden sind. Im Repeal⸗Lager sind aber selbst zwei Par⸗ teien: Alt⸗ und Jung⸗Irland. Ersteres von den Mitgliedern der Familie O'Connell's und dem größten Theile der Priesterschaft an⸗ geführt und darum für jetzt bei den unteren Volksklassen am meisten beliebt; letzteres vielen Angriffen von seinen Gegnern ausgesetzt. Es wäre indeß ein großer Irrthum, zu glauben, daß es nicht ge⸗ fahrdrohend werden könnte. Bereits haben sie mächtige Verbündete unter der Jugend und fraternisiren leicht mit den zur Repeal bekehr⸗ ten Konservativen, die den Einfluß ihres Reichthums der Partei zu⸗ wenden. Der Wind der Volksgunst ist jetzt gegen die Jung⸗Irländer, aber ehe ein Jahr verfließt, kann er ihre Segel füllen.“
Herr Cunard hat einen Vertrag mit der Regierung abgeschlossen, durch welchen er sich verpflichtet, zwischen Halifar und Bermuda einen regelmäßigen Dampfbootdienst einzurichten und ein Dampfschiff zwi⸗ schen Halifax und Neufundland hin⸗ und hergehen zu lassen.
In einem Artikel über die Wahl des Herrn von Rothschild giebt der Globe zu verstehen, daß die Regierung in nächster Session eine Bill für die Emancipation der Juden vorlegen werde. Der Stan⸗ dard äußert sich aufs entschiedenste gegen diesen Emancipationsplan und erklärt, daß er denselben mit derselben Energie bekämpfen werde womit er seiner Zeit gegen die Emancipation der Katholiken aufge⸗ treten sei; er behauptet zugleich, daß die Wahl Rothschild's zum Un⸗ terhaus⸗Mitgliede blos durch die unverschämteste Bestechung durchge⸗ setzt worden sit.
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Brüsssel, 20. Aug. Die Independance enthält einen Artikel über die Linnen⸗Fabrikate auf der belgischen Gewerbe⸗Ausstellung. Nachdem der Verfasser nachgewiesen, wie seit den ältesten Zeiten die Ausfuhr nach Frankreich eine der Haupt⸗Nahrungs⸗Quellen der belgischen Leinen⸗ weberei gewesen, zeigt er, wie sie allmälig durch die Anwendung der Maschinen auf die Garnspinnerei, während man trotz aller Warnun⸗ gen beim alten Systeme beharrte, gesunken, und entwirft ein trauri⸗ ges Bild von den Folgen des Verfalls einer Industrie, welche den sechsunddreißigsten Theil aller bebauten Ländereien Belgiens für den Bau ihres Rohstoffes in Anspruch nimmt, eines Rohstoffes, dessen auf 12,800,000 Frs. angeschlagenen Werth sie durch vielfache Bear⸗ beitung auf 63 Millionen Frs. zu steigern wußte. „Die ungeheuren Opfer““, so lautet der Bericht weiter, „welche Belgien sich durch die Uebereinkünfte vom 16. Juli 1842 und vom 13. Dezember 1845 auferlegt, die Verminderung des Gewinnstes der Kaufleute, die Herabsetzuug des Lohnes der Arbeiter, Alles war ohnmächtig, die Abnahme der Ausfuhr aufzuhalten. Letztere, welche stch früher im Durchschnitte auf 4 Millionen Kilogramm belief, ist auf 2 Millionen heruntergekommen, und es ist zu befürchten, daß es dabei nicht blei⸗ ben wird. Es ist aus diesem Verfalle eine Krisis entstanden, welche in den letzten Jahren durch die Theurung und die Kartoffelkrankheit auf eine gefährliche Höhe gestiegen. Der Pauperismus reißt in Flandern furchtbar um sich. In Westflandern war die Zahl 1 1” Jühre W“ ZE11 Unterstützten von 113,343 im Jahre 1843 bereits auf 148 estiegen und belie . 9 vorigen fSen auf 226,180 bei einer Bewölterung von ahe
inwohnern. In Ostflandern schwankte die Zahl der von den Ar⸗ menkassen Unterstützten vor 1840 zwischen 90 und 100,000; im Jahre 1846 ist diese Zahl auf 215,160 gestiegen bei einer Bevölkerung von 791,871 Einwohnern. Es waren davon 47,889 in den Städten und 26 in 18. Dörfern unterstützt worden. Bei 74,439 wurde Mangel an Arbei 3 di e der Ar jose befanden sich E“ —1 ee 8 Schließt man von den letzten A 8 11u““ vn, P S Jn. etzten Angaben, welche für Westflandern feh⸗ dent he Zustände in dieser Provinz, so kann man die unter em Verfalle der Leinen⸗Industrie lei I“ 7 130,000 anschlagen ien⸗Industrie eidenden Arbeiter dreist auf
hl der Gel gen. Auch die Sterblichkeit nimmt zu und läßt die Zahl der Geburten weit hinter sich zurück. In Westfl en † Sh esten ich zurück. In Westflandern kamen im letz Jahre ,566 Sterbefälle 12,039 Gebur 3 Ostflandern 15,961 Sterbetn f auf 12,039 Geburten und in Ostflandern 15,961 Sterbefälle auf nur 14,360 Gebur M hat“, so schließt der Bericht, „sich d r8360 Geburten, „Man
1 It, „sich der Macht der auf die Leinenspin⸗ nerei angewandten Mechanik widersetzen wollen;
lben d lten Fabrirativonsen ollen; man hat neben der⸗ selben den alten Fabrications⸗Modus aufrechtl “ 1e . hthalten wollen; man hat in einem theuer erkauften Differenzial⸗ Tarife die Mittel gesucht den französischen Ausweg für unsere Leinengewebe 6 1 sehn 9 sen gebens! Heute aber müssen wohl alle Täusch e e Fs vleibt den Zweiß . äuschungen verschwinden. 8 Ves kein Zweifel mehr, man muß zu anderen Mitteln greifen b 3 „ 9 1 4* ’1 8 ie Gewerbe⸗Ausstellung zeugt bereits von großen Reformen, von
1681
bemerkeuswerihen Fortschritten. Auch glauben wir fest, daß man an der Zukunft nicht verzweifeln darf.“
Wie zahlreich die Gewerbe⸗Ausstellung besucht wird, ergiebt sich aus der Angabe der Ziffer eines einzigen Tages. Am vorigen Sonntag zählte man nicht weniger als 5560 Personen, welche die Ausstellung in Augenschein nahmen. Die Gesammtzahl der Besucher während einer Woche wird auf 12 — 13,000 geschätzt, unter diesen ungefähr 3000 Personen, welche die drei Tage wählen, an denen man zum Besten einiger Hospitäler ½ Fr. Eintrittsgeld zahlt.
Das in Gent erscheinende Journal des Flandres theilt mit, daß die im Interesse der Baumwollen⸗Industrie niedergesetzte Kommission vorigen Sonnabend erklärt hat, die unter dem vorigen Ministerium geschlossene Uebereinkunft, wonach die Staatskasse wö⸗ chentlich 150,000 Fr. den Baumwollen⸗Fabrikanten zum Fortarbeiten und Ausfuhr der Fabrikate unter gewissen Bedingungen 3 Monate lang vorschießen sollte, sei unausführbar. 2
In Brüssel ist jetzt in einer Kirche die Gas⸗Beleuchtung einge⸗ führt, und man glaubt, daß dieses Beispiel bald in den übrigen ti chen der Hauptstadt Nachahmung finden wirrd.
Schweiz.
Kanton Bern. (F. J.) In der Sitzung der Tagsatzung am 17. August kamen die Verhältnisse des Dappenthals wieder zur Sprache. Waadt wolle ungeachtet der vorgerückten Stunde in Er⸗ örterung dieses Gegenstandes eintreten, den es voriges Jahr in einer umständlichen Darstellung der Tagsatzung vorgelegt habe. Waadt sei 1802 moralisch genöthigt worden, das Dappenthal an Frankreich ab⸗ zutreten, aber 1815 sei durch die wiener Verträge dasselbe förmlich der Schweiz wieder zugesprochen worden. Frankreich habe zwar versucht, die Schweiz zu bewegen, auf diese Rückerstattung zu verzichten, dies sei aber nicht geschehen; Frankreich habe indessen das Dappenthal behalten, und da Frankreich seit einigen Jahren gegenüber der Schweiz von den wiener Verträgen spreche, so wäre es wohl zeitgemäß, Frankreich zu er⸗ innern, selbst den Anfang mit Beachtung derselben zu machen. Das Dappen⸗ thal sei an sich unbedeutend, es habe jedoch militairischen Werth, be⸗ sonders seit Errichtung des Forts des Rousses, welches formidabel sei. Waadt will daher die Aufträge des Vororts erneuern, die Rück⸗ erstattung zu verlangen. Genf setzt besonderen Werth auf diese An⸗ gelegenheit, wegen der Lage des Dappenthals, das in der Nähe sei⸗ nes Kantons liege. Seine Instruction lautet sehr bestimmt, zu ver⸗ langen: „daß der Schweiz endlich Gerechtigkeit geleistet werde.“ Bern ist auch der Meinung, daß man die Reclamation in keinem Falle solle fallen lassen, allein letztes Jahr und in der jüngsten Zeit wären die Umstände zu Betreibung dieser Angelegenheit nicht sonder⸗ lich günstig gewesen. Einstimmig werden die Vollmachten des Vor⸗ orts in letztjähriger Abfassung erneuert, um mit „Eifer und Ernst“ die Rückerstattung dieses schweizerischen Gebietstheiles zu betreiben.
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MRom, 11. Aug. (A. Z.) Auch das Staats⸗Sekretariat hat in Bezug auf die Vorgänge in Ferrara Protest eingelegt und densel⸗ ben in Form einer Cirkular⸗Note den einzelnen Gesandtschaften zu gestellt. Die Note enthält nur eine Bestätigung des (in Nr. 232 der Allg. Preuß. Ztg. mitgetheilten) Protestes vom Kardinal⸗ Legaten Ciacchi und die Wiederholung der als Einleitung vorgedruck⸗ ten Worte in etwas, jedoch nur wenig veränderter Form.
— Die Allg. Ztg. enthält nachstehenden Artikel vom Po, 12. August, in Bezug auf die Vermehrung der österreichischen Be⸗ satzung in Ferrara:
„Der Einmarsch eines Bataillons Infanterie und einiger Züge Husa⸗ ren nebst einer Batterie in Ferrara hat einige römische Blätter in unge⸗ wöhnliches Feuer versetzt, und diese wollen eine Lanze einlegen gegen den vermeintlichen, aber nirgends existirenden Feind. Und was ist an der gan⸗ zen Sache? Ein gewöhnlicher Vorgang, den Ferrara seit 1815 schon sehr oft mit angesehen hat, ohne daß dabei eine andere Aeußerung als die der Schaulust laut geworden wäre. So scheint es auch diesesmal in Fer⸗ rara der Fall zu sein, denn da hört man nur Beifalls⸗Aeußerungen über die treffliche Haltung der Truppen, ihr schönes friegerisches Aussehen, namentlich der Husaren. Daß Oesterreich das Besatzungs⸗ recht in Ferrara hat, ist bekannt; was ist nun da zu verwundern, wenn es diese Macht für gut findet, andere oder einige Truppen mehr dahin zu ver⸗ legen? Die Citadelle von Ferrara ist so klein, daß sie kaum ein Bataillon fassen kann, die Kavallerie ist gar nicht unterzubringen; was ist also natür⸗ licher, als daß man die Mehrzahl der Truppen in der Stadt selbst unter⸗ bringe, da schon Gesundheitsrücksichten gebieten, in jener sumpfigen Gegend und im Hochsommer überhaupt die Mannschaft nicht förmlich einzupferchen? So war es schon in den zwanziger und dreißiger Jahren; so sind die ehemaligen Klöster St. Benedetto und St. Domenico ganz für den Zweck der Kasernirung eingerichtet und von jeher benutzt worden. Liegt ja das österreichische Garnisons⸗Spital mitten in der Stadt; eben so hat der österreichische Platz⸗Kommandant seine Wohnung und das Amts⸗Lokal mitten in der römischen Stadt und nicht auf der Citadelle. Da nun auch in den ehemaligen Klöstern keine brauchbaren Offiziers⸗Quartiere sind, so werden diese in der Stadt genehmigt, wo die Hausbesitzer die Offiziere recht freundlich und zuvorkommend aufnehmen, denn die ohnehin sehr zahlreichen öden Häuser Ferrara's tragen dann doch ihren Eigenthümern einige baare Scudi ein, die ihnen willkommen sind, da die Hausmiethe gut und pünkt⸗ lich bezahlt wird. Auch der sonstigen Einwohnerschaft bringt die vergrö⸗ ßerte Garnison nur Nutzen, den sie recht gut zu schätzen weiß, denn die Löhnung der tausend und so viel Mann mehr kommt den Vißktualien⸗ händlern, Wirthen, Kaufleuten und Handwerkern allein zu gut. Daß da und dort Einzelne keine Wohnungen an Offiziere vergeben wol⸗ llen, ist ein unerheblicher Umstand, der überall vorkommt, da es dem freien Willen überlassen bleibt, Wohnungen zu vermiethen oder nicht. Das Gegentheil hat viel öfter stattgefunden, so erst in den Jahren 1830—1832, wo so viele Anträge von Quartier⸗Vermiethun⸗ gen gemacht wurden, daß mehr als die Hälfte unberücksichtigt bleiben mußte. Ja, ein Konvent trug eine ihm zugehörige, leerstehende Kloster⸗Lokalität dem Platz⸗Kommando zum Filialspital an und suchte sehr eindringend zu bewei⸗ sen, daß das angetragene viel gesunder und vortheilhafter liege, als das bereits als Spital benutzte Kloster St. Lucia. Daß nun endlich die Trup⸗ pen einer Kriegsmacht ersten Ranges, wie Oesterreich ist, nicht so marschi⸗ ren und in eine fremdländische Stadt einrücken sollten, wie es die für solche Fälle genau vorgeschriebenen Regeln streng fordern, wäre höchst seltsam, und daß die Kaiserl. Truppen nach allen Regeln der Kriegskunst in Ferrara einmarschirten, beweist nur, daß im österreichischen Heere vorzugsweise muster⸗ hafte Ordnung und Zucht herrscht.“
Die Regierung hat, in
Turin, 14. Aug. (O. P. A. Z.) Bezug auf die Plackereien, welchen die Angehörigen des Königreichs in den Kantonen Bern und Waadt ausgesetzt sind, nachstehende Verordnung an alle Gemeinde⸗Vorsteher des Königreichs erlassen:
„Die Regierung Sr. Majestät, in Kenntniß gesetzt, daß die Unter⸗ thanen Ihrer Majestät in der Schweiz immerwährend beschwerlichen Placke⸗ reien ausgesetzt sind, und daß namentlich der Kanton Bern unsere Kutscher anhält, dessen Landesgebiet nach 48 stündigem Aufenthalte zu verlassen, und der Kanton Waadt den sardinischen Unterthanen eine gesetzliche Militairtare auferlegt hat, erachtet als unumgänglich nothwendig, Maßregeln zu ergrei⸗ sen, um die sich in den Staaten Sr. Majestät aufhaltenden Berner und Waadtländer gleicher Behandlung zu unterwerfen und Vergeltungs⸗ recht zu üben für etwaige Vorfälle gegen die anderen Kantone. Zu die⸗ sem Zwecke hat dieselbe beschlossen, sofort ein genaues Verzeichniß aufneh⸗ men zu lassen über alle Schweizer⸗Bürger, welche sich in den Königlichen Staaten aufhalten. Indem es sich nun um Vollziehung obiger Vorschrift handelt, ersuche ich Sie hiermit, sich ein Verzeichniß aller in Ihrer Ge⸗ meinde wohnenden Schweizer zu machen. Dasselbe soll nach beigefügtem Modell gemacht werden und alle darin ausgesetzten Andeutungen enthalten.
Ich empfehle Ihnen angelegentlich, solches mit der größtmöglichen Ge⸗ nauigkeit und Schnelligkeit vollführen zu lassen. Indem ich mir schmeichle, Sie, durchdrungen von der Wichtigkeit solchen Auftrags, werden demselben alle Mühe und Eifer widmen, damit ja alle verlangten Andeutungen voll⸗ ständig verzeichnet werden, habe ich die Ehre.“ 11“ 8
Moldau und Wallacheie. Galacz, 25. Juli. (W. 3.) Mittwoch gegen Abend bemerkte man bei völlig heiterem Himmel und bei gänzlicher Windstille in der
weitesten Entfernung, die das Auge nur erreichen kann, gegen Bessarabier
zu einen dunklen Körper, der vor diesem Lande zu lagern schien, einer schwarzen Wolke ähnlich, aus der ein dichter Regen herabfällt. Dann wurde es lichter wie ein Schleier und daun wie ein Nebel, hinter dem man einen dunklen Körper zu sehen glaubt. Während wir noch dies Phänomen bewunderten, zog ganz in der Nähe ein anderer Alles verdunkelnder Körper vor unseren Blicken vorüber, und wir er⸗ kannten, daß es Heuschrecken waren, die, unsere Gegend verlassend,
sich gegen Osten wendeten. Nachdem dieser Schwarm einmal über uns hinaus war, wurde es uns klar, daß das, was wir gegen Nordost
für Regen⸗ und Nebelwolken gehalten hatten, ebenfalls unzählige Schwärme von Heuschrecken gewesen waren. Tages darauf zwischen 9 und 10 Uhr Morgens verdunkelte sich die Sonne, und das Phänomen des vorhergehenden Abends zog in entgegengesetzter Richtung von Süden nach Nordost. Um 2 Uhr war der Himmel ganz bewölkt, und es wurde windig. Eine halbe Stunde später wurde die Luft noch mehr von zahlreichen Heuschrecken⸗Schwärmen verdunkelt, die von einem 8 starken Winde südlich getrieben wurden. Es war dies aber nur der
Vorläufer eines gräßlichen Orkans, dem sie entfliehen zu wollen schienen.
Ein Hagelwetter, dessen Körner an manchen Stell endie Größe eines Tauben-⸗ Eies erreichten, entlud sich, und der Regen strömte so unaufhaltsam herab, daß in weniger als 10 Minuten die Stadt einem See glich, so daß das Wasser in manchen Gassen zwei Fuß hoch stand. Der Regen dauerte mit Unterbrechungen bis gegen halb 6 Uhr, dann war Alles vorüber. Der Sturm hat nnsere Windmühlen zerstört. Mehr
als 100 Stück Rindvieh sind im Flusse umgekommen, und mehrere
Schafe und Lämmer sind vom Hagel erschlagen worden, der auch die Weinberge auf seinem ganzen Strich so zugerichtet hat, daß nichts
als das Holz davon geblieben ist. Viele Gebäude unserer Stadt sind bedeutend beschädigt worden, und ein altes Haus ist eingestürzt. Ein armer Familienvater fand seinen Tod darin, und seiner Frau sind beide Arme gebrochen.
Sisenbahnen und Dampfschifffahrt.
Mainz, 20. Aug. (D. P. A. Z.) Als das Dampfboot „Delphin Nr. 1“, von Frankfurt kommend, heute Abend um 6 Uhr durch die hiesige Brücke fuhr, um seine Fahrt nach Bingen fortzu⸗ setzen, sprang plötzlich der Dampfkessel, und der Maschinist, welcher sich in der Nähe befand, um auf das Kommando des Capitains die Maschine zu dirigiren, wurde dermaßen vom siedenden Wasser über schüttet, daß er in höchst beklagenswerthem Zustande in das hiesige Hospital gebracht werden mußte. Weitere Beschädigungen hatte das Sprengen des Kessels nicht zur Folge, doch mußte das Boot seine Fahrt einstellen.
Handels- und Börsen-Llachrichten.
Berlin, den 23. August 1847. Inlündische Foncls: Pfandbrief-, Kommunal- Papiere und Geld-Course.
zt. Brief.] Geld. Gem. 7t. rief. Geld. Gews St. Schuld-Sch. 3 ⅔ 93 ½ 92 ¾ Kur- *.Nm. Pfdbr. 3 ½ 9⁴³8 Seeh. Präm. Sch. — 91 ½ 1 —0 Schlesische do. 3 ½ — K. u. Nu. Schuldv. 3 89 — do. Lt. B. gar. d. 3 ½ — nerl. Stadt-Obl. 6* 92 ½ — Pr. Bk-Anch.-Sch — [106 ¼ Westpr. Pfandhbr. 3 ½ 93 ½ 92 ½1 — Grossh. Posen do. 4 — 101 ⅔ Friedrichsd'or. — do. do. 3 ½ 93 ½¼ 92 ¾ And. Goldm. à5 th. — Ostpr. Pfandbr. 3 ½ — 97 Disconto. — — 3 99, 9 2 Ausltändisoche Fonds.
13 1 12
Pomm. do.
Poln. neue Pfdbr. 4 do. Part. 500 Fl. — do. do. 300 Fl. Ilamb. Feuer-Cas. do. Staats-Pr. Anl. Holländ. 2 ½ h Int. Kurh. Pr. O. 40 Th. Sardin. do. 36 Fr. Neue Bad. do35 Fl.
Russ. Hamb. Cert. do. beiHlope 3.4. S. do. do. 1. Anl. do. Stieglitz 2.4 A do. v. Rothsch. Lst. do. Peln. Schatz 0. do. do. Cert. L. A. 40. do. L. B. 200 Fl. Pol. a. Pfdbr. u. C.
91, — — 1112 16 ½ 16 — 96 ½ Neue Bad.- Eisenbahn-Actien.
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Volleing. 28. Amst. Rott. Arnh. Utr. Berl. Anb. A.
do. Prior. Berl. Hamb.
do. Prior. Berl. Stett. hRonn-Cöln. Bresl. Freib.
do. Prior. Chem. Risa. Cöln-Mind. Cöth. Bernb. Cr. 0. Sch. Dresd. Görl. Düss. Elberf.
do. Prior.
102 B. 0. Schl. Et. B. Pts. Mgdb. do. Pr. B. do. do. Rhein. Stm. do. Prior. do. v. St. gar. Sächs. Bayr. Soag.-Glog. doe. Prior. St.-Vohw. do. Prior. Thüringer. Wlhb. (C. O.) do. Prior. Zarsk. Selo.
—q 8025,—
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Gloggnitz. HUmb. Bergd. Kiel-Alt. Lpz. Dresd. f- Löb. Zittau. Magd. Halb Magd. Leipz. do. Prior. N. Schl. Mk. do. Prior do. Prior. Nrdb. K. Fd. 0: Schl. Lt. A do. Prior.
Quit. Bog. a 4 %
Aach. Mastr. Derg. Mrk. 50 Berl. Anh. B. 45 Bexb. Ludw. 70 Brieg-Neiss. 90 do. Thür. V. 20 Magd. Witt. 30 102¼ bz. Mecklenb. 80 — Nordb. P. W. 70 107 ½ G. X¼ B. Rh. St. Pr. 70 Starg. Pos. 50. (Schluss der Börse 3 Uhr.)
Bei der fortdauernden Geschäftsstille neigten sich die Course auch heute zum Weichen, ohne dass wesentliche Veränderungen an-
zugeben sind.
WTSET.“
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Getraide-Bericht. 6 Am hautigen Markt waren dic Ee; wie folgi: Weizen nach Qualität von 75—85 Rthlr. . 8 Roggen loco 44 — 46 Rthlr. für russischen, 55 — 59 Rthlr. für neuen
84/88pfd. Roggen bez.