1847 / 248 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wie man es verlangt hatte. Diese gerwaltungs -Maßnegel ist 2 mehr zu thun, hätte nach unserer ee scho haften Speeulationsspiel neuen Slof, gust berichtet, es sei das übri⸗ Das Echo d'Hrau vem 21. ugust berichtet, d as Echo bestätigte Gerücht in Umlauf gekommen, da gens noch nicht der ein Gefecht mit den marokkanischen Tonppen Abd el Kadel wir Ralifa Mustafa ben Tami wäre in diesem Gefecht bestanden welches, ohne daß der eine oder der andere Theil Faüsbitnen künüt, gestegt zu haben, in der Nähe von Taza statt⸗ gefunden hätte. is mit, daß man der verwittweten Herzogin Sie p 2118 9 giftung Zaas Sohnes verheimliche, und daß b Jar gesagt, der Herzog sei an einer Hirn⸗Entzündung ver⸗

schietg, Probeblatt des neuen Journals Conservateur ist heute

worden. Herr Vergniaud hat es unterzeichnet, und Herr en ist als Haupt⸗Redacteur des Blattes genannt. Sein regelmäßiges Erscheinen soll mit dem 15ten d. M. beginnen. Die Notirungen der französischen Renten neigten heute an der Börse zum Rückgang. Es machte sich einiger Geldmangel bemerk⸗

lich. In Eisenbahn⸗Actien war der Umsatz ebenfalls beschränkt und

2à. 10 6 . 1 8 die Stimmung etwas matter. Das römische Anlehen wich um ½ pCt., auf 95 8. G

11““

*. Paris, 2. Sept. Seit drei Tagen ist die Nue St. Ho⸗ noré in ihrem in der Nähe des Louvre und oberhalb des Palais Royal liegenden Theile der Schauplatz von Volksaufläufen in den Abendstunden. Ich habe gestern Abend von einem an Ort und Stelle liegenden Hause aus die Vorgänge selbst mit angesehen und kann Ihnen daher mit Genauigkeit darüber berichten. Der Anlaß zu diesen Unordnungen war ein an sich sehr unbedeutender, ein Streit zwischen einem in der genannten Straße wohnenden Schuhmacher und einem Arbeiter, dem jener nicht den bedungenen Arbeitslohn von drei Francs zahlen wollte, weil ihm die Arbeit, wie sie abgelie⸗ fert wurde, zu schlecht erschien. Es handelte sich blos um einen Abzug von 10 Sous. Der Geselle wollte sich diesen Abzug nicht gefallen lassen, holte mehrere seiner Kameraden herbei, und als auch diese den Meister nicht zu einer Sinnesänderung zu bringen vermochten, verließen sie zusammen den Laden, blieben aber laut schimpfend davor stehen, und wie dies bei solchen Gelegen⸗ heiten immer hier zu gehen pflegt, bald hatten sich ganze Massen Neugieriger um die Unzufriedenen gesammelt, und von schmähendem Drohgeschrei gegen den Schuhmacher schritt man bald zu Thätlich⸗ keiten. Unter gewaltigem Lärmen wurden Steine gegen Thüren und Fenster geschleudert, die herbeikommenden Stadt⸗Sergeanten mit Zischen, Pfeifen und höhnendem Gelächter und Geschrei empfangen, und nicht besser erging es einer Abtheilung des Postens der Natio⸗ nal⸗Garde vom Louvre, die auch zu schwach war, Ruhe und Ordnung herzustellen. Erst die Ankunft des durch den Polizei⸗Commissair in Anspruch genommenen Militairs, Munizipal⸗Garde und Linie, in be⸗ trächtlicher Stärke, stellte endlich den unterbrochenen Verkehr in der Straße wieder her und säuberte diese, nachdem jedoch das

Zischen und Pfeifen fortgedauert hatte und mehrere Verhaftungen vorgenommen worden waren. Alle Läden auf eine ziemlich lange Strecke der Straße hin, die zumal auf den Trottoirs von dichtge⸗ drängten Menschenmassen besetzt gewesen war, hatten sich gleich bei Beginn des Zusammenlaufes geschlossen. Am zweiten Tage, vorge⸗ stern Abends, war der Zusammenlauf wieder stark, das Zischen und Schreien wiederholte sich, aber keine Gewaltthat fiel mehr vor gegen den Laden, und das schnelle Einschreiten der mit imposanter Macht herbeigekommenen Truppen, welche die Polizei⸗Agenten kräftig unter⸗ stützten, bewirkte ohne besondere Schwierigkeit die Räumung des Platzes von Seiten der Masse, die wie gewöhnlich größtentheils aus Leuten bestand, welche bloßer Zufall oder die leidige Neugierde her⸗ beigeführt hatte: denn es ist eine notorische Thatsache, daß die bei weitem größte Zahl gar nicht wußte, warum eine solche Menge Menschen sich auf dem Platze angesammelt hatte. Da es aber unter einer solchen Masse immer Individuen giebt, die geneigt sind, den Aufforderungen zur Entfernung bösen Willen oder manchmal selbst thätlichen Widerstand entgegenzusetzen, so waren auch an die⸗ sem zweiten Abend wieder mehrere Verhaftungen vorgenommen wor⸗ den. Man glaubte, die Sache werde nun ein⸗ für allemal zu Ende sein, hatte sich aber getäuscht. Gestern gegen 8 Uhr Abends sam⸗ melten sich abermals große Massen Volkes in der Straße, und ob⸗ gleich der Polizei⸗Commissair in Uniform und mit der Schärpe, dem Zeichen seines Amtes, bekleidet, unterstützt von einer ziemlich be⸗ trächtlichen Zahl Stadt⸗Sergeanten, in der Gegend des Schuh⸗ macher⸗Ladens sich hielt und zu verhindern suchte, daß Jemand in der Straße stehen blieb, wurde das Gedränge doch bald wieder so groß, daß nicht mehr durch die Straße zu kommen war, in welcher abermals sich alle Läden sogleich bei Wiederbeginn des Zusammenlaufs geschlossen hatten. In dem Gedränge, dem die Stadt⸗Sergeanten vergeblich zu steuern suchten, wurden mehrere von diesen, als sie Verhaftungen an widersetzlichen Individuen vornehmen wollten, übel mitgenommen durch Stöße und Schläge. Einer soll sogar zu Boden Feüsen ec mit Füßen getreen worden sein, was ich jedoch nicht selbst gesehen habe. Wohl aber sah ich, wie alle gütlichen Zureder und ernsten Mahnungen des Polizei⸗Commissairs nur mit Hohnlachen und Pfeifen beantwortet wurden. Dieser ließ endlich Munizipal⸗ Garde zu Fuß in starken Abtheilungen, unterstützt von anderen Ab⸗ theilungen der Linie und der National⸗Garde, vorrücken, und hier und da kam es zu Kolbenstößen, ohne daß jedoch im Wesentlichen ein ernstlicher Konflikt erfolgte, eben so wenig aber auch die Straße voll⸗ kommen freigemacht wurde. Die an der Spitze marschirenden Stadt⸗ Sergeanten und die ihnen folgende Manözipal Garde hatten aberm als eine Anzahl Individuen verhaftet. Die vollkomme hatten aberme Die vollkommene Säuberung der Straße vermochte aber erst durch wiederholtes Einreiten der trefflichen Munizipal⸗Garde zu Pferd erreicht zu werden Die 5 ltn ba Masse war drohender als an den zwei ersten Tagen b. Stun 1 1 8 Stimmung aufgeregter gewesen, obgleich es nicht zu ernstem Zusammenstoß k Die Zahl der gestern vorgenommenen Verhaftungen wird nstoß kam. 30 bis 40 angeschlagen. Man konnte gestern neuerdinge 88 6 wie die Masse größtentheils aus Neugierigen bestand dn Buer a ar nicht wußten, was sie eigentlich wollten. Es hat nicht 8 Lentes

efehlt, welche die altabgedroschene Meinung hegten, da 1 8 der Polizei selbst angelegt, der es nicht unwillkommen en sei sie jetzt eine kleine Emeute hervorrufen könnte, um sie für eeen. auszubeuten. Die radikale Partei verfehlt nicht, in einem ihrer Or⸗ gane dieselbe Ansicht eltend zu machen. Wenn nicht Regen heute oder morgen eintritt, so mögen sich diese Zusammenläufe wohl noch einigemale erneuern, bis sie wieder außer Mode gekommen sein werden.

Der gestern erwähnte Selbstmord des ältesten Sohnes des Her⸗ zogs und der Herzogin von Praslin wird heute in Abrede gestellt, und meine darüber geäußerten Zweifel waren gerechtfertigt. ichts⸗ destoweniger versichert man aber, der Versuch zum Selbstmorde sei wirklich gemacht und nur durch gewaltsames Einsprengen der Thür des Zimmers, in welchem der junge Mensch sich abgeschlossen halte, noch zeitig genug vereitelt worden. n

Was den Vorfall mit dem Fürsten von Eckmühl betrifft, so scheint derselbe schen vor einem Monat sich ereignet zu haben, aber erst jeßt

i. ekommen zu sein. Der Fürst wäre vor einem Monat otel der ., ½ Honoré, wo er für den Augenblick wohnte, plötzlich beim Nachhausegehen um Mitternacht, als er die Treppe hinaufstieg, in einem Anfall von Raserei und ohne allen An⸗ laß über seinen ihm mit dem Leuchter vorangehenden Bedienten her⸗ gefallen, hätte ihn mit Füßen getreten und beinahe getödtet, wenn nicht herbeigeeilte Personen den Diener den Händen des Wüthenden entrissen hälten. Der Fürst aber entsprang aus dem Hotel und ver⸗ schwand. In diesem Augenblicke seines Wahnsinnes nun soll er zu der gestern erwähnten Frau, seiner Geliebten, sich begeben, sie gemiß⸗ handelt und ihr selbst einen Messerstich in die Brust beigebracht haben, der glücklicherweise keine ernsten Folgen nach sich zog. Am folgenden Tage wäre dann die Mutter des Fürsten mit ihrem Arzte, der dessen Verrücktheit konstatirte, gekommen und hätte ihn in ihrem Wagen nach ihrem Gute in Berry geführt, von wo er bald darauf nach Aix in Savoyen zum Gebrauche der Bäder abgereist. Eine Anzeige oder Klage bei der Behörde erfolgte nicht, und erst nach einem Monat kam die Sache allerdings in etwas anderer Gestalt ins Publikum. Hiernach bleibt also die Thatsache des Mordversuches, wenn er auch wirklich schon vor einem Monat und im Wahnsinn erfolgt sein sollte, doch feststehen, und danach ist der Werth des Widerspruches zu be⸗ messen, der in sehr allgemein gehaltener Fassung gestern Abends einem hiesigen Blatte zugesendet wurde, und den dieses sogleich als ungenü⸗ gend und die Zweifel keinesweges hebend bezeichnete. Man kann nur wünschen, daß auch die oben mitgetheilten Thatsachen sich als unwahr erweisen mögen. Was ich Ihnen gestern über die Antecedenzien des Fürsten mitgetheilt, wird aber heute auch von hiesigen Blättern be⸗ Großbritanien und Irland.

London, 1. Sept. Der Graf von Aberdeen ist jetzt auch nach Ardverekin gekommen und hat sich Ihrer Majestät der Königin vorgestellt. .

Auf das neulich im Journal des Débats mitgetheilte Schreiben des bekannten Griechenfreundes Herrn Eynard, wonach derselbe dem englischen Ministerium erklärt hat, er habe gemeint, die 500,000 Franken, welche er vor vier Monaten der griechischen Re⸗ gierung zur Bezahlung ihrer am 1. April fälligen Schuld an Eng⸗ land in Wechseln übergeben, nur dann auszuzahlen, wenn Griechen⸗ land die Gewißheit erhalte, daß es von England wegen der am 1. September fällig werdenden Schuld nicht neuerdings gedrängt wer⸗ den solle, erklärt jetzt die Times Folgendes: „Lord Palmerston besitzt die Acceptation des Herrn Eynard und wird dieselbe zur Zah⸗ lung präsentiren. Es ist dies eine Aussicht der traurigen Wirklich⸗ keit, gegen welche sich nun Herr Eynard an das britische Gesammt⸗ Ministerium wendet. Wir bedauern, daß wir ihm nur geringen Trost eben können. Wir befürchten, seine Sache ist schon im voraus ent⸗ schieden. In unserem Handelslande erwartet jeden Wechsel ein schreck⸗ liches Ende. Es ist unmöglich, daß er dagegen anführe, er habe ihn ohne die erforderliche Ueberlegung ausgestellt, wenn wir uns daran erinnern, daß vor sechs Monaten seine Freigebigkeit von ganz Europa epriesen wurde. Er hat sein eigenes Geschäft gemacht und muß senn Geld dafür zahlen; und wenn 20,000. Pfd. St. ihm jetzt als eine schreckliche Zahl auffallen, so können wir nur hoffen, daß dies ihm künftig zur Warnung dienen werde.“

Ueber die Angelegenheiten am La Plata schreibt die Times: „Die letzten Nachrichten vom La Plata⸗Strome sind von einem mehr als gewöhnlich entscheidenden Charakter. Die Verhandlungen, deren Ergebniß so ängstlich erwartet wurde, sind beendigt ohne eine Erledigung oder eine Ausgleichung; und in Folge davon ist die bri tische Blokade des Stromes wieder aufgehoben worden. Welchen Erfolg diese entscheidende Maßregel haben wird, wird man nach und nach sehen. Es ist so lange her, daß die Einwohner der argentini⸗ schen Republik und der Banda Oriental unabhängig ihre eigenen Streitigkeiten auskämpfen durften, daß sie sich jetzt wahrscheinlich mit außerordentlichem Eifer und Kraft darauf werfen werden. Lei⸗ der berechtigt uns die Erfahrung kaum, mit Sicherheit die einzige Beendigung zu hoffen, welche wir wünschen, nämlich die Ruhe auf dem Strome. Wenn die Maßregel Lord Howdens den Entschluß enthält, diese beiden unversöhnlichen Republiken ihre Streitigkeiten selbst auskämpfen zu lassen, so muß man doch dabei hoffen, daß er mit so vieler Bestimmtheit, als der Fall es gestattete, der zwei Um⸗ stände sich versichert hat, 1) daß die Beendigung dieser Streitigkeit bald erfolgen werde, 2) und daß dieselbe zu Gunsten der Partei ausfalle, welche es verdient. Wenn diese Folgen gesichert sind, dann mag die weitere inzwischen stattfindende Schlächterei auf die Häupter derer fallen, welche die unter so vielen Mühseligkeiten angebotene Vermittelung abgelehnt haben.“

Die plötzliche Abreise des General Narvaez nach Madrid hat die ganze englische Presse aufgeregt, welche darin einen neuen Ver such der französischen Politik erblickt, den englischen Einfluß in Spa⸗ nien wieder aufzuheben. Die Korrespondenzen aus Madrid schreien über Verrath und fürchten Despotismus, Blutvergießen und Anar⸗ chie. Spanien, schreiben sie, sei an Frankreich verkauft, da es sich darum handle, die Herzogin von Montpensier an Stelle der Königin Isabella auf den Thron zu setzen. Ein neuer blutiger Kampf stehe bevor. Die Times ist nicht dieser Meinung. „Frankreich“, sagt sie, „wir meinen den König der Franzosen und nicht die Nation, denn die französische Nation ist weder dem Gefühle, dem Interesse, noch dem Prinzipe nach bei dem Montpensierschen Projekte betheiligt, der König der Franzosen, sagen wir, darf es nicht wagen, sich auf einen Krieg einzulassen. Wie viele Menschen giebt es in Frank⸗ reich, die auch nur fünf Sous dafür geben würden, den Herzog von Montpensier auf den spanischen Thron zu setzen. Ist Ludwig Phi lipp so beliebt, daß auf sein Geheiß und um seine Dynastie zu unter⸗ stützen, „jedes Schwert in Frankreich aus der Scheide fliegen würde?“ Eine Anleihe von 6 bis 8 Millionen ist für Frankreich in dem gegen⸗ wärtigen Augenblick unbedingtes Bedürfniß. Armuth, Elend, Ab⸗ nahme des Handels, fast allgemeiner Bankerott unter den kleinen Kaufleuten in Paris, der niedrige Stand der Fonds, der Unwille des Publikums über erwiesene und behauptete Unterschleife in den meisten Verwaltungszweigen die (wie wir allerdings zugeben, tadelns⸗ werthe) Verachtung gegen die höheren Stände, welche die geringeren Klassen durchdringt, sind dies die Umstände, die irgend Jemand, der nicht in Charenton sitzt, zu einer Handlung rechtfertigen können, welche dazu dienen würde, die Krie eflamme in ganz Europa zu ent⸗ zünden? Nein, nein, die Mission des General Narvaez hat nicht die unverweilte Provocation eines Krieges zum Zweck, wenn auch sein ferneres Thun und Treiben definitiv dazu führen kann.“

Köln, 6. Sept. (Tel. Dep.) Den Zten ist Se. Königl. Hoheit der Prinz Waldemar in London eingetroffen.

Belgien. Brüssel, 3. Sept. Die Königl. Familie langte am Montag Abend in Ostende an und machte sogleich, inmitten der Badegäste und des übrigen zahlreich versammelten Publikunis, einen Spaziergang auf dem Hgsendamm. güafss —— Feehh der Ksiglihen Faaga der Pt gestern nach Berlin begereif. n Ze 88. 8 88

.

1 8 8 8 . . * ö““ Die amerikanische Barke „Mauran“, Capitain Williams, ist vor⸗

gestern mit 90 deutschen Auswanderern von Antwerpen nach New⸗ Pork abgegangen. Im Hafen von Antwerpen lagen am 1. Septem⸗ ber: in den beiden Bassins 137 Seeschiffe, in den Kanälen 65 Flußschiffe, längs der Quais und auf der Rhede 34 See⸗ und Fluß⸗ schiffe; zusammen 236 Fahrzeuge.

Italien.

Nom, 26. Aug. (N. K.) Gestern Abend wurde der Namens⸗ tag Sr. Majestät des Königs von Bayern von den hier anwesenden Künstlern und Gelehrten deutscher Nation im Giardino di Malta auf die gewohnte Weise festlich und fröhlich begangen. Außer dem Gra⸗ fen von Spaur hatten sich auch der Kaiserlich österreichische Gesandte Graf von Lützow, der Gesandtschafts⸗Rath Ritter von Ohms und mehrere andere hochstehende Personen eingefunden, um ihre Theil⸗ nahme an diesem Feste zu erkennen zu geben.

In Ferrara scheinen sich die obwaltenden Mißverhältnisse auf gütliche Weise auszugleichen, indem nach den letzten Nachrichten die Truppenzahl der daselbst stehenden Oesterreicher sich allmälig verrin⸗ gert. Ferner ist die Kunde eingegangen, daß zehn österreichische Ba⸗ taillone, welche dem Po sich näherten, plötzlich Befehl erhalten hät⸗ ten, ihren Marsch einzustellen. Das Consiglio communale von Ferrara hat sich veranlaßt gefunden, durch eine besondere Adresse Sr. Heiligkeit den Dank der Stadt für die so eifrige Sorge für ihr Wohlergehen abzustatten. Die Schweizer, welche nach den Legatio⸗ nen entsendet wurden, sind bereits wieder nach Bologna zurückgekehrt. Die Soldaten, welche von Bologna aus durch die Porta Galliera und S. Felice nach Malabergo und Castel Franco zogen, wurden vom Publikum mit tausendstimmigem Evviva begleitet.“

Mehrere Anzeigen lassen auf ein sehr inniges Verhältniß, wel⸗ ches zwischen Piemont und Rom eingetreten zu sein scheint, schlie⸗ ßen. Vorgestern Abend ist der Mons. Corboli⸗Bussi im Auftrag Sr. Heiligkeit nach Turin abgereist. Man erzählt, der Papst sei vom König von Sardinien ersucht worden, Pathenstelle bei seinem En⸗ kel zu übernehmen, und deshalb habe der Monsignor die Ordre er⸗ halten, seine Stelle zu vertreten und zugleich Sr. Majestät das Bild⸗ niß Sr. Heiligkeit zu überbringen. Der letzte Courier aus Turin hat zugleich dem Kardinal Gizzi, der den Handelsvertrag zwischen beiden Staaten mit unterzeichnet, eine kostbare Dose von Sr. Maje⸗ stät zum Geschenk überbracht.

Die gespannten Verhältnisse, welche bis jetzt zwischen dem Ka⸗ binet von Neapel und dem heil. Stuhle stattfanden, scheinen sich ebenfalls ausgleichen zu wollen. Wenigstens wird uns von sonst wohlunterrichteter Seite mitgetheilt, der König habe Sr. Heiligkeit in einem Schreiben nicht nur seine innige Ergebenheit versichert, son⸗ dern auch zugleich Rath begehrt, wie er die üble Stimmung vieler seiner Unterthanen heben könne.

Die Capitaine und Adjutanten der ernannt.

Die Allg. Ztg. enthält Nachstehendes: „Wir erhalten Briefe aus Rom vom 26sten, Florenz 27sten, Turin 28. August. Während in Rom ein Edikt gegen die Winkelpresse erging, erwartete man ein freieres Censurgesetz. In Florenz wurde ein Staats⸗Rath eingesetzt. Zum Präsidenten ist Virc. Giannini, zum Vice⸗Präsiden⸗ ten Cosimo Buonarotti ernannt. Sodann ist ein neues Ministerium der Justiz und Gnaden errichtet und an dessen Spitze Baldassare Bar⸗ tolim gestellt. Der Minister Cempini, gegen den sich die Klagen der Liberalen so vielfach gerichtet haben, giebt das Finanz⸗Portefeuille ab, bleibt aber im Kabinet und behält die Leitung alles dessen, was auf die Maremmen Bezug hat. Baldasseroni ist Finanz⸗Minister. Der Geheime Staatsrath A. Humbourg resignirt ebenfalls; an sei⸗ ner Stelle erhält der Marchese Neri Corsini das auswärtige Porte⸗ feuille und die Leitung des Kriegs⸗Departements. ch i Errichtung einer Bürgergarde (guardia civica) in Aussicht gestellt. Die turiner Blätter enthalten nur Schilderungen von kleinen Ruhe⸗ störungen in Livorno und Lucca.“ 8

Bürgergarde sind jetzt

Florenz, 26. Aug. (Wien. Ztg.) Die hiesige Gazzetta enthält in ihrem heutigen Blatte mehrere Motupropri des Großher⸗ zogs. Das eine derselben konstituirt und erweitert die Königliche „Staats⸗Consulta“ mit berathender Wirksamkeit. t zehn ordentlichen und neun außerordentlichen Konsultoren, wovon Letztere nach Umständen werden vermehrt werden können. Einer aus den Ersteren wird zum bleibenden Präsidenten und ein zweiter zum Vice⸗Präsidenten jener Stelle, jedoch nur auf ein Jahr, ernannt wer⸗ den. Eine Abtheilung der Consulta wird sich insbesondere mit admi⸗ nistrativen und ökonomischen, die andere mit juridischen und sonstigen Angelegenheiten befassen. Die Consulta soll in allen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Regierungs⸗Geschäften von allgemeinem In⸗ teresse und von größerem Belange, namentlich aber entweder über neu zu erlassende oder zu modifizirende Gesetze und Reglements, über die Grundsätze und Normen allgemeiner Anwendung über die Staats⸗ Bilanz und Rechnungslegung, über die Staatsgüter, die Staatsschuld, die Verpachtung der öffentlichen Einkünfte, über die Banken und anderen Kredit-Anstalten, über die Gesuche von anony⸗ men Gesellschaften, endlich über die Vergehungen von Seiten der öf⸗ fentlichen Beamten vernommen werden. Nur bei ganz neu vorkom⸗ menden Geschäften werden die ordentlichen mit den außerordentlichen Mitgliedern der Consulta zusammentreten. Zum Präsidenten dieser Stelle ist der Ritter Giannini, zum Vice⸗Präsidenten auf Ein Jahr der Ritter Buonarotti ernannt. Zu gewöhnlichen Mitgliedern der Consulta wurden ernannt: die Präsidenten des Cassations⸗ und des

Königlichen Gerichtshofes, der General⸗Prokurator, der General⸗Ober⸗ Intendant der Revisions⸗ und Syndikats⸗Aemter, der Advokat Pro⸗

fessor Capei, der Rath Rinuccini, der Commandeur Ridolsi und der Ritter Landucci; zum Amte ordentlicher Konsultoren sind gewählt: der Präsident des Buo⸗Governo, die drei Gouverneure von Livorno, Pisa und Siena, der Secretair der Königlichen Rechte, der König⸗ liche Advokat, der Gonfaloniere der Hauptstadt, der Commandeur Gino Capponi und der Advokat Ritter Lamporecchi. Die Stelle von Seeretairen erhielten hierbei die Advokaten Mensini und Alberti.

Ein anderes Großherzogliches Dekret errichtet ein Departement der Gnade und Justiz. Cempini, ist des Finanz⸗Departements enthoben, damit er sich ande⸗ ren wichtigen Staats⸗Angelegenheiten widmen könne. Das Depar⸗ tement der Finanzen wurde dem Cavaliere Baldasseroni anvertraut. An die Stelle des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Ritter von Humbourg, wird der dermalige Gouverneur von Livorno, Neri, aus dem fürstlichen Hause Corsini, ernannt. Das neu errichtete De⸗ partement der Gnade und Justiz ist dem Cavaliere Bartolini über⸗ tragen worden.

Spanien.

3 Madrid, 27. Aug. Diesen Morgen ist (wie bereits ge⸗ meldet) der General Narvaez hier eingetroffen. Heute vor einem Jahr wurde der Königin Isabella ihre Einwilligung zur Vermählung mit dem Infanten Don Francisco de Asis entrissen.

Die progressistischen Blätter begrüßen den Herzog von Valencia mit den Worten, welche das Journal des Débats am 26. März

des vorigen Jahres an ihn richtete: „Glaubt Narvaez, daß Spanien

seinen Diensten allein Alles verdankt? Glaubt er, daß Niemand als

Endlich ist die

Sie besteht aus

Der Minister und Großkreuz⸗Ritter, Fr.

er in Spanien regieren kann? Seinen Begriffen nach, ist Er der Thron, Er vertritt die Institutionen; die Königin ist nichts weiter, als der allmächtige Wille des Generals Narvaez, und ihr Secepter ist das gelehrige Werkzeug seiner Leidenschaften. Dies ist der Epilog aller Leiden Spaniens, wo die Monarchie ein Wort ohne Bedeu⸗ tung ist.“

8 8☛ Veruehmen nach, hat bis jetzt nur der Minister⸗Präsident, Herr Pacheco, seine Entlassung eingereicht.

Die Königin hat dem französischen Gesandten, Herzoge von Glücksberg, das Großkreuz des Ordens Isabella's der Katholischen verliehen. Auf diese Veranlassung ließ sie dem englischen Gesandten das Großkreuz des Ordens Karl's III. antragen, allein Herr Bulwer lehnte, mit Berufung auf das Herkommen seines Landes, diese ihm zugedachte Auszeichnung ab.

Das Organ der ultramoderirten Partei, der Faro, behauptet heute, der französische Botschafter in London hätte im Auftrage sei⸗ ner Regierung an Lord Palmerston die Frage gerichtet, welches Be⸗ nehmen die englische auf den Fall der Erledigung des spanischen Thrones einschlagen würde. „Die Antwort“, sagt der Faro, „war rasch und kategorisch. Lord Palmerston erwiederte dem Herzoge von Broglie: „„Sollte der spanische Thron erledigt werden, so wird die englische Regierung auf der Stelle den Grafen von Montemolin als König von Spanien anerkennen.““ 8 —Die Fonds sind wieder gewichen. Zproz. 26 ½ G., 5proz. 17 Br.

Gerichts⸗Verhandlungen wegen der polnischen Verschwörung.

Berlin, 4. Sept. In der heutigen Verhandlung trat zunächst der Staats-Anwalt auf, um seinen Antrag zu begründen. Derselbe äußerte im Wesentlichen: Der Gerichtshof habe aus den bisherigen Verhandlungen sicherlich die Ueberzeugung geschöpft, daß hier eine hochverrätherische Verbindung vorliege. Die Frage sei fortan eigent⸗ lich nicht mehr nach dem objektiven Thatbestande, sondern nur nach der Theilnahme der einzelnen Mitglieder an dem Verbrechen. Ueber die Betheiligung der Einzelnen sei noch vielfach ein Schleier gezogen, und durch das Widerrufs⸗System werde versucht, diesen Schleier zu verdichten. Die Gründe des Widerrufs der Angeklagten fänden mit der Zeit immer weniger Boden, für den vorliegenden Fall seien merk⸗ würdig übereinstimmende Aussagen von Angeklagten, die an sehr ver⸗ schiedenen Orten vernommen worden, vorhanden. Die Aussagen Mieroslawski's, Wiesiolowski's und Tyssowski's seien im Wesentlichen gleich. Kommen zu solchen Bezüchtigungen noch Umstände, welche zeigen, daß der Angeklagte sich bei dem Unternehmen betheiligt habe, so werde die Ueberzeugung von der Strafbarkeit desselben befestigt.

Der erste der Angeklagten sei der Dr. Liebelt, ein Mann von Bedeutung, welcher in großem Ansehen unter seinen Landsleuten ge⸗ standen und seinen Enthustasmus für die polnische Sache schon mehr⸗ fach durch die That bewiesen habe. Gegen diesen Angeklagten seien fernere und nähere Verdachtsgründe vorhanden. Es sei gesagt wor⸗ den, Liebelt habe die in Krakau zum Vorschein gekommene Procla⸗ mation ausgearbeitet. Mehrere Personen hätten ausgesagt, daß er zu dem revolutionairen Central⸗Comité gehört habe. Faktisch sei, daß er lederne Beinkleider anprobirt habe, wenn auch nicht nachge⸗ wiesen werden könne, daß hierin eine Zurüstung zur Reise nach Kra⸗ kau liege. Er wolle zu den Thatsachen übergehen, welche bestimmte Handlungen des Angeklagten enthielten. Ueber das Finanz⸗Comité wolle er später genauer sprechen; fest stehe, daß Liebelt Gelder zu Zwecken des demokratischen Vereins nach Frankreich befördert habe. Die Gelder seien an Jakubowski geschickt worden, und Liebelt wußte und mußte wissen, daß Jakubowski ein Centralisations⸗Mitglied war. Später, als die Zeiten kritischer wurden, habe er die Gelder unter erdichtetem Namen an den Professor Milet geschickt, und hier stimme es wieder, daß Mieroslawski, seinem Eingeständniß nach, genau zu derselben Zeit dem Milet eine betreffende Notiz gegeben habe. Ueber die Berathungen, welche zwischen dem Angeklagten und Mieroslawski über den Aufstand stattgefunden, habe Letzterer selbst in der Voruntersuchung genaue Aussagen gemacht. Jetzt widerrufe Mieroslawski seine Aussagen und behaupte: Er habe mit Jemand verhandelt, aber nicht mit dem Angeklagten. Diese Ausrede sei un⸗ glaublich. Bei der Stellung Liebelt's in Posen sei weder anzuneh⸗ men, daß Mieroslawski ihn nicht sollte kennen gelernt haben, noch daß ein Mann, wie Mieroslawski, sich einen Fremden statt des Liebelt sollte unterschieben haben lassen. Ein Umstand von der größten Wich⸗ tigkeit sei die Beziehung des Angeklagten zu dem Architekten Röhr. Bei Röhr sei ein Zettel mit sympathetischer Schrift gefunden, und die Anklage behaupte, diese Schrift rühre von Liebelt her. Es seien vier Sachverständige daͤrüber vernommen worden. Der erste habe klar und fest nach gründlicher Prüfung erklärt, die Handschrift auf dem Zettel rühre von demselben Verfasser her, welcher die anderen ihm vorgelegten Schriftstücke geschrieben habe. Der zweite Sach⸗ verständige stimme in dem Moment, worauf es hier an⸗ komme, mit dem ersten überein, nämlich daß eine sehr große Aehnlichkeit zwischen diesem Zettel und den Liebeltschen Schriftstücken sich finde. Wenn derselbe als Grund des Nichtaussprechens einer be⸗ stimmten Ueberzeugung hinsichtlich der Identität des Verfassers an⸗ gäbe, es sei oft eine Handschrift täuschend nachgemacht worden, so zeige sich hierin nur die Gewissenhaftigkeit des Mannes. Der dritte Sachverständige habe nur Behauptungen aufgestellt, es an Begründun⸗ gen aber überall fehlen lassen. Der vierte habe ganz entschieden er⸗ klärt, die Schriften seien nicht von dersolben Hand. Dieser habe nicht mit der gehörigen Ruhe und Objektivität geprüst, er habe sich gleich mit Eifer auf den Beweis geworfen, daß Liebelt die Schrift nicht geschrieben haben könne. Das Gutachten der beiden ersten Sach⸗ verständigen verdiene schon darum den Vorzug, weil Beide Kanzlei⸗ Beamte 8 welche beständig eine Menge von Handschriften vor

; itten, wie sie unbefangen und leicht im gewöhnlichen Leben geschrieben würden. Die beiden von der Vertheidigung gestellten Sach⸗ verständigen seien Schreiblehrer, welche nur mit Kindern verkehrten und sich gewöhnt hätten, vorzugsweise auf die Regeln der Kalligraphie zu achten. Zu den Schriftzügen trete der Inhalt des Briefes. Es werde darin auf ein Zusammentreffen in Teplitz hingewiesen, und es sei konstatirt, daß Liebelt und Katkowski, an den das dem Röhr mit⸗ gegebene Schreiben gerichtet war, sich am 12. August 1845 zusammen in Teplitz befunden haben. Ob sie einander gesprochen, sei nicht bewiesen. Der Angeklagte habe den Gegenbeweis führen wol⸗ len, aber in einer Art, daß er ihn übergehen könne. Fasse er dies Alles zusammen, so komme er darauf zurück, daß die in der Voruntersuchung gemachten Aussagen Mieroslawski's über den Ange⸗ klagten wahr sein müßten. Es sei ganz undenkbar, daß alle diese Bezüchtigungen sich grundlos auf ein Haupt hätten sammeln können.

Der zweite Angeklagte, Graf Mielzynski, habe selbst gesagt, daß er Mitglied des demokratischen Vereins gewesen. Die Anklage

ehaupte, trotz des Leugnens des Angeklagten, daß er auch Mitglied eblieben sei. Wäre der Angeklagte Mitglied gewesen und aus üßte ge⸗ bieden, so müßte er das Ausscheiden darthun können. Dies sei aber nicht geschehen, und außerdem sprächen viele Punkte dafür, daß er auch später noch mit dem Vereine in Verbindung gestanden. Der Staats⸗Anwalt hebt diese einzelnen Momente hervor und geht dann

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zu dem Angeklagten von Ostrowski über, gegen den er die drei An⸗ klagepunkte hervorhebt: 1) daß derselbe den Ausbruch gewußt; 2 daß er gewußt, die Insurgenten würden sich bei Rogowo konzentri⸗ ren; 3) daß er gehört, der Ausbruch solle an einem bestimmten Tage stattfinden.

Gegen den vierten Angeklagten, Lacki, fährt der Staats⸗Anwalt fort, seien viele Beschuldigungspunkte vorhanden. Lacki sei in Paris gewesen und habe den demokratischen Verein dort kennen gelernt. Heltmann und Mieroslawski hätten sich unter falschen Namen bei ihm aufgehalten. Kurowski habe die schwersten Bezüchtigungen gegen Lacki ausge⸗ sprochen. Derselbe widerrufe jetzt und wolle durch Vorenthaltung ärztlicher Hülfe in der Voruntersuchung zu Geständnissen gezwungen sein. In demselben Athem schildere Kurowski seine Plagen in der Voruntersuchung und bringe ein Zeugniß für das thätige Eingreifen des Arztes, indem er erzähle, er sei zum Verhör gezogen worden, über und über mit spanischen Fliegenpflaster bedect. Kurowski sage ferner, er habe früher nur Unwahrheiten gesagt; diese Unwahrheiten stimmten mit den Thatsachen überein, die jetzigen Aussagen wider⸗ sprächen denselben. Die früheren Aussagen Kurowski's seien ein⸗ fach und wahr. Derselbe habe von Lacki Mittheilungen und Auf⸗ schlüsse über den wahren Charakter des angeblichen Karl Boltan er⸗ halten. Dieser sei kein Anderer als Heltmann gewesen. Auch Mie⸗ roslawski habe sich unter dem falschen Namen Kowalski in Chra⸗ plewo aufgehalten und habe seine Schwester dort hinkommen lassen, welche im Großherzogthum unter ihrem wahren Namen lebe. Habe Lacki gewußt, daß Xavera von Mieroslawska die Schwester des Ko⸗ walski sei, so habe er auch gewußt, wer Kowalski selbst sei. Was nun schließlich das Finanz⸗Comité betreffe, bei welchem alle vier Angeklagten betheiligt erschienen, so habe die Anklage keine bestimmt organisirte Behörde im Auge, sondern eine Anzahl von Personen, die sich zu Geldsammlungen vereinigte. Ein Organismus mit aller Schärfe könne überhaupt bei derartigen Unternehmungen nicht ausgeprägt werden. Die Angeklagten seien zusammengetreten, um Geldsammlun⸗ gen zu veranstalten. Diese Sammlungen habe man mit großer Heim⸗ lichkeit und unter sehr verdächtigen Umständen, wie das Abschneiden der Namen von dem Aufrufe beweise, betrieben. Der Aufruf sei gerade zu der Zeit erlassen, als Lacki aus Paris zurückgekehrt und als man dort den Plan zur Errichtung einer Militairschule gefaßt habe. Ueber dem Finanz⸗Comité bleibe ein Dunkel schweben, aber in den Geldsammlungen liege ein Beweis mit gegen die Angeklagten, und fasse er alle gegen dieselben sprechenden Verdachtsgründe zusam⸗ men, so müsse er gegen Liebelt, Mielzynski und Lacki bei der Anklage verharren und auf die Strafe des Hochverraths antragen. Was Ostrowski betreffe, so sei dessen Bethätigung bei der Versammlung nicht als genügendes Moment anzusehen, um darauf einen Straf⸗ Antrag zu begründen.

Nach diesem Vortrage ergriff Herr Crelinger das Wort zur Ver⸗ theidigung des Angeklagten Dr. Liebelt. Sein Klient seit nicht Mit⸗ glied des demokratischen Vereins gewesen. Die Aussagen von Mitan⸗ geklagten, welche ihn dessen bezüchtigten, könnten nicht als Beweis dienen. Mieroslawski habe seine Kenntniß aus den Berichten im Büreau der Centralisation geschöpft und bei der unzuverlässigen Natur dieser Berichte viel Unwahres gesagt. Die Angaben Wiesiolowski's seien völlig unbeglaubigt, und wenn Tyssowski's Angaben auch beglaubigter erschienen, so sei dieser doch zu vielen wahrheitswidrigen Aussagen durch die Rücksicht gezwungen worden, nicht ausgeliefert zu werden. Mit Recht habe der Staats⸗Anwalt die Anklage in Betreff des Fi⸗ nanz⸗Comité's zurückgenommen. Ein solches Comité habe nie existirt. Dagegen seien einzelne Personen zusammengetreten, um Gelder zur Erziehung der Kinder der Emigranten aufzubringen. Besonders Bu⸗ chowski habe in seiner Stellung als Landschafts⸗Controlleur vielfache Gelegenheit gehabt, Spenden zu fammeln, und diese seien von Lie⸗ belt durch Vermittelung des Remus nach Paris gesendet worden. Auch ein Central⸗Comité, wie es in der Anklage angegeben werde, habe nicht existirt. Die behaupteten Zusammenkünfte und Berathun⸗ gen zwischen Liebelt und Mieroslawski könnten nicht nachgewiesen werden. Die Centralisation habe des Namens eines Mannes wie Lie⸗ belt zu ihren Zwecken bedurft. Nun sei dieser Name willkürlich und ohne dessen Wissen in das Unternehmen hineingezogen worden, und man habe dem Mieroslawski später in Posen eine andere Person als Liebelt untergeschoben. Sei dieser aber nicht mit Mieroslawski zusammen gewesen, so hat er mit demselben auch nicht der Wahl⸗Konferenz beigewohnt. Wenn in Krakau eine Wahl auf ihn gefallen sei, so könne ihn das nicht belasten; eine Uebernahme des Amtes sei ihm nicht bewiesen worden. Ferner hat Liebelt das Schreiben für Katkowski nicht geschrieben. Der Vertheidiger geht hier die Gutachten der Sachverständigen durch und sucht die Folgerungen des Staats⸗Anwalts zu widerlegen. In Betreff der Kompetenz von Schreiblehrern als Sachverständigen hebt derselbe namentlich hervor, wie der Lehrer der Kalligraphie bei seinem Bestreben, die Schüler zu derselben Normalhandschrift hinzuleiten, sein Auge besonders für die kleinen Unterschiede schärfe, welche auch bei der täuschendsten Aehulichkeit von Handschriften immer vorhanden seien. Liebelt habe mit Katkowski nicht in Teplitz gesprochen; er habe keine Zurüstungen zur Reise nach Kraken gemacht, sondern sei bis zum Augenblicke seiner Verhaftung in seinen gewohnten Beschäf⸗ tigungen geblieben. Damit falle aller Verdacht weg, daß derselbe habe nach Krakau gehen wollen, um als Mitglied der revolutionairen Regierung aufzutreten.

Nach Ablauf einer inzwischen eingetretenen halbstündigen Pause führte der Justiz⸗Kommissarius Lewald die Vertheidigung der Ange⸗ klagten Mielzynski und Ostrowski. Mielzynski habe früher dem de⸗ mokratischen Vereine ongehört. Dieser habe seinem Manifeste nach keine verbrecherischen Zwecke verfolgt. Erst seit 1845, wo Mielzynski längst ausgeschieden, sei aus der demokratischen Gesellschaft die kon⸗ spiratorische hervorgegangen, und an dieser habe sein Klient nicht Theil genommen.

Die Verdachtsgründe gegen Mielzynski wegen einer Zusammen⸗ kunft in Miloslaw beruhten lediglich auf einer unzuverlässigen Aus⸗ sage Mieroslawski's. Er trage auf Freisprechung Mielzynski's an.

Gegen seinen zweiten Klienten Ostrowski habe der Staats⸗An⸗ walt selbst keinen Strafantrag gestellt. Es liegen auch keine Beweise

fortige Freilas⸗

der Schuld gegen ihn vor, und er trage auf dessen sof sung an.

Hierauf tritt Herr Martins als Vertheidiger des Angeklagten Lacki auf. Die Reise nach Paris sei unverfänglich; sie stehe im Zu⸗ sammenhange mit einer größeren Reise durch das westliche Europa. Lacki habe Mieroslawski nur unter dem Namen Kowalski gekannt. Er möge denselben immerhin schon früher in Paris kennen gelernt haben, ohne bei der Zahl der neuen Bekaunten seinen Namen zu er⸗ fahren. Das Umherreisen Lacki's bei der Verhaftung enthalte nichts Verdächtiges; derselbe habe als Unschuldiger einer unmotivirten Ver⸗ haftung entgehen wollen. Er trage auf die Freisprechung seines Klien⸗ ten, wenigstens auf Entbindung desselben von der Anklage an. Nach einer kurzen Erwiederung des Staats⸗Anwalts auf die Vorträge der Vertheidiger wurde gegen 3 Uhr die heutige Sitzung aufgehoben.

Fb vsele

Handels- und Börsen-lachrichten. Berlin, den 6. September 1847.

dü⸗ 8 Inlãndische Fonds: Pfandbr ief-, Kommunal- Papiere und Ggeld- Course.

[zt. Brier. Geld. Gem. Brief. Geld. Kur- ¹.Ne. Pfabz. 3 ½ 94 Schlesische do. 35 do. ELt. B. gar. 42.3 Pr. Bk-Anth.-Sch [105 ½ Priedrichsd'or. 13 ¼ And. Goldm. à5 th. 124412 Disconto.

St. Schuld-Secb. Sech. Präm. Sch. K. u. Nm. Schuldv. Berl. Stadt-Obl. Westpr. Pfandbr.

Ausländisoche Fonds.

Russ. Hamb. Cert. Poln. neue Pfdbr. 95 ¾ do. beilIope 3.4. S. do. Part. 500 Fl. 81⅔ do. do. 1. Anl. J0. do. 300 Fl. 97 ¼ doe. Stieglitz 2.4. A Ilamb. Peuer-Cas. do. v. Rothsch. Lat. do. Staats-Pr. Aul. 85 do0. Poln. Schatz 0. Hollund. 2 ½ hInt. 82 do. do. Cert. L. A. Kurb. Pr. 0. 40 Th. 32 40. do. L. B. 200 PFl. Sardin. de. 36 Fr. 9 Pol. a. Pfdbr. a. C. Neue Bad. do95 Fl.

*) Verloosung.

Elsenbahn- Act. ien.

Volleing. Amst. Rott. Arnh. Utr. Berl. Anh. A. do. Prior. Berl. Hamb. do. Prior. Berl. Stett. Bonn-Cöln. Bresl. Freib. do. Prior. Chem. Risa. Cöln- Mind. Cöth. Bernb. Cr. 0 b. Sch. Dresd. Görl. Düss. Elberf. do. Prior. Gloggnitz. Hmb. Bergd. Kiel-Alt. Lpz. Dresd. Löb. Zittau. 4 Magd. IIalb 4 Magd. Leipz. 4 do. Prior. K. Schl. Mk.]4 do. Prior 4 do. Prior. 5 Nrüb. K. Fd. 4 0. Schl. Et. à4 107 B. 106 ¼ G 40. Prior. 4

8

0. Schl. Lt. B. Pts. Mgdb. do. Pr. B. do. do. Rbein. Stm. do. Prior. do. v. St. gar. * Sächs. Bayr. Sag.-Glog. do. Prior. St.-Vohw. do. Prior.

170 ½ n. 100 G. 95 B. 93 ½⅔ B. 101 bz. 100 ¼ G.

85 B. 8

+— * N

Thüringer.

WIhb. (C. 0.) do. Prior. Zarsk. Selo.

—vö—BVB—VVqg

Aaah. Mastr. Berg. Mrk. 50] 84 ⁄¼ 6G.

Berl. Anh. B.45] 106 G. 106 ½ B. Bexb. Ludw.]70 Brieg-Neuss. b

81 ¼ B. 83 G.

Magd. Witt.]- 838 bz.

Meckleub. sd 61½ bz. u. B. 61 G. Nordb. F. W./ 70] 71 ¼˖ bz. u. G. 1 Rb. St. Pr. 70 92 B.

Starg. Pos. 50 83 ½ G.

(Schluss der Börse 3 Uhr.)

Die Course der meisten Eisenbahn -Actien sind heute gewichen, besonders aber Berlin-Hamburger, die auch am Schlufs der Börse of- ferirt bliceben.

Getraide-Bericht. Am houtigen Markt waren die Preise wie falet: Roggen loco russ. 39 Rthlr. bez. nener 50—54 Rthlr. pr. Sept. Okt. 48 ¾ Rthlr. G. . pr. April Mai k. J. 48 Rächlr. G. Hafer 48 /52 pfd. 24 28 Rthlr. - 48pfd. pr. Frühjahr 25 Rthlr. G. Rapps 83 Rthlr. 1“ Rübsen 81 Rthlr. Rüböl loco 11 ¼ Rthlr. bez. Sept. 0Okt. 11 ¼ Rihlr. bez. - Okt. Dez. 11512 41.2¶ Rthlr Spiritus loco 29 ¾ 30 Rthlr. bez. 2 Sept. Okt. 26 ¾¼ Rihlr. G. 8 Frühjahr 25 Rthlr. Bf., 24 ½ G. Nach Roggen auf Lieferung vermehrte sich die Frage, und es wurden bessere Preise geboten, ohne Abgeber zu finden. Spiritus bleibt steigend. Rüböl etwas billiger erlassen.

Berlin, 4. Sept. Weizen ist bei schwacher Zufuhr und unbedeu⸗ tendem Vorrath noch in letztgemeldeter Stellung. Man kann gerade nicht billiger ankommen, es ist aber auch keine reelle Frage dafür, so daß wir mit dem Umsatz fortwährend nur auf den eigenen Bedarf angewiesen blei⸗ ben, welcher mit Zuziehung der ebenfalls kleinen Landzufuhr leicht zu be⸗ friedigen ist. Der meist nominelle Stand heute für weißbunt. poln. 85 Rthlr., bunt. 75 a 80 Rthlr., gelb. märk. 70 a 75 Rthlr.

Roggen stellte sich in loco fast täglich niedriger. Von alter Waare wurden in einem Nothfalle 50 W. vom August zurückgebliebene Lieferungs⸗ waare vom Boden a 38 Rthlr. verkauft; neue 50 a 52 Rthlr. zu kaufen. Abschlüsse zu etwas besseren Preisen kamen auch nur einzeln vor, da selten Jemand bei den gemachten Erfahrungen in weiter ausliegende Unterneh⸗ mungen wieder einzugehen Anstand nimmt. Auf Lieferung pr. Sept./ Okt. 47 Rthlr. für neuen, 38 a 39 ½ Rthlr. für alten, pr. Frühjahr k. J. 47 Rthlr. blieb heute von guten Aufgaben zu machen.

Gzerste wird wenig zugeführt und deshalb höher gehalten, gr. 38 40 Rthlr. zu notiren.

Hafer behauptet die erhöhten Preise, da auch davon wenig eintrifft; in 10 % 26 a 28 Rthlr.; Frühjahr 48pfd. 25 Rthlr., Ersteres nach Quali⸗ tät zu bedingen, Letzteres mit Nehmern.

Erbsen 45 a 48 Rthlr.

Ueber die Kartoffelseuche sind in unseren östlichen Provinzen bedenkliche Gerüchte noch stark im Umlauf, die, wenn sie gleich noch der allgemeinen Bestätigung bedürfen, doch so viel und unzweifelhaft herausstellen, daß der Ausfall jedenfalls kein kleiner sein wird. Für russisches Roggenschrot ist der Begehr zunehmend; eine Folge der Beachtung, welche sich nicht nur bei unseren Landwirthen, sondern auch in weiterer Ausdehnung bemerkbar macht. Daß in Oelsaamen neuerdings etwas gemacht worden wäre, haben wir nicht gehört, wohl aber, daß die Forderungen für Rapps 82, für Rüb⸗ sen 80 Rthlr. gestellt werden, was man nicht bewilligen wollte, so sehr auch eine gute Kauflust im Allgemeinen dafür besteht. Kleesaamen ohne Um⸗ satz, weiß 11 a 15 Rthlr. nach Qualität, roth 10 a 12 Rthlr.

üböl war bei den Anmeldungen am Schlußtermin unter augenblick⸗

lichem Druck, dadurch aber, daß Mehreres abgenommen, versendet wurbe und in feste Hände überging, wurde ein ferneres Sinken der Preise ebannt. Der Markt ist wieder angenehmer, schloß aber heute bei stärkeren nkündi⸗ gungen wieder etwas matter mit folgenden Notirungen: loco 8% . in einem Falle auf Zeit bez., 11 Br., 7 G.; Sept. / Dkt. 11 Rthlr. Br. G.; 3.— ; Nov. . .

u. bez,, 11 ½ G.; Okt./ Nov. 113 Rthlr. G.; Nob. / De 11¾ Rthhr Br., 11* G.; Dez./Jan. 11 1 Rthlr. Br., 118 G.; März/ Aprit 12 Rthlr. Br. u. bez. 8

Leinöl 11 ½ Rthlr.

Mohnöl 24 ½ Rthlr. bez.

Palmöl 14 ¼ 14 ½ Rthlr.