1847 / 260 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ihn eingetragenen Zeichen später in der Lnn

Stelle des neuen Zeichens ein andenes zuc Rechte ist zu führen: Der Beweis jener ältenn 2enhekhg,han Berg 42 die für die⸗ 1) von den Gewerbmeibeng alcher Autoritãt pefäbene Zeichenrollen,

sen Landesches vn der Regierung in Düsseldorf zu revidiren und fest⸗

weelche zuvor den betreffenden Gewerbe⸗Gerichten nie⸗

zustellen und demnächst bei derzulegen sind; den in den übrigen Landestheilen durch die

iben 2) ve n, ben hahenn Gesetzen vorgeschriebenen Ausfertigungen und

Bekanntmachungen.

18.

eenigen Landestheilen, in welchen zur Zeit der ublication des 4½22 -13 uli 1840 ein Schutz der Fabrihzeichen nicht bestand, steht es jedem Gewerbtreibenden frei, die Fabrikzeichen, welche er schon vor dem Tage der Publication Unseres Erlasses vom 28. Mai 1842 bei Eisen⸗ und Stahlwaaren in Gebrauch gehabt hat, binnen einer dreimonatlichen Frist nach Publication der gegenwärtigen Verordnung zur Eintragung in ein be⸗ sonderes Ver eichniß bei dem die Zeichenrolle fuͤhrenden Gewerbe⸗ oder Fa⸗ briken⸗ Gerichte anzumelden. Die Aufnahme in dieses Verzeichniß erfolgt aaf Grund eines Nachweises jenes älteren Besitzes und sichert dem Inha⸗ ber, ohne ihm irgend ein Untersagungsrecht gegen einen Dritten zu geben, den Fortgebrauch der angemeldeten Zeichen, auch wenn diese auf den Na⸗ men eines anderen Gewerbtreibenden in die eigentliche Zeichenrolle eingetra⸗ gen worden. 2 Nach Ablauf der dreimonatlichen Anmeldungsfrist ist das Verzeichniß abzuschließen; dasselbe wird hierauf während einer weiteren zweimonatlichen Präklusiv⸗Frist, welche durch die Amtsblätter sämmtlicher Regierungen der beiden Provinzen zur öffentlichen Kenntniß zu bringen ist, zur Anbringung etwaiger Einsprüche offen gelegt und demnächst von dem Gewerbe⸗ oder Fabriken⸗Gerichte festgestellt. Auf die in dieses Verzeichniß aufgenommenen Zeichen sinden die Vorschriften des §. 8 wegen Uebertragung, Vererbung und Erlöschens der Zeichen⸗Rechte gleichfalls Anwendung.

§. 19.

Alle der gegenwärtigen Verordnung entgegenstehende allgemeine und besondere Vorschriften werden hierdurch aufgehoben, insbesondere 1) die Artikel 72 bis 79 des für die vormals bergischen Landestheile er⸗ angenen Dekrets wegen Errichtung der Fabrik⸗Gerichte vom 17. ezember 1811; 2) die in Betreff der Fabrik⸗Zeichen auf dem linken Rheinufer bestehen⸗ den Vorschriften, a) des Beschlusses vom 23. Nivöse des Jahres IX., b) des Gesetzes wegen der Manufakturen, Fabriken und Werkstätten vom 22. Germinal des Jahres Xl. Art. 16 bis 18, c) des durch das Dekret vom 20. Februar 1810 neu publizirten Re⸗ glements für den Rath der Gewerbverständigen vom 11. Juni 1809 Art 4 bis 9, d) des Dekrets vom 5. September 1810; der Artikel 142 des rheinischen Strafgesetzbuches, so weit er sich auf fälschliche öy. mittelst Nachahmung der Siegel, Stempel oder Marken von Fabrik⸗Unternehmern, Produzenten und Kaufleuten bezieht; x4) der Erlaß vom 28. Mai 1842, wegen einstweiliger Wiederherstellung dder unter 1 bis 3 erwähnten Vorschriften. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrist und beige⸗ drucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Sanssouci, den 18. August 1847.

(L. S.) Friedrich Wilhelm.

85 Prinz von Preußen. HRvon Boyen. Mühler. Rother. Eichhorn. von Thile.

von Saovigny. von Bodelschwingh. Graf zu Stolberg. Uhden. Frhr. von Canitz. von Dües berg.

Provinz Schlesien. Die Regierung zu Oppeln macht in dem dortigen Amtsblatte bekannt, daß in Alt⸗Krzepice im König⸗ reich Polen, welches unmittelbar an das im rosenberger Kreise ge⸗ legene Dorf Wichrau gränzt, die Rinderpest (Löserdürre) ausgebro⸗ chen ist und im Königreich Polen die Gränze entlang bis nach Ga⸗ lizien verbreitet sein soll.

Mhein⸗Provinz. meldet die dortige Zeitung: „Gestern fand der schon lange ausgesprochene Wunsch aller auf dem rechten Rheinufer wohnenden Metzger, einen Viehmarkt am hiesigen MPuatze zu errichten, seine Gewährung. Der Markt wurde eröffnet, und die Zweckmäßigkeit desselben bewies sich sofort auf sehr auffällige Weise. Nahe an zweihundert Käufer, der Mehrzahl nach von Elberfeld, Barmen, So⸗ lingen und Umgegend, so wie von Düren, Jülich, Krefeld ꝛc., hatten sich ein⸗ gefunden, um ihren Bedarf an Schlachtvieh hier zu kaufen. Leider blieb der Wunsch der Mehrzahl derselben unerfüllt, da iheils der Bestand des Marktes für diesen unerwartet großen Zuspruch viel zu gering war, theils aber auch und hauptsächlich, weil der israelitische Feiertag, der bis Sonn⸗ tag Abend spät währte, es nicht möglich machte, daß die israelitischen Kaufleute, in deren Händen sich der größte Theil dieses Handels befindet, den hiesigen, so wie auch irgend einen anderen Markt besuchten. Die Nachsrage nach Schlachtvieh war so groß, daß wohl über hundert Stück noch einen raschen und guten Absatz zu hohen Preisen gefunden hütten. Nicht allein dieser erste unge⸗ mein große Zuspruch von Käufern läßt von dem neuen Viehmarkte ein gün⸗ stiges Resultat erwarten, sondern auch die Lage unserer Stadt, im Mittel⸗ punkte so vieler anderer Städte mit einer übergroßen Bevölkerung, die durch

Eisenbahnen und Dampfschiffe aufs schnellste und billigste zu erreichen ist, stellt für Käufer und Verkäufer das günstigste pioghofium⸗ und wir sa⸗ gen nicht zu viel, wenn wir behaupten, Düsselvorf ist als Centralpunkt ganz dazu geschafeen, den Haupt⸗Markt des ganzen Niederrheins zu bil⸗ den. Es kann hier nie an Käufern fehlen, und das um so mehr, weil alle auf dem rechten Rheinufer wohnende Metzger: in Elberfeld, Bar⸗ men, Solingen, Düsseldorf ꝛc. (über 300 an der Zahl), nicht mehr gewillt die Lv Rheinseite zum Besuch eines Marites zu betreten. ieser

orsatz, von Elberseld aus zuerst angeregt, wird entscheidend die Frequenz des neußer Marktes verringern und zu Gunsten des düsseldorfer Marktes seine Wirksamleit äußern, und an dem nächstkommenden Markttage, welcher wegen des saalaischen Feiertages auf Dienstag den 21. September anbe⸗ 8 i, ürften sich die Folgen dieses Entschlusses schon deutlich genug

eigen.é Die große Bexeitwilligkeit unserer Behörden, allen Wünschen des andeltreibenden Publikums 2 entsprechen, so wie für eine überaus leichte va eha ha. ann esen Sorge zu tragen, ist sehr anerkennenswerth und ann g r sehr wohlthatig auf die Frequenz wirken.“ 95 en: AKönigrei Bundesstaaten. königrei ayern. (A. Z.) Se. Königl. Hoh. der Prinz Karl ist am 13. September von Ischl wi gI. 8 Ser. va. Nachric fel Jichl wieder in München

1 eueren Nachrichten zufolge, gedenkt Se. Durchl. ü Leiningen am 16ten d. in München einzutreffen, 8 8e. zen als Präsident der ersten Kammer bei der bevorstehenden Stände⸗ Versammlung zu übernehmen. Allmälig finden sich schon mehrere Mitglieder der ersten und zweiten Kammer ein.

Am 9. und 10. September hielten die Thierärzte von Ober⸗ Bayern ihre zweite sehr zahlreich besuchte General⸗Versammlung in München. Hatte schon die Gegenwart Sr. Hoheit des Prinzen Eduard von Sachsen⸗Altenburg und noch vieler anderen Honoratio⸗ ren dieser Versammlung ein höheres Interesse Pegeben, so wurde dasselbe noch mehr gesteigert durch die frefflichen Vorträge und Dis⸗ kussionen, dann auch besonders durch die am 10. September Morgens im Artillerie⸗Kasernenhofe an drei großen Hausthüren mittelst Schwe⸗ feläther⸗Narkose vorgenommenen Operationen, welche Hunderte von Zhuschauern herbeigezogen hatten.

77, Den Professorrn an der Kaiserl. Akademie in Wien, Kuppelwi⸗ ser, Führig und Schulz, die in jüngster Zeit zum Besuche in Mün⸗

Aus Düsseldorf vom 14. September

¹

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chen waren, wurhe von den dortigen Künstlern ein kleines Fest berei⸗ tet. Gegenwärtig besindet sich daselbst der Direktor der Akademie in Antwerpen, Baron von Wappers, bekanntlich einer der ersten Mei⸗ ster der neueren helgischen Schule.

„Se. Königl. Hoheit der Herzog Max beabsichtigt noch im Laufe dieses Jahres eine längere Reise zu unternehmen. Die Prinzessin Paul von Württemberg, Schwester Ihrer Majestät der Königin, wird fünftigen Winter in Bamberg zubringen. Se. Majestät der König hat ihr das dortige Schloß zur Verfügung gestellt. Se. Hoheit der Prinz Friedrich von Sachsen ⸗Altenburg wird seiner durchlauchtigen Schwester einen Theil des Winters Gcsellschaft leisten.

„Fürst L. von Oettingen⸗Wallerstein wird am 18ten von Reim⸗ ligcen, wo er sich gegenwärtig besindet, in München eintreffen und während des Landtags wohl die Leitung der Redactions⸗Kommission der Kammer der Reichsräthe wieder übernehmen.

Wie man vernimmt, beabsichtigt das Direktorium der Hypotheken⸗ und Wechselbank demnächst die Actionaire zu einer Versammlung zu berufen, um über ihr Verhalten zu den zu erwartenden etwaigen Bank⸗Konjunkturen zu berathnen.

Königreich Württemberg. (A. Z.) In den letzten Tagen haben drei Landtags⸗Abgeordnete (von Mosthaf, Ege und von Werner) ihr Mandat in die Hände ihrer Wähler zurückgegeben. Sie gehören als Beamte sämmtlich der gouvernementalen Seite der Kam⸗ mer an. Am meisten bedauert man den Rücktritt des Direktors von Werner, eines höchst ebrenhaften Mannes, der, zumal bei der Gesetz⸗ gebung über das Eisenbahnwesen, unstreitig dem Lande die ersprieß⸗ lichsten Dienste geleistet hat. Wer an die Stelle der Abtretenden gewählt werden wird, läßt sich noch nicht bestimmen.

Ihre Kaiserl. Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Thron⸗ folger von Rußland, so wie Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Oldenburg, haben sich von Stuttgart nach Baden begeben, um einen Besuch am Großherzoglichen Hofe abzustatten.

Sfoß herzo gehee Hessen und bei Rhein. Dem Schwäb. Merk. schreibt man aus Darmstadt vom 12. Septem⸗ ber: „In Folge außerordentlicher Anstrengungen der Wahl⸗ Kommission ist doch gestern hier die Wahl der Bevollmächtigten zur Wahl der LeSos, Attesrösesse zu Stande gekommen. Es stimmten 3648 Personen ab, also 148 mehr, als die zur Gültigkeit der Wahl erforderlichen zwei Drittel der zur Wahl altiv Berechtigten. Dage⸗ gen wird nun außer der Stadt Bensheim an der Bergstraße auch noch der Marktslecken Lorsch als solcher genannt, bei welchem keine Wahl von Bevollmächtigten bewirkt werden konnte. In dem unserer Stadt ganz benachbarten Dorfe Bessungen, welches drei Bevollmäch⸗ tigte zu wählen hatte, kam unter diese, außer zweien Gewerbsleuten, der Ober⸗Appellations⸗ und Cassationsgerichts⸗Rath Weyland, eines der entschiedensten ministeriellen Mitglieder der letzten Stände⸗Ver⸗ sammlung.“ 8 Frankreich.

Paris, 14. Sept. Gestern wurde in St. Cloud wieder ein Ministerrath gehalten, in welchem der König den Vorsitz führte. An⸗ wesend waren die Minister Guizot, Duchatel, Hebert, Salvandy, Trezel, Jayr und Herzog von Montebello. Die Königin Christine und der Herzog von Rianzares waren kurz vorher nach St. Cloud gekommen und hatten eine Audienz beim Könige gehabt. Am Sonn⸗ tag Abend war ein Fest im Park von St. Cloud gewesen, welches eine große Menschenmenge herbeigezogen hatte. ie Prinzen von Joinville und Montpensier gingen mit ihren Gemahlinnen nach dem Diner im Park spazieren. Der Herzog von Nemours langte erst ge⸗ stern aus dem Lager von Compiegne in St. Cloud an. Bei der Taufe des Herzogs von Guise hatte derselbe die Stelle des Herzogs von Salerno als Pathe vertreten und seinen jungen Neffen über das Taufbecken gehalten. Sämmtliche in Paris anwesende Minister, der Kanzler und der Groß⸗Referendar der Pairs⸗Kammer, der Herzog von Broglie und Herr Barthe haben bei Gelegenheit der Taufe des Herzogs von Guise an der Königlichen Tafel in St. Cloud gespeist. Man soll mit dem Gedanken umgehen, das einst so berühmte Schloß der Herzoge von Guise auf derselben Stelle, wo es früher stand, nämlich bei dem Städtchen Joinville im Departement der Ober⸗ Marne, wieder herzustellen und damit eine standesgemäße Apanage für den Sohn des Herzogs von Aumale zu verbinden.

Von der Jagd, bei welcher der mehrerwähnte Unfall sich ereig⸗ nete, melden die Regierungs⸗Organe nichts weiter, als daß auf der⸗ selben 41 Rehböcke, 7 Hasen, 117 Kaninchen, 101 rothe und 12 graue Rebhühner geschossen worden.

Der Marschall Oudinot, Herzog von Reggio, Gouverneur des Invalidenhauses, ist gestern Abend gestorben. Es heißt, daß Mar⸗ schall Bugeaud, im Pall er nicht zu bewegen wäre, die Stelle als Kriegs⸗Minister anzunehmen, zum Nachfolger des Marschalls Oudi⸗ not, in dessen Eigenschaft als Großkanzler der Ehrenlegion, er⸗ nannt werden würde.

Nach Berichten aus Oran soll es höchst unwahrscheinlich sein, daß Abd el Kader es wagen würde, seinen Marsch von Taza nach Fez fortzusetzen. „Es scheint“, sagt heute das Journal des Dé⸗ bats, „daß man auf die erste Nachricht die Folgen von Abd el Kader's Marsch gegen die marokkanische Stadt Taza sehr übertrie⸗ ben hatte. Schon der Moniteur algerien hat die Ungenauig⸗ keiten berichtigt, welche in dieser Hinsicht Glauben erlangt hatten. Jetzt führt auch das Echo d'Oran vom 4. September die That⸗ sache, mit der man sich anfangs so viel beschäftigte, auf ihren wah⸗ ren Werth zurück.“ Dieses algierische Blatt sagt nämlich: „Man läßt bereits Abd el Kader als Sieger in den Ebenen von Fez erscheinen. Eine einsache Betrachtung zeigt aber, daß die Ereignisse, aller Wahrscheinlich⸗ keit nach, nicht so rasah gehen werden. Seitdem Abd el Kader seine Zuflucht nach Marokko genommen, stützt er sich auf einen Gebirgsgürtel, der von Kabylenstämmen bevölkert ist, welche seit Jahrhunderten unabhängig sind. Als Schlupfwinkel bietet ihm diese Stellung wohl Sicherheit, aber angriffsweise von da nach außen zu verfahren, dazu kann sie ihm wenig helfen, indem die Verfassung der Völkerschaften selbst, bei denen er sich in Ansehen zu setzen gewußt, dem entgegensteht. Das Innere des Reichs, von Fez bis zum Meere, ist von einem zahlrei⸗ chen Makzen bevölkert, dessen Existenz an die der Scheriffs sich knüpft. Die Kabylen würden nicht auf den abenteuerlichen Zug mit Abd el Kader sich einlassen, und selbst wenn sie es wollten, würde er mit seinen leichten Truppen es nicht wagen, den Bannern des Oberhaupts der Religion entgegen zu marschiren.“)

Die hiesigen Blätter sind heute mit Nachrichten über die fest⸗ lichen und aufrührerischen Bewegungen in Genua, Livorno, Malland, Messina, Reggio u. s. w. angefüllt. Neue verbürgte Thatsachen von en Wichtigkeit werden nicht gemeldet. An der marseiller

örse hieß es am 12ten d., die Engländer hätten eine Landung zu Ancona bewerkstelligt. 8

Der Baron Befaudis, der als außerordentlicher Gesandter in den Plata⸗Staaten war, ist in Paris angekommen.

Es wird versichert, die Regierung werde von der Bank von Frankreich in den beiden nächsten Monaten einen Vorschuß von 50 Millionen Fr. in Billets zu 200 Fr. erhalten, die zur Zahlung der

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Dividende der 5proz. Rente verwendet werden sollten.

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Macon zurückgekehrt.

Die rückgängige Bewegung machte heute an der Börse in allen Effekten weitere Fortschritte; die Spekulanten waren von einem förm⸗ lichen panischen Schrecken in Folge der Nachrichten aus Italien er⸗ griffen; auch hieß es, aus London sei von gestern eine niedrigere No⸗ firung der Consols eingetroffen, und es hätten dort wieder mehrere bedeutende Bankerotte stattgehabt. Das römische Anlehen wich um pCt., auf 96 ½. In neapolitanischen Fonds kein Geschäft.

x Paris, 14. Sept. Der Preßprozeß gegen die Gazette de France aus Anlaß eines Artikels, in welchem sie die Regierung für die Ermordung der Herzogin von Praslin hatte verantwortlich machen wollen, ist nun definitiv entschieden und hat in ganz anderer Weise geendet, als man nach der am 7ten erfolgten Freisprechung der Democratie pacifique, wenigstens von Seiten der Oppositions⸗ blätter, geglaubt hatte. Die Gazette de France war bekanntlich am 7ten in der Person ihres verantwortlichen Geschäftsführers, Herrn Durand, par déêfaut zu einem Jahre Gefängniß und 3000 Fr. Geld⸗ strafe verurtheilt gewesen, hatte aber gegen dieses Urtheil Opposition eingelegt, und gestern erschien denn der genannte Geschäftsführer vor dem Assisenhofe, vertheidigt durch den Advokaten Herrn Dufougerais, während der General⸗Advokat, Herr Bresson, im Namen des öffent⸗ lichen Ministeriums das Wort führte. So kam es denn zur kontra⸗ diktorischen Verhandlung. Das Raisonnement des Vertheidi⸗ gers ging hauptsächlich darauf hinaus, daß die Geschwore⸗ nen den Artikel der Gazette de Franee nicht verurtheilen könnten, nachdem sie den allerdings weit heftigeren der Democratie pacifique freigesprochen hätten. Bemerkenswerth war in seiner Rede auch der Umstand, daß er behauptete, Herr Granier de Cassagnac dessen Namen er jedoch nicht nannte, indem er den Mann nur im Allgemeinen als Trafiquant bezeichnete, der mit einem gewissen Thea⸗ ter⸗Privilegium Handel getrieben habe sei, trotzdem daß mehrere förmliche Denunciationen gegen denselben vorlägen, mit einer Sen⸗ dung auf Staats⸗Kosten nach Italien geschickt worden. Der Gene⸗ ral⸗Advokat, Herr Bresson, erklärte diese von mehreren Oppositions⸗ Blättern gebrachte Angabe, auf welche sich auch der Vertheidiger der Gazette de France stützte, für lügenhaft. Die Bemühungen des Vertheidigers waren vergeblich. Nach kurzer Berathung von nur zehn Minuten erklärten die Geschworenen die Gazette de France der beiden Punkte der Anklage, nämlich des Vergehens des Angriffs auf den öffentlichen Frieden und der Aufforderung zu Haß und Verachtung der Regierung des Königs, für schuldig, und

der Gerichtshof verurtheilte sofort den Geschäftsführer zu drei Mo⸗

naten Gefängniß und 2000 Fr. Geldstrafe und befahl außerdem die Vernichtung aller in Beschlag genommenen Nummern der Gazette de France, welche den angeschuldigten Artikel enthielten. Jeder⸗ mann fragt natürlich, wie man sich dieses verschiedene Verfahren im Urtheile über zwei Blätter von Seiten der Geschworenen erklären solle. Offenbar wirkten dabei besonders die Antecedenzien der Ga⸗ zette de France, ihre ganze seit Jahren befolgte Politik, ihre auf Herbeiführen einer neuen Umwälzung gerichtete Tendenz und ihre zweideutige Haltung, von der man nie recht weiß, ob sie mehr legi⸗ timistisch oder mehr jakobinisch ist, vorzüglich dazu mit. Die De⸗ mocratie pacifique hatte zwar im fraglichen Falle noch größere Heftigkeit bewiesen, allein im Allgemeinen ist sie doch sonst nicht über eine gewisse Gränze der Mäßigung hinausgegangen; sie gilt für ein Blatt, das keinen gewaltsamen Umsturz der bestehenden Ordnung bezielt, und darin fanden die Geschworenen wahrscheinlich die Beweggründe, für eine augenblickliche Verirrung um so mehr Nachsicht eintreten zu lassen, als sie wenige Tage zuvor erst derselben eine Lection gegeben hatten durch Verurtheilung für ein Feuilleton, dessen Inhalt als eine Sittenverletzung strenge Ahndung erheischte. Der Gazette de France kamen alle diese Umstände nicht zu statten; ihr System, ihre Taktik sind zu allgemein bekannt und wurden vom General⸗ Advokaten Bresson auch klar entwickelt, so daß die Geschworenen, ohne an die vom Vertheidiger des Blattes geltend gemachte Schluß⸗ folgerung der Unmöglichkeit der Verurtheilung nach der Freisprechung der Democratie pacisique sich zu kehren, ihr. Schuldig aus⸗ sprachen. Wie wenig die Gazette de France Sympathieen er⸗ regt, wie sie mit ihrem Redacteur, dem Abbé von Genoude, ganz vereinzelt dasteht, beweist die Thatsache, daß selbst die anderen Oppositions⸗ Blätter nichts mit ihr gemein haben wollen, stets in Händeln mit ihr liegen und es nicht einmal der Mühe werth fanden, des Streites Erwähnung zu thun, noch viel weniger für ihn Partei zu nehmen, den der Abbé von Genoude mit dem Pistus angeknüpft hat, indem er zu Provins und Plessis, wo er begütert 5 die Zahlung der Steuern verweigerte, weil diese nicht von einer durch alle Steuer⸗ pflichtigen, d. i. nach dem allgemeinen Stimmrechte, gewählten Na⸗ tional⸗Versammlung bewilligt seien. Der Abbé hatte dem Fiskus

lange elrabe und ihn förmlich herausgefordert, indem er beständig

wiederholte, derselbe werde es nicht wagen, zu einer förmlichen Aus⸗ pfändung seines Mobiliars und zu Verkauf desselben zu schreiten. Aber an demselben Tage, wo die Gazette de Franece hier vor

dem Assisenhofe verurtheilt wurde, sollte auch zu Plessis das Gesetz

gegen ihn seinen ganzen Vollzug finden. Am 11ten Abends erhielt er die Anzeige, daß der Präsident des Civil⸗Tribunals zu Provins

den Steuereinnehmer zu Fortsetzung der Zwangsmaßregeln gegen ihn ermächtigt habe und also am 13. Mittags zum Verkauf seiuer Mö⸗ Der Abbé erzählt selbst in einem langen Schreiben an die Gazette de France, daß

bel und seiner Gemälde geschritten werden solle.

um 8 Uhr Morgens schon die Huissiers und die Gendarmen zu

Plessis, wo er persönlich sich befindet, angekommen und Schlosse

von Provins mitgebracht, um die Thüren zu öffnen, weil man Dieser erfolgte jedoch nicht. Unter den verkauften Gegenständen befand sich auch der Speisetisch des Herrn von Genoude, an welchem er so eben noch mit einigen Personen von Provins gefrühstückt hatte. Er hatte anfangs geglaubt, zr. Effekten verkaufen, als den Betrag

geglaubt, er werde Widerstand leisten.

man werde nur für 1200 F. te k dessen, was er an Steuern zu Plessis selbst schuldete. Allein auch

die Stener⸗Einnehmer der anderen Gemeinden, wo er steuerpflichtilg ist, kamen und verlangten Bezahlung der verfallenen Quoten, und so

sind denn, wie Herr von Genoude behauptet, auf willkürliche, also

ungesetzliche Weise, für nahe an 7000 Fr. Effekten verkauft worden. Er begründet die Behauptung der Ungesetzlichkeit darauf, daß die Steuer⸗Einnehmer der anderen Gemeinden vorher keine Reclamation irgend einer Art erhoben und ihm anch keine vorgängige Anzeige 8 Er habe daher gegen ihre Ansprüche und gegen den Verkauf protestirt, seine Protestation dessen Händen sie übergeben, und er erklärt, Berufung gegen dieses ungesetzliche Verfahren ergreifen zu= seines langen Schreibens kömmt der Abbé wie-⸗ der auf seine Theorie zurück, kraft welcher er aufs neue die Steuer⸗

verweigerung als das einzige Mittel zur Vermeidung einer Revolu 9 8

von ihrem jetzigen Schritte gemacht hätten. vor dem Huisster unterzeichnet,

wollen. Am Schlusse

tion und zu Erlangung der Wahl⸗ und Parlaments⸗Reform erklärt

Bis jetzt hat er aber mit seiner Theorie noch wenig Proselyten ge⸗ 8

macht.

Pairs⸗Kammer schon so viel

Herr von Lamartine ist am 10ten d. M. von Marseille nach

gondon, 13. Sept.

den Artikel über den gusspans in Calabrien.)

Malta und aus dem

Was den oben erwähnten Verkauf eines Theater⸗Privilegiums betrifft, welcher seiner Zeit in der Deputirten⸗Kammer und in der zu reden gab, und wovon besonders auch

der Redacteur der Presse, Herr Emil von Girardin, viel geschrie⸗

ben, um seine Angriffe gegen das Ministerium darauf zu stützen, so wird diese Sache nun doch gerichtlich untersucht, da der General⸗

Prokurator, Herr Delaugle, selbst die ersten Schritte dazu bereits eeingeleitet hat. Ob übrigens Aufhellung der Wahrheit so leicht mög⸗

lich ist, nachdem Herr Granier de Cassagnac, der bekanntlich eine Hauptrolle dabei gespielt haben soll, den französischen Boden verlassen und nach Italien sich gewendet hat, ist noch sehr zweifelhaft. Der andere

Prozeß, zu welchem die Instruction eben eingeleitet wird, betreffend die

von dem früheren Divisions⸗Chef Lasalle im Kriegs⸗Ministerium laut der rhobenen Anschuldigungen verübten Bestechungsakte, scheint einen er höchsten Beamten des Kriegs⸗Ministeriums bloßstellen zu sollen. Man versichert, die Enthüllungen, welche bereits vorlägen, gäben die Gewißheit, daß dieser hohe Beamte die strafbaren Ae des Lasalle

gekannt und, wenn auch nicht daran Theil genommen, doch geduldet

habe, der Sohn dieses hohen Beamten aber selbst der direkten Theil⸗ nahme daran bezüchtigt sei. Dagegen herrscht in Betreff der De⸗ nunciationen, welche der bekannte Warnery gegen den Kriegs⸗Minister gemacht hat, die Ansicht überall vor, daß es ihm unmöglich fallen erde, dieselben als begründet nachzuweisen, und daß er daher am Ende sich selbst eine Grube gegraben habe. Der frühere Kriegs⸗ Minister, General Moline de Saint⸗Yon, giebt heute in öffentlichen MMäiser⸗ eine sehr bestimmte Erklärung, welche die auch gegen ihn von Warnery erhobenen Anschuldigungen auf Nichts zurückführt.

Großbritanien und Irland.

1 Die Abreise Ihrer Majestät der Königin von Ardverekie ist, wie der Standard mittheilt, jetzt auf nächsten Freitag den 17ten festgesetzt. Die Königin wird die Rückreise bis Fleetwood zu Wasser machen und von hier ohne Aufenthalt sich di⸗ rekt per Eisenbahn nach Osbornehouse begeben.

Der Times wird aus Paris geschrieben, daß die Zurückberufung und Wiedereinsetzung Espartero's in alle seine Würden der französi⸗ schen Regierung sehr unwillkommen sei, weil sie glaube, daß er bald an die Spitze der Staatsgeschäfte treten werde.

Die ansehnliche hiesige Firma Gower, Nephews und Comp. hat mit einem Passivstande von etwa 800,000 Pfd. St., worunter 600,000 Pfd. St. Wechselschulden sind, ihre Zahlungen eingestellt. Sie soll durch verkehrte Speculationen in Eisenbahn⸗Actien, so wie durch einen glasgower Bankerott, sehr bedeutend eingebüßt haben.

Nachrichten aus New⸗York mit dem Paketboote „Yorkshire“ sind nur um einen Tag neuer, nämlich vom 16ten v. M. Am ö6ten v. M. hatte man zu New⸗Orleans Berichte aus Veracruz vom 2ten v. M., die also nicht weiter reichen, als die direkten. Die Einnahme Merxiko's bestätigt sich keinesweges; man glaubte indessen, daß Gene⸗ ral Scott Anfangs August dahin aufbrechen werde. Wie es scheint,

ist an ein friedliches Einrücken in die Hauptstadt nicht zu denken.

Italien.

Neapel, 28. 20 (A. Z.) Die plötzliche Ankunft des Gra⸗ fen von Bludoff als außerordentlicher Gesandter Rußlands, das Er⸗ scheinen eines russischen Kabinets⸗Couriers und noch einige andere Umstände haben hier zu dem Gerüchte Veranlassung gegeben, daß der Kaiser Nikolaus mit dem Könige beider Siecilien in Bezug auf die italienischen Verhältnisse einen Schutz⸗Traktat abgeschlossen habe. Einen betrübenden Eindruck machte hier die Nachricht von dem in Palermo entdeckten (und bereits erwähnten) Komplott, wobei nea⸗ politanische Artillerie⸗Offiziere kompromittirt sind und unter diesen einer, dem der König noch vor kurzem in Palermo Beweise der wohlwollendsten Gesinnungen gegeben hat. Die Sache ist der streng⸗ sten Untersuchung überwiesen, und in der vorletzten Nacht brachte ein Königliches Dampfschiff 75 Soldaten des genannten Regiments nach Neapel, welche unter starker Bedeckung auf das hiesige Kastell S. Elmo abgeführt wurden. Auch Bürger von Palermo sind darin verwickelt. Ba⸗ sis und Zweck dieser Umtriebe sind noch nicht hinlänglich bekannt. Je⸗ denfalls sieht es mit der Einheit Italiens, wenn man Sicilien auf alle Weise davon loszureißen sucht, noch sehr mißlich aus. Uebrigens herrscht in Neapel vollkommene Ruhe, die prachtvolle Illumination eines gan⸗ zen Stadtquartiers, wo Hundertausende von bunten Lampen, große Gerüste mit Figuren, Gemälden, Laub und Blumengewinden des reichen phantastischen Schmucks der Kirchen⸗Portale gar nicht zu ge⸗ denken die Straßen zieren, deren ferne Perspektive der flammen⸗ speiende und lavaströmende Vesuv in prachtvollem Mondglanze bildet, lockt die ganze Bevölkerung heran, welche friedlich und harmlos um⸗ herschlendert. Einen schönen, originellen Effekt macht die Decoration einer engen Straße mit mächtigen, frisch abgeschnittenen Palmenbü⸗ scheln, unter deren oben sich an einander neigenden Blättern, die mit zierlichen rothen, blauen und gelben, guirlandenartig verschlungenen Lampenketten geschmückt sind, die Volksmasse fröhlich staunend sich drängt. 1

Neapel, 4. Sept. (A. 3.) In Messina haben sehr unru⸗

hige Auftritte stattgefunden, deren nähere Umstände aber noch nicht genug bekannt sind, um sie sogleich zu veröffentlichen. Es hat einen rgen Zusammenstoß des Volks mit den Königlichen Truppen und auf beiden Seiten Todte und Verwundete gegeben. Der Komman⸗ dant Landi blieb auf allen Punkten Meister. Die Telegraphen brach⸗ ten die Nachricht herüber, und bis heute sind zwei Regimenter aus der Hauptstadt auf Dampfschiffen hinübergeschickt (das achte Regiment nd die Pioniere). Die Truppen wußten nicht, wohin die Reise ging. Alles wurde mit Ordnung und Schnelligkeit bewerkstelligt. dieß⸗ Nacht ist der Bruder des Königs, Prinz Luigi, Graf von Alanila, mit wei Bataillonen von der Marine nachgereist. In Reggio hat es benfalls als Reflexr unruhige Scenen gegeben, jedoch ist die Ruhe auch dort hergestellt. Ganz ungegründet ist das Gerücht, daß der Aufstand sich bis Catanzaro und Cosenza verbreitet habe und eine Revolution auch in Apulien ausgebrochen sei. (Vergl. unten ri Mit den Räu⸗ nichts zu schaffen; General Statella ie. An Siciliens Küsten sollen sich von n „Adriatischen Meer herübersteuernd viele engli⸗ sche Schiffe, zum Theil Kriegsschiffe, gezeigt haben. In den nächsten Tagen erwarten wir hier auch noch das vierte Schweizer⸗Regiment aus Gaëta. Der König ist aus Quisisana in die Residenz zurückge⸗ kehrt und leitet Alles mit eigener Hand. - Am Mittwoch Abend zog ein bewaffneter Trupp junger Leute, inen fanatischen Mönch mit einer Trikolorfahne an der Spitze, lär⸗ nend und schreiend durch die Straßen Messina's, insultirte das Mi⸗ itair und schoß auf dasselbe. Zwei Söhne von Gerbern machten sich TIe.e.e besonders bemerkbar. Obschon die Revolution . G ends angesetzt war viele Messinesen hatten davon eden gehör Heüaen die Sache für Scherz gehalten so war doch nicht genug Militair auf einem Punkt vorhanden, um der Sache so⸗ gleich Meister zu werden. Am onnerstag wiederholte der Ver⸗ uch, es kam zu einem Gefecht; 19 ke sch 8 * beklagt den Lafe htz sogar mit Kanonen wurde geschossen, und man beklag n Tod von einigen wackeren Leuten unter den Königlichen Truppen. Ein Theil des Haufens mit den Rädelsfüh⸗ ern ergriff die Flucht. Wie in Neapel, scheint es auch in Viefihe und in ganz Sicilien zu sein: junge Brauseköpfe sind die Malcon⸗ tenti. Männernamen von bedeutungsvollerem lang hört man noch

betn hat dieses neue Ereigni macht die besten Fortschritte.

v1“ 1831 2 un— nicht als dabei betheiligt nennen; indeß sind ein paar sieilianische Für⸗ stensöhne unter den Verschworenen. Briefe, welche so eben eintreffen, bestätigen die Wiederherstellung der Ruhe. In Palermo fand ein Brodkrawall wegen einer neuen Bäcker⸗Taxe statt.

Ein Korrespondent der Allg. Zeit. giebt aus den Berichten über den calabresischen Aufstand, deren Veröffentlichung in Rom nicht gestattet wurde, weil der Papst nicht wünschte, daß die dortigen Blätter sich mit den neapolitanischen Angelegenhezten beschäftigen sollten, nachstehenden Auszug mit dem Bemerken, daß diese Nachrich⸗ ten von einem namhaften, aus Neapel zurückgekehrten Manne her⸗ rührten:

„Der calabresische Aufstand verbreitet sich; bereits beherrscht er die ganze Provinz und zieht sich selbst nach den gebirgigen Bezirken des an⸗ gränzenden Apuliens hinüber. Die Anzahl der Insurgenten läßt sich nicht mit Genauigkeit angeben, sie steigt aber auf mehrere Tausende, welche in kleine Compagnieen getheilt und als Guerillas organisirt sind. Dieser zählt man gegen 300. Unter den Aufrührern befinden sich Männer jeden Alters und jeden Standes. Ihre Provisionen bezahlen sie regelmäßig. Sie ver⸗ öffentlichen auch ein Journal, welches von ihren Bewegungen und Opera⸗ tionen Rechenschaft giebt; es führt den Titel: „Bülletin der Armee von Calabrien“ (Bolletino dell' ormata di Calabria). Die Guerillas ziehen sich gegen Abend beim Signal von Naleten, die ihre Anführer anssteigen jassen, in den Gebirgen zusammen, aus denen sie gegen Morgen auf die Königlichen Truppen hervorbrechen. Letztere sind größtentheils Gendar⸗ men, nachdem die Linientruppen auch durch häusige Desertionen klar ihre Abneigung gegen derlei Kämpfe an den Tag gelegt haben. Ueberdies fürch⸗ tet das Gouvernement auch eine Korrespondenz zwischen den Linientruppen und den Aufrührern, indem bei der Vertheilung derselben unter die Gen⸗ darmerie jene von den sicheren Schüssen der Guerillas verschont blieben, und diese alle Unkosten des Kampfs allein bestreiten mußte. Wenn bei die⸗ sen Kämpfen einer der Insurgenten tödtlich verwundet niedersinkt, so ziehen seine Gefährten vor, ihm das Leben auf eine weniger schmerzhafte Weise abzukürzen und ihn so den Mißhandlungen der Gendarmerie zu entreißen. Die Guerillas haben auch an einem der Richter, die in Cosenza die Brü⸗ der Bandiera und ihre Gefährten im Juli 1843 zum Tode verurtheilt hat⸗ ten, Rache genommen. In Neapel selbst hat die Polizei im Lause des Monats August gegen 800 Verhaftungen vorgenommen, und dies fast aus⸗ schließlich in dem Mittelstande. Verschiedene andere Individuen haben sich auf fremde Schiffe gerettet.“

Gerichts⸗Verhandlungen wegen der polnischen Verschwörung.

Berlin, 17. Sept. Die heutige Sitzung, in welcher 8 An⸗ geklagte vernommen werden, beginnt mit der Vernehmung des Ange⸗ klagten Romnald von Gozimirski. Derselbe ist 29 Jahre alt und besitzt das Gut Koldrab. Mit dem Mitangeklagten von Ilowiecki in freundlichem Verkehr stehend, erfuhr er zu Anfang 1846 von diesem, daß eine Revolution ausbrechen werde, und sagte selbst seine Mitwirkung zu. Demgemäß gab Gozimirski seinem Bruder Onuphrius, dem er mittheilte, was er von Ilowiecki erfahren hatte, den Auftrag, Blei und Pulver zu kaufen. Letzterer kaufte auch wirklich 5 Pfd. Blei und 2 Pfd. Pulver, und Beide gossen darauf in dem Zimmer des Onuphrius mehrere Tage hindurch Kugeln und fertigten sogleich Pa⸗ tronen an. Als auf den benachbarten Gütern Haussuchungen vorge⸗ nommen wurden, suchte Onuphrius jene Gegenstände auf die Seite zu bringen; man fand sie später theils in Gerölle versteckt, theils im See versenkt, theils vergraben. x

Der Angeklagte leugnet, daß er durch Ilowiecki etwas von einer Revolution erfahren habe; Alles, was in dieser Beziehung in den Protokollen der Voruntersuchung enthalten, sei zum Theil daher ent⸗ standen, daß ihm sein Inquirent dies so mitgetheilt habe. Auch seinem Bruder habe er nichts von einer Verschwörung gesagt; das Pulver und Blei habe er durch denselben fün die Jagd A lassen; was sie gegossen, seien Rehposten gewesen. An Zusammenkünften, welche Ende Januar und Anfang Februar bei Ilowiecki zu Recz stattgefun⸗ den, habe er nicht Theil genommen.

Onuphrius aon Gozimirski, des Vorigen Bruder, ist 23 Jahre alt. Nachdem er 1844 das Gymnasium als Sekundaner verlassen, hielt er sich ohne bestimmte Beschäftigung bei Verwandten, und ins⸗ besondere bei seinem Bruder Romnald auf, der ihn denn auch, wie bereits bemerkt, von der Existenz einer Verschwörung und den Plänen der Verschworenen in Kenntniß setzte. Was er in Gemeinschaft mit diesem für die Verschwörung that, ist schon erwähnt worden.

Auch dieser Angeklagte leugnet, von einer Verschwörung etwas gewußt zu haben; wenn von einer Revolution gesprochen wor⸗ den, so habe er darunter nur eine Revolution im Königreich Polen verstanden. Seine Aussage in der Voruntersuchung sei nicht richtig, und er klage sich an, durch dieselben seinen Bruder und dessen Fami⸗ lie ins Unglück gestürzt zu haben. Das Pulver habe er gekauft, aber nicht zu revolutionairen Zwecken, und versteckt habe er dasselbe in

FSocge seiner Unbesonnenheit, als die Haussuchungen in der Nähe statt⸗

gefunden.

Hierauf wird der Angeklagte Johann Krotkiewski vernommen. Derselbe ist 29 Jahre alt, war zuerst Wirthschaftsschreiber im Dienst verschiedener Gutsbesitzer des Königreichs Polen und kam im Jahre 1844 in das Großherzogthum Posen herüber, wo er als Brennerei⸗ und Wirthschafts⸗Inspektor bei dem Mitangeklagten Ilowiecki ein Unterkommen fand. Die Theilnahme des Angeklagten an der Ver⸗ schwörung geht aus mehreren Umständen hervor. Jlowiecki nannte demselben den Romnald von Gozimirski als einen Mitverschworenen. Dem Schulzen Osinski aus Recz, welcher die Klassensteuer erheben wollte, sagte Krotkiewski gegen Neujahr 1846: „Sie pressen uns mit Abgaben, wir müssen uns Alle, Edelleute, Bürger und Bauern, die Hand reichen und losschlagen; nach gewonnener Sache wird Je⸗ der ein Stück Land erhalten“ und zahlte die Klassensteuer nicht. Außerdem that er gegen den Klempnermeister Graff aus Gnesen, den Brenner Popowski und den Maurer Hörischke Aeußerungen, welche auf die Revolution Bezug hatten; zu dem Letzteren, welcher ihm er⸗ zählte, daß ein Deutscher sich in Kujavien angekauft, sagte er: „das deutsche Hundeblut hat das Dorf gekauft, das deutsche Hundeblut muß man abzapfen.“ Ferner rüstete sich auch der Angeklagte zu dem beabsichtigten Aufstande. Im Herbst 1845 tauschte er von dem Mit⸗ angeklagten Franz von Gozimirski ein paar Pistolen ein; ließ zu die⸗ sen Pistolen einen eisernen Ladestock fertigen und eiserne Haken an demselben befestigen, damit er sie an dem Gurt anhängen könne. Nach Neujahr bestellte er sich bei dem Schmied Kabaszynski drei Kugelzieher zu Flinten und drängte denselben tagtäglich, dieselben fer⸗ tig zu machen. Auch übte er sich mit den Pistolen häufig nach der Scheibe zu schießen, ritt sich Anfang Februar 1846 eine Stute zu und ließ sich von dem Riemer Schulz zu Recz zwei. Mantelsäcke an⸗ fertigen. Endlich goß er nicht selten Kugeln und nahm an den Ver⸗ sammlungen zu Recz Theil, denen auch Malczewski beiwohnte. Als am 12. Februar 1846 sein Prinzipal Ilowiecki nach Posen gereist war, eilte ihm Krotkiewski am 13. nach, unstreitig in der Absicht, um dem⸗ selben die Verhaftung Mieroslawski's, die am 12. zu Swiniary erfolgt war, mitzutheilen.

Bei seiner Vernehmung leugnet der Angeklagte jede Theilnahme an der Verschwörung und bestreitet, irgend welche auf eine Revolu⸗ tion Bezug habende Aeußerungen gegen die in der Anklage erwähn⸗ ten Personen gethan zu haben. Die Klassensteuer habe er nicht be⸗ zahlt, weil es an Geld in der Kasse gefehlt, und den Maurer Hö⸗

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Seenaeeexeee] rischke kenne er gar nicht. Eine Flinte und vier Pistolen habe er besessen, und zwar habe er zwei der letzteren von Gozimirski einge⸗ tauscht. An seine zwei ersten Pistolen habe er sich die Haken und zu⸗ leich Ladestöcke machen lassen; auch daß er sich Kugelzieher bestellt, fe richtig; was er aber dabei gesprochen, dessen erinnere er sich nicht mehr. Im Schießen habe er sich geübt, er habe aber nicht sowohl nach der Scheibe, als nach Vögeln geschossen. Die Mantelsäͤcke habe er sich bestellt, weil er als Wirthschafts⸗Inspeltor häufige Reisen zu Pferde hätte machen müssen. Kugeln habe er nur einmal gegossen. In Recz habe er in der letzten Zeit meist nur Verwandte Ilowiecki's, auch Adolph von Malczewski gesehen. Nach sei er seinem Herrn nachgereist, weil derselbe, der ihm den Au trag ertheilt, Wei⸗ zen reinigen zu lassen, vergessen habe, zu sagen, wohin derselbe ge⸗ bracht werden solle, und da er bei Bojanowski auf Laskowo erfah⸗ ren, daß die dort verweilende Frau Jlowiecki's krank sei, habe er auch diese Nachricht seinem Herrn überbracht. Die Zeugen: Klemp⸗ ner⸗Meister Graff, Schmied Kabaszyünki, Schirrknecht Jahnke und

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Voigt Janiewski beziehen sich im Allgemeinen auf ihre früheren, die 8

Anklage bestätigenden Aussagen; der Koch Gasiorowski dagegen bleibt nicht mit seinen früheren Aussagen in Uebereinstimmung, indem er dieselben theils widerruft, theils modifizirt. Mehrere Zeugen waren nicht erschienen; daher werden ihre Aussagen verlesen.

Hierauf erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Anton Grzy⸗ bowski. Derselbe ist 28 Jahre alt und im Königreiche Polen ge⸗ boren. Nachdem er als Wirthschafts⸗Schreiber bei mehreren polni⸗ schen Gutsbesitzern gedient, trat er im Jahre 1844 nach Preußen über und fand bei dem Mitangeklagten Ilowiecki als Wirthschafts⸗ schreiber auf dessen Gute Wenecya ein Unterkommen. Derselbe pflegte öfter von der polnischen Revolution zu sprechen, sowohl von der frů⸗ heren, als auch in ganz bestimmten Ausdrücken von einer, die jetzt im Gange sei, und äußerte sich in dieser Beziehung zu dem Voigt Janiewski, dem Wirthschaftsschreiber Tomaszewski, dem Schirrknecht Jahnke, dem Kutscher Kwiatkowski und dem Koch Gasiorowski, na-

nentlich sagte er: „Alle müßten mitgehen, und wer nicht mitgehe,

werde eine Kugel vor den Kopf bekommen.“ Außerdem traf er auch Vorbereitungen zu dem Aufstande. So ließ er sich eine große Kan- dare bei dem Schmied Kabaszynski zurecht machen und sagte auf

dessen Bemerkung, daß zu 8224 Kandare ja ein ungeheures Pferd sein müsse: er werde auch ein solches haben; dann ließ er einen Zaum an diese Kandare und einen Mantelsack anfertigen. 1

Der Prinzipal des Angeklagten nämlich, Andreas von Ilowiecki, wollte mit allen seinen Leuten, zum Theil beritten, zu dem Heer der Insurgenten stoßen. ”“

Auch Grzybowski will von einer Revolution nichts gewußt und nichts davon gesprochen haben. Die in der Anklage enthaltenen Aeußerungen stellt er entschieden in Abrede. Die Kandare habe er sich zurechtmachen lassen, aber Eile habe die Sache nicht gehabt. Einen Mantelsack habe er sich nicht bestellt.

Die Zeugen, welche bei dem vorigen Angeklagten bereits ge⸗ nannt sind, bleiben, mit Ausnahme Gasiorowski's, bei ihren früheren, den Angeklagten gravirenden Anssagen stehen. 1ee

Die Angeklagten Joseph Szrayber und Franz von Gozimirski werden hierauf gemeinschaftlich vorgerufen.

Joseph Szrayber ist 32 Jahre alt, nahm an dem polnischen Revolutionskriege Theil und fand bei Ilowiecki als Verwalter des Gutes Wenecya ein Unterkommen. Mit ihm zugleich befand sich dort

ein Verwandter Ilowiecki's, Franz von Gozimirski, welcher die Bren⸗ 8

nerei leitete. Der Angeklagte nahm an den Versammlungen zu Recz Theil; dennoch und trotz seines sonstigen vielfachen Verkehrs mit Ilo⸗ wiecki und den Brüdern Malczewski, und obgleich die Kinder in der Schule sich erzählten, die Deutschen sollten gespießt werden, leugnete derselbe, von einer Verschwörung irgend etwas erfahren zu haben. Für seine Betheiligung an der Verschwörung aber sprechen mehrere Umstände. Er sprach mit dem Maurer

und traf selbst Vorbereitungen zu einem bewaffneten Aufstande⸗ So kaufte er im September 1845 sich eine zweite Doppel⸗ flinte, eine Kugelbüchse und einen Kavallerie⸗Säbel und übte ich seit jener Zeit mit Franz von Gozimirski fleißig im Schie⸗ 8* Anfangs Februar ließ er zu Bromberg 35 und zu Znuin 18 Pfund Blei kaufen, seiner Angabe nach, um dasselbe zur Reparatur von Brennerei⸗Utensilien zu gebranchen;z während in dem Winter jenes Jahres gar keine Reparaturen vorgenommen wurden, zu solchen auch nur wenig Blei erforderlich ist. In der That hatte er das Blei auch nur angeschafft, um Kugeln daraus zu gießen. Dies that er in Gemeinschaft mit Gozimirski des Nachts, nachdem er den Ofen in dem Wohnzimmer des Letzteren, welcher von außen geheizt wurde, dahin hatte abändern lassen, daß die Heizung von innen geschehen konnte; wobei zugleich bemerkt werden muß, daß, um das Rauchen des Ofens zu verhüten, dieser, der ursprünglich von innen geheizt wurde, einige Zeit früher eben von außen hatte heizbar gemacht wer⸗ den müssen. Endlich fertigte Szrayber gemeinschaftlich mit Gozi⸗ mirski Patronen an und gab dem Dienstknecht Szymanski, den er später zu einer unwahren Aussage zu verleiten suchte, ¾ Scheffel Pulver, um dasselbe vor der Haussuchung zu verbergen.

Franz von Gozimirski ist 24 Jahre alt und war, wie bemerkt, Brennerei⸗Inspektor zu Wenecya. Wie er für die Verschwörung wirkte, ist bei Szrayber angegeben; außerdem hatte er mit mehreren der Dienstleute über die Revolution in dem Sinne gesprochen, daß dieselbe bald ausbrechen würde, und daß Jeder mitgehen müsse; wer mitgehe, bekomme ein Stück Land und Freiheit; wer nicht mitgehe, bekomme die Kugel vor den Kopf.

Bei seiner Vernehmung giebt der Angeklagte Szrayber zu, daß er öfter in Recz gewesen, aber nur, weil daselbst sein Herr gewohnt habe. Von einem Aufstande habe er nur im Allgemeinen durch das Gerücht erfahren. Die in der Anklage angegebenen Aeußerungen gegen die ebendaselbst genannten Personen seien ihm nicht erinnerlich, und er habe Niemanden zu irgend etwas aufgefordert. Das Blei habe er gekauft oder kaufen lassen, dasselbe aber sogleich an Gozi⸗ mirski abgegeben, welcher es zu Reparaturen in der Brennerei ver⸗ wenden wollte; übrigens sei Blei und Zinn zu solchen Zwecken im⸗ mer vorräthig gewesen. Kugeln hätten sie bei Nachtzeit und bei ver⸗ schlossenen Thüren nicht gegossen, sondern nur am hellen Mittag; den Auftrag, Patronen und Pulver zu verbergen, habe er nicht gegeben.

Der Angeklagte Franz von Gozimirski giebt ebenfalls zu, sehr häufig in Recz gewesen zu sein, aber aus keinen anderen Gründen, wie Szrayber, und Fremde habe er daselbst nicht gesehen. Aeußerun⸗ gen über die Revolution habe er zu den Dienstleuten und Anderen nicht gemacht. Das Gießen der Kugeln habe am Mittage statt⸗ gefunden, und die Umänderung des Ofens sei viel früher geschehen. Richtig sei nur, daß man im Allgemeinen viel von Un⸗ ruhen gesprochen, und daß er an solchen Gesprächen Theil genommen

habe. Pen⸗

Die Vernehmung der Zeugen, welche auf beide Angeklagte Bezug hat, stellt heraus, daß die in der Anklage enthaltenen Angaben 3⸗ tig sind; nur Gasiorowski modifizirt oder widerruft seine früher Angaben. 8

ierauf wird der Angeklagte Andreas von Ilowlecki vorgerufen.

dersche⸗ Hf 72 Jahre alt, besizt das Erbpachtsaut ] das seinem Bruder Stanislaus gehörige Gut Recz in Pacht.

zepecki und dem Fornal Pazderski über die Revolution, und daß Jeder mitgehen müsse,