1847 / 261 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

b s geschieht mit der gegen die öffentliche Meinung zu -L2 man so⸗ größten Feierlichkeit, bei nn, gazit der Aufschrift: Teste, dem ar einen Triumphbogen eFihba Midi lest man darüber: „Teste,s 8 Maires er. nach Bezirken und Gemeinden vertheilt sind; aris angefertigt und Alles⸗ elbst schreibt Briefe aus seferncgh nicht Alles: Herr Teste selbst schreibt aber das ist 2 denen er den Eifrigen dankt, die Lauen ermun⸗ sehen 879 gac, haltenden ausschilt. Schade, daß der gelbschnei⸗ Lesseve Erx⸗Minister nicht seinen Briefen die Worte, mit denen er Uw- Selbstmords⸗Versuch zu rechtfertigen gedachte, als Motto vor⸗ serpt hat: Die Ehre war mir stets theurer als das Leben!“ Der Geschäftsträger der Eidgenossenschaft, Herr Tschann, hat ein Schreiben an das Journal des Débats gerichtet, worin er die neulich in diesem Blatt enthaltene Angabe, daß in Bern ein schwar⸗ zes Kabinet zur Oeffnung von Briefen bestehe, aufs förmlichste für ahr erklärt. iie Die Patrie berichtet: „Es wird uns versichert, daß eine Per⸗ son, die mit Espartero sehr vertraut ist, am Montag durch Paris nach London gereist ist, um den Ex⸗Regenten eiliger Rückkehr nach Madrid aufzufordern, wo das neue Ministerium ängstlich seiner jarrte.“ Die Gazette de Franece bemerkt, diese Person sei der General Linage gewesen. Die Union monarchique enthält Folgendes über die Be⸗ ziehungen des französischen Geschäftsträgers, Herzogs von Glücks⸗ herg, zu der Königin Isabella. „Das Kabinet“, sagt dies Blatt, „bat endlich begriffen, daß Herr Decazes Sohn dur seine Unzu⸗ linglichkeit. in Madrid Alles kompromittirt hat. Dieser Krautdiplo⸗ mak hat den Umtrieben Bulwers kein Hinderniß entgegenzustellen verstanden, während er sich der jungen Königin so unangenehm als möglich gemacht. Ansänglich belustigte sich Isabella über das ge⸗ schniegelte Wesen und die vollkommene Nichtigkeit des französischen Chsschttaträgers., am meisten aber über den belehrenden Ton, mit dem er ihr Vorstellungen zu mäachen sich erlaubte. Herr Decazes, ein Jüngling von 25 Jahren, hatte die Mentor⸗Rolle sich zuge⸗ theilt, und, zum Dolmetscher der strengen Lehrsätze der ehemaligen Regeutin sich machend, mußte er eines Tages von der Königin sich sagen lassen: „Haben Sie alle diese schönen Dinge von Ihrem Vater gelernt?“ Der Diplomat blieb stumm. Seit einiger Zeit war er so unerträglich geworden, daß er keine Audienz mehr erlan⸗ gen konnte. „Er ist, Gott sei Dank, weder mein Almosenier, noch mein Beichtvater“, sagte die Königin, „und im Uebrigen zu lang⸗ weilig, um sich mit ihm zu unterhalten.“ Seiner eben so trauri⸗ gen ais lächerlichen Stellung nicht mehr gewachsen, hat Herr Elias Decazes an Herrn Guizot und die nächsten Verwandten der Köni⸗ gin Isabella geschrieben, über die Behandlung sich beschwerend, welche von ihrer Seite ihm zu Theil geworden. Es soll deshalb beschlossen worden sein, ihn von einem Frohndienst zu befreien, für den er weder Beruf noch Talent hat. Dem Herrn von Bacourt soll nun (wie schon gemeldet) die gefährliche Ehre zu Theil werden, den König der Franzosen in Madrid zu vertreten. Dieser Diplomat ist ein Zögling aus der Schnle Talleyrand's.“ Der Minister des öffentlichen Unterrichts ist von hier auf seinen Ländsitz in der Normandie abgerxeist.

Die Marquise von Mirabeau, Großnichte des Fürsten Talleyrand, ist so eben nach langer und schmerzhafter Krankheit im 24sten Vahre ihres Alters gestorben. .

Zu Panu ist der General Changarnier, der sich in Algier aus⸗ gezeschnet, auf einer Inspectionsreise vom Tode ereilt worden.

Der Familie Sebastiani soll so eben von der Regierung das Dampfschiff „Pegouin“ zur Verfügung gestellt worden sein, um die Leiche der unglücklichen Herzogin von Praslin nach Korsika bringen

reunde,

zu lassen. 8 1 Ersatz des an der Küste von Tunis gescheiterten schönen Dampfschiffes „Dante“, welches die französische Regierung dem Bey

vön Tunis für eine Lieferung ausgezeichneter Pfetbe zum Gegenge⸗

schenk gemacht, ist ein zweiter nicht minder reich ausgestatteter Dampfer, ber „Minos“, bestimmt worden. Die Wichtigkeit, welche der Hafen Mayotte in der Mosambik⸗ straße erlangt, hat nicht nur die französische Regierung vermocht, ihn zum Freihafen zu erklären, sondern ihm auch andere bedeutende Vor⸗ theile zuzuwenden. Jetzt ist auch ein apostolischer Vikar dahin ge⸗ schickt worden. 6 Der Leichnam des vor einigen Monaten zu Florenz gestorbenen ehemgligen Königs von Holland, Ludwig Bonaparte, ist am 11ten d. M. auf dem Dampfschiffe „Bonaparte“ in Marseille eingetroffen. Er wird nach Ruel bei Paris gebracht, um neben den Ueberresten vgaig Hortensia, Gemahlin des Verstorbenen, beigesetzt zu

1 2 Paris, 15. Sept. Die Regierung hat so eben eine Maß⸗ Fegel getroffen, welche ohne Zweifel nicht verfehlen wird, im ganzen

11“ - Lande einen 1 Leuhrne⸗ h 151 8 b on im verssossenen ust eine gewisse Anzahl von Individuen, 6 als Urheber oder Meünehmer 99 Unordnungen aus Anlaß der Theurung des Getraides von den Gerichten zu verschiedenen Strafen verurtheilt wurden, vom König begnadigt worden. Schon damals wurde, jedoch noch in unbestimmter Weise, angekündigt, die Regierung werde, da der reichliche Ausfall der Aerndte hinreichende Siperhei gegen die Wiederkehr Hicha Unordnungen giebt, noch eine ausgedehntere Maßregel der Gnade eintreten lassen. Diese ist nun erfolgt. Der Justiz⸗Minister Hebert hat einen ausführlich motivirten Bericht dieses Betreffs dem König vorgelegt und auf dessen Grund völligen Strafer⸗ laß für nahe an fünfhundert aus dem erwähnten Anlasse Verurtheilte, welche fast die Gesammtheit der von Verurtheilungen durch die Zuchtpolizei⸗ gerichte oder durch die Assisenhöfe betroffenen Individuen dieser Klasse ausmachen, beantragt. Dieser Bericht hat nun die Königliche

Genehmigung erhalten.

Nachdem vorgestern die Gazette de France von dem Assi⸗ senhofe verurtheilt worden ist, hat sich gestern die Anklagekammer des Königlichen Gerichtshofes von Paris mit der Angelegenheit der drei anderen, aus gleichem Anlasse in Beschlag genommenen Blätter, näm⸗ lich der Reforme, der Union Fam und des Chari⸗ vari, beschäftigt. Durch Verordnungen der Rathskammer des Seine⸗ Tribunals vom 31. August und 1. September waren die Geschäfts⸗ führer der drei Journale vor die Anklage⸗Kammer des Königlichen Gerichtshofs von Paris verwiesen worden. Auf den Antrag und das Verlangen des öffentlichen Ministeriums hat nun der Königliche Gexichtshof befohlen, daß die Geschäftsführer vor dem Assisenhofe zu erscheinen haben. Wahrscheinlich werden diese drei Pre prozesse in der ersten Hälfte des kommenden Oktober zur Aburtheilung kom⸗ men, also die Entscheidung über sie anderen Geschwornen zufallen, als denen, welche ihr Urtheil über die Democratie pacifique und die Gazette de France abzugeben hatten.

Der Koͤnigliche Gerichtshof von Paris wird sich heute auch mit der Sache des Abbé von Genoude zu befassen haben, den Verkauf der bei demselben ausgepfändeten Mobilien betreffend. Die verkauf⸗ ten Hausgeräthe waren dem Hauswächter des Herrn von Genoude, ein sehr werthvolles Gemälde von Gerard dem Avoué desselben zu⸗ geschlagen und der Erlös aus dem Verkaufe unter die verschiedenen Steuer⸗Einnehmer vertheilt worden, welchen Herr. von Genonde die fällig gewordenen Steuern zu zahlen sich geweigert hatte. Gestern hat demselben Gerichtshofe der Rath Michelin auch sei⸗ nen Bericht über die Instruction des neuen Prozesses gegen Herrn von Beauvallon wegen falschen Zeugnisses vorgelesen. Diese In⸗ struction war begonnen worden in Folge der Verhaftung des Herrn von Beauvallon, welche der Präsident des Seine⸗Assisenhofes in des⸗ sen Audienz vom 13. August, von der ihm zustehenden Machtvoll⸗ kommenheit Gebrauch machend, angeordnet hatte. Nachdem alle vor den Rath Michelin geladenen Zeugen, mit Ausnahme blos des Herrn Emil von Girardin und des Herrn Veron, Eigenthümers des Con⸗ stitutionnel, verhört worden waren, ist nun von der Anklagekam⸗ mer die Instruction für geschlossen erklärt worden, und der Gerichts⸗ hof hat auf das Requisitorium des öffentlichen Ministeriums ein Ur⸗

theil gefällt, kraft dessen Beauvallon, als falschen Zeugnisses ange-

1 klagt, vor den Assisenhof gestellt wird. Falls der Angeklagte nicht ein Cassationsgesuch gegen das Urtheil des Königlichen Gerichtshofes einreicht, kann der Prozeß, aller Wahrscheinlichkeit zufolge, im näch⸗ sten Monat Oktober gleichfalls vor dem Assisenhofe zur Verhand⸗ lung kommen.

Gestern Vormittags ist auch Fräulein de Luzy⸗Desportes von dem Instructionsrichter Broussais verhört worden. Sie bekam einen sehr heftigen Anfall von Nerven⸗Zuckungen, als sie aus dem Munde desselben die Nachricht von der Vergiftung und dem Tode des Her⸗ zogs von Praslin erhielt. Sie soll in der That erst gestern von die⸗

sem Ende des Herzogs Kenntniß erhalten haben.

Der jetzige Kriegs⸗Minister, General Trezel, hatte kurz nach seinem Eintritte ins Kabinet einmal gesagt, wenn es gelte, einen Feldzug gegen die Spitzbuben zu unternehmen, so biete er sich als Ober General dazu an. Er scheint sein Wort wahr machen zu wol⸗ len. Mit Energie fährt er fort, die Mißbräuche und Unterschleife zu verfolgen, die in den so ausgedehnten Dienstzweigen seines Mini⸗ steriums zu seiner Kenntniß gelangen. Die jetzige Organisation der Armee⸗Verwaltung selbst giebt manchmal das Mittel zu Ausfüh⸗ rung betrügerischer Kniffe an die Hand, und namentlich können einige nicht klar genug bestimmte Stellungen darin Anlaß zu schlimmen Unterschleifen geben. Die beim Subsistenzmitteldienste Angestellten sind halb Beamte, halb Handelsleute und wissen sich, trotz ziemlich geringer Gehalte, ein Einkommen zu machen, das nicht selten das eines Marschalls von Frankreich übersteigt. Daß es nicht im Interesse des Staates ist, wenn der Mann, welcher beauftragt ist, Ankäufe für den Staat abzuschließen, sich selbst als Verkäufer demselben gegenüberstellt, bedarf keiner langen Auseinandersetzung. Die Ankäufe des für die Armee nöthigen Futters werden jetzt durchaus

5 Eö“ 3 34 8 günstigen Eindruck hervorzubringen. Bekanntlich war 1-

auf dem Wege der öffentlichen Ausschreibung und mit freier Konkur⸗

renz bewerkstelligt, warum sollte man also nicht denselben Weg auch für die Getraide⸗Ankäufe einschlagen können? Abgesehen von ande⸗

ren daraus erwachsenden Vortheilen, würde man durch allgemeine Einführung des genannten Verfahrens bald die Anomalie ver⸗ schwinden sehen, daß Subalternbeamte nicht blos besser gestellt sind, als die weit über ihnen stehenden Beamten desselben Dienstzweiges, sondern selbst besser als die höchstgestellten Männer in der ganzen Armee.

Die pariser Journale lassen den General⸗Lieutenant von Lamo⸗ riciere auf der Rückreise auf seinen Posten nach Afrika bereits vor mehreren Tagen durch Angers passirt sein, während er noch vorgestern Abends erst vom Könige im Schlosse von Saint⸗Cloud empfangen wurde. Desgleichen spricht die Patrie von der Ankunft des Prin⸗ zen von Salerno zu Bordeaux, was eine Verwechselung ist mit dem Prinzen von Syrakus, Bruder des Königs von Neapel.

Von dem neu angekündigten konservativen Blatte, Le Conser⸗ vateur, ist heute die erste Nummer erschienen. Am Losten soll

denn auch das erste Blatt der gleichfalls konservativen Opinion

erscheinen.

Paris, 16. Sept. (Tel. Dep.) Der Herzog von Aumale ist durch Beschluß vom 11ten zum General⸗Gouverneur von Algier ernannt. 8

ESroßbritanien und Irland..

London, 14. Sept. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Cambridge ist gestern vom Kontinent hierher zürückgekehrt und Se. Hoheit der Herzog von Nassau vorgestern in seine Heimath abgereist.

Die Angelegenheiten Irlands fangen wieder an, die öffentliche Aufmerksamkeit zu beschäftigen. Sowohl unter den Grundbesitzern als

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unter der armen Klasse zeigen sich Bewegungen, welche für die nächste Zukunft neue Uebelstände herausstellen. Am 10ten hielten J. O'Con-

in pecuniairer Beziehung

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nell und andere Repeal⸗Mitglieder des Unterhauses zu Dublin eine

Versammlung, in welcher die Erlassung eines Rundschreibens geneh⸗ migt ward, durch welches sämmtliche irländische Unterhaus⸗Mitglieder für Anfangs November zu einer Zusammenkunft in Dublin eingeladen werden, um sich alsdann über die der Regierung für nächsten Winter vorzuschlagenden Hülfsmaßregeln zu verständigen. Der nächste Anlaß zu diesem Schritt ist die Aufbringung der Beiträge, zu denen die Grundbe⸗ sitzer verpflichtet sind theils behufs Rückzahlung der ihnen gegebenen Anlei⸗

hen, theils zur Bestreitung der Kosten der Armenpflege nach Maßgabe des

in der letzten Session angenommenen Armengesetzes. Aus vielen Theilen des Landes lauten aber die Nachrichten so, daß man auf eine nur sehr unvollständige Leistung jener Beiträge rechnen darf, und die Presse

ist jetzt mit der Frage beschäftigt, was zu thun sei, um die Grund⸗ besitzer den Absichten des Parlaments gemäß tributair zu machen.

Dazu kommt nun noch die Aussicht auf den nächsten Winter, welche ungeachtet der guten Aerndte doch einige Besorgniß erweckt. Volk fängt bereits in manchen Grafschaften wieder an, Exzesse zu begehen. Zu Bantry wollten die von den öffentlichen Arbeiten ent⸗ lassenen und hungernden Personen mit Gewalt ins Arbeitshaus auf⸗ genommen sein, und man mußte sie mit Waffengewalt zurücktreiben. An anderen Orten kam es, weil man den Pächtern wegen Rückstan⸗ des die Feldfrüchte pfänden wollte, zu Widersetzlichkeiten, welche das Einschreiten der bewaffneten Macht nöthig machten. In der Graf⸗ schaft Limerick kamen dabei mehrere Menschen ums Leben. 5

Dem Fallissement des großen Hauses Gower und Nephews, des⸗ sen Passiva man jetzt sogar auf eine Million Pfd. Sterl. angiebt, ist der Bankerott einer kleineren Firma gefolgt, die mit jenem in Verbin⸗ dung stand. Auch eine ansehnliche Firma in der City, die seit Jah⸗ ren in Korn Geschäfte machte und als sehr solid galt, hat ihre Zah⸗ lungen einstellen müssen, wozu ein anderes sehr geachtetes Haus eben⸗ falls genöthigt war. Aus Irland werden nicht minder mehrere Fal⸗ lissemente angekündigt. Auf dem Geldmarkte haben diese so rasch auf einander folgenden Unglücksfälle die größte Bestürzung erregt. Die Morning Chroniele schreibt hierüber: „Bankerott folgt auf Ban⸗ kerott anf den Kornmärkten von London, Schottland und Irland. Die öffentlichen Fonds, auf welche ohnehin die bedrohlichen Aspek⸗ ten der fremden Politik übel einwirkten, sind gewichen und ha⸗ ben in ihrem Weichen Stocks, Actien und Papiere aller Art mit sich fortgezogen. Das Ergebniß dieser Entwerthung von Eigenthum ist augenfällig; das Vertrauen oder, mit anderen Worten, der Kre⸗ dit ist vernichtet, die Maschinerie der Handels⸗Börse ist in Unord⸗ nung gerathen, und jedes davon abhängige Interesse liegt danieder. Unter diesen Umständen ist es durchaus nöthig, die Eisenbahn⸗ Arbeiten, deren Fortsetzung gar nicht dringend ist, und welche so viel Geld verschlingen würden, vorläufig und zwar auf längere Zeit einzustellen; wir hoffen auch, daß man sich zu dieser Maßregel rasch entschließen wird.“ Chroniecle empfiehlt, hat ein Comité der liverpooler Fondsbörse in Vorschlag gebracht und zugleich beantragt, nach London eine Ver⸗ sammlung von Abgeordneten den bedeutendsten Eisenbahn⸗Gesellschaf⸗

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er üherhaupt irgend einen Schulunterricht gehabt hatte. So muß das olk bei den besten Anlagen verwildern. In Nom giebt es Mädchen aus dem Mittelstande, die in feiner französtscher Modeiracht einhergehen und nicht lesen fönnen. Das Schreiben⸗Lernen widerrathen ohnehin die Haus⸗ 8 sit. Mädchen unbedingt, weil es zu Liebesbriefen benutzt werden In Neapel besucht Stahr das Theater San Carlo und erzählt bei dieser Gelegenhenn die in der That merkwürdige Geschichte dieses riesigen Baues. Ms. Kbnig Karl durch den Sieg bel Velletri pie Krone beider Sicilten auf seinem Haupte gesichert glaubte, befahl er neben anderen Prachtbauten guch den Bau eines Theaters, „welches das größte der Welt ünd dabei in der möglichst kürzesten Zeit erbaut sein sollte.“ Medrano chte den Egtwurs, und der Architekt Angelo Carasale ward mit der Aus⸗ cchrung bealffstagt. Carasale war ein Mann vön niederer Herkunft, aber ein Genie, das sich schon durch kühne Ausführung großer Bauten bekannt gemacht hatte. Er waͤhlte den Platz unmittelbar neben dem Königlichen Schlosse, ließ anze Häutsernigssen niederreißen und fügte noch einen weiten plat hinzu im Naum für Aroßartige Aufzüge und Schlachtdarstellungen zu gewinnen. Von März bis Okioher 1737 vollendete er den ungeheuren BVau und am J. November, vem Namenstage des Königs, ward die ersse Porstellung datin, vHegeben. Das mit Frangseiegens bedeckte Innere strahlte den Glanz 1hhs9s er Kerzen tausendfaͤltig zurüch und verbreiteie ein Lichimeer, wie es un Coleita’s Ausdruck zu gebrauchen, „die Höhen des Diymp unifloß.“ König Karl selbst, der prachtgewohnte Spanier, war von diesem Anblich üͤbertascht. Er schlittelte dem Architekten unter dem Jubel der versammel⸗ ten Tausende dankend die Hand und umarmte ihn öffentlich zum Zeichen seiner Anerfennung. „Nur Eins sehlt eurem Werfe, Meister“, sagte er. Denn da das Theater so nahe an dn Fn; gränzt, wäre es bequemer wesen, wenn ihr für einen Weg don dem einen zum anderen gesorgt haättet.“ Der Architekt schlug die Augen niedrr, und Kail entließ ihn it einem guädigen: ci penseremo! Als aber der König nach beendeter orstellung sich erhob, um das Theater zu verlassen, trat ihm Carasale⸗ mit tieser Verbeugung entgegen und lud ihn ein, ssch auf dem von jhm ge⸗ wünschten Wege in selnen Palast zurückzubegeben. Nur drei Stunden ma⸗ ren vergangen, aber sie haften dem Baumeistet genügt, das Unglaubliche zu leisten, srarke Mauern durchbrechen, Verhindüngsbrücken und Treppen vnsschfagen sund mit Tepyschen und Decken, mit aufgehängten Splegeln und serrgthen bekleiden zu sach und so einen hellerleuchtete erzuftelten. Aber das Glllch

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Verbindungswe des Baumeisters ertegte den Nelr den giß

linge. Man verleumdete ihn wegen Unterschleif, seine Rechnungen waren nicht völlig in Ordnung, und er sah sich mit Kerkerhaft bedroht. Er eilte um König und flehte um Schutz, indem er sich auf sein untadelhaftes Le⸗ jen, seine Armuth und den Beifall des Monarchen berief. Aber der Ein⸗ sluß seiner Neider war stärker als das Wohlwollen des Monarchen. Er ward in den Kerker von San Emo geworfen, wo er im Elende starb. Seine Familie verlor sich in Dürftigkeit, und von seinem Namen, setzt der neapolitanische Geschichtschreiber hinzu, würde in unseren Tagen keine Spur mehr übrig sein, wenn sein herrliches Werk nicht das Andenken des un⸗ glücklichen Künstlers bewahrte. Fern 8 ¹Weniger als zwei Stunden genügten, um achtzig Jahre später den mächtigen Bau Carasale's in Asche zu verwandeln. Eine während einer Theaterprobe ausgebrochene Feuersbrunst verzehrte das Gebäude im Jahre 1816. Aber in vier Monaten war das Theater noch glänzender wiederher⸗ gestellt. Coleita, der den Brand als Augenzeuge schildert, bemerlt, daß das ganze Unglück hätte verhütet werden können, wenn man nicht aus echt nea⸗ polik nischer Sparsamkeit die zu Murat'’s Zeit eingerichteten Compagnieen der Pompiers aufgelöst hätte. Auch nach dem Brande wurden sie nicht wiederhergestellt. Früh Morgens, erzählt Stahr, schlenderten wir am Hafen umher und sahen die nackten Gestalien der Taucher und Muschelsischer, die sich hier den ganzen Tag über im Wasser umherkugeln und nur kurze Zeit wie bron⸗ zene Statuen am Ufer ausgestreckt ruhen. Die Bildhauer, die ihn beglei⸗ jeten, waren außer sich über diese nadkten Prachtgestalten, gegen deren brau⸗ nen Goldgianz die weiße Farbe anderer Badenden ordentlich matt und kranfhast aussab. Sie warsen ihnen Kupfermünzen in Papier gewickelt u, wesche sie alsbald untertauchend aus dem tiefen Grunde hervorholten, bei ihrem Wiedererscheinen laut aufjubelnd, daß die weißen Zähne von einem Ohre zum anderen glänzten. rei stuteerhast erandee Bursche schlossen sich der Gesellschaft an und führten ein artiges Ge räch über die Herrlich⸗ keiten Neapel's herbei, als mitten unter den guten Lehren, die sie in Bezug auf die nothwendige Vorsicht gegen Taschendiehe ertheilten, einer von ihnen selbst einen Angriff auf Taschentuch und Portefeuille eines der Reisenden machse. In dieser Beziehung ist Neapel und namentlich der Toledo der gefährlichste Ort der Welt. Ein un⸗ achtsamer Fremder, der den Toledo Fassi, ohne sein Taschentuch einzubüßen, möchte eine Seltenheit sein. Und kein Vorübergehender, der die

Manipulationen des Gauners bemerkt, hat den Muth, den Reisenden varnuf aufmerfsam zu machen. wenn er nicht selbst der Rache des Penes

verfallen will. Ein berliner Professor, wird erzählt, hatte binnen einer Woche in Neapel alle seine Taschentücher eingebüßt. Eines Tages kam er ganz erfreut nach Hause und rief triumphirend: „Diesmal hab' ich die Spitzbuben angeführt!“ Also glücklich das Taschentuch gerettet? „Nein, aber ich habe ein baumwollenes eingesteckt, und die Schelme haben es für ein seidenes genommen.“

Wir sagten oben, daß der Verfasser oft mit vergeblichem Farben⸗Auf⸗ wande und verschwendeter Pracht Schilderungen unternehme; hier eine Probe davon: „In dem Augenblicke“, hei6e es S. 369, „wo die Himmels⸗Königin das glühende Antlitz hinter dem Wollenvorhang neigte, färbten sich dessen äußerste Ränder und Spitzen mit magischem, silberglänzendem Lichte, und hoch über sie hinaus wölbte sich eine vollkommen symmetrische Strahlen⸗ Glorie, zwischen welcher zahlreiche kleine Goldwölkchen gleich geflügelten Engelsköpfchen schwebten. Unten aber nach dem Meere zu schwamm Alles in einem saffran⸗ und silberfarbigen Zauberlichte, umgeben tiefer unten von jenem violettgelben Dunst⸗ und Duftscheine, wie ihn die alten Maler vor Augen gehabt haben müssen, als sie ihre Verklärungen der Himmels⸗Köni⸗ gin malten. Zahllose kleinere Goldwölkchen bildeten innerhalb dieses Zau⸗ berlichtes eine Verklärungs⸗Glorie von Engelsgestalten, alle nach oben stre⸗ bend, als wollten sie die sterbende Sonne im Sinken aufrechthalten, daß sie noch nicht scheide vom schönsten Punkt der Erde u. s. w.“

Waͤpsech einer Villegiatura in Sorrent unternahm der Verfasser bei frischem Winde eine Segelfahrt. Gegen das Versprechen doppelter Bezah⸗ lung fand sich endlich der Padrone einer kleinen Barke bereit, eine solche Lustfahrt zu wagen. Es war keine Gefahr dabei, gleichwohl behaupteie die aus acht kräftigen Nuderern bestehende Mannschaft, daß sie ihr Leben wage. Denn die hiesgen Schiffer haben nicht von fern den Muth und die durch⸗ wetterte Gleichgültigkeit gegen Gefahren, wie die Theerjacken der Nordsee, die freilich fast immer mit einem unruhigen Meere zu kämpfen aben. Sobald nur ein mäßiger Wellengang ist, den der Schif⸗ 5 in Helgoland und Wangeroge kaum beachtet, so heißt es in Italien gleich; il mare d molto cattivo (b. h. böse, gefährlich); die Schiffer fah⸗ ren nicht hinaus, ja, kein Neapolitaner badet bei bewegtem Meere, was dem Norpländer senode die größte Lust ist. Als auf der Höhe des Golfs die Wellen mächtsger wurden, wuchs das Geschrei und Durcheinanderzan⸗ ken der Befehlenden und Ausführenden beim gelmwenden zu einer solchen Höhe, daß die Furchtsamkeit und Ungeschicklichleit der Schiffer offenbar ward Dabei ermunterten sie sich gegenseitig mit pem Zuruf: „Heute Abend essen

Dasselbe Mittel, welches hier die Morning

Das

Herbst⸗Sitzung auf den 28. September einberufen worden.

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ten zu bernfen, um über diesen Gegenstand einen Besch ß zu fassen. Die Eisenbahn⸗Gesellschaften absorbiren noch immer sowohl durch Einzahlungen als durch Anleihen eine unverhältnißmäßig große Summe zum Nachtheil des Handels und der Gewerbthätigkeit.

Der Observer bestätigt die früher gerüchtweise uUmgegangenen Angaben von dem Bankerott eines bekannten Herzogs (Buckingham). „Der Herzog“, sagt das Blatt, „hat England mit einem Theile seiaer Familie verlassen, und man erwartet nicht, ihn während der nächsten Jahre vom Festlande zurückkehren zu sehen. Der fürstliche Haushalt des Herzogs ist völlig aufgelöst. Seine persönlichen Effekten wurden in Beschlag genommen, wo man ihrer nur habhaft werden konnte. Seiner Meute Hunde und selbst des Geslügels in seinem Hofe haben die Gläubiger sich bemächtigt. Die Schulden, welche dies Berfahren herbeiführten, soll der Herzog größtentheils noch als Marquis ge⸗ macht haben. Die Hauptpartei, auf deren Anstehen gegen ihn ge⸗ richtlich eingeschritten ward, ist eine reiche jüdische Firma in der City, welche wegen ihrer ausgedehnten Geldgeschäfte bekannt ist. Einem Grafen, zu dessen Gunsten der Herzog bei der Parlamentswahl sei⸗ nen Einfluß ausübte, soll er für Darlehen etwa 50,000 Pfd. St. schuldig sein.“ 8 4 844 G

Die hiesigen Kornhändler haben sich dahin verständigt, daß fortan alle Korn⸗ und Mehlverkäufe nur auf einen Monat Zeit ab⸗ geschlossen werden sollen. Bisher betrug die Kreditzeit zwei Monate.

Zu Dublin ging am vorigen Donnerstag der Verkauf des Mo⸗ biliars von Daniel O'Connell vor sich. Eine Menge Leute hatten sich eingefunden, theils um das Innere der Wohnung des berühmten Agitators zu sehen, theils um irgend einen ihm zugehörigen Gegen⸗ stand zu erstehen. Allgemein fiel es auf, wie einfach die Wohnung des Mannes möblirt war, der ein halbes Jahrhundert lang die Welt mit seinem Namen beschäftigte. Zum großen Bedauern der Kunst⸗ freunde werden seine Gemälde nicht mitversteigert.

Aus New⸗ ork wird gemeldet, daß das Schiff „Iduna“, Capt. Moberg, von Hamburg nach New⸗York, am 9. August in See an⸗ gesegelt und gesunken ist. Der Capitain und 172 Passagiere sind

leider dabei ertrunken.

Schweiz.

Kanton Bern. (Eidg. Ztg.) Der Regierungs⸗Rath hat in seiner Sitzung am 13. September auf den Antrag der Militair⸗ Direction beschlossen, beim Großen Rathe, der so eben zusammenge⸗ treten ist, einen Kredit von 46,000 Fr. zur sofortigen Inspizirung der bernischen Reserve und einen Kredit von 108,800 Fr. zur Anschaffung von 6400 Kaputröcken zur Kompletirung der bereits in den Magazi⸗ nen vorräthigen 13,600 Kaputröcke zu verlangen, damit, wenn es sein sollte, 20,000 Berner vollständig ausgerüstet werden önnen.

Die Gesandten der Sonderbunds⸗Stände haben sämmtlich ihre Abschieds⸗Visiten bei dem Bundes⸗Präsidenten gemacht, und Letzterer hat auch seinerseits dem Gesandten von Luzern, Staatsschreiber Meyer, einen Besuch abgestattet.

Kanton Zürich. Der Große Rath ist zu seiner ordentlichen

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Spanien. Madrid, 10. Sept. Das Ministerium Salamanca nahm

einen zu raschen Anlauf, um nicht alsbald Athem schöpfen zu müssen.

Zwei Mitglieder desselben, der striegs⸗Minister Cordova und der der Staatsbauten, Ros de Olano, haben für gut gefunden, die Zügel anzuhalten, welche der Finanz⸗Minister schießen ließ. Dieser wird gegenwärtig im Kabinet, so oft er auf der von ihm betretenen Bahn veosg ten will, durch jene beiden Generale, die in der That nur deshalb eingetreten zu sein scheinen, um die moderirte Partei und namentlich den Herzog von Valencia darin zu vertreten, zurückgehal⸗ ten. Der Justiz⸗Minister schließt sich ihnen an, der der Marine hat die Ansichten des letzten Kabinets in das gegenwärtige mit hinüber⸗ getragen, und da noch immer kein Präsident und Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten gefunden worden ist, so kann Herr Sala⸗ manca sich eigentlich nur auf den Minister des Innern, Herrn Esco⸗ sura, stützen.

Es ist daher kein Wunder, daß bereits von ministerieller Krisis die Rede ist und die Ultramoderirten laut die Erwartung ausdrücken, die ihnen entschwundene Gewalt noch vor acht Tagen wieder zu er⸗ langen. Sobald sie sich von der ersten Bestürzung, welche die neuen Amnestie⸗Dekrete ihnen einflößten, erholt hatten, schickten sie einige Dutzende der am meisten bei dem Aufstande gegen Espartero bethei⸗ ligt gewesenen Generale zu dem Kriegs⸗Minister Cordova, um ihn zu fragen, ob er seine früheren Verbindungen mit ihnen aufzugeben und den Esparteristen den Eingang in das Heer zu öffnen beabsichtige. Der General Cordova verneinte Beides und beruhigte seine alten Waffenbrüder über seine Gesinnungen. Auch wurde gleich darauf einer der entschiedensten Ultramoderirten, der General Campuzano, zum General⸗Capitain von Valencia und der General Belestä, der⸗ selben Partei angehörend, zum Gouverneur von Cadix ernannt.

Der General Narvaez hat seinerseits für gut befunden, weder sich auf seinen Botschafter⸗Posten zurückzubegeben, noch auch auf ha Ver⸗ zicht zu leisten. Der Beamte, welcher einstweilen mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt ist, hält nicht für gera⸗ then, dem General Narvaez gemessene Befehle zur Rückkehr nach Pa⸗ ris zu ertheilen, sondern behält seinem eigenen Nachfolger dieses Geschäft vor. Ueberdies hat der General Narvaez die Gefälligkeit, den neuen Ministern bei ihrer amtlichen Thätigkeit zu Hülfe zu kom⸗ men. Er bringt namentlich fast den ganzen Tag in den Büreaus des Kriegs⸗Ministers zu, auf dessen Anordnungen er einen großen Einfluß auszuüben scheint. Sogar in der Beese des Herrn Sa⸗ lamanca will man den Herzog von Valencia bemerkt haben, und ein⸗ mal sah man ihn sogar sich in das Hotel des Generals Serrano gejsfen. Einen zweiten Besuch soll Letzterer nicht angenommen haben.

Zu den Anerdnungen, die der Kriegs⸗Minister letzthin traf, ge⸗ hört auch die, daß sämmtliche Schildwachen am und im Palast stets scharf geladen haben und nach eingebrochener Dunkelheit in kurzen Zwischeuräumen einander zurufen. Der General Dominguez, Oheim ,ist übrigens zum Chef der Hellebardier⸗Garee ernannt worden.

„Der Herzog von Frias, der gestern hier eintraf und sogleich einen Besuch von Herrn Salamanca erhielt, zeigt sich entschlossen, das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten nicht zu überneh⸗ men. Er wird heute eine Audienz bei der Königin haben. Herr Soufa ist zum Gesandten bei der Pforte ernannt und Herr Lopez de Cordova, der seit langen Jahren diesen Posten bekleidete, hierherbe⸗ rufen worden. Vielleicht bestimmt man ihm, als einem dem Treiben der hiesigen Parteien ganz fremden Mann, das erledigte Ministerium.

Herr Pacheco wird sich mit einem Gehalte von 15,000 Piastern nach Rom begeben, sobald ihm 22,000 Piaster, die er für Einrichtungs⸗ kosten verlangt, ausgezahlt seinwerden. Der Gesandtschaftsposten am päpst⸗ lichen Stuhl ist außerdem mit bedeutenden Einkünften verknüpft, die aus Kanzleigebühren für die Auswirkung von Dispensationen, Breven u. s. w. entspringen.

Herr Pacheco ernannte als Minister⸗Präsident den Redacteur des Tiempo, Herrn Moreno Lopez, zum Minister⸗Residenten am niederländischen Hofe an der Stelle des Herrn Bazo. Gegen die Abberufung des Letzteren legte der hiesige Königlich niederländische Minister⸗Resident, Baron von Grovestins, Verwahrung ein und ver⸗ ließ, da die diesseitige Regierung seinem Ansinnen nicht stattgab, Spanien. Herr Pacheco soll darauf seine Abberufung verlaugt ha⸗ ben. Indessen scheint es, daß Herr Moreno Lopez bereits in seiner diplomatischen Eigenschaft im Haag zugelassen worden ist.

Der französische Gesandte, Herzog von Glücksberg, soll, den An⸗ gaben hiesiger Blätter zufolge, gegen die von der Königin allen Ausgewanderten so eben bewilligte Amnestie unter dem

orwande, daß die Interessen seiner Regierung dadurch verletzt wür⸗ den, protestirt haben. Er soll sich darauf berufen, daß vermöge der Amnestie die Anhänger des Grafen von Montemolin außerordentlich verstärkt und in den Stand gesetzt werden würden, sich einst der Thronbesteigung der Herzogin von Montpensier mit Erfolg zu wider⸗ setzen. Der Clamor publico, ein progressistisches Blatt, sagt bei dieser Gelegenheit: „Was würde wohl eine Protestation bedeuten, in der man die Rechte Montpensier's sicher zu stellen suchte? *„ Was sind diese Rechte? Wo sind sie verzeichnet? Wir wollen es sagen: Diese Rechte, oder besser, es- Hoffnungen finden sich nicht in unse⸗ rer Constitution; sie finden sich nicht in unseren Gesetzen. Diese Hoff⸗ nungen finden sich einzig und allein in den Köpfen einiger wenigen Spanier, die ihr persönliches Emporkommen mit der Schmach und dem Untergange ihres Vaterlandes erkaufen wollten.“ Indessen dürfte sich die angebliche Protestation des Herzogs von Glücksberg als völlig unbegründet ausweisen. Es ist zwar bekannt, daß die französische Regierung in Bezug auf die ausgewanderten spanischen Karlisten eine andere Politik beobachtet, als hinsichtlich der politischen Flüchtlinge anderer Nationen, und daß sie jene einkerkert und strenge bewacht, während sie diesen die Rückkehr in ihr Vaterland zu erleich⸗ tern bemüht ist. Auch dem General Espartero hat erst neulich die französische Regierung die Erlaubniß verweigert, seinen Aufenthalt von London nach Frankreich zu verlegen. Unmöglich kann aber der Herzog von Glücksberg der diesseitigen Regierung das Recht streitig machen, ihren ausgewanderten Unterthanen Amnestie zu ertheilen. Er wird sich vermuthlich darauf beschränkt haben, anzudeuten, daß seine Regierung den nach Spanien zurückkehrenden Karlisten die Visa ihrer Pässe versagen dürfte. Ueberdies ist kaum anzunehmen, daß einige Karlisten von dieser Begünstigung Gebrauch machen werden, da sie befürchten müssen, bei ihrem Eintreffen auf spanischem Gebiet ein neues Ministerium vorzufinden und sich, nach Zurücknahme des Am⸗ nestie⸗Dekrets, den schärfsten Maßregeln ausgesetzt zu sehen.

Die Karlisten in Catalonien hemmen die Thätigkeit der Truppen fast überall. Der General Concha hat sich deshalb von hier nach Valenria begeben und dort nach Barcelong eingeschifft.

Der Infant Don Francisco de Paula wird mit seiner Tochter demnächst seinen Aufenthalt in Burgos nehmen.

Es heißt, hiesigen Posten erhalten.

Gerichts⸗Verhandlungen wegen der volnischen Verschwörung. 8

der Herzog von Glücksberg würde als französtscher Gesandter nach Lissabon versetzt werden und Herr Bacourt seinen

Berlin, 18. Sept. In der heutigen Verhandlung hielt zu⸗

nächst Herr Grothe als Stellvertreter des Staats⸗Anwalts das Rr-⸗

quisitorium über die 7 Angeklagten Romuald und Onuphrius Gozi-⸗

mirski, Johann Krotkiewski, Anton Grzybowski, Joseph Szrayber, Franz von Gozimirski und Andreas von Jlowiecki. Derselbe geht die einzelnen Anklagepunkte durch und sucht aus denselben festzustel⸗ len: Erstens, daß die Angeklagten gewußt haben, es werde eine Re⸗ volution ausbrechen, und zweitens, daß sich dieselben zu dem bevor⸗ stehenden Aufstande gerüstet haben. Demgemäß beantragt er, die Angeklagten des Hochverraths schuldig zu erklären.

Hierauf tritt Herr Lüdecke als Vertheidiger des Angeklagten Romuald von Gozimirski auf. Derselbe motivirt den jetzigen Wi⸗ derruf seines Klienten, indem er behanptet, die früheren Geständnisse seien von demselben wegen des Versprechens der Freilassung asgeleße worden. Wenn man aber auch von dem Widerrufe ganz absehe, so liege doch nichts Strafbares gegen den Angeklagten vor. Derselbe habe nicht im entferntesten von einem Unternehmen gegen die Ver⸗ fassung des preußischen Staats gewußt, und was die Beschaffung von Waffen betreffe, so sei diese zu Jagdzwecken geschehen. Er trage anf die Freisprechung seines Klienten an.

Als Vertheidiger der übrizen sechs Angeklagten figreift dem⸗ nächst der Justiz⸗Kommissarius Gall das Wort. Derselbe äußert: die Anklage habe aus schwachem, unhaltbarem Material ein Gebäude aufgeführt, welches durch einen Schlußstein zusammengehalten werden solle. Der Schlußstein könne aber herausgerissen werden. Seine Klienten hätten durchaus von keinem Unternehmen gegen die Ver⸗ fassung des preußischen Staats gewußt, und selbst aus den Angaben der Anklage ergebe sich nur, daß sie durch allgemeine Gerüchte mehr eine dunkle Ahnung von einem bevorstehenden Aufstande gehabt, als sich an einem ganz bestimmten Unternehmen betheiligt hätten. Der Vertheidiger geht die einzelnen, den Angeklagten zur Last gelegten Thatsachen durch und sucht dieselben als unverfänglich darzustellen. Ein Beweis der Betheiligung seiner Klienten an einem hochverräthe⸗ rischen Unternehmen sei nicht geführt, und er trage auf die Freisprechung derselben an. Es sei unbegreiflich, wie die Anklage auf so gering⸗ fügigen Thatsachen und so zweifelhaften Bezüchtigungen einen traf⸗ antrag wegen eines so schweren Verbrechens, wie das des Hochver⸗ raths, habe gründen können. Sei es für die Angeklagten schon be⸗ trübend, daß sie überhaupt unter der Anklage des Hochverraths vor Gericht gezogen würden, so müsse es für dieselben noch schmerzlicher und niederschlagender sein, daß sie auf so geringfügige Verdachts⸗ gründe hin sich der Gefahr einer Verurtheilung zu so harten Stra⸗ fen ausgesetzt sähen.

Nach diesem Vortrage begründet Herr Grothe Antrag gegen den Angeklagten Julian von Szeliski.

seinen Straf⸗ Die Verthei⸗

digung desselben führt der Justiz⸗Kommissarius Furbach, welcher in

einer ausführlichen Rede speziell auf die einzelnen Punkte der Anklage

eingeht und mit dem Antrage auf Freisprechung seines Klienten,

und wenn dies dem Gerichte nicht zulässig erscheine, dessen Entbindung von der Anklage schließt.

wenigstens auf Der Vertheidiger hatte

besonderes Gewicht darauf gelegt, daß ein Zeuge nicht zu seiner noch-

maligen Vernehmung vor dem erkennenden Richter erschienen sei.

Nach dem Schlusse des Vortrages erhob sich der Staats⸗Anwalt

zu einigen allgemeinen Bemerkungen. häufig von Seiten der Vertheidiger hervorgehoben worden, daß in der

Zunächst äußerte er: Es sei

Anklage gegen einzelne Angeklagte eine Reihe von Thatsachen als Belastungspunkte vorgebracht würden, die in ihrer Besonderheit von

keiner Bedeutung seien, und wo die Frage, ob wegen dieser einzelnen Thatsachen Jemand als Hochverräther bestraft werden könne, entschie⸗ den mit Nein beantwortet werden müsse. Die Vertheidigung glaube nun, die Anklage auf Nichts zurückgeführt zu haben, wenn sie die ein⸗ zelnen Punkte als unverfänglich darstelle. Das Belastende in diesen Punkten gehe erst aus dem Komplexus der Thatsachen hervor. Ue⸗ berdies habe schon eine richterliche Vorprüfung darüber stattgefunden, ob die ermittelten Umstände von solchem Gewicht und solcher Bedeu⸗ tung seien, daß darauf eine Anklage begründet werden könne. Es könne demnach nicht Aufgabe der Staats⸗Anwaltschaft sein, hier sich darüber zu rechtfertigen, weshalb sie die einzelnen Punkte in die Anklage auf⸗ genommen habe. Diese Frage sei schon durch eine richterliche Entscheidung erledigt. Was nun ferner den Einwand des letzten Vertheidigers betreffe, daß die blos vorgelesene Aussage eines nicht persönlich erschienenen Zeugen kein Gewicht verdiene, so sei allerdings die Beweis⸗Aufnahme vor dem erkennenden Richter die Regel. Aber der Gesetzgeber habe zugleich Ausnahmefälle gestattet, damit die Verhandlung durch das Ausbleiben eines Zeugen nicht an ihrer Bedeutung verliere. Abge⸗ sehen von den unabwendbaren Hindernissen für das persönliche Er⸗ scheinen eines Zeugen, sei es aber hier wieder durch eine weise Für⸗

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wir gute Maccaroni“, was auch die Umstehenden den Tarantella⸗Tänzern zurufen, um sie zur Ausdauer anzufeuern.

Manchen hübschen Zug erzahlt Stahr aus seinem Reiseleben, aber diese Züge sind sehr flüchtiger Art, und so schließen wir mit der Bemerkung, daß das vorliegende Buch wohl das Herzensbedürfniß des Verfassers und seiner Freunde, aber nicht die Wißbegier eines deutschen Lesers befriedigt, der mit der Absicht, seine Kenntniß des Landes zu erweitern, an die Lektüre geht. Wäre die Reise Stahr's etwas später unternommen, so hätte er uns von dem in Italien erwachenden Volksgeiste mehr berichten können, dessen latente Kräfte durch Pius IX. freigemacht sind. So aber ersahren wir von dem Wunderbaume Italia nur so viel, als ein Schmetterling, der ihn ein Jahr lang umgaukelt, von seiner bekannten Oberfläche sehen kann.

Aachen, 14. Sept. (Aach. Ztg.) Mit dem letzten Tage dieser Woche wird für Aachen eine Zeit der schönsten Regsamkeit beginnen. Nach⸗ dem die Saison, welche im Laufe des Sommers uns eine außerordentlich große Zahl von Fremden zugeführt hatte, sich ihrem Ende naht, wird sich das bewegte Leben noch einmal, den schönsten Schluß bildend, zu einem seltenen Glanze erheben. Die Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte, welche in diesem Jahre Aachen zu ihrem Sammelplatze gewählt haben, wird am 18ten ihre erste vorläusige Sitzung halten, um während der ganzen solgenden Woche ihre interessanten Arbeiten fortzusetzen. Wenig Pun te Peaiscgarpß werden so geeignet sein, wie unsere Sms diese Ar⸗ begteg za gede h 1S;- zu machen, denn nirgend bietet sich solche Leichtigkeit, Ve bi Fün ünn Bissenschaft aus der Heimat mit denen des Auslandes in

erbindung zu bringen, und in dieser persönlichen Berührung, in diesem wageecn eeaen. Ideen aieg ja der größte Werth solcher Kon⸗ gresse. Aache nzen westlichen Europa eine

gerade 7 werden, durch die rasche Fee 1ane ind vorzugswelse die gelehrten Forscher Belgiens, Hollande Frankreichs und Englands strömen, um sich mit ihren deutschen Kollegen in nähere Verbin⸗ dung zu setzen, und in der That ist schon jetzt die sicherste Aussicht, daß ein g. Theil der fremden Koryphäen in diesen Tagen hier eintreffen wird während aus dem eigenen Vaterlande der Zuspruch so reich und so län⸗ zend sein wird, wie je ihn eine derartige Versammlung aufzuzeigen hatte Wenig Städte werden aber auch in sich ein so ergiebiges zeit für das

Studium der Aerzte und Naturforscher darbieten, als Aachen, das durch seine unübertroffenen Quellen und durch seine so interessante geologische Bil⸗ dung dem Forscher das ergiebigste Feld darbietet. Daß nach der ernsten Beschäftigung auch dafür gesorgt ist, den Fremden den Ausenthalt so an⸗ genehm als möglich zu machen, versteht sich von selbst. Unsere Kaiserstadt wird sich bei ihren Gästen eine freundliche Erinnerung zu sichern wissen. Die städtische Behörde wetteifert mit unseren großartigen Vereinen und den Privaten, durch Festlichkeiten und Kunstgenüsse während der nur zu kurz gemessenen Tage der Vereinigung es nicht an wechselnder Unterhaltung feh⸗ len zu lassen.

Das Programm lautet folgendermaßen: Am 18. September: erste allgemeine Versammlung; Besprechung über Anordnung des sfolgenden Tages; dann Ball auf der Redoute und Abend⸗Unterhaltung in der Erho⸗ lungs-Gesellschaft. Am 19ten: Besuch der öffentlichen und Privat⸗Samm⸗ lungen; Morgenfest mit Harmonie auf dem Lousberg; Erkursionen in die nächste Umgebung der Stadt; Konzert der Schwestern Milanollo; später Abend⸗Unterhaltung mit Harmonie in der Erholung. Am 20sten: Sections⸗ Versammlungen; Abends Besprechungen im Gewerbe⸗Verein; Konzert der Liedertafel. Am 2lsten: Sections⸗Versammlungen; Erkursion der geologisch⸗ mineralogischen Section nach Stolberg und Eschweiler; AbendeUnterhaltung mit Musik in der Erholung. Am 2ösen: zweite allgemeine Versammlung; roßes städtisches Festessen; Konzert der Schwestern Milanollo; später Abend⸗Unterhaltung am Elisenbrunnen mit festlicher Beleuchtung. An den zwei folgenden Tagen (23sten und 24sten) wieder Sections⸗Versammlungen; Exkursionen für die Mineralogen und Geologen nach dem Altenberg und Bleiberg; größere Exkursionen nach Maestricht und Falkenberg, dann wieder Konzerie und Abend⸗Unterhaltungen. Am 25sten: dritte allgemeine Ver⸗ sammlung; zweites allgemeines Mittagsessen; Abend⸗Unterhaltungen in ver⸗ schiedenen Gesellschaften. Endlich am 26sten: Frühstück in der Festhalle der Erholungs⸗Gesellschaft mit Musik; Abends großes Schlußfest der Erholungs⸗ Gesellschaft und großes Konzert mit Beleuchtung im Garten und in der Festhalle, dem sich um 8 Uhr ein Festball anschließt. *

Koblenz, im Sept. (Rh. u. Mos. Ztg.) Die auf Besehl Sr. Maj. des Königs von H. Stilke im lleinen 21 der Burg Stolzen⸗ fels ausgeführten Fresken sind bereits seit einiger Zeit vollendet, und durch diese Kunstwerke ist dem schönen Schlosse ein neuer Reiz verliehen worden.

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Wer die Schwierigkeiten kennt, welche die Fresko⸗Malerei zu überwinden hat, wenn sie etwas Tüchtiges leisten will, wird angenehm überrascht wer⸗ den, wenn er in jenen Saal, in das heiterste Reich des anmuthvollsten Farbenspieles, tritt. Das hohe Gemach ist, abgesehen von den geschicht⸗ lichen Darstellungen, in allen seinen Theilen reich an Vergoldungen, Waf⸗ fenschmuck und geschmackvollen farbigen Verzierungen; allein dieser wahrhaft Königliche Reichthum äußeren Schmuckes ist weit entfernt, den Bildern in Beziehung auf ihre Farben⸗ und Licht⸗Wirkung den geringsten Eintrag zu thun; vielmehr steht Alles in so edlem Einklange, daß wir die Kunst des Meisters bewundern müssen, welchem eine so harmonische Schöpfung zu Gebote stand. Was die einzelnen Bilder be⸗ trifft (es sind deren sechs und ihre Form und Größe bedingt durch die Form des Kreuzgewölbes), so ist über die Gediegenheit der Composition und Zeichnung, des Ausdruckes und der Farbe unter den Freunden und Kennern der Kunst nur Eine Stimme. Der Künstler hat in historisch⸗sym⸗ bolischer Weise in jenen sechs Bildern die Tapferkeit, die Treue, die Ge⸗ rechtigkeit, die Beharrlichkeit, die Minne und den Gesang dargestellt. Un⸗ ter den Bildern befindet sich eine zusammenhängende Reihe kunstvoller, höchst sauber ausgeführter farbiger Arabesken, und diese zeigen unter jedem Bilde demselben entsprechende allegorische Gestalten. An der Fensterwand aber sieht man die heiligen Streiter für das Christenthum, den heiligen Ge⸗ reon, den heiligen Georg, den heiligen Mauritius und den heiligen Rein⸗ hold. Das schöne Ganze dieser bedeutungsvollen Kunstschöpfung vergegen⸗ wärtigt uns das Edle und Herrliche einer großen Vergangenheit.

A n e ige. 8 Die lange erwarteten Thiere, nämlich 1 Paar junger Löwen, 1 Paat erwachsener Strauße, 1 Paar junger Gazellen und eine Antilope, welche des Königs Majestät als ein Geschent des französischen Generals Jussuf in Algier zu empfangen und dem hiesigen zoologischen Garten Allergnaͤd gste zu überweisen geruht haben, sind gestern hier wohlbehalten abhesesnt wor⸗ den. Sie werden dem Garten neben mehreren anderen E rwerhungen, unter welchen sich 1 Paar schwarzer Schwäne und 1 Paar ron⸗gramiche besonders auszeichnen, zu großer Zierde gereichen. Berlin, den 19. September 1847. hrds. 199

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