rbö — t Sr. Königl. H 4— — Sof Eauipagen und fuhren unter dem ee 8 Jubelcaf der aus der ganzen Umgegend in s her⸗ beigeströuten Bevölkerung eine die ganze Chaussee füllende Wagen⸗ reihe entlang nach dem hiesigen 15329 üt die Aufwartung der Hier angekommen, geruüͤhten Se. Majestät die 1 g Pen wie auch die der Deputationen von Elberfeld,
Fsofl⸗ örden 0t bchen gaeke n. s. w. huldreichst zu empfangen. Sodann fand große Millitair⸗Tafel im Schlosse statt. x Irt
Während gestern Abend auf dem Schlosse der hee servir wurde und Se. Majestät Jedem sichtbar sich auf der Terrasse des
Schlosses bewegten, hatte der aus einer Anzahl von etwa 80 Schul⸗
lehrern des Kreises Düsseldorf bestehende Gesangverein die Ehre, vor
Sr. Königlichen Majestät mehrere Gesangstücke zu produziren. Se.
Majestät geruhten Allergnädigst, sich in den Kreis der Sänger herab⸗
zubegeben und an dieselben huldvolle Worte der Anerkennung zu
richten.
* Düsseldorf, 24. Sept. Se. Majestät der König, welcher bereits heute bei der stattgehabten Parade auf die leutseligste und herablassendste Weise die Huldigungen der Ihrer Allerhöchsten Person nahenden Bürger hiesiger Stadt, so wie der Umgegend, entgegenzu⸗ nehmen geruht hatte, beglückte heute Abend gegen 6 Uhr unsere Stadt mit einem Besuche. Obschon dieser höchst unerwartet eintraf, so war doch die Mehrzahl der Häuser festlich geschmückt, und Se. Majestät wurden auf allen Wegen durch die lebhaftesten Freudenbe⸗ zeugungen Ihrer treuen Bürger begrüßt. Se. Majestät geruhten die hiesige Kunst⸗Ausstellung, so wie den im Aeußeren vollendeten Neubau des alten Schlosses, der nach der Allerhöchsten Bestimmung demnächst zum Versammlungs⸗Lokal der Provinzial⸗Stände dienen soll, in Augenschein zu nehmen.
Niach einem Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich abgestatteten Besuche kehrten Se. Majestät nach Benrath zurück. Morgen werden wir aus Anlaß des von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich veranstalteten Balles wiederum das Glück haben, den geliebten Landesvater in unseren Mauern zu begrüßen. Für diesen Fall ist allgemeine Beleuchtung der Stadt und der schönen zum Palais des Prinzen führenden Garten⸗Anlage beabsichtigt. Dem Vernehmen nach werden Se. Majestät am Sonntag Mor⸗ gen Schloß Benrath verlassen und nach Beiwohnung des Gottesdien⸗ stes in Duisburg das Diner bei der Mutter des Staats⸗ Ministers von Bodelschwingh einnehmen und darauf die Reise nach Münster fortsetzen.
Köln, 27. Sept. (Telegraphische Depesche.) Se. Majestät der König sind am 26sten um 8 Uhr Vormittags von Ben⸗ rath nach Westfahlen abgereist.
.NPeutsche Bundesstaaten.
Königreich Bayern. Aus München vom 22. Septbr. wird dem Nürnb. Korr. geschrieben: „Se. Majestät der König hat dem Gesammt⸗Ministerium (nicht Staatsrath) Vollmacht zur Ernen⸗ nung des zweiten Präsidenten in der ersten Kammer, so wie des er⸗ sten und zweiten Präsidenten in der zweiten Kammer, hinterlassen. Auf heute Abend um fünf Uhr sind beide Kammern in das Stände⸗ haus geladen, um dort den Bescheid des Gesammt⸗Ministeriums ent⸗ gegenzunehmen. Man vermuthet, die Vollmacht werde dahin gegan⸗ gest sein, diejenigen Kandidaten zu ernennen, welche die meisten Stim⸗ men haben, und so würde denn Fürst Wallerstein zweiter Präsident der Kammer der Reichsräthe, Freiherr von Rotenhan erster und Graf Heguenberg⸗Dux zweiter Präsident der Kammer der Abgeordneten werden. Bemerkenswerth ist, daß Fürst Wallerstein, eben so wie Frriherr von Rotenhan in der zweiten Kammer, mit allen weniger eine Stimme gewählt wurde. Heute Abend noch wird die übliche Deputation an den Prinzen Luitpold, Königl. Hoheit, abgehen, und
meorgen schou dürfte die Eröffnung, am nächsten Montag aber die erste öffentliche Sitzung der Abgeordneten⸗Kammer stattfinden.“
Kurfürstenthum Hessen. (Schw. Merk.) Die nene Stände⸗Versammlung, welche kurz nachdem sie vor drei Monaten kou⸗ stituirt war vertagt wurde, soll auf den 29. September wieder ein⸗
berufen werden. Ministerial⸗ und Oppositions⸗Partei dürften sich in
derselben in der Stimmenzahl fast gleich stehen. Der inzwischen ein⸗
getretene Wechsel in einem der Staats⸗Ministerien, wonach der Mi⸗
nister des Innern, Koch, zu seinen früheren Functionen als vortra⸗ gender Rath im Kabinet des Kurprinzen Mitregenten zurückgekehrt.
und der bisherige Landtags⸗Commissair, Staatsrath Scheffer, zum Vorstand dieses Ministeriums befördert worden ist, hat keine Aende⸗ rung in dem dermaligen Regierungs⸗System zur Folge.
Koch ist ein wegen seiner wohlwollenden, volksfreundlichen Ge⸗ innung, der stets nur das allgemeine Beste vor Augen hatte, allge⸗ mein hochgeschätzter Mann, und wenn man ihn auch ungern aus der
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Zahl der verfassungsmäßig verantwortlichen Departements⸗Chefs hat ausscheiden sehen, so kann er doch auch auf seinem gegenwärtigen Posten viel Gutes wirken und dazu beitragen, manches Uebel entfernt zu halten. Bis jetzt ist noch nicht entschieden, ob der neue Vorstand des Departements des Innern zugleich bestimmt ist, seine Amtsver⸗ richtungen in der Eigenschaft eines Regierungs⸗Commissairs auf dem Landtage fortzusetzen; es heißt jedoch, der Landrath von Specht sei zu dieser Stelle ausersehen. Er hat sich in der neuesten Zeit in Hersfeld ausgezeichnet. „Ddie oberste Militairstelle bei der kurhessischen Armee ist erledigt, indem vor einigen Tagen der General⸗Lieutenant von Haynau, eine lange Reihe von Jahren Chef des kurhessischen Bundes⸗Kontingents, ein 70jähriger Greis, nach 50jährigem aktiven M litairdienst mit Pension in den Ruhestand versetzt wurde. Er hat auch den Feldzug in Rußland unter Napoleon mitgemacht. In den militairischen Krei⸗ sen behauptet man, zu wissen, daß die hohe Stelle eines Divisionairs bei dem kurhessischen Armee⸗Corps dem Landgrafen Karl von Hessen⸗ Philippsthal⸗Barchfeld, dem Haupte einer apanagirten Linie des re⸗ gierenden Hauses, zugedacht sei. Derselbe, heißt es, werde alsdann zugleich die Stelle eines Gouverneurs von Kassel bekleiden, eine mi⸗ litairische Würde, die in früheren Zeiten hier bestand, aber während der Regierung des Kurprinzen unbesetzt geblieben ist.
Die gewöhnlichen jährlichen Herbst⸗Manöver des kurhessischen Truppen⸗Corps haben begonnen, werden jedoch nicht lange dauern.
Der 15. September, der Tag, an welchem im Jahre 1830 der Kurfürst Wilhelm II. seine Zustimmung zu Ertheilung einer zeitge⸗ mäßen Verfassung ertheilte, dessen jährliche Feier früher so geräusch⸗ voll und glänzend begangen wurde, ist diesmal still vorübergegangen.
Großherzogthum Sachsen⸗Weimar. (Weim. Ztg.) Seit einiger Zeit besteht unter Leitung des Stadt⸗Direktors Hase in Weimar ein Verein zur Unterstützung unbemittelter Gewerbtreibender und gewährt gegen irgend eine Sicherheit Vorschüsse, welche sich vor⸗ läufig bis auf 50 Rthlr. belaufen können. Um den wohlthätigen Zweck zu fördern, hatten sich im vorigen Winter wissenschaftlich ge⸗ bildete Männer nach dem Beispiel anderer Städte zu Vorlesungen verbunden. Diese mit großer Theilnahme aufgenommenen Vorträge, vierzehn an der Zahl, trugen in runder Summe 400 Rthlr. ein, zu welchen die hohe Beschützerin aller das Bürgerwohl betreffenden Un⸗ ternehmungen noch 100 Rthlr. hinzufügte. So konnten 300 Rthlr. an die Vorschußkasse und, nach einer zweiten Absicht jener Männer, 200 Rthlr. zum Herder⸗Denkmal abgeliefert werden. Solche Vor⸗ lesungen werden, wie man vernimmt, auch in diesem Winter fort⸗ gesetzt.
* Deßau, 25. Sept. Bereits im Jahre 1845 wurde von der Versammlung der hiesigen Stadtverordneten der Gedanke verhan⸗ delt, auch hier, wie in manchen anderen Städten, einen Gewerbe⸗ Verein zu bilden, dessen nächster Zweck eine Ausstellung der Erzeug⸗ nisse des Gewerbfleites des Landes sein sollte. Der erste Vorschlag hatte manche Schwierigkeiten, theilweis sogar Widerstand zu bekämp⸗ sen, bis zu Anfang dieses Jahres einige wackere Männer sich der Sache mit besonderer Thätigkeit annahmen, so daß durch deren Eifer und Beispiel der Vorschlag Anklang fand und sich gegen die Mitte d. J., die Möglichkeit voraussehen ließ, eine Ausstellung zu Stande zu bringen. Diese hat nun auch wirklich stattgefunden. Am 6ten d. M. wurde dieselbe in dem Herzoglichen Orangeriehause hierselbst er⸗ öffnet; 230 Gewerbtreibende hatten gegen 1000 einzelne Gegenstände, zusammen von einem Werthe von 12,000 Rthlr., eingesendet. Die Ausstellung wurde bis zum Schlußtage, den 23sten, von 6000 Perso⸗ nen besucht, so daß durch deren Eintrittsgeld die Kosten gedeckt wor⸗ den sind. Von den ausgestellten Gegenständen wurden für etwa 1000 Rthlr. verkauft, und da von Sr. Hoheit dem Herzoge gestattet wurde, daß der Vorstand eine Verloosung besonders gut angefertigter Gegenstände veranstalten dürfe, so sind für den Betrag der abgesetz⸗ ten Loose noch für 1100 Rthlr. Ausstellungs⸗Gegenstände zum Zweck der Verloosung angekauft worden. Nur im Allgemeinen kann hier be⸗ richtet werden, daß beinahe alle Gewerbe des Herzogthumes und zwar durch preiswürdige Arbeiten vertreten waren, ein Beweis, daß der Gewerbefleiß unseres, wenn auch nur kleinen Landes gegen den ande⸗ ren Ländern in keiner Art zurücksteht. Dem Vernehmen nach, soll ein auf Urtheile Sachverständiger begründeter ausführlicher Bericht ver⸗ öffentlicht nerden.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 24. Sept. Der Oesterr. Beob. enthält nachstehen⸗ den Artikel:
„Oesterreich rust in der Angelegenheit von Ferrara dieselben wiener Verträge an, die in der krakauer Sache gegen dasselbe ins Feld geführt wurden. Es ist das in keiner Weise eine Inkonsequenz. Oesterreich hat die Gültigkeit und Bedeutung dieser Verträge nie bestritten, noch sie jemals verletzt. Es hat sie heilig gehalten, so lange und so weit sie zu Recht be⸗ standen. In Betreff Krakau's wurde der Vertrag von denselben Mächten die ihn geschlossen hatten, wieder aufgehoben, und man hatte nur dagegen
zu protestiren, daß die bloßen Bürgen und Gutheißer des Vertrages, welche nicht seine Kontrahenten waren, sich ungerufen einmischten, ungebeten und unbe⸗ rechtigt etwas thaten, wozu sie verpflichtet gewesen wären, wenn ein Kontrahent sie dazu aufgefordert hätte. In Betreff Ferrara's ist der Vertrag, an welchem hier die sämmtlichen Kongreßmächte gleichmäßig Theil genommen, während der Kirchenstaat, wie Krakau, nur Objekte des Vertrags waren, in all seiner Kraft geblieben und kann ohne Oesterreichs Zustimmung diese nie verlieren. Weit entfernt, daß England oder Frankreich ein Recht hätten, gegen das österreichische Garnisonsrecht in Ferrara außzutreten, sind sie vielmehr ver⸗ pflichtet, esterreich, das freilich solcher Hülfe nicht bedürfen wird, darin zu schützen, und ein Angriff auf dasselbe würde gerade jene Verletzung der wiener Verträge sein, über welche Lord Palmerston und Herr Gutzot so viel unnöthigen und fruchtlosen Lärm gemacht, da, wo sie nicht stattgefunden.“
Mit diesen treffenden Worten beginnt die leipziger D eutsche All⸗ gemeine Zeitung vom 10ten d. M. einen Artikel über die bekannten Vorgänge in Ferrara. Wir haben diese Beurtheilung der Frage, welche ihre völkerrechtliche Seite aus einem ganz richtigen Gesichtspunkte beleuch⸗ tet, um so lieber in die Spalten unseres Blattes aufgenommen, als dieselbe einen erfreulichen Kontrast bildet zu dem bodenlosen Unseinn, welchen die meisten Organe der italienischen, französischen und englischen Presse bei dieser Gelegenheit zu Tage gefördert haben. Indessen ist es glücklicherweise doch die Leipziger Zeitung nicht allein, welche in dieser Frage der Wahrheit das ihr gebührende Recht hat widerfahren lassen. In dem zu Paris erscheinenden Blatte le Portefeuille, Revue diplomatique vom 5ten d. M. finden wir über das österreichische Besatzungsrecht in Fer⸗ rara einen gediegenen Aufsatz, dessen schlagendste Stellen wir uns nicht enthalten können, unseren Lesern mitzutheilen. (S. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 265.)
Nachdem das Portefeuille einige historische Erläuterungen über die Italien betreffenden Verhandlungen des wiener Kongresses gegeben, erzählt es, daß Lord Castlereagh, der britische Kongreß⸗Bevollmächtigte, bei seiner Rückkehr nach England im dortigen Parlamente auf die Interpellationen des Herrn Whitbread in Betreff dieser Frage folgendermaßen geantwortet
abe:
„Was die von den europäischen Mächten in Bezug auf Italien ge⸗ troffenen Bestimmungen betrifft, so kann ich, mit Ausnahme des südlichen Italiens, über welches es mir jetzt noch nicht erlaubt ist, Aufklärungen zu geben, versichern, daß diese Bestimmungen fast ganz mit den letzten der Eröffnung des Kongresses vorhergegangenen Verträgen übereinstimmen. Keine von den Mächten, welche diese Verträge geschlossen haben, hat egoistische Absichten an den Tag gelegt. Frankreich hat bei dem Kongreß ein gutes Benehmen eingehalten; die Mäßigung Oesterreichs und Preußens kann von Niemand in Zweifel gezogen werden. Die politische Wiederherstellung dieser beiden Mächte bildet das Bollwerk Europa's gegen künftige Eroberungen, denn früher kann man von der europäischen Unabhängigkeit nicht reden. Und doch hat keine von beiden etwas anderes in Anspruch genommen, als das, was sie schon im Jahre 1805 besaßen. Wenn Oesterreich den Besitzstand von 1792 gefordert hätte, wo ihm die Niederlande, aber nicht Venedig, gehörten, so würde es bei der Wahl dieser Epoche 2 Millionen Seelen mehr erhalten haben, als ihm der Kongreß wirklich zuerkannt hat.“
Nach dieser Einleitung geht das Portefeuille zu der Beweisführung über, daß in den bekannten Vorgängen von Ferrara durchaus nichts liege, was als bewaffnete Intervention bezeichnet werden könnte. — Das fran⸗ zösische Blatt zeigt ferner, daß man, ohne die Schluß⸗Akte des wiener Kongresses umzustoßen, Oesterreich das Besatzungsrecht in Ferrara und Commacchio nicht bestreiten könne, und daß der römische Hof, obgleich er dieses Recht nicht förmlich anerkannt, doch habe zugeben müssen, daß der Artikel 103 der Schluß⸗Akte die Stärke der Besatzung, welche Oesterreich in Ferrara und Commacchio zu halten berechtigt sei, keinesweges festgesetzt habe. Auch sei der Streit zwischen dem römischen Hofe und dem wiener Kabinette erst dann ausgebrochen, als derösterreichische Festungs⸗Kommandantvon Ferrara den Patrouillendienst im Innern der Stadt habe in das Leben treten lassen. Bei diesem Anlasse habe der Kardinal⸗Legat in seiner ersten Pro⸗ testation wieder die Frage auf das Tapet gebracht, was unter dem im Art. 103 der Schluß⸗Alte des wiener Kongresses gebrauchten Worte place zu
verstehen sei.
„Um die wahre Bedeutung des Wortes place zu bestimmen“, fährt das Portefeuille fort, „giebt es keinen sichereren Weg, als den Sinn aufzufinden, welchen die Staats⸗Verträge diesem Worte beilegen. Wenn wir bis auf den Frieden von Münster (1648) zurückgehen, so finden wir den Art. 4, welcher so lautet: 8
König und seine Nachfolger für immer das Besatzungsrecht in der Cita⸗ delle von Philippsburg besitzen.““ 1“
„Weiter unten in demselben Artikel: „„Gleich nach der Zurückgabe von Benfeld werden die Befestigunge dieses Platzes und des benachbarten Forts von Rheinau geschleift werden.”
„Es ist augenscheinlich, daß das Wort Platz (place) hier nicht al synonym von Citadelle gebraucht ist, da die Worte Platz, Citadelle, Fon und Befestigungen im Gegentheile eine besondere und unterschiedliche Be deutung haben. Fahren wir weiter fort: .
„Der Art. 5 des zwischen Oesterreich und Preußen am 15. Februar 1763 geschlossenen hubertsburger Friedens enthält folgende Bestimmung: 8 „„JIhre Majestät die Kaiserin, apostolische Königin von Ungarn un Böhmen, wird ihre Truppen aus allen deutschen Ländern, die nicht zu ihren Gebiete gehören, innerhalb 21 Tagen nach Auswechselung der Ratificatio nen des gegenwärtigen Traktats zurückziehen; innerhalb der nämlichen Frist
Plätze und Festungen, welche Se. preußische Majestät vor dem gegenwär tigen Kriege in Schlesien oder anderwärts besessen hat, vollständig räumen und Sr. Majestät dem Könige von Preußen zurückstellen lassen.““
— —
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Direktor der Gesellschaft, Herr de Sincey, sie auf das freundlichste einlud, und das mit Dank angenommen wurnde. Erst spät kehrte die Gesellschaft, höchlich von den Ergebnissen dieser anmuthigen Exkursion befriedigt, in die
Stadt zurück. Abends hatte unsere treffliche Gesellschaft für Männergesang,
Concordig, ein Konzert in dem Lokale der Erholungs⸗Gesellschaft veran⸗
staltet, welche ihre sämmtlichen festlich geschmückten Räume geöffnet hatte. Der ausgezeichnete Vortrag der schönsten Lieder fand bei allen Anwesenden
ie lebhafteste Anerkennung und irng nicht wenig dazu bei, den heutigen der schönsten in ehe Woche zu machen, die an Genüssen so überreich, war. — Die Zahl der anw Thei beträ eeeeeeee Zah er anwesenden Theilnehmer beträgt Zur schönen Literatur.
Göthe’'s Frauen. Von Max Kurnik. Breslau, 1818.
Das vorliegende Büchlein gehört zu denen, die auch füglich wegbleiben öͤunten, ohne daß die Literatur deshalb eine Lücke hätte. Wer heutzutage über Göthe schreibt, sollte wohl wissen, was vor ihm geleistet ist und nicht as hängst Gesagte und Verbrauchte noch einmal vortragen.
Lehrer, die den deutschen Unterricht auf Schulen leiten, pflegen ihren
Schülern als Thema zu einem Aufsatz irgend einen bedeutenden Charakter aufzugeben, dessen zerstreute Züge aus einer Dichtung herausgesucht und zusammengestellt werden sollen. Solche Themata hat sich Herr Kurnik gestellt, und er mag es nöthig haben; aber es ist kein Grund vorhanden, dergleichen Versuche drucken zu lassen. Jeder denkende Leser baut sich die Gestalten, die dem Dichter vorschwebten, aus eigenem Vermögen auf, und schlimm für ihn, wenn er sie nicht schärfer umrisse und tiefer begründete, als es der Verfasser thut.
Daß Gretchen und Dorothea echt deutsche, naive Mädchen und Lenore von Este eine geistig erhabene und geistig bewußte Frau ist, das wissen wir nun endlich, und Niemand braucht erst zu kommen und es mit langen Ci⸗ taten zu belegen. Außerdem hat Herr Kurnik jeder „Göthe's Frau“ ge⸗ schichtliche Nachweisungen beigefügt über die Entstehung des Werkes, aus dem sie genommen ist; und wir erfahren die neuen und unerhörten That⸗ sachen, wann und wie der Götz, Egmont, Werther u. s. w. entstanden sind. Auch druckt er lange Gedichte von Göthe ab, so daß die erste Lieferung von „Göthe’s Frauen“ bis auf 170 Seiten angeschwollen ist.
8 Das Vorwort ist nur zwei Seiten lang, aber fast jede Zeile enthält einen Irrthum oder einen Unsinn. „In Göthe's vollendeten Darstellungen
iste Lieferung.
der jdealen Welt herrscht die weibliche Freiheit.“ Weder war es seine Sache, die ideale Welt darzustellen, noch auch herrscht in ihnen männliche oder weibliche Freiheit. Was heißt denn weibliche Freiheit anders, als die Freiheit des Weibes? Und diese besaß Göthe nicht, weil er sie als Mann nicht besitzen konnte.
„ Die Freiheit in ihrer allgemeinen, weltgeschichtlichen Entwickelung, die männliche Freiheit, lag außerhalb seiner Anschauung.“ So beschränkt war nun wohl die Anschauung eines Dichters nicht, der im Egmont den Ge⸗ gensatz von Unterdrückern und Unterdrückten, von Gewaltherrschaft und Wi⸗ derstand so mächtig hingestellt hat und Leben und Freiheit täglich erobert wissen will, wenn einer sie verdienen soll.
„Seine ganze Denkungsart ist weiblich.’“ Aus dieser weiblichen Den⸗ kungsart gingen der Götz, Mephisto, Oranien, Carlos und Herrmann her⸗ vor. Wenn Herr Kurnit „Göthe's Männer“ in zwei Lieferungen her⸗ ausgäbe, so würde im Vorwort stehen: seine ganze Denkungsart ist männ⸗ lich; nun schreibt er aber „Göthe's Frauen“, und sofort muß der ganze
Mann generis feminini werden.
„Seine genialen Dichtungen quellen hervor aus der unendlichen Tiefe der menschlichen Brust.“ Dieses geniale Urtheil quillt hervor aus der un⸗ endlichen Tiefe des menschlichen Kopfes des Herrn Kurnik. Er hat es Füepebrachen mit dem Feutr, mit dem man Entdeckungen mitzutheilen
egt.
.„Ich habe das Buch, wenn auch vom kritischen Bewußtsein ausgehend, feinesweges im streng kritischen Tone abgefaßt.“ Beides ist wahr: nachdem der Verfasser vom kritischen Bewußtsein ausgegangen war und es hinter sich gelassen hatte, sah er ein, wie komisch es sein würde, wenn er jetzt noch den strengen kritischen Ton annaͤhme. Was hülfe auch der bloße Ton, und noch dazu der strenge kritische, bei einem so weichen kritiklosen Juhalt? Au⸗ ßerdem hat er noch einen besonderen Grund:
„Die Unmittelbarfeit der Goetheschen Poesie ist auch so allgewaltig, daß selbst der strenge Kritiker sein Secirmesser oft niederlegen wird, um in die Leier des Dichters mit einzugreifen.“ Nun, das verbitten wir uns höf⸗ lichst. Wenn Herr Kurnik durchaus spielen will, dann kann er sich selbst
einen Kasten miethen, aber er wird doch nicht fremder Leute Leiern be⸗ nutzen? Und welcher Leute! Wenn ein Anfänger sein Stückchen fidelt, darf er nicht die Amati eines Virtuosen mißbrauchen. Herr Kurnik thut es auch gar nicht; seine Handlungen sind besser als seine Grundsätze. Wir wollen eine Probe hersetzen: Herr Kurnik kommt von der dritten weiblichen Leiche, der Lotte aus dem Werther, und will eben zur vierten, zu Gret⸗
chen, übergehen, — da legt er wegen der Unmittelbarkeit der Goetheschen
Poesie sein Secirmesser nieder, wäscht sich, wie wir hoffen, seine anatomi- renden Hände und hebt also zu klimpern an:
„Großes, unvergleichliches Bild von Liebenswürdigkeit und Anmuth! Herrliche Blüthe von Unschuld und Liebe! 1 unvergänglichem Reize! In welchem strahlenden Glanze, in welcher himm⸗ lischen Farbenpracht stehst Du vor meinem Auge, und mit welcher Lust ver⸗ senkt sich meine Seele in die Deine! Der zarte Duft, der Dich umströmt, nimmt meine Sinne gefangen! Ich folge Dir unwillkürlich, betrachte mit Lust, wo Du wie eine halb aufgebrochene Nose eine blühende Zukunft ver⸗
und vergieße Thränen, wo Du entblättert zu Boden sinkst!“
Weinen Sie nicht länger, Herr Kurnik! Seeirmesser gefälligst in die Hand. Schneiden Sie sich nur nicht damit, es ist so scharf! Nur nicht weinen! Worauf Herr Kurnik mit trockenerem Auge und verjüngter Kraft also fortfährt:
„Wie wahr und schön sind Deine Freuden! Deine Leiden! Wie voll von Liebe ist Dein Herz! Wie voll von Hinge⸗ bung Dein Sinn! Wie erhaben Deine Einfachheit! Wie süß und wohl⸗ thuend Deine Unschuld! Großer Dichter, da Du solche Gebilde in's Leben ven, die schöpferische Kraft eines Gottes wohnte in Deiner weiten Brust!“
Nun mag der Leser selbst entscheiden, ob Herr Kurnik auf Göthe's Leier oder auf seiner eigenen gespielt hat.
„Man hat über Gretchen schon sehr viel Schönes gesagt, aber immer noch nicht genug.“ Herr Kurnik in seiner Unersättlichkeit, viel Schönes zu sagen, sagt Folgendes: „Die Einfachheit Gretchen's ist schön künst⸗ lich.. Das Geäder der Seele liegt wie ein aufgeschlagenes Buch vor uns Die Scene im Garten bildet in ihrem Leben jene Seußzerbrücke, die Jeder von uns früher oder, später überschreiten muß... Die Anfänge des Faust fallen in die frühesten Jugendjahre Göthe's... Zwei Kugeln gleich, die sich nur an Einem Punkte treffen, sodann aber immer weiter bis zur völligen Entgegensetzung auseinandergehen, berühren sich Faust und Gretchen in dem Einen Gefühl der Liebe, während sie in allem Anderen wie die beiden Pole von einander abstehen ... u. s. w.“
Doch nun genug; denn das Buch ist nicht durchweg so ergötzlich, wie die Stellen, die wir aus ihm citirt haben. Vom Langweiligen zum Lächer⸗ lichen ist nur Ein Schritt, aber der Verfasser thut ihn nicht immer, so daß unsere Freude auf die zweite Lieferung getheilt ist, zumal der Verfasser im
Wie tief und ergreifend
Vorwort der ersten uns mit einem „ausführlichen Wort über Geschichte und Charakter der Götheschen Poesie“ bedroht hat. “
„„Mit Einwilligung des Kaisers und Reichs sollen der allerchristlichste
wird sie die Grafschaft Glaz und überhaupt alle Staaten, Länder, Städte,
Holde Erscheinung von ewigem,
kündest, verweile mit Entzücken, wo Du in schönster Pracht Dich entfaltest
Nehmen Sie wieder Ihr
80 st. „ —8 8 „In dem Allianz⸗Traktat zwischen der französischen und der cisalpini⸗ schen Republik (1798) liest man: „„Art. IX. Die Besatzungen von Mantua, Peschiera und Ferrara sollen immer, wenigstens zur Haäͤlfte, aus französischen Truppen bestehen. „„Art. X. Die cisalpinische Republik wird die Artillerie dieser drei Plätze stets im besten Stande und die Mundvorräthe wenigstens für ein Jahr bereit halten.““ . „Augenscheinlich ist hier unter dem Wort: Platz sowohl die Stadt, als die Citadelle von Ferrara verstanden. — 321; „Wenn man sich alles Parteigeistes entledigt, so ist es unmöglich, zu verkennen, daß die angeführten Stellen den Beweis liefern, daß das Wort Platz (place) in der diplomatischen Sprache nicht in dem beschränkten Sinne von Citadelle gebraucht wird, sondern daß vielmehr „Platz“ die allgemeine Bezeichnung für jene Städte ist, welche, ohne Festungen ersten Ranges zu sein, mit Mauern, Wällen und anderen Befestigungen umgeben sind. „Ferrara war ursprünglich eine Festung. Als die Wezbfisches Trup⸗ pen gegen das Ende des Kaiserreiches sie für immer räumten, zers 55 sie einen Theil der Festungswerke, ließen jedoch die Wälle stehen, Fwel * Stadt rings umgeben. Aus diesem Grunde bezeichnet sie der wiener Kon⸗
reß, vo Gesichtspunkte ausgehend, daß sie unter die Zahl der Plätze, E., 10n bebeez de6. Operationen dienen können, zu rechnen
welche als Mittelpunkt von Kri 1— eg sei iin dem Arniiker 103 der Schluß⸗Akte als Platz und nicht als Stadt. . Ferrara ist heute eine offene Stadt. Wenn man auch
Aber, entgegnet man, 4 — 1 8— zugeben 5 daß der vernachlässigte Zustand, in welchem sich heute die
Umwallung der Stadt befindet, diese Benennung bis zu einem gewissen Grade rechtfertigen könnte, so ist es doch nicht weniger wahr, daß im Jahre 1815 zur Zeit der Unterzeichnung der Schluß⸗Akte des wiener Kongresses Ferrara ein fester Platz in der vollen Bedeutung des Wortes war, und daß man also, nach der Lage der Dinge im Jahre 1815 und nicht nach der im Jahre 1817, die Bedeutung des Wortes: Platz auslegen muß.“ Rean So weit das Portefeuille. Zur Ergänzung und theilweisen Berichti⸗ gung seiner Angaben genügt der thatsächliche Umstand, daß die Stadt Fer⸗ rara gegenwärtig von einem ansehnlichen Hauptwalle umgeben, mit der Ci⸗ tadelle durch gemeinschaftliche Gräben verbunden, und daß daher durch den Zusammenhang zwischen beiden die Vertheidigungsfähigkeit des Platzes be⸗ dingt ist. Uebrigens lag die Citadelle, von welcher heute behauptet werden will, daß sie im Jahre 1815 von dem wiener Kongresse allein, mit Aus⸗ schluß der Stadt, dem österreichischen Besatzungsrechte zugewiesen worden sei, damals in Ruinen und ist erst später auf Kosten des Kaiserl. Aerars und durch das österreichische Genie⸗Corps mit neu erbauten freistehenden Mauern wieder geschlossen worden. Die mit diesen Arbeiten beschäftigten Offiziere und Soldaten des Genie⸗Corps, so wie eine Abtheilung AArtilleristen, waren ursprünglich auch die einzigen österreichischen Truppen, welche in der Citadelle, deren Inneres nur sehr wenig Raum darbietet, lagen. Die Kaiserl. Besatzungstruppen dagegen waren seit dem Jahr 1815 immer in den in der Stadt gelegenen Kafernen einquartiert, wie denn auch das Kaiserl. Mili⸗ tairspital in der Stadt liegt. Eben so hat sich der Kaiserl. Festungs⸗Kom⸗ mandant seit 32 Jahren auch nicht einen Tag in der Citadelle, sondern stets mit der zum Dienste des Platzes nöthigen Kanzlei in der Mitte der Stadt aufgehalten. Zum inneren Dienst der Citadelle wurde dahin täglich von der in der Stadt kasernirten Besatzung eine Wachtabtheilung geschickt, bis das Kaiserl. Genie⸗Corps in der Citadelle selbst zur Erleichterung des Dienstes ein Gebäude errichtete, in welchem im Jahre 1841 zum ersten⸗ mal 2 Compagnieen Infanterie ihr Quartier angewiesen wurde. Als im verflossenen Monat Juli die schwache Besatzung von Ferrara eine durch die Umstände gebotene Verstärkung erhielt, bezogen diese Trup⸗ pen die ihnen seit so langen Jahren zugewiesenen Gebäude, und es gehört gewiß die ganze Lebhaftigkeit einer südlichen Phantasie dazu, um in diesem einfachen Vorgang eine Invasion der Barbaren zu erblicken, wie es die meisten neu aufgeschossenen italienischen Blätter gethan. Obgleich man hätte annehmen sollen, daß das kältere Blut der Bewohner des Nordens die britischen Zeitungsschreiber vor solchen Verirrungen der Einbildungskraft würde bewahrt haben, so sind sie doch in Beurtheilung der Vorgänge in Ferrara kaum billiger gewesen, als ihre Zunftgenossen in der südlichen Halbinsel. Unter den Blättern, welche gegen Oesterreichs Stellung in Italien zu Felde ziehen, thut sich die Morn Ha Chroniecle besonders hervor. In einem ihrer neuesten Artikel hat sie sogar die Ent⸗ deckung gemacht, „daß der Kaiserstaat bisher nicht nur die weltliche Politik der italienischen Regierungen und des Kirchenstaats insbesondere, sondern auch Roms geistliches Regiment über die katholische Welt in ungebührlicher Kontrolle gehalten habe.“ Neben dieser und ähnlichen Diatriben, welche durch ihre maßlose Un⸗ gereimtheit sich selbst richten, steht in der Chroniecle recht passend eine prunkhafte Aufzählung aller Nebenländer, welche in den fünf Welttheilen Großbritaniens Scepter gehorchen, wobei versichert wird: „England könne und werde nimmermehr auf das verzichten, was seine Waffen und seine Politik erobert.“ 8 8 Da wir das Suum cuique gern als den obersten Grundsatz der Ge⸗ rechtigkeit anerkennen, so haben wir gegen die von der Morning Chroniele verkündeten Absichten Großbritaniens, das Seinige zu vertheidigen, nicht das Mindeste einzuwenden. Nur dünkt es uns eben kein fair play zu sein, wenn dasselbe Blatt es Oesterreich verargen will, daß es seinerseits seine traktatenmäßigen Rechte zu behaupten weiß. Daß die österreichische Politik
hierbei nie das Recht und die Rücksichten der Billigkeit und Mäßigung aus
den Augen zu verlieren gewohnt ist, dies hätte die Morning Chroniecle aus der oben angeführten Rede eines britischen Staatsmannes lernen können, der freilich nicht in einer modernen Schule die Prinzipien des Völkerrechts studirt hatte.“ 1“
Oesterreichische Monarchie. Prag, 21. Sept. (Oest. Beob.) Am 17ten wurde mit em elektro⸗ magnetischen Telegraphen zwischen Wien und Prag zum rstenmale korrespondirt. Hierbei wurde von Prag nach Wien ge⸗ ragt, wie viele Batterieen dort in Anwendung seien? Die Antwort var: drei. Der Auftrag ging zurück, man solle eine Batterie außer Wirksamkeit setzen. Antwort: Es ist geschehen. — Frage: Wie sind bels die Zeichen? — Antwort: Sehr deutlich. — „So sollen auch künftig nur zwei Batterieen angewendet werden.“ Der Erfolg war nithin über Erwartung günstig. Zu dieser Korrespondenz zwischen orag und Wien (hin und zurück 122 Meilen) wurde gerade so viel Zeit verwendet, als nöthig ist, dieselbe langsam zu schreiben.
8 Rußland und Polen.
St. Petersburg, 21. Sept. Am 19. August ist in Nischni⸗ Nowgorod nach abgehaltenem feierlichen Gottesdienst die von Sr. Majestät dem Kaiser bestätigte Handels⸗Gesellschaft ins Leben ge⸗ treten, deren Zweck es ist, russische Waaren nach Kaukasten zu ver⸗ führen, durch Verkauf und Tausch dem vaterländischen Gewerbfleiß ein weites Feld zu eröffnen und dem russischen Handel einen neuen und mächtigen Aufschwung zu geben.
„Ueber die Fortschritte der Cholera sagt Dr. Thielmann in der Beilage zu der letzten Nummer der medizinischen Ztg. Ruß⸗ lands: „Die Cholera verbreitet sich immer mehr und mehr. Sie schreitet zwar langsam, doch unaufhaltsam gegen Moskau auf zwei Wegen vorwärts, nämlich: von Astrachan aus längs der Wolga und vom Kaukasus her längs der großen kaukasischen Heerstraße. Meh⸗ rere Gouvernements, durch welche letztere führt, oder welche in der Nähe liegen, werden von ihr bereits heimgesucht. Doch scheint sie, mit Ausnahme von Astrachan, im Allgemeinen nur einen kleinen Theil 23 Bevölkerung zu ergreifen. Leider können wir immer noch nichts Näheres über den speziellen Charakter dieser Epidemie mittheilen, weil es uns noch bis jetzt an detaillirten ärztlichen Berichten fehlt.“
Frankreich. Paris, 23. Sept. Vorgestern nahmen der Köntg. die Köntat die Herzogin von Orleans, der Pen s 88 nll deee Mitglieder der Königlichen Familie die verschiedenen Feldlager bei Compiegne in Augenschein. Darauf fand große Parabde statt. Herr Guizot ist gestern nach Compiegne abgereist und Graf Fla⸗
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hault, französischer Botschafter in Wien, von seiner Reise nach Schott⸗ land wieder hierher zurückgekehrt.
Neueren Nachrichten aus Algier zufolge, bestätigt sich die Nie⸗ derlage der beiden Stämme Beni Amer und Achem, eben so aber auch die gegen die Verwaltungen Algeriens erhobene Anschuldigung. Selbst das Journal des Débats redet davon mit dem bedenk⸗ lichen Zusatze: es ist unendlich zu beklagen, daß man nicht früher davon unterrichtet wurde, um einer solchen Ausdehnung des Uebels vorbeugen zu können. 2 vetbegoen — Tagen befindet sich die Luzy nicht mehr in stren⸗ ger Haft, sondern darf im Hofe der Conciergerie zugleich mit den anderen Gefangenen spazieren gehen. Man versichert, sie werde demnächst in Freiheit gesetzt werden.
Nach der Gazette des Tribunaux wurde gestern Morgens der wegen falschen Zeugnisses, das er im Beauvallonschen Prozesse abgelegt hatte, zu zehnjähriger Einsperrung verurtheilte d'Ecqueville kraft eines Befehles des Polizei⸗Präfekten aus dem Gefängnisse der Conciergerie nach der Mairie des 11ten Bezirks gebracht, wo seine Civil⸗Trauung mit einer Demoiselle David in Gegenwart der Zeu⸗ gen — für den Bräutigam erschienen als solche Marquis de Jouffroy und General Prim — auf die gesetzlich vorgeschriebene Weise voll⸗ zogen ward. Nach diesem Akt führte man ihn in das Gefänguiß der Conciergerie zurück, wo im Beisein der Zeugen und Verwandten die kirchliche Trauung in der Kapelle durch den Abbé Montes vor⸗ genommen wurde.
x△ Paris, 23. Sept. Herr Guizot ist also jetzt wirklicher Präsident des Kabinets, ohne daß dadurch etwas in der Stellung des Ministeriums, vorläufig wenigstens, geändert würde. Alles wird von der Haltung abhängen, welche es selbst einnehmen wird, aber auch von der Haltung der konservativen Majorität. So lange die Spal⸗ tungen in dieser fortdauern, wie bisher, wird die Lage des Ministe⸗ riums immer eine falsche, unsichere bleiben, um so schwieriger, je er⸗ klärter die öffentliche Stimmung sich ihm feindselig zeigt. Diese Stimmung ist in der That nichts weniger als beruhigend, das fort⸗ währende Geschrei der Oppositionsblätter aller Schattirungen, vereint mit den traurigen Erscheinungen der letzten Zeit, hat in diesem Punkte bereits unverkennbare Früchte getragen. So weit ist es ge⸗ kommen, daß in den Gemüthern schon wieder vielfache Zweifel an der Wirksamkeit der staatlichen Einrichtungen des Landes überhaupt rege werden; das Zutrauen in die Regierung hat bedeutend abge⸗ nommen, und die Stimmung der Massen ist ihr entschieden feindselig. Die Skandale, welche die letzte Session der Kammern in so großer Zahl geliefert hat, diese lange und noch nicht beendigte Reihenfolge strafbarer Vorgänge in der Verwaltung mußten nothwendig auf die Meinung der Massen den schlimmsten Eindruck machen. Man sehe einmal, in welchem Geiste die Bücher und Schriften geschrieben sind, die seit einiger Zeit vorzüglich in allgemeiner Gunst stehen und ge⸗ lesen werden; man betrachte, in welchem Geiste, mit welchen Tenden⸗ zen diejenigen arbeiten, welche mit besonderer Theilnahme von der Menge gehört werden; man sehe, wovon die Massen am liebsten sprechen hören, wofür sie sich am leidenschaftlichsten entflam⸗ men; man wird sehen, daß es gerade diejenigen Bücher, Männer, Worte, Erinnerungen sind, welche die Ideen und Thatsachen, die Männer und die Dinge der Revolution ins Gedächtniß zurückrufen, erklären, ausmalen, in den schönsten Farben darstellen, anpreisen und feiern. Diese Tendenz der öffentlichen Meinung tritt nicht blos in der Richtung der Schriftsteller, sondern noch mehr in der Gunst her⸗ vor, die sie beim Publikum finden. Der außerordentliche Beifall, den die Geschichte der Girondisten von Lamartine gefunden hat, ist ein viel zu wenig beachtetes, sehr ernstes Symptom. Das Buch des Herrn von Lamartine ist ein mit der ganzen Gluth, die dem Verfas⸗ ser eigenthümlich ist, geschriebener Panegyrikus der Demokratie; er schleudert darin die strengsten Verdammungs⸗Urtheile gegen die Throne und versucht dagegen mit kecker Hand die unmögliche Rehabilitation selbst von Männern der Revolution, über welche als die blut⸗ dürstigsten Scheusale die unparteiische Geschichte längst ihren verdammenden Richterspruch gefällt hat. Und doch hat der Autor mit seinem Buche nur die lebhafteste Theilnahme gefunden! Liegt darin nicht eine ernstliche Warnung für Alle, welche die Augen nicht absichtlich verschließen wollen! Es ist zu wünschen, daß aus dieser Richtung der Meinung nicht am Ende schwere Gefahr erwachse für die jetzigen Institutionen Frankreichs und die ganze gesellschaft⸗ liche Ordnung; aber Niemand vermag etwas in dieser Beziehung zu verbürgen. Die Polemik der Presse hat bereits den Charakter des größten Mißtrauens angenommen; sie spricht Besorgnisse aus, welche die in den Köpfen herrschende Verwirrung der Einen, die Beängsti⸗ gung der Anderen kundgeben! Die Sprache der äußersten Parteien ist wieder anmaßender, kecker und herausfordernder, als je. In der Presse wird die Regierung nur matt vertheidigt, trotzdem, daß eines der neuen konservativen Organe, der Conservateur, nun auch für sie in die Schranken tritt. Aber dieses Organ hat noch eine schwache Stimme und geringe Publizität, während die schon länger bestehen⸗ den Blätter es sich zum System gemacht zu haben scheinen, dessen Existenz mit Stillschweigen zu übergehen. Auf einen sie vertheidi⸗ genden Artikel hat die Regierung täglich hundert Angriffe zu beste⸗ hen. Die Massen murren; überall bemerkt man Unruhe und Be⸗ sorgniß. Wie im Geheimen die revolutionairen Klubs sich wieder organisiren, so agitirt man beim offenen Tageslichte durch Veranstal⸗ tung politischer Versammlungen und Bankette, bei denen die Männer der äußersten Parteien das große Wort führen, den Leuten von der sogenannten constitutionellen Opposition es überlassend, für die Gnade, daß man sie zu diesen Demonstrationen zuläßt, ihren unterthänigsten Beifall zu erkennen zu geben besonders durch beharrliches Schweigen, wenn da oder dort ein Toast auf die Gesundheit des Königs ausge⸗ bracht wird. Die Journale verfehlen dann nie, als hundertstimmiges Echo für diese Demonstrationen zu dienen, dieselben als Muster zur Nachahmung allseitig anzupreisen und besonders hervorzuheben, wie der Geist der großen Revolution all⸗ mälig wieder die Massen durchdringe. Sucht man nach dem Haupt⸗ gedanken, den man jetzt in den Gemüthern zur Geltung und An⸗ nahme zu bringen sucht, so erhält man überall das Resultat, daß man an die Unvereinbarkeit der Julimonarchie mit der Realisirung der Hoffnungen und Ansprüche der Demokratie glauben zu machen sucht; daß man Zweifel an ihrer aufrichtigen Anhänglichkeit an die zur Zeit der Juli⸗Revolution 1830 verkündeten Grundsätze und an ihrem Willen, die damals gemachten Verheißungen zu erfüllen, erregt. Man greift, trotz aller constitutionellen Fictionen und Vorschriften, unter dem Deckmantel bloßer Angriffe auf das Ministerium, die ge⸗ heiligte Person des Königs selbst an und nimmt dabei, da man doch das Wort und den Namen nicht zu nennen wagt, seine Zuflucht zu dem Auskunftsmittel der Wahl eines für Jedermann in seiner wahren Bedeutung verständlichen Wortes, indem man kurzweg vom „System“ spricht. Das sind die Symptome, welche gegenwärtig hervortreten, und denen das Kabinet jetzt unter der Leitung des Herrn Guizot wird Rechnung tragen müssen. Gegenüber denselben bleiben die Mei⸗ nungen der Konservativen bis jetzt getheilt. Die Konservativen vom alten Schlage sehen in diesen Symptomen nur einen Grund mehr zum Beharren im entschiedensten Widerstande gegen alle von der Opposition ausgehenden Vorschläge, namentlich auf Wahlreform und
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parlamentarische Reform; die jungen, dissidirenden Konservativen da⸗ gegen wollen, daß in diesen beiden Punkten etwas von der vegie⸗ rung geschehe, um die öffentliche Stimmung zu beruhigen und zufrie⸗ den zu stellen. Manche von diesen jungen Konservativen drohen im entgegengesetzten Falle desinitiv zur Opposition überzugehen und hoffen mit Hülfe des linken Centrums und der dynastischen Linken und unterstützt von den konservativen Mitgliedern, die sie nach sich zuziehen hoffen, eine Art Tiersparti zu bilden, der endlich stark genug wäre, dem gegenwärti⸗ gen Kabinet die Gewalt aus den Händen zu winden. Auf solche Weise glauben sie die Gefahren beseitigen zu können, die für die ganze bestehende Ordnung der Dinge aufziehen, wenn die gegenwär⸗ tige Lage der Dinge 4½ lange fortdauerte. Die Lösung der Krise muß die Zukunft uns zeigen. 85
.“ Großbritanien und Irland.
London, 22. Sept. Die United Service Gazette glaubt mit Bestimmtheit versichern zu können, daß sofort nach Zusammen⸗ tritt des Parlaments eine Verstärkung der Marine⸗Truppen und Marine⸗Artillerie eintreten wird, da jetzt so viel Gebrauch von den beiden Corps außerhalb gemacht wird, daß die Häfen, wo sie bisher Garnison hielten, entblößt sind und die Werftarbeiter, die bekannt⸗ lich zu Bataillonen gebildet worden, noch nicht einexerzirt genug sind, um die Truppen zu ersetzen.
Der Globe bespricht die Ernennung des Herzogs von Aumale zum General⸗Gouverneur von Algerien und findet, daß dieselbe bis jetzt der wichtigste Schritt der dynastischen Politik Ludwig Philipp's
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ist, gegen welche alle früheren Schritte derselben, selbst die Mont⸗
pensiersche Heirath, in den Hintergrund treten. Es werde, meint dieses Blatt, durch die Ausführung der diese Ernennung ankündigen⸗ den Ordonnanz, die es als „persönlich und monarchisch!““ in ihren Ausdrücken bezeichnet, dem Herzoge von Aumale die Gelegenheit ge⸗ geben zur Begründung einer Macht für sich und seine Familie an der anderen Seite des Mittelmeeres, welche in der Wagschale fran⸗ zösischer Einflüsse von schwerem Gewicht sein werde. Es könne einem Befehlshaber durchaus nicht schwer werden, die Ergebenheit seines Heeres für seine Person zu gewinnen, und ein Mitglied der Familie Orleans mit einer großen Armee zu seiner Verfügung, die in ein paar Tagen nach Fraukreich übergeschifft werden könnte, könne mög⸗ licherweise einen mächtigen Einfluß auf das französische Volk ausüben.
Die neuesten dubliner Nachrichten bringen die der Repeal⸗Asso⸗ ciation vorgelegte Abrechnung über die Repeal⸗Rente vom 1. Sep- tember 1846 bis zum 1. September 1847. Die Einnahme betrug während dieser Zeit 3031 Pfd. 1 Sh. 9 Pece., die Ausgabe (haupt⸗ sächlich für Zeitungen, Gehalte der Repeal⸗Beamten und Kosten bei
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Stimmen⸗Registrirungen und Wahlen) 90 Pfd. 10 Sh. 10. Pce. weniger.
Jahres macht die Manchester⸗Times folgende Anga en: Am 2. Januar betrug der Gesammtwerth der Actien von 50 der Haupt⸗-⸗ linien 59,557,000 Pfd.; auf dieselben sind seit Januar ferner Linge- zahlt worden 13,529,000 Pfv., so daß nach dem Cours vom 2. Ja⸗ nuar ihr Gesammtwerth 73,080,000 betragen mußte, aber nach den Coursen vom 11. September ergiebt sich nur ein Werth von 57,884,000 Pfd., d. h. also eine Entwerthung von 15,202,000 Pfd. Unter sol⸗ chen Umständen ist es leicht begreiflich, daß, wie dasselbe Blatt mel⸗ det, im Laufe dieser Woche ein Meeting von Actien⸗Inhabern aus Liverpool, Leeds und Manchester in letzterer Stadt sich versammeln wird, um die Frage wegen Einhalten mit ferneren Zahlungen zu be⸗ rathen. Aus einem amtlichen Bericht erhellt, daß während der er⸗
sten sechs Monate dieses Jahres von 23,119,412 Personen, welche
Ueber die Entwerthung der Eisenbahn⸗Actien seit Beginn dieses
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auf sämmtlichen Eisenbahnen des vereinigten Konigreichs reisten, 101
getödtet und 100 verwundet wurden, und zwar wurden 14 Passagiere ereiche
getödtet und 48 verwundet aus Ursachen, die außerhalb dem ihrer Kontrolle lagen; aus denselben Ursachen wurden 11 Beamte der Compagnieen getödtet und 17 verwundet; durch ihre eigene Schuld oder Mangel an Vorsicht und Nachlässigkeit wurden 8 Pas⸗ sagiere und 51 Compagnie⸗Beamte getödtet und 3 Passagiere, so wie 24 Beamte, verwundet; 19 Personen fanden ihren Tod und 7 wur⸗ den verletzt, weil sie über die Linie gingen, wo es nicht erlaubt war, und nur eine Person ward getödtet und eine andere verwundet, weil bei erlaubten Uebergängen Nachlässigkeit von Beamten eintrat. 1 weil er im Duell seinen Gegner, den Oberst Faweett, erschossen, des Mordes schuldig erkannt und deswegen zum Tode verurtheilt worden war, ist von der Königin zu zwölfmonatlichem Gefängniß in Newgate begnadigt worden. ““
Brüssel, 24. Sept. Se. Majestät der König ist aus dem Lager von Beverloo gestern Abend im Schlosse Laeken wieder ein- getroffen. halten und in derselben die Berathungen über die zweckmäßigste Ein⸗-⸗
richtungsweise der Zellen⸗Gefängnisse beendigt. Er hat sich dafür entschieden, daß das Gefängniß so eingerichtet werden muß, daß die
Lokale für die Verwaltung und die Wohnungen der Beamten ganz Das Gefängniß muß so gebaut sein, daß
geschieden werden sollen.
Lieutenant Munro, welcher bekanntlich von den Geschworenen,
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Der Pönitentiar⸗Kongreß hat gestern seine letzte Sitzung ge⸗ G
man 1) die Gefangenen Tag und Nacht vollkommen trennen kann;
2) daß die Mittel gegeben sind, ihnen Bewegung in der deß zu ver⸗ schaffen; 3) daß sie im Stande sind, sich passend zu be
chäftigen,
Unterricht zu erhalten und dem Gottesdienste beizuwohnen, ohne daß
die Trennungs⸗Regel darunter leide. — Das Frankfurter und Brüs⸗ seler Comité soll sich mit dem Plane der Berufung und Organisation des nächsten Kongresses beschäftigen.
ZBtalien.
Nom, 14. Sept. (N. K.) Gestern Morgen ließ Se. Heilig⸗
keit sich die Guardia civica vom zweiten Bataillon, welche die Wache au dem Monte Cavallo bezogen hatte, vorstellen. i volle Zufriedenheit zu erkennen und ermahnte sie, den Gang der Er⸗ eignisse mit Ruhe und Vertrauen abzuwarten. Das eifrigste Stre⸗
Er gab ihr seine
ben des Governo sei einzig dahin gerichtet, eine Lage zu begründen,
welche dem freien Fortschreiten auf der betretenen, dem allgemeinen Interesse einzig förderlichen Bahn günstig sei. Man dürfe sich zu⸗ gleich der Hoffnung hingeben, daß sich bald ein festes Bündniß der italienischen Fürsten zu diesem Behufe gestalten werde. Diese Worte wurden mit einem donnernden Evviva aufgenommen. Dann folgte ein Frühstück, welches der Mannschaft aus dem Palaste gesendet wurde.
Galetti und Macbean sind wieder auf freien Fuß gesett. 8e die Sache des Prinzen von Canino dürfte sich auf eine mildere erledigen. er W“ 2 Heute früh ist der Graf Auersperg, Kaiserl. bsterreichisches an⸗ mandirender General in Ferrara, hier in Rom ange angt. der Zweck seiner Ankunft sei, ist bis jetzt unbekannt.
5. S —.) Die Gazz. di Fi⸗
Florenz, 15. Sept. (Allg. 3190, „nal des Héhats, renze spricht sich über einen Artikel 2 eZEö worin die Bewegungen in Toscana 8 nachstehender Weise aus:
dikalen ausgehend, bezeichnet werden