1847 / 271 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

k esänge mit gewohnter Präziston ansführte, . 8258222 * Sich sehr aneremna, Hierauf besichtigten die böchsten und hohen Herrschaften d

ürdiakei 8 Domes, worunter namentlich auch die beiden neuen würdigkeiten des und das jüngst restaurirte Grabmal des Fenste⸗ in % 82 vüonrad's de Hochstaden, den Allerhöchsten Gründers der Logen, bei welcher Gelegenheit der Verfertiger der Beifall anf o seg vg 8 Epitaphs, Bildhauer Mohr, die Ehre zierlichen Statuetten dieses Ep * Beim Eintritt in die hatte, Sr. Majestät vorgestellt zu werden. Beim kritt n aa Bauhalle waren Se. Majestät freudig überrascht durch 8 nbli des hoch aufsteigenden Mittelschiffes, so wie der beiden Portale, Fy;. von das nördliche ganz für Vereinsrechnung erbaut worden ist. ie aus dem bayerischen Vereins⸗Fonds ausgeführten Gewölbe auf der Nordseite des Domes gaben Sr. Majestät Veranlassung, Sich gegen den anwesenden Kronprinzen von Bayern sehr anerkennend auszuspre⸗ chen, und nachdem noch einige L perationen auf den Baugerüsten in Gegenwart des Königs ausgeführt worden, geruhte Allerhöchstder⸗ elbe, auch die Steinmetz Werkhütte zu besichtigen und durch die

höäüuldvolle Theilnahme die Lust und Liebe zu dem schwierigen Werke bei allen Mitwirkenden zu beleben. 8

In Lechenich geruhte Se. Majestät der König am 23. Septem⸗ ber die Schloß⸗Ruine mit ihren sieben wohl erhaltenen Thürmen in Augenschein zu nehmen, Sich durch den Besitzer in dem alten offenen Rittersaale die halb verwitterten Fresko⸗Gemälde deuten und die Ge⸗ schichte der alten, nie bezwungenen Burg und das Schicksal ihrer Ver⸗ wüstung durch fremde Freundeshand vortragen zu lassen.

* Benrath, 25. Sept. Heute Vormittag gegen 9 Uhr be⸗ gann das Feld⸗Manöver der 14ten Division vor Sr. Majestät dem Könige und den höchsten und hohen Gästen. Die Truppen waren wieder in die Ost⸗ und West⸗Division getheilt; die erstere stand un⸗ ter den Befehlen des General⸗Majors und Commandeurs der 14ten Infanterie⸗Brigade von Chlebus, die zweite unter denen des Ober⸗ sten und Commandeurs der 14ten Kavallerie⸗Brigade, von Ledebur. Die Ost⸗Division hatte nach dem Gefechte vom vorigen Tage hinter dem Itterbach wieder sesten Fuß gefaßt und einen erneuten Angriff der West⸗Division auf Hilden am vorigen Abend abgewiesen. Die Ost⸗Division erhielt am Abend die Meldung, daß das West⸗Corps

von Köln einen Uebergang über den Rhein zwischen Merkenich und Wisdorf beabsichtige, zu dessen Verhenderung von Köln nichts sendet werden kann, und zugleich den Befehl, mit der Division dahin abzumarschiren. Das zurückgeblie⸗ Ost⸗Detaschement soll den gegenüberstehenden Feind im

Auge behalten und so manöveriren, daß derselbe nicht zu dem bei gisdorf bezweckten Rhein⸗Uebergang mitwirken kann. Es war nun die Aufgabe, den Gegner von der Richtung auf Merkenich abzulenken und konnte dieser Zweck um so eher erreicht werden, als die Mel⸗ dung eintraf, daß Ost⸗Truppen von Wesel über Duisburg gegen Düsseldorf bereits vorrückten. Das West⸗Corps hatte mit der Avant⸗ garde, nachdem der Angriff auf Hilden zurückgewiesen war, zwischen dem Itterbach, Steinenhof und Gr. Hulsen und mit dem Gros bei

Novenerhof Stellung genommen. Auf die Nachricht von der bedroh⸗ ten Lage Düsseldorfs und dem von dem West⸗Corps beabsichtigten Uebergang über den Rhein bei Wisdorf sieht sich der Commandeur genöthigt, die Division zu theilen, mit der einen Hälfte nach Düssel⸗ dorf zu marschiren und mit der anderen die ihm gegenüber verbliebene Abtheilung von dem Strom abzudrängen und so das Unternehmen zu unterstützen. Er ergreift deshalb ungesäumt die kräftigste Offen⸗ sive. Das Manöver endigte gegen 1 Uhr, worauf die düsseldorfer Garnison nach Düsseldorf sich zurückzog, die übrigen Truppentheile aber die Cantonnements bezogen, von wo aus sie am Montage den Rückmarsch in ihre betreffenden Garnisonorte antreten werden.

Se. Majestät fuhren nach dem Schlosse zurück, wo gegen 2 Uhr große Tafel stattfand, zu welcher eine große Anzahl Behoͤrden und Notabilitäten aus Düsseldorf und der Umgegend, so wie auch verschie⸗ dene Künstler der düsseldorfer Malerschule, geladen waren.

Nach aufgehobener Tafel haben Se. Majestät sich nach Kaisers⸗ werth begeben, um die Diakonissen⸗Anstalt des Pfarrers Fliedner in Angenschein zu nehmen. Später werden Allerhöchstdieselben einem vom Prinzen Friedrich auf dem Jägerhofe zu Düsseldorf veranstalte⸗ ten Balle beiwohnen und morgen früh um 8 Uhr die Reise nach Münster über Duisburg und Ruhrort antreten.

* Düsseldorf, 26. Sept. Gestern Abend nach 6 Uhr ka⸗ men Se. Majestät der König von Kaiserswerth hier an und geruhten im Palais Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich abzusteigen und an dem dort veranstalteten Balle Theil zu nehmen. Als die Dunkel⸗ eit eingetreten war, strahlte auf einemmal die zu dem Palais füh⸗ rende Allee in ihrer ganzen Ausdehnung im buntesten Feuer. Strah⸗ lende Kronleuchter in allen Farben des Regenbogens füllten in schwe⸗ bender Reihe die Mitte, beide Baumreihen zur Rechten und Linken

glänzten mit den mannigfaltigsten farbigen Lampen; das große Bassin am Eingange der Allee war mit lodernden Opferflammen umstellt und dem Balkon des Jägerhofes gegenüber erhob sich ein Festtempel in dem strahlendsten Lichte, über dem die Königliche Krone, den Na⸗ menszug des geliebten Morarchen überdeckend, schwebte. Von den Fenstern des Schlosses aus gesehen, gewährten die im Wasser sich zurückspiegelnden Feuermassen ein glänzendes imposantes Schauspiel. Auch der Ananas⸗ berg im botanischen Garten war glänzend erleuchtet und strahlte weit hin in die Ferne. Das Rathhaus, die öffentlichen Gebäude und die Kirchthürme der Stadt waren reich mit Faggen geschmückt, und von den Thürmen der letzteren tönte fortwährend das Festgeläute durch die milde Nacht. Spät noch durchwogte die freudig erregte Menge 8 ““ Partiee des Hofgartens, und selbst der gegen hr eingetretene Regen ver di 94½ Gennvnag vicht zu krühen. mochte die allgemein herrschende heitere Se. Majestät verweilten bis gegen⸗ tehrten alsdann nach Schloß Seeen auf dem Balle und „Heeute früh um 8 ½ Uhr brachte ein Extra⸗Bahnzug, geführt von einer mit Laubgewinden und Flaggen schön und sinnig geschmückten Lokomotipe, Se. Majestät, auf der Reise nach 8 1 in die Nähe unserer Stadt. Auf dem feftäch .chicsan9, Bücehufe der Köln⸗Mindener Eisenbahn⸗Gesellschaft babhen sich die vug Militair⸗ und Civil⸗Behörden, die Geistlichkeit der verschiedenen Kon⸗ fessionen und der Ober⸗Bürgermeister mit dem Gemeinde⸗Rathe ein⸗ gefunden. Se. Majestät ließen sich die versammelte Geistlichkeit vorstellen und geruhten, sich mit derselben, mit dem Ober⸗Bürgermeister und mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Alexander längere Zeit zu unterhalten worauf gegen 8 Uhr der Zug sich. nach Duisburg zu in Bewegung setztet. Ein lautes, anhaltendes Hurrah der zahlreich versammelten Volksmassen rief dem scheidenden Könige das Lebewohl der hiesigen Bewohner nach, und von den Segenswünschen Aller begleitet, ver⸗ ließ uns der Monarch, der aufs neue die Herzen Aller, die ihn zu sehen und ihm nahe zu kommen das Glück hatten, durch seine Alles gewinnende Herzensgüte und Freundlichkeit, sich aufs innigste ver⸗

bunden hat. 1 BDeutsche Bundesstaaten.

O München, 25. Sept. Ihre Majestät die Königin von Preußen, welche auf ihrer Rückreise von Ischl ihrer Schwester, der

Herzogin Louise in Bayern, auf dem Schlosse Possenhofen einen Be⸗ such abgestattet hatte, ist in Begleitung derselben gestern Abend hier bagegropen. Schon diesen Morgen bat Ihre Majestät die Reise wieder sortgesetzt. Alle Personen, welche die Königin zu sehen Ge⸗ legenheit hatten, rühmen das gute Aussehen derselben.

Die Erwartung, es ee der Landtag spätestens am Montage eröffnet werden, kann nicht mehr in Erfüllung gehen, da vor morgen Abends eine Rückäußerung aus Aschaffenburg nicht mehr zu erwarten ist. In ihren ersten Sitzungen wird die Kammer höchst wahrschein⸗ lich durch Reclamationen in Anspruch genommen werden, die gegen verschiedene Einberufungen erhoben worden sein sollen.

Auf dem heutigen Fruchtmarkte scheinen die Preise leider aber⸗ mals steigen zu wollen. Auch alle sonstigen Lebensmittel erhalten sich fortwährend auf ihren hohen Preisen, so namentlich die Herbstfrüchte, da man sich den Anschein giebt, einen nachtheiligen Einfluß des aller⸗ dings nun schon in die dritte oder vierte Woche dauernden regneri⸗ schen Wetters fürchten zu müssen. 1

Königreich Württemberg. (Karlsr. Ztg.) In Be⸗ treff der Ablösungen ist ein neues Stadium eingetreten. Die Frage, ob die Edikte von 1819 über die Zwangs⸗Ablösbarkeit der Beeden, Frohnden, Falllehnen u. dgl. mit den nach Art. 14 der Bundes⸗Akte den ehemals reichsunmittelbaren Standesherren zugesicherten Rechten vereinbar sei, war schon damals durch eine Beschwerde der Stan⸗ desherren an den Bund gebracht worden. Im vorigen Jahre nun ist ein Beschluß der Bundes⸗Versammlung erfolgt, wonach die⸗ selbe die Entscheidung der an sie gebrachten allgemeinen Frage abgelehnt hat, diejenige für die etwa an sie gelangenden einzelnen Fälle sich vorbehaltend. Hierauf hat, wie man nun aus einer amt⸗ lichen Bekanntmachung in Bezug auf die Oettingen Wallersteinschen und Oettingen⸗Spielbergschen Besitzungen erfährt, der König nach Vernehmung des Geheimenraths unterm 7. Juni d. J. beschlossen, daß nun die Gesetze vom 27. und 28. Okiober 1836 in Betreff der Beeden und ähnlicher älteren Abgaben, so wie in Betreff der Froh⸗ nen⸗Ablösung, auch in den standesherrlichen Besitzungen, welche bis jetzt, in Erwartung einer Entscheidung von Seiten des Bundes, davon ausgenommen waren, zur Ausführung kommen sollen.“

Die Regierung nimmt sich, Hand in Hand mit der badischen und der hessischen, lebhaft des Auswanderungswesens an. Sehr wohl⸗ thätig wirkt es, daß die drei genannten Staaten nun in Havre einen gemeinsamen Konsul haben. Ein Assessor im Ministerium des Innern ist mit Bearbeitung aller auf die Auswanderungsfrage bezüglichen Angelegenheiten beauftragt. Alle Konsular⸗Notizen welche den Aus⸗ wanderern von Nutzen sein können, werden in den öffentlichen Blät⸗ tern mitgetheilt.

Freie Stadt Hamburg, 20. Sept. (Rh. Beob.) Das Ober⸗Appellationsgericht der freien Städte Hamburg, Frankfurt, Lü⸗ beck und Bremen wird mit Neujahr einer Reform unterworfen. Mit⸗ glieder des Rathes der vier Städte sind in Lübeck, wo es seinen Sitz hat, vereinigt, um die vorzunehmenden Aenderungen zu besprechen. Jedenfalls wird ein schnellerer Geschäftsgang eintreten.

Sektrreichische Monarchit.

„Wien, 24. Sept. (Schles. Bl.) Die Abreise Ihrer Maje⸗ stät der Frau Erzherzogin Marie Louise nach Parma ist nun bestimmt auf den 14. Oktober festgesetzt. Die Dienerschaft, welche Höchstdie⸗ selbe zwei Monate in Ischl erwartete, ist bereits wieder nach Parma zurückgekehrt.

Der Tod des Fürst Primas von Ungarn, Kopaesy in Gran, dessen feierliche Bestattung am 22sten d. M. stattfand, setzt die Re⸗ gierung für einige Jahre in die Lage, jährlich eine Revenüe von 600,000 Fl. C. M., wie sie mit der Stelle dieses Kirchenfürsten ver⸗ knüpft ist, einzustreichen, indem die Landes⸗Verfassung eine achtjährige Frist zur Wiederbesetzung der Primaswürde erlaubt. Kopaesy hinter⸗ läßt ein Privatvermögen von 41 ½ Millionen Gulden, obschon der Bau der großen Domkirche in Gran fast ganz aus den Privatmitteln des Verblichenen bestritten worden. Das hohe Alter des Erzbischofs Pyrker in Erlau, welcher die zweite Pfründe Ungarns mit 300,000 Fl. Einkünften besitzt, macht es allein unmöglich, daß er zur höchsten kirchlichen Würde erhoben werde. 1

Der Architekt Romano, Erbauer des neuen Palais des Fürsten Metternich, welches als Wittwensitz für die Fürstin bestimmt ist, hat von dem Sultan den Auftrag zum Bau eines Pavillons am Bospo⸗ rus erhalten, weshalb Herr Romano bereits nach Konstantinopel ab⸗ reiste. Vor drei Tagen ging eine industrielle Gesellschaft von Deut⸗ schen und Franzosen, unter Führung des Seidenzeng⸗Fabrikanten Nigré, auf dem Dampfboote gleichfalls dahin ab, um zwischen Kon⸗ stantinopel und Adrianopel eine Seiden⸗Fabrik ins Leben zu rufen; die kleine Kolonie zählte 150 Köpfe.

Triest, 19. Sept. (A. Z.) Die politische Tagesfrage scheint auf den Gang der hiesigen Geschäfte weit weniger Einfluß zu üben, als auf die Märkte in Italien, besonders in Livorno, wo Alles vom Taumel hingerissen ist, und dem Handel gar keine Aufmerksamkeit ge⸗ widmet wird. Wie es dort mit dem Weiterbau der Eisenbahnen aus⸗ sehen wird, der bisher nur mit dem Gelde der verhaßten Tedeschi bewerkstelligt werden konnte, weiß der Himmel, da die Deutschen jetzt Mißtrauen zu hegen beginnen und selbst die Hauptbahn ins Stocken geräth, geschweige denn, daß an die übrigen Zweigbahnen gedacht werden könnte. Was den hiesigen Markt betrifft, so ist schon seit langer Zeit keine so reichhaltige Wochenliste der Verkäufe vorgekom⸗ men, wie die heutige. Fast aile Stapelartikel sind auf derselben mit zahlreichen Verkäufen notirt, und sie bekunden die größte Regsamkeit. Es ist erfreulich, zu bemerken, daß der hiesige Platz, gegenüber der Krise der anderen wichtigsten Getraidemärkte, sich überaus gut gehal⸗ ten und eine Feuerprobe seiner Solidität bestanden hat; denn die zwei vorgekommenen Fallimente sind nicht von Belang und haben den geregelten Geschäftsgang nicht im Geringsten gestört.

Von der galizischen Gränze, im Sexpt. Die Bestre⸗ bungen des Grafen Stadion zeugen von dem besten Willen und ha⸗ ben insgesammt die Reform der soziaten Mißstände im Auge, ohne welche alles Walten in Galizien fruchtlos bleiben muß. Der Graf, dem als Kenner polnischer Volkszustände der Baron von Krauß als zweiter Regierungs⸗Präsident zur Seite steht, hat alsogleich erkannt, wie eine überaus zahlreiche Klasse von Juden, die fast den sechsten Theil der Gesammtbevölkerung bilden, der Krebsschaden der Provinz n, denn indem sie die Verschwendungen des Adels durch wucherische

arlehne nähren, richten sie zugleich den Bauer durch Verabreichung von Branntwein auf Rechnung der künftigen Aerndte zu Grunde. Gutsbesitzer und Unterthanen werden demnach Schuldner dieser Juden, die durch den wohlfeilen Besitz des Aerndtesegens or⸗ dentlich zum Kornwucher erzogen werden und folgerecht die heimlichen Gebieter des Landes sind. Diesem unseligen Zustand läßt

ch bei der großen Zahl der Israeliten, die Alle leben müssen, nicht abhelfen, als indem eine Purification des jüdischen Volkselements vorgenommen wird; die russische Regierung hat dies schon längst er⸗ kannt, es wird sich aber in Oesterreich bei Festhaltung des Grund⸗

gedankens darum handeln, wie sich der Zweck in milder Form er⸗ reichen läßt. Graf Stadion hofft die nothwendige Purification der jüdischen Bevölkerung zur besseren Ueberwachung derselben dadurch zu erreichen, daß ein Theil der Schacherjuden, Geldmäkler und Knei⸗ penpächter als Ackerbaukolonisten nach Dalmatien übersiedelt würde, wobei es sich einzig um einen richtigen Modus für diese wichtige Angelegenheit handeln könnte, um Humanität und Nationalinteresse in Einklang zu bringen. EEö1

Rußland und Polen. 8

St. Petersburg, 23. Sept. Se. Majestät der Kaiser ist in Begleitung der Frau Großfürstin Maria Nikolajewna am 414ten d. M. nach Moskau abgereist, inspizirte am 16ten, in Moskau die dortige Garnison, besichtigte mehrere Palast⸗ und Kirchenbauten und setzte nach abgehaltener Revue über sämmtliche Truppen am folgenden Tage seine Reise auf der Straße nach Orel weiter fort.

Aus Odessa wird unterm 7. September über die Cholera ge⸗ schrieben: „Die vorletzte Nummer des Odessaer Boten berichtet, daß die Cholera sich seit Mitte Juli im östlichen Theile der neu⸗ russischen Gouvernements gezeigt hat, und giebt eine Tabelle von den an den bedeutendsten Orten vorgefallenen Krankheitsfällen, aus wel⸗ cher hervorgeht, daß von 639 Erkrankten 401 gestorben, 40 aber ge⸗ nesen sind. Auf Befehl der Regierung sind übrigens in Städten, Flecken und Dörfern alle möglichen Vorkehrungen getroffen, Verpfle⸗ gungs⸗Comités ernannt und temporaire Krankenh user errichtet, so wie zugleich ein strenges Ueberwachen des Verkaufes von Lebensmit⸗ teln, zumal von Feldfrüchten und Obst, angeordnet worden; was auch bereits die wohlthätige Folge gehabt hat, daß die Krankheit allent⸗ halben augenscheinlich im Abnehmen ist.

Frankreich.

Paris, 25. Sept. Der König hat vorgestern den neuen per⸗ sischen Botschafter Mohammed⸗Ali⸗Chan im Schlosse zu Compiegne in feierlicher Audienz empfangen. Zwei Königliche Equipagen mit acht Pferden jede bespannt, führten das Gesandtschafts Personal, beglei⸗ tet von dem Grafen von St. Mauris, einem Ordonnanz⸗Offizier des Königs, und mehreren Dolmetschern, den Herren Alix Desgranges, Vasselidi und Vidal in den Schloßhof, woselbst zwei Compagnieen Infanterie mit ihren Musik⸗Chören aufgestellt waren. Nach einge⸗ nommener Collation begab sich der Zug in das Thronzimmer, wo der König, zur Rechten des Herzogs von Nemours und zur Linken des Herzogs von Montpensier, umgeben von den Ministern und seinen Ad⸗ jutanten die Beglaubigungsschreiben des neuen Botschafters ent⸗ gegennahm. Die Anrede desselben, in orientalischem Stil gehalten, vergleicht die Macht des Padischah von Persien mit der des Ster⸗ nes Saturn und die Truppenzahl des persischen Heeres mit der Zahl der Sterne am Himmel, nennt den König, dem er die Freundschaft seines Souverains zu bringen habe, „das erhabene Bild der Sonne“ und den Hof, an welchem er jetzt erschiene, wegen seines Glanzes einen „Rivalen des Firmaments.“ Der König antwortete in kurzen Worten und gab die Versicherung, daß er und seine Regierung stets bestrebt sein werden, die zwischen den beiden Staaten bestehende Freund⸗ schaft und ein gutes Einverständniß zu erhalten, auf den kürzlich ab⸗ geschlossenen Handelsvertrag als eine neue Garantie derselben hin⸗ weisend. Der Botschafter zog sich hierauf zurück und wurde noch der Königin und der Königlichen Familie vorgestellt.

Der König und die Königin werden zu Anfang der nächsten Woche im Schlosse von Dreux erwartet auf ihrem Wege nach La Ferté⸗Vidame.

Der Prinz von Joinville hat sich am 21sten Abends von Com⸗ piegne nach St. Cloud begeben.

Herr Guizot und die übrigen Minister sind heute von Compiegne hier wieder eingetroffen. Der Finanz⸗Minister Dumon, der bereits seit zwei Tagen wieder nach Paris zurückgekehrt ist, hat mit den Banquiers der Hauptstadt schon einige Konferenzen gehabt, und man spricht von neuen Unterhandlungen bezüglich der großen Anleihe.

Es scheint gewiß, daß Marschall Soult den Posten eines In⸗ validen⸗Gouverneurs abgelehnt hat. Der von ihm für seine Wei⸗ gerung angegebene Grund lautet ziemlich sonderbar dahin, daß die Zimmer des Gouverneurs, weil sie sämmtlich nach Norden lägen, für ihn zu ungesund seien. Offenbar ist dies blos ein Vorwand; die Wahrheit ist, daß der Marschall keine Entschädigung annehmen wollte, um mit um so mehr Fug darauf dringen zu können, daß seinem Sohne der Preis seines Rücktritts von der Conseils⸗Präsidentschaft zugute komme. Man versichert auch schon, daß dem Marquis de Dalmatie, gegenwärtig Gesandten in Berlin, nächstens eine wichtige Beförderung in der diplomatischen Laufbahn zugedacht sei. Nur unter dieser Bedingung soll es gelungen sein, die Hartnaͤckigkeit Soult's zu besiegen, der seit 3ZMo naten allen Vorstellungen, Bitten und sogar Drohungen widerstand. Von weiteren Veränderungen im Kabinet, die man angekündigt hatte, ist für jetzt nicht die Rede mehr. Die Stellung der Herren Cunin⸗ Gridaine und Salvandy scheint wieder etwas fester zu sein; es heißt auch, daß Beide, von Guizot berufen, demmächst hier eintreffen würden. Was Herrn Duchatel angeht, der noch vor einiger Zeit Herrn Guizot den ersten Platz im Conseil streitig machte, so ist er völlig mit seinen Ansprüchen durchgefallen, und für jetzt bestehen im Ministerium keine Elemente der Spaltung oder Zwietracht. Im Gegentheil trägt das Kabinet, wie es jetzt zusammengesetzt ist, die größte Zuversicht zur Schau, und es spricht von seinen Erfolgen in der nächsten Kammer⸗Session in einer Weise, als ob diese Erfolge eine völlig unbestreitbare Sache wären; auch scheinen weder die Kläglichkeit der inneren Lage, noch die immer drohender werdende Aussicht auf Verwickelungen mit dem Auslande ihm die mindeste Besorgniß einzuflößen. Einige Journale sprachen kürzlich von pseudoprogressistischen Absichten des Kabinets, und sie scheinen theilweise Recht gehabt zu haben. Der neue Conseils⸗Präsident läßt wirklich durch seine Vertrauten unter der Hand ausstreuen, daß er für die nächste Session einen Gesetz „Entwurf über die Unvereinbar⸗ keiten vorbereite. Man glaubt indessen, daß er höchstens, um der Form genug zu thun, einen solchen Reform⸗ Versuch machen werde, da er im voraus gewiß sei, daß derselbe an dem Widerstande der Beamten⸗Deputirten scheitern müsse.

Seit der Juli⸗Revolution haben sieben Personen den Posten eines Conseils⸗Präsidenten bekleidet: Jacques Laffitte, Casimir Perier, Herzog von Broglie, Graf Molé, Thiers, Marschall Soult und Guizot. 1 Herr Teste sitzt noch immer in der Conciergerie, und sein Ge⸗ sundheitszustand wird als sehr bedenklich angegeben.

Aus Algier wird berichtet, daß die Verwaltung auf Befehl des Kriegs⸗Ministers die Herausgabe eines Journals in arabischer Schrift veranstaltet hat, welches den Titel Moubacher, d. h. Neuigkeits⸗ Erzähler, führen wird. Es soll am 15ten und 30sten jedes Monats erscheinen und an die eingeborenen Beamten in den drei Provinzen gratis verabfolgt werden. Die erste Nummer ist am 15. September ausgegeben worden.

Das madrider Handels⸗Echo vom 19. September enthält folgende wenig glaubwürdige Nachricht, die mit den neuesten Berich⸗

ten im Journal des Döbats völlig im Widerspruche steht: Nach

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den letzten Briefen aus Gibraltar scheint es gewiß, daß . 5 der sich durch die Besitznahme von Fez, welches die He— Pnaiches der strategische Schlüssel des Landes ist, zum Herrn des Kais 3 Marolko gemacht hat.

Der 2 Haupt⸗Redacteur des National, Armand ist gefährlich krank. 3

2 Jerome Bonaparte, der sich in letzter Zeit in Brüssel hat die Erlaubniß erhalten, nach Frankreich zurückzukehren, und i gestern hier eingetroffen. nau⸗

b Dem Füiage egfn. ist durch den - die Einladung zugegangen, unverweilt nach Paris urückzukehren.

- Graf Réné von Löchan soll Hemnachst, mit einer besonderen Mission für Dänemark betraut, sich nach Kopenhagen begeben.

In der Königlichen Münze ist eine prächt.ge Medaille auf Pius [X. geschlagen worden, welche die Gesellschaft der christlichen Moral zur Vertheilung an ihre Mitglieder bestimmt. 1

Im Hafen von Brest wird am 25. September ein neues Linien⸗ schiff, „Valmy“, von 120 Kanonen, vom Stapel gelassen werden. Da bisher alle großen Kriegsschiffe dort in den Bassins erbaut worden sind, wo sie durch Hereinlassung des Wassers flott vemacht wurden, so wird der „Valmy“ in Brest das erste Mal das Schauspiel eines vom Werft in die See gleitenden Linienschiffes gewähren.

Günstigere Nachrichten aus Wien und London veranlaßten nach einer nur halbstündigen Reaction größere Festigkeit der Course und bessere Notirungen als gestern. Eisenbahn⸗Actien gesucht, ohne son⸗ derliches Geschaͤft.

Marrast,

I

Sroßbritanien und Irland.

London, 24. Sept. Ihre Majestät die Königin, welche vor⸗ gestern Nachmittags in Osbornehouse auf der Insel Wight ange⸗ kommen ist, wird am nächsten Donnerstag daselbst eine Geheimeraths⸗ Sitzung halten.

Die vor kurzem hier eingetroffene Deputation von Banquiers, Kaufleuten und Kohlengrubenbesitzern aus Newcastle hat sich vor⸗ gestern nach Hi kleton, dem Landsitze des Sir Charles Wood, bege⸗ ben, um demselben die Nachtheile darzulegen, welche die gegenwärtige Geldkrisis für den bis jetzt ziemlich verschont gebliebenen Norden von England in Aussicht stelle, und Abänderungen in der Geschäftsfüh⸗ rung der Bank zu empfehlen, damit dem Uebel rechtzeitig dadurch vorgebeugt werde, daß man dem Geldmarkte zu Hülfe komme, was nur geschehen könne, wenn das beschränkende Bankgesetz von 1844 unverweilt modifizirt werde. Die Deputation legte unter Anderem besonders Gewicht darauf, daß jetzt nur für 17,800,000 Pfd. St. Noten der Bank von England in Umlauf seien, während das Maxi⸗ mum im vorigen Jahre beinahe 22,000,000 Pfd. St. betragen habe, und behauptete, diese Verminderung habe die Preise aller Waaren bedeutend gedrückt, und wenn Newcastle bis jetzt weniger als andere Orte dadurch zu leiden gehabt habe, so sei das nur daraus zu erklären, daß sein Geschäft weni⸗ ger ein Speculations⸗, als ein gewöhnliches Routine⸗Geschäft sei. Der Minister entgegnete im Wesentlichen, daß er die Befürchtungen der Deputation durchaus nicht theile, indem die Bank von England bisher ihre Diskontirungen noch nicht beschränkt habe und eine solche Beschränkung auch, so viel er wisse, nicht in der Absicht der Bank⸗ Direktoren liege. Er hoffe zuversichtlich, daß die schlimmste Zeit für den Handel und die Industrie jetzt schon überstanden sei; der hohe Diskonto und die Verminderung der Kapitalien erkläre sich hinläng⸗ lich durch die Kollision der Eisenbahn-Bedürfnisse mit den Handels⸗ Interessen, so wie durch das mannigfache Mißglücken der übermäßi⸗ gen Speculationen großer Häuser. Was die von der Deputation be⸗ fürwortete Abänderung der Bank⸗Akte betreffe, so könne diese nur durch Parlaments⸗Beschluß erfolgen, die Regierung sei sonzit für jetzt außer Stande, darüber zu entscheiden. Eben so wenig aber sei das Ministerium der Bank vorzuschreiben berechtigt, wie viel oder wie wenig sie diskontiren solle.

Aus Liverpool wird ein neues Fallissement von 300,000 Pfd. Sterl. gemeldet. Der Name der Firma ist nicht angegeben; das Haus soll hauptsächlich mit Südamerika Geschäfte machen. Das Haus Cockburn Brothers, welches seit langer Zeit in Schottland das bedeutendste Weingeschäft mit Porto hat, ist genöthigt gewesen, seine Zahlungen einzustellen. Die Ursache ist, daß die von dem Zweig⸗ hause der Firma in Porto auf Reid, Irving und Comp. gezegenen Tratten nicht honorirt worden sind.

In der Wochen⸗Versammlung der Bank von England am 23ten ist der nominell als Minimum 5 ½ pCt. betragende Diskonto der Bank auf Wechsel, die 60 Tage zu laufen haben, ausgedehnt worden; bis⸗ her galt es nur für Wechsel, die 30 Tage zu laufen haben. Zu be⸗ merken ist übrigens, wie der Standard hinzufügt, daß nur eine sehr kleine Zahl von Wechseln wirklich zu jenem Minimum diskoͤntirt wird, indem die Bank⸗Direktoren sich die Befugniß vorbehalten haben, den Diskonto nach der Qualität der Wechsel zu bestimmen. Der Zeit⸗ raum für die Darlehen der Bank ist am 23sten unverändert gelassen worden: die Dauer läuft bis zum 17. Oktober.

Eine Deputation der liverpooler Fondsbörse hyat am 28sten eine Unterredung mit den Direktoren der bedeutendsten Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaften gehabt, um sie zu veranlassen, die Einzahlungen auf die Eisenbahn⸗Actien bis dahin einzustellen, daß sich der Geldmarkt besser gestaltet. Die Antworten der Direktoren lauten im Wesentlichen übereinstimmend dahin, daß Alles, was möglich, geschehen solle, um die Actionaire zu erleichtern; bestimmte Zusicherungen wurden nicht gegeben. „Eine Geschichte der Bank von England, welche ein Herr Francis in diesen Tagen herausgegeben hat, enthält unter anderen allgemeine⸗ ren Angaben folgende: Der Werth der Bank⸗Aectien hat seinen höchsten Stand im Jahre 1818 erreicht, wo dieselben gegen 292 werth waren, seinen niedrigsten im Jahre 1762; der Werth dersel⸗ ben war damals nur 91. Zwischen den Jahren 1778 und 1844, in welchem letzteren das Bank⸗Privilegium zuletzt erneuert worden ist, war der höchste Betrag der im Umlauf befindlichen Noten im Jahre 1818, nämlich 27,771,000 Pfd., der niedrigste im Jahre 1785, nämlich 5,923,000 Pfd. Was den Vorrath von Buͤllion bnee g wer 8 Iaheg. 1844 am größten, er betrug 1,680,000 Pft⸗ im Jahre 1797 am niedrigsten, nämlich nur 18 IG 8. aüung der Actionaire der ostindischen Compag⸗ 1.1a es eea 23 v0 ö Poynder der Antrag gestellt, die lich zum Unterhalt des e9s. Se- ostindische Compagnie jähr⸗ Budaek zu streia empels von Dschaggernath bezahle, aus dem

Zudget zu streichen und dadurch die lische R von de Komplizität bei den scheußlichen werden, zu befreien. Der Antra Festen, die in jenem Tempel gefeiert men verworfe da de Mntrag wurde indeß mit 38 gegen 4 Stim⸗ fen, da der Vorsitzer nachwies, daß jene S icht

zur Unterhaltung des Tempels, sondern nur F En den Radschah von Cuhrg für gewisse ic deguns an sch uh g g ss aufgehobene Rer b lt

werde, die derselbe früher aus dem Tempel gezoger eh ezah

Der Befehlshaber des Kriegsschiffes „Branaö,h be. nach dem South Australian Register Namens der Königin von England

von Neu⸗Guinea Besitz genommen. Es heißt, die britische Reai wolle auf der Insel eine Straf⸗Kolonie anlegen. ische Regierung

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Kopenhagen, 241. Sept. (Alt. Merk.) In der gestern

Abend gehaltenen Quartals⸗Versammlung der Nationalbank haben sich die Repräsentanten bewogen gefunden, die Dividende nicht höher als zu 6 ½ Rbthlr. pr. Actie festzusetzen. Der Reservefonds wird also abermals um etwa 30,000 Rbthlr. vermehrt werden. Eine andere wichtige Sache kam zur Diskussion, nämlich die Errichtung einer Fi⸗ lialbank in Odense, die Entscheidung derselben wurde aber bis zu der nächsten, am Schlusse des Dezember zu haltenden Versammlung aus⸗ gesetzt. Der Grund dieses Aufschubs soll sein, daß man erst den Termin oder vielleicht das Ende der gegenwärtigen Geldkrisis im Auslande abwarten will.

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London, 23. Sept. Die neuesten Berichte aus Lissabon, welche bis zum 12ten d. M. reichen, scheinen die Aussicht zu ge⸗ ben, daß die gemäßigte Partei an Kraft gewinnen werde und machen glauben, daß das Ministerium selbst entschlossen sei, nur den Anfor⸗ derungen der Mäßigung Gehör zu geben. Es heißt sogar, daß der Minister des Innern eine Unterredung mit zwei Häuptern der Sep⸗ tembristen⸗Partei, Visconde Fonde Arcada und Senhor Sampayo, gehabt habe, zu dem Zweck, eine Vereinbarung zwischen den ge⸗ mäßigten Septembristen und dem Ministerium anzubahnen. Der Wahl⸗Association der Cabralisten ist dagegen auf ihr Gesuch um Beistand ein bestimmt abschlägiger Bescheid von Seiten der Minister zu Theil geworden. Das Migurlistische Wahl⸗Comité hat sich in Lissabon unter dem Grafen San Lourenzo definitiv konstituirt; es wird bei den Wahlen selbstständig, d. h. ohne Anschluß an die Septem⸗ bristen, operiren.

Ein vom 8ten datirter, auf einen Bericht der Minister begrün⸗ deter Erlaß der Königin verfügt die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung des Beamtenwesens, behufs Vermirderung der Zahl der Beamten, der Blutsauger Portugals. Die nächste zu entscheidende Frage ist die Auflösung der chartistischen Freiwilligen⸗Bataillons, die Hauptstütze der Cabralisten. Sir Henry Seymour und Herr von Va⸗ rennes dringen darauf, daß die Maßregel unverweilt erfolge, der spa⸗ nische Gesandte, Herr Ayllon, ist dagegen, und die Regierung schwankt noch. In Porto herrscht große Unzufriedenheit über das parteii⸗ sche Verfahren des Militair⸗Befehlshabers, Grafen Cazal. v

Grirchenland.

Athen, 12. Sept. Ueber die letzten Lebens⸗Momente Kolet⸗ tis' schreibt der Moniteur Grec vom 9. September, wo Kolettis zwar noch am Leben, jedoch alle Hoffnung bereits verschwunden war;

„Im Augenblick, wo wir dieses schreiben, sehen sich die Aerzte darauf beschränkt, um einige Stunden vielleicht den Moment hinauszurücken, wo Griechenland nichts mehr übrig sein wird, als seinem großen Bürger die letzten Ehren zu erweisen. Herr Kolettis hat den Gebrauch seiner Geistes⸗ gaben keinen Augenblick verloren. Selbst als seine kräftige Constitution, seine so starke Seele mit dem Schmerz, mit dem Tode rangen, von dem er wußte, daß er unvermeidlich sei, selbst da war sein Geist standhaft und ruhig. Am Ziele eines ganz seinem Vaterlande gewidmeten Lebens gehören seine Gedanken, seine Wünsche ausschließlich diesem Vaterlande und seinem Könige an. In den seltenen Augenblicken, wo das Fieber den Sieg über seine Willenskraft davontrug, rezitirte er die National⸗Gesänge seiner Jugend. Jeden Tag erscheint der König am Krankenlager dessen, der ihm ein sontreuer Unterthan, ein so er⸗ gebener Freund war. Wer möchte nicht, wie der Herrscher, zum letztenmale die feste Stimme, das verständige Wort, die patriotischen Rathschläge des Mannes vernehmen, der die energischste Personification der Erinnerungen, wie der Hoffnungen des neuen Griechenlands mit sich ins Grab nimmt! Verflossenen Sonnabend begehrte Herr Kolettis, der gleich bei dem ersten Anfalle seiner Krankheit deren Bedenklichkeit erkannt hatte, die heiligen Sakramente. Der Bischof von Samos, einer seiner ältesten und vertrautesten Freunde, nahm ihm die Beichte ab und reichte ihm das Abendmahl. Von diesem Augenblick an konnte Kolettis, stets stärker als der Schmerz, nicht müde werden, zu seiner Umgebung von dem zu sprechen, was er gewollt, gedacht, gesonnen hat für den Ruhm und das Glück seines theuren Vaterlandes. Er stirbt, wie er gelebt hat: als Christ, als guter Bürger, der mehr gewirkt hat für sein Vaterland, als vielleicht lange Zeit kein Anderer wirken wird, dem so viel Liebe, Achtung und Trauer folgt, als ein Mann nach einem so bewegten und reichen Leben nur immer einzuflöͤßen vermag. In der ersten Hälfte seines Lebens hat Kolettis die Aufgabe erfüllt, die er sich vorgesteckt; in der, zweiten hat er das Ziel an⸗ gezeigt, welches zu erreichen ihm nicht vergönnt war. Sein Werk und sein Ruhm bleiben unvollständig, und die Worte, welche seinem sterbenden Munde entströmen, geben zu verstehen, daß darin für ihn der eigentliche Kummer, der wahre Schmerz liegt.“

O München, 24. Sept. Die Nachricht aus Athen von dem Hintritte des Minister⸗Präsidenten Kolettis hat hier den unangenehm⸗ sten Eindruck bei allen Griechenfreunden hervorgebracht, obwohl die⸗ selben nach den jüngst vorhergegangenen Meldungen darauf hatten gefaßt sein müssen. Welche Stürme werden den jungen Thron um⸗ brausen, nachdem ihm die kräftigste Stütze entrissen worden ist, welche

er noch je in seiner unmittelbaren Umgebung gehabt hat? Es wird für den unbefangenen Beobachter in je fernerer Zukunft eine desto un⸗ erklärbarere Thatsache bleiben, daß ein an die äußerste Spitze nach dem Osten zu vorgeschobener Posten des europäischen Königthums gerade von daher die meisten Verlegenheiten bereitet erhält, wohin er in den Tagen der Noth seine Zuflucht sollte am sichersten nehmen können. Vom fremden Einflusse unterstützt oder doch auf solche Un⸗ terstützung mit Zuversicht rechnend, werden sich die Parteien in Grie- chenland, deren Treiben durch Kolettis endlich gelähmt worden zu sein schien, ihr Haupt nur um so verwegener wieder erheben, als die neue⸗ sten Handstreiche der beiden Räuber Theodor Grivas und Grisiottis ohne⸗ hin vielfache Aufregung im Lande hervorgebracht haben. Nur wer die griechischen Verhältnisse und Zustände aus eigenen Wahrnehmun⸗ gen genau kennen gelernt hat, vermag es sich zu erklären, wie auf der einen Seite Kultur und Gesetzlichkeit im steten Fortschreiten be⸗ griffen sein und auf der anderen gleichzeitig an die roheste Barbaren⸗ zeit erinnernde Dinge vorfallen koͤnnen, wie die jüngsten Vorfälle in der Maina und auf Negroponte unter den so eben genannten Kleph⸗ ten⸗Capitains. Wäre Kolettis am Leben geblieben, so würden diese Vorfälle zuletzt höchstwahrscheinlich zu warnenden Strafbeispielen für die Kameraderie Grivas, Grisiottis, Kalergis, Valenzas u. A. m. ge⸗ worden sein; was aber jetzt geschehen wird, läßt sich nicht mit glei⸗ cher Glaubwürdigkeit behaupten. Beruhigend ist, daß bis zum Ab⸗ gang der Post in Athen selbst nur eine Stimmung allgemein vor⸗ eegn. nämlich die der Entschlossenheit, im engen und treuen An⸗ schluß an den Thron auszuharren. Mit großer Spannung sieht man den nächsten Nachrichten entgegen.

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E11““ ürUn E 1 Gerichts⸗Verhandlungen wegen der polnischen Verschwörung.

Berlin, 28. Sept. Die heutige Verhandlung begann mit der Vernehmung des Angeklagten Felix Zagoörski. Derselbe ist 33 Jahre alt und stand zuletzt bei dem Gutsbesitzer Joseph von Rowinski zu Swiniary als Amtmann im Dienst. Zur Zeit, als Ludwig von Mie⸗ roslawski sich bei Rowinski aufhielt, erhielt Zagörski Kunde von einem bevorstehenden Aufstand. Im Auftrage Alwin's von Malczewski, Schwiegersohns des Herrn von Rowinski, goß er versteckter Weise in der Oelmühle Flintenkugeln. Außerdem forderte er mehrere Dienst⸗ leute unter gehässigen Aeußerungen gegen die Deutschen zur Theil⸗ nahme am Aufstande auf und sagte unter Anderem, daß auch er mitgehen werde, daß die preußischen Adler abgerissen und polnische Adler angeschlagen werden würden. Mit Ludwig von Mieroslawsfi hatte Zagörski während dessen Aufenthalt in Swiniary Rücksprache über militairische Transportwagen genommen. 3 8

Bei seiner heutigen Vernehmung nahm der Angeklagte seine frü⸗ heren Aussagen größtentheils zurück. Nur ganz im Allgemeinen habe er durch die Dienstleute Kunde von einem bevorstehenden Kriege er⸗ halten. Kugeln habe er im Auftrage von Alwin von Malczewski ge⸗ gossen. Dieselben seien seines Wissens zur Jagd bestimmt gewesen, und er sei keinesweges geheim damit verfahren. Mit den in der An⸗ klage genannten Personen habe er die dort angegebenen Reden nicht geführt, auch mit Mieroslawski habe er keine Verabredungen getrof⸗ fen. Mieroslawski, vorgerufen, sagt aus: er habe mit dem Angeklagten einmal bei Tisch über Stellmacher und Material zu Wagenbauten gespro⸗ chen, habe aber den Zweck dieser Erkundigung gänzlich verschwiegen. Nach Verlesung mehrerer Aktenstücke aus der Voruntersuchung wird zur Vernehmung der Zeugen geschritten. Der Vogt Polewski kann sich nicht mehr erinnern, ob der Angeklagte mit ihm über Krieg und Revolution gesprochen. Die Zeugin Margaretha Oleynicak bekundet, daß der Angeklagte mit dem Gärtner Buchowski und dem Koch Le⸗ wandowski davon gesprochen habe: es werde Revolution sein, und sie wollten dann die Deutschen und die Juden ausschneiden. Die verehelichte Lewandowska sagt aus: Der Angeklagte habe in ihrer Gegenwart zu ihrem Manne gesagt, es werde losgehen, und habe ihrem Manne gedroht, er werde eine Kugel vor den Kopf kriegen, wenn er nicht mitgehe. Zu dem Waldwärter Hoffmann habe der Angeklagte einst gesagt: Warte, du verfluchter Kassube, du Hunde⸗ seele, wenn es losgeht, kriegst du die Kugel vor den Kopf; dann habe derselbe aber hinzugefügt: Dich und den Krause will ich scho⸗ nen, alle anderen Deutschen aber todtschießen. Der Koch Lewan⸗ dowski bekundet, der Angeklagte habe in seiner und seiner Frau Gegenwart zu Hoffmann gesagt: Du deutscher Kassube, dir werde ich, wenn sich etwas rührt, vor den Kopf schießen. Ferner habe derselbe von Revolution gesprochen und gedroht, Jeden, der nicht mitgehe, erschießen zu wollen. Der Jäger Hoffmann sagt aus: der Angeklagte habe ihn aufgefordert, an der Revolution Theil zu neh⸗ men; die Deutschen sollten todtgeschnitten werden, wie die Hunde. Zwei Entlastungszeugen, der Gutsbesitzer von Rowinski und Simon Sadowski, bekunden, daß die Oelfabrik, wo die Kugeln gegossen wor⸗ den, in der Regel verschlossen gewesen sei. Alle Zeugen sagen aus, daß der Angeklagte dem Trunke ergeben sei; doch wollen sich die Be⸗ lastungszeugen nicht erinnern, daß derselbe betrunken gewesen, als er die oben stehenden Aeußerungen gethan.

Der Assessor von Bertrab als Stellvertreter des Staatsanwalts begründet die Anklage. Der Angeklagte habe früher ein Geständniß abgelegt, welches er jetzt ohne Grund widerrufe. Aus demselben, so wie aus den hinzukommenden übereinstimmenden Zeugenaussagen, gehe hervor, daß derselbe Kenntniß von einem bevorstehenden Auf⸗ stande, so wie Kenntniß von den Zwecken Mieroslawski's, gehabt; daß er die Absicht der Theilnahme gehabt, und daß er Vorbereitungen zu einem hochverrätherischen Unternehmen getroffen habe. Die Staats⸗ Anwaltschaft trägt auf die Strafe für Theilnahme an dem Verbrechen des Hochverraths an.

Der Assessor Herzberg hält die Schutzrede und trägt auf Freisprechung an, indem er darzuthun bemüht ist, daß dem Angeklag⸗ ten keine Betheiligung an einem hochverrätherischen Unternehmen nach⸗ gewiesen sei.

Nach Ablauf einer inzwischen eingetretenen halbstündigen Pause wird zur Vernehmung des Angeklagten Valentin von Mieroslawski geschritten.

Valentin von Mieroslawski ist 21 Jahre alt und Mitbesitzer des Gutes Mieroslawice im Kreise Inowraclaw. Seine Betheiligung an der Verschwörung geht der Anklage nach daraus hervor, daß er meh⸗ rere Landleute zur Theilnahme an einem Aufstande aufgefordert, wel⸗ cher am 21. Februar 1846 ausbrechen sollte.

Bei seiner heutigen Vernehmung leugnete der Angeklagte jede Theilnahme an einer Revolution, so wie die in der Anklage enthal⸗ tenen Thatsachen, daß er mehrere Leute zur Theilnahme an dem Auf⸗ stande aufgefordert habe. Es werden hierauf mehrere Zeugen ver⸗ nommen. Der Wirth Leopold Mirzwinski aus Göra saut aus, er sei mit Ignaz Kaszuba und Thomas Wisniewski auf den Herrenhof in Mieroslawice gekommen, um Kartoffeln zu holen. Bei dieser Ge⸗ legenheit habe der Angeklagte ihn gefragt: was man bei ihnen höre? Zeuge habe geantwortet: die Leute sprechen von einer Revolution. Darauf habe Mieroslawski gesagt: die Revolution wird binnen kur⸗ zem beginnen. Ihr könntet mit der Sense hauen; macht euch zu⸗ recht und macht euch Nägel an den Stiefeln; das gemeine Volk muß uns helfen. Zeuge habe erwiedert: wir Bauern werden nicht so dumm sein. Ich diene dem Könige, denn ich bin Soldat. Auf Kö⸗ niglichen Befehl muß ich mich stellen, nicht aber auf herrschaftlichen. Wer würde uns denn wohl das Traktament geben? Der Angeklagte habe erwiedert: die großen Herren. Darauf habe er, Zeuge, ge⸗ antwortet: dann würden wir wohl einen Tag was bekommen und den anderen Tag stehlen müssen. Der Angeklagte habe noch gesagt, der Aufstand sei gegen die Deutschen der Religion we⸗ gen. Der zweite Zeuge, Thomas Wisniewski, sagt aus: Der An⸗ geklagte habe sie aufgefordert, sich zum Kriege zu rüsten. Sie soll⸗- ten den Deutschen die Pferde wegnehmen, und am Sonnabend solle es losgehen. Der dritte Zeuge, Ignaz Kaszuba, Soldat im 14ten Infanterie⸗Regiment, sagt aus: Er sei mit den beiden Anderen am 18. Februar in Mieroslawice gewesen. Der Angeklagte habe ihn zuerst gefragt, was es Neues gebe; und als er nichts gewußt, habe derselbe die gleiche Frage an den Wirth gerichtet, mit welchem er über den Aufstand gesprochen und sie aufgefordert habe, sich gegen die Deutschen zu rüsten. Der vierte Zeuge, Anton Zalewski, Dienst⸗ knecht zu Mieroslawice, sagt aus, daß der Angeklagte zu ihm von einem Kriege gesprochen. 58

Der Assessor von Bertrab ergreift als Stellvertreter des Staats⸗ Anwalts das Wort, um den Strafantrag zu begründen. Derselbe beruft sich namentlich auf die üheseinann n Sreaweus und stellt seinen Antrag auf Strafe wegen Hochvemathe⸗

Der beanh. earaac aeugfiene Voß, vermißt alle Thatsacen, mesch⸗ die Theilnahme an einem hochverrätherischen Unternehmen . und trägt auf Freisprechung an. .

8 ahn Verge henung des Angeklagten von Rembowski geschritten.

Ludwig von Rembowski ist 27 Da re alt und im Königreich