Der Bundesta a⸗Praͤsibial-Gesandte, Graf von Münch 2 „Der Bun eges gs Ifrober in Baden ein, wo er zur roßs 3 9. E535— .2 ürde; am 23sten setzte er seine Reise nach lichen Tafel gezogen wufet;
Wien fort. ür g hum Hessen und bei Nhein. Am 24. Großberzogen s zweite Bataillon des Kaiserl. österreichi⸗ Oktober Vormittage 9 Erzherzog Rainer“ in Mainz eingerückt. chen Infanterie⸗Regiments“, „ 1 kfurt a. M., 25. Okt. Der Blick richtet sich
8 Snea der Schweiz. Der von dort erschallende Kriegs⸗ jetzt aligeneinn daran zweifeln, daß der unheilvolle Bürgerkrieg je larm laßt blick ausbrechen kann, wozu auch auf beiden Seiten alle — getroffen worden. Und dennoch will man nicht recht an Zn Ausbruch der blutigen Katastrophe glauben 4₰ hofft immer noch, daß es den Bemühungen der Mächte gelingen be; e, beide Parteien zur Besonnenheit zurückzuführen. Gelingt es ni bt. so sind die Nachbarstaaten der Schweiz gezwungen, militairische Vorsichts⸗ Maßregeln, die bereits angeordnet worden, in Vollzug zu setzen, und von dem Gang der weiteren Ereignisse wird es abhängen, ob es nicht Pflicht der Mächte wird, den unseligen Streit auf eidgenössi⸗ schem Gebiet selbst zu beendigen. Die Auswanderungen aus der Schweiz dauern fort. Es ist nicht Feigheit, welche viele, namentlich vermögende Schweizer aus ihrem Vaterlande treibt. Sie wollen nur an einem Kampfe keinen Theil nehmen, der ihre Sympathie nicht
erwecken konnte, und dem Einzelnen ist es nicht vergönnt, im Lande selbst neutral zu bleiben. —
In den öffentlichen Blättern wurde eines Gesuches gedacht, wel⸗ ches der Spielpächter Blanc in Homburg bei unserem Senat wegen der Konzession zur Errichtung einer Diskonto⸗ Wechselbank hierselbst stellte. Der Senat gab einfach eine abschlägige Antwort, doch soll es angeregt worden sein, die Gefühle in der Resolution anzudeuten, welche sich seiner bei der Vorlage dieses Gesuches bemächtigten. Wir glauben deshalb nicht, daß dieses erneuert werde. Die Errich⸗ tung einer Diskonto⸗ Wechselbank im hiesigen Orte würde allerdings vielfachen Wünschen entsprechen, muß aber bis jetzt noch an der Ge⸗ walt scheitern, welche die hiesigen ersten Banquierhäuser, die einem solchen Bank⸗Projekte entgegen sind, auf die Geldverhältnisse unseres Platzes üben.
Die Börse ist immer noch in einer matten und schwankenden Stimmung, wie es bei den obwaltenden allgemeinen Umständen gar nicht anders der Fall sein kann. Die Geldverhältnisse werden auch mit jedem Tage prekärer, und der Speculation und Kauflust fehlt jede Aufmunterung. Diese Krisis wird vorübergehen, allein sie ist jetzt doch sehr drückend. Wiewohl nun der Ausbruch des Bürger⸗ krieges in der Schweiz den Fondsmarkt direkt kaum berühren kann, so wünscht man in der Börsenwelt doch sehr, es möchte der friedliche Zustand in der Schweiz erhalten bleiben.
Die Flauheit im Fruchthandel dauert fort, und die Preise gehen täg⸗ lich mehr zurück, obgleich die Märkte schwach befahren sind. Die Kartoffeln zeigen, wie schon bemerkt worden, auch in unserer Gegend viel Fäulniß, doch ist die Aerndte an gesunden immer noch eine reiche zu nennen, und man überläßt sich der Hoffnung, daß in diesem so nothwendigen Le⸗ bensmittel kein Mangel eintritt. Die Weinlese wird bei uns so spät wie möglich gehalten werden, da die Trauben jetzt erst zu reifen be⸗ gonnen haben. Bis jetzt läßt sich aber für die Qualität des dies⸗ sährigen Weins gar keine Norm aufstellen, da überall die Trauben in einem anderen Zustande sich befinden. Ja in einer und derselben Lage sind sie theils zeitig, theils noch sauer und theils verfault. Bei einer guten Auslese hofft man aber immer noch einen trinkbaren Wein zu erhalten.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 25. Okt. Se. Majestät der Kaiser hat den in Vene⸗ dig befindlichen Grafen Andreas Giovanelli und seine männliche Nach⸗ kommenschaft, nach dem Rechte der Erstgeburt, in den österreichischen Fürstenstand erhoben.
Gestern ist Se. Kaiserl. Hoheit der Herzog von Modena nach seinen Staaten zurückgereist; Ihre Kaiserl. Hoheit die Herzogin geht heute eben dahin ab.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Okt. Der Ober⸗Befehlshaber des abgesonderten kaukasischen Corps, General⸗Adjutant Fürst Woronzoff, berichtet Sr. Majestät dem Kaiser, daß, Dank dem Muthe, der Un⸗ erschrockenheit und der Ausdauer des ihm anvertrauten Heeres, der Weiler Salta, nach einem heißen und hartnäckigen, mit der Morgen⸗ Dämmerung beginnenden Kampfe, am 20. September von den russi⸗ schen Truppen besetzt worden ist. „Miittelst Kaiserlichen Tagesbefehls vom 14ten d. M. ist der SSn. „Lieutenant Kotzebue II., mit Beibehaltung seiner Stelle als ü ef des Generalstabes der Truppen im Kaukasus, zum General⸗ . Sr. Majestät und der Kammerherr und Titular⸗ Rath EC - nachdem er mit dem Grad eines zweiten Haupt⸗ ZSe 1 - büsceae Garde Regiment in die Reihen der kassschen 8 assen und dem Ober⸗ Befehlshaber des detaschirten kau⸗ hen Corps beigeordnet ist, zum Adjutanten Sr. Majestät ernannt.
“ royihreich. aris, 24. Ot a5 n..; 1 ö . 57 finden 188.e98e .2 Der König und die Königliche Familie be⸗ fremden Gefanvechrende in St. Cloud, wo sie zahlreiche Besuche von empfangen. vh Mirssern und anderen hochgestellten Personen gen nach den ven dof wird am 1. November zum Feste aller Heili⸗ von Orleans wollen sis zurückkehren; die Königin und die Herzogin um in der dortigen ven bes aller Seelen nach Dreux begeben, Hingeschiedenen zu beten. nügruft an den Gräbern ihrer theuren Herr Guizot gab gest 3 8 na, b gestern F 8 28 u ein großes Diner. gestern zu Ehren des persischen Botschafters ein Buch P nh, he gsech ie guffrage des Premier⸗Ministers, ’ EETL7 n Pr2 8 4
Gutzot und die Majorität von 187 gescMäüdentschaft des Herrn gramm für die bevorstehende Kammer⸗Session . Art von Pro⸗ an den wichtigsten Stellen überarbeitet haben s n Herr Guizot selbst nur eine Vertheidigung der Politik Guizot's a. „Es enthält nicht Außen, sondern es giebt auch Aufschlüsse über dIwnemn und nach
Frankreichs in den Angelegenheiten der S “ gelegenh Schweiz, Deutschlands, I⸗
liens, Spaniens, so wie über die von He Hui
Präsidenten nun vorzunehmenden esnemen Viese süe 8 Conseils⸗
materieller Art sein und auf Erleichterung der Lasten der austsächlich Klassen abzielen; die Salzsteuer soll aufgehoben, das Vricrbeitenden andere indirekte Taxen sollen modifizirt, der Ausfall 88 Luxus⸗ 29 eine Art von Kapitalsteuer gedeckt werden. ch ön Der Courrier frangais will wissen, daß ein außerordentli cher Courier nach der Schweiz . “ Bois —le⸗Comte den Befehl überbringe, sobald die Tagsatzung 88 bewaffneten Angriff auf die Sonderbunds⸗Kantone verwirklichen würde eine protestirende Note zu erlassen, seine Pässe zu nehmen und nach Frankreich zurückzukehren. Französische Zeitungen melden auch, daß Frankreich Truppen in den der Schweiz zunächst gelegenen Departe⸗ ments zusammenziehe, und daß bei Hüningen, St. Louis n. s. w.
große Militair⸗Kantonirungen vorbereitet würden. Alle diese Anga⸗ ben werden aber von anderen Seiten für falsch erklärt; auch nicht ein Mann, heißt es, habe sich nach der schweizer Gränze in Bewegung gesetzt; die Maires von Hüningen, St. Louis u. s. w. hätten am 17ten d. Abends noch kein Aviso von Truppenmärschen gehabt, das sie der Quartiere wegen sonst immer erhalten. In den Militair⸗Magazinen befinden sich nur die gewöhnlichen Vorräthe, und es sei im Gegen⸗ theile sehr bemerkenswerth, daß die Garnisonen von Colmar, Schlett⸗ stadt, Breisach und Straßburg in den letzten Tagen vermindert wur⸗ den und Truppen von dort nach Paris und Lyon marschirt seien. 8 Das Journal des Débats enthält wieder einen leitenden Artikel über die schweizerischen Angelegenheiten, welchem zwei Briefe aus Bern folgen, die ersten Verhandlungen der wiedereröffneten Tag⸗ satzung und die wahrscheinlichen Folgen derselben betreffend. 1 „Wir wünschen Niemanden Böses“, sagt das ministerielle pariser Blatt, „eben so wenig den Republiken als den Monarchieen. Die Schweiz bietet jedoch jetzt der Welt eine Lehre, die nicht unbeachtet gelassen werden darf. Wären die radikalen Lehrsätze wahr, so müßte dieses Land das ru⸗ bigste und zufriedenste in Europa sein. Die Schweiz hat keinen König, keinen Hof. Sie ist nicht allein eine Republik, sondern auch eine Demo⸗ kratie im stärksten Sinne des Worts. In den meisten kleinen Staaten, welche die Eidgenossenschaft bilden, bringt das Volk seine Selbstherrschaft direkt in Ausführung. In Masse versammelt, ernennt er seine Obrigkeit für kurze Zeit, und tritt ein wichtiges Ereigniß ein, so findet sich die Obrigkeit veranlaßt, das Volk zusammenzuberufen, um auf öffentlichem Platze dessen Meinung zu vernehmen. Dieser Fall ist neuerdings in den Sonderbunds⸗Kantonen eingetreten. In Uri, Unterwalden, Zug und Schwoz, in jenen Ländern, welche die lächerliche Unwissenheit oder das Uebelwollen unserer Radikalen als Herde der Gegenrevoluntion und der Aristokratie dar⸗ stellen, ist das Volk, das wirkliche Volk zusammenberufen worden, um sei⸗ nen selbstherrlichen Willen auszusprechen über das Verfahren, das in Be⸗ treff der Verfügung der Tagsatzung, welche den Bund der katholischen Kan⸗ tone auflösen will, inne zu halten sei. Wahrlich, die radikalen Kantone haben die Demokratie nicht in einem so weiten Sinne begriffen. In Bern, Lausanne und Genf hat man das Volk nicht zu⸗ sammenberufen, weil man dazu triftige Gründe gehabt. Die Klubs haben hier das Volk zu vertreten und dessen selbstherrlichen Willen zu ver⸗ kündigen. Wir wissen, in welcher Art durch solch Verfahren der souveraine Wille in Ausführung gebracht wird. Wie dem auch sei, so hat die Schweiz im gegenwärtigen Augenblicke alle Schattirungen der unumschränktesten De⸗ mokratie in sich vereinigt. Was ergiebt sich daraus? Während in Europa alle Monarchieen, welches auch ihre Form sei, darauf hinstreben, den Frie⸗ den unter sich zu erhalten, ist ein einziges Land auf dem Punkte, seine Cingeweide durch den tollsten, ungerechtesten und gottlosesten Bürgerkrieg zu zerfleischen. Und dies Land ist die helvetische Republik. Wir glauben nicht, daß sich in der ganzen Weltgeschichte das Beispiel eines gehässigeren und
verruchteren Krieges biete, als der ist, mit dem die 12 radikalen Kautone die 7 katholischen Kantone jetzt bedrohen. Hier zeigt sich der schreiendste Mißbrauch der Gewalt, die tyrannischste Uebermacht, welche eine Mehrheit sich je angemaßt. Es ist der radikalen Partei gelungen, sich zur Gebie⸗ terin von 12 Kantonen zu machen und die Tagsatzung zu beherr⸗ schen. Auf welche Weise sie dies Ziel erreicht hat, ist bekannt: durch Gewalt und immer durch Gewalt. Diese Mehrheit, auf die jene so stolz ist, und die sie so übermüthig geltend macht, sie hat sie nur durch Un⸗ gesetzlichkeiten und Gewalt⸗Maßregeln jeder Art erlangt, indem sie die Staats⸗Verfassungen von Waadt und Genf, obgleich sie vollkommen liberal und demokratisch waren, über den Haufen gestürzt. Nur 7 Kantone sind dem radikalen Einflusse widerstanden. Diesen Einfluß will man ihnen jetzt durch Kanonenkugeln und Bajonette aufdringen. Dieselben Leute, welche unter der Benennung „Freischaaren“ ihre Miteidgenossen wie Räuber über⸗ fielen, haben, nachdem ihr schändliches und verbrecherisches Unternehmen mißglückt war, sich auf ihre eigenen Kantone⸗ zurückgewendet und durch auf⸗ einanderfolgende Handstreiche der Tagsatzung sich bemächtigt, sie so zu sa⸗ gen mit Sturm genommen. Auf den Trümmern der von ihnen übertre⸗ tenen Gesetze, der gestürzten Verfassungen, sprechen sie vom Bundes⸗Vertrag und behandeln die ihnen widerstehenden Kantone als Empörer. Augen⸗ blicklich Herren der Bundesmacht, wollen sie dieselbe gegen den Bund selbst richten und Kantone, welche dieselben Rechte, die gleiche Selbstherrlichkeit haben, wie sie, unterjochen. Die Jesuiten dienen hier nur als lächerlicher Vorwand. Luzern hatte das Recht, die Jesuiten zu berufen, und nicht; um ein halbes Dutzend dieser Geistlichen zu vertreiben, haben die Radikalen alle ihnen zu Gebote stehenden Kräfte aufgeboten. Man muß vor Allem gerecht sein, und wenn in der Schweiz Verbrechen verübt worden sind, so haben sich nicht die luzerner Jesuiten derselben schuldig gemacht. Leu von Ebersol ist nicht von den Jesuiten ermordet worden; auch haben sie nicht die katholischen Kantone aufgewiegelt und sie zum Freischaarenzuge gegen die radikalen Kantone vermocht. Eben so wenig ist die Rede von Aristo⸗ kratie und von Gegenrevolution. Wie bereits gesagt, sind die Sonderbunds⸗ Kantone die demokratischsten in der Schweiz. Waadt selbst, mit seinen stimmfähigen Bettlern, ist lange nicht so demokratisch als Uri und Unter⸗ walden. Also nicht für die Freiheit hat die radikale Partei die Geißel des Bürgerkrieges über ihr Vaterland verhängt. Sie will herrschen! In der Schweiz, wie überall, und dort vielleicht mehr als in anderen Staaten, ist die radikale Partei die entschiedenste Feindin der Frei⸗ heit und der Gesellschaft. Wo ihr die Freiheit im Wege ist, tritt sie dieselbe mit Füßen. Sie mag es nicht dulden, daß gewisse Kantone ihrer Tyrannei entgehen. Sie will unbedingt und über Alles gebieten; deshalb beginnt sie jetzt einen ruchlosen Krieg. Wenig kümmert es sie, Blut zu ver⸗ gießen, die Schweiz zu Grunde zu richten, aus diesem einst so gastfreund⸗ lichen Lande alle Fremden zu vertreiben, welche es bereicherten: Alles muß biegen oder brechen, nachgeben oder zermalmt werden, in das Joch des Radikalismus sich fügen oder der Anarchie und der Vernichtung verfallen. Gelänge es dem Radikalismus in der Schweiz, seine Herrschaft zu begrün⸗ den, so würde dies Land die Zufluchtsstätte aller Verschwörer, der Heerd der gefährlichsten Umtriebe gegen Freiheit und Gesittung werden. Der Kommunismus würde es zum Ausgangspunkt aller seiner Unternehmungen erkiesen. Die gesetzliche Macht und die Rechte des Eigenthums würden sich der größten Gefahr ausgesetzt sehen. Daß dem wirklich so ist, entnimmt man aus dem Eifer, mit welchem unsere Radikalen für die schweizeri⸗ schen Radikalen sprechen. Glücklicherweise ist der Radikalismus seinem Sturze näher, als er glaubt. Er wird verschwinden, und die Schweiz wird wieder werden, was sie früher war.“ 1“ 1“ .
Die in Paris anwesenden dienstpflichtigen und streitbaren jungen Schweizer beginnen bereits nach ihrem Vaterlande zurückzukehren, um an dem Kriege, der sich dort vorbereitet, Theil zu nehmen.
Das Droit sagt: „In den letzten Tagen waren über das Er⸗ gebniß der Praslinschen Sache viele Gerüchte im Umlaufe. Man will wissen, wie es um Dlle. de Luzy steht, welche noch immer in der Conciergerie sitzt. Die durch das Ereigniß im Hotel Sebastiani leb⸗ haft erschütterte öffentliche Meinung sucht das in dieser Angelegenheit etwa noch übrige Geheimniß zu durchdringen. Gewiß ist blos, daß in Bezug auf die ehemalige Gouvernante noch nichts beendigt ist, daß erst in den letzten Tagen Verhör⸗Kommissionen nach verschiede⸗ nen Orten abgeschickt worden sind, und daß der Königl. Prokurator aus diesen Gründen sein Requisitorium noch nicht hat abgeben kön⸗ nen, über welches die Rathskammer zu beschließen haben wird. Für jetzt läßt sich noch nicht angeben, in welchem Sinne die auf sorgfäl⸗ tige Durchforschung des Briefwechsels der de Luzy begründeten An⸗ trage des öffentlichen Ministeriums lauten werden. Man versichert indessen, daß die aus dieser Korrespondenz zu ziehenden Folgerungen jedenfalls keinen Grund abgeben werden, die de Luzy vor den Assi⸗ senhof der Seine zu stellen.“
Sroßbritanien und Irland.
London, 23. Okt. Wie die Morning Post mittheilt, sprach mag gestern in politischen Kreisen davon, die Königin habe Sir R. Peel zu sich beschieden und ihm eine Audienz ertheilt. Der Globe macht dies Gerücht lächerlich, das in der That ein bloßer Angriff der Post gegen Lord John Russell zu sein scheint, als ob dieser schon aus Besorgniß vor der kommeuden Gefahr seinen Posten niederlegen wollte.
Laut Privat⸗Berichten aus Liverpool, wird die Regierung die Wersten der gegenüber von Liverpool neu erstandenen Hafenstadt Birkenhead ankaufen. Dieses großartige Privat⸗Unterneymen ei⸗ ner Compagnie war in jüngster Zeit durch die Folgen der allgemei⸗ nen Geldnoth in Stockung gerathen, und die Regierung wird nun einen Theil des Unternehmens an sich bringen und die Compagnie durch Vorschüsse zur Vollendung des Ganzen befähigen. Die Werf⸗ ten werden alsdann von einer Kommission aus 13 Mitgliedern ver⸗ waltet werden, deren Präsidenten die Regierung ernennen wird, deren Mitglieder aber von den Steuerpflichtigen von Birkenhead und Wal⸗ lasey, so wie von der Compagnie, erwählt werden sollen. Auch wird die Regierung wahrscheinlich ein Arsenal in Birkenhead errichten.
Die Morning Chroniele polemisirt abermals gegen das Bankgesetz und fordert in dringenden Worten die Banquiers und Kaufleute der City zu einer öffentlichen Demonstration gegen dasselbe auf, damit Lord John Russell, „der bisher über diese Frage keine Ansicht zu haben scheine, als höchstens die, die Dinge noch eine Weile sich selbst zu überlassen“, von seinen Wählern mit dem Material zu einer weiseren und staatsmännischeren Konklusion versehen werde.
Es hat sich hier ein Verein gebildet, dessen Bestrebungen auf den Sturz der Staatskirche als solcher gerichtet sind; derselbe nennt sich British Anti Ilall Church Association. Unter den Mitglie⸗ dern der Gesellschaft, welche gestern eine Versammlung in den Lon⸗ don⸗Tavern hielt, machte sich neben einer Anzahl dissentirender Geist⸗ lichen der bekannte Radikale, Oberst Thompson, bemerklich. Im Ver⸗ laufe der Verhandlungen, deren Resultate mehrere Resolutionen über die Nachtheile der Staatskirche waren, wurde das Gesammt⸗Einkom⸗ men derselben auf 10 bis 11 Millionen Pfd. jährlich angegeben.
Der elektrische Telegraph auf der nordwestlichen Eisenbahn zwi⸗ schen London und Liverpool ist bis Ende dieses Jahres vollendet.
Nach Berichten aus Malta war Ibrahim Pascha am 13. Okto⸗ ber plötzlich dort angekommen. Sein Gesundheitszustand hatte nach dem Rathe seines französischen Arztes eine Seereise nöthig gemacht, und er wollte indeß nach kurzem Aufenthalte in Malta entweder di⸗
rekt oder über Neapel nach Alexandrien zurückkehren. . Uiederlande.
Aus dem Haag, 23. Okt. Die Leidensche Courant erinnert daran, daß am 22. Oktober vierzig Jahre verstrichen sind, seitdem man die katwyker Schleusen eröffnete, um nach tausendjähri⸗ ger Versandung den Ausfluß des Rheines nach der Nordsee herzu⸗ stellen. Diese vierzig Jahre hätten von dem ausgebreiteten Nutzen des katwyker Kanales und der Gediegenheit der großen Seeschleuse, welche der wüthendsten Gewalt der Wellen den unerschütterlichsten Widerstand geboten, glänzendes Zeugniß abgelegt.
SBelgien.
Brüssel, 25. Okt. Die in diesen Tagen in verschiedenen Landgemeinden und Städten stattgehabten Einzelwahlen für die Ge⸗ meinde⸗Räthe, Stadträthe und Provinzial⸗ Räthe sind sämmtlich im liberalen Sinne ausgefallen.
Der hiesige Maschinen⸗Fabrikant de Poorter hat seine Zahlun⸗ gen eingestellt. Seine Passiva belaufen sich auf 600,000 Fr. Es ist derselbe, der den neuen mechanischen Webstuhl erfunden hat. Er beschäftigte bisher 400 Arbeiter.
In Betreff der vom antwerpener Journal de Commerce über die Bank von Flandern gegebenen Nachricht wird jetzt halb offiziell versichert, daß jene Bank das Ministerium um keine Unter stützung angegangen habe.
Dem Nouvelliste des Flandres wird aus Wervicq. geschrie⸗ ben, daß die Zwirn⸗Fabrication seit 5 Wochen eine immer größere Ausdehnung gewinne und bereits bedeutender sei, als selbst in Frank⸗ reich. Während man im vorigen Jahre 400 Arbeiter zurückweisen mußte, kann man dieses Jahr nicht genug haben; Weiber, Männer und Kinder finden vollauf Beschäftigung. 8
Die Eröffnung der belgischen Kammern findet am 9. Novem⸗ ber statt.
Schweiiz. 8
Tagsatzung. Sitzung vom 24. Oktober. (O. P. A. Z.) So eben, 24. Oktober, Nachmittags 2 Uhr, wird ganz unerwartet die 43ste Sitzung der Tagsatzung angesagt. Das bisher herrliche Herbstwetter hat sich wie eine böse Vorbedeutung seit einer Stunde in kalten Regenschauer verwandelt. Das Publlkum besetzt die Galle⸗ rieen, die Sonderbunds⸗Gesandten sehlen noch. Der Bundes⸗Prä⸗ sident läßt abstimmen, ob die Sitzung öffentlich oder geh eim sein solle. Man beliebt das Letztere. Nächster Gegenstand der Berathung dürfte der Schluß des Protokolls von letzter Sitzung sein. Drei Gesandtschaften der 12 9 Stände hatten sich dasselbe bezüglich der eidgenössischen Bewaffnung offen behalten; sie werden heute mit einem dafür schließen. Es sind Briefe von den meisten eidge⸗ nössischen Repräsentanten in den Sonderbunds⸗Kantonen eingelaufen; in Altorf, Freiburg, Schwyz, Stanz und Sarnen hatte man das Beispiel Luzerns nachgeahmt, die Repräsentanten bekomplimentirt, die Proclamation zurückgewiesen. Was nun die Tagsatzung beschließt, ist dem Referenten unbekannt; das an der Pforte stehende Volk glaubt, daß in der nächsten Sitzung die Execution gegen den Sonderbund werde dekretirt werden. Nach dem Dafürhalten Einiger wird man erst noch eine vertrauliche Konferenz mit den Gesandten der 7 Kan tone pflegen. So eben verlautet, daß noch eine sechste Division eidgenössischer Truppen einberufen und Bern zum H auptquartier und Sitz von zwei Divisionen bestimmt worden ist.
Von der Aar, 21. Okt. (O. P. A. Z.) Der eidgenössische Ober⸗General Dufour hat aus dem dreifachen Vorschlage des eidge⸗ nössischen Kriegsrathes folgende eidgenössische Obersten zu Divisions⸗ Generalen erwählt: 1) Donaz von Graubündten, Reliiet de Constant von Genf, 3) Gmür von St. Gallen, 4) Bu rkhardt von Basel, 5) Ziegler von Zürich. General⸗Adjutant ist Oberst Zimmerli. Ob Burkhardt annimmt, ist noch ungewiß. Der Hauptmann der berner Studenten, welche verfassungsmäßig ein eige⸗ nes Corps bilden, hat dasselbe der Vaterlandsgefahr halber aufs Pi⸗ quet gestellt. Wie unter den Gewerben, so ist auch in der Wissen⸗ schaft ein Stillstand eingetreten. 8
Präsident und Regierungsrath des Kantons Bern haben unterm Gestrigen durch den Vorort ein Entschuldigungsschreiben an den eng⸗ lischen Geschäftsträger Peel ergehen lassen, welcher, wie gemeldet, in der Nacht vom 20. auf 21. d. M. bei dem Murtenthor von einer Schildwache deutsch angerufen, nach dreimaligem unbeantworteten „Wer da“ angehalten und von der ins Gewehr getretenen Mann schaft arretirt wurde. Peel zeigte in der Wachtstube seine Karte vor, woraus aber die ehrlichen Gebirgler nur so viel entnahmen, daß sie mit einem hohen Herrn zu thun hätten, deshalb den hier stationirten Landjäger aufweckten, der sogleich den Repräsentanten Großbritaniens erkannte und nach Hause entließ. Da Bern offen und herzlich sein Bedauern ausspricht und nach einer alten Regel beide Theile nicht so hoch aufnehmen sollen, was nach Mitternacht geschieht, so dürfte man auch diesem Handel keine weiteren Folgen geben.
Aus der Schweiz, 22. Okt. (Schw. M.) Die Berichte aus Bern sind von solcher Art, daß sie noch einige Hoff⸗ b
Die neuesten
nung auf Erhaltung des Friedens übrig lassen; denn mehrere Kan⸗ tone, die zur Tagsatzungsmehrheit gehören, zeigen jetzt sichtlich mehr Neigung, zu einer friedlichen Ausgleichung des obwaltenden Zwistes zu gelangen, als dies früher bei ihnen der Fall war. So namentlich die Gesandtschaften von St. Gallen (welches die kriegerischen Maß⸗ regeln möglichst zu verzögern sucht) und Graubündten; ja selbst von Zurich wird versichert, daß es viel versöhnlicher als früher gestimmt sei. Man hat Grund, anzunehmen, daß diese größere Milde im Zu⸗ sammenhang stehe mit der geringen Kriegslust, welche sich bei einem nicht unbedeutenden Theile der Milizen auf unverkennbare Weise zei⸗ gen soll, sodann mit dem entschiedenen Auftreten des Sonderbundes.
Fürstenthum Neuenburg. Ein Korrespondent des Cour⸗ rier Suisse schildert die gegenwärtige Lage der Dinge und das ganze Resultat der letzten Bewegungen in Neuenburg mit folgenden Worten:
„Jeder Dienst ist dankenswerth, und wenn — um der Seltenheit des Faktums willen — eine Regierung gleich der waadtländischen einem ande⸗ ren Lande einen Dienst erweist, und insbesondere einem solchen, das dessen so ganz unwürdig ist, wie Neuenburg, so wäre es gewiß Undantbarkeit, das nicht anerkennen zu wollen. Vor 14 Tagen noch waren wir in der That etwas unruhig über die Stimmung und Gesinnung eines Theils unserer Bevölkerung. Aber siehe da, Ihrkriegerischer Staatsrath hat die vortreffliche Idee, uns unser so friedfertiges Dampfschiff militairisch wegzukapern und sogar einige kleine Einfälle auf unser Gebiet zu machen. Seit diesem Augenblick ist in unserem Kanton Alles anders geworden. Nur einen Augenblick brauchte der Radikalismus sein Haupt zu erheben, um unseren Neuenburgern sofort einen gehörigen Abscheu einzuflößen, und die uns angethane Beleidigung hat sofort in unserem ganzen Kanton dergestalt das Gefühl verletzter Ehre geweckt, daß wir von diesem Augenblick an auf die Treue unserer Bevölke⸗ rung eben so sehr, als auf die Energie des Staatsraths bauen können. Ein gewaltiger Dienst, der Niemanden etwas gekostet hat, mit Ausnahme freilich der Dampfschiff⸗Actionairs, die, wie verlautet, im ganzen Waadt⸗ lande keinen Anwalt finden konnten, der es zu übernehmen gewagt hätte, vor dortigen Gerichten auf gehörigen Schadenersatz zu klagen, und es ist anzunehmen, daß sie wohl den Schaden werden an sich haben müssen. Ohne das aber und ohne die Kerzen, die durch unser plötzlich aus seiner ursprünglichen Unschuld in einen schrecklichen Kreuzer verwandeltes Dampf⸗ schiff einer armseligen Barke weggekapert wurden, haben wir — davon bin ich überzeugt — unerhört gewonnen. Das hat vieles Dunkle aufgelöst; der eidgenössische Commissair hat uns nun inspizirt und wird gesehen haben — daß wir bereit sind, komme was da wolle.“
Kanton Bern. (Eidg. Z.) Die letzten Sonntag statt⸗ gefundene Organisation der Landwehr hatte nach dem Beobachter kein gar günstiges Resultat. An den meisten Orten erschienen sehr wenig Bewaffnete, so z. B. erschienen in Köniz von 280 Mann nur 15 mit Flinten. Auch die Neue Jura⸗Zeitung und nach ihr sogar der vorörtliche Moniteur, der Verfassungs⸗Freund gestehen, daß es an Waffen für die Landwehr fehle. Die pompöse Ankündigung von 50,000 Bernerbajonetten war also eine leere De⸗ monstration. Briefe von Bern berichten: „Am 20sten wurde schnell unsere „Nobelgarde“ zusammengeboten, um die Wachen zu be⸗ ziehen, denn man hatte Furcht vor den nichts weniger als radikalen Aeußerungen der Soldaten des 13ten Bataillons, welches in Ablö sung des 1sten zur Besatzung von Bern einrückte, indem sich in dem⸗ selben (zum Theil Katholiken von Pruntrut) ein sehr undisziplinarisches Benehmen zeigte, was zu allerlei schlimmen Auftritten führte, ja so⸗ gar zu gefährlichen Verwundungen des Nachts mittelst des Säbels und Bajonets bei einem Wachtposten, deren wir jetzt viele haben. Sie haben, wie schon beim Durchmarsche in Biel, mehrmals den Ruf: Es lebe der Sonderbund, es leben die Jesuiten! hören lassen.“ Die Berner Volks⸗Zeitung sagt über die gegenwärtige Tagsatzung: —
„Die Behörde, welche sich unter dem Namen „eidgenössische Tag⸗ satzung“ im Außerstandesrathshause zu Bern versammelt, ist in der That und Wahrheit nichts Anderes, als ein Kongreß der Gesandten zweier ge⸗ gen einander zum Krieg gerüsteten Sonderbünde. Dieser Name paßt eben so gut anf die Mehrheit, als auf die Minderheit. Von einer eigentlichen freien Diskussion, in welcher jeder Redner eben so sehr zur Annahme der Belehrung, als zur Uebertragung seiner Ueberzeugung auf Andere bereit sein soll, ist längst keine Rede mehr. Die Gesandten der Mehrheit vereinigen sich über alle Schritte in ihren besonderen Konferenzen; Zürich trägt die bereits gefaßten Anträge vor, kleine Aenderungen (z. B. Repräsentanten statt Commissaire) werden blos pro formas angebracht, und die am vorigen Tage bereits beschlossene Maßregel wird nach einer Schein⸗-Debatte zum Tagsatzungs⸗Beschluß erhoben. Eine Spur des alten eidgenössischen Geistes würde man in dieser Verhandlungsweise vergeblich suchen. Die Absendung von Repräsentanten, die, ohne Vollmacht zu Vermittelungsvorschlägen, ledig⸗ lich zur Unterwerfung der sieben Stände unter die bekannten Mehrheits⸗ Beschlüsse auffordern sollen, ist eine unpraktische Maßregel, die im gegen⸗ wärtigen Zeitpunkt, wo die Gesandten jener Stände in der Tagsatzung sich befinden, nicht einmal in der Form gerechtfertigt erscheint. Das ist wahr⸗ haftig nicht die Art, um dem bevorstehenden gottlosen Bürgerkriege vorzu⸗ beugen. Würde die Tagsatzung beschließen, es solle in jedem radikalen Kantone aus allen Hetzern und Schreiern, voran die radikalen Zeitungs⸗ schreiber, ein Bataillon gebildet werden, das zuerst ins Feuer marschiren müßte, so würde gewiß ein solcher Beschluß beim ganzen Schweizervolk jubelnden Anklang finden. Die Losung ist jetzt überall: Die Hetzer müssen
voran!“
Kanton Zürich. Der Regierungs⸗ Rath hat am 2 tober beschlossen, das ganze erste und zweite Kontingent, Infanterie
und Spezialwaffen, einzuberufen.
Kanton Aargau. Die aufgebotenen Truppen sind einge⸗ rüct. Die Landwehr wird organisirt, und in 12 Bataillone ein⸗ getheilt.
Der Schweizerbote berichtet, daß die Schleunigersche Petition, nachdem sie in Bremgarten abgefaßt worden sei, auf sofortige Kunde nach Luzern in zweiter Auflage in die katholischen Bezirke zum Unter⸗ zeichnen gebracht worden sei, und die kath. Ztg. meldet, daß die elbe in den Gemeinden Uezwil, Bittikon, Sarmenstorf, Hülfikon und zilmergen mit Begier aufgenommen und massenhaft unterzeichnet vorden sei.
(Eidg. Ztg.) Die Neue Züricher Zeitung berich⸗ et aus dem Aargau: „Letzten Sonntag war im Kanton ein soge annter Tanz⸗Sonntag. In der Nacht vereinigten sich in dem an er luzerner Gränze gelegenen Dorfe Menzikon die rüstigen Bursche uf dem dortigen Tanzplatze zu einem Angriffe auf die von der lu⸗ erner Regierung aufgeführte Wynenschanze. Mit Schaufeln und
ürsten zogen sie aus, und bald war das Werk sonderbündischer Kriegs unst dem Erdboden gleich gemacht.“ — „Wenn dieses Faktum waͤhr
st“, sagt die Eidg. Ztg., „so ist die Eidgenossenschaft an einem
P Bruche des Landfriedens vom Aargau aus reicher geworden; denn ruch des Landfriedens ist es, wenn die Bürger eines Kantons in
as Gebiet eines anderen Kantons eindringen und sich daselbst gewalt⸗ ame Handlungen, wie die bezeichnete, erlauben.“
Kanton Thurgau. Am 23. Oktober Abends ist der ganze hurgauische Bundes⸗Auszug an die St. Gallensche Gränze aufge⸗ brochen. Mit Ausnahme von etwa 100 Mann aus der Gegend von Fischingen, die dafür sofortige Execution erhalten haben, ist Alles voll⸗ ählig eingerückt und hat den Eid geleistet.
Kanton Solothurn. Der kath. Ztg. wird vom 20. Oktober von Solothurn gemeldet: „Am gestrigen Jahrmarkte hat
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hier die Luzerner⸗Verfolgung wieder ihren Anfang genommen. Es waren meistens hier anwesende Berner, welche dieselben überall auf⸗ suchten und durchprügelten; selbst unsere solothurner Bauern waren fast nicht sicher, weil man sie oft für Luzerner hielt. In Biberist hat ein Berner einen Luzerner blutig geschlagen, und als er zu Bo⸗ den fiel, sprang eine wilde Bernerrorte auf ihn und traktirte ihn fast zu Tode. Die Leute betrugen sich wie Unmenschen gegen Alles, was Luzerner hieß.“
Kanton Genf. Einem der Eidg. Zeitung mitgetheilten Briefe von Genf enthebt dieselbe Folgendes:
„Die Lage der Dinge in unserem Kanton ist eine seltsame. Sie ken⸗ nen die Nivalität zwischen James Fazy und Rilliet⸗Constant, Sie wissen, daß dieselbe zuerst bei Behandlung der Frage über bewaffnete Execution of⸗ fen zu Tage trat, und daß dabei Rilliet⸗Constant die Oberhand behielt. Sei es, daß er sich insgeheim den Katholiken verschrieben habe, sei es po⸗ litische Einsicht — genug, James Fazy wollte nichts von bewaffneter Exe⸗ cution wissen. Die Zwoölfer, das ist seine Ansicht, spielen just das Spiel des Sonderbundes, wenn sie ihn mit bewaffneter Hand angreifen. Sich selbst überlassen, vom eidgenössischen Bunde ausgeschlossen, hätte er entwe⸗ der sich bald ergeben müssen, oder würde seine rein defensive Stellung ver⸗ lassen und einen Angriff gewagt haben, der unmöglich zu seinen Gunsten ausgeschlagen hätte. Inzwischen hätte man es in der Jesuitenfrage bei einer „Einladung“ belassen und wäre zur Bundes⸗Nevision geschritten. Das ist so ungefähr, wie man vermuthet, das System, das er an der Tagsatzung als Gesandter von Genf sontenirt haben würde, nachdem er zuvor seinen „sehr werthen“ Kollegen bei Seite gescho⸗ ben hätte. Doch, wie gesagt, dieser ließ sich nicht schieben; er hielt fest und wurde dabei von demjenigen Theile der Bevölkerung unterstützt, der gegen die alte Regierung rebellirte und der nun die Stütze des dermaligen Regi⸗ mentes bildet. Man will sogar wissen, James Fazy sei vom Volkszorne bedroht gewesen, wenn er sich hätte beifallen lassen, seine Skrupeln über Verfassungs⸗Gemäßheit (bei⸗ Anlaß der Frage, ob für Rilliet⸗Constant die Stelle eines genferischen Staats⸗Raths mit derjenigen eines eidgenössischen Kriegs⸗Rathes vereinbar sei) zum Sturze seines Rivalen zu benutzen. Dar⸗ um zog denn das Organ Fazy's, die Revne, so plöͤtzlich ganz andere Sai⸗ ten auf, er selber hielt sich im Großen Rathe fein stilt, und es muß ihn nicht wenig geärgert haben, seinen kriegerischen Kollegen im Großen Rathe selbst von den Mitgliedern und von der Tribüne wegen seiner Haltung an der Tagssng so stürmisch applaudiren zu hören. Während sich die Waadt nach ihren glorreichen Februartagen unter eine religiöse Diktatur versetzt sah, sehen wir uns, gerade am Jahrestage der angeblichen Wiederbelebung der Freiheit, mit einer militairischen Diktatur bescheert. Die zwei vor acht Tagen im Sturmschritte und unterm Drucke der Tribüne votirten mili⸗ tairischen Gesetze sind das Werk Rillict's. Fazy soll sie mißbilligen. In der That, deren milde Straf⸗Bestimmungen zeugen nicht für ge⸗ waltige Kriegslust in unserer Bevölkerung. Die Konservativen verabscheuen den Krieg und halten dafür, sie seien nicht verpflichtet, mitzu⸗ wirken in dem gottlosen Kampfe zwischen Revolution und traditionellem Rechte. Aber auch mehr als Ein Radilaler sucht sich einer gefährlichen und gewiß nicht ehrenvollen Expedition zu entziehen. Die Katholiken end⸗ lich verweigern allgemein, zu marschiren. Das vom Pfarrer von Versoir am letzten Sonntag gegebene Beispiel wurde von der Mehrzahl der Uebrigen befolgt. Die Regierung wird es wohl kaum wagen, alle katholischen Geist⸗ lichen in ihrem Amte zu suspendiren, ihre Salarien zurückzuhalten und beim Bischof zu Freiburg auf deren Abberufung zu dringen, während an⸗ zunehmen ist, daß der Befehl zu diesem organisirten Widerstande an die katholischen Geistlichen gerade von Freiburg hergekommen ist. Diese Wei⸗ gerung, zu marschiren, ist zwar mit der Annahme der Verfassung sehr we⸗ nig konsequent, wird aber immerhin unserer Regierung bedeutende Verlegen⸗ heit bereiten.“
Kanton Zug. (Eidg. Z.) Die Cadres der ersten und zweiten Landwehr sind seit Sonntag hier in Instruction. Die Mannt schaft selbst wird gemeindeweise exerzirt und der Landsturm bewaffne⸗ und organisirt. Insoweit ist uns die Absendung eidgenössischer Re⸗ präsentanten erwünscht. Das Militairwesen vervollkommnet sich inzwi⸗ schen; auch dürfte die Jahreszeit immer günstiger für uns werden. Das Landvolk freilich meint in seiner derben Weise: wenn es nur recht bald losgehen würde! allein jedem Besonnenen muß es einleuchten, daß für einen Krieg, wie der zu erwartende, noch große Zurüstungen getroffen werden müssen. Unser schönes, geräumiges Schulhaus in Zug wird zum Lazareth improvisit, so. wie noch andere Wohnungen mit hohen heizbaren Zimmern hierfür bezeichnet wurden. Der Frauen⸗Verein beschaftigt sich in einemfort mit Verfertigung von Bandagen, Kompressen u. s. w., die Kinder mit Charpiezupfen, wofür man von Haus zu Haus um alte Linnen bittet. Die barmherzigen Schwestern in Luzern sind um gütige Oberleitung ersucht worden, und es heißt, daß nun zwei derselben hierher kommen werden. Endlich soll das Städtchen gar noch gegen einen allfälligen Handstreich verpallisadirt werden. Allein dies dünkt uns ein unglücklicher Gedanke. Zug ist nicht haltbar, und jeder Wi derstand innerhalb der Mauern muß Weib und Kind und Eigenthum der Bürger der größten Gefahr aussetzen. Die Unner sollten am 21. Sktober in Zug einrücken. Schon war Alles zu ihrer Abfahrt bereit. Allein glücklicherweise konnte noch Contre Ordre ertheilt werden, in— dem man hierorts es noch nicht an der Zeit sindet, durch Truppen⸗ Zusammenzüge ähnliche an unseren Gränzen zu provoziren.
Die eidgenössischen Repräsentanten, Bürgermeister und Alt-Landammann Sidler, sind am 20. Oktober angelangt und mit allen Ehren empfangen Regierungs⸗Kommission hatten sie am Llsten eine Audienz. Dagegen ward es ihnen nicht gestattet, vor den Kantons⸗ Rath zu treten. Die Regierungs⸗Kommission soll bemerkt haben, daß von einem Auftreten der eidgenössischen Repräsentanten im Kan⸗ tons⸗Rath wohl nur dann die Rede sein könnte, wenn dieselben Kon⸗ zessionen anzubieten hätten. Die Publizirung der Proclamation der Tagsatzung wurde zugesagt.
Kanton Luzern. (H. P. A. 3.) Man läßt die eidge⸗ nössischen Gesandten stets von einem Ordonnanz⸗Offizier begleiten, was den Anschein der Höflichkeit haben soll, aber zum Zweck hat, alle Verbindung mit hiesigen Einwohnern zu verhindern. Uebrigens ist das Vorhaben, das Bekanntwerden der fraglichen eidgenössischen Proclamation zu verhindern, dadurch vereitelt worden, daß sie bereits in mehreren Zeitungen gedruckt erschienen ist. Heute (22. Oktober) marschirt eine Batterie nach Gislikon an die Gränze, und eben rasseln die Kanonen durch die Straßen von Luzern; überall. sieht man Unifor⸗ men und Bewaffnete; von allen Seiten hört man Trommeln und Trompeten. Das neue Dampfschiff des Vierwaldstätter⸗ See's ist militairisch besetzt und jeden Augenblick bereit, von Schwyz Hülfs⸗ Tuppen herüberzuführen. Schon waren die Unterwaldner zum Ein⸗ schiffen bereit; allein die Kantons⸗Regierung zu Luzern sah noch zur rechten Zeit ein, daß dies ein offenbarer Friedensbruch sei, und so ward die Einschiffung abbestellt, es ist jedoch noch Alles dazu vorbe⸗ reitet. Uebrigens ist die Stimmung in der Stadt weniger kriegerisch als auf dem Lande. Die Haltung des freiburger Militairs ist eine mehr militairische, als die hiesige.
Kanton Uri. (Frkf. J.) Die eidgenössischen Repräsen⸗ tanten, Rathsherr Jenni von Glarus und Kantonsrath Hofmann von St. Gallen, haben hier die Aufnahme gefunden, welche der Beschluß der Regierung von Luzern erwarten ließ. Landammann Z'graggen empfing sie und eröffnete ihnen, daß es bei den gefaßten Beschlüssen sein Bewenden habe. Sie reisten ab, ohne daß sie mit der Regie⸗ rung in direkten Verkehr treten konnten. Die Annahme und Ver⸗ breitung der Proclamation wurde verweigert.
Furrer in Zug worden. Bei der
Kanton Wallis. Briefe aus Uri vom 20. Oktober Abends melden, so eben sei die Nachricht eingegangen, daß die Walliser in Ursern eingetroffen seien, ohne auf der Grimsel von Seiten der Ber⸗ ner irgendwelchen Widerstand zu finden.
Kanton St. Gallen. (Frkf. J.) In Bütschwil ist am 21. Oktober unter der Compagnie Wiget, die sich an diesem Orte zu versammeln hatte, eine Meuterei ausgebrochen. Nach zuverlässigen Berichten soll sich diese Meuterei auch im Bezirk Wyl geoffenbart haben. Die Regierung hat sofort die ernstesten Maßnahmen ergrif- fen, um diese Putschgelüste im Keime zu ersticken. Es sind sofort noch drei Compagnieen aus dem Militair⸗Bezirk Lichtensteig und die Compagnie Wiget in Flawyl aufgeboten und die Regierungen von Zürich und Thurgau angegangen worden, genügliche Truppenmacht an die Gränze vorrücken zu lassen. Glarus und Appenzell A. Rh. sind zu eidgenössischen Aufsehen gemahnt worden. Die Bürgerwache von St. Gallen ist unter den Waffen. Aus Flawyl, im Kanton St. Gallen, wird über diese Meuterei geschrieben: „So eben erhalten wir hier den ganz bestimmten Be⸗ richt, daß von den zwei Compagnieen Wiget und Baumberger, welche sich heute (21. Oktober) in Bütschwil versammelten, um nach dem Seebezirk abzugehen, der größere Theil der Soldaten wieder nach Hause zog. Sämmtliche Ofsiziere aber blieben. Die Militairs sind größtentheils aus Alttoggenburg und dem Bezirk Wyl. Ein Haufen Bauern, mit Stöcken bewaffnet, aus den gleichen Bezirken, waren ebenfalls hingekommen und stimmten mit den widerspenstigen Militairs in den Ruf: „Es lebe der Sonderbund! Wir ziehen nicht gegen den Sonderbund!“ Es zeigen sich bedeutende Putschge⸗ lüste. Der Bezirks⸗Kommandant Steiger verreiste dann sofort nach St. Gallen, um Bericht an die Regierung zu bringen. Fla⸗ wyl und Oberutzwyl errichten so eben Sicherheits⸗Wachen.“, Auch im Militairbezirk Sargans hat eine kleine Meuterei stattge⸗ funden. Als am L1lsten Abends 5 Uhr die Compagnie Peter zu Mels inspizirt werden sollte, drängt sich ein Volkshaufe heran, lärmte und schrie, daß man das Militair nicht ziehen lasse ꝛc. Der Be⸗ zirks⸗Kommandant, der auf diese Weise an der Inspection verhindert und auch persönlich verhöhnt worden war, machte dem Bezirks⸗ Ammann Anzeige davon und lud ihn ein, den Volkshaufen zu be⸗ schwichtigen. Der Bezirks⸗Ammann erschien bereitwillig, und nach einiger Zeit gelang es ihm, die Ruhe wenigstens einigermaßen wie⸗ der herzustellen. Jedoch konnte nicht verhindert werden, daß mehrere Milizen Reih und Glied verließen und nach Hause zurückkehrten.
Kanton Appenzell a. Nh. (Eidg. Ztg.) Der Wahrheitsfreund meldet aus dem St. gallischen Bezirk Goßau unterm 17. Oktober folgenden Zug von radikalem Fanatismus und radikaler Rohheit: b 1b
„Ein schönes Müsterchen ihrer Tapferkeit und militairischen Disziplin hat uns die gestern von Herisau nach Trogen zurückkehrende Außerrhodener Scharfschützen⸗Compagnic hinterlassen. Augen eugen erzählen: Bei der Krätzerenbrücke begegnete die Compagnie einem von St. Gallen nach Hause zurückkehrenden Wagen, auf dem vier Männer und ein noch nicht militair⸗ pflichtiger Meusch, Ackermann von Niederwyl, ruhig einherfuhren. Wie der Wagen mit Noth durch die in Unordnung befindliche und die ganze Straße besetzende Truppe sich durchdrängte, wurden die ohnehin muthigen Pferde von Soldaten absichtlich scheu gemacht und nahmen den Reißaus. Da rief der junge Ackermann: „„Ist das Manier? Ihr Hallunken!““ So⸗ gleich sprengte ein bei der Truppe befindlicher Reiter dem Wagen nach und hielt die Pferde an. Die ganze Compagnie mit aufgepflanzten Bajonetten rückte auf den Wagen los. Die darauf befindlichen Personen wurden miß⸗ handelt, mit Gewehrkolben geschlagen, deren Kleider zerrissen und durch⸗ stochen unter dem Rufe: „„Nieder mit den Kögen! wir wollen den rothen Kögen den Meister schon zeigen!““ Rücklings wurden sie vom Wagen her⸗ untergerissen und auch dann noch mißhandelt, nachdem Ackermann mit An⸗ gabe seines Namens sich als denjenigen bekannt hatte, der gerufen habe. Endlich ließen die Soldaten von den Uebrigen ab, nahmen den jungen Ackermann in ihre Mitte und zwangen⸗ ihn mit vorgehaltenen Bajonetten
und Kolbenstößen, in seinen zerfetzten Kleidern mitzuziehen. Hinzugekommene Bürger, welche abwehren wollten, wurden ebenfalls mißhandelt und, wie verlautet, verwundet. Herr Mühlibach, Zoller an der Krätzerenbrücke, ein Liberaler, machte aufmerksam auf das Ungesetzliche einer solchen Handlungs⸗ weise, verwies auf unsere Rechtspflege und verlangte die Loslassung Acker⸗ mann’'s. Er verbürgte sich für denselben, weil er ihn wohl keune. Alles umsonst. Im Triumphe führten unsere Helden den gefangenen und miß⸗ handelten Knaben mit sich fort, ob nach St. Gallen oder nach Trogen, weiß ich nicht. Genug, unser Volk ist über eine solche Handlung tief empört. Es gewärtigt, ob und wie unsere Regierung einschreiten werde, und hofft, sie werde eine so frevle Handlung fremden Militairs auf unserem Gebiete nicht gleichgültig hinnehmen und ihre Angehörigen vor solchen Nohheiten fanatisirter Nachbarn für alle Zukunft zu schützen wissen.“ Nhalien.
RNom, 16. Okt. (O. P. A. Z.) Die Wichtigkeit der neuen Staats⸗Consulta liegt am Tage. Vergleicht man nur oberflächlich das neue Motuproprio mit dem über die Munizipalität von Rom, so finden sich leicht gewisse Analogieen zwischen beiden, welche sich als Grund⸗Prinzipien aller nohh zu erwartenden Reformen bewähren dürften. Wichtig ist es zunächst, wie die Standes⸗Privilegien in bei⸗ den Statuten beseitigt sind, wie statt der Geburt der Besitz und au⸗ ßer dem Besitz nur die geistige Aristokratie anerkannt wird. Ein zweiter Moment ist die Permanenz und die stetige Verjüngung, so daß durch den fortwährenden Hinzutritt neuer Kräfte eine wohlthä⸗ tige Bewegung und Thätigkeit erhalten wird. Sind nun dazu die Befugnisse der Consulta so ausgedehnt, als sie kaum Jemand zu erwarten berechtigt war, so ist als ein besonderer Vorzug noch die Bildungs⸗Fähigkeit des Gesetzes hervorzuheben. Sofern sich die Consulta als tüchtig und den Interessen des Staates förderlich bewährt, sofern das Volk in politischer Bildung Fortschritte macht, kann ohne Beeinträchtigung der Grundprinzipien dem ganzen Institut eine bedeutendere Ausdehnung gegeben werden. Die nächste Anwen⸗ dung vermag aber von dieser Staats⸗Consulta auf jede einzelne Pro⸗ vinz gemacht zu werden. Es sind gewissermaßen die Provinzialstände hier bereits vorgezeichnet, eben so wie das Munizipal⸗Gesetz für Rom als Grundlage einer Reform sämmtlicher Munizipien betrachtet wer⸗ den kann. Für so weitaussehende Pläne aber tüchtige Kräfte heran⸗ zubilden, ist ein treffliches Mittel durch die Einsetzung der Uditori ge⸗ geben. So mag es nicht zu viel gesagt sein, wenn wir glauben, daß durch dieses Motuproprio dem gesammten politischen Leben des Kirchenstaates eine neue Grundlage gegeben ist, der eine organische Entwickelung folgen wird und muß, sobald mit der erneuten Theil⸗ nahme des Volkes auch die Erfahrung sich stärken wird.
Livorno, 18. Okt. (N. K.) Die Trennung der Bezirke von Pontremoli und Fivizzano scheint eine neue Verwickelung in den tos⸗ canischen politischen Angelegenheiten herbeiführen zu wollen. Jene Parzelle ist kraft eines im Jahre 1844 zwischen Lucca und Tosrane geschlossenen Vertrags dem Herzogthume Parma, diese im Folge 2 Uebereinkünfte des wiener Vertrags dem Herzogthum Mobeng ar⸗ fallen. Während nun die Toscaner und Luccheser vebr. Hbe⸗ über ihre Vereinigung sind, während der Großherzog Ieh nem gro⸗ ber, begleitet von seiner Gemahlin, dem Erbprinzer. vrei des Volkes ßen Gefolge, in Lucca unter dem srbgtane Fens. sind die Ein⸗ empfangen und als Vater des Vol 8 Segen, größten Bestürzung wohner von Pontremoli und Fivizzano i ;b Toscana. Die Ein⸗
8. „ 8 Fre 1 po und Unzufriedenheit wegen der Trennung v 8 EWI“