e1e“ 1n ü . Ein Jour⸗ 31. Mai sechs französische egefah nes Ct vegelaslen. d. — nal bringt nachstehende hecirnHonverneur Bruat nach Frankreich Schiff, an dessen Bord ₰ etroffen sind: „Bei der Abfahrt der . r Dinge auf Otaheiti befriedigend. „Uranie“ wo ihrend der Gegenstand der größten Zu⸗ Königin pomareh, nan santdes neuen Sees und des Linien⸗ . vorkommenhene s Lavaud, welcher eine entschiedene Friedens⸗Politik schiste⸗Je walen schien. Die Befestigungs⸗Arbeiten waren suspen⸗ brfolge d Königin zeigte eine große Erkenntlichkeit für die Auf⸗ merksamkeiten, welche man für sie hatte. Es wird versichert, daß man bei den Unterhandlungen, welche stattgefunden hatten, um sie zur Rückkehr nach ihren Staaten zu bewegen, zu einem bei den civilisir⸗ ten Nationen häufig unwiderstehlichen Argumente Zuflucht genommen. Ein gewisser Sallemon, ein Verwandter der Königin, hätte ihr me⸗ tallische Geschenke angeboten, welche sie sehr wohlgefällig aufgenom⸗ men hätte; um diesen Mann zu gewinnen, hätte man sich eines seiner Freunde, des Piloten Henry, bedint. Der Eine wie der Andere sollen für die guten Dienste, welche sie geleistet, und für den Erfolg, der ihre Bemühungen gekrönt, sehr reichlich belohnt worden sein. Auf nicht weniger als 50,000 Fr. sollen sich die Summen belaufen, die man aufgewendet hätte, um die Rückkehr der flüchtigen Pomareh nach Otaheiti zu erwirken.“
Der Herzog von Nemours ist nach La Ferté⸗Vidame abgereist.
In der Semaine heißt es: „Man kündigt eine neue Pairs⸗ Ernennung, welche jedoch nicht viele Namen umfassen soll, vor Eröff⸗ nung der Kammer⸗Session an. Das Ministerium will keinen der jetzigen Deputirten zum Pair befördern, um sich die Verlegenheiten der Wahlkämpfe zu ersparen und in den Centren keine Unzufriedene zu machen, da es ihm doch unmöglich fallen würde, alle Ansprüche zu befriedigen. Die neuen Pairs sollen daher aus den Reihen der ehemsligen Deputirten genommen werden, welche im letzten Wahl⸗ kampfe durchgefallen sind; man nennt unter Anderen Herrn Alphonse Perier, Bruder des verstorbenen Casimir Perier, und Herrn J. Le⸗ febvre.“
Zur Feststellung etwaiger Cholerafälle in den pariser Hospitälern wird eine besondere Kommission ernannt werden.
Das Marine⸗Ministerium wird die werthvollen geologischen Ar⸗ beiten Deville's über die Antillen auf seine Kosten veröffentlichen.
Die Opinion und die Revue nouvelle, die letztere trotz des besonderen Schutzes, welchen der Sohn des Herzogs von Broglie ihr angedeihen ließ, sind so eben eingegangen.
Die Regierung soll die Absicht haben, die Insel Korsika zu be⸗ festigen, und wird, wie es heißt, in der bevorstehenden Session die erforderlichen Kredite begehren.
Man erwartet hier die Ankunft des Marquis von Clanricarde, zum Abschluß eines Post⸗Vertrages, hinsichtlich der Beförderung der Depeschen zwischen Paris und London über Boulogne.
*. Paris, 9. Nov. Paris ist heute aufs neue in nicht ge⸗ ringe Bestürzung versetzt durch zwei Schreckens⸗Nachrichten, die in eeiner Weise, die keinen Zweifel aufkommen läßt, mitgetheilt werden.
Graf Bresson, der ehemalige französische Gesandte am Königlichen Hofe zu Berlin, darauf Botschafter zu Madrid und erst kürzlich auf seinen neuen Posten als Botschafter am Hofe zu Neapel abgegan⸗ gen, ist daselbst am 2. November Morgens 6 Uhr in seinem Bette in seinem Blute schwimmend todt gefunden worden. Bestimmtere Nachrichten über dieses Ereigniß fehlen zumn Theil noch, so daß wir uns vorläusig auf die bloße Angabe dieser Thatsache beschränken müssen. Graf Bresson war ein Mann von äußerst gefälli⸗ gen, feinen Formen, die den Umgang mit ihm höchst anziehend mach⸗ ten, nebstdem ausgestattet mit großen geistigen Fähigkeiten, bekannt durch die Schärfe seines Blickes, die Ruhe und Ueberlegtheit in allen seinen Handlungen, Eigenschaften, welche eben die Grundlage jener Gewandtheit waren, die auch seine Gegner an ihm anerkannten. Seine äußere Stellung war so, daß sie ihm nichts zu wünschen übrig lassen konnte. Im höchsten Grade das unbedingte Vertrauen seines Königs und seiner Regierung genießend, mit Beweisen desselben zu jeder Zeit überhäuft, mit den wichtigsten und schwierigsten Sendungen beauftragt, in jeder Weise aus⸗ gezeichnet, geehrt und geachtet und zu der höchsten Stellung in der diplomatischen Laufbahn erhoben, konnte er sich von dieser Seite nur befriedigt fühlen. Auch seine häuslichen Verhältnisse als Familien⸗ vater, seine Vermögens⸗Umstände, überhaupt seine ganze Lage waren von der günstigsten Art. Die Schreckensbotschaft, wurde durch das fran⸗ zösische Dampfpaketboot „Ocean“ nach Marseille und von dort hierher gebracht, wo sie die Familie des Grafen, seinen Bruder, den Ge⸗ neral⸗Advokaten am Königlichen Gerichtshofe von Paris, seine zahlreichen Verwandten und seine noch zahlreicheren Freunde in die tiefste Bestürzung versetzte. Auch auf den König, der dem Verstor⸗ benen mit ganz besonderer Huld und mit unbegränztem Vertrauen zugethan war und von seiner Ergebenheit und Tüchtigkeit noch wei⸗ tere wichtige Dienste auf eine lange Zeit hinaus hoffte, soll diese Nachricht einen erschütternden Eindruck gemacht haben. Gleiches wird von Herrn Guizot erzählt, der in dem Verstorbenen einen der geschicktesten Repräsentanten der französischen Politik im Auslande ehrte. Auch Herr Thiers war mit dem Grafen Bresson zu allen Zeiten sehr befreundet. Graf Bresson war auch Mitglied der Pairs⸗ Kammer, in welcher dessen Tod eine neue empfindliche Lücke zurück⸗ lassen wird. Bekanntlich war Graf Bresson auch einmal zum Mini⸗ ster des Innern ernannt gewesen in dem Kabinet, das 1835 vor dem Eintritt des Ministeriums vom 6. September (Molé⸗Guizot) unter dem Vorsitze des Herzogs von Bassano nur drei Tage dauerte.
Die zweite Schreckens⸗Botschaft betrifft gleichfalls einen der französischen Diplomaten im Auslande und Pair von Frankreich, näm⸗ lich den Grafen Mortier, Botschafter am Hofe zu Turin, der seit ei⸗ niger Zeit auf Urlaub hier verweilte. Derselbe wohnte hier im Ho⸗ tel Chatam, in der Rue Neuve Saint⸗Augustin Nr. 57, nicht fern vom Boulevard des Capucines und dem Hotel des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten. Graf Mortier (Hektor) ist der zweite Sohn des Marschalls dieses Namens, der bekanntlich in seiner Ei⸗ genschaft als Kabinets⸗Präsident und Kriegs⸗Minister an der Seite des Königs und diesen mit seinem Leibe deckend von den Ku As e⸗ tödtet wurde, welche, für den König und die ihn e. Prn⸗ zen bestimmt, bei der großen Musterung der National⸗Garde auf dem Boulevard du Temple die Höllenmaschine Fieschi's 1835 absch F. Bei dem Vorfall, welcher nun auf eine so traurige Weise die venbe
liche Aufmerksamkeit auf den Sohn des verstorbenen Marschalls senn⸗ handelt es sich glücklicherweise nur um einen von ihm gemachten Selbstentleibungs⸗ und Mordversuch, der aber nicht zur Aus⸗ führung gelangte. Graf Mortier war wahnsinnig geworden und hatte am Sonntag in ein Krankenhaus gebracht wer⸗ den müssen. Dort machte er den Versuch, sich und seine zwei Kinder zu ermorden. Sehr bemerkenswerth ist, daß der ganze Vorfall von Sonntag bis gestern Abend, für das Publikum im Gro⸗ ßen bis heute früh, geheim gehalten werden konnte. Seit einiger Zeit schon zeigte Graß Mortier beunruhigende Symptome des Wahn⸗ sinns und beging Handlungen der größten Gewaltthätigkeit ohne ir⸗ gend einen Beweggrund. Gestern (Sonntags) in der Frühe schrieb er, nachdem er sich mit seinen zwei Kindern in ein Zimmer der Woh⸗
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nung, die er im Hotel Chatam einnahm, eingeschlossen hatte, an seine Frau und an einen seiner Freunde einen so ziemlich in gleichlautenden Ausdrücken gefaßten Brief, in welchem er sagte, in wenigen Augen⸗ blicken würden er und seine zwei Kinder aufgehört haben zu leben. Sogleich war der Polizei⸗Präfekt davon unterrichtet worden; er eilte nach dem Hotel Chatam, wo bald auch der Kanzler der Pairs⸗Kam⸗ mer eintraf. Herr Mortier befand sich fortwährend in seinem Zim⸗ mer, wo er sich stark verbarrikadirt hatte. Mit einem Rasirmesser bewaffnet, das er über seine Kinder schwang oder gegen⸗ sich selbst zu richten drohte, stieß er in seinem Wahnsinn die schrecklichsten Reden aus. Man mußte wohl irgend einen Entschluß fassen; man richtete an ihn mit freund⸗ licher Stimme das Wort, er antwortete durch unzusammenhängende Aeußerungen von Tod und Blut; dann sich an seinen Sohn wendend, den er auf seinem Schooße in gebückter Haltung hielt, sagte er demselben, er müsse sterben. Das unglückliche Kind, das 11 Jahre alt ist, ruft, es wolle nicht sterben, und weint und krümmt sich. Dann wendet er sich an seine Tochter, einem Mädchen von 8 Jah⸗ ren, und fragt sie, ob sie ihm folgen und mit ihm sterben wolle. Die arme Kleine antwortet mit ihrer kindlichen Stimme, sie wolle wohl mit ihrem Vater sterben, und fast schien es, als schicke er sich in der That an, diesen furchtbaren Pian ins Werk zu setzen. Die Personen, welche durch die Thür diese entsetzlichen Worte vernahmen, waren ganz starr vor Schrecken; ein Wort, eine Bewegung konnte den Arm zur That bringen, welchen der Wahnsinn in Bewegung setzte und zu gleicher Zeit zurückhielt. Dieser Auftritt hat nahe an drei Stunden gedauert. Vor der Thür standen in unaussprechlichem Entsetzen die Gräfin Mortier, der Kanzler Pasquier und Herr Delessert. Endlich, nach diesen langen und herzzerreißenden Stunden des Hin⸗ und Herredens, der Erwartung, des Stillschweigens, der Unterhandlungen, gelang es durch eine gewöhnlich verschlossen gehaltene Thür, die man ge⸗ räuschlos öffnete, in das Zimmer zu gelangen. Der Kanzler und der Polizei⸗Präfekt traten ein und waren so glücklich, die armen Kinder aus dem Zimmer zu entfernen und sie ihrer Mutter zurückzugeben. Aber Herr Mortier hatte noch immer sein Rasirmesser in der Hand und nichts konnte ihn bewegen, es fahren zu lassen. Von Zeit zu Zeit machte er die Handbewegung, als schneide er sich die Kehle ab; dieser Auftritt dauerte noch drei Viertelstunden. Dann beschwerte er sich mit Heftigkeit über die Verfolgungen, deren Ziel er sei, wie er sagte; er beschuldigte den Polizei⸗Präfekten, sein Hausrecht verletzt zu haben, den Kanzler, in seine Freiheit einzugreifen, und erklärte, er werde sich beim Groß⸗Siegelbewahrer beschweren. Herr Delessert suchte ihn zu vermögen, an den Groß „Siegelbewahrer einen Brief zu richten, dessen Besorgung er selbst zu übernehmen versprach; es war dies ein Versuch, ihn zum Ablassen von dem Rasirmesser zu bringen, das man ihm nur mit Gefahr auf gewaltsamem Wege hätte entreißen können. Er verstand sich dazu, den Brief zu schreiben, aber unter der Bedingung, daß der Polizei⸗Präfekt am äußersten Ende des Zimmer bleibe. Der Groß⸗Siegelbewahrer, welcher in Kenntniß gesetzt worden war, antwortete Herrn Mortier auf der Stelle, er bitte ihn, zu ihm zu kommen, um über die That⸗ sachen, über welche er sich zu beklagen habe, mit ihm zu sprechen. End⸗ lich entschloß sich dieser, herauszugehen; auf der Treppe machte er sein Rasirmesser zu, das er in die Tasche stecke, und im Hofe des Hotels bemeisterte man sich seiner Person in Gegenwart des Kanz⸗ lers, und er wurde unverzüglich in ein Krankenhaus geführt. Nach den früheren Vorgängen, vorzüglich der Ermordung der Herzogin von Praslin, kann man sich denken, welchen Eindruck dieser Vorfall auf die pariser Bevölkerung hervorgebracht und noch hervorbringen wird, wenn die Sache erst überall bekannt geworden sein wird. Hört man doch schon jetzt wieder Stimmen, welche nicht an den Wahnsinn des Grafen Mortier glauben wollen.
Großbritanien und Irland.
London, 8. Nov. Die Nachricht, daß die Königin das Par⸗ lament in Person eröffnen werde, wird täglich widerrufen und be⸗ stätigt. Heute schreibt der Observer, daß die T hronrede am 23sten d. M. nicht von der Königin, sondern durch eine Kommission abge⸗ geben werden wird. Das erste Geschäft des Parlaments wird die Sprecherwahl sein und, wie das genannte Blatt bemerkt, dürfte die⸗ selbe wohl wieder ohne Widerspruch auf Herrn Shaw Lefevre fallen. Der Marquis von Lansdowne und Lord John Russell werden am 22sten die ministeriellen Diners geben, Lord Stanley hat dagegen Einladungen zu einem oppositionellen Diner bereits ergehen lassen. Das Parlament wird übrigens nur einen Monat zusammenbleiben und sich einige Tage vor Weihnachten wieder vertagen.
Der türkische Botschafter in Paris, Suleiman Pascha, ist eingetroffen und wird einige Wochen hier zubringen.
Unter dem Vorsitze des Lord Cloncurry wurde in Dublin am ten d. M. die lang beabsichtigte Versammlung irländischer Pairs, Unterhaus⸗Mitglieder und anderer Männer von Ansehen gehalten, in welcher die dem Parlamente vorzulegenden Anträge zur Verbesse⸗ rung der Zustaͤnde des Landes beschlossen werden sollten. Die Ver⸗ sammlung (welche nicht mit der neulich von O'Connell zusammenbe⸗ rufenen Versammlung von Repealers zu verwechseln ist) war nicht so zahlreich besucht, wie man hätte erwarten dürfen, und es waren unter den Anwesenden nicht Viele von bedeutendem politischen Gewicht, indeß fanden sich so ziemlich alle Partei⸗Färbungen vertreten, dar⸗ unter auch die Repealer, von denen John O'Connell, Sir Colman M. O'Loughlen u. A. zugegen waren. Die von dem sogenannten irländischen Conseil, welches die Versammlung veranlaßt hat, gestell⸗ ten Anträge wurden nach längerer Diskussion angenommen. Sie sind im Wesentlichen dahin gerichtet, zur Beseitigung des gegenwärtigen Nothstandes zwar ausschließlich die Geldkräfte Irlands selbst in An⸗ spruch zu nehmen, an die Stelle der die Lasten ungleich vertheilenden Armensteuer eine allgemeine Steuer eigends zu dem Zwecke auszu⸗ schreiben, dann aber, damit den jetzt bestehenden Uebeln der Nah⸗ rungs⸗ und Arbeitslosigkeit nachhaltig an die Wurzel gegriffen wer⸗ den könne, eine dauernde Vermögens⸗ oder Einkommen⸗Steuer (von der Irland bekanntlich bis jetzt frei ist) zur Kompletirung der Lokal⸗ Armen⸗Steuer anzuordnen, die Pachtverhältnisse zu reguliren (es werden zu diesem Behufe ausführliche Vorschläge zur Sicherstellung der Rechte der Pächter vorgelegt), Anstalten zur Hebung der In⸗ dustrie zu errichten, z. B. Flachsspinn Schulen, die Betreibung der vielen Gewinn versprechenden Fischereien zu begünstigen, reproduktive Unternehmungen durch Darbietung von Geld⸗Anleihen zu fördern, und endlich dem in Irland herrschenden Mangel an umlaufender kleiner Münze abzuhelfen.
Uiederlande. Aus dem Haag, 10. Nov. Der Gesetz⸗ Entwurf in Be⸗ treff der Termin⸗Verlängerung zur Einwechselung der Münzbillets ist in der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer mit allen Stimmen an⸗ genommen worden.
hier
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Belgien.
Brüssel, 10. Nov. Gestern Nachmittag um 1 Uhr eröffnete unter dem gewöhnlichen Ceremoniell König Lepold die diesjährige Session wit folgender Thronrede:
„Meine Herren! Ich kann Mir zu den Beweisen des wohlwollenden Vertrauens und der Freundschaft, die Ich fortwährend von den fremden Mächten empfange, Glück wünschen. In unseren Verhältnissen zum römi⸗
LTagsatzung.
schen Hofe hat sich ein Zwischenfall ereignet. Es werden Ihnen über diese Thatsache, welche die öffentliche Meinung in Aufregung versetzt hat, Erläu⸗ terungen gegeben werden.
Ein Handts⸗ und Schifffahrts⸗Vertrag ist mit dem Königreich beider abgeschlossen worden. Er wird Ihrer Beistimmung vorgelegt werden.
Unterhandlungen mit anderen Mächten sind schwebend und haben zum Zweck, unseren Handels⸗Verbindungen Ausdehnung zu geben.
Die Anstrengungen Meiner Regierung beschäftigen sich damit, für un⸗ sere Erzeugnisse Abzugsquellen nach außen aufzusuchen. In dieser Bezie⸗ hung müssen wir von dem verständig unterstützten Unternehmungsgeist viel erwarten. Eine Handelsgesellschaft, mit der die Errichtung von Comtoirs verknüpft ist, gehört zu den Maßregeln, die zur Erreichung jenes Ziels ins Werk zu setzen sind! 8
Eine Post⸗Convention, die, auf breite Grundlagen hin, so eben mit Frankreich abgeschlossen worden, vermindert das Brief⸗Porto zwischen den beiden Nationen und gewährt für die Beförderung der sremden Korrespon⸗ denzen große Erleichterung. E b
Die Waaren⸗Transporte und die Einnahmen der Eisenbahn nehmen fortwährend in einem bemerkenswerthen Verhältnisse zu. Es werden Maß⸗ regeln vorbereitet, um sie noch ferner zu vermehren und Verbesserungen in die Ausbeutung dieses wichtigen Dienstzweiges einzuführen. Es werden Kredite von Ihnen gefordert werden, um die Stations⸗Gebäude und die Doppelgeleise zu vollenden, das Betriebs⸗Material zu vervollständigen und
die Rechnung der Ausgaben für die erste Herstellung definitiv abzuschließen.
Die Privat⸗Industrie hat sich mit dem Staate vereint, um dem Lande
neue Verbindungs⸗Wege zu verschaffen. Sie wird Meine Regierung ge⸗ neigt finden, ihr die Vollziehung ihrer Verbindlichkeiten zu erleichtern.
Ihre Mitwirkung wird für Staatsbauten von hohem Nutzen in An⸗ spruch genommen werden.
Die Vizinalwege, die mit dem Gedeihen des Ackerbaues in so enger Verbindung stehen, haben ein Anrecht auf einen bedeutenden Theil an die⸗ sen Arbeiten, die den nothleidenden und arbeitenden Klassen nützliche Hülfs⸗ quellen bieten werden.
Unter den Theilen der Landesbevölkerung, welche ein volles Recht auf die theilnehmende Sorgfalt der Regierung und der Kammern haben, müssen wir die mehrerer Bezirke der flamändischen Provinzen oben an stellen. Man erwartet von uns fortwährende Anstrengungen, und die Nation wird nicht vor den Opfern zurückbeben, welche diese peinliche Lage ihr etwa auferlegen könnte.
Nach zwei Jahren schwerer Prüfungen ist die Vorsehung den armen Klassen durch eine reichliche Aerndte zu Hülfe gekommen. Der unermeßliche Einfluß, den der Ackerbau auf die Geschicke des Landes übt, wird von Mei⸗ ner Regierung begriffen. Seinerseits hat der Ackerbau gezeigt, daß er un⸗ sere Absichten zu würdigen weiß. Der Eifer, mit dem er bei einer neuer⸗ lichen Veranlassung auf einen an ihn gerichteten Nuf geantwortet hat, ist ein Beweis seines Vertrauens in die Absichten und Handlungen der Re⸗ gierung. 3.
DBurch ein glückliches Zusammentreffen hat die Ausstellung der Acker⸗ bau⸗Erzeugnisse neben der der Industrie⸗Erzeugnisse geglänzt, welche letztere beachtenswerthe Vervollkommnungen an den Tag gebracht hat.
Der Ackerbau und die Industrie, weit entfernt, einander feindselig gegenüberzustehen, müssen sich gegenseitigen Beistand leisten. Gleich nützlich und ehrenvoll, sind sie unserer ganzen theilnehmenden Sorgfalt gleich wür⸗ dig. Bald wird eine gemeinsame Feierlichkeit diejenigen vereinigen, die sich durch ihre Arbeiten in diesen beiden edlen Laufbahnen ausgezeichnet haben Ich werde glücklich sein, bei dieser Gelegenheit Angesichts des ganzen Lan⸗ des die Arbeiter jeden Ranges belohnen zu können. 1
Die nächste Ausstellung der schönen Künste wird der belgischen Schule die Gelegenheit geben, zu beweisen, daß sie sich fortwährend ihrer Vergan⸗ genheit würdig zeigt, und daß sie die Parallele mit fremden Schulen aus⸗ halten kann.
Der öffentliche Unterricht, von dem man wohl sagen kann, daß die C vilisation des Landes an ihn geknüpft ist, muß einer unserer ersten Beschäf⸗ tigungsgegenstände sein. Die Legislatur wird über Maßregeln abzustimmen haben, welche die Organisation desselben vervollkommnen und vervollständi⸗- gen sollen. — 1 1
Die Armee, diese große nationale Institution, macht sich fortwährend um das Land wohl verdient. Durch ihre gute Organisation, ihren Patrio⸗ tismus, ihre Mannszucht und ihre Ergebenheit ist sie Meiner ganzen Svym⸗ pathie und der hohen Theilnahme, von der Sie ihr fortwährend Beweise gegeben haben, würdig. Ich bin glücklich, daß Meine beiden Söhne einen Platz in ihren Reihen einnehmen. 8
Ihrer Sorgfalt für die dürftigen Klassen wird Sie bewegen, im Laufe dieser Session die Gesetz⸗Entwürfe über die Pfandleihämter, die Bettler⸗ Depots und die Behandlung der Wahnsinnigen zu berathen. Das Ge⸗ fangnißsostem erheischt Reformen, die Ich Ihrer Aufmerksamkeit empfehle.
Da die gewöhnlichen Hülfsquellen des Schatzes nicht hinreichen, um die konstatirten Bedürfnisse vollständig zu decken und für diejenigen, die man voraussieht, zu sorgen, so sind außerordentliche Hülfsquellen nöthig geworden. Belgien kann dieser Situation um so leichter die Stirn bieten als es die finanzielle Krisis mit mehr Glück als andere Länder bestan⸗ den hat.
Es ist zu wünschen, Meine Herren, daß die Ihnen vorgelegten Bud gets für 1848 vor Beginn dieses Finanz⸗Jahres votirt seien. So werder wir die bedeutende Unannehmlichkeit der provisorischen Kredite vermeiden. Dieser Gang ist um so nothwendiger, als Sie in einigen Monaten die Budgets für das Finanz⸗Jahr 1849 zu prüfen haben werden.
Es sind Vorschläge angekündigt worden, welche unsere Gesetzgebung über Gemeindewesen und Wahlrecht in gewissen Punkten modifiziren sollen. Es werden Ihnen zu diesem Zwecke Gesetz⸗Entwürfe vorgelegt werden.
Die Session wird, wie Ich hoffe, im materiellen und finanziellen wie im moralischen und politischen Bereich, durch zahlreiche und nützliche Ar⸗ beiten bezeichnet werden. Ich freue Mich, die Versicherung dafür in der thätigen Mitwirkung und aufrichtigen Stütze zu finden, die Sie Meiner Regierung leihen werden.“ “
Nach der Thron⸗Rede hielt der König, wie gewöhnlich, eine Revue der Garnison und Bürgergarde ab.
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In der Sitzung vom 4. November berichtete auch der Bundes⸗Präsident, daß Herr Regierungs⸗Rath Alexander Funk von Nidau, welcher anfänglich seine Wahl zum eidgenössischen Oberst⸗Lieutenant abgelehnt, sich nunmehr zu Annahme der Wahl er⸗ klärt habe. In den eidgenössischen Stab wurden dann jeweilen im ersten Skrutintum und mit 12 Stimmen gewählt: a. Zu eidgenössi⸗ schen Obersten im General⸗Stab: 1) Herr à Marca von Misor, graubündtischer Bataillons Kommandant; 2) Herr Veillon von Aigle, in Lausanne, waadtländischer Oberst⸗Lieutenant. b. Zum eidgenössi⸗ schen Oberst-Lieutenant im Artillerie-Stab: 3) Herr Delarageaz in Lausanne, Oberst⸗Lieutenant in der waadtländischen Artillerie. Thur⸗ gau bringt in Erinnerung, daß noch ein Major in den Artillerie⸗ Stab zu ernennen sei, da der vom Kriegs⸗Rath⸗ vorgeschlagene Herr Wehrli diese Stelle nicht annehmen wolle. Hierauf wird auf Em⸗ pfehlung von Thurgau gewählt: c. Zum eidgenössischen Major im Artillerie⸗Stab: 4) Herr Reding von Biberegg von Frauenfeld, eid⸗ genössischer Stabs Hauptmann. Der in einer früheren Sitzung zum eidgenössischen Oberst gewählte Herr Besson aus Waadt hat die Er⸗ nennung nicht angenommen.
Fürstenthum Neuenburg. Der Co nstitution nel Neuchatelolis vom 6. November enthält Folgendes: „Wir haben noch keine Nachricht, daß die Feindseligkeiten begonnen hätten. Die Berichte aus Zürich lassen ersehen, daß die Truppen der Division Gmür sich an den Gränzen der Kantone Schwyz und Zug zusam⸗ menziehen, die der Division Donats an denen des Kantons Luzern. Die Truppen der Division Rilliet sollten heute gegen die Gränzen des Kantons Freiburg vorrücken. (Siehe unten das Schreiben aus Neuenburg vom 8. November) Sie wurde gestern zu Yverden ge⸗ mustert. Bern hat jede Post⸗ und sonstige Verbindung mit den Staaten des Sonderbundes abgebrochen; wir werden also fortan nur
Kriegs⸗Erklärung zu beschleunigen.
mit größter Mühe sichere Nachrichten aus Luzern und den kleinen
Kantonen erhalten können. Der Besuch des Herrn Peel bei Herrn Ochsenbein hatte die Ueberreichung einer die Vermitte⸗ lung Englands anbietenden Note an den Vorort zum Zweck. Dieses Anerbicten wurde abgelehnt und hat vielleicht dazu beigetragen, die Herr Peel hat auch dem Gene⸗ ral Dufour einen Besuch gemacht. Zu Bern ist man allgemein der Meinung, daß die Feindseligkeiten am Montag, den dten d., begin⸗ nen werden. Die waadtländische Kavallerie, welche zu Boudry über⸗ nachtet hat, ist um 11 Uhr durch Neuenburg passirt. Morgen, 7. No⸗ vember, um 2 Uhr werden in allen Kirchen unseres Landes, aus An⸗ laß der schrecklichen Zustände, in denen sich die Schweiz befindet,
außerordentliche Gebete abgehalten werden.“
* Neuenburg, 8. Nov. In dem Augenblick, wo wir diese Zeilen schreiben, beginnt der heillose Bürgerkrieg. Die waadt⸗ ländische Division hat Befehl erhalten, vorzurücken, und besetzt heute mit 2 Bataillonen das freiburger Städtchen Estavayer am Neuenbur⸗ ger See. Andere Bateaillone marschiren auf der großen Straße nach Freiburg, dessen Angriff auf morgen beschlossen sein soll, indem auch eine berner Division mit mehreren Haubitz⸗Batterieen von Laupen und Murten gegen die Stadt anrückt. Den neuesten Nachrichten zu⸗ folge, sind in Freiburg 5000 Mann unter guten Offizieren versam⸗ melt, und den Landsturm schätzt man auf 7000 Mann; die Haupt⸗ Vertheidigungslinie der nur mit einer unbedeutenden Mauer umgebe⸗ nen Stadt bilden vorgeschobene Erdarbeiten. Sofern man nicht zu⸗ nächst die Einschüchterung durch ein Bombardement versuchen möchte, dürfte ein blutiger, hartnäckiger Kampf bevorstehen.
Im berner Jura⸗Distrikt — der sogenannten Franches Mon⸗ tagnes — ist eine Bewegung gegen die Regierung ausgebrochen; es sind Freiheitsbäume errichtet, und zwei dort zusammengezogene Bataillone haben sich geweigert, zu marschiren. Andere Bataillone sind abgeschickt, um die Ordnung herzustellen.
Daß wir inmitten dieser Ereignisse hier in großer Spannung le⸗ ben, in einer Spannung, die um so größer ist, da man noch nicht weiß, ob und welche Maßregeln die Tagsatzung in Erwiederung auf unsere Neutralitäts⸗Erklärung beschließen möchte, ist begreiflich; doch giebt uns das Bewußtsein Stärke, so gehandelt zu haben, wie es Pflicht und Ehre gebieten, und vertrauen wir überdies, daß unser Verhältniß zu Preuͤßen uns vor den Ausbrüchen roher Gewalt schützen werde. Die nachstehende Adresse der Vorsteher und Deputirten der vier Bürgerschaften (vergl. den Art. Schweiz in Nr. 312 unserer Zeitung) an den Gouverneur, General der Infanterie von Pfuel, wird von dem hier herrschenden Geiste das lebendigste Zeugniß geben:
„An Se. Excellenz den Herrn General von Pfuel, Gouverneur des Fürstenthums Neuenburg u. s. w.
„Herr Gouverneur! In schwierigen Lagen des Lebens und bei dem Herannahen beunruhigender Ereignisse versammeln sich die Mit⸗ glieder einer einigen Familie gern um ihr Haupt, um desselben ihrer Liebe und Ergebenheit zu versichern.
„Von demselben Gefühl beseelt, haben die Vorsteher und Depu⸗ tirten der vier Bürgerschaften von Neuenburg, Landeron, Boudry und Valendis, als Repräsentanten der Bewohner des Staats und Wah⸗ rer ihrer Freiheiten und Vorrechte, die Ehre, sich in diesen sturm⸗ vollen Zeiten an Ew. Excellenz zu wenden, um Ihnen das Ergeb⸗ niß ihrer Berathung, so wie der ihrer Konstituenten, mitzutheilen.
„Die Gemeinde⸗Räthe der vier Bürgerschaften, so wie ihre Vor⸗ steher und Deputirten, haben in ihren so eben zusammenberufenen ge⸗ setzlichen und verfassungsmäßigen Versammlungen einstimmig beschlossen, ihre vollkommenste Zustimmung zu dem ven der Regierung dieses Staats in dieser Zeit befolgten Verfahren, so wie zu dem Votum des gesetzgebenden Körpers am letzten Freitage, wodurch derselbe die von dem Vororte Bern verlangten Kontingente verweigerte, offen zu erkennen zu geben.
„In Uebereinstimmung mit allen treuen Bürgern und Einwoh⸗ nern des Fürstenthums, glauben wir Alle, daß Neuenburg, ohne mit seinem Gewissen in Widerspruch zu kommen und die Ehre und die Loyalität zu verletzen, seine Kinder gegen die Nachkommen der Grün⸗ der der helvetischen Freiheit, gegen unsere Eidgenossen der kleinen Kantone, denen die Schweiz ihren Namen und ihr politisches Dasein verdankt, und deren Reclamationen unser Staat in der letzten Zeit stets unterstützt und ihre Rechte anerkannt hat, weder hätte marschi⸗ ren noch kämpfen lassen können. „Mit derselben Einstimmigkeit haben die Vorsteher, Deputirten und Gemeinderäthe der vier Bürgerschaften beschlossen, bei dieser Gelegenheit Ihnen, Herr Gouverneur, öffentlich die Versicherung zu wiederholen, daß sie fest entschlossen sind, ihre Eide zu halten, unsere Institutionen um jeden Preis zu bewahren und mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu vertheidigen, die Souverainetätsrechte unseres vielgeliebten Fürsten, so wie die Frei⸗ heiten und Vorrechte des Volkes, ungeschmälert aufrecht zu erhalten. Und zu diesem Zwecke bieten sie und die von ihnen Ressortirenden der Regierung des Staates ihre getreue und loyale Mitwirkung an und stellen derselben ihr Vermögen, ihre Kräfte und ihr Leben zur Verfügung, während sie zugleich, für jetzt wie für die Zukunft, ge⸗ gen Alles, von welcher Seite es auch kommen möge, wodurch eine Verfassung angegriffen würde, die seit so vielen Jahrhunderten das Glück unseres Landes gegründet hat, protestiren.
„Dies, Herr Gouverneur, sind unsere Gesinnungen und unsere Entschlüsse; wir fühlten das Bedürfniß, Ihnen dieselben bei dieser feierlichen Gelegenheit darzulegen, und bitten Ew. Excellenz, wenn Sie es für angemessen halten, Sr. Majestät den Ausdruck derselben zukommen zu lassen und um die Fortdauer Seines mächtigen Schutzes zu bitten.
„Wir erwarten nun mit Vertrauen die Maßregeln, welche Ew. Excellenz mit derjenigen Festigkeit, Ruhe und Klugheit, welche Ihnen eigen sind, und wovon wir schon so oft die glücklichen Wirkungen er⸗ fahren haben, ergreifen werden, während wir unsererseits bereit sind, so viel in unserer Macht steht, dabei aus allen Kräften mitzuwirken.
„Gott erhalte den König und schütze unser Vaterland. Wir verharren mit tiefer Ehrfurcht Ew. Excellenz unterthänige, gehorsame und ergebene Diener, die Vorsteher und Deputirten der vier Bürger⸗ schaften und in ihrem Namen
für Landeron: der Ober⸗Bürgermeister Girard, der Secretair C. Quellet; für Neuenburg: der Ober⸗Bürgermeister W. du Pasquier, der Secretair des General⸗Conseils F. A. Wavrez für Valendis: der Ober⸗Bürgermeister F. L'Eplattenier, der Secretair L. Perrin; für Boudry: der Ober⸗Bürgermeister Amiel, der Secretair L. Bovet.
Neuenburg, den 2. November 1847.“
Kanton Basel. (Basel. Ztg.) Der Gesandte von
Rußland, Freiherr von Krüdener, hat Zürich am 4. November ver⸗
lassen und ist am 6ten durch Basel passirt. Vor seiner Abreise von Zürich verfügte sich derselbe zu Herrn Bürgermeister Zehnder, um demselben zu erklären, daß er auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers die Schweiz verlasse, da der Bürgerkrieg in derselben ausgebrochen sei, und da er den Herrn Bürgermeister in Zürich nicht zu Hause antraf, so hinterließ Herr von Krüdener demselben einfach seine Ab⸗ chiedskarte.
Nach der National⸗Ztg. hätte der französische Gesandte, Herr Bois⸗le⸗Comte, den Auftrag erhalten, auch während Ides Feldzuges gegen den Sonderbund die Schweiz nicht zu verlassen. Es sei daher, meint dies Blatt, vor der Hand nicht daran zu denken, daß Frankreich seine Gränze gegen die Schweiz besetzen werde.
Kanton St. Gallen. (Wahrh. Frd.) Am Dienstag Abends, den 2. November, haben hier etwa ein Dutzend Soldaten vom Infanterie⸗Bataillon Fäh, welche aus einem Wirthshause kamen, auf der Straße ein väterländisches Lied gesungen. Anstatt der Worte „Heil dir Helvetia!“ riefen sie: „Heil dir, du Sonderbund!“ Al⸗ sobald wurden die Wachen verdoppelt, und der General Inquisitor, Herr Hoffmann, schickte sich an, eine Untersuchung anzugeben. Frei und offen sollen die vier diesfalls belangten Soldaten gestanden haben, daß sie allerdings dem Sonderbund ein Lebehoch gesungen hätten, indem sie nicht wüßten, daß dies gesetzlich verboten sei. Sie wurden wieder entlassen.
Kanton Aargau. Letzten Montag (1. November) rief eine Abtheilung der Bremgartner Füstlier⸗Compagnie Henz an ihrem Ver⸗ sammlungsorte Dottikon im Wirthshause des Bezirks⸗Adjutanten Fur⸗ ter selbst: „Es lebe der Sonderbund! es leben die Jesuiten!“ Au⸗ genzeugen sagen, daß Bezirks⸗Adjutant Furter nicht den Muth ge⸗ habt habe, dagegen einzuschreiten.
Kanton Thurgau. (Thurg. Wochenz.) Zufolge der am 4. November hier eingetroffenen Depesche, ist die gesammte Landwehr der ersten Abtheilung auf den 6ten unter die Waffen ge⸗ rufen worden. Thurgau hat sonach gegenwärtig 5 Bataillone In⸗ fanterie, 1 Compagnie Train, 2 Compagnieen Kavallerie und sämmt⸗ liche Scharfschützen des Kontingents und der Landwehr im effektiven Dienste, zusammen etwa 4000 Mann. Ob wohl alle Kantone in gleichem Maße betheiligt werden? Im ganzen Kanton herrscht Be⸗ stürzung und Trauer. Wenigstens fünf Sechstheile der Milizen fol⸗ gen lediglich aus formellem Pflichtgefühl dem Aufgebote der Be⸗ hörden.
gitlien.
Rom, 31. Okt. (A. Z.) Eine vorübergehende Störung, welche bei dem vergangenen Donnerstag bei Cecilia Metella abge⸗ haltenen Soldatenfest stattgehabt hat, ist Anlaß geworden, daß das General⸗Kommando der Bürgergarde künftighin jede derartige Ver⸗ einigung der verschiedenen Bataillone untersagt hat. Sterbini näm⸗ lich soll, angeblich ohne von dem Tagesbefehl gewußt zu haben, der das Ausbringen von Toasten und das Abhalten von Reden, wie sie seither stattgefunden hatten, verpönte, eine Rede der Art versucht ha⸗ ben. Da der Bataillons⸗Chef zur Verhinderung dieses Versuchs die Trommeln rühren ließ, glaubten einige junge Leute, es geschehe dies aus Muthwillen und gingen so weit, den Tambours die Klöpfel aus den Häuden zu winden, worauf einer derselben mit blankgezogenem Seitengewehr geantwortet haben soll. Die Sache ist übrigens augen⸗ blicklich beigelegt worden. In allem Uebrigen war die Freude jenes Tages ungetrübt. Auf den gemeinen Mann macht es einen nicht unbedeutenden Eindruck, wenn er Personen, wie Don Marino Torlonig oder den Fürsten Borghese, jenen als gemeinen Soldaten, diesen als Korporal, an militairischen Uebungen Theil nehmen sieht, die nicht blos einen lustigen Zeitvertreib bilden, sondern Kraft und Ausdauer erheischen. Der Fürst Don Marino Torlonia war zum Hauptmann ernannt gewesen, hat es aber vorgezogen, als Gemeiner zu dienen und jene Stelle einem Geübteren und in solcher Beziehung Würdi⸗ geren zu überlassen. Die meiste Bewunderung erregte der Fürst Corsini, ein Mann, dem man gegen 85 Jahre nachrechnen kann, und der an der Spitze seines Bataillons zu Fuß hinausmarschirt und zu Fuß mit demselben den mehrstündigen Weg zurückgekehrt war.
Nom, 2. Nov. (N. K.) Ungeachtet des ernstlichen Anscheins vom Gegentheil bestätigt sich doch der nahe bevorstehende Wechsel im Staats⸗Sekretariat. Kardinal Ferretti, der, bis der Kardinal Amat in Bologna sich zur Aunahme bereit erklärt, sein Amt noch forsetzt, wird alsdann, wie man für gewiß erzählt, das Amt eines Prefetto de' Memoriali übernehmen. Mit der Auflösung des Amtes eines Governatore von Rom und der Zerfällung desselben in zwei Posten hat es seine Richtigkeit. Der zu erwählende Polizei⸗Direktor ist Mons. Savelli, unter ihm steht ein gewisser Perfetti von Pesaro (früher ein politischer Gefangener), der unter Pius IX. bereits die Polizei in Forli in der Romagna organisirt hat und zu diesem Be⸗ hufe ebenfalls nach Rom berufen . Er ist ein Mann, der sich durch Tüchtigkeit, Rechtlichkeit und liberale Grundsätze vortheilhaft auszeichnet, und sein Wirken in Forli hat ihm volle Ehre gebracht. Leider liegt er gegenwärtig krank darnieder. Nach der Pallade ist der Graf Pasolini, Deputirter der Provinz von Ravenna, bereits in Rom angelangt, und Herr Marco Minghetti, Deputirter der Pro⸗ vinz Bologna, welcher am Donnerstag in Florenz eintraf, wird in diesen Tagen ebenfalls hier erwartet.
In der Patria schreibt man, daß die österreichischen Truppen in jeder Woche dreimal zur Porta S. Paolo hinausziehen und auf den daselbst befindlichen weiten Räumen ihre Waffen⸗Uebungen vor⸗ nehmen. Auch scheint es durchaus nicht, als ob dieselben Ferrara bald verlassen wollten, indem vom Hof⸗Kriegs⸗Kollegium in Wien die Ordre in Venedig angelangt ist, die Gebäude. in Ferrara, welche als Kasernen dienen, in einen für den Winter⸗Aufenthalt dienlichen Zustand zu versetzen; zugleich hat man zu diesem Behuf hundert eiserne Oefen hingeschickt. 1
So eben erfährt man aus guter Hand, daß der bisherige Erx⸗ Governatore Grassellini durch besondere Ordre Sr. Heiligkeit wegen der üblen Verwaltung seines Amtes nicht nur förmlich seiner Stelle entsetzt, sondern zugleich des Rechtes der Prälatur verlustig erklärt ist. Aus besonderer Milde hat man ihm indeß den Bezug von 100 Skudi monatlich so lange gelassen, bis er vom König von Neapel, seinem Landesherrn, anderweitig versorgt ist. Es ist dies ohne Zweifel Folge des seinem Schlusse entgegenreifenden großen Prozesses. Herr Grassellini vermuthet übrigens diesen Ausgang nicht. Er hat noch vor vier bis sechs Wochen bei einem hier ansässigen deutschen Satt⸗ ler das gesammte, überaus prachtvolle Geschirr für seine Kardinal⸗ Equipage bestellt, denn er trug sich mit der Idee, promovirt zu wer⸗ den. Er ist indeß aus der in Carriere befindlichen Liste gestrichen und von seiner Erhebung ist keine Rede mehr. Dessenungeachtet steht fest, daß durch die Macht der Verhältnisse Vieles, ja vielleicht das Meiste der Resultate des Prozesses wird verborgen bleiben müssen, da sich genug geheime, sehr hochstehende Theilnehmer gefunden haben, die durch Entdeckung des Ganzen auf eine höchst üble Weise kom⸗ bromittirt würden. 5 In der Nacht vom 30. auf den 31. Oktober ist ein gewisser Pescantini von Lugo eingesetzt worden, welcher seit längerer Zeit nach der Schweiz ausgewandert gewesen war. Der Nuntius in Flo⸗ renz hatte ihm das Visum zum Rückeintritt in den Kirchenstaat ver⸗ weigert. Er war auf Umwegen nach Bologna gelangt, hatte dort einen neuen Paß genommen und war so nach Rom gekommen. Ueber seine unlauteren Absichten, die aber mit der schweizer Jesuitenfrage zusammenzuhängen scheinen, verlauten nur Gerüchte.
Florenz, 4. Nov. (N. K.) Heute um 1 Uhr Nachmittag
hat eine Demonstration vor dem Palaste des sardinischen Gesandten
stattgehabt. dann die Vivas:
Carlo Alberto, Independenza italiana, Libertà, Lega italiana, Principi regeneratori;
Man zog dahin mit Fahnen und Trommeln und brachte
Leopoldo H. und Pio , 2 8.
fehlten natürlich nicht, eben so wenig la guardia Nazionale! Wo
der Zug mit den Freiheitsfahnen an den Wachen vorbei ging, traten
diese ins Gewehr und erzei 8 1 Trommelschlagen. Auch die Fahne Ferruccio war dabei.
Turin, 5. Nov.
gten den Fahnen die militairische Ehre mit
*½
Die heutige Gazzetta enthält die Besetzung
des neu errichteten, aus 16 Räthen und zwei Präsidenten bestehenden
Cassationshofes. vare C. b , sident Giuseppe Gromo; General⸗Anwalt Graf Bermondi. Mit der neuen Preß⸗Verordnung hat der König zugleich die Einsetzung einer Ober⸗Censur⸗Kommission in der Hauptstadt und einer besonderen Kommission für jede einzelne Provinz beschlossen. Zum Präsidenten der Ober⸗Censur⸗Kommission ist ernannt: Graf Federigo Sclopis di Salerano. Die sechs Mitglieder der Kommission sind sämmtlich Uni⸗ versitäts⸗Professoren oder Mitglieder der Akademie der Wissenschaf⸗ ten. Präsident der Censur⸗Kommission für die Provinz Turin ist Costanzo Gazzera, Vorstand der Königlichen Universitäts⸗Bibliothek, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Königlichen De⸗ putation für das Studium der vaterländischen Geschichte. 2
Zur Feier des Königlichen Namenstages hielt im Universitäts⸗ Gebäude der Professor der italienischen Beredtsamkeit, Alessandro Pa⸗ ravia, eine Rede über die Vortrefflichkeit und den Nutzen der Poesie, namentlich von politifcher Seite betrachtet. Er knüpfte dabei an die gegenwärtigen Verhältnisse, namentlich an die italienischen, an und sprach insbesondere mit vieler Wärme und nachdrücklicher Kraft über die jüngsten wichtigen Verordnungen des Königs. große Sensation. 8 t Fortwährend laufen aus den Städten Nachrichten ein von der freudigen Bewegung, welche die Reformen hervorgerufen, und an der auch die Geistlichkeit Antheil nimmt. In Savona wurde die Stadt erleuchtet, die Fahne des Königlichen Hauses in Triumph durch die Straßen getragen und mit dem steten Rufe: „Es lebe Karl Al⸗ bert!“ begrüßt. Dabei herrschte die größte Ruhe. Gleiche Berichte trafen aus Cherasco, Trofarello, Valenza ein. 1 In letzterer ebenfalls festlich beleuchteten Stadt las man, von der Behörde aufgestellt, die transparente Inschrift: „Karl Albert, dem Erleuchter und Verbesserer seiner Staaten Valenza.“
Neapel, 31. Okt. (A. Z.) Es scheint noch zu früh über einen etwanigen Ministerwechsel Berichte abzustatten und die Namen der neu Auszulesenden in die Welt zu schicken. Daß der alternde Ferri die Finanz⸗Verwaltung aufgiebt, ist jedoch sehr wahrscheinlich. Die Zölle sollen einzig und allein der Königlichen Verwaltung über⸗ geben werden. Benucci's Defizit in derselben soll nahe an 2 Millio⸗ nen betragen, und diejenigen, welche die übliche Garantie geleistet, haben 600,000 Dncati verloren. Aus Sicilien verlautet nichts von neuen Exzessen, eben so wenig aus den Provinzen. Aoyds Dampf⸗ schiffe legen wieder in Brindisi an, und somit wäre dies kleine Miß⸗ verständniß im österreich⸗neapolitanischen Verkehr gehoben.
An die Stelle des Grafen S. Marzano wurde der Marchese Delcarretto di Balestrino mit den sardinischen Gesandtschafts⸗Ange⸗ legenheiten zu Neapel beauftragt. Von englischen und französisch Kriegsschiffen haben wir bis jetzt noch nichts wahrgenommen.
Spanien. 1n
z Madrid, 4. Nov. Die ministerielle Krisis, von der ich Ihnen gestern schrieb, erhielt nach Abgang der Post ihre Lösung. Falls den Angaben wohlunterrichteter Personen zu trauen ist, so konnte nur die Thätigkeit der Königin Christine einem Ausgange völlig ent⸗ gegengesetzter Natur vorbeugen.
Es war, so wird erzählt, den Herren Salamanca und Escosura gelungen, eine geheime Audienz von der jungen Königin zu erlangen. Beide Ex⸗Minister stellten ihr vor, daß die Königin Christine, das gegenwärtige Ministerium und die moderirte Partei den Plan ent⸗ worfen hätten, sie, die junge Königin, aus Gründen, die hier besser übergangen werden, für regierungsunfähig zu erklären und die Krone auf die Herzogin von Montpensier zu übertragen. Die junge Königin selbst soll die Ueberzeugung ausgesprochen haben, daß ein solches Vorhaben beabsichtigt werde. Sie erklärte sich demnach bereit, ein neues, aus Puritanern bestehendes Ministerium zu ernennen „und bereits hatte sie die Feder zur Ausfertigung ergriffen, als die Königin Christine in das Gemach eindrang und ihr unter dem Ausrufe, sie lasse sich von Verräthern täuschen, die Feder entriß, den beiden Ex⸗Ministern aber sich zu ent⸗ fernen befahl. 8 ;
Einige Personen gehen so weit, zu behaupten, der Kriegs⸗Mi⸗ nister Cordova und der des Handels, Ros de Olano, wären insge⸗ heim mit Herrn Salamanca einverstanden gewesen, nachdem sie sich überzeugt hätten, daß der General Narvaez sich ihrer zu entledigen suchte. Auf diese Weise wäre freilich nur ein neues Glied an die
Kette der von jenen beiden Herren begangenen Verräthereien ge⸗ fügt worden. Gewiß ist, daß sowohl die Königin Christine, als auch der General Narvaez nunmehr, im Bewußtsein der gemeinschaftlichen Gefahr, die Nothwendigkeit erkannten, sich gegenseitig Zugeständnisse zu machen, um sich gegen ähnliche Ueberraschungen sicher zu stellen. Die Königin Christine willigte dem⸗ nach ein, daß der General Narvaez das Kriegs Ministerium über⸗ nehme und die hohen Militairstellen nach seinem Gutdünken besetze, und Letzterer verstand sich dazu, eine der Königin Christine genehme Person in das Kabinet aufzunehmen. “
Demzufolge ernannte die regierende Königin, auf Antrieb ihrer Mutter, gestern Abend den Minister⸗Präsidenten General Narvaez an die Stelle des Generals Cordova zum Kriegs⸗Minister und ent⸗ setzte den Minister des Handels und Unterrichtswesens, General Ros de Olano, seines Amtes, welches vorläufig dem Minister des Innern,
Herrn Sartorius, übertragen wurde, bis die Königin Christine dieje⸗ nige Person bezeichnet haben wird, welche mit diesem Posten bekleidet werden soll. Zugleich wurden der General⸗Direktor (Inspecteur) der Ka⸗ vallerie, General Don José de la Concha, und der General⸗Direktor der In⸗ fanterie, Marechal de Camp Blaser, ihrer Stellen enthoben und erstere dem bisherigen General⸗Capitain von Andalusten, General⸗Lieutenant Shelly, letztere aber dem Chef des Generalstabes der Armee, Gene⸗ ral⸗Lientenant Figueras, übertragen und der General Sanz (Kriegs⸗ Minister unter Isturiz) zum Chef des Generalstabes ernannt.
Während diese Entsetzungen und Ernennungen ausgefertigt wur⸗ den, standen die Truppen in den Kasernen unter den Waffen.
Auch wurde zwischen der Königin Christine und dem General Narvacz verabredet, an die Herzogin von Montpensier abermals die eee Aufforderung zu richten, sich so bald wie möglich mit g 22 hierher zu begeben. Der französische General Corbin, ae, sich Generalstabes der 21. Militair Diviston (Perpignan), 9⸗ Ehren⸗ seit acht Tagen hier. In Barcelona wurden, 2 Eruppen⸗Ab⸗
bezeigungen vö hier Iat 8 tüalich einze heilungen in seiner Gegenwart exerziren., 8 Kosten 8 We Ha hiesigen Goldarbeiter wird gegenveeg aasge — einiger Fabrikanten Cataloniens ein Alanze Serbiee angesertigt. Es Montpensier als Geschenk bestimmtes St 5 pueblo Caialan.
„ ensler el führt die Inschrift: al Duque de Montpensier el “
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Erster Präsident ist Gaspare Coller, zweiter Prä-
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