vpon Wochen in Garnison
“ 1““ 1
22 zu treten hat, während welcher Zeit er sich aus⸗
ießli Waffenhandwerk widmen muß, wird es möglich, im Noth⸗ schließlich dem Waffenha Waffenmacht auf den Kriegs⸗
ürzester Zeit eine so enorme en gö85 Ee ne es gegenwärtig in der Schweiz sehen. Die ganze
zbige aft ist schon zum voraus nicht nur aufs genaueste ein⸗ vafensähige Manasc a ecen So vor Allem das erste Kontingent, der erste Auszug, die junge Mannschaft oder, wie die französischen Schweizer es nennen, l'lite. Diese hat in der Regel ihre Waffen bei sich zu Hause und rückt also beim erfolgten Aufgebot in Uniform, mit Flinte, Patron⸗ tasche und Seitengewehr auf ihren Sammelplatz. Für die Munition, so a far die verschiedenen Geräthschaften des Felddienstes, wird hingegen in den Zeughäusern der Hauptstädte gesorgt und dieselben den aufgebotenen
Truppen auf ihren Sammelplätzen ausgetheilt.
. Vor einem förmlichen Aufgebot werden gewöhnlich die betreffenden Bataillone, wenn es die Zeit erlaubt, „aufs Piket gestellt“, d. h. es wird denselben befohlen, sich von nun an stündlich bereit zu halten zum Abgange auf ihre Stand Quartiere. Diese Aufgebote werden so weit als möglich
per Post und, wo diese nicht hinreicht oder wo sie zu langsam ist, durch
eigene Boten und Läufer von Haus zu Haus getragen.
Eine auf solche Weise zusammengebrachte Truppenmacht pflegt nun Ulerdings in den ersten Tagen etwas schwerfällig in ihren Bewegungen zu n. Einige Tage Felddienst genügen jedoch — vorausgesetzt, es herrsche in guter Geist unter denselben —, um sie an den Felddienst zu gewöhnen.“
113“;
Neapel, 9. Nov. (A. Z.) Der König hat fünf neue Con⸗ ultori di Stato ernannt: den Marchese di Cerda aus Palermo, bis⸗ her Intendant der Provinz Terra die Lavoro, den Baron Buonanno, bisherigen Präsidenten der Gran Corte Civile zu Aquila, den Cava⸗ liere Capomazza, bisherigen Consigliere delle Suprema Corte di Ginstizia zu Neapel, die Advokaten Francesco Gamboa und Rocco Beneventano aus Neapel, Ernennungen, welche mit großer Freude aufgenommen wurden, weil alle fünf die allgemeine Achtung genie⸗ ßen. Die Consulta di Stato scheint demnach mit größerer Bedeu⸗ tung als bisher auftreten zu sollen. Von Ministerial⸗Veränderungen ist in diesem Augenblicke wenig die Rede.
MNreapel, 12. Nov. (A. Z.) In Folge eines scheußlichen Komplotts (man spricht von 24 Theilnehmern und 24,000 Lire für denjenigen, welcher König Ferdinand ermorde), welches zu Livorno, an der Ouelle so manchen anderen Unfugs, entdeckt sein soll, haben hier geue Verhaftungen — man nennt 8 — stattgefunden. Man hofft, daß Alles ungegründet oder übertrieben sei; aber das Gerücht ist da.
Turin, 8. Nov. (A. Z.) Durch Beschlüsse vom 2ten d. hat
der König die Würde von Staats⸗Ministern verliehen: dem Grafen
aspar Coller, Präsident des Cassationshofes, dem Grafen Hyacinth
Borelli, Präsidenten des Senats von Genuaä, und dem Cavaliere J. Petitti, Präsidenten des K. Rechnungshofes.
Spanien.
8 Madrid, 15. Nov. Diesen Nschmittag 1 Uhr begab sich die regierende Königin, von ihrem Gemahle begleitet, in einem achtspännigen Staatswagen auf einem großen, überall mit Truppen angefüllten Umwege nach dem Palaste des Senates, um, wie bereits erwähnt, die dort versammelten Cortes zu eröffnen. In mehreren anderen Staats⸗Karossen fuhren die Königin Christine und der Hof⸗ staat vorauf. Die schöne Witterung hatte viele Zuschauer herbeige⸗ zogen, die mit Neugierde nach dem Königlichen Paare schauten und einstimmig die Bemerkung machten, daß die junge Königin fast um einen Kopf über ihren Gemahl emporrage. Als sie in den Sitzungssaal eintrat, eilte sie dem Könige um einige Schritte voraus und nahm den Thron ein, während Letzterer sich auf einen
zur Linken desselben stehenden Sessel niederließ. Nachdem der Mi⸗ nister⸗Präsident der Königin die Thron⸗Rede überreicht hatte, verlas sie dieselbe mit fester Stimme, und jener erklärte darauf die Cortes von 1847 für gesetzmäßig eröffnet. Königin und König fuhren auf demselben Wege nach dem Palaste zurück, ohne daß man in den Straßen irgend ein Lebehoch vernommen hätte.
1’ Deputirte der moderirten Partei versammelten sich (wie be⸗ reits gemeldet) vorgestern zu einer vertraulichen Besprechung. Herr Martinez de la Rosa trug zuerst einen Bericht über den Erfolg der Arbeiten vor, vermittelst deren die von den Moderirten vor 6 Mo⸗
naten niedergesetzte Central⸗Kommission die politischen Zwecke dieser Partei, nämlich die Untergrabung der Ministerien Pacheco und Goyena, gefördert hatte. Herr Martinez de la Rosa stellte darauf vor, daß man sich mit dem errungenen Erfolge nicht begnügen dürfe, sondern die verhaßten Minister, welche sich unterfingen, ohne Zuziehung der Ultramoderirten das Land zu regieren und den geächteten Esparteri⸗ sten die Pforten der Heimat zu öffnen, vor den Cortes als Hochver⸗ räther anklagen und auf das Blutgerüst bringen müsse. Wie vor⸗ auszusehen war, wurde diese Antrag einstimmig genehmigt und sogleich ein Ausschuß ernannt, der die einleitenden Schritte zu diesem 1““ zu treffen habe. Präsident desselben ist Herr Pidal.
„Unter so glücklichen Auspizien“, sagt der Faro, „trennte sich die Versammlung. Belebt von gleichartigen Gesinnungen, werden diese Männer in den Cortes auftreten, um die Königin und den Thron vor den neuen Gefahren zu retten, mit denen die Revolution und der Karlismus sie bedrohen.“ Die Progressisten bestehen nun auch auf die Anklage des Herrn Mon, der als Finanz⸗Minister ein Defizit von 20 Mill. Piastern hinterließ.
Die moderirte Partei, das heißt die Majorität der Deputirten, wird Herrn Mon zum Präsidenten des Kongresses wählen. Espartero hat von der Regierung Befehl erhalten, 6 Monate im Auslande zu bleiben. Da selbst der Kriegs⸗Minister nicht befugt ist, einen General auf diese Weise über die Gränzen des Landes zu verbannen, so fragt es sich, ob Espartero sich in eine solche Zwangs⸗ Maßregel fügen wird. (In dem gestrigen Blatte der Allg. Preu ß. Ztg. steht irrthümlich der Name des Generals Narvaez.)
Der General Ortega, ein junger, ehrgeiziger Mann, hatte in den letzten Tagen freien Zutritt bei der regierenden Königin. Plötz⸗ lich verbannte der Kriegs⸗Minister ihn nach Galicien.
Das progressistische Blatt, Clamor publico, behauptete neu⸗ lich, der General Narvaez hätte vor einem Jahre sein Haus für 100,000 Piaster an die Re ze k 8 5 - VSS, e ie Regierung verkauft und den Kaufpreis erhal⸗ en, ohne das Haus abzutreten. Auf Befehl des Generals wurde der 8g Redacteur des Blattes ins Gefängniß geworfen. bh. 8 5 Eende Haich eingegangen, daß 200 catalonische Karlisten,
1 gehen wollten, um in Ober⸗Aragonien einzudrin⸗ gen, mit Verlust zurückgeschlagen wurden.
S Berichtigung. In dem Nekrolog J. G. Hoffmann's (Beilage von Nr. 319 dieser Zeitung) ist gesagt, daß Hoffmann 1815 mit dem Direktorium im auswärtigen Ministerium beauftragt worden sei. Dies ist in der Zeitbestimmung nicht genau. Herr von Jordan führte dies Direk⸗ korium von 1814 bis 1819, während an den überhäuften Geschäften Hoffmann als ältester Rath einen wesentlichen Antheil nahm. Bei dem Abgange des Herrn von Jordan im Jahre 1819 übernahm Hoffmann die Führung des Direktoriums. Berlin, den 24. November 1847. Dieterici.
2 nnd Landwehrmann allfährlich eine gewisse Anzahl . 5 büi 8 „dann als Reserve⸗ dels- und Börsen-Nachrichten.
Berlin, den 24. November 1847.
Ausländische Fonds: Pfandbrief-, Kommunal- Papiere und Geld-Course.
1 8
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Kur- u. Nm. Pfdbr. Schlesische do.
do. Et. B. gar. do. Pr. Bk-Anth.-Sch
St. Schuld-Sch. Seech. Präm. Sch. K. u. Nm. Schuldv. Berl. Stadt-Obl. Westpr. Pfandbr. Grossh. Posen do.
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Friedrichsd'or.
And. Goldm. à 5th.
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Ostpr. Pfandbr.
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Ansländische Fonds.
Poln. neue Pfdbr. do. Part. 500 Fl.
Russ. Hamb. Cert. do. beilHope 3.4. S.
Hamb Feuer-Cas. do. Staats-Pr. Anl. IHoll. 2 ½ % Int.
Kurh. Pr. O. 40 th. Sardin. do. 36 Fr. N. Bad. do. 35 Fl.
FTisenbaln- Actien.
do. Stiegl. 2.4. A. do. v. Rthsch. Est. do. Poln. Schatz 0. do. do. Cert. L. A. do. do. L. B. 200 Fl. Pol. a. Pfdbr. a. C.
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0. Schl. Et. à 4 107 ¼ c.
(Schlufs der Börse 3 U
heute nicht sonderlich animirt; die Course qrückten sich indefs nur wenig und schlossen wieder fester
Die Börse war auch
Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:
Weizen 72 — 76 Rthlr. Roggen loco neuer 48 — 50 Rthlr.
April Mai k. J. 48 ½ Rthlr. 28 ¾ — 30 ½ Kthlr. B Frühjahr 30 ½ Rthlr. Bf. Gerste 44 — 46 Rthlr.
Rüböl loco 11 ½1 Rthlr. Bf., 12. G.
Nov. Dez. 11 ½ Kthlr. Bf. .“ pr. Frühjahr 11 Rthlr. Bf., 5 Spiritus loco 25 ½ — 26 Rthlr. bez. Frühjahr 26 ¾ Rthlr. bez. u. G.
Getraidebericht. n Hafer gemacht und nach Qualität 23 — 24 ¼ einige kleine Partieen Roggen wurden mit 44 lnische Leinsaat sind für 58 — In den übrigen Getraide⸗
Hafer 48/52 pfd.
Königsberg, In der vergangenen Woche sind mehrere Partieer r. Scheffel bezahlt; bis 45 Sgr. bezahlt. 60 — 61 — 62 ½ — 64 ½ Sgr. verkauft. kein Umsatz statt.
Stettin, 23. Nov. 82pfd. pr. Frühjahr 47
Spiritus aus er 14 ½ % bez., pr. Frühjahr 13 ¾ % bez.
Rüböl in loco zu 11 Rthlr. zu bez. und Geld.
* Breslau, 23. bis 93 Sgr., gelb 1000 Scheffel 85/86pfd.
Roggen w
Mehrere Ladungen po
Roggen in loco 86/87pfd. 46 ¾ Rthlr. bez.; ½ Rthlr. bez. ster Hand zur Stelle 14 ½ — ½3 %, aus zw
lassen, pr. März/April 14512 Rthlr.
notirt, 82, 87 ½
Weizen, weißer wie gestern — 85 bis 90 Sgr.,
Mittelsorten etwas matter, 80, wurden für Oberschlesien à 92 Sgr. ge zugeführt, ging aber, da gleichzeiti wir notiren 56, 61 bis 65 Sgr.; Rthlr., 50 Ws. 85 ½pfd. a 53 ¾
ar heute weniger die Frage schwächer war, nicht höher; 36 Ws. 86 ⁄pfd. schwimm Rthlr. gehandelt. Gerste 50, 55 bis 58 Sgr. Hafer etwas matter, 29 ½, 51 /52pfd. wurden a 27 ½ Rthlr., p. Rapps holte bei Kleinigkeiten Spiritus loco 12 ½ bis 12 72 wurden 100 Eimer a 12 ¼ Rthlr. gehandelt. bedeutend, eine sehr matte Stimmung stellt
d. wurden a 521
r., 120 Ws. p. Frühjahr Ws. a 26 Scheffel, ab Brieg verkauft. n 87, 89 bis 91 Sgr.
Rthlr., innerhalb 8 Tagen Der Umsatz war ge sich jedoch immer
30 ½ bis 32 Sg
markt. Seit Montag sind die Zu⸗ atte man 17,650
en hält reich⸗ den ist nominell Bohnen und käuflich mit einer namentlich russi⸗
London, 19. Nov. Getraide fuhren von englischem Getraide mäßig Quarter Weizen von au lich die Montags⸗Notirungen, un derselbe bei beschränktem Geschäft. Erbsen halten die Notiru
reis⸗Ermäßigung von 1 Sh. pr. cher, nicht billiger.
swärts zugeführt. d auch der Preis für frem Gerste etwas niedri afer schwer ver dagegen ist alter, In Mehl geht wenig um.
Auswärtige Börsen.
Frankfurt a. M., 22. Nov. Integr. 54 ½. 3 % do. 24 ¾. 24 ⅞. Hamburg, 22 Nov. Hamb. Berg. Actien 90 Br. Alt. 110 ½. 110 Rothsch 64 G. Meckl. 56 ¾ Br. pzig, 23. Nov. Leipz. Dres Sachs. Schles. 100 ¼ 100. Chbem. Ries. 53. 52 ½. Berl. Anb. Lt. A. 120 ½. 119 3.
Bank-Act. 1941.
5 % Met. 104 4o. 500 Pl. 79 ¼.
Poln. 300 Fl. L. Bexb. 90. 89 ½¾. Tuunus Actien 351 ½ 350 ½. Bank-Actien 1600 Br. Rungl. Russ. 104 ¼ 101. Magd. Wittenb. 79 Br. Hamb. Berl. 101. lüeckat. Elmsb. 53 Br. Randab. Neum. 96 Br. Qdn. Act. 116 ⅞. 116. Sscha. Bayer. 90 89 ⅞. Löb. Zitt. 48 Br. Mgd. Leipa. —. nane-Ace. 100 †. 100.
Le*. B. 109 ½. 108
London, 19. Nov. Cons. 3 % 84 ⅛. 84. Belg. 90. 88. Ard. 16 ¾, 16 ½ Passive 3 5⅞. 3 ⅛. Ausg. Sch I1I. 10. 2 ½ % Holl. 54 ½. 54. 4 % do. 83 ½˖ 83. — 8 52 Russ. 106 †½. 105 ½. Bras. 79 ⅛. 77 ⅞. Chil 88. 86. Mex. 16. 15 Paris, 20. Nowv. 5 % Rente fn eowr. 116. 20. 5 I Neue 3 % Anl. 76. 70. ee em. Wien, 22. Nor. 5 % Met. 106 ¼. 4 % 40. 92. 3 % do. 65 ¾, B Actien 1624. Aunl. 4e 1834 159 ½. 4e 1839 120 ¼. üxaa 114. Nosdh. 1598
Meteorologische Beobachtungen.
1847. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 23. Nov. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
Luftdruck.. 337,33 Par. 337,110 Par. 337,04“Par. Asellwärme 7,89° R Luftwärme.. + 1,8“ R. + 5,29 R.] + 3,1° R. Flusswärme 34⁰ R Thaupunkt.. + 0,1°9 R. + 4,7 R. + 1,8° R. Bodenwärme 3 0 R. Dunstsättigung. 89 pct. 76 pct. 89 pct. Auadünstung0,004“'Rh. Wetter trüb. trüb. trüb. Niederschlag0',019"Rh. S. S. S. Wüurmewechsel + 5,80 Wolkenzug... — §. — + 1,9°. Tagesmittel: 337,16""Par.. + 3,„9 K. +† 1,20 R.. 85 pcCt. S.
Königliche Schauspiele. 8
Donnerstag, 25. Nov. Im Opernhause. 137ste Abonnements⸗ Vorstellung: Robert der Teufel. (Mad. Köster: Alice.) Anfang 6 Uhr.
Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden mittleren Opernhaus⸗Preisen verkauft:
Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Rthlr. 10 Sgr., in den Logen des ersten Ranges und ersten Balkons, so wie zur Tribüne, 1 Rthlr. 10 Sgr., im Parquet und in den Logen des zwei⸗ ten Ranges 1 Rthlr.; in den Logen und im Balkon des dritten Ran⸗ ges, so wie im Parterre, 20 Sgr.; im Amphithrater 10 Sgr.; in den Fremden⸗Logen 2 Rthlr.
Im Schauspielhause. 17te französische Abonnements⸗Vorstellung: La mere de famille, comédie-vaudeville, par MM. Dennery et Lemoine. Un homme fidèle. Monsieur Mouflet.
Freitag, 25. Nov. Im Opernhause. 138ste Abonnements⸗ Vorstellung: Versuche. (Dlle. Marx: Karoline.) Hierauf: Der Schutzgeist. (Mad. Taglioni wird hierin zum vorletztenmale auftre⸗ ten.) Anfang halb 7 Uhr.
Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden mittleren Opernhaus⸗Preisen verkauft:
Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Rthlr. 10 Sgr., in den Logen des ersten Ranges und ersten Balkons, so wie zur Tribüne, 1 Rthlr. 10 Sgr., im Parquet und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr., in den Logen und im Balkon des dritten Ranges, so wie im Parterre, 20 Sgr., im Amphitheater 10 Sgr., in den Fremden⸗Logen 2 Rthlr.
Sonnabend, 27. Nov. Im Schauspielhause. 200ste Abonne⸗ ments⸗Vorstellung: Dorf und Stadt, Schauspiel in 2 Abth. und 5 Akten, mit freier Benutzung der Auerbachschen Erzählung: „Die Frau Professorin“, von Charlotte Birch⸗Pfeiffer.
Montag, 29. Nov. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Abon⸗ nement. Zum Benesiz der Königlichen Solotänzerin Mad. Taglioni bei deren Ausscheiden als Mitglied des Königlichen Ballets: 1) Ou⸗ vertüre zur Oper: Tell, von Rossini. 2) Das schweizer Milchmäd⸗ chen, Ballet in 1 Akt, von Ph. Taglioni. (Mad. Taglioni: Liesli. Dlle. Marie Taglioni wird hierin in einem neuen Pas auftreten.) 3) Zweiter Akt der Oper: Die Dame auf Schloß Avenel. (Mad. Köster: Anna.) Zum Schluß: Thea, oder: Die Blumenfee. (Mad. Taglioni: die Blumenfee. Dlle. Marie Taglioni: Thea.) Anfang 6 Uhr. 8 dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden mittleren Opernhaus⸗Preisen verkauft:
Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Rthlr. 10 Sgr, in den Logen des ersten Ranges und ersten Balkons, so wie zur Tribüne, 1 Rthlr. 10 Sgr., im Parquet und in den Logen des zwei⸗ ten Ranges 1 Rthlr., in den Logen und im Balkon des dritten Ran⸗ ges, so wie im Parterre, 20 Sgr., im Amphitheater 10 Sgr., in den Fremden⸗Logen 2 Rthlr.
Der Billet⸗Verkauf zu dieser Vorstellung findet von Sonnabend, den 27sten d. M. an, im ehemaligen Billet⸗Verkaufs⸗Büreau statt.
Die Inhaber von abonnirten und reservirten Plätzen werden er⸗ sucht, sich bis Freitag, den 26sten d. M., Mittags 2 Uhr, in der Wohnung der Mad. Taglioni, Französische Straße Nr. 32, zu er⸗ klären, ob sie ihre Plätze behalten wollen.
Die bei Mad. Taglioni eingegangenen Meldungen sollen, so weit der Raum es gestattet, berücksichtigt werden, und wird ersucht, diese bestellten Billets bei derselben abholen zu lassen.
Königsstädtisches Theater.
Donnerstag, 25. Nov. Die Wiener in Berlin. Posse mit Ge⸗ sang in 1 Akt, von K. von Holtei, mit theilweise neuen Gesängen. Hierauf: Nichte und Tante, Lustspiel in 1 Akt, von C. A. Görner. Zum Schluß, zum erstenmale: Baron Schultze, Berliner Vaudeville⸗ Posse in 1 Akt, von D. Kalisch. Musik von dem Königlichen Ballet⸗Musik⸗Dirigenten Gährich. 1
Freitag, 25. Nov. Der Weltumsegler wider Willen. Aben⸗ teuerliche Posse mit Gesang, in 4 Bildern, von Räder.
Sonnabend, 26. Nov. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Otello, l Moro di Venezia (Othello, der Mohr von Venedig). Oper in 3 Akten. Musik von Rossini.
Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon 2
ersten Ranges 1 Rthlr. u. s. w.
Sonnabend, den 27. November c., Abends 6 ¾ Uhr, findet in der Sing⸗Akademie die Aufführung des Oratoriums „Elias“ von Felir Mendelssohn⸗Bartholdy zum Besten des Friedrichs⸗Stifts, unter Leitung des Königl. Kapellmeisters Herrn Taubert und gefälliger Mitwirkung von Mitgliedern der Sing⸗Akademie, des Königlichen Dom⸗ Chors und der Königlichen Kapelle, statt.
Die Solo⸗Partieen haben die Königl. Sängerin Dlle. Tuczek, Dlle. Auguste Löwe und die Königl. Sänger Herren Mantius, Krause, Zschiesche und einige Mitglieder der Sing⸗Akademie übernommen.
Billets zu numerirten Sitzplätzen und zur Loge à 1 ½ Rthlr., zu Steh⸗ plätzen, so wie zum Balkon à 1 Rthlr., sind beim Hauswart der Sing⸗ Akademie, Herrn Rietz, zu haben, und behalten die in Folge der früheren Ankündigungen bereits gelösteu ihre Gültigkeit.
Berlin, den 12. November 1847.
Die Direction des Friedrichs⸗Stifts.
8 Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen. Im Selbstverlage der Expedition.
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckeret.
“
2243
zur Allgemeinen Preußischen Zeitung. D Donnersag den 25„ November.
——
Beilage
Deutsche Bundesstaaten. Großherzogthum Baden. Der schwarz⸗ walder Uhrengewerbe⸗Verein. — Vermischtes. . Oesterreichische Monarchie. Prag. Ober⸗Censur⸗Behörde. Frankreich. Schreiben aus Paris. (Gerichtliches Verfahren gegen drei Brüder Lamarque und gegen den Richter Gambon.) Italien. Modena. Erklärung der Regierung in Bezug auf die Be⸗ setzung Fivizzano's. 828 Türkei. Triest. Die Cholera. — Die Mekka⸗Karawane. — Professor Schwarzbach und Graf Mailath. 1 Aegypten. Alexandrien. Einfall in Abyssinien. — Der Pascha von Dschidda. Handels⸗ und Börsen⸗Nachrichten.
Deutsche Bundesstaaten.
Großherzogthum Baden. (Schwäb. Merk.) Vor kurzem hielt der schwarzwalder Uhrengewerbe⸗Verein durch seinen Verwaltungs⸗Rath und Ausschuß eine Versammlung zu Rohrbach; 43 Mitglieder waren anwesend. Es galt die Berathung der Statu⸗ ten; dieselben umfassen die Errichtung von Lagern für Uhren und alles zu diesen Gehörige in den Orten Furtwangen, Neustadt, Try⸗ berg, St. Georgen; Herstellung einer Norm für Waaren und Preise; Unterstützung dürftiger Vereins⸗Mitglieder durch Abnahme ihrer Fa⸗ brikate; größere Arbeitstheilung, Regelung und Schutz des Handels. Die Geldmittel werden beschafft durch eine Actien⸗Gesellschaft, er⸗ richtet auf 25 Jahre, mit Actien von 25 Fl. baar oder in sonstigen Leistungen; die Gelder einer mit dem Vereine verbun⸗ denen Sparkasse für seine Mitglieder werden der allgemeinen Kasse überlassen. Tüchtige Meister werden mit Anfertigung und Auf⸗ stellung von Muster⸗Uhren beauftragt. Alle zur Uhr gehörigen Be⸗ standtheile werden, behufs der Arbeitstheilung, auch einzeln angenom⸗ men und im Lager zusammengesetzt. Eine Schule und Muster⸗ Werkstätte wird damit verbunden. In einer Denkschrift an das Mi⸗ nisterium und die zweite Kammer wird das Ganze dem Schutze und Beistande des Staats empfohlen. Das Uhrengewerbsblatt für den Schwarzwald, in Villingen erscheinend, ist das Organ des Ver⸗ eins. So scheint ein Bedeutendes theils schon geleistet, theils ange⸗ strebt für einen Industriezweig, der, seit 70 Jahren eine reiche Er⸗ werbsquelle für den Schwarzwald, in neuerer Zeit dem Verfall nahe kam und jedenfalls, da er noch gegenwärtig über 6000 Menschen direkt und gewiß eben so viele indirekt beschäftigt, ein gewichtiges allgemeines Interesse in sich schließt.
Der Karlr. Ztg. schreibt man aus Badisch⸗Laufenburg vom 16. November: „Der für die gegenwärtige Jahreszeit unge⸗
wöhnlich niedrige Wasserstand des Rheins gab gestern die Veranlas⸗.
sung, daß zwei hiesige und ein großlaufenburger Schiffer mit einem kleinen, aus der Schweiz kommenden Schiffe, nachdem es ausgeladen war, frei (ohne daß dabei das gewöhnliche Verfahren, das Fahrzeug an Seilen am Ufer über den Fall hinabzulassen, eingehalten wurde) durch den hiesigen Rheinlaufen (Rheinfall) fuhren, was ohne die ge⸗ ringste Beschädigung des Schiffes vor sich ging und als Folge der trefflichen Leitung desselben angesehen werden muß.“ 8
Nach zuverlässigen Mittheilungen soll der Vorschlag des Groß⸗ herzoglichen Justiz⸗Ministeriums, zwei Hofgerichte aufzuheben und statt der Bezirks⸗Strafgerichte Kollegialgerichte erster Instanz für Civil⸗ und Kriminalsachen einzuführen, vom Großherzoglichen Staats⸗ Ministerium genehmigt sein. 5 8 1 1
Die Naturwissenschaften erfreuen sich an der Hochschule in Frei⸗ burg einer besonderen Pflege, seitdem die Lehrkräfte für diese so wich⸗ tigen Fächer durch anerkannt tüchtige Gelehrte ergänzt worden sind. Früchte dieses neuerwachten naturwissenschaftlichen Strebens sind die Errichtung eines mit Beginn des Jahres 1847 ins Leben getretenen mathematisch⸗naturwissenschaftlichen Seminars und die Wiederbelebung der Gesellschaft für Beförderung der Naturwissenschaften, welche am 15. November ihre öffentliche Jahres⸗Versammlung in der Univer⸗ sitäts⸗Aula hielt. Es sind 110 Studirende neu immatrikulirt worden. Da mit Schlusse des Sommer⸗Halbjahrs 54 abgegangen sind, so hat sich also die Hochschule einer Zunahme der Frequenz von 56 Studi⸗ renden zu erfreuen, welche Zahl wohl noch steigen dürfte. Theologen sind zwar nur 15 ins Klerikal⸗Seminar getreten, doch ist Hoffnung
da, daß nach drei Jahren 36—40 Zöglinge das Seminar beziehen
werden.
Oesterreichische Monarchie.
Prag, 10. Nov. (A. Z.) Wie man aus ganz verläßlicher Quelle erfährt, wird in unserem Censurwesen, welches in seinem bis⸗ herigen Charakter rein polizeilicher Natur war, indem es auf einem Komplex einzelner den Censoren von der Censurhofstelle gewordener polizeilicher Instructionen beruhte, eine wesentliche Umgestaltung ein⸗ treten. Es wird nämlich mit nächstem Monat in Wien eine Ober⸗ Censur⸗Behörde eingerichtet, welche gleichsam als zweite Instanz zwischen den einzelnen Censoren und der Censurhofstelle steht, und an die sich der Autor in zweifelhaften Fällen und dort, wo er sich von seinem Censor zu sehr, d. h. mehr als es die bestehenden Vor⸗ schriften gestatten, beschränkt glaubt, als ein in höherer Instanz entscheidendes Gericht wenden kann. Die Ober⸗Censurhofstelle bleibt dann als dritte Instanz bestehen, und somit wäre das Cen⸗ surwesen in seiner äußeren Organisation wie die Rechts⸗Verwal⸗ tung gestaltet, nur daß noch die Basis, eine eigentliche Censur⸗
Gesetzgebung, fehlt. 8 ““ Frankreich “ * Paris, 19. Nov. Ein Prozeß, der in ganz Frankreich großes Aufsehen erregt, wird eben zu Bordeaux und im Departe⸗ ment der Dordogne eingeleitet. Es handelt sich um Verfälschung öffentlicher Urkunden, Wucher, Mißbrauch des Vertrauens und Prel⸗ lerei, begangen von vier öffentlichen Beamten, drei davon Brüder
und einer angesehenen Familie angehörend, die einen neuen traurigen
7
Beitrag zur heutigen Sittengeschichte ihres Vaterlandes liefern. Seit längerer Zeit schon beschuldigte die öffentliche Stimme die drei Brü⸗ der Lamarque, sich eines bis aufs äußerste getriebenen Wuchers mit Gelddarleihen schuldig zu machen. Einer der drei Brüder ist Friedensrichter beim fünften Arrondissement der Stadt Bordeaur, der Andere Arzt und Maire der Stadt Mon⸗ pont im Departement der Dordogne, der Dritte endlich Ergän⸗ zungsrichter am Friedensgerichte der letzteren Stadt. Allgemein be⸗ schuldigte man diese drei Brüder, eine förmliche Association gebildet zu haben, um in Gemeinschaft das ganze umliegende Land durch ihre Erpressungen auszusaugen, und nach dem, was die öffentliche Stimme darüber sagt, scheint es sich nicht blos um Vergehen, sondern um wirkliche Verbrechen zu handeln. Das Vermögen der drei Brüder, von denen zwei verheirathet sind und Kinder haben, war ungetheilt
und beläuft sich, den zuverlässigsten Angaben nach, auf mehrere Mil⸗ lionen. Zahlreiche Beschwerden waren der Justiz zugegangen, seit mehreren Jahren schon war die Instruction des Prozesses gegen die drei Brüder im Gange, und viele Zeugen⸗Aussagen waren aufgenom⸗ men worden. 1
Am 9. November nun verfügten sich der Staats⸗Prokurator und der Instructions⸗Richter von Riberac nach Monpont, und Beide erließen zwei Vorführungsbefehle gegen zwei der Angeschuldigten, den Friedens⸗ Richter und den Arzt, welche sich im Augenblicke zu Bordeaur befanden. Diese Verhaftsbefehle waren an den Staats⸗Prokurator zu Bordeaux geschickt worden, der sie am 10. November vollziehen und die beiden Brüder Lamarque nach Monpont brachte. Dort wurden sie vorläufig in ein Zimmer der Gendarmerie⸗Kaserne gebracht und ihren Wächtern gemessene Befehle ertheilt, sie keinen Augenblick aus dem Gesicht zu verlieren. Am Morgen darauf verlangten und erhielten beide Ver⸗ haftete zwei Tassen Kaffee mit Milch. Etwa eine Stunde nachher bemerkte ihr Wächter, daß der Eine von ihnen, Sylvain Lamarque, Arzt und Maire von Monpont, auf einmal fast ohnmächtig und seine Gesichtsfarbe leichenblaß wurde. Ein Arzt wurde herbeigerufen und erkannte alsbald in den Zügen des Sylvain Lamarque alle Symptome der Vergiftung durch Morphium. Sogleich wurde ein Gegengift bereitet und dem Kranken zum Einnehmen angeboten, der sich aber hartnäckig dessen weigerte. Nun nahm man zur List seine Zuflucht, und diese glückte besser. Der Arzt Fayolle mischte das Gegengift unter Orangenblüthe⸗Wasser, dieses nahm der Kranke und trank es ganz aus. Nach wenigen Miuuten stellte sich einiges Er⸗ brechen ein, ohne daß jedoch noch einige Besserung im Zu⸗ stande des Kranken bemerklich wurde. Beide anwesende Aerzte verpflichteten sich durch einen in die Hände des Instructions⸗Richters abgelegten Eid, Alles aufzubieten, um Sylvain Lamarque's Leben zu retten. Tag und Nacht wachten sie unaufhörlich bei dem Kran⸗ ken und erklärten am 11ten, wenn derselbe am 12ten dem genomme⸗ nen Gifte nicht unterlegen sein werde, so könne er als außer Ge⸗ fahr betrachtet werden. Aber dieser peinliche Tag führte noch zu neuen Begebnissen und Verwickelungen. Die mit der Untersuchung beschäftigten Gerichtspersonen hatten unterdessen noch weitere genaue Nachforschungen angestellt, wonach auch Nikolas Lamarque, Ergän⸗ zungsrichter am Friedensgerichte zu Monpont, so wie der Notar Simon daselbst, als mitangeschuldigt erschienen. Letzterer wurde noch an demselben Abend verhaftet und alle seine Papiere unter Siegel gelegt. Nikolas Lamarque war seit Sonntag, 7. November, schon aus seiner Wohnung verschwunden und konnte erst am 13ten verhaftet werden. Die drei Brüder sind Neffen des verstorbenen Frangois Lamarque, ehemaligen Rathes am Cassationshofe, welcher Mitglied mehrerer gesetzgebenden Versammlungen Frankreichs, auch des National⸗Konvents, gewesen und eines der vier Mitglieder des letzteren war, die damals an die Nord⸗Armee abgesendet wurden, um dort den General Dumouriez verhaften zu lassen. Allein La⸗ marque und seine drei Kollegen, Camus, Quinette und Bournonville, fielen bekanntlich in die Gefangenschaft der Oesterreicher und wurden dann gegen die Herzogin von Angouleme ausgewechselt.
Heute kommt bei dem Cassationshofe in Paris, dessen sämmtliche Kammern sich dazu vereinigen, die Sache des Ergänzungs⸗Richters Gambon am Tribunal erster Instanz zu Cosna zur Verhandlung. Derselbe ist bekanntlich in Folge des früher mitgetheilten Schreibens, das er aus Anlaß des Streits zwischen Radikalen und Dynastikern bei dem zu Cosna beabsichtigten Reform⸗Bankette in seiner Eigen⸗ schaft als erster Secretair des radikalen Fest⸗Comité's veröffentlicht hatte, beschuldigt, sich schwer gegen die ihm als Magistrat obliegen⸗ den Pflichten verfehlt zu haben, und es wird daher in disziplinari⸗ schem Wege gegen ihn vorgeschritten. Die Disziplinar⸗Ge⸗ walt ist in Frankreich noch sehr unbestimmt; das seit nun mehr als vierzig Jahren desfalls verheißene Gesetz läßt noch immer auf sich warten. Wie die Disziplinar ⸗ Gewalt jetzt dem Wesen und der Form nach geübt wird, trägt sie noch ganz den Stempel des Kaiserreichs an sich, mit ihrem Großrichter, der damals eingesetzt worden zu sein schien, um die ganze Magistratur der Dis⸗ ziplin des Feldlagers zu unterwerfen. Nach dem Geiste der Kaiser lichen Gesetze kommt dem Großrichter die ganze Fülle der Diszipli⸗ nargewalt zu, er spricht die Censuren aus über die Richter und läßt sie vor seine Person vorladen. In den wichtigsten Fällen, wenn der Cassationshof als höchstes Gericht einen Richter vor seine Schranken ziehen zu müssen glaubt, muß nach Art. 82 des Senat⸗Konsultes vom 16. Thermidor des Jahres X der Großrichter selbst dabei den Vorsitz führen. Von diesem Rechte machte unter der Restauration der Großsiegelbewahrer Herr von Serres wirklich noch Gebrauch, indem er das Präsidium des Cassationshofes führte in der zu jener Zeit so großes Aufsehen machenden Sache des Herrn Madier de Montjau. Dieser wollte damals die Herren Dupin den Aelteren und Darrien, Advokaten am Cassationshofe, als Vertheidiger sich beigesellen, allein dieses Verlangen wurde ihm vom Cassationshofe wie vom Großsie⸗ gelbewahrer abgeschlagen. Seit 1830 haben die verschiedenen Groß⸗ siegelbewahrer von dem ihnen zustehenden Rechte keinen Gebrauch ge⸗ macht. Bei dem 18- Verfahren dieser Art, im Jahre 1832, kün⸗ dete der damalige Großsiegelbewahrer, Herr Barthe, an, er habe nicht die Absicht, den Vorsitz zu führen. Aber seinem Rechte vergab er nichts, und dieses besteht auch heute noch fort, obgleich wohl auch Herr Hebert schwerlich davon Gebrauch machen wird. Seit 1830 hat man den . im Disziplinar wege vorgeladenen Richtern auch immer gestattet, sich einen Verthei⸗ diger beizugesellen. Indessen ist dieses ebenfalls ein willkürliches, keinesweges gesetzlich begründetes Zugeständniß. Auch in Betreff der Strafen, welche das Cassationsgericht in solchen Fällen verhängen kann, ist nur im Allgemeinen bestimmt, daß es Suspension gegen den betreffenden Richter aussprechen kann; aber es besteht keine bestimmte Schranke für die Dauer dieser Suspension und über das Maximum der Strafe. Der jetzt vorliegende Fall des Herrn Gambon ist der sechste dieser Art, über welchen der Cassationshof seit 1830 zu ent⸗ scheiden hat. Zweimal hat er Suspension und dreimal Censur mit Verweis ausgesprochen. “
Ntalien 8
Modena, 11. Nov. Eine außerordentliche Beilage 144 Mess. Mod. theilt den in der Gazz. di Firenze vom No⸗ vember enthaltenen Artikel über die Besetzung Fivizzano s durch mo⸗ denesische Truppen mit (s. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 322) und fügt nachstehende Bemerkungen der Regierung Sr. Königl. Hoheit
des Herzogs von Modena hinzu: 8 4
8 vhhe eeeans sind verschiedene Umstände mit Still⸗ schweigen übergangen worden, deren Nichterwähnung die Wirkung, welche diese Feigan der etzung bei dem Leser hervorbringen soll, bedeutend ändert. „Die erste dieser Auslassungen besteht darin, daß der wesentliche Um⸗ stand nicht erwähnt wird, daß in keinem der Traktate, kraft deren Fivizzano an Se. Königl. Hoheit den Herzog von Modena abgetreten wird „ stipulirt ist, daß dieses Gebiet demselben von toscanischen Commissairen übergeben werden soll, während eine solche Stipulation für die Gebiete von Barga
—,.—
und Pietrasanta ausdrücklich stattfindet, welche die Regierung Sr. Königl Hoheit des Herzogs von Modena in der That nicht eher besetzte, als bis die stipulirte Uebergabe von einem toscanischen Commissair erfolgt war.
„Wenn daher die Regierung Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Modena die Regierung Sr. Kaiserl. Hoheit des Großherzogs von Toscana zu wiederholten Malen ersuchte, Commissaire zur Uebergabe von Fivizzano und den übrigen Gebieten abzuschicken, so geschah dies aus bloßer Höflich⸗ keit und konnte in keiner Weise als Verzichtleistung auf das eigene Recht, von diesem Gebiete auch ohne Dazwischenkunft solcher Commissaire Besitz zu ergreifen, gedeutet werden.
„Auf jene wiederholten Aufforderungen wurde stets erwiedert, daß man das volle Recht Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Modena anerkenne, daß aber Rücksichten der Klugheit Se. Kaiserl. Hoheit den Großherzog von Toscana abhielten, dem Begehren zu entsprechen, daß man demnach um Aufschub ansuche, und man ging sogar so weit, zu eröffnen, daß zwar die Mittheilungen des Namens des Commissairs und die betreffenden Procla⸗ mationen bereits abgeschickt wären, aber später Jemand nachgeschickt worden sei, um den Ueberbringer einzuholen und zurückzurufen.
„Die Rücksichten der Klugheit, auf welche die Regierung Sr. Kaiserl. Hoheit des Großherzogs sich fortwährend stützte, waren nur zu augenschein⸗ lich die Volksbewegungen, welche in Toscana stattgefunden hatten, und die dort angelangten Deputationen, welche sich für Organe des Volks der Lu⸗ nigiana ausgaben.
„Die Erwägung bei Seite lassend, daß es nur zu bekannt und durch die Erfahrung vieler Länder erwiesen ist, daß dergleichen Vollsbewegungen künstlich erzeugt zu werden pflegen, und daß die Menge, die sich selben an⸗ schließt, sehr wenig davon weiß, um was es sich handelt, und daß solche Deputationen in ähnlicher Weise in Bewegung gesetzt werden, während dem Volke, dessen Vertretung sie sich anmaßen, nichts von dem bekannt ist, was diese Deputationen in seinem Namen vortragen, halten wir uns in dem Falle mit Fivizzano blos an die beiden Betrachtungen, daß, wenn es solchen Volksbewegungen und solchen Deputationen einmal gelungen ist, eine Re⸗ gierung zu verhindern, den Traktaten Genüge zu leisten, dieses Hinderniß nimmermehr aufhöre und es demnach immer schwieriger geworden sein würde, daß der Herzog von Modena zum Besitze von Fivizzano gelange, welches ihm kraft der Traktate zugefallen und seinen Staaten zur Verbin⸗ dung mit dem Herzogthume Massa, dem Fürstenthume Carrara und der estensischen Lunigiana nothwendig ist. Aber hierzu gesellt sich die zweite Be⸗ trachtung, welche darin besteht, daß faktisch die Regierung Sr. Hoheit des Großherzogs von Toscana keinen Gehorsam mehr in Fivizzano fand, wie dies der Bericht des Amtsvoigts von Fivizzano vom 2. November, welcher von der toscanischen Regierung der Regierung von Modena amtlich mit⸗ getheilt und auszugsweise in dem Messagere Modenese vom 190. No⸗ vember eingeschaltet wurde, beweist, und demnach wurde dieses Land durch die Occupation nicht seiner Kaiserl. Hoheit dem Großherzoge, sondern der begonnenen Anarchie entzogen, welche Se. Königl. Hoheit der Herzog von Modena in einem Lande, das nunmehr ihm gehörte, und zum Nachtheile der Bewohner desselben, die seine Unterthanen geworden waren, nicht Fuß fassen lassen konnte. Und dann, weit entfernt zu schweigen, bestand das Kabinet von Modena vielmehr in den Noten vom 14., vom 18., vom 21., vom 30. Oktober und vom 3. November auf seinem Rechte.“
„Der Grund des Durchmarsches der estensischen Truppen am 24. Okto⸗ ber durch das Gebiet von Fivizzano lag darin, daß es, nachdem die Re⸗ gierung Sr. Kaiserl. Hoheit des Großherzogs von Toscana offiziell be⸗ nachrichtigt worden war, daß am 19. Oktober von Seiten der Regierung Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Modena Alles sür die verschiedenen Besitzergreifungen in Bereitschaft sein werde, die für Fivizzano bestimmten Truppen sich an der Gränze auf dem Gipfel des Cerreto gesammelt und man vergebens auf die entsprechenden Anordnungen Sr. Kaiserl. Hoheit des Großherzogs von Toscana, die man damals aus besonderer Rücksicht für denselben noch erwarten zu müssen glaubte, gewartet hatte und die Truppen sich nicht länger mehr in dieser unwirthlichen Stellung halten konnten — nothwendig war, sie, wie gewöhnlich, durch das Gebiet von Fi⸗ vizzano marschiren zu lassen, ohne in die Stadt einzurücken, und die Anmeldung dieses Durchmarsches von Seiten des Kommandanten der Truppe konnte nur kurze Zeit vorher bewerkstelligt werden.
„Die Anzeige, daß Fivizzano am 5. November besetzt werden würde ging durch einen Expressen ab, der in der Nacht vom 3ten auf den 4ten in Florenz hätte eingetroffen sein müssen, und demnach hatte die Regierung Sr. Kaiserl. Hoheit des Großherzogs von Toscana Zeit genug, die Pro⸗ clamationen, die nach ihrer Versicherung schon in Bereitschaft waren, abzu⸗ schicken; aber ein nicht vorauszusehender Zufall hielt den Boten in Bo⸗ logna auf.
„Daß man nur einen kurzen Zeitraum zwischen der Ankündigung der Besitzergreifung und deren Vollziehung stellte, geschah deshalb, damit die 8 Nachricht hiervon sich nicht früher verbreite und Anlaß zu Versuchen des Widerstandes gebe, welche zu verhüten eben so sehr im Interesse der esten⸗ sischen Regierung, als in dem der Regierung von Toscana lag, welche 1 in Fivizzano die Errichtung und Bewaffnung der Bürger⸗Garde verbo⸗ ten hatte. 8 1
„Aus denselben Gründen schrieb der Hauptmann, Graf Guerra, Kom⸗- mandant der estensischen Truppen⸗Kolonne, die nach Fivizzano marschirte, den oben angeführten Brief, der schon nicht mehr von Durchmarsch, wie das vorigemal angekündigt worden war, sprach, sondern ganz einfach den Marsch der Truppen nach jener Richtung anzeigt und den Herrn Amtsvoigt 8 bittet, sie freundlich zu empfangen, d. h. jede Insulte und jeden unnützen Widerstand von Seiten der Bevölkerung zu verhindern, die man als so er- bittert schilderte, was sich späterhin durch die That als falsch zeigte.
„Daß der Brief in diesem Sinne von dem Amtsvoigt verstanden wurde, beweist der Umstand, daß er den Gonfaloniere der Kolonne entgegenschickte, blos zu dem Zwecke, um zu bitten, einigen Aufschub beiv dem Marsch ein⸗ treten zu lassen, damit er Zeit gewinne, die Einwohner zu benachrichtigen und sie zu ermahnen, sich ruhig zu verhalten.
„Dieser Aufschub wurde ihm auch zugestanden; die Kolonne machte so lange Halt, bis der Gonfaloniere wieder aus Fivizzano zurückkam und ver⸗ sicherte, daß die Bevölkerung bei ihrem Einrücken sich ruhig verhalten werde, wie es auch in der That LE11“” — 3
„Wenn dann der Commissair Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Modena, Doktor Carlo Galeotti, dem Gonfaloniere sagte, daß die bei den Regiecerungen vollkommen einverstanden seien, so sagt er die Wahrheit, weil die toscanische Regierung wiederholt und aufs deut lichste erklärt hatte, daß Fivizzano unter die Herrschaft Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Modena kommen solle; wenn er hinzufügte, daß der tos- canische Commissair, derselbe, welcher Gallicano übergeben hatte, wenn
noch nicht eingetroffen, ganz in der Nähe sei, so sagte er gleich⸗ falls die Wahrheit, indem der Advokat Mannini, der zum tos⸗- canischen Commissair behufs der Uebergabe sämmtlicher Gebiete, die unter die Herrschaft Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Modena kom- men sollten, ernannt war, sich unterdessen in Massa befand, wo er erklärt hatte, daß er auch mit der Uebergabe von Fivizzano beauftragt worden sei, und daß nur ein späterer Befehl die Ausführung dieser letzteren suspendirt habe. Besagter Galeotti war vollkommen berechtigt, zu glauben, daß allch in Bezug auf Fivizzano die Regierung Sr. Kaiserl. Hoheit des Großher⸗ zogs von Toscana eben so handeln würde, wie sie hinsichtlich der anderen Gebiete handelte, die vor der Erscheinung des toscanischen Commissairs be-⸗ etzt worden waren. 1“ 8 8 „Der unparteiische Leser dieser Auseinandersetzung der Thatsachen 8 daraus einen ganz anderen Eindruck schöpfen, als der, ist, welchen 8 mitgetheilte Artikel der Gazzetta di Firenze damit erzeugen wollte. TCürhei. h Triest, 15. Nov. (D. A. 3.) Die Cholaig in überhaupt vante allenthalben auf dem Rückzuge begriffen ammen. überall, wo sie auftrat, einen leichten Verlauf geuen Wochen in Da⸗ Ende September brach die große, seit nehn Feierlichkeiten nach maskus lagernde Karawane, unter den d- 95 aus Persern, deren Mekka auf. Sie besteht diesmal vorzugsw