1847 / 331 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

—————— . b . 9 ü e ilc. 8 8 4 8* * 4 8 8 85 S

waff

in Deutschland bekannt gemacht hat.

Oberhaupt des Staates die bestimmte Versicherung ihres unahänder⸗

1 j i lche sie binden, W tet, den Eiden treu zu bleiben, welch bind ncen 2 Eern.Hene. gebunden waren, so wie ihres vollständigen

b Rathes, und genehmigt durch

N F ;,1, 8 Frklärung des Staats⸗ Beitritts zu der Erkläru gben Körpers, kraft deren der Staat von

das V s gesetzgebe 19 5 F .. ee früheren Erklärungen, den zwölf Kantonen, q -, *

s rn Verbündeten und Brüder der Urkantone be⸗ e. 82 2 Nenebs sehnes Kontingents verweigert hat. ꝛet heb- hn, dieser durch ein tiefes Gefühl der Pflicht 22s ehre eingegebenen Weigerung sieht sich der Staat 88 5 8 burg jetzt ernsten Gefahren, ja, selbst Gewaltthätigkeiten 2 so wie sie die Rechte der Souverainetät verletzen, nicht minber seine nationale Existenz, seine Freiheiten und seine theuer⸗ sten Institutionen beeinträchtigen können. . Schwach und vereinzelt wie er ist, wird er die Gefahren ver⸗ meiden und sich den Versuchungen seiner Feinde, außerhalb wie im Innern, entziehen können? Gott allein weiß es; Gott, dessen uner⸗ forschliche Rathschlüsse von den Menschen ohne Murren angenommen werden müssen. Aber ein freies, wenn auch schwaches Volk, hat das unbestreitbare Recht und die heilige Pflicht, gegen den Mißbrauch der Gewalt zu protestiren, und dieses thun vor Gott und vor dem ge⸗ sammten Europa die Vorsteher und Deputirte der obengenannten Vier Bürgerschaften, kraft der Vollmachten, welche ihnen verliehen, und als Stellvertreter ihrer Mitbürger, aus denen die große Mehrzahl des neuenburger Volkes besteht; indem sie auf das feierlichste erklären: daß sie sich gegen jeden Angriff verwahren, der gegen ihre Consti⸗ tution gerichtet, die Frucht der Gewalt und des Zwanges wäre; daß sie Unterthanen des Fürsten bleiben wollen, welchen die Vorsehung ihnen in ihrer Gnade gegeben, so wie dessen erhabenen Hauses, und treu den Eiden, welche sie Ihm geleistet; und daß, was Gott ab⸗ wenden möge! wenn die Bande, welche das neuenburger Volk an seinen König, an seine Regierung, an seine Bürgerschaften und an alle die Einrichtungen binden, welche ihm theuer sind, auf einige Zeit verändert oder zerrissen werden sollten; so werden alle seine Wünsche und seine Bestrebungen dahin gerichtet sein, um sie wieder anzuknü⸗ pfen, so bald sich die Gelegenheit dazu darbietet und die Umstände es gestatten. Uebrigens bereit, alle die Prüfungen und Opfer zu dulden, welche ihre Treue an Pflicht und Ehre ihnen auferlegt, setzen sie ihr gan⸗ zes Vertrauen in die Gerechtigkeit ihrer Sache und auf den göttli⸗

chen Schutz, welchen sie eben so brünstig für sich selbst, als für ihre

schweizerischen Mitverbündeten anslehen. Möchten ihre Biteen und

ihre Gebete die Gefahren und Uebel, welche ihr Vaterland bedrohen, abwenden und demselben Tage des Friedens und des Glücks zurück⸗ geben.

Genehmigt und berathen in der Versammlung der Vorsteher und Deputirten der Vier Bürgerschaften, auf dem Rathhause von Neuen⸗ burg, den 2. November; gezeichnet und mit den resp. Siegeln be⸗ druckt den 9. November Eintausend achthundert und sieben und vier⸗ zig (1847).

5 Für Landeron: Der Ober⸗Bürgermeister

I11“ Girard.

Der Secretaire der Bürgerschaft

Für Neuenburg: Der Ober⸗Bürgermeister (gez.) W. Du Parquiez. Der Seeceretaire des General⸗ (L. S.) (gez.) Quettel. Conseils Für Valendis: (L. S.) (gez.) J. W. Wavre. Der Ober⸗Bürgermeister Für Boudry: (gez.) Fred. L'Eplattenier. Der Ober⸗Bürgermeister er Secretair und Schatzmeister (gez.) C. H. Amiel. der Bürgerschaft Der Stadt⸗Seecretaire (L. S. (gez.) Perrin. (L. S.) (gez.) Louis Bovet.

Deutsche Bundesstaaten. Königreich Hannover. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin von Oranien ist am 26. November von Hannover nach

dem Haag abgereist. 12 g abg

Großherzogthum Baden. (Karlsr. Ztg.) Nach einer General⸗Verfügung des Ministeriums des Innern ist die Cen⸗ sur, für deren Besorgung bisher besondere Censoren aufgestellt wa⸗ ren, an die Bezirks⸗Polizeistellen des Landes übergegangen.

Am 24. November fanden die nachstehenden Wahlen zur Kam⸗ mer der Abgeordneten statt: In Aglasterhausen Böhme, Direktor des evangelischen Ober⸗Kirchen⸗Rathes in Karlsruhe, mit 29 Stimmen gegen 19 (Advokat Junghanns); Heidelberg, für den Land⸗Bezirk Heidelberg, Kaufmann Helmreich mit 30 Stimmen gegen 27; Wein⸗ heim, für Ladenburg⸗Weinheim, Obergerichts⸗Advokat Dr. Hecker zu Mannheim; Hockenheim, für Philippsburg⸗Schwetzingen, Geheimer Rath und Regierungs⸗Direktor Rettig in Karlsruhe, mit 5 gegen 18 Stimmen (Steuererheber Piazolo); Bruchsal, Land⸗Bezirk Bruch⸗ sal, Fabrikbesitzer Herr Speyerer in Heidelberg; Wertheim Regierungs⸗ Rath Schmitt; Lahr Obergerichts⸗Advokat von Soiron in Mann⸗ heim; Offenburg Hofrath Kapp in Heidelberg, mit 31 gegen 1 St.; Gernsbach⸗Baden Arunsperger, 42 gegen 20; Stadt Baden Mini⸗ sterial⸗Nath Weitzel in Karlsruhe, 20 gegen 9; Rastatt Kaufmann Oster, 25 gegen 7; Pforzheim, Stadt (für Gottschalk), Kaufmann

Siegle in Pfoczjheimz Pforzheim, Land⸗Bezirk, Becker, Löwenwirth in Pforzheim, gegen 16 (Thiebaut, Sonnenwirth in Ettlin gen).

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 24. Nov. Vorgestern war großer Empfang beim Fürsten Metternich, dessen Namensfest gestern von seiner Familie ge⸗ feiert wurde. Das ganze diplomatische Corps erschien dabei. Es geht das Gerücht, daß sich Graf Valentin Esterhazy mit der Tochter des Fürsten, der Prinzessin Melania, vermählen werde.

Frankreich.

Pearis, 24. Nov. Nach den letzten Berichten von dem fran⸗ zösischen Geschwader im Mittelmeer befand sich dasselbe, unter den Befehlen des Prinzen von Joinville, am 16ten d. noch immer zu Spezzia. Der Prinz machte häufige Ausflüge an Bord eines Dampf⸗ schiffs nach verschiedenen Gegenden der italienischen Küste, hatte sich aber nicht nach Neapel begeben. Man glaubte zu Toulon, daß das Geschwader bald nach der Rhede von Cannes oder nach den hyeri⸗ schen Inseln zurückkehren werde. Indeß hatten, was damit im Widerspruch zu stehen scheint, am 19ten d. in Toulon noch die Linien⸗ schiffe „Jemappes“ und „Hercule“ auf erhaltenen Befehl nach Ein⸗ nahme von Lebensmitteln für vier Monat sich segelfertig gemacht.

Die Dampffregatte „Labrador“ ist von Algier eingetroffen. Die Briefe, welche sie überbracht hat, sind angefüllt mit Details über den Empfang der Herzogin von Aumale, welche am 11ten in Algier anlangte.

(Allg. Ztg.) Wie man vernimmt, ist die Aufforderung, welche Frankreich an die Großmächte richtete, in der Schweizerfrage ein ge⸗ meinschaftliches Verfahren zu beobachten und zuvörderst eine gemein⸗ schaftliche Erklärung an die Kantonal⸗Regierungen der Schweiz zu er⸗ lassen, am 4ten d. von Paris abgegangen. Zugleich soll dem fran⸗ zösischen Gesandten in der Schweiz der Befehl ertheilt worden sein, mit möglichster Beschleunigung zum Zustandekommen einer Konferenz der fünf Gesandten mitzuwirken und die Expedition jener Erklärung, deren Entwurf in Paris abgefaßt worden, thätigst zu betreiben. Bei der Dringlichkeit der Umstände habe er sich mit der Unterzeichnung von vier oder auch nur drei jener Repräsentanten zu begnügen, indem nicht zu bezweifeln sei, daß die übrigen nachträglich beitreten werden. Die weiteren Maßnahmen nach der Erlassung der beabsichtigten De⸗ claration würden dann von der Konferenz selbst berathen und den re⸗ spektiven Instructionen gemäß beschlossen werden.

(Frkf. O. P. A. Z.) Aus guter Quelle können die Gerüchte hiermit förmlich widerlegt werden, welche in einige Zeitungen aufge⸗ nommen worden sind und darauf hinzielen, die irrthümliche Meinung zu verbreiten und festzustellen, als wäre der beim deutschen Bunde beglaubigte französische Gesandte, Baron von Billing, mit Instruction versehen, um eine Vermittelung in der dänischen Frage herbeizufüh⸗ ren. Diese Gerüchte entbehren eben so sehr aller Wahrheit, als auch einer jeden Wahrscheinlichkeit.

Großbritanien und Irland. G“ London, 23. Nov. Die erste Session des dritten Parlaments der Königin Victoria ist heute im Oberhause durch eine Königliche Kommission mittelst folgender Thron⸗Rede eröffnet worden: „Mylords und Gentlemen!

Ihre Majestät hat uns beauftragt, Ihnen die Ursachen zu er⸗ klären, welche Sie veranlaßt haben, das Parlament in dem gegen⸗ wärtigen Zeitpunkt einzuberufen.

Ihre Majestät hat mit großem Kummer die Bedrängniß bemerkt, welche eine Zeitlang unter den handeltreibenden Klassen obgewaltet hat. Die Verlegenheiten des Handels waren zu einer Zeit durch ein allgemeines Gefühl des Mißtranens und der Bestürzung so sehr ge⸗ steigert worden, daß Ihre Majestät, um das Vertrauen herzustellen, Ihre Minister ermächtigte, den Direktoren der Bank von England eine diesem Zustande der Dinge angemessene Verhaltungsweise anzuempfeh⸗ len. Dieses Verfahren hätte zu einer Verletzung des bestehenden Ge⸗ setzes führen können.

Es gereicht Ihrer Majestät zu großer Befriedigung, Ihnen an⸗ zeigen zu können, daß das Gesetz nicht verletzt worden ist, daß die Besorgniß nachgelassen und der auf der Bank und den Handels⸗ Interessen lastende Druck gemildert ist.

Die reiche Aerndte, womit dieses Land gesegnet ist, hat die Uebel erleichtert, die immer einen Mangel an Beschäftigung in den Fabrik⸗Distrikten begleiten.

Dagegen hat Ihre Majestät die Wiederkehr des drückenden Elen⸗ des in Irland zu beklagen, eine Folge des Ausfalls in dem gewöhn lichen Nahrungsmittel des Volkes.

Ihre Majestät hegt das Vertrauen, daß dieses Elend durch die Anstrengungen, die gemacht werden, um das Gesetz der vorigen Ses⸗ sion wegen Unterstützung der nothleidenden Armen in Kraft zu setzen, wesentlich erleichtert werden wird. Ihre Majestät hat mit Befriedi⸗ gung vernommen, daß mehrere Grundbesitzer die ihnen von der Li⸗ beralität des Parlaments zu Gebote gestellten Mittel zur Verbesse rung ihrer Ländereien benutzt haben.

Ihre Majestät beklagt, daß in einigen Grafschaften Irlands em⸗ pörende Verbrechen verübt worden sind, und daß sich ein Geist der

““

Insubordination kundgegeben hat, der zu einem organisirt lhen⸗ stande gegen gesetzliche Rechte führt. ganisirten Wider

Der Lord⸗Lieutenant hat mit Kraft und Nachdruck die Mittel

angewandt, welche das Gesetz zu seiner Verfügung stellt, ie Ver⸗ brecher zu entdecken und der Wiederholung 72 ö geu. Ihre Majestät hält es indeß für ihre Pflicht gegen die fried⸗ samen, wohlgesinnten Unterthanen, den Beistand des Parla⸗ ments zu fordern behufs Anordnung weiterer Vorkehrungen ge⸗ Verübung von Verbrechen in gewissen Grafschaften Ir⸗ 1 Majestät blickt mit tiefster Besorgniß und Theilnahme auf die gegenwärtige Lage Irlands und empfiehlt der Erwägung des Parlaments Maßregeln, welche, die Rechte des Eigenthums gebüh⸗ renderweise beachtend, den sozialen Zustand des Volkes fördern und jenem Theile des Vereinigten Königreiches zu dauernder Verbesserung dienen mögen.

Ihre Majestät hat mit großer Bekümmerniß den Ausbruch des Bürgerkrieges in der Schweiz gesehen.

Ihre Majestät ist wegen dieses Gegenstandes mit ihren Ver⸗ bündeten in Verhandlung und hat Ihre Bereitwilligkeit erklärt, in Gemeinschaft mit ihnen, Zhren freundschaftlichen Einfluß (her friendly influence) dahin zu verwenden, den Schweizern die Segnungen des Friedens zu sichern. 8

Ihre Majestät rechnet vertrauensvoll auf die Erhaltung des all⸗ gemeinen Friedens in Europa.

Ihre Majestät hat mit der Republik Ecuador einen Vertrag wegen Unterdrückung des Sklavenhandels abgeschlossen. Ihre Ma⸗ jestät hat den Auflrag gegeben, daß der Traktat Ihnen vorgelegt werde.

Gentlemen vom Hause der Gemeinen!

Ihre Majestät hat den Auftrag gegeben, daß die Voran⸗ chläge für das nächste Jahr vorbereitet werden sollen, um Ihnen vorgelegt zu werden. Sie werden mit sorgfältiger Berücksichtigung der Bedürfnisse des öffentlichen Dienstes entworfen werden.

Mylords und Gentlemen!

Ihre Majestät empfiehlt der Erwägung des Parlaments die Gesetze, welche die Schifffahrt des Vereinigten König⸗ reichs reguliren, damit erwogen werde, ob irgend eine Abände⸗ rung angenommen werden kann, welche, ohne unsere Macht zur See zu schwächen, die Handels⸗ und Kolonial⸗Interessen des Reichs zu fördern geeignet ist.

Ihre Majestät hat geruht, einen Commissair zu ernennen, der über die besten Mittel zur Verbesseruug des Gesundheitszustan⸗ des der Hauptstadt berichten soll, und Ihre Ma estät empfiehlt dringend Ihrer ernstlichen Aufmerksamkeit diejenigen Maßregeln, welche, auf den Gesundheitszustand des Volkes im Allgemeinen bezüglich, Ihnen werden vorgelegt werden.

Ihre Majestät hat tiefgefühlte Theilnahme empfunden für die

Leiden, welche die arbeitenden Klassen in den Fabrikdistrikten von Großbritanien und vielen Theilen Irlands heimsuchen; und Ihre Majestät hat mit Bewunderung die große Geduld bemerkt, mit wel⸗ cher diese Leiden im Allgemeinen ertragen worden sind. Der unter den handeltreibenden Klassen vorherrschende Noth⸗ stand hat viele wichtige Zweige der Staats⸗Einnahme beeinträchtigt; aber Ihre Majestät hofft mit Zuversicht, daß die Zeit nicht sehr fern ist, wo unter dem Segen der göttlichen Vorsehung der Handel und Gewerbfleiß des Vereinigten Königreichs seine gewohnte Thätigkeit wieder erlangt haben wird.“

Der Premier⸗Minister und der Schatzkanzler haben an die Gon⸗ verneure der Bank von England ein Schreiben gerichtet, welches, be⸗ gleitet von der gleichzeitigen Herabsetzung des Diskontos der Bank von 8 auf 7 pCt., wohl als der langersehnte Wendepunkt der gegen⸗ wärtigen Handelskrisis betrachtet werden kann. Die Minister zeigen nämlich an, daß die in ihrem Schreiben vom 25. Oktober der Bank anempfohlene Erweiterung ihres Kreditgebens durch Vermehrung der Notenausgabe über die gesetzlichen Schranken hinaus nicht mehr nö⸗ thig sei und die darüber zwischen dem Ministerium und der Bank getroffene Vereinbarung wieder aufgehoben werden könne. Das be⸗ treffende Schreiben, welches der Globe mittheilt, ist vom heutigen Tage datirt und lautet:

„Schreiben des Premier⸗Ministers und des Kanzlers der Schatz⸗ kammer an die Bank⸗Gouverneure. Downing⸗Street, den 23. Nov. Meine Herren! Die Regierung Ihrer Majestät hat mit dem tiefsten Interesse daͤs allmälige Wiederaufleben des Vertrauens in den kom⸗ merziellen Klassen des Landes beobachtet. Es freut sie, glauben zu dürfen, daß das auf ihre Empfehlung von der Bank adoptirte Ver⸗ fahren dazu beigetragen hat, dieses Ergebniß herbeizuführen, ohne daß es doch eine Verletzung des bestehenden Gesetzes zu Wege ge⸗ bracht hat. Aus den Berichten, welche Sie uns mitgetheilt haben, geht hervor, daß die Reserve der Bank von England seit einiger Zeit in stetem Zunehmen begriffen ist und jetzt 5,000,000 Pfd. be⸗ trägt. Diese Zunahme ist großentheils dadurch entstanden, daß aus dem Innern des Landes Noten und gemünztes Geld in die Kassen der Bank zurückgekehrt sind. Das Bullion beträgt mehr als 10,000,000 Pfd., und der Stand der Wechsel⸗Course verspricht einen ferneren

sind vorzüglich gearbeitet, die Stoffe, wie uns scheint, sind nicht leicht besser nachgeahmt. Sonderbar sollte die Uebereinstimmung in dem Loos des ab⸗ gebildeten Mannes und dem des Malers sein; jener verschied wenige Au⸗ genblicke, nachdem der Maler sein Bildniß aufgefaßt, dieser aber drei Jahre später, einige Tage nachdem er Hände, Kleider und das Beiwerk seines

Werkes fertig gemacht hatte. Der frühe Tod dieses Meisters ist in Be⸗ trachtung dessen, was er für die Kunst hätte thun können, sehr zu beklagen. Er hätte vielleicht in Gent eine Schule begründet, in der naturwahre Zeichnung den Ausgangspunkt gebildet hätte, im Gegensatze zu den Uebertreibungen im Kolorit der antwerpener Schule; sein Eiser, unter⸗ stützt von der Munificenz der Stadt, würde eine tüchtige Kunstthätigkeit angeregt und unterhalten haben. Vanderhaert's Charakter war so red⸗ lich und wahr, wie sein Talent natürlich und ungesucht; alle mögliche Sorge verwandte er zum Besten Anderer; er trieb und leitete sie bei der Arbeit durch Nath und Hülfe. Treffend schilderte ihn Herr Rollin, Schöffe der Stadt Gent, indem er ain seinem Grabe sagte: „Daß der letzte Buchstabe den er geschrieben habe, zurci Stunden vor seinem Tode, eine Bittschrift au den König gewesen sei, um die Königliche Freigebigkeit zu Gunsten eines jun⸗ gen Kunstbeflissenen zu gewinnen, der eine gute Anlage an den Tag ge⸗ legt hatte.“ 8 8 Wenden wir uns nun zu der Ueberschau der aus r

Das einzige in jedem Betracht hervorragende eee egecenen Leniaben. hört der eigentlichen Historiengattung an, es ist die Krön ung des 8 drischen Grafen Balduin zum Kaiser des lateinischen Reichs in Konstantinopel (16. Mai 1204), von Gallait, einem in Deutsch⸗ land wohlbekannten Namen. Es scheint, als wenn dieser Meister seine Ar⸗ beiten mit Vorliebe in Gent zur Schau bringe, vielleicht weil er in dieser Stadt, vor etwa 15 Jahren, durch Ausstellung des „Groschen des Kaisers““ wodurch er den ersten Preis davontrug, zuerst die schöne Laufbahn sich er⸗ öffnete, die er seitdem ohne Stillstand verfolgt hat. Ebendaselbst zeigte er

seinen Landsleuten zum erstenmale, vor sechs Jahren, seine „Abdantung

Karl's V.“, ein Werk, das seinen Ramen am meisten verbreitet und auch land b An dem diesjährigen Vorwurf des Malers haftet für den Flanderer und Hennegauer ein besonderes vaterländi⸗

sches Interesse. Das Bild ist im Auftrage König Ludwig Philipp'’s gemacht

und für die Gallerie in Versailles bestimmt. Der demselben zugemessene Raum machte es nöthig, den Figuren nur Lebensgröße zu geben; Grup⸗ pirung und Perspektive des Bildes sind aber so kunstreich, daß diese Ver⸗ kleinerung dem Betrachter nicht merklich wird.

Seinem Gegenstande hat Gallait, wie dem Historienmaler zusteht, die gehörige Bedeutung beigelegt, die Vorstellung ist reich und lebenvoll. Der Künstler mußte die Begebenheit, in freier Reproduction, als Hand⸗ lung, nicht als Ceremonie, wiedergeben; er setzte seinen Gedanken aus verschiedenen zusammenwirkenden Elementen, als Kräften, zusammen, aus denen die Erscheinung werdend hervorgeht. Dasselbe Bestreben, aus seinem Stoff den geschichtlichen Gedankengehalt herauszustellen, erkannte man auch in der „Thronentsagung Karl's V.“, einem Bilde, das in manchen Punkten eine Vergleichung mit der „lateinischen Kaiserkrönung“ zuläßt. Ueber die „Abdankung Karl's V.“, den Schluß einer langen, vergeblich ringenden Herrschaft vorstellend, war Trauer und eine gewisse Starrheit verbreitet; in der „Krönung Balduin's“, dem augenblicklichen Gelingen eines Unternehmens der Kühnheit und Klugheit, herrscht Aufregung, frohlockender Zuruf, Gefühl der Kraft, des Sieges und, wie natürlich, zu viel Zuversicht in die Zukunft. In jenem Stück scheidet der Held aus der Mitte der Ergebenen und Die⸗ ner und läßt den Blick nach vorwärts zweifelhaft; in diesem sehen wir eine Anzahl Heerführer, die Einen aus ihrer Mitte, den Würdigsten oder den Passendsten unter ihres Gleichen, zu ihrem Haupte gemacht haben; da ist Alles von dem Gefühl der That und Ueberlegenheit erfüllt, und in dem Augenblick, der die neue Gewalt begründet, findet die Ahnung eines Wech⸗ sels, eines drohenden Verfalls keinen Naum. Dies ist der Gesammt⸗Ein⸗ druck des Gemäldes; das Nähere und die Beziehung zu der Geschichte des flandrisch⸗byzantinischen Thrones werden wir unten andeuten. L

Das Bild stellt den Moment dar, wo der päpstliche Legat die Krone auf Balduin's Haupt gesetzt hat und ihn mit dem Ausrufe &½! (er ist würdig!) den versammelten Kreuzfahrern und Griechen darstellt. Die Krö⸗ nung geschieht in der Sophienkirche, deren glänzende Pracht, zugleich mit einigen Spuren der bei der Erstürmung Konstantinopels von dem Kreuz⸗ heere selbst in der Kirche verübten Verheerungen, Gallait gewissenhaft vor⸗ gestellt hat. Im Chor der Kirche, links für den Betrachtenden, ist ein mit Purpur und Gold bekleideter Thron errichtet, auf welchem Balduin ruhig,

sest, mit jugendlicher Männlichkeit sitzt, blondhaarig, von regelmäßigen Ge⸗ sichtszügen; seine Haltung ist würdig, ernst, ja nachdenklich, wie die eines Mannes, der von einem Platze Besitz nimmt, den er von nun an behaup⸗ ten will. In dem Kaiserlichen Ornate, wie überhaupt in dem Kostüm, bewährt Gallait gründliches Studium, welches für eine byzantinische Krönung nicht unwichtig ist. Die Form der Krone ist das Stemma, einem Kriegerhelm vergleichbar. Der Kaäiser trägt die purpurnen Halbstiefel, Gewand und Mantel nach byzantinischem Gebrauch, in der Lin⸗ fen den Reichsapfel, in der Rechten das Scepter. Der Legat steht ein we⸗ nig zur Linken des Kaisers, auf den Thronstufen, in einer bedeutsamen Stellung, die Hände ausgebreitet, welche in die Tiefe des Gemäldes hin⸗ einfallen. An der anderen Seite, dem Kaiser zunächst, auf den ersten Stu⸗ fen, steht der Connetable Graf Hugo von St. Pol, mit beiden Händen das Schwert haltend, hinter ihm ein Page mit feiner Gesichtsbildung. Der Abt von Lucelle, in Cisterziensertracht, der Bischof von Troyes, einer der Hauptkämpfer beim Sturm von Konstantinopel, haben ebenfalls ihren Platz zur Rechten des Thrones; desgleichen Andreas von Jür⸗ bise, der einen Drohblick auf einige Griechen wirft, die voll Ingrimm die Ceremonie ansehen; ferner noch ein Bernhardiner⸗Mönch, der Beichtva⸗ ter des Kaisers. Ueber diesen Figuren hängen die Banner von Jerusa⸗ lem, von St. Mareus zu Venedig, die von Hennegau und Flandern; vorn am Throne knieen Chorknaben mit brennenden Rauchbecken. Auf der anderen Seite des Thrones, rechts für den Beschauer, ist die Gruppe be⸗ wegter und mehr vertheilt; einzelne Figuren sind charakteristischer heraus⸗ gestellt; so der bejahrte Graf Ludwig von Blois und Chartres, der bei der Theilung des morgenländischen Reiches Herzog von Nicäa ward; er stützt sich auf sein Schwert, um zu knieen; zur Seite sieht man Neve⸗ lon, Bischof von Soissons; dann Markgraf Bonifaz von Montferrat, Balduin's Nebenbuhler bei der Wahl zum Kaiser, in einer Stellung, die durch äußerliche Unterwerfung den Stolz, Ehrgeiz und Auf⸗ ruhr seines Innern durchscheinen läßt; er war bis dahin Ober⸗Anführer der Kreuzritter gewesen und erhielt nach der Theilung der griechischen Lande das Königreich Thessalonich. Im Vordergrunde ist die Gestalt des beinahe hundertjährigen, fast erblindeten Dandolo, Dogen von Venedig, angebracht, die Linke auf einen Pagen stützend, mit der Rechten mühsam

““

Zufluß von edlen Metallen. Die Kunde von diesen Thatsachen im Publikum ist geeignet, das Vertrauen zu steigern. Unter diesen Um⸗ pandin scheint es der Regierung Ihrer Majestät, daß dem Zwecke, den sie in dem an Sie gerichteten Schreiben vom 25. Oktoher im Auge hatte, vollständig entsprochen worden ist, und daß es unnöthig ist, jenes Schreiben länger in Kraft zu lassen. Unterz.: J. Russell. Charles Wood.“

Die Antwort der beiden Bank⸗Direktoren, der Herren Morris und Prescott, enthält die Bescheinigung des Empfaugs dieses Schrei⸗ bens und damit die Uebereinstimmungs⸗Erklärung mit demselben.

Schweiz.

Tagsatzung. Sitzung vom 23. November, Abends 4 Uhr. (O. P. A. Z.) Nach Beeidigung des genfer Gesandten James Fazy (der als Stellvertreter für Oberst Rilliet eintritt) wurde die Korrespondenz des Ober⸗Befehlshabers über die Capitulation von Zug verhandelt und genehmigt. Der Antrag der Kommission ging nun dahin, mit ungefähr denselben Instructionen, wie bei Freiburg, eidgenössische Repräsentanten in den Kanton Zug zu senden, jedoch nur zwei und mit der Befugniß des Einen, bei Verhinderung des Anderen allein zu wirken. Hoffmann von Rorschach, Großraths⸗ Präsident von St. Gallen, und Statthalter Hegetschweiler aus Zü⸗ rich wurden zu Repräsentanten gewählt. Der vorangehende Beschluß der Absendung war mit 13 ½ Stimmen (Baselstadt stimmte diesesmal mit Baselland) gefaßt worden. Neuenburg und Appenzell Innerrho⸗ den stimmten nicht. In dieser Sitzung wurde Anzeige erstattet von der lithographirt ertheilten heidelberger Adresse an die Tagsatzung und eine andere Adresse verlesen, welche ein vormaliger Patrizier, Herr Beat von Lerber, ein Anhänger der entschieden katholischen Partei, Namens einer Bürger⸗Gesellschaft schon früher eingereicht hatte, die aber im Portefeuille liegen blieb und heute nur auf Ver⸗ langen des thurgauer Gesandten verlesen wurde. Die eidgenössischen Repräsentanten sollen am 25sten früh in Zug eintreffen.

Kanton Bern. Der Direktor des berner Erziehungs⸗Raths (Schneider sen.) hat verordnet, daß die Schulen, deren Lokale nicht zu militairischen Zwecken verwendet werden, ungesäumt wieder eröff⸗ net werden und Lehrer und Schüler mit verdoppeltem Eifer das Versäumte nachholen sollen.

5. spricht jetzt in Bern von einem bevorstehenden Angriff auf Wallis. b

Kanton Zürich. Die sämmtlichen Bürgerwachen des Kan⸗ tons Zürich beliefen sich, nach dem täglichen Bülletin der Eidg. Ztg., am 22. November bereits auf mehr als 11,000 Mann. Oberst⸗ Lieutenant Egg von Winterthur ist gegenwärtig Platz⸗Kommandant von Zürich.

Es sind jetzt alle Brücken über die Reuß und Sihl, welche den Kanton Zug mit den Kantonen Zürich und Aargau verbinden, von den Schwyzern und Urnern zerstört. Die Brücke bei Sins war erst vor wenigen Jahren vom Kanton Zug neu hergestellt worden und soll über 30,000 Fl. gekostet haben.

(Tägl. Büll. der Eidg. Ztg.) Die Division Gmür hat ge⸗ stern (23.) bei Honau, Gislikon und dem Berge bei Roth ernstlichen Widerstand gefunden. Erst nach dritthalbstündigem Kampfe, von Morgens 10 bis Mittags halb 1 Uhr, wurden die Luzerner aus den Positionen bei Honau und Gislikon zurückgedrängt. Wie hier, so auch am Rotherberg blieben indeß die eidgenössischen Truppen Sie⸗ ger. Es soll ein sehr heißer Kampf gewesen sein. Der fürchterliche Kanonendonner, der hier gehört wurde, ließ schon darauf schließen. Aber nach zuverlässigen Berichten aus der Nähe des Kampfplatzes soll die Tapferkeit und der Muth der eidgenössischen Trup⸗ pen in der That sich bewährt haben. Zweimal mußte ge⸗ gen den Rotherberg angestürmt werden; erst das letztemal aber gelang es, bei der Kapelle Mariahilf auf der Anhöhe Posten zu fassen. Die Luzerner zogen sich geregelt zurück bis zu dem einzeln stehenden Hause auf dem Berg. Aber auch diesen Punkt erstürmten, immer vorwärts drängend, die eidgenössischen Truppen. Freilich kam hierbei jenes Haus in Brand. Eben so kühnen Widerstand haben die Luzerner bei Honau und Gislikon geleistet. Immerhin hatte der ge⸗ strige Kampf für den Feldzug gegen Luzern die entscheidensten Re⸗ sultate. Wir dürfen nun im Laufe des heutigen oder doch des nächsten Tages der Uebergabe Luzerns gewärtig sein. Daß auch die Luzerner jene Positionen für höchst wichtig hielten, scheint sich aus der Anwesenheit des Ammannschen „Rächer⸗ Corps“ auf dem Rotherberg zu ergeben. Aber Hülfe für „Freund und Feind“ bietet die eidgenössische Ambulance, daher wurde auch einigen Verwundeten jenes „Rächer⸗Corps“ sorgfältige Hülfe zu Theil. Die Brigade Isler war dazu bestimmt, die Höhe von Küß⸗ nacht zu erreichen, und rückte zu diesem Zweck gegen Buonas und Meyerskappel, während die Brigade Ritter, zu den Truppen der Di⸗ vision Ziegler stoßend, gegen Honau und Gislikon vordrang. Die erste Brigade stieß bei Meyerskappel auf den Feind, der mit Ge⸗ birgsmörsern versehen war, und warf ihn, wenn auch mit etwelchem Verluste, nach ziemlich kurzer Zeit, so daß von 11 Uhr Vormittags an auf Seite dieser Brigade keine Schüsse mehr fielen bis Abends

etwa halb fünf Uhr, zu welcher Zeit vereinzelte Kanonenschüsse,

2267

aber aus weiterer Entfernung, als Meyerskappel, gehört wurden. Wie

weit diese Brigade vorrückte, ist nicht bekannt. Bei einbrechender Nacht stießen, die Reuß überschreitend, sieben Bataillone von der Di⸗ vision Ziegler zur Brigade Ritter. In Honau, Gislikon und auf dem Rotherberg geriethen mehrere Häuser in Brand. Nach zuver⸗ lässigen Berichten haben gestern thurgauer, St. galler und glarner Truppen auch die March besetzt. 1

(Frkf. J.) Am 23. November Vormittags 9 Uhr wurde von der Division Gmür und der Brigade König, von der Division Ziegler, von Hunenberg und Cham aus die Stellung der Sonderbündler beim rothen Kreuz angegriffen, von wo aus der Feind nach Honau und sodann nach zweistündigem Kampfe nach Gisikon zurückgeworfen ward, während 4 Bataillone den Rothenberg stürmten, auf dessen Gipfel bei St. Michel 2 Bataillone Feinde sich bis in die Nacht behaupte⸗ ten. Zugleich griff das Bataillon Brunner an der Spitze der Bri⸗ gade Isler über Meiers und Kappel die Schwyzer an der Landenge des Kiemens an und drang gegen Immensee, Küßnach und Udligen⸗ schweil vor. Es befinden sich die Batterieen Scheller, die von Basel und eine St. Galler Haubitz⸗Batterie bei dieser die Stellung des Feindes umgehenden Brigade. Wie weit über Gisikon hinaus die Truppen gedrungen, ist ungewiß; wohl aber war um halb 4 Uhr die Division Ziegler im Besitz von Roth. Die Division Ziegler hatte den Angriff auf Honau des Vormittags schwach unterstützt; dann aber griff fie zwischen 1 und 2 Uhr die Brücke von Gisikon in der Fronte an und ließ 7 Bataillone Infanterie und Kavallerie unter⸗ halb Gisikon über die Schiffbrücke marschiren. Um 4 Uhr brannte es jenseits Roth; über Gisikon, auf dem Rothenberg in Honau, sind Häuser, aus denen geschossen worden war, in Rauch aufgegangen. Das Bataillon Fäsi litt zwischen Honau und Gisikon. Ein Bataillon Thur⸗ gauer (Kappeler) ward von Gisikon durch Kartätschen zurückgewor⸗ fen; das Bataillon Brunner verlor einige Todte beim Angriff auf Meyers, Kappel und den Kiemen; die Appenzeller verloren am Ro⸗ thenberg viele Leute, ihr Oberst Länziger ward früh verwundet, Haupt⸗ mann Leemann von Stäfa ist todt; Hauptmann Frauenfelde zweimal schwer verwundet. Viele Sonderbündler⸗Soldaten und Landstürmer wurden gefangen und die Verwundeten nach Cham geführt. Von Zug aus ward ein Detaschement gegen Arth hin entsendet; eben so eines über Aegeri, um den Rücken der den Feind umgehenden Bri⸗ gade Joler zu decken. 3

So eben langt ein Bericht an, daß die March sich am 23sten Nachmittag ergeben hat, somit ist der äußerste linke Flügel frei, und es werden uun Truppen von demselben nach Graubündten und Tessin entsendet werden können.

Dekan Konrad Vögelin in Benten, der Verfasser einer Schwei⸗ zergeschichte und Herausgeber eines historischen Atlasses der Schweiz, wovon bereits 10 Blätter erschienen sind, ist nach längerer Krankheit

8113 813-

Kanton Aargau. (Frkf. Bl.) Am 22. November Vor⸗ mittags um 10 Uhr marschirten 2 Bataillone Berner, 1 Batterie Solothurner, 1 Batterie Basellandschäftler und die aargauische Bat⸗ terie Schmiedli von Reinach ab gegen die Gränze des Kantons Lu⸗ zern. In Menzikon kam Contreordre, worauf 2 Compagnieen basel⸗ landschaftler Reserve, 1 Compagnie aargauer Scharfschützen, die Bat⸗ terie Schmiedli und Kavallerie (sämmtlich zur Division Donats ge⸗ hörig) um 11 die luzerner Gränze überschritten und die Richtung gegen Münster einschlugen. Voran die Landschäftler, ward behutsam und sehr vorsichtig der Einmarsch veraustaltet. Sehr viele Einwoh⸗ ner von Aarau schlossen sich neugierig dem Zuge an. Eine noch ansehnlichere Schaar Luzerner, die Befreier Dr. Steiger's, dienen als Führer, mit dem Verlangen, ihre Heimat wiederzusehen. Den Trup⸗ pen kam weder Freund noch Feind entgegen; die Straßen waren öde und verwüstet, die Felder der Obstbäume mehr oder weniger beraubt und diese zu Verhauen verwendet, eine Beute, welche sich die Bewoh⸗ ner von Menzikon ohne Verzug zu eigen machten. Mehrere Minen fanden sich bei genauer Untersuchung leer, also nur zum Schein an⸗ gelegt. Drei Landstürmer, die man gewahrte, wurden sofort einge⸗ holt. Kurz darauf bekam man die Schanzwerke bei Münster zu Ge⸗ sicht. Die Basellandschäftler rekognoszirten sie im Anfang behutsam und nahmen, als sie dieselben leer fanden, Besitz davon. Vom Feinde war auch hier nichts zu sehen. Nun geschah der Anmarsch gegen den Flecken selbst, um 3 Uhr Nachmittags. Den Truppen entgegen kam eine Schaar von 18 bis 20 Mann, an deren Spitze der liberale Dr. Wolff mit einer weißen Friedensfahne. Vereinigt mit diesen Männern geschah der Einzug in den Ort. Die Häuser waren nur noch von Weibern, Kindern und Greisen bewohnt; streitfähige Män⸗ ner traf man spärlich an. Aus manchem Fenster wehte den Bun⸗ destruppen ein eidgenössisches Fähnchen entgegen. Die Nacht wurde in Münster geruht; am nächsten Morgen sollte es gegen das noch 4 Stunden entfernte Luzern gehen. Andere Corps der eidgenössischen Truppen hatten im Laufe des 22sten von Sursee, Dagmersellen, Reiden und Hitzkirch Besitz genommen. (S. Aargaun im gestr. Blatt.) In Sursee scheinen die Bundes⸗Truppen Widerstand gefunden zu haben; starker Kanonendonner, den man am 22sten Mittags in Aarau von daher vernahm, ließ dies allgemein vermuthen. In der Richtung von Büren ward um 2 ½ Uhr Nachmittags eine starke

Feuersbrunst bemerkbar. Auch von Huttwyl her wurde in Aarau am 22sten um die Mittagszeit Kanonendonner vernommen. Der Divi⸗ sionair Burckhardt sollte mit seiner Brigade bei Ettiswyl (gleichwie beim zweiten Freischaarenzug beide Abtheilungen von Zofingen und Huttwyl dort zusammenkamen) zu der des Oberst Bontems stoßen. In Zofingen, von wo die Burckhardtsche Brigade ihren Marsch an⸗ getreten, hörte man am 22sten in weiter Entfernung die Signal⸗ schüsse, aber noch keine Sturmglocken. Divisionair Donats mar⸗ schirte, über Münster und das Surenthal hinauf, Sursee zu, Divisionair Ziegler durchs Frei⸗Amt und Hitzkircherthal, wo Reserve nachrücken sollte; Divisionair Gmür ist in den Kan⸗ ton Zug eingebrochen. Auf den Nachmittag und Abend wur⸗ den am 22sten in Zofingen noch viel nachziehende Truppen mit Park erwartet; eben so die Kavallerie. Die erste Linie ist: Zell, Ettiswyl, Sursee, Münster und vermuthlich Hochdorf und hinüber ins Freien⸗ amt. Nachzügler eilen ihrem Corps nach, zu Fuß und zu Pferd, durch allerlei Hindernisse und Geschäfte verspätet. Wie vorher kein Meusch auf den Straßen zu sehen war, so wallen jetzt ganze Züge ins Luzernergebiet, um Neuigkeiten daher zu vernehmen, denn sogleich wird ein schneller Staffettendienst durch die zahlreiche Kavallerie be⸗ sorgt werden. Die Anzahl der Geschütze, die auf der luzerner und zuger Gränze stehen, beträgt angeblich etwa 130 Feuerschlünde, dar⸗ unter 20 Zwölfpfünder Kanonen und 12 Vierundzwanzigpfünder Haubitzen. Rechts von Dietwyl auf der Anhöhe gegen Ballwyl sol⸗ len durch das Bataillon Ginsberg drei wohlanlegte Minen zerstört worden sein.

Kanton Basel. (Basl. Z.) Mehrere angesehene Familien aus Freiburg, deren Eigenthum theilweise der Zerstörung durch eid⸗ genössische Truppen ausgesetzt war, haben sich nach unserer e

zurückgezogen. *

Kanton Appenzell A. Nh. Am 19. November hat die

Auswechselung von zwei appenzeller Soldaten, die, auf ihren Posten zu Wollrau zu weit vorgerückt, gefangen genommen wurden, gegen zwei schwyzer Landwehrmänner stattgefunden.

Kanton St. Gallen. (Thurg. Ztg.) In mehreren Gegenden des Kantons soll die Gährung noch fortdauern. Von Alt⸗ stätten aus fand eine große Wallfahrt unter auffallenden Erscheinun⸗ gen außer dem Kanton, nach dem österreichischen Rankweyl, statt. Der Kleine Rath hat Herrn Dr. Weder als Commissair ins Oberrhein⸗ Thal abgesendet.

Kanton Graubündten. (Allg. Z.) Von Chur ist am 21. November Morgens das zweite Bataillon mit Wagen abgegan⸗ gen; dasselbe trifft Abends in Splügen ein. Nachmittags sind aus dieser Stadt 50 freiwillige Schützen beeidigt worden, die am 22sten mit anderen, im Ganzen zwei starke Compagnieen, nach Tessin ab⸗ gehen. Am 22sten Abends erwartet man die Brigade Müller (St. Galler und Thurgauer), die ebenfalls nach Tessin bestimmt ist. Laut Beschluß der Standes⸗Kommission vom 20sten werden nun vier Ba⸗ taillone Landwehr etwa 3000 Mann aus evangelischen und paritätischen Landestheilen aufgeboten, organisirt und marschfertig ge⸗ halten. Ganz unrichtig ist die Nachricht, daß der Splügen durch die Oesterreicher gesperrt sei. Im Gegentheil ist auf unserer Route dermalen der Personen⸗ und Wagenverkehr sehr bedeutend, indem der konkurrirende Gotthardt natürlich gänzlich gesperrt ist.

Kanton Tessin. (Frkf. Bl.) Der Staats⸗Rath hat eine Militair⸗Kommission niedergesetzt. Man fängt an, die Mangelhaftig⸗ keit der hiesigen Militair⸗Organisation einzusehen, und fühlt, daß die Bataillone, die man improvisirt, wenn es noth thut, nicht die besten sind.

Nach dem Republikano werden die gefangenen Tessiner gut behandelt. Einer derselben, Dr. Galli, konnte entweichen.

Kanton Luzern. (Frkf. Bl.) Am 24. November früh erschienen vor Divisionair Ziegler zwei Gesandte aus Luzern, Capi⸗ tulation anzutragen. Ziegler wies dieselben an Dufour, der keine Capitulation annahm, vielmehr unbedingte Unterwerfung forderte. Sie erfolgte (um 10 Uhr Morgens). marsch der eidgenössischen Truppen in Luzern statt. Schwyzer und Urterwaldener hatten sich nach ihren Kantonen zurück- gezogen. Auch die Führer der in Luzern herrschenden Partei hatten die Stadt schon verlassen. Ohne großes Blutvergießen ist es leider nicht ab⸗

gegangen. Der Uebergabe der Stadt ging ein bedeutendes Gefecht,

welches sehr blutig war, voran. Stundenlang zitterte der Erdboden unter dem Donner des Geschützes. Aarau hat bei Gisikon viele und wackere seiner Bürger verloren. Oberst Ziegler ist verwundet.

Ein Bülletin der Berner Zeitung, das am 24. November, Nachmittags 3 Uhr, herauskam, lautete:

„Bern, 24. Nov. So eben langt die Nachricht an, daß die eidge⸗ nössischen Truppen die Gislikon⸗Brücke und die Höhen von Roth in der Nähe von Luzern nach einem hartnäckigen Kampfe eingenommen und eine Abtheilung der sonderbündlerischen Truppen zu Gefangenen gemacht haben. Ueber den Hergang erhalten wir von einem zuverlässigen Augenzeugen folgende Berichte: Montag, den 22sten, zog sich die ganze Division Ziegler in dem Zipfel des Freienamts gegen Kleindietwol zu zusammen, so daß diese Gegend im eigentlichen Sinne des Wortes mit Truppen vollgepfropft

ein Zeichen der Huldigung ausführend, in gelbem Mantel, mit phrogischer Mütze. Mit Recht hat der Maler diesen unermüdlichen und klugen Führer der Kreuzflotte so in den Vordergrund geführt, daß seine Figur sich voll⸗ kommen entfalten kann; denn unter den Handelnden und Berathern des Unternehmens war er der Erste; seit der Abfahrt von Venedig bis zur Er⸗ oberung und Vertheilung des griechischen Reiches ging von ihm die Trieb⸗ feder und Entscheidung aus. Ferner sind zu nennen: der weißbärtige Gott⸗ fried von Villehardouin, tapfer und besonnen, einer der ergebensten Großen des lateinischen Reiches, als Marschall von Romanien, serner Co⸗ non von Bethünes, das Purpurkissen tragend, worauf dem Patriarchen die Insignien vorlagen; er war, wie der Vorige, eine Hauptstütze des Thro⸗ nes und Chronist; weiterhin: Jakob von Avesnes aus dem Hennegau, hoch heraustretend, einem Kriegsgefährten die Hand reichend; ferner Hein⸗ rich, Bruder des Kaisers, die Rechte gegen den Thron ausstreckend, mild

und verständig von Ansehen, jung und blond. Diese Figur hätte merklicher

hervorgehoben werden können, da Heinrich bald, als Balduin's Nachfolger, große Regententugenden bewährte und er eigentlich der einzige bedeutende Inhaber des lateinischen Thrones gewesen ist. Gottfried von Join⸗ ville, in weißem Obergewand, jugendlich, in einer enthusiastischen Haltung, 9 dem ruhigen Heinrich und dem alten Dandolo wohl ange⸗ bracht.

In den Hauptfiguren, welche um den Kaiser versammelt sind, zeigt der

Künstler ein genaues Eingehen auf die Geschichte und eine einsichtige Be⸗

nutzung derselben zu seinem Zübeck. Die Einheit der durch jene Personen erscheinenden Handlung ist klar: Triumph und Huldigung, dargebracht von Männern, die den Sieg, den sie jetzt krönen, selbst errungen haben. Der

übrige Raum des Bildes enthält die Nebenhandlung. Gut erfunden sind

zunaͤchst zwei Gruppen, einen passenden Gegensatz des Gefühls ausdrückend; sie sind unter dem Balkon angebracht, b 12 Thron Ügecann mit Spielleuten besetzt ist, die eben ihre Hörner lant schmettern lassen. Aus dem Volk tritt eine Frau hervor, knieend, mit losem Haar, ein Kind auf dem linken Arm; dies ist eine der anziehenden Figuren, für welche Gallait immer einen Platz auf seiner Leinwand findet; neben derselben behe 4 M c. cj düch sehnige Gestalt, zwar pilgerhaft anzusehen, aber nicht iger räuberähnlich, ein Abendländer, der mit Grund si Füehs u““ j der mit Gund sich des Schau

C1ä1*“ 8 8 8

spiels erfreut, das vor seinen Augen vorgeht. Anders ist es mit einer griechischen Familie, nahebei. Hier ist eine Frau, das Unglück ihres Vaterlandes beweinend; der Mann und der alte Vater scheinen der für sie niederschlagenden Ceremonie mit Entwürfen der Rache beizuwohnen. Stumme Unterwerfung spiegelt sich in den Gesichtern der vornehmen Griechen, deren Versammlung, von der Haupthandlung in der Mitte abgesondert, sich gedrängt und unbewegt hält. Weiterhin zur Rechten sieht man fungi⸗ rende Priester. Auf der entgegengesetzten Seite des Bildes, hart am Thron, in den Falten des Vorhangs selbst, finden sich zwei oder drei Ge⸗ sichter, mit finsterer, unglückbringender Miene, vielleicht heimliche Verschwörer gegen die neue Fremdherrschaft. Dies führt uns noch auf einen Punkt, die Composition im Ganzen betreffend. 8

Der Gegensatz zu der Haupthandlung, der noch verhaltene Aufruhr unter den gedemüthigten Griechen, auch die leicht entzündliche Uneinigkeit unter den Lateinern selbst, durfte in diesem Ganzen nicht fehlen. Balduin's Reich war wie eine Schattengestalt; Andere, als der Inhaber, sollten von der Errichtung desselben Nutzen ziehen. Der Maler hätte dem lauernden Aufstande die häßlichste Gestalt des Verraths, der Schwäche und innerer Zerwürfnisse geben können; historisch betrachtet, hätte dieser Gegensatz selbst so verstärkt werden müssen, daß der baldige Verfall der gewaltsam eben errichteten und durchaus nicht fest gegründeten Herrschaft daraus hätte vorausgeahnt werden können. Die Scene wäre mehr bpzantinisch geworden, wenn die Unhaltbarkeit, die aus dem unbewältigten Widerstreit selbstsüchtiger Mächte entsteht, mehr wäre versinnlicht worden. Ungestüm und ohne Boden erhoben sich die Herrschaften der Kreuzzüge, sie waren die Geburt der hef⸗ tigen und vorüberrauschenden Kraftregungen, der Schwärmerei und der Be⸗ gierde. Auf formale Weise hat jedoch Gallait diesen der Geschichte ent⸗ sließenden Anforderungen genügt, durch die Aufregung nämlich und den Tumult, womit die ganze Handlung vor sich geht.

Blicken wir noch auf die rein künstlerische Anordnung im Großen hin, so erkennen wir in den Massen eine schöne Klarheit, viel Luft und freien Raum auf dem Bilde. Die einzelnen Gruppen sind gut geordnet und unterschieden, sie bewegen sich, ohne sich zu stören; die Mittelgruppe der Krieger und Bischöfe trennt sich bestimmt und augenfällig von dem Volke ab, um als Haupt⸗Versammlung, die den Kaiser zu seiner Würde

IHITW henee naßsn

8

erhebt, sich auszuzeichnen. Mannigfaltig sind die den einzelnen Personen

zugetheilten Stellungen, es ist Bewegung und Zusammenhalt in dieser

Schaar, wodurch der Maler eine große Schwierigkeit überwunden hat,

lich die, aus einer Ceremonie eine Handlung zu machen. Auch hat es der Maler verstanden, einzelne Figuren in gegensätzliche Bewegung zu der Masse der übrigen zu bringen, ohne daß sie dadurch aus dem Ganzen her⸗ ausfallen oder durch harte und zerrissene Linien das Auge beleidigen. Durch dieses Kunstmittel ist jene Aufregung, jener Tumult in die Scene gekommen, der in der Begebenheit selbst, wie oben gesagt, gefordert wurde, ja eine gewisse Unordnung, die, ohne zu stören, solche Vorgänge nur besser versinnlicht, und hierin besteht wohl einer der eigenthümlichsten Vorzüge in Gallait's Composition. In dieser Hinsicht giebt sich sein Talent hier von einer neuen Seite zu erkennen; er hat schon öfter Darstellungen eines ruhigeren Gefühls gegeben; diesmal hat er sich in einer Weise versucht, für welche in seinem Vaterlande Rubens als der größte Meister gilt, und es ist ihm mit diesem Gemälde, das gegen hundert Figuren begreift, gelungen. 8

Leicht und von einem herrlichen Pinselstrich ist die technische Aus⸗ führung, man wird an die große Manier des Paul Veronese und Tintoret erinnert. Der Schnitt der Gesichter ist glücklich getroffen, voll Abwechselung und in gutem Geschmack. Glänzend und kräästig ist die Farbe und, wie schon angedeutet, das Helldunkel zu erfreulicher Klarheit verarbeitet. Durch die innige Verbindung und Beziehung der Theile auf einander steht die „Krönung Balduin's“ uͤber der „Abdankung Karl s V.“, in welchem letzteren Stück die rechte Seite des Bildes nicht gut zusammen⸗ hielt. Im Detail ist es nicht so durchgearbeitet, wie das früͤhere v. in welchem die einzelnen Theile schärfer gezeichnet erschienen. g- kesch nisch betrachtet, finden wir Gallait auf einem neuen Wege, Wergung mit der „Abdankung Karl's V.“; er legt diesmal vorzüglich iese Arbeit in das Ganze. Bei der kurzen Zeit, welche der Malen, fus. Monat enommen hat, konnte es nicht wohl anders sein; das Ie auf der Kiovember 1840 angefangen und hat weniger als neun N

Staffelei gestanden.

8

Um 12 Uhr fand der Ein- Die Urner,